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Full text of "Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur"

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TEXTE  UND  IMEBSUCKUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARGHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HARtfACK  und  CARL  SCHMIDT 

DRITTE  REIHE  SECHSTER  BAND 

DER  GANZEN  REIHE  XXXV 1.  KAM» 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLÜ  v- 
1913 


INHALT  DES  6.  BANDES  DER  DRITTEN  REIHE 

(DER  GANZEN  REIHE  XXXVI.  BAND) 


Vogels,  H.  Joseph,  Die  Harmonistik  im  Evangelientext  des  Codex 
Cantabrigiensis.  Ein  Beitrag  zur  neutestamentlichen  Text- 
kritik.    IV,  119  S.     1910. 

Schermann,  Theodor,  Der  liturgische  Papyrus  von  Der-Balyzeh. 

Eine  Abendmahlsliturgie  des  Ostermorgens.     VI,  45  S.     1910. 
Holl,    Karl,   Die   handschriftliche   Überlieferang    des   Epiphanius 

(Ancoratus  und  Panarion).     IV,  98  S.     1910. 

Jordan,  Hermann,  Armenische  Irenaeusfragmente.  Mit  deutscher 
Übersetzung  nach  Dr.  W.  Lüdtke.  Zum  Teil  erstmalig  her- 
ausgegeben und  untersucht.     IX,  222  S.     1913. 

Heikel,  Ivar  A.,  Kritische  Beiträge  zu  den  Constantin-Schriften 
des  Eusebius  (Eusebius  Werke  Band  I).    III,  100  S.     1911. 


Heft  la 

Heftlb 
Heft  2 

Heft  3 

Heft  4 


DIE 

HARMONISTIK  IM  EYANGELIENTEXT 

DES 

CODEX  CANTABRIGIENSIS 

EIN  BEITRAG  ZUR  NEUTESTAMESTLICHEN  TEXTKRITIK 

VON 

Dr.  theol.  HEINRICH  JOSEPH  VOGELS 

RELIGIOXS-  UND  OBERLEHRER 


§1 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sciie  BUCHHANDLUNG 
1910 


Verlag  der  J.  C.  HINRICHS 'sehen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN  ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN   LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  GRIECHISCHEN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

DER  ERSTEN  DREI  JAHRHUNDERTE 

Begründet  von  0.  von  Gebhardt  und  A.  Harnack. 


Inhalt  der  Dritten  Reihe  =  Bd.  31  u.  ff. 
Neueste  Hefte: 

Vogels,  H.  J.:  Harmonistik  im  Evangelientext 
des  Codex  Cantabrigiensis.  Ein  Beitrag  zur 
neutestamentl.  Textkritik.  IV,  119  S.  1910. 
(Bd.  36,  la)  M.  4  — 

Ein  Jüd.-Christl.  Psalmbuch  aus  dem  ersten  Jahrb. 

[Tbe  ödes  of Solomon,  now  first  pu- 

blished  from  tbe  Syriac  version  by  J.  Rendel 
Harris,  1909.]  Aus  dem  Syr.  übers,  von  Job. 
Flemming,  bearb.  u.  hrsg.  v.  Adolf  Harnack. 
VII,  134  S.  1910.  (Bd.  35,  4)   M.  4.50 ;  geb.  M.  5.50 

Weiss,  B. :  Der  Hebräerbrief  in  zeitgescbichtl. 
Beleuchtg.  II,  110  S.   1910.  (Bd.  35,  3)  M.  3.50 

Irenaeus'  gegen  die  Häretiker.  "Elv/xoc,  xal  «w- 

tqo71>]   Tfjjs  ipevduvv fiov  '/vmasinq.    BuCb  IV  U.  V  1H 

armenischer  Version  entdeckt  von  Lic.  Dr. 
Karapet  Ter-Mekerttschian.  Herausgeg.  von 
Lic.  Dr.  Erwand  Ter-Minassiantz.  VIII,  264  S. 
1910.    (Bd.  35,2)  M.  10  — 

Koch,  Hugo:  Cyprian  und  der  römische  Primat. 
Eine  kireben-u.  dogmengeschichtliche  Studie. 
IV,  174  S.  1910.  (Bd.  35, 1)  M.  5.50  ;  geb.  M.  6.50 


Bidez,  Joseph:  La  tradition  manuscrite  de 
Sozomene  et  la  tripartite  de  Theodore  le 
Lecteur.    IV,  96  S.    (Bd.  32,2  b)  M.  4  — 

Bonwetsch,  G.  N.:  Die  unter  Hippolyts  Namen 
überlieferte  Schrift  über  den  Glauben.  Nach 
einer  Übersetzung  der  in  einer  Scbatberder 
Handschrift  vorliegenden  georgischen  Ver- 
sion. 36  S.  —  Koch,  H.:  Vincenz  von  Lerin 
und  Gennadius.  Ein  Beitrag  zur  Literatur- 
geschichte des  Semipelagianismus.  22  S.  — 
Koch,  H.:  Virgines  Christi.  Die  Gelübde  der 
gottgeweihten  Jungfrauen  in  den  ersten  drei 
Jahrhunderten.  54 S.  1907.  (Bd.  31,  2)  M.  3.50 

Dombart,  B.:  Zur  Textgeschichte  der  Civitas  Dei 
Augustins  seit  dem  Entstehen  der  ersten 
Drucke.  IV,  56  S.  1908.  (Bd.  32,  2  a)    M.  2 — 

Haase,  Felix:  Zar  bardesanischen  Gnosis.  Lite- 
rarkritische  u.  dogmengeschichtliche  Unter- 
suchungen. III,  98  S.  1910.   (Bd.  34,4)  M.  3  — 

Hautsch,  Ernst:  Die  Evangelienzitate  des  Ori- 
genes.     IV,  169  S.  1909.    (Bd.  34,  2a)    M.  5.50 

Hellmann,  S.:  Pseudo-Cyprianus  de  XII  abusi- 
vis  saeculi.  IV,  62  S.  —  Sickenberger,  J.:  Frag- 
mente derHomilien  des  CyrillvonAlexandrien 
zumLukasevangelium.46S.'09.(Bd.34,l)  M.  3.50 

Irenäus,  des  hl.,  Schrift  zum  Erweise  der  apo- 
stolischen Verkündigung.  El$  Inläsi^tv  tov 
utiootoIixoZ  xt]Q  !yfiaT0i,  In  armenischer  Version 
entdeckt,  hrsg.  und  ins  Deutsche  übersetzt 
von  Licc.  Dr.  Karapet  Ter-Mekerttschian  und 
Erwand  Ter-Minassiantz.  Mit  einem  Nach- 
wort und  Anmerkungen  von  Ad.  Harnack. 
VIII,  69  u.  68  S.  1907.  (Bd.  31,1)  M.  6  — 

Lietzmann,  Hans:  Das  Leben  des  heiligen  Symeon 
Stylites.  In  Gemeinsch.  mit  den  Mitgliedern  d. 
Kirchenhist.  Seminars  d.  Univ.  Jena  bear- 
beitet. Mit  einer  deutschen  Übersetz,  d.  syr. 
Lebensbeschreibung  u.  der  Briefe  v.  Heinrich 
Hilgenfeld.  VIII,  256  S.  1908.  (Bd.  32, 4)    M.  9  — 


Reichardt,  Walther:  Die  Briefe  des  Sextus  Julius 
Africanus  an  Aristides  u.  Origenes.  IV,  84  S. 
1909.     (Bd.  34,  3)  M.  3  — 

Schalkhausser,  G.:  Zu  den  Schriften  des  Makai'ios 
vonMagnesia.  V,218S.  '07.  (Bd.31,4)   M.  7  — 

Schermann,  Th.:  Propheten- und  Apostellegenden. 
Nebst  J  üngerkatalogen  des  Dorotheus  und  ver- 
wandter Texte.  VII,  368  S.  '07.  (Bd.31,3)  M.  11.50 

—  Griechische  Zauberpapyri  u.  das  Gemeinde- 
und  Dankgebet  im  I.  Klemensbriefe.  VI,  64  S. 
1909.     (Bd.  34,  2b)  M.  2  — 

Schmidt,.C.:  Der  erste  Clemensbrief  in  altkopti- 
scher Übersetzung.  Mit  Lichtdruck-Faksimile 
derHandschrift.IV,160S.190S.(Bd.32,l)M,9  — 

Soden,  H.  von:  Das  lateinische  Neue  Testament 
in  Afrika  zur  Zeit  Cyprian s.  Nach  Bibel- 
handschriften u.  Väterzeugnissen.  Mit  Unter- 
stützung d.  Kgl.  Preuss.  Histor.  Instituts  her- 
ausgegeben. X.663S.  1909.  (Bd.  33)     M...21  — 

Weiss,  B.:  Die  Quellen  der  synoptischen  Über- 
lieferung.   IV,  256  S.    (Bd.  32,  3)         M.  8.50 

Inhalt  der  Zweiten  Reihe  =  Bd.  16—30. 

Achelis,  H.:  Hippolytstudien.    VIII,  233  S.  1897. 

(Bd.  16,  4)    M.  7.50 

Augar,  F.:  Die  Frauen  im  röm.  Christenprocess. 
Ein  Beitr.  z.  Verfolgungsgesch.  der  christl. 
Kirche  im  röm.  Staat.  82  S.  (Mit  Harnack 
und  Schultze  Bd.  28,  4)  M.  4.50 

Bauer,  Ad.:  Die  Chronik  des  Hippolytos  im 
Matritensis  graecus  121.  Nebst  einer  Abhand- 
lung über  den  Stadiasmus  Maris  Magni  von 
Otto  Cuntz.  Mit  einer  Abbildung  im  Text  und 
5  Tafeln.  VI,  288  S.  1905.   (Bd.  29,  1)     M.  8.50 

Berendts,  A.:  Die  Zeugnisse  vom  Christentum 
im  slavischen  de  bello  Judaico  des  Josephus. 

III,  79  S.     1906.    (Bd.  29,  4)  M.  2.50 

—  Die  handschriftl.  Überlief,  der  Zacharias-  u. 
Johannes-Apokryphen.  —  Über  die  Biblio- 
theken d.  Meteorischen  u.Ossa-Olymp. Klöster. 

IV,  84  S.     1904.     (Bd.  26,  3)  M.  2.70 

—  Studien  z.  d.  Komm.  Hippolyts  zum  Buche  Da- 
niel u. Hohenliede.  I V,86 S.  '97.  (Bd.  16,2)  M. 3  — 

Bonwetsch,  G.  N.:  Drei  georgisch  erhaltene 
Schriften  v.  Hippolytus.  XVI,  98  S.  1904. 
(Bd.  26,  la)  M.  3.50 

—  Hippolyts  Kommentar  z.  Hohenlied  auf  Grund 
v.  N.  Marr's  Ausg.  d.  grusin.  Textes  herausg. 
108  S.  1902.  (Mit  Harnack  und  Klostermann, 
Bd.  23,  2)  M.  5.50 

Bratke,  E.:  Das  sogenannte  Religionsgespräch 
am  Hof  der  Sasaniden.  IV,  305  S.  1899.  (Mit 
Harnack,  Cyprian.  Schriften  Bd.  19,3)    M.  10.59 

Die  syrische  Didaskaliaübs.u.erkl.v.H.ACHELis  u. 
J.  Flemming.  VIII,  388  S.  1904.  (Bd.  25,2)  M.12.50 

Dobschütz,  E.  von:  Christusbilder.  Untersuchun- 
gen zur  christlichen  Legende.  XII,  294,  336 
und  357  S.     1899.     (Bd.  18)  M.  32  — 

Erbes,  C.:  Die  Todestage  der  Apostel  Paulus 
und  Petrus  und  ihre  römischen  Denkmäler. 
IV,  138  S.  1899.  (Mit  Harnack,  Ketzerkatalog 
und  Goetz,  Cyprian  Bd.  19, .1)  M.  5. so 

Flemming,  J.: Das  BuchHenoch.Ätbiop. Text,  Einl. 
Komm.  XVI,  172  S.   1902.   (Bd.  22,  1)  M.  11  — 

Gebhardt,  0.  v.:  Passio  S.  Theclae  virginis.  Die 
latein.  Übersetzgn.  der  Acta  Pauli  et  Theclae 
nebst  Fragm.,  Auszügen  u.  Beilagen  herausg. 
CXVIII,  188  S.     1902.     (Bd.  22,  2)  M.  9.50 

Fortsetzung  s.  Seite  III  d.  Umschlags. 


DIE 

HARMONISTIK  IM  EVANGELIENTEXT 

DES 

CODEX  CANTABRIGIENSIS 

EIN  BEITRAG  ZUR  NEUTESTAMENTLICHEN  TEXTKRITIK 

VON 

DR.  theol.  HEINRICH  JOSEPH  VOGELS 

RELIGIONS-  UND  OBERLEHRER 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 
1910 


OCT    11    W57 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIY  FÜR  DIE  VON  DER  EIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HARNACK  und  CARL  SCHMIDT 

3.  REIHE  6.  BAND  HEFT  1  a 
36.  BAND  HEFT  1  a 


Druck  von   August  Pries   in  Leipzig. 


Vorwort. 

Wer  das  vorliegende  Heft  zur  Hand  nimmt,  wird  schwerlich 
erwarten,  darin  die  Frucht  fast  vierjähriger,  nicht  immer 
müheloser  Arbeit  zu  finden.  Und  doch  habe  ich  auch  jetzt  noch 
nur  mit  Sorge  mich  zur  Veröffentlichung  dieses  Heftes  entschlossen. 
Niemand  weiß  besser,  als  der  Verfasser,  daß  die  Arbeit  in 
mancherlei  Hinsicht  nicht  die  Vollendung  aufweist,  die  man  zu 
erwarten  wohl  berechtigt  wäre.  Allein  die  Hoffnung  einerseits, 
daß  man  billig  beurteilen  werde,  was  in  mühsam  zusammen- 
gesuchten Stunden,  zu  einer  Zeit,  wo  höhere  Aufgaben  —  die 
des  Berufes  —  im  Vordergrund  des  Interesses  standen,  gearbeitet 
worden  ist,  die  Unwahrscheinlichkeit  andererseits,  in  absehbarer 
Zeit  Besseres  bieten  zu  können,  drängte  mich,  mit  der  Veröffent- 
lichung nicht  länger  zu  zögern.  Als  Hermann  Freiherr  von 
Soden  das  dritte  Heft  seines  monumentalen  Werkes:  Die 
Schriften  des  Neuen  Testaments  in  ihrer  ältesten  erreichbaren 
Textgestalt,  hergestellt  auf  Grund  ihrer  Textgeschichte  I,  Berlin 
1907,  ausgab,  bedeutete  das  ohnedem  für  mich  schon  eine  herbe 
Enttäuschung,  weil  mir  darin,  wie  unten  S.  5  ff.  ausgeführt  wird, 
ein  wichtiges  Resultat  vorweggenommen  ward.  Während  des 
Druckes  erschien  eine  4.  (Schluß)  Abteilung  des  ersten  Bandes. 
(Danach  ist  die  bibliographische  Angabe  S.  5  zu  berichtigen.) 
Im  Schlußwort  dieses  Heftes  (S.  2098  ff.)  setzt  sich  v.  S.  mit 
seinen  Kritikern  auseinander  und  geht  S.  2114  ff.  besonders  auf 
die  angegriffene  Diatessaronhypothese  ein. 

Was  mir  an  Literatur  zur  Hand  war  und  was  mir  fehlte, 
wird  das  Buch  selbst  ausweisen;  bedauert  habe  ich  namentlich, 
daß  mir  die  Facsimile- Ausgabe  des  Cantabrigiensis  v.  J.  1S99 
(Codex  Bezae  Cantabrigiensis  quattuor  evangelia  et  actus  aposto- 
lorum  complectens  Graece  et  Latine  sumptibus  academiae  photo- 
typice  repraesentatus,  Cambridge  1S99,  2  Vols.)  nicht  zur  Ver- 
fügung  stand.     Doch  haben   die  wenigen  Stunden,  in  denen  ich 


IV  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

diese  Nachbildung  auf  dem  Handschriftenzimmer  der  Kgl.  Hof- 
und  Staatsbibliothek  in  München  einsehen  durfte,  mich  überzeugt, 
daß  die  Ausgabe  von  Scrivener  durchaus  zuverlässig  ist. 

Herrn  Prof.  Fr.  Korff,  dem  Bibliothekar  des  Reform-B-eal- 
gymnasiums  in  Düsseldorf,  der  mit  stets  gleicher  Li#bens Würdig- 
keit den  Verkehr  mit  der  Kgl.  Universitätsbibliothek  Bonn  ver- 
mittelte, sage  ich  hierfür  herzlichen  Dank. 

Düsseldorf,  im  Juli  1910. 

Der  Verfasser. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Einleitung 1 

§  1.    Harinonistik  in  sachlichen  Differenzen 8 

§  2.    Harmonistik  in  Übergängen 12 

§  3.    Parallele  Varianten 22 

§  4.     Liste  der  harmonistischen  Lesarten 62 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen 108 


Einleitung. 

Das  eigentliche  Arbeitsfeld  der  neutestanientlichen  Textkritik 
sind  die  vier  Evangelien.  Ein  Blick  in  die  Editio  octava  critica 
maior  von  C.  Tischendorf  belehrt  darüber,  daß  die  Zahl  der 
Varianten  in  den  übrigen  neutestamentlichen  Schriften  auch  nicht 
entfernt  an  die  der  Evangelien  heranreicht.  Zum  Teil  erklärt  sich 
dies  daraus,  daß  die  Evangelien,  die  meistgeschätzten  Bücher  des 
Neuen  Testaments,  am  häufigsten  vervielfältigt  wurden.  Solange 
dies  durch  Abschreiben  geschah,  war  jede  neue  Handschrift  eine 
neue  Fehlerquelle;  der  Text  mußte  sich  darum  im  Laufe  der  Zeit 
immer  mehr  von  dem  Ursprünglichen  entfernen,  die  Zahl  der  ab- 
weichenden Lesarten  sich  stetig  steigern.  Correctorentätigkeit, 
die  auf  alte  Handschriften  zurückging,  konnte  diesen  Proceß  zwar 
verlangsamen,  aber  nicht  zum  Stillstand  bringen. 

Daneben  macht  man  seit  alter  Zeit  noch  einen  anderen  Grund 
für  die  Text  Verderbnisse  in  den  Evangelien  geltend.  In  seinem 
berühmten  Schreiben  an  den  Papst  Damasus,  der  Vorrede  zu 
seiner  Evangelienemendation,  schreibt  Hieronymus:  Magnus  si- 
quidem  hie  in  nostris  codieibus  error  inolevit,  dum  quod  in  eadem 
re  alius  evangelista  plus  dixit,  in  alio,  quia  minus  putaverint, 
addiderunt;  vel  dum  eundem  sensum  alius  aliter  expressit,  ille 
qui  unum  e  quattuor  primum  legerat,  ad  eins  exemplum  ceteros 
quoque  aestimaverit  emendandos.  Unde  aeeidit,  ut  apud  nos 
mixta  sint  omnia,  et  in  Marco  plura  Lucae  atque  Matthei,  rursum 
in  Mattheo  Johannis  et  Marci  et  in  ceteris  reliquorum  quae  aliis 
propria  sunt  inveniantur.  Um  für  die  Zukunft  etwas  derartiges 
zu  verhüten,  habe  er  seiner  Evangelienemendation  die  Canones 
des  Eusebius  beigegeben,  aus  denen  man  das  Gemeinsame,  wie 
das  Sondergut  jedes  Evangelisten  erkennen  könne  l. 

1)  Der  Text  isfc  abgedruckt  bei  E.  Nestle,  Novuni  Testamenhnn 
Graeoe  et  Latine,  Stattgart  1906,  XXII  f. 

Texte  und  Untersuchungen  etc.  3t5,la.  1 

BQ 


2  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Zu  dieser  Bemerkung  stimmt  an  sich  die  Tatsache  recht 
gut,  daß  die  Mehrzahl  der  Varianten  in  den  Evangelien  harmo- 
nistischer  Natur  ist,  d.  h.  Paralleleinflüssen  ihre  Entstehung  ver- 
dankt *.  Aber  so  begreiflich  der  Vorgang  ist,  daß  ein  Corrector 
den  Text  zuweilen  so  corrigierte,  wie  er  ihm  im  Gedächtnis  war, 
oder  ein  Abschreiber  den  Text  so  niederschrieb,  wie  er  ihm  ge- 
läufig war,  und  nicht  so,  wie  die  Vorlage  bot,  so  belehrt  doch 
ein  Studium  dieser  Harmonistik  sehr  bald  darüber,  daß  die  Art 
und  Weise,  wie  sich  Hieronymus  die  Confundierung  der  Texte 
entstanden  denkt,  zur  Erklärung  des  Tatbestandes  nicht  aus- 
reicht. Dies  gilt  speziell  für  den  Codex  Cantabrigiensis,  der 
unter  den  älteren  und  bedeutsameren  Evangelienhandschriften 
die  größte  Zahl  harmonistischer  Lesarten  aufweist. 

Der  Evangelientext  des  Codex  Cantabrigiensis  ist  durch  eine 
Evangelienharmonie  —  ein  Diatessaron  —  stark  beeinflußt:  das 
ist  die  These  dieser  Arbeit. 

Seitdem  jene,  i.  J.  1545  vom  Bischof  von  Clermont  zum 
Concil  von  Trient  mitgebrachte,  i.  J.  1581  durch  den  Calvinisten 
Theodor  Beza  an  die  Universität  Cambridge  geschenkte  Hand- 
schrift für  die  Zwecke  ntlicher  Textkritik  herangezogen  worden 
ist,  hatte  sie  einer  stetig  steigenden  Wertschätzung  sich  zu  er- 
freuen2. Einen  augenfälligen  Beweis  dafür  hat  jeder,  der  die  drei 
Reproductionen  derselben,  die  Facsimile-Ausgabe  von  Th.  Kip- 
ling 1793,  die  Ausgabe  von  F.  H.  Scrivener  1864,  endlich  die 
kostbare  zweibändige  Facsimile-Ausgabe  v.  J.  1899  nebenein- 
anderlegt 3. 

Trotz  dieser  erhöhten  Wertschätzung  gilt  ein  Urteil,  das  der 
Rector  der  Breslauer  Universität  Dav.  Schulz  i.  J.  1827  aus- 
sprach, auch  noch  heute.  Schulz  nennt  die  Handschrift  codicem 
.  .  theologorum    unanimi   fere    sententia   prae    ceteris  notabilem, 


1)  Vgl.  B.  Weiß,  Textkritik  der  vier  Evangelien  (TU  XIX,  2),  Leipzig 
1899,  7  ff:  Conformationen. 

2)  Die  Literatur  über  den  Codex  Bezae  verzeichnet  E.  Nestle,  Ein- 
führung in  das  Griechische  Neue  Testament3,  Göttingen  1909,  71  ff.  Hinzu- 
zufügen wäre  H.  Quentin,  Le  codex  Bezae  ä  Lyon  au  IX e  siecle?  (Rev. 
Bened.  1906  Nr.  1);  vgl.  ferner  C.  R.  Gregory,  Textkritik  des  Neuen 
Testaments  I,  Leipzig  1900,  43  ff. 

3)  Für  die  gegenwärtige  Arbeit  wurde  die  Ausgabe  von  F.  H.  Scri- 
vener, Bezae  codex  Cantabrigiensis,  Cambridge  1864,  zugrunde  gelegt. 


Einleitung.  3 

sed  nihilominus  in  suo  genere  occultum,  ut  diversissima  inter- 
pretum  tum  de  originis  loco,  tempore  et  ratione,  tum  de  internae 
bouitatis  ac  pretii  modulo  iudicia  experiri  potuerit  atque  ex- 
pertus  git1. 

So  tüchtige  Verteidiger  nämlich  dieser,  in  so  manchen 
Punkten  von  allem  auderen  abweichende  Text  auch  hatte,  so  hat 
sich  doch  niemand  bereit  gefunden,  diese  Handschrift  als  maß- 
gebend zu  betrachten,  denn  neben  den  Spuren  einer  einzigartig 
sorgfältigen  Überlieferung  trägt  dieser  Codex  unverkennbar  auch 
die  Züge  einer  Textverwilderung,  wie  man  ihr  in  keiner  anderen 
Handschrift  begegnen  wird.  Auch  daß  Paralleleinflüsse  es  waren, 
die  zu  dieser  Textverwilderung  in  hervorragender  Weise  bei- 
getragen haben,  ist  keinem,  der  den  Codex  einer  genaueren  Be- 
trachtung unterzogen  hat,  entgangen.  Credner  weist  in  seiner 
wertvollen  »Untersuchung  über  den  Codex  Cantabrigiensis  D« 
darauf  hin  2.  Auch  Scrivener  behandelt  in  der  Einleitung  seiner 
Ausgabe  diesen  Punkt3.  Die  neuere,  nach  mancher  Beziehung 
vortreffliche  Monographie  von  J.  R.  Harris4  geht  zu  schnell 
darüber  hinweg.  Ein  Capitel  dieses  Buches 5  trägt  zwar  die  ver- 
heißungsvolle Überschrift:  Relation  between  the  Tatian  Harmony 
and  the  Bezan  Text,  aber  der  Inhalt  dieses  Abschnitts  erschöpft 
die  Frage,  die  er  behandelt,  in  keiner  Weise.  Viel  eingehender 
beschäftigt  sich  damit  F.  H.  Chase6  in  seiner  Arbeit  über  den 
syro-lateinischen  Evangelientext.  In  einer  längeren  Ausführung, 
»Harmonistic  Influence«  überschrieben,  stellt  er  fest: 

1.  The  Bezan  text  shews  constant  indications  of  harmonistic 
influence. 

2.  In  such  harmonized  passages  readings  occur  wThich  we  are 
jnstified  by  other  evidence  in  considering  asTatianic  readings. 

1)  Disputatio  de  codice  D  Cantabrigiensi,  Vratisl.  1827,  5  f. 

2)  K.  A.  Credner,  Beiträge  zur  Einleitung  in  die  biblischen  Schriften, 
Halle  1832,  I  452—518. 

3)  F.  H.  Scrivener,  Bezae  Codex  Cantabrigiensis,  Cambridge  1SG4, 
Introd.  p.  XLIXff. 

4^  J.  R.  Harris,  A  study  of  Codex  Bezae  (Texta  and  Studies  vol.  II 
Nr.  1)  Cambridge  1893,  188—190;  p.  188:  It  ia  undeniable  fehat  there 
great  deal  of  harmonistic  error  in  the  Codex  Besäe. 

5)  p.  171—177. 

Q)  F.  H.  Chase,  The  Syro-Latin  Text  of  the  Gospels,  London  189$ 
7G— 100. 

1* 


4  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

3.  There  are  often  clear  signs  of  the  influence  of  Syriac 
phraseology  in,  or  in  the  neighbourhood  of,  readings  due 
to  harmonistic  influence1. 

Es  ist  eines  der  vielen  Verdienste  E.  Nestles  um  die  ntl.  Text- 
kritik, in  seiner  Einführung  in  das  Griechische  Neue  Testament2 
auf  die  bei  ihrem  Erscheinen  in  Deutschland  fast  gänzlich  über- 
sehene Schrift  Chases  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  zu  haben. 
Noch  wichtiger  aber  als  die  Ausführungen  Chases  scheint  mir 
das,  was  Nestle  selbst  an  dieser  Stelle  über  die  Beziehungen 
zwischen  dem  sogenannten  westlichen  Text,  dessen  Hauptreprä- 
sentant D  ist,  und  dem  Diatessaron  Tatians  voraufgehen  läßt. 
»Schon  Zahn  hat  in  seiner  ersten  Arbeit  noch  vor  Veröffent- 
lichung des  arabischen  Textes  (des  Diatessarons)  oft  genug  darauf 
hingewiesen,  daß  die  sogenannten  westlichen  Zeugen,  also  nament- 
lich cod.  D  und  die  altlat.  HSS,  so  manchmal  mit  T(atian)  über- 
einstimmen (s.  Forsch.  I  S.  130.  140.  216.  228  f.  237.  248.  263). 
Und  er  hat  dies  ganz  einfach  damit  erklärt,  daß  Tatian  vom 
Westen,  von  Rom  aus,  um  172,  sich  in  seine  alte  Heimat  Syrien 
zurückbegeben,  also  von  dort  her  seinen  Text,  damit  eben  den 
westlichen,  mitgenommen  haben  werde.  Diese  Ansicht  hätte  gar 
keine  Schwierigkeit,  wenn  es  nur  so  läge,  daß  das  Diatessaron 
die  Eigentümlichkeiten  des  westlichen  Textes  teilt;  aber  ist  nicht 
das  umgekehrte  der  Fall?  d.  h.  teilt  nicht  der  westliche  Text, 
namentlich  sein  Hauptvertreter  D,  die  Eigentümlichkeiten  einer 
Evangelienharmonie,  sagen  wir  kurz  des  Diatessarons?  Nicht 
bloß  einzelne  Lesarten  sind  in  beiden  Texten  gleich,  sondern  es 
scheint  der  westliche  namentlich  solche  Erscheinungen  aufzu- 
weisen, die  man  kaum  anders,  denn  als  Folgen  einer  Harmonie 
ansehen  kann.  Ich  habe  dies  schon  früher  ausgesprochen;  nament- 
lich fiel  es  mir  auf,  als  ich  für  das  Novi  Testamenti  Graeci 
Supplementum  (Lipsiae,  Tauchnitz  1896)  die  dort  vorangestellte 
Collation  des  Codex  Bezae  ausarbeitete.  Um  den  Druck  der 
Variantenmassen  übersichtlicher  zu  gestalten,  begann  ich  mit  jeder 
Alinea  von  Westcott-Hort  in  meinem  Druck  gleichfalls  eine  Alinea. 
Nun    sehe   man   sich    einmal    diese  Varianten    an;    während   der 


1)  Gegen  den  syrischen  Einfluß,  den  Chase  in  seiner  ersten  Schrift: 
The  old  Syriac  elernent  in  the  text  of  Codex  Bezae,  London  1893,  beweisen 
zu  können  glaubt  vgl.  Hack  mann  in  Theol.  Literaturzeitung  1894,  604  ff. 

2)  Einführung  2  179;  3  236. 


Einleitung.  5 

Hauptteil  aus  lauter  einzelnen  für  sich  bestehenden  Lesarten  sich 
zusammensetzt,  mußte  ich  am  Anfang  der  Perikopen  regelmäßig 
halbe  und  ganze  Zeilen  aus  D  abschreiben;  so  sehr  weichen  die 
Perikopenanfänge,  und  nur  sie,  in  dieser  Weise  von  dem  heute 
geltenden  Text  ab;  vgl.  z.  B.  X  5,  17.  27.  7,  1.  18.  9,  37.  10,  1. 
25.  11,  14.  12,  1  —  bis  zum  Ende  24,  13.  Allerdings  trifft  diese 
Erscheinung  gerade  beim  2-Ev.  am  meisten  zu,  bei  dem  ich  sie 
mir  mit  Blaß  bisher  anders  erklärt  hatte,  als  Folge  doppelter 
Bearbeitung  durch  den  Verfasser;  aber  sie  fehlt  doch  auch  in 
den  anderen  Ew.  nicht.  Am  wenigsten  tritt  sie,  begreiflicher- 
weise, beim  ersten  auf;  doch  siehe  M  17,  22.  24.  20,  29.  In  // 
vgl.  3,  19.  4,  1.  6,  7.  Daneben  finden  sich  andere  Züge,  die  nur 
so  sich  einfach  erklären.«  Nestle  weist  dann  hin  auf  die  oben 
bereits  angezogenen  Ausführungen  Chases. 

Das  Material  für  die  gegenwärtige  Arbeit  war  fast  vollständig 
gesammelt,  als  durch  das  Erscheinen  des  3.  Teiles  der  erste  Band 
des  Herrn,  v.  Soden  sehen  Werkes:  Die  Schriften  des  Neuen 
Testaments  in  ihrer  ältesten  erreichbaren  Textgestalt1  abgeschlossen 
wurde.  Beim  ersten  Durcharbeiten  des  Buches  schien  mir  meine 
Arbeit  gegenstandslos  geworden  zu  sein ,  da  die  Resultate 
v.  Sodens  sich  wesentlich  mit  den  meinigen  deckten.  S.  1311  heißt 
es:  »Eigenartig  häufig  haben  in  ob2  Parallelen  im  engeren  und 
weiteren  Sinn  eingewirkt,  so  stark,  daß  man  fast  genötigt  ist, 
an  gelegentliche  Berücksichtigung  einer  Evangelienharmonie  zu 
denken«.  S.  1640  wird  mit  aller  Deutlichkeit  ausgesprochen,  daß 
unser  Codex  »von  Tatian  geradezu  infiziert  ist«. 

Aber  die  Resultate  v.  Sodens  vertrugen  sich  zu  wenig  mit 
herkömmlichen  Anschauungen,  als  daß  man  hätte  erwarten  dürfen, 
daß  sie  widerspruchslos  blieben.  Eine  Besprechung  des  Buches 
durch  W.  Bousset  spiegelt  sicher  treu  den  Eindruck  wieder, 
den  die  Lektüre  bei  vielen  gemacht  haben  wird.  »Mit  dem 
Schluß  seiner  Ausführungen  stellt  v.  Soden  uns  vor  eine  völlige 
Überraschung.  Wenn  er  Recht  hat,  so  wäre  das  letzte  große 
Rätsel  der  neutestamentlichen  Textkritik  gelöst  und  läge  die  ge- 
samte Geschichte  des  neuen  Testaments  klar  vor  Au^en.  Und 
zwar    wäre    die  Lösung   so    einfach,    wie    das  Ei   des  Kolumbus. 


1)  Berlin  1902.  1906.  1907, 

2)  Sigle  bei  v.  Soden  für  den  Codex  Cantabrigiensis. 


6  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Der  weitaus  größte  Teil  der  von  J-H-K  abweichenden  Textüber- 
lieferung der  neutestamentlichen  Zeugen  läßt  sich  nach  v.  Soden 
auf  eine  einzige  Größe:  die  Evangelienharmonie  Tatians  zurück- 
führen. Was  man  bisher  von  einer  abendländischen  Textgestalt 
(/?),  von  einem  lateinisch-syrischen  Text,  von  einer  Koine  des 
zweiten  Jahrhunderts,  von  dem  selbständigen  Wert  und  der  Be- 
deutung des  Codex  D  geredet  hat,  das  löst  sich  alles  in  Dunst 
und  Nebel  auf.  Und  aus  dem  bisherigen  Nebel  tritt  eine  Gestalt 
siegreich  heraus:  Tatian.  Der  größte  Teil  der  Abweichungen  K's 
(Koine  Lucians,  antiochenische  Recension)  von  J-H-K  erklärt  sich 
aas  der  Beeinflussung  durch  Tatian.  Das  Rätsel  der  alten  sy- 
rischen Übersetzung  (syr.  cur.  sin.)  löst  sich  auf.  Die  altsyrische 
Übersetzung  wurde  auf  Grund  eines  Textes  J-H-K  unternommen, 
aber  ist  natürlich  gänzlich  von  Tatians  Einfluß  überwuchert. 
Weiter  nimmt  v.  Soden  an,  daß  Tatian  seine  Harmonie  zuerst 
(im  Abendland)  griechisch  abgefaßt,  und  daß  diese  auch  im 
Westen  bei  der  Gestaltung  des  Textes  den  größten  Einfluß  geübt 
habe.  Zuerst  kommen  die  altlateinischen  Übersetzungen  in  Be- 
tracht. Nach  v.  Soden  hat  es  zwei  von  einander  vollkommen 
unabhängige  Übersetzungen  gegeben:  die  afrikanische  und  die 
wieder  in  zwei  Gruppen  (abc  —  dfq)  vertretene  zweite  Über- 
setzung (itala).  Die  Übereinstimmungen  von  afr.  it.  bedürfen 
demnach  der  Erklärung.  Die  Erklärung  gibt  die  Annahme  ge- 
meinsamer Abhängigkeit  von  Tatian.« 

Bousset  bringt  dann  eine  Reihe  schwerwiegender  Bedenken 
gegen  die  Ausführungen  v.  Sodens  vor  und  lehnt  die  Erklärung 
des  westlichen  Textes  durch  ein  griechisches  Diatessaron  ab.  Er 
möchte  »bei  der  Behauptung  stehen  bleiben,  daß  zwischen  vet. 
lat.  und  altsyrischer  Übersetzung  nicht  durch  Tatian  vermittelte 
und  erklärte  enge  Beziehungen  obwalten,  daß  also  die  Annahme 
eines  weit  verbreiteten  Western  Text  berechtigt  war«.  Freilich 
wird  man  »bei  dem  Versuch,  das  Rätsel  des  Western  Text  zu 
lösen,  schließlich  auf  die  Gestalt  Tatians  stoßen.  Allerdings  in 
erster  Linie  auf  ihn  selbst,  nicht  auf  eine  Evangelienharmonie«  *. 

Zum  Teil  diese  Besprechung,  zum  Teil  der  Gedanke,  daß 
die  Sicherheit  eines  Resultates  wesentlich  dadurch  verstärkt  wird. 


1)  Theologische  Literaturzeitung  1908,  672  ff.     Vgl.   Theolog.  Rund- 
schau 11,  380  ff. 


Einleitung.  7 

wenn  es  sich  auf  verschiedenem  Wege  erreichen  läßt,  veranlaßt 
mich,  meine  völlig  unabhängig  von  v.  Soden  begonnenen  und  auf 
ganz  anderem  Wege  verlaufenden  Untersuchungen  der  Öffent- 
lichkeit zu  übergeben.  Der  Rahmen  dieser  Arbeit  ist  sehr  eng 
gezogen,  es  soll  lediglich  die  Harmonistik  des  Codex  Cantabri- 
giensis  hier  behandelt  werden.  Vielleicht  wird  es  möglich  sein 
wenige,  dafür  aber  sichere  Resultate  zu  gewinnen. 

An  dieser  Stelle  noch  ein  Wort  zur  Rechtfertigung  der  im 
folgenden  angewandten  Methode.  Wir  besitzen  nicht  die  Evan- 
gelien in  der  Form,  in  der  sie  zum  ersten  Mal  niedergeschrieben 
wurden;  läge  dieser  Wortlaut  vor,  so  wäre  die  Textkritik  bezüg- 
lich dieser  Schriften  ja  gegenstandslos.  Sofort  erhebt  sich  aber 
dann  die  Frage,  an  welchem  Normaltext  denn  eigentlich  ein 
anderer  Text  —  in  unserem  Fall  der  des  Codex  Bezae  —  ge- 
messen werden  soll.  Peinlich  wird  die  Frage,  sobald  man  be- 
denkt, daß  die  Varianten  in  den  Evangelien  sich  gerade  da  häufen, 
wo  ein  Paralleltext  vorliegt.  Nun  hat  aber  der  Ben  gel  sehe 
Grundsatz:  Proclivi  scriptioni  praestat  ardua  allgemeine  Aner- 
kennung gefunden;  und  nur  eine  Anwendung  dieses  Grundsatzes 
ist  es,  wenn  die  ntl.  Textkritiker  einer  Lesart,  die  vom  Parallel- 
text abweicht,  im  allgemeinen  den  Vorzug  geben.  Immerhin 
bleibt  die  Unsicherheit  gerade  an  diesen  Stellen  ziemlich  groß. 
Sie  ist  auch  nicht  ganz  zu  beseitigen;  aber  es  ist  möglich, 
die  Unsicherheit  und  damit  auch  den  Fehler,  der  darin  liegt, 
eine  Beweisführung  auf  Unsicheres  zu  stützen,  auf  ein  Minimum 
zu  reduzieren. 

Für  die  gegenwärtige  Arbeit  ist  das  Griechische  Neue  Testa- 
ment von  E.  Nestle  zugrunde  gelegt  worden.  Gerade  diese  Aus- 
gabe schien  sich  für  unsere  Zwecke  am  meisten  zu  empfehlen, 
weil  sie  auf  den  bewährten  Editionen  von  Tischendorf  und 
Westcott-Hort  ruht.  An  den  Stellen,  wo  diese  beiden  Aus- 
gaben differieren,  gibt  bekanntlich  B.  Weiß  den  Stichentscheid. 
Wenn  nun  im  folgenden  der  Nestlesche  Text  als  der  Normaltext 
betrachtet  wird,  so  geschieht  es  aber  nur  mit  der  Einschränkung, 
daß  keine  Lesart,  die  entweder  Tischendorf,  oder  Westcott-Hort 
oder  B.  Weiß  in  ihren  Text  aufgenommen  haben,  als  harmoni- 
stische  angesprochen  werden  soll,  mag  sie  sich  in  Nestles  Text 
finden,  oder  nicht. 


8  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Harmonistik  in  sachlichen  Differenzen. 

Bei  einer  Untersuchung  über  den  Evangelientext,  den  Augu- 
stinus seiner  Schrift  De  consensu  evangelistarum  zugrunde  legte1, 
fiel  es  mir  auf,  daß  der  von  ihm  benutzte  Text  mehrere  nicht 
unwichtige  Differenzen,  die  sich  zwischen  den  Darstellungen  der 
einzelnen  Evangelien  ergeben,  augenscheinlich  nicht  enthalten 
hat.  Regelmäßig  sekundierte  dann  seinem  Text  jene  Form,  die 
uns  im  Codex  Cantabrigiensis  vorliegt.  Bei  näherem  Zusehen 
ergab  sich,  daß  D  in  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen,  zuweilen 
durch  stärkeren  Eingriff,  zuweilen  durch  geringfügige  Änderung, 
aber  augenscheinlich  ganz  systematisch  solche  Differenzen  ver- 
schwinden läßt. 

Ich  stelle  einige  dieser  Fälle  im  folgenden  zusammen: 

1.  In  Mt.  12,  46  wird  die  Erzählung  über  die  Mutter  und 
die  Brüder  Jesu  eng  mit  den  vorhergehenden  Worten  durch  die 
Ubergangsformel:  Eri  avrov  Xalovvroq  verbunden.  Bei  Mc. 
3,  31  und  namentlich  bei  Lc.  8,  19  wird  diese  Begebenheit  in 
ganz  anderen  Zusammenhang  gestellt.  D  beseitigt  die  Differenz, 
indem  es  das  Wörtchen  ert  fallen  läßt  und  den  Vers  beginnt: 
XaXovvrog  de  avrov2. 

2.  Im  Vers  Mt.  13,  1  D  om  rrjg  oixiag.  Die  Darstellung 
des  Mt.  weist  zu  der  des  Lc.  8,  4  ff  den  Unterschied  auf,  daß 
Mt.  die  Parabel  vom  Sämann  nach  dem  Besuch  der  Mutter  und 
der  Brüder  Jesu  ansetzt,  während  Lc.  das  Verhältnis  der  beiden 
Stücke  umkehrt.  Durch  die  Auslassung  der  Worte  rrjg  oixiaq 
wird  die  Differenz  gemildert. 

3.  Vor  die  Worte  des  Tetrarchen  Herodes  Mt.  14,  2:  ovrog 
eönv  iwavrjg  o  ßajcriörrjg  setzt  D  die  Wörtchen  fir]  ri,  und 
verwandelt  so  die  Aussage  in  eine  Frage.  Die  Darstellung  steht 
dadurch  der  des  3.  Evangeliums  (Lc.  9,  9)  viel  näher,  wo  es  heißt: 
Lcoavrjv  eyco  ajiexecpaXiöa'  ng  de  eörtv  ovrog  JzeQL  ov  axovo? 
roiavra] 


1)  Biblische  Zeitschrift  1906,  267—295. 

2)  In  allen  Fällen,  in  denen  der  lateinische  Cantabrigiensis  (d)  nicht 
erwähnt  wird,  stimmt  sein  Text  mit  dem  griechischen  überein. 


§  1.  Harinonistik  in  sachlichen  Differenzen.  9 

4.  Das  Spottgewand,  welches  die  Soldaten  Jesus  anlegen, 
wird  bei  Mt.  27,  28  bezeichnet  als  ila\xvq  xoxxiVf},  bei  Mc.  15,  17 
heißt  es  jtoQcpvga,  bei  Joh.  19,  2  tfxariov  jzoQ(fVQovv.  D  bietet 
den  Vers  Mt.  27,  28  in  folgender  Fassung:  xai  avövöavreq  av- 
rov  eifiavwv  noQcpvQovv  xai  %laiiv6av  xoxxivrjv  jisQis&r/xav 
avrco. 

5.  Bei  der  Weissagung  der  Verleugnung  des  Petrus  läßt  D 
das  Wort  öiq  in  Mc.  14,  30  fallen.  Es  wird  so  die  Differenz 
zwischen  dem  Marcustext  einerseits  und  Mt.  26,  34  und  Lc.  22,  34 
anderseits  beseitigt.  Die  beiden  letzteren  erwähnen  eine  drei- 
malige Verleugnung  vor  dem  (ersten)  Hahnenschrei. 

6.  Im  Vers  Mc.  15,  24  streicht  D  die  Worte:  rtq  ri  ccq?]. 
Durch  den  Wegfall  dieser  Worte  ist  der  Marcustext  dem  der 
beiden  anderen  Synoptiker  (Mt.  27,  35  und  Lc.  23,  34)  confor- 
miert  und  die  Differenz  mit  Joh.  19,  23.  24,  der  nur  vom  Ver- 
losen des  ungenähten  Gewandes  spricht  —  das  Übrige  wird  nach 
Joh.   geteilt  —  ausgeglichen1. 

7.  Die  Stelle  Mc.  16,  1  bietet  der  Bezatext  in  folgender 
Fassung:  xai  jtoQevdsiöai  rjyoQaoav  agcofiaza  iva  avrov  ali- 
ipcoöiv  xac  sqxovtcu  xrh  Dadurch,  daß  hier  die  Worte  öiayevo- 
fisvov  rov  oaßßazov  hinter  xai  ausgelassen  sind,  wird  die 
Differenz  mit  Lc.  23,  56,  der  den  Einkauf  der  Spezereien  vor 
den  Sabbat  ansetzt,  behoben 2. 

8.  Im  Vers  Mc.  16,  2  gibt  D  anstatt  des  Aorists  avarei- 
ZctVTOQ  rov  ?]Xiov  das  Präsens  avarsXXovTog.  Dadurch  wird 
die  Differenz  in  der  Zeitangabe,  die  zwischen  dem  2.  und  dem 
4.  Evangelium  am  größten  ist  (Joh.  20,  1:  jtqco'C  öxorcag  an  ov- 
öt]q  und  Lc.  24,  1:   oqxtqov  ßa&ecoq)  gemildert3. 

9.  Die  Stammtafel  Lc.  3,  23  —  38  ist  im  Bezatext  eine  Com- 
bination  der  lucanischen  mit  der  des  Matthäusevangeliums.  Von 
Joseph  bis  Abraham  nennt  die  Stammtafel  die  Glieder  so.  wie 
sie  sich  bei  Mt.  finden;  nur  sind  zwischen  Jechonias  und  Josias 
zwei  Namen  (Joacim  und  Eliacim),  und  zwischen  Ozias  und 
Joram  drei  Glieder  (Amasias,  Joas  und  Ozochias)  eingeschoben. 
Von  Abraham   bis  Adam    ist    die  Reihenfolge    die   gewöhnliche; 


1)  Vgl.  H.  J.  Vogels,    St.  Augustins  Schrift  De   consensu  evangeli- 
starum,  Freiburg  i.  B.  V.*^.  39 *. 

2)  Vgl.  Vogels,  a.  a,  0.  39. 

3)  Vgl.  Vogels,  a.  a,  0.  37. 


10  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis 

lediglich  der  nur  in  der  Septuaginta  (und  nicht  im  Hebräischen) 
sich  findende  Cainan  ist  gestrichen  K 

10.  Im  Vers  Lc.  6,  6  läßt  D  die  Worte  sv  ezega)  öaßßarco 
ausfallen.  Nach  den  beiden  anderen  Synoptikern  (Mt.  12,  9  und 
Mc.  3,  1)  scheinen  nämlich  die  beiden  durch  diesen  Übergang 
miteinander  verknüpften  Begebenheiten  (Ahrenpflücken  der  Jünger 
und  Heilung  des  Mannes  mit  der  verdorrten  Hand)  auf  denselben 
Sabbat  angesetzt. 

11.  In  Lc.  7,  7  fallen  die  Worte  aus:  öio  ovöe  8kuavrov 
fj^ccoöa  JiQoq  6s  el&stv.  Nach  der  Darstellung  des  ersten  Evan- 
geliums (Mt.  8,  5)  kommt  der  heidnische  Hauptmann  persönlich 
zu  Jesus,    um   für  seinen  Knecht  zu  bitten,   nach  Lc.  schickt  er 


1)  Es  kann  nicht  meine  Absicht  sein,  das  Buch  an  dieser  Stelle  mit 
einer  Polemik  gegen    A.  Resch  (Texte  und  Untersuchungen  X,  5  S.   182 
bis  201),   der  die  Genealogie  von  D  einem  judenchristlichen  Überarbeiter 
aus    dem  2.  Jakrh.  zuschreibt,    and  F.  Graefe  (Der  Codex  Beza  und  das 
Lucasevangeliura,   Theol.  Studien  und  Kritiken  1898,  129  ff),   der  aus  dem 
Unterschied  zwischen  westlichem  und  alexandrinischem  Text  in  der  Lucas- 
stammtafel sogar  einen  Beweis  für  die  von  Blaß  angenommene  doppelte 
Recension  des  Lucasevangeliums  erblickt,  zu  belasten.    »Daß  die  Namens- 
unterschiede im  lucanischen  Stammbaum  des  Codex  D  durchaus  nicht  mit 
den  Namensformen   im  kanonischen  Matthäus    stimmen  wollen«   (Graefe 
-127;  Resch  185),  kann  ruhig  zugegeben  werden,   auch  daß  dies  »auf  alles 
andere  hindeutet,   als   auf  den  angeblichen  Trieb   zur  Conformierung  der 
Texte«.     Aber  die  Namensformen  weisen  im  ganzen  Bezatext  so  eigen- 
tümliche Erscheinungen    auf,    daß    sie    eine   besondere  Untersuchung    er- 
heischen; und  die  Conformierung  der  Texte  darf  man  sich  auch  nicht  so 
vollzogen  denken,  daß  der  Schreiber  des  Bezatextes  sein  Matthäusexemplar 
nachgeschlagen  hat,   als  er  die  lucanische  Stammtafel  begann.  —  Metho- 
disch wird    es,    da  sich  nun  einmal  Harmonistik    im  Bezatext    zeigt,    un- 
bedingt erforderlich  sein,  das  ganze  hierher  gehörige  Material  unter  diesem 
einen  Gesichtswinkel  zusammenzufassen.     Wer    sich   die  Mühe  nicht  ver- 
drießen läßt,    einen  Überblick   über  das  Ganze  sich  zu  verschaffen,    wird 
nicht  mehr  zweifelhaft  sein,  ob  die  Lucasstammtafel  in  D  der  Harmonistik 
ihren  Ursprung  verdankt,    oder  nicht.     Über  die  Genealogien  vgl.  Chase 
81  f  und  A.  Merx,  Die  vier  kanonischen  Evangelien  nach  ihrem  ältesten 
bekannten    Texte,    Berlin    1902,  II  I,  lff;    II  2,  211  ff.      Chase   weist   hin 
auf  die  Übereinstimmung    zwischen  D    und  Aphraates  und  folgert  (p.  82) 
aus  ihr:    either  1.  that  both  D  and  Aphraat    derived  the  genealogy  from 
some  very  early  work  on  the  genealogies,  which  harmonized  Mt.  and  Lc. 
(comp.  Bert,  p.  391  n.),    or   2.  that   both   used  some  recension  of  Tatian's 
work,   like    the  anonymous  Harmony  which  Victor    of  Capua  believed  to 
be  Tatian's,  which  contained  a  harmonized  genealogie. 


§  1.  Harmonistik  in  sachlichen  Differenzen  11 

zunächst  die  Ältesten  der  jüdischen  Gemeinde,  dann  seine  Freunde. 
Weil  er  sich  nicht  würdig  fühlt,  daß  Jesus  unter  sein  Dach  ein- 
geht, darum  hat  er  sich  auch  nicht  wert  erachtet,  selbst  zu  Jesus 
zu  kommen.  Die  letzten  Worte:  öto  ovös  Sfiavzov  ?]£icooa  jzqoq 
Ce  sXOsiv,  in  denen  die  Darstellung  nach  Lc.  am  meisten  von 
der  des  Mt.  abweicht,  läßt  D  ausfallen. 

12.  Lc.  8,  49  wird  statt  sQxexai  rig  von  D  der  Plural  eqxov- 
xai  gelesen,  da  nach  Mc.  5,  35  mehrere  Leute  zum  Synagogen- 
vorsteher kommen. 

13.  Im  Vers  Lc.  9,  37  sind  die  Worte  xr\  e^rjg  rjfiega  ge- 
ändert in  öia  TTjq  ?iiueQaq,  um  die  Verklärung  Jesu  und  die 
Heilung  des  epileptischen  Knaben  auf  denselben  Tag  zu  be- 
kommen. Nach  Mt,  17,  14  und  Mc.  9,  14  scheinen  nämlich  die 
beiden  Ereignisse  auf  denselben  Tag  angesetzt  zu  sein;  sie  lassen 
durch  nichts  erkennen,  daß  eine  Nacht  die  Begebenheiten  von 
einander  trennen  soll. 

14.  Der  Vers  Lc.  23,  45  ist  bei  D  in  zwei  Hälften  geteilt. 
Die  erste  Hälfte,  soxortöfr?]  de  o  rjXwg  statt  zov  ?]Xiov  exli- 
JtovToq  lautend,  steht  an  ihrer  richtigen  Stelle.  Die  zweite  Hälfte, 
in  ihrem  Wortlaut  xai  ro  xarajisraöfia  zov  vaov  söxiöfr?]  nach 
Mc.  15,38  (und  Mt.  27,  51)  abgeändert,  wird  hinter  Vers  46  ge- 
stellt. Dadurch  erfolgt  das  Zerreißen  des  xarajtsraüfia  erst 
nach  dem  Tode  Jesu,  wie  auch  die  beiden  anderen  Synoptiker 
es  darstellen. 

15.  Durch  Abänderung  eines  einzigen  Buchstabens  in  Job. 
13,  2:  yevo^ievov  statt  yivoftevov  wird  das  Mahl,  von  dem  die 
Synoptiker  reden  (Mt.  26,  21  und  Mc.  14,  18)  als  bereits  vollendet 
dargestellt.  Auch  nach  dem  Lucasevangelium  (22.  24)  folgt  ja 
der  Rangstreit  der  Jünger  auf  das  Mahl l. 

Daß  der  Bezatext  in  allen  diesen  angeführten  Stellen  har- 
monistische  Correctur  aufweist,  wird  niemand  bestreiten  wollen. 
Die  Feinheit  jener  Hand,  die  diese  Correctur  vollzog,  verdient 
unsere  Bewunderung. 


1)  Vgl.  E.  Nestle,  Einführung^  237;    Th.  Zahn,  Einleitung  in  das 
Neue  Testament,  11  520.  —  d  übersetzt  Joh.  13,  2:    et  cum  cena  iieretur. 


12  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

§  2. 
Harmonistik  in  Übergängen. 

So  offenbar  es  ist,  daß  die  eben  besprochenen  Varianten  des 
ßezatextes  eine  Correctur  enthalten,  die  nur  harmonistischen 
Tendenzen  ihr  Dasein  verdankt,  so  wenig  läßt  sich  dadurch  allein 
beweisen,  daß  unser  Text  unter  dem  Einfluß  einer  Evangelien- 
harmonie gestanden  hat.  Denn  solche  Stellen,  in  denen  die 
Evangelien  sachlich  von  einander  differieren,  reizten  natürlich 
auch  am  meisten  zur  Correctur. 

Zum  Erweis  unserer  These  steht  ein  umfangreiches  Material 
zur  Verfügung.  Da  die  Bedeutung  der  einzelnen  Beweisstücke 
recht  verschieden  ist,  empfiehlt  es  sich  schon  aus  diesem  Grunde, 
das  Material  nicht  ungesichtet  vorzuführen.  Wir  müssen  bei 
harmonistischen  Einflüssen  stets  mit  der  Möglichkeit  rechnen, 
daß  sie  auf  gedächtnismäßigem  Wege  entstanden  sind;  und  nur 
dadurch,  daß  man  zeigt,  daß  diese  Möglichkeit  in  unserem  Fall 
ausgeschlossen  ist,  läßt  sich  ein  eindrucksvoller  Beweis  für  die 
Beeinflussung  des  Textes  durch  eine  Evangelienharmonie  führen. 

Wir  werden  also  mit  uns  zu  Rate  gehen  müssen,  in  welchem 
Fall  man  wohl  am  ersten,  in  welchem  man  am  letzten  eine  har- 
monistische  Lesart  als  auf  mechanisch-gedächtnismäßigem  Weg 
entstanden  ansprechen  dürfte.  Ein  gesprochenes  Wort  —  nament- 
lich wenn  seine  Form  charakteristisch  ist  —  pflegt  sich  dem 
Gedächtnis  viel  leichter,  sicherer  und  genauer  einzuprägen,  als 
der  Wortlaut  einer  Erzählung.  Bei  einem  längeren  Bericht,  in 
dem  mehrere  verschiedenartige  Begebenheiten  miteinander  ver- 
bunden sind,  wird  das  am  wenigsten  Bedeutsame,  die  Brücken, 
die  Vers  mit  Vers  vereinigen,  die  Übergänge,  die  Perikope  mit 
Perikope  verknüpfen,  natürlich  auch  am  leichtesten  vergessen:  es 
enthält  eben  am  wenigsten  Eigenart. 

Für  unsere  Zwecke  darf  es  also  am  wenigsten  bedeuten, 
wenn  wir  finden,  daß  in  den  Reden  Jesu  oder  in  den  Worten 
anderer  Personen  die  Texte  der  verschiedenen  Evangelien  einander 
conformiert  sind;  wichtiger  wird  es  schon  sein,  wenn  auch  in  der 
Erzählung  der  Begebenheiten  Paralleleinwirkungen  nachweisbar 
sind;  am  bedeutsamsten  endlich,  wenn  wir  zeigen  können,  daß 
auch  solche  bedeutungslosen  Elemente,  wie  die  Übergänge  es  sind, 


§  2.  Harmonistik  in  Übergängen.  13 

in  die  Parallelstelle  einzudringen  vermochten;  denn  hier  liegt  die 
Möglichkeit,  daß  sie  auf  gedächtnismäßigem  Weg  Eingang  ge- 
funden haben,  am  fernsten.  Die  Untersuchung  setzt  darum  gerade 
bei  diesen  ein. 

Harmonistik  in  Übergängen  findet  sich  an  folgenden  Stellen 
des  Bezatextes  *. 

Mt.  4,  18  cv>  jiaoaycov  1.  Jtsgutarcov  (aus  Mc.  1,  16)  Mt.  12,  10 
-f-  r\v  sxst  und  +  rr\v  ante  xuQa  (aus  Mc.  3,  1)  Mt.  12,  14  cv?  xcu 
s&X&ovrtg  1.  s$sX&ovrsg  ös  (nach  Mc.  3,  6)  Mt.  12,  46  <^  Xa- 
Xovvrog  ös  avrov,  om  srt  (nach  Mc.  3,  31  und  Lc.  8,  19;  vgl. 
oben  S.  8)  Mt.  14,  24  <^  xo  ös  jtXoiov  r\v  stg  [isöov  rr\g  &a- 
Xa06?]g  1.  to  ös  jiXolov  rjörj  oraötovg  jroXXovq  ano  rr\g  yrjg 
autsiysv  (nach  Mc.  6,  47:  rjv  ro  jzXoiov  sv  {isooo  rr\g  d-aXaooijq) 
Mt.  15,  1  cv.  jtQoq  avrov  1.  reo  h/öov  (aus  Mc.  7,  1)  Mt.  15,  28 
om  o  I/jöovg  (wie  Mc.  7,  29)  Mt.  16,  23  <^  sjttöroacpstg  1.  oroa- 
(psig  (aus  Mc.  8,  33)  Mt.  17,  1  +  sysvsro  post  xat  (aus  Lc.  9,  28) 
Mt.  17,  24  -f-  xat  ante  sk&ovrcov  (nach  Mc.  9,  33:  xat  rjX&ov) 
Mt.  20,  17  cvd  xat  avaßatvoiv  1.  MsXXoov  ös  avaßaivstv  (nach  Mc. 
10,  32:  Hoav  ös  sv  n]  oöoo  avaßatvovrsq)  Mt.  21,  18  ev>  JtaQa- 
ycov 1.  sJtavayaycQV  (nach  Mc.  11,20:  jtaQajtoQsvo^svot)  Mt.  26.  47 
om  xat  ante  srt  (wie  Lc.  22,  47)  Mt.  27,  41  cv?  Xsyovrsg  1.  £^£- 
/oj;2  (aus  Lc.  23,  35)  Mt.  27,  58  ^  jiQoöi/Xfrsv  roo  jtsiXaroo  xat 
/jT/jOaTO  1.  jtQoösXB-mv  reo  FfsiXarco  rjr?/öaro  (nach  Mc.  15,  43: 
störjXfrsv  JCQog  rov  üstXarov  xat  rjrrjöaro). 

Mc.  1,  7  es3  xat  sXsysv  avzotg  syeo  kusv  vkuag  ßajtriCco  sv 
vöart  sgy^srat  ös  ojztöeo  ftov  o  löyyoorsoog  fiov  ov  ovx  tut  txa~ 
vog  Xvöat  rov  tuavra  reov  vjtoörjiiareov  avrov  xat 3  avrog  vuag 
ßajtn^st4  sv  Jtvt  aysico  1.  xat  sx?]qvöosv  Xsycov  soysrai  o  toyv- 
QOTsgog  nov  ojttoco  [fiov],  ov  ovx  sifit  ixavog  xvfpaq  XvCcu  rov 
ifiavra  rcov  vjroötjfiarcov  avrov.  tyco  sßajtrioa  i\uag  vöart. 
avrog  ös  ßajtnost  vtuag  jtvsvftari  ayico.  (Die  Worte  sind  mo- 
saikartig aus  den  drei  Synoptikern  zusammengefügt:  syco  usv 
V[/ag  ßajtrt^oo  sv  vöart  stammeu  aus  Mt.  3,  11,  die  folgenden 
tQXsrat  ös  sind  aus  Lc.  3,  16,  die  folgenden  orrioco  uov  sind  im 
Marcustext  selbst  heimisch,  die  folgenden  o  lO/vnorsnog  iwv  ov 

1)  Die  im  folgenden  angewandten  Zeichen  bedeuten: 

-f-  =  addit         om  =  omittit        cv  =  nmtut         >  =  invertit. 

2)  d:  dieebant.  3)  d:  om  et. 

4)  d:  baptizavit  =  bantizabit  (Mt.  3,  11  und  Lc.  3,  16). 


14  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

ovx  eifii  ixavog  Ivöai  xov  iptavxa  xcov  vjioör\iiaxwv  avxov 
wieder  aus  Lc.  3,  16;  die  letzten  Worte  endlich  avxog  vftag 
ßajzxi^Ei  ev  jtvEVfiaxi  ayico  finden  sich  in  Mt.  3,  11  und  Lc.  3,  16 
in  derselben  Form,  nur  daß  beide  Texte  statt  des  Präsens  ßaJtxi^Ei 
das  Futurum  ßajtxiöEi  bieten).  Mc.  1,  25  oo  Xsycov  1.  o  Irjoovg 
(aus  Lc.  4,  35)  Mc.  1,  29  oo  e^eXüodv  öe  ex  xr\g  övvaywyrjg  rjZ&sv 
1.  xai  sv&vg  ex  xr\g  ovraycoyrjg  E§£l&ovx£g  r\l&ov  (nach  Lc.  4;  38: 
AvaOxag  öe  ajto  xr\g  ovvaymyrjg  eiötjI&ev)  Mc.  1,  35  om  ava- 
öxag  (wie  Lc.  4,  42)  Mc  1,  39  oo  rjv  1.  r\l&£v  (aus  Lc  4,  44) 
Mc  2,  6  -j-  lEyovtEg  post  avxwv  (aus  Lc.  5,  21)  Mc.  2,  8  <^  eljiev 
1.  XsyEi  (aus  Lc  5,  22)  Mc.  2,  15  c>o  xai  £ysv£xo  xaxaxEifiEvmv 
avxwv  1.  xat  yivExat  xaxaxEio&ai  avxov  (nach  Mt.  9,  10:  Kai 
sysvEXO  avxov  avaxEifiEvov;  vgl.  Lc.  5,  29)  Mc  2,  25  cv3  xai 
ajzoxQi&sig  eljiev  1.  xat  XsyEi  avxoig  (aus  Lc.  6,  3)  Mc  3,  6 
cv3  Et-ElxrovxEg  öe  1.  xat  E&l&ovxEg  (aus  Mt.  12,  14)  Mc  3;  7 
co  o  6e  irjg  1.  xat  o  Itjöovg  (aus  Mt.  12,  15)  Mc.  4,  1   c>o  ovvr\yß^r\ 

I.  övvayExat  (nach  Mt.  13,  2:  ovv?jx^Oav)  Mc.  5,  7  cv3  eljiev  1. 
XsyEi  (aus  Lc.  8,  28)  Mc.  6,  2  <^  rjfisoa  öaßßaxcov  1.  ysvofiEvov 
öaßßaxov  (aus  Lc.  4,  16)  Mc  6,  7  ^>  jigoöxaXEöafievog  xovg  .iß. 
[la&rjxag  aji£6x£il£V  avxovg  1.  JiQoöxaluxai  xovg  öcoösxa  xai 
TjQ^axo  avxovg  ajioöxEllEiv.  (Die  Worte  jrQoöxa2.£da{i£Vog  xovg 
öooÖExa  [la&rjxag  sind  aus  Mt.  10,  1,  die  anderen  ajtEOXEiXEV  av- 
xovg aus  Lc.  9,  2  entnommen).  Mc.  6,  53  <^  öcajiEoaöavxEg 
EXEL&EV  rjX&ov  ejil  XTjv  y?]v  yEwrjoaQ  1.  öiajiEQaOavxEg  ejil  xr\v 
yr\v  rjl&ov  Eig  FEvvrjöaQEx  xai  jtQoöojQfiiöfrijOav  (nach  Mt.  14,34: 
öiajiEQaöavxEg  rjlfrov  ejil  xr\v  yr\v  Eig  rEvvr\6aoEX *)  Mc.  7,  6 
c^>  xai  eljiev  1.  o  öe  eljiev  avxoig  (vgl.  Mt.  15,  7)  Mc.  7,  24 
cv3  xai  avaöxag  exei&ev  1.  Exei&ev  öe  avaoxag  (nach  Mt.  15,  21: 
Kai  e^eI&ojv  exel&ev)  Mc  9,  12  ^  ajioxgi&Etg  eljiev  1.  £<p?]  (aus 
Mt.  17,  11)  Mc.  10,  7  +  xai  eljiev  post  avxovg  [D  loco  avxovg 
ponit  o  #£]  (aus  Mt.  19,  5!)  Mc  10,  17  +  teycov  post  avxov  2° 
(aus  Lc.  18,  18)  Mc.  10,  20  cv>  ujiev  1.  £<prj  (aus  Lc.  18,  21) 
Mc  10,  38  +  ajioxQidEig  ante  eljiev  (aus  Mt,  20,  22)  Mc  11,4 
c^>  ajtEl&ovxEg  evqov  1.  ajirjldov  xai  evqov  (aus  Lc  19,  32)  Mc. 

II,  17  cv3  lEycov  1.  xai  Elsysv  (aus  Lc.  19,  46)  Mc.  11,  29  +  ajio- 
xoifrEig   ante    eljiev   (aus  Mt.  21,  24  vgl.  Lc.  20,  3)    Mc.  12,  24 


1)  Von  Wichtigkeit  erscheint  es,  daß  D  auch  in  Mt.  14,  34  die  Form 
yevvrioaQ  bietet,     d  liest  hier  gennasar,  in  Mc.  6,  53  gennesar. 


§  2.  Harmonistik  in  Übergängen.  15 

cx>  ajcoxgi&sig  ös  o  irjg  sijcsv  avroig  1.  scpf]  avroig  o  Irjöovq 
(aus  Mfc.  22,  29)  Mc.  13,  2  c>o  ajzoxgidsig  sutsv  avroig  1.  o  lr\- 
govq  sijcsv  avroo  (aus  Mt.  24,  2)  Mc.  13,  5  <^>  xgm  ajioxgifrtig 
o  trjg  sijcsv  avroig  1.  o  de  Ir/öovg  rjg^aro  Xsyeip  avroig  (aus 
Mt.  24,  4)  Mc.  14,  17  <~  oV>«*S  <fe  L  xa*  ofwjg  (aus  Mt,  26,  20) 
Mc.  14,  61  <^>  xai  Xsysi  avroo  o  agyisgsvg  1.  JcaXiv  o  agyisgsvq 
sjcrjgcora  avrov  xai  Xsysi  avxm  (nach  Mt,  26,  63:  xai  o  ag- 
yisgsvg  sijcsv  avroo)  Mc.  14,  62  cv?  Xsyei  avrm  1.  sijcsv  (nach 
Mt.  26,  64:  Xsysi  avroo  o  bjöovq)  Mc.  15,  24  cv>  öravgcoöavrsg 
avxov  öta/isgi^ovrai  1.  öravgovöiv  avrov  xai  öiakusgiCovrai 
(nach  Mt,  27,  35:  öravgcoöavrsg  ös  avrov  öisfisgiöavro). 

Lc.  4,  16  cv3  eX&cov  ös  sig  vaCagsö  1.  ÄTcu  tjX&sv  Big  NaCaga 
(nach  Mt.  13,  54:  xai  sXOojv  Big  x?]v  jcaxgiöa  avrov)  Lc.  4,  33 
cvd  ^>  7]v  ös  bp  xr\  övvaycoyi]  avdgoojcog  1.  xai  sv  xrj  övvaycoyrj 
?jv  av&gwjcog  (nach  Mc.  1,  23:  Kai  evdvq  r\v  sv  rrj  övvaycoyrj 
avxcov  av&goojcog  [D  liest  Mc.  1,  23:  xai  rjv  sv  r?]  övvayooyi] 
avdgoojcog])  Lc.  5, 27  oo  xai  sXfrcov  JcaXiv  jcaga  xr\v  d-aXaööav 
rov  sjcaxoXovOovvxa  avxco  oyXov  söiöaöxsv  xai  jcagaycov  eiösv 
Xsvsi  rov  rov  aXcpaiov  xafrrjfisvov  1.  Kai  fisxa  ravra  e£r)X&6V 
xai  sdsaöaxo  xsXcovrjv  ovofiaxi  Asvsiv  xadr^svov  (nach  Mc.  2, 13: 
xai  s^Xdsv  JcaXiv  Jtaga  xr/v  daXaööav  xai  nag  o  oyXog  rjg- 
ysxo  Jtgoq  avrov  xai  söiöaöxsv  avzovq.  xai  jcagaycov  siösv 
Asvsiv1  rov  rov  AX(paiov  xat^?]ftsvov)  Lc.  6,  1  ~  xai  sysvsxo 
avrov  sv  oaßßaxoo  ösvxsgojcgooxco  öiajcogsvsö&ai  öia  xcov  öjco- 
gifxcov  oi  ös  {la&tjrai  avrov  rjg^avxo  riXXsiv  rovq  öxayyag  xai 
xpcoyovrsg  raiq  x£QöiV  rjö&iov  1.  Eysvsro  ös  sv  öaßßaroo  öia- 
jcogsvsöOai  avrov  öia  öjcogif/cov,  xai  sriXXov  oi  [ta&)]xai  avrov 
xai  ?]öfriov  rovq  örayyaq  xpcoyovrsg  raiq  ysgoiv.  (Der  Bezatext 
ist  hier  eine  Mischung  aus  den  drei  Synoptikern:  die  Worte  xai 
sysvsro  avrov  sv  sind  aus  Mc.  2,  23;  die  folgenden  oaßßarco 
und  öiajcogsvsödai  sind  in  Lc.  zu  Hause;  öia  rcov  öJcogiiicov 
stammt  aus  Mc.  2,  23  oder  aus  Mt,  12,  1;  oi  ös  ua&rjTcu  avrov 
?]g$avro  riXXsiv  aus  Mt,  12,  1)  Lc.  6,  6  c>o  xai  siösXfrovrog  av- 
xov JcaXiv  sig  ri]v  öwaycoyt/v  oaßßarco  sv  ?]  ?jv  avfrgoojcog 
^fjgav  sycov  r?]v  ysiga  1.  Eyevsxo  ös  sv  srsgco  öaßßazco  siosX- 
fttiv  avrov  Big  t/j)'  öwaycoyrjv  xai  öiöaoxsiv  xai  yv  av&Qcoxoq 

1)  D  liest  in  Mo.  2,  14  statt  Aeveir  den  Namen  Taxwßov.  So  lautete 
hier  auch  Tatians  Diatessaron.  Vgl.  TU.  Zahn,  Forschungen  zur  Ge- 
schichte des  ncutcstamentlichen  Kanons  I,  Erlangen  1SS1,  129£ 


16  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

exei  xai  7]  %biq  avzov  r\  öe^ia  r\v  ^rjga.  (Schon  oben  S.  10  wurde 
darauf  hingewiesen,  daß  die  Ausmerzung  von  ev  ezegm  öaßßazco 
in  Lc.  6,  6  aus  harmonistischen  Gründen  vollzogen  ward.  Die 
Textform  selbst  ist  wieder  eine  Mischung  aus  den  drei  Synop- 
tikern. Das  Anfangswort  xai  rührt  aus  Mt.  12,  9  oder  Mc.  3,  1 
her;  eiöeX&ovzog  avzov  ist  nach  dem  echten  Lucastext  eiöel&eiv 
avzov  umgebildet;  jialiv  stammt  aus  Mc.  3,  1;  eig  zr]v  övva- 
ywyrjv  ist  wieder  in  Lc.  heimisch;  die  Worte  ev  rj  rjv  av&gmjiog 
t-rjgav  sxcdv  Z7]v  %£ioa  sind  Mt.  12,  10:  xat  töov  apfrowjzog  xeLQa 
[aber  D  in  Mt.:  z?]v  X8lQa]  ^Xmv  &IQ&V  nachgebildet;  die  Stellung 
dieser  Worte  aber  nach  Mc.  3,  1:  xai  rjv  exet  av&gwjzog  e^rj- 
oamievr]v  [aber  D  in  Mc:  §t]gav]  excov  zr\v  xeioa).  Lc.  7,  1 
•oo  %ai  eyevezo  oze  ezeXeoev  zavza  1.  Ejieiörj  ejtlrjgcoöev  jtavza 
(aus  Mt.  7,  28)  Lc.  11,  14  zavza  de  eijiovzog  avzov  Jigoötpegeze 
avzm  öaifiovi^ofievog  xawpog  xat  exßalovzog  avzov  jiavzeg 
e&av[iat,ov  1.  Kai  rjv  exßaXlcov  öaifioviov  xai  avzo  rjv  xaxpov. 
eyevezo  öe  zov  öaifioviov  e^elfrovzog  elahjoev  o  xaxpog'  xai 
efravfiaöav  oi  oyloi  (die  ersten  Worte  zavza  öe  euzovzog  avzov 
sind  Mt.  12,  22:  zoze  nachgebildet).  Lc.  18,  18  om  leywv  post 
agxcov  (wie  Mc.  10,  17)  Lc.  23,  1  om  ajtav  zo  jtlrj&og  avzcov 
(wie  Mt.  27,  2  und  Joh.  18,  28)  Lc.  23,  26  oo  wg  öe  1.  Kai  mg 
(vgl.  Mt.  27,  32:  E^egxofievoi  öe  evgov)  Lc.  24,  1  -f-  eloyiC^ovzo 
öe  ev  eavzaig  zig  aga  aJioxvhöei  zov  li&ov  (nach  Mc.  16,  3: 
xai  eXeyov  Jigog  eavzag  [D:  eavzovg]'  zig  ajtoxvliöei  rjfiiv  [D: 
zig  rjfiiov  ajioxvliöei]  zov  Äi&ov). 

Aus  Joh.  käme  hier  höchstens  12,  28  cv>  xai  eyevezo  1.  rjZ&ev 
ovv  (aus  Mc.  9,  7)  in  Betracht. 

Es  sind  im  ganzen  aus  Mt.  15,  aus  Mc.  33,  aus  Lc.  11  Stellen. 
Durchmustert  man  diese  Varianten,  so  erscheinen  die  des  ersten 
Evangeliums  sachlich  nicht  unbedeutend;  die  große  Zahl  der 
variierenden  Übergänge  im  Marcusevangelium  würde  sehr  zu- 
sammenschrumpfen, wenn  man  die  Einleitungs formein  der  ge- 
sprochenen Worte  (eijtev,  Xeycov ,  ajioxgifreig  euiev  usw.)  un- 
berücksichtigt lassen  dürfte.  Sowohl  der  Form,  als  auch  dem 
Inhalt  nach  am  auffälligsten  sind  die  Übergänge  im  Lukas- 
evangelium.    Vielleicht  waren  gerade  sie  es,    die  Fr.  Blaß  l  auf 

lj  Blaß  hat  bekanntlich  die  Hypothese  des  Joh.  Clericus  »Lucarn 
bis  sua  edidisse«  nicht  nur  bezüglich  der  Apostelgeschichte  wieder  erneuert, 
sondern  auch  auf  das  Lucasevangelium  ausgedehnt.     (Vgl.  Theo].  Studien 


§  2.  Harmonistik  in  Übergängen.  17 

die  Hypothese  einer  doppelten  Bearbeitung  des  Lucasevangeliums 
geführt  haben.  Es  ist  in  der  Tat  höchst  eigentümlich,  wie  gerade 
die  Perikopenanfange  im  dritten  Evangelium  beim  Cantabrigiensis 
von  unseren  gewöhnlichen  Texten  abweichen.  Aber  die  Hypo- 
these von  Blaß  scheitert,  wie  Nestle1  richtig  bemerkt  hat,  schon 
daran,  daß  dieselbe  Erscheinung  auch  in  den  anderen  Evangelien 
nicht  ganz  fehlt.  Mir  scheint,  daß  demjenigen,  der  die  obige 
Liste  durchgearbeitet  hat,  nicht  zweifelhaft  sein  wird,  daß  diese 
Perikopenanfange  einer  Evangelienharmonie  entstammen,  da  sie 
fortwährend  auf  den  Paralleltext  Rücksicht  nehmen.  Namentlich 
die  Übergänge  Lc.  4,  33.  5,  27.  6,  1.  6,  6.  7,  1.  11,  14  sind 
m.  E.  von  durchschlagender  Bedeutung. 

Es  gibt  aber  noch  eine  Reihe  von  Übergängen  im  Bezatext 
des  Lucasevangeliums,  die  wesentlich  denselben  Charakter  auf- 
weisen, wie  die  eben  erwähnten,  ohne  daß  sie  bisher  zur  Sprache 
gekommen  wären.  Ich  zähle  solcher  Übergänge  noch  weitere  neun. 

Lc.  5,  17  <V3  xat  sysvsxo  sv  y.ia  rcov  rjfisomv  avxov  öiöa- 
Qxovxog  ovvsl&siv  xovg  (paoiGaiovg  xai  vofioötöaoxaZovg  ?]Oav 
ös  ovvsXrjlv&oxsg  1.  Kat  sysvsxo  sv  fica  rcov  rjfisocov  xat  avxog 
tjv  öiöaoxcov,  xat  r\öav  xa&rjftsvoi,  4>aQiöaioi  xat  vokuodtdaoxa2.ot 
oi  rjöav  slrjlv&oxsg. 

Lc.  7,  11  cx3  xai  X7]  sgrjg  (d:  et  alia  die)  sjioqsvsto  stg  JtoXiv 
1.  Kat  sysvsxo  sv  reo  st-r]g  sjioqsv&t)  stg  jtoltv. 

Lc.  7,  18  cv3  ev  otg  xat  [isyot  icoavov  xov  ßajtxtöxov  og 
xat  JtQoöxalsöansvog  1.  Kai  ajzt/yystlav  hoavst  ot  [ta&tjxat  av- 
xov jzsql  jtavxcav  xovxcov.     xat  jroooxalsöafisvog. 


und  Kritiken  1S94,  8(3 — 119;  Acta  Apostolorurn  sive  Lucae  ad  Theophilum 
über  alter  ed.  maior  1S95;  Acta  Apostolorurn  ed.  minor  189G;  Neue  kirch- 
liche Zeitschrift  1895,  72011';  Hermathcna,  Dublin,  IX  [1894— 96J,  121—143. 
291 — 313;  Evangelium  seeundnm  Lucam  sive  Lucae  ad  Theophilum  über 
prior  1897;  Theologische  Studien  und  Kritiken  1900).  In  der  Apostel- 
geschichte enthalte  der  Dtext  die  ursprüngliche  Gestalt  (die  Kladde  , 
der  gewöhnliche  Text  stelle  die  spätere,  verbesserte  Form  dar.  Umgekehrt 
enthalte  im  Evangelium  der  Dtext  die  spätere  Correctur,  der  gewöhnliche 
Text  biete  hier  die  ursprüngliche  Form.  F.  Graefe  stimmt  nicht  nur  der 
Annahme  einer  doppelten  Recension  auch  für  das  Evangelium  zu,  sondern 
erkennt  auch  beim  Evangelium  dem  Westliehen  Text  die  Priorität  zu. 
(Theologische  Stadien  und  Kritiken,  1S9S,  110— 140:  Der  Codex  Besäe  und 
das  Lucasevangelium,  besonders  S.  123). 

1)  Einführung  2  179.  s236.  Vgl  oben  S.  5. 
Texte  und  Untersuchungen  etc.  36,1a.  •_> 


lg  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Lc.  9,  37  ^>  eyevero  öe  öia  r?]q  ?][tegaq  xareX&ovra  avrov 
ajto  rov  ogovq  övveX&eiv  avrco  ojXov  jtoXvv  1.  Eyevero  öe  rr\ 
e£?]q  ?]{iega  xareXfrovrcov  avrcov  ano  rov  ogovq  övvrjVTrjöep 
avrco  oyXoq  jtoXvq. 

Lc.  10,  1  cv>  ajteöei^ev  ös  xai  eregovq  oß  xai  1.  Mera  öe 
ravra  aveöei^ev  o  xvgioq  eßöofly/xovra,  xai. 

Lc.  10,  25  <^  aveöri]  öe  riq  vofiixoq  exjtiga^cov  avrov  xai 
Xeycov  n  Jtou]öaq  1.  Kai  iöov  vofiixoq  riq  aveöri]  exjteiga^ojv 
avrov  Xeycov  öiöaoxaXe  ri  jioujöaq. 

Lc.  11,  37  cv>  ede?]&r]  öe  avrov  riq  cpagiöaioq  iva  agiörrjörj 
fier  avrov  eiöeX&oiv  öe  avejieöev  o  öe  (pagiöaioq  ?]g^aro  öia- 
xgeivofievoq  ev  eavrco  Xeyeiv  öia  ri  ov  1.  Ev  öe  roj  XaXi]öai 
egoira  avrov  <Pagiöaioq  ojtcoq  agiörrjörj  Jiag  avrco'  eiöeX&cov 
öe  avejieöev.     o  öe  <Pagiöaioq  löcov  efravfiaöev  ori  ov. 

Lc.  12,  1  cv>  jzoXXcov  öe  oyXoDv  övvjxegieyovroDV  xvxXoi  coöre 
aXX?]Xovq  öWJiviyeiv  ijg^aro  Xeyeiv  Jtgoq  rovq  fta&?/raq  Jtgcorov 

I.  Ev  oiq  exiöwayüeiöcov  rcov  uvgiaöojv  rov  oyXov,  coore  xara- 
jtareiv  aXXrjXovq,  rjgt-aro  Xeyeiv  Jtgoq  rovq  [ia&tjraq  avrov 
jtgcorov. 

Lc.  24,  13  cv>  ?jöav  öe  ovo  jtogevoftevoi  e£  avrco v  ev  avrrj 
rr\  rjfiega  eiq  1.  Kai  iöov  ovo  e£  avroov  ev  avr?]  rrj  7/f/ega  tjöav 
jtogevofievoi  eiq. 

Unter   diesen  Stellen  liegt  zu  Lc.  5,  17.  7,  11.  7,  18.  10,  1. 

II,  37.  12,  1  und  24,  13  kein  Paralleltext  vor;  sie  scheiden  also 
in  unserer  Frage  aus.  Es  bleiben  übrig  die  beiden  Übergänge 
Lc.  9,  37  und  10,  25.  Und  da  ist  es  von  höchster  Bedeutung, 
zeigen  zu  können,  daß  im  ersten  Fall  sicher,  im  zweiten  Fall 
möglicherweise  die  Parallele  eingewirkt  hat. 

Schon  oben  wurde  darauf  hingewiesen,  daß  der  Bezatext  in 
Lc.  9,  37  öia  rrjq  ?]ftegaq  statt  rrj  e^r/q  r^iega  liest.  Niemand 
wird  bestreiten,  daß  diese  Änderung  vorgenommen  ward,  um  Lc. 
in  Einklang  zu  bringen  mit  Mt.  17,  14  und  Mc.  9,  14.  Diese 
beiden  Evangelien  setzen  nämlich  die  Heilung  des  epileptischen 
Knaben  auf  denselben  Tag  an,  wie  die  Verklärung  Jesu  auf  dem 
Berge.  Daß  D  an  unserer  Stelle  (Lc.  9,  37)  statt  des  Plural 
xareXfrovroov  avrcov  den  Singular  xareX&ovra  avrov  bietet, 
würde  weiter  nicht  auffallen,  wenn  nicht  in  den  Paralleltexten 
sich  der  nämliche  Vorgang  wiederholte.  Nach  Nestle  lautet 
Mt.  17,  14:   Kai    eX&ovrcov  Jtgoq  rov  oyXov  jtgoör/Xd-ev  avrco, 


§  2.  Harmonistik  in  Übergängen.  19 

dafür  liest  D:  xai  eX&cov  Jioog  xov  oylov  JiooOtjX&ev  avrco. 
Nach  Nestle  lautet  Mc.  9,  14:  Kai  eXfrovreg  jiqog  rovg  [taftt/rag 
eiöov,  statt  dessen  liest  D:  xai  eX&tav  JtQog  rovg  fiafr/jrag  eiöev. 
Ganz  offenbar  hat  beim  Entstehen  des  eigentümlichen  Überganges 
Lc.  9,  37  die  Harmonistik  ihre  Hand  im  Spiel  gehabt. 

Nicht  so  klar  liegt  die  Sache  bei  dem  anderen  Übergang 
Lc.  10,  25.  Aber  die  Stellung  der  Worte  aveörr]  de  rig  vofiixog 
statt  voyixog  zig  aveörr/  erinnert  an  Mc.  12,  28:  JzooöeX&mv  eig 
rcov  yoafifiarecov.  Außerdem  tilgt  D  die  Anrede  öiöaöxaXe,  die 
auch  in  Mc.  12,  28  —  nach  dem  Text  Nestles  —  fehlen  muß. 
Es  darf  nicht  viel  Wert  darauf  gelegt  werden,  weil  gerade  D  in 
Mc.  12,  28  das  öiöaöxaXe  hinzufügt;  die  Vermutung  ist  indessen 
nicht  abzuweisen,  daß  auch  hier  die  Parallele  nicht  ganz  unbe- 
teiligt war. 

Pflichtet  man  dieser  Meinung  bei,  so  wären  sämtliche  der 
eigentümlichen  Übergänge  des  Lukastextes  in  D,  für  die  überhaupt 
eine  Parallele  in  den  anderen  Evangelien  vorliegt,  von  dieser 
beeinflußt.  Lehnt  man  die  letztere  Vermutung  ab,  so  wäre  Lc. 
10,  25  eben  die  einzige  Ausnahme.  Den  Tatbestand  wird  man 
aber  immer  befriedigend  nur  durch  die  Annahme  erklären  können, 
daß  alle  diese  Lucasübergänge  einer  Evangelienharmonie  ent- 
stammen, die  mit  dem  Wortlaut  des  hl.  Textes  noch  etwas 
freier  schaltete  und  stets  auf  die  Parallelen  Rücksicht  nahm. 
Geradezu  mosaikartig  sind  die  beiden  Stellen  Lc.  6,  1  und  6,  6 
zusammengesetzt. 

Vorhin  wurde  erwähnt,  daß  diese  Art  von  Übergängen  auch 
bei  den  anderen  beiden  Synoptikern  nicht  fehlt,  wenngleich  die 
Erscheinung  im  Lucasevangelium  besonders  charakteristisch  her- 
vortritt.    Aus  Mt.  kämen  hier  zwei  Stellen  in  Betracht: 

Mt.  17,  24  cv3  xcu  eX&ovrcov  avrcov  Big  xacpaovaovfi  1.  EX- 
fyovrcov  de  avrcov  eig  Ka(paovaovu  and 

Mt.  20,  17  ~  xai  avaßaivcov  o  ujg  1.  MeXXcov  öt  apaßai- 
veiv  Itjöovg. 

Beide  Stellen  sind,  wie  schon  oben  angeführt,  durch  Parallelen 
beeinflußt.     Aus  Mc.  wären  weitere  sechs  zu  nennen: 

Mc.  1,  29  c^  E$eXftcov  öe  ex  t//c  owaycoyt/g  f/X&ev  1.  Kai 
evfrvg  ex  t//c  ovvaycoytjg  e^eXfrorrt^  rjX&ov. 

Mc.  2,  15  <^>  xai  eyerero  xaraxetuercov  avrcov  1.  Kai  yivexai 
xaraxeiöfrai  avrov. 

2* 


20  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mc.  4,  1  ~  xai  ?]Q^aro  jtaXiv  öiöaöxsiv  Jtgog  t?/v  &aXaö- 
Oav  xai  övvrixd-ij  1.  Kai  JtaXiv  ?]o£aro  öidaöxeiv  Jictga  xr\v 
&aXaööav.     xai  övvayerai. 

Mc.  6,  7  <^  xai  jrQooxaXsoa^evog  rovg  .  iß  .  {la&tjrag  ajte- 
öreiXev  avrovg  ava  ß  öovq  avxoig  e£ovoiav  1.  Kai  jtooöxa- 
Xeixai  rovg  öcoöexa  xai  ?]Q^aro  avrovg  ajzooxeXXsiv  ovo  ovo, 
xai  söiöov  avxoig  et-ovöiav. 

Mc.  7,  24  cv3  xai    avaoxag    exei&sv  1.  Exei&sv    de  avaöxag 

Mc.  14,  17  cvj  otpiag  de  yevofisv/]g  1.  Kai  oipiag  yevofisv?]g. 

Auch  diese  sechs  Stellen  sind,  wie  die  Liste  nachweist,  sämt- 
lich von  den  Parallelen  beeinflußt. 

Nun  sehen  wir  noch  nach,  wie  sich  diese  acht  Übergänge 
zu  den  Lucasübergängen  des  Bezatextes  verhalten.  Schwierig 
würde  die  Sache,  wenn  sie  miteinander  concurrierten,  d.  h.  einem 
charakteristischen  Matthäus-  oder  Marcusübergang  ein  charakteri- 
stischer Lucasübergang  gegenüberstände.  Das  ist  aber  nicht  der 
Fall.  Gehen  wir  die  einzelnen  Stellen  durch.  Mt.  17,  24  ist  ohne 
Parallele  bei  Lc.  —  Der  Paralleltext  zu  Mt.  20,  17  (nämlich  Lc. 
18,  31)  stimmt  in  D  mit  dem  Nestleschen  Text  überein,  nur  hat 
er  statt  jtgog  avrovg  das  Wort  avxoig.  Dies  ist  aber  aus  Mt. 
20,  17  entlehnt.  —  Zu  Mc.  1,  29  bildet  Lc.  4,  38  die  Parallele; 
dort  hat  bei  D  der  Übergang  wesentlich  dieselbe  Form,  wie  bei 
Nestle,  nur  zeigen  hier  wieder  die  Varianten  ?]X&ev  statt  uqi)X&zv, 
sowie  die  Hinzufügung  von  xai  avögeov,  daß  auf  Lc.  der  Marcus- 
text eingewirkt  hat.  —  Mit  Mc.  2,  15  läuft  Lc.  5,  29  parallel. 
Im  Lucastext  von  D  erinnert  avaxsifisvcov  (statt  xaxaxeifievoi) 
an  Mc.  2,  15  {övvavzxuvxo).  —  Die  erste  Vershälfte  von  Mc.  4,  1 
hat  keine  Parallele  in  Lc.  —  Der  Übergang  Mc.  6,  7  hat  Lc.  9,  1 
zur  Parallele.  D  bietet  die  Stelle  ebenso  wie  Nestle.  —  Mc.  7,  24 
ist  wieder  ohne  Parallele  bei  Lc,  desgleichen  Mc.  14.  17. 

In  keinem  Fall  steht  also  einem  dieser  charakteristischen 
Matthäus-  bezw.  Marcusübergänge  einer  der  charakteristischen 
Lucasübergänge  gegenüber.  Vier  Fälle  scheiden  aus,  weil  die 
Parallele  im  Lucasevangelium  fehlt;  in  drei  Fällen,  wo  eine  solche 
vorhanden  ist,  fehlt  nicht  nur  bei  Lc.  der  charakteristische  Über- 
gang, sondern  es  zeigt  sich  deutlich  der  Lucastext  selbst  an  der 
betreifenden  Stelle  durch  die  Parallele  beeinflußt;  in  dem  übrig- 
bleibenden Fall  stimmt  D  einfach  mit  dem  gewöhnlichen  Text 
überein. 


§  2.  Harmonistik  in  Übergängen.  21 

Man  wird  gestehen  müssen,  daß  dieser  Tatbestand  unserer 
These  äußerst  günstig  ist. 

Ein  Übergang,  Lc.  8,  41,  der  allerdings  nur  wenig  vom  ge- 
wöhnlichen Text  abweicht,  ist  bisher  noch  unerwähnt  geblieben. 
Nestle  liest  den  Vers:  xai  idov  rjl&ev  avt]Q  oj  ovofia  Iaeigog 
xai  ovrog  agxcov  rr\g  övvaycoyrjg  vjzr}Q%ev'  xai  Jteöcov  jzaoa 
rovg  Jtoöag  liyöov  jiaoexaXei  avrov  xte.  Statt  dessen  lautet  der 
Cantabrigiensis  hier: 

D 
xai  sXfrcov  avrjg  ytjg  jisöojv 

ovrog  aoycov  rt\g  övvaycoyt/g  jteöcov 
vjio  rovg  Jtoöag  rov  irjv  jcaosxaZei  avrov 

d 
Et  veniens  vir  cui  nomen  iairus  et 
hie  prineeps  synagogae  cadens 
sub  pedes   ihu  rogabat  eum. 

Zu  dieser  Stelle  macht  Scrivener,  Bezae  codex  Cantabr.  p.  435  sq. 
die  Bemerkung:  1.  31  post  av?]Q  p.  m.  proculdnbio  rrjg  övvayco 
habebat  (r  v*  yco  vestigiis  restant),  oculo  ad  lineam  sequentem 
vagante;  y?]g  jttöcov  adhuc  leguntur:  post  avtjQ  H  vel  L  correxit 
co  ovofia  a'iQog  xai  ad  vers.  Latin. 

Es  ist  bedauerlich,  daß  wir  nicht  völlige  Gewißheit  haben, 
was  die  Vorlage  von  D  an  dieser  Stelle  enthalten  hat;  denn  in 
Mc.  5,  22  läßt  D  den  Namen  Jairus  wegfallen,  der  Mann  wird 
nur  als  rig  rcov  aQiiövvayojycov  bezeichnet,  während  Nestle  dort 
Big  xeov  aQxiövvaycoycov  ovofian  Iaeioog  liest.  Auch  in  Mt.  9,  18 
wird  der  Name  nicht  erwähnt;  da  aber  für  Lc.  8,  41  d  in  der 
Parallelzeile  die  Worte  cui  nomen  iairus  et  bietet,  so  wird  man 
wohl  annehmen  können,  daß  die  Vorlage  von  D  die  erste  Zeile 
las:  xai  eld-cov  avtjQ  co  ovofia  lasioog.  Es  bleiben  aber  immerhin 
noch  einige  Varianten  gegenüber  dem  gewöhnlichen  Text.  1)  idov 
am  Anfang  des  Verses  fällt  aus.  Das  ist  eine  Angleichung  an 
Mc.  5,  22:  Kai  8Q%erai  eig  [D:  xig]  xeov  aQiiovvaycoycov  ovofiari 
Iaeioog  [D  om  ovofiari  Iaeigog]  xai  ideov  avrov  [  D  oni  löcov  av- 
xov]  jiijixu  [D:  jiQoöejieöev]  jzoog  xovg  jtoöag  avrov.  2)  Das 
eX&cov,  welches  D  in  Lc.  8,  41  statt  tjXfrsv  enthält,  begegnet 
wieder  in  Mt.  9,  18,  wo  der  Bezatext  lautet:  ravra  error  Xa- 
Xovvrog    avroig    löov  aoycov  eig  eX&cov  (d:    ecce  unus  prineeps 


22  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

veniens)  jzgoöcxvvi  xrX.,  während  Nestle  ediert:  Tavra  avrov 
XaXovvrog  avroig  idov  agxcov  [sie]  TcgoöeX&mv  Jtgoösxvvet  xrX. 
Es  sei  aber  darauf  hingewiesen,  daß  Tischendorf  eiöeX&cov  in 
den  Text  aufnimmt,  Westcott-Hort  die  Lesart  an  den  Rand  stellen. 
3)  Die  Omission  von  vjzrjgxev  xai  ist  eine  Angleichung  an  Mt. 
9,  18  und  Mc.  5,  22. 

Eine  kurze  Notiz  über  Lc.  22,  47  wird  die  Brücke  zum 
folgenden  Paragraphen  darstellen.  Dort  fügt  D  ein  ös,  d  ein 
autem  hinzu,  so  daß  die  Stelle  dort  lautet:  en  ös  avrov  XaXovv- 
rog. Nun  schlagen  wir  die  Parallele  Mt.  26,  47  nach.  Nestle 
liest  dort:  Kai  sri  avrov  XaXovvrog,  aber  D  statt  dessen:  sri 
ös  avrov  XaXovvrog,  also  genau  so  wie  in  seinem  Lucastext,  d 
liest  in  beiden  Fällen:  adhuc  autem  eo  loquente. 

§  3. 
Parallele  Varianten. 

Der  Beweis,  daß  der  Bezatext  durch  eine  Evangelienharmonie 
beeinflußt  worden  ist,  wird  noch  viel  eindrucksvoller  durch  die 
Beobachtung,  daß  an  vielen  Stellen  Lesarten  eines  der  vier  Evan- 
gelien, die  offenbar  nicht  in  den  Text  hineingehören,  an  einer 
Parallelstelle  im  Cantabrigiensis,  wo  sie  ebenso  wenig  Existenz- 
berechtigung haben,  wieder  auftauchen.  Im  folgenden  sind  diese 
Stellen  in  der  Weise  zusammengestellt,  daß  hinter  die  Stellen- 
angabe der  beiden  Parallelen  zunächst  der  Nestlesche  Text  ein- 
geklammert wird,  dann  die  beiden  Lesarten  des  Bezatextes  für 
diese  Stellen,  wobei  das  gemeinsam  vom  richtigen  Text  Ab- 
weichende —  die  parallele  Variante  —  durch  Sperrdruck  hervor- 
gehoben wird.  Für  die  Vollständigkeit  dieser  Liste  kann  ich 
keine  Gewähr  übernehmen,,  hoffe  aber,  daß  nichts  Wichtiges  über- 
sehen worden  ist  und  daß  das  hier  gebotene  Material  zum  Beweis 
der  These  vollauf  genügen  wird. 

1.  Mt.  3,'  6  und  Mc.  1,  5  (Iogöavrj  noraum).  D  in  beiden 
Fällen:  iogöavrj,  om  jtorafioj. 

2.  Mt.  3,  11  (o  ös  outtom  fiov  eoxofievog  Löxvooregog  fiov 
£ör^)und  Lc.  3,  16  (egxeraL  ös  o  löxvooreoog  [iov).  d  (D  vacat) 
in  Mt.  3,  11:  qui  autem  venit  fortior  me  est  (om  oJtiöco  fiov). 
D    in  Lc.  3,  16:    o    ös    egxofievog   töxygoregog   fiov   eört.     Der 


§  3.  Parallele  Varianten.  23 

Wortlaut  des  Textes  in  Lc.  stimmt  also  ganz  mit  jenem  überein, 
welchen    der  Lateiner  in  Mt.    voraussetzt.     In  beiden  Fällen  om 

OJZtOOJ    [10V. 

3.  Mt.  3,  16  und  Lc.  3,  22  (ejt  avxov).  D  in  beiden  Fällen: 
etg  avxov.     Das  etg  ist  aus  Mc.  1,   10  genommen. 

4.  Mt.  4,  4  (avfrgowiog  all  ejtt  Jtavxt  grj^taxt  exjiogevopevoi 
öta  oxoftaxog  &eov) *  und  Lc.  4,  4  (avfrgmjzog  om  cet.).  D  in  Mt. 
4,  4:  avdgoyjiog  all  ev  jtavrc  gr]kuaxt  #{3;  D  in  Lc.  4,  4: 
av&gcojtog  all  ev  jzavxi  grjfiaxt  &v. 

5.  Mt.  5,  11  (oxav  ovetötowotv  v\uag  xat  Stm^cootv)  und  Lc. 
6,  22  (oxav  a(pogtOmOtv  vkuag  xat  ovetötomotv  xat  exßaloiötv 
xo  ovofia  vficov).  D  in  Mt.  5,  11:  oxav  dta>$ovötv  vfiag  xat 
ovtötOovötv;  D  in  Lc.  6,  22:  oxav  acpoQtöcoötv  xat  exßalmotv 
xat  ovtötocootv  xo  ovofta  v{uo3.  Das  ovtötoovotv  bzw.  ovtötoo- 
ötv  ist  in  beiden  Fällen  das  letzte  Glied. 

6.  Mt.  9,  4  (etJtev  tva  xt)  und  Lc.  5,  22  (etJtev  Jtgog  avxovg 
xt).  D  in  Mt.  9,  4:  etJtev  avxotg  tva  xt.  D  in  Lc.  5,  22:  leyet 
avxotg  xt.  Das  leyet  avxotg  in  Lc.  5,  22  stammt  aus  Mc.  2,  8; 
sonderbarerweise  liest  D  dort  etjiev  avxotg  (d:  dixit  illis)2. 

7.  Mt.  9,  6  (eyetge  agov  oov  xtjv  xltvr\v  xat  vuaye  etg  xov 
otxov  Oov),  Lc.  5,  24  (eyetge  xat  agag  xo  xltvtötov  oov  itogevov 
etg  xov  otxov  oov)  und  Joh.  5,  8  (eyetge  agov  xov  xgaßaxxov 
Oov  xat  jtegtJtaxet).  D  in  Mt.  9,  6:  eyetge  xat  agov  oov  x?]v 
xletvrjv  xat  vjtaye  etg  xov  otxov  oov.  D  in  Lc  5,  24:  eyetge 
xat  agov  xov  xgaßaxxov  oov  xat  Jtogevov  etg  xov  otxov  Oov. 
D  in  Job.  5,  8:  eyetge  xat  agov  xov  xgaßaxxov  oov  xat  jtegt- 
jtaxet.  Die  allen  drei  Evangelien  gemeinsamen  Worte  xat  agov 
haben  ihre  Heimat  in  Mc.  2,  9 3.  Die  Stelle  wird  von  Nestle 
gelesen:  eyetge  xat  agov  xov  xgaßaxxov  Oov  xat  Jtegtjtaxet.  statt 
dessen  liest  D:  eyetge  agov  (om  xat,  aber  d:  surge  et  tolle)  xov 
xgaßaxxov  oov  xat  vjtaye  etg  xov  otxov  Oov.  In  Mc.  2,  11  liest 
D,  wie  Nestle:  eyetge  agov,  aber  auch  hier  wieder  bietet  d:  sarge 
et  tolle.  Im  Bezatext  des  Lc.  5,  24  ist  nicht  nur  das  xat  agov 
aus  Mc.  2,  9  übernommen,  sondern  auch  die  Worte  xov  XQaßccz- 
xov  oov  xat]  bei  Mc.  2,  9  sind  die  Worte  vjtaye  etg  xov  otxov 
oov  aus  Mt.  9,  6  entlehnt. 

1)  B.  Weiß  ediert  Mt.  4,  4:  €V  statt  c-.i,. 

2)  Westoott-Hort  edieren  Mc.  2,  8:  leyei  [avxotg]. 

3)  Westcott-Hort:  Eyeipov  [xai]  agov. 


24  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

8.  Mt,  9,  15  {jtevd-eiv)  und  Lc.  5,  34  [pioir\6ai  vrjöxevöai)  K 
D  in  beiden  Fällen:  vtjötsvsiv. 

9.  Mt,  9,  16  und  Mc.  2,  21  (gaxovg).  D  in  beiden  Fällen: 
gaxxovg. 

10.  Mt.  10,  10  {a^iog  yag  o)  und  Lc.  10,  7  (ebenso).  D  in 
Mt.  10,  10:  a^iog  yag  eöxiv  o  (d:  dignus  est  enim);  D  in  Lc. 
10,  7:  a^iog  yag  o  (aber  d:  dignus  est  enim). 

11.  Mt.  11,  16  (ßv  xaig  ayogaig)  und  Lc.  7,  32  (ev  ayoga). 
D  an  beiden  Stellen:  ev  xr\  ayoga.  Man  beobachte,  wie  die 
parallele  Variante  den  Artikel  aus  Mt.,  den  Numerus  aus  Lc. 
entlehnt. 

12.  Mt.  11,  21  (XogaCeiv  ovai  Ooi  Br]&6a'Cöav)  und  Lc.  10, 13 
(Xoga^eiV  ovai  öoi  Brjfröaiöa).  D  in  Mt,  11,  21:  x0Qo^a^v  (cho- 
rozain)  xai  ße&öaeiöa;  D  in  Lc.  10,  13:  xogo^alv  (chorozain) 
xai  ßeööaiöa. 

13.  Mt.  11,  23  (vipa)fr?]6r];  ewg  aöov)  und  Lc.  10,  15  (vrpco- 
d-Tjör};  ecog  xov  aöov).   D  an  beiden  Stellen:  vxpm&rjör]  97  ewg  aöov. 

14.  Mt.  11,  26  und  Lc.  10,  21  (ovxcog  evöoxia  eyevexo).  D 
an  beiden  Stellen:  ovxoog  eyevexo  evöoxia(Mt.  11,26:  evöoxeia). 

15.  Mt.  12,  4,  Mc.  2,  26  und  Lc.  6,  4  (agxovg  xr\g  jvgo&e- 
öemq).     D  in  allen  Fällen:  agrovg  xrjg  jigoo&eöeojg2. 

16.  Mt.  12,  15  (avxco  jioXXoi  xai)  und  Mc.  3,  7  (jzoXv  ütXr\- 
&og  ajto).  D  in  Mt.  12,  15:  avxw  o%Xoi  jioXXoi  xai\  D  in 
Mc.  3,  7:  JtoXvg  o%Xog  ajto. 

17.  Mt.  12,  32  (og  sav  euirj)  und  Lc.  12,  10  {nag  og  egei). 
D  in  Mt.  12,  32:  og  av  surr];  D  in  Lc.  12,  10:  mag  og  av  egei. 

18.  Mt.  12,  40  lautet  bei  Nestle:  codJteg  yag  r\v  Icovag  ev 
xr\  xoiXia  rov  xrjxovg  xgeig  rjfiegag  xai  xgeig  vvxxag,  ovxoig 
eöxai  o  viog  xov  av&gwjzov  ev  xrj  xagöia  xrjg  yrjg  xgeig  rjfiegag 
xai  xgeig  vvxxag.  Dafür  bietet  D:  wöjtegi  yag  iwvag  (om  rjv, 
aber  d:  erat)  ev  xrj  xoiXia  xov  xrjxovg  xgeig  rjfiegag  xai  xgeig 
vvxxag  ovxmg  eöxe  xai  0  viog  xov  av&gautov  xxX.  An  der 
Parallelstelle  Lc.  11,  29  findet  sich  in  D  hinter  V.  30  der  Znsatz: 
xai  xa&oig  lojvag  ev  xr\  xoiXia  xov  xrjxovg  eyevexo  xgig  rjfiegag 
xai  xgeig  vvxxag  ovxwg  xai  0  viog  xov  avO-gmjtov  ev  xr\  yrj. 
Daß  das  Wörtchen  xai  vor  o  viog  xov  avfrgoijtov  sich  in  diesem 

1)  Weiß:  VTjozevEiv. 

2)  So   allein  D.     Bei  Mt.    verzeichnet  Tischendorf   die   Lesung    des 
Cantabrigiensis  nicht. 


§  3.  Parallele  Varianten.  25 

Lucaszusatz  findet,  ist  an  sich  weniger  auffallend,  da  es  eine  An- 
gleichung  an  den  unmittelbar  vorhergehenden  Satz:  ovxcog  töxac 
xac  o  vcog  xov  avdocojtov  xr\  ysvea  xavxrj  darstellt;  um  so 
auffälliger  aber  muß  es  erscheinen,  wenn  wir  auch  im  Matthäus- 
text diesem  xac  begegnen.  Nun  macht  J.  R.  Harris,  A  study 
of  Codex  Bezae  188,  darauf  aufmerksam,  daß  nach  Ciascas  Ara- 
bischem Diatessaron  auf  Lc.  12,  30  (lies  11,  30)  Mt.  12,  40  folgte. 
Dadurch  wird  sofort  das  xac  im  Dtext  von  Mt.  12,  40  verständ- 
lich. Auch  das  Fehlen  des  Wortes  ?]v  muß  auffallen,  da  sich 
im  Lucastext  dafür  das  Wort  eysvsxo  findet.  Es  darf  aber  um 
so  weniger  Wert  darauf  gelegt  werden,  als  d  in  Mt.  12,  40  das 
entsprechende  erat  bietet. 

19.  Mt.  12,  48  (f/ov  xac  ttveg)  und  Mc.  3,  33  (fiov  xac  oc 
aöeXtpoc).  D  in  Mt.  12,  48:  ftov  q  xcvsg;  D  in  Mc.  3,  33:  ftov 
H  aösXcpoc. 

20.  Mt,  13,  2  und  Mc.  4,  1  (scg  JtXocov)K  D  in  beiden  Fällen 
merkwürdigerweise:  ecg  xo  jiXocov,  als  wTenn  es  schon  vorher 
genannt  worden  wäre.  In  Mt.  14,  22  und  Mc.  6,  45  liest  D  mit 
Nestle:  ecg  xo  jiXocov.  Joh.  6,  17  ist  die  Parallele  hierzu.  Nestle 
ediert:  ecg  jiXocov,  D  liest  auch  hier  ecg  xo  jiXocov. 

21.  Mt.  13,  6  und  Mc.  4,  6  (exavfiaxcofr?]  [aXXa])2.  D  in 
beiden  Fällen:  exavfiaxcöftrjöav. 

22.  Mt,  13,  6  und  Mc.  4,  6  (e^rjQav&r]).  D  in  beiden  Fällen: 
e^rjQavfrrjöav. 

23.  Mt.  13,  10  (oc  fia&rjxai)  und  Mc.  4,  10  (oc  jtsqc  avxov). 
D  in  Mt.  13,  10:  oc  fia&qxac,  aber  d:  discipuli  eius;  D  in  Mc. 
4,  10:  oc  {4a&?]xac  avxov,  d:  discipuli  eius.  Das  avxov  stammt 
aus  Lc.  8,  9,  wo  es  sich  auch  in  D  findet.  (Vgl.  Parallele  Va- 
riante Nr.  108). 

24.  Mt,  14,  8  (öog  kuoc  cpijoiv  coöe  enc  jtcvaxc  xrjv  xecpaX)^-' 
und  Mc.  6,  25  (r}xi]öaxo  Xeyovöa'  deXco  cva  e^avxtjg  öcog  jjoc 
SJtc  jtcvaxc  x?]v  xecpaXr/v).  D  in  Mt.  14,  8:  ecjtt  öog  fioc  coöe 
xecpaXrjv,  D  in  Mc.  6,  25:  ecnev  öog  kuoc  ejrc  Jtiraxc  coöe  xi]v 
xecpaXrjv. 

25.  Mt,  14,9  und  Mc.  6,  26  (xac  xovg).  D  in  beiden  Fällen: 
xac  öca  xovq. 


1)  Weiß  ediert  Mc.  4,  1:  uq  ro  tt/.oiov. 

2)  Westcott-Hort  lesen  in  Mc.  4,  (i  am  Rande:  exccvfiaTHtxhjoap. 


26  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

26.  Mt.  14,  34  (rjl&ov  sju  ttjv  yrtv  stg  revvrjöaoer)  und 
Mc.  6,  53  (em  trjv  yr\v  r\l&ov  eig  revvrjöaQex).  D  in  Mt.  14,  34: 
r\l&ov  BJii  ttjv  yr\v  siq  ysvprjöag  (d:  venerunt  in  terra m  gen- 
nasar);  D  in  Mc.  6,  53:  r\l$ov  bjzl  zr\v  yr\v  ysvvrjöaQ  (d:  per- 
venerunt  in  terram  gennesar).  Zu  den  Namensformen  yevvr]- 
öag  usw.  vgl.  Chase,  Syro-Latin  105  f. 

27.  Mt.  15,  8  und  Mc.  7,  6  (jtoqqco  cutexei  ajt  e/uov).  D  in 
Mt.  15,  8:  JtoQQm  sonv  cui  Sfiov  (d:  longe  est  a  me);  D  in 
Mc.  7,  6:  jioqqco  a(psör?]xev  acp  sfiov  (aber  d:    longe  est  a  me). 

28.  Mt.  15,  14  (oörjyrj)  und  Lc.  6,  39  (oörjysLv).  D  in  Mt, 
15,  14:  oöayrj;  D  in  Lc.  6,  39:    oöayeiv1. 

29.  Mt.  5,  15  und  Lc.  11,  33  (aU  ejti).  D  an  beiden  Stellen: 
alla  em.  Auch  in  Lc.  8,  16  liest  D  alla  eni\  daß  auch  diese 
Stelle  zu  Lc.  11,  33  in  Beziehung  steht,  zeigt  die  Lesart  cpcog 
anstatt  cpsyyog  in  Lc.  11,  33;  sie  ist  aus  8,  16  eingedrungen2. 

30.  Mt.  15,  27  und  Mc.  7,  28  ($ixia>v).  D  in  Mt,  15,  27: 
tyeiX<x>v,  D  in  Mc.  7,  28:  tyixwv.  Auch  in  Lc.  16,  21  D  add 
post  ccjio  1°:  rcov  tyixcov3. 

31.  Mt.  15,  32  und  Mc.  8,  2  (ox^ov  ort).  D  in  Mt.  15,  32: 
top  ox^ov  tovtov  oxt\  D  in  Mc.  8,  2:  tov  ox^ov  tovtov  oti. 

32.  Mt.  15,  32  (rjfiegai  Tßeiq  jrooöfievovöiv  [toi)  und  Mc.  8,  2 


1)  D  schreibt  auch  Mt.  15,  14  oöayoi  statt  oöayoi.  Für  die  Formen 
oöayrj  und  oöayeiv  ist  nach  Tischendorf  D  der  einzige  Zeuge.  Tischendorf 
verzeichnet  bei  Mt.  15,  14  die  Form  oöayoi  nicht;  anscheinend  steht  also 
auch  dort  D  mit  seiner  Lesung  allein.  Vgl.  dazu  Westcott-Hort,  The 
New  Testament  in  the  original  Greek,  Introd.,  London  1907,  App.  p.  158 f; 
Fr.  Passow,  Handwörterb.  der  griech.  Sprache5,  Leipzig  1852,  111,402; 
H.  vanHewerden,  Lexicon  Graecum  suppletorium  et  dialecticum,  Lugd. 
Batav.  1902,  570. 

2)  Für  Mt.  5,  15  bietet  allein  D  alla;  zu  Lc  11,  33  lautet  der  Apparat 
Tischendorfs:  all  cum  unc  omnib  (exe  D)  et  minusc  pler  .  .  .  ge  (Wtst  etc.) 
alla  cum  D  al  non  ita  mu;  für  Lc.  8,  16:  all  KABEGHKMSUVsil  XTAAZIl 
etc.  .  .  .  DL  33.  alla.  Über  Hiatus  im  Cantabrigiensis  vgl.  v.  Soden, 
Die  Schriften  des  NT  1308. 

3)  Mt.  15,  27  bietet  allein  D  xpeixcov;  für  Mc.  7,  28  allein  D  yji%a)V) 
zu  Lc.  16,  21  lautet  Tischendorfs  Apparat:  g  praem  rcov  xpixicov,  Ln  [r.  ipi%.] 
cum  tfcA  (D)  PXr/IAII  unc9  (D  r.  yjixcov)  al  omnyid  (sed  1.  zcov  ninx. 
ipiXiwv)  a  f  g1  vg  go  syrutr  copwi  arm  Ephr313  Chr1-875  (: :  cf.  Mt.  15,  27). 
—  Die  drei  letzten  Anmerkungen  allein  enthalten  Proben  einer  Über- 
lieferung im  Bezatexfc,  vor  deren  Treue  und  Gewissenhaftigkeit  man  nicht 
genug  erstaunen  kann. 


§  3.  Parallele  Varianten.  27 

(ebenso).     D  in  Mi  15,  32:  rjpegai  .  y  .  eiöiv  xai  jtgoöfievovöiv 
(aol.    D  in  Mc.  8,  2:  rjfiegai  rgiq  eiöiv  cuio  ütore  wöe  eiöiv. 

33.  Mt.  16,  5  (Kai  eX&ovreq  oi  fia&r/rai  eiq  ro  jtegav  ejte- 
Xafrovro  agrovq  Xaßeiv)  und  Mc.  8,  14  (Kai  ejteXafrovro  Xaßeiv 
agrovq).  D  in  Mt.  16,  5:  xai  eX&ovreq  eiq  ro  Jtegav  ejteXa- 
dovro  oi  fiadrjrai  aorovq  Xaßeiv;  D  in  Mc.  8,  14:  xai  ene- 
Xa&ovro  oi  (xa&rjrai  Xaßeiv  aorovq. 

34.  Mt.  16,  13  (nva  Xeyovöiv  oi  av&gatJioi  eivai  rov  viov 
rov  av&Qcojiov)  und  Mc.  8,  28  (nva  f/e  Xeyovöiv  oi  av&godjzoi 
eivai).  D  in  Mt.  16,  13:  nva  fie  oi  avd-gwjzoi  Xeyovöiv  sivai 
viov  rov  avfrgojjiov.  D  in  Mc.  8,  28:  nva  fie  Xeyovöiv  sivai 
oi  av&gcojioi. 

35.  Mt.  16,  23  und  Mc.  8,  33  (aXXa  ra  rcov  av&gmjzoov). 
D  in  Mt.  16,  23:  aXXa  rov  avdgwjcov  (d:  sed  que  hominis); 
D  in  Mc.  8,  33;  aXXa  roiv  av&go?jza>v  (d:  sed  quae  sunt  homi- 
num);  in  beiden  Fällen  om  ra.  Der  Lateiner  hat  beidemale  das 
aXXa  in  aXX*  a  aufgelöst. 

36.  Mt.  17,  1  (rov  Ilergov  xai  Iaxo^ßov  xai  Icoavr\v  rov 
aöeX<pov  avrov  xai  avacpegei)  l  und  Mc.  9,  2  (rov  Ilergov  xai 
rov  laxojßov  xai  Iwavi]v  xai  avacpegei)2.  D  in  Mt.  17,  1:  rov 
jtergov  xai  rov  laxojßov  xai  rov  iwavvrjv  rov  aöeXcpov  av- 
rov xai  avayei\  D  in  Mc.  9,  2:  rov  Jtergov  xai  rov  utxcoßov 
xai  rov  iwavvrjv  xai  avayei. 

37.  Mt.  17,  2  (Xevxa  o?q  ro  cfcoq)  und  Mc.  9,  3  (önXßovra 
Xevxa  Xiav).  D  in  Mt.  17,  2:  Xevxa  coq  yeioov  (d:  alba  sicut 
nix),  in  Mc.  9,  3:  önXßovra  Xevxa  Xia  a>q  %imv  (d:  Candida 
nimis). 

38.  Mt.  17,  14  (Kai  eX&ovrcov)  und  Mc  9,  14  (Kai  eX&ovreg). 
D  in  beiden  Fällen:  xai  eXfrwv  (vgl.  La  9,  37  [nach  Nestle 
xareXßovrcov]  in  D:  xareX&ovra).     Siehe  oben  S.  18  f. 

39.  Mt.  17,  21  (om  vers.)  und  Mc.  9,  29  (ei  fit]  sv  jrgoosvy/,  . 
D  in  Mt.  17,  21  add:  rovro  öe  ro  yevoq  ovx  exjiogeverai  et  utt 
ev  Jtgoöevy^  xai  vrjöreia.  [Die  Worte  rovro —  jzgooevyt, 
rühren  her  aus  Mc.  9,  29].  D  in  Mc.  9,  29:  ei  firj  ev  jcgoötry/j 
xai  vrjöreia. 


1)  Westcott-Hort   setzen  Mt.  17,  1   vor  Iaxwßov  den  Artikel  xov  an 
den  Rand. 

2)  Tischendorf  ediert  Mo.  9,  2:  xai  zor  hoamp'.  Westcott-Hort  setzen 
vor  Icoartjy  den 'Artikel  rov  an  den  Rand. 


28  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

40.  Mt,  17,  23  und  Mc.  9,  31  (anoxzsvovöiv).  D  in  beiden 
Fällen:  ajtoxzsivovöiv;  aber  d  in  beiden  Fällen:  occident1. 

41.  Mt.  18,  6  und  Mc.  9,  42  (jtsgi  zov  zgax?]Xov).  D  in 
beiden  Fällen:  süti  xov  xgayr\Xov. 

42.  Mt.  18,  15  und  Lc.  17,  3  (a[iagxr][örj\  o  aösXcpog  öov). 
D  in  beiden  Fällen:  afiagz?]ör]  sig  ös  o  aösX<pog  öov. 

43.  Mt.  19,  4  und  Mc.  10,  6  (fifjkv).  D  in  beiden  Fällen: 
&7]Xvv  2. 

44.  Mt.  19,  8  (Xsysi  avzoig'  ozi  Mwvörjg  jcgog  xr\v  öxXrjgo- 
xagöiav  vficov  snsxgsipsv  vjiiv  aJtoXvöai)  und  Mc.  10,  5  (o  ös 
IrjöovQ  sutsv  avzoig'  Jigog  zr\v  öxXrjgoxagöiav  vßcov  sygaipsv 
vftiv).  D  in  Mt.  19,  8:  xai  Xsysi  avzoig  ort  Jtgog  ztjv  öxXzj- 
goxagöiav  v[icov  sjtsxgstpsv  v[isiv  ßco  vor]  g  axoXvöaiT)  in 
Mc.  10,  5:  xai  ajtoxgifrsig  o  irjg  sutsv  Jtgog  ttjv  öxXrjgo- 
xagdiav  vficov  sygaipsv  ficovOTjq. 

45.  Mt.  19,  14  und  Lc.  18,  16  (xwXvsxs).  D  in  Mt.  19,  14: 
xmXva?]T£\  D  in  Lc.  18,  16:  xcoXva^Tat3. 

46.  Mt.  19,  18  (o  ös  Irjöovg  e<pr})*  und  Lc.  18,  20  (om).  D 
in  Mt.  19,  18:  o  ös  irjg  sijisv\  D  in  Lc.  18,  20:  Eutsv  ös  o  irjg. 

47.  Mt.  19,  21  (öog  Jtzwxotg),  Mc.  10,  21  (öog  [zoig]  jizw- 
Xoig)b  und  Lc.  18,22  (öiaöog  Jtzwxoig).  D  in  allen  Fällen:  öog 
tocg  jzxmxotg. 

48.  Mt.  19,  24  (tvxojtcoxsgov  söziv  xafirjXov  öia  xgrjfiazog 
ga<piöog  siösX&siv  r\  jüXovöiov  sig  zr\v  ßaöiXsiav  xov  ß-sov) 6 
und  Lc.  18,  25  (svxoncozsgov  yag  söziv  xajirjXov  öia  xgrjfiaxog 
ßsXovrjg  siösX&siv  7]  jtXovöiov  sig  ttjv  ßaöiXsiav  xov  &sov  siö- 
sX&siv.  D  in  Mt.  19,  24:  svxoütcoxsgov  söxiv  xafir/Xov  öia 
xgvjtrjfzaxog  ga<piöog  öisX&siv  ?]  jiXovöiov  siösX&siv  scg 
xr\v  ßaöiXsiav  xov  &v\   D  in  Lc.  18,  25:   svxojtcoxsgov  yag 


1)  In  beiden  Fällen  ist  der  griech.  Cantabrigiensis  der  einzige  Ver- 
treter der  Lesart  anoxxEivovöiv. 

2)  So  allein  D. 

3)  Tischendorf  zu  Mt.  19,  14:  D  13.  69**.  124.  xwXvojize  (69*.  -oete, 
237.  -rjzs);  zu  Lc.  18,  16:  xojXvete:  D  xcoXvarjzai. 

4)  Tischendorf  ediert  Mt.  19,  18  e itcev  statt  E<pr\.  Westcott-Hort  setzen 
EiTtev  an  den  Rand. 

5)  Westcott-Hort  setzen  das  zoiq  (Mc.  10,  21)  in  Klammern;  Tischen- 
dorf nimmt  es  in  den  Text  auf;  Weiß  läßt  es  fallen. 

6)  Weiß    ediert  Mt.  19,  24:    SieXS-elv   rj   nXovaiov  eioeXS-elv  eiq  xxX. 
Westcott-Hort  setzen  öieX&elv  und  eloeX&eiv  an  den  Rand. 


§  3.  Parallele  Varianten. 


29 


eöxiv   xa^rjXov  öia  xgr^iaxog  ßeXov?]g  öieX&eiv  tj  jtXovöiov 
eiöeXd  eiv  eig  xr\v  ßaöiXeiav  xov  &v. 

49.  Mt.  19,  29  (tj  aöeXcpag  tj  jtaxega  t]  (irjxega  r\  xexva) 
Mc.  10,  29  (rj  aöeXcpag  r\  firjxega  r\  jtaxega  rj  xexva).  D  in  beiden 
Fällen:  rj  aöeXcpag  >/  [irjxega  rj  xexva]  om  r\  jtaxega. 

50.  Mt.  20,  21  (eig  ex  öe^imv  xai  eig  sg  eva)vvtucQV  öov)  und 
Mc.  10,  37  {eig  öov  ex  öe$icQV  xat  eig  eg  agiöxegojv).  D  in 
beiden  Fällen:  eig  ex  öe^iov  öov.  xat  eig  fg  evcovvfimv  (d  in 
Mc.  10,  37:  unus  ad  dexteram  tuam  et  unus  ad  sinisträ).  Man 
beobachte,  mit  welcher  Kunst  die  beiden  Synoptiker  in  der  pa- 
rallelen Variante  miteinander  verarbeitet  sind. 

51.  Mt.  20,  22  (Xeyovoiv  avxcd)  und  Mc.  10,  39  {einav  avxco). 
D  in  Mt.  20,  22:  Xeyovöiv;  D  in  Mc.  10,  39:  eutav.  In  beiden 
Fällen  om  avxa>. 

52.  Nach  Mt.  20,  28  bietet  D  einen  längeren  Zusatz,  der  im 
wesentlichen  aus  Lc.  14,  8 — 10  genommen  ist.  Aber  auch  im 
Lucastext  weicht  D  an  dieser  Stelle  von  Nestle  in  einer  Weise 
ab,  die  eine  sorgfältigere  Vergleichung  als  wünschenswert  er- 
scheinen läßt.     Ich  stelle  zunächst  die  drei  Texte  nebeneinander. 

Lc.  14,  8-10  D  in  Lc.  14,  8—10      D  nach  Mt.  20,  28 

nach  Nestle  K 
soxav    xlr]frr}g    vjio     oxav  xXtj&rjg  eig 

xivog  eig 
yafiovg,  firj  xaxaxXi-     yafiov   firj  xaxaxXi- 
ihrjg  eig  xr\v  &t]g  eig  xr\v 

jtgcoxoxXiöiav ,      fitj     JtgcoxoxXiöiav       {irj 

jtoxe  evxei{uoxe- 
gog  öov  tjt-ei 


jtagaxXrföevxeg   öei- 

jtvrjöai 

fifj       avaxXeiveö&ai 

eig  xovg 

e$e%ovxag  xojtovg  fit/ 

jtoxe  evöoZoxe- 

gog   öov    ejteXfri/ 


Jtoxe  evxifioxe- 

gog  öov  ?j  xexXtjfie- 

vog  vjt  avxov, 

dxai  eXfrwv  o  öe  xai     xai  eXfrcov  o  öe  xai    xai     jtgoöeXfrcov     o 

avxov  xaXeöag  avxov  xaXeoag  öeutvoxX)}xoog 

egei  öor  öog  xovxco     egei  öoi  öog  xovxco     euer}   öoi    exi   xaxoo 

xojiov,  xai  xojtov  xai  x^V81  xr! 

xoxe   ag^t]  [/exa  ai-     xoxe    eotj    fiera    ai-     xicTiucr/vvihtjo/j 

ÖXVPTJC 

eöxaxov  xojxov  xax- 

exeiv  aXX  Eav  öe 


öxvv/jg  xov 

eöxaxov  xojtov  xax- 

exeiv.     i0aXX 


1)  Genau  so  edieren  Westcott-Hort,  Tischendorf  und  Weiß. 


30  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Lc.  14,  8—10  D  in  Lc.  14,  8—10  D  nach  Mt,  20,  28 

oxav  %Z?]&7]q  JtoQSV-  oxav     xXrjd-rjg     eig  avajtsör/gsigxov  r\x- 

&sig  avajzeös  xov  eöxaxov  xova  xojtov 

eig  xov  eö%axov  xo-  xojiov      avajisiJtxe  xai  ejzslfr?]  öov  r\x- 

jiov,  iva  oxav  iva  oxav  xcov 

elft?]  o  xexZ?]xa>g  ös  sZO-7]  o  xtxlrjxmg  os 

£Q8l    601'  SIJZ7]    601  £Q£l    OOC 

piks,     jzQOöavaßrfti     cpiZs     Jiooöavaßrj&i     o        6eiJtvoxh]XODQ' 

avcoxEQov  avwxeoov  övvays  exi  ava) 

xoxe  eöxai  ooi  öo^a     xai   roxs  eöxai  öoi    xai  eöxai  cot  xovxo 

evcojtiov  öoga  evcojtiov 

jtavxcov   xmv  övva-     xodv      övvavaxeiy.£-    xqi]6iiiov. 

vaxsißevcov  öot.  vcov 

So  sehr  die  beiden  D  texte  nun  auch  von  einander  abweichen, 
so  haben  sie  doch  im  Vergleich  zum  Nestleschen  Lucastext  be- 
merkenswerte Ähnlichkeiten.  Zunächst  lassen  beide  das  vjio 
xivog  in  V.  8  ausfallen.  Dann  wird  von  D  das  7/  xsxXrj/uevog 
vji  avxov  des  Nestleschen  Textes  in  Lc.  ersetzt  durch  r/t-si,  im 
Matthäuszusatz  durch  ejieZ&?].  Endlich  beginnen  beide  den 
Schlußsatz  mit  vorgestelltem  xai.  Im  Nestleschen  Text  heißt  es 
sowohl  V.  9  wie  V.  10:  eqsi.  D  liest  in  Lc.  14,  9:  egei,  in 
14,  10:  eijtrj.  Umgekehrt  bietet  D  im  Matthäuszusatz  zunächst 
euirj,  dann  egsi.  Zum  Dtext  in  Mt.  20,  28  vgl.  E.  Nestle,  Ein- 
führung2 214  ff.  3236ff;  F.  H.  Chase,  Syro-Latin  9ff;  Westcott- 
Hort,  The  New  Testament  in  Greek,  Notes  on  select  Readings 
II  15,  Supplementary  Notes  [Burkitt]  p.  143. 

53.  Mt.  21,  3,  Mc.  11,  3  und  Lc.  19,  31  {xai  eav  xig).  D  in 
allen  Fällen:  xai  av  xig1. 

54.  Mt.  21,  9  (eoöavva  bis),  Mc.  11,  10  und  Joh.  12,  13 
{coöavva).  D  in  Mt.  21,  9  und  Joh.  12,  13:  o 60 ava  (d:  ossana), 
in  Mc.  11,  10:  oööavva  (d:  ossanna) 2. 

55.  Mt.  21,  19  und  Mc.  11,  14  (ex  öov).  D  in  beiden  Fällen: 
egot>    (d   in   beiden  Fällen  ex  te).      Bei  Mc.  11,  14    finden  sich 


1)  An  sämtlichen  Stellen  ist  D  der  einzige  Zeuge  für  die  Lesart  av. 

2)  Für  die  Schreibweise  oaaava  —  das  zweite  v  in  Mc.  11,  10  ist 
spätere  Correctur  —  ist  D  wieder  der  einzige  Zeuge.  Nur  Cod.  L,  der  so 
manche  Eigentümlichkeiten  mit  D  teilt,  bietet  überall  die  ähnliche  Lesung: 
woava. 


§  3.  Parallele  Varianten.  31 

in  der  Handschrift   über   e§ov   die   beiden  Buchstaben  x  und  o. 
In  Mt.  21,  19  trennt  die  Ausgabe  Scriveners:  fg  ovl. 

56.  Mt.  21,  22  {ntorevovreg  Xi/fitpeofre)  und  Mc.  11,  24  (jt*- 
örevovreg  ort  eXaßere).  D  in  Mt.  21,  22:  mörevovreg  X/j[i- 
ipsöd-at  (d:  credentes  accipietis);  D  in  Mc.  11,  24:  Jttöreverai 
ort  XtKxipeöd-ai  (d:  credite  qui  accipietis). 

57.  Mt.  21,  24  {Xoyov  eva)  und  Lc.  20,  3  Wo/oi>  om  sva). 
D  an  beiden  Stellen:  eva  Xoyov.  Die  Lesart  stammt  aus  Mc. 
11,  29;  dort  liest  D  mit  Nestle:  eva  Xoyov. 

58.  Mt.  21,  24  und  Lc.  20,  3  (eocorrjöco).  D  an  beiden 
Stellen:  ejceocortjöco.  Die  Lesart  stammt  aus  Mc.  11,  29;  dort 
liest  D  wie  Nestle:  ejpeQOjrt/öco. 

59.  Mt.  21,  33,  Mc.  12,  1  und  Lc.  20,  9  (e&dero).  D  in  allen 
Fällen:  e^eöoro. 

60.  Mt.  22,  25  (>/6av  de  jrctQ  yfuv  ejtra  aöeXcpot)  und  Lc. 
20,  29  (ejtra  ovv  aöeXyoi  ?/Oav).  D  an  beiden  Stellen:  r/öav 
jtag  ?j[ieiv  ejtra  aöeXyoi.  Im  Lucastext  von  D  ist  nicht  nur 
ovv  ausgefallen,  wie  im  Matthäustext  de,  sondern  auch  die  Stellung 
der  Worte  ist  aus  Mt.  übernommen.  Mc.  12,  20  wird  von  Nestle 
ediert:  ejtra  aöeXcpoi  ?]öav.  D  gibt  die  Stelle  wieder:  ?/oav  ovv 
jzao  rjfiEiv  £  aöeXcpoi. 

61.  Mt.  22,  32,  Mc.  12,  26  und  Lc.  20,  37  (Ioaax).  D  in 
allen  Fällen:  töax. 

62.  Mt.  22,  35  (xai  ejtt/Qcort/öev  eig  fg  avrcov  vofiixog  jtei- 
oaCcov  avrov'  öiöaöxaXe)  und  Mc.  12,  28  (ejtt/Qcortjöev  avrov' 
jtoia).  D  in  Mt.  22,  35:  xat  ejitjocortjöev  eig  e$,  avrcov  vofiixog 
jzeioaCcov  (d:  temptans)  avrov  xai  Xeycov  öiöaöxaXe  noia.  D 
in  Mc.  12,  28:  ejitjocort/öev  avrov  Xeycov  öiöaöxaXe  jtoia.  Das 
an  beiden  Stellen  addierte  Xeycov  stammt  aus  Lc.  10,  25.  wo 
Nestle  liest:  exjteioaCcov  avrov  Xeycov'  öiöaöxaXe  xrX.  Lc.  10.  25 
liest  der  Bezatext:  exjiioaCcov  (d:  temptans)  avrov  xat  Xeycov 
ri  jioitjöag  xrX.  Im  Lucastext  des  Cantabrigiensis  erscheint  also 
neben  dem  temptans  auch  wieder  das  xai,  das  wir  im  Dtext  für 
Mt.  22,  35  finden;  es  fehlt  in  ihm  das  Wort  öiöaöxaXe. 


1)  Dieses    doppelte    e^ov  ist  offenbar  ein  Schreibfehler  —  oder  viel- 
mehr  ein    Hörfehler  —  des    Diatessarons.    Tischendoit's    Apparat    zu   Mt. 
21,  19  lautet:    ex  oov:    D  al   e£ov  (of.  ad  2,  6).     Wichtigel    als    die  Ver- 
weisung auf  Mt.  2,  6  wäre  der  Hinweis  auf   die  Parallele  Mc   11.  l; 
wesen.     Dort  nennt  T.  als  Zeugen  für  e^ov  außer  D*  noch  den  Cod,    I  . 


32  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

63.  Mt.  22,  39  (öevxeoa  otuoia  avxrj)  und  Mc.  12,  31  (öev- 
xeoa avxij).     D  in  beiden  Fällen:    öevxega  de  ofioia  xavxrj. 

64.  Mt.  23,  37  und  Lc.  13,  34  {ajteoxaX^evovg  jiqoc  avxi)v). 
D  in  Mt.  23,  37:  ctJceöxaXfievovg  jtgog  oe;  D  in  Lc.  13,  34:  ctjie- 
oxaXtievovg  jiqoc,  avxfj,  aber  d:  niissos  ad  te. 

65.  Mt.  23,  38  und  Lc.  13,  35  (o  oixog  vtiojv)  K  D  in  beiden 
Fällen:  o  otxog  vjicov  eoijfiog. 

66.  Mt.  24,  2  (ov  ßlejtexe  xavxa  jtavxd)  und  Lc.  21,  6  (xavxa 
a  ftecooecxe).  D  in  Mt.  24,  2:  ßXejtexe  jtavxa  xavxa,  om  ov; 
D  in  Lc.  21,  6:  xavxa  freatgeixe,  oni  a.  Durch  die  beiden 
Omissionen  wird  der  Satz  jedesmal  zu  einer  Aufforderung  an  die 
Jünger:  »Seht  euch  diese  Dinge  an«,  während  nach  Nestles 
Texten  die  Jünger  von  Jesus  gemahnt  werden,  nicht  danach  zu 
schauen.  Da  der  Nachsatz  seine  Fassung  behält,  ist  der  Sinn 
der  Worte  durch  diese  Änderung  allerdings  nicht  wesentlich 
verändert,  sondern  nur  die  Bedeutung  dieser  Worte  leicht  nu- 
anciert. 

67.  Mt.  24,  2  (afirjv  Xeyoj  vfiiv,  ov  fir/  acpefrrj  ojöe)  und  Mc. 
13,  2  (pixoöofiag;  ov  fi?f)  D  in  Mt.  24,  2;  afirjv  Xeyat  vixeiv 
ort  ov  kut]  acpe&i]  möe.  D  in  Mc.  13,  2:  oixoöofiag  a[i?]v  Xeym 
vfisiv  ort,  ov  [ir]  acped-)]  coöe.  Addiert  ist  an  beiden  Stellen  ein 
ort,  beim  Marcustext  in  D  weist  die  Einleitungsformel  a(utjv 
Xeyco  vfiELV,  wie  das  hinzugefügte  coöe  auf  die  Beeinflussung 
durch  Mt.  hin. 

68.  Mt.  24,  19,  Mc.  13,  17  und  Lc.  21,  23  (&t]Xa^ovoaig). 
D  in  allen  drei  Stellen:  &r]Xa£o[iepcug;  d  in  Mt.  24,  19:  lactan- 
tibus;  in  Mc.  13,  17:  nutrientibus;  in  Lc.  21,  23  (nach  vae  prae- 
gnantibus)  et  quae  lactant2. 

69.  Mt.  24,  21  (ovo  ov  ixi)  yevr/xat)  und  Mc.  13,  19  (xai  ov 
[17]  yevijxai).  D  in  Mt.  24,  21:  ovöe  (itj  yevoixo  (d:  nee  fiet); 
D  in  Mc.  13,  19:  ovöe  (iq  yevowxai  (d:  neque  erunt  post  haec). 


1)  Tischendorf  nimmt  Mt.  23,  38  nach  v/hcjv  ein  £Qri(jLoq  in  den  Text 
auf;  Westcott-Hort  lesen  so  am  Rande. 

2)  Tischendorfs  Apparat  zu  Mt.  24,  19  lautet:  D  ^Xagofzevaig  (sed 
d  lactantibus).  Or int  3>862  Si  autem,  sicut  in  multis  exemplarib.  scriptum 
est:  vae  sugentibus,  dicendum  est  quoniam  animae  sunt  quae  lactantur 
adhuc.  Zu  Mc.  13,  17  lautet  der  Apparat:  D  28.  &rj).at,o/nEvaig.  Latini: 
nutrientibus  c  ff2  (g1-2-  vid)  q  vg,  lactantibus  a  1  n,  quae  lactant  k.  In  Lc. 
21,  23  liest,  wie  auch  in  Mt.  24,  19  allein  D:   9-rj?.aL,ot*£vaig. 


§  3.  Parallele  Varianten.  33 

70.  Mt.  24,  30  (ßeTa  övva^teoog  xat  öo$i)g  jioÄhjc)  und  Lc. 
21,  27  (ebenso).  D  in  Mt.  24,  30:  fisxa  övvafteo^g  jrolXt/g 
xat  o°ü§//s;  in  Lc  21,  27:  xat  övvaftst  Jto'/.Xti  xat  öo$n.  Die 
Abänderung  ist  erfolgt  nach  Mc.  13,  26,  wo  D  mit  Nestle  liest: 
(iexa  öwafiteog  jtoXhjg  xai  dofyjg. 

71.  Mt.  24,  32,  Mc.  13,  28  und  Lc.  21,  30  (ytveooxexe).  D  in 
allen  Fällen:  yetvcoöxsxat. 

72.  Mt.  24,  41  (om)  und  Lc.  17,  34  (o  eig  naget fajfMp&tjötrcu 
xat  o  exegog  aepedi]Gexea).  D  in  Mt.  24,  41:  eig  jtaQa/.au- 
ßavexai  xat  eig  aepiexat\  D  in  Lc.  17,  34:  eig  JiagaXaii- 
ßavexe  xat  o  sxegog  acpiexect. 

73.  Mt.  24,  45  {xov  öovvat)  und  Lc.  12,  42  (xov  öiöovat). 
D  in  Mt.  24,  45:  öovvac,  D  in  Lc.  12,  42:  ötöovat,  in  beiden 
Fällen  om  xov. 

74.  Mt.  24,  51  {xat  xo  kuegog  avxov  fiexa  xeov  vjioxgtxeov 
d-tjösi)  und  Lc.  12,  46  (xai  xo  ptegog  avxov  kuexa  xoiv  ajttöxeov 
d/jöet).  D  in  Mt.  24,  51:  xat  xo  fiegog  avxov  &?/öet  fiexa 
xeov  vjioxgtxa>v\  D  in  Lc.  12,  46:  xai  xo  y.egog  ccvxov  ftt/oet 
(isxa  xeov  ajttöxeov. 

75.  Mt.  25,  27  (xa  etgyvgia  tuov)  und  Lc.  19,  23  (tuov  xo 
agyvgtov).  D  in  beiden  Fällen:  xo  agyvgtov  {tov.  Die  pa- 
rallele Variante  nimmt  die  Stellung  aus  Mt.,  den  Numerus  aus  Lc. 

76.  Mt.  26,  9  (öodrjvat  jtreoyotg)  und  Joh.  12,  5  (eöofrrj 
jtxeoyotg).  D  in  Mt.  26,  9:  öo&/]vat  xotg  jzxeoyotg;  D  in  Job. 
12,  5:  söoOfj  xotg  Jtxeo/otg.  Der  Artikel  rührt  her  aus  Mc.  14,  5. 
Dort  liest  D  mit  Nestle:  do&t/veu  xotg  jzxeö%otg. 

11.  Mt.  26,  13  und  Mc.  14,  9  (ojüov  eav  x/jQvyft)/).  D  an 
beiden  Stellen:  ojiov  av  xt/gvyjhj. 

78.  Mt.  26,  14  (Ioxagteox?jg)  und  Mc.  14,  10  {Iöxagieofr).  D 
in  beiden  Fällen:  öxagiatxtjg.  Zum  Namen  des  Verräters  Tgl. 
Chase,  Syro-Latin   102  ff. 

79.  Mt.  26,  23  (ev  xeo  xgvßheo)  und  Mc.  14,  20  >*§  xo 
TQvß/lXov).     D    an    beiden    Stellen:    biq    xo   xgvßaXtov  (d  an 

beiden    Stellen    nicht    das    dem    griech.    rragoij'ig   entsprechende 
paropside,  sondern  parapside). 

80.  Mt.  26,  36  und  Mc.  14,  32  (H  i>oflut:nt\  D  in  Mt. 
26,  36:  ye&öapapsr,  D  in  Mc  II,  32:  y/jücuci'n.  d  in  Mt.  26,  36: 
getsauiani.  in  Mc.   14,  32:  gesa  mani. 

Texte  und  Untersuchungen  etc.  36.1a.  3 


34  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

81.  Mt.  26,  41  (ygrjyogetxe  xai  jigoöevxsö&e,  iva  firj  eiöel- 
d?]T£  eig  jreigaöfiov),  Mc.  14,  38  {ygrjyogetxe  xat  Jtgoöevxeöfre, 
iva  fir]  eX&rjxe  eig  jtetgaöfiov)  und  Lc.  22,  40  (jtgoöevxeöfre  fi?] 
eiöeX&etv  eig  jtetgaöfiov).  D  in  Mt.  26,  41:  ygr/yo getreu  xai 
jrgoö£VX£6&at  iva  {ir\  etöeXdr\xe  eig  Jietgaöfiov  (d:  vigilate  et 
orate  ut  non  intretis  in  temptatione);  D  in  Mc.  14,  38:  ygrjyo- 
getxe xai  jrgoöevxzö&cu  (M]  etöel&rjxe  eig  jtetgaöfiov  (d:  vigi- 
late et  orate  ne  intretis  in  temptationem);  D  in  Lc.  22,  40: 
jzgoöevxsö&ai  firj  eiöeldrjxe  eig  jceigaöfiov  (d:  orate  ne  in- 
tretis in  temptationem).  Da  das  Jtgoöevxeö&at  sich  nicht  nur 
in  Lc,  sondern  auch  in  Mc.  und  Mt.  —  dort  neben  ygjjyogetxat, 
offenbar  einem  Imperativ  —  sich  findet,  so  darf  es  nicht  als 
Infinitiv  aufgefaßt  werden.  Nestle,  Novi  testamenti  graeci  sup- 
plementum,  Lipsiae  1896,  41  hat  hinter  die  Form  ein  (in f.?)  ein- 
geklammert.    Auch  der  Lateiner  (orate)  faßt  es  als  Imperativ. 

82.  Mt.  26, 47  (Kai  ext  avrov  lalovvxog)  und  Lc.  22,  47  (Ext 
avxov  lalovvxog).  D  in  beiden  Fällen:  ext  de  avxov  lalovvxog. 
Vgl.  oben  S.  22.  In  Mc.  14,  43  liest  Nestle:  xai  ev&vg  ext 
avxov  lalovvxog.     Dort  laufet  D:  xai  ext  avxov  lalovvxog. 

83.  Mt.  26,  57  (Katayav)  und  Joh.  18,  13  (Kcuaya).  D  in 
Mt.  26,  57:  xaeupav  (d:  caiphan);  D  in  Joh.  18,  13:  xa'icpa  (d 
vacat). 

84.  Mt.  26,  59  (pjzcog  avxov  $avaxw6cQ6iv  [Tischendorf: 
■O-avaxcoöovotv])  und  Mc.  14,  55  (etg  xo  &avaxwöat  avxov).  D 
in  Mt.  26,  59:  oncog  avxov  &avaxwöovötv,  aber  d  ^>  quatenus 
mortificarent  eum;  D  in  Mc.  14,  55:  iva  ftavaxcoöovöiv  av- 
xov, d:  ut  morti  traderent  eum. 

85.  Mt.  26,  75  (eig?jxoxog  oxt  Jigtv)  und  Lc.  22,  61  (avxa? 
oxt  Jigtv).  D  in  Mt.  26,  75:  eigijxoxog  jcgtv,  D  in  Lc.  22,  61: 
avxoi  jigiv.     In  beiden  Fällen  Dom  oxt. 

86.  Mt.  27,  1  (övfißovltov  elaßov)  und  Mc.  15,  1  (övfißov- 
liov  exotf/aöavxeg).  D  in  beiden  Fällen:  öwßovliov  ejiotrjöav. 
Auch  in  Mc.  3,  6  heißt  es  in  D  statt  öv^ßovltov  eöiöovv.  öw- 
ßovliov Jtoiovvxeg  \ 


1)  Zu  Mt.  27,  1  und  Mc.  15,  1  verzeichnet  Tischendorf  die  Lesart 
avvßovliov  nicht,  auch  nicht  im  Nachtrag.  Die  Lesart  enoitjoav  vertreten 
in  Mt,  27,  1:  Dacf  (fecerunt);  in  Mc.  15,  1:  D  al5  a  c  tf2k  q  sah  syrutr 
aeth  Or4»387. 


§  3.  Parallele  Varianten.  35 

87.  Mt.  27,  15  {Kara  ös  soqttjv)  und  Mc.  15,  6  (ebenso). 
D  in  beiden  Stellen:  xara  ös  rr\v  soqttjv. 

88.  Mt.  27,  23  (sxoa^ov)  und  Lc.  23,  21  (sjtscpojvovv  ls- 
yovrsq).  D  in  Mt.  27,  23:  sxoa§av  (d:  clamabant).  D  in  Lc. 
23,  21:  sxga^av  (d:  clamaverunt).  Nach  Nestles  Text  wäre 
sxga^av  aus  Mc.  15,  14  genommen  (Westcott-Hort,  Tischendorf 
und  Weiß  edieren  sxoa^av;  dort  liest  aber  D:  sxoa&v  (d:  cla- 
mabant). 

89.  Mt.  27,  26  und  Mc.  15,  15  (cpQaysZZcodaq).  D  in  beiden 
Fällen:  cpkaysXXoiöaq.  d  in  Mt.:  flagris  caesum,  d  in  Mc:  fla- 
gellis  caesum. 

90.  Mt.  27,  34  (söcoxav  avrm  jiiscv) [  und  Mc.  15,  23  (xai 
söiöovv  avrco  sGi/voviöfitsvov).  D  in  Mt.  27,  34:  xat  eöcoxav 
avrco  jtecv)   D  in  Mc.  15,  23:    xai  sötöovv  avroj  jisiv  söfivg- 

VlöflSVOV. 

91.  Mt.  27,  42  (jciörsvöofisv  sjz  avrov)2  und  Mc.  15,  32 
(jiiörsvocofisv).  D  in  Mt.  27,  42:  Jtiörsvöofisv  avrco\  D  in  Mc. 
15,  32:  jiiorsvöcofisv  avrco. 

92.  Mt,  27,  46  und  Mc.  15,  34  (öaßax&avei).  D  in  beiden 
Fällen:  ^acpd  avsu 

93.  Mt,  27,  47  (sörtjxorcov)  und  Mc.  15,  35  (jcagsönjxorcov). 
D  in  Mt.  27,  47:  sörcorcov,  in  Mc.  15,  35:  jtagsorcorcov. 
Auch  Mc.  3,  31  heißt  es  statt  örijxorsq  in  D:   sörcorsq. 

94.  Mt,  27,  47  {sXsyov  ort  HXsiav)  und  Mc.  15,  35  (elsyov 
lös  Illsiav).  D  in  Mt.  27,  47:  slsyov  TjXeiav,  D  in  Mc.  15,  35: 
slsyov  rjXiav.  om  ort  und  lös. 

95.  Mt,  27,  51  (eöxiöfrtj  [ajt]  avcoOsv  scog  xarco  Big  övo)z 
und  Mc.  15,  38  (soxioß '•//  sie  ovo  aji  avco&sv  scoq  xarco)*.  D  in 
Mt.  27,  51:  £6%iö&tj  sig  ovo  fisg?]  ajio  avco&sv  scoq  xarco; 
D  in  Mc.  15,38:  soxiö&tj  siq  ß   [isg?]    ajtavco&ev   so-  xarco. 

96.  Mt.  27,  61  (Magiafi  //  Mayöalt/v,])  und  Mc.  15.  40    MaQia 


1)  Tischendorf  ediert  Mt.  27,  34:  neiv. 

2)  Tischendorf  liest  Mt.  27,  4L':  nioTEVöa)iu£v. 

3)  Westcott-Hort    setzen    das    [an]   in   Klammern;    Tisckendorf   laßt 
es  fallen. 

4)  Tischendorf  ediert  Mc.  15,  38  mit  üACr.UI  nncs  al  plei  ano  an 
Stelle  von  an.  Das  Diatessaron  scheint  ano  aveod-ev  gelautet  zn  haben. 

3* 


36  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantahrigiensis. 

rj    Mayöahjvrj)1.     D    in    beiden   Fällen:    fiagia    iiayöali]vr\. 
(Ebenso  Mc.  15,  47). 

97.  Mt.  28,  10  (fis  oipovxai)  und  Mc.  16,  7  {avxov  oipsö&s). 
D  in  beiden  Fällen:  fis  otysö&ai  (din  Mt.:  me  videvitis  =  vide- 
bitis;  d  in  Mc.  vacat).  Im  Matthäustext  ist  das  oxpovxai  nach 
Mc,  im  Marcustext  das  avxov  nach  Mt.  verändert2. 

98.  Mc.  1,  8  {sßanxiöa  vfiag  vöarc)  und  Lc.  3,  16  (vöaxi 
ßajtxi^co  vfiag).  D  in  beiden  Fällen:  vfiag  ßajixi^oo  sv  vöaxi. 
Die  Abänderung  ist  erfolgt  nach  Mt.  3,  11.  Hier  fehlt  der  griech. 
Cantabr.,  der  Lateiner  liest:  baptizo  vos  aqua. 

99.  Mc.  1,  21  {svd-vg  rocg  öaßßaöiv)  und  Joh.  6,  59  (Kacpag- 
vaovfi).  D  in  Mc.  1,  21:  svfrswg  rocg  öaßßaöiv,  aber  d:  statim 
sabbato;  D  in  Joh.  6,  59:   xag)agvaovfi  öaßßarco. 

100.  Mc.  1,  24  und  Lc.  4,  34  (Na£agrjvs).  D  in  Mc.  1,  24: 
va^aQTjv  a  i  (aber  d:  nazorenae);  D  in  Lc.  4,  34:  va^ogrjvai  (aber 
d;  nazarenae). 

101.  Mc.  1,  26  {xai  q)wvr\öav  (poovrj  [isyalrj)  und  Lc.  4,  35 
{sig  xo  {isöov  E^r/ld-sv).  D  in  Mc.  1,  26:  xai  xgagag  tpcovrj 
[isyalrj;  D  in  Lc  4,  35:  sig  fisöov  avaxgayavöav  xs  s^rjl&sv. 

102.  Mc.  1,  29  (tjX&ov  sig  xrjv  oixiav)*  und  Lc.  4,  38  {siö- 
r/l&sv  eig  xr\v  oixiav).  D  in  beiden  Fällen:  i]l&sv  eig  x?]V 
oixiav. 

103.  Mc.  1,  45  (o  ös  s^sld-cov  rjg^axo  x?jgvöösiv  jiolla 
xat  öiacprjfii^siv  xov  loyov,  coöxs  [itjxsxi  avxov  övvaöd-ai  (pa- 
vsgcog  sig  Jtoliv  siösl&siv,  all  s^co  sjz  sg?]fioig  xojtoig  ?]V  xai 
rjQXovxo  Jigog  avxov  Jiavxo&sv.  2,  1.  Kai  siösl&oov  Jialiv  eig 
Kapagvaovji,  öi  ?jfisgoov  i]xovö$r\  oxi  sv  oixoo  eöxiv)  und  Lc.  5, 15 
(öirjQ%8xo  ös  fiallov  o  loyog  Jtsgi  avxov,  xai  övvrjgxovxo  ojloi 
Jtolloi  axovsiv  xai  dsgajtsvsöd-ai  ajto  xa>v  aö&svsicov  avxcov. 
16.  avxog  ös  t]v  vjtoxoogcov  sv  xaig  sgt]fioig  xai  jrgoösvxofisvog). 
D  in  Mc.  1,  45:  O  ös  s^sldcov  ijg^axo  x?jgvöösiv  xai  öiaprjfisi- 
£siv  xov  loyov  coöxs  fi?]xsxi  övvaö&ai  (pavsgoog  siösl&siv  sig 
jtoliv  alla  s^oo  sv  eg?]{uoig  xoJtoig  ?jv  xai  rjgxovxo  Jtgog  avxov 
Jtavxodsv  xai  siösl&oov  uzaliv  sig  xacpagvaovfi  öi  ?jftsgoov  xai 
7]xovö0tj  oxi  sv  oixoo  söxiv.  d  in  Mc.  1,  45:  ad  ille  egressus 
coepit  praedicare  et  diffamare  sermonem  ita  ut  non  possit.    mani- 

1)  Westcott-Hort  edieren  auch  Mc.  15,  40:  Magiap. 

2)  Tischendorfs  Apparat  zu  Mt.  28,  10  lautet:  D  10Pe  e  h  oipeaS-e  (-ai). 

3)  Weiß  liest  Mc.  1,  29:   ?]kd-€v;   Westcott-Hort  lesen  so  am  Rande. 


§  3.  Parallele  Varianten.  37 

festae  introire  in  civitatem.  sed  foris  in  desertis  locis  esse  et 
conveniebant  ad  eum  undique.  Et  iterum  intravit  in  cafarnaum 
post  dies  et  auditum  est.  quod  in  domo  esset.  D  in  Lc.  5,  14: 
o  de  e&l&ojv  r/ogaxo  xj/qvggsiv  xai  öiacprjiistCeiv  rov  loyov 
coörs  filzen  övvaödcu  avxov  (pavegcoq  eiq  üioliv  eiöeXfreiv  aXXa 
€$,oj  t]V  sv  8Q?][ioig  rojtotg  xai  övvrjoyovxo  JiQoq  avxov  xai 
rjld-sv  jialiv  £ig  xayaovaovfi.  d  in  Lc.  5,  14:  ille  autem  exiens 
coepit  praedicare  et  divulgare  verbum  ut  non  amplius  posse 
eum  palam  in  civitatem  introire  sed  foris  erat  in  desertis  locis 
et  conveniebant  ad  eum  et  venit  iterum  in  cafarnaum. 

In  den  Lucastext  von  D  ist  ein  ganz  anderer  Text  eingestellt, 
als  dorthin  gehört.  Im  wesentlichen  ist  er  aus  Mc.  herübergeholt, 
nur  das  Wort  ovvrjQyovxo  ist  in  Lc.  selbst  zu  Hause.  Das  übrige 
stimmt  fast  wörtlich  mit  dem  Marcustext  wie  Nestle  ihn  bietet 
überein.  Nur  zwei  Abweichungen  geringfügiger  Natur  finden 
sich:  1)  D  om  JtoXXa;  2)  D  >  övvaö&at  avxov.  Nun  vergleichen 
wir  den  IKext  bei  Lc.  mit  dem  Dtext  bei  Mc.  Des  Resultat  ist 
überraschend.  Es  fehlt  auch  in  Mc.  zunächst  das  Wort  jcoXXa, 
wie  im  Dtext  für  Lc.  5,  14;  weiterhin  fehlt  avxov,  so  daß  dieses 
Wort  zwar  direkt  für  die  Stellung  der  Worte  övvaö&at  und 
avxov  außer  Frage  bleiben  muß,  dessen  Fehlen  aber  immerhin 
die  Vermutung  begünstigt,  daß  auch  an  dieser  Stelle  irgend  etwas 
nicht  gestimmt  hat.  Der  Lateiner  läßt  mit  seiner  Lesung  ita  ut 
non  possit  manifestae  introire  über  die  Stellung  von  övvaö&ai 
und  avxov  in  Mc.  1,  45  leider  nichts  ersehen.  Weiterhin  stimmt 
der  Dtext  in  Mc.  und  Lc.  sogar  bezüglich  der  orthographischen 
Variante  öia<p7]iU€i£,eiv  statt  6ta(prj^uCeiv  überein;  endlich  wird 
man  es  kaum  als  Zufall  betrachten  können,  daß  der  Lateiner  iu 
Mc.  statt  erat  ein  esse  bietet,  wenn  der  Lateiner  in  Lc.  statt 
possit  ein  posse  hat. 

Damit  ist  aber  die  Beweiskraft  der  Stelle  noch  nicht  er- 
schöpft. Den  Vers  Lc.  5,  14  beschließt  D  mit  den  Worten:  xci 
j]Z&£V  jtaXiv  siq  xa<paovaovtu.  So  beginnt  aber  auch  der  Marcus- 
text 2,  1  bei  Nestle;  die  Fassung  ist  allerdings  nicht  genau  die 
gleiche,  sondern:  Kai  eiöeX&cov  Jialiv  tic  Ka<paQvaovfl  öi  rjueocov 
/jxovö&t]  oxl  8V  oixoj  zoxiv.  Nun  sehe  man  Mc.  2,  1  im  Cauta- 
brigiensis  nach.  Die  Fassung  ist  wesentlich  dieselbe  wie  bei 
Nestle,  nur  einen  Unterschied  weist  sie  auf.  Zwischen  )jin<j<>2' 
und  tjxovöfrt]    schiebt  D   das  Wörtchen  xat  ein.     Dadurch  wird 


38 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


die  Construction  unmöglich.  Das  xaL  verrät  aber  auch,  daß  in 
dem  Satz  ursprünglich  nicht  SLöeZ&cov  gestanden  hat,  sondern 
entweder  uöi]7&zv  oder  rjld-sv,  d.  h.  die  Lesung,  die  wir  Lc.  5,  14 
in  D  finden.  Was  man  so  auf  dem  Weg  der  Schlußfolgerung 
gewinnen  kann,  bestätigt  in  überraschender  Weise  der  Lateiner: 
d  liest  Mc.  %  1;  et  iterum  intravit  in  cafarnaum  post  dies  et 
auditum  est.  Das  Participium  slözX&cqv  gibt  er  w7ieder  durch 
das  verbum  finitum  »intravit«.  Die  einzige  Deutung,  die  den 
ganzen  Tatbestand  erklärt,  lautet:  Nach  demselben  Text,  nach 
dem  die  Lucasstelle  verändert  worden  ist,  ist  auch  der  Marcus- 
text geändert  worden.  Hier  tritt  also  die  Beeinflussung  des 
Dtextes  durch  eine  Evangelienharmonie  ganz  deutlich  zutage. 
Schon  Chase,  Syro-Latin  84 f  hatte  vermutet,  daß  Tatian  hier 
seine  Hand  im  Spiel  gehabt.  Weiter  vgl.  Scrivener,  Bezae 
Codex,  Introd.  LI;  Nestle,  Einführung2  225;  Zahn,  Einleitung 
2,  355. 

104.  Mc.  2,  5:  {xai  löcov  o  hjöovg)  und  Lc.  5,  20  (xai  löcov). 
D  in  Mc.  2,  5:  E löcov  de  o  ir\g  (d:  cum  vidisset  autem  ihs);  D 
in   Lc.  5,  20:    löcov    Ö€   ir\g   (d:    videns  autem  ihs). 

105.  Mc.  2,  16  (xai  oi  ygafi^axeLg  xcov  <Pa.QL6a.LCov  lÖovtsq) 
und  Lc.  5,  30  (xai  syoyyvCov  ol  <Paoiöaioi  xai  ol  yoafifiaxsLg 
avxcov).  D  in  Mc.  2,  16:  xai  ol  ygafifiaxeig  xai  ol  cpaoi- 
öaLOL  xaL  eiöav;  D  in  Lc.  5,  30:  xaL  ol  yoafifiaxeig  xaL  ol 
cpagiöaioi  syovyvC,ov. 

106.  Mc.  2,  24  (xai  ol  <PaQiöaioi  sleyov  avrco'  lös  tl  jiol- 
ovölv  xoLg  GaßßaöLV  o  ovx  s^sötlv^)  und  Lc.  6,  2  (xLveg  ös  xcov 
(pagioaicov  sutav  xl  jiol£lts  o  ovx  e^söxlv  xoig  öaßßaöiv).  D 
in  Mc.  2,  24:  ol  ös  cpaQLöaLOL  sZsyov  lös  xl  jiolovölv  ol  fia- 
ftrjxaL  6ov  xoLg  öaßßaöLv  o  ovx  s^söxlv  avxoLg\  D  in  Lc.  6,  2: 
XLVSg  ös  xcov  cpaQLöaLoiv  eleyov  avxco  slös  xl  jiolovölv  ol 
[zafrqxaL  öov  xoig  öaßßaöiv  o  ovx  8i-söxiv.  Das  ol  [la&rjxaL 
öov,  das  beide  Texte  addieren,  stammt  aus  Mt.  12,  2.  Im  übrigen 
zeigt  sich  der  Marcustext  in  D  beeinflußt  durch  Lc.  nur  in  dem 
übernommenen  ös.  Hingegen  zeigt  sich  der  Lucastext  in  D  be- 
einflußt durch  Mc.  1)  durch  die  Lesung:  elsyov  1.  euzclv;  2)  in  der 
Übernahme  von  avxco,  das  der  Marcustext  in  D  selbst  fallen 
läßt;  3)  durch  die  Lesung:  jiolovölv  1.  jiol£lxe\  4)  in  der  Über- 
nahme von  slös  (lös)]  5)  in  der  Stellung  von  xoig  öaßßaöLv. 
In  Mt.  12,  2    stimmt  der  Dtext  mit  Nestle  überein,    nur  hat  er 


§  3.  Parallele  Varianten.  39 

statt  idovxeq  euiav:  töovxsq  avxovq  ujcov.    Das  eutov  ist  wohl 
eine  Angleichung  an  eXeyov  (Mc.  2,  24). 

107.  Mc.  3,  1  (e^r/QafifisvTjv  t%oiv  xr/v  X£tQa)  un&  ^c-  6?  6 
(xaj  37  #£*(>  avxov  rj  öe^ta  rjv  £rjQa).  D  in  beiden  Fällen:  g^- 
oav  £%cov  xrjv  %£iqcc.  In  Mt.  12,  10  liest  Nestle:  xBloa  £Xmv 
t-yoav;  D  hat  dort:  xqv  %elq<x  excov  §rjQav. 

108.  Mc.  4,  10  {//qcqxcov  avxov  01  jt£Qi  avxov  6vv  xoiq 
öcoöexa  xag  jiaoaßolaq)  und  Lc.  8,  9  (Ejtr/nojxcov  öe  avxov  01 
fiaOtjxac  avxov  xiq  avxr]  elf]  r\  jzaoaßoXrj).  D  in  Mc.  4,  10: 
sjirjQooxaov  avxov  01  (ladrjxat  avxov  xiq  rj  jtagaßo/,7]  avxr]; 
D  in  Lc.  8,  9:  eji/jqoixcqv  de  avxov  01  fiad/jxai  avxov  xo  xcg 
et/j  r\  Jtaoaßolt]  avx?].     (Vgl.  oben  Nr.  23). 

109.  Mc.  4,  25  (oq  yao  exet)  und  Lc.  8,  18  (oq  av  yao  B%rj). 
D  in  Mc.  4,  25:  oq  yao  av  exti,  in  Lc.  8,  18:  oq  yao  av  ey//. 

110.  Mc.  5,  2  (xai  et-eZdovxoq  avxov)  und  Lc.  8,  27  (ßgeZ- 
dovxi  ös  avxw).  D  in  Mc  5,  2:  xai  st-eZ&ovxcov  avxcov;  D  in 
Lc.  8,  27:  xai  egtß&ov. 

111.  Mc.  5,  11  (ays^rj  yjoiowv  fieyah]  ßoöxoftev?])  und  Lc. 
8,  32  (ayeh]  xolQcov  cxavmv  ßoöxofievrj) K  D  in  Mc.  5,  11  und 
Lc.  8,  32:  ayeXi]  xoi0(X)V  ßoöxofievrj,  om  f/syah]  und  ixavcov. 

112.  Mc.  5,  12  und  Lc.  8,  32  (jtaQsxakaoav).  D  an  beiden 
Stellen:    Jiaoexalovv.     Für  Mt.  8,  34    fehlt  der  Grieche  in  D -. 

113.  Mc  5,  19  (oöa  o  xvoioq  001  jcejiotijxev)  und  Lc.  8,  39 
(oöa  601  ejtoujöev  o  deoq).     D  in  beiden  Fällen:  oöa  öoi  0  &q 

8JCOl?jö  £V. 

114.  Mc.  5,  35  (eoyovxai  ajto  xov  aQxiövvaywyov  /.syovxeq 
oxi)  und  Lc.  8,  49  (sQxexai  xiq  Jtaoa  xov  aQXiövvaymyov  Xeycov 
oxi).  D  in  Mc.  5,  35  und  Lc.  8,  49:  SQXovxai  ajto  xov  aoyjovv- 
aymyov  leyovxsq  avxco.  In  Lc.  gibt  der  Dtext  zugleich  den 
Ausgleich  einer  sachlichen  Differenz,  die  zwischen  Lc.  8,  49  und 
Mc.  5,  35  besteht.  Nach  Lc.  war  es  einer  (xiq),  der  zu  Jesus 
kam,    nach  Mc.  (eoxovxai)    waren    es  mehrere  (vgl.  oben  S.  11). 

115.  Mc.  5,  36  (jiagaxovöaq  xov  loyov  Xalovuevov)  und 
Lc.  $,  50  (axovöaq).     D    in  Mc.  5,  36:    axovöaq    xovtov    xov 


1)  Tischendorf  in  Lc.:  ßooxoftEriüv.  Westcott-Hort  lesen  so  am  Rande. 

2)  In  Mc.  5,  12  lesen  nctQe xcchui:  Al>KM//<*:  al  «  fere  b  e  f  tf-  g»-  -■ 
ilqvprcop"1  et-"--  syrsch  Dann"1';  in  Lc  8,  32:  K»AC»i)EGHKMPRSUV 
XrJAll  al  pler  g1-  '-•  vg  cop  syrr. 


40  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Xoyov  (d:    audito  hoc  verbo);    D  in  Lc.  8,  50:    axovöag    rov 
Xoyov  (d:  audiens  verbum). 

116.  Mc.  6,  11  {xai  og  av  rojiog f/rj  ös^rjrai  vfiag)  und  Lc. 
9,  5  (xai  oöoi  av  [irj  ösxcovrai  vfiag).  D  in  Mc.  6,  11:  xai 
oöoi  sav  (i?j  ös^mvrai  V[iag  (d:  et  quicumque  non  receperint 
yos);  D  in  Lc.  9,  5:  xai  oöoi  av  [xrj  dst~mvrai  vfiag  (d:  et  que- 
cumque  non  acceperint  vos). 

117.  Mc.  6,  36  (sig  rovg  xvxXm  ayoovg  xat  xmfiag)  und  Lc. 
9,  12  (sig  rag  xvxXm  xm[iag  xai  ayoovg).  D  in  Mc.  6,  36  (sig 
rovg  syyiöra  ayoovg  xai  sig  rag  xmfiag.  D  in  Lc.  9,  12:  sig 
rag  xvxXm  xmfiag  xai  rovg  ayoovg. 

118.  Mc.  8,  28  (ori  sig  rmv  jtQocprjrmv)  und  Lc.  9,  19  (jtqo- 
(prjrrjg  rig  rmv  agxaimv  avsötrj)  D  in  Mc.  8,  28;  mg  sva  rmv 
jtQoyrjrmv,  D  in  Lc.  9,  19:  rj  sva  rmv  jcoo<prjrmv.  Die  Ab- 
änderung ist  erfolgt  nach  Mt.  16,  14;  dort  lautet  die  Stelle  bei 
Nestle,  wie  im  Cantabr.:  rj  sva  rmv  3iQo<prjrmv. 

119.  Mc.  8,  31  (vjio  rcov  jrosößvrsomv  xai  rmv  agxisQsmv) 
und  Lc.  9,  22  (ajto  rmv  jiosößvtsomv  xai  aQXisgsmv).  D  in 
Mc.  8,  31:  vjio  rmv  jigsößvrsomv  xai  aJto  rmv  aQxisosmv  (d: 
a  senioribus  et  a  summis  sacerdotibus) ;  D  in  Lc.  9,  22:  vjto  rmv 
jiosößvrsomv  xai  aQxisosmv  (aber  d:  a  presbyteris  et  a  princi- 
pibus  sacerdoturn. 

120.  Mc.  8, 34  und  Mt.  16,  24  (si  ng).  D  in  beiden  Fällen :  si  retg. 

121.  Mc.  9,  5  (jcoirjömfisv  rosig  öxrjvag)  und  Lc.  9,  33  (jzoirj- 
omftsv  öxrjvag  rosig).  D  in  Mc.  9,  5:  jtoirjöm  öxrjvaö  y;  D  in 
Lc  9,  33:  Jtoirjöm  mos  rosig  öxrjvag.  Die  Abänderung  ist  er- 
folgt nach  Mt.  17,4.  Dort  lautet  der  Text  nach  Nestle:  Jtoirjöm 
ojös  rosig  öxrjvag;  D  hingegen  liest  dort:  Jioirjömfisv  mos  rosig 
öxrjvag.  Der  Dtext  in  Lc.  9,  33  hat  aus  Mt.  auch  das  mos 
und  die  Stellung  rosig  öxrjvag  übernommen. 

122.  Mc.  9,  7  (sysvsro  <pmvrj)  und  Lc.  9,  35  (<pmvrj  sysvsro). 
D  in  Mc.  9,  7:  rjX&sv  (pmvrj  (d:  venit  vox);  D  in  Lc.  9,  35: 
<pmvrj  rjXds  (d:  vox  venit).  [Aus  Joh.  12,28?  Dort  liest  aber 
D  gerade  nicht:  rjXdsv  ovv  <pmvrj  —  so  Nestle  — ,  sondern  xai 
sysvsro  ymvrj.  Der  Lateiner  scheint  hier  aber  das  xai  nicht 
gelesen  zu  haben;  denn  er  übersetzt:  facta  est  vox] 

123.  Mc.  9,  19  undLc.  9,  41  (amörog).  D  an  beiden  Stellen: 
ajtiörs1.     Im  Matthäustext  (17,  17)  liest  D  amörog  wie  Nestle. 

1)  So  allein  D! 


§  3.  Parallele  Varianten.  41 

124.  Mc.  9,  20  und  Lc.  9,  42  (övvsöjraoat-sv).  D  in  Mc.  9,  20: 
eraga^ev  (d:  conturbabit);  D  in  Lc.  9,  42:  övvsraga^ev  (d: 
conturbabit). 

125.  Mc.  9,  42  und  Lc.  17,  2  (jisgixeizai).  D  in  beiden 
Fällen:  jregiexecTO. 

126.  Mc.  10,  19  und  Lc.  18,  20  {rpBvöo(iagrvgi]öriq).  D  in 
beiden  Fällen:  tyevöofiagrvgrjöeiq  (d  in  Mc.  10,  19:  falsum  te- 
stimonium  dicas,  in  Lc.  18,  20:  falsum  testimonium  dicis).  Die 
Abänderung  in  die  futurische  Form  ist  erfolgt  nach  Mt.  19,  18, 
wo  Nestle  mit  D  liest:  rpsvöofiagrvgrjoeiq  (d:  falsum  testimo- 
nium dices). 

127.  Mc.  11,  2  (ovöeiq  ovjzco  avfrgwjtoiv)  und  Lc.  19,  30 
(ovöeiq  Jtcojtors  av&Qcojtmv).  D  in  beiden  Fällen:  ovöeiq  av&gcö- 
jicov.     om  ovjico  und  ühdjzote. 

128.  Mc.  11,  9  (exgaCov)  und  Job.  12,  13  (exgavya&v).  D 
in  Mc.  11,  9:  exgatov  Zsyovrsq-,  D  in  Joh.  12,  13:  exgavyaCov 
Zsyovreq;  d  in  beiden  Fällen:  clamabant  dicentes.  Die  Addition 
Xeyovrsq  rührt  her  aus  den  Parallelen  Mt.  21,  9  und  Lc.  19,  38. 
Auch  D  hat  dort  das  Wort  Zeyovreq. 

129.  Mc.  12,  1  (afijieZcova  avdgcojzoq  ecpvrevosv)  und  Lc. 
20,  9  (avfrgmjtoq  e<pvz£vö£v  a^jielcova).  D  in  Mc.  12,  1:  av- 
jtsXcova  e(pvr£Vö£V  av&gcojioq;  D  in  Lc.  20,  9:  ajteXojva 
£(pVT£VÖ£V   av&QWJioq1. 

130.  Mc.  12,  14  und  Lc.  20,  21  (a)jj  ex).  D  in  beiden 
Fällen:  alla,   £jt2. 

131.  Mc.  12, 17  (ra  Kaiöagoq  ajzoöore  Ka.i6a.Qi)  und  Lc.  20,  2."> 
(ajroöors  ra  Kaiöagoq  Kaiöagi).  D  in  beiden  Fällen:  axoöors 
ra  rov  xaiöagoq  reo  xaiöagi.  Nestle  liest  Mt.  22,  21:  c.rroöore 
ovv  ra  Kaiöagoq  Kaiöagi.  D  hat  hier:  ajtoöors  ra  xaiöagoq 
reo  xaiöagi. 

132.  Mc.  12,  19  und  Lc.  20,  2S  {tfjV  yvraixa).  D  in  Mc 
12,  29:  ri]v  yvvaixa  avrov,  D  in  Lc.  20,  28:  rfjr  yvvaixa  (aber 
d:  uxorem  eius).  Das  avrov  hat  seine  Heimat  in  Mt.  22,  24; 
dort  fehlen  in  D  die  Worte  tf]v  yvraixa  avrov  (wahrscheinlich 
durch  Homoioteleuton,  vorher  geht  o  aöeZg>oq  avrov). 

1)  In  Mc.   haben   die   gleiche  Stellung  wie  D:    AAl'UL  nnc*  al  pler 

a  b  i*  iP  g2-  g1-  via  i  k  1  q   (eod  ordine  it,mi  in  Lc.)  vg  go  Byr»  arm.    In  Lc. 
außer  D :  a  c  f  i  1  q  Ami) hu-  ! 

2)  In  Mc.  12,  14  alla:  DL./  al  pauc;  in  Lc,  20,  21   allein  D. 


42  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

133.  Mc.  12,  23  (sp  xrj  apaoxaost,  orap  apaoxwotp,  xtpog)1 
und  Lc.  20,  33  (rj  yvpij  ovp  sp  x?j  apaoxaost  xtpog).  D  in  Mc. 
12,  23:  ep  TT]  apaöxaot  ovp  xipog  (d:  in  resurrectione  ergo 
cuius).  D  in  Lc.  20,  33:  sp  xrj  ovp  apaoxaost  xtpog  (d:  in  re- 
surrectione ergo  cuius).  In  Mt.  22,  28  liest  D  mit  Nestle: 
sp  xij  apaoraosc  ovp  xtpog  (d:  in  resurrectione  ergo  cuius). 

134.  Mc.  12,  30  (xat  s£  olrjg  xrjg  tpvyrjg  oov  xat  s^  oXrjg 
xrjg  ötapotag  Oov  xat  sg  oX?jg  xrjg  toyyog  oov)  und  Lc.  10,  27 
(xat  sp  oXrj  xrj  tyvyrj  Oov  xat  sp  olr\  xrj  tOyvt  oov  xat  sp  oXrj 
xrj  ötapota  oov).  D  in  Mc.  12,  30:  xat  s$  oXrjg  xrjg  tyvyrjg  oov 
xat  £g  oXrjg  xr\q  tOyyog  oov\  D  in  Lc.  10,  27:  sp  oXrj  xrj  ipvyjj 
Oov  xat  sp  oXrj  xrj  tOyyt  Oov.  D  om  oX?jg  xrjg  ötapoiag  oov 
bzw.  oXrj  xrj  ötapota  oov. 

135.  Mc.  12,  36  (avxog  AavstÖ)  und  Lc.  20,  42  (avxog  yag 
Aavstö).  D  in  Mc.  12,  36:  xat  ovxog  öavstö  (d:  et  ipse  david); 
D  in  Lc.  20,  42:  xat  avxog  öavstö  (d:  et  ipse  david).  Das 
ovxog  in  Mc.  12,  36  ist  wohl  nur  ein  Schreibfehler  für  avxog2. 

136.  Mc.  12,  36  und  Lc.  20,  42  (stjtsp  xvgtog).  D  an  beiden 
Stellen:  Xsyst  xg.  In  Mt.  22,  44  liest  D  wie  Nestle:  stJisp  xvQiog. 
Aber  in  Act.  2,  34,  wo  Nestle  gleichfalls  ediert:  sijzsp  xvgtog, 
bietet  D  wieder  Xsyst  xg. 

137.  Mc.  13,  7  (ßrj  ftgostofrs)  und  Lc.  21,  9  (firj  jtxorjd-rjxs). 
D  in  Mc.  13,  7:  firj  &ogvßsto&at  (d:  ne  timueritis);  D  in  Lc. 
21,  9:  f/rj  cpoßrj&rjxe  (d:  ne  timueritis).  Mt.  24,  6  liest  Nestle: 
firj  &oostO&s,  D:  [irj  tygostö&at  (d:  nolite  turbari). 

138.  Mc.  13,  7  (öst  yspsofrat)  und  Lc.  21,  9  (öst  yao  xavxa 
yspso&at).  D  in  Mc.  13,  7:  öst  yao  yspso&at]  D  in  Lc.  21,  9: 
öst  yao  yspso&at  xavxa.  In  Mt.  24,  6  liest  D  mit  Nestle:  öst 
yag  yspso&at. 

139.  Mc.  13,  25  (xat  at  övpakustg  at  sp  xotg  ovgavotg)  und 
Lc.  21,  26  (at  yag  övpa^tstg  xojp  ovgapcop).  D  in  Mc.  13,  25: 
xat  at  övpafiig  xojp  ovgapop  (d:  et  virtutes  caelestium);  D  in 
Lc.  21,  26:  at  yag  övpafiig  rj  sp  xod  ovgapw  (d:  virtutes  enim 
quae  sunt  in  caelo).  In  Mt.  24,  29  liest  D  mit  Nestle:  xat  at 
övpafistg  xwp  ovgapwp.  Ob  es  sich  bei  dem  zweimaligen  öv- 
pafiig  nur  um  eine  orthographische  Variante  handelt,  ist  an  sich 


1)  Mc.  12,  23  lassen  Westcott-Hort  die  Worte  oxav  ccvccozcooiv  ausfallen. 

2)  Außer  D  liest  arm:  ovxoq. 


§  3.  Parallele  Varianten.  43 

gleichgültig.  Jedenfalls  sind  merkwürdige  Parallelwirkungen  hier 
zu  konstatieren;  die  Fassung  ra>v  ovqavmv  im  Dtext  von  Mc. 
scheint  aus  Lc.  entlehnt  zu  sein,  das  rj  ev  reo  ovquvco  im  Dtext 
von  Lc.  scheint  nach  Mc.  gebildet.  Der  auf  dvvayiig  in  Lc.  21,  26 
folgende  Artikel  rj,  zu  dem  das  Verbum  öaXev&rjöovrai  freilich 
nicht  paßt,  deutet  darauf  hin,  daß  dvvafiig  als  Singular  (nicht 
als  =  dvvafieig)  betrachtet  werden  muß. 

140.  Mc.  14,  10  (o  eig  rcov  dcodexa)  und  Lc.  22,  3  (ovra 
ex  rov  ctQi&fiov  rcov  dcodexa).  D  in  Mc  14,  10:  ex  rcov  Iß  (d: 
unus  de  XII);  D  in  Lc.  22,  3:  ovra  ex  rov  aoi&fiov  ex  rcov  iß 
(d:  qui  erat  de  numero  duodecim). 

141.  Mc.  14,  10  (iva  avzov  jzaoadoi  avroig)  und  Lc.  22,  4 
(jtcog  avroig  jzagado)  avtov).  D  in  Mc.  14,  10:  iva  jiqoöol  av- 
rov  (d:  ut  proderet  eum);  in  Lc.  22,  4:  Jtcog  jcaQaöoi  avxov  (d: 
quo  modo  traderet  eum).     D  in  beiden  Fällen  om  avroig1. 

142.  Mc.  14,  13  (xai  Xeyei  avroig)  und  Lc.  22,  10  (o  de  eutev 
avroig).  D  in  Mc  14,  13:  Xeycov;  D  in  Lc.  22,  10:  o  de  eutev. 
D  in  beiden  Fällen  om  avroig  (wie  Mt.  26,  18  bei  Nestle  und  D). 

143.  Mc.  14,  15  (dei^ei  avayaiov  tueya  eörocofievov  eroifiov) 
und  Lc.  22,  12  (dei^ei  avayaiov  fieya  eörocouievov).  D  in  Mc. 
14,  15:  dei^ei  avayaiov  oixov  eOTQcoftevov  fieyav  eroißov  (d: 
demonstravit  Stratum  paratum  grande);  D  in  Lc.  22,  12:  dei^ei 
avayaiov  oixov  eorQcofievov  (d:  ostendet  superiorem  domum 
Stratum). 

144.  Mc.  14,  19  (ine:  ?]Q^avro)  und  Lc.  22,  23  (ine:  xai 
avroi  ijQ^avro).  D  in  Mc.  14,  19:  oi  öe  ?]Q^avro  (d:  ad  illi 
coeperunt);  D  in  Lc.  22,  23:  avroi  öe  rjg§avro  (d:  ipsi  autem 
coeperunt). 

145.  Mc.  14,  20  (o  de  eucev  avroig)  und  Joh.  13,  26  (ajto- 
xgiverai  ovv  o  LjGovg).  D  in  Mc.  14.  20:  o  de  Xeyei  avroig] 
D  in  Joh.  13,  26:  ajtoxoeiverai  avroj  o  itjg  xai  Xeyei. 

146.  Mc.  14,43:  (Tovdag  [Tischendorf  ediert:  Iovdag  o  Ioxa- 
picor?]g])  und  Lc.  22,  47  (Tovdag).  D  in  Mc.  14,  43:  iovdag 
öxaoicorrjg  (d:  iudas  scariotes);  D  in  Le.  22.  17:  tovdag  ioxt:- 
qicoO  (d:  iudas  iscariot).     Siehe  oben  Nr.  78. 

147.  Mc.  14,  44.  Zu  Lc.  22,  47  macht  D  den  Zusatz:  rorr<> 

1)  Die  Auslassung  von  avtoiq  ist  erfolgt  nach  Mt.  20,  16;  dort  fügt 
aber  gerade  D  mit  b  chq  cop  syr'"'  arm  Kus,lom  ,os  Orint  3>89t  ein  av- 
roig hinzu. 


44  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

yag  öfjfiSLOV  ösöcozsl  avroig  ov  av  <pilrj6a)  avrog  sötlv.  Ab- 
gesehen von  dem  Wort  ösöojxsl,  das  aus  Mc.  14,  44  herrührt, 
ist  der  Zusatz  aus  Mt.  26,  48  genommen.  In  Mt.  stimmt  D  mit 
Nestle  überein;  aber  in  Mc.  bietet  D  statt  des  Wortes  övöörjfiov 
[Tischendorf  ediert  övvörmov\  das  im  Lucaszusatz  wieder  er- 
scheinende örjfisiov,  das  in  Mt.  26,  48  seine  Heimat  hat. 

148.  Mc.  14,  65  (xcu  Zsysiv  avrat)  und  Lc.  22,  64  {Xsyovrsg). 
D  in  Mc.  14,  65:  xat  sXsyov  avrm\  D  in  Lc.  22,  64:  xai 
sXsyov. 

149.  Mc.  15,  21  und  Lc.  23,  26  (an  ayQov).  D  in  beiden 
Fällen:  ajto  aygov. 

150.  Mc.  15,  26  (o  ßaöiXsvg  roov  iovöcucov)  und  Lc.  23,  38 
(o  ßaöiXsvg  zcov  tovöatmv  ovrog).  D  in  Mc.  15,  26:  ovrog 
sötlv  o  ßaöiXsovg  tojv  covöaicov;  D  in  Lc.  23,  38:  o  ßaöiXsvg 
rcov  tovöaimv  ovrog  sötlv.  Mt.  27,  37  liest  Nestle,  wie  D: 
ovrog  sötlv  Lr\öovg  o  ßaöLlsvg  rcov  lovöaicov.  Für  Joh.  19,  19 
fehlt  der  Cantabrigiensis  leider. 

151.  Lc.  22,  50  (rov  agxLsgswg  rov  öovXov)  und  Joh.  18,  10 
(rov  rov  agxtsgsojg  öovXov).  D  in  beiden  Fällen:  rov  öovXov 
rov  aQXLSQscQg.  Die  Umstellung  ist  erfolgt  nach  Mt.  26,  51 
oder  Mc.  14,  47,  wo  beidemale  D  wie  Nestle  liest:  rov  öovXov 
rov  aQXisgscog. 

152.  Lc.  22,  50  (to  ovg  avrov  ro  ös^lov)  und  Joh.  18,  10 
(avrov  ro  cotciqlov  ro  ös^lov).  D  in  Lc.  22,  50:  avrov  ro 
ojtlov  ro  ös^lov,  D  in  Joh.  18,  10:  avrov  ro  coriov  ro  ös^slov. 
Das  ojtlov  stammt  aus  Mt.  26,  51,  D  schreibt  dort  wrsiov.  In 
Mc.  14,  47  lautet  D  wie  Nestle:  coraoLOV. 

Bei  der  Anfertigung  dieser  Liste  blieb  durchweg  der  oben 
S.  7  aufgestellte  Grundsatz  in  Geltung,  wonach  zum  Vergleich 
nur  solche  Stellen  berücksichtigt  werden  sollten,  an  denen  West- 
cott-Hort,  Tisch endorf  und  B.  Weiß  in  gleicher  Weise  edieren  *; 
sonst  hätte  die  Liste  um  ein  bedeutendes  länger  werden  müssen. 

Im  übrigen  hoffe  ich,  daß  die  bisherigen  Ausführungen  dieses 
Paragraphen  mich  der  Notwendigkeit  entheben,  mich  noch  weiter 
um  einen  Beweis  für  die  Beeinflussung  des  Cantabrigiensis  durch 
eine  Evangelienharmonie  zu  bemühen.    Denn  wie  will  man  diese 


1)  Die  seltenen  Ausnahmen  von  dieser  Regel  sind  jedesmal  ausdrück- 
lich als  solche  gekennzeichnet. 


§  3.  Parallele  Varianten.  45 

parallelen  Varianten  anders  erklären?  Ein  Teil  derselben  ist  rein 
orthographischer  Art,  darum  aber  sicherlich  nicht  wenig  bedeut- 
sam. Der  größte  Teil  der  parallelen  Varianten  ist  direct  har- 
monistischer  Natur,  d.  h.  er  bringt  entweder  die  Lesart  zweier 
Evangelien  in  jene  Form,  in  der  sie  sich  auch  im  dritten,  bzw. 
in  den  beiden  übrigen  findet,  oder  aber  die  Doppelvariante  fließt 
aus  zwei  voneinander  abweichenden  Lesarten  zusammen.  Wieder- 
holt wurde  schon  in  der  Liste  darauf  hingewiesen,  wie  auch  in 
der  Umgebung  solcher  Doppelvarianten  sich  eine  Beeinflussung 
des  Textes  durch  die  Parallele  geltend  macht.  Um  die  Liste 
nicht  allzu  umfangreich  werden  zu  lassen,  habe  ich  die  Um- 
gebung der  Stelle  nur  da  hinzugezogen,  wo  solche  Parallel- 
beeinflussung sich  in  nächster  Nachbarschaft  der  Doppelvariante 
findet.  Die  im  folgenden  Paragraphen  aufgestellte  Liste  aller 
Stellen,  an  denen  Paralleleinfluß  vorliegt,  wird  es  leicht  machen, 
sich  in  jedem  einzelnen  Fall  über  Art  und  Maß  dieses  Einflusses 
Auskunft  zu  verschaffen.  In  der  Tatsache  aber,  daß  solche 
Parallelbeeinflussung  sich  in  der  Nachbarschaft  der  Doppel- 
varianten zeigt,  liegt  auch  der  Hinweis  darauf,  daß  beide  Er- 
scheinungen auf  die  gleiche  Ursache  zurückgeführt  werden  müssen. 


Die  Evangelienharmonie  ist  ein  Diatessaron  gewesen.  Mit 
welch  feiner  Hand  es  die  Differenzen  zwischen  den  einzelnen 
Evangelien  ausgeglichen,  lassen  die  Ausführungen  des  ersten 
Paragraphen  zur  Genüge  erkennen;  in  welch  liebevoller  Arbeit 
es  die  vier  verschiedenen  Fäden  zu  einem  zusammengesponneu, 
macht  die  Liste  der  parallelen  Varianten  klar;  die  im  folgenden 
Paragraphen  aufgestellte  Liste  wird  das  noch  deutlicher  hervor- 
treten lassen.  Der  einzige  Name,  der  für  eine  solche  Arbeit  in 
Betracht  kommen  kann,  ist  Tatian. 

Man  hat  viel  darüber  gestritten,  ob  er  sein  Diatessaron  in 
syrischer  (so  namentlich  Zahn)  oder  in  griechischer  Sprache  (so 
besonders  Harnack)  abgefaßt  habe;  für  das  eine,  wie  für  das 
andere  sprechen  starke  Gründe.  Das  Exemplar,  unter  de- 
Einfluß die  Textform  des  Cantabrigiensis  entstanden  ist,  war 
selbstverständlich  ein  griechisches.  Damit  darf  die  Streitfrage 
wohl  als  erledigt  gelten:  das  Diatessaron  ist,  wie  schon  sein 
Titel    sagt,    ursprünglich    griechisch    abgefaßt    und  erst    später. 


46  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

wohl  durch  Tatian  selbst,  der  um  172  in  den  Orient  zurück- 
kehrte1, in  das  Syrische  übersetzt  worden;  und  wie  alle  syrischen 
Evangelienhandschriften  eine  Beeinflussung  durch  das  syrische 
Diatessaron  erfahren  haben,  so  hat  der  griechische  Tatian  in 
allen  griechischen  Evangelienhandschriften  mehr  oder  weniger 
deutliche  Spuren  hinterlassen2. 

Einen  Unterschied  weist  der  griechische  Tatian  vom  syrischen 
jedenfalls  in  dem  einen  Punkt  auf,  daß  jener  eine  Genealogie 
Jesu  bot,  während  der  in  die  Heimat  zurückgekehrte  Ketzer  sie, 
wie  Theodoret  von  Cyrus  uns  meldet,  aus  seinem  Diatessaron 
ausmerzte. 

In  der  Liste  der  parallelen  Varianten  weist  der  lateinische 
Cantabrigiensis  Erscheinungen  auf,  die  eine  sorgfältigere  Unter- 
suchung dieses  Textes  notwendig  machen.  An  vielen  Stellen 
konnte  constatiert  werden,  daß  dem  Übersetzer  noch  die  parallele 
Variante  vorlag,  die  der  danebenstehende  Grieche  nicht  mehr 
aufweist.  Diese  Tatsache  ist  um  so  bemerkenswerter,  als  die 
Übersetzung  sich  sonst  so  eng  als  möglich  an  das  Original  an- 
lehnt, d  steht  also  dem  griechischen  Diatessaron  im  allgemeinen 
näher  als  D. 

Aber  es  finden  sich  auch  in  d  eine  Fülle  von  Erscheinungen, 
die  uns  zu  der  Annahme  zwingen,  daß,  wie  der  griechische  Text 
den  Einfluß  eines  griechischen  Diatessarons  erfahren  hat,  so  der 
lateinische  Text  von  einem  lateinischen  Diatessaron  beeinflußt  ist. 
Ich  bin  mir  wohl  bewußt,  welch  schwerwiegende  Bedenken  der 
Annahme  einer  altlateinischen  Evangelienharmonie,  von  der  ein 
Hieronymus,  ein  Augustinus  nichts  wußte,  entgegenstehen.  Aber 
schließlich  wird  man  hier  sagen  müssen,  so  gut  wie  es  möglich 
ist,  daß  ein  griechisches  Diatessaron  existiert  hat,  von  dem  Ori- 
genes  und  Eusebius  nichts  wußten,  ebenso  gut  darf  auch  ein 
lateinisches  Diatessaron  nicht  darum  unmöglich  sein,  weil  Leute 
wie  Hieronymus  und  Augustinus  nie  davon  gehört  haben. 


1)  Vgl.  0.  Bardenhewer,  Geschichte  der  altkirchlichen  Litera- 
tur I  244. 

2)  Nur  an  wenigen  Stellen  wurde  in  der  eben  angeführten  Liste  auf 
den  Apparat  Tischendorfs  aufmerksam  gemacht;  über  die  Beeinflussung 
der  griechischen  Evangelienhandschriften  durch  den  griechischen  Tatian 
vgl.  die  Ausführungen  am  Schluß  des  letzten  Paragraphen. 


§  3.  Parallele  Varianten.  47 

Der  Beweis  für  ein  lateinisches  Diatessaron  soll  geführt 
werden:  1)  aus  einer  Reihe  von  selteneren  Wortformen,  die  an 
Parallelstellen  wieder  auftauchen,  2)  aus  orthographischen  Va- 
rianten, die  sich  in  der  Parallelstelle  wiederholen,  3)  aus  inner- 
lateinischen Doppelvarianten,  cl.  h.  parallelen  Varianten  in  d,  die 
durch  den  griechischen  Text  nicht  veranlaßt  sein  können,  4)  aus 
einer  Anzahl  von  Lesarten,  die  durch  die  parallele  Lesart  ihre 
Erklärung  finden. 

Wegen  der  schmalen  Berührungsflächen,  die  das  Johannes- 
evangelium mit  deu  Synoptikern  gemeinsam  hat,  —  es  muß  des- 
halb auch  fast  ganz  und  ziemlich  unverändert  im  Diatessaron 
gestanden  haben  —  wurde  bei  den  folgenden  Untersuchungen 
das  Johannesevangelium  ausgeschlossen.  Es  sei  aber  ausdrücklich 
darauf  hingewiesen,  daß  der  dtext  für  Joh.  dasselbe  Gepräge  auf- 
aufweist, wie  auch  jener  der  Synoptiker,  so  daß  also  für  den 
Fall,  daß  der  Einfluß  einer  lateinischen  Evangelienharmonie  auf 
die  Synoptiker  nachgewiesen  wird,  auch  der  dtext  in  Joh.  als 
Zeuge  dieses  Diatessarons  gelten  muß.  Ich  lasse  also  zunächst 
eine  Liste  seltenerer  Wortformen,  die  an  Parallelstellen  wieder- 
kehren, folgen: 

absconsum,  Mt.  10,  26  und  Lc.  12,  2  (vgl.  Ron  seh,  Itala  und 

Vulgata2  295) 
adpropiassent,  Mt.21,1  und  Lc.  19, 29  (adpropiasset)  (Rönsch  181) 
circumibat,    Mt.  9,  35   und  Mc.  6,  6    (Doppelübersetzung;    xat 

ji£Qi?)yev  rag  xcofiag  xvxäoo  öiöaöxcov  wird  übersetzt:   et 

cireuibat  castella  et  circumibat  docens 
calciamentorum,  Mc.  1,  7  und  Lc.  3,  16  (calciamenti) 
camellum,  Mt.  19,  24;  Mc.  10,  25  und  Lc.  18,  25  (Rönsch  460) 
castellum  (acc.  masc.)  Mc.  11,  2  und  Lc.  19,  30  (Rönsch  266  ' 
conburet,  Mt.  3,  12  und  Lc.  3,  17 
corregiam,  Mc.  1,  7  und  Lc,  3,  16  (Rönsch  463) 
cottidie,  Mt.  26,  55;  Mc.  14,  49;  Lc.  22.  53 
crededistis,  Mt,  21,  25  und  Mc.   II,  31 
dispargentur,  Mt.  26,  31  und  Mc.  14,  27  (Rönsch  466) 

1)  Mc.  11,  2  vnayere  elq  zrjv  wo(JLf(v  t>,  r  xeccevavrt  vuojv  =  ite  in 
castellum  qui  est  contra  vos;  Lc.  10,  30  vnayevat  sig  rtp>  xtttevccvri  xüj- 
ßijv  =  ite  in  contra  qui  est  castellus.  Soweit  ich  dies  mit  Hilfe  einer 
Vulgataconeordanz  feststellen  kann,  kommt  eastellna  im  Cantabrigiensia 
nur  noch  Lc.  9,  56  (f/c  Ezeoccv  xwu^v  =  in  alium  castellum1  vor. 


48  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

dispargit,  Mt,  12,  30  und  Lc.  11,  23 

fidete,  Mt,  14,  27  und  Mc.  6,  50  (confidete) 

fraCmentorurn,    Mt.    14,    20    und   Lc.    9,    17    (fractamentorum) 

(Rönsch  23) 
harundinem,  Mt.  27,  29  und  Mc.  15,  19  (harundine)  (Rönsch  462) 
nobellum,   Mt.  9,  17    (im    nämlichen  Vers    zweimal   novellum) 

und  Mc.  2,  22  (novellum) 
nubs,  Mt.  17,  5  und  Mc.  9,  7  (Rönsch  263) 
numulariorum,  Mt.  21,  12  und  Lc.  19,  45 
obaudiunt,    Mt,  8,  27;    Mc.  4,  41    und  Lc.  8,  25  (Rönsch  466) 
offers,  Mc.  1,  44  und  Lc.  5,  14  (Rönsch  294  und  521) 
ommutesce,  Mc.  1,  25  und  Lc.  4,  35  (Rönsch  462) 
•  osteum,  Mc.  15,  46  und  Mt.  27,  60  (osteo)  (Rönsch  463) 
parapside,  Mt.  26,  23  und  Mc.  14,  20  (Rönsch  244) 
quod,  (statt  quot),  Mt.  15,  34  und  Mc.  8,  5 
teloneum,  Mt.  9,  9;  Mc.  2,  14  und  Lc.  5,  27  (Rönsch  246) 
temptatis,  Mc.  12,  15  und  Lc.  20,  23.  24    (Mt,  22,  18  teptatis) 
temptatione,    Mt.  26,  41;    Mc.  14,  38    (temptationem)    und   Lc. 

22,  46  (temptationem) 
thensaurum,  Mt.  19,  21;  Mc.  10,  21  und  Lc.  18,  22  (Rönsch  459) 

Man  wird  mit  Folgerungen  aus  dieser  Liste  vorsichtig  sein 
müssen;  denn  einige  dieser  Formen,  z.B.  absconsus,  adpropiare, 
cottidie,  osteum,  thensaurus  begegnen  uns  auch  an  anderen 
Stellen  des  Cantabrigiensis,  so  daß  das  Zusammentreffen  dieser 
Lesarten  an  den  Parallelstellen  wenig  bedeuten  will;  mehrere 
kommen  sogar  nur  in  dieser  Form  vor,  z.  B.  temptatio,  temptare, 
camellus;  aber  es  finden  sich  doch  in  der  Liste  höchst  seltsame 
Dinge,  neben  dem  bei  Mc.  in  Doppelübersetzung  erscheinenden 
circumibat  namentlich  noch  das  zweimalige  offers,  eine  seltene 
Form,  die  —  soweit  Sabatier  dies  erkennen  läßt  —  für  Mc. 
1,  44  nur  in  d  vorkommt  (c  hat  offeres,  also  als  Futurum;  aber 
offers  ist  eine  Imperativform,  die  wörtliche  Übersetzung  von 
jiQoGsvsvxe  (bzw.  jtQoö£vr/xe)\  vgl.  in  d  Lc.  13,  7  adfers  (als 
Übersetzung  von  (psgs)1;  in  Lc.  5,  14  hat  neben  d  nur  noch  ff2 


1)  Mt.  5,  24  (keine  Parallele !)  liest  D  statt  npoocpegs  zo  öwqov  aov: 
7tQOO(f€Q£Lg  xo  öojqov  aov  d  öfteres  munus  tumn.  J.  R.  Harris,  A  study 
of  Codex  Bezae  94,  hält  das  tiqogveqeiq  für  eine  Rückübersetzung  aus 
öfteres.     Da  diese  Lesart  sich  mir  bei  D  findet,  wird  man  ihm  beipflichten 


§  3.  Parallele  Varianten.  49 

ein  offers).  Wer  in  diesem  Fall,  wie  bei  der  Wiederholung  von 
castellum  qui,  crededistis,  conburet,  nubs,  numulariorum,  ommu- 
tesce  und  quod  den  Zufall  zu  Hilfe  rufen  will,  muß  dem  Zufall 
viel  zutrauen. 

Deutlicher  aber,  als  hier,  wird  der  lateinische  Tatian  heraus- 
treten in  einer  Liste  von  orthographischen  Eigentümlichkeiten, 
die  an  einer  oder  mehreren  Parallelstellen  wiederkehren. 

Mt.  4,  7  (jtuQCcGeig)  und  Lc.  4,  12  (axjteiQaöeic)  d:  temptavis 
(statt  temptabis). 

Mt.  12,  4  und  Mc.  2,  26  (eiarjXd-sv)  und  Lc.  6,  4  (uösl&cov) 
d:  introibit  (statt  introivit). 

Mt.  11,  10  und  Lc.  7,  27  (xaxaöxevaöei)  d:  praeparavit  (statt 
praeparabit). 

Mt.  13,  5  (et-avexstlsv)  und  Mc.  4,  5  (et-avsöxeiXev)  d:  ex- 
horta  und  exhortum  (statt  exorta  und  exortum). 

Mt.  14,  36  und  Mc.  6,  56:.  depraecabantur  (statt  deprecabantur). 

Mt,  18,  11  und  Lc.  19,  10  d:  salbare  (statt  salvare). 

Mt,  20,  22  {övvaodca  xo  jzoxrjQLOV  tibluv  o  ey<x>  fitÄ/.co 
jieivEiv)  d:  potestis  calicem  bibere  quod  ego  viviturus  sum  und 
Mc.  10,  38  (dvvaofrat  jzeiv  xo  jtox?]Qiö~  o  sya>  jiuvco)  d:  potestis 
bibere  calicem  quem  ego  viviturus  sum  (statt  bibiturus)  *. 

Mt,  21,  24  d:  interrogavo  bos  (statt  interrogabo  vos).  Mc. 
11,  29  und  Lc.  20,  3  d:  interrogavo  vos. 

Mt,  23,  35  und  Lc.  11,  51  (ecog  aifiaxog)  d  in  Mt.:  usquae 
ad  sanguinem;  d  in  Lc:  usquae  ad  sauguine. 

Mt.  24,  38  und  Lc.  17,  27  d:  dilubium  (statt  diluvium) 2. 


müssen;  ich  möchte  aber  vermuten,  daß  auch  d  hier  ursprünglich  nicht 
öfteres,  sondern  offers,  d.  h.  die  Imperativform  gehabt  hat;  Wo  rdaworth- 
White  edieren  hier  den  Vulgatatext  öfters  und  bemerken  im  Apparat: 
offers  =  TZQOOcpeQe  (cf.  Rönsch,  It.  und  Vulg.  p.  204)  AJO*XZ*  abf*q; 
öfter  BC  (hotter)  3>FMZ<-  f<"  ffi  k  6:  öfteres  DEHßKMO^Q'TY  VVY  vg  Tisch., 
cdh  aur.  (Iren.),  (Aug.)  Hieron.  comm. ;  Auct.  op.  imperf.,  otteris  Q*R, 
öfteres  L,  auferes  g1;  Imperativum  sie  formatum  habes  ostende  .  .  et  otlers 
Mt.  8,  4,  et  pannulam  .  .  veniens  adfers  II  Tim.  4,  13  ambo  in  Fuldensi; 
et  alibi.  TlQoa(f8QEiq  in  cod.  D-1'  ex  latino  perperam  traduetum  fidetur. 
Zur  Form  öfters  =  oller  vgl.  unser  deutsches:   »du  bringst«  anstatt    bring-, 

1)  Nach  Wordsworth-White  liest  Mt.  20,  22    vg  bibiturus.    0*  vibi- 
turus;  Mc.  10,  3S  vg  bibo,  GAV  gat  bibiturus  sum. 

2)  Nach  W.-W.    vg  jedesmal  diluvium;    in  111  24,  38  0*  dilubium; 
in  Lc.  17,  27  ff  dilubium;  T  dillubium. 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.  36, 1  a.  4. 


50  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mt.  26,  7  (jtoXvreifiov)  und  Mc.  14,  3  (om  jroXvrsifZov).  d 
in  beiden  Fällen:  praetiosi  (statt  pretiosi).  Die  Variante  ist  um 
so  bemerkenswerter,  als  in  Mc.  eine  griechische  Vorlage  für  das 
praetiosi  fehlt l. 

Mt,  26,  64  und  Mc.  14,  62  (oipeo&cu)  d:  videvitis  (statt 
videbitis). 

Mt.  27,  29  und  Mc.  15,  18  (xaigai)  d:  habe  (statt  ave)2. 

Mc.  1,  7  und  Lc.  3,  16  d:  solbere  corregiam  (statt  solvere  c.)3. 

Mc.  3,  2  und  Lc.  6,  7  d:  obserbabant  (statt  observabant). 

Mc.  4,  4 — 8  wird  das  o  fiev  durch  aliut  wiedergegeben,  die 
drei  folgenden  alla.  allo.  aXXo  durch  aliud;  an  der  Parallel- 
stelle Lc.  8,  5 — 8  wird  das  o  fisv  mit  aliut  wiedergegeben,  die 
folgenden  drei  aXXo  durch  aliud4. 

Mc.  10,  15  (ov  [17]  sie,  avz?]V  SLösXevösrcu)  d:  non  intravit 
in  illum  und  Lc.  18,  17  (ov  fir]  eiösXfr?]  siq  avrrjv)  d:  non  in- 
travit in  illud  (beidemale  intravit  statt  intrabit).  Man  beachte, 
daß  der  Lateiner  die  im  Griechischen  verschiedene  Stellung  der 
Worte  verschwinden  läßt. 

Mt.  20,  30  (xad-Tjfjievoi)  d:  saedentes  (statt  sedentes)  und 
Mc.  10,  46  (exafrrjTo)  d:  saedebat  (statt  sedebat). 

Mc.  9,  20  (sragat-ev)  und  Lc.  9,  42  (oweraga^ev)  d:  con- 
turbabit  (statt  conturbavit). 

Mc  12,  9  und  Lc.  20,  16  d:  davit  (statt  dabit). 

Auch  hier  wird  die  Beweiskraft  dadurch  etwas  abgeschwächt, 
daß  im  Cantabrigiensis  Vertauschung  der  Buchstaben  b  und  v5, 
ae  und  e,  t  und  d,  Wechsel  zwischen  starker  und  schwacher 
Aspiration6  sich  nicht  selten  auch  anderswo  findet;  aber  zur  Er- 
klärung   dieses  Zusammentreffens    wird    niemand  den  Zufall    an- 


1)  An  beiden  Stellen  praetiosi  vg  codd. 

2)  vg  in  beiden  Fällen  have;  in  Mt.  27,  29  BCHO*T  habe;  in  Mc. 
15,  18  BCJOTX  habe. 

3)  vg  in  beiden  Fällen  solvere  corrigiam;  Mc.  1,  7  C  solbere,  DE  cor- 
regiam; Lc.  3,  16  D  corregiam. 

4)  vg  immer  aliud;  Mc.  4,  4  C^GHT  aliut;  4,  5  HP  »GHZ*  aliut; 
4,  7  C3>*GH  aliut;  4,  8  CS^GH  aliut;  Lc.  8,  5  CG  aliut;  8,  6  GZ*  aliut; 
8,  7  GH*Z*  aliut;  8,  8  CG  aliut.  Also  nur  die  Vulgatahandschrift  T  stimmt 
in  Mc.  mit  der  Schreibweise  von  d  übereiu.  Man  sieht  daraus,  wie  wenig 
hier  an  ein  zufälliges  Zusammentreffen  gedacht  werden  darf. 

5)  Vgl.  Rönsch  455  f. 

6)  Vgl.  Rönsch  462  f. 


§  3.  Parallele  Varianten.  51 

rufen,  es  finden  sich  unter  den  orthographischen  Varianten  Er- 
scheinungen, die  nur  dadurch  eine  befriedigende  Erklärung  finden, 
daß  entweder  das  einzelne  Evangelium  unter  Zuhilfenahme  einer 
lateinischen  Evangelienharmonie  aus  dem  Griechischen  ins  Latei- 
nische übersetzt,  oder  daß  die  fertige  Übersetzung  nach  einer 
solchen  Harmonie  corrigiert  worden  ist.  Neben  dem  praetiosi 
(Mt.  26,  7  und  Mc.  14,  3;  Joh.  12,  3  schreibt  d  pretiosi)  fällt 
namentlich  auf  das  viviturus  sum  (Mt.  20,  22  und  Mc.  10,  38)» 
weil  es  sich  in  unmittelbarer  Nähe  des  in  gewöhnlicher  Ortho- 
graphie geschriebenen  bibere  findet.  Bei  Mt.  ist  die  futurische 
Form  erklärlich,  es  ist  die  wörtliche  Übersetzung  von  [teXXco 
jtsivsiv,  aber  in  Mc.  ließ  der  Grieche  mit  seinem  Präsens  jtetvco 
nur  die  Übersetzung  bibo  zu. 

Es  folgt  eine  Liste  innerlateinischer  Doppelvarianten,  d.  h. 
solcher  parallelen  Varianten,  die  im  griechischen  Text,  bzw.  im 
griechischen  Diatessaron  nicht  ihre  Erklärung  finden,  darum  auf 
ein  lateinisches  Diatessaron  hinweisen  *. 

Mt.  4,  4  und  Lc.  4,  4  übersetzt  d  e ji  agrco  (iovco  jedesmal 
in  pane  solo.  D  schreibt  in  Mt.  4,  4  statt  ent  Jtavri  Q7]fiaTt 
das  dem  lateinischen  Diatessaron  entsprechende  sv  navxt  Qr^iaxt. 
In  Lc.  4,  4  fügt  D  nach  avdgcojtoq  die  Worte  all  sv  ütavzi 
Qfjfiavi  dv  hinzu. 

Mt.  4,  18  (tjöav  yctQ  aXieiq)  und  Mc.  1,  16  (tjoav  yctQ 
aleteiq)  übersetzt  d  jedesmal:  erant  autem  piscatores.  Tischen- 
dorf verzeichnet  an  beiden  Stellen  keine  Variante  für  yctQ. 

Mt.  10,  10  (a£iog  yctQ  eöriv)  d:  >>  dignus  est  enim  und 
Lc.  10,  7  (a^ioq  yctQ)  d:  dignus  est  enim. 

Mt.  10,  11  (?]  jzoliq  eiq  t]v  av  SLöskü-fjTS  eiq  avxr\v)  d:  ci- 
vitas  in  quacumque  introieritis  in  ea  und  Lc.  10,  10  (scq  r\v  öav 
jioliv  £iöel{hf]Te)  d:  in  quacumque  autem  civitate  intraveritis. 
In  Mt.  10,  5.  12  wie  in  Lc.  10,  5.  8  wird  introire  mit  dem  Accu- 
sativ  construiert. 


1)  Für  die  folgenden  Collationen  standen  mir  leider  die  Old  Latin  Bi- 
blical  Texts  nicht  zur  Verfügung,  sondern  neben  dem  Novum  Testamentum 
D.  N.  J.  Chr.  secundum  editionem  sancti  Hieronymi  rec.  J.  Wordsworth 
(H.  J.  Withe),  Pars  I  Oxon.  1889— 98,  nur  noch  P.  Sabatier,  Bibliornm 
sacrorum  latinae  versiones  antiquae  seu  vetus  Italica,  Tom.  111,  Paris  1751. 
Soweit  ich  dies  am  Cantabrigiensis  nach  der  Ausgabe  von  Scrivener  con- 
trollieren  kann,  weist  Sabatier  die  für  solche  Arbeiten  notwendige  Akribie 
nicht  immer  auf.     Orthographische  Varianten  verzeichnet  er  fast  nie. 

4* 


52  H.  J.  Yogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mt,  10,  22  und  Mc.  13,  13  wird  y,ai  eöeö&ai  (isiöovfisvoi 
vjto  ütavxmv  beidemale  übersetzt:  et  eritis  odio  ab  omnibus.  In 
Lc.  21,  17  wird  der  gleiche  griechische  Text  übersetzt:  et  eritis 
odibiles  ab  omnibus.  Vielleicht  ist  hier  odibiles  spätere  Correctur 1. 

Mt.  11,  7  und  Lc.  1,  24  wird  xaXafiov  vjio  avsfiov  OaXevo- 
(ievov  jedesmal  übersetzt:  arundinem  (d  in  Lc.  harundinem)  a 
vento  moveri2. 

Mt.  11,  11  (o  ös  juxqotsqoq)  d:  minor  autem  qui  est  und 
Lc.  7,  28  (o  ftsixQOTSQog)  d:  qui  minor  est. 

Mt.  12,  24  (pvzog  ovx  szßaXXec  xa  öat.ovia  u  fir]  sv  xa) 
ßeeX&ßovX  aQyjovxi  xwv  öaiitovtco)  d:  hie  non  eiecit  daemonia 
nisi  in  belzcbul  principe m  daemoniorum  und  Mc.  3,  22  (oxi  tv 
xca  aQyovxL  xmv  öcufWVLCOV  ezßaXXsi  xa  öaifiovia)  d:  quia  in 
principe  daemoniorum  eicit  daemonia3. 

Mt.  12,  28  (aga  scp&aoav  e<p  vkuag)  d:  ergo  praevenit  in  vos 
und  Lc.  11,  20  (aga  ecp&aciev  e<p  vfiag)  d:  forsitam  adpropin- 
quavit  in  vos4. 

Mt,  13,  2  und  Mc.  4,  1  (coöxs  avxov  eig  xo  nXoiov  ev- 
ßavxa)  übersetzt  d  in  Mt,:  ita  ut  in  navi  ascendens,  in  Mc:  ita 
ut  ipse  in  navi  ascendens  (Rönsch  406). 

Mt.  13,  22  (o  de  sie  xag  axav&ag  OJisigof/svog)  d:  qui  autem 
in  spinis  seminatur  und  Mc.  4,  18  (ot  eig  xag  axav&ag  ojtst- 
QOfievoi)  d:  qui  in  spinis  seminantur.  Auch  Mt.  13,  7  übersetzt 
d  aXXa  ös  sjreöev  sig  xag  axav&ag  durch:  alia  autem  ceciderunt 


1)  Nach  Sabatier  lesen  Lc.  21,  17:  odio  magno  hominibus  c,  odio 
hominibus  ff2,  odio  omnibus  hominibus  f  gat,  odio  omnibus  a  vg,  odibiles 
omnibus  Cypr.  Testim.  3,  29  (ed.  Hartel  142,  18;  Cod.  M  liest  omnibus 
hominibus).     Zu  vergleichen  ist  auch  Mt.  24,  9. 

2)  Mt.  11,7  lesen  moveri:  b  f  g!h  Hilar.;  Aug. (Serm.66);  Auetor  quaest. 
NT;  Auetor  op.  imp.  in  Mt.;  Iuvenc;  agitari:  a  c  Hieron.  in  Ezech. ;  Aug.  in 
Joh.  I;  Lc.  7,  24  lesen  moveri:  a  ff2  g1  g2  q  gat  Ambros.  in  Lc;  c  liest  wie 
Mt.:  agitari. 

3)  In  Mt.  12,  24  lesen  prineipem:  abfg*  und  ff  * ;  in  Mc.  3,  22:  f  g» 
(vgl.  c  und  ff2:  beelzebub  [ff2:  beelzebulj  habet  prineipem  daemoniorum); 
ebenso  vg  codd. 

4)  Mt.  12,  28:  in  vos  a  b  f  ff2  h  vg  Ambros.;  Aug. ;  Auct.  op.  imp.  in  Mt.; 
VigiL  Taps.;  super  vos  ff1  Aug.;  ad  vos  c;  in  vobis  g1  Hil. ;  inter  vos  g2. 
Lc.  11,  20:  in  vos  fff2vg  Tert.  adv.  Marc;  Ambros.;  Vigil.  Taps.;  super 
vos  c  Aug. 


§  3.  Parallele  Varianten.  53 

in  spinis,  an  der  Parallelstelle  Mc.  4,  7  xai  aXXo  sjteöev  ent  xag 
axavd-ag  durch:  Et  aliud  caecidit  in  spinas  (Rönsch  406). 

Mt.  13,  11  und  Lc.  8,  10  wird  xa  {ivöxrjoia  übersetzt  mit 
mysterium.  Der  Lateiner  gleicht  dadurch  die  beiden  Synoptiker 
aus  mit  Mc.  4,  11.  Dort  liest  D  (wie  Nestle):  xo  fivörrjQiov  d: 
mysterium  K 

Mt.  14,  9  und  Mc.  6,  26  wird  öia  xovg  ogxovg  übersetzt: 
propter  iusiurandum2. 

Mt.  14,  10  (anexetpalioev  xov  imavvr\v  ev  xr\  (pvXaxr\)  d: 
decollavit  iohannen  in  carcerem  und  Mc.  6,  27  (aJiexecpaXiöev 
avxov  ev  xr\  (pvlaxrj)  d:  decollavit  eum  in  carcerem3. 

Mt,  14,  11  und  Mc.  6,  28  (rjveyxev)  d  io  beiden  Fällen: 
adtulit. 

Mt,  14,  15  und  Mc.  6,  36  wird  ajteX&ovxeg  wiedergegeben 
durch  euntes.  Die  Erklärung  gibt  Lc.  9,  12.  Dort  liest  D  (wie 
Nestle):  jiooev&evxeg,  d:  euntes4. 

Mt,  16,  27  (eoyeöd-ai,  ev  xr\  öo^rj  xov  jcaxQog  avxov)  d: 
venire  in  gloriam  patris  sui  und  Mc.  8,  38  (oxav  eXd-i]  ev  x?] 
öo^a  rov  Jtaxgog  avxov)  d:  cum  venerit  in  gloriam  patris  sui. 
Auch  Mc.  9,  2  übersetzt  d  el?]Xv&viav  ev  övvafiei  mit:  veniens 
in  virtutem,  an  der  Parallelstelle  Mt.  16,  28  egxokuevov  ev  xi] 
ßaoiÄeuc  avxov  mit  venientem  in  regno  suo. 

Mt.  18,  5  übersetzt  d:  et  quicumque  susceperit  ununi  pue- 
rum  talem  in  nomine  meo  me  recipit.  Für  dasselbe  griechische 
Verbum  (öe^rjxai  bzw.  öe%exai)  gebraucht  der  Lateiner  also  die 
verschiedenen  Vocabeln  suscipere  und  recipere.  Der  Vorgang 
wiederholt  sich  Mc.  9,  37,  wo  d  liest:  quisquis  ex  huiusmodi  pueris 
receperit  in  nomine  meo  me  recipit  et  quicumque  me  susceperit 
non  me  suscipit  etc.  Auch  in  Mc.  ist  das  griechische  Verbum 
dasselbe  (ös£,?]xai  bzw.  öeyexai). 


1)  Mt.  13,  11  lesen  mysterium:  a  c  f  ff2  g1 1  q  Ir.;  Auct.  op.  imp.  in  Mt.; 
Phoebad.  Agin.;  Lc.  8,  10:  a  c  f  g1  ff2  gat  vg  (Pboebad.  Agin.). 

2)  Mt.  14,  9  lesen  iusiurandum:  ctPk;  iuramentum:  ab  g1  g2  f  ff2h  q 
gatVg;  Mc.  G,  26  iusiurandum:  acfö'2vg  Ambr. ;  iuramentum:  g2. 

3)  a  und  g1  lesen  ebenfalls  in  Mt.  14,  10:  decollavit  iohannem  in  carce- 
rem; in  Mc.  0,  27:  decollavit  eum  in  carcerem;  ebenso  vg  codd.  (Rönsch  410). 

4)  Mt.14,15  lesen  euntes:  a  c  g1  g2f  tf1  ti'2h  gat  vg;  Mc  .6,36:  acfg2vg 
(ff2  exeuntes).  Vgl.  auch  Mc.  6,  37  (D:  aneXd-ovze^;;  d:  euntes),  zu  erklären 
durch  Lc.  9,  13  (D:  TiooEvO-Eweg;  d:  euntes). 


54  2.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mt.  20,  23  hat  der  Lateiner  das  AAAOICHTOIMAGTAI 
statt  als  aXX  oig  rjxolfiaoxac  als  aXXoig  ?)xoiftaöxcu  aufgefaßt 
und  übersetzt:  aliis  praeparatum  est.  Mc.  10,  40  wiederholt  sich 
der  Vorgang,  d  liest  dort:  aliis  paratum  est.  Tischendorfs 
Apparat  zu  Mt.  20,  23  lautet:  d  aliis  (item  Hil.  Aug.,  sed  vi- 
dentur  a  Mc.  10,  40  pendere  ubi  itmu  aliis  verterunt).  Bei  Mc. 
10,  40  merkt  Tischendorf  an:  a  b  d  ff 2  k  aeth  aliis  i.  e.  aXXoig 
(quo  accentu  225).  Man  kann  sich  danach  ein  Bild  davon  machen, 
in  welchem  Maß  der  lateinische  Tatian  die  Vetus  latina  beein- 
flußt hat. 

Mt.  21,  21  werden  die  beiden  Imperative  aofr?]xi  xcu  ßXrj- 
drjzi  übersetzt:  tollere  et  mitte  te,  in  Mc.  11,  23  die  gleiche 
griechische  Vorlage:  tollere  et  mitte re.  Für  die  lateinische 
Harmonie  kommt  natürlich  nur  tollere  et  mittere  in  Betracht, 
mitte  te  in  Mt.  ist  spätere  Correctur1. 

Mt.  22,  37  und  Mc.  12,  30  wird  das  Futurum  ayajirjaeig 
jedesmal  durch  das  Präsens  diligis  übersetzt2. 

Mt.  24,  16  (cpevysxcoöav  etg  xa  oqi])  d:  fugiat  in  montibus 
und  Lc.  21,  21  {(pevyexmöav  etg  xoorj)  d:  fugiant  in  montibus3. 

Mt.  26,  18  (vjtaysrs  eig  xr\v  jioXiv)  d:  itte  in  civitate  und 
Mc.  14,  13  (yjzaye  stg  x?]V  JtoXcv)  d:  ite  in  civitate. 

Mt.  26,  61  (övvaficu  xaxaXvöcu  xov  vaov  rov  &v  xai  öia 
xqsicov  7][iSQwv  ocxodofi^öac  avxov)  d:possum  dissolvere  templum 
hoc  dei  et  post  tres  dies  aedificare  eum  eum  und  Mc.  14,  58 
(ort  eym  xaxaXvoco  xov  vaov  xov  xuqojzoiijxov  xai  öca  xqucov 
rjueQoov  allov  avaöxr]6oi)  d:  quia  ego  destruam  hunc  templum 
fanu  factum  et  post  tertium  diem  aliut  suscitabo.  Zunächst 
bietet  der  Grieche  keine  Vorlage  für  hoc  bzw.  hunc4;  dann  ist 
eigentümlich  der  Wandel  des  Genus,  in  Mt.  hoc,  danach  eum;  in 
Mc.  hunc,  danach  aliut.  Zu  vergleichen  ist  auch  der  Zusatz,  den 
D  zu  Mc.  13,  2  macht:  xat  öia  xqlcov  ?]iu£Qmv  aXXog  ava6xr\- 
öexcu  avsv  %£iqol>v,  d:  et  post  tertium  diem  aliut  resuscitetur 
sine  manibus:  vgl.  auch  Act.  6,  14. 


1)  Mt.  21,  21  lesen  tollere  et  iactare:  c  Ambr.  (ter);  tollere  et  mittere: 
b  Aug.  in  Ps.  45;  Mc.  11,  23  tollere  et  mittere:  fff2g2vg. 

2)  Ebenso  vg  codd. 

3)  In  Mt.  ebenso:  [ajcff^h;  in  Lc.:  agifff2.     (Rönsch  406 f). 

4)  Nestle  ediert  Mt.  26,  61:  rov  vaov  xov  9-eov;  Mc.  14,  58:  xov  vaov 
xovxov;  Joh.  2,  19:  xov  vaov  xovxov. 


§  3.  Parallele  Varianten.  55 

Mt.  27,  42  und  Mc.  15,  32  (iöqcitjX).  d  in  beiden  Fällen: 
istrahel l. 

Mt.  27,  46  und  Mc.  15,  34  (Cacp&avei)  d  in  beiden  Fällen: 
zapthani2. 

Mt.  27,  58  (rjrrjöaTo)  und  Mc.  15,  43  (srrjöaro).  d  in  beiden 
Fällen:  petit,  an  der  Parallelstelle  Lc.  23,  52:  petivit3. 

Mc.  10,  30  (pq  av  fif]  laß/]  exaTovxajilaötova  ev  tod  xaigco 
Tovzco)  d:  qui  non  accipiet  centiens  tantum  nunc  in  hoc  tem- 
pore und  Lc.  18,  30  (eav  y.r\  laß?]  ejtrajtlaöiova  ev  reo  xcugw 
xovtco)  d:  si  non  accipiet  septi  es  tantum  in  tempore  hoc. 
Außer  dem  tantum,  das  im  Griechischen  keine  Vorlage  hat, 
beachte  man,  daß  in  Mc.  das  ev  reo  xaiQco  rovreo  doppelt  über- 
setzt ist.  Das  in  hoc  tempore  ist  wohl  —  schon  die  Stellung 
der  Worte  deutet  dies  an  —  erst  später  hinzugefügt. 

Ich  denke,  daß  man  hiermit  die  Existenz  eines  altlateinischen 
Tatian  als  bewiesen  betrachten  darf4,  und  füge  nunmehr  eine 
Liste  von  Stellen  au,  bei  denen  die  auffällige  Form  des  latei- 
nischen Cantabrigiensis  ihre  Erklärung  durch  eine  Parallelstelle 
des  lateinischen  Cantabrigiensis  findet.  Diese  Liste  wird  einer- 
seits die  letzten  Zweifel  und  Bedenken  gegen  ein  lateinisches 
Diatessaron  beseitigen,  und  andererseits  eine  Reihe  von  Lesarten 
für  dasselbe  sichern.*  Aus  der  vorstehenden  Liste  wird  man 
schon  beobachtet  haben,  daß  Mt.  uns  den  größten  Teil  dieser 
Lesarten  aufbewahrt  hat  —  nur  das  letzte  Beispiel  ist  ein  Vari- 
antenpaar aus  Mc.  und  Lc;  die  folgende  Liste  weist  nach  der 
nämlichen  Richtung. 

1)  Zur  Namensform  istrahel  vgl.  J.  R.  Harris,  A  study  of  Codex 
Bezae  116  und  J.  Denk  in  Theol.  Revue  1910,  272.     (Rönsch  460). 

2)  Mt.  27,  46  lesen  h  [vg  coddj:  zapthani;  b  vg  codd  zaptani;  rP  sap- 
thani;  Mc.  15,  34  k  zaphani;  fi"2  sapthani;  i*  izpthani. 

3)  Mt.  27,  58  lesen  ebenso  vg  codd;  Mc.  15,  43  vett.  omn.  excepto 
cvgeodd.  Lc.  23,  52  vett.  plur.  vg  codd:  petit;  vgl.  Wordsworth- White 
zu  Joh.  5,  24. 

4)  Pflichtet  man  diesem  Resultat  bei,  so  erhebt  sich  auch  von  neuem 
die  Frage,  ob  die  Evangelienharmonie  des  Bischofs  Victor  von  Capna  ein 
lateinisches  oder  ein  griechisches  Diatessaron  war.  Th.  Zahn,  Forschungen 
z.  Gesch.  des  ntl.  Kanons  I  310  nimmt  an,  daß  es  eine  gegen  500  ent- 
standene lateinische  Harmonie  war.  E.  Preuschen  (PRE3  20,  607  ff) 
und  J.  Chapman,  Notes  on  the  early  history  of  the  Vulgate  Gospels, 
Oxford  1908,  7Sfl"  glauben,  daß  nur  an  ein  griechisches  Diatessaron  gedacht 
werden  könne.     (Vgl.  H.  v.  Soden  in  Theol.  Literaturzeitung  1909,  2601). 


56  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mt.  13,  54  übersetzt  d  söiöaöxev  avrovg  sv  rr\  övvaymyr} 
avxcov  mit:  docebat  eos  in  synagogas  eorum;  ähnlich  übersetzt  d 
in  Mc.  6,  2  rjQ^aro  öiöaöxuv  ev  rrj  övvaycoyrj:  coepit  docere  in 
synagogam.  Ein  Blick  auf  die  Parallele  Lc.  4,  16  erklärt  die 
Lesarten:  introibit  secundum  consuetudinem  in  sabbato  in  syn- 
agogam. 

Mt.  15,  8   ist   %ei[ia  =  diligit,  Mc  7,  6  ayauta  =  honorat 1. 

Mt.  19,  26  übersetzt  d  jtaga  av&Qcojtotg  tovto  övvarov 
eörtv  mit:  aput  hominibus  hoc  inpossibile  est.  Die  Lesart  wird 
erklärt  durch  Lc.  18,  27;  dort  übersetzt  d  ra  aövvata  naoa 
avfrgcojiOLQ  övvara  naget  &co  eortv  mit:  quae  iupossibilia  sunt 
in  hominibus  apud  dm  possibilia  sunt. 

Mt.  23,  7  übersetzt  d  rovg  aöJtaöfiovg  ev  ratg  ayogaeg  mit: 
salutationes  in  foros.  Die  Erklärung  gibt  Lc.  11,  43;  hier  wird 
wird  der  gleiche  griechische  Text  von  d  wiedergegeben:  et  sa- 
lutationes in  foro;  vgl.  auch  Lc.  20,  46 2. 

Mt.  24,  24  übersetzt  d  das  coore  jiZavrj&rjvai  et  övvazov 
xai  rovg  exZexrovg:  ut  seducantur  si  possibile  est  et  electos. 
Man  möchte  das  electos  für  eine  mechanische  Übertragung  des 
nebenstehenden  exlexrovg  halten;  daß  diese  Auffassung  unrichtig 
ist,  zeigt  die  Parallelstelle  Mc.  13,  22:  ad  se  ducendos  si  potest 
fieri  etiam  electos3. 

Mc.1,2  übersetzt  d  cog  yeygajixat  ev  rjöa'Ca  reo  jrQocprjTT]  durch: 
sicut  scriptum  est  in  esaiam  prophetam.  Die  Lesart  wird  erklärt 
durch  Mt.  3,  3:  ovrog  yag  sonv  o  orjfrzig  öia  rjöalov  rov  jiqo- 
(prjrov.     Der  Lateiner  fehlt  leider  für  diese  Stelle. 


1)  Tischendorf,  Westcott-Hort  und  Weiß  edieren  an  beiden  Stellen 
XLfjta.  Nach  Sabatier  lesen  Mt.  18,  8  diligit  außer  d:  Tert.  adv.  Marc; 
Gaud.  Brix.  Zu  Mc.  7,  6  bemerkt  Tischendorf:  xi^ia  (et.  df  fPg^qvg): 
Dsr  a  b  c  ayaita  (aeth  honorant  me  et  amant  nie). 

2)  Tischendorf  verzeichnet  für  das  dreimalige  ev  xaiq  ayogaiq  keine 
Variante.  Nach  Sabatier  lesen  foro  in  Mt.  23,  7:  ab  cf  fl'1  ff2g2h  gat  vg 
Cypr.  (Test.  3,  5  ed.  Hartel  118,  7);  Hilar.  in  Mt.  23;  Act.  op.  imp.  in  Mi; 
in  Lc.  11,43:  cffi'2qgatvg;  in  Lc.  20,  46:  cf  ff2  g1  g2  q  gat  vg. 

3)  Nach  Sabatier  lesen  in  Mt.  24,  24:  c  und  h:  ita  ut  in  errorem 
inducant  si  fieri  potest  (h  possit)  etiam  electos  meos;  ff1:  ita  ut  in  errorem 
mittant  etiam  si  fieri  potest  electos  meos;  Aug.  Contr.  Faust.:  ut  fallant 
si  fieri  potest  etiam  electos;  Auct.  op.  imp.  in  Mt. :  ita  ut  in  errorem  mit- 
tant si  fieri  potest  etiam  electos.  In  Mc.  13,  22  lesen  acff2gatvg:  ad  se- 
ducendum  (gatvg  seducendos)  si  fieri  potest  (gat  possit)  etiam  electos. 


§  3.  Parallele  VarianteD.  57 

Mc.  4,  24  übersetzt  d  ev  co  {iexQG>  fiexgeixe  fiexQrjfrr/ösxai 
vfisiv:  in  qua  mensura  metieritis  remetietur  vobis.  Den  Wechsel 
zwischen  metieritis  und  remetieritis  erklärt  Lc.  6,  38:  co  yaQ 
[lexQco  (lexgeixe  avxi  fiexQrjd'r} Ostac  v^siv  d:  in  qua  enim  men- 
sura metieritis  remitietur  vobis  K 

Mc.  5,  40  übersetzt  d  exßalcav  xovg  o%kovg  durch:  eiciens 
turba.  Den  Grund  erklärt  uns  Mt.  9,  25:  quando  autem  eiecta 
est  turba2. 

Mc.  9,  30  übersetzt  d  ejtogsvovxo  öia  xr\g  yaliXaiag  durch: 
transiebant  in  galilaea.  Ihre  Heimat  hat  diese  Lesart  in  Mt. 
17,  22:  avx(DV  ös  avaoxQecpofisvoov  ev  xi]  yaXuXaia,  d:  ipsis 
autem  conversantibus  in  galilaea. 

Mc.  9,  31  übersetzt  d  xai  fisxa  .  y  .  ?]kusQag  avaöxrjösxai 
durch  et  in  tres  dies  resurgit.  Wieder  gibt  der  folgende  Vers 
in  Mt.  (17,  23)  die  Aufklärung.  Dort  D:  xai  fiexa  xgeig  JjftsQag 
eysQ^7]Osxai;  d:  et  post  tres  dies  resurget3. 

Mc.  10,  32  übersetzt  d  xat  jcaQalaßcov  durch:  et  adsumpsit. 
An  der  Parallelstelle  Mt.  20,  17  liest  D:  jiagelaßev,  d:  suscepit. 

Mc.  11, 15  lautet  nach  d:  et  cum  esset  in  templum  coepit  eicere 
inde  vendentes  et  ementes  in  templo  et  mensas  nummulariorum 
et  cathedras  ventium  columbas  evertit.  Das  letzte  Wort  evertit 
ist  ohne  Vorlage  im  Cantabrigiensis  (D  om  yMXsöxQeipsv),  wir 
finden  es  aber  in  d  bei  Mt.  21,  12.  Die  Lesart:  cum  esset  in 
templum  erklärt  sich  aus  Lc.  19,  45:  veniens  autem  in  templum 
oder  aus  Mt.  21,  12:  et  introiit  ihs  in  templum4. 

Mc.  12,  13  liest  d  neben  xai  ajioöxeXlovoiv  xivag  xcor 
(paQiöaicov  xai  xwv  i]Qcoöiavcov:  etmittunt  quosdam  pharisaeoruru 
et  herodianis.  Das  letzte  Wort  stammt  augenscheinlich  aus  Mt. 
22,  16:  xai  ajroöxeZXovöiv  jtgog  avxov  xovg  kuaO-?]xag  avxojv 
fisxa  xwv  fjQMÖiavojv,  d:  et  mittunt  ad  eum  discipulos  suoe 
cum  herodianis5. 


1)  Die  Parallele  Mt.  7,  2  fehlt  im  Cantabrigiensis.  In  Mc.  4,  24  lesen 
remetietur:  cf  g1  g2  rP  vg;  Cypr.  Testim.  3,  22  (ed.  Harte!  140,  2;  cod.  L: 
metietur). 

2)  Mc.  5,  40  lesen:  c  eiecta  turba  foris;  ft'2  abiecta  turba  f< 

3)  c  liest  Mc.  9,  31:  post  tres  dies  resurget. 

4)  Mc.  11,  15  lesen  c[f]ff2vg:  et  cum  introisset  in  templum. 

5)  Mc.  12,  13  liest  afl'2:  quosdam  ex  pharisaeis  et  herodianis;  c:  quos- 
dam ex  pharisaeis  et  ex  herodianis;  g2:  quosdam  ex  pharisaeis  cum  hero- 
dianis; gat:  quosdam  cum  herodianis  et  pharisaeis. 


58  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mc.  14,  36  übersetzt  d  övvaxa  navxa  oot  uöiv  jiagtvsyxe 
durch:  si  possibiliä  omnia  tibi  sunt  transferre.  Das  weist  auf 
die  Parallele  Lc.  22,  42  hin,  wo  8t  ßovXet  Jtagevsyxe  wieder- 
gegeben wird  mit:  si  vis  transferre. 

Mc.  14,  55  wird  xai  ov%  rjvgioxov  von  d  übersetzt:  et  nee 
inveniebant.  Das  überschüssige  et  stammt  aus  Mt.  26,  60;  D 
dort:  xai  ovx  svqov,  d:  et  non  invenerunt. 

Mc.  15,  26  liest  D:  t]v  ös  ejiiyoacpT]  xrjg  aixiag  avxov  ejci- 
ysyQccfifiev?].  Das  übersetzt  d:  erat  autem  causa  criminis  eius 
inscriptio.  Verständlich  wird  das  letzte  Wort  durch  Lc.  23,  38: 
erat  autem  et  inscriptio  superscripta  super  eum1. 

Mc.  15,  30  übersetzt  d  xaxaßag  mit:  et  descende.  Ihre  Er- 
klärung findet  diese  Übersetzung  in  Mt.  27,  40.  D  liest  dort: 
xai  xaxaßr]&8i,  d:  et  descende2. 

Lc.  5,  24  übersetzt  d  bjzi  xrjg  (om  yrjg)  a<pivai:  super  terra 
dimittere.  Die  Form  terra  weist  hin  auf  Mc.  2,  10,  wo  d  sju 
xrjg  yrjg  atpisvai  wiedergibt  durch:  in  terra  demittere3. 

Lc.  5,  30  schreibt  d:  pharisaei  et  scribae  murmurabant 
ad  discipuloSS  eius  dicentes.  Was  das  überschüssige  s  hinter 
diseipulos  bedeutet,  zeigt  uns  die  Parallele  Mt.  9,  11,  wo  d  Ei- 
öovxsg  de  oi  cpaQiöatoi  bljzov  xoig  [ia&7]Tcug  avxov  übersetzt: 
videntes  autem  pharisaei  dixerunt  diseipulis  Suis  (suis  d.  h.  Jesu). 
Das  s  hinter  diseipulos  in  Lc.  macht  es  m.  E.  sehr  wahrscheinlich, 
daß  es  auch  in  Lc.  5,  30  früher  geheißen  hat:  diseipulos  suos. 
Später  ist  es  dann  in  das  grammatisch  richtige  eius  corrigiert 
worden4. 

Lc.  6,  4  wird  xai  ot  övv  avreo  übersetzt:  et  qui  cum  eo 
erat.  Das  erklärt  sich  aus  Mc.  2,  25:  xai  ot  [ist  avxov  ovxsg, 
d:  et  qui  cum  illo  erant.  Zu  vergleichen  ist  auch  Mt.  12,  3: 
xai  ot  tuex  avxov,  der  Lateiner  läßt  mit  der  Lesung:  et  qui  cum 
eo  unbestimmt,  ob  ein  Singular  oder  Plural  gemeint  ist. 

Lc.  7,  32    lautet   in    d:    similes    sunt  infantibus  qui  in  foro 


1)  Mc.  15,  26  liest  c:  et  erat  inscriptio  causae  eius;  ff2:  et  erat  super- 
scriptio  criminis  scripta. 

2)  Mc.  15,  30  lesen  ferner  c  und  ff2:  et  descende. 

3)  Lc.  5,  24  lesen  in  terra:  g1  und  vg 

4)  Nachträglich  bemerke  ich,  daß  Wordsworth- White  zu  Lc.  5,  30 
notieren:  eius:  suos  D*  (corr.  mg.).  [Cod.  D  ist  hier  der  Vulgatacodex 
Dublinensis]. 


§  3.  Parallele  Varianten.  59 

sedentibus.     Die  Form    sedentibus    erklärt    sich   aus  Mt.  11,  16: 
similis  est  pueris  sedentibus  in  foro  l. 

Lc.  15,  4  findet  sich  neben  ng  avdQcojiog  e§  vfimv  og  8$ei 
txarop  jüQoßara  xai  ajioleö?]  £5  avrow  tv  ovx  a<pi?]6i  die 
Übersetzung:  quis  ex  vobis  homo  qui  habet  centum  oves  et  per- 
diderit  unum  ex  eis  nonue  dismittit.  Das  hier  gänzlich  unmoti- 
vierte perdiderit  ist  Mt.  18,  12  erraverit  nachgebildet;  eben  dorther 
rührt  auch  die  Stellung  unum  ex  eis  statt  ex  eis  unum;  denn  D 
schreibt  Mt.  18,  12:  av  eg  clvtcqv,  d:  una  ex  eis2. 

Lc.  20,  42  weist  die  Übersetzung  von  xaQov  sx  öe^ioiv  /nov, 
sede  a  dexteram  meam  auf  eine  Correctur  hin.  Mt.  22,  44  über- 
setzt d:  sede  a  dextris  meis;  Mc.  12,  36  hat  d:  sede  ad  dexteram 
meam.     Auch  Act.  2,  34  hat  d:  sede  ad  dexteram  meam. 

Lc.  20,  46  lautet  d:  adtendite  a  scribis  qui  volunt  ambu- 
lare  in  stolis  at  amantium  salutationes  in  foro.  Der  wunder- 
liche Wechsel  in  der  Construction  erklärt  sich  durch  einen  Blick 
auf  die  Parallele  Mc.  12,  38;  dort  wird  rcov  tsIcdvcov  (Schreib- 
fehler statt  delovTcov)  ev  örolaig  jzeQtJcazsiv  wiedergegeben 
durch:  qui  volunt  in  stolis  ambulare3. 

Lc.  22,  50  wird  siq  ng  sg  avxwv  übersetzt  durch  unus  eis, 
an  der  Parallelstelle  Mt.  26,  51  die  Worte  sig  roov  fiera  ifjv 
durch:  unus  ex  is  qui  erant  cum  ihu,  in  Mc.  14,  47  ng  durch  unus. 

Soweit  uns  in  den  bisherigen  Darlegungen  das  lateinische 
Diatessaron  als  greifbare  Größe  entgegentritt  und  ein  Urteil  er- 
möglicht, handelt  es  sich  um  eine  der  Orthographie,  der  Wort- 
bildung wie  der  Syntax  nach  dem  Vulgärlatein  angehörige 
Übersetzung,  die  überall  das  Bestreben  verrät,  den  griechischen 
Text  möglichst  treu  wiederzugeben.  Wenn  man  bedenkt,  daß 
fast  die  ganze  Vetus  Latina  durch  den  lateinischen  Tatian  be- 
einflußt worden  ist,  liegt  es  nahe,  zu  vermuten,  daß  diese  Har- 
monie den  ersten  Versuch  darstellt,  das  Evangelium  in  das 
römische  Gewand  zu  kleiden. 

•1)  Rönsch  443  hält  das  qui  in  Lc.  7,  32  für  die  Übersetzung  des 
griechischen  Artikels. 

2)  Wordswortk-Withe  zu  Lc.  15,4:  unam  (unum  Od):  erraverit  una 
bcf  (unam)  ff2lq,  perierit  una  a. 

3)  Zur  Lesart  in  foro  als  Übersetzung  von  ev  tcciq  ayoQctiz  vgl. 
oben  S.  56. 


60  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Die  Übersetzung  selbst  scheint  eine  interlineare  gewesen  zu 
sein.  So  würde  sich  zunächst  der  ängstliche  Anschluß  an  den 
Griechen  am  besten  erklären,  d  übersetzt  nicht  nur  immer  Wort 
für  Wort,  sondern  zuweilen  sogar  Silbe  für  Silbe:  der  Lateiner 
gibt  gewöhnlich  das  Compositum  durch  ein  Compositum  wieder, 
er  behält  eine  große  Anzahl  griechischer  Worte  bei  und  gleicht 
nur  allzu  oft  dem  Kinde,  das  ein  Gefühl  seiner  Unbeholfenheit 
am  Kleid  der  Mutter  festhält.  So  würden  sich  weiterhin  Fehler 
wie  Mt.  4,  2  vötsqov  =  postera,  Lc.  4,  32  Xoyoq  =  verbus  \ 
Lc.  15,  20  ajcexovzog  =  habentes,  Lc.  21,  2  jcevixgav  =  pau- 
peram,  Lc.  22,  38  ovo  fiax^Qac  =  duo  machaerae,  Lc.  24,  49 
evövöfjöd-e  övvanLv  =  induamini  virtutem  —  es  sind  immer  nur 
Stellen  ausgewählt,  an  denen  sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
vermuten  läßt,  daß  sie  zur  Evangelienharmonie  gehört  haben  — 
am  leichtesten  erklären2.  , 

Mt.  27,,  26  und  Mc.  15,  15  liest  D  in  beiden  Fällen  statt 
(pgayellcoöaö  das  Wort  (pkayellwöaq.  An  beiden  Stellen  steht 
er  mit  dieser  Lesart  allein  da.  Offenbar  ist  sie  entstanden  durch 
eine  lateinische  Übersetzung,  d  hat  in  Mt.:  flagris  caesum,  in 
Mc:  flagellis  caesum.  Nach  Sabatier  und  Wordsworth-White 
haben  c  ff 2  h  vg  codd  in  Mt.:  flagellis  caesum,  f  ff 1  g1  g2  q  vg: 
flagellatum;  in  Mc.  haben  c  ff 2  g2  gat  vg:  flagellis  caesum,  so 
daß  man  als  wahrscheinlich  annehmen  kann,  daß  der  lateinische 
Tatian  flagellis  caesum  las.  Eine  Interlinearübersetzung  erklärt 
das  Eindringen  des  lateinischen  L  in  das  griechische  Wort  <pga- 
ysllcoöag  am  leichtesten. 

Mc.  5,  26  lesen  wir  statt  cocpelri&ELöa  die  Form  cocpeZi- 
&Eiöa.  Anscheinend  steht  D  mit  dieser  Lesung  —  Tischendorf 
verzeichnet  sie  nicht  —  wieder  ganz  singulär  dar.  Der  neben- 
stehende Lateiner  übersetzt  dies  Wort  mit  proficebat 3,  ein  Wort,  in 
dem  also  gerade  jener  Buchstabe  fehlt,  der  im  Griechischen  verkehrt 


1)  Vgl.  aber  Rönsch  266. 

2)  Über  die  Beziehungen  zwischen  dem  griechischen  und  lateinischen 
Cantabrigiensis  vgl.  neben  J.  R.  Harris,  A  study  of  Codex  Bezae  53 ff 
namentlich  Herrn,  v.  Soden,  Die  Schriften  des  Neuen  Testaments  1323 ff. 

3)  Nach  Sabatier,  der  für  Mc.  5,  26  den  Cantabrigiensis  mit  proficiebat 
wiedergibt,  lesen  cff2  profecerat.  So  edieren  auch  Wordsworth-White 
die  hieronymianische  Vulgata;  proficerat  BDE3>GILMMX)RVZ. 


§  3.  Parallele  Varianten.  61 

ist.     Sollte    es  vielleicht    zu  kühn  sein,    anzunehmen,    daß  dieser 
Tatbestand  durch  das  Bild 

PROFiCiEBAT 

Q&EAHBEI2A 

seine  Erklärung  findet? 
Das  I  brauchte  nur  ein  wenig  tiefer  zu  kommen,  um  als  Correctur 
für  H  zu  gelten. 

Ganz  ähnlich  liegt  noch  ein  zweiter  Fall.  Mt.  26,  23  und 
Mc.  14,  20  liest  D  statt  ev  reo  TQvßlico  bzw.  eig  ro  rgvßXiov 
jedesmal  seg  ro  TQvßaXiov.  An  beiden  Stellen  steht  der  Beza- 
text  mit  dem  rgvßaXiov  einzig  da l.  Die  Sache  wird  anscheinend 
noch  rätselhafter  dadurch,  daß  gleichzeitig  der  Lateiner  beidemale 
in  parapside  übersetzt,  wo  doch  die  Vocabel  gewöhnlich  paropsis 
(griech.  xaQOipic)  lautet.  Sobald  man  aber  bedenkt,  daß  der 
Buchstabe  A  im  Griechischen  wie  im  Lateinischen  derselbe  ist, 
wird  man  die  Vermutung  nicht  los,  daß  zwischen  der  griechischen 
und  der  lateinischen  Doppelvariante  eine  enge  Beziehung  ob- 
waltet ,  m.  E.  die  durch  die  Interlinearübersetzung  gegebene. 
Das  Bild 

PAROPSIDE 
TPVBAAION 

würde  alles  erklären.  Einem  Leser  des  bilinguen  Diatessarons 
wäre  parapside  die  geläufigere  Form  gewesen  —  sie  findet  sich 
auch  außerhalb  unserer  Stelle,  z.  B.  Mt.  23,  25  (neben  D  jtccqo- 
ipiöog,    A  jtaQaßöipiöoc,    d  parabsidis) 2,    er    hätte    deshalb  unter 


1)  Suidas,  Stephanus,  Sophokles,  Du  Cange  und  Hatch-Red- 
path  kennen  die  Form  xovßaXiov  nicht. 

2)  Wordsworth-White  zu  Mt.  23,  25:  parapsidis  naooiplöoq)  AB[PFH 
&JKMMQVWX-YZ:  parabsidis  CDEILO- RTX*  paratsidis  0*;  paropsidis 
vg;  zu  Mt.  26,23:  parapside:  parabside  CDEIRTX*,  paiopside  vg;  nach 
Sabatier  lesen  Mt.  23,  25  parapsidis  cfg^Mi;  paropsidis  fi"1  ff2  Auet. 
op.  inip.  inMt.;  Hil.  (paropsides) ;  Mt.26,23  0  parabsideui;  h  parapsidem; 
f  g1  g2  parapside;  ffj  ff 2  q  paropside;  Mc.  14,20  c  voletario;  yg  catino. 
Herrn  Professor  Dr.  C.  Wey man  vordanke  ich  den  Hinweis  auf  die  kleine 
Abhandlung  von  J.  Huemer,  Paropsis-Parapsia  in  den  Commentationefl 
Woelfflinia.nao,  Lipsiae  1891,  180  ff.  Danach  käme  die  Form  paropsis  nur 
an  einigen  Stellen  und  bei  Autoren  vor,  bei  denen  griechischer  Einfluß 
nachweisbar  oder  wahrscheinlich  ist;  parapsis  sei  die  lateinische  Vnlg&r- 
form,  deren  sich  die  christliehen  Schriftsteller  ausschließlich  bedient  hätten. 


02  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

das  0  des  ursprünglichen  PAROPSIDE  ein  A  in  den  Text 
hineincorrigiert  und  diese  Correctur  wäre  dann  in  die  obere  und 
untere  Zeile  eingedrungen. 

§  4. 
Liste  der  harmonistischen  Lesarten. 

Um  über  das  Maß  und  die  Art  der  harmonistischen  Beein- 
flussung des  Cantabrigiensis  eine  Übersicht  zu  ermöglichen  und 
um  ein  Hilfsmittel  für  Tatianstudien  zu  schaffen,  gebe  ich  im 
folgenden  eine  Liste  aller  harmonistischen  Lesarten,  die  sich  in 
D  finden;  d  ist  nur  da  berücksichtigt,  wo  D  fehlt.  Ich  habe  den 
Codex  nach  dieser  Richtung  hin  dreimal  durchgearbeitet  und 
hoffe,  daß  die  Liste  vollständig  ist.  Es  sei  aber  ausdrücklich 
darauf  hingewiesen,  daß  der  früher  aufgestellte  Grundsatz,  wonach 
keine  Lesart  als  harmonistisch  angesprochen  werden  soll,  die 
entweder  Westcott-Hort  oder  Tischendorf  oder  B.  Weiß  in  ihren 
Text  aufgenommen  haben,  bei  der  Aufstellung  dieser  Liste  immer 
in  Kraft  geblieben  ist.  So  wird  man  z.  B.  bei  Lc.  4,  44  nicht 
die  Lesart  yaXiXaiag  verzeichnet  finden,  obwohl  sie  offenbar  har- 
monistischen Ursprungs  ist.  Sie  ist  aus  Mc.  1,  39  eingedrungen. 
Scrivener,  Introduction  3  545  stellt  die  Sache  geradezu  auf  den 
Kopf,  wenn  er  meint,  raXiXaiaq  und  nicht  Iovöaiaq  sei  die 
richtige  Lesart,  Iovöacag  sei  unmöglich,  weil  Mc.  1,  39  parallel 
sei.  Gerade  darum,  weil  Mc.  1,  39  parallel  ist,  heißt  es  in  D 
yaXiXcuaq  und  nicht  wvöaiaq,  gerade  darum  ist  D  mit  seiner 
Lesart  aber  auch  abzuweisen.  Dies  Urteil  scheint  mir  unum- 
stößlich zu  sein,  wenn  man  beobachtet,  wie  die  ganze  Perikope 
Lc.  4,  31—44  vom  Marcustext  beeinflußt  ist.  Lc.  4,  33  c^  ^>  jjv  de 
sv  xr\  övvaywyr]  avd-QWJioq  (vgl.  Mc.  1,  23);  Lc.  4,  34  <^>  Xeycov 
(aus  Mc.  1,  24);  Lc.  4,  34  om  sa  (wie  Mc.  1,  24);  Lc  4,  35 
+  avaxgayavöav  (nach  Mc.  1,  26);  Lc.  4,  37  c>o  et-rjX&ev  r\ 
axorj  (wie  Mc.  1,  28);  Lc.  4,  38  ~  r\X&sv  (vgl.  Mc  1,  29);  Lc. 
4,  38  +  xcu  avögatov  (aus  Mc  1,  29);  Lc.  4,  40  <>o  epsgov 
(aus  Mc  1,  32);  Lc.  4,43  <~  aXXag  (nach  Mc  1,  38:  aXXaxov); 
Lc.  4,  43  <v>  eig  rovro  yaQ  (aus  Mc.  1,  38).  Das  wird  über  die 
Lesart  raXiXaiaq  keinen  Zweifel  lassen.  Trotzdem  wird  man 
sie  nicht  in  der  Liste  finden,  da  Tischendorf  sie  in  den  Text 
aufnimmt. 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  63 

Herrn,  v.  Soden  gibt  in  seinem  großen  Werk  S.  1311 — 1319 
ebenfalls  eine  Liste  solcher  Paralleleinwirkungen  bei  D.  Von 
dieser  unterscheidet  sich  die  meinige  nach  doppelter  Richtung. 
Einmal  sind  bei  mir,  abgesehen  von  der  eben  erwähnten  Be- 
schränkung, alle  Paralleleinwirkungen  aufgenommen,  während  in 
v.  Sodens  Liste  »nur  die  unter  den  bedeutsameren  griechischen 
Codd.  von  D  allein  vertretenen  Paralleleinwirkungen«  verzeichnet 
sind.  Insofern  ist  meine  Liste  bedeutend  vollständiger.  Nach 
anderer  Richtung  ist  sie  weniger  vollständig,  da  hier  nur  Les- 
arten, die  aus  directen  Parallelen  geflossen  sind,  aufgenommen 
werden.  Über  die  Berechtigung,  Varianten  in  D  durch  Parallelen 
im  weiteren  Sinne  zu  erklären,  kann  man  sehr  verschiedener 
Meinung  sein.  Ob  man  z.  B.  (mit  v.  Soden  1318)  Joh.  6,  5 
>  ox^og  jtoZvg  aus  Mc.  4,  1  erklären  darf,  wird  ebenso  zweifel- 
haft bleiben  müssen,  wie  daß,  wenn  D  in  Joh.  6,  11  nach  ofiowiq 
ein  (?£  hinzufügt,  dies  aus  Mt.  27,  41  (sie!)  stammt.  Auch  daß 
die  Lesarten  Joh.  6,  42  ajto  1.  sx  in  Lc.  9,  54;  Joh.  8,  51  oq  av 
1.  eav  ng  in  Lc.  8,  18;  Joh.  9,  9  sreQot  1.  allot  in  Mt.  16,  14; 
Joh.  9,  35  om  s§co  in  Lc.  20,  12;  Joh.  10,  15  öiöoiölv  1.  tl^tjöiv 
(lies  ri&rjfii)  in  Mt.  20,  28;  Joh.  11,  56  öoxeire  1.  öoxst  vtuiv  in 
Lc.  12,  51;  Joh.  15,  5  add  yaQ  post  eym  in  Lc.  21,  15  ihre 
Heimat  haben,  wird  nicht  jedem  einleuchten. 

Dabei  wird  man  natürlich  hie  und  da  zweifelhaft  sein  können, 
ob  eine  Lesart  der  folgenden  Liste  wirklich  harmonistischen  Ur- 
sprungs ist.  In  Fällen,  wo  ich  selbst  zweifelhaft  war,  habe  ich 
mich  fast  immer  gegen  die  Aufnahme  entschieden,  nur  in  dem 
Fall  dafür,  wenn  auch  die  Umgebung  der  Stelle  sich  durch  den 
Paralleltext  beeinflußt  zeigte.  Alle  Stellen  sind  daraufhin  con- 
trolliert,  wie  der  Dtext  an  der  angezogenen  Parallelstelle  liest. 
Wo  er  von  Nestle  abweicht,  ist  dies  durch  ein  vorgesetztes 
Sternchen  kenntlich  gemacht  und  die  abweichende  Lesung  in 
Klammern  hinzugefügt.  Nicht  ganz  selten  werden  wir  dabei  das 
neckische  Spiel  erleben,  daß  der  Cantabrigiensis  die  Lesarten 
zweier  Parallelstellen  miteinander  \ ertauscht,  in  Mt.  z.B.  aus 
Mc.  das  addiert,  was  gerade  in  seinem  Marcustext  fehlt  usw. 

Mt. 

Mt.   1,  25  +  top  jiqcdtotoxov  (aus  Lc.  2,  7) 

3,  16  cvd  baptizatus  est  1.  ßctJiTiöfrzig  vaus  Mc.   1,  9) 


64  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mt.  3 

3 

3 

3 

*3 

4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
5 
5 
5 
5 

5 
5 

5 


* 


8 
9 

*9 

*9 
9 


16  +  ei  post  sunt  (vgl.  Mc.  1,  10:  stöev) 
16  +  £^  tov  ovoavov  (aus  Joh.  1,  32) i 
16  cv3  cög  1.  <dö£l  (aus  Joh.  1,  32) 

16  oo  eig  1.  £jr  (aus  Mc.  1,  10) 

17  cv^  öv  el  o  1.  ouros  £öt^  o  (aus  Mc.  1,  11  oder  Lc.  3,  22. 
D  in  Lc:  et  ov  om  o) 

4  +  0  ^^  ante  €£jr£^  (aus  Lc.  4,  4) 

4  om  £XJt:oQsvo[i£v<x>  6ia  öxofiaxog  (wie  Lc.  4,  4) 

8  <^>  eöei^ev  1.  öuxvvöiv  (aus  Lc.  4,  5) 

9  >  xavxa  navxa  öoc  öcoöco  (vgl.  Lc.  4,  6) 

18  cv)  jtaQaycov  1.  jitoijzaxmv  (aus  Mc.  1,  16) 

19  +  ysveo&ac  post  t^ag  (aus  Mc.  1,  17) 

24  cv3  jtavxag  1.  avxovg  (vgl.  Lc.  6,  19) 

11  >  ölw^ovölv   vjiag    xai   oviöiöovöiv    (vgl.  Lc.  6,  22) 

11  om  xpsvdofisvoi  (wie  Lc.  6,  22) 

12  cv3  reo  ovgavco  1.  ro^g  ovgavoig  (aus  Lc.  6,  23) 

25  +  ö£  Jiccgadwösc  post  xgixr/g  (aus  Lc.  12,  58;  D  jra- 
gaöcoösi  ös) 

32  cv3  0£  a*>  ajtoZvörj  1.  otj  jrag  o  ajiolvwv  (aus  Mc.  10, 11) 

39  om  efegjar  (wie  Lc.  6,  29) 

44  +  svZoyeixe   xovg   xaxagcofisvovg   vfisiv   post  v[icov 

(aus  Lc.  6,  28) 
44  -\-  xalojg  jroisixe  xoig  fieiöovöiv  v\uag  post  xaxaowfie- 

vovg  v^isiv  (aus  Lc.  6,  27) 
44  +  ejtrjQia^ovxGQV  xai  post  vjteq  xwv  (aus  Lc.  6,  28) 
12  <^>  a<pto{i£v  1.  acprjxctfisv  (aus  Lc.  11,  4) 

28  cv3  gerasenorum  1.  yaöagrjvwv  (aus  Mc.  5, 1  oder  Lc.  8, 26) 

29  cvd  exclamaverunt  1.  sxgat-ap  (vgl.  Lc.  8,  28.     D  ave- 
xga^sv) 

29  +  ihu  ante  vis  (aus  Mc.  5,  7  oder  Lc.  8,  28) 
4  -f-  avxoig   post   eijtsv    (vgl.  Lc.  5,  22:    Jtgog  avxovg] 

D  avxoig) 
6  ^>  o  viog  xov  avfrgwjrov  e^ovöiav  sx£i  (auS  -^c*  5,  24. 

D  or£  s^ovöiav  £%si  o  viog  xov  av&gmjzov) 
6  +  xcu  post  eyeige  (aus  Mc.  2,  9;  D  om  xai) 
11  ^>  afiagxmlcov  xai  xsXoovodv  (aus  Mc.  2,  16) 


1)  Joh.  1,  32,  wo  Nestle  ediert  e£  ovgavov,  fehlt  in  D.    X  1.  25.  209. 
lesen  hier  ex  xov  ovoavov. 


?.  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten. 


6i 


Mt.  9 
10 
10 
10 

10 
10 

*10 

10 
10 


10 
10 
10 

11 
11 
11 

11 
11 

12 

12 

12 

*12 

12 

12 
12 
12 
12 
L3 


13, 

Texte 


14  +  Jtolla  post   vr]6T£vo[i£v  (vgl.  Lc.  5,  33:   Jtvx.va) 

18  cn3  orad-rjötöfrai  1.  ax&rjozö&e  (aus  Mc.  13,  9) 

19  cv^  jtaQaöcoöovöLV  1.  JzaQaöoiöiv  (aus  Mc.  13,  9) 

19  om  do&rjösrat  jag  vfitv  £v  exeivr)  xr\  cdqcl  rt  laZfj- 

ö£t£  (wie  Lc.  12,  12) 
28  cv>  (poßr]0-i]re  1.  g)oߣtö&£  2  °  (aus  Lc.  12,  5) 

28  <^>  £tg  y££vvav  1.  £v  y££vvr\   (aus  Lc.  12,  5:   £iq  xi)v 
y££vvav\  D:  £ig  y££vvav) 

29  c^  jimlowrat  l.  jio)1.£ltcu    (aus  Lc.  12,  6;  D:    Jim- 
Xurat) 

30  cv3  aXXa  1.  Ö£  (aas  Lc.  12,  7) 

30  ^>  ai  TQiyjtg  .  .  vficov  (aus  Lc.  12,  7:  at  tqi%6q  r?jg 
x£(paXrjg  vficov  Jtaöcu;  D:  at  TQt%eg  v^tmv  Jtaöat  xi]g 
x£<paXrjg) 
35  ex?  vlov  1.  avÜQeojcov  (nach  Lc.  12,  53) 
35  oru  rov  ante  jiaxQog  (nach  Lc.  12,  53) 
42  +  vöarog  post  jüottjqiov  (aus  Mc.  9,  41) 

8  +  £lölv  post  ßaoiX£Cov  (aus  Lc.  7,  25) 

9  cv.  uÖ£lv  jtQO(pr]T7]v  1.  jcQO(pt]T7]v  iÖ£iv  (ans  Lc.  7,  26) 
16  cx3  t?;  ayoQa  l.  t«^  ayogaig  (nach  Lc.  7,  32:  a/o^a; 

D:  r??  ayoQa) 
19  cv3   t£xvojv  1.  £Qycov  (aus  Lc.  7,  35) 

24  oo  v^e«;  1.  öo^    (aus  Lc.  10,  14;  D:    r\\LUV,    sed    om 
?7  ante  t][i£iv,  d:  quam  vobis) 

1    +  tov  (=  tovc)  ante  Oraxvag  (aus  Mc.  2,  23) 
10  -f-  ??*>  £^a  post  av&gamog  (aus  Mc.  3,  1) 
10  -j-  xr\v  ante  #£*()«  (aus  Mc.  3,  1) 
14  cv>  xat  £§£Z&ovT£g  1.  £^£Xd-ovr£g    Ö£    (aus  Mc.  3,  6: 
D:  £§£X&ovz£g  de) 

25  c^  £g?    eavrrjv   (bis)  1.    xa#    £avz/jg  (aus  Mc.  3,  2 1 : 
vgl.  Lc.  11,  17) 

26  cv3  £i  Je  xra  1.  *cu  £i  (aus  Lc.  11,  18) 

27  cvd  ec  öe  1.  xcu  ££  (aus  Lc.   11,  19) 

29  <>o  ötaQJtaoat  1.  ag  Jtaöat  (aus  Mc.  3,  27 
40  +  xeu  post  £öra^  (aus  Lc.   11,  30) 
3  <^  öJieiQca   1.   rov   oxziQew    (aus   Mo.  4,  3.     D    om 
ojt£iQai   d  Seminare;   vgl.  Lc.  8,  5:    ror  ttreipoi  D: 

OjZElQai) 

6  +  rov  ante  >jXigv  (vgl.  Mo.    I,  6) 

u.  Untersuchungen  etc.  36, 1  a. 


66  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Mt.*13,     7  cv.  eig  1.  sjti  (aus  Mc.  4,  7.     D:  «m) 
13,     9  -J-  axovsiv  post  ot«  (aus  Mc.  4,  9) 
13,  13  cv>  iva   ßXejiovzeg   [irj    ßXeitcoöLV   xcu  axovovzsg  fir] 
axovöcootv   xai  pirj  ovvmöiv  [ir]  jcozs  ejnözQstpeoöiv 
1.  ort  ßXsjtovzsg    ov  ßXsjtovöcv  xai    axovovzsg   ovx 
axovovöiv  ovös  övviovöiv  (nach  Mc.  4,  12) 
13,  19  <^  öjrsiQOfisvov  1.  söjraQftevov    (nach  Mc.  4,  16.  18) 
13,  19  cv5  avzcov  1.  avrov  (aus  Lc.  8,  12) 
13,  22  c^  öJieiQOfisvog  1.  OJtaoeig  (nach  Mc.  4,  16.  18) 
13,  23  c^  xrjv  yr\v  rrjv  xaXr\v  1.  t?^  xaXrjv  yr\v  (aus  Mc.  4,  20) 
13,  23  >  axovcov  rov  Xoyov  (nach  Lc.  8,  15) 
13,  34  cn3  ovx  1.  otxfc*>  (aus  Mc.  4,  34) 

13,  55  cvd  ovxi  1.  oü#  2°  (aus  Lc.  4,  22) 

14,  1  +  öe  post  exeivco  (nach  Lc.  9,  7) 

14,     2  +  02^  syco  anexstpaXiöa  (aus  Mc.  6,  16;  vgl.  Lc.  9,  9) 
14,     3  <^  avrov  1.  xai  (aus  Mc.  6,  17;  D:  avzov  xai) 
14,     3  om  <piXuiJiov  (wie  Mc.  6,  18) 
*14,     8  om  03Ö8    (wie  Mc.  6,  25;    D:    wöe,    aber  >  £jr*    jrf- 

vaxt  code) 
14,  12  +  avzov  post  Jtzcofia  (aus  Mc.  6,  29) 
14,  12  oo  avro  1.  avrop  (aus  Mc.  6,  29) 
14,  15  +  avzov  post  [la&rjzai  (aus  Mc.  6,  35) 
14,  15  om  ovv  (wie  Mc.  6,  36) 
*14,  16  om  trjöovg  (wie  Mc.  6,  37;  D  +  irjg) 
*14,  22  om  avrov  (wie  Mc.  6,  45;  D  -\-  avzov) 
14,  24  cvd  r\v  sig  (teöov  zr\g  &aXaöör]q  1.  r]ör]  özaöcovg  jioX- 

Xovg  ajio  r?]g  y?]g  ajisix^v  (nach  Mc.  6,  47;    D:    ev 

fieörj  rr]  d-aXaööif) 
14,  25  cvd  rrjq    O-aXaöörjg  1.  xr\v  fraXaööav    (aus  Mc.  6,  48; 

vgl.  Mt.  14,  26) 

14,  30  +  löyyoov  post  avsfiov    (vgl.  Joh.  6,  18:   fieyaXov) 

15,  1  cv3  jzoog  avzov  1.  tcö  itjöov  (aus  Mc.  7,  1) 
15,  11  +  xav  post  ov  (aus  Mc.  7,  18) 

15,  11  c^>  sxeivo  1.  zovzo  (aus  Mc.  7,  20;  D:  sxsiva) 

15,  14  cv3  evJteöovvrai    1.  Jteöovvrac    (aus  Lc.  6,  39:    £//jt- 

D:  evjteöovvTai) 
15,  27  ev?  eö&iovöiv  1.  ttfihe*  (aus  Mc.  7,  28) 
15,  28  om  o  ^öoüs  (wie  Mc.  7,  29) 
15,  33  +  avzov  post  fia^rac  (aus  Mc.  8,  4) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  67 

Mt.   15,  36  xw  oxXm  L  roig  oyXoig  (aus  Mc  8,  6) 

16,     1  ;>  jisioaCovrsg  avzov  sjtrjQmrrjöav  (vgl.  Mc.  8,  11) 

16,     2  om  cwro^  (wie  Mc.  8,  12) 

16,     4  om  xai  [loiyaXig  (wie  Mc.  8,  12) 

16,     4  ^re*  crjfiiov  1.  ötj^lslov  exityrai  (aus  Mc  8,  12) 

16,     9  +  ore  post  fiv7](M>vevET£  (aus  Mc.  8,  19) 

16,  13  om  aurov  (wie  Lc.  9,  18) 

16,  13  +  (ie  post  nva  (wie  Lc.  9,  18  und  Mc.  8,  27) 

16,  13  >>  ol   av&Qcojioi    Xsyovöiv  sivai  (vgl.  Lc.  9,  18:    ol 

oyXoi  Xeyovöiv  sivai;   D:    Xsyovöiv    ol  oyXoL  sivai; 

vgl.  D  Mc.  8,  27) 

16,  14  om  ol  fjsv  (wie  Lc.  9,  19  vgl.  Mc.  8,  28) 

16,  16  +  avro)  post  sutsv  (aus  Mc.  8,  29) 

16,  21  cvd  vjio  1.  ano  (aus  Mc.  8,  31.) 

16,  21   oo  fiera  rosig  rjfisoag  avaörrjvai  1.  rrj  xqlxi]  rjfisga 

syeofrTjvaL  (aus  Mc.  8,  31) 
*16,  22  c^  xai  Xsysiv  1.  Xsycov    (nach  Mc.  8,  33:   xai  Xsysi; 

D:  Xsyojv) 
16,  23  <^  sjciöroatpsig  1.  özocMpsig  (aus  Mc.  8,  33) 
16,  26  cv3  cocpsXsirai   1.    m(psXi]&r}öerai   (aus    Lc.  9,  25;    D 

cotysXsi) 

16,  27  +  ayimv  ante  ayysXcov  (aus  Lc.  9,  26) 

16,  28  om  otl  (wie  Lc.  9,  27;  D:  otl  aber  >  ort  aX?]0-cog) 

17,  1  -f-  sysvsro  ante  //£#  (aus  Lc.  9,  28) 

*17,     4  ?>o  jioL?]6co[iev  1.  jtOLi]6co  (aus  Lc.  9,  33  oder  Mc.  9,  5; 

D  in  Lc.  und  Mc:  jioir)öco) 
*17,     5  <^>  sjtsöxiaCsv  1.  sjisöxiaösv  (aus  Lc.  9,  34;  D:  e^re- 

Gxjaösij) 

17,  12  om  sv  (wie  Mc  9,  13) 

17,  21  -f-  tovxo    ös   ro    ysvog   ovx   sxxoQSvetat   sl  ftrj  sv 

Jtgoösvp]    xcu    v?]öTsia   (nach  Mc  9,  29:    tovto    to 

ysvog  sv  ovösvi  [D:   ovösv]  övvarai  s^sX&siv  sl  fi?] 

sv  jiQoösvxt]  [D:  -\-  xaL  rtjorsia]) 
17,  23  <^  fisra    rosig    rjusoag  1.  rtj    tqit?)   fjfUQa  (aus  Mc, 

9,  31;  vgl.  Mt.  16,  21   in  D) 

17,  24  -j-  xai  ante  sXOovtojv  (aus  Mc  9,  33) 

18,  2  -J-  o  ujg  ante  xaiöiov  (aus  Lc.  9,  47) 
18,     9  om  rov  jtvQog  (wie  Mc.  9,  47) 

5* 


68 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mt.  *18,  10  +  xwv  jtiöxevovxoov   post  xovxmv  (aus  Mc.  9,  42; 
D:  xwv  jtiöxiv  exovxwv) 

18,  11  +  r\l&ev  yag  o  vtog  xov  av&gamov  öcoGcu  xo  cuio- 

latlog  (aus  Lc.  19,  10) 

19,  3  +  avfrgcojia*    post  e^eoxiv    (nach  Mc.  10,  2:   avÖQt) 
19,     5  cv>  evexev  1.  evexa  (aus  Mc.  10,  7) 

19,     6  ^>  fieia  6agt~  (aus  Mc.  10,  8:  (ita  öaog) 

19,     9  om  oxi  (wie  Mc.  10,  11) 

19,  14  +  avroig  post  euzev  (aus  Mc.  10,  14) 

19,  20  +  ex   veoxrjxog  post  eyvlat-a  (aus  Lc.  18,  21;   vgl. 

Mc.  10,  20) 
19,  26  +  xco  ante  frem  (aus  Mc.  10,  27) 
19,  26  +  eoxiv  post  cWara  (aus  Lc.  18,  27) 
19,  27  cvd  r\xolov&r\xanev  1.  r\xolov&i]6aiiev  (aus  Mc.  10,  28) 

19,  29  <^  exaxovxa7iXa6tov\.JiollaüiXaOtova  (nach Mc.  10,30) 

20,  17  >  *ca  post  ev  xt]  oöoj  pon.  (vgl.  Mc.  10,  32) 

20,  18  <^>  ftavaxco  1.  eig  ftavaxov  (aus  Mc.  10,  33;  D:  &a- 

vaxov,  d:  morte) 
20,  23  +  o  irjg  post  avxoig  (aus  Mc.  10,  39) 
20,  25  +  avxoig  post  sjjre^  (aus  Mc.  10,  42) 

20,  28  additio  magna,  de  qua  videas  supra  p.  29  sq. 

21,  1  oo  Jtgog  1.  ecg  3°  (aus  Mc.  11,  1  oder  Lc.  19,  29) 
21,     3  -J-  Jtoieixai  post  xi  (aus  Mc.  11,  3;  D:  Xvexe) 
21,     3  cv3  xac  ev&ecogl.  evfrvg  de  (aus  Mc.  11,  3) 

21,     7  +  xac  ante  iqyayov  (aus  Lc.  19,  35) 

21,     7  oo  avxov  1.  avxov  (wie  Mc.  11,  7) 

21,     7  <vd  avxov  1.  avxojv  2°  (nach  Mc.  11,  7) 

21,     8  cv>  avxwv  1.  eavxow  (aus  Meli,  7    oder  Lc.  19,  36) 

21,  13  <^>  ejtotrjOaxe  1.  Jioietxe  (aus  Lc.  19,  46) 

21,  18  <^>  Jiagaycov  1.  ejtavayayojv  (nach  Mc.  11,  20) 

21,  19  om  ov  ante  firjxexc  (wie  Mc.  11,  14) 

21,  22  om  av  (wie  Mc.  11,  24) 

21,  24  oo  ejieoa>x7]6co  1.  egcoxrjöco  (wie  Mc.  11,  29) 

21,  24  >  eva  loyov  (aus  Mc.  11,  29) 

21,  24  om  ov  (wie  Mc.  11,  29) 

*21,  25  om  xo  2°  (wie  Lc.  20,  4;  D  add  xo) 

*21,  25  om  ovv  (wie  Lc.  20;  5;  D  add  ovv) 

21,  39  >  anexxeivav  xai  e^eßalav  (aus  Mc.  12,  8) 

22,  15  cv3  jioog  1.  ojtcös  (aus  Mc.  11,  18) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  69 

Mt.  *22,  16  <n>  jtgog  avxov  1.  avxoj  (aus  Mc.  12,  13.  D  om  jioog 
avxov) 

22,  16  <^>  Xsyovxsg  1.  Xsyovxag  (aus  Lc.  20,  21) 

22,  16  cvd  sji  aXrftsiag  1.  sv  aXrjfrsta   (aus  Mc.  12,  14  oder 

Lc.  20,  21) 
22,  17  om  stnov  ovv  ?]fitv  (wie  Mc.  12,  14  oder  Lc.  20,  21; 

D  in  Mc.  add:  stjts  ovv  rjftstv) 

22,  21  +  avxoo  post  Xsyovötv  (aus  Mc.  12,  16) 
22,  21  om  ovv  (wie  Mc.  12,  17) 

22,  24  -f-  iva  post  rsxva  (aus  Mc.  12,  19  oder  Lc.  20,  28) 
22,  25  om  6s  (wie  Mc.  12,  20) 

22,  27  -f-  xat  post  ajzsfravsv  (aus  Lc.  20,  32  oder  Mc.  12,  22) 
22,  35  +  xat   Xsymv   post    avrov  (aus  Lc.  10,  25:    Xsycov] 
D:  xat  Xeycov) 

22,  37  -j-  irjg  ante  ayaJt?]Ostg  (aus  Mc.  12,  29) 

23,  34  om  eyco  (wie  Lc.  11,  49) 

23,  34  -j-  xat  ante  s§  (aus  Lc.  11,  49) 

23,  34  om  eg  avxcov  [laöxtywosxs  ev  xatg  ovvaycoyatg  vfzcov 
xat  (wie  Lc.  11,  49) 

23,  35  om  xov  ante  atytaxog  (wie  Lc.  11,  51) 

24,  2  om  ov  (vgl.  Mc.  13,  2) 

24,  17  cv,  Tt  1.  xa  (nach  Mc.  13,  15) 
24,  23  ~  exet  1.  coöe  2°  (wie  Mc.  13,  21) 
24»  30  >  övvafiecog  JtoXXrjg  xat  6o^r\g  (wie  Mc.  13,  26) 
24,  31  -f-  agxoftsvcov  6s  xovxcov  ystvsö&at  avaßXeipaxs  xat 
sjtagaxs  xag  xecpaXag  v/jojv  ötoxt  eyystCst  r\  anoXv- 
xQcoöetg  vftmv  (aus  Lc.  21,  28;  D  statt  avaßXeipaxe: 
avaxvxpaxs) 

24,  32  +  eöxtv  post  eyyvg  (aus  Mc.  13,  28  oder  Lc.  21,  30) 
24,  41  -f-  ovo  6Jtt  xXetvr\g  ftetag'    etg  jtaoaXakußarsxat  xat 
stg   arptexat   post    acpiexat   (aus  Lc.  17,  34;   D:    srrt 
xXtvrjg    (uag    ovo    stg   JiaQaXakußavexe   xat  o  exeoog 
[d  unus]  acptexat) 
24,  45  oo  fteoanetag  1.  otxexetag  (aus  Lc.   12.    12N 
24,  48  +  sX&stv  post  xvotog  (aus  Lc.  12,  45:  eoyeö&at) 
26,     7  -f-  avxov  post  avaxetttevov  (aus  Mc.  14,  3) 
26,     9  cv?  rjövvaxo  1.  sövvaxo  (aus  Mc.   14,  5) 
26,     9  +   xoig  ante  jtxcoyotg  (aus  Mc.  14,  5) 


70 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mt.  *26 

26 

*26 


26 
26 
26 
26 
26 
*26 

26 
26 
26 
26 
26 


16 
20 
23 


23 

27 
28 
28 
34 
36 

42 
44 
44 
47 
51 


26,  55 

26,  55 

26,  55 

26,  61 

26,  66 
26,  70 
26,  71 

26,  73 

27,  15 
27,  16 

*27,  23 
*27,  26 

27,  28 

27,  32 

27,  34 

27,  40 

*27,  41 


avxoig  post  jragaöco  (aus  Lc.  22,  6.     D  om  avxotg) 

om  [iafrrjxcov  (wie  Mc.  14,  17) 

cv3  evßajtxofievog   1.    eftßaipag    (aus    Mc.  14,  20;    D: 

evßajixit,o(ievog) 

cv3  stg  xo  1.  ev  xco  (aus  Mc.  14,  20) 

+  xo  ante  üioxr\giov  (aus  Lc.  22,  20.  D  om  vers.) 

+  xatvrjg  ante  öia&rjxrjg  (aus  Lc.  22,  20.  D  om  vers.) 

ev?  vjteg  1.  jtege  (aus  Lc.  22,  20.   D  om  vers.) 

om  ev  (wie  Mc.  14,  30) 

+  avzov  post  nad-r\zaig  (aus  Mc.  14,  32.     D:  Xeyei 

avxoig) 

-j-  xo  jtoxr/QLov  post  övvaxat  (aus  Mc,  14,  36) 

om  ex  xQixov  (wie  Mc.  14,  39) 

om  jtaXtv  2°  (wie  Mc.  14,  39) 

om  xai  ante  ext  (wie  Lc.  22,  47) 

cv3  ejtaxagev  xov  öovXov  xov  agyjegeoig  xai  a<peiXev 

(nach  Lc.  22,  50;  D:  xov  öovXov  xov  agyiegeog  xai 

acpeiZaxo) 

>>  o  irjg  euiev  (wie  Mc.  14,  48) 

+  Jtgog  vkuag  post  r]kuegav  (aus  Mc.  14,  49) 

>  ev  xeo  legco  öiöaoxoiv  (wie  Mc.  14,  49) 

cv3  xovxov    qxovöctfiev    Xeyovxa  1.  ovxog  erpr\  (nach 

Mc.  14,  58) 

+  jcavxeg  post  ajioxgi&evxeg  (aus  Mc.  14,  64) 

+  ovöe  exioxctfiai  post  Xeyeig  (aus  Mc.  14,  68) 

+  Jtaiöioxrj  post  aXXr\  (nach  Mc.  14,  69) 

om  xai  ov  (wie  Mc.  14,  70) 

>  eva  öeöfiiov  (wie  Mc.  15,  6) 

+  xov  ante  Xeyonevov  (wie  Mc.  15,  7) 

<^>  exgat-av  1.  exga^ov  (aus  Mc.  15,  14;  D:  exgaCov) 

cv3  öxavgcDöcoöiv  avxov  1.  öxavgoid-i]  (aus  Mc.  15,  20; 

D:  öxavgoDöovöiv  om  avxov) 

-\-  eiftaxiov    jzogtpvgovv  xai  post  avxov  (nach  Joh. 

19,  2  vgl.  Mc.  15,  17) 

-j-  eig  ajtavxr/öiv  avxov    post  xvgr]vaiov  (nach  Mc. 

15,  21  oder  Lc.  23,  26) 

-f-  xai  ante  eöooxav  (aus  Mc.  15,  23) 

+  ova  post  Xeyovxeg  (aus  Mc.  15,  29) 

c^  Xeyovxeg  1.  eXeyov  (aus  Lc.  23,  35;  D:  xai  eXeyav) 


§  4.  Liste  der  harnionistischen  Lesarten. 


71 


Mt.   27,  46  cvd  Xana  1.  Xepa  (aus  Mc.  15,  34) 
27,  47  om  ort  (wie  Mc.  15,  35) 
27,  48  om  re  (wie  Mc.  15,  36) 

27,  51  >  sig  ovo  .  .  ajio  avco&ev  emg  xarc»  (wie  Mc.  15,38) 
27,  55  cv>  xac  1.  £X£i  (aus  Mc.  15,  40) 

27,  58  cv3  jiQOGrilfrev  .  .  xai  r\zr\6axo  1.  jiqogsZ&cqv  .  .  7?t?;- 
tfaro  (nach  Mc.  15,  43) 

27,  58  +  to  6co[ia  post  ajtoöofrrjvcu  (vgl.  Mc.  15,  45  oder 

Job.  19,  38) 

28,  7  om  curo  xcov  vtxgwv  (wie  Mc.  16,  6) 

*28,     7  om  tdot>  ante  jiQoayu  (wie  Mc.  16,  7;    D  add  tdoi?) 
28,     8  cv>  sgeXB-ovoat  1.  ajceZ&ovöat  (aus  Mc.  16,  8). 


Mc. 

Mc.     1,     2  cv>  cos  1.  xafrcog  (aus  Lc.  3,  4) 

1,     5  ^>  sßajtri^ovro  ev  looöavrj  vji  avrov  (aus  Mt.  3,  6) 

1,     6  cvd  r\v  ös  1,  *«£  r\v  (nach  Mt.  3,  4) 

1,  7.   8  -f-   cvd  *«£    eXeyev    avrotg    syco  [izv  vfiag  ßaJtriCoi 

EV   vÖaTl    SQ%£TCU    ÖS    OJllöCO    [MOV    O    LöyVQOTSQOQ   (IOV 

ov  ovx  ifii  ixavog  Xvoat  rov  ifiavta  rcov  vjzodrjua- 
roiv  avvov   xac  avrog  v[iag  ßajtrt&t  ev  jzvi  aysioi 
(nach  Mt.  3,  11  und  Lc.  3,  16;  vgl.  oben  S.  13f) 
1,  10  cvd  rjvvynevovg  1.  öxtCofisvovg    (nach  Mt.  3,  16  oder 

Lc.  3,  21) 
1,  12  -f-  to  ayiov  post  jtvevfia  (nach  Lc.  4,  1) 
1,   13  >  r]{i£Qaq  ku  (wie  Mt.  4,  2  und  Lc.  4,  2) 
1,  14  +  rr\g  ßaöcXsiag  post  evayyeXtov  (aus  Mt.  4,  23 
1,  16  ev?  avrov  ].  Oificovog  (aus  Mt.  4.  18) 
1,  18  cv2  navra  1.  ra  ötxrva  (aus  Lc.  5,  11) 
1,  20  <^  tjxoXovdrjöav    avtco    1.    aJzrjXfrov    ojiiöo)    avrov 

(nach  Mt.  4,  22  oder  Lc.  5,  11) 
1,  21  -\-  avzovg  post  eöiöaöxev  (aus  Lc.  4,  31) 
1,  23  om  evfrvg  (wie  Lc.  4,  33) 
1,  23  om  avrcov  (wie  Lc.  4,  33) 
1,  25  cv3  Xeyojv  1.  o  ujoovg  (nach  Lc.  4,  35) 
1,  26  cv3  ax  1.  eg  (aus  Lc.  4,  35) 
1,  27  ev?  jtoog   savrovg   1.    avzovg   (vgl.    Lc.  4,  36:    XQoq 

aXXtjXovg) 
1,  27  c\a  rig  tj  öiöax?]  execvfj  tj  xairt,  avrt]  >/  ezovöia  ori 


72 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  1 
1 


2 
*2 
*2 

2 

2 
2 


1, 

31 

1, 

32 

1, 

34 

1, 

35 

1, 

38 

1, 

39 

1, 

40 

1, 

41 

1, 

44 

1, 

44 

1, 

45 

2, 

2 

2, 

4 

2, 

5 

2, 

6 

2, 

8 

*2, 

8 

2, 

12 

2, 

15 

1.  T6  eöziv  zovzo;  ÖLÖaxr]  xaivrj  xaz  egovöiav  (nach 
Lc.  4,  36) 

28  om  Jtavzaxov  (wie  Lc.  4,  37) 

29  cn3  et-eZ&cov  de  ex  zrjg  övvaycoyrjg  rjldev  1.  xa*  ev&vg 
ex  ttjc,  OvvayoDyrjg  e^el&ovzeg  r\l$ov  (nach  Lc.  4,  38) 
+  evdecog  ante  a<prjxev  (nach  Lc.  4,  39:  jtagaxQ^fia) 
+  voöoig  Jtoixilaig  post  exovzag  (aus  Lc.  4,  40) 
cn3  aurovs  L  ücoXXovq  (aus  Lc.  4,  40) 
om  avaözag  (wie  Lc.  4,  42) 
c^>  jzoleig  1.  xcofioJtoXsig  (nach  Lc.  4,  43) 
cv>  ^y  1.  r\l&ev  (aus  Lc.  4,  44) 
om  auro?  ort  (wie  Mt.  8,  2  und  Lc.  5,  12) 
+  avzov  post  rjipaxo  (aus  Mt.  87  3   oder  Lc.  5,  13) 
om  fiTjöev  (wie  Mt.  8,  4  vgl.  Lc.  5,  14) 
]>  ösi^ov  öeavzov  (wie  Lc.  5,  14) 
oo  sv  1.  £jr  (aus  Lc.  5,  16) 

+  ev&ewg  post  xai  1°  (vgl.  Mt,  9,  2  und  Lc.  5, 18:  idov) 
om  «vra>  (vgl.  Lc.  5,  19) 
cvd  acpecovze  1.  acptevzai  (aus  Lc.  5,  20) 
+  Xeyovzeg  post  avzwv  (aus  Lc.  5,  21) 
om  ev&vg  (wie  Lc.  5,  22) 
cvd  euiev  1.  ^e/ej  (aus  Lc.  5,  22;  D:  Xeyet) 
^>  *«£  ev&ecog  rjysQ&ri  (vgl.  Lc.  5,  25) 
cvd  xa*    eyevezo    avaxei[ievwv   avzwv  1.  xca  yivezat 
xazaxeiö&ai  avzov  (nach  Mt.  9,  10;    vgl.  Lc.  5,  29) 

16  c>o  xai   oi   yoafif/azeig   xat    ot    <paoi6aioi   1.    *a*    oi 
yoafifiazeig  xcov  (paoiöaiwv  (nach  Lc.  5,  30) 

16  <~  6ia  zi  1.  ot/  (wie  Mt.  9,  11  und  Lc.  5,  30) 

17  om    avroig  (wie  Mt.  9,  12;    D  vac.  d:    dixit  om  eis) 

18  om  (lafrrjtcu  3°  (wie  Lc.  5,  33.     D  +  fiafrrjzai) 

19  om  o6ov  xqovov  sxovoiv   zov    vvficpiov  fiez  avzwv 
ov  övvavxai  vrjözeveiv  (wie  Mt.  9,  15  und  Lc.  5,  30) 

21  +  de  post  ovöeig  (aus  Mt.  9,  16) 

21  cvd  ajto    zov   jtaXaiov  1.  ajt    avzov  .  .  zov  jiaXaiov 
vgl.  Mt.  9,  16) 

22  oo  xat    oi   aöxoi   ajioXovvzai  1.    aJtoXXvzai   xai  oi 
aöxoi  (aus  Lc.  5,  37) 

23  om  oöov  Jtoieiv  (wie  Mt.  12,  1) 

23  oo  xilleiv  1.  xiXXovzeg  (aus  Mt.  12,  1) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  73 

Mc.  2,  24  c\)  ol  ös  cpagiöaioi  1.  xai  oi  cpagiöaiot  (aus  Mt.  12,  2) 
*2,  24  om  ccvtco  (wie  Lc.  6,  2;  D  add  avTco) 

2,  24  +  oi  [ia&r]Tcu  öov  post  jzolovölv  (aus  Mt.  12,  2) 
*2;  25  cv3  ajtoxQiOsig    sljzev  1.  ^£/£*    avTOig    (aus  Lc.  6,  3. 

D:  t^e/e^) 
*2,  25  +  ovTsg  post  avxov  (aus  Lc.  6,  3.  D  ora  ovTsg) 
2,  26  om  e^r^  aßiaO-ag  agxisgscog  (wie  Mt.  12,  4) 
2,  26  +  xac    izömxev    roig   (ist    avzov   post   scpaysv  (wie 

Lc.  6,  4) 
2,  26  om  xai  söorxsv  xai  zoig  övv  ccvto)  ovotv  (wie  Lc.  6,  4) 
2,  26  cv?  xoig  isgsvoiv  1.  rovg  isgsig  (aus  Mt.  12,  4) 
2,  27  cv>  Xsyoj  ös  vfisiv  1.  xcu  sXsysv  avzoig  (aus  Mt.  12,  6; 
D:  ^g/o?  /«(>  vfisiv) 

2,  27  om    to    öaßßazov    öia    zov    avd-gowtov  sysvszo  xac 

ov%  o  av&gcojzog  öia  zo  öaßßazov  odözs  (vgl.  Lc. 
6,  5;  der  Vers  ist  in  D  zwischen  Lc.  6,  10  und  11 
eingeschoben) 

3,  1   +  tjjv  ante  ovvaycoytjv  (aus  Mt.  12,  9  oder  Lc.  6,  6) 


*3 

*3 


1  ex?  gtjQctv  1.  e^/gafifisv/jv  (aus  Mt.  12,  10) 

2  cvd  jtagszt/govvzo  1.  jragsz?/govv  (nach  Lc.  6,  7) 

2  om    avzov    post    ftsgansvösi    (wie    Mt.    12,  10    und 
Lc.  6,  7) 

3  >  zco  £%opti  zt/v  %tioa  (nach  Lc.  6,  8;  D:  reo  z?]v 
Xsiga  exovzi) 

3  cv>  xcu  öT/j&et  sv  fisöco  1.  sig  ro  fisöov  (aus  Lc.  6,  8) 

4  cv3  sijisv  jcgog  avTOvg  1.  Xsysi   avzoig  (aus  Lc.  6,  9) 
4  +   sv  post  st-söTiv  (aus  Lc.  6,  7;  D  om  £i;) 

6  cv3  sgsX&ovzsg  6s  1.  xac  st-sX&ovzsg  (aus  Mt.  12,  i4; 
D:  xai  st-sX9ovzsg) 

6  om  svfrvg  (wie  Mt,  12,  14) 

7  c»o  o  ös  itjq  1.  xat  o  irjoovg  (aus  Mt,  12,  15) 

7  cvd  jioXvg    oylog   1.   jrolf   JiXfj&og    (nach  Lc.  6,   IT: 

oxXog  JtoXvg\  D:  oyXog,  d:  turbae) 
11  om  r«  bis  (wie  Lc.  6,  18) 

15  cvd  xcu  söcoxsv  avTOig  eZovoiav  ftsgajtevsiv  zag  vo~ 
öovg  ].  f^ffi;  s^ovöiav  (nach  Mt.    I<»,  1) 

16  om  xac  sjtoujosv  zovg  öoötxi:  (wia  Mt,   1<>.  2 

26  cv>  öaravav  sxßaXXsi  f/eftsgiofrai  sep  eavrov  l.arför/, 
sep  savTOV  xai  sfisgioO/j  ^iiaeh  Mt,   12,  26) 


74 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  3, 

3, 
3, 
3, 
4, 

4, 

4, 
*4 

*4 

4, 
4, 
4, 
4, 
4, 

4, 

4, 


26  c^  ov    dvvaxai   6xa&i]vai   r\    ßaöiXsia    avxov   1.   ou 
övvaxai  ox?]vac  (nach  Mt  12,  26  oder  Lc.  11,  18) 

34  ~  «fov  L  *fo  (aus  Mt.  12,  49) 

35  -f-  yaQ  post  og  (aus  Mt.  12,  50) 
35  >  //ou  aösXcpog  (wie  Mt.  12,  50) 

1  cv3  owruftii  1.  ovvaysxac  (nach  Mt.  13,  2:  6vv?]x&7}6av) 
1  cv3  jro^vs  1.  jcXstöxog  (nach  Lc.  8,  4;  vgl.  Mt.  13,  2) 

4  om  eysvexo  (wie  Mt.  13,  4  und  Lc.  8,  5) 

4  -j-  xov    ovQavov   post  nexeiva  (aus  Lc.  8,  5;    D  om 

xov  ovgavov) 

5  cv3  «22«  1.  aXXo  (aus  Mt.  13,  5;  D:  «,  d:  quaedam) 

5  ~  Tß  jtBTQCDÖt]  1.  to  jrerpaxfeg  (aus  Mt.  13,  5) 

7  ~  eig  1.  £ju  (aus  Mt.  13,  7) 

8  ov?  aXXo  1.  «22«  (vgl.  Lc.  8,  8) 

10  oo  sjtrjQCDTcov  1.  7JQCOZCOV  (aus  Lc.  8,  9) 
10  cvd  ij.a$i]xai    avvov  1.  jrepj   avrov  övv  xoig  öooöexa 
(aus  Lc.  8,  9) 

10  cv3  T^s    /^    jtaQaßoXrj    avxr\    1.    rag   jzaoaßoXag    (aus 
Lc.  8,  9) 

11  cv>  ^«f^    öeöoxai   yvcovcu  1.  v//^^  ro  fivöx?]QWP  öe- 
öoxai  (nach  Lc.  8,  10) 

15  cv3  £*;   T««g    xaQÖiaig    avxmv  1.  stg  avxovg  (vgl.  Mt. 
13,  19  und  Lc.  8,  12) 

16  om  ofioicog  (wie  Mt,  13,  20  und  Lc.  8,  13) 
16  om  svfrvg  (wie  Lc.  8,  13) 

19  cvd  ßiov  1.  atcovog  (aus  Lc.  8,  14) 

19  om  xai  at  jceoc  ra  Zouta   ejvi&vftiai  (wie  Lc.  8,  14 
und  Mt,  13,  22) 

20  cvd  ovxol  1.  exELVOt  (nach  Lc.  8,  15;  vgl.  Mt.  13,  23) 

21  om  oxi  (wie  Lc  8,  16) 

21  cv3  ctJizsxat  1.  sQxsxac  (vgl.  Lc.  8,  16) 

22  om  xi  (wie  Lc.  8,  17) 

24  om  xcu  jtQ0özefr?]6excu  vfiiv  (wie  Mt.  7,  2) 

25  +  av  post  yaQ  (aus  Lc.  8,  18) 

30  cn3  Tivi  1.  Jicog  (aus  Lc.  13,  18) 

31  cv>  ofioia  söxiv  1.  cog  (wie  Mt.  13,  31  und  Lc.  13,  19) 
31  cv>  soxiv  1.  ov  (aus  Mt.  13,  32) 

37  <^>  syevexo  1.  yivsxac  (aus  Mt.  8,  24) 

38  cv^  öieyeioavxeg  1.  eysiQovöiv  .  .  xai  (nach  Lc.  8,  24) 


*r. 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  75 

Mc.  4,  39  >  xai  t?]  ftcdctööt/  (wie  Mt.  8,  26) 
4,  41  >>  eöxiv  ovtog  (wie  Mt.  8,  27) 

4,  41   cv3  oi  aveftot  .  .   vjtaxovovöiv    1.   o    avsfiog  .  .  vjra- 

xovel  (aus  Mt.  8,  27) 

5,  1  om  T7jg  &aZa66?jq  (wie  Mt.  8,  28) 

5,     2  ]>  avdowjioq  ex  tcqv  [ivr/fiicov  (vgl.  Lc.  8,  27) 

5,     3  ^  fivrjfisioiq  1.  fivijfiaöiv  (aus  Mt.  8,  28;  vgl.  Mc.  5,  2) 

5,     3  <^>  aÄvösoiv  1.  alvösi  (aus  Lc.  8,  29) 

5,     6  cv3  löcov   6s  1.  xßf   /&öy    (vgl.  Lc.  8,  30:    £ji?]Qoyxrj- 

oev  öe) 
5,     7  ~  gjjreiJ  1.  ^s/££  (aus  Lc.  8,  28) 
5,     8  +  o  ir\v  post  avrco  (aus  Lc.  8,  30) 
5,     9  cv  t(  ooi  ovofta  eöxiv  1.  xi  ovopa  öoi  (aus  Lc.  8,  30) 
5,  11  om  fZEyaXr]  (wie  Mt.  8,  30) 
5,  12  c>o  jtaQExaZovv  avxov  xa  öaifiovia  (nach  Mt.  8,  31; 

vgl.  Lc.  8,  31) 
5,  12  ~  ajcEZO-cofiEV  (vgl.  Mt,  8,  32) 
5,  14  oo  oi  öe  1.  xai  oi  (aus  Mt.  8,  33;  vgl.  Lc.  8,  34) 
5,  14  oo  egfjZDov  1.  ?]Z&ov  (aus  Mt.  8,  34  [D:  hiat,  d:  exiit] 

oder  Lc.  8,  35  D:  jiaoayEvoiiEvcov  xxX.) 
5,  15  -f-  avxov  post  üeooqovöiv  (nach  Mt.  8,  34) 
5,  15  om  xov  EöxrjxoTa  xov  Isyicova  (wie  Lc.  8,  35) 
5,  16  cvd  öit/ytjöavxo  öe  1.  xai  öi?jyf/öavxo  (nach  Lc.  8,  36: 

ajtyyyEiXav  öe;  D:  aJt)]yy£Üav  yao) 
5,  17  <^>  Jiaosxalovv  1.  tjg^avxo  JiagaxaXsiv  (vgl.  Lc.  8, 37) 
5,  19  ~  öiayyEiXov  1.  anayyEilov  (nach  Lc.  8,  39;  D:  öi- 

t/yovfiEVog) 

5,    19    c>o    ÖOL     O     d-q    £JTOl?]Ö£V     1.     O     XVQlOZ     ÖOl    JIEJIOUJXEV 

(nach  Lc.  8,  39) 
5,  21  om  ev  xco  nloico  (vgl.  Lc.  8,  40) 
5,  22  om  ovokuaxi  ictsioog  (wie  Mt.  9,  18) 
5,  22  om  löcov  avxov  (wie  Mt.  9,  IS  und  Lc.  8.  41) 
5,  22  cvd  jiQoöEJisöEv  1.  jiinxEi  (vgl.  Mt  9,  18) 
,  5,  23  om  jzolXa  (vgl.  Lc.  8,  41) 

:5,  24  ev?  vjtijyEV  1.  ajzrjX&EV  (nach  Lc.  8.  42:  D:  jtoQEVEO&ai^ 
5,   25  -j-  xtg  post  yvvtj  (vgl.  Lc.  8,  43:  )]xig\  gespalten  in 

//  und  xiq\  vgl.  Mc.  5,  26  in  D;  D  in  Lc.  S,  43:  qv 
5,  25  >  er//  iß'  (wie  Lc.  8,  43) 
5,  26  cv>  r\  1.  xai  2°  (vgl.  Lc  8,  43  [fjxig]:  vgl.  Mc.  5,  25  in  D) 


*x 


76 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


*5, 
5, 
5, 
5, 
5, 
5, 

6, 
6, 


Mc.  5,  28  cv>  bv  savr?]  1.  /cro  (aus  Mt.  9,  21) 

5,  28  cv>  rov  ifiariov  L  xcov  i^aximv  (aus  Mt.  9,  20) 

5,  30  ~  ajt  1.  sg  (vgl.  Lc.  8,  46) 
30  cv3  ecjrsv  1.  eXsyev  (aus  Lc.  8,  45) 
34  +  **Js  ante  £0^2;  (aus  Mt.  9,  22;  D  om  irjoovq) 

36  cvd  axovöag  1.  jtaQaxovöag  (nach  Lc.  8,  50) 

37  om  tcw  ante  jzetqov  (wie  Lc.  8,  51) 

38  oo  r^z^  otxuav  1.  to*>  o£%oz>  (wie  Mt.  9, 23  und  Lc.  8,  51) 
40  ex?  rovg  o%Zovg  1.  ütavxag  (nach  Mt.  9,  25) 
43  om  jzoXXa  (wie  Lc.  8,  56) 

1  cvd  xajirjlfrev  1.  kcm  sgxexaL  (aus  Lc.  4,  31 ;  vgl.  Lc.  4, 16) 

2  cvd  TjusQcc    Gaßßarcov    1.    ysvofisvov    Oaßßazov    (aus 
Lc.  4,  16) 

2  -f  £.7r£    t?;    öiöay?]    avvov   post   s&jzXtjööovto    (aus 
Lc.  4,  32) 

6,  3  ~  ot>/£  1.  ovx  (aus  Mt.  13,  56) 
6,     3  ^>  siöiv  post  ?y(#a£  pon.  (wie  Mt.  13,  56) 
6,     4  oru  avrov  post  övyyevevoiv  (vgl.  Mt.  13,  57) 
6,     7  <^>  jiQoöxaXeöafisvog   rovg    iß'    {iafr?]Tag  1.  Jtgooxa- 

Xeixat  rovg  öcoösxa  (aus  Mt.  10,  1) 
6,     7  cv3  ajteöTSiXsv    avrovg   1.  avrovg    ajioOxeXXstv   (aus 

Lc.  9,  2) 
6,     8  c^  ^re   jtr\Qav    fi?]rs   clqtov    firjrs  1.  ^?/  agrov  [irj 

jzi]q<zv  fi?]  (aus  Lc.  9,  3) 
6,  10  cv>  ay  1.  £«*>  (aus  Lc.  9,  4) 
6,  11  cv>  oöoi  eav  fi?]  öet-ojvrai  1.  og  av  rojtog  firj  öe^rjrat 

(vgl.  Lc.  9,  5) 
6,  11  om  top  vnaxarco  (wie  Lc.  9,  5  und  Mt.  10,  14) 
6,  14  >  7}Qwö)]g  o  ßaOikevg  (vgl.  Mt.  14,  1  und  Lc.  9,  7) 
6,  14  cv>  ßaJtriöTTjg  1.  ßajETiC,cov  (nach  Mt.  14,  2) 
6,  15  om  jroo<pr]T?]g  mg  (wie  Lc.  9,  8) 
6,  16  cvd  UJZ8V  1.  sXeysp  (aus  Lc.  9,  9) 
6,  16  -j-  sx  psxqcop  ante  eysofrr]  (aus  Lc.  9,  7;  vgl.  Mt.  14,  2) 
6,  17  cxd  xac  eßalev  eig  1.  ev  (aus  Mt.  14,  3) 
6,  18  om  ort  (wie  Mt.  14,  4) 
6,  18  cv2  avtrjv  1.  rqp  (aus  Mt.  14,  4) 
6,  21  -f  ös  post  yspofisprjg  (aus  Mt.  14,  6) 
6,  24  ~  t]  6s  1.  xai  (wie  Mt.  14,  8) 
6,  24  oo  ßajtriörov  1.  ßajtriCovrog  (aus  Mt.  14,  8) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten. 


77 


Mc.  6, 
6, 

6, 
6, 
6, 
6, 
6, 
6, 
6, 
6, 
6, 

6, 
6, 
6, 
6, 

6, 
*«, 

6, 
6, 

6, 
6, 


25  om  evfrvg  (isra  öJtovörjg  (wie  Mt.  14,  8) 
25  cvd  uxtv  öog  l.  ?/T?/oaTo  Xsyovöa  de/.co  iva  %%avx7\q 
öojg  (vgl.  Mt,  14,  8) 

25  +  wde  post  Jiivaxi  (aus  Mt.  14,  8) 

26  cvd  övvavaxeifievovg  1.  avaxeifisvovg  (aus  Mt.  14,  9) 

27  om  o  ßaöiXsvg  (wie  Mt.  14,  10) 

27  ^  eveyfrrjvcu  1.  svtyxai   (nach  Mt.  14,  11) 

28  om  avxi)v  2°  (wie  Mt.  14,  11) 

35  oo  ös  1.  xai  (nach  Mt,  14,  15  und  Lc.  9,  12) 

35  -f-  avrco  ante  ort  (wie  Lc.  9,  12) 

36  +  ei<Z  TaS  an^e  xcoftag  (aus  Mt.  14,  15) 

37  >  öiaxoöimv  6?]vagiojv  (wie  Joh.  6,  7) 

38  +  avro?  post  Xsyovöiv  (aus  Joh.  6,  8  oder  Mt.  14, 17) 

38  +  agrovg  post  jczvts  (aus  Joh.  6,  9  oder  Mt.  14,  17) 

39  ~  o  ir\g  1.  avroig  (aus  Joh.  6,  10;  vgl.  Mt.  15,  34) 

43  <^>  xocpivovg    jth]Qeig  1.    xocpivcov   jiXrjQOJfiara    (aus 
Mt,  14,  20) 

44  om  rovg  aorovg  (wie  Mt.  14,  21) 

45  -f-  avrov  post  jtQoayeiv  (vgl.  Mt.  14,22;  D  om  avxov) 

48  +  o  itjg  post  sqxstcci  (aus  Joh.  6,  19) 

49  >  jtsQutarovvra  sjti  r?jg  &ala66?]g  (aus  Joh.  6,  19; 
vgl.  Mt.  14,  25) 

50  om  yao  avrov  etöav  (wie  Mt,  14,  26) 

50  c>o  xcu    sZaXt/oev  jtqoq  avxovg  Xsywv  ftagöeixe  1.  o 
öe  ev&vg  eZaXrjösv  fiex  avxcov  xat  leyei  avroig  &ao- 
oelts  (vgl.  Mt.  14,  27) 
53  >  nl&ov  8jri  xr\v  y/jv  (aus  Mt.  14,  34) 
53  om  xac  jrQoöcooidGt)  t/öav  (wie  Mt.  14,  34) 
55  cv3  jz£Qr/_G)QOV  J.  yoioav  (aus  Mt,   11.  X) 
55  +  jtavxag  ante  rovg  (aus  Mt,  14.  35) 

2  <^  eiöoxeg  1.  löovxtg  (vgl.  Mt.    15,   I 

3  -}-  aorov  post  so&iovoiv  (aus  Mt.   1 5.  2) 

5  -\-  Zsyovxeg  post  yQafi(.iax£ig  (aus  Mt.   L5,   I 

5  ]>  oi  fiafrf]TC(i  oov  ov  (vgl.  Mt.   1 5,  2) 

6  +  ajioxoifrtig  ante  eutev  (aus  Mt.   15,  3) 

6  cv?  xai  eijcev  1.  cog  yeoyajzxai    ort    (nach  Mt.  15.  7 
ti  ^>  o  Xaog  ovrog  (wie  Mt.   15.  8 

10  om  oov  post  ku?]xeQa  (wie  Mt.   15.    1 

11  oo  av  1.  eav  2°  (vgl.  Mt.   L5,  :>  in  D) 


78 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  7, 

7, 
7, 
7, 

7, 

8, 


15  +  exeiva  ante  sör^  2°  (aus  Mt.  15,  18) 

20  oo  sxeiva  1.  exeivo  (aus  Mt.  15,  18) 

21  om  oj  ante  araxo*  (vgl.  Mt,  15,  19) 

24  cv3  %ca  avaöxag  exsi&sv  1.  exsi&sv  ös  avaöxag  (nach 

Mt.  15,  21) 
27  ^>  ßaXiv  xoig  xvvagioig  (wie  Mt.  15,  26) 

3  cv>  xai  ajtoXvöai  avrovg  v?]öX8ig  .  .  ov  freXco  [irj 
sxXv&wöiv  1.  xai  sav  ajtoXvöm  avrovg  vrjörsig  .  . 
sxXv&rjOovxai  (aus  Mt,  15,  32) 

4  om  oxi  (wie  Mt.  15,  33) 

5  >  agxovg  £%£xai  (wie  Mt,  15,  34) 

6  +  xai  ante  £v%aQi6xrj6ag  (aus  Mt.  15,  36) 

7  cv3  evxccQiOtrjöag  1.  evXoyt]6ag  (nach  Mt,  15,  36;  vgl. 
Mc.  8,  6) 

8  ~  tö  jiEQiööeviia  xmv  1.  jisoiödsvfiaxa  (vgl.  Mt.  15, 37) 

9  -\-  oi  (payovxeg  post  de  (nach  Mt.  15,  38) 

10  <^>  avsßrj  1.  sftßctg  (vgl.  Mt.  15,  39:  svsßr]-,  D:  evßaivei) 

10  +  *cu  ante  r/2#£^  (aus  Mt.  15,  39) 

10  cv>  ogia  fisXsyaöa  (d  partes  magidan)  1.  fisQtj  öaXfia- 

vovfra  (aas  Mt.  15,  39) 
14  -\-  oi  [lafrrjxai  ante  Xaßeiv  (nach  Mt.  16,  5) 
17  +  o  ir\g  post  yvovg  (aus  Mt.  16,  8) 

17  +  £v   xaig   xaodiaig  vficov  post  öiaXoyi&öfre  (nach 
Mt,  16,  8) 

18  c^  ovös  1.  xai  ov  (aus  Mt.  16,  9) 

20  cv3  jzoöag  öcpvgiöag  1.  jioöcdv  Oüivqiöwv  jiX?]Qcoiuaxa 
(aus  Mt.  16,  10) 

27  >  leyovöiv  sivai  oi  avfrocöjzoi  (vgl.  Lc.  9,  18;   D: 
Xsyovöiv  oi  o%Xoi  sivai) 

21  oo  xaiöagiav  1.  xaiöagiag  (nach  Mt.  16,  13) 

27  om  avxoig  (wie  Mt,  16,  13) 

28  <^  aJtexQi&rjöav  1.  eutav  (nach  Lc.  9,  19) 
28  om  oxi  (wie  Mt.  16,  14  und'  Lc.  9,  19) 

28  cv3  aXXoi  de  r\Xiav  1.  xai  aXXoi  rjXsiav  (aus  Mt.  16,  14) 

28  cv.  sva  1.  £ig  (aus  Mt.  16,  14) 

29  <^  avxog  de  1.  xai  avxog  (vgl.  Lc.  9,  20) 

29  -j-  Ö£  post  ajzoxQi&ug  (nach  Mt,  16,  16) 

30  cv3  scjta)Oiv  1.  Xeyojöiv  (aus  Mt.  16,  20) 

34  cvd  aQvrjöa6fr(x>  1.  ajzaov?]öaö&co  (aus  Lc.  9,  23) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  79 

Mc.  8,  36  cv3  eav  xeoör/ör/  1.  xeoöt/öat  (aus  ML  16,  26) 

8,  36  c^  Cr/f/imOi]  1.  C/jfJtojrjOrjvat  (aus  Mt.  16,  26) 

8,  37  csd  rj  tl  yao  öwöet  1.  rt  yao    öot    (nach  Mt.  16,  26) 

8,  38  oo  6av  1.  yag  eav  (nach  Mt.  10,  33) 

9,  4  c^  övveXaXovv  1.  rjCav  övvXaXovvreq  (aus  Lc.  9,  30) 
9,     5  etnev  1.  ajtoxgtdetq  .  .  Zsyst  (aus  Mt.  17,  4) 

*9,     5  fteXetq  Jtotrjöco  1.  xat  Jtoirjöoofiev  (aus  Mt.  17,  4;  D: 
jcotTjöwf/ev) 

*9,     5  >  öxr\vaq  y  (wie  Lc.  9,  33;  D:  rgetq  öxrjvaq) 
9,     6  c^  Zah/Gbi  1.  ctJtozQifrr]  (nach  Mt.  17,  5:  XaXovvroq) 
9,     7  +  Xeyovöa    post    vecpeXr\q    (aus    Mt.  17,  5    oder  Lc. 

9,  35) 
9,  11  ]>  oi  yoafifiaretq  Xsyovötv  (wie  Mt.  17,  10) 
9,  12  cv3  ajioxgt&etq  etJtev  1.  ecpr]  (aus  Mt.  17,  11) 
9,  18  +  sxßaXstv    avro    post    töyvöav   (nach    Mt.    17,  16: 

avrov  tiegajctvöat;  D:  &sg.  avxov) 
9,  20  om  jtQoq  avxov  (vgl.  Lc.  9,42:  ert  de  jrgoöegyouevov) 
9,  22  +  xe  ante  öjtXayyvtöfretq  (aus  Mt.  17,  15) 
9,  26  -f-  an  avrov  post  e^rjXdev  (aus  Mt.  17,  18) 
9,  28  oo  öta  rt  1.  ort  (aus  Mt.  17,  19) 
9,  31  om  anoxrav&etq  (wie  Mt.  17,  23) 
9,  34  +  ysvrjrai  avrcov  post  [lu^wv  (nach  Lc.  9,  46) 
9,  35  om  xat    Xsyst    avrotq   usque    ad  ötaxovoq  incl.  (wie 

Lc.  9,  47  und  Mt.  18,  3) 
9,  37  cv3  öet-t/rat  1.  ösytjrat  (aus  Lc.  9,  48) 
9,  38  ^  ajztxQi&r]  1.  E(prj  (vgl.  Lc.  9,  49) 
9,  38  -f-  xat  eurev  post  tcoavvrjq  (vgl.  Lc.  9.  49) 
9,  38  cv3  /js&  tjfiojv  1.  ?]{utv  1  °  (aus  Lc.  9,  49) 

*9,  39  om  avrov  (wie  Lc.  9,  50;  D  add:  avrov) 
9,  40  cv>  vfimv  (bis)  1.  tj^tcov  (bis)  (aus  Lc.  9,  50) 
9,  43  oo  oot  1.  os  (aus  Mt.  18,  8) 
9,  43  om  raq  (wie  Mt.  18,  8) 
9,  43  oo  ßX?i&?ivat  1.  ajceX&etv  (aus  Mt.   |s.  8) 
9,  45  cva  oot  eönv  1.  eörtv  öe  (wie  Mt.  18,  8) 

•  9,  45  +  atojviov  post  jjmrjv  (vgl.  Mt.  IS,  8) 
9,  47  cv3  £t  öxavöaXtCst  1.  sav  .  .  öxavöaXut]  (nach  Mt.  IS,  9^ 
9,  47  cn>  öot  1.  öe  (aus  Mi  IS,  9) 

10,     1  om  xat  post  avrov  (wie  Mt.   L9,  1.) 

10,     4  +  öovvat  ante  ynairat  (aus  Mt.   19,  7) 


80 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  10, 
10, 
10, 
10, 
10, 

10, 
10, 

*10, 

10, 

10, 

.     *10, 

10, 
10, 
10, 

10, 
10, 
10, 
10, 
10, 
10, 
10, 
10, 
10, 
10, 

10, 
10, 
*10, 
10, 
10, 

10, 
10, 

11 
11. 


5  -\-  [kdvö7]q  post  sygaipsv  (aus  Mt.  19,  8) 

6  om  xxitiswg  (wie  Mt.  19,  8) 

7  +  xat  surev  ante  svsxsv  (aus  Mt.  19,  5) 
7  om  avzov  (wie  Mt.  19,  5) 

7  -f-  xat  jigo6xollrj&?]ösxac  Jigog  xr\v  yvvaixa  avrov 
ante  xat  soovxat  (nach  Mt.  19,  5) 
14  +  xat  ante  (irj  (aus  Mt.  19,  14  oder  Lc.  18,  16) 

16  cvd  jrgoöxalsöajisvog  1.    svayxaltöapisvog    (nach  Mt. 
18,  2) 

17  +  Isycov  ante  öiöaöxals  (aus  Lc.  18, 18;  D  om  Isycov) 

19  om  öov  (wie  Mt.  19,  19) 

20  cvd  sijisv  1.  £<pr]  (nach  Lc.  18,  21) 

20  ^  scpvla^a  1.  scpvla^afirjv  (wie  Mt.  19,  20  und  Lc. 
18,  21;  D  in  Lc. :  s^vla^aftrjv). 

21  cvd  ooi  1.  6s  (vgl.  Lc.  18,  22) 

27  +  ös  post  sf/ßlsipag  (aus  Mt.  19,  26) 

27  cvd  xovxo  aövvaxov  söxtv  1.  aövvaxov  (wie  Mt.  19,26; 

D:  övvaxov\  d:  inpossibile) 
27  cvd  jtaoa  ös  1.  all  ov  xaga  (wie  Mt.  19,  26) 
27  cvd  reo  frsco  övvaxov  1.  frsco  (aus  Mt.  19,  26) 

30  +  l?]fiipsxat  post  atoovtov  (aus  Mt.  19,  29) 

31  om  ot  (wie  Mt.  19,  30) 

33  om  xoig  ante  ygafj(iaxsv6tv  (wie  Mt.  20,  18) 

37  oo  evcovvfiojv  1.  agioxsgoov  (aus  Mt.  20,  21) 

38  +  ajzoxgidsig  ante  sljisv  (aus  Mt.  20,  22) 

39  +  [isv  ante  Jioxrjgtov  (aus  Mt.  20,  23) 
43  om  ös  (wie  Mt.  20,  26) 

46  oo  sgxsxai   1.    sgxovxat    (nach    Lc.  18,  35:    syytCstv 

avxov) 
46  om  jtgoöaLxrjg  (wie  Lc.  18,  35) 

46  +  sjtsxcov  (=  snatxoov)  post  oöov  (aus  Lc.  18,  35) 

47  u.  48  <~  vwg  1.  vis  (wie  Mt.  20,  30.  31;  D:  ms) 

48  ^  sxga^sv  1.  sxga^sv  (vgl.  Mt.  20,  31) 

49  <^>  avxov  (pwvjy&rjvai  1.  (pcovrjöaxs    avxov    (vgl.  Lc. 
18,  40) 

51  >>  6ot  post  jroi7]ö(D  pou.  (vgl.  Mt.  20,  32) 

51   -|-  xvgts  ante  gaßßovvst  (gaßßst)   (aus  Lc.   18,  41) 

1  cv3  ?]yytCsv  1.  syyt^ovotv  (vgl.  Lc.  19,  29) 

2  om  sig  avxrjv  (wie  Lc.  19,  30) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten. 


81 


Mc. 


11, 
11, 

*11, 
11, 

•11, 

11, 

IL 

•11. 

11, 
11, 

11, 

11, 

11, 

11 

11, 

11, 

11 

11 

11 

11 

11 

I  I 

11 

11 

Jl 

11 

II 

11 

11 

11 

II 

11 

II 

II 

II 

L2 

Texte 


2  ev>  Avöavteg  1.  Xvöare  (aus  Mt.  21,  2  oder  Lc.  19,  30) 

2  cva  ayayers  1.  (ptosre  (wie  Mt.  21,  2  und  Lc,  19,  30) 

3  ^>o  Xvere   1.  jzoi&ire   (wie  Lc.  19,  31.     D  om   Zvere) 

3  +  ort  post  eutars  (aus  Lc.  19,  31) 

4  cv3  ajiEl&ovreq  svqov  L  ajzrjX&ov  xai  svqov  (aus  Lc. 
19,  32;  D  om  svqov) 

6  om  avroig  (wie  Lc.  19,  34) 

6  -f-  avzotg  ante  o  irjöovg  (aus  Mt.  21,  6) 

7  cv)  r/yayov  1.  (psQOVGiv  (aus  Lc.  19,  35;  D:  ayayovrsq) 

8  <^  jtolXoi  de  1.  zß«  jtoXXot  (nach  Mt.  21,  8) 
8  <^  sCtqcovvvov  1.  EöTQcoöav  (vgl.  Lc.  19,  36) 
8  c^>  fxojrro^  1.  xoipavrsq  (aus  Mt.  21,  8) 

8  cv3  öevÖQmv  zßf  sötqcovvvov  rrjv  oöov  1.  aoycQv  (nach 
Mt.  21,  8) 

9  <^>  Xsyovzsq  1.  coöavva  (aus  Lc.  19,  38) 

11  <^  eiöeX&cov  1.  siotjX&sv  (aus  Lc,  19,  45) 

12  cv>  essX&ovra  1.  s^sX&ovxcov  (nach  Mt.  21,  18) 

15  +  sxsi&sv  post  sxßaXXsiv  (nach  Joh.  2,  15:  £*  rot; 

££()OV) 

15  om  toi>£  ante  a/opaCo^rag  (wie  Mt.  21,  12) 
17  cv>  Xsycov  1.  x«t  sXsysv  (aus  Lc,  19,  46) 
17  om  ou  (wie  Mt.  21,  13  und  Lc.  19,  46) 
17  om  ort  (wie  Mt.  21,  13) 

17  cv^  sjtoujöars  1.  Ji£jrot?]xccT£  (aus  Lc.  19,  46) 

18  om  xcu  ante  sCrjtovv  (wie  Lc.  19,  47) 

2L   cvd  e^rjQavO-?]  1.  s^rjQavrai  (aus  Mt.  21,  20) 

22  -f-  £t  aQte  t%ST£  (vgl.  Mt.  21,  21:  sav) 

23  om  ort  1°  (wie  Mt  21,  21) 

21  cvd   X/jf/ipsoO-ac  1.  sXaßsxs  (vgl.  Mt,  21,  22) 

25  cx^  a<pr]ösi  1.  «(/)//  (aus  Mt.  6,  15) 

27  c^  sq%stcu  1.  sQyovxat  (vgl.  Mt.  21,  23) 

27  -f-  rot>  2aot>  post  jiQSoßvxsQoi  (aus  Mt,  21.  2:i 

29  +  ajtoxQiO-sig  ante  ajrey  (aus  Mt  21,  24) 

29  +  xayco  post  vkuaq  (aus  Mt.  21.  24' 

32  cv>  tav  1.  aXXa  (wie  Mt.  21,  26  und  Lc.  20,  6) 

32  cv3  (poßoi\uev  1.  Kfoßovi'To  (vgl,  Mt.  21.  26) 

32  oo   rrai'Ti^  1.  a.iai'Ttj    aus  Mt,   21,   26) 

32  <^>   fjötiücw  1.  ,(//o/'   (vgl.   Lc.   20,  (i 

1  oo  Xsysiv  1.  XaXsiv  (aus  Lc.  20.  9) 

u.  Untersuchungen  etc.  36,1a.  Q 


82 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  12,  2  ex3  ajzo  rov  xagjtov  rov  afutsZcovog  öwöovötv  avrco 
1.  jtaga  rcov  ysmoyoiv  laß?]  ajto  rmv  xaQJiwv  rov 
a^jislojvog  (nach  Lc.  20,  10;  D:  öcoötv) 

12,      6   >>   TOV   VIOV  fiOV   £VTQaJt7]Ö0VTCU    (vgl.   Lc.   20,    13) 

12,     7  cv^  ol  ös  ysojoyoi  1.  sxstvoi  ös  oi  yscooyoi  (aus  Mt. 

21,  38) 
12,     7  >  stJtav  jtqoq  savrovg  (vgl.  Lc.  20,  14) 
12,     7  om  ort  (wie  Mt.  21,  38  und  Lc.  20,  14) 
12,     8  >  avrov  ajtsxrstvav  (vgl.  Lc.  20,  15) 
12,     9  +  ovv  post  ti  (aus  Lc.  20,  15) 
12,  13  om  jigog  avrov  (wie  Lc.  20,  20) 
12,  13  ex?  jzayiöevowöLV  \.  aygsvöojöiv  (aus  Mt.  22,  15) 
12,  14  co  sjtrjQcoTCßv  1.  sl&ovrsg  Isyovöiv  (vgl.  Lc  20,  21) 
12,  14  -f-  oi  (paotöaioL  ante  öiöaöxals  (vgl.  Mt.  22,  15) 
*12,  14  +  suis    ovv   r\nuv   post  öiöaöxsig  (aus  Mt.  22,  17; 

D  om) 
*12,  14  +  rjfxag  post  si~sOrcv  (aus  Lc.  20,  22;  D:  rjfiscv) 
12,  14  om  öwfisv  7]  (itj  öcofisv  (wie  Lc.  20,  22  und  Mt.  22,  17) 
12,  15  +  irjg  post  ös  (aus  Mt.  22,  18) 
12,  16  om  oi  ös  ante  sutav  (wie  Mt.  22,  21) 
12,  17  >  ajtoöors    ra    rov   xaiöaoog  (vgl.  Lc.  20,  25  und 

Mt.  22,  21) 
12,  18  >>  JtQoq  avrov  öaööovxaioi  (vgl.  Mt.  22,  23) 
12,  19  om  ort  (wie  Lc.  20,  28) 
12,  19  co  eiT)  1.  xaraltjirj  (nach  Lc.  20,  28) 
12,  19  co  rsxva  1.  zsxvov  (wie  Mt.  22,  24) 
12,  19  +  avrov  post  yvvaixa  (aus  Mt.  22,  24) 
*12,  20  co  rjOav    ovv   Jtao    7]fisiv    C,   aöslcpou  1.  süira  aösl- 

cpoi    rjöav    {ovv  aus  Lc.  20,  29;    D  om;    das    übrige 

aus  Mt.  22,  25) 
12,  20  co  ajrs&avsv  .  1.    ajzo&vrjöxoiv  (wie  Lc.  20,  29;    vgl. 

Mc.  12,  21) 
12,  23  +  ovv  post  avaöraosi  (aus  Mt.  22,  28  oder  Lc.  20,  33) 
12,  24  co  ajtoxoi&sig  ös  o  crjg  sutsv   avroig  1.  s<prj  avroig 

o  t?]Oovg  (aus  Mt.  22,  29) 
12,  26  co  rr]g  ßarov  wg  1.  rov  ßarov  Jtcog  (nach  Lc.  20,  37) 
12,  28  +  öiöaöxals  ante  Jioia  (aus  Mt.  22,  36) 
12,  29  co  ajzoxoi&sig  ös  o  ir\g  sutsv  1.  ajisxoidr)  o  irjöovg 

(nach  Lc.  10,  27) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  83 

Mc.  12,  29  +  avToi  posfc  eutsv  (aus  Mt.  22,  37) 

12,  30  +   avvTj    jtgoyr?]   evxolr]  post  iö%voq  öov  (nach  Mt. 

22,  38) 
12,  31  +  ofioia  ante  avr^  (xavrrj)  (nach  Mt.  22,  39) 
12,  32  >  «jreg  post  xalmg  pon.  (vgl.  Lc.  20,  39) 
12,  35  oo  ajr£y  1.  tleysv  (aus  Lc.  20,  41) 
12,  36  +  xai  ante  at>ros  (ovzoq)  (nach  Lc.  20,  42) 
*12,  40  cvd  xarsofriovöiv  1.  xazeöfrovreq  (aus  Lc.  20,  47;  D: 

12,  41   om  ßallu  usque  ad  jtXovöioi  (nach  Lc.  21,  1) 
12,  42  oo  de  1.  xai  (aus  Lc.  21,  2) 

12,  42  om  jtxor/j]  (wie  Lc.  21,  2) 

I  2,  44  -f-  oi>ro£  post  yaQ  (aus  Lc.  21,  4) 

13,  1   -f-  tou  LtQov  post  oixoöoftai  (aus  Mt.  24,  1) 

13,     2  ^  ctJioxQifreiq  ewtsv avroiql.  etJtev  avzm  (aus  Mt.24.2) 

13,     2  cxd  ßlsjtETB  1.  ßlejieiq  (aus  Mt.  24,  2) 

13,     2  -f-  «w/y^  2f/o?  vtusiv  post  oixoöof/aq  (aus  Mt.  24,  2) 

13,     2  ~  ZiOro  1.  ^ö-oj;  (aus  Lc.  21,  6) 

13,     3  <^  sjtrjQcoTCQV  1.  6Jt?]Q(ota  (vgl.  Lc.  21,  7) 

13,     5  <N3  xai  cutoxQideiq  o  irjq  euiev  avzoiq  1.  o  o°e  irjöovg 

?]Q^aro  Zeyeiv  avzoiq  (aus  Mt.  24,  4) 

13,     6  +  yaQ  post  jroXXoi  (vgl.  Mt.  24,  5  und  Lc.  21,  8) 

13,     6  om  ozi  (wie  Mt.  24,  5  und  Lc.  21,  8  (D  in  Lc:  add  ozi) 

13,     7  +  yaQ  post  de*  (aus  Mt,  24,  6  oder  Lc.  21,  9) 

L3,     8  cv3  sjic  1.  sjt  (wie  Mt.  24,  7) 

13,     8  ~  xai  1.  eöovzai  2°  (wie  Mt.  24,  7  und  Lc,  21,  11) 

13,     9  ine.  eiza  (vgl.  Mt.  24,  9:  zoze) 

13,  10  -f-  £V   xaöi    zoiq    s&vsöiv  post  evayyeXiov  (aus  Mr. 

24,  14) 

13,  15  -\-  xai  ante  o  (vgl.  Lc.  21,  21) 

13,  15  -f-  £iq  r?]v  otxeiav  post  xazaßazco  (nach  Mt,  24,  L8 

13,  16  om  eiq  za  (wie  Mt.  24,  IS) 

13,  17  om  de  (wie  Lc.  21,  23) 

L3,  19  om  rjv  exziöev  o  &6og  (wie  Mt.  24,  21 

13,  19  cx3  ovös  1.  xai  ov  (aus  Mt,  24,  21) 

L3,  21  ~  töov  1.  lös  (aus  Mt,  24,  23 

13,  21  +  i]  post  xQioroq  (aus   Mt.  24,  23 

13,  22  cv,  7«()  1.  de  (aus   Mt.  2  1.  24) 

13,  23  +   idov  post  ßXerreze  (aus  Mt  24,  25) 

6* 


84 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  13, 

25 

13, 

26 

13, 

27 

13, 

28 

13, 

29 

13, 

30 

*13, 

30 

13, 

31 

13, 

33 

13, 

34 

14, 

1 

14, 

1 

14, 

1 

14, 

3 

14, 

3 

14, 

3 

14,     4  ~ 


14 

4 

14. 

6 

14 

8 

14 

10 

14 

11 

14 

12 

14 

12 

14. 

16 

14. 

17 

14. 

20 

14. 

21 

14, 

21 

14. 

21 

14, 

24 

14, 

27 

14, 

27 

14. 

29 

oo  rwv  ovgavoov  1.  ai  ev  rote,  ovoavoig  (aus  Mt.  24,  29) 

p«ö  ent  rmv  vecpeloiv  1.  ev  ve<peXaig  (aus  Mt.  24,  30) 

ev?  axowv  1.  axgov  1°  (aus  Mt.  24,  31) 

-f-  Tjöi]  ante  eyyvq  (aus  Lc.  21,  30) 

-j-  jtavra  ante  ravra  (aus  Mt.  24,  33) 

<^  ecog  1.  fieygtg  (aus  Mt.  24,  34  oder  Lc.  21,  32) 

y>  Jiavra  ravra  (wie  Mt.  24,  34;  D:  ravra  jtavra, 

ebenso  Mt.  24,  33) 

oo  jtaoel&ooöLV  1.  nageXevOovrat  2°  (aus  Mt.  24,  35) 

-f-  ovv  post  ßlejtere  (aus  Mt.  24,  42) 

ev?  ajwörjuoDv  1.  aJioö?][ioq  (aus  Mt.  25,  14) 

om  xai  ra  aCvfta  (wie  Mt.  26,  2) 

-f-  xai  ante  ajzoxreivwöiv  (aus  Mt.  26,  4) 

om  ev  öolw  (wie  Lc.  22,  2) 

cv3  rov  irjv  1.  avrov  (aus  Mt.  26,  5) 

om  vagöov  jzLörixrjg  jtolvzeZovg  (wie  Mt.  26,  7) 

<^>  £jti    rrjg   xe^aZrjg    avrov  1.  avrov    ri]g  xttyalijg 

(aus  Mt.  26,  7) 

ol  de  [ladrjrat  avrov  öiejiovovvro  xai  eleyov  1. 
Tjöav  de  nveg  ayavaxrovvreg  Jtgog  eavrovg  (vgl. 
Mt.  26,  8) 

om  yeyovev  (wie  Mt.  26,  8) 
+  avroig  post  euzev  (aus  Mt.  26,  10) 
+  avrr\  post  eoyev  (aus  Mt.  26,  12) 
oo   ex  1.  eig  (nach  Lc.  22,  3) 
om  axovöavreg  (wie  Lc.  22,  5) 
om  avrov  (vgl.  Mt.  26,  17) 
+  ooi  post  eroLfiaöcofiev  (aus  Mt.  26,  17) 
oo  ejzotrjöav  1.  evQov  (vgl.  Mt.  26,  19) 
cv3  orptag  de  1.  xai  orpiag  (aus  Mt.  26,  20) 
+   ex  post  eig  (aus  Mt.  26,  21) 
om  ort  (wie  Mt.  26,  24) 

om  o  viog  rov  av&gamov  2°  (vgl.  Lc.  22,  22) 
-}-  rjv  post  xalov  (aus  Mt.  26,  24) 
>  ro  vjteg  jtollcov  eyyvvvonevov  (nach  Mt.  26,  28) 
oo  rore  1.  ^ou  (aus  Mt.  26,  31) 
+  v\ueig  post  jtavreg  (aus  Mt.  26,  31) 
cvd  ejcd    ov    öxavöaJaafrrjöofiai  1.  ov#   £/o?  (vgl.  Mt. 
26,  33) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten. 


85 


Mc.  14, 

30 

14, 

30 

14, 

32 

14, 

34 

14, 

35 

14, 

35 

14, 

36 

14, 

37 

14, 

38 

14, 

42 

14, 

43 

1  1. 

43 

14, 

1:5 

14, 

44 

14, 

44 

14, 

47 

14, 

50 

14, 

53 

14, 

54 

14, 

54 

14 


.).» 


14, 

58 

14, 

61 

1 1. 

62 

14, 

63 

14, 

64 

14, 

65 

1  1. 

65 

1  1. 

65 

1  I. 

66 

14, 

67 

1  1. 

68 

1  1. 

70 

14, 

7L 

om  öv  GtjfiEQov  (wie  Mi  26,  34) 

om  //  öig  (wie  Mt.  26,  34) 

<^>  avxoig  1.  roig   [la&tjraig  avxov  (wie  Lc.  22,  40) 

00  Tors  1.  xai  (vgl.  Mt.  26,  38) 

o-d  sjcsösv  etil  jiQoöcojiov  1.  eüiljzxiv  (aus  Mt.  26.  39) 

>>  iv a  post  eöxlv  pon.  (vgl.  Mt.  26,  39) 

^>  rovro  xo  jtoxtjQtov  (aus  Lc.  22,  42) 

es  löyvoaxE  1.  loyvöag  (nach  Mt.  26,  40) 

c^  eiaejLfrfjTe  1.  eX^re  (wie  Mt.  26,  41  und  Lc.  22. 46) 

>  //YYLX8V     O      JlCtQUÖlÖcOV     (IE     1.     O      JlCtQCtÖLÖOVg     {IE 

t]yyix£v  (nach  Mt.  26,  46) 

om  sv&vg  (wie  Mt.  26,  47) 

+  xoXvg  post  oylog  (aus  Mt.  26,  47) 

-f-  ajio  ante  xcov  yoafifiaxEcov  (aus  Mt.  26,  47) 

oo  eöcoxev  1.  öeöcoxel  (aus  Mt.  26,  48) 

c^  öt/fteiov  1.  ovöötjfiov  (aus  Mt.  26,  48) 

<^>  xai  xigl.Eig  Ö£  xig  xcov  jzaQeOTij/COTCQV  (ausMt.26,51) 

>  JtavxEg  Ecpvyov  (wie  Mt.  26,  56) 

^>  yoafifiaxEtg  xcu  jtQEößvxEooi  (wie  Mt.  26,  57) 

om  söco  (wie  Mt.  26,  58) 

oo  xafrrjiievog  1.  Ovvxa&miEvog  (vgl.  Mt.  26,  58  und 

Lc.  22,  55) 

cv3  iva  d-avaxcoöovoiv  1.  Eig  xo  d^avaxcoöat  (vgl.  Mt. 

26,  59) 

om  xovxov  (wie  Mt.  26,  61) 

cv>  xcu  Xeyei  avxco  o  aoyiEQEvg  1.  jialiv  o  aoyiEQtvj 

6Ji?jQcora    avxov   xcu   Zeytt  avxoj  (nach  Mt.  26.  63 

cv3  ajtoxQtdeig  Xsysi  avxco  1.  eltiev  (nach  Mt.  26,  64^ 

cv3  xtjv  ßZaO<pTj(uav  1.  x//g  ßXao<pr}(iiaq  (ausMt.  26, 65 

<^  öoxec  1.  cpaiVExcu  (aus  Mt.  26,  66) 

<^    EVJtXVELV    TCO    JIQOÖCQJZCO    CCVXOV   1.    EflJlXVElV   CiVTCO 

nach  Mt,  26,  67) 

oo  exolacftCov  1.  xoXacpiCEiv  (vgl.  Mt,  26,  r>7 

om  oi  vjiEQBxat  (wie  Mt.  26,  67) 

+  JtQog  avxov  post  EoyExai  (vgl.  Mt.  26,  6'.» 

^>  i?jv  xov  va^OQfjVOv  (vgl,  Mt.  26.  69) 

om  öü  (wie  Mt.  26,  70) 

<^  fjQvtjaccTo  1.  riQveiTO  (nach  Mt.  26,  72) 

om  tovtop  (wie  Mt,  26,  71) 


86 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mc.  15 

,  1 

15 

,  1 

15 

,  io 

15 

.  10 

15 

,  11 

15 

,  12 

15 

14 

*15 

,  14 

15 

15 

15 

15 

15 

17 

15 

19 

15. 

22 

15. 

22 

15. 

23 

15, 

23 

15. 

24 

15. 

24 

15. 

25 

15. 

26 

15. 

26 

15. 

27 

15 

27 

15. 

32 

15 

34 

15 

35 

15 

35 

15. 

36 

15 

36 

15. 

36 

15. 

36 

*15 

,  39 

15 

40 

15 

41 

15 

41 

+  xai  ante  örjöavxeq  (aus  Mt.  27,  2) 

+  eiq  xr\v  avXrjv  post  a7tr\yayov  (nach  Joh.  18,  28) 

cv3  7]6l  1.  eyivcoaxav  (aus  Mt.  27,  18) 

c^  jtagsöcoxav   1.    Jiagaöeöcoxeiöav    (aus  Mt.  27,  18) 

oo  ejtuöav  1.  avsöstöav  (aus  Mt.  27,  20) 

om  xaXcv  (wie  Mt.  27,  21) 

>>  xaxov  sjzoirjöev   (wie  Mt  27,  23  und  Lc  23,  22) 

oo  sxga^ov  1.  exga^av  (aus  Mt.  27,  23;  D:  8xga$av) 

om  ßovXotievoq    usque   ad  jiou]Oai  (wie  Mt.  27,  26) 

cvj  zov    ös  ü)V  cpXayeXXcoöaq  jzagsöcoxev  iva  oxrj  1. 

xcu  jtageöcoxsv  xov  irfiovv  cpgayeXXcooag  tva  oxav- 

gco&rj  (aus  Mt.  27,  26;  D:  Gxavgcoöovoiv  avxov) 

oo  ejiLTi&eaGLV  1.  jzegtxi&eaöiv  (vgl.  Mt.  27,  29) 

+  uq  ante  xr\v  (aus  Mt.  27,  30) 

oo  ayovoiv  1.  cpsgovoiv  (vgl.  Mt.  27,  31) 

^>  am  tojzov  yoXyo&a  (nach  Mt.  27,  33) 

-j-  jzelv  (=  jzieiv)  post  av xco  (aus  Mt.  27,  34) 

oo  xai  1.  oq  ös  (aus  Mt.  27,  34) 

cv3  oxavgcooavxeq  avxov  ötafiegiCovxai  1.  öxavgovöiv 

avrov  xai  öcafisgi^ovxac  (nach  Mt.  27,  35) 

om  xtq  xi  agrj  (wie  Mt.  27,  36) 

c^  tcpvXaööov  1.  eöxavgcooav  (vgl.  Mt.  27,  36:  exi]govv) 

cv3  r\v  ös  1.  xcu  r\v  (aus  Lc.  23,  38) 

+  ovzog  eöriv  post  sjuysygafifisvr)  (aus  Mt.  27,  37) 

cvj  oxavgovvxai  ß  Xrjoxai  I.  öTavQovötv  ovo  X?]6xaq 

(aus  Mt.  27,  38) 

om  avxov  (wie  Mt.  27,  38) 

+  avxco  post  jiiöxsvöcofisv  (vgl.  Mt.  27,  42) 

<^>  scpcovrjösv  1.  sßor\ösv  (nach  Lc.  23,  46) 

om  «de  (wie  Mt.  27,  47) 

-f-  ovxog  post  epcovst  (aus  Mt.  27,  47) 

-f-  xcu  ante  ögatucov  (aus  Mt.  27,  48) 

oo   a?  1.  ziq  (aus  Mt.  27,  48) 

c<o  jiXrjöaq  1.  ysfiiöaq  (aus  Mt.  27,  48) 

oo  «(£££  1.  acpsxs  (aus  Mt.  27,  49) 

>>  #u  wo?  (wie  Mt.  27,  54;  D:  vioq  &v) 

o^  tjv  1.  jwm  (wie  Mt.  27,  56) 

oo  rjxoXov&rjöav  1.  7]xoXov&ovv  (aus  Mt.  27,  55) 

om  *cu  öufxovovv  avxco  (wie  Lc.  23,  49) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  87 

Mc.  15,  43  cv.  yjZ&ev  1.  eX&cop  (aus  Mt.  27,  57) 

15,  46  ^  o  df  lojörjq)  1.  xca  (vgl.  Mt.  27.  59) 

1 5,  46  cv>  Xaßcov  1.  xci&eZcov  (nach  Mt.  27,  59;  D:  Jicioalaßcov) 

1 5,  46  cv  £ y  tco  kuvr]tu£io)  1.  £j;  /iptjfiart  (aus  Mt.  27,  60) 

15,  46  +  rrjg  ante  jieTQCtq  (vgl.  Mt.  27,  60) 

15,  46  cv  jiooöxvZiöag  1.  jiqoöexvXlOev  (wie  Mt.  27,  60) 

15,  46  -f-  xa*  ajirjZ&sv  post  [ivtjtu£iov  (nach  Mt.  27,  60) 

15,  47  cv  e&taöavTO  1.  eO-eojqovv  (nach  Lc.  23,  55) 

16,  4  cv  evqlöxovölv  1.  d-Ecooovoiv  (nach  Lc.  24,  2) 

16,  4  cv  anox.EX.vlioy.EVov  rov  Zi&ov  1.  otj  avaxexvZiOrac 

o  Zid-og  aus  Lc.  24,  2) 

16,  6  +  o  ayysZog  post  avroig  (aus  Mt.  28,  5) 

L6,  6  cv  (poßsioO-cu  1.  ex&afjßetö&e  (aus  Mt.  28,  5) 

16.  6  om  roy  vaCaorjvov  (wie  Mt.  28,  5) 

16,  6  cv  6f(?£rf  1.  «de  (aus  Mt.  28,  6) 

*16,  7  -f-  *dov  post  or*  (aus  Mt.  28.  7;  D  om  löov) 

HJ.  7  cv  ^  ].  c«;roz>  (aus  Mt.  28,  10) 

H).  7  cv  eiQtjxa  1.  ajrey  (nach  Mt.  28,  7) 

16.  8  cv  (poßoq  1.  rgofiog  (aus  Mt.  28,  8) 

Lc. 

Lc.      2,  39  +  xadcog  eqe&>i  öia  rov  jtQocpr/rov  ort  vcZcogaiog 
xZtjd-tjöETai  post  vaCctQed-  (nach  Mt.  2,  23) 
3,     8  cv  xctQjiov  a^tov  1.  xaojiovg  ctt-tovg  (aus  Mt.  3,  8) 
3,     9  om  xai  (wie  Mt.  3,  10) 

3,  16  cv  eyco  vtuag  ßajtriCco  ev  vöan  eig  [tEravoiav  o  de 

EQ/ofisvog  löxvQOTEQoq  (iov  eötlv  ov  1.  Eyco  [tsv  vöau 

ßctJiTiCco    vpag'   egzercu    öe    o    lö/VQOTSQog  tuov  ov 

(nach  Mt.  3,  11) 

3,  16  cv  rov  vjtoöt/f/azog  1.  rcov  vjioö?]ucctojv  (nach  Joh. 

1,  27) 
3,   17  cv  xcu  öiaxaQctQiEL  1.  diaxa&ancu  (aus  Mt.  3,  12) 
■  \.   17  om  avrov  post  ajto&fjxtjv  (wie  Mt.  3,  12) 
3,    17   cvj   top  iiev  öeitov  Ovva^ei  1.  ovraycr/i  ir   ror  oixov 

(aus  Mt  3,   12) 
3,  22  cv  eig  1.  ejt  (aus  Mc.  1,  10) 
3,  22  cv  £X  tov  1.  ££  (vgl.   Mt.  3,    17  und  Mc.   1,   II 
3,  23—31  cv  nach  Mt   I.  2  ff .     Siehe  oben  S.  9f 
1.     2  cv  ociTai'ct  1.  öiaßoZov  (aus  Mc,    I.   L3 


88 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Lc.  4, 

3 

4, 

4 

4, 

4 

4, 

4 

4, 

5 

4, 

5 

4, 

9 

4, 

11 

4, 

12 

4, 

16 

4, 

31 

33 

33 

33 
34 
34 
35 

37 

38 
38 
38 
40 

40 
41 
43 

43 
10 


5,  12 


<^>    iVa     OL     Xl&OL    OVTOl    O.QTOL    ySVWVTCU   1.    TCtf    Xl&oi 

rovrm  iva  ysvrjrai  agrog  (aus  Mt.  4,  3) 

cv>  ajzoxoifrecg  o  irjg  sluisv  1.  aJtsxgL&rj  ngog  avrov 

o  Lfjöovg  (nach  Mt.  4,  4) 

om  ort  (wie  Mt.  4,  4) 

-j-  aXX    sv    Jiavxi    or/f/au   &v   post  av&gowtog  (aus 

Mt.  4,  4) 

+  £jg  ogog  vipqXov  Xuav  post  avrov  (aus  Mt.  4,  8) 

^>  rov  xoöfiov  1.  r??§  OLxovfiev?]g  (aus  Mt.  4,  8) 

+  avrov  post  sorrjosv  (aus  Mt.  4,  6) 

om  otj  (wie  Mt,  4,  6) 

<^  o  irjg  eljzsv  avrco  ysygajirat   ovx  1.  ujisv  avroi 

o  u]6ovg  ort  uoi]rai  ovx  (vgl.  Mt.  4,  7) 

cv)  el&oop  6s  1.  XML  r,Xd-sv  (vgl.  Mt.  13,  54) 

+  ri)v    jcaga&aXaööLov    ev    ooiotg    ^aßovXwv    xai 

vs(p&aXst[i  post  yaXtXatag  (aus  Mt.  4,  13) 

cv>  ?]i>    ös  sv  rr]  övvaycoyr]  avOgwjtog  1.  xai    sv  rr\ 

övvaywyr/  ?jv  av&oa>jiog  (vgl.  Mc  1,  23) 

cv3  Jtva  öaifioviov    axa&agrov  1.  jrvevua    öatfiovwv 

axafragrov  (nach  Mc.  1,  23) 

-f-  Xsycov  post  ixsyaXi]  (aus  Mc.  1,  24) 

om  sa  (wie  Mc.  1,  24;  vgl.  Mt.  8,  29) 

+  mos  post  ?]fiag  (aus  Mt.  8,  29) 

+  avaxgayavoav    rs   post   (xsöov    (nach  Mc.  1,  26: 

<pojv?]  fisyaXrj;  D:  xga^ag) 

c^>  si-rjXfrsv  ?/  axotj  1.  sjtOQsvsro  r\ypg  (aus  Mc.  1,  28) 

cv3  r/X&sv  1.  elOtjX&sv  (vgl.  Mc.  1,  29) 

cv3  xarsxofisv?]  1.  Ovvsxofisvrj  (vgl.  Mc.  1,  30) 

+  xa<  avögaiov  post  öif/covog  (aus  Mc.  1,  29) 

oo  övOavrog  1.  övvovrog  (vgl.  Mc.  1,  32:  ort  tduöe^, 

d:  cum  occidjsset) 

cv3  scpsQov  1.  7]yayov  (aus  Mc.  1,  32;    D:    s<psgoöav) 

^>  ?]Ö£Löav  avrov  (wie  Mc.  1,  34) 

oo  aXXag   1.  srsgatg    (nach  Mc.  1,  38:    aXXaypv\  D 

om  aXXa^ov) 

cv3  ££g  touto  /ao  1.  ort    £jrt  rouro    (aus  Mc.  1,  38) 

cv3  jtot)]6G)  yag  vtuag  aXistg  avfrgojjtaiv  1.  «jro  rot; 

xn;y  avfrgatJtovg  so?]  C,wygwv  (nach  Mt.  4,  19) 

oo  Xsngog  1.  jiX?/g?jg  Xsjtgag  (wie  Mt.  8,  2  und  Mc.  1 ,  40) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten. 


89 


Lc.  5, 


12 
12 
13 

14 


5,  14 


19 


5, 

19 

5, 

20 

.">. 

20 

*5, 

20 

."). 

21 

5, 

21 

*5, 

21 

*5, 

22 

~>. 

22 

5, 

23 

5, 

24 

r>. 

21 

5, 

2  1 

5, 

25 

5, 

27 

oo    £Ji£Oi:V  1.  J18ÖOJV   (vgl.   Mt.  8,  2) 

om  eöerj&T)  (wie  Mt.  8,  2) 

cv;  exaO-aQioO-rj  1.  r\  Xtxoa   axt/Xdtv  an  avxov  (aus 

Mt,  8,  3;  vgl.  Mc.  1,  42) 

c^  aneX&e  1.  antX&oiv  (vgl.  Mt.  8,  4  und  Mc.  1,  44: 

vnaye) 

+  o  de  £§el$oiv  ?iq£(xto  xtjqvoöhv  xat  ötacp?/ [leitet v 

xov   Xoyov    coöxe  firjxexi  övvaodat  avrov  cpavegoig 

ug  noXtv  etosXOttv  aXXa  6§cö  r\v  sv  to/jftoig  xonotg 

xat    ovvt/Qyovxo    noog    avxov  xat  rjXO-tv  naXtv  ti- 

xarpaovaovfi  (nach  Mc.  1,  45 — 2,  1) 

<^  xat    anoöxeyaöavxeg    xovg   xeoafiovg  ojzov  r/v  1. 

öta  xcov  xtQafioov  (nach  Mc.  2,  4) 

oo  xov  xQaßaxxov  ovv  xoj  naoaXvxtxoj  1.  avxov  övv 

xw  xXtviöio)  (vgl.  Mc.  2,  4) 

oo  iöo)V  öe  tiyg  1.  xat  töcov  (vgl.  Mc.  2,  5) 

c^  Xeyet  xco  naoaXvxtxm  1.  etnsv  (wie  Mc.  2,  5) 

^  öov  at  a(.iaoxtat  1.  Oot  at  af/aoxiat  oov  (wie  Mc. 

2,  5  und  Mt.  9,  2;  D  in  Mt,:  oot  at  afiaoxtat) 

-\-  ev  xatg  xaoöiatg  avxcov  post  (paotöatot  (aus  Mc.  2.  6 

oo  xt  ovxog  XaXu  1.  xtg  eöxtv  ovxog  og  XaXet  (aus 

Mc.  2,  7) 

cv>  sig  1.  fiovog  (aus  Mc  2,  7;    D  om  eig,    d:    solus) 

oo  Xtyst    avxotg    1.  anoxotd-ttq    etnev    jtoog    avxovj 

(aus  Mc.  2,  8;  D:  etjrey  avxotg) 

+  novt/Qa  post  t>|MCOJ>  (aus  Mt,  9.  4) 

cv3  öov  «t  afiaoxtat  1.  tfot  ca  attaoxtat  oov  (wie  Mt. 

9,  5  und  Mc.  2,  9;  D  in  Mc:  oot  at  auaoxtat:  vgL 

Lc  5,  20  in  D) 

>  oxi  sZovötav    exH    °    Vl°?    T0V    ccvO-qo.tov     wie 

Mc  2,  10) 

<^>  Xeytt  xoo  xaoaXvxixm  1.  emev  xco  naoaXsXvinvo} 

(wie  Mc.  2,  10  und  Mt.  9,  6 

cv>  aoov   xov   XQaßaxxov  oov  xat  1.  aoaq  ro  xXtn- 

öiov  öov  (nach  M<\  2.    II 

c^  xtjv  xXuvtjv  1.  £<p  o  xaTixiiTo  [nach  Mt.  9,  6) 

oo  xat  eXiUor  .laXiv  nana  zi\v  OaXaooav  xov  exa- 

xoXovüowxa   avro    oy/.ov  ediöaöxsv  xat  xaQaywv 

etÖLv  Xtvti  tov  tov  aXtpaiov  xathiiievov  1.  xc.t  ptexa 


90  H-  J-  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

ravra  et-?]X&ev  xai  e&eaGaro  reXciwjv  ovoparL  XeveLV 

xafrr/fievov  (nach  Mc.  2,  13) 
La  5,  27  c^  XeyeL  1.  eLJiev  (wie  Mc.  2,  14  und  Mt.  9,  9) 

5,  29  cv^  avaxeLfievmv  1.  xaraxei[i£V0L  (vgl.  Mc.  2,  15  und 

Mt.  9,  10) 
5,  30  ^>  eyovyvZ^ov  post  ygafiftareig  pon.  (vgl.  Mc.  2,  16) 
5,  32  ex,  nl&ov  1.  sXyfiv&a  (wie  Mc.  2,  17  und  Mt  9,  13) 
5,  33  +  öia  xt  post  avrov  (wie  Mc.  2,  18  und  Mt.  9,  14) 
5,  33  -f~  xcu  ol  (la&rjTai  rmv  tpaoLöaicov  post  iwavov  (aus 

Mc.  2,  18;  D  om  (la&rjTai) 
5,  33  orn    o^oicog   xai  ot  rojv  (paoiGaioDv  (wie  Mc.  2,  18) 
5,  33  cv3  ol  öe  fia&ijTai  Gov  ovöev  rovrcov  uiolovGlv  1.  ol 

öe  ool  sö&lovOlv  xaL  jclvovölv  (nach  Mt.  9,  14) 
5,  34  cxd  övvavraL  ol  vlol  tov  wvcpcovog  eg>  oGov  exovGLV 

top  vv[MpLov  [te&  eavrojv  vrjGreveLv  1.  övvaG&e  rovg 

VLOvg  tov    vv{i(pcovog   ev  co  o  vvficpLog   \ier  avrcov 

sgtlv   jiOL7]öaL    v?]Gt£Vö<xl    (nach  Mt.  9,  15;    exovGLV 

nach  Mc.  2,  19;  D  om) 
5,  38  oo  ßaXXovöLV  1.  ßXrfteov  (aus  Mt.  9,  17) 
5,  38  +  xaL  aficporeooL  rr/QovvraL  in  fine  (aus  Mt.  9,  17) 

5,  39  om  vers.  (wie  Mt.  9,  17  und  Mc.  2,  22) 

6,  1  ~  xml  eyevero  1.  eyevero  öe  (nach  Mc.  2,  23) 
6,     1  >  avrov  ante  ev  pon.  (nach  Mc.  2,  23) 

6,     1  -f-  rmv  ante  gjtoql{icqv  (wie  Mc.  2,  23  und  Mt.  12,  1) 
6,     1  ^  ot  öe  (la&r/raL  avrov  r/ot-avro  riXXeiv  1.  xcll  etlX- 

Xov  ol  fiafrtjtaL  avrov  (aus  Mt.  12,  1) 
6,     1  >>  tjG&lov  post  %£QGlv  pon.  (vgl.  Mt.  12,  1) 
6,     2  cv3  eXeyov  avrm  1.  emiav  (nach  Mc.  2,24;  D  om  avreo) 
6,     2  cx3  gtefe  rt  jiolovGlv  [ol  [la&rjTaL  aus  Mt.  12,  2]  rot? 

öaßßaöiv  o  ovx  et-eoriv  1.  rt  noieive  o  ovx  e^eörLV 

TOLg  GaßßaGLV  (nach  Mc.  2,  24) 
6,     3  cv^  öe  1.  xcll  (aus  Mt.  12,  3) 
*6,     3  ~  eXeyev  1.  etjrs^  (vgl.  Mc.  2,  25:  XeyeL;   D:  eLJiev) 

6,     3  ^>  offcroTS  1.  oixfe  (aus  Mc.  2,  25) 
*6,     3  ~  tfi>£>    cwro?  1.  fier    avrov    ovxeg    (vgl.  Mc.  2,  26; 

D:  //fr  avrov  ovreg  und  Mt.  12,  3) 
6,     4  om  Xaßow  (wie  Mt.  12,  4  und  Mc.  2,  26) 
6,     4  cx3  oig  1.  o^s  (vgl.  Mt.  12,  4:  avreo) 
6,     4  cv  £go*>  /y*;  1.  et-eöTLv  (nach  Mt.  12,  4) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  91 

Lc.  6,     4  ~  fiovoig  zotg    uqevgiv  1.  fiovovg  zovg  uoetg  (vgl. 

Mt.  12,  4) 
6,     6  cv  xac  EiGtXdovzog  avzov  jtaXiv  eig  zr\v  ovvayoy/jv 

öaßßazeo  ev  r\  r\v  avi)Q(OJiog  fy/oav  eymv  z//v  XiLQa 

1.  eyevezo    öe    ev    ezeooi    oaßßazoo   etoeX&eiv  avzov 

eig  zr\v  övvaycoytjv  xac  öidaoxeiv  xac  tjv  avftocojtoq 

exet  xat  r\  xHQ  avzov  //  dsgia  ?/v  &]Qa  (nach  Mc.  3,  1 

und  Mt.  12,  9) 
*6,     7  om  ev  (vgl.  Mt.  12,  10  und  Mc.  3,  2;  D  in  Mc.  add  ev) 
*6,     8  ^  Xeye  toj  ttjv  %eiQa  £X0VTL  £>llQav  L  eutev  öe  zw 

avöoi   reo    Zt/oav   t%ovTt    ztjv  %£ioa  (vgl.  Mc.  3,  3; 

D:  zg)  eyovzi  z/jv  x8l0a  e^r/Qa^evt/v) 
6,     9  +  oi  de  eöimjtwv  post  ajtoXeöai  (aus  Mc.  3,  4) 
6,  10  +  ev  ooytj  post  avzovg  [jtavzag]  (nach  Mc.  3,  5) 
6,  10  ^  Xeyei  zw  avfrowjiw  1.  euiev  avzw  (wie  Mc.  3.  5 

und  Mt.  12,  13) 
6,  10  cx^  xac  e^ezeivev  1.  o  de  ejtoujöev  (wie  Mc.  3,  5  und 

Mt.  12,  13) 
6,  10  +  ojg  xcu  r)  aXZtj  post  avzov  (nach  Mt.  12,   13) 
6,  11  cn3  jicog    ajtoXeowöiv    avzov  1.  zi    av  jroc7]6aiev  reo 

ifjöov  (vgl.  Mt,  12,  14  und  Mc.  3,  6) 
6,  14  +  jzqcqzov  ante  ötuwva  (nach  Mt.  10,  2) 
6,  14  +  zov  adeXcpov  avzov  post  iwavt/v  (aus  Mt.  10,  2) 
0,  14  +  ovg  ejtwvo{uaöev   ßoavt/oyeg    o   eoztv  vioi   ßoov- 

zrje  post  adeXcpov  avzov  (nach  Mc.  3,  17) 
6,  15  +  zov    ejtixaXoi\uevov    dvdviiov   post   frcofiav    (aus 

Joh.  11,  16) 
6,  15  +  zov  zov  ante  aXcpatov  (aus  Mc.  3,  18) 
6,   16  +  xat  ante  eyevezo  (aus  Mc,  3,   19) 
6,  22  c^;  evexev  1.  evexa  (aus  Mt.  5,  11) 
6,  23  cv>  ozi  1.  tdov  yao  (aus  Mt.  5,  12) 
6,  28  <^>  vjren  1.  Jt£QL  (aus  Mt.  5,  44) 
C),  29  +  avzw  post  jtaoexe  (aus  Mt.  5,  39) 
6,  30  +  zw  ante  aizovvzt  (aus  Mt.  5,  42) 
6,  31  om  ofiouoq  (vgl.  Mt.  7.  12) 

l),  32  +   zovzo  jzoiovöiv  post  apaQTwZot  (vgL   Mt.  5,    16] 
6,  37  om  xai  in  princ.  (wie   Mt.  7.   1) 
6,  37  cv>  tva  l#  xcu  ov  (aus  Mt    7<  i) 

6,  41   c>o  ooj  1.  idiw  (aus  Mt.  7.  3) 


92 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Lc.  6.  42   -|-  rj  ante  Jioog  (aus  Mt.  7,  4) 

6,  42  om  aöeXye  (wie  Mt.  7,  4) 

6,  42  cv3  ex  xov  o<pfra2.kuov  oov  xai  idov  i)  öoxog  ev  xw 
Ood  o<pd°al[io)  vjtoxecxat  1.  xo  ev  xco  ocp&alfico  oov, 
avroq  x?jv  ev  xo  ocp&aX^oj  oov  öoxov  ov  ßXejimv 
(aus  Mt.  7,  4) 

6,  42  cv3  exßaXeiv  ro  xag<pog  ex  rov  ocp&aXfiov  rov  aöeX- 
<pov  oov  1.  ro  xagtpog  ro  ev  reo  ocpfraXfia)  rov 
aötXtpov  oov  exßaXeiv  (aus  Mt.  7,  5) 

6,  43  om  yag  (wie  Mt.  7,  18) 

6,    43    c>o    YMQJtOVQ  OaJTQOVQ  1.  7CCLQJIOV  OO.JIQOV  (vgl.  Mt.  7,  17) 

6,  43  om  jiaXiv  (wie  Mt.  7,  18) 

6,  43  cv3  xagjtovg  xaXovg  1.  xagnov  xaXov  (aus  Mt.  7,  17) 
6,  44  cv3  xagnov  avxov  1.  iöiov  xagnov  (vgl.  Mt.  7,  16) 
6,  46  oo  Xeyexac  1.  xaXeixe  (vgl.  Mt.  7,  21) 

6,  48  c^  xefrefieXiooxo  yag  em  xr\v  jiexgav  1.  &a  xo  xaXojg 

oixodofjrjofrat  avxrjv  (aus  Mt.  7,  25) 

7,  1  cn3  ttcu  eyevexo  oxe  exeX?]Oev  xavxa  1.  ejteiöij  ejtXt/- 

Qcoöev  xavxa  (aus  Mt.  7,  28) 
7,     2  cv}  rig  (==  jra^;    d:  puer)  1.  öovXog  nach  Joh.  4,  51 

D:  viog]  oder  Mt.  8,  6  [D  hiat]) 
7,     6  ^>  ei[ii  ixavog  (wie  Mt.  8,  8) 
7,     6  >  fiov  vjto  xtjv  oxeyrjv  (wie  Mt.  8,  8) 
7,     7  c^  ia&i)OexaL  1.  ia&?/xo)  (aus  Mt.  8,  8) 
7,     8  cvj  jtOQevov  1.  jioQevfrrjXi  (aus  Joh.  4,  50) 
7,     9  om  cwroz;  (wie  Mt.  8,  10) 
7,     9  >>  ajre^  tg?  axoXovfrovvxt,  (vgl.  Mt.  8,  10) 
7,     9  om  «ütcö  (wie  Mt.  8,  10) 
7,     9  +  afi?/v  ante  Xeyco  (aus  Mt.  8,  10) 
7,  10  +  öovXoi  post  jiefKpfrevxeg  (aus  Joh.  4,  51) 
7,  10  cv3  ao&evovvxa  1.  öovXov  (vgl.  Joh.  4,  46) 
7,  19  om  was  (wie  Mi  11,  2) 
7,  19  ex,  Xeyet  1.  *£/«»*>  (vgl.  Mt,  11,  3) 
7,  19  +  a*rra>  post  eutaxe  (D)  (aus  Mt.  11,  3) 
7,  20  cn3  exegov  1.  a^2oz;  (aus  Mt,  11,  3) 
7,  24  cv>  rotg  oyXotg  1.  jrpos  rot;g  oyXovg  (nach  Mt.  11,  7) 
7,  28  +  rov  ßajtxiöxov  post  icoavov  (aus  Mt,  11,  11) 
7,  32  +  r?/  ante  ayoga  (vgl.  Mt.  11,  16) 
7,  33  om  agxov  et  ot^o^  (wie  Mt.  11,  18) 


Lc.  7 

8 


§  4.  Liste  der  harrnonistischen  Lesarten.  93 

35  om  jzavxcov  (wie  Mt.  11,  19) 


4  +  jtQog    avTovg   ante    ts}l^ev   (vgl.  Mt.  13,  3   und 

Mc.  4,  2) 
8,     5  om  zov  (wie  Mc.  4,  3) 
8,     5  om  avxov  (wie  Mc.  4,  4) 
8,     5  om  zov  ovqüvov  (wie  Mt.  13,  4  und  Mc.  4,  4;  D  in 

Mc.  add:  zov  ovoavov) 
8,     0  cv  aXXo  1.  ezeoov  (nach  Mc.  4,  5) 
8,     7  ~  aXXo  1.  sztoov  (aus  Mc.  4,  7) 
8,     8  cv,  tJii  1.  ug  (nach  Mt,  13,  8) 
8,     8  +  xat  xaXtjv  post  ayadt/v  (aus  Mt.  13,  8) 
8,  10  ^  uög)ölv  1.  ßkejtmoiv  (vgl.  Mt,  13,  14) 
8,  13  om  ovtol  (wie  Mc.  4,  17) 
8,  15  cv  sie  zt/v  xahjv  y?]v  1.  ev  xr\  xaXtj  yr\  (vgl.  Mt,  13,23 

und  Mc.  4,  20) 
8,  16  +  t//c  ante  xXtvt/g  vgl.  Mc.  4,  21) 
8,  16   cv  xt/v  Xvyytav  1.  Xvyjnag  (aus  Mc  4.  21) 
8,  17  cv  aXXa  tva  1.  o  ov  \nq  (aus  Mc.  4,  22) 
8,  20  >  £$,a>  eGTTjxaöiv  (vgl.  Mc.  3,  31) 
S.  20  cv  Ct/zovvzsg  öe  1.  töetv  &eXovz£g  6t  (vgl.  Mc.  3,  32 

und  Mt.  12,  47) 
8,  21  cv  avroig  1.  jzoog  avzovg  (aus  Mc.  3,  33) 
8,  21  cv  /j    hht7]q   fiov   xat  ot  aötXcpot  1.  (ArjTTjQ  kuov  xat 

aöbXcpoi  (aus  Mc  3,  33) 
S,  23  +  jtoXXrj  post  aveftov  (vgl.  Mt.  8,  24  und  Mc.  4.  37) 
8,  24   cv  xs  x~e  1.  ejitozaza  ejztözaxa  (nach  Mt.  8,  25^ 
8,  24  cv  eytQ&eiq  1.  ötsyeo&stg  (wie  Mt.  8,  26) 
8,  27   -f-  «uto9  post  vjr?]vrr]ösv  (aus  Mt.  8.  2S  oder  Mc  5,  2^ 
8,  27  om  zig  (wie  Mc  5,  2) 
8,  27  cv  oq  Et%ev  1.  f^cur  (wie  Mc  5,  3) 
S,  27   cv  ftvtjutiotQ  1.  jiPfjuaöiv  (vgl.  Mr.  5,  2) 
8,  28  om  jrooösjisosv  avzm  xat  (vgl.  Mc  5.  7  und  Mt.  8,  29' 
8,  28  om  *//öot>  (wie  Mt.  8,  29) 
8,  29  cv  tXtysv  1.  jranf/yytXXev  (nach   Mc  5,  s 
8,  29  cv  egfjlfo  1.  egeAfos*  (nach  Mc  5,  8 
8,  ;M>   -1-   OVOfia  (lot  post  Xtytor  (aus  Mc   5,  9 
S.  30  cv  jroJUa   ya@    ijöav    öaifiovia  1.  or/  sictjXd-ev  öai~ 

uo)'ia  JtoXXa  Siq  avror   (vgl.  Mc   5.  9 
S.  32  cv  ror:  /o/(*oiv  1.  exsivovq  (aus  Mc.  5,   12 


94  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Lc,  8,  35  +  ex  rrjq  jtolemg  post  de  (nach  Mt.  8,  34) 
8,  35  cvd  &£WQr}OavTwv  1.  ideip  (nach  Mc.  5,  15) 
8,  35  cv3  dacfioviCofisvov  1.  av&QWJiov  a<p   ov  ra  dcufiopia 

e£-?]X&ep  (aus  Mc.  5,  15) 
8,  42  om  mg  (wie  Mc.  5,  42) 
8,  44  om  tov  xoaöJteöov  (wie  Mc.  5,  27) 
8,  45  c\3  o  de  irjg  ypovg  ttjp  et-elfrovöap  eg  ccvtov  övpaf/ip 

sjrrjQcora  Tig  fiov  7]ipaxo  1.  xai  euiep  o  irjöovg'  Tig 

o  axpafisvog  ^iov  (vgl.  Mc.  5,  30) 
8,  45  -f-  xai    leyeig    Tig    [iov    rpparo   post   axo&lißovöip 

(aus  Mc.  5,  31) 
8,  46  cv3  e^el&ovöap  1.  et-efo]Zvdviap  (nach  Mc.  5,  30) 
8,  49  cv>  egyoPTai  ajto  tov  aoyiövpaycoyov  XeyoPTegl.eoye- 

xai  xig  jtaga  tov  aoyiövpaymyov  Xeyojp  (aus  Mc.  5,  35) 
8,  50  +  top  loyov  post  axovoag  (aus  Mc.  5,  36) 
8,  50  -f-  Xeycop  post  avTco  (nach  Mc.  5,  36) 
8,  50  <^>  jttörev'e  1.  jiiorevöop  (aus  Mc.  5,  36) 
8,  51  cv3   rov  xogaöiov  1.  r?]g  jtatöog  (nach  Mt.  9,  24  oder 

Mc.  5,  42) 
8,  52  cv3  ov  yao  1.  ovx  (aus  Mt.  9,  24) 

8,  55  >  öo&rjvai  avrr]  (wie  Mc.  5,  43;  D:  öovvai) 

9,  2   -f-  xovg  aö&svsig  post  taö&ai  (nach  Mt.  10,  8) 
9,     5  cv.  ex  1.  ajto  (vgl.  Mt.  10,  14:  e^co) 

9,     5  cv3  sxzsLva^aTs  rov  xopioqtop  toop  jtoöcop  vfiwp  1. 

top  xopioqtop  ano  rcop  jioöcop  vficop  ajtoTiPaööere 

(nach  Mt,  1.0,  14) 
9,     8  ~  aXXoi  1.  allcop  (aus  Mc.  6,  15) 
9,  10  ^  aP£X(DQrjö£P  1.  vjteycoQrjoep  (aus  Mt.  14,  13) 
9,  12  +  zovg  ante  aygovg  (aus  Mc.  6,  36) 
9,  13  >  Vfisig  (paynp  (wie  Mt.  14,  16  und  Mc.  6,  37) 
9,  13  >  jispTs  ccqtoc  xai  ovo  ry&veg  (nach  Mt.  14,  17) 
9,  16  cv3  xoig  oyloig  1.  reo  oyXco  (aus  Mt.  14,  19) 
9,  17  cvd  tcop  ].  avroig  (aus  Mt.  14,  20) 
*9,  18  >  Xsyovöip  oi  oyloi  (nach  Mc.  8,  27  oder  Mt.  16,  13; 

D  in  Mt.:  oi  ap&gcojioi  Zeyovöip) 
9,  19  cv>  r\  spa  tcop  jrgocprjTOjp  1.  alloi  de  ort  jrgocpTjrrjg 

ng  rcop  agyaicop  clpsött]  (aus  Mt.  16,  14) 
9,  20  cvd  anoxgi&eig  öe  o  JisTQog  1.  jeergog  öe  ajroxgifreig 

(vgl.  Mt.  16,  16) 


§  4.  Liste  der  harnionistischen  Lesarten.  95 

Lc.  9,  20  -f-  viov  post  xqiötov  (nach  Mt.  16,  16) 
9,  22  cvd  vjio  1.  ajto  (aus  Mc.  8,  31) 

9,  22  c^   usfr    rjfisoag   TQSiq  avaörrjvat  1.  rr\  xQtrrj  TjfiSQa 
EyEQ&r/vai  (nach  Mc.  8,  31) 
*9,  25  cv^  G)(peXei  av&oauzov  xegörjocu  1.  axpileiTai  av&ooi- 
jiog  xtgörjoag  (aus  Mc.  8,  36;  D:  oxpEXr/öEi  rov  av- 

&QCOJZOV    SCCV    XEQÖt/ö?]) 

*9,  25  ^  C)rjiuioj&'7]vai  1.  Ct/fiicod-ELg  (aus  Mc.  8,  36;  D:  &?- 

(Umdlj) 

9,  26  +  avtov  post  jtargog  (aus  Mt.  16,  27  oder  Mc.  8,  38) 
*9,  27  +  ort  ante  alrjfrcaq  (aus  Mt,  16,  28;  vgl.  Mc.  9.  1; 
D  in  Mt.  om  on) 
9,  27  cv>  09c^£  Eörmrwv  1.  avrov  eöttjxotcov  (aus  Mt.  16,  28) 
9,  27   c>o   ro^  woi>  tov  avdnmjzov    BQXOflEVOV  ev  rr\  öo^r] 
avrov  1.  t//j;  ßaötXsiav  tov  &eov  (nach  Mt.  16,  28) 
9,  28  >  xai  laxmßov  xai  imavr\v  (wie  Mt.  1 7. 1  und  Mc.  9.  2 
9,  33  c^  reo«  £^v  1.  jigoq  tov  ujöovv  (aus  Mt.  17,  4) 
9,  33  cv3  &eXek;  jzou]6co  coöe  rosig  öx?]vag  1.  xai  jzoujöoj- 
(iev  ox)jvag  TQEig  (aus  Mt,  17,  4) 
*9,  34  cv3  EJtEöxiaöEv  1.  EjiEGxia^sv  (aus  Mt.  17,  5;  D:  ejze- 
öxiaZEv) 
9,  35  cv3  ayajztjroq    ev    cq  t/vöoxrjoa   cixovete  avrov  1.  ex- 

XtXsykuEvog  avrov  axovsrE  (aus  Mt.  17,  5) 
9,  38  ^  sjcißXEipov  1.  EJctßXEXpat  (nach  Mt.  17,  15:  eXe))öov) 
9,  39  c^>  QtjoasL  1.  *(>a£;£*  (nach  Mc.  9,  18) 
9,  45  cx>  £jiEQa>r?]öai  1.  £Qcor?]öai  (aus  Mc.  9,  32) 
9,  48  om  «vro/s  (wie  Mt.  18,  3 
9,  50  om  üiooq  avrov  (wie  Mc.  9.  39) 
9,  50  +  o  aute  irjoovg  (nach  Mc  9,  39) 
*9,  50  -{-  avrov  post  xcoXvete  (wie  Mc.  9,  39;  D  om  «uror) 
9,  60  cv  o  de  eljiev  1.  f^jrer  de  (vgl.  Mt.  S.  22 
9,  62  cx>  o  ös  ujg   eljiev    arrc)  1.  Ecjrev   de  .t(>o-'  avrov  o 
irjöovq  (aus  Mt,  S,  22) 
'  10,     3  +  syco  post  idov  (aus  Mt.   10.  KV 
L0,     6  cv>   EjaOTgsif'EL     fj    UQflvr]    vuoi'    1.    avaxafltpei    (vgl, 

Mt.   10,    l:i 
10,     9  oo  aöfrEVOwrac   1.  aoihru-  \\\;\c\\  Mt.    10,  8) 
10,  10  c^  öst-covrai  1.  öexcovrat  (ygL  Mt,   10.  14) 


96  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Lc.  10,  23  +  xai  axovovxsg  a  axovsxs  post  ßXsjtsxs  (nach  Mt. 
13,  17) 
10,  24  om  xai  ßaöiXsig  (wie  Mt.  13,  17) 
10,  25  >  xig  voiiixog  (vgl.  Mt.  22,  35  und  Mc.  12,  28) 
*10,  25  om  öiöaöxaXs  (wie  Mc.  12,  28;  D  add  öiöaöxaXs) 

10,  27  cx3  ev    oXi]    x?]    xaoöia  1.  s$,  oXrjg    x?]g  xaoöiag  (aus 

Mt.  22,  37) 

11,  2  -\-  firj  ßaxxoXoysixs  cog  oi  Zouzot  öoxovöiv  yao  xivsg 

oxi  sv  xi]  JcoXvXoysia  avxcov  siöaxovöO-rjOovzai  post 

jtQoösvxrjö&s  nach  Mt.  6,  7) 
11,     2  +  7][ia)v  o  sv  xoig  ovgavoig  post  jraxsg  (aus  Mt.  6,  9) 
11,     2   4-  ysvrjfr?]xco  xo  &sXt]iua  Oov  cog  sv  ovqccvcq  xai  sjii 

yr]g  post  ßaöiXsia  [oov]  (nach  Mt.  6,  10) 

11,       3    ~    ÖOg    9]flSLV    67]£l£QOV    1.  ÖlÖöV    /]fliV    XO    XO.&    7][iSQaV 

(aus  Mt.  6,  11) 
11,     4  cv  Tß  ocpiXsiiaxa  ?]ficov  cog  xai  7]fisig  acpsioiisv  xoig 

ocpsilsxaig  t]ficov  1.    xag    aiuaoxiag    7](icov,    xai    yao 

avxoi  apiofisv  Jtavxi  ocpsiXovxi  rjfiiv  (nach  Mt.  6,  12) 
11,     4  +  aXXa   gvöai    ?]tuag    ano    xov   Jtovrjgov  post  nsi- 

gaöfiov  (nach  Mt.  6,  13)     , 

11,    11    oo    Tig  1.   nva   (vgl.   Mt.   7,   9) 

11,  11  +  aix?]ösi  post  ix&vv  (aus  Mt.  7,  10) 

11,  13  cv3  ovxsg  1.  vnaQXovxsg  (aus  Mt.  7,  11) 

11,  13  ev?  ayadov  öoLua  1.  Jtvsv/ua  ayiov  (vgl.  Mt.  7,  11) 

11,  14  ine.  xavxa  ös  suiovxog  avxov  JcooocpsQsxs  avxco  öai- 

fiovi^ofisvog  xojcpog  (nach  Mt.  12,  22) 
11,  14  cvd  navxsg  1.  oi  oxXoi  (aus  Mt,  12,  23) 
11,  15  oo  xai  xivsg  1.  xivsg  ös  (vgl.  Mc.  3,  22) 
11,  15  om  xeo  ante  agyovxi  (wie  Mt.  12,  24) 
11,  15  +  in  fine:  o  ös  ajtoxgi&sig  SiJtsv  üicog  övvaxai  Oa- 

xavag  öavav.  sxßaXsiv  (nach  Mc.  3,  23) 
11,  18  cv3  ov  1.  jtcog  (aus  Mc.  3,  26;  vgl.  Mt.  12,  25) 
11,  24  +  ös  post  oxav  (aas  Mt.  12,  43) 
11,  26  >  sjtxa  Jtvsviuaxa  (nach  Mt.  12,  45) 
11,  29  cx3  sjcsi^zsi  1.  C,?]xsi  (aus  Mt.  12,  39) 
11,  30  +  in  ßne:  *«*  xa&cog  icovag  sv  xi]  xoiXia  xov  xr\- 

xovg    sysvsxo    xoig  rjfisgag  xai  xgsig  vvxxag  ovxcog 

xai  o  viog  xov  avfrgcojtov  sv  xi]  y?]  (nach  Mt.  12,  40) 
11,  34  >  7]  ante  o  ocp&aXiiog  2°  pon.  (aus  Mt,  6,  22) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  97 

Lc.    11,  34  +  eoxiv  post  öxoxuvov  (vgl.  Mi  6,  23:  eöxat;  D  hiat) 
11,  35.  36  sie:  sc  ovv  xo  tpwg  xo  sv  öoe  öxoxog  xo  oxoxog 

jioöov  (aus  Mt,  6,  23) 
\  1,  39  +  vjioxgixai  post  gxxQiöawi  (aus  Mt.  23,  25) 
11,  43  c^>  (paQiöaioi  1.  xoig  cpagiöaioig  (nach  Mt.  23,  25) 
11,  43  -j-  xai  Jigcoxoxlioiag  ev  xoig  öeutvoig  post  ayogaig 

(nach  Mt.  23,  6) 
11,  44  -f-  yga/ufiaxeig  xai  (pagiöaioi  post  vkuiv  (ausMt.  23,  27) 
11,  48  cv  [laQxvoeixe  1.  fiagxvgsg  eöxe  (aus  Mt.  23,  31) 
11,  49  om  xai  rj  oo(pia  xov  &sov  eijcsv  (wie  Mt.  23,  34) 
*11,  49  cnd    ajtooxsXXco   L    ajcoöxsXco    (wie   Mt.  23,   34;   D: 

ajiooxeXco;  d:  mitto) 
11,  51  +  viov  ßagaxsiov  post  Caxagiov  (aus  Mt.  23,  35) 
11,  51  c>o  ov  txpovevoav  1.  xov  aJioXoiizvov  (nach  Mt.  23,35) 

11,  5  t  ^  vaov  1.  olxov  (aus  Mt.  23,  35) 

12,  2  c^  7ag  1.  de  (aus  Mt.  10,  26) 

12,     2  cn3  ov  (pavegw&rjötxai  1.  ovx  axoxaXv(pO-7]öexai  (nach 

Mc.  4,  22) 
12,     4  +  xr\v    öe    rpvxt/v   [M]    öwaiuevcov    anoxxeivai  post 

ocofia  (aus  Mt.  10,  28;   D  statt  ajioxxeivai:  6<pa^ai) 
1  12,     6  cvj  jtmXeixai  1.  jioXovvxai  (aus  Mt.  10,  29;  D:  jcoj- 

Xovvxai) 
12,     7  cv>  ?]gtO'iuf]fj£vat  eiöiv  [irj  ovv  1.  rjgid-^7]vxai  fit]  (aus 

Mt.  10,  30) 
12.     7  -f-  vfieig  post  6ia(pegexe  (aus  Mt.  10,  31) 
12,     9  cv?  evjigoo&ev  (bis)  1.  evwmov  (bis)  (aus  Mt.  10,  33) 
12,     9  ~  agvr]&r]ö£Tai   1.  ajtagv7]&t]öexai    (aus  Mt.  10,  33) 
12,  10  +  av  post  os  (aus  Mt,  10,  33) 
12,  10  >  eig  de  xo  Jtva  xo  ayiov  (wie  Mc.  3,  29) 
*12,  10  -j-  in  fine:    ovxe    ev  xm   aicovi   xovxco   ovxe  ev  xeo 

HeXXovxi  (nach  Mt.  12,  32;  D  om) 

11.  11   cv>  Biq  1.  €Jtc  (aus  Mc.  13,  9) 

12,  11  ~  jtgofiegi/uvaxe    1.   (uegtiuv/jO?]xe  (nach  Mc.  13.   1  L) 
12.  24  cv  xa   jzereiva    xov    ovgavov  1.  xovg    xogaxag    (aus 

Mt.  6,  26) 
12,  24  c^   avxa  1.  avrovg  (aus  Mt.  6.  26) 
12.  24  cv3  ovxi  1.  Jtooco  fiaXXov  (vgl.  Mt.  6,  26) 
1 2,  26  c>o  xat  1.  ei  ovv  ovöe  eXaxiGxov  övvaöfre  ^aus  Mt.  6.  28 
1 2.  26  >>  Tt  post  Xourcov  pon.  (wie  Mt,  6,  28) 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.  36,1a.  7 


98  H.  J.  Vogek,  Codex  Cantabrigiensis. 

Lc.  12,  27  +  on  post  vy.iv  (aus  Mt.  6,  29) 

12,  28  cv>  xov  xoqtov  rov  ayoov  örjyeoov  ovra  1.  sv  ayow 

rov  xoqtov  ovra  Grjyeoov  (aus  Mt.  6,  30) 
12,  29  cv.  rj  1.  xai  2°  (aus  Mt.  6,  31) 
12,  30  cv3  oiöev   yag    o   jtarrjQ  vycov  1.  vycov  öe  o  JtarrjQ 

oiöev  (aus  Mt.  6,  32) 
12,  31  cv^  ^rjZHTe  ös  1.  üiXr\v  tyrsirs  (aus  Mt.  6,  33) 
12,  31  -j-  Jtavra  post  ravra  (aus  Mt.  6,  33) 
12,  34  >  erat  (=  sOrat)  post  e^et  pon.  (wie  Mt.  6,  21) 
12,  40  +  rj  ante  ov  (aus  Mt.  24,  44) 
12,  44  cv>   ayrjv  1.  atyd-coq  (aus  Mt.  24,  47) 
12,  51  cv,  aUa  1.  a^'  fj  (vgl.  Mt.  10,  34) 
12,  53  +  avxov  post  jtarot  (aus  Mt.  10,  35) 
12,  56  -f-  //£^  ante  jzqoGcojzov  (aus  Mt.  16,  3) 

12,  59  cv>  ajioöoig   rov   eöxccrov  xodgavrrjv  1.  to   ectyatw 

Zsjitov  ajtoöoog  (aus  Mt.  5,  26) 

13,  19  cv3  auroi;  1.  savrov  (aus  Mt.  13,  31) 
13,  19  om  sig  2°  (wie  Mt.  13,  32) 

13,  19  ~  Vjto  1.  av  (vgl.  Mc.  4,  32) 

13,  24  c^  £vq?]öovölv  1.  löxvöovötv  (vgl.  Mt.  7,  14) 

13,  25  -f-  £e  post  xvqls  (aus  Mt.  7,  22) 

13,  27  cv,  ov öejtore  blöov  vyag  1.  ot>x  o«da  Jtofrev  eöre  (vgl. 

Mt,  7,  23) 
13,  27  cv,  avoyiag  1.  aötxiag  (aus  Mt.  7,  23) 
13,  34  cv,  za    voööia    avrr\g   1.    r^^    savrrjg    voööiav    (wie 

Mt.  23,  37) 

13,  35  >  ye  iö?]rs  (wie  Mt.  23,  39) 

*14,     5  +  fg  post  nvog  (nach  Mt.  12,  11;  D:  ev) 

14,  5  cv)  jigoßarov  1.  wo$  (aus  Mt.  12,  11) 

14,     5  cv,  evjieöeiTcu  1.  Jtsösirai  (nach  Mt.  12,  11) 

14,     d  ^>  rrj  TjysQa  xov  GctßßaTOV  post  evjteostrac  pon.  (vgl. 

Mt.  12,  11) 

14,  16  cv,  sjcoiTjöev  1.  £jro£££  (aus  Mt.  22,  2) 

14,  17  +  jtavra  ante  eroiya  (aus  Mt.  22,  4) 

14,  27  cv,  xai  og  1.  oör^  (nach  Mt.  10,  38) 

14,  27  cv,  avxov  1.  savrov  (wie  Mt.  10,  38) 

14,  34  om  ovv  (wie  Mc.  9,  50) 

15,  4  cv>  apirjOL  1.  xaralujiu  (nach  Mt.  18,  12) 
15,     4  +  ^t££  ante  ecog  (aus  Mt.  18,  12) 


§  4.  Liste  der  harraonistischen  Lesarten. 


99 


Lc.  16,  16 


16, 

18 

16, 

21 

17, 

1 

17, 

2 

17, 

2 

17, 

6 

17. 

6 

IT. 

6 

17, 

21 

17, 

24 

17. 

31 

17, 

33 

17, 

34 

17, 

34 

17, 

35 

17, 

35 

17 

18 
18 
IS 

18 


37 

L5 

18 

19 

21) 


L8, 

21 

18, 

22 

18, 

2  1 

18, 

25 

is. 

27 

18, 

29 

cv,  eojq  imavov  sTrQocp/jrevöav  1.  {isync   icoavov  (aus 

Mt.  11,  13) 

om  ano  avöooq  (wie  Mt.  5,  32) 

+  rcov  tyixmv  Post  ano  1°  (nacn  Mt.  15,  27) 

cv3  [ir]    eX&elv   xa    öxavöaXa  nXr\v  ovai  1.  ra  oxav- 

öaXa  firj  eX&eiv  ovai  de  (aus  Mt.  18,  7) 

oo  ovvcpeQEL  1.  XvöcteXei  (nach  Mt.  18,  6) 

>>  sva  ante  rcov  pon.  (nach  Mt.  18,  6  oder  Mc.  9,  42) 

™  o    6e    eijtev    avroiq  1.  eljzev    6s    o    xvoioq    (nach 

Mt.  17,  20) 

+    TCO    OQEl    TOVTCO    [lETCißct    EVTEvOeV    EXEl    XCLl    flETE- 

ßaiVEV  xcu  post  av  1°  (nach  Mt.  17,  20) 

<^  eiq    ttjv   ftalaöGav   1.   sv    xr\    d-aXaCörj    (aus  Mt. 

21,  21) 

+  firj  7tiörsva?]re  post  exei  (aus  Mt.  24,  23) 

om  sv  T/y  ?jjLt£Qct  avrov  (wie  Mt.  24,  27) 

+  reo  ante  ayoco  (aus  Mt.  24,  18) 

^  d-El/jar]  1.  £rjTT]Ori  (nach  Mt.  16,  25) 

oo    jictoaXctfißctVETS    1.    jtaQccXrjfMp&rjGETcu    (aus    Mt. 

24,  40) 

c^  acpisrai  1.  cupefrfjöercu  (aus  Mt.  24,  40) 

cv>  xai  )]  1.  ?y  cfe  (vgl.  Mt.  24,  41) 

-f-  in  fine:  ovo  sgyco  eiq  jraQaX?/(pd-7]öETGi  xai  o  ete- 

ooq  a(pe^7]6eraL  (nach  Mt.  24.  40^ 

cv>  övvax&tjöovTcu    oi  asxoi  1.  xcu   oi  asxoi  ejiiövv- 

ax^rjöovrac  (aus  Mt.  24,  28) 

oo  natöta  1.  ßoscfitj  (aus  Mc.  10,  13  oder  Mt.  19.  13) 

om  Xtycov  (wie  Mc  10,  17) 

~  o  de  suzev  avrco  1.  eijtev  öe  avrco  o  ifjöovq  (aus 

Mt.  19,  17) 

+    O    ÖS    EIJZEV    JlOiaq     EIJTEV     ÖE     O    irjq    TO    post    OlÖdq 

(nach  Mt.  19,  18;  D  om  ro) 

^  scpvXa^afitjv  1.  Ecpvla^a  (aus  Mc.  10.  20;  D:  syv/.i :§a 

ev>   öoq  Toiq  1.  öiaöoq  (ans  Mc.  10,  2P 

c^    ELÖEXEVöOVTat    1.     ElÖJlOQEVOVTCtl     Ullis    Mc.     1<>.    23 

cv>  öieX&eiv  1.  eiöEXfrEir  1°  (wie  Mc.  10,  25;  D  om 
om  ro?  (vgl.  Mt,  19,  26;  D  add:  reo 
cvj  oixiaq  1.  oixiav  (wie   Mt.    19.  29  und  Mc.   10,  30; 
in  Mc.  D  om)  • 

7* 


100 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Lc.  18, 

29 

18, 

31 

18, 

32 

18, 

36 

18, 

37 

18, 

39 

♦18, 

39 

19, 

22 

19, 

22 

19, 

23 

19, 

23 

19, 

25 

19, 

26 

19, 

26 

19, 

27 

19, 

29 

19, 

29 

19, 

30 

19, 

30 

19, 

31 

19, 

32 

19, 

35 

19, 

35 

19, 

35 

19, 

36 

19, 

38 

19, 

38 

19, 

45 

*19,  46 

19,  46 

20,  2 


+  f]    aösX(pag   post   aösXcpovg    (wie  Mt.  19,  29  und 
Mc.  10,  30) 

cv3  avxoiq  1.  Jtgog  avxovg  (aus  Mt.  20,  17) 
om  xai  vßQiö&?]6£Tai  (vgl.  Mt.  20,  18  und  Mc.  10,  33) 
^o  Jtagajtogsvofisvov    1.    öiajrogsvofisvov    (vgl.    Mt. 
20,  30:  jcagaysC) 

™  vat,agt]vog  1.  va^mgaiog  (aus  Mc.  10,  47) 
om  noXXm  (wie  Mt.  20,  31) 
cnj  vtog  1.  vis  (aus  Mt.  20,  31;  D:  vis) 
c^>  sijisv  1.  Xsysi  (nach  Mt.  25,  26) 
oo  aiQco  et  frsgi^w  1.  aigmv  et  dsgi^cov  (aus  Mt.  25,  26) 
oo  dta  xi  ovv  1.  xai  öia  xi  (nach  Mt.  25,  27) 
^>  xo  agyvgiov  fiov  (nach  Mt.  25,  27) 
om  vers.  (vgl.  Mt.  25,  29) 
+  yag  post  Xsym  (vgl.  Mt.  25,  29) 
-f-  in  fine:  ajz  avxov  (aus  Mt.  25,  29) 
-j-  in  fine:  xai  xov  axgsiov  öovXov  sxßaXsxs  eig  xo 
öxoxog    xo    s^mxsgov  sxsi   söxai  o  xXav&fioc  xai  0 
ßgvypog  xwv  oöovxmv  (aus  Mt.  25,  30;  D  statt  sx- 
ßaXsxs: ßaXsxai  s^m) 

oo  tc3v  1.  xo  xaXovyisvov  (vgl.  Mc.  11,1  und  Mt.  21,1) 
+  avxov  post  na&rjxcov  (aus  Mc.  11,  1) 
oo  xai  1.  sv  rj  (nach  Mt.  21,  2  und  Mc.  11,  2) 
om  avxov  (wie  Mt.  21,  2) 

om  öia  xl  Xvsxs  (wie  Mt.  21,  3;  D:  xi  jioisixs) 
cv3  xai  1.  ös  (vgl.  Mc.  11,  4) 
c^  xov  jkdXov  1.  avxov  (aus  Mc.  11,  7) 
]>  xa  L[taxia  avxcov  (aus  Mc.  11,  7) 
cv>  sjt  avxov  1.  sjzi  xov  jiwXov  (aus  Mc.  11,  7) 
om  sv  X7]  oöco  (wie  Mc  11,  7) 
^>  sgxofisvoi;  sv  ovofiaxi  xv  (wie  Mt.  21,  9) 
+  svXoyrjfisvog  ante  o  ßaöiXsvg  (vgl.  Mc  11,  9) 
+  in  fine:  sv  avxco  xai  ayoga^ovxag  xai  xag  xga- 
jts^ag    xa>v  xoXXvßiöxmv  sgsxssv  xai  xag  xad-sögag 
xaiv    jicoXovvxcö    xag   Jtsgiöxsgag  (nach  Mt.  21,  12; 
s^sxssv  aus  Joh.  2,  15) 
cv>  oxl  1.  xai  (aus  Mc.  11,  17;  D  om) 
>>  sjzoLrjöaxs  avxov  (vgl.  Mc.  11,  17) 
oo  xai  1.  rj  (aus 


§  4.  Liste  der  üarrnonistischen  Lesarten.  101 

Lc.  20,     3  <^  tJt6Q03zr]öco  1.  eocoT?]oa)  (wie  Mc.  11,  29) 

20,     3  +  tva  ante  loyov  (aus  Mc.  11,  29  oder  Mt.  21,  24; 
*20,     3  ~  ov  L  *ca  (nach  Mt.  21,  24;  D  om) 
20,     5  <^  Gweloyi^ovro  1.  ovvBloyioavxo  (nach  Mt.  21,  25 

und  Mc.  11,  31:  öisXoyi^ovrö) 
20,     5  +  ot;*>  ante  oüx  (aus  Mc.  11,  31;  vgl.  Mt.  21,  25) 
20,     9  >  ajtsXcova    (=  afijrelojva)    £<pvrev6ev    av&QoiJtog 

(vgl.  Mc.  12,  1) 
20,  10  ~  öe  1.  xai  (aus  Mt.  21,  34) 
20,  10  >>  e^ajtsorsilav  xevov  (nach  Mc.  12,  3) 
2u,  11  cx>  sjztutpev    ereoov    öovlov    1.    jtQoösd-ero    ertgov 

jtsfiipai  öovlov  (vgl.  Mc.  12,  4) 
20,  12   ^  tqltov   sjisurpev   xat   rovxov   1.   xat  jiQOGtfrtro 

tqltov  JtEnipat  ol  öe  vml  tovtov  (vgl.  Mc  12,  5) 
2<>,  14  -j-  ösvre   ante    ajtoxTeLvojfiev   (aus  Mt.  21,  38    oder 

Mc.  12,  7) 

20,  15  om  avroig  (wie  Mc.  12,  9) 
20,  16  om  rovrovg  (wie  Mc.  12,  9) 
20,  19  ~  e±/jrovv  1.  e^tjxfjöav  (aus  Mc.  12,  12) 
20,  21  cv>  ovösvog  1.  ov  (aus  Mc.  12,  14  oder  Mt.  22,  16) 
20,  22  >  tyooov  öiöovai  xaioagi  (vgl.  Mc.  12,  14) 
20,  23  cv3  sjtiyvovg  1.  xaravorjoag  (vgl.  Mt.  22,  18) 
20,  23  c>o  jiovrjoiav  1.  Jtavovoyiav  (aus  Mt.  22,  18) 
20,  23  +  in  fine:  ri  tue  jieioa&re  (aus  Mt.  22.  18) 
20,  24  ^  to  voftLöfia  1.  ö/jvaoiov  (aus  Mt.  22,  19) 
20,  24  -j-  rt/v  ante  FJtiyQa<pt/v  (vgl.  Mt  22.  20  und  Mc.  12. 16) 
:|:20,  25  c^  avroig  1.  jrpos  avrovg  (aus  Mt.  22.  21    oder  Mc. 

12,  17;  D  in  Mc.  om  avroig) 
20,  25  om  xoivvv  (wie  Mc.  12,  17) 
20,  28  >*  ajzo&avt]  arsxvog  (vgl.  Mt.  22.  24) 
20,  29  <^  /jOav  Jtao  tjfisiv  enra  aöel(poi  1.  ejtra  ovv  aöe/.- 

(poi  rjöav  (aus  Mt.  22,  25;  vgl.  Mc.  12,  20  in  D) 
20,  3L  om  elaßev  avr?jv  (wie  Mt.  22,  26^ 
20,  31   cv3  ovx  acpi]xav  rsxvov  1.  ov  TcazeXixov  zsxva  (vgl 

Mc.  12,  22) 
20.  :\:\  ine*,    ev    ri]    ovv    avaöraösi  nvog   avrcov  (nach  Mc. 

12,  23  und  Mt  22,  28) 
20,  33  cv;  torai  1.  yivtrai  (aus  Mt.  22,  28  oder  Mc.   12,  23 


102 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Lc.  20, 

20, 
20, 
20, 
20, 
*20, 

20, 
21, 
21. 
21. 
21. 
21, 

21: 

*21. 

21, 
21. 
21, 
21, 

*21, 

21, 

21, 
21, 
22. 
22, 
22, 
22, 

22, 
22. 
22, 
22. 


43  cv^  vjzoxaxco  1.  vjiojioötov  (aus  Mt.  22,  44  oder  Mc. 
12,  36) 

44  oo  om  ovv  (vgl.  Mc.  12,  37) 

44  oo  Zeyei  1.  xalei  (aus  Mc.  12,  37) 
44  om  xai  (wie  Mt.  22,  45) 
44  ^>  viog  avxov  (wie  Mt.  22,  45) 

47  cv>   xaxeö&ovxsq   1.    xaxsö&iovöiv    (aus    Mc.  12,  40; 
D:  xaxeö&iovöiv) 

47  c^>  jigoösv^ofisvot   1.  JtgoOEvyovxai  (aus  Mc.  12,  40) 
2  +  xai  ante  xiva  (vgl.  Mc.  12,  42;  D:  ay.a  1.  (ua) 
2  om  exei  (wie  Mc.  14,  42) 
2+o  eüxiv  xoögavx?]g  post  ovo  [ksJiza]  (aus  Mc.  12, 42) 

1  -j-  ol  [ia&7]Tcu  post  avxov  (vgl.  Mt.  24,  3) 
7  om  ouz>  (wie  Mt.  24,  3) 

7  cvi  t?7£  örjg  sXsvoswg  1.  ora*>  fisXh]  xavxa  yivsö&ai 
(nach  Mt.  24,  3) 

8  +  oxt  ante  sym  (aus  Mc.  13,  6;  D  om) 

9  >  Jet  yao  yeveo&ai  (wie  Mt.  24,  6) 

10  om  rore  elsysv  avxoig  (wie  Mc.  13,  8  und  Mt.  24,  7) 

10  +  yag  post  eysg&Tjöexai  (aus  Mc.  13,  8  oder  Mt.  24,  7) 

11  >  [isyaloi  xaxa  xojtovg  xai  Zeifioi  xai  Xoifioi  (vgl. 
Mc.  13,  8  und  Mt.  24,  7) 

26  c>o  sv  im  ovgavco  1.  xa>t>  ovgavcov  (vgl.  Mc.  13,  25; 
D:  xojv  ovgavcov) 

'21  cvi  dvvafiei   noXlr\   xai   öot-?]  1.  fisxa  dvvafieoig  xai 
öogrjg  Jiollr\g  (vgl.  Mc.  13,  26) 

31  om  yivofieva  (wie  Mt.  24,  33) 

32  +  xavxa  ante  Jtavxa  (aus  Mc.  13,  30;  vgl.  Mt.  24,  33) 

2  ~  de  1.  xai  (vgl.  Mt.  26,  5) 
2  om  xo  (wie  Mc.  14,  1) 

4  om  xai  öxgaxr\yoig  xo  (vgl.  Mc.  14,  10) 
4  c^»  jiagaöoi  1.  Jtagaöm  (aus  Mc.  14,  10;  D:  jtgoöoi; 
d:  proderet) 

6  om  avxoig  (wie  Mc.  14,  11) 

9  +  in  fine:  öoi  (wie  Mt.  26,  17) 

10  om  avxoig  (wie  Mt.  26,  18) 

10  cv3  ajcavxrjöei  1.  ovvavxrjGei  (nach  Mc.  14,  13) 

11  om  öoi  (wie  Mc.  14,  14) 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  In;; 

Lc.  22,  19  om    ro    vjzsq  vficop  öiöo/ispop  (wie  Mc.  14.  22  und 
Mt.  26,  26) 
22.  26  <*>  öiaxopog  1.  öiaxopcop  (wie  Mc.  10, 43  und  Mt,  23.  1  I 
22,  27  c^  syoi    yao  .  .  rjX&ov    ov%    cog    o  ctpaxsifispog  all 

1.  syoj  ös  .  .  sifit  (nach  Mc.  10,  45) 
22.  30  cn3  iß'  frgopovg  1.  üqopcop  (aus  Mt.  19,  28:  öcoöexa 

#o.:  D:  ösxaövo  &Q.) 
22,  30  >  xosipopxsg  iß'  <pvXag  (wie  Mt.  19,  28) 
22,  34  +  im  post  ov  (aus  Job.  13,  38) 
22.  34  +  orov  post  scog  (vgl.  Joh.  13,  38) 
22.  40  c*>  siOsXd-rjrs  1.  siösld-sip  (aus  Mt.  26,  41) 
22,  47  +  uiolvg  post  oylog  (aus  Mt.  26,  47) 
22.  47  c^  £(piXr}<j£V  top  ifjv  1.  (pilrfiai  avvov  (vgl.  Mt.  26.  49 

und  Mc.  14,  45) 
22.  47  -f-  in  fine:    rovro    yao    or^xsiop   ösöoixsi  avroig  ov 
av   (pikrjöco    avrog   sötip  (nach  Mt.  26,  48  und  Mc. 
14,  44;  ösöojxsi  aus  Mc;  D:  söorxsp  wie  Mt.) 
:|:22,  48  <^  o  ös  ifjq  sijzsp  1.  irjöovg  ös  sijzsp  (wie  Mt.  26.  50; 
D:  euitp  ös  avrco  o  ifjq) 
22,  50  ^>  top  öovXop  rov  apxitQscog  (wie  Mt.  26.  51) 
*22,  50  ^  afpsiXaro  avrov  ro  cotlop  1.  acpsiXsp  ro  ovg  av- 
vov (nach  Mt.  26,  51;  D:  acpsiXsp) 
22,  51  +  sxxsipag    rrjp  ysioa  post  xcu  (aus  Mt.  26.  51   !  ; 

vgl.  Mc.  3,  5  und  Mi  8,  3) 
22,  54  orn  xai  siorjyayop    (wie  Mt.  26.  57    und  Mc.  14.  53) 
22.  54  +  avrco  aJto  post  tjxoXovQsi  (aus  Mt.  26.  58 
22.  55  -f-  xai  ante  o  (aus  Joh.   18.  18) 
22.  55  cvi   iist  1.  iisoog  (aus  Job.   L8,  IS  oder  Mc.   14.  51 
22,  55  +  ^SQ.uaiPOfiepog  in  fine  (nach  Joh.  18.  18  oder  Mc. 

14,  54) 
22,  57  om  yvvai  (wie  Mt.  26.  70 
22.  60  cn3  Ti  1.  o  (vgl.  Mt.  26.  70  und  Mc.   1  I.  68 
22.  63  om  ösooprsg  (wie  Mt.  26.  67  und  Mc.  14.  65) 
22,  64  oo  avrov  ro  rrooGairrop  1.  avrop  (nach  Mc.   14.  65") 
22,  64  +  stvjitop    post  rrgoocorrop   jiach  Mt.  27.  30;    vgl. 

Mc.  15.  19) 
22.  67  om  ei  K\\ie  Mc.  14.  61) 
22.  67  om  sijzop  ?]uip  ^wie  Mc.   14.  6]^ 
22,  67  oo  o  ös  tirrtr  1.  sinn'  ös  (vgl.  Mc.   14.  62 


104 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Lc.  22, 

23, 

23, 

23, 
23, 

23, 
23, 
23, 
23, 

23, 

23, 

23, 
23, 
23, 

23, 

23, 

*23, 

23, 

23, 

*23, 

23, 

23, 

*23, 
23, 
23, 

23, 
23, 


71  ~    yjQuav    sxofisv    [laQrvQOJv   1.    sxofisv    fiaorvoiag 

XQsiav  (nach  Mt.  26,  65  oder  Mc.  14,  63) 
1  om  anav  xo  JtXrjd-og  avxcov  (wie  Mt.  27,  2  und  Joh. 

18,  28) 
3  c^  sjirjQCQTTjöev   1.    ?]gcorrjösv    (wie   Mt.  27,  11    und 

Mc.  15,  2) 
3  cv>  Xsycov  1.  scpr\  (vgl.  Mc.  15,  2) 
9  >  ovx  ajtsxgivaro  avrco  ovösv  (vgl.  Mt.  27,  14  und 

Mc.  15,  4.  5) 

13  cv>  o  ös  üisiXarog  1.  JisiXarog  ös  (wie  Mc.  15,  4) 

14  cv3  avrco  1.  reo  av&gcojico    rovro)    (aus  Joh.  18,  38) 

18  +  atQcu  rovrov  post  xovrov  (nach  Joh.  19,  15) 

19  +  in  fine:  avayxrjv  ös  sixsv  xara  soqti]v  aitoXvsiv 
avrotg  sva  (nach  Mt.  27,  15) 

21  cv3  sxoa^av  1.  sjiscpcovovv  (aus  Mc.  15,  14;  D:  sxoa- 
£,ov\  Mt.  27,  23:  sxoa^ov;  D:  sxoa^av) 

22  cv>  ovösfiiav  airiav  ftavarov  svqlöxco  1.  ovösv  ainov 
ftavarov  svqov  (nach  Joh.  18,  38) 

26  cno  cog  6s  1.  xai  mg  (vgl.  Mt,  27,  32) 

26  >  nva  6i[icova  (wie  Mc.  15,  21;  D:  xov  öikucova) 

33  +  ofiov  post  xaxovgyovg    (vgl.  Mt.  27,  38   und  Mc. 

15,  27) 

cv3  ÖLSfisQL^ovzo   1.    öiafisoi^ofisvot    (aus  Mc.  15,  24; 

vgl.  Mt,  27,  35) 

cv>  ßaXovxsg  1.  sßaXov  (aus  Mc.  15,  24  oderMt.  27,  35) 
35  c^  %ai  sXsyav  l.Xsyovxsg  (vgl.  Mt.  27, 41;  D:  Xsyovxsg) 
35  c^>  söcoöag  ösavxov  Ocoöov  1.  socoösv  ocoöaxoj  savxov 

(nach  Mt.  27,  40) 

35  cv3  st  viog  si  xov  &v  I.  ovrog  (aus  Mt.  27,  40) 

36  +  zs  post  ogog  (aus  Mt,  27,  48;  D  om) 

37  cv;  %cugs  1.  si  öv  sl  (aus  Mc.  15,  18!) 

37  cx3  JisQiTS&svzsg    avrco    xai   axav&ivov  öxscpavov  1. 
ocoöov  ösavxov  (nach  Mc.  15,  17) 

38  +  V  ante  sjiiyoa<p?]  (aus  Mc.  15,  26;  D  om) 

38  +  sJuysyoctfifisvT]    post    sjnyQacprj    (aus  Mc.  15,  26) 
38  +  yoctfifiaöiv   sXXrjvixoig  Qcofiaixoig  sßnaLxoig  post 
avrco  (nach  Joh.  19,  20) 

38  +  sötlv  post  ovrog  (aus  Mt.  27,  37) 

39  om  xQSfiaöfrsvrcov  (wie  Mc.  15,  32  und  Mt.  27,  44) 


34 
34 


§  5.  Liste  der  hannonistischen  Lesarten.  j[i)5 

Lc.  23,  39  om    ov%l   usque    ad    rjuag    (wie   Mc.  15,  32    und  Mt. 

27,  44) 
23,  44  om  <qör\  (vgl.  Mc.  15,  33) 
23,  46  >  o  irjg  ^eyaltj  (pwvrj  (vgl.  Mt.  27,  46) 
23,  46  +  m  nne:    xat  T0  xarajtsraofia  rov  vaov  BOyiod-j] 

(nach  Mc.  15,  38    und  Mt.  27,  51;    vgl.   oben  S.  11) 
23,  53  cva  fivrjfieico  1.  /ivrjfiari    (nach  Mt.  27,  60    oder  Job. 

19,  41) 
23,  53  <^  ?.t2.arofi?]fi£va)  1.  Xa§evTm  (aus  Mc.  15,  46) 
23,  53  >>  ovjtm  ovöetg  (nach  Joh.  19,  41:    ovöejhd  ovöeic) 
23,  53  4~  in  fine:    .  .  .  sjie&rjxZ'    reo    fivrjfieia)    Xu&ov  .  .  . 

(vgl.  Mt.  27,  60  und  Mc.  15,  46) 

23,  54  oo  jtooöaßßarov  1.  jragaOxevrjg  (vgl.  Mc.  15,  42) 

24,  1  >*  tjqxovto  ejtet  zo  (ivrjfia  (nach  Mc.  16,  2) 

24,     1  +  in  fine:   xai    nveg  övv  avreug  eXoyiCovro  de  ev 
savtaig  xig  aoa  ajioxvXiosi  rov  Zi&ov  (nach  Mc.  16,  3) 
24,     5  +  ol  ö£  an^e  BiJtav  (vgl.  Mc.  16,  6:  o  de) 
24,  10  >>  ftctQia  r\  nay6alr\vr\  (wie  Mc.  16,  1) 

Joh. 

Joh.  *5,     8  4"  x«t    ante    agov  (aus  Mc.  2,  9;  D  om:  xai*  d:  et) 

5,  9  4~  eysQ&stQ  ante  tjqsv  (aus  Mt.  9,  7) 

6,  11   4"  xsvze  ante  aoxovg  (aus  Mt.  14,  19) 

6,  11   cv>  xai  eöcoxsv  roig  iua^?]raLg  ol  6s  fia&fjrat  1.  die- 

ömxev  (nach  Mt,  14,  19;  vgl.  Mt.  15,  36) 
6,  15  4"  in  fine:    xaxec   jiqoöijvxsto    (vgl.  Mt.  14,  23  und 

Mc.  1,  35) 
6,  17  4~  £i?  to  ante  jzeoav  (aus  Mt.  14,  22  oder  ^lc.  6,  45^ 
6,  59  4~  Oaßßara)    post   xa<pctQvaoi\u    (vgl.  Mc.  1,  21  und 

Lc.  4,  31) 
6,  70  >  eig  eg  v{ta>v  (wie  Mc.  14,  IS  oder  Mt.  26.  21 
9,     1  4~  xa^i]\ievov  post  ysv£Tt)g  (vgl.  Mc.  10,  46  und  Lc. 

18,  35) 
.9,     6  4~  ccvrov  post  0(f&aX{uovg  (vgl.  Mc.  8,  23 
12,     4  cv>    jzaQaöovvai    avxov    1.    avrov   jraoccöiöovcu    (aus 

Lc.  22,  6) 
12.     5  4"  r0'S  an^e  jitco%oiq  (aus  Mc.  14.  5 
12,     7  om  fiov  (wie  Mc.  14,  S) 


* 


106  H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 

Joh.  12,  13  +  Xeyovreq   post   exgcwya^ov    (wie   Mi  21,  9    und 
Lc.  19,  38) 
12,  13  om  xai  ante  o  ßaöcXevg  (wie  Lc.  19,  38) 
12,  25  cv>  aJtoXeöei  1.  ccjioXXvsl  (aus  Mt.  10,  39) 

12,  28  <^  Tcac  syevszo  1.  rjX&ev  ovv  (nach  Mc.  9,  7  D:  z.  ?].) 

13,  38  +  otl  ante  ov  (wie  Mt.  26,  34  und  Mc.  14,  30) 
18,     5  cv3  va^aQTjvov  1.  va^coQcuov  (wie  Mc.  16,  6) 
18,  10  >  xov  öovXov  tov  aQXLSQecoq    (wie  Mt,  26,  51  und 

Mc.  14,  47) 
18,  10  ^  ojtlov  1.  coragtov  (aus  Mt.  26,  51) 
20,  18  cv3  aJzayysXXovöcc  1.  ayysXXovaa  (nach  Mt  28,  8) 

20,  18  +  avzov  post  fiafrr]Taiq  (aus  Mt.  28,  8) 

21,  13  ^  £V%aQiGT?]6aQ  eöcoxevl.  xai  öiöcoöiv  (nachMt. 26, 27) 


Die  vorstehende  Liste  enthält  1278  Stellen;  davon  entfallen 
auf  Mt.  220  (darunter  24*),  auf  Mc.  526  (darunter  35*)  auf  Lc.  508 
(darunter  37*),  auf  Joh.  24  (darunter  2*). 

Wäre  bei  der  Anfertigung  dieser  Liste  nicht  jener  Grundsatz 
befolgt  worden,  wonach  die  entweder  von  Tischendorf  oder  von 
Westcott-Hort  oder  B.  Weiß  in  den  Text  gesetzten  Lesarten 
ausgeschlossen  werden  sollten,  m.  a.  W.,  hätte  das  harmonistische 
Element,  das  der  Codex  Bezae  birgt,  vollständig  herausgestellt 
werden  sollen,  so  wäre  diese  Liste  wenigstens  um  ein  weiteres 
Dritteil  verlängert  worden.  Aber  auch  ihr  jetziger  Umfang  wird 
genügen,  um  darzutun,  daß  der  Cantabrigiensis  dort,  wo  Zeugen 
für  den  Evangelienwortlaut  verhört  werden  sollen ,  ein  selb- 
ständiges Stimmrecht  nicht  mehr  weiter  beanspruchen  darf. 

Was  er  hier  eingebüßt  hat,  gewinnt  er  freilich  anderweitig 
wieder.  Er  stellt  sich  dar  als  ein  erstklassiger  Zeuge  für 
Tatians  Diatessaron. 

Anfangs  war  es  meine  Absicht,  zu  jeder  Stelle  der  vor- 
stehenden Liste  die  testes  aus  Tischendorf  hinzuzufügen;  da  die 
Zeugenreihe  aber  doch  unvollständig  gewesen  wäre,  so  ließ 
mich  der  Gedanke,  daß  die  Editio  octava  critica  maior  ohnedem 
in  der  Hand  derer  sein  muß,  die  sich  mit  den  beregten  Fragen 
befassen,  wieder  davon  Abstand  nehmen. 

Wer  sich  etwa  für  die  220  Matthäusvarianten  den  Apparat 
Tischendorfs  auszieht,  wird  bald  inne  werden,  daß  das  Diatessaron 


§  4.  Liste  der  harmonistischen  Lesarten.  107 

nicht  nur  den  Cantabrigiensis,  sondern  mehr  oder  weniger  unsere 
gesamte  Überlieferung  beeinflußt  hat,  am  stärksten  die  Vetus 
Latina,  sehr  stark  auch  die  Vetus  Syra;  alle  griechischen  Evan- 
gelienhandschriften verraten  die  Einwirkung  dieses  Diatessarons: 
am  meisten  macht  sie  sich  geltend  in  unserem  Cantabrigiensis, 
fast  vollständig  frei  davon  ist  der  Vaticanus  (B).  Die  Citate  bei 
den  alten  Schriftstellern,  Occidentalen  sowohl,  wie  Orientalen 
bieten  desselbe  Bild  wie  die  Handschriften. 

Ja,  so  tiefe  Spuren  hat  dieses  Diatessaron  in  unserer  Evan- 
gelienüberlieferung hinterlassen,  daß  es  unverdrossener  Arbeit 
nicht  unmöglich  sein  dürfte,  aus  den  vielen  Tausenden  kleiner, 
versprengter  Trümmerstücke  ein  Bauwerk,  das  nicht  nur  wegen 
seines  ehrwürdigen  Alters  unsere  Aufmerksamkeit  verdient, 
sondern  auch  um  seiner  hervorragenden  Schönheit  willen  unsere 
Bewunderung  erregen  muß,  von  neuem  wieder  erstehen  zu  lassen1. 


1)  Beim  Abschluß  des  Druckes  sehe  ich  zu  meiner  Freude,  daß  auch 
Hermann  von  Soden  (p.  2128)  unter  den  Aufgaben  der  ntl.  Textkritik 
an  erster  Stelle  nennt:  »Wiederherstellung  des  griechischen  Dia  - 
tessaron  Tatians  unter  Heranziehung  aller  vorhandenen 
anderssprachigen  Zeugen,  im  engsten  Anschluß  an  denjenigen, 
in  griechischen  Texten  vorhandenen  Wortlaut,  der  dem  von 
den  erhaltenen  unmittelbaren  Diatessaronzeugen  vertretenen 
am  genauesten  entspricht«. 


Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen. 


Seite 

Seite 

Seite 

Mt. 

1,  2ff  .  .  . 

Mt.  5,  42  ... 

Mt.  7,  23 

...   98 

25  . 

.   63 

44 

64.  91 

25 

...   92 

2,    6 

.   31 

46 

.   91 

28 

...   16 

23 

.   87 

6,  7 

96 

8,  2 

.  72.  88.  89 

3,  3 

.   56 

9 

96 

3 

72.  89.  103 

4 

.   71 

10 

96 

4 

.  .  72.  89 

6 

22.  71 

11 

96 

5 

...   10 

8 

.   S7 

12 

34.  96 

6 

...   92 

10 

.  .   87 

13 

96 

8 

...   92 

11   13  f.  22.  36. 

15 

81 

10 

...   92 

71.  87 

21 

98 

22 

...   95 

12  .  .  47.  87 

22 

96 

24 

...   93 

16  23.  63.  64.  71 

23 

97 

25 

...   93 

17  .  .  64.  87 

26 

97 

26 

.  .  75.  93 

4,  2 

.  60.  71 

28 

97 

27 

.  .  4S.  75 

3 

.  .   88 

29 

98 

28 

.  64.  75.  93 

4  2, 

3.  51.  64.  88 

30 

98 

29 

.  64.  88.  93 

6 

.  .   88 

31 

98 

30 

...   75 

7 

.  49.  88 

32 

98 

31 

...   75 

8 

.  64.  88 

33 

98 

32 

.  .  .   75 

9 

.  .   64 

7,  1 

91 

33 

...   75 

13 

.  .  .   88 

2 

57.  74 

34 

.  39.  75.  94 

18  1 

3.51.64.71 

3 

91 

9,  2 

.  .  72.  89 

19 

.  64.  88 

4 

92 

4 

.  23.  64.  89 

22 

.  .  .   71 

5 

92 

5 

...   89 

23 

.  .   71 

9 

96 

6 

.  23.  64.  S9 

24 

.  .  .   64 

10 

96 

7 

.  .  .  105 

5,  11 

23.  64.  91 

11 

96 

9 

.  .  48.  90 

12 

.  .  64.  91 

12 

91 

10 

.  14.  72.  90 

15 

.  .  .   26 

14 

98 

11 

.  58.  64.  72 

24 

.  .   48 

16 

92 

12 

...   72 

25 

.  .   64 

17 

92 

13 

...   90 

26 

.  ,   98 

18 

92 

14 

.  .  65.  90 

32 

.  64.  99 

21 

92 

15 

.  24.  72.  90 

39 

64.  91 

22 

98 

16 

.  .  24.  72 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen. 


109 


Seite 

Seite 

Seite 

Mt. 

9,  17  .  . 

48.  90 

Mt.  11,  23 

...   24 

Mt.  13,  10  . 

.  .   25 

18  .  . 

21  f.  75 

24 

...   65 

11 

.   53 

20  .  . 

.   76 

26 

...   24 

13 

.   66 

21  .  . 

.   76 

12,  1 

15.65.72.90 

14 

.   93 

22  .  . 

.   76 

2 

.  38.  73.  90 

17 

.   96 

23  .  . 

.   76 

3 

.  .  58.  90 

19 

66.  74 

24  .  . 

.   94 

4 

.  24.  49.  73. 

20 

.   74 

25  .  . 

57.  76 

90.  91 

22 

52.  66.  74 

35  .  . 

.   47 

6 

...   73 

23 

66.  74.  93 

10,  1  .  1' 

L  73.  76 

9 

10.16.73.91 

31 

.  74.  98 

2  .  . 

73.  91 

10 

.  13.  16.  39. 

32 

.  74.  98 

5  . 

.   51 

65.  73.  91 

34 

.  .   66 

8  . 

94.  95 

11 

...   98 

54 

15.  56.  88 

10  . 

24.  51 

13 

...   91 

55 

.  .  .   66 

11  . 

.   51 

14 

.  13.  14.  65. 

56 

.  .   76 

12  . 

.   51 

73.  91 

57 

.  .   76 

13  . 

.   95 

15 

.  14.  24.  73 

14,  1 

.  66.  76 

14  . 

76.  94 

22 

.  .  16.  96 

2 

.  .   8.  76 

16  . 

.   95 

23 

...   96 

3 

.  66.  76 

18  . 

.   65 

24 

.  .  52.  96 

4 

.  .  .   76 

19  . 

.   65 

25 

.  .  65.  96 

6 

.  .   76 

22  . 

.   52 

26 

.  65.  73.  74 

8 

85.66.76.77 

26  . 

47.  97 

27 

...   65 

9 

25.  53.  77 

28  . 

65.  97 

28 

...   52 

10 

.  .  53.  77 

21)  . 

65.  97 

29 

...   65 

11 

.  53.  77 

30  . 

65.  97 

30 

...   48 

12 

.  .   66 

31  . 

.   97 

32 

.  .  24.  97 

13 

.  .  .   94 

33  . 

79.  97 

39 

...   96 

15 

53.  66.  77 

34  . 

.   98 

40 

24  f.  65.  96 

16 

.  66.  94 

35  . 

65.  98 

43 

...   96 

17 

.  77.  94 

38  . 

.   98 

45 

...   96 

19 

.  .  94.  105 

39  . 

.  106 

46 

.  .   8.  13 

20 

48.  77.  94 

42  . 

.   65 

47 

...   93 

21 

.  .  .   77 

11,  2  . 

.   92 

48 

...   25 

22 

25.66.77.105 

3  . 

.   92 

49 

...   74 

23 

.  .  .  105 

7   . 

.  52.  92 

50 

...   74 

24 

.  13.  66 

8  . 

.  .   65 

13,  1 

...    8 

25 

.  Uli.  77 

9  . 

.  .   65 

2 

14.25.52.74 

.  <iii.  77 

10  . 

.   49 

3 

.  .  {}r>.  93 

27 

.  .  4S.  77 

11  . 

.  52.  92 

4 

.  .  74.  93 

30 

.   .     m 

13  . 

.  .   99 

5 

.  .  49.  74 

34 

.  14.  26.  77 

16  24. 

59.65.92 

6 

.  .  26,  65 

35 

i  i 

18  . 

.  .   92 

( 

.  52.  tili.  74 

36 

.  .   49 

19  . 

.  65.  93 

8 

...   93 

15,  1 

.  13.  66,  77 

21  . 

.  .   24 

9 

...  m 

•- 

— 

•  t 

110 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mt.  15. 


16, 


Seite 

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Seite 

3  .  .  .   77 

Mt.  17,  10 

.  .   79 

Mt.  19,  29 

.  29.  68.  80. 

4 

.  .  .   77 

11 

.  14.  79 

99.  100 

5 

.  .  .   77 

12 

.  '.   67 

30 

...   80 

7 

.  .  14.  77 

14 

11.  18.  27 

20,  17 

13.  .19  f.  57. 

8 

.  26.  56.  77 

15 

.  79.  95 

68.  100 

11 

.  .  .   66 

16 

.  .   79 

18 

68.  80.  100 

14 

.  .  26.  66 

17 

.  .   40 

21 

.  .  29.  80 

18 

.  .  .   78 

18 

.  .   79 

22 

.  14.  29.  49. 

19 

.  .  .   78 

19 

.  .   79 

51.  80 

21 

.  .  14.  78 

20 

.  .,  99 

23 

.  54.  68.  80 

26 

.  .  .   78 

21 

.  27.  67 

25 

...   68 

27 

.  26.  66.  99 

22 

.  .   57 

26 

...   80 

28 

.  .  13.  66 

23  : 

28.57.67.79 

28 

.  29.  63.  68 

32 

.  .  26.  78 

24 

13.  19  f.  67 

30 

50.  80.  100 

33 

.  .  66.  78 

18,  2 

.  67.  80 

31 

.  .  80.  100 

34 

.  48.  77.  78 

3 

.  79.  95 

32 

...   80 

36 

.  67.  78. 105 

5 

.  .   53 

21,  1 

47.  68.  100 

37 

.  .  .   78 

6 

.  28.  99 

2 

.  .  81.  100 

38 

.  .  .   78 

7 

.  .   99 

3 

30.  68.  100 

39 

.  .  .   78 

8 

.  .   79 

ü 

...   81 

1 

.  .  .   67 

9 

.  67.  79 

7 

...   68 

2 

.  .  .   67 

10  . 

.  .   68 

8 

.  .  68.  81 

3 

.  .  .   98 

11  . 

.  49.  68 

9 

30.  41.  100. 

4 

.  .   67 

12  . 

.  59.  98 

106 

5 

.  27.  78 

15  . 

.  .   28 

12 

48.57.81.100 

8 

.  .   78 

19,  1  . 

.  .   79 

13 

.  .  68.  81 

9 

.  67.  78 

3  . 

.  .   68 

18 

.  13.  68.  81 

10 

.  .   78 

4  . 

.  .   28 

19 

.  .  30  f.  68 

13  27.67.78.94 

5 

14.  68.  80 

20 

...   81 

14  .40.  63.  67. 

6  . 

.  .   68 

21 

.  54.  81.  99 

78.  94 

7  . 

.  .   79 

22 

.  31.  68.  81 

16  67.78.94.95 

8  . 

.  28.  80 

23 

.  .  81.  100 

20  .  .  .   78 

9  . 

.  .   68 

24 

.  14.  31.  49. 

21  . 

.  .   67 

13  . 

.  .   99 

68.  81.  101 

22  . 

.  .   67 

14  . 

28.  68.  80 

25 

47.  68.  101 

23  . 

13.  27.  67 

•   17  . 

.  .   99 

26 

...   81 

24  . 

.  .   40 

18  . 

28.  41.  99 

33 

...   31 

25  . 

.  .   99 

19  . 

.  .   80 

34 

...  101 

26  . 

.  67.  79 

20  . 

.  68.  80 

38 

...   82 

27   . 

53.  67.  95 

21   . 

.  28.  48 

39 

...   68 

28  . 

53.  67.  95 

24  . 

.  28.  47 

22,  2 

...   98 

1  13.27.67.95 

26  56.  68.  80. 

4 

...   98 

2  .  .  .   27 

99 

15 

.  .  68.  82 

4  40.67.79.95 

27  . 

.  .   68 

16 

57.  69.  101 

5  4 

L8.  67.79.95 

28  . 

.  .  103  1 

17 

.  .  69.  82 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen. 


111 


Seite 

Seite 

Seite 

;.  22,  18 

48.  82.  101 

Mt.  24,  24  . 

.  56.  83 

Mt.  26,. 

.  .  70.  84 

19 

...  101 

25  . 

.  .   83 

31 

.  .  47.  84 

20 

...  101 

27 

.  .   99 

33 

...   84 

21 

41.69.82.101 

28 

.  .   99 

34 

9.70.85.106 

23 

...   82 

29 

.  42.  84 

36 

.  .  33.  70 

24 

41.69.82.101 

30 

33.  69.  84 

38 

.  .  .   85 

25 

31.69.82.101 

31 

.  69.  84 

39 

.  .  .   85 

26 

...  101 

32 

.  33.  69 

4D 

...   85 

27 

...   69 

33 

.  84.  102 

41 

34.48.85.103 

28 

42.  82.  101 

34 

.  .   84 

42 

...   70 

21) 

.  .  15.  82 

35 

.  .   84 

44 

...   70 

32 

...   31 

38 

.  .   49 

4<i 

...   85 

35 

.  31.  69.  96 

40 

.  .   99 

47 

13.22.34.70. 

36 

...   82 

41 

.  33.  69.  99 

85.  103 

37 

.  69.  83.  96 

42 

.  .  .   84 

48 

44.  85.  103 

38 

...   83 

44 

.  .  .   98 

49 

.  .  .  103 

39 

.  .  32.  83 

45 

.  .  33.  69 

50 

.  .  .  103 

44 

.  .  59.  102 

47 

.  .   98 

51 

44.59.70.85. 

45 

.  .  .  102 

48 

.  .  .   69 

103.  106 

23,  (i 

...   97 

51 

.  .   33 

55 

.  .  47.  70 

7 

...   56 

25,  14 

.  .   84 

56 

...   85 

11 

...  103 

26 

.  .  100 

57 

34.  85.  103 

25 

.  .  61.  97 

27 

.  33.  100 

58 

.  .  85.  103 

27 

...   97 

29 

.  .  100 

59 

.  .  34.  85 

31 

.  .  .   1)7 

30 

.  .  100 

60 

...   58 

34 

.  .  69.  97 

26,  2 

.  .   84 

61 

.  54.  70.  85 

35 

.  49.  69.  97 

4 

.  .   84 

63 

.  .  15.  85 

37 

.  32.  54.  98 

5 

.  84.  102 

64 

.  15.  50.  85 

38 

.  .  .   32 

7 

50  f.  69.  84 

65 

.  .  85.  104 

39 

...   98 

8 

.  .   84 

60 

.  .  70.  85 

24,  1 

...   83 

9 

.  33.  69 

67 

.  .  85.  103 

o 

15.32.09.83 

10 

.  .   84 

69 

...   8J 

3 

.  .  .  L02 

12 

.  .   84 

7n 

7<>.  85.  103 

4 

.  .  15.  83 

13 

.  .   33 

71 

.  .  70.  85 

5 

.  .  .   83 

14 

.  .   33 

79 

...   85 

6 

42.  83.  102 

16 

.  .   70 

73 

...   70 

— 

.  .  83.  102 

17 

.  84.  102 

75 

...   34 

9 

.  .  .   83 

18 

43.  54.  102 

27.  1 

...   34 

14 

.  .  .   83 

1!' 

.  .   84 

2 

16.  86.  104 

16 

...   54 

20 

.  70.  84 

11 

...  104 

17 

...   69 

21 

11.  84.  105 

14 

.  .  .  104 

IS 

.  .  83.  99 

23.48.61.70 

15 

35.  70.  104 

19 

.  .  .   32 

24 

.  .   84 

16 

...   7" 

21 

.  .  32.  83 

26 

.  .  103 

IS 

.  .  .  86 

23 

.  69.  83.  99 

27 

.  70.  106 

20 

...   86 

112 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Mt. 


Mc. 


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Seite 

27,  21 

...   86 

Mc.  1,  11 

.  .  64.  87 

Mc.  2,  18 

.  .  72.  90 

23 

35.70.86.104 

12 

.  ,.  .   71 

19 

.  .  72.  90 

26 

35.60.70.86 

13 

.  .  71.  87 

21 

.  .  24.  72 

28 

.  .   9.  70 

14 

...   71 

22 

.  48.  72.  90 

29 

.  48.  50.  86 

16 

13f.51.64.71 

23 

15.65.72.90 

30 

.  .  86.  103 

17 

...   64 

24 

.  38.  73.  90 

31 

...   86 

18 

...   71 

25 

14.58.73.90 

32 

16.  70.  104 

20 

...   71 

26 

24.49.73.90 

33 

...   86 

21 

.  .  71.  105 

27 

.  .  .   73 

34 

.  35.  70.  86 

23 

15.62.71.88 

3,  1 

10.13.16.39. 

35 

9.15.86.104 

24 

.  .  62.  88 

65.  73.  91 

36 

...   86 

25 

.  14.  48.  71 

2 

50.  73.  91 

37 

44.  86.  104 

26 

36.62.71.88 

3 

.  .  73.  91 

38 

.  .  86.  104 

27 

...   71 

4 

.  .  73.  91 

40 

58.  70.  104 

28 

.  62.  72.  88 

5 

.  91.  103 

41 

13.63.70.104 

29 

14.  19  f.  36. 

6 

13.14.34.65. 

42 

.  35.  55.  86 

62.  72.  88 

73.  91 

44 

.  104.  105 

30 

...   88 

7 

14.  24.  73 

46 

35.55.71.105 

31 

...   72 

11 

.  .  .   73 

47 

.  35.  71.  86 

32 

.  62.  72.  88 

15 

.  .  .   73 

48 

71.  86.  104 

34 

.  .  72.  88 

16 

.  .  .   73 

49 

...   86 

35 

14.  72.  105 

17 

.  .  .   91 

51 

11.35.71.105 

38 

.  62.  72.  88 

18 

.  .   91 

54 

...   86 

39 

.  14.  62.  72 

19 

.  .   91 

55 

.  .  71.  86 

40 

.  .  72.  88 

22 

.  52.  96 

56 

...   86 

41 

...   72 

23 

.  .   96 

57 

.  .  .   87 

42 

...  -89 

24 

.  .   65 

58 

.  13.  55.  71 

44 

.  48.  72.  89 

26 

73.  74.  96 

59 

...   87 

45 

36  f.  72.  89 

27 

.  .   65 

60 

48.  87.  105 

2,  1 

.  .  37f.  89 

29 

.  .   97 

61 

...   35 

2 

...   72 

31 

8.  13.  93 

28,  5 

...   87 

4 

.  .  72.  89 

32 

.  .   93 

6 

...   87 

5 

.  38.  72.  89 

33 

.  25.  93 

7 

.  .  71.  87 

6 

.  14.  72.  89 

34 

.  .   74 

8 

71.  87.  106 

7 

...   89 

35 

.  .   74 

10 

.  .  36.  87 

8 

14.23.72.89 

4,  1 

14.20.25.52. 

* 

* 

9 

23.64.89.105 

63.  74 

* 

10 

.  .  58.  89 

2 

.  .   93 

1,  2 

.  .  56.  71 

11 

.  .  23.  89 

3 

.  65.  93 

5 

.  .  22.  71 

12 

...   72 

4 

50.  74.  93 

6 

...   71 

13 

.  .  15.  90 

5 

49.  74.  93 

7 

13.47.50.71 

14 

.  15.  48.  90 

6 

.  25.  65 

8 

...   36 

15 

14.19  f.72.90 

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33.66.74.93 

9 

...   63 

16 

38.64.72.90 

8 

.  .   74 

10 

23.64.71.87 

17 

.  .  72.  90 

9 

.  .   66 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen. 


113 


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4,  10  . 

25.  39.  74 

Mc.  5,  34 

.  .   76 

Mc.  7,  1  .  . 

13.  66 

11   . 

.  53.  74 

35 

11.  39.  94 

2  .  . 

.   77 

12  . 

.  .   66 

36 

39.  76.  94 

3  .  . 

.   77 

15  . 

.  .   74 

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.  .   76 

5  .  . 

.   77 

16  . 

.  66.  74 

38 

.  .   76 

6  14. 

26.56.77 

17  . 

.  .   93 

40 

.  57.  76 

10  .  . 

.   77 

18  . 

.  .   52 

42 

.  .   94 

11  . 

.   77 

19  . 

.  .   74 

43 

.  76.  94 

15  .  . 

.   78 

20  . 

65.  74.  93 

6,  1 

.  .   76 

18  . 

.   66 

21  . 

.  74.  93 

2 

14.  56.  76 

20  . 

66.  78 

22  . 

74.  93.  97 

3 

.  .   76 

21  . 

.   78 

24  . 

.  57.  74 

4 

.  .   76 

24  .  1' 

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.  39.  74 

6 

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.   78 

30  . 

.  .   74 

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26.  66 

31  . 

.  .   74 

8 

.  .   76 

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13.  66 

32  . 

.  .   98 

10 

.  .   76 

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.   26 

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.  .   66 

11 

.  40.  76 

3  .  . 

.   78 

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.  74.  93 

14 

.  .   76 

4   . 

66.  78 

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.  .   74 

15 

.  76.  94 

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48.  78 

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.  .   75 

16 

.  66.  76 

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67.  78 

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.  4S.  75 

17 

.  66.  76 

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.   78 

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.  64.  75 

18 

.  66.  76 

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21 

.  .   76 

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.  75.  93 

24 

.  .   76 

10  . 

.   78 

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.  27.  78 

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.  75.  93 

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.  .  53.  77 

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.  39.  75 

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39.  75.  93 

35 

.  .  66.  77 

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14  . 

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20  . 

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.  75.  94 

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. .  78.  94 

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.  .  76 

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.  .  .   49 

3  . 

.   27 

Texte  und  U 

ntersucbnng 

en  etc.  36,la. 

8 

114 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


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Mc. 

9,  4 

.  .  .   79 

Mc.  10,  19 

.  .  41.  80 

Mc.  11.  24 

.  31.  68.  81 

5 

.  40.  67.  79 

20 

14.68.80.99 

'  25 

...   81 

6 

.  .  .   79 

21 

28.48.80.99 

27 

...   81 

7 

.  16.  40.  48. 

23 

...   99 

29 

14.  31.  49. 

79.  106 

25 

.  .  47.  99 

68.  81.  101 

11 

.  .  .   79 

27 

.  .  68.  80 

31 

.  .47.  101 

12 

.  .  14.  79 

28 

...   68 

32 

...   81 

13 

.  .  .   67 

29 

...   29 

12,  1 

31.41.81.101 

14 

11.  18  f.  27 

30 

55.  68.  80. 

2 

...   82 

18 

.  .  79.  95 

99.  100 

3 

...  101 

19 

.  .  .   40 

31 

...   80 

4 

...  101 

20 

41.  50.  79 

32 

.  13.  57.  68 

5 

...  101 

22 

.  .   79 

33 

68.  80.  100 

6 

...   82 

26 

.  .   79 

37 

.  .  29.  80 

7 

.  .  82.  101 

28 

.  .   79 

38 

14.49.51.80 

8 

.  .  68.  82 

29 

.  27.  67 

39 

.  29.  68.  80 

9 

50.65.82.101 

30 

.  .   57 

40 

...   54 

12 

...  101 

31 

28.57.67.79 

42 

...   68 

13 

.  57.  69.  82 

32 

.  .   95 

43 

.  .  80.  103 

14 

41.69.82.101 

33 

.  13.  67 

45 

...  103 

15 

.  .  48.  82 

34 

.  .   79 

46 

50.  80.  105 

16 

69.  82.  101 

35 

.  .   79 

47 

.  .  80.  100 

17 

69.  82.  101 

37  . 

.  53.  79 

48 

...   80 

18 

...   82 

38  . 

.  .   79 

49 

...   80 

19 

.  .  69.  82 

39  . 

.  79.  95 

51 

...   80 

20 

31.69.82.101 

40  . 

.  .   79 

11,  1 

68.  80.  100 

21 

...   82 

41   . 

.  .   65 

2 

41.  47.  80. 

22 

.  .  69.  101 

42  \ 

J8.41.68.99 

81.  100 

23 

42.  82.  101 

43  . 

.  .   79 

3 

.  30.  68.  81 

24 

.  .  14.  82 

45  . 

.  .   79 

4 

14.  81.  100 

26 

.  .  31.  82 

47  . 

.  67.  79 

6 

...   81 

28 

19.31.82.96 

50  . 

.  .   98 

7 

68.  81.  100 

29 

.  69.  82.  83 

10,  1   . 

.  .   79 

8 

...   81 

30 

.  42.  54.  83 

2  . 

.  .   68 

9 

41.  81.  100 

31 

.  .  32.  83 

4  . 

.  .   79 

10 

...   30 

32 

...   83 

5  . 

.  28.  80 

11 

...   81 

35 

...   83 

6  . 

.  28.  80 

12 

...   81 

36 

42.  59.  83. 

7  . 

14.  68.  80 

14 

.  .  30.  68 

102 

8  . 

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15 

.  .  57.  81 

37 

...  102 

11  . 

.  64.  68 

17 

14.  81.  100 

38 

...   59 

13  . 

.  .   99 

18 

.  .  68.  81 

40 

.  .  83.  102 

14  . 

.  68.  80 

20 

.  .  13.  68 

41 

...   83 

15.  . 

.  .   50 

21 

...   81 

42 

.  .  83.  102 

16  . 

.  .   80 

22 

...   81 

44 

...   83 

17   ] 

L4. 16.80.99 

23 

.  .  54.  81 

13,  1 

...   83 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen. 


115 


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L5.  32.  54. 

Mc.  14,  20 

33.  43.  48. 

Mc.  15,  12 

...   86 

69.  83 

61.  70.  84 

14 

35.70.86.104 

3 

.  .   83 

21 

...   84 

15 

.  35.  60.  86 

5 

15.  83 

22 

...  103 

17 

9.70.86.104 

6 

83.  102 

24 

...   84 

18 

.  .  50.  104 

7 

42.  83 

27 

.  .  47.  84 

19 

48.  86.  103 

8 

83.  102 

29 

...   84 

20 

.  .  .   70 

9 

83.  97 

30 

9.70.85.106 

21 

44.  70.  104 

10 

.   83 

32 

.  33.  70.  85 

22 

...   86 

11 

.   97 

34 

...   85 

23 

.  35.  70.  86 

13 

.   52 

35 

...   85 

24 

9.15.80.104 

15 

69.  83 

3(3 

.  58.  70.  85 

25 

...   86 

16 

.  .   83 

37 

...   85 

26 

44.58.86.104 

17 

32.  41.  83 

38 

.  34.  48.  85 

27 

.  .  86.  104 

19 

32.  41.  83 

39 

...   70 

29 

...   70 

21 

.  69.  83 

42 

...   85 

30 

...   58 

22 

.  56.  83 

43 

.  34.  43.  85 

32 

.  35.  55.  86 

23 

.  .   83 

44 

.  .  85.  103 

104.  105 

25 

42.  84.  102 

45 

.  .  .  103 

33 

...  105 

26 

33.  69.  84. 

47 

44.59.85.100 

34 

35.  55.71.86 

102 

48 

...   70 

35 

.  35.  71.  86 

27 

.  .   S4 

49 

.  .  47.  70 

30 

.  .  71.  86 

28 

33.  09.  84 

50 

...   85 

38 

ll.35.71.Ki5 

29 

.  .   84 

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.  .  85.  103 

39 

...   86 

30 

.  84.  102 

54 

.  .  85.  103 

40 

.  35.  71.  - 

31 

.  .   84 

55 

.  34.  58.  85 

41 

...   86 

33 

.  .   M 

58 

.  54.  70.  85 

42 

.  .  .  1«T. 

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.  .   84 

61 

15.  85.  103 

43 

13.55.71.87 

L4,  1 

.  84.  102 

62 

15.50.85.103 

45 

...   71 

3 

50f.  69.  84 

03 

.  .  85.  104 

46 

48.  87.  105 

4 

.  .   84 

04 

.  .  70.  S5 

47 

.  *  .  87 

5 

33.  69.  105 

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10,  1 

.  .  9.  105 

6 

.  .   84 

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.  .  .   85 

2 

.  .  9.  105 

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.  84.  105 

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.  .   33 

68 

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...   87 

10 

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...   70 

6 

87.  105, 106 

11 

.  84.  102 

7'i 

.  .  7".  85 

— 

.  86.  71.  87 

12 

.  .   84 

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...   B5 

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.  .  71.  87 

13 

13.  54.  102 

15.  1 

.  .  34 

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14 

.  44.  102 

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.  .  .  104 

* 

15 

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4 

...  104 

Lc  2.  7 

...   63 

IG 

.  .   84 

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.  .   13 

11 

.  .  .   8 

9 

.  .  .   87 

s* 

116 


H.  J.  Vogels,  Codex  Cantabrigiensis. 


Lc. 


Seite 

Seite 

Seite 

3,  16 

L3f.  22.  36. 

Lc.  5,  21  . 

14.  72. 

89 

Lc.  6,  39 

.  , 

26.  66 

47.  50.  87 

22  . 

14.  23. 

64 

41 

. 

.   91 

17 

.  47.  87 

72. 

89 

42 

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.   92 

22  . 

23.  64.  87 

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89 

43 

. 

.   92 

23  ff 

.   9.  87 

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44 

.  . 

.   92 

4,  1 

.  .   71 

25  . 

.  72. 

89 

46 

. 

.   92 

2 

.  71.  87 

27  15.  17. 

48. 

48 

. 

.   92 

3 

.  .   88 

89. 

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7,  1 

.  .  : 

L6f.  92 

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.   92 

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.  .  64.  88 

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. 

.   92 

6 

.  .  .   64 

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. 

90 

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10.  92 

9 

.  ..  .   88 

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65.  72. 

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8 

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.   92 

11 

.  .  .   88 

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.  24. 

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9 

,  , 

.   92 

12 

.  .  49.  88 

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.  . 

72 

10 

.  , 

.   92 

16 

.  14.  15.  56. 

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.  . 

90 

11 

,  , 

.  17f 

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18 

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.  17f 

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.  .  .   66 

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,  , 

.   92 

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20 

.  , 

.   92 

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14.  73. 

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24 

.  , 

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.  .  60.  76 

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.  . 

.   65 

33 

15.62.71.88 

73.  90. 

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26 

.  , 

.   65 

34 

.  36.  62.  88 

5  . 

.  , 

73 

27 

. 

.   49 

35 

14.  36.  48. 

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10.  15  ff.  39. 

28 

. 

52.  92 

,62.  71.  88 

73. 

91 

32 

24.58f.  65.92 

36 

.  .  71.  72 

7 

50.  73. 

91 

33 

. 

.   92 

37 

.  62.  72.  88 

8  . 

.  73. 

91 

35 

. 

65.  93 

38 

14.  20.  36. 

9 

73. 

91 

8,  4 

.  8. 

74.  93 

62.  72.  88 

10 

73. 

91 

5 

50.65.74.93 

39 

.  .  .   72 

11 

73. 

91 

6 

. 

.   93 

40 

.  62.  72.  88 

14 

91 

7 

. 

.   93 

41 

.  .  .   88 

15 

91 

8 

. 

74.  93 

42 

.  .  14.  72 

16 

91 

9 

.  25. 

39.  74 

43 

.  62.  72.  88 

17 

73 

10 

.  53. 

74.  93 

44 

.  14.  62.  72 

18 

73 

12 

. 

66.  74 

5,  10 

.  .  .   88 

19 

64 

13 

. 

74.  93 

11 

.  .  .   71 

22 

.  2 

3.  64 

91 

14 

. 

.   74 

12 

.  72.  88.  89 

23 

.  64 

91 

15 

.  66. 

74.  93 

13 

.  .  72.  89 

27 

,  , 

64 

16 

.  26. 

74.  93 

14 

37f.48.72.89 

28 

.  64 

91 

17 

. 

74.  93 

15 

.  .  .  36 f 

29 

.  64 

91 

18 

.  39. 

63.  74 

16 

.  .  .   72 

30 

91 

19 

. 

8.  13 

17 

.  .  .  17f 

31 

91 

20 

. 

.   93 

18 

.  .  .;   72 

32 

91 

21 

. 

.   93 

19 

.  .  72.  89 

37 

91 

23 

. 

.   93 

20 

.  38.  72.  89 

38 

57 

24 

. 

74.  93 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftstellen. 


117 


Lc. 


Seite 

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Seite 

8,  25 

...   48 

Lc.  9,  26  .  .  67.  95 

Lc.  11,  17  .  .  . 

65 

26 

...   64 

27  .  .  67.  95 

18  .  65.  " 

f4.  96 

27 

.  39.  75.  93 

28  .  13.  67.  95 

19  .  .  . 

65 

28 

14.64.75.93 

30  .  .  . 

79 

20  .  .  . 

52 

29 

.  .  75.  93 

33  40. 67. 

79.95 

•  23  .  .  . 

48 

30 

.  .  75.  93 

34  .  .  67.  95 

24  .  .  . 

96 

31 

...   75 

35  .  .  40.  95 

26  .  .  . 

96 

32 

.  .  39.  93 

37  .  11.  18.  27 

29  .  .  i 

24.  96 

34 

...   75 

38  .  .  . 

95 

30  .  25.  ( 

35.  96 

35 

.  .  75.  94 

39  .  .  . 

95 

33  .  .  . 

26 

36 

...   75 

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.  .  21.  75 

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97 

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...   94 

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39.  97 

45 

.  .  76.  94 

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63 

51  .  49. 

39.  97 

46 

.  .  76.  94 

56  .  . 

47 

12,  1  .  . 

18 

49 

.  11.  39.  94 

60  .  .  . 

95 

2  .  . 

47.  97 

50 

39  f.  76.  94 

62  .  . 

95 

4  .  . 

97 

51 

.  .  76.  94 

10,  1  .  . 

18 

5  .  . 

65 

52 

...   94 

3  .  . 

95 

6  .  . 

55.  97 

55 

...   94 

5  .  . 

51 

7  .  . 

65.  97 

56 

...   76 

6  .  . 

95 

9  .  . 

.   97 

9,  1 

...   20 

7  .  .  ' 

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24  97 

2 

.  14.  76.  94 

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51 

11  .  . 

.   97 

3 

...   76 

9  .  . 

95 

12  .  . 

.   65 

4 

...   76 

10  .  . 

51.  95 

24  .  . 

.   97 

5 

.  40.  76.  94 

13  .  . 

24 

26  .  . 

.   97 

7 

.  .  60.  7i i 

14  .  . 

.   65 

27   .  . 

.   98 

8 

.  .  76.  94 

15  .  . 

.   24 

28  .  . 

.   98 

9 

.  8.  66.  76 

21  .  . 

.   24 

29  .  . 

.   96 

10 

...   94 

23  .  . 

.   96 

30  .  . 

.   96 

12 

40.53.77.94 

24  .  . 

.   96 

31  .  . 

.   96 

13 

.  .  53.  114 

25  18f.31 

..69.96 

34  .  . 

.   98 

16 

...   94 

27  .  42. 

S2.  96 

40  .  . 

.   96 

17 

.  .  48.  94 

11,  2  .  . 

.   96 

42  .  . 

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.  67.  78.  94 

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.   96 

44  .  . 

- 

19 

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4  .  . 

64.  96 

45  .  . 

.   69 

80 

.  78.  94.  95 

11   .  . 

.   96 

46  .  . 

.   33 

22 

.  .  40.  95 

13  .  . 

.   96 

51  .  . 

- 

23 

.  .  .  78 

14  .  .  1 

6£  96 

53  .  . 

: 

25 

.  .  (17.  95 

15  .  . 

.   96 

.  . 

3 

118 


H.  J.  Vogels,  Codex  C  antat»  rigiensis. 


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!.  12,  58 

.  .  .   64 

Lc.  18.  31 

.  20.  100 

Lc.  20,  23 

.  48.  101 

59 

.   98 

32 

i    .  100 

24 

.  .  101 

13,  18 

.   74 

35 

.  80.  105 

25  ' 

41.  82.  101 

19 

74.  98 

36 

.  100 

28  - 

11.69.82.101 

24 

/  98 

37 

.  100 

29  : 

31.  82.  101 

25 

.   98 

39 

.  100 

31 

.  .  101 

27 

.   98 

40 

.   80 

32 

.  .   69 

34 

32.  98 

41 

.   80 

33  - 

12.  82.  101 

35 

.   32 

19,  10 

49.  68 

37 

.  31.  82 

14,  5 

.   98 

22 

.  100 

39 

.  .   83 

8ff  . 

.   29 

23 

.   33 

41 

.  .   83 

16 

.   98 

25 

.  100 

42 

42.  59.  83 

17  . 

.   98 

26 

.  100 

43 

.  .  102 

27  . 

.   98 

27 

.  100 

44 

.  .  102 

34  . 

.   98 

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17.68.80.100 

46 

.  56.  59 

15,  4  . 

59.  98 

30  - 

11.  47.  80. 

47 

.  83.  102 

20 

.   60 

81.  100 

21,  1 

.  .   83 

16,  16  . 

.   99 

31 

30.  81.  100 

2 

30.  83.  102 

18  . 

.   99 

32  ■ 

14.  81.  100 

4 

.  .   83 

21 

26.  99 

34 

.  .   81 

6 

.  32.  83 

17,  1 

.   99 

35  < 

38.  81.  100 

7 

.  83.  102 

2 

41.  99 

36 

38.  81.  100 

8 

.  83.  102 

3 

.   28 

38  < 

11.  81.  100. 

9  - 

12.  83.  102 

6 

.   99 

106 

10 

.  .  102 

21 

.   99 

45  * 

18.  57.  81. 

11 

.  83.  102 

24 

.   99 

100 

15 

.  .   63 

27  . 

.   49 

46 

14.68.81.100 

17 

.  .   52 

31 

.   99 

47 

.  .   81 

21 

.  54.  83 

33 

.   99 

20,  2 

.  .  100 

23 

.  32.  83 

34 

3 

B.  69.  99 

3 

14.31.49.101 

26 

42  f.  102 

35 

.   99 

4 

.  .   68 

27 

.  33.  102 

37 

.   99 

5 

.  68.  101 

28 

.  .   69 

18,  15 

.   99 

6 

.  .   81 

30 

33.  69.  84 

16 

28.  80 

9 

31.41.81.101 

31 

.  .  102 

17 

.   50 

10 

.  82.  101 

32 

.  84.  102 

18 

14.16.80.99 

11 

.  .  101 

22,  2 

.  84.  102 

19 

.  .  .   99 

12 

.  63.  101 

3 

.  43.  84 

20 

28.  41.  99 

13  . 

.  .   82 

4 

.  43.  102 

21 

14.68.80.99 

14 

.  82.  101 

5 

.  .   84 

22 

28.48.80.99 

15 

.  82.  101 

6 

70.  102. 105 

24 

.  .   99 

16 

.  50.  101 

9 

.  .  102 

25 

28.  47.  99 

19 

.  .  101 

10 

.  43.  102 

27 

56.  68.  99 

20 

.  .   82 

11 

.  .  102 

29 

.  .  100 

21  - 

11.69.82.101 

12 

.  .   43 

30 

.  .   55 

22 

82.  101 

19 

.  .  103 

Verzeichnis  der  citierten  Schriftsteller]. 


119 


Seite 

Seite 

Seite 

Lc. 

22,  20 

.  .   70 

Lc.  23,  36  . 

.  104 

Joh.  6,  70  . 

.  .  105 

22 

.  .   84 

37  . 

.  104 

8,  51   . 

.  .   63 

23 

.  .   43 

38  44. 

58.86.104 

9,  1  . 

.  .  105 

24 

.  .   11 

39  . 

104.  105 

6  . 

.  .  105 

26 

.  .  103 

44  . 

.  105 

9  . 

.  .   63 

27 

.  .  103 

45  . 

.   11 

35  . 

.  .   03 

30 

.  .  103 

46  . 

86.  105 

10,  15  . 

.  .   133 

34 

.  9.  103 

49  . 

.   86 

11,  16  . 

.  .   91 

38 

.  .   60 

52  . 

55 

50  . 

.  .   63 

40  : 

34.  85.  103 

53  . 

.  105 

12,  3  . 

.  .   öl 

42 

.  58.  85 

54  . 

.  105 

4   . 

.  .  105 

46 

.  48.  85 

55  . 

.   87 

5 

.  33.  105 

47  • 

L3.  22.34.43 

56  . 

9 

7   . 

.  .  105 

70.  103 

24,  1  .9 

16.  105 

13  3( 

).  41.  106 

48 

.  .  103 

2 

.   87 

25  . 

.  .  106 

50  * 

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5  . 

.  105 

28  1( 

3.  40.  106 

51 

.  .  103 

10  . 

.  105 

13,  2  . 

.  .   11 

53 

.  .   47 

13  . 

.   18 

26  . 

.  .   43 

54 

.  .  103 

49  . 

.   60 

38  . 

103.  106 

55 

.  85.  103 

* 

* 

15,  5 

.  .   63 

57 

.  .  103 

* 

18,  5  . 

.  .  106 

00 

.  .  103 

Joh.  1,  27   . 

.   87 

10  . 

.  44.  106 

61 

.  .   34 

32   . 

.   64 

13  . 

.  .   34 

63 

.  .  103 

2,  15  . 

81.  100 

18.  . 

.  .  103 

64 

.  44.  103 

4,  46  . 

.   92 

28  11 

3.  86.  104 

67 

.  .  103 

50  . 

.   92 

38  . 

.  .  104 

71 

.  .  104 

51   . 

.   92 

19,  2  . 

.   9.  70 

23,  1 

.  .   16 

5,  8  . 

23.  105 

15  . 

.  .  104 

3 

.  .  104 

9  . 

.  105 

19  . 

.  .   44 

9 

.  .  104 

6,  5 

.   63 

20  . 

.  .  104 

13 

.  .  104 

8  . 

.   77 

23  f  . 

.  .   9 

14 

.  .  104 

9  . 

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38  . 

.  .   71 

18 

.  .  104 

10  . 

77 

41   . 

.  .  105 

19 

.  .  104 

11  . 

63.  105 

20,  1  . 

.  .   9 

21 

.  35.  104 

15  . 

.  105 

IS  . 

.  .  106 

22 

.  86.  104 

17   . 

25.  105 

21,  13  . 

.  .  106 

26 

L6.44.70.104 

18  . 

.   66 

* 

* 

33 

.  .  104 

19  . 

.   77 

* 

34 

.  9.  104 

42   . 

.   63 

Apgsch.  2,  34 

.  42.  59 

•35 

13.  70.  m 

59   . 

36.  105 

6,  14 

.  .   54 

Verlag  der  J.  C.  HINRICHS'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Fortsetzung  von  Umschlag  S.  II. 

Geffcken,  J.:  Komposition  u.  Entstehungszeit  d. 
Orac.  Sibyll.  IV,  78  S.  1902.  (Bd.  23,  1)  M.  2.50 

Goltz,  Ed.  v.  d.:  Tischgebete  u.  Abendmahlsgebete 
in  d.  altchristlichen  u.  in  der  griechischen 
Kirche.     67  S.     1905.     (Bd.  29,  2b)         M.  2  — 

—  dvyo$  aojrrjpiaq    Tipog    rrjv    nup&ivov  (de  Virgini- 

tate).     Eine   echte   Schrift  des  Athanasius. 
IV,  144  S.     1905.     (Bd.  20,  2a)  M.  5  — 

—  Eine  textkrit.  Arbeit  d.  10.  bez.  6.  Jh.,  hrsg. 
n.  e.  Codex  d  Athoskl.  Lawra.  Mit  1  Tafel. 
VI,  116  S.  3899.     (Bd.  17,4)  M.  4.50 

Goetz,  K.  G.:  D.  alte  Anfang  u.  d.  ursprüngl.  Form 

v.Cypr.Schrift  ad  Donatam.  16  S.  1899.  (s.  Erbes) 
Gressmann,  H.:  Studien  zu  Euseb's  Theophanie. 

XI,  154  u.  69  S.  1903.  (Bd.  23,3)  M.  8  — 
Haller,  W.:Jovianus,  die  Fragm.  s.  Schriften  etc. 

VIII,  159  S.     1897.     (Bd.  17,  2)  M.  5.50 

Harnack,  A.:  D.  pseudocypr.  Trakt,  de  singu- 

laritate  cleric,   e.  Werk  d.  donatist.  Bisch. 

Macrobius  in  Rom.  (72  S.)  —  D.  Hypotvposen 

d.  Theognost.  (20  S.)  —  D.  gefälschte  Brief  d. 

Bisch. Theonas  an  d.OberkammerherrnLucian. 

(25  S.)     117  S.     1903.     (Bd.  24,  3)  M.  3.50 

—  Über  verlorene  Briefe  und  Actenstücke, 
die  sich  a.  d.  Cyprian.  Briefsammlg.  ermitteln 
lassen.  45  S.  1902.  (Mit  Klostermann  u.  Bon- 
wetsch,  Bd.  23,  2)  bM 

—  Der  Ketzer-Katalog  des  Bischofs  Maruta 
von  Maipherkat.    17  S.    1899.    (s.  Erbes) 

—  Die  Pfaffschen  Irenäus-Fragmente  als  Fäl- 
schungen Pfafl's  nachgewiesen.  —  Patrist. 
Miscellen.  III,  148  S.  1900.  (Bd.  20,  3)    M.  5  — 

—  Diodorv.Tarsus.IV,25lS.'01.(Bd  21,4)  M.8  — 

—  Analecta  zur  ältesten  Gesell,  d.  Christen- 
tums in  Rom.  10  S.  (Mit  Koetschau  und 
Klostermann.    Bd.  28,  2) 

—  Drei  wenig  beachtete  Cyprianische Schriften 
und  die  „Acta  Pauli".  34  S.  1899.  (s.  Bratke) 

—  Der  Vorwurf  des  Atheismus  in  den  drei 
ersten  Jahrhunderten.  16  S.  1905.  (Mit 
Schultze  und  Augar.    Bd.  28,  4)  M.  4  50 

Holl,  K.:  Fragmente  vornieän.  Kirchenväter 
aus  d.  Sacra  parallela.  XXXIX,  241  S.  1899. 
(Bd.  20,2)  M.  9  — 

—  Die  Sacra  parallela  des  Johannes  Damas- 
cenus.  XVI,  392  S.  1897.  (Bd.  16,  1)   M.  12  — 

Janssen, R.:D.Johannes-Ev.n.d.Paraph.d.Xonnus 
Pauopolit.  JV,  80  S.  1903.  (Bd.  23,  4)   M.  2.50 

Jeep,  L. :  Zur  Überlieferung  des  Philostorgios. 
88  S.    1899.    (s...Wobbermin) 

Klostermann,  E. :  D. Überlief,  d.  Jeremia-Homilien 
d.Origenes.  VI,  116  S.  1897.  (Bd.  16,3)  M.  3.50 

—  Eusebius'  Schrift  neji  tüJv  Tontxiöv  Svo/jütü* 
tSv  h  t>;  ■dt'utyvuyü,  28  S.  1902.  (Mit  Harnack 
u.Bonwetsch  Bd.  23,  2) 

—  Über  d.  Didymusv.  Alexandrien  in  epistolas 
canonicas  enarratio.  8  S.  (Mit  Koetschau 
und  Harnack.    Bd.  28,  2) 

Knopf,  R.:  Der  erste  Clemensbrief.  Untersucht 
u.  hetausg  IV,  194  S.  1899.  (Bd.  20,  l)  M.  6  — 

Koch,  H.:  s.  Bonwetsch  (31,  2). 

Koetschau,  P.:  Zur  Textkritik  von  Origenes' 
Johaunesconnuentar.  7t!  S.  190;>.  (Mit  Har- 
nack und  Klostermann.    (Bd.  2«,  2)         M.  3  — 

Kraatz,  W.:  Koptische  Akten  zum  ephesinischen 
Konzil  (43i).  Übersetzung  u.  Untersuchungen. 
VIII,  220  S.     190*.     iBd.  26,  2)  Bf.  7  — 

Leipoldt,  J.:  Didvmus  der  Blinde  von  Alexandria. 
III.    148  S.     1905.     (Bd.  29,  3)  M.  5  — 

—  Schfiinti1  von  Atripe  und  die  Entstehung 
d.  national  iigvpt.  Christentums.     X,  21 1  S. 

(Bd.  25,  1) 


Leipoldt,  J.:  Said.  Auszüge  a.d  8.  Buche  d.  apost. 

Konstitut.  II,  62  S.  1904  (Bd.  26,  lb)  M.  2  — 
Nestle,  E.:  Kirchengeschichte  d.  Eusebius  a.  d. 

Syrischen.  X,  296  S.  1901.  (Bd.  21,2)  M.  9.50 
Preuschen,    E. :    Eusebius'     Kirchengeschichte 

Buch  VI  u.  VII  aus  d.  Armenischen  übersetzt. 

XXII,  10»  S.     1902.  (Bd.  22,  3)     M.  4  — 

Resch,  A. :  Agrapha,  aussercan.Schrifcfragmente. 

Gesammelt  u.  unters,  und  in  zweiter,  völlig 

neu  bearb.,  durch  alttest.  Agrapha  vermehrter 

Aufl.  herausg.   Mit  5  Registern.  XVI,  246  S. 

1906.     (Bd.  30,  3/4)  M.  10  — 

—  Der  Paulinismus  und  dieLogia  Jesu  in  ihrem 
gegenseit.  Verhältnis   unters.    YIII,   656   S. 

1904.  (Bd.  27)  M.  20  — 
Resch,  G. :  Das  Anosteldecret  nach  seiner  ausser- 

kanoniseben  Textgestalt  untersucht.  V,  179  S. 

1905.  (Bd.  28,  3)  M.  5.50 
Schermann,    Th.:    Die   Geschichte   der   dogma- 
tischen Florilegien  vom  V.— VIII.  Jahrhun- 
dert.    VI,  104  S.     1904.     (Bd.  28,  l)     M.  3.50 

Schmidt,  C.  :DiealtenPetrusakteni.Zusammenh. 
d.  apokr.  Apostellit.  untersucht.  Nebst  e.  neu- 
entdeck. Fragm.  VIII,  176S.  1903.  (Bd.24,1)  M.6  — 

—  Plotin's  Stellung  z.  Gnosticismus  und 
kircbl.  Christentum.  X,  90  S.  —  Fragm.  einer 
Schrift  d.  Märt. -Bisch.  Petrus  v.  Alexandrien. 
50  S.     1900.     (Mit  Stählin  Bd.  20,  4)     M.  5  — 

Schubert,  H.  v. :  D.  sog.  Praedestinatus.  Beitrag  z. 
Gesch.  d.  Pelagianismus.  IV,  147  S.  190*. 
(Bd.  24,  4)  M.  4.80 

Schultze,  K.:  Das  Martyrium  des  heiligen  Abo 
von  Tiflis.  41  S.  —  (Mit  Harnack  und  Augar, 
Bd.  28,  4)  M.  4.50 

Seeck,  0.:  Die  Briefe  des  Libanins.  Zeitlich  ge- 
ordnet. VI,  4!  6  S.   1906.  (Bd.  30,  1,2)  M.  15  — 

Sickenberger,  J.:  D.  Lukaskatene  d.  X'iketas  v. 
Herakleia  unters.   1902     (Bd.  22,  4)    M.  4  — 

—  Titus  von  Bostra.  Studien  zu  dessen  Lukas- 
homilien.  VIII,  268  S.  1901.  (Bd.  21, 1)    M.  8.50 

Soden,  H.  von:  Die  Cyprianische Bv.iefsammlung. 

Gesch.  ihrer  Entstehung   u.   Überlieferung;. 

VIII,  268  S.  u.  2  Tab.  1904.  (Rd.  25,  3)  M.  10.50 
Stählin,  0.:  Zur  handschriftl.  Überlief,  d.  Clem. 

Alexandrinus.    8  S.     1900.    (s.  Schmidt) 
Steindorff,  G. :  Die  Apokalypse  d.  Elias,  e.  unbek. 

Apok.  u.  Bruchst.  d.Sophonias-Apok.X,  190S. 

MitlLichtdr.-Taf.  1899.  (Bd.  17,  3a)    M.  6.50 

Stülcken,A.:  AtliaiiRsiana.  Litterar- u.  dogmen- 
gesch.  Unters.  VIII,  150 S.  1899.  (Bd. 19, 4)  M.5  — 

Ter-Minassiantz,  Erw.:  Die  armen. Kirehein ihren 
Beziehungen  z.  d.  syr.  Kirchen  bis  z.  Ende 
des  13.  Jahrb.  Xach  den  armeu.  u.  svr.  Quellen 
bearb.  XII,  212  S.  1904.    (Bd.  26,  4)    M.  7.50 

Urbain,  A.:  Ein  Martyrologium  d.  Christi.  Ge- 
meinde zu  Rom  am  Anfang  d.  V.  Jalirh. 
Quellenstudien  z.  Gesch.  d.  röm.  Märtyrer. 
VI.  -Jim'.  S.     1901.     (Bd.  21,  3)  M.  8.50 

Waitz,  H.:D.Pseudokl  einen  t  inen,  Homilienn.  Re- 
kognitionen.  l904.YIII,396S.(Bd.25,4)M.13  — 

Weiss, B. :  D.  Codex  D.i  d. Apostelgesch.  Textkrit. 
Dntetp.   IV,   118S.    1897.    (Bd.  17,  l)     M.  3.50 

—  Textkritik  der  vier  Evangelien.   IV.  i , 
1899.     (Bd;   1".   -•  M.  8  — 

Wobbermin.  G. :  Altehristl.  liturg.  Stücke  ans  der 
Kirche  Aegyptens  nebst  einem  dogmat.  Brief 
d.  Bischofs  Serapion  v.  Thmnis 
(Mit  Jeep  Bd.  17,  8b  M.  i  — )    einzeln  M.  1.50 

WreiaW.:  Die  Echtheit  des  2  Tbl  38. -Briefs  unter- 
sucht. VIII,  116  S.   1903.   (Bd.  21.  2)   M.  4  — 

AI.  :»■  "  — 


1908.     (Bd.  25,  1)  M.  7  — 

Die  Erste   Reihe  =  Band  1 — 15  der  Texte  and  Untersuchungen  etc. 

Die  Zweite  Reihe  =    „    16—30    „         „         ,,  „  „ 

Die  Dritte  Reihe,  Bd.  1—5  =  Bd.  31—35 

In  guten  Ilalbfianz-Bibliotheksbdn.  (I.  Reihe  17  Bde.,  II.  Reihe  16  Bde.)  Eiulul.  je  M.  3 
Ausführliches  Inhaltsverzeichnis  steht  zu  Diensten. 


54  _ 
M.  12 
rrätig. 


TEXTE  UND  ÜNTEBSUCHÜNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMI3SION 

DER  KGL.  PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HAßSACK  und  CARL  SCHMIDT 

DRITTE  REIHE,  SECHSTER  BAND,  HEFT  la 

DER  GANZEN  REIHE  XXXVI,  1  a 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 

1910 


DER 

LITURGISCHE  PAPYRUS 

YON  DER-BALYZEH 

EINE 
ABENDMAHLSLITURGIE  DES  OSTERMORGENS 


BEARBEITET 


VON 


D.  THEODOR  SCHERMANN 

PRIVATDOZENT  AN  DER  UNIVERSITÄT  MÜNCHEN 


LEIPZIG 

J.  C.  lUNK.lCHS'sriiK  BUCHHANDLl  N(i 
1910 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 
DIE  GRIECHISCHEN 

CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

DER  ERSTEN  DREI  JAHRHUNDERTE 

Herausg.  von  der  Kirclienväler-Coraraission  der  K.  Preuss.  Akademie  d.  Wissenschaften. 

Nicht  nur  die  Werke  der  Väter  im  kirchliclien  Sinne  des  Wortes, 
sondern  alle  in  griechischer  Sprache  geschriebenen  Urkunden  des  ältesten 
Christentums  {einschließlich  der  gnostischen,  der  zuverlässigen  Märtyrer - 
acten  usw.)  sollen  in  kritischen,  nach  einem  einheitlichen  Plane  gearbeiteten 
Ausgaben  vorgelegt,  werden.  Wo  die  Originale  nicht  mehr  vorhanden  sind, 
treten  die  alten  Übersetzungen  ein.  Die  Ausgaben  erhalten  außer  einem 
vollständigen  Apparat  historisch  orientierende  Einleitungen  und  Register 
und  sie  sollen  sowohl  in  philologischer  als  in  historisch-theologischer 
Hinsicht  den  Anforderungen  entsprechen,  die  heute  mit  Recht  an  solche  Ver- 
öffentlichungen gestellt  werden. 

Der  Umfang  dieser  monumentalen  Ausgabe  ist  auf  etioa  50  Bände  berechnet. 

Jährlich  noch  nicht  20  Miark  hat  die  Anschaffung  der  ganzen 
Reihe   bisher   durchschnittlich   beansprucht,   ein  Betrag,   der  geiviß   auch 
jeder  kleinen  Bibliothek  die  Subskription  möglich  macht,  um  sich  die 
so  wertvolle  Sammlung  vollständig  zu  sichern. 

Bisher  erschienen : 

AdamantJUS.  Der  Dialog  neql  rrjg  slg  9eov  ÖQ&ijq  niOTSioi;.  Herausg.  v. 
W.  H.  van  de  Sande  Bakhuyzen.  Mit  Einleitung  u.  dreifachem 
Register.    (19%  Bogen).    1901.  M.  10  — 

Clemens  AlexandrinuS.  Protrepticus  und  Paedagogus.  Herausgegeben  von 
Otto  Stählin.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register  zu  den  Scholien. 
(27  V4  Bogen).    1905.  [Clemens  Alexandrinus  Bd.  I]    M.  13.50 

—  Stromata  Buch  I — VI.  Herausgegeben  von  Otto  Stählin.  Mit  Ein- 
leitung.   (33%  Bogen).    1900.    [ClemensAlexandrinusBd.il]   M.  16.50 

—  Stromata  Buch  VII  und  VIII  —  Excerpta  ex  Theodoto  —  Eclogae 
Propheticae  —  Quis  dives  salvetur  —  Fragmente.  Herausgegeben 
von  Otto  Stählin.  Mit  EinleituDg  und  drei  Handschriftenproben  in 
Lichtdruck.  (20  Vs  Bogen).  1909.  [Clemens  Alexandrinus  Bd.  III]  M.  11  — 

Ein  vierter  (Sehluss-J  Band  wird  Register,  Nachträge  und  Berichtigungen  enthalten. 

Die  Esra- Apokalypse  (IV.  Esra).  I.  Teil:  Die  Überlieferung.  Heraus- 
gegeben von  Bruno  Violet.    (317/s  Bogen).    1910.  M.  17.50 

EusebillS.  Über  Constantins  Leben.  —  C's  Rede  an  die  Heilige  Ver- 
sammlung. —  Tricennatsrede  an  Constantin.  Hrsg.  v.  J.  A.  Heikel. 
Mit  Einleitg.  u.  dreif.  Reg.  (29  Vs  Bogen).  1902.  [EusebiusBd.I]  M.  14.50 

—  Die  Kircheügeschichte  mit  der  lateinischen  Übersetzung  des  Rufinus. 
Herausgegeben  von  Ed.  Schwartz  und  Th.  Mommsen  (f).  I.  Teil: 
Die  Bücher  I— V.   (31  %  Bogen).    1903...     [Eusebius  Bd.  II,  1]  M.  16  — 

II.  Teil.    Die  Bücher  VI— X.    Über  die  Märtyrer  in  Palästina. 

(333/4  Bogen).     1908.  [Eusebius  Bd.  II,  2]    M.  17  — 

III.  Teil.  Einleitungen  (zum  griechischen  Text  von  Ed.  Schwartz, 

zu  Rufin  von  Th.  Mommsen  f),  Übersichten  (Kaiserliste,  Bischofslisten, 
die  Oekonomie  der  Kirchengeschichte)  und  fünffaches  Register.  (30  V2 
Bogen).     1909.  [Eusebius,  Band  II 3]  M.  12  — 

(Fortsetzung  dritte  ümscblagseite.) 


DER 

LITURGISCHE  PAPYRUS 

VON  DER-BALYZEH 

EINE 

ABENDMAHLSLITURGIE  DES  OSTERMORGENS 


BEARBEITET 


VON 


D.  THEODOR  SCHERMANN 

PRIVATDOZKNT  AN  DER  UNIVERSITÄT  MÜNCHEN 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BÜCHHANDLUNG 

1910 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 
ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREÜSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HARNACK  und  CARL  SCHMIDT 

3.  REIHE  6.  BAND  HEFT  lb 
36.  BAND  HEFT  lb 


Vorwort 


Mit  den  aegyptischen  AbendmahMiturgien  beschäftigt, 
glaube  ich  zu  den  bisher  erfolgten  Ausgaben  und  Veröffent- 
lichungen des  wertvollen  Papyrus  in  paläographi scher,  liturgie- 
geschichtlicher und  lexikographisch-grammatikalischer  Hinsicht 
Ergänzungen  bieten  zu  können.  Das  Interesse  wandte  sich  in 
fast  einseitiger  Weise  in  allerletzter  Zeit  demjenigen  Stücke 
zu.  welches  die  Epiklese  und  den  Einsetzungsbericht  enthält, 
während  die  Erforschung  des  Charakters  des  Papyrustextes 
und  dessen  Einreihung  in  eine  der  beiden  zu  unterscheidenden 
Gattungen  innerhalb  der  altaegyptischen  Abendmahlsliturgien, 
der  Normalliturgie,  welche  zumeist  im  Zusammenhang,  d.  h.  am 
Schlüsse  der  Bischofsweihe  mitgeteilt  wird,  und  der  Taufmesse, 
wohl  die  erste  und  nächste  Aufgabe  gewesen  wäre. 

Die  Gelegenheit  der  Veröffentlichung  dieser  kleinen  Studie 
möchte  ich  nicht  vorübergehen  lassen,  ohne  dankbar  zu  be- 
kennen, wieviel  Arbeitserleichterung  und  Zeitersparnis  die  für 
das  Lehrpersoual  geradezu  vorbildliche  Benützungsmöglichkeit 
der  hiesigen  Universitäts-Bibliothek,  an  deren  Spitze  Herr  Ober- 
bibliothekar  Dr.  Georg  Wolff  steht,  und  die  reichen  Spezial- 
bibliotheken  des  byzantinischen,  kirchengeschichtlichen  und 
papyrologischen  Seminars  gewähren,  zu  welchen  die  Vorstände, 
die  Herren  Professoren  August  Heisenberg,  Alois  Knöpfler 
und  Leopold  Wenger,  bereitwilligst  mir  Zutritt  gestatten. 

München,   20.  Juli    11)10. 


Inhaltsangabe. 


1.  Reihenfolge  und  äußere  Beschaffenheit  der  Blätter. 
S.  1—7.  In  der  bisherigen  Ausgabe,  die  P.  de  Puniet  veranstaltete, 
ist  bei  zwei  Blättern  die  recto-  und  verso-Seite  verwechselt.  Auch 
die  Reihenfolge  der  drei  Blätter  entspricht  nicht  inhaltlichen  Kriterien 
(S.  2—4).  Die  Koronis  auf  fol.  3V  dürfte  als  Sclilußsigle  zu  fassen  sein; 
denn  das  Symbolum  weist  auf  den  Schluß  der  Taufmesse  hin,  wie  sie 
in  der  lat.  versio  der  aeg.  KO.  erhalten  ist.  Der  Beginn  derselben  wurde 
ohne  vorhergehende  Lesungen  mit  dem  Gläubigengebet  eingeleitet  ent- 
sprechend dein  Berichte  Justins,  I  apol.  65.  Die  Einheitlichkeit  der 
Blätter  legt  sich  auch  auf  Grund  der  Schrift  (Unciale  des  6.-7.  Jahrh.) 
nahe.  Das  letzte  Blatt  ist  nur  mit  je  7  Zeilen  beschrieben  (die  andern 
mit  c.  19  Zeilen).  Die  Sigle  auf  fol.  3r,  wohl  ebenfalls  eine  (verstümmelt 
erhaltene)  Koronis,  muß  nicht  als  Schlußzeichen  gedeutet  werden 
(S  6).  Die  Buchstabenzahl  auf  den  einzelnen  Zeilen  schwankt  zwischen 
22-29. 

2.  Das  Gläubigengebet.  S.  7—11.  Text  mit  Belegstellen. 
iß,  7—9).  Mit  demselben  begann  die  Eucharistiefeier  (ohne  Lesungen) 
unmittelbar  nach  Taufe  und  Firmung.  Inhaltlich  scheint  es  mit  dem 
von  Justin  skizzierten  Gebete  und  1  Clem.  59—61  verwandt  zu  sein. 
Der  Wortschatz  ist  in  den  noch  erhaltenen  Teilen  ganz  jener  der  LXX. 

3.  Das  liturgische  Dankgebet.  S.  11—15.  Mitteilung  des 
Textes.  Die  zwischen  die  beiden  Gebete  fallenden  Handlungen  finden 
keine  Erwähnung  in  unserem  Papyrus,  der  nur  ein  Euchologion  bietet. 
Wir  haben  hier  einen  schüchterneu  Versuch  einer  selbständigen  Bil- 
dung eines  liturgischen  Daukgebets  (Praefatiou)  unter  direkter  An- 
lehnung au  alttestamentliche  Stellen  und  andere  Quellen.  Eiu  Satz 
ist  bei  Pastor  Hermae  erhalten,  der  nicht  mehr  in  dieser  Fassung 
in  späteren  Liturgien  sich  findet.  Origeues  zitiert  noch  einen  Teil 
desselbeu.    Die  aeg.  KO.  hat  kein  Trisagion. 

4.  Epiklese,  Einsetzungsbericht,  Anamnese.  S.  15—22. 
Textesrekonstruktion.  Die  Eigenart  der  Epiklese  vor  dem  Kinsetzungs- 
bericht,  an  Gott  Vater  gerichtet  (S.  17).  Der  Einsetzungsbericht  zeigt 
geringe  Harmonisierungsversuche  im  Anschluß  an  I.  Cor.  11.23 ff.  uud 
im  2.  Teile  starke  Verwandtschaft  mit  einem  Zitat  bei  Origenes.  Der 
Wiederholungsbefehl  (I,  Cor.  11,25b,  26)  ist  dem  Charakter  der  Tauf- 
messe angepaßt  (S.  21)  und  ging  in  dieser  Form  in  die  späteren  Litur- 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.    36,1b.  b 


YI  Schermanu,  Der  liturgische  Papyrus.  —  Inhalt. 

gien  über.    Der  Text  bricht  mit  der  Einleitung  zu  weiteren   Bitten 
(Epiklese)  ab. 

5.  Gebet  um  die  Früchte  der  Kommunion.  S.  22— 30.  Die 
aegyptische  Eigeuart,  die  nachkonsekratorische  Epiklese  mit  einer 
Doxologie  zu  beschließen,  ist  bereits  in  diesem  Gebet  wahrzunehmen. 
Die  Form  derselben,  die  Verherrlichung  des  Vaters  und  Sohnes  auv 
^cp  dyitp  icvsöp,axt,  weist  nicht  auf  das  vierte  Jahrhundert  hin,  sondern 
ist  altaegyptisch.  Die  Sprache  der  Bitten  ist  neutestamentlich  — 
origenistisch  (tcpoo&^xyj  maxecos  S.  25 f.).  Die  Einreihung  an  dieser  Stelle 
entspricht  der  Parallelanaphora  der  aeg.  KO.  Die  Verwendung  von 
Milch  und  Honig  zur  Kommunion  der  Getauften  scheint  zur  Zeit  der 
Entstehung  unseres  Textes  in  Aegypten  noch  nicht  Übung  gewesen 
zu  sein.  Die  Bitten  unseres  Kommuniongebets  wirken  in  den  späteren 
Riten  der  Speudung  von  Milch  und  Honig  (in  deu  Canones  Hippolyti, 
Sacramentarium  Leonianum)  nach.  Der  Kommunion ritus  uach  der 
aeg.  KO.  (S.  29 f.). 

6.  Recitation  des  Synibolums  am  Schlüsse  der  Liturgie. 
S.  30—39.  Vergleich  mit  andern  altchristlichen  Bekenntnissen:  Gram- 
matikalische Eigentümlichkeit  des  letzten  Gliedes,  das  im  absoluten 
Nominativ  steht  (S.  33).  Stellung  des  Symbolums  am  Schlüsse  der 
Liturgie,  seine  Verwandtschaft  bezw.  Identität  mit  der  Dublette  in 
der  Taufliturgie  der  aethiop.  KO.  Das  Symbolum  ist  noch  nicht  in 
drei  Artikel  geteilt,  wie  in  der  aeg.  KO.  (lat.  versio),  wo  es  während 
der  Spendung  der  drei  Kelche  von  den  Liturgen  gesprochen  wurde. 

Schluß.  Zusammenstellung  der  Kriterien  zur  Datierung  unseres 
Papyrus  (S.  39). 

Register: 

1.  Schrift-  und  Väterstellen S.  40 

2.  Griechische  Worte „41 

3.  Namen  und  Sachen       43 


1.  Reihenfolge  und  äussere  Beschaffenheit 
der  Blätter. 

Flinders  Petrie  hatte  drei  Papyrusblätter  von  Ober- 
tägypten  mitgebracht,  deren  liturgischen  Inhalt  W.  E.  Cr  um 
zuerst  erkannte,  und  sie  dem  Benediktiner  P.  de  Puniet1  zur 
Veröffentlichung  überlassen.  Der  Herausgeber  war  zunächst 
nur  auf  eine  ihm  übermittelte  Abschrift  angewiesen,  so  dass 
er  weder  eine  gewisse  Einheitlichkeit  der  Fragmente  noch  ihre 
Reihenfolge  feststellen  konnte.  Seiner  zweiten  Ausgabe  der 
Fragmente2  konnte  er  zugleich  eine  treffliche  phototypische 
Reproduktion  beigeben,  welche  die  Bibliothekare  der  Bodleiana 
zu  Oxford,  wo  jetzt  die  drei  Blätter  sich  befinden,  besorgen 
Hessen.  Diese  Beigabe  ist  ebenso  dankbar  aufzunehmen,  wie 
sie  unerlässlich  notwendig  für  alle  Aussenstehenden  ist,  welche 
sich  ein  eigenes  Urteil  verschaffen  wollen. 

An  der  Hand  dieser  Originalcopie  lässt  sich  schon  rein 
äusserlich  feststellen,  dass  die  Fragmente  in  den  vorliegenden 
Ausgaben  unrichtig  geordnet  sind.  Jedes  Blatt  ist  doppelt  be- 
schrieben, auf  der  vordem  (recto-)  und  Rück-  (verso-)  Seite. 
Es  handelt  sich  zunächst  darum,  zu  bestimmen,  welche  die 
Vorder-  oder  Rückseite  ist.  Bekanntlich  hing  die  Verwendung 
der  einzelnen  Seiten  von  der  Bereitung  des  Papyrus  ab3.     Man 


1)  Fragments  inedits  d'uue  liturgie  egyptienue  ecrits  bot  papyrus. 
Report  of  the  nineteenth  Eucharistie  cougress,  held  at  Westminster 
fre-m  9»k  to  13.  September  1908.  With  14  ülustrations.  London  1909, 
367-401. 

2)  Le  nouveau  papyrus  liturgique  d'Oxford,  Revue  Benedictine 
XXVI  1909,  34-51. 

3)  L.  Traube,  Vorlesungen  und  Abhandlungen  von  L.  T.,  her- 
ausgegeben von  Fr.  Roll.  I.  Bd.:  Zur  Paläographie  und  Handschriften- 
künde.    München  1909.  85. 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.  3G. ib.  1 


2  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

darf  aber  als  Regel  angeben1,  daß  die  horizontal  geglättete 
Seite  (d.  h.  jene  mit  den  Horizontal-  =  Fasern)  die  recto-,  jene 
mit  den  Yertikalfasern  |  |  die  verso-Seite  ist.  Mag  diese  An- 
nahme vielleicht  nicht  auf  alle  erhaltenen  Papyri  zutreffen 2; 
bei  unsern  Fragmenten  hat  sie  jedenfalls  Geltung.  Diese  Tat- 
sache hatte  Puniet  für  ein  Blatt  bereits  selbst  festgestellt,  weil 
sie  so  von  dessen  Inhalt  verlangt  war.  Dieses  (von  ihm  als  drittes 
bezeichnete)  Folio  enthielt  nämlich  einen  Teil  der  liturgischen 
Anaphora  mit  dem  Einsetzungsberichte,  innerhalb  dessen  der 
Text  von  einer  Seite  auf  die  andere  überging.  Da  konnte 
nun  über  die  Priorität  der  einen  Seite,  welche  horizontalfaserig 
geglättet  war,  kein  Zweifel  bestehen,  während  die  „vertikal- 
. gefaserte"  Seite  als  „verso"  bezeichnet  werden  musste.  Es  ist 
daher  unbegreiflich,  daß  der  Herausgeber  bei  den  übrigen  zwei 
Blättern  nicht  dieselbe  Ordnung  einhielt,  trotzdem  ihm  starke 
Bedenken  gegen  seine  Gruppierung  aufstiegen ;  denn  sonst  hätte 
er  nicht  pünktlich  zu  seinem  „verso"  und  „recto"  große  Frage- 
zeichen beigefügt. 

Wir  dürfen  also  gemäss  palaeographischer  und  inhaltlicher 
Anzeichen  jede  Seite  mit  den  Horizontalfasern  als  „recto"  be- 
zeichnen und  daher  kurzerhand  eine  Umstellung  der  Seiten 
der  beiden  ersten  Blätter  vornehmen.  Eine  weitere  Maßnahme 
erfordert  aber  die  Einreihung  des  von  P.  de  Puniet  als  zweites 
Blatt  gezählten  Fragments,  auf  welchem  ein  Symbolum  auf  der 
letzten  Seite  (verso)  steht.  Solange  dieses  Folio  inmitten  der 
andern  Blätter  war,  mußte  eine  am  Schlüsse  des  Textes  bei- 
gesetzte Sigle  auffallen.  Der  Herausgeber  vermochte  offenbar 
dieses  Zeichen  nicht  zu  erklären  und  fügte  deshalb  ein  „sie" 
bei.  Wer  aber  die  Phototypie  dazu  vergleicht,  wird  in  der 
eigenartigen  Schreibart  und  Beifügung  der  Sigle  wohl  ein 
Schlußzeichen  erkennen,  das  ich  mit  x(iXoq)s  oder  T(exeXe)ta) 
identifizieren  möchte. 


1)  Vgl.  C.Wessely,  Les  plus  anciens  nionuments  du  christianisme 
ecrits  sur  papyrus   [Patrologia  orientalis  tom.  IV  2),  Paris  1909,  100. 

2)  Die  hierüber  vou  Ulr.  Wilcken,  Griechische  Ostraka  aus 
Ägypten  und  Nubien,  1.  Buch,  Leipzig  und  Berlin  1899,  18  A.  1  an- 
gegebene Literatur,  seine  Directiven  in  Hermes  XXII  1887  und  jene  von 
Mahaffy  in  der  Ausgabe  der  Flinders  Petrie  Papyri.  Vgl.  Fred.  G. 
Kenyon,  The  Palaeography  of  Greek  Papyri,  Oxford  1899,  19. 

3)  Das  Zeichen  ist  ein  x  mit  umgekehrtem  unteren  Ende,  genau  so, 
wie  das  kursive  x  auf  andern  Papyri  geschrieben  ist;  z.B.  Brit.Mus.Pap. 


1.  Reihenfolge  und  äußere  Beschaffenheit  der  Blätter.  3 

Es  ist  bekannt,  daß  dasselbe  r-Zeichen  auch  in  Uncialhss. 
der  hl.  Schrift,  z.  B.  Vaticanus  B,  am  Rande  das  Ende  von 
Kapiteln  und  Abschnitten  anzeigt,  worauf  Giov.  Mercati1 
dankenswerterweise  aufmerksam  machte;  warum  sollte  es  iii 
unserem  Papyrus  nicht  den  Schluß  des  ganzen  Textes  be- 
zeichnen, wo  es  doch  unmittelbar  der  letzten  Zeile  der  verso- 
Seite,  dem  sonstigen  Texte  etwas  vorgerückt,  beigegeben  ist? 
Wenn  auch  dieses  x,  das  zur  Sigle  geworden  ist,  für  sich  be- 
trachtet, nicht  schon  ein  Anzeichen  des  absoluten  Schlusses 
des  ganzen  Textes,  sondern  auch  nur  des  Endes  eines  größeren 
Abschnittes2  ist,  so  unterstützen  doch  die  Eigenart  der  Be- 
schreibung des  ganzen  3.  Blattes  im  Unterschied  von  den  beiden 
andern  Blättern,  die  Sigle  auf  der  recto-Seite  und  der  eigen- 
artige Inhalt,  auf  die  wir  im  folgenden  zu  sprechen  kommen 
werden,  unsere  Annahme,  daß  wir  es  mit  der  Sigle  auf  fol.  3V 
mit  dem  Schlußzeichen  der  ganzen  Liturgie  zu  tun  haben. 
Haben  wir  nun  eine  Wahrscheinlichkeit,  daß  alle  drei  Blätter 
ein  liturgisches  Ganze  bilden,  so  mag  der  Inhalt  folgender  sein: 
fol.  lr_v:  Allgemeines  Gebet  der  Gemeinde  (noch  wie  in  I.  Clem. 
c.  59 f.  Lobpreis  Gottes  für  Erlösung  und  Bitten  enthaltend), 
fol.    lv — 2V:    das    Dankgebet    mit    Trisagion,    Epiklese,    Ein- 

276,  wo  überhaupt  nur  diese  r-Fonn  vorkommt;  C.WesselyTaf.l6Nr.l8; 
vgl.  Tai".  15;  andere  Abkürzungen  für  tsAoj  sind  auch  sonst  in  der 
griechischen  Paläographie  zu  Hause;  vgl.  V.Gardthausen,  Griechische 
Paläographie,  Leipzig  1879,  257.  C.  Wessely,  Studieu  zur  Paläo- 
graphie und  Papyruskunde,  III.  Heft,  Leipzig  1904,  25  und  VIII.  Heft 
1908,237:  Abkürzungen  x,  *  x""£,  xeX,  xeX(e:).  In  Minuskelhss.  konnte 
man  kleinere  Distinctionen  verwenden,  während  in  der  frühen  Un- 
ciale  noch  der  Anfangsbuchstabe  genügte.  Vgl.  besonders  Car. 
Wessely,  Papyrorum  scripturae  graec.  specimina  isagogica,  Lipsiae 
1900,  (Tab.  12  Nr.  27:  auvypacpo:p'jXa=  xs-iÄsxa;  es  handelt  sich  hier 
bei  dein  "Worte  xtxiXtx«  nicht  um  den  Begriff  der  Bezahlung  einer 
Rechnung). 

1)  s.  Theolog.  Revue  1910,  Sp.  222  und  in  einem  Briefe  au  mich 
vom  26.  Mai  1910.     In  Vatic.  B  hat  es  verschiedene  Formen. 

2)  Ich  habe  mir  unter  den  vielen  Beispielen  der  Verwendung 
dieses  Zeichens  aus  Vatic.  B  notiert:  S.  &A)  nach  Ps.  102;  S.  092  nach 
Ps.  103;  S.  693.  707.  708ff.:  aus  den  Proverbien  (S.  7Hff,  öfters  am 
Schlüsse  eines  Kapitels;  manchmal  im  Buche  (S.  797)  und  am  Schlüsse 
des  Buches  Job  (S.  809  .  Übrigens  war  dieses  Zeichen  am  Schlüsse 
ganzer  Bücher  überflüssig,  weil  die  Unterschrift  meist  folgte  uud 
ein  Zwischenraum  den  Beginn  des  neuen  Baches  sofort  augenfällig 
machte. 

1* 


4  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

Setzungsbericht,  Anamnese  und  folgenden  Bitten,  die  teilweise 
fehlen;  fol.  3r  Bitte  um  Früchte  der  Kommunion,  fol.  3V 
Recitation  eines  kurzen  Symbolums  seitens  der  Erstkommuni- 
kanten-Neophyten. 

Das  Auffallendste  dürfte  sein,  daß  das  Symbolum  das 
Schlußstück  bildet;  zudem  scheint  am  Beginn  ein  Teil  zu 
fehlen.  All  diese  Zweifel  fallen  aber  mit  der  Beantwortung  der 
Frage:  Gibt  es  ein  liturgisches  frühchristliches  Denkmal,  wo 
die  eigentliche  Abendmahlsliturgie  mit  dem  Gläubigengebet 
beginnt,  und  deren  Abschluss  ein  Symbolum  bildet?  Die  ge- 
suchte Grösse  liegt  in  der  ägyptischen  Kirchenordnung  vor, 
und  zwar  unversehrt  nur  noch  in  der  in  den  Yeroneser 
Palimpsesten  erhaltenen  lateinischen  Übersetzung.  In  dieser 
Urkunde  findet  sich  zweimal  eine  Beschreibung  der  Abend- 
mahlsliturgie, das  eine  Mal  nach  der  Weihe1  des  Bischofs,  wo 
die  Gebete  ausführlicher  mitgeteilt  sind;  das  andere  Mal  bei  Ge- 
legenheit der  Spendung  der  Taufe  und  Firmung,  als  deren  Voll- 
endung die  Abendmahlsfeier  galt2,  an  welcher  die  Getauften  zum 
ersten  Mal  teilnehmen  durften.  Hier  ist  besonderer  Wert  auf  die 
Schilderung  dabei  vorkommender  eigenartiger  Handlungen  und 
Gebete  gelegt.  Diese  „Messe"  begann  mit  dem  Gläubigen- 
Gebet  und  endigte  mit  der  Rezitation  eines  Symbolums  während 
der  Spendung  dreier  Becher  mit  Wasser,  Milch  und  Wein. 
Unsere  Fragmente  unterscheiden  sich  zwar  da  und  dort  in 
formeller  Beziehung  von  dem  Bericht  der  ägyptischen  Kirchen- 
ordnung; wenn  wir  aber  die  Beschreibung  derselben  Feier 
in  der  ersten  Apologie  Justins  (c.  65)  noch  zum  Vergleiche  bei- 
ziehen, so  bleibt  kein  Bedenken  an  der  Annahme  übrig,  daß 
wir  es  in  unsern  drei  Papyrusblättern  mit  den  Gebeten  der- 
jenigen Abendmahlsliturgie,  welche  der  Taufe  unmittelbar 
folgte,  und  bald  mit  ihr  auf  die  Osteruacht  festgelegt  wurde, 
zu  tun  haben3. 


1)  Edm.  Hauler,  Didascaliae  apostolorum  fragmenta  Veronensia 
latina.    Fase,  prior.  Lipsiae  1900,  laterc.  70  u.  71  (S.  106  f.). 

2)  laterc.  74  (S.  112  f.). 

3)  Vgl.  über  die  Taufzeiten  P.  Drews,  HRE  XIX,  3.  Aufl.  1906, 
444,  Zeile  15f.  19.  Origenes,  selecta  in  Exod.  (Migne  P.  gr.  12,  284 D), 
deutet  die  jüdischen  Passahvorschriften  auf  die  christliche  Ostertaul'e, 
—  Firmung  und  —  Kommunion;  ähnlich  hom.  VII  4  in  Exod.  (Migne 
P.  gr.  12,  344  B.).    Im  Testamentum  Domini  (ed.  Rahmani  1899)1.11 


1.  Reihenfolge  und  äußere  Beschaffenheit  der  Blätter.  5 

Die  Einheitlichkeit  der  drei  Papyrusblätter  ist  aber  nicht 
bloß  aus  ihrem  Inhalt  zu  erschließen,  sie  legt  sich  auch  aus 
äusseren  Kriterien  nahe.  Es  ist  so  ziemlich  sicher,  daß  die 
Schrift  aller  drei  Blätter  von  einer  Hand  herrührt;  die  Form 
der  Buchstaben  entspricht  der  Unziale  des  6. — 7.  Jahrh.1  Wir 
müssen  nach  dem  Bestände  der  Blätter  urteilen,  daß  die 
äußeren,  welche  zugleich  als  Deckblätter  dienten,  am  meisten 
verdorben  sind,  während  das  mittlere  Blatt  relativ  am  besten  er- 
halten ist.  Sogar  dessen  beiderseitiger  äußerer  Rand  ist  teilweise 
noch  vorhanden.  Leider  haben  alle  Blätter  am  oberen  und 
unteren  Rande  gelitten,  so  daß  sich  die  Zeilenzahl  nicht  genau 
feststellen  läßt.  Nehmen  wir  an,  daß  der  Inhalt  des  mittleren 
Blattes  (Anaphora  mit  Einsetzungsbericht)  eine  Beurteilung  der 
oben  und  unten  fehlenden  Zeilen  zuläßt,  so  können  wir  auf  eine 
Seite  19  beschriebene  Zeilen  rechnen,  was  auch  für  das  erste 
Blatt  zutreffen  dürfte,  nicht  aber  für  das  dritte,  wo  die  untere 
Hälfte  jeder  Seite  leer  ist.  Es  sind  darauf  nur  je  7  Zeilen  sicht- 
bar. Der  Schreiber  hatte  wohl  auf  diesem  Blatte  nicht  die  ganze 
verso-Seite  leer  stehen  lassen  wollen,  deshalb  verteilte  er  den 
noch  übrigen  Text  auf  beide  Seiten  so,  daß  jeder  Teil  ein 
inhaltliches  Ganze  ausmachte.  Auf  der  recto-Seite  brachte  er 
gewisse  Kommuniongebete  unter,  auf  der  Rückseite  das  von 
den  Neophyten  bei  Gelegenheit  der  Kommunion  zu  bekennende 
Symbolum.  Offenbar  erschien  dem  Schreiber  das  letztere  als 
etwas  in  einer  Liturgie  Fremdartiges   und  zu   seiner  Zeit  Un- 


c.  6:  baptizentur  autem  diebus  paschae.  Über  die  zeitliche  Fixierung 
der  einzelnen  Zeremonien  während  der  Nacht  und  am  Ostermorgeu 
s.  Canon.  Hippolyti  c.  19  (ed.  H.  Achelis,  T.  u.  U.  VI  1891,  92.  183 
u.  W.  Riedel,  Die  Kircheurechtsquelleu  des  Patriarchats  Alexandrien 
1900,  213).  In  der  syrischen  Didascalie  c.  21  ist  nur  die  Zeit  des 
Gottesdienstes  in  der  Osternacht  präzisiert,  vom  eigentlichen  Verlauf 
desselben  fast  nichts  erwähnt.  H.  Achelis  und  Jon.  Flemmiug, 
Die  syrische  Didascalie  (T.  u.  ü.  N.  F.  X  2),  Leipzig  1904,  288 :  deutsche 
Übersetzung  S.  111,  36.  Die  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Auf- 
zeichnungen Tertullians  s.  P.  Drews,  Taufe,  III.  Liturg.  Vollzug  in 
HRE  XIX,  3.  Aufl.  1906,  430,  38;  431,  13;  432,  22;  in  den  Thomas- 
akten c.  121,  132,  157  (ed.  M.  Bonn  et,  Acta  Apost.  apocr.  pari  II 
vol.  II,  Lipsiae  1903,  231,  10)  eine  kurze  Beschreibung  von  Taufe  mit 
unmittelbar  sich  anschließender  Eucharistie. 

1)  S.  P.  dePuniets  Vergleich  mit  ähnlichen  Stücken  derselben 
Zeit,  Revue  Benedictine  1909,  37 f.  Vgl.  dazu  Fred.  G.  Kenyon,  The 
Palaeography  S.  49. 


6  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

gewohntes,  so  daß  er  vermutlich  durch  ein  Zeichen  auf  folio 
3r  auf  die  Fortsetzung  des  Textes  auf  verso  aufmerksam  machen 
wollte.  Das  Zeichen  ist  nach  den  Mitteilungen,  die  mir 
Giov.  Mercati1  und  Carl  Schmidt2  zukommen  ließen,  eine 
Koronis,  wobei  durch  Verstümmelung  des  Papyrus  ein  Teil 
nicht  mehr  sichtbar  ist;  immerhin  ist  auch  die  Möglichkeit 
gegeben,  daß  der  Vertikalstrich,  welcher  an  den  horizontalen 
angehängt  ist,  sich  erst  mit  der  Zeit  auf  dem  Papyrus  bildete, 
so  daß  die  Sigle  nur  ein  breiter  Querstrich  —  wäre3.  Mag 
man  nun  das  Zeichen  auffassen  wie  man  will,  auf  keinen  Fall 
muß  es  als  Schlußsigle  der  ganzen  Liturgie  gedeutet  werden. 
Nach  diesem  Zeichen,  welches  unter  der  letzten  geschriebenen 
Zeile  steht,  ist  noch  fast  die  Hälfte  der  Seite  leer.  Vielleicht 
wrollte  der  Schreiber  damit  die  Verbindung  zu  dem  auf  der  Rück- 
seite geschriebenen  Texte  herstellen,  welcher  dann  durch  die 
dort  stehende  Koronis  abgeschlossen  wird.  Man  möchte  fast 
auf  ein  wissenschaftliches  oder  literarisches  Interesse  schließen, 
weshalb  der  Schreiber  diese  Liturgie,  die  doch  zu  seiner  Zeit 
(im  7.  Jahrhundert)  nicht  mehr  in  dieser  Form  üblich  war,  der 
Erhaltung  wert  erachtete.  Es  wäre  nicht  unmöglich,  daß  in 
Mönchskreisen  ähnliche  Tendenzen  wach  waren,  durch  die 
ältere,  nicht  mehr  praktisch  verwertete,  liturgische  Formulare, 
erhalten  wTurden. 

Besondere  Schwierigkeit  verursacht  die  Feststellung  der 
jeweiligen  Buchstabeuzahl  auf  einer  Zeile,  wodurch  wir  das 
wichtigste  Hilfsmittel  zur  etwaigen  Rekonstruktion  des  Textes 
gewinnen  könnten.  Auf  dem  ersten  Blatte  ist  nicht  eine  ein- 
zige Zeile  lückenlos  erhalten.  Dagegen  bietet  das  Blatt,  welches 
die  Anaphora  erhalten  hat,  uns  einen  Maßstab;  die  Buchstaben- 
zahl schwankt  meist  zwischen  27  und  29;  allerdings  kommen 
auch  Zeilen  mit  24  Buchstaben  vor.     Das  dritte  Blatt  hat  auf 


1)  Mercati,  siehe  Theol.  Revue  1910,  Sp.  222.  Das  Zeichen  steht 
genau  am  linken  Rande  wie  jenes  auf  fol.  3V;  nur  der  obere  Quer- 
strich ist  weit  kräftiger  geführt,  so  daß  der  erste  Herausgeber  Puniet 
es  als  ein  von  jener  Sigle  auf  fol.  3V  verschiedenes  Zeichen  ansah. 

2)  Die  Koronis  wird  „häufig  am  Ende  von  Abschnitten  wie  von 
ganzen  Stücken  gesetzt.  Vgl.  Schubart,  Das  Buch  bei  den  Griechen 
und  Römern  (Handb.  der  Kgl.  Museen  zu  Berlin)  S.  77".    C.Schmidt. 

3)  Ein  solches  Zeichen  ist  auch  in  Vatic.  B  uud  andern  griechi- 
schen Hss.  zur  Unterscheidung  kleinerer  Abteilungen  bei  fortlaufendem 
Texte  verwendet;  z.  B.  Vatic.  B  S.  766  in  Cantic.  5  und  6. 


2.  Das  Gläubigengebet.  7 

der  recto-Seite  Zeilen  mit  22,  25  und  28  Buchstaben,  auf  der 
verso-Seite  fast  regelmäßig  mit  27 — 28  Buchstaben.  Die  Ab- 
kürzungen beschränken  sich  nur  auf  die  kontrahierten  Worte1: 
xupios,  &zoq,  Tcar/jp,  ulös,  'Iyjaous  Xpiaxö?,  sonst  ist  nur  der 
Ausfall  des  finalen  N  am  Ende  eines  Wortes  und  zwar  nur 
am  Schlüsse  einer  Zeile  durch  einen  Strich  oberhalb  des  vor- 
hergehenden Vokals  angezeigt. 

Wenn  wir  nun  daran  gehen,  den  Text  zu  rekonstruieren 
und  ihn  mit  einem  Kommentare  zu  versehen,  so  teilen  wir 
äußerlich  nicht  nach  Seite  und  Zeile  der  Papyrusblätter  ab, 
sondern  nach  dem  Inhalt.  Wir  bieten  einen  fortlaufenden 
Text,  wobei  wir  den  Abschluß  einer  Zeile  des  Papyrusblattes 
selbst  durch  einen  I  kenntlich  machen. 


2.  Das  Gläubigengebet. 

(Fol.  1   recto  —  verso  Mitte). 

Es  fehlen  am  Anfange  2 — 3  Zeilen;  von  der  zweiten  ist 
der  erste  Buchstabe  T  und  die  erste  Hasta  eines  H  leserlich. 
Das  t  ist  wohl  als  Initiale  besonders  groß  ausgefallen;  so  mochte 
Zeile  1  die  Überschrift  oder  eine  Rubrik  bieten.  Von  der 
dritten  Zeile  ist  noch  zu  lesen:  a  '  |jlou  xal  n(  es  fehlen  c.  18 — 20 
Buchstaben)  |  ayaikov  siV]  .  .;  es  fehlen  c.  18 — 20  Buchstaben  | 
6'ti  Yju-wv  au)  (xVjp),   es  fehlen  c.  IG   Buchstaben  |  sav   ~z  eiH-vy] 

1)  L.  Traube,  Nomina  sacra,  München  1907,  44:  Die  aegyptische 
Schule. 

r>  P(uniet)  liest  aXjj.oo  y.cd  s;  |  6  statt  siyj  wäre  ebensogut 
£ti'.(7i)  oder  Stce(ti)  oder  Sve(rc)  zu  lesen,  der  4.  Buchstabe  scheint  der 
Beginn  eines  n  zu  sein.  An  Schriftstellen,  wo  ära;V(')V  vorkommt,  fand 
ich  Lc.  1,58:  resivffivTag  evsTcXyjosv  äyaivtov;  Hebr.  9,11:  ftpxwps&c  vüw 
[leXXövxcov  dyaS-öw  7  aw]  P.  liest  ßoY)  (9-oq).  Das  Yorlnim  ....  sav  Laßt 
sich  nicht  sieher  ergänzen,  es  kommen  folgende  Zusammensetzungen 

vor:  yvdnwaav  -%  slVvr;  Ps.  9,20j  2  IfaCC.  1,27 J  ^XOUOOW  8dv»]  xal  Itpofhty&IJOOCV 
Exod.  ir>,14  (Cantic.  Mosis);  k»io*ij<jow  tök  Sdy»]  Ezech.  31,16;  rovrqpCfhjoow 


8  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

tüou  ae  u  .  .;  es  fehlen  c.  12 — 13  Buchstaben  |  5xt  oux  ejfoyjabjasv 
aüx  (ot;),   es  fehlen  noch  c.  7  Buchstaben.  |  2u  ^(Jtwv   ßo7]frös, 

10  au . .;  es  fehlen  c.  12  Buchstaben  |  au  yjjjlwv  y)  xaxacpuyY];  es  fehlen 
c.  12  Buchstaben  |  au  Yju-töv  avTiX^u-rc  (xojp  xaxa  rcavxa,  u,yj)  | 
ivxaxaXeiTüYjg,  aXX(a  puaai  Vju-ag  d)  uö  Ttavxö;  7wiv6uvou 
<7wa^taxa)  |  uivou  xai  a7i..;  es  fehlen  c.  15 — 18  Buchstaben  | 
(Su)  (isydcXy]  Y]u.tö(v),  es  fehlen  noch  c.  13  Buchstaben  |  am  Be- 

15  ginn  der  Zeile  c.  3 — 4  Buchstaben,  vielleicht  (u,£xa)  66;  yjpiTv 
La  .  . .;  es  fehlen  c.  14  Buchstaben  |  am  Beginn  der  drittletzten 
Zeile  dieser  Seite  fehlen  c.  5  Buchstaben,  dann  aovit '  So,  es 
fehlen  c.  15  Buchstaben  |  von  der  vorletzten  Zeile  steht  un- 
gefähr in  der  Mitte,  also  als  12 — 13.    Buchstabe  ix,   während 

20  von  der  letzten  Zeile  von  fol.  lr  nichts  mehr  zu  erkennen  ist.  | 
Fol.  lv.  Die  erste  Zeile  ist  verschwunden;  als  letzter  Buchstabe 
ist  noch  zu  sehen  ein  &  (oder  yj)|;  von  der  zweiten  Zeile  ist 
am  Schlüsse  noch  Y]v  zu  erkennen  |;  von  der  dritten  (a)  töaov 
8s  |  (a~oxa)  (es   fehlen   noch    c.    7  Buchstaben)    y.ai   xa    cdiif 

25   [xaxa   xwv         (oouXwv   aou),   (o~o)c,  )(a>   ptaYjxat.   6  xy]v  £  |  (£ou- 


xd  19-vyj  I  Macc.  4,7;  £7tt,auväx&Ypav  xd  ed-vyj  I  Macc.  5,9;  Yjxouaav  xd  s&vyj 
Jerem.  6  18;  exapdx&rpav  Ps.  45  (46),  6.  |  8  oöx  ^ßo^O-Yjaev  aOxots  I  Chron. 
12,19;  cfr.  Ps.  106  (107),  12  oux  fy  6  ßoyj^wv;  cfr.  Sir.  51,7;  Isa.  60,  15; 
III  Macc.  2,12  |  9  Ps.  61  (62),  8  öxi  6  d-BÖg  $orfrbs  yjjiwv.  Ps.  69  (70), 
6  ßovjO-ög  [aoo  xai  puaxYjs  jjlou  e!  au;  Exod.  15,2  (Canticum  Mosis)  ßoyjd-og 
xai  axeTiaoxYjg  sysvsxö  l101  £-S  awxYjpiav  |  10  Exod.  17.15  (Cant.  Mos.)  xupiog 
xaxaxuy^  jjlou;  Ps.  17  (18),  3:  xupioc;  axspstojid  |Jtou  xai  xaxacpuyq  jjloi»,  6 
%-eöc,  jjlou  ßoYjO-ös  .  .  .  dvxiXfjjiuxtop  jjlou;  Ps.  45  (46),  10  xax.  xai  SuvajjLis; 
Jerem.  16,19  ßorjO-std  jjlou  xal  x.  jjlou  j  lldvxiXVjjjLTcxoop  Ps.  17  (18),  3;  Ps. 
118  (119),  114  ßoYj&ög  .  .  xai  dvx^pjrcwp  e!  au;  Ps.  61  (62)  3.  7:  freos  .  . 
xai  acDxvjp  jjlou  xai  d.  jjlou;  Ps.  90  (91),  2:  d.  jjlou  sl  xai  xaxacpuyrj  Sv  VjjJLspa 
•9>Xic{;£ü)s,  ßoTjfros  |J-0U  aot  <l>aXc&,  ö  %-söc,  jjlou;  1  Clem.  59:  d^'.oojJLSV  as  SsaTioxa 
ßoyj&öv  yevsafrai  xai  dvxiXVjjjLUxopa  yjjjlwv  .  .  xoug  Sv  ftXu^sE.  gmoov  .  .  Die 
Ergänzung  oben  von  P.  de  Puniet  nach  dem  Litaneigebet  der  Mc. 
Lit. :  vjjJLdj  ös  (5uaat  dato  xööv.  dvojittöv  yjjjuüv,  cppoupog  yjjawv  xai  dvx.  xaxd 
Tidvxa  ysvofxsvo^  |  12  jjltj  sYxaxaXslu^s  *^dg  Num.  10,31  cfr.  Ps.  37,21;  70 
(71),  9;  Ps.  93  (94),  14;  Sir.  51.10;  2  Macc.  6,16;  puoai  Tjjids  von  Puniet 
wohl  richtig  ergänzt  nach  Js.  63,16;  Ps.  78  (79),  9;  Mt.  6,9.  10  |  16  viel- 
leicht 't'aaov  vgl.  Sir.  31  (34),  17  ?aaiv  bibobg  £ü)*]v  xai  suXoyiav;  Sir.  28,3 
uapd  xupiou  £v;TeT  "t'aaiv.  Gebet  um  Gesundheit:  I  Clem.  59,4;  Serapions- 
gebet  s.  P.  Drews,  Unters,  über  die  Clement.  Liturgie,  Tüb.  1906,  165, 
und  derselbe,  Zeitschr.  f.  Kirchengesch.  XX,  1900,  429  A.  1  (Wobber- 
mins  altchristliche  liturgische  Stücke).  24  statt  (a)  waov  ist  vielleicht 
auch(uX^p)  (öoov  zu  ergänzen,  cfr.  Ps.  19  (20),  5  TiX-^pwaat  xupcoj  rcdvxa  xd 
alxigiJLaxa.   25  ergänzt  de  Puniet  (Rev.  bened.  S.  40)  oder  nach  Ap.  Constit. 


2.  Das  Gläubigengebet.  9 

ai'av  ly)  wv,  GearcÖTYjs  ayio;  |  (Tiavioouva)  (jlo;,  y.'jpic;  ovo{j.a  aOiw, 
t  Iv  6  |  (^YjXor?  ot)  xfi>v  y.al  xa  Tarce'.va  S^öpöv  |  \y.a{Wjfj,svo$ 
£)  ttI  Tolg  GÖpavolg,  6  wv.  |  (auxw  7}  oö£a  etg>  XGi>g  aitövac,  djnfjv.   28 

Wenn  die  bisherigen  Herausgeber  und  Interpreten  der 
Fragmente,  P.  de  Puniet1  und  E.  von  der  Goltz,2  glaubten,  es 
sei  in  diesem  Teile  ein  Stück  eines  Fürbittgebetes  verborgen, 
so  können  wir  ihnen  ohne  weiteres  Recht  geben.  Wo  aber 
die  Stelle  des  Gebetes  im  größeren  Zusammenhang  der  Litur- 
gie ursprünglich  war,  wußten  sie  nicht  anzugeben.  Der  Fehler 
lag  tiefer,  nämlich  in  der  falschen  Stellung  der  beiden  Seiten 
von  recto  und  verso,  so  daß  der  Verlauf  des  Gebetes  nicht 
zu  ersehen  war.  Ed.  von  der  Goltz  hatte  noch  die  richtige 
Vermutung  ausgesprochen,  daß  unser  Gebet  „seinen  Platz  am 
Anfang  der  Eucharistiefeier1'  hatte;  welche  aber  nur  mit  ge- 
wisser Einschränkung,  unter  Beziehung  auf  die  Abendmahls- 
liturgie der  Taufnacht,  zutreffen  mag.  Selbst  die  besonders  starke 

Vi II  6,  5  xai  So)  aÜTotg  xa  alxvj[iaxa  xöv  (xapSitöv  aüxwv);  cfr.  Ps.  36,4: 
Swast  ooi  xa  aix^jiaxa  xfjs  xapSlas  oou'|  5ea~oxa)  von  mir  ergänzt  |  Puniet 
ergänzt  6  xyjv  e(lpijv7]v)  (ex)  wv;  von  excov  ist  die  Querhasta  des  x  noch  sicht- 
bar; eine  Formel  6  xr,v  e£ouoiav  excov,  die  oft  augewendet  wurde,  s.  Th. 
Seh  er  mann,  Griechische  Zauberpapyri  usw.  T.  u.  ü.  3.  Reihe  IV  2  b, 
Leipzig  1909,  S.  18,9;  45 f.  |  25  cfr.  Iren.  adv.  haer.  I  2  s.  H.  Lietzmann, 
Symbole  der  alten  Kirche,  Bonn  1906  [Kleine  Texte  für  theol.  Vor- 
lesungen und  Übungen  17.  18.  Heft]  S.  4:  (Eva)  xot;  öwcaiotg  .  .  ftpip 
Xaptaap.evos  acpftapalav  Scop^aTjxat. . . ;  otoüc  nach  vorausgehendem  d;io5jj.ev  oe, 
oder  5e6|jie9-a  in  den  liturgischen  Gebeten  häufig,  s.  bei  I  Clem.  59,2  oder 
in  den  Apost.  Konstit.  1.  VIII  u.  s.  f.  P.  Drews,  Unters,  über  die  sogen. 
Clement.  Liturgie  im  VIII.  Buch  der  Apost.  Konst,  Tüb.  1906.  41.  68. 
152.  |  26.  Über  die  Attribute  SeoTiöxTjs  äyioj  s.  Griech.  Zauberpapyri 
(T.  u.  U.  3.  Reihe  IV  2b)  Register.  I  26  Exod.  15,3  (Cantic.  Mosis);  Ps. 
67,5  xöpio?  övo|xa  aüxw  |  29  0(^X01;  ol>  xwv  hat  P.  wohl  richtig  ergänzt 
nach  Ps.  112.5 — 6:  tCg  <bs  xöpios  6  $eög  f^xfov;  6  ev  tKJrqXoTg  xaxc.xwv  xai 
xa  xarieivä  lepoptöv  ev  xö  oüpavtp  xai  xrj  y$;  ebenso  Lit.  der  aeg.  KG. 
c  68  (Hauler  102,29)  30  xaftyjiiev&s  in  ähnlicher  Zusammensetzung  häufig 
gebraucht:  Ps.  92  (93),  4  s.  Griech.  Zauberpapyri  S.  19  zu  Zeile  3:  statt 
xaJWjp..  ergänzt  C.'Schmidt  (e-l  xvj  y^  xal  e).  28  Die  kurze  Doxologie 
in  Analogie  zu  Did.  9,1  (=  10,1)  von  Puniet  ergänzt:  joi  \  ööga  bIc  toög 
attovag.  cfr.  Did.  9,2  (=  Did.  10,4):  5*ci  aoO  fcrew  f;  Sdca  xal  rt  Öuvocjug  (?-.i 
"Iyjooö,  xptoxoO)  eis  "w&s  alwva;.  Ebenso  im  Gebet  des  Mauasse:  oöx$  r, 
56£a  eis  toög  alwvas  s.  Puniet,  Report  of  the  .  .  .  Congress  S.  371. 
C.  Schmidt  verweist  auf  Apoc.  1.4  6  &v  (xai  ö  fepxöjisvog  . 

1)  Revue  benedictine  XXVI  1909,  40. 

2)  Neue  Fragmente  aus  der  ägyptischen  Liturgie,  Zeitschrift  für 
Kirchengeschichte  XXX  1909,  355. " 


10  Schermann,  Per  liturgische  Papyrus. 

Verdorbenheit  dieses  ersten  Blattes  läßt  darauf  schließen,  daß 
es  die  äußere  Bedeckung  der  beiden  andern  bildete,  so  daß 
kein  weiteres  Blatt  mehr  zum  Schutze  diente.  Es  bildet  wohl 
den  Beginn  der  eigenartigen  Eucharistiefeier,  welche  durch  ein 
allgemeines  Gläubigen-Gebet  eingeleitet  wurde.  Wir  haben  also 
in  unsern  Fragmenten  nichts  von  der  sogenannten  Katechu- 
menenmesse  zu  vermissen,  weder  Lesungen,  noch  Gebete  über 
oder  für  Katechumenen,  welche  nur  bei  Justin  und  zwar  als 
Bestandteile  des  sonntäglichen  Gottesdienstes  (Apol.  I  67)  er- 
wähnt werden.  Die  Tauf,, messe"  dagegen  begann  sofort  nach 
der  Taufe  und  der  Salbung  der  Katechumenen  mit  dem  Gläubigen- 
(allgemeinen)  Gebete,  wie  derselbe  Justin  und  die  aeg.  Kirchen- 
ordnuno;  bezeugen1.  Justin  gibt  noch  eine  Inhaltsangabe  dieses 
Gebets;  es  wurde  verrichtet  für  die  versammelte  Gemeinde,  für 
den  Getauften  und  für  alle  andern  Brüder  anderorts,  damit  alle 
„gewürdigt  werden,  das  Wahre  zu  erlernen,  in  Taten  auch  als 
gute  Ausführer  und  Wächter  der  Gebote  erfunden  und  so  für  das 
ewige  Heil  gerettet  zu  werden".  Wenn  wir  dazu  den  Verlauf  un- 
seres Gebets,  soweit  es  verständlich  ist,  vergleichen,  so  bildete 
offenbar  den  Eingang  ein  Dank  für  die  erlangten  Güter  und  die 
durch  die  Taufe  vollzogene  Erlösung,  an  der  die  Heiden  nicht 
teilhaben,  eine  Lobpreisung  und  zuversichtliche  Anrede  an  den 

1)  I  Apol.  C  65:  y]\i-^Q  Ss  jisxa  xö  ouzoig  Xoöaai  xöv  7tc7tsia|ievov  xal 
3>j*(Y.y.zoi.'zs%'öi\i£vov  §ici  xoug  Xs^ojisvous  aSsA^oug  ayo|j.sv,  evfra  auvvjyijivo'. 
elai,  xotvag  s'J/äg  7iot,T,ad|j,£vo(,  ÖTiep  xs  lauxöjv  xal  xoo  cpamafrcvxos  xat  aXXcov 
Ttav-ca/oa  uccvxcov  suxövwg,  otküj  xaxa^cüd-ü)[JLSV  xa  öcXy]^  p.a^-övxss  xal  5i 
spytov  äya^ol  7ioXixsuxal  xai  cpuXaxEg  xtöv  £vxsxaX{j,EVO)v  eupEfryjvou,  ÖTieog 
xyjv  atcoviav  acoxvjptav  acoO-ä)|i£v.  Edm.  H auler,  Didascaliae  apostolorum 
fragmenta  Verouensia  latina,  fasc  prior,  Lipsiae  1900,  S.  111.  Aeg.  KO. 
laterc.  73,34:  Et  postea  iam  simul  cum  omni  populo  orent,  non  primum 
orantes  cum  fldelibus,  uisi  omnia  haec  fuerint  consecuti.  Vgl.  Orige- 
ues,  hom.  11  in  Exod.  7  (Migne  P.  gr.  12,381  C):  ingressurus  est  enim 
paulo  post  ad  coenam  nuptialem  .  .  .  Nemo  intrat  ad  hanc  coenam 
sordidis  vestimentis  .  .  .  Lota  sunt  enim  semel  vestimeuta  tua,  cum 
venisti  ad  gratiam  baptismi.  Auch  die  andern  orientalischen  Ver- 
sionen der  aeg.  KO.  stimmen  mit  der  lateinischen  so  ziemlich  über- 
ein: G.  Homer,  The  Statuts  of  the  Apostles  or  canones  ecclesiastici, 
London  1904,  S.  155,  Z.  8-9  (aethiop.),  S.  277,17  (arab.),  319,10  (kop- 
tische). F.  X.  Funk,  Das  Testament  unsers  Herrn  und  die  verwandten 
Schriften  Mainz  1901,  141  hat  Unrecht,  wenn  er  schreibt,  Justin  er- 
wähne Lesungen  als  erste  Bestandteile  der  Abendmahlsliturgie  der 
Getauften  (I  Apol.  65)  und  tut  dem  Berichte  der  aeg.  KO.  hierin  zu 
Gunsten  desjenigen  der  Apost.  Konstitutionen  Gewalt  an. 


2.  Das  Gläubigengebet.  U 

Herrn  in  seinen  Eigenschaften  als  Helfer,  Zuflucht  und  Be- 
schützer in  der  Not;  es  folgen  Bitten  um  Befreiung  von  jeg- 
licher Gefahr,  und  eine  Reihe  nicht  mehr  erhaltener  Herzens- 
wünsche. Den  Schlußsatz  bildet,  wie  in  den  meisten  Gebeten 
dieser  Art,  die  Würdigung  der  Eigenschaften  Gottes,  welche 
für  die  Betenden  gleichsam  die  Garantie  für  die  Erfüllung 
ihrer  Gebete  bilden,  mit  einer  kurzen  Doxologie. 

Vergleichen  wir  unser  Gebet  mit  jenem  des  Klemens- 
briefes  (c.  59 — 61),  so  werden  wir  weniger  einen  Unterschied 
im  Inhalt  als  in  der  Form  wahrnehmen.  Während  das  Gebet 
im  Klemensbriefe  bereits  eigene  Reflexionen  des  Verfassers 
neben  wörtlicher  Anführung  von  Schriftstücken  enthält,  ist  das 
ägyptische  noch  ganz  vom  alttestamentlichen  Wortschatz  ab- 
hängig, und  zwar  in  einer  Weise,  daß  von  allen  erhaltenen 
Satzstücken  fast  jedes  WTort  sich  durch  eine  alttestamentliche 
Stelle  belegen  läßt.  Wir  dürften  diese  Annahme  vielleicht 
auch  auf  die  andern  Partien  ausdehnen,  welche  uns  durch 
die  schlechte  Erhaltung  des  Blattes  verloren  gegangen  sind. 
Dieser  Umstand  verleiht  unserem  Gebete  ein  besonders  alter- 
tümliches Gepräge.  Zu  Textemendationen  oder  Ausfüllung  von 
Lücken  hatte  weder  das  verwandte  Gebet  des  I.  Klemensbriefes, 
noch  die  größeren  Liturgien  (Serapion,  Marcusliturgie)  eine 
Handhabe  geboten.  Besonders  auffallend  dürfte  der  Übergang 
von  der  direkten  Anrede  an  den  Herrn,  die  zumeist  mit  au  .  . 
eingeleitet  ist,  zur  indirekten  Bitte  am  Schlüsse  ((ötsü>$  x>apiarj- 
x<xi  6  .  .  .  beaizozric,  xtX.)  sein. 


3.  Das  liturgische  Dankgebet 

wird  mit  einer  Rubrik  eingeleitet,  welche  nicht  mehr  zu  ent- 
ziffern ist;  es  ist  nur  noch  eine  Vertikalhasta  erhalten,  viel- 
leicht I  oder  II ;  Puniet  vermutet  (evyjr];  C.  Schmidt  vielleicht 
auch  aXXrj,  welches  in  die  Mitte  der  Zeile  gesetzt  sein  mochte. 
Fol.  lv:  (6  Tcpoeaxws  su^apiaxs)!  oder  (tyj;  sO/apiaiia;  eCr/H]. 

1  Justin  I  apol.  65,3  obzoi;  (sc.  6  -poea-cü)*)  Xaßtov  alvov  xal  Ö6£av 
T(p  uaxpi  xwv  6Xü)v  ävaTisjjL^si.  Did.  9  U.  10  rcspi  bk  xfjj;  sir/apiaxia;;  xxÄ. 
Über  eüxaptatCa  und  eüy^  s.  Drews,  Unters,  über  die  klenieutiu. 
Liturgie  im  VI II.  Buche  der  apostol.  Konstit.  1906,  70 ff.  78.  90.  Cyrill 
Alex,  in  Lc.  22,19  eü/ap^iel  |iev  touxicmv  ev  oxr^oat  -poo&jyj^  xtX.  v.  F.F. 


12  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

(Ttöv  Xepouß)![x  SsaTioxa  rcavxoxpa  |  (xop  '  £7coupavt)£  lizla- 
xoTie,  7iavap£|<T£...xup:£).  cO  ^£o^  xal  rcaxYjp  xou  |  (xupiou  yjjjuöv 
'Iyjaoö  Xptaxoö,  6)  TtoiYjaac;  xa  (Ttavxa)  |  (ix   xou   [xyj  ovxo$  d)£ 

5  xö  elvat  xa<7iavxa  |  xai  rcavxa  xcoptöv,  u-ovo^  0£  a>)((opYj(xo$ 
wv  |  es  fehlt  eine,  eventuell  zwei  weitere  Zeilen  mit  je  c. 
26 — 28  Buchstaben;  dann  beginnt  fol.  2r,  wo  ebenfalls  eine 
oder  zwei  Zeilen  mit  ebensoviel  Buchstaben  fehlen;  den  Schluß 
der  zweiten  Zeile  mag  de  Puniet  richtig  ergänzt  haben:  (aol 

10  TiapaaxYjxoucjLv)  |  x(6xXco  xa  2£pacplu.  ££a7ix£pi>y)££  xw  §vi  |  %(<xl 
£)5(a7ix£pi)y£^  xw  £vc)  xal  xat£  |  uiv  5uat(v  xax£xa)Xtmxov  xo  7ipöaü)-| 
Tiov  xai  x(al$  5ual)v  xou?  rcöSac;  xai  |  xal«;  §i>ac(v  £7t£xa)vxo.  Ilavxa 
he  7iav|xox£  a£  ayda^).  3AXXa  [i£xa  Ttavxwv  |  xtöv  a£  ayca^övxwv 
hi^oii  %ai  xöv|yjuix£pov  ayiaau-öv  X£<y>6vxo)v  aoi.  |c'Ayio^  ayto?  ayio£ 

15   y.6pioc,  Saßatofr  '  7iXYj|pYj?   6  oöpavöc;   xai  y)  yvj  xy)s  6ö£(yj)$  aou|. 

Brightman,  Liturgies  Easteru  and  Western  I  1896,  505.  508.  2  Dan. 
3,54  xocfryjiievog  ini  xcöv  Xepoußi|j.;  Ap.  Constit.  VIII  12,4.  5  6  dt  aütoü 
Ttpo  rcdvxoov  Tiocyjaas  xa  Xepoußtp.  xal  Sepacpcp,;  vgl.  Griech.  Zauberpapyri 
(T.  u.  U.  3.  Reihe  IV  Heft  2  b,  1909)  S.  19  zu  Zeile  3.  |  I  Clem.  59 
xöv  Ttavxög  Ttvsujjtaxos  xxiaxvjv  xal  eTtlaxoTtov;  I  Clem.  60,4  xö  rcavxoxpdxopt 
xal  Tiavapexq)  6v6|iaxt  aou.  Puniet,  Revue  Ben4d.  1909,  41;  vgl.  Griech. 
Zauberpapyri  S.  24.  29.  Aeg.  KO.  68  (Hauler  102,  26):  6  freös  xcci  toxxyjp 
xou  %upiou  yjix.  'I.  X.  |  5  Pastor  Herm.  mandat  I  1  (ed.  Funk,  Patres 
Apostolici  I  2  1901,  468, 12).  In  dem  Papyrusblatte  ist  (xö)  nach  eis 
übergeschrieben,  bildet  also  keinen  Rest  einer  Zeile,  wie  Puniet  (Revue 
Benedict.  S.  39)  anzuzeigen  scheint.  Von  a)xwp?)(xo£  xxX.  ist  noch  die 
Querhasta  von  x  und  copyj  zu  erkennen.  Einen  Teil  dieses  Zitates  ver- 
wendet auch  Origenes  in  Joa.  32,  16,  187:  „rcpwxov  uävxwv  irtaxeöoov, 
öxt  eis  £oxtv  6  •9-eög,  6  xd  Ttdvxa  xxlaaj  xal  xaxapxiaag  xai  rcon/jaag-ex  xoü 
|iy]  övxo?  elg  t°  £^vat  Ta  Tiävxa";  vgl.  H.  Lietzmann,  Symbole  der 
alten  Kirche  (Kleine  Texte  für  theol.  Vorlesungen  und  Übungen. 
Heft  17.  18),  Bonn  1906,  6.  In  den  Fragmenten  eines  altägyptischen 
Dankgebets  heisst  es:  free  .  .  .,  bc,  exdXeoag  arcavxa  (elg  xö  etvai)  xaxd 
xyjv  oyjv  elxöva  s.  W.  E.  Cr  um,  Coptic  Ostraca,  London  1902,  Nr.  7  S.  2, 
wo  auf  ähnliche  Stellen  bei  Philo,  im  sog.  II  Clemensbriefe  c.  1; 
Origenes  in  Ephes.  1, 1  verwiesen  wird.  Vgl.  dazu  Apost.  Konstit.  VIII 
12,7  :  6  xd  rcdvxa  ex  xou  (jlyj  bvxo$  elg  xö  elvat  TzcLpayccytbv  (ed.  F.  X.  Funk,. 
Didascalia  et  Constit.  Apost.  vol.  I,  Paderborn  1906,  496  Zeile  25). ! 
10  f.  ergänzt  von  P.  de  Puniet  nach  Isa.  6,  2  mit  eigenartigen 
ägyptischen  Lesarten.  Vgl.  Revue  bened.  S.  46 f.  mit  den  Zitaten  aus 
der  Serapionsliturgie,  der  des  Mc.  und  der  ägypt.  Gregoriosliturgie.| 
15  Apocal.  4,  8;  Isa.  6,  3.  Ebenso  im  Formular  der  Serapions- 
liturgie und  in  anderen  ägypt.  Zeugen  s.  Revue  benedict.  S.  47.  |  Die 
Mc.Liturgie  hat  gegenüber  dem  Text  unseres  Fragments  und  der  Sera- 
pionsliturgie bereits  eine  Erweiterung  aus  Dan.  3,53  (dem  Gesang, 
der  drei  Jünglinge):  xyjg  dylag  oou  öögYjg. 


3.  Das  liturgische  Dankgebet.  13 

Nach  der  Phototypie  bildete  eine  Rubrik  mit  ca.  12  Buch- 
staben —  sie  reichte  nicht  ganz  bis  in  die  Mitte  der  sonst 
beschriebenen  Linie  —  den  Übergang  zum  Dankgebet.  Yom 
letzten  Buchstaben  sieht  man  nur  noch  eine  Hasta,  welche  Puniet 
als  Rest  eines  H  betrachtet,  während  es  auch  ein  I  sein  kann. 
Wir  haben  daher  bei  der  Textrekonstruktion  eine  zweifache 
sinn  entsprechende  Ergänzung  vorgeschlagen ;  denn  wahr- 
scheinlich bezog  sich  die  Rubrik  auf  das  folgende  Gebet  und 
nicht  etwa  auf  dazwischen  fallende  Handlungen,  da  unser  Text 
keine  derartigen  Erklärungen  enthält.  Nach  Justin  und  der 
ägyptischen  Kirchenordnung  und  allen  mit  ihr  verwandten 
aegyptischen  Denkmälern  schloß  sich  an  das  allgemeine  Gebet 
der  liturgische  Kuss  der  Anwesenden1,  worauf  die  Diakonen 
die  Gaben  dem  Bischof  brachten.  Der  Bischof  sendet  dann 
Lob-  und  Dankgebete  empor  zu  dem  Vater  «des  Alls  durch 
den  Namen  des  Sohnes  und  des  hl.  Geistes  und  verrichtet  ein 
langes  Dankgebet,  daß  die  Gaben  von  ihm  (zur  Annahme)  ge- 
würdigt wurden.  Justin  unterscheidet  gewissermaßen  odvoz  vS: 
o6E,(x  von  der  eö^apicma,  welche  als  Komplex  der  Gebete,  die 
sich  um  den  Eiusetzungsbericht  gruppieren,  betrachtet  werden 
kann.     Wir  haben  daher  wohl  mit  Recht  das  Danks-ebet  von 

o 

dem  „Kanon"  abgetrennt.  Unser  Dankgebet  beginnt  mit  einer 
Ansprache  an  den  allmächtigen  Herrn  unter  Erwähnung  einer 
Reihe  von  Attributen.  Das  erste  Wort  mit  c  10  Buchstaben 
ist  nur  noch  mit  (t|x)  sichtbar,  so  daß  ich  xwv  y^spcußlu,  ergänzte, 
da  den  Schluß  des  Gebets  der  Hymnus  der  Seraphim  und 
Cherubim  bildet.  Nach  der  Anrede  fährt  der  Text  in  der  objek- 
tiven Würdigung  der  Allmacht  Gottes  fort,  um  dann  auf  die 
Lobpreisung  des  Herrn  durch  die  Seraphim  und  das  Trisagion 
nach  Isa.6,2  überzuleiten.  Was  aber  für  eine  etwaige  Datierung 
unseres  Textes  von  großer  Bedeutung  ist,  das  ist  die  Gemein- 
samkeit eines  Zitates  mit  Pastor  Hermae2  (und  Origenes8)  und 
die  noch  streue:  an  die  alttestamentlicheVorlasre  sich  anschließende 
Form  der  Seraphschöre. 


1)  Vgl.  dazu  Origenes,  in  epist.  ad  Roman.  X  33  s.  Puniet,  Report 
of  the  .  .  .  Gongress  S.  372. 

2)  F.X.Funk,  Patres  Apostolioi  vol.  I  editio  II,  Tab.  1901,  468, 
12  —  14. 

3)  Erw.  Preuscheu,  Origenes'  Johanneskommentar,  Leipzig  1903. 
S.  451,26  (Origenes  in  Joa.  tom.  32,16.  187). 


14  Schennann,  Der  liturgische  Papyrus. 

Mit  Hilfe  des  Zitates  aus  Pastor  Hermae  (mandat.  I  1) 
konnten  wir  wenigstens  zwei  Zeilen  ergänzen;  die  Reste  der 
übriggebliebenen,  von  mir  unterstrichenen  Worte  entsprechen 
genau  der  Stellung,  welche  ihnen  auf  dem  Papyrusblatte  zu- 
kommen, wenn  wir  die  Zeilen  mit  den  Hermas- Worten  ausfüllen: 
ex  tou  [jlyj  ovtos  elc,  (to)  eÜvac  xa  Travxa 
%al  Ttavia  ^toptöv,   [lövog  he  a)(topYjTog  wv. 

Einen  formellen  Unterschied  können  wir  aber  zwischen  unserem 
Text  und  jenem  des  Pastor  Hermae,  und  ebenso  zwischen  Ori- 
genes,  feststellen;  bei  Pastor  Hermae  ist  das  Zitat  als  Glaubens- 
satz (Ttpwxov  TiavTWV  Tuaxeuaov)  eingeführt,  in  unsern  Fragmenten 
ist  es  ein  Bestandteil  des  Dankgebetes.  Die  Quelle  des  Satzes 
TzoirjaoLc,  ex  tou  [xy]  ovtoc;  kennen  wir  ja;  die  Worte  sind  aus 
2  Macc.  7,28  (cfr.  Sap.  1,14)  herübergenommen,  und  bei  Pastor 
Hermae  und  Origenes  mit  Stellen  aus  Ephes.  3,9;  Ps  67,29 
6  xa  Travxa  xziaac,  %al  xaiapxtaac;  bereichert.  Aber  das  folgende 
Stück  elc,  tö  elvat  xa  Ttavxa  xod  Ttavxa  )(ü)pG)v  (sc.  ftsö?),  u.dvo$ 
$e  äyßpr\ioc,  wv  geht  auf  keine  biblische  Vorlage  zurück. 
Origenes  schließt  das  Zitat  mit  elc,  xö  elvoa  ab.  Wir  können 
eine  zweifache  Möglichkeit  offen  lassen :  entweder  ist  unser 
Text  hierin  von  Pastor  Hermae  abhängig,  oder  es  gehen  beide 
auf  eine  gemeinsame  Quelle  zurück. 

Jedenfalls  spricht  daraus  ein  hohes  Alter  unseres  Dank- 
gebets. Einen  ähnlichen  Beweis  erbrachte  P.  de  Puniet  durch 
Hervorhebung  der  Zitationsweise  von  Isa.  6,2,  welche  sich  an 
den  alttestamentlichen  Wortlaut  enge  anschliesst  und  sich  da- 
durch von  der  sog.  Serapions-1  und  Marcusliturgie  unter- 
scheidet. Das  Fehlen  des  „Benedictus"  ist  Eigentümlichkeit 
des  alexandrinischen  Ritus2. 

Betrachten  wir  daneben  die  Form  des  Zitates  Isa.  6,2  im 
ersten  Klemensbriefe  (c.  34,5. 6)3,  so  ersehen  wir  die  Ängstlichkeit, 
mit  der  unser  Text  alttestamentliche  Schriftstellen  verwendet; 
er  geht  nicht,  wie  Klemens,  die  Verbindung  Isa.  6,3  mit  Dan.  7,10 


1)  Vgl.  P.  ürews,  Wobbermins  altchristliche  liturgische  Stücke, 
Zeitschrift  für  Kirchengesch.  XX  1900,  294.  319 ff. 

2)  P.  de  Puniet,  Report  of  the  19.  Euch.  Congress  S.  378. 

3)  P.  Drews,  Untersuchungen  über  die  sogen,  dement.  Liturgie 
im  VIII.  Bache  der  apostol.  Konstitutionen  [Studien  zur  Geschichte 
des  Gottesdienstes  und  des  gottesdienstlichen  Lebens]  Tüb.  1906,  21. 


4.  Epiklese,  Einsetzungsbericht,  Anamnese.  15 

ein1;  letztere  Stelle  ist  bei   der  ägyptischen  Liturgie  ganz  un- 
berücksichtigt geblieben. 

Die  aeg.  KO.  (lat.  versio  laterc.  69  Z.  25  ed.  Hauler 
S.  106)  kann  infolge  der  eigenartigen  Form  ihres  Dankgebets 
—  es  fehlen  der  seraphinische  Lobgesang  und  das  Trisagion  — 
zum  Vergleiche  nicht  beigezogen  werden. 


4.  Epiklese,  Einsetzungsberietit,  Anamnese. 

(Fol.  2r-v)- 

HXr^waov  xal  r^a;  tyj?  7:ap(a  aou)  |  56;yj?  (xa)l  xaTa5fo>aov 
xax(a7c)  £\i'\)0Li  |  tg  TivsOpta  t(6  a>ycov  aou  eVl  Ta  xT'!a|j,aTa  | 
TaOxa  (xal  7cotYja>ov  töv  uiv  apTov|ad)u.a  x(oö  xupiou  xal)  aorcTjpog 
ijpiwv  'Iyjcjoö  Xpiaxoö,  (tö)  5s  rc(oTifjptov  a)lu.a  tyj;  xaivv);  | 
fol.  2V  (8iaahf)xY)s.  "Otl  6  xöptog  ^jxtöv  T/yjaoög  Xpiaxd;  ev  yj  5 
vux)|x(i  7iaps5t'5oTO  Xajjwv  apiov  exXa)|ae  x(al  Euyjxp'.aTYjaa; 
£5tox£v)  |  toc£  [ia(^y]TaT;  aüToO  xal  &TZQ<rz6)\o\.£  |  ectcüjv'  Wajäsxs 
cpaysiE  Tiavxe^  £)Qai)Toü  '  toötö  |i(ot>  eaxtv)  tö  awjia  tö  uTisp 
ufJLwv  5tS<6[i£Vo>v  et€  a^satv  au-apTttöv '  6[ig({<i);  [A£)Ta  tö 
5ei7tvY)|aai  Xaßwv  7:oTY]pto(v)x(al  £>öXoYYjaa;       xal  rcwbv  s-Swxev   10 

aUTOL^    EL7TCOV'    |   XfiEßSTE,    7U£TE    ^aVTSC     £^    OÖTOÜ'    TOÖ|t6    JIGU     SoXtV 

to    aljxa    to    U7ü£p    6{xü)v        £7.y;jvv6u.Evcv    ei;   dfyeatv   au.apTiö)v. 
'O(aaxts)    £av   egiKyjte  töv    äp(xov)    toOtov,         t:i(vy])te    Se    tö 

1)  F.X.Funk,  Patres  Apostolici  I2,  142,  6-8. 

1  Nach  Joa.  17,5  x^  8ö£rj,  f,  slyov  ...  ^apä  aot,  ergänzt  von  de  Puniet. 
Neuestens  zieht  er  Ttapa  aou  vor,  s.  Echos  cTOrient  1910,  75  A.  1. 
5  Die  Ergänzung  rührt  von  P.  de  Puniet  her:  die  Varianten  gegenüber 
dem  Serapionsformular  sind  folgende:  fyiöv  fehlt  bei  Serap. :  statt 
ftv  l  vuxxl,  wie  ich  mit  Serapion  lese,  hat  Puniet  if  vwtxl  j.  6  Xoßdw] 
IXaßa  Serap.  Puniet  liest  nach  apxov  ei>/ap:c-:V,:;a;  xal  söXo*pfaac,  offenbar 
um  die  nötige  Buchstabenzahl  in  der  Zeile  zu  erreichen,  sr/api—v^a: 
fehlt  bei  Serap.  |  7  söwxev]  ftdCdou  Serap.  |  xal  dtnoatöXotg  fehlt  bei  Serap. 
7:ävTsg  £=  ocütoö  fehlt  bei  Serap.  j  9  S'-5o|j.£vov]  xX<b|iSVOV  Serap.  |  öp-cüo;  — 
8xi  6  y.up\.oz  'bpoög  Xpiaiö;  Serap.  8:7tvy;aa:  Papyrusblatt  |  iconljptov  -(-  Ss-.-v.  I 
|i3Ti  tö  öewwfjoai  Serap.  |  10  xal  — elrcwv]  SXrfS  x--S  iotoxofl  tia^Ta!;  Sera]). 
|  md)v  vgl.Irenaeus  adv.  haeres.  lib.V33  efr.  Aegypt.  grieeh.  Basillnslit. 
Ysuaä[jisvo^  und  koptische  Lit.  |  11  rcdvtss  Ig  aüioO  fehlt  bei  Serap. 
Sxx'jvj5|A6vov  Serap.,  Origenes  |  13  I  Cor.  11,  26£ 


16  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

TtOTYJpCOV    (TO)ÖTO,    |   TOV    £{JLOV    a>aV(XTOV    XaTayfys^XeTe,    |   TYjV   £fXY]V 

15   avaax(aacv    6fAoXoY>elTs'   |   T6v    xhxvaxdv    aou   x<aTayy£XX)c[ji£Vj  | 
tyjv  avaaxaaiv  (aou  6{JLoXoyoö{jL)£v  |  xac  Ssöu-efra  x  .  .  .  . 

Über  die  Anaphora  unserer  Fragmente  hat  besonders 
S.  Salaville1  sich  neuestens  verbreitet  und  der  Epiklesefrage 
Aufmerksamkeit  geschenkt.  Die  Epiklese,  beginnend  mit  dem 
aus  der  unmittelbar  vorhergehenden  Hymnologie  (jilripr]c, "... 
6  oupavö^)  entnommenen  TcXrjpwaov2  xal  YjU-ac;  tyjc;  izocpoc  aou 
oö£yj£,  ist  an  Gott  Yater  gerichtet  und  bittet  um  Herabsendung 
des  hl.  Geistes  auf  die  vorliegenden  Gaben  und  ferner  um 
die  Verwandlung  von  Brot  und  Wein  in  Fleisch  und  Blut 
Christi.  Dadurch,  daß  die  Bitte:  Tuotyaov  tov  uiv  apxov  aw[ia 
xtX.  ebenfalls  an  Gott  Yater  sich  wendet,  unterscheidet  sich 
diese  Art  Epiklese  wesentlich  von  den  späteren,  wo  die  Ver- 
wandlung nur  dem  herabgesandten  hl.  Geist  beigelegt  ist3. 
Unsere  Form  macht  den  Eindruck  des  ersten  Entwicklungs- 
stadiums einer  Epiklese.  Der  Einsetzungsbericht  tritt  ihr  min- 
destens gleichwertig  zur  Seite,  und  zwar  als  ganz  für  sich 
stehendes  Moment  hervor.  Man  wird  dabei  unwillkürlich  an 
Justins  Worte  erinnert  (I  apol.  c.  66),  wonach  die  Elemente  &V 

14  x.atayysXXs'cat  Papyrusblatt.    15  avacxaaiv]  dvccjJLVYjaiv  Papyrusblatt. 


1)  Le  nouveau  fragment  d'anaphore  egyptienne  de  Deir-Balyzeh 
in  Echos  d'Orient  XII  1909,  381  f.  Derselbe,  La  double  epiclese  des 
anaphores  egyptiennes,  Echos  d'Orient  1910,  133 f.  P.  de  Puniet,  A 
propos  de  la  nouvelle  anaphore  egyptierme  in  Echos  d'Orient  1910, 
72 — 76.  Ad.  St  ruck  mann,  Die  Eucharistielehre  des  hl.  Cyrill  v.  Alex. 
Paderb.  1910,  79 f.  162 ff.  Zur  ganzen  Anaphora  vgl.  J.  Karabinoff, 
Das  euchar.  Gebet  (die  Anaphora).  Petersburg  1908;  Referat  darüber 
Theol.  Revue  1910,  Sp.  282 ff. 

2)  Vgl.  die  Fortführung  des  Textes  TtX^pooaov  -xal  xyjv  fruaiav  xau- 
xyjv  (an  Gott  Vater  gerichtet),  in  der  Serapions-  und  Mc  Liturgie,  cfr. 
Kopt.  Cyrill-Liturgie,  bei  Puniet,  Reports  of  the  .  .  Congress  S.  386 f. 
Vgl.  P.  Drews,"  Wobbermins  altchristliche  liturg.  Stücke,  Zeitschrift 
für  Kirchengesch.  XX  1900,  305 f.  Ed.  v.  d.  Goltz,  Zeitschr.  f.  Kirchen- 
gesch.  XXX  1909,  358. 

3)  Schon  bei  Cyrill  von  Jerusalem;  G.  Rauschen,  Eucharistie 
und  Bussakrament  in  den  ersten  sechs  Jahrhunderten  der  Kirche, 
2.  Aufl.  Freib.  1910,  126 ff.  In  der  Serapionsliturgie  richtet  sich  die 
Epiklese  an  den  Xöyos:  äyiög  aou  Xöyog  .  .  .,  Eva  ysvyjxat,  6  äpxog  ccü|aa 
xoü  Xöyou;  P.  Drews,  Wobbermins  altchristl.  liturg.  Stücke,  Zeitschr. 
f.  Kirchengesch.  XX  1900,  311  f. 


4.  Epiklese,  Einsetzungsbericht,  Anamnese.  17 

su//?^  Xöyou  toQ  7:ap'  aÜTOö1  eu/^aptaxYjO-craa  TpocpY)  werden.  Bei 
Irenaeus  (adv.  haer.  IV  18,4)  wird  auf  die  irlvj.r^^  xoö  -ireoO 
Wert  gelegt2.  Der  Umstand,  dass  hier  die  Epiklese  dem  Ein- 
setzungsberichte  vorausgeht,  wurde  schon  in  apologetischer  Ten- 
denz ausgenützt;  man  sieht  darin  eine  „kräftige  Stütze  der  katho- 
lischen Auffassung".  Ich  halte  es  jedenfalls  nicht  für  berechtigt, 
den  römischen  Kanon  mit  der  Anaphora  unseres  Fragments 
zu  vergleichen3,  da  der  erstere  bis  zu  der  Form,  wie  wir  ihn 
jetzt  haben,  allerlei  Wendungen  durchmachte,  und  da  man  bis 
heute  noch  sehr  verschiedener  Meinung  ist,  wo  eine  Epiklese 
gesteckt  haben  mag.  Allerdings  reizt  der  neugefundene  Text 
zum  Vergleiche,  und  der  Herausgeber  P.  de  Puniet  fand  eine 
willkommene  Stütze  an  dem  hypothesenreichen  Buche  von 
A.  Baumstark4,  der  auch  schon  geschlossen  hatte,  daß  in 
der  ägyptischen  Liturgie  die  Epiklese  dem  Einsetzungsberichte 
vorausging.  Gegenüber  der  Tatsache,  daß  sowohl  in  der 
lateinischen,  wie  aethiopischen  Version  der  ägyptischen  Kirchen- 
ordnung die  Epiklese  nachfolgt,  ebenso  in  der  ägyptischen 
Serapionsliturgie,  in  der  bei  Cyrill  von  Jerusalem  erhaltenen5 
und  in  allen  andern  syrischen  und  byzantinischen  Liturgien, 
dürfen  wir  vorerst  doch  nur  mit  Salaville  die  Tatsache  aus- 
sprechen, daß  eben  unser  Text  eine  Ausnahme  macht.  Es 
ist  vielleicht    nicht  zufällig,    dass    die   syrische  Kirche6,    Cyrill 


1)  Ed.  v.  d.  Goltz,  Neue  Fragmeute,  Zeitschr.  f.  Kirchen gesch. 
XXX  1909,  359 f.  s.  Salaville,  la  liturg.  decr.  par  s.  Justin  et  Fepiclese. 
Echos  d'Orient  1909,  134f. 

2)  Kauschen  S.  1261T. 

3)  oder  gar  mit  der  spanischen  Liturgie.  Puniet,  Reports  u.  s.  f. 
S.  389-394.  Vgl.  dazu  v.  d.  Goltz,  Zeitschr.  f.  Kirchengesch.  360  A.  1. 
Über  die  Wandlung  der  röm.  Epiklese  vgl.  Salaville,  L'Epiclese  dans 
le  canou  romain  de  la  messe,  Revue  Augustiuieune  XIV  1909,  303—318. 

4)  Über  die  einschlägige  Literatur  der  ganzen  Krage  (Drews, 
Funk  etc.)  s.  Gerh.  Rauschen,  Eucharistie  und  Busssakrament  2.  Aufl. 
Freib.  1910,  105ff. 

5)  Für  die  syrische  Tradition  des  4.  Jahrb.  zitiert  Puniet,  Report 
S.  379  und  388:  Joh.  Chrysostomus  nach  den  darüber  einschlägigen 
Erörterungen  von  S.  Salaville,  L'epiclese  d'apres  S.  Jean  Chrysostome 
et  la  tradition  occidentale,  Helios  d'Orient  1908,  101—112. 

6)  F.  X.  Funk,  Didascalia  et  Constitutionen  Apostolornm.    Vol.  I, 

Paderborn   190(5,    510,    10 f:     xxl  xaTaTisiiir,;  xi   xyoöv  acu   icvs3|MC  i~':  xy;v 
iV'jjiav   xaöxYjv   .   .   .   Stiü);;  ä-ccpVjvy}   xöv    xpxcv   tcjtcv   aö^a  xo'~j  XpiQTOQ  xtX, 
Vgl.  P.  Drews,    Untersuchungen  über  die  elementinisehe  Liturgie  im 
Texte  a.  Untersuchungen  etc    36,  l  b.  2 


18  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

von  Jerusalem  Joh.  Chrysostomus,  Ap.  Konstit.  VIII  12,  39 
und  später  Joh.  Damascenus,  die  erste  Zeugin  für  die  Eigenart 
der  Epiklese,  der  Verwandlung  der  Gestalten  durch  den  hl. 
Geist  und  die  Vermittlung  der  Opferauuahme  durch  ihn,  ist, 
durch  deren  Einfluß  sich  auch  anderwärts  diese  Form  einge- 
bürgert haben  mochte. 

Der  Wortlaut  des  Einsetzungsberichtes,  dessen  fehlende 
Partien  Puniet  wohl  richtig  und  geschickt  ergänzt  hat,  zeigt 
eine  andere  Form,  als  sie  in  der  sog.  Serapionsliturgie1  oder 
der  ägyptischen  Kirchenordnung  (lat.  versio  laterc.  70)2  erhalten 
ist.  Er  ist  im  ganzen  Aufbau  einfacher  als  jener  bei  Serapion; 
im  Zusatz  einiger  Worte  aber  weitschweifiger,  wie  ich  im 
Apparate  zu  unserem  Texte  zeigte.  Wir  dürfen  sagen,  daß 
durch  Puniets  Beifügung  des  sonst  überflüssigen  eöXoyYjaa;  zu 
sö^apianfjoas,  der  Worte  %al  anoozoXoic,  zu  [xa^yjxatg,  der  Er- 
gänzung Tiavxec;  s£  auTou  zu  cpaysis,  die  in  Symmetrie  zu  den 
Kelchworten,  wo  sie  Mt.  überliefert,  beigesetzt  wurden,  ein 
gewisser  Gegensatz  zu  der  primitiven,  ja  wortkargen  Form 
der  übrigen  Gebete3  besteht.  Immerhin  wäre  es  möglich, 
daß  bereits  in  früher  Zeit  (2. — 3.  Jahrh.)  eine  gewisse  Über- 
einstimmung der  kanonischen  Berichte  und  ihrer  Glieder  er- 
strebt   wurde,    so    daß    eine    Erweiterung    in    dieser    Hinsicht 


VIII.  Buch  der  apostol.  Konstitutionen,  Tübingen  1906,  151  f.  Vgl. 
neuestens  dazu:  H.  Connoly,  The  liturgical  homilies  of  Narsai,  with 
an  appendix  by  Edm.  Bishop  (Texts  and  studies  vol.  VIII  1),  Cam- 
bridge 1909. 

1)  Ich  benütze  die  Ausgabe  von  Funk,  welche  die  Stücke  gegen- 
über jener  Wobbermins  umstellt:  F.X.Funk,  Didascalia  et  Con- 
stitutiones  apostolorum  vol.  II.  Paderborn.  1906,  Nr.  13  (Wobbermin 
Nr.  1)  S.  174,  10 ff.  P.  Drews,  Wobbermins  altchristl.  liturg.  Stücke, 
Zeitschr.  für  Kirch engesch.  XX  1900,  311. 

2)  ed.  Hauler  107  Zeile  15:  accipiens  panem  gratias  tibi  agens 
dixit:  „accipite  manducate:  hoc  est  corpus  meum,  quod  pro  vobis 
confringetur.  Similiter  et  calicem  dicens:  „Hie  est  sanguis  meus,  quod 
pro  vobis  effunditur.  In  der  aethiop.  KO.  s.  F.  E.  Brightman,  Liturgies 
Eastern  and  Western  Vol.  I,  Oxford  1896,  S.  190  und  die  neueste  Aus- 
gabe von  G.  Homer,  The  Statuts  of  the  Apostles  London  1904. 

3)  Die  Form  in  den  späteren  Liturgien  ist  noch  weitschweifiger. 
Marc.  Lit.  hat  eö^aptox^oac.  euXoyyjaas,  dyiäaas,  xXäaa?  jistsSgdxs  mit 
mehreren  Zusätzen  zu  lia&Yjxatg  (ay£ot,£  xal  jicwcaploig)  y.a.1  &7ioaxöXot£, 
s.  Brightman,  Liturgies  S.  133;  ganz  ähnlich  in  der  Jacobusliturgie 
^Brightman  S.  51)  und  Chrysostomuslit.  (Brightman  S.  385). 


4.  Epiklese,  Einsetzungsbericht,  Anamnese.  19 

stattfand.  Ja  für  eine  derartige  Weiterführung  haben  wir 
sogar  einen  frühchristlichen  Zeugen,  Irenaeus1,  der  die  Ein- 
führung der  Kelchworte,  ebenso  wie  unser  Text,  mit  dem  erst 
wieder  in  den  koptischen  Liturgien  erhaltenen  Zusatz  wieder- 
gibt: xal  7uo)V  £0W7w£,  wonach  der  Herr  also  selbst  zuerst  vom 
Kelche  getrunken  hätte.  Im  großen  und  ganzen  schließt  sich 
unser  Einsetzungsbericht  an  den  paulinischen  (I  Cor.  11,  23 ff.) 
an.  Die  Einleitung  desselben  mit  Sxt  6  zupco;  hat  Puniet  nach 
andern  frühchristlichen  Parallelen2  gewählt,  wo  sie  auch  zu- 
sammenhanglos mit  dem  vorhergehenden  Satze  steht  und  wohl 
auf  I  Cor.  11,23  zurückzuführen  sein  dürfte,  wobei  das 
Vorderglied  bei  Paulus  ausgefallen  ist:  (iy<b  yap  TzapiXa^cv 
aTid  xoö  vjjpiou,  o  y.a!  TtapsSor/.a  ö|iTv),  5xi  v.tX.  Zu  den  Worten 
über  das  Brot  fügt  unser  Text  gemäß  besonderer  Lesart  einiger 
Hss  von  Lc.  22,19  b  awu.a  ib  6~Ep  uu,d)v  +  8:$du,£Vov3  bei 
und  dazu  eE$  äyeatv  au-apTiwv,  aus  symmetrischen  Gründen 
den  Worten  über  den  Kelch  entlehnt.  Der  Zusatz  findet 
sich  ebenfalls  schon  bei  Serapion.  Die  Kelchworte  lauten  bei 
Origenes4  fast  gleich  mit  den  unsrigen:  Xaßsxs  '  rcfexe  (TwavTS^ 
1%  aöxou  überliefert  bei  Mt.  26,27;  fehlen  aber  bei  Orig.)  *  toöto 
u,ot>  iaxi  iö  atu,a  xo  bjzip  6{jlo)v  £7./i>v(v)öu,£vov  £i;  Äqpeaiv 
au.apTLa)v;  Klemens  von  Alexandreia  liest  dagegen5:  aljjLx  rcepj 
rcoAXtöv  £y.)(£6[JL£vov   sc;  acp.   au,.     Jedenfalls   liegt  in   dem   Ein- 


1)  adv.  haer.  V  33:  Dominus  .  .  cum  .  .  gratias  egisset,  tenens 
calicem  et  bibisset  ab  eo  .  .  s.  Puniet  und  von  der  Goltz,  Zeitschr. 
für  Kirchen gesch.  XXX  1909,  359. 

2)  In  der  Serapionsliturgie  bei  F.  X.  Funk,  Didascalia  u.  s.  w.  II 
1906,  174,  12,  P.  Drews,  Zeitschr.  f.  Kirchengesch.  XX  1900,  311: 
ebenso  bei  Cyrill  Hieros.  s.  Alfr.  Resch,  Außerkanonische  Paralletexte 
zu  den  Evangelien  II.  Teil  (Texte  und  Unters.  X  2),  Leipzig  1895,  639: 
in  der  Marcuslit.     Brightman  132,  15. 

3)  Vgl.  A.  Resch,  Außercan.  Paralleltexte  S.  643;  Apost.  Konstit. 

frpU7ITÖ[A£VOV. 

4)  In  Jerem.  hom.  XU  2.  P.  Drews,  Zeitschr.  f.  Kirchengesch. 
XX  1900,  324  spricht  dafür,  daß  Origens  hier  den  liturgischen  Eiu- 
setzungsbericlit  zitiert.  Andere  Berichte  (Mt  26,27 b)  lesen  ictpt  roXAöv 
£*X-.  ebenso  Apost.  Konstit.  VIII  12,  Chrys.  Liturgie.  Bei  Origeues 
fehlt  die  Anspielung  auf  die  (xatvYj)  Stad-^y.^  beim  Kelche,  folgt  aber 
alsbald;  s.  Resch  651.  656  ;I  Cor.  11,25*  j  Lc.  22.20 b),  wohl  ist  sie  iu 
unserem  Papyrus  dem  ganzen  Einsetzungsberichte  vorausgeschickt. 

5)  Pädag.  II  2,  32,2  (ed.  0.  Stählin,  Clemens  Alexaudrinus  I.Band. 
Leipzig,  1905,  S.  176,  1-2). 

2* 


20  Schermanu,.Der  liturgische  Papyrus. 

Setzungsberichte  unseres  Textes  eine  altägyptische  für  die 
Liturgie  geschaffene  Grundform  vor,  welche  aus  symmetrischen 
Gründen  mit  bestimmten  Zusätzen  bei  den  Worten  über  das 
Brot  versehen  wurde1.  Dennoch  können  wir  mit  Ed.  v.  d.  Goltz2 
behaupten,  daß  immerhin  „alle  überflüssige  Abundanz  der 
Ausdrucksweise"  noch  fehlt,  die  sich  in  den  späteren  Liturgien 
so  störend  breit  macht. 

Der  Wiederholungsbefehl  I  Cor.  11,  25b:  toOto  rcotelxs 
b<3&%%  sav  TcCvYjxe,  elc,  tyjv  ejvrjv  avau-VYjaiv,  welchen  Origenes 
(in  Jerem.  XII  2)  mit  dem  Einsetzungsbericht  überliefert,  fehlt 
in  unserem  Texte;  dagegen  ist  I  Cor.  11,  26  folgendermaßen 
umgestaltet:  6aaxi£  sav  eaxKvjxe  xdv  äpxov  toutov,  tuvyjxs  8e  to 
tiotyjpcov  toöto,  xöv  £[x6v  fravaxov  xaxayyeXXexe ,  tyjv  eu-yjv 
avaaxaaiv  öjioXoyslxe,  während  Paulus  statt  des  letzten  Halb- 
satzes überliefert:  oiypiq  av  sAftü).  Alf.  Resch8  meint,  diese 
paulinische  Erweiterung  sei  ein  vom  Herrn  selbst  gegebener 
Kommentar  der  Worte  elq  tyjv  eu.y]V  dtva[AVY]aiv,  entstamme 
also  einer  vorcanonischen  Hauptquelle.  Es  ist  bisher  das 
Fehlen  des  toöto  rcotelxe  —  el<;  tyjv  s[iyjv  dvaptvYjaiv  (I  Cor. 
U,25b)  aufgefallen,  was  dem  Schreiber  unserer  Papyrus- 
blätter zur  Last  gelegt  wurde4.  Es  gibt  heute  keine  ägyptische 
Anaphora,  ausser  jener  Serapions5,  in  der  die  Worte  nicht 
Verwendung  finden  würden.  Und  doch  bin  ich  nicht  geneigt, 
die  Lücke  dem  Zufall  zuzuschreiben.  Gerade  dadurch,  daß 
der  Schreiber  in  dem  eigentlichen  Anamnesesatze  unserer  Liturgie 
(I  Cor.  11,26)  für  tyjv  eu-Yjv  dcvaoxaatv]   dvajivyjaiv  (i\Lo\oyeTze) 


1)  Übrigens  hat  auch  Aphraates  hom.  XII  zu  cpäyexs  -f-  tc&vtsg 
ig  auxou,  Resch  S.  644. 

2)  Zeitschr.  für  Kirchengesch.  XXX  1909,  359.  Besonders  auch 
schon  im  Vergleich  zu  dem  Einsetzungsbericht  der  Apost.  Konstit. 
VIII  12,36  (Funk,  Didascalia  II  508;  P.  Drews,  Unters,  über  die 
dement.  Lit.    Tüb.  1906,  142). 

3)  Außercanonische  Paralleltexte  II.  Teil  (T.  u.  U.  X  2),  Leipzig 
1895,  655 f.  Dazu  Jam.  H.  Ropes,  Die  Sprüche  Jesu  (T.  u.  U.  XIV 
Heft  2,  1896),  97  f. 

4)  Von  P.  de  Puniet  und  Ed.  v.  d.  Goltz,  Zeitschr.  für  Kirchen- 
geschichte XXX  1909,  359. 

5)  Diese  Liturgie  hat  überhaupt  nicht  den  Wiederholuugsbefehl 
und  dabei  auch  keine  eigentliche  Anamnese;  s.  die  Ausgabe  F.  X. 
Funk,  Didascalia  et  Constitutiones  Apostolorum  Vol.  II.  Paderb. 
1906,  174. 


4.  Epiklese,  Einsetzungsbericht,  Anamnese.  21 

zu  korrigieren  suchte,  was  P.  de  Puniet1  bereits  richtig  stellte, 
zeigte  er,  daß  auch  er  den  fehlenden  Satz  vermißte.  Der 
Grund  liegt  in  der  Eigenart  unserer  Liturgie.  Nachdem 
die  Getauften  in  den  vorhergehenden  Zeremonien  aujiU,op90C 
des  Herrn  geworden  sind  und  seinen  Tod  und  seine  Auf- 
erstehung gleichsam  an  sich  selbst  durchlebten,  so  bekam  die 
Anamnese  eine  spezielle  Wortumbildung,  indem  die  paulinischen 
Worte  a/pi$  dv  eXftw  in  einer  auf  die  Getauften  passenden 
Weise  ersetzt  wurden.  Durch  diese  offensichtliche  Tendenz 
wurde  der  allgemein  gehaltene  Satz:  toOto  t.oizitz  öodxts  iav 
7UVY)T£,  elq  ttjv  £|iY)v  avajivrja.iv  inhaltsleer2. 

Die  Ausführung  des  soeben  zitierten  Befehles  ist  nun  gleich 
also  angereiht: 

xöv  Iravaxöv  acu  xaxayyeX- 
Xou-ev,  tyjv  avaaxaaiv  aou  o\xo- 
Xoyoö|X£v,  xal  be6\xe^0L  x  .  .  . 

Aeg.KO.  laterc.  70,23  (Hau- 
ler  107,9):  Memores  igitur  mor- 
tis et  resurrectionis  eius  offe- 
rimus3  tibi  panem  .  .  et  peti- 
mus,  ut  .  .  . 

Die  Schlußformel  des  Befehles:  xyjv  £|ayjv  avaaxaaiv  g;jlc- 
Xoy£ix£  übertrug  sich  von  unserer  Taufmesse  auf  die  zu  andern 
Zeiten,  also  auch  an  den  Sonntagen,  übliche  Liturgie4  und 
zwar  ging  sie  hier  auf  die  Anamnese-Gebete  über.  Die  erste 
Erweiterung  zog  noch  eine  zweite  und  dritte  nach  sich,  indem 
man  auch  der  avaXr] '.];:;,  der  zweiten  Wiederkunft  des  Herrn 
usw.,  gedachte. 

Leider  bricht  nach  0£cu,£v)-a  x  .  .  .  der  Text  ab;  Salaville 
meinte,    daß   damit   die   Einleitung  zu   einer    zweiten   Epiklese 


Mc.  liturgie  (Brightman  Seite 
133,21)  xöv  -8-avaxov  .  . .  'Ir^aoO 
Xpiaxoü  xaxayyEAAovTs:  xal  xr,v 
.  .  .  avaaxaaiv  6u.oXoyoövx£:  xal 
xyjv  £:;  oOpavoug  dvdXir^v  .  .  . 
(Zeile  30)  aoi  ix  xöv  awv  §w- 

ptOV    7lpO£0,YjXa|i£V    EVCOTIlÖV    GO'J 

xal  5£Ou,£Ö'a  .  .  . 


1)  Report  of  the  .  .  .  Congreß  S.  384  A. 

2)  Die  aeg.  KO.  hat  70,10  (Hauler  107,2)  in  der  Liturgie  nach 
der  Weihe  des  Bischofs:  quando  hoc  facitis,  meam  coinmemorati- 
onera  facitis. 

3)  Vgl.  die  Einleitung  des  Einsetzungsberichts  ebenda  .lat.  70,13 
Hauler  1061*.):  ut  mortem  solvat  .  .  et  resurrectionein  manifestet,  acei- 
piens  panem  etc. 

4)  In  der  soeben  genannten  aeg.  KO.,  Marcuslit.  s.  F.  E.  Bright- 
man, Liturgies  Eastern  and  Western,  vol.  I,  Oxford  1896.  133:  bei 
Cyrill  von  Alexandreia  (Brightman  505.  608),  in  der  Liturgie  der  Copt. 
Jacobiten  (Brightman  177.35). 


22  Schermarm,  Der  liturgische  Papyrus. 

gegeben  ist,  in  welcher  nach  dem  Vergleich  mit  anderen 
Liturgien  um  die  Annahme  des  Opfers  und  um  Mitteilung  der 
Gaben  der  Kommunion  gebetet  wird1,  die  gemäß  der  Kraft 
des  hl.  Geistes  verliehen  werden.  Die  Berechtigung  zu  dieser 
Annahme  gibt  uus  die  aegyptische  Kirchenordnung2. 


5.  Gebet  um  die  Früchte  der  Kommunion. 

(Fol.  3r). 

Die  größte  Schwierigkeit  bot  die  Einordnung  der  beiden 
folgenden  Stücke,  solange  sie  nicht  an  die  letzte  Stelle  gerückt 
waren,  wohin  sie  nach  inhaltlichen  und  paläographischen  In- 
dizien gehören.  Ein  Fehler  von  weitragender  Bedeutung  lag 
darin,  daß  die  recto-  und  verso-Seite  verwechselt  wurde,  so  daß 
das  Symbolum  vor  die  dreifache  Bitte  des  Kommunion-Gebetes 
zu  stehen  kam.     Der  Text  desselben  lautet  nun: 

Yon  der  ersten  Zeile  ist  nur  deutlich  ein  %  zu  sehen, 
welches  Puniet  zu  (TCapdca)x(e)  ergänzte,  so  daß  noch  Raum 
für  zwei  bis  drei  Bachstaben  auf  dieser  Zeile  übrig  blieben; 
ich  möchte  darin  eher  den  letzten  Rest  von  (uixo)  X^0L)  erkennen, 
wozu  der  folgende  Genitiv  besser  paßt.  Auf  der  zweiten  er- 
haltenen  Zeile   setzt   sich   der  Text  fort:    zf]Q  6(a)p£a)c;  aou  de, 


1)  cfr.  die  Pseudoambros.  Schrift  de  sacramentis  IV  c.  6:  et 
petimus  et  precamur,  ut  haue  oblationem  suseipias;  vgl.  Ed.  v.  d. 
Goltz,  Zeitschrift  für  Kirchengesch.  XXX  1909,  360  A.  1.  Zur  Ein- 
fachheit der  Formel  öeöjie&a,  die  in  den  späteren  Liturgien  (aber  noch 
nicht  bei  Serapion)  voller  lautet:  Ssöjisfra  >cai  7tapaxaXoö|isv ;  vgl.  P. 
Drews,  Wobbermins  altchristl.  lituig.  Stücke  in  Zeitschr.  f.  Kircheng. 
XX  1900,  307  A.  zu  2,1.     • 

2)  cfr.  Aeg.  KO.  laterc  70,27  (Hauler  107);  et  petimus,  ut  mittas 
spiritum  tuum  in  oblationem  sanetae  ecclesiae;  in  uuum  congregans 
des  omnibus  . .  .  cfr.  Cyrill  Alex.  ep.  oecum.  ad  Nestor.  II  (Brightman 
508,19)  6jJLoXoyouvxsg,  xyjv  dvaöjiaxxov  . .  xsAoöiisv  Xaxpsiav  .  .,  Kai  dyta^öjisO-a 
[ist oxo t  ysvöjjlsvoi  ...  xyjs  xs  dytag  occpxöc,  xxX.  Struckmann  a.a.O.  S.104. 

1  Vgl.  bei  der  Bischofsweihe  der  KO.  (ed.  Hauler  104,3):    xai 

vöv    stupse    tyjv    uapd   oou    Sövajitv   xoö   ^ysjjlovcxou   Ttvsöjiaxoj;  Serap.  Ge- 
bete 25,2  (ed.   Funk,   Constit.    Apost.    II   186,24    cfr.   190,5);  pi-to^oi 

Yevcovxai  xyj£  öcopsag  xoö  dytou  uvsö^axos  (Act.  2,38;  10,45);  aeppayig  Scopeas 


5.  Gebet  um  die  Früchte  der  Kommunion.  23 

ouvapxv    Tcveuu-axos   |    ayio'j,    (sc;   ß)eßa£(öaiv    xai    rcpoa^Hpwjv 
7ttaTe<ü)s>  *  e^    IXtcCS«   tyjs   [leXXoti  |  aiqs  a<cwv)tou   £wyjc;  ^  tgö 
xupiou  r^{xwv  |  Ir^aoO  Xpiaxoö,  (bl  ou)  aoc  xw  izoLzpi  yj  5d£a  auv 
a)  Ytto  <7iv£ü{jiaTi>  <£i)g   xoug   atöva;  *  a|i4)v.     Es  folgt  die  oben  5 
(S.  6)  besprochene  Sigle. 

Die  Doxologie  am  Schlüsse  des  nachkonsekratorischen  Epi- 
klesegebetes ist  eine  speziell  aegyptische  Größe1,  welche  durch 
die  aeg.  KO.,  die  Serapions-  und  Markusliturgie  bezeugt  ist; 
ebenso  deren  Form:  hl  ob  (sc.  Tqaoö Xptaxoö)  aoi  tö  izxzpl  ^  ho^x 
auv  ayup  itveäu-ati  £c;  touc;  aitöva;.  Wie  schon  die  syrische  Didas- 
calie2  ermahnt,  „daß  ihr  Gott  Vater  den  allmächtigen,  Jesus  und 
den  hl.  Geist  anbeten  sollt",  und  dort3  die  Doxologie  einmal  dem 
Vater  und  seinem  lebendigen  und  hl.  Geiste  gilt,  so  sehen  wir 

rcveäfiaxog  dyiou  in  Can.  36  von  CPel.  381  (Drews,  Zeitschr.  für  Kirchen- 
gesch.  1907,  294  A.  1).  2-3  Vgl.  Aeg.  KO.  (lat.  ed.  Hauler  107)  c.  70, 
28:  des  omnibus  qui  percipiunt  sanctis  in  repletionem  Spiritus  sancti, 
ad  confirmationem  fldei  in  veritate,  ut  te  laudemus  et  glorificemus 
(Doxologie).  |  2  ßsßocicbihpav  ev  ryj  rttaxet  Coloss.  2,7-9;  elg  ßsß^cooiv  6 
ßpxog  Hebr.  6,16  |  rcpoa&yjxri :  cfr.  Lc.  17,5;  Orig.  Joa.  com.  32,15;  cfr. 
lit.  Serap.  16,  22  (Fuuk  II  176):  ßeßadiooiv  SxxXyjoias  lit.  Serap.  (Funk  II 
176,9)|  3—4  Serap.  25,2  (Funk  II  188)  Gebet  über  das  Öl,  mit  dem  die 
Getauften  gesalbt  werden:  (1.  Cor.  15,58)  £\lxo\'.~zuö\izvoi  §v  xyj  ntotsi  y.al 
sTir^vwast  tyjs  äÄr^siag  jjlsxp:  ziXoug  (2.  Thess.  2,13;  1.  Tim.  2,4;  Hebr. 
3,6)  xag  oöpavCoos  „Cwyjs  sATttöag"  (Tit.  1,2;  3,7)  xai  aicovtous  eTcayvsXia; 
xxX.  I  £ü>i?  xoö  [leXXovxog  aiwvog  im  arian.  Symbolum  (Kattenbusch,  Das 
Ap.  Syinb.  1894,  1  331.  332).  2  Clem.  5,5:  yj  Öe  kiwfyeklK  xoü  Xpcoxoa 
jjLeyaXvj  .  .  xai  ävarcauaig  xyjc;  p.£XXo6ayjg  ßaatXsias  xai  ^wf^  aiü)v(ou.  4  Aeg. 
KO.  70,32  (Hauler  107):  ut  te  laudemus  et  glorificemus  per  puerum 
tuum  Jesum  Christum,  per  quem  tibi  gloria  et  honor,  patri  et  filio 
cum  sancto  spiritu,  in  sancta  ecclesia  tua  et  uuuc  et  in  saecula  saecu- 
lorum.  Amen.  Vgl.  Aeg.  KO.  72,1  (Hauler  109),  fast  gleichlautend. 
Dagegen  Serap.  25  (16)  (Funk  II  188, 3 f.)  hwffekia^  „xcO  xopCou  xai 
awxfjpog  Yj|iö)v  'I-qooQ  XpioToiS"  (2.  Petr.  3,18),  Öl  ou  oot  vj  5o=a  xac  zb  y.pä.-oz 
£v  aytw  7iv£U[iaTi  xai  vjv  xai  slg  xobg  au|j.TCävxas  altovag  xtov   alwvoov  äjir^v. 

1)  Aeg.  KO.  (lat,  versio  laterc.  70, 27 ff.  Hauler  107):  die  andern 
ägyptischen  Zeugnisse  zusammengestellt  bei  F.  X.  Funk.  Didascalia 
et  Constit.  Apostol.  11  1906,  S.  176,18  [or.  18  (alias  1)  n.  19  des  Kucho- 
Logiums  des  Serapion],  und  derselbe,  Das  Testament  unseres  Herrn 
und  die  verwandten  Schriften,  Mainz  1901,  148,  der  aber  die  aegypt 
Eigentümlichkeit  zu  Gunsten  der  von  ihm  angenommenen  Priorität 
der  Apost.  Konstit.  vernichtet. 

2)  Hans  Achelis  und  Jon.  Fleruming,  Die  syrische  Didascalie 
(T.  u.  U.  N.  T.  X  2),  Leipzig  1904.  S.  122, 18. 

3)  ebenda  S.  9,  12:  vgl.  S.  290. 


24  Schermann,-  Der  liturgische  Papyrus. 

bei  Klemens  von  Alexandreia  und  Origenes1,  daß  die  Form  der 
Verehrung  des  Vaters,  Sohnes  auv  xw  ayico  Tiveüfiaxt,  ihnen 
nicht  fremd  war.  Wir  wissen  zwar  von  Basilius2,  daß  es 
einen  großen  Aufruhr  in  seiner  Gemeinde  gab,  als  er  die 
Doxologie  in  der  Form  einführte,  wie  wir  sie  in  unserem  Texte 
vor  uns  haben.  Die  bis  dahin  in  seiner  Heimatgemeinde  üb- 
liche Form  lautete  ev  dytco  Tzve6\iocxi  oder  bl  ayiou  Tcvsuptaxog. 
Erwähnenswert  dürfte  es  sein,  daß  Basilius  da,  wo  er  den 
Traditionsbeweis  aus  dem  2. — 3.  Jahrh.  für  seine  Formel  antritt3, 
auch  Origenes  erwähnt.  Auffallenderweise  bieten  auch  die 
Serapionsgebete4  fast  durchweg  5i  ou  aoi  (sc.  Tiaxpi)  -f\  6o£a 
.  .  ev  aycw  TCvsujxaxi,  und  stehen  so  zu  den  Doxologien  unseres 
Textes  und  der  aeg.  KO.  in  einem  gewissen  Gegensatz,  in- 
dem auch  letztere  fast  immer  die  tl[xyj  Gott  Vater  hia  toO 
Tzociböc,  Trjaoö  auv  ayta)  TiveupiaTi  erweisen  läßt5.  Es  ist  ver- 
fehlt, diese  Form  erst  jener  Zeit  zuzuschreiben,  wo  die  ariani- 
schen  Kämpfe  gewissermaßen  ausgetobt  hatten6.  Auch  die 
lateinische  Übersetzung  der  KO.  kennt  schon  den  Wortlaut:  ut 
te  laudemus  et  glorificemus  per  puerum  tuum  Jesum  Christum, 
per  quem  tibi  gloria  et  honor  patri  et  filio  cum  sancto  spiritu...7, 

1)  Clemens  Alexandr.  Paedag.  101,2:  tw  fiövtp  uaxpl  xal  u!$  .  .  . 
auv  xai  xqj  dyiw  7iveujj,axt  xxA.  ed.  0.  Stählin  I  1905,  291,9.  Origenes, 
hom.  I  5  in  Levitic.  (Migne  P.  gr.  12,411  C)  per  ipsum  DNJChr.,  per 
quem  Deo  patri  omnipotenti  cum  Spiritu  sancto  gloria  et  imperium 
etc.;  ebenso  hom.  V  12  in  Levitic.  (Migne  P.  gr.  12,466  B);  in  Luc. 
hom.  27:  laudemus  Deum  in  patre  et  filio  et  Spiritu  sancto;  Dionys. 
Alexandr.  Apologia  (Schluß)  (Migne  P.  lat.  5,128  B  =  Migne  P.  gr. 
32,201  B):  X(p  8s  6s(p  rcaxpl  xai  ui(p  xcp  xupup  tjijlüW  'iTjaoö  Xpcaxtp  auv  x<£ 
dyicp  7iv£Üp.axt,  S6£a  xal  updxog  xxA.  (cfr.  I  Petr.  4,11)  Origin.  de  orat. 
33,1.6  dagegen  (ed.  P.  Koetschau,  Leipzig  1899,  401):  xai  hzl  rcaat  xyjv 
S'JX^v  eis  8o£oXoyiav  %-sou  8id  Xpcaxoö  ev  ayito  Tivsöfiaxi  xaxoataoaxeov. 

2)  De  spir.  s.  29,71  (Migne  Patr.  gr.  32,200  B). 

3)  Ebenda;  er  zitiert  Clemens  Romanus,  Irenaeus,  Dionysius  von 
Rom  und  von  Alexandreia' (29,72.  73;  Migne  32,201  B),  und  Origenes 
in  Joa  tom.  VI  33,166  (ed.  E.  Preuschen  1903,  142,30):  at  xyjg  TtpoaxuvYjxyjs 
xpiäSac;  STCixX^asig  .  .  . 

4)  Serap.  25  (16)  ed.  Funk,  Didascalia  II  188, 3 f.;  P.  Drews, 
Zeitschr.  f.  Kirchengesch.  XX  1900,  315. 

5)  Aeg.  KO.  laterc.  69,22  (Hauler  S.  104). 

6)  Wie  Funk,  Das  Testament  a.  a.  0.  S.  53 f.  112  annimmt.  Vgl. 
zu  dieser  Art  Doxologie  im  Testament  P.  Drews,  TheoL  Studien  und 
Kritiken  74,  1901,  153. 

7)  Aeg.  KO.  c.  70,32  (Hauler  107):  ebenso  c.  71,17  (S.  108);  72,2f. 
(S.  109);  c.  73,25  (S.  111). 


5.  Gebet  um  die  Früchte  der  Kommunion.  25 

so    daß    wir    berechtigt    sind,    in   unserer   Doxologie    eine    alt- 
ägyptische  Grundform  erblicken  zu  dürfen. 

Die  Sprache  des  kurzen  Gebetes  schließt  sich  eng  an  das 
N.  T.  an  und  spiegelt  sich  bei  Origenes  und  in  den  Serapions- 
gebeten,  teilweise  auch  in  den  syrischen  Thomasakten,  wieder. 
Besondere  Aufmerksamkeit  verdient  das  weder  in  der  LXX1, 
noch  im  N.  T.,  noch  bei  den  Apostolischen  Vätern,  wohl  aber 
in  der  klassischen  Gräzität  vorkommende  Wort  -npoaiK/.r, 
(tuctcsw;).  Die  Grundlage  bildet  Lc.  17,5  7,'jpie,  npoa'&t;  y,;jl:v 
rcfaxtv.  Die  Thomasakten  c  1G92  bildeten  daraus  das  Substantiv 
Ttpöa-iteai;,  um  damit  den  Fortschritt  in  der  Verbreitung  des 
Glaubens  durch  den  Apostel  und  seine  Genossen  zu  bezeichnen: 
i  os  xtiptog  auvspYei  olvzoic,  xai  xy);  tcCotsü)?  aöxöv  7:pöafr£aiv 
InoteTzo.  Daneben  kennen  dieselben  Akten  auch  das  Wort  ?:poa- 
{Mjxifj  im  Sinne  von  „weitere  Tat":  ab  Sc  xcT;  2pyoi$  aou  xotij 
7COVY)poT$  7cpoa-8"/j7.Y]v  TCeTCotyxas8.  Eine  passende  Parallele  zu 
unserm  TipoaiKjXY]  7c£axeü)s  bietet  aber  Origenes,  welcher  Lc.  17,5 
also  erklärt:  xal  yap  dv  x&  „7ipda9-£;"  aa^w;  TcapCaxaxai,  8xi  rcCaxiv 
efyov  /wpoöaav  TrpoaO-YjT.YjV4  und  das  Wort  Tipoa-^Yjy.r]  dahin  exe- 
gesiert,  daß  der  bereits  Gläubige  weiter  in  der  Kenntnis  der  Wahr- 
heiten fortschreitet5.  Zu  den  Worten  ßeßafoöais  7uax£co;  gibt  Ori- 
genes einen  Kommentar  Tipo^  xa  7uax£udu.£va  JkßatdiYj;0;  übrigens 
reichen  die  neutestamentlichen  Parallelen  zur  Wort-  und  Inhalts- 
erklärung aus.  Im  Fürbittengebet  über  die  Katechumenen  der 
Serapionsliturgie  finden  sich  ebenfalls  Anklänge:  §£Öjisit'a  '  ßeßaiü)- 
■ö-YjTtoaav  h  x^j  yvcoa£c7,  ebenfalls  in  dem  Gebete  des  koptischen 


1)  Nur  je  einmal  in  der  Übersetzung  des  Aquila  und  Symmachus, 
aber  in  anderem  Zusammenhange  vorkommend;  s.  Concordanz  von 
Redpeath  und  Hat  eh. 

2)  ed.  Max  Bonn  et,  Acta  Philippi  et  acta  Thomae  (Acta  Apost. 
apocr.  part.  II  vol.  II),  Lipsiae  1903  p.  285,10. 

3)  c.  163  (ed.  Bonn  et  p.  276,18). 

4)  Johanneskommontar,  tom.  XXXII  15,174  (E.  Preusehen. 
Origenes,  .lohanneskonimentar,    Leipzig  1903,  450.  ,">  uud  Register  s.  v. 

5)  ebenda  n.  182  (450,30):  tdv  rfir,  -laisucv-:*  navfrävs-.v  -vä.  Eva 
7:äXtv  tuotsdy}  y.ac  ö:a  xr^  Kpoo§-r}v.r^  kov  [j.a!>Y;;iä~ü)v  r.pcjT'.^sva:  tfl  rCotsi 

6)  Joh.  Com.  XXXII  16,  183  (Preusehen   S.  451  Zeile  3.  11.25). 
7^  P.  Drews,  Zeitschrift  für  Eirchengesch.  XX  1900,  422  A.  1.3 

mit  Parallelen  aus  Apost.  Konstit.  Y1I1  6,1. 


26  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

Taufrituals1,  das  der  Ablegung  des  Glaubensbekenntnisses  folgte: 
coufirma  servos  stabiliens  super  fundamentum  fidei  .  .  .,  imple 
illos  virtute  Spiritus  sancti.  Zu  den  Worten  Swpea  tou  ayc'ou 
7üve6[iaxos  ist  Act.  2,38;  10,45  uud  Stellen  der  Serapions- 
liturgie  im  Gebete  über  das  öl,  womit  die  Getauften  gesalbt 
werden2,  zu  vergleichen;  zu  „eknlq  tyj;  [ieXXoöotjg  aicövioü  uwyj^: 
Tit.  1,2;  3,7  und  der  zweite  Klemensbrief  (5,5):  r\  bk  iicay- 
yekla  xou  Xpicrcoö  .  .  .  dva~xuai;  ifjg  {jisAXo'jaY]^  ßaaiX&ia;  xal 
^wyj;  aitovtcu. 

Wo  soll  diese  Bitte  um  die  dreifachen  Güter  eingereiht 
werden?  Fol.  2V  ließ  noch  auf  der  letzten  Zeile  Seou-sfra  t  .  . 
erkennen,  und  wir  waren  geneigt  anzunehmen,  daß  hier  eine 
nachkonsekratorische  Epiklese  um  Früchte  des  Kommunion- 
empfangs folgte,  ebenso  wie  in  der  ägyptischen  Kirchenordnung 
sich  an  die  Anamnese  Worte  anschließen,  welche  teilweise 
mit  unserer  Bitte  übereinstimmen:  et  petimus3,  (ut  mittas  spiri- 
tum  tuum  sanctum  in  oblationem  sanctae  ecclesiae;  in  unum 
congregans)  des  omnibus,  qui  percipiunt  sanctis  in  repletionem 
Spiritus  sancti  etc. 

Vergleichen  wir  damit  unser  Fragment,  so  können  wir 
feststellen,  daß  noch  auf  Fol.  2V  c.  16  Buchstaben  auf  der 
letzten  Zeile  neben  S£ou,£ira  t  .  .  weggefallen  sein  mögen;  auf 
Fol.  3r  von  der  ersten  Zeile  c.  12  Buchstaben;  es  ist  nicht  wahr- 
scheinlich, daß  oben  an  der  Seite  eine  ganze  Zeile  noch  zuvor 
wegfiel4.  Jedenfalls  kann  das  vermißte  Stück  nicht  besonders 
umfangreich  gewesen  sein;  wir  dürfen  den  Inhalt  und  Umfang 
daher  aus  der  Parallelanaphora  des  lateinischen  Textes  der 
aegypt.  KO.  ergänzen.     Was    nun  den  Inhalt   der  Bitte  anbe- 


1)  Puniet,  Report  of  the  .  .  Cougreß  377  A.  1  nach  Denzinger; 
P.  Drews,  Über  altägypt.  Taufgebete,  Zeitschr.  f.  Kirchengeschichte 
XXVIII  1907,  288. 

2)  Ausgabe  von  Funk  (c.  25,  Wobberinin  c.  16),  Didascalia  et 
Coustit.  Apostol.  II  186,22;  188,2.3. 

3)  Hauler  laterc.  70,  26—31  S.  107.  Vgl.  dazu  Ed.  v.  d.  Goltz, 
Zeitschr.  für  Kirchengesch.  XXX  1909,  356:  Wahrscheinlicher  ist.., 
daß  wir  den  Schluß  eines  Gebetes  vor  uns  haben,  wie  wir  es  z.  B.  in 
der  aeg.  KO.  vor  der  Kommunion  linden  (mehre  ihnen  und  uns  diesen 
Glauben  und  reine  Furcht)."  Vgl.  Puniet,  Report  376  A.  4;  Bright- 
man,  Liturgies  S.  190,  19 f. 

4)  War  keine  weitere  Zeile  nach  oben  vorhanden,  so  fehlen 
zwischen  ösdusfra  und  (7iapäa)/£  c.  25—30  Buchstaben. 


5.  Gebet  um  die  Früchte  der  Kommunion.  27 

langt,  so  vermittelt  die  Formel  eic,  ouvajitv1  TcvsujiaTo;  ay{oi> 
die  Verbindung  mit  einer  etwa  vorhergehenden  Epiklese;  die 
owpea2  ist  zweifellos  die  Teilnahme  an  den  Kommunion- 
elementen, durch  deren  Empfang  spezielle  Wirkungen  für  die 
soeben  Getauften  resultieren,  Vermehrung  und  Stärkung  des 
Glaubens  und  die  Hoffnung  auf  das  zukünftige  ewige  Leben. 
Mit  der  Erwähnung  der  beiden  letzteren  Wirkungen  kommen 
wir  noch  auf  einen  Punkt  zu  sprechen,  welcher  in  unserem 
Texte  keine  direkte  Anzeige  hat,  vielleicht  aber  in  der  Liturgie 
einen  Platz  haben  konnte.  Unser  Text  bietet  ja  keine  Rubriken 
für  Handlungen,  sondern  nur  für  die  Gebete.  Wenn  wir  nun 
sehen,  daß  in  der  ägyptischen  Kirchenordnung  (laterc.  73'')  als 
besondere  Elemente  zur  Kommunion  für  die  soeben  Getauften 
Milch,  Honig  und  Wasser  neben  dem  Weinkelch  verwendet 
werden,  so  fragt  es  sich:  kannte  die  Liturgie  unserer  Frag- 
mente  bereits  diesen  Brauch?  Ohne  zunächst  die  Frage  zu 
bejahen,  begnügen  wir  uns  damit,  dafür  Anzeichen  zusammen- 
zustellen. Denn  die  Worte  ßeßaiwais  *al  ~poa\Kjy.r]  rcCaiecos, 
ikiziq  ty)£  [AsXXouaYjg  auovi'ou  £tor]s  deuten  dieselben  Wirkungen 
an,  welche  dem  Genuß  von  Milch,  Honig  und  Wasser 
anderorts  zugeschrieben  werden.  Es  würden  besonders  die 
Ausführungen  des  Klemens  Alexandrinus  über  die  Sym- 
bolik   dieser    eigentümlichen    Nahrung4  in    betracht    kommen, 


1)  cfr.  Ed.  v.  d.  Goltz,  Die  Taufgebete  Hippolyts  und  andere 
Taufgebete  der  alten  Kirche,  Zeitschr.  für  Kirchengesch.  XXVII 
190G,  81,  der  dort  auf  den  Danielkommeutar  Hippolyts  I  16  auf- 
merksam macht:  %l  §£  xo  sXatov  r\  xoo  dyiou  ^vsO^axog  döva|Ug,  »Ig... 
ö)$  [i6po)  xpfovxou  oi  Tttaxeuovxsg  .  . 

2)  Ignatius  Antioch.  Smyrn.7,1:  SwpedO-soa  als  Eucharistie,  s.  den 
Aufsatz:  Zu  Ephes.  20,2  cpdpjiaxov  d^avaaiag,  Theol.  Quartalse.hr.  1910 
Till).,  16  A.  1.  Vgl.  Origen.  de  orat.  27:  6  fotofaiog  £910$,  ntpi  o5 
sii^sa^at  8eT,   i'va  iy.si.vou  d£ici)iko|A£v   xai  xpecpö|j.£VO'.   xcp  ev  dp/rj    itp&g 

3)  ed.  Bauler  S.  112,  113.  Über  den  Bericht  der  aeg.  KO.  und 
der  mit  ihr  verwandten  liturgischen  Quellenwerke  (Canones  Hippolyti, 
eine  aeg-.  Taufliturgie);  s.  Drews,  Ober  altaegypt  Taufgebrauche, 
Zeitschr.  für  Kirchengesch.  XXVI II  1907,  283.  2%.  Vgl.  deu'kopt.  Text 
der  aeg.  KO.  c.  46  (G.  Homer,  The  Statuts  of  the  Apostles,  London 
1904,  S.  319),  iu  der  arab.  Übersetzung  c.  34  (Homer  S.  258ff 

4)  Paedag.  1  c.  6,  45,  1  (ed.  0.  St&hlin,  Clemens  Alexamlr. 
I.  Band,  Leipzig  1905,  116,  29f).  Vgl.  dazu  F.  K attenbusch.  Das 
Apostolische  Symbol  II.  Bd.  Leipzig  1897—1900,  Ulf. 


28  Schermauu,  Der  liturgische  Papyrus. 

wobei  sich  die  Überzeugung  uns  aufzudrängen  scheint,  daß 
er  sie  in  gewisse  Beziehung  zum  Yollendungszustande  der 
Getauften  setzt,  welcher  durch  die  Teilnahme  an  der  xupiax^] 
TpocpV]  eintritt.  Wegen  seiner  Allegorese,  die  er  bald  mit  den  Ein- 
setzungsworten des  Abendmahls,  bald  mit  den  Elementen  Milch 
und  Honig,  bald  mit  dem  Begriff  Kirche  treibt,  ist  aber  bei  ihm 
keine  absolut  sichere  Meinung  über  die  Verwendung  von  Milch 
und  Honig  beim  Kommunionakte  der  Liturgie  selbst1,  an  dem 
sich  die  Getauften  beteiligten,  zu  erzielen.  Nur  soviel  ist  klar, 
und  das  dürfte  für  uns  genügen,  daß  er  mit  dem  Genuß  dieser 
Nahrung  niaziq 2  und  iXiziq,  die  aü^aic;  der  ersteren3,  zf^  ava- 
Ttauasa);  IXTCtg,  ^  avw  'IepouaaXfjU.4,  welche  den  Getauften  (dva- 
yevvY]^£VT£^)  dadurch  verbürgt  wird,  vereint  denkt,  wobei  er 
sich  noch  auf  I  Cor.  6,  13  beruft:  ^j  hk  Sta  yaXaxTog  xpocpYj 
etg  oupavoo^  ywa'ö-YjyslTai;  Worte  und  Vorstellungen,  die  auch 
in  unserem  Kommuniongebet  sich  vorfinden. 

Ähnliche  Wirkungen  finden  wir  noch  später  an  den  Ge- 
nuß von  Milch  und  Honig  geknüpft  z.  B.  in  den  Canones 
Hippolyts5  (§  148).  Nach  dem  Genüsse  des  Blutes  Christi 
kommunizieren  die  Getauften  „von  der  Milch  und  dem  Honig 
als  Hinweis  auf  die  kommende  Zeit  und  die  Süssigkeit  der 
Güter  in  derselben:  jene  Zeit,  welche  nicht  zur  Bitterkeit  zu- 
rückkehren wird,  und  jene  Güter,  welche  nicht  verschwinden"6. 


1)  Herrn.  Usener,  Milch  und  Honig,  Rheinisches  Museum  für 
Philologie  X.  F.  57,  1902,  177—195,  S- 185  findet  auch  nur,  dass  Klemens 
„Milch  als  die  Nahrung  nach  der  leiblichen  Geburt,  Milch  und  Honig 
als  Speisung  nach  der  geistigen  Wiedergeburt  iu  Vergleichung  setzt". 
Vgl.  A.  Dieterich,  Mithrasliturgie,  2.  Aufl.,  besorgt  von  R.  Wünsch, 
Leipzig  1910, 170f.  Über  die  Redensart  ..Milch  und  Honig"  s.  Simonsen, 
in  Zeitschrift  des  deutscheu  Palästina-Vereins  Bd.  33,  1910,  44f. 

2)  Paed.  I  c.  6,  38,1  (Stählin  112,  25 f.);  38,3  (113,5). 

3)  I  c.  6,  42,3  (S.  115,23). 

4)  I  c.6,  45, 1  (116,  29f.).  tw  oov  ydXaom,  trj  y.uptaxyj  xpoyfi,  eöftög  [isv 
dTioxuyj^EVXss  TiO-yjvoujjie^a,  sOO-jg  öe  dvayevvYjO-evTSg  x=xi\iri\i.s&<x  xyjj  dva- 
Tiauaeoog  iyjv  feXreESa,  xtjv  dvw  'IspouaaXVj|i,  £i>ayy£Xt,£6[j.svoi,,  §v  fj  \xiXi  xal 
ydXa  öp-ßpetv  dvaydypaTtxao  (vgl.  Exod.  3, 8.  17)  §:d  irt$  evuXou  %ai  xyjv 
dyiav  jj.vy]ax£i)diJL£Vot  xpocp^v. 

5)  Usener  S.  185,  nach  W.  Riedel,  Die  Kirchenrechtsquellen  des 
Patriarchats  Alexandrien,  Leipzig  1900,  213. 

6)  Postea  auteni  sumant  lac  et  mel  in  memoriam  saeculi  futuri 
et  dulcedinis  bonorum  .  .;  s.  H.  Staerk,  Der  Taufritus  in  der  griech.- 
russ.  Kirche,  Freiburg  1903,  S.  174  A.  6. 


5.  Gebet  um  die  Früchte  der  Kommunion.  29 

Die  Canones  des  Hippolyt  offenbaren  damit  einen  Anklang  an 
unsere  Gebete.  Im  Sacramentarium  Leonianum  hat  der  über 
Milch  und  Honig  verrichtete  Segen  ebenfalls  Ähnlichkeit  mit 
unseren  Gebeten1:  „tränke  deine  Diener  aus  diesem  Quell 
unversiegbaren  Lebenswassers,  das  der  Geist  der  Wahr- 
heit ist  .  .  .  Verbinde  denn  deine  Diener,  o  Herr,  mit  dem  hl. 
Geiste,  also  wie  hier  verbunden  ist  Honig  und  Milch,  zum 
Zeichen,  daß  himmlisches  und  irdisches  Wesen  geeinigt  ist  in 
Christo  Jesu,  unserem  Herrn." 

Wir  könnten  allerdings  verstehen,  warum  unser  Fragment 
Milch,  Honig  und  Wasser  nicht  erwähnt,  gesetzt  daß  sie  bei 
(\vv  Kommunion  unserer  Liturgie  verwendet  worden  wären2; 
denn  es  war  eine  Handlung,  bei  der  keine  Gebete  ge- 
sprochen wurden;  der  Bischof  hatte  nur  die  Pflicht,  den  In- 
halt und  die  Symbolik  (Exod.  3,8.  17;  13,5  Land,  das  von 
Milch  und  Honig  fließt;  „in  dem  himmlischen  Jerusalem  sollen 
zwölf  Quellen  von  Milch  und  Honig  strömen" 8)  des  Ritus  zu 
erklären.  Allein,  da  kein  einwandfreier  aegyptischer  Zeuge 
vor  der  aeg.  KO  existiert,  möchten  wir  diesen  Ritus  noch  zur  Zeit 
der   Entstehung   unserer  Liturgie   für   unbekannt   erachten. 

Nach  der  aegypt.  KO.  nun  waren  es  drei  Kelche4,  die 
bereitet  wurden;  jener  mit  dem  Wein-Blute  Christi;  ein  zweiter, 
in  dem  Milch  und  Honig  gemischt  waren;  ein  dritter  mit 
Wasser.  Die  Wirkungen,  die  bei  der  Nennung  der  einzelnen 
Kelche  angegeben  werden,  lauten:    lac   et  mel  .  . 5,  per  quam 


1)  Usener  S.  187. 

2)  In  der  syr.  Kirche  unbekannt.    Vgl.  Ign.  Ephr.  II  Ra  hinan  i, 

Testamentum    Domini    nostri    Jesu    Christi,    Moguntiae    1899,     221; 

dagegen    in    Afrika    und    in   der    frühröm.    Kirche     im    Gebrauche. 

Usener  S.  191.     Vgl.   Drews,  HRE  19.  Bd.  2.    Autl.   1906,  S.  430,40 

Tertulliau). 

3)  Usener  S.  180  nach  dem  5.  Buch  Esdras. 

4)  Vgl.  die  Beschreibung  Useners  nach  der  Aeg.  KO.,  S.  183 f. 
In  den  andern  Übersetzungen  der  Aeg.  KO.  (köpt.  aeth.  uud  arab.)  ist 
die  Erwähnung  der  drei  Becher  nicht  immer  gleich  klar  ausgedrückt. 
(Aeth.  Text  c.  39  [Horner  177,6].) 

5)  ed.  Haider  112.  Die  Formel  über  die  Milch  in  Aeg.  KO.  am 
Schlüsse  der  Liturgie  der  Bischofsweihe,  Bauler  108)  Laterc.  71.  11  hat 
nichts  mit  unserem  Brauch  zu  tun.  Die  Formel  (Aeth.  KO.  c  89 
[Horner  177,12])  üher  die  Milch  bei  der  Taufmesse  hat  auch  keine 
ähnlichen  Wirkungen  angegeben,  wie  anser  Kommuniongebet;  vgl. 
Ed.  v.  d.  Goltz.  Zeitschrift  für  Kirchengesch.  1906,  47 f. 


30  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

sicut  parvuli  nutriuntur,  qui  credunt,  in  suavitate  verbi  amara 
cordis  dulcia  efficiens;  aquam  vero  in  oblationem  in  indicium 
lavacri,  ut  et  interior  homo  .  .  similia  consequatur  sicut  et  cor- 
pus.'' Dann  begann  der  Kommunionakt  und  zwar  mitder  Brechung 
und  Austeilung  des  Brot-Elementes;  ihnen  folgte  die  Darreichung 
der  einzelnen  Kelche  durch  Presbyter  resp.  Diakonen,  zunächst 
des  Wasserbechers,  dann  jenes  von  Milch  (und  Honig)  und  des 
dritten  Wein-Blutbechers  (gemischt  mit  Wasser)1.  Yon  all 
diesem  erwähnt  unser  Fragment  nichts. 


6.  Kecitation  des  Symbolums  am  Schlüsse  der 

Liturgie. 

Am  Schlüsse  des  von  uns  als  Einleitung  zur  Kommunion 
charakterisierten  Gebetes  steht  im  Papyrus  eine  Sigle,  welche 
nach  unserer  Annahme  für  den  Leser  der  Liturgie  bestimmt 
war,  der  glauben  mochte,  daß  mit  der  dreifachen  Bitte  die 
Liturgie  ihr  Ende  erreicht  habe,  zumal  diese  Seite  des  Blattes 
kaum  zur  Hälfte  beschrieben  ist.  Auf  der  andern  Seite  (verso) 
war  zunächst  eine  Rubrik,  die  aber  nur  teilweise  erhalten 
ist.  Die  erste  noch  sichtbare  Zeile  läßt  uus  noch  die  unteren 
Reste  der  Buchstaben  erkennen,  und  gegen  Schluß  ein  cp,  dem 
noch  c.  7 — 8  Buchstaben  folgen  mochten;  wir  dürfen  wohl  mit 
Recht  <v£o)  cp(aruaTos)2  oder  cp(ü)xiafreic;)3  ergänzen.  Der  Text 
fährt  in  der  folgenden  Zeile  fort:  6[xoXoy£l  xyjv  tcicjxiv  (ouxws).  | 
ILaxeuw  sie,  fteöv  Tiaxspa  rcavxoxpaxopa  |  xai  sie,  xöv  {JiovoyevYj 
aöxoö  ueöv  xöv  |  xupiov  y}|iü)V  'Iyjgouv  Xpiaxov  xai  eic,  xö  tüveu- 
[ia  xö  a(yiov)  |  xai  slq  atxpY.bc,  dvaaxaai(v  %al)  ayta  |  xafroXwtif]  £X- 
xXirjaia  *  xdloc)*. 


1)  Usener  a.  a.  0.  S.  184. 

2)  Vgl.  Cyrill  von  Jerus.;  catech.  myst.  I  Überschrift:  upö;  xoug 
vsocptDxtaxou^  ed.  Jos.  Rupp  vol.  II,  Mon.  1860,  344. 

3)  cfr.  Justin,  I  apol.  65:  xoiv&s  sö^as  7tonr]aa|j.£voi  UTiep  .  .  .  xoö 
cpcDxiafrsvxog. 

4)  Justin  erwähnt  am  Schlüsse  der  Abendmahlsliturgie  nicht 
die  Recitation  eines  Symbolums,  allein  er  „will  und  kaun  nicht  voll- 
ständig sein".  P.  Dre ws,  HRE  19.  Bd.,  1906,  2.  Aufl.  S.  429  Zeile  38.  52. 
Zum  Apost.  Symbolum,  s.    Harnack,  HRE   I3,    1896,  744,  12 ff. 


6.  Recitation  des  Symbolums  am  Schlüsse  der  Liturgie.        31 

Vergleichen  wir  unser  Symbolum  mit  andern  frühchrist- 
lichen1, um  ein  etwaiges  Alter  bestimmen  zu  können,  so  sehen 
wir  in  dem  Glaubensbekenntnis  an  den  allmächtigen  Gott  eine 
Verwandtschaft  mit  dem  apostolischen  Symbolum2,  das  ebenfalls 
einfach  also  lautet:  7i:ax£'Jü)  sie,  freöv  Travxoxpaxopa,  während 
IrenaeusM,  das  palästinensische  Symbolum  bei  Eusebius4,  das 
ägyptische  bei  Alexander  von  Alexandreia5  entweder  die  Form 
£:;  Eva  \teov  Tiaxspa  .  .  oder  de,  \iovov  dyeWTQTOV  rcscxspa 
überliefern.  Im  Artikel  über  den  Sohn  Gottes  variiert  unser 
Papyrustext  gegenüber  dem  apostol.  Symbolum  nur  in  der 
Stellung  der  Worte;  beide6  geben  ihm  das  Attribut  uEöv  aoxou 
|iovoY£VY)7,  welches  ihm  auch  Origenes7  und  Dionysius  von 
Alexandreia8,  Cyrill  von  Jerus.9,  aus  ihren  Symbolen  entnommen 
beilegen,  während  Irenaeu9  die  Form  e£;  sva  Xpiaxöv  ItjaoÖV 
x6v  olov  xoü  freou  überliefert10.  Unser  Text  erwähnt  sonst  nichts 
von  den  über  Christus  schon  in  den  frühesten  Symbolen  aus- 
gesagten Sätzen,  was  vielleicht  damit  zusammenhängt,  daß 
unser  Symbolum  am  Schlüsse  der  Messe  nur  die  am  meisten 
charakteristischen  Glaubenssätze  enthält.  Über  den  hl.  Geist 
lauten  die  Worte  nur  xal  dq  xo  7iV£üu.a  xo  ayiov,  wie  im  apost. 
Symbolum11  und  in  jenem  von  Origenes12  zitierten.  Schon  früh 
z.  B.  bei  Irenaeus  wurde  der  hl.  Geist  mit  andern  Epitheta 
bedacht:  Sia  TüpocpYjxtöv  xsxY)puyvö?  xxX.JS,  zu  schweigen  von 
denjenigen,  die  ihm  durch  das  CPolit.  beigelegt  wurden. 

Der  weitere  Artikel:  el;  aapxö;  avaaxaaiv  findet  sich  in 
gleicher Formimapostol.  Symbolum14,  ganz  ähnlich  beilrenaeus15: 
xal  avaaxaaav  iraaav  aapxa  -aayj;  dvö-pco-öxyjTSj.   während  bei 


1)  Ich  nehme  als  Hilfsmittel  die  ausgezeichnete  Zusammenstellung 
von  H.  Lietzmanu,  Symbole  der  alten  Kirche,  Bonn  1906  (Kleine 
Texte  für  Vorlesungen  und  Übungen  Heft  17,  18). 

2)  ebeuda  S.  8.  3)  S.  3.  4)  S.  14. 

5)  ebenda  S.  7.  Vgl.  Ruf  in,  der  sagt,  die  Orientalen  hätten  fast 
sämtlich  »lg  Iva  0-eöv;  s.  Ferd.  Kattenbusch,  Das  apostol.  Symbol. 
I.  Teil,  Leipzig,  1894,  60  f. 

6)  Lietzmann  S.  8.  Überhaupt  enthält  unser  Symbolum  nichts, 
was  sich  nicht  durch  Klem.  Alexamlr.  oder  frühere  belegen  ließe:  [icvs- 
yevifc,  dvaoxaotg  s.  F.  Kattenbusch,  Das  Apost  SymboL  II.  Baud. 
Leipzig  1897  —  1900,   S.  104f:    zu  iiovoysvV,;  \k6;  s.  ebenda    11.  Bd.  585fY. 

7)  Comra.  in  Joa.  t.  32,  S.  7.  8)  Lietzmann  S.  7.  9)  S.  15. 
10)  Ebeuda  S.  3.  11)  S.  8.  12^  S.  6.  18)  Lietzmann  S.  3. 
14)  Ebenda  S.  8.         15)  S.  3. 


32  Schermanu,  Der  liturgische  Papyrus. 

Alexander  von  Alexandreia1  (und  Nicaenum)  die  Worte  lauten 
tyjv  £7w  vsxpföv  avaaiaacv,  wie  auch  bei  Epiphanius  (I.)2«  Cyrill 
von  Jerusalem8  überliefert  dagegen  noch  sie,  aapxög  avaaxaaiv. 

Der  Symbolsatz  über  die  hl.  katholische  Kirche  lautet  in 
unserem  Papyrusfragment:  v.od  ärfia  xafroXixY]  i;%xXT)a£a.  Das 
Apost.  Symbolum  erwähnt  nicht  den  Beisatz  JcafroXwcy)4.  Da- 
gegen hat  auch  Alexander  Alex.5  (eiq)  piav  jjlövyjv  xafroXtxYjv 
tyjv  aTioaxoXtxYjv  exxXyjafrzv,  Cyrill  von  Jerus.6  (et^)  uiav  ayt'av 
xa9"oXtxYjv  exxXYjaiav,  Epiphanius  I7.  noch  dazu  xai  ötooaToXtxyjV. 
Dies  Attribut  xafroXixY]  dürfte  aber  kein  Anzeichen  für  ein 
jüngeres  Alter  unseres  Symbolums  sein.  Bemerkenswert  ist 
noch  die  Inversion  der  beiden  letzten  Glieder  xa!  eic,  aapxog 
.dvaaxaatv  xa£  ayta  xafroXixY)  exxXYjaia  in  den  meisten  andern 
Symbolen.  Das  Apostol.  Symbolum8,  Alexander  von  Alexan- 
dreia9, Cyrill  von  Jerusalem10,  Epiphanius  I.11  überliefern  beide 
Sätze  in  umgekehrter  Stellung;  das  arian.  Symbolum12  dagegen 
hat  jene  unseres  Textes.  Ob  damit  ein  Datierungskriteriuni 
gegeben  ist,  möchte  ich  bezweifeln.  Es  scheint  schon  früh  die 
Inversion  erfolgt  zu  sein;  denn  das  mit  unserem  Papyrustexte 
aufs  engste  verwandte  Taufsymbol  der  aeg.  KO.  (in  aethiopischer 
Version)  stellt  bereits  den  Artikel  über  die  Kirche  vor  jenen 
über  die  Auferstehung  des  Fleisches. 

Nach  diesem  Vergleich  ist  es  wohl  fast  zweifellos,  daß 
unser  Bekenntnis  der  Zeit  der  Entstehung  des  sog.  Apostol. 
Symbolums  angehört13  oder  nicht  viel  späterer-  Es  zeigt  gegen- 
über den  andern  ägyptischen  des  dritten  und  vierten  Jahr- 
hunderts eine  primitivere  Form. 


1)  Lietzmann  S.  7.        2)  S.  16.        3)  S.  15. 

4)  Lietzmann  S.  8.  Wohl  Ignatius  Antioch.  ad  Smyrn.  8,2:  ixet 
yj  xafroXixv}  exxAiqafa;  vgl.  zu  dem  weiteren  Gebrauch  xaftoXixTj  fexxXYjaia, 
Od.  Rottmann  er,  Geistesfrüchte  aus  der  Klosterzelle.  Gesammelte 
Aufsätze,  herausgeg.  von  Rup.  Jud,  München  1908,  74—84.  ?Ayia 
4xxXr,oia  s.  Pastor  Hermae  vis.  I  3,4  (ed.  Funk,  Patres  Apostolici  I,  ed. 
II,  1901,  422,  12:  xxtoos  tyjv  dyiav  ixxXnjatav  aöxöö).  Zu  den  Attributen 
ayta  und  x'aO-oXtxy)  bei  IxxXyjaCa  s.  F.  Kattenbusch,  Das  apostol. 
Symbol  II  689 ff.;  992 ff. 

5)  Lietzmann  S.  7.       6)  S.  15.      7)  S.  16.      8)  Lietzmann  S.  8. 
9)  S.  7.  10)  S.  15.  11)  S.  16.  12)  S.  20. 

13)  Vgl.  Puniet,  Reports  S.  374—375  (als  voruieäuisch  mit  Ver- 
weis auf  Funk,  Kirchen  gesell.  Abhandlungen  III  1907);  ebenso  in 
Revue  bened.  1909,  43. 


6.  Recitatiou  des  Syraboluras  am  Schlüsse  der  Liturgie.        33 

Auf  ein  grammatikalisches  Rätsel  sei  noch  hingewiesen. 
Unser  Text  überliefert  den  letzten  Satz1  ayta  xa&oXiXY]  £xxA?)- 
ata  im  absoluten  Nominativ,  während  alle  vorhergehenden 
Artikel  in  die  Form  tugtsug)  zlc,  mit  Acc.2  gefaßt  sind.  Be- 
trachtet man  neben  unserm  griechischen  Texte  dessen  latei- 
nisches Schwestersymbolum,  jenes  der  Übersetzung  der  aeg.  KO. 

(laterc.  74,30,  Hauler  S.  113):  „in  deo  patre et  sancta 

ecclesia.  Amen",  so  möchte  man  daran  denken,  -daß  unser 
griechischer  Text  auf  eine  urchristliche  lateinische  Vorlage  zu- 
rückgehen  könnte,  wo  credo  in  .  .  mit  Ablativ  gesetzt  war  und 
dann  sancta  catholica  ecclesia  scheinbar  absolut  stand,  aber  doch 
von  dem  einleitenden  „in"  abhängig  war.  Allein  wann  müßte 
eine  solche  Übersetzung  aus  einer  lateinischen  Grundschrift 
stattgefunden  haben  und  wie  wäre  sie  für  Ägypten  zu  erklären? 
Einen  diametral  entgegengesetzten  Fall  haben  wir  in  dem 
Taufsymbolum  der  lateinischen  versio  der  aeg.  KO.  laterc. 
73,10  (Hauler  110),  wo  der  Glaubenssatz  an  die  göttlichen 
Personen  im  Ablativ  steht  und  dann  der  Text  fortfährt: 
(credis  in  spiritu  sancto)  et  sanctam  ecclesiam  et  carnis  re- 
surrectionem.  Ein  Fall,  dem  unsrigen  entsprechend  und  auch 
eine  leidliche  Erklärung  bietend,  scheint  in  der  koptischen 
Version  der  Ag.  KO.  vorzuliegen,  wo  das  Symbolum  beginnt 
(gemäß  der  wohl  grammatikalisch  genauen  Übersetzung)3: 
credo  in  Deum  unum  verum  (und  so  stehen  alle  weiteren 
Glieder  im  Accusativ),  .  .  .  fidem  unam,  baptismum  unum,  in 
sancta  ecclesia  catholica  apostolica,  in  vitam  aeternam,  Amen, 
ebenso  in  den  Frageartikeln  des  Taufsymbolums4:  et  credis 
in  spiritum  sanctum,  bonum  et  vivificantem,  qui  omnia  purificat, 
in  sancta  ecclesia?  Es  scheint  also  in  unserem  Texte  eine 
ägyptische  Eigentümlichkeit  vorzuliegen,  deren  Lösung  viel- 
leicht mit  einer  ursprünglichen  Konstruktion  von  -lais'jco  zu- 
sammenhängt. Würden  wir  uns  vorstellen,  das  Symbolum  hätte 
ursprünglich  (Tuaxe'Jü))  mit    lid    oder    Iv   mit  Dativ    oder    mit 


•  1)  Puniet  schrieb   in   seiner  ersten  Ausgabe  (Reports  S.  373): 
aytav  vcaQ-oXixyjV  ^xxXyjatav.  , 

2)  S.  hierüber  F.  Kattenb lisch,    Das  apostol.  Symbol  II  501  ff. 

3)  Nach  Funks  Ausgabe,  Didascalia  et  Constit.  Apostol.  II  1906, 
S.  110,  7. 

4)  Ebenda  S.  110,  Zeile  20. 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.    36,1b.  3 


34  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

bloßem  Dativ1  die  Glieder  aufgezählt,  wie  es  klassischem 
Sprachgebrauch  entsprechender  wäre,  so  hätte  bei  der  Schreib- 
art KAI  AHA  KA60AIKH  EKKAHSIA  dieser  Glaubensartikel 
am  Schlüsse  als  für  sich  im  Nominativ  stehend  aufgefaßt  werden 
können.  Ging  dann  besonders  nach  paulinischem  Sprach- 
gebrauch die  Änderung  eines  etwaigen  ird  oder  £v  in  de,  mit 
Acc.  über,  so  mochte  unser  Glaubenssatz  in  seiner  zweideutigen 
Auffassungsmöglichkeit  von  der  Neuredaktion  unberücksichtigt 
geblieben  sein,  während  die  andern  Glaubensartikel  durch 
ihre  ursprüngliche  Endung  z.  B.  O-ew  Tiaipl  oder  aapxo$  dva- 
axaasi  ihren  Kasus  und  damit  ihre  Veränderungsmöglichkeit  an- 
zeigten. Selbst  diese  Eigenart  des  Symbolums  unseres  Papyrus 
spricht  für  ein  hohes  Alter  und  für  die  Treue,  mit  welcher 
der  Schreiber  seine  Vorlage  wiedergab. 

Puniet2,  wie  auch  von  der  Goltz  waren  darüber  im  Un- 
klaren, welche  Stellung  innerhalb  der  Liturgie  das  Symbolum 
einnehmen  sollte.  Bisher  galt  es  als  ausgemacht,  daß  vor  dem 
fünften  Jahrhundert  in  der  Messliturgie  kein  Symbolum3  reci- 
tiert  wurde,  und  als  die  Übung  aufkam,  doch  nur  das  Nicaeno- 
Konstantinopolitanische.  Der  Platz  dafür  war  zu  Beginn  der 
Gläubigenmesse.  Ernstlich  konnte  man  doch  auch  nicht  daran 
glauben,  daß  das  Symbolum  unserer  Papyri  das  Konstantino- 
politanische  in  Aegypten  ersetzt  oder  gar  verdrängt  habe,  und 
wohl  ebenso  wenig  daran,  daß  die  aegyptische  Liturgie  Vor- 
gängerin des  später  allgemein  verbreiteten  Usus  der  Recitation 
eines  Glaubensbekenntnisses  zu  Beginn  der  missa  fidelium  ge- 
wesen wäre4.  Nachdem  wir  durch  äußere  Kriterien  feststellten, 
daß  die  Recitation  des  Symbolums  den  Schluß  einer  Liturgie 
bildete,  konnte  es  sich  nur  um  die  Auffindung  einer  Parallel- 
liturgie handeln,  welche  denn  auch  in  der  aeg.  KO.  vorlag, 
aber  nur  schwer  erkennbar  war.     Während  die  orientalischen 


1)  S.  hierüber  F.  Kattenbusch,  Das  apostol.  Symbol.  Bd.  IL 
Leipzig  1897—1900,  507—509. 

2)  Die  Hypothesen  Puniets  über  die  Stellung  des  Symbolums  s. 
Reports  S.  375  f. 

3)  Nach  C.  H.  Turner,  The  History  and  the  use  of  tue  creeds 
in  the  early  centuries  of  the  Church,  London  1906;  s.  Puniet,  Re- 
port S.  375. 

4)  Vgl.  Puniet,  Reports  S.  373:  es  sei  das  alte  Symbolum  der 
aegyptischen  Kirche,  welches  zum  erstenmal  in  Origiual- Redaktion 
vorliege. 


6.  Recitation  des  Symboluras  am  Schlüsse  der  Liturgie.        35 

Versionen  der  genannten  Kirchenordnung'  kein  Symbolum  inner- 
halb der  Taufmesse  erwähnen,  hatte  nur  noch  die  lateinische 
Übersetzung  die  Verwendung  eines  solchen  an  letzter  Stelle  auf- 
bewahrt. Hatte  man  nicht  die  Ausgabe  H aulers  selbst  zur 
Hand,  sondern  die  verbreitetere  F.  X.  Funks1,  so  mochte  es 
fast  unmöglich  sein,  die  Eigenart  und  Priorität  der  lateinischen 
Überlieferung  kennen  zu  lernen.  Denn  Funk  hatte  bei  seiner 
Ausgabe  der  aeg.  KO.  den  koptischen  Text  (in  lat.  Übersetzung) 
zu  Grunde  gelegt,  und  die  eigentliche  versio  iatina  vetus  im 
Apparate  gegeben,  statt  daß  er  den  besseren  lateinischen  Text 
mindestens  in  Parallelkolumne  gesetzt  hätte.  Die  koptische 
Version  (c.  4(>)2,  ebenso  die  arabische  (c.  34)3  läßt  die  Recitation 
des  Symbolums  ganz  vermissen,  in  der  aethiopischen4  Über- 
setzung tritt  an  dessen  Stelle  (c.  39)  ein  Danksagungsgebet.  Der 
Grund,  warum  das  Symboluni  fallen  gelassen  wurde,  mochte 
wohl  darin  bestanden  haben,  daß  bei  der  unmittelbar  vorher- 
gehenden Taufhandluno-  bereits  ein  weit  umfangreicheres  im 
Gebrauch5  war,  so  daß  man  das  kürzere  am  Schlüsse  der  Messe 
als  überflüssig  erachtete.  Keine  der  Übersetzungen  gibt  einen 
vor  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  fallenden  Text  der  darin 
mitgeteilten  Abendmahlsliturgien,  mit  Ausnahme  der  lateinischen. 
Unser  Symbolum  war  aber  mit  dem  Wegfalle  des  Ge- 
brauchs am  Schlüsse  der  Messe  doch  nicht  ganz  verschwunden; 
man  suchte  es  zu  erhalten  und  an  anderer  Stelle  unterzubringen, 
wofür  die  aethiopische  Übersetzung  Zeuge  ist6,  nämlich  als 
Duplikat  beim  Taufakte  selbst.  Dadurch  wird  auch  klar,  daß 
dies  Symbolum  nur  noch  „im  Taufritual"  7  anzutreffen  war,  wo 


1)  Didascalia  II.  Bd.,  S.  111,121*.  Funk  nannte  dennoch  die  lat. 
versio  den  „reinsten  Repräsentanten"  der  aeg.  KO.;  s.  Kirchengesch. 
Abhandlungen  und  Untersuchungen  III.  Bd.  1907,  294. 

2)  ed.  Homer  a.  a.  0.  S.  319,8.  3)  ebenda  S.  255 f. 

4)  ebenda  S.  178, 10. 

5)  Darüber  s.  F.  X.  Funk.  Die  Symbolstücke  in  der  aegyptischen 
Kirchenordnung  uud  den  Kanon  es  Hippolyts,  Kirch  engesch.  Abhand- 
lungen und  Unters.,  111.  Bd.,  64ff. 

6)  Vgl.  Ed.  v.  d.  Goltz,  Neue  Fragmente  usw.  Zeitschrift  für 
Kirchengesch.  XXX  1909,  356:  J.  Kattenbusch,  Das  apostol.  Symbol. 
I.  Band,  Leipzig  1894,  S.  330  A.  hatte  jenes  des  aeth.  Taufbuchs,  das 
mit  diesem  größtenteils  übereinstimmt,  ins  Griechische  zurückübersetzt 

7)  Puniet,  Reports,  s.  375.  Son  emploi  dans  la  liturgie  de  la 
messe    est    une    vraie    nouveaute.     Ganz    verwandt,    beziehungsweise 

8 


36  Schermann,. Der  liturgische  Papyrus. 

es  auch  ursprünglich  Verwendung  hatte,  nur  an  einer  andern 
Stelle;  denn  die  Taufmesse  war  die  Vollendung  des  Taufritus. 
Am  Schlüsse  derselben  sollte  der  Täufling  noch  einmal  ein 
Bekenntnis  seines  Glaubens  ablegen. 

Den  bisherigen  Herausgebern  war  es  besonders  aufgefallen, 
daß  das  Symbolum  unseres  Textes  mit  einem  in  dem  aethiopi- 
schenTaufritus  der  aegyptischenKO.  erhaltenen  fast  identisch 
ist.  Ed.  von  der  Goltz,  der  schon  früher  diesem  eigen- 
artigen Symboltext  seine  Aufmerksamkeit  schenkte,  gebührt  das 
Verdienst,  nachgewiesen  zu  haben1,  daß  die  aethiopische  Über- 
setzung ein  viel  älteres  Stück  damit  erhalten  hat,  als  der  es 
umgebende  Text  vermuten  läßt.  Er  wurde  zur  griechischen 
Rekonstruktion  der  aethiopischen  Vorlage  verleitet;  wir  dürfen 
sagen,  nachdem  wir  das  griechische  Original  besitzen,  daß  der 
von  ihm  hergestellte  Text  mit  dem  unsrigen  sich  beinahe  Wort 
für  Wort  deckt.  Die  aeth.  KO.  verwendet  ihn  aber  bei  der 
Taufe  selbst  und  führt  ihn  mit  der  Rubrik  ein:  „Und  dann 
sich  selbst  wieder  gen  Osten  wendend  und  seine  Hände  aus- 
streckend bekennt  er  Gott,  indem  er  spricht  (der  Katechumene): 
es  folgt  das  Glaubensbekenntnis,  das  nach  v.  d.  Goltz  also 
lauten  mochte:  tugtsöü)  sie,  sva  ftsov,  Tzaiepa  xöv  oXwv  Tiavio- 
xpaxopa,  xae  eiq  töv  u.ovoy£VY)  uiov  aüxoü,  töv  xuptov  ^{Jiwv 
Tv]aoüV  Xpiaxov  %al  sie,  tö  aytov  7tv£öu,a  K<xi  eiq  tyjv  avaaxaatv 
Gocpyiöc,  y«ai  slq  iyjv  aytav  auvaycLrpfjv,  uiav  %<x$'oXi%riv  sy.y.Xrjaiav. 
Dann  sollte  der  Katechumene  dreimal  „Amen"  sagen.  Dieser 
letztere  Satz  läßt  darauf  schließen,  daß  dem  Täufling  die 
Worte  vorgesagt  wurden,  welche  er  leise  für  sich  nachsprach, 
wie  eine  Rubrik  bestätigt,  welche  ein  zweites  Symbolum  ein- 
leitete2:   „Und   er  soll  also  sprechen  .  .  .  nachsprechend,  wie 


identisch,  ist  neben  dem  der  aethiopischen  KO.  auch  das  koptische 
Taufsymbolum,  dessen  "Wortlaut  bei  Ed.  v.  d.  Goltz,  Zeitschr.  für 
Kirchengeschichte,  1906,  39  f. 

1)  Die  Taufgebete  Hippolyts  und  andere  Taufgebete  der  alten 
Kirche,  Zeitschr.  für  Kirchen  geschiente  XXVII  Gotha  1906,  38  f.  (als 
Gebet  Nr.  26  nach  seiner  Zählung).  Daß  diese  „Dublette"  einer 
früheren  Quelle  augehört,  als  das  beim  Aethiopen  folgende  Symbolum, 
anerkannte  auch  vollauf  P.  Drews,  Über  altaegyptische  Taufgebete, 
Zeitschr.  für  Kirchengeschichte  XXVIII,  Gotha  1907,  285.  Die  Quelle 
war  ein  dem  unsrigen  analoger  Meßtext  oder  vielmehr  dieser  selbst. 

2)  s.  E.  vou  der  Goltz,  Zeitschr.  für  Kirchengesch.  1906,  S.  38 
(als  Nr.  27)  nach  G.  Homer,  The  Statuts  of  the  Apostles  or  canones 


6.  Recitation  des  Symbolums  am  Schlüsse  der  Liturgie.        37 

er  es  hört  von  dem,  der  tauft,  diesen  Glauben  an  die  Drei- 
einigkeit". Wahrscheinlich  wurde  es  sogar  in  3  Absätzen 
rezitiert,  worauf  der  Täufling  zur  Bekräftigung  jedesmal  das 
„Amen"  laut  beifügte.  Denn  es  ist  doch  nicht  leicht  anzu- 
nehmen, daß  derselbe  am  Schluß  dreimal  „Amen"  ohne  Zwischen- 
akt aussprach.  Es  muß  übrigens  auch  die  Möglichkeit  offen  ge- 
lassen werden,  daß  das  erste  Symbolum  vom  Täufling  selbst 
ganz  gesprochen  wurde,  und  daß  die  Rubrik:  „er  soll  dreimal 
„Amen"  sprechen",  erst  später  hinzutrat.  Unser  Symbolum 
hat  nicht  die  Abteilung  in  drei  Artikel,  sondern  allein  der 
Kommunikant  sprach  es  als  Glaubensbekenntnis.  Es  heißt 
einfachhin  5\ioXoyel  tyjv  tucjhv"1,  ohne  daß  von  einem  „Amen- 
sagen" die  Rede  wäre.  Es  scheint,  daß  in  späterer  Zeit  die 
Taufpraxis  auch  in  unserem  Symbolum  diese  Dreiteilung  vor- 
nahm, wie  die  aeth.  Form  und  der  Lateiner  vermuten  läßt. 
Die  lateinische  Übersetzung  der  aeg.  KO.  hat  das  Sym- 
bolum am  Schlüsse  der  Taufmesse  in  folgender  Form  aufbe- 
wahrt. Die  Rezitation  fand  bei  der  Austeilung  der  flüssigen 
Elemente  statt2,  beim  Wasserdarreichen,  beim  Milch-  und  Honig- 
kelch und  bei  jenem  mit  Wein.  Dazu  lautet  die  Anweisung: 
et  gustent  qui  percipient  de  singulis  ter  dicente  eo  qui  dat: 
„In  deo  patre  omnipotenti".  Dicat  autem  qui  accipit:  „Amen". 
„Et  domino  Jesu  Christo  et  spiritu  sancto,  et  sancta  ecclesia." 
Et  dicat:    „Amen".     Der  mitgeteilte  Wortlaut  entspricht  nicht 


ecclesiastici,  London  1904,  S.  173,  5  engl.  Übersetzung.  Vgl.  dazu 
F.  Kattenbusch,  Das  apostol.  Symbol  I,  Leipzig  1894,  321.  322  A.  2. 
Die  Schilderung  ist  in  Beziehung  auf  das  Sprechen  und  die  Antwort 
des  Katechunienen  „unklar".  In  der  aethiop.  KO.  (Homer  S.  156,8) 
ist  noch  ein  Rest  an  das  trinitarische  Symbolum  bei  der  Taufmesse- 
Kommunion  erhalten,  indem  der  Liturge  bei  den  beideu  eisten  (Houig- 
Milch)Kelchen  spricht:  freöj  6  ncczrip  rcavxoxpdtwp,  während  beim  sa- 
kramentalen dritten  Kelche  die  Formel:  to-jxo  tö  aljia  xxX.  gebraucht 
ist,  worauf  der  Empfanger  ein  zweimaliges  „Amen"  sagt.  Der  Kopte 
und  der  Araber  zeigen  hierin  eine  noch  fortgeschrittenere  Entwicklung. 
Homer  S.  320,1  und  255,29. 

1)  Es  ist  mit  öjjLoXoysi:  tyjv  jrfotw  (sc.  der  Neophyl  nicht  allein 
ein  „Amen"-Antworten  gemeint,  sondern  die  ganze  Recitation  des 
Symbolums.  Leider  fehlt  die  erste  Zeile,  welche  die  ganze  Rubrik 
geboten  hätte.  Cyrill  Alex,  kennt  dieselben  Worte  der  Rubrik:  öjjloäc- 
■fVttvxsg  tyjv  icConv;  P uni et,  Reports,  S.  374  A.  3. 

2)  Äg.  KO.  laterc.  74  Zeile  27-29  (Hauler  S.  118  .  Ober  Teilung 
des  Apostolikums  in  drei  Teile  s.  Kattenbusch,  II.  471. 


38  Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 

der  vorausgeschickten  Rubrik;  während  diese  lautet:  „ter 
dicente  eo",  so  verlangte  man  doch  eine  dreifache  Abteilung 
der  Symbolverse  mit  einem  dreimaligen  „Amen";  inzwischen 
sind  im  Texte  nur  zwei  Abschnitte  gemacht.  Von  denjenigen, 
welche  bisher  dieses  Symbolum  beachteten1,  machte  besonders 
H.  Usener2  auf  diese  Disharmonie  zwischen  Rubrik  und  Sym- 
boltext aufmerksam.  Er  verband  „ter"  allerdings  mit  gusteut 
oder  percipient;  es  ist  aber  besser  auf  dicente  zu  beziehen. 
So  oft  der  Täufling  aus  einem  der  Becher  trank,  sollte  ein 
Dritteil  des  Symbolums  recitiert  werden,  so  daß  „zu  jedem 
Schluck,  nicht  bloß  zu  zweien,  ein  Segenswort  vom  Geistlichen 
gesprochen"  wurde.  Diese  Inkonsequenz  zwischen  Rubrik  und 
Text  ist  durch  eine  Konjektur  zu  beseitigen,  welche  sachliche 
Begründung  hat.  Beim  Lateiner  fehlt  außerdem  ein  Satzglied, 
welches  bei  unserem  Griechen,  wie  beim  Aethiopen  vorhanden 
ist;  nämlich  die  Erwähnuug  der  carnis  resurrectio.  Wir  dürfen 
daher  bei  dem  Worte:  et  domino  Jesu  Christo  abteilen  und 
darnach  ein  „Amen"  des  Täuflings  setzen,  so  daß  der  dritte 
Teil  gemäß  den  beiden  andern  Zeugen  lauten  würde:  „Et 
spiritu  sancto,  et  carnis  resurrectione  et  sancta  ecclesia". 
„Amen."  Diese  Ergänzung  wird  auch  durch  das  eigentliche 
Taufsymbolum  der  lat.  Version  der  ägypt.  KO.  (laterc.  73) 
nahe  gelegt,  das  lautet:  credis  in  spiritu  sancto  et  sanctam 
ecclesiam  et  carnis  resurrectionem3.  Hier  ist  allerdings  gegen- 
über unserem  Griechen  und  dem  Aethiopen  die  Umstellung 
der  beiden  letzten  Glieder  eingetreten.  Die  Teilung  des  Sym- 
bolums in  drei  Artikel  gegenüber  der  Einheitlichkeit  unseres 
griechischen  Textes  kann  durch  zweierlei  Ursachen  veranlaßt 
sein.    Wahrscheinlich  war  unser  griechischer  Text  im  Gebrauch, 


1)  Ed.  v.  d.  Goltz,  Zeitschr.  für  Kirchengesch.  1906,  50;  P.  Drews, 
Zeitschr.  für  Kirchengesch.  1907.  Ant.  Staerk,  Der  Taufritus  in  der 
griech. -russischen  Kirche,  Freiburg  1903,  172.  174. 

2)  Milch  und  Honig  s.  Rhein.  Museum  N.  F.  51,  1902,  184  A.  32. 

3)  H auler  S.  110,  Zeile  10.  Nach  den  späteren  Denkmälern,  den 
oriental.  Versionen  der  aeg.  KO,  dem  Testament  und  den  Canones 
Hippolyti,  wird  der  Glaubensartikel  von  der  carnis  resurrectio  erst 
nach  der  Abendmahlsliturgie  den  Neophyten  mitgeteilt.  G.  Homer, 
The  Statuts  of  tue  Apostles  1904,  S.  156,  23  (Aethiope),  256  (Araber), 
320, 15 f.  (Kopte).  J.  Ephr.  Rahmani,  Testamentum  DNJChr.,  Moguntiae 
1899,  S.  133  (1.  II  c.  10);  W.  Riedel,  die  Kirchenrechtsquellen  des 
Patriarchats  Alexandrien,  Leipzig  1900,  213  f.  (Can.  Hipp.  c.  19). 


6.  Recitation  des  Symbolums  am  Schlüsse  der  Liturgie.        39 

bevor  in  der  ägyptischen  Kirche  die  Verwendung  von  Milch 
und  Honig  (und  Wasser)  bei  der  Taufmesse  Sitte  war;  oder 
die  Dreiteilung  des  bei  der  Taufe  verwandten  Symbolums  mag 
schon  früh  die  Teilung  desjenigen,  das  am  Schlüsse  der  Messe 
bei  Spendung  der  drei  Kelche  gebraucht  wurde,  beeinflußt 
haben.  Auch  dieser  Usus  würde  für  ein  höheres  Alter  des 
griechischen  Textes  sprechen.  Mit  der  Recitation  des  Sym- 
bolums hatte  nach  unserem  Text  und  der  lat.  versio  der  ägyp- 
tischen KO.  die  Feier  ihr  Ende  erreicht. 

Fassen  wir  unsere  Kriterien  zusammen,  so  sprechen  die 
meisten  für  das  dritte,  vielleicht  schon  für  das  ausgehende  zweite 
Jahrhundert  als  Entstehungszeit  unseres  Textes:  das  auf  alttesta- 
mentlichem  Wortschatz  aufgebaute  Gläubigengebet;  die  Gleich- 
heit eines  inhaltlich  bemerkenswerten  Satzes  im  Dankgebet  mit 
Pastor  Hermae,  der  ihn  als  Glaubensartikel  einführt,  welcher 
aber  in  dieser  Form  später  unbekannt  ist;  die  sich  ängstlich 
an  den  Wortlaut  von  Isa.  6,2  anschließende  Seraphinische  Lob- 
preisung am  Schlüsse  des  Dankgebets;  die  Einfachheit  des 
Symbolums,  welches  darin  dem  sog.  Apostolischen  nicht  nach- 
steht; die  Übereinstimmung  des  wesentlichsten  Verlaufs  der  Feier 
mit  dem  Justinischen  Berichte;  die  Doxologie,  welche  mit  jener 
der  Didache  und  der  bei  den  ägyptischen  Schriftstellern  Clemens 
und  Origines  gebrauchten  verwandt  oder  gleichlautend  ist;  die 
Eigenart  der  Überlieferung  des  Einsetzungsberichts,  in  welchem 
zugleich  ein  leiser  Versuch  der  Harmonisierung  der  kanonischen 
Berichte  wahrzunehmen  ist,  und  nicht  zum  wenigsten  sprach- 
liche und  inhaltliche  Parallelen  zu  Clemens  von  Alexandreia 
und  Origenes. 


Register. 


1.  Schrift-  und  Väterstellen. 


Exod. 


Num. 
I  Chron 
Ps. 


Sap. 
Sir. 


Isa. 

Jerem. 

Ezech. 
Daniel 


19,5 


3,8. 17 
13,5   . 

15.2  . 

15.3  . 

15.14  . 

17.15  . 
10,31  . 

.  12,19  . 
9,20  . 
17,3; 
36,4 

37,21  . 
45,6. 10 
61,3.  7.  8. 

67.5  . 
67,29  . 

69.6  . 
70,9; 
90,2 
92,4 
93,14 

106,12 
112,5 
118,  114 

1,14 
28,3 
31,17 
51,7. 10 
6,2.3 
16,15;  63,16 
6,18  . 
16,19  . 

31.16  . 
3,53.  54 
7,10  . 


78,9 


29 


28  A. 
29 

8  A. 

9  A. 

7  A. 

8  A. 
8  A. 
8  A. 

7  A. 

8  A. 

9  A. 
8  A. 
8  A. 

8  A. 

9  A. 
14 

8  A. 
8  A. 

8  A. 

9  A. 
8  A. 

8  A. 

9  A. 
8  A. 

14 

8  A. 

8  A. 

8  A. 
12  A.;13;14 

8  A. 

8  A. 

8  A. 

7  A. 
12  A. 
14 


I  Makk. 

4,7;  5,19  . 

8  A. 

II  Makk 

1,27     .     . 

7  A. 

6,16     .     . 

8  A. 

7,28     .     . 

14 

III  Makl 

:.  2,12     .    . 

8  A. 

Mt. 

6,9. 10      . 

8  A. 

26,  27  *>      . 

19  A. 

4 

Lc. 

1,53     .     . 

7  A. 

17,5       .     . 

23  A. 

,  25 

22,19.20    . 

19 

Joa. 

17,5       .     . 

15  A. 

Apg. 

2,38;  10,45 

22  A. 

26 

I  Cor. 

6,13     .     . 

28 

11,23  ff.      . 

19 

11,25  b   .     . 

19  A. 

4;  20 

11,26     .     . 

15  A. 

20 

15,58     .     . 

23 

Col. 

2,7.9  .     . 

23  A. 

Ephes. 

3,9       .    . 

14 

II  Thess 

.   2,13     .     . 

23  A. 

I  Tim. 

2,4       .     . 

23  A. 

Tit. 

1,2;  3,7    . 

23  A. 

26 

Hebr. 

3,6;  6,16. 

23  A. 

9,11     .     . 

7  A. 

I  Pe.tr. 

4,11     .     . 

24  A. 

1 

II  Petr. 

3,18     .    . 

23  A. 

Apok. 

6;3       .    . 

12  A. 

Didache 

9,1.2;  10,1.4  9  A.; 

IIA. 

Herrn,  mandat.  1,1  . 

12  A.; 

13;  U 

vis. 

[3,4       .     . 

32  A. 

4 

I  Klem. 

34,5       .     . 

14 

59.  2. 4 

8A.;11 

12  A. 

60,4       .     . 

12  A. 

II  Klem. 

1     .     .     . 

12  A. 

5,5       .     . 

26 

Register. 


41 


Ignat.  ad  Smyrn.  7,1    27  A.  2 
8,2       .     .     32  A.  4 
adEphes.20,2    27  A.  2 
Justin  I  Apol.   65        10;  11  A. 

66  ...    16 

67  ...     10 
Iren.  adv.  haer.  12      9  A. 

IV  18,4     .    17 

V  33     .    .    15  A. 

Act.  Thom.  c.  121;  132;  157 .  5  A. 
163,  169    .    25 

Clem.  Alex.  paed.  I  6,  38,1; 

42,3  ...     28  A.  2.  3. 
16,45,1  .  27  A.  4;  28  A.  4 
II  2,  32,  2  .  19,5. 
11112,101    .  24  A.  1. 

Origenes  de  orat.  27    27  A.  2 
33,1.6  .     .    24 
hom.    XII  2    in    Jerem. 
13,12  f.   (ed.   E.  Kloster- 
mann   1901,    87    Z.  30) 
19  A.  4;  20 
in   levit.  hom.  1,5; 
5,12      .    .     24  A.  1 
select.  in  Exod.    4  A.  3 
in  Exod.  hom.  7,4   4  A.  3 


Origenes  in  Exod.  hom.  11    10  A. 
in  Joa.  6,  33,  166  24  A.  3. 
32,15,174   23.25 
32,16,183    25 
32,  16,187  12  A.; 
13  f. 
in  Lc.  hom.  27  .  24 
in  Rom.  10,  33  .  13 
in  Ephes.  1,1       12  A. 
Dionys.  Alexandr.  apol.    24  A.  1. 
Aeg.  KO  lat.  versio  laterc. 

68  ...     9  A.;  12  A. 

69  .....     15;  24 

70  18 ;  22  A.:  23  A.:  24  A.:  26 

72  .     .    23  A.;  24  A.  7 

73  .     .     .       27;  33;  38 

74 33;  37 

arab.  c.  34    .  27  A.  3;  35 
kopt.  c.  46    .  27  A.3;  35 

Serapionsliturgie  15  A.;  22  A.;  23  A. 
Canon.  Hipp.  c.  19  §  148  5  A.;  28 
Testamentum  DNIC.  1.  II  c.  6  4  A.  3 
Ap.  Konstit.  VIII  6      8  A. 

12     12  A.;  18;  19 
Basilius  de  spir.  s.  29  .    24  A.  2 


2.  Griechische  Worte. 


'AyaO-ös  7  Z.  6 

dyevvYjTOg  31 

dytaCeiv  12  Z.  13 

dyiaaiiög  12  Z.  14 

aTtoS  9  Z.  26;    12  Z.  13;    15  Z.  2; 

23   Z.   2.    5:     27;    30;    31:    32; 

33f.;  36 
al|ia  15  Z.  4.  12 
alvos   13 
a'itYjjjta  8  Z.  24 
atcbv  9  Z.  28;  23  Z.  5 
aldmos  23  Z.  3;  26 
d^apTta  15  Z.  9.  12;  19 
dp]v  9  Z.  28;  23  Z.  5 
dvdXyjc|ns  21 
dvdjjtvYjois  20 
dväTiauatg  26:  28 
ftvdkoraois  16  Z.15. 16;  20  f. ;  30 11. :  36 

dvO-pCÜ7lÖTY]5    31 
äVT(.XVj|JL7lTCOp    8    Z.  11 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.     :>6,  Ib. 


ä.nooxoXiy.og  32 
ÖLnöoxoXcQ  15  Z.  7 
ä.pxoz  15  Z.  3.  6.  13;  20 
dpyjepsus  7  A. 
aügvpis  28 

dcpsats  15  Z.  9.  12;  19 
dXpiS  20;  21  ^ 
dxwpvjxos  12  Z.  5 

BaatXeia  26 

ßsßaiöxYjs  25 
ßsßouöco  25 

ßeßauojis  23  Z.  2;  27 
ßorjWa)  8  Z.  8 
ßo7]0-ös  7  A.;  8  Z.  9 

ydXa  28 
Y*j  12  Z.  15 

yvcbatj  25 

As:7iv=ü)   15  Z.  10 
Ssciaa:  16  Z.  16:  21:  22:  25;  26 

4 


42 


Schermann,  Der  liturgische  Papyrus. 


SsotzöxyiZ  8  Z.  24;  9  Z.  26;  12 

Ödxojiat  12  Z.  14 

öiodhfixyj  15  Z.  5 

8-:Sco|jLt  15  Z.  9;  19 

§6ga9Z.  28;  12  Z.  15;  13;  15  Z.  1; 

16;  23  Z.  4 
SoöXog  8  Z.  25 
Öövajug  23  Z.  2;  27 
Swpsä  22  Z.  1;  27 

'EyxaTaXsiTUD  8  Z.  12 
s9-voS  7  Z.  7 
exxXqata  30;  32ff.;  36 
exxeeiv  15  Z.  12 
£XtuS  23  Z.  3;  28 
fegcwregpug  12  Z.  10 
sgouaia  8  Z.  25 
£7raYYsXCa  26 
eirtoxorcog  12  Z.  2 
STtoupdviog  12  Z.  2 
ipxojiat  20;  21 
eo&uo  15  Z.  13;  20 
euXoYiü)  15  Z.  10 
su/apiaxeü) . .  y  11;  15  Z.  6 
sü/apiaxia  11 ;  13 
su^vj  11 
scpopeco  9  Z.  27 

Zcf^  23  Z.  3;  26 

Odvaxog  16  Z.  14.  15:  20;  21 
frsög  12  Z.  3;  30f.;  34 

'IspouaaXVjii  28 

'Iyjooög  Xpiaxdg  12  Z.  4;  15  Z.  4.  5; 
23  Z.  4;  30 f. 

Ka&Y}Y£ta$ai  28 

xd^at,  9  Z.  27 

xa&iaTaa&ai  8  Z.  13 

xa&oXtxög  30;  32 f.;  34 

xaivög  15  Z.  6 

y.axaYYsXXü)  16  Z.  14.  15;  20;  21 

xaxaxaX6:ixsiv  12  Z.  11 

xaxag'.öct)  15  Z.  1 

xaxarcsjiTtetv  15  Z.  2 

xccxacpirpfi  8  Z.  10 

x£v8uvog  8  Z.  12 

xXdco  15  Z.  6 

xxiofia  15  Z.  2 


xuxXog  12  Z.  10 
xup'.axVj  28 

■/Jjo:o<;  9  Z.  26;   12  Z.  2.  3.  15:   15 
3.  5;  23  Z.  4;  30 

Acqxßdvü)  15  Z.  6.  7.  10 

3IafrY]X7te  15  Z.  7 
lieXXü)  7  A.;  23  Z.  3;  26 
|i£xa§iöoo[it,  8  Z.  15 
Hexoxofi  22 

jjtovoYsvr^  30;  31;  36 
[iövos  31;  32 

Nsxpög  32 
veocprimaxqg  30 
v6g  15  Z.  6 

Otxsö)  9  Z.  27 

<5|ioiü)s  15  Z.  9 

öjioXorsa»  16  Z.  15.  16:  20 f.;  30;  37 

ovoiaa  9  Z.  26 

ov  12  Z.  4 

öadxcg  15  Z.  13 

oupavog  9  Z.  28;   12  Z.  15;   16;   28 

nav,  xö  12  Z.  4.  5.  13 

Ttavdpsxog  12  Z.  2 

TiavxoSuvajjtog  9  Z.  26 

roxvxoxpdxoop  12  Z.  2;  30 f.;  36 

rcdvxoxs  12  Z.  13 

7iapa§£5ü)|ja  15  Z.  6 

7capaxa?v£co  22 

itapey^sw  22 

icapcaxif]jj,i  12  Z.  10 

Tiaxyjp  12  Z.  3;   23,  4;  30 f.;  34.  36 

Tisivdü)  7  A. 

rcexojiai.  12  Z.  12 

irfvco  15  Z.  10.  11.  13;  20 

racrceöco  14:  30;  31;  33;  36 

maxtg  23,  2;  25;  27;  28;  30;  37 

rcX^pvjg  12  Z.  15;  16 

tcXyjpöcd  8  A.;  15  Z.  1;  16 

rcveopa  15  Z.  2;  23  Z.  2.  5;  27;  30;  31 

tcoisü)  12  Z.  4 

jcox^ptov  15  Z   4.  10;  16  Z.  14;  20 

Tioug  12  Z.  12 

Ttposaxwg  11 

upöaO-saig  25 

7ipoa9-yjx>]  23  Z.  2;  25;  27 

7tpcax$7j[jLi  25 


Register. 


43 


rcpöawTiov  12  Z.  11 

TCpOCpTqTYjS    31 

•Pöeo&ai  8  Z.  12 

Saßawä-  12  Z.  15 
adps  30 ff.;  34;  36 
Zspacfip,  12  Z.  10 
aüji|jLopcpog  21 
acppayig  22  A. 
o<p£o>  8  Z.  23 
ocöfia  15  Z.  3.  8;  19 
aümfr  7  Z.  7;  15  Z.  3 


Touieivög  9  Z.  27 

TpOCpiQ   28 

rtög  30 
54»Y]XÖ6  9  Z.  27 

<&üm£eiv  30 

XaptGeafrai  8  Z.  25 
Xepoußt|jL  12  Z.  2;  13 
X.copsw  12,5;  25 


3.  Namen  und  Sachen. 


Abendmahlsliturgieii,  mit  Gläubi- 
gengebet beginnend,  mit  Sym- 
bolum  schließend  4;  10;  un- 
mittelbar nach  Taufe  und  Fir- 
mung 4;  9;  10. 

Abkürzungen  durch  Kontraktion  7 

Absoluter  Nominativ  33f. 

Achelis  H  7  A.;  23  A.  2 

Aegyptische  Kirchenordnung,  lat. 
versio,  enthält  2  Beschreibungen 
der  Abendmahlsliturgien  4;  Über- 
setzungen 17;  18;  35;  aethiop. 
KO.  35 

Alexander  vou  Alexandreia  31;  32 

Allgemeines  Gebet  3 

Arnbrosius  Ps.,  de  sacr.  IV6  22 

Anamnese  4;  21 

Anaphora  2;  5;  7;  17;  20;  26 

Aphraates  20  A.  1 

Apostolisches  Symboluni  31 

Ausgaben,  bisherige  des  Papyrus  1 

Basilius,  Schrift  über  den  hl.  Geist 

24 
Basiliusliturgie,  aegypt.  15  A. 
Baumstark  Ant.  17 
Beschreibung    des    Papyrus    auf 

Vorder-  (reeto-)  u.  Rück-  (verso-) 

Seife  1;  2 
Bishop  Edm.  18  A. 
Bitten  um  Früchte  der  Kommunion 

8;  4 
Blatter  des  Papyrus  von  Der  Ba- 

lyzeh,  Zahl.    Beschaffenheit  1; 


5;  das  3.  Blatt  5,  7;  Buchstabeu- 

zahl  auf  einer  Seite  6 
BollFr.  1  A.;  3 
Bonuet  M.  25  A.  2 

Cange,  du  6  A.  2 
Chrysostomus  Joh.  17;  18 
Chrysostomusliturgie  18  A.  3 
Clemens  Alexandr.  27;  39 
Clemens  von  Rom  24  A.  3 
Connoly  H.  18  A. 
Cruni  W.  E.  1;  12  A. 
Cyrill  von  Alexandreia  21;  24 
Cyrill  von  Jerusalem  17;  30  A.  2; 
81;  32 

Dankgebet,  3;  11 

Didache  39;  40 

Didascalie,  syrische  5  A.;  23 

Dieterich  Alb.  28  A.  1 

Dionysius  Alexandr.  24  A.  3;  31 

Dionysius  von  Rom  2-4  A.  3 

Doxologie  am  Schlüsse  der  Epi- 
klese 23;  o'jv  tw  dy^p  icvt6paxt 
23  f.  39 

Drewa  P.  4  A.  2;  5  A.;  8  A.:  9A.j 
11;  14;  19;  22;  28;  24  A.  4.  6; 
25  A.  7;  26;  27  A.3:  29  A.  1 

Einheitlichkeit    der    Blätter    des 

Papyrus  1;  3:  5 
Einsetzungsbericht  2;   3:   5;   alt- 

aegyptische  Grundform  20;  39 
Epiklese  8;  17;  28;  26;  "27 
Epiphanias  32 


44 


Scherrnaun,  Der  liturgische  Papyrus. 


Erstkominunikanten  4 
Eusebius  31 

Firmung  4 

Flemming  Job.  5  A.;  23  A.  2 
Flinders  Petri  1 

Funk  F.  10  A.;  12  A.:  13  A.; 
18;  19  A.  2;  23  A.;  24  A.  4.  6: 

32  A.  13;  33  A.  5:  34;  35 

Gardthausen  V.  3  A.  1 
Gläubigen  gebet,  Inhalt  10  f.;  39 
Goltz,  Ed,  von  9;  16  A.  3;  17  A.; 

20;   22  A.  1:   26  A.  3;  27  A.  1; 

29  A.  4;  34  ff.;  38  A.  1 

Harnack  Ad.  30  A.  4 

Hauler  Ed.  4  A.  1;  10  A.;  15;  18 
A.  2;  23  A.;  26;  27  A.  3:  29 
A.  4;  35;  38  A.  3 

Hermae  Pastor,  s.  Stellenverzeich- 
nis 

Hippolyt  27,  Canones  Hippolyti  28 

Jacobusliturgie  18  A.  3 
Johannes  Damasceuus  18 
Irenaeus  24  A.  3;  31 
Justin,    Beschreibung    der    Tauf- 
messe 4;  30  A.  3.  4;  39 
Jud  R.  32  A.  4 

Kanon  der  röm.  Messe  17 
Karabinoff  J.  16  A. 
Kattenbusch  Ferd.  27  A.  4;  31  f.; 

33  A.  2;  37  A.  2 
Kelche,  drei  s.  Kommunion 
Kenyon,  Fred.  2  A.  2;  5  A.  1;   6 

A.  2 

Klostermaun,  E.  41 

Koetschau,  P.  24  A.  1 

Kommuniongebete  4;  5;  22;  Kom- 
munion mit  Verwendung  dreier 
Kelche  29 f.;  39 

Kopt.  Jakobiten,  Liturgie  der,  21 
A.  4:  kopt.  Taufritual  26 f. 

Koronis  2;  3;  6;  30 

Leonianum  Sacramentarium  29 
Lietzmann  H.  9;  12  A.;  31  f. 
Lobpreis  Gottes,  im  Gebete  3 


Mahaffy  2  A.  2 

Markusliturgie  8  A.,  18  A.  3;  21  A.  4 
Mercati  Giov.  3:  6 
Milch  und  Honig,  bei  der  Tauf- 
messe 27 f.  Symbolik  29 
Minuskelhss.,  Siglen  in,  3 

Xeophyten  4 

Ordnung  der  drei  Papyrusblätter  1 
Origenes  4;  10 ff.:  24;  25;  31:  39 
Osternacht,  Taufe  in  der,  4;  5  A. 
Oxford,  Papyrus  von,  1 

Philo  12  A. 

Phototypische   Reproduktion   des 

Papyrus  1 
Ttioisöü)  elg,  fev,  IreC  S.  33  f. 
Preuschen  Erw.  13  A.  3;  24  A.  3; 

25  A.  4.  6 
Puniet,  P.  de,  1:  2;  6:  8  A.:  9  A.: 

11  ff.  —   19  A.:    21f;    26   A.   1: 

32ff;  37  A. 

ßahmani  Ign.  Ephr.  4:  29  A.  1: 

38  A.  3 
Rauschen  Gerh.  16  A. 
Resch  Alfr.  19  A.  2.  3;  20  A. 
Riedel  W.  5  A.;  28  A.  5;  38  A.  3 
Ropes  J.  20  A.  3 
Rottmann  er  0.  32  A.  4 

Salaville  16;  17;  21 
Schmidt  C.  6;  9;  11 
Seite,  recto  —  und  verso  — ,  1; 

2;    Zeilen   auf  einer  Seite   des 

Papyrus  5 
Siglen   auf  dem  3.  Blatte  (recto) 

6;  30  und  verso  2;  3 
Simonsen  28 
Staerk  Ant.  28;  38  A.  1 
Stählin  0.  24  A.  1;  27  A.  4;  28  A.  2  f. 
Struckmann  16  A.;  22  A.  2 
Symbolum:  altchristliche  Symbole 

31  f.:   recitiert  am  Schlüsse  der 

Taufmesse  2;  4;  5;  34 f.;   37 f.; 

Teilung  des  Taufsymbolums  in 

3  Teile  37  f. ;  Vergleich  des  Symb. 

unseres  Papyrus  mit  jenem  des 


Register. 


45 


aethiop.  Taufrituale  36;  mit 
jenem  der  aeth.  KO.  37  A. 
(Spendeformel  zum  Kelche). 

Taufe  in  der  Ostern  acht  5  A. 
Taufliturgie    aethiop.    35    A.    6; 

koptische  26  f. 
Testament   unseres    Herrn   4;    29 

A.  1;  38  A.  3 
Thomasakten  25 
Traube  Ludw.  1  A.  3;  7  A.  1 
s. 


Trisagion  3; 


Dankgebet 


Unciale  des  6.  Jahrh.  3;  5 
Usener  H.  28 ff.;  38 

Vaticanus  B.  3;  6 

Veroneser  Palimpsest  4;  s.  aeg.KO. 

Wessely  C.  2  A.  1;  3  A.;  6  A.  2 

Wiederholungsbefehl  nach  Paulus, 
liturgische  Umänderung  20 

Wilcken  Ulr.  2 

Wobbermin  G.  8  A.;  16  A.  3;  18 
A.  1 

Wünsch  R.  28  A.  1 


Druckfehler. 

S.  14  Zeile  4  ist  zu  lesen:  zukommt 
S.  20,  21:  axptg  o5  IXfryj. 


Texte  u.  Untersuchungen  etc.    36,1b. 


(Fortsetzung  von  der  zweiten  ümschlagseite.) 

EusebiliS.     Die  Kirchengeschichte.     Drei  Teile  (vollständig).        M.  45  — 

—  Das  Onomastikon  der  biblischen  Ortsnamen,  mit  der  lateinischen 
Übersetzung  des  Hieronymus.  Hrsg.  von  E.  Klostermann.  Mit  Ein- 
leitung, doppeltem  Register  und  einer  Karte  von  Palästina.  (15%  Bogen). 
1904.  [Eusebius  Bd.  III,  i]     M.    8  — 

—  Die  Theophanie.  Die  griechischen  Bruchstücke  und  Übersetzung 
der  syrischen  Überlieferung.  Hrsg.  v.  H.  Gressmann.  Mit  Einleitg. 
u.  vierf.  Reg.    (155/8  ßg-)-    1904.  [Eusebius  Bd.  III,  2]     M.    9.50 

—  Gegen  Marcell.  Über  die  kirchliche  Theologie.  Die  Fragmente  Marcells. 
Hrsg.  von  Erich  Klostermann.  Mit  Einleitung  und  dreifachem 
Register.    (18  Bogen.)    1906.  Eusebius  [Bd.  IV]     M.    9  — 

Hegemonius.  Acta  Archelai.  Herausgegeben  von  Charles  Henry  Beeson. 
Mit  Einleitung  und  vierfachem  Register.  (ll7/8  Bogen).  190G.    M.  G  — 

Buch  Henoch.  Herausgeg.  von  Joh.  Flemming  und  L.  Radermacher. 
Mit  Einleitung  und  vierfachem  Register.  (11  »/4  Bogen).  1901.     *M.  5.50 

Hippolyt.  Kommentar  zum  Buche  Daniel  und  die  Fragmente  d.  Kom- 
mentars zum  Hohenliede.  Herausg.  v.  G.  N.  Bonwetsch.  —  Kleine 
exegetische  und  homiletische  Schriften.  Herausgeg.  von  H.  Achelis. 
(253/4  u.  20  Bogen).    1897.  [Hippolyt  Bd.  IJ    M.  18  — 

Koptisch  -gnOStiSChe  Schriften.  Die  Pistis  Sophia.  Die  beiden  Bücher 
des  Jeu.  Unbekanntes  altgnostisches  Werk.  Herausgegeben  von 
Carl  Schmidt.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register.  (27 1/2 
Bogen).    1905.  [Koptisch-gnostische   Schriften  Bd.  IJ    M.  13.50 

Oracula  Sibyllina.  Bearbeitet  von  Joh.  Geffcken.  Mit  Einleitung  und 
doppeltem  Register.    (I8V2  Bogen).    1902.  M.  9.50 

Origeiies.  Schrift  vom  Martyrium  (exhortatio).  —  Die  acht  Bücher  gegen 
Celsus.  —  Die  Schrift  vom  Gebet  (de  oratione).  Herausg.  von 
P.  Koetschau.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register.  (29%  und 
34V8  Bogen).  1899.    [Origenes  Bd.  I/II]  M.  28  — 

—  Jeremiahomilien.  —  Klageliederkommentar.  —  Erklärung  der  Samuel- 

und    Königsbücher.    Hrsg.    v.    E.    Klostermann.     Mit  Einleitg.  u. 
dreif.  Reg.     (25V4  Bogen).    1901.  [Origenes  Bd.  III]     M.  12.50 

—  Der  Johanneskommentar.  Hrsg.  v.  E.  Preuschen.  Mit  Einleitg. 
u.  vierf.  Reg.  (48y2  Bogen).     1903.  [Origenes  Bd.  IV]    M.  24.50 

Gebunden  in  geschmackvolle  Halb franx  bände  je  M.  2.50  mehr. 

*Vorläufig  nur  in  Interimskartonage  zu  50  Pf.;  Eusebius  III  1/2  in  1  Band  geb. 

Im  Druck  befinden  sich: 

Theodorets  Kirchengeschichte  bearbeitet  von  L.  Pakmentier  in 
Hamoir  s/Ourthe. 

Philostorgius'  Kirchengeschichte  bearbeitet  von  J.  Bidez  in  Gand. 

In  Vorbereitung  sind: 
Die  Chronik  des  Hieronymus  bearbeitet  von  R.  Helm  in  Rostock. 
Die  Chronik    des  Eusebius  in  armenischer   Übersetzung  von 

J.  Karst  in  Strassburg  i.  Eis. 
Origenes'  Ueql  aQxüv  bearbeitet  von  P.  Koetschai    in  Weimar. 

Leipzig.  J.  £.  lE)it\v\$Q{$c  Q&udS8an&fun$. 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HAMACK  und  CARL  SCHMIDT 

DRITTE  REIHE,  SECHSTER  BAND,  HEFT  lb 

DER  GANZEN  REIHE  XXXVI,  lb 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 

1910 


DIE 


HANDSCHRIFTLICHE  ÜBERLIEFERUNG 
DES  EPIPHANIUS 


(ANCORATUS  und  PANAEION) 


VON 


D.  KARL  HOLL 


*"** 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sciie  BUCHHANDLUNG 

1910 


Verlag  der  J.  C.  HINRICHS'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN  ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN   LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  GRIECHISCHEN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

DER  ERSTEN  DREI  JAHRHUNDERTE 

Begründet  von  0.  von  Gebhardt  und  A.  Harnack. 


Inhalt  der  Dritten  Reihe  —  Bd.  31  u.  ff. 
Neueste  Hefte: 

Kofi,  K.:  Die  handschriftliche  Überlieferung  des 
Epiphanius  (Ancoratus  u.  Panarion).  IV,  98  S. 
1910.     (Bd.  36.  2)  M.  3  — 

Schermann,  Th.:  Der  litnrg.  Papyrus  von  Der- 
Balyzeh.  Eine  Abendmahlsliturgie  des  Oster- 
morgens.  VI,  45  S.  1910.  (Bd.  36,  lb)    M.  1.50 

Vogels,  H.  J.:  Harmonistik  im  Evangelientext 
d.  Cod.  Cantabr.  Ein  Beitrag  z.  neutestamentl. 
Textkritik.  IV,  119 8.  1910.  (Bd. 36,1a)  M.  4  — 

Ein  Jüd. -Christi.  Psalmbuch  aus  dem  ersten  Jahrh. 

[The  ödes  of Solomon,  now  first  pu- 

blished  from  the  Syriac  Version  by  J.  Rendel 
Harris,  1909.]  Aus  dem  Syr.  übers,  von  Job. 
Flemming,  bearb.  u.  hrsg.  v.  Adolf  Harnack. 

VII,  134  S  1910.  (Bd.  35,  4)   M.  4.50;  geb.  M.  5.50 
Weiss,  B.:  Der  Hebräerbrief  in  zeitgeschichtl. 

Beleuchtg.    II,  110  S.    1910.  (Bd.  35,  3)  M.  3.50 
Irenaeus'  gegen  die  Häretiker.  "EXc/x°$  *«*■  «*«- 

ryonr\    Trtq  iP'evdotvu [.tov  yviuaso»;.    Buch  IV  U.  V  in 

armen.  Version  entdeckt  von  Lic.  Dr.  Karapet 
Ter-Mekerttschian.  Hrsg.  v.  Lic.  Dr.  Erw.  Ter- 
Minassiantz.  VIII,  264  S.  1910.  (Bd.  35,2)  M.  10  — 
Koch,  Hugo:  C3Tprian  und  der  römische  Primat. 
Eine  kirchen-  u.  dogmengeschichtliche  Studie. 
IV,  174  S.  1910.  (Bd.  35, 1)  M.  5.50  ;  geb.  M.  3.50 

Bidez,  Joseph:  La  tradition  manuscrite  de 
Sozomene  et  la  tripartite  de  Theodore  le 
Lecteur.    IV,  96  S.    (Bd.  32,2  b)  M.  4  — 

Bonwetsch,  G.  N.:  Die  unter  Hippolyts  Namen 
überlieferte  Schrift  über  den  Glauben.  Nach 
einer  Übersetzung  der  in  einer  Scbatberder 
Handschrift  vorliegenden  georgischen  Ver- 
sion. 36  S.  —  Koch,  H.:  Vincenz  von  Lerin 
und  Gennadius.  Ein  Beitrag  zur  Literatur- 
geschichte des  Semipelagianismus.  22  S.  — 
Koch,  H.:  Virgines  Christi.  Die  Gelübde  der 
gottgeweihten  Jungfrauen  in  den  ersten  drei 
Jahrhunderten.  54 S.  1907.   (Bd.  31,  2)  M.  3.50 

Dombart,  B.:  Zur  Textgeschichte  der  Civitas  Dei 
Augustins  seit  dem  Entstehen  der  ersten 
Drucke.  IV,  56  S.  1908.  (Bd.  32,  2  a)    M.  2 — 

Haase,  Felix:  Zur  bardesanischen  Gnosis.  Lite- 
rarkritische  u.  dogmengeschichtliche  Unter- 
suchungen. III,  98  S.  1910.    (Bd.  34,4)  M.  3 — 

Hautsch,  Ernst:  Die  Evangelienzitate  des  Ori- 
genes.     IV,  169  S.  1909.    (Bd.  34,  2a)    M.  5.50 

Hellmann,  S.:  Pseudo-Cyprianus  de  XII  abusi- 
vis  saeculi.  IV,  62  S.  —  Sickenberger,  J.:  Frag- 
mente derHomilien  desCyrillvon  Alexandrien 
zumLukasevangelinm.46S.'09.(Bd.34,l)  M.  3.50 

Irenäus,  des  hl.,  Schrift  zum  Erweise  der  apo- 
stolischen Verkündigung.  El?  Inlöei^v  %ov 
anooTo/.ixov  x>]p  'y/iaroq.  In  armenischer  Version 
entdeckt,  hrsg.  und  ins  Deutsche  übersetzt 
von  Licc.  Dr.  Karapet  Ter-Mekerttschian  und 
Erwand  Ter-Minassiantz.  Mit  einem  Nach- 
wort und  Anmerkungen  von  Ad.  Harnack. 

VIII,  69  U.  68  S.  1907.  (Bd.  31,1)  M.  6  — 
Lietzmann,  Hans:  Das  Leben  des  heiligen  Symeon 

Stylites.  In  Gemeinsch.  mit  den  Mitgliedern  d. 
Kirchenhist.  Seminars  d.  Univ.  Jena  bear- 
beitet. Mit  einer  deutschen  Übersetz,  d.  syr. 
Lebensbeschreibung  u.  der  Briefe  v.  Heinrich 
Hilgenfeld.  VIII,  256  S.  1908.  (Bd.  32, 4)    M.  9  — 


Reichardt,  Walther:  Die  Briefe  des  Sextus  Julius 
Africanus  an  Aristides  u.  Origenes.  IV,  84  S. 
1909.     (Bd.  34,  3)  M.  3  — 

Schalkhausser,  G.:  Zu  den  Schriften  des  Makarios 
vonMagnesia.  V,218S.  '07.  (Bd.31,4)  M.  7  — 

Schermann,  Th.:  Propheten- und  Apostellegenden. 
Nebst  J  üngerkatalogen  des  Dorotheus  und  ver- 
wandter Texte.  VII,  368  S.  '07.  (Bd.31,3)  M.  11.50 

—  Griechische  Zauberpapyri  u.  das  Gemeinde- 
und  Dankgebet  im  I.  Klemensbriefe.  VI,  64  S. 
1909.     (Bd.  34,  2b)  M.  2  — 

Schmidt,C.:  Der  erste  Clemensbrief  in  altkopti- 
scher Übersetzun  g.  Mit  Lichtdruck-Faksimile 
der  Handschrift.  I V,  160  S.  1908.(Bd.32, 1)  M.  9  — 

Soden,  H.  von:  Das  lateinische  Neue  Testament 
in  Afrika  zur  Zeit  Cyprians.  Nach  Bibel- 
handschriften u.  Väterzeugnissen.  Mit  Unter- 
stützung d.Kgl.Preuss.Histor.  Instituts  her- 
ausgegeben. X.663S.  1909.  (Bd. 33)     M...2L  — 

Weiss,  B.:  Die  Quellen  der  synoptischen  Über- 
lieferung.    IV,  256  S.    (Bd.  32,  3)         M.  8.50 

Inhalt  der  Zweiten  Reihe  =  Bd.  16—30. 

Achelis,  H.:  Hippolytstudien.    VIII,  233  S.  1897. 

(Bd.  16,  4)    M.  7.50 

Augar,  F.:  Die  Frauen  im  röm.  Christenprocess. 
Ein  Beitr.  z.  Verfolgungsgesch.  der  christl. 
Kirche  im  röm.  Staat.  82  S.  (Mit  Harnack 
und  Schultze  Bd.  28,  4)  M.  4.50 

Bauer,  Ad.:  Die  Chronik  des  Hippolytos  im 
Matriteusis  graecus  121.  Nebst  einer  Abhand- 
lung über  den  Stadiasmus  Maris  Magni  von 
Otto  Cuntz.  Mit  einer  Abbildung  im  Text  und 
5  Tafeln.  VI,  288  S.  1905.   (Bd.  29,  1)     M.  8.50 

Berendts,  A.:  Die  Zeugnisse  vom  Christentum 
im  slavischen  de  hello  Judaico  des  Josephus. 

III,  79  S.     1906.     (Bd.  29,  4)  M.  2.50 

—  Die  handschriftl.  Überlief,  der  Zacharias-  u. 
Johannes-Apokryphen.  —  Über  die  Biblio- 
theken d.  Meteorischen  u.Ossa-Olymp. Klöster . 

IV,  84  S.     1904.     (Bd.  26,  3)  M.  2.70 

—  Studien  z.  d.  Komm.  Hippolyts  zum  Buche  Da- 
niel u.  Hohenliede. IV, 86 S.  '97. (Bd.  16,2)  M.  3  — 

Bonwetsch,  G.  N.:  Drei  georgisch  erhaltene 
Schriften  v.  Hippolytus.  XVI,  98  S.  1904. 
(Bd.  26,  la)  M.  3.50 

—  Hippolyts  Kommentar  z.  Hohenlied  auf  Grund 
v.  N.  Marr'S  Ausg.  d.  grusin.  Textes  berausg. 
108  S.  1902.  (Mit  Harnack  und  Klostermann, 
Bd.  23,  2)  M.  5.50 

Bratke,  E.:  Das  sogenannte  Religionsgespräch 
am  Hof  der  Sasaniden.  IV,  305  S.  1899.  (Mit 
Harnack,  Cyprian.  Schriften  Bd.  19,3)    M.  10.50 

Die  syrische  Didaskaliaübs.u.erkl.v.H.ACHELisu. 
J.  Flemming.  VIII,  388  S.  1904.  (Bd.  25,2)  M.12.50 

Dobschütz,  E.  von:  Christusbilder.  Untersuchun- 
gen zur  christlichen  Legende.  XII,  294,  336 
und  357  S.     1899.     (Bd.  18)  M.  32  — 

Erbes,  C:  Die  Todestage  der  Apostel  Paulus 
und  Petrus  und  ihre  römischen  Denkmäler. 
IV,  138  S.  1899.  (Mit  Harnack,  Ketzerkatalog 
und  Goetz,  Cyprian  Bd.  19,. .1)  M.  5.50 

Flemming,  J.:  Das  Buch Henoch.Äthiop.  Text,  JSinl. 
Komm.  XVI,  172  S.   1902.  (Bd.  22,  1)  M.  11  — 

Gebhardt,  0.  v.:  Passio  S.  Theclae  virginis.  Die 
latein.  Übersetzgn.  der  Acta  Pauli  et  Theclae 
nebst  Fragm.,  Auszügen  u.  Beilagen  herausg. 
CXVIII,  188  S.     1902.     (Bd.  22,  2)  M.  9.50 

Fortsetzung  s.  Seite  III  d.  Umschlags. 


DIE 


HANDSCHRIFTLICHE  ÜBERLIEFERUNG 
DES  EPIPHANIUS 


(ANCORATUS  und  PANARION) 


VON 


D.  KARL  HOLL 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 

1910 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HARNACK  UND  CARL  SCHMIDT 

3.  REIHE  6.  BAND  HEFT  2 
36.  BAND  HEFT  2 


Druck  von  August  Pries  in  Leipzig. 


Vorrede. 

Auf  den  folgenden  Blättern  ist  der  Nachweis  geliefert,  daß 
die  Mehrzahl  unserer  Epiphaniuscodices  nur  Abschriften  aus 
einem  noch  erhaltenen  Exemplar  sind.  Daraus  erwächst  für 
den  Herausgeber  Eecht  und  Pflicht,  den  kritischen  Apparat  stark 
zu  vereinfachen.  Ich  bin  entschlossen,  auch  G  und  U  überall  da 
bei  Seite  zu  lassen,  wo  V  vorliegt.  Indes  glaubte  ich,  diese 
Ausscheidung  nicht  vornehmen  zu  dürfen,  ohne  vorher  der 
Öffentlichkeit  meine  Gründe  vorgetragen  zu  haben. 

Freundliche  Unterstützung  durch  die  Bibliotheksverwaltungen 

hat  meiner  Arbeit  nirgends   gefehlt.     Ich  hebe  mit  besonderem 

Dank    die    rührende  Aufmerksamkeit    hervor,    die   P.   Ehrle   in 

Rom  dem  eben  von  schwerer  Krankheit  Erstandenen  erwiesen 

hat.     Nicht  minder  haben  sich  S.  Morpurgo  und  G.  Vitelli  um 

mich  verdient  gemacht,  von  denen  der  eine  mir  die  Vergleichung 

des  Marcianus  während  des  Umzugs  der  Bibliothek  ermöglicht, 

der   andere   in  letzter   Stunde   noch  notwendige   Photographien 

aus  dem  Laurentianus  besorgt  hat. 

Berlin,  den  12.  Juli  1910. 

Karl  Holl. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Einleitung 1 

I.  Die  Gruppe  der  älteren  Handschriften. 

1.  Der  Vaticanus  503 13 

2.  Der  Genuensis  4 26 

3.  Der  Marcianus  125 30 

4.  Der  Urbinas  17/18  und  der  Vindobonensis  suppl.  gr.  91     .  46 
II.  Die  Gruppe  der  jüngeren  Handschriften. 

1.  Der  Rehdigeranus  240,  der  Angelicus  94  und  die  Parisini 
833/35 63 

2.  Der  Jenensis  und  die  Laurentiani  VI  12  u.  LIX  21    .    .     .  75 
III.  Der  Zusammenhang  zwischen  der  älteren  und  der  jüngeren 

Gruppe 87 

Anhang:  Die  Unechtheit  der  Anakephalaiosis 95—98 


Einleitung. 

Auf  der  Rückreise  vom  Marburger  Religionsgespräch  fand 
Melanchthon  —  es  wird  am  10.  Oktober  1529  gewesen  sein  — 
unter  den  Büchern  von  Johann  Lang  in  Erfurt 1  eine  mehr- 
bändige Handschrift  des  Epiphanius.  Er  nahm  sie  mit  sich  nach 
Wittenberg,  um  sie  dort  in  Muße  zu  lesen.  Zunächst  fesselte 
ihn  ihr  Inhalt  mächtig:  fast  eine  vollständige  Geschichte  der 
alten  Kirche  ließe  sich  aus  Epiphanius  entnehmen,  schrieb  er 
beglückt  an  Camerarius.  Sofort  stand  der  Entschluß  bei  ihm 
fest,  einen  Auszug  aus  dem  codex  anzufertigen2.  Vierzehn  Tage 
später  war  freilich  seine  Begeisterung  schon  etwas  abgekühlt. 
Er  hatte  in  der  Zwischenzeit  den  Dogmatiker  Epiphanius  näher 
kennen  gelernt,  der  es  ihm  begreiflicherweise  weniger  antat3. 
Aber  wenn  er  den  Schriftsteller  Epiphanius  jetzt  nur  noch  mäßig 
bewunderte,  so  schätzte  er  den  bei  ihm  aufgehäuften  geschicht- 
lichen Stoff  andauernd  hoch.  Die  Aufgabe,  diesen  zu  sammeln, 
dünkte  ihm  auch  späterhin  so  wichtig,  daß  er  noch  im  Jahre 
1537   wünschte,  ein  Fürst  möchte  ihr  Beachtung  schenken4. 

1)  Längs  Bibliothek  war  in  Humanistenkreisen  berühmt,  vgl.  die  an 
ihn  gerichteten  Briefe  von  Mosellanus,  Mutianus  Rufus  und  Eoban  Hesse: 
C.  Krause,  epistolae  selectae  virorum  doctorum  Luthero  aeqnalinm  (Zerb- 
ster  Programm  1883)  S.  5  u.  15;  Qillert,  Briefwechsel  des  Conrad  Mutianus 
(Geschichtsquellen  der  Provinz  Sachsen  Bd.  IS)  II  244.  251.  266;  Helii 
Eobani  Hessi  poetae  excellentissimi  et  amicorum  eius  epistolarum  fainili- 
arium  11.  XII.  S.  75.  79.  80. 

2)  CR  I  1110  n.  643.  Daß  die  Handschrift  aus  mehreren  Bänden  be- 
stand, geht  aus  CR  II  877  n.  1276  hervor. 

3)  CR  I  1112  n.  046. 

4)  CR  III  442  n.  1G2G  sagt  er  in  der  Vorrede  zu  Jovins,  Turoiearum 
rerum  commentarii :  nee  habemus  uberiorem  historiam  illarum  Teterom 
rerum  quam  Epiphanii  scriptum,  in  quo  cum  haeresium  eonfutatio  insti- 
tuta  sit,  historica  multa  inserta  sunt,  ex  eo  antore  propemodnm  eontinua 
historia  veteria  ecclesiae  ezoerpi  posset,  si  qnia  prndenter  ipsius  narrati- 
ones  contexeret  eainqne  rem  optarem  alicui  prineipi  ciirae  esse. 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.  36,  2.  1 


2  K..  Holl,  Epiphanius. 

Der  Seufzer,  den  Melanchthon  bei  dieser  Gelegenheit  aus- 
stößt, verrät  zugleich  den  Grund,  warum  er  nicht  daran  dachte, 
eine  Textausgabe  des  Epiphanius  zu  veranstalten  oder  andere 
dazu  anzuregen.  Ohne  einen  Gönner,  der  die  Mittel  hergab, 
schien  ihm  ein  derartiges  Unternehmen  unmöglich.  Daß  ein 
Buchhändler  auf  eigene  Gefahr  hin  sich  dazu  herbeiließe,  hielt 
Melanchthon  offenbar  für  ausgeschlossen. 

Andere,  die  durch  seinen  Hinweis  auf  Längs  Handschrift 
aufmerksam  geworden  waren ,  waren  jedoch  mutiger  als  er. 
Johann  Pistorius  gab  sich  Mühe,  wenigstens  eine  lateinische 
Übersetzung  zustande  zu  bringen.  Er  bearbeitete  im  Jahr  1538 
Bullinger  zu  diesem  Zweck  1.  Allerdings  ohne  Erfolg.  Dagegen 
gelang  es  Camerarius ,  in  der  Zeit  des  Wormser  Religions- 
gesprächs die  Sache  durchzusetzen 2.  Sein  Verdienst  ist  es  allem 
nach  gewesen,  daß  Oporinus  und  Winter  in  Basel  sich  bereit 
fanden,  die  Herausgabe  zu  übernehmen.  Auch  Oporinus  zog  es 
aber  vor,  zuerst  nur  eine  lateinische  Übersetzung  vorzulegen. 
Mit  ihrer  Herstellung  beauftragte  er  den  auf  diesem  Feld  bereits 
erprobten  Janus  Cornarius3,  der  damals  als  Stadtphysikus  in  Frank- 


1)  Johann  Pistorius  an  Bullinger  1538  Sept.  6  bei  Walther  Köhler, 
Hessen  u.  die  Schweiz  nach  Zwingiis  Tode  im  Spiegel  gleichzeitiger 
Korrespondenzen  (Separatabdruck  aus  »Philipp  der  Großmütige«  Fest- 
schrift des  hist.  Vereins  f.  d.  Großherzogtum  Hessen)  S.  467:  id  autem 
facies,  si  procures  per  te  aut  Bibliandrum,  uti  Epiphanius,  historiarum 
primitivae  ecclesiae  diligens  et  fidus  scriptor,  e  graeco  in  latinam  linguam 
non  solum  syncere  vertatur,  verum  etiam  scholiis  illustretur. 

2)  Daß  Camerarius  in  der  ganzen  Angelegenheit  der  Treibende  war, 
bezeugt  Melanchthon  selbst  CR  V  518  n.  3065.  Aus  dieser  Stelle  ersieht 
man  zugleich,  daß  Camerarius  den  Verkehr  mit  Oporinus  vermittelte. 
Sonst  hätte  Melanchthon  nicht  voraussetzen  können,  daß  die  Handschrift 
nach  der  Erledigung  des  Drucks  zunächst  an  Camerarius  zurückgeschickt 
würde.  Ort  und  Zeit  der  entscheidenden  Abmachungen  ergeben  sich  daraus, 
daß  unmittelbar  nach  dem  Besuch  des  Camerarius  bei  Melanchthon  in 
Worms  (CR  111  1214  n.  2085)  die  Handschrift  an  Oporinus  abgegangen 
ist.  Denn  Oporinus  hat  sie  laut  der  Vorrede  zur  griechischen  Ausgabe 
(datiert  vom  14.  März  1544)  ante  triennium  et  amplius  erhalten.  Im  Zu- 
sammenhang damit  ist  auch  bemerkenswert,  daß  Melanchthon  auf  dem 
Heimweg  von  Worms  bei  Cornarius  vorgesprochen  hat. 

3)  Janus  Cornarius  wäre  einer  eigenen  Abhandlung  nicht  unwert. 
Als  jungen  Mann  lernt  man  ihn  gut  kennen  aus  seinen  Briefen  an  Zwingli 
(opp.  edd.   Schuler-Schultheß  VIII  228.  229.  236.  248).     Seine  Übersetzer- 


Einleitung. 


&• 


fürt  a.  M.  lebte.  Cornarius  arbeitete  rasch.  Er  brauchte  kaum 
ein  Jahr,  um  den  dicken  Kirchenvater  zu  bewältigen.  Die  Druck- 
legung erlitt  indes  eine  Unterbrechung  durch  die  Schwierig- 
keiten, in  die  Oporinus  wegen  seiner  Koranausgabe  geriet.  So 
wurde  der  lateinische  Epiphanius  erst  im  September  1543  1  fertig. 
Die  Ausgabe  umfaßte  das  Panarion,  den  Ancoratus,  die  Ana- 
kephalaiosis  und  de  mensuris  ac  ponderibus.  Der  Vollständigkeit 
halber  waren  noch  zwei  in  Längs  Handschrift  fehlende  Stücke 
beigegeben:  die  schon  früher  ans  Licht  gezogene  Schrift  de  pro- 
phetarum  vita  et  interitu  und  der  von  Hieronymus  übertragene 
Brief  des  Epiphanius  an  Johannes  von  Jerusalem. 

Der  Erfolg  der  lateinischen  Übersetzung 2  ermutigte  Oporinus, 
nun  auch  den  griechischen  Text  folgen  zu  lassen.  Er  erschien 
bereits  im  nächsten  Jahr:  Oporins  Vorrede  trägt  das  Datum  des 
14.  März  1544 ;  der  Druck  war  beendigt  fiovvvyccövog  tJtraxai- 
Ö£7cat?]  d.  h.  am  17.  Oktober.  Inhaltlich  unterschied  sich  die 
griechische  Ausgabe  von  der  lateinischen  nur  dadurch,  daß  hier 
die  beiden  angehängten  Stücke  weggelassen  waren. 

Die  von  Cornarius  und  Oporinus  zugrunde  gelegte  Hand- 
schrift wird  heute  in  Jena  als  mscr.  Böse  1  verwahrt.  Auf 
f.  lr  des  codex  liest  man  noch  den  Eintrag:  »Ex3  bibliotheca 
Johannis  Langi  Erphurdien.«.  Doch  besitzt  Jena  nur  noch  den 
zweiten  Band  der  Handschrift;  der  erste  ist  in  der  Zwischenzeit 
verloren  gegangen.  Der  Weg,  auf  dem  der  codex  nach  Jena 
gelangt  ist,    läßt    sich  nur    zum  Teil   feststellen.     Die  Jenaische 


knnst  hat  er  ebenso  an  medizinischen,  wie  an  theologischen  Schriften  be- 
tätigt. Vor  Epiphanius  hatte  er  eben  den  Basilius  für  Oporinus  über- 
tragen. 

1)  Gesners  irrtümliche,  von  Maithaire  und  Panzer  übernommene  An- 
gabe, daß  der  lateinische  Epiphanius  1533  erschienen  sei,  ist  schon  durch 
Sagittarius  (introductio  in  hist.  eccles.  S.  704)  richtig  gestellt  worden. 

2)  Welchen  Eindruck  Epiphanius  damals  machte,  sieht  man  au? 
Spalatins  Brief  an  Camerarius  vom  5.  März  1544  (Camerarius,  narratio  de 
Helio  Eobano  Hesso.  Lipsiae  1501.  tertius  libellus):  his  diebus  pellegi 
Epiphanium  a  doctore  Cornario  latine  versum.  Jesu  bone  quantum  au- 
torem!  utinam  etiam  aliquando  Graece  excusus  prodeat,  saltem  in  bibli- 
ofchecis  emendus! 

3)  Ex  steht  auf  Rasur  von  späterer  Hand;  das  letzte  Wort  heifit 
Erphurdien.  (=  Erphurdiensis),  nicht  wie  überall  angegeben  Erphurdani 
oder  Erphordani. 

1* 


4  K.  Holl,  Epiphanius. 

Bibliothek  erwarb  ihn  im  Jahr  1676  aus  dem  Nachlaß  von  Johann 
Andreas  Böse  (f  1674).  Vor  Böse  hat  ihn  wahrscheinlich  Kaspar 
von  Barth  (f  in  Leipzig  165S) *  gehabt.  Denn  dieser  Gelehrte 
rühmt  sich  im  Jahr  1612,  daß  er  eben  ein  elegant  geschriebenes 
Manuscript  des  Panarion  in  seinen  Besitz  gebracht  hätte 2.  Xun 
reicht  freilich  die  kurze  Andeutung,  die  er  über  den  codex 
macht  (panarium  .  .  .  manuscriptum  elegantissimis  characteribus), 
zu  einem  strengen  Beweis  nicht  aus.  Allein  überlegt  man  sich, 
daß  Längs  Epiphaniuscodex  der  einzige  war,  der  in  Deutschland 
in  den  Handel  kommen  konnte 3,  und  weiter,  daß  Barth  und  Böse 
nicht  nur  Jahrelang  in  Leipzig  zusammenlebten,  sondern  auch  im 
Paulinum  mit  einander  verbunden  waren,  so  liegt  es  am  nächsten 
anzunehmen,  daß  Böse  seinen  codex  von  Barth  bekommen  hat. 
Nur  eins  könnte  davon  abhalten,  die  Gleichung  ohne  weiteres  zu 
vollziehen.  Barth  spricht  bloß  vom  Panarion  als  dem  Inhalt  seiner 
Handschrift4.  Da  nun,  wie  jetzt  aus  dem  Jenensis  ersichtlich, 
Längs  codex  aus  zwei  Bänden  bestand,  von  denen  der  erste  das 
Panarion  bis  zur  64.  Häresie  umfaßte,  so  könnte  man  Barths 
Aussage  in  dem  Sinn  deuten,  daß  er  nur  die  erste  Hälfte  der 
Handschrift  besaß.  Diese  Vorsicht  scheint  sich  darum  jioch 
besonders  zu  empfehlen,  weil  bei  dieser  Annahme  der  Verlust 
des  ersten  Bandes  sich  sehr  einleuchtend  erklären  läßt.  Barth 
hat  nämlich  im  Jahr  1636  das  L'nglück  gehabt,  bei  einem  Brand 
auf  seinem  Gut  Sellerhausen  seine  dort  liegenden  Bücher  und 
Manuscripte  einzubüßen.  Trotzdem  ist  dieser  Lösungsversuch 
wohl  abzuweisen.  Die  Bemerkung  in  der  Claudianausgabe  be- 
weist nicht,  daß  Barths  Handschrift  sich  nicht  über  das  Panarion 


1)  Vgl.  über  ihn  den  Artikel  von  Eckstein  in  der  Allgemeinen  Deut- 
schen Biographie. 

2)  Claudi  Claudiani  poetae  praegloriosisshni  quae  exstant  Caspar 
Barthius  recensuit  et  animädversionum  librum  adiecit.  Hanoviae  1612, 
p.  243  n.  104:  vide  Epiphaniuin,  cuius  nos  Panarium  his  diebus  MStum 
elegantissimis  characteribus  nact-i  sumus. 

3)  An  den  Rehdigeranus,  auf  den  Öhler  (I  2  p.  IX  seiner  Ausgabe) 
Barths  Bemerkung  beziehen  wollte,  ist  nicht  zu  denken.  Der  Rehdigeranus 
war  damals  schon  längst  in  Breslau  und  hat  Breslau  nie  verlassen. 

4)  Barth  verweist  in  seinen  verschiedenen  Werken  nicht  selten  auf 
Epiphanius.  Aber  ich  habe  keine  Stelle  finden  können,  an  der  er  (außer 
in  den  Anmerkungen  zu  Claudian)  ausdrücklich  sagte,  daß  er  aus  einer 
Handschrift  schöpfe. 


Einleitung.  5 

hinaus  erstreckte ;  er  hatte  dort,  wo  er  auf  die  Marcioniten  hin- 
weisen wollte,  keinen  Anlaß  von  den  übrigen  Werken  des  Epi- 
phanius  zu  sprechen.  Weiter  aber  müßte  man  in  diesem  Fall 
glauben,  daß  Barth  und  Böse  in  derselben  Stadt  nacheinander 
je  eine  Hälfte  von  Längs  codex  erworben  hätten,  was  doch  nicht 
leicht  vorzustellen  ist.  Es  bleibt  das  Wahrscheinlichste,  daß 
Barth  den  ganzen  codex  gehabt  hat  und  daß  der  heute  vermißte 
Teil  erst  in  der  Zeit  zwischen  1612  und  1676  abhanden  ge- 
kommen ist. 

Die  Ausgabe  des  Cornarius-Oporinus  ist  im  16.  Jahrhundert 
mehrfach  wieder  gedruckt  und  nachgedruckt  worden.  Ein 
wissenschaftlicher  Fortschritt  über  sie  hinaus  ist  jedoch  erst  zu 
Anfang  des  17.  Jahrhunderts  erfolgt.  Den  Anstoß  gab  wiederum 
der  konfessionelle  Wettbewerb,  der  schon  beim  Zustandekommen 
der  editio  princeps  so  stark  mitgewirkt  hatte.  Man  ertrug  es 
auf  katholischer  Seite  schwer,  gerade  diesen  Kirchenvater  aus 
den  Händen  der  Häretiker  entgegenzunehmen,  und  wie  die  Pro- 
testanten gehofft  hatten,  das  aus  Epiphanius  zu  erhebende  Ge- 
schichtsbild gegen  die  katholische  Kirche  verwerten  zu  können, 
so  meinten  ihre  Gegner  erst  recht,  daß  der  alte  Ketzerbestreiter 
ihnen  Waffen  gegen  die  Häretiker  ihrer  Tage  liefern  müßte. 
Aus  solcher  Stimmung  ist  die  Ausgabe  des  Dionysius  Petavius 
hervorgegangen  1. 

Um  den  Vorsprung  vor  Cornarius-Oporinus  zu  gewinnen, 
bemühte  sich  Petavius  zuvörderst  darum,  die  handschriftliche 
Grundlage  zu  verbreitern.  In  der  richtigen  Vermutung,  daß  die 
Vaticana  noch  ungehobene  Schätze  bergen  müßte,  wandte  ei  sich 
darüber  nach  Rom2.     Zwei  Briefe,   die  er  in   dieser  Angelegen- 

1)  Vgl.  die  Vorrede  des  Petavius  an  den  Leser:  nam  et  tua  et  eccle- 
siae  communis  interest,  opus  illud  quod  ad  diluendas  haereses  a  gravissimo 
et  sanctissimo  patre  Graecis  est  editum,  quemlibet  potius  interpreteni 
habere  quam  Haereticum. 

2)  Daß  in  der  vatikanischen  Bibliothek  ein  Epiphaniuscodex  liege, 
hat  bereits  C.  Gesner  gewußt,  vgl.  bibliotheca  universalis.  Zürich  1545 
S.  221:  Romae  in  bibliotheca  pontificia  servantur  Epipbanii  Panaria. 
Vielleicht  war  es  Johann  Faber,  der  ihn  zuerst  entdeckte.  Denn  er 
schreibt  am  7.  April  1522  an  Beatus  Rhenanus  (Briefwechsel  des  Beatus 
Rhenanus  hrsg.  von  Horawitz  u.  Hartfelder  S.  300):  seleetissimos  ac  ve- 
tustissimos  viginti  quatuor  authores  e  secretissimis  armoriis  bybliotecae 
secretioris  exscribendos  obtinui.     Darunter  befinden  sich  Hyppolitus  The- 


6  K.  Holl,  Epiphanius. 

heit  geschrieben  hat,  sind,  worauf  mich  Giovanni  Mercati  auf- 
merksam machte,  im  Vat.  lat.  Reg.  2023  noch  erhalten.  Sie  sind 
es  wohl  wert,  hier  mitgeteilt  zu  werden. 

Der  erste  steht  f.  265.  Er  trägt  außen  die  Adresse:  V.  C.  D. 
Ansidaeo  1  Vaticanae  Bibliothecae  Custodi  Pontificio.  Eomam. 

Der  Brief  selbst  lautet: 

V.  C.  D.  Ansidaeo  Vaticanae  Bibliothecae  Custodi  Pontificio 
Dionysius  Petavius  e  societate  Jesu  s. 

Ne  me  in  asciscendis  amicitiis  quam  retinendis  diligentiorem 
existimes  nova  hac  scribendi  occasione  perficiendum  putavi:  cum 
peraeque  atque  illo  tempore  aliud  ad  te  munus  haberem,  quod 
literis  nostris  prosequendum  ac  commendandum  esse  statuerim. 
Hoc  vero  ut  denuo  te  interpellarem  eo  feci  libentius  quod  ex 
tuis,  quae  mihi  aliquot  abhinc  mensibus  sunt  redditae  cognovi 
quantopere  superioribus  meis  ad  id  quod  maxime  cupiebam  a 
me  profectum  fuerit.  Nihil  enim  profecto  vel  de  me  honori- 
ficentius  vel  humanitate  tua  dignius  vel  spe  atque  expectatione 
nostra  maius  obtineri  potuit  quam  quod  est  a  te  mihi  tuis  illis 
literis  concessum,  ut  me  ad  amicitias  familiaritatemque  tuam 
non  adiungeres  modo  sed  ad  eorum  numerum  aggregares,  quos 
tu  propter  excellentem  ingenii  doctrinaeque  praestantiam  caris- 
simos  olim  ac  coniunctissimos  habuisses.  Magna  quidem  tua  illa 
de  me  significatio  eaque  non  ex  merito  nostro,  sed  ex  eo  com- 
probanda  maxime  quod  tantum  de  me  iudicium  nonnisi  a  singu- 
lari  quodam  amore  ac  voluntate  proficisci  potuerit.  Neque  enim 
ita  insaniam,  ut  me  cum  illis  viris  ulla  ex  parte  comparandum 
existimem.  Ac  inde  quantum  subito  fiduciae  mihi  istud  ipsum 
attulerit  ut  ad  honoris  huius  ac  gloriae  fructum  etiam  utilitatis 
spem  aliquam  auderem  adiungere.  Ea  porro  cuiusmodi  sit,  nisi 
id  molestum  tibi  est,  breviter  exponam.  Me  et  amicorum  as- 
siduae  preces  adducunt  et  ipsa 

Aliquid  iamdudum  invadere  magnum 

Mens  agitat  mihi,  nee  placida  contenta  quiete  est2. 


banus,  Epiphanius,  Esichius.   —  Petavius   hat  jedoch,   wie    sein  Brief 
zeigt,  hiervon  keine  Kunde  gehabt. 

1)  Balthasar  Ansideus  war  vom  23.  Nov.  1606— 1 5.  Dez.  1614  custos 
Primarius  der  vatikanischen  Bibliothek. 

2)  Vergil,  Aen.  9,  186.     Den  Nachweis  der  Stelle  verdanke  ich  Her- 
mann Diels. 


Einleitung.  7 

Quare  utrorumque  impulsu  et  hortatu  de  Epiphanio 
castigando  ac  recensendo  cogitabam1.  Quem  quidem 
laborem,  ut  in  hoc  praesertim  Galliae  regno,  in  quo  ex  haere- 
tica  contagione  nonnihil  ecclesiae  metuendum  est,  non  inutilem 
fore  confido.  Hoc  vero  totum  negotium,  quia  in  corruptis 
vitiosisque  locis  emendandis  fere  positum  est,  sine  veterum 
exemplarium  fide  atque  authoritate  labari  necesse  est.  Quorum 
quia  nulla  hie  apud  nos,  apud  vos  autem  festiva  copia  est,  summo 
id  abs  te  opere  contendo,  ut  si  quia  in  scriniis  vestris  Epi- 
phanii  codex  Graecus  est  a  Librariis  exaratus,  des  operam,  ut 
cum  eo  Basileensis  editio  (quae  omnium,  ut  opinor,  vulgatissi- 
ma  est)  diligentissime  conferatur.  Quod  idem  et  in  Ammiani 
historia  fieri  vehementer  cuperem.  Utrumque  vero  et  tuo  com- 
modo  et  per  idoneum  aliquem  praestari  convenit.  Qua  de  (re) 
ad  R.  P.  Richeomum  2  literas  dedi,  ut  si  qua  in  re  potest  suam  ad  id 
opem  atque  authoritatem  aecommodet.  Quod  si  mea  haec  petitio 
paulo  audacior  ac  difficilior  videbitur  meum  fuit  quid  a3  te 
potissimum  impetrare  vellem  exponere,  tuum  erit  quatenus  ///////4 
concedere  liceat  pro  humanitate  tua  ac  prudentia  statuere. 
D.  Cobellucium5  velim  a  me  plurimum  salutes;  ad  quem 
poematis  huius,  quod  tibi  offerendum  misi6  exemplar 
alterum  dedi 7.  Deus  et  te  et  hunc  salvum  atque  incolumem  con- 
servet.  Fixae  Andeg.  VI  Id.  Jan.  MDCXV. 

(Nachschrift.)  Contra  Graecorum  haereses  Graece8  aliquid 
scribere  nostrorum  Constantinopolitanorum  hortatu  iampridem 
meditor.  Quare  siquid  est  insuper  argumenti  huius  aut  ab  illis 
contra  Latinos,  aut  ab  his  contra  Graecos  scriptum,  quod  non- 
dum  exstat,  pergratum  faceres,  si  quod  nulla  tua  molestia  fiat 
eius  mihi  copiam  permitteres. 

Als  dieser  Brief  in  Rom  anlangte,   war  Ansideua  eben  ver- 

1)  Von  Petavius  unterstrichen. 

2)  Louis  Richeovne  S.  J.  Vgl.  über  ihn  Sommervogel,  bibliotht\me 
de  la  Cornpagnie  de  Jesus.     Nouv.  edit.  Bibliographie  t.  VI  S.  1815  ti'. 

3)  vor  a  ist  abs  von  Petavius  durchstrichen. 

4)  Nach  quatenus  folgt  ein  durchstrichenes,  jetzt  unleserliches  Wort. 

5)  Kardinal  Seipione  Cobelluzio,  seit  1G19  Präfekt  der  Vaticana,  fl627. 
(>)  Die  gesperrten  Worte  von  Petavius  unterstrichen. 

7)  vor  dodi  ist  misi  von  Petavius  durchgestrichen. 

8)  Von  Petavius  unterstrichen. 


8  K.  Holl,  Epiphanius. 

storben.  Der  neue  Custos  zeigte  dies  Petavius  an  und  erklärte 
sich  zugleich  bereit,  ihn  seinerseits  nach  Kräften  zu  unterstützen. 
Trotzdem  sah  sich  Petavius  genötigt,  im  Herbst  1615  seine  Bitte 
zu  wiederholen. 

f.  285:  äußere  Adresse  Cl.  V.  D.  Mcolao  Alemano 1  Vati- 
canae  bibliothecae  Custodi  pontificio.     Romam. 

Der  Brief  selbst  lautet: 

Clarissimo  V.  D.  Nicoiao  Alemano  Vaticanae  bibliothecae 
praeposito  Dionysius  Petavius  S. 

Gravi  et  acerbo  moerore  confectus  sum  (Alemane  V.  C.) 
audita  Ansidei  nostri  morte,  de  qua  diu  etiam  ante  cognoram, 
quam  ad  me  literae  tuae  pervenirent.  Eae  porro  tarn  amanter, 
tarn  de  me  honorifice  scriptae  plurimum  de  dolore  illo  meo  et 
acerbitate  minuerunt.  Magnum  te  esse  hominem  oportet 
qui  ea2  animi  moderatione  sis,  ut  obscurum  homuncionem3 
nullisque  praecipuis  meritis  tibi  commendatum  a  quo  ne  litera 
quidem  appellatus  esses  tarn  officiose  complecti  non  dubitaveris. 
Equidem  quod  de  me  scriptisque  meis  iudicium  tulisti,  etsi  ab 
amore  potius  benevolentiaque  tua,  quam  a  rei  veritate  profectum 
sit,  eo  tarnen  iucundissimum  fuit,  quod  tibi  utcunque  probari 
non  minus  honestum  mihi,  quam  fructuosum  fore  confidam.  Quis- 
nam  vero  ex  ea  re  consuetudineque  nostra  fructus  expectari 
possit,  trite  ipse  literis  tuis  significasti,  cum  mihi  id  quod  ego 
vehementer  optabam,  Vaticanos  tuos  illos  thesauros  sponte  de- 
tulisti.  Quae  res  magno  nobis  usui  ad  eam  Epiphanii  Editionem 
erit,  quam  et  adornare  iamdudum  instituimus  et  sine  vetustorum 
authoritate  codicum  ac  fide  ne  attingere  quidem  decrevimus. 
quod  si  immortali  tuo  beneflcio  aliquid  illius  praesidii  atque  opis 
comparatum  fuerit,  dabimus  operam  ut  non  frustra  nos  ad  eam  ope- 
ram  ac  laborem  cohortatus  fueris.  R.  P.  Jacobus  Sirmondus  Romam 
e  Gallia  superiori  mense  profectus  est.  Ad  eum  itaque  scripsi, 
ut  cum  Vaticanis  membranis  Epiphanii  atque  Ammiani  Marcel- 
lini vulgatam  editionem  conferret,  aut  si  minus  ipse  posset,  rem 


1)  Nicolaus  Aleraarmus,   ein  geborener  Grieche,   war   als  Nachfolger 
des  Ansideus  vom  15.  Dez.  1614— f  4.  Juli  1626  custos  primarius  der  Yaticana. 

2)  nach  ea  ist  hac  von  Petavius  durchgestrichen. 

3)  hominem  von  Petavius  durchgestrichen  und  homuncionem  drüber 
geschrieben. 


Einleitung.  Q 

idoneis  hominibus  ac  minime  imperitis  committeret.  'Alk*  öjiwc, 
6v  ys  firj  cp&ovr]ö£iaq  7]filp  xal  xa  ljiriyyzl[ibva  Iy.xM)  jtotrjOeiag. 
Vale,  V.  0.  meque  uti  facis  ama.  Ego  vicissim  quae  in  rem 
tuam  fore  perspexero,  praesertim  orationibus  apud  deum  meis. 
omni  ope  ac  contentione  perficiam.  Lutetiae  Parisiorum  III  Xon. 
Oct.  MDCXV. 

Es  scheint  jedoch,  daß  weder  Alemannus  noch  Sirmond  die 
Versprechungen  einhielten,  die  sie  Petavius  gegeben  hatten.  Man 
glaubt  eine  Spitze  gegen  sie  beide  durchzufühlen,  wenn  Petavius 
nachher  in  seiner  Ausgabe,  ohne  sie  zu  erwähnen,  schreibt,  daß 
Andreas  Schott  ihm  aus  freien  Stücken  sein  vorlängst1  ange- 
fertigtes Verzeichnis  der  Varianten  des  Vaticanus  zugesandt  habe. 
Immerhin  ist  also  Petavius  in  den  Besitz  einer  Vergleichung  der 
vatikanischen  Handschrift  gelangt,  und  man  sieht  aus  Ohler, 
daß  sie  für  die  damalige  Zeit  sehr  sorgfältig  gemacht  war. 

Außer  diesem  codex  hat  Petavius  noch  eine  Pariser  Hand- 
schrift beigezogen.  Sie  hat  er  laut  der  Vorrede  selbst  eingesehen. 
Nach  achtjähriger  Vorbereitung  erschien  Ende  1622  die 
Ausgabe  samt  Übersetzung.  Wie  es  üblich  war,  suchte  Petavius 
seine  Verdienste  durch  Lästerung  seiner  Vorgänger,  vor  allem 
des  Cornarius,  ins  rechte  Licht  zu  rücken.  Er  forderte  es  damit 
heraus,  daß  ihm  nun  vorgerechnet  wurde,  wie  viel  seine  an- 
geblich neue  Übersetzung  und  auch  seine  Textherstellung  dem 
Cornarius  verdankte. 

Die  Handschriften,  die  Petavius  neben  Oporins  Ausgabe  ver- 
wertete, sind  unschwer  wieder  aufzufinden.  Sein  Pariser  codex 
ist  der  heutige  833/S35.  Das  bezeugt  ein  Eintrag  auf  dem  ersten 
Vorsatzblatt  des  Paris.  $33:  eo  codice  usus  est  ad  suam  editi- 
onem  Dyonysius  Petavius,  und  bestätigt  die  Übereinstimmung 
der  Lesarten. 

Es  genügt,  die  ersten  Beispiele  vorzuführen: 
I  ()  (=  1  284,  29  Dindorf)  notiert  Petavius  neben  dem  Text 
xara  ötaöoyjjv  rmv  Jiaiöcov  Jtcdöe^  am  Band:  Bog.  öia- 
öoyijv  jtcuöcov  jralösQ  =  P. 
1    17  (=  I  333,  7  Dindorf)  neben  dX/j&sia  [jtQoocojror  t)  (da 
am   Rand;   lug.  ciXrj&eta  t)  ///«  =  P. 

1)  Durch  Franz  Öhler,  dem  ein  glücklicher  Zufall  das  Exeuipla: 
Andreas  Schott  in  die  Hände  spielte,  erfährt  man  [}  _  p.  XIII  seiner  Aus- 
gabe), daß  die  Vergleichung  im  Jahre  1597  angefertigt  war. 


10  K.  Holl,  Epiphanius. 

I  223  (=  II  208,  6  Dindorf)  neben  xaxiag  yovag  am  Rand: 
Reg.  xaxlag  fiovag  =  P. 

Auch  der  Vaticanus  ist  ohne  viel  Umstände  zu  bestimmen. 
Die  vatikanische  Bibliothek  besitzt  heute  zwei  Epiphaniuscodices: 
den  Vat.  gr.  503  und  den  Urbinas  17/18.  Von  diesen  scheidet 
jedoch  der  zweite  sofort  aus.  Denn  die  urbinatische  Sammlung 
ist  erst  nach  der  Zeit  des  Petavius,  im  Jahre  1657,  der  Vaticana 
einverleibt  worden.  Der  positive  Beweis,  daß  Petavius  oder  viel- 
mehr Andreas  Schott,  aus  dem  Vat.  503  schöpfte,  ergibt  sich 
zwingend  aus  folgenden  Stellen: 

I  283  (=  II  280,  7  Dindorf)  neben  öiödyfiaxa  am  Rand: 
Vet..  (so  ist  hier  wie  oft  statt  Vat.  verdruckt)  drjy[iaxa. 
Nur  der  Vat.  503  liest  so  und  zwar  ist  auch  in  ihm 
ör/Yfiara  erst  von  einem  Korrektor  durch  Rasur  aus  dem 
überlieferten  öiödy/iaxa  hergestellt  worden. 

I  291  (=  II  289, 15 f.  Dindorf)  neben  xaßagßagcxd  xr\v  jtoZcv 
am  Rand:  Vet.  xal  Bagßagixa,  xr\v  xa>Lur]v.  Diese  An- 
gabe scheint  zunächst  nicht  ganz  zu  stimmen.  Denn  der 
Vat.  hat  wie  alle  alten  Handschriften  xacpagßagcxa  xr/v 
xwfirjv.  Aber  hinter  xa  befindet  sich  eine  kleine  Rasur, 
unter  der  man  immer  noch  ein  c  wahrnimmt.  So  erklärt 
sich  Schotts  Lesung. 

I  294  (=11  293,25  Dindorf)  neben  ötdsixxat  am  Rand: 
Vet.  öeösixxat  jag.  Nur  der  Vat.  bietet  dieses  ydg;  es 
ist  dort  von  einem  späteren  Leser  am  Zeilenende  hinzu- 
geschrieben worden. 

Auffallend  ist  nun  aber,  daß  Petavius  Lesarten  des  Vat.  auch 
da  verzeichnet,  wo  er,  wenigstens  in  seiner  heutigen  Beschaffen- 
heit, versagt.  Der  Vat.  503  ist  am  Anfang  verstümmelt  und 
reicht  nur  bis  zum  Schluß  der  haer.  46.  Die  Angaben  des 
Petavius  überschreiten  jedoch  diese  Grenzen  nach  beiden  Seiten 
hin.     Es  handelt  sich  um  folgende  Fälle: 

I  1  (=  I  279,  6  Dindorf)  zu  xr\g  tavxov  övva^emg  am  Rand: 

Vet.  afiavxov. 
I  3  (==  I  281,  10  Dindorf)    zu    TagavxLvbg    am   Rand:    V. 

Tagatytvog. 
I  448  (=  II  491,  22  Dindorf)  zu  xglx?]  eoxegag  und  Jitfutzy 
söJiegag  am  Rand:  Vet.  xgixy  eöJtlga  und  jctfijtxy  löJttga. 


Einleitung.  j  1 

1  641  (=  III  44,  15  Dindorf)  zu  tttrjcpa  am  Rand:  V. 
sllr]<pav. 

I  877  (=111  322,  3  Dindorf)  zu  ejil  öyj/fiaroq  am  Rand: 
Vet.  Reg.  sjtiöx^ccTog. 

I  971  (=  III  429,  3  Dindorf)  zu  öreQiöxofitvr]  am  Rand: 
Vet.  jtsQieöxcofievrj. 

Die  für  einen  Augenblick  aufsteigende  Hoffnung,  daß  Schott 
den  codex  noch  vollständiger  gehabt  hätte,  als  er  jetzt  vorhegt, 
löst  sich  freilich  rasch  wieder  auf.  Die  ganze  Sache  beruht 
nur  auf  einer  Verwechslung.  Die  Lesarten,  die  Petavius  hier 
dem  Vaticanus  zuschreibt,  gehen  in  Wirklichkeit  alle  auf  den 
Parisinus  zurück.  Besonders  belastend  sind  die  Stellen  I  3  und 
1  971.  Denn  hier  kommen  Verderbnisse  in  Betracht,  die  der 
Pariser  Handschrift  innerhalb  der  ganzen  Überlieferung  eigen- 
tümlich sind. 

Man  darf  dieses  Versehen  wohl  nicht  nur  dem  Drucker  in 
die  Schuhe  schieben.  Denn  Petavius  hat  auch  im  übrigen  Schotts 
Vergleichung  so  nachlässig,  so  gedankenlos  benutzt,  daß  die 
Vorzüge  des  Vaticanus  in  keiner  Weise  zur  Geltung  kamen. 
An  der  Hand  von  Ohlers  Ausgabe  mag  man  nachprüfen,  welch' 
jämmerliche  Kleinigkeiten  Petavius  allein  erwähnenswert  gefunden 
hat.  —  Auch  mit  seiner  zweiten  Handschrift  hatte  Petavius  kein 
Glück.  Denn  mit  dem  Parisinus  833/35  ist  er  gerade  an  den 
allerminderwertigsten  codex  geraten.  Was  er  aus  ihm  einsetzte, 
ist  abgesehen  von  den  seltenen  Fällen,  in  denen  er  Lese-  oder 
Druckfehler  des  Oporinus  berichtigen  konnte,  nur  Verschlech- 
terung des  Textes. 

Aus  den  neuen  Handschriften,  die  er  heranzog,  hat  Petavius 
also  nicht  viel  Vorteil  zu  schöpfen  vermocht.  Wertvoll  ist  seine 
Ausgabe  nur  durch  die  eigene  Arbeit,  die  er  in  sie  hineingesteckt 
hat.  Tatsächlich  bleibt,  auch  wenn  man  alles  abzieht,  was  er 
stillschweigend  von  Cornarius  und  Oporinus  übernahm,  noch 
ein  redliches  Teil  für  ihn  übrig.  Er  hat  auf  eine  Reihe  von 
Anstößen  und  Lücken  im  Text  richtig  aufmerksam  gemacht 
und  mitunter  auch  einen  brauchbaren  Heilungsversuch  vor- 
getragen. 

Nach  Petavius  kam  lange  keine  neue  Ausgabe  zustande. 
obwohl  in  der  Folgezeit  weitere  Epiphaniuscodices  bekannt 
wurden.     Dann    brachte    das    L9,   Jahrhundert    gleich    zwei    auf 


12  K.  Holl,  Epiplianius. 

einmal,  die  von  Franz  Öhler  1S59 — 61  und  die  von  Wilhelm 
Dindorf  1859 — 62.  Die  handschriftliche  Grundlage,  auf  der  sie 
fußten,  war  bei  beiden  fast  dieselbe,  Dindorf  wie  Öhler  stellten 
an  die  Spitze  der  Überlieferung  den  jetzt  zum  ersten  Mal  ver- 
werteten Marcianus  125,  der  dem  Text  des  Panarion  in  seiner 
vorderen  Hälfte  ein  ganz  neues  Aussehen  gab.  Nur  hatte  Öhler, 
wohl  um  dem  Nebenbuhler  zuvorzukommen,  das  Eintreffen  einer 
genauen  Vergleichung  des  codex  vor  dem  Druck  nicht  abge- 
wartet und  war  darum  genötigt,  den  wichtigsten  Stoff  in  den 
Addenda  nachzutragen.  Dem  Jenensis  und  dem  Parisinus  trat 
bei  ihnen  noch  ein  Rehdigeranus  zur  Seite,  den  beide  jedoch 
mit  Recht  geringer  als  den  Jenensis  einschätzten.  Um  den 
Vaticanus  sich  zu  bemühen,  hielten  sie  offenbar  für  aussichts- 
los. Immerhin  war  Öhler  in  der  Lage,  aus  Schotts  Exemplar 
die  Angaben  des  Petavius  zu  vervollständigen. 

Das  Verwandtschaftsverhältnis  der  Handschriften  haben  beide 
nur  in  den  allgemeinsten  Umrissen  festgestellt.  Daß  der  Jenensis, 
der  Rehdigeranus  und  der  Parisinus  zusammen  eine  Gruppe  bilden, 
innerhalb  deren  dem  Jenensis  der  höchste  Wert  zukommt,  ist  ihnen 
nicht  entgangen.  Wie  jedoch  die  einzelnen  Codices  des  Näheren  zu 
einander  stünden,  darüber  begnügen  sie  sich  mit  Vermutungen. 
Beide  halten  es  für  höchst  wahrscheinlich,  daß  der  Rehdigeranus 
aus  dem  Jenensis  herstamme  (Öhler  I  2  p.  XI,  Dindorf  III  p.  IX); 
Dindorf  wagt  einmal  noch  die  weitere  Behauptung,  daß  der 
Parisinus  wieder  aus  dem  Rehdigeranus  geflossen  sei  (III  p.  IX) ; 
aber  einen  strengen  Beweis  dafür  zu  erbringen,  hielten  sie  nicht 
für  der  Mühe  wert.  Es  beleuchtete  die  ganze  Unsicherheit  ihrer 
Aufstellungen,  daß  Wendland  in  seiner  Aristeasausgabe  (p.  88 
n.  3)  wieder  daran  irre  werden  konnte,  ob  der  Rehdigeranus  wirk- 
lich auf  den  Jenensis  zurückgehe.  Hinsichtlich  der  älteren  Hand- 
schriften hat  Öhler  bemerkt,  daß  der  Marcianus  mit  dem  Vati- 
canus verwandt  sei  (12  p.  X),  jedoch  keine  genauere  Unter- 
suchung angestellt  und  die  dringlichste  Frage,  ob  etwa  ein  Zu- 
sammenhang zwischen  den  älteren  und  den.  jüngeren  Co- 
dices bestünde,  hat  er  ebenso  wie  Dindorf  völlig  unangerührt 
gelassen. 

Ist  demnach  schon  bei  den  früher  bekannten  Handschriften 
die  Arbeit  nicht  erledigt,  so  erschöpft  auch  ihre  Zahl  das  in 
Betracht   kommende  Material    nicht  vollständig.     Vier  neue  co- 


Einleitung.  \  \\ 

dices,  die  entweder  den  Ancoratus  oder  das  Panarion  oder  beides 
enthalten  *,  waren  noch  aufzufinden : 

Urbinas  17/18, 

Angelicus  94, 

Genuensis2  4, 

Laurentianus  plut.  VI  n.  12  (zu  ihm  gehört  als  Anhängsel 
der  Laurentianus  plut.  LIX  n.  21). 

Die  Gesamtzahl  der  Handschriften,  soweit  sie  die  ketzer- 
bestreitenden Werke  des  Epiphanius  bringen,  ist  somit  auf  9  ge- 
stiegen. Sie  lassen  sich  zunächst  rein  äußerlich  in  eine  ältere 
(Vaticanus  503,  Genuensis  4,  Marcianus  125,  Urbinas  17/18)  und 
in  eine  jüngere  (Jenensis,  Rehdigeranus  240,  Angelicus  94,  Parisi- 
nus 833/35,  Laurentianus  plut.  VI  n.  12)  Gruppe  scheiden.  Ob 
dieser  Einteilung  auch  eine  sachliche  Gliederung  entspricht,  muß 
erst  die  nachfolgende  Untersuchung  lehren. 


I.  Die  Gruppe  der  älteren  Handschriften. 

1.  Der  Vaticanus  503. 

Der  Vaticanus  503  (=  V)  ist  der  älteste  Epiphaniuscodex, 
den  wir  besitzen.  Eine  Pergamenthandschrift,  wohl  noch  aus 
dem  Anfange  des  9.  Jahrhunderts,  die  auf  269  gezählten  Blätter 
das  erste  Buch  des  Panarion  (bis  zum  Schluß  der  h.  46)  überliefert. 

Die  Maße  sind:  32,7  x  23,4;  Schreibraum  25  x  IG.  Der 
Text  ist  in  zwei  Kolumnen  geteilt;  jede  6,2  breit;  27 — 30  Linien 
auf  der  Seite,  zu  17 — 19  Buchstaben.  Liniert  ist  auf  der  Fleisch- 
seite; die  Striche  sind  jedoch  nicht  herübergezogen.  Randlinien 
sind  oben  und  links  an  der  Seite  vor  jeder  Kolumne  angebracht. 

Die  Schrift  ist  prachtvolle  alte  Minuskel.  Majuskel  ist  nur 
bei  den  Über-  und  Unterschriften  verwendet.  Die  Verzierungen 
(Leisten  einlacher  Art,  Initialen)  sind  nur  mit  Tinte  ausgeführt. 
Spirit.us  und  Accente  fehlten  im  ursprüngliches  Text  fast  durch- 


1)  Die  Handschriften,  die  nur  Bruchstücke  überliefern,  lasse  ich  außer 
einigen  besonders  wichtigen  vorläufig  bei  Seite. 

2)  Ich  muß  die  schlechtere  Form  wählen,  da  J  für  den  Jenensis  un- 
entbehrlich ist. 


14  K.  Holl,  Epiphanius. 

gängig.  Erst  ein  Korrektor  hat  sie  aufgesetzt.  Dieselbe  Hand 
hat  auch  gelegentlich  ein  Jota  beigeschrieben  und  die  sehr  zahl- 
reichen Itazismen  verbessert. 

Die  269  Blätter  zerfallen  in  34  Lagen;  davon  sind  die  33  ersten 
Quaternionen;  die  letzte  ist  ein  Ternio;  doch  ist  hier  das  erste 
Blatt  (zwischen  264  und  265)  verloren  gegangen.  Die  Quaternionen 
sind  regelrecht  geschichtet,  Fleischseite  außen  und  innen. 

Aus  der  Wahl  eines  Ternio  für  die  letzte  Lage  sieht  man 
bereits,  daß  die  Handschrift  wirklich  da  endigen  sollte,  wo  sie 
heute  aufhört.  Dagegen  ist  sie  am  Anfang  stark  verstümmelt. 
Der  Text  auf  f.  lr  beginnt  mit  den  Worten:  öars  xa  l&vq 
(=  I  336,  18  *).  Wie  viel  ursprünglich  voranging,  läßt  sich  ver- 
möge der  Quaternionenzahlen  genau  berechnen.  Die  Nummern 
finden  sich  auf  der  ersten  Seite  rechts  oben.  Außerdem  ist  der 
Beginn  einer  neuen  Lage  jedesmal  noch  dadurch  gekennzeichnet, 
daß  auf  der  ersten  Seite,  im  Schnittpunkt  der  obersten  wag- 
rechten und  der  4  senkrechten  Linien,  4  Kreuze  gemalt  sind. 
Abgesehen  von  der  letzten  Lage,  deren  erstes  Blatt  heute  fehlt, 
sind  die  Ziffern  überall  erhalten.  Sie  gehen  von  c;  bis  Xrj.  Fünf 
Quaternionen  sind  also  verloren  gegangen.  Da  nun  ein  Qua- 
ternio  von  V  im  gewöhnlichen  Text  etwa  12,  wo  viele  Über- 
schriften vorkommen,  etwa  15  Dindorfseiten  entspricht,  so  reicht 
der  Baum  von  5  Quaternionen  gerade  aus  für  den  mangelnden 
Anfang  des  Panarion  (==  73  Dindorfseiten).  Dadurch  ist  sicher- 
gestellt, daß  unsere  Handschrift  mit  dem  Panarion  und  nicht 
etwa  mit  dem  Ancoratus  einsetzte. 

Von  den  vermißten  40  Blättern  hat  sich  jedoch  ein  Teil 
anderweitig  erhalten.  Dem  Spürsinn  Gr.  Mercatis  ist  es  ge- 
lungen, 8  davon  in  dem  cod.  Vat.  lat.  128  wieder  aufzufinden. 
Sie  waren  dort  als  Schutzblätter  verwendet.  Heute  sind  sie  an 
ihrer  richtigen  Stelle,  vorn  im  Vat.  503,  eingeklebt  und  mit  den 
Buchstaben  A  —  H  bezeichnet.  A  gibt  den  Text  I  297,  23—299,  21 
(iüaax  Tcal  'laxwß  —  rsragr^v  agi&fiovq),  B  von  I  303,  8 — 305, 4 
(dyvoia  tpsgofisvot  —  ra  xmv  jrsXag  aito),  C  —  H  schließen  sich 
an  einander  an;  sie  enthalten  zusammen  das  Stück  I  310,  17 — 320, 
13  {exoivcQ&riGav  ol  ayysXoi  —  kv  rm  ovQavcö).  Der  Text  ist 
freilich    nicht    überall   lesbar.     Einzelne  Seiten    (Dr  und  E)    sind 


1)  Die  Nachweise  sind  überall  nach  Dindorf  gegeben. 


1, 1 :  Der  Codex  Vaticanus  503.  1 5 

so  kräftig  geschabt  worden,  daß  kaum  eine  Spur  der  Buchstaben 
übrig  geblieben  ist. 

Über  seine  Herkunft  und  Geschichte  gibt  der  Vaticanus 
keinerlei  Auskunft.  Etwaige  Einträge,  die  sich  auf  den  ersten 
Blättern  befanden,  sind  mit  diesen  dahingegangen l.  Am  Schluß 
der  Handschrift  ist  vielleicht  ein  wertvoller  Vermerk  beseitigt 
worden.  Der  codex  endigt  auf  f.  269v  folgendermaßen.  Nach  den 
letzten  Worten  des  Textes  (tov  &eov  övvaiiu  Ojrevöcokusv)  kommt 
zunächst  eine  Leiste,  dann  ist  eine  ganze  Zeile  ausradiert.  Da- 
runter hat  in  einem  Abstand  von  6  Linien  eine  moderne  Hand 
geschrieben :  finis  codicis  cum  pagina  CCCXC V.  Daß  hier  radiert 
ist,  macht  die  Sache  verdächtig.  Eine  harmlose  Jahreszahl  oder 
der  Name  eines  Schreibers  wäre  wohl  nicht  getilgt  worden. 
Man  vermutet  daher  zuerst,  daß  der  Name  eines  früheren 
Besitzers  entfernt  wurde.  Indes  ist  es  nicht  nur  ebensogut 
möglich,  sondern  nach  Maßgabe  der  mit  V  verwandten  Hand- 
schriften sogar  wahrscheinlicher,  daß  auf  der  beseitigten  Linie 
eine  —  vielleicht  irrtümliche  —  Angabe  über  den  Inhalt  des 
codex  stand.  Im  Marcianus  125  liest  man  nämlich  an  der  ent- 
sprechenden Stelle:  xelog  elZrjcpsv  jcavagiov  ßcßXlov,  obwohl 
auch  dieser  codex  nicht  das  ganze  Panarion  enthält.  Wenn  die 
Unterschrift  im  Vat.  ähnlich  lautete,  so  kann  sie  in  bester  Ab- 
sicht gelöscht  worden  sein. 

An  dem  Text  der  Handschrift  ist  mehrfach  gebessert  worden. 
Zuvörderst  kam  ein  mit  dem  Schreiber  gleichzeitiger  Leser  — 
ich  nenne  ihn  im  folgenden  schlechtweg  den  Korrektor  —  darüber, 
der  den  ganzen  codex  aufs  gründlichste  durchnahm.  Seine  Hand 
ist,  obwohl  der  ersten  sehr  ähnlieh,  doch  in  den  meisten  Fällen 
sicher  zu  erkennen.  Schon  die  hellere  Farbe  der  Tinte  läßt 
den  Unterschied  hervortreten.  Von  seiner  Bearbeitung  muß 
nachher  eingehend  die  Rede  sein. 

Auf  ihn  folgte,  aber  in  ziemlichem  zeitlichem  Abstand  ein 
Leser,  der  im  kleinen  allerlei  gefeilt  hat.  So  stellt  er  /..  B,  1  311,  3 
i[Gaiov  aus  tjOaia  her,  I  ',VA1,  19  evQioxei  ts  aus  bvqIöxstcu, 
11   (>2,  5  ajtsiQcoötrov  aus  axetQwövvov,   11    L19,  33  le§i&T]QOVÖi 


1)  Man  lasse  sich  nicht  täuschen  durch  die  alten  Nummern,  die  auf 
den  Blättern  A— H  stehen.  Sie  gehören  nicht  zur  Geschichte  unseres 
codex,  sondern  zu  der  des  Vat.  lat.  128. 


16  K.  Holl,  Epiphanius. 

aus  Zet-eöi  &j]qovöi.  Etwas  weiter  geht  es,  wenn  er  II  292,  29 
yaX7]vr\g  ausradiert  und  dafür  Xayvüag  einsetzt  oder  II  78,  19 
ein  den  Sinn  wesentlich  veränderndes  xal  ydg  vor  fisxd  xb 
yeyevvrjxevai  hineinflickt. 

Vielleicht  ist  es  dieselbe  Hand,  wahrscheinlicher  jedoch  eine 
dritte,  die  eine  Anzahl  von  Bemerkungen  an  den  Rand  ge- 
schrieben hat,  meist  nur  in  der  Absicht,  gewisse  Dinge  in  der 
Erzählung  des  Epiphanius  noch  besonders  hervorzuheben:  II  25,2 
unten  o  BaöiXelÖTjg  xbv  JZlfiwva  xbv  Kvgrjvalov  Xeysc  avxl 
Xgtöxov  eöxavgwö&ai  ov  xr\v  jcXavrjv  eöxev  xb  yevog  xov 
'iöfiarjZ;  II  34,  19  (?  tl  rb  Jtgovveixsvoai;  II  275,  18  6  'iovöag 
didßoXoq,  o  Kd'iv  Jtaxrjg  xal  ipsv6xi]g,  o  öidßoXog  xovxov  Jtaxrjg 
xal  \psvöT7]g;  II  290,  29  jrsgl  ßlßXcov  aXXoyevwv  usw. 

Nicht  erst  diese  Leser  haben  jedoch  in  die  durch  den 
Vaticanus  laufende  Epiphaniusüberlieferung  eingegriffen.  Schon 
die  vom  Schreiber  übernommene  Textform  trägt  deutliche  Spuren 
einer  früheren  Bearbeitung  an  sich.  Dem  ist  zuerst  nachzu- 
gehen. 

Den  besten  Einblick  in  die  Vorgeschichte  unserer  Hand- 
schrift eröffnet  der  kleine  Abschnitt  über  die  Nazoräer  (I  338, 
10 — 17),  der  in  den  Ausgaben  an  den  Schluß  der  Einleitung  des 
Panarion  angehängt  ist.  Das  Stück  nimmt  sich  im  Vaticanus 
(f.  2r  erste  Kolumne)  seltsam  genug  aus.  Der  vorangehende 
Absatz  endigt  mit  den  glatt  geschriebenen  Worten:  jtgolmv  ös 
itps^rjg    rag    fisxsjrsixa    xm    ßlco    ejitcpvelöag  .  .    öot-ag    ofioiwg 

öiayogsvöm,    rjörj  rag ysvofxsvag   Jtgb    xr\g    xov   xvglov 

jtagovölag  xal  ea>g  avxov  rov  %Q^V0V  ftztgicog  aJtagidfi?]Oa- 
fievog:  xavxa  sv  xcöiv  ovx  tyxstxat. 

Dann  folgt,  nach  oben  und  unten  durch  ein  Band  abge- 
grenzt, der  in  Majuskel  geschriebene  Text  (die  bei  Dindorf 
und  Ohler  gedruckte  Überschrift  jtsgl  Na^wgaiwv  r\xoi  Xgi- 
öxtavmv  fehlt  in  V): 

NaC,mgalmv  o  söxiv  Xgiöxiavtöfibg  sv  oXiym  XQova)  xXrjd-elg 
vjtb  xcov  ^lovöaiwv  xal  vji  avxwv  xwv  aTioöxoXcav  Xsyovxog 
JJsxgov  'fyöovv  rov  Na^cogaimv  dvöga  djtoöeösiytusvov  xal  xd 
t^fjg  vöxsgov  ös  aJib  AvxLoxsiccg  dg^dfisvog  xaXüö&at  Xgiöxia- 
vcöfiog.  hönv  ös  cpvotc  aigsotg  Na^mgaiwv  Jtsgl  wv  xafre^rjg 
Xs^wf/sv  xaxd  xbv  xaigbv  xrjq  axoXov&Hiag. 

Das  Schlußwort  dxoXov&iag  steht   auf  der  vorletzten  Linie 


1, 1 :  Der  Codex  Vaticamis  503.  17 

der  Kolumne;  die  letzte  ist  durch  die  untere  Grenzleiste  aus- 
gefüllt. Auf  der  zweiten  Kolumne  oben  geht,  unter  einer  etwas 
kunstreicheren  Verzierung,  der  Text  sofort  weiter  mit  Taöe  'iveoriv 
xal  hv  rovxco  rm  6evvtQ(o  zokuo)  xtk. 

Die  hier  gegebene  Auseinandersetzung  über  die  Nazoräer 
berührt  sich  sachlich  und  z.  T.  auch  dem  Wortlaut  nach  mit 
Bemerkungen,  die  Epiphanius  in  seine  ausführliche  Darstellung 
(h.  29)  eingeflochten  hat  (vgl.  II  80,  9  ff.,  84,  3  ff.,  85,  10  ff.). 
Dennoch  ist  kein  Zweifel,  dals  unser  Stück  nicht  von  Epiphanius 
selbst  herrührt.  Es  unterbricht  vor  allem  den  Zusammenhang 
in  der  störendsten  Weise.  Im  vorausgehenden  Satz  hat  Epi- 
phanius mit  der  bei  ihm  stehenden  Wendung  angekündigt,  daß 
er  jetzt  zu  den  nach  Christus  aufgetretenen  Sekten  übergehen 
wolle  (1  338,  4  jiqoiwv  öh  e<pe£-7}q  rag  f/erejzsira  reo  ßiop  ejti- 
(pveiöag  tjil  xaxij  jtQocpaösi  öo^ag  ofiolcog  öiayoQsvooj).  Zwischen 
dieser  Überleitung  und  dem  nachfolgenden  zweiten  Tomos  hat 
keine  weitere  Erörterung  Platz.  Aber  auch  die  sprachliche  Form 
beweist  die  Unechtheit.  Der  Stil  dieser  Sätze  ist  ein  hilfloses 
Gestammel,  wie  es  auch  Epiphanius  sich  nie  erlaubte.  Man 
überlege  sich  nur  den  Bau  des  ersten  Satzes.  So  schreibt  ein 
Leser,  der  ohne  viel  Achtsamkeit  auf  den  Ausdruck  eine  An- 
merkung an  den  Hand  kritzelt,  aber  nicht  der  Verfasser  eines 
Buchs.  Diejenigen  Handschriften,  in  denen  der  Absatz  fehlte 
(ravra  Iv  tlölv  ovx  tyxeirac),  vertraten  darum  sicher  die  richtige 
Überlieferung. 

Auf  Grund  dieser  Feststellung  lassen  sich  nun  aus  dem  an- 
gegebenen Tatbestand  zwei  Vorstufen  unserer  Handschrift  ab- 
lesen: eine,  auf  der  der  unechte  Zusatz  in  den  Text  herein- 
kam, und  eine  andere,  auf  der  ein  kundiger  Mann  deu  Versuch 
machte,  ihn  wieder  auszumerzen. 

Die  Art,  wie  unser  Schreiber  (oder  einer  seiner  Vorgänger) 
diesen  Versuch  behandelt  hat,  verdient  noch  eine  besondere 
Beleuchtung.  Er  wählt  für  das  Stück  Majuskel.  Das  heißt,  ei 
betrachtet  es  als  eine  Iher-  oder  Unterschrift.  Wie  er  zu  dieser 
merkwürdige!]  Auffassung  kam.  läßl  sich  noch  erraten,  [n  seiner 
Vorlage  war  der  Absatz  als  unecht  eingeklammert.  Her  Schreiber 
verstand  die  Klammer  falsch,  er  hielt  sie  für  eine  Umrahmung, 
für  ein  Zeichen  der  Hervorhebung,  Dann  gehörte  allerdings  die 
Majuskel  her.  Auch  das  beigeschriebene :  Tarn:  tr  tioiv  ovx 
Texte  u.  Untersuchungen  etc.  36,  2.  - 


18  K.  Holl,  Epiphanius. 

tyxetzat  hat   dem  Blinden   die  Augen  nicht  geöffnet.     Er  fügte 
es  harmlos  dem  Text  bei. 

Zunächst  vor  unserem  codex  —  ich  sehe  von  den  Zwischen- 
gliedern ab,  die  bloße  Abschriften  sind  —  liegt  also  ein  Exem- 
plar, das  ein  gebildeter  Leser  in  Händen  gehabt  hat.  Die  Na- 
zoräerstelle  ist  jedoch  nicht  die  einzige,  an  der  er  einen  Ein- 
griff unternommen  hat.  Durch  den  ganzen  Vaticanus  hindurch 
findet  man  nämlich  doppelte  Lesarten  im  glatten  Text  geschrie- 
ben, deren  eine  immer  auf  unseren  Gelehrten  zurückweist. 

Die  beiden  schlagendsten  Beispiele  seien  vorangestellt. 

f.  150 r  (=  II  224,  8 ff.)  liest  man  den  Satz:  ro  y.ivxoi  ygafifia 
avxb  to  rjioc,  zw  r\xzi,  ov  6  ?]Xog  ?]v  övvsjzaxoXovfrcov 
reo  7]X<%>  xc£i  reo  (lies  xaToo),  vjzb  Trjg  övlZaßrjg  Ti]g  tav- 
tov  avuli]cpQai  dvco  Zsysiv  (lies  leyst).  Wie  das  zu  ver- 
stehen ist,  ist  ohne  weiteres  deutlich.  Die  Worte  to  i}xoq 
tcq  r\xu  smc^  eine  Randglosse  eines  Attizisten,  dem  der 
Wechsel  des  Genus  in  dem  nachfolgenden  Satz  6  ?]Xoc,  — 
tgo  7]X£l  aufgestoßen  war. 

Ganz  derselben  Art  ist  der  zweite  Fall. 

f.  246 r  (=  II  376,  18 ff.)  heißt  es:  dvaTQSJiofievoi  öta  Tr\g 
Xoyloog  jhxq'  avrov  dvayvooo&dorjg  tov  ßöofiov  ejiiyoacprjg 
Trjg  avrl  aypcoözco  8Jtty8yQa^i[itvrjg  too  &£cj  ayvcoöTcog. 
Auch  hier  ist  offenkundig,  daß  eine  Randbemerkung  in 
den  Text  geraten  ist.  Der  Satz  hatte  einmal  gelautet: 
.  .  .  TTjg  6JtiysyQaufi£vrjg  tco  ftem  ayvcoöTGog.  Das  war  in 
der  Form  verbessert  worden:  rf  ayvcoöxoD  dvxl  dyvcoOTOog. 
Der  Abschreiber  fand  es  jedoch  richtig,  den  Fleck  neben 
das  Loch  zu  setzen. 

Dazu  nehme  man  noch  folgende  Stellen1;  sie  sind  nur  Proben 
aus  einem  reicheren  Stoff: 

f.  166v  (=  II  249,  28f.)  örjfrsv  {lei&va  (pavTaöiav  efijret- 
Qiav,  cog  avco&ev  7}xmv,  firjxavcSfisvog. 

f.  178 r  (=  II  266,  23 f.)  exaöTog  döJiaCsTai  tov  6<piv  ex 
öTOfictTog  rjToi  etTe  yorjreia  tlvl  ejzaö&evTog  tov  ocpewg. 

f.  182  r  (=  II  273,  22f.)  civa  ev  avzm  sjiltsIsö&tj  eveo- 
yrj&7J  övvafiig  iöxvga. 


1)  In  den  meisten  dieser  Fälle  hat  der  »Korrektor«  —  geschickt  und 
ungeschickt  —  eingegriffen.     Ich  gebe  überall  den  ursprünglichen  Text. 


1, 1 :  Der  Codex  Vaticanus  503.  19 

f.  1S61'  (=  II   280,  2)    xojtog  6    xrjg   djtcoXeiag,    ov  Iv&a 

hö%EV  dvxl  (iSQiöoq  [lüQiöa. 
f.  186 v  (=  II  281,   12 f.)    ovrco    xe    Jisjzotqxtvai   djtoxxav- 

&r\vai  xov  "AßeX  vjtb    xov   Kaiv    ajzoxxav&rjvat    xov 

Kaiv  fiovov. 
f.  191r  (==  II  287,  llf.)    sroXfiTjöev    dg   xov   tavxov    öeö- 

üibxr\v  (p&iy^aö&ai  aglöai  ßXaöcprjfiov  xtvd  Xoyov. 
f.  196 v  (=  II  296,  7 f.)  xb  yXcoööoxoiiov  avxov  eßdoxa^sv 

f.  202 r  (=  11  304,  16 f.)  ovx  löt^axo  xov  xaivov  xal  dyiov 
xal    enovoaviov   tuvöx?]Qiov   xb   xr\q   eXjtlöog    xrjQvy{ua 
XcoQ?]{ia. 
f.  208v  (=  II  314,  25 f.)   cog   6s   r\xQwxr\Qiaox ac   jieote- 

öjtaöxat  [L7]X£  ctQxyv  e%ov  firjxe  fitöa  fiqxs  xtXog. 
f.  238r  (=  II  363,  5 f.)  xmv  (ifj  jraoaixrjoafievoiv  cpiXo- 
vixrjöavxcov   xaxaöt£aöfrat   xr\v   öta    xi]g   yagcxog    av- 
xov .  .  .  6coxr\Qiav. 
f.  242r  (=  II  369,  29 f.)    xlg    öiöcoxzv    xlg    öeöcoxevat 

xogaxc  ßoodv. 
f.  248 v  (=  II   380,  20 f.)   xov    &vr}xov  evövofttvov    d&ava- 

ölav  xal  xov  (p&aoxov  acp&agxov  acp&aooiav. 
Eine  Besprechung  des  Einzelnen  ist  wohl  nicht   nötig.     Es 
leuchtet  von    selbst  ein,    daß  überall    eine   verderbte    (oder    für 
verderbt  gehaltene)  und   eine  berichtigte  Lesart   neben  einander 
stehen. 

So  führen  diese  Stellen  gleichermaßen  die  frühzeitige  Ver- 
schlechterung des  Epiphaniustextes  vor  Augen,  wie  sie  den  Um- 
fang der  Bemühungen  unseres  Gelehrten  erkennen  lassen.  Denn 
man  darf  die  Herstellungsversuche  unbedenklich  auf  denselben 
Mann  zurückführen,  der  im  Nazoräerabschnitt  das  Terra  !i> 
xtötv  ovx  eyxstxai  an  den  Rand  gesetzt  hat.  Das  bestätigt  auch 
das  Verhalten  des  Abschreibers.  Er  ist  in  den  eben  vorgeführten 
Fällen  genau  so  gedankenlos  verfahren,  wie  bei  der  Bemerkung 
zum  Nazoräerabsatz.  Dann  wird  er  auch  wohl  das  eine  wie 
das  andere  von  derselben  Hand  geschrieben  in  seiner  Vorlage 
vorgefunden  haben. 

In  ihrer  Gesamtheit  stellen  diese  fortgehenden  Verb<  ss<  - 
rangen  eine  regelrechte  Bearbeitung  des  Textes  dar.  Schon  der 
erste  Text,  den  wir  jetzt  in  V  lesen,  ist  also  nicht  ein  natürlich 


20  K.  Holl,  Epiphanius. 

gewachsener,  sondern  bereits  ein  attizistisch  gereinigter.  Ob  der 
Gelehrte,  der  ihn  herstellte,  dabei  eine  Handschrift  verwertete 
—  eine  Annahme,  zu  der  das  ravra  zv  xiatv  ovx  syzeiTat  An- 
laß geben  könnte  — ,  wird  man  allerdings  billigerweise  bezweifeln. 
Es  findet  sich  kein  Fall  weder  unter  den  aufgeführten  noch 
sonst  im  Vaticanus,  wo  der  Anderungsvorschlag  sich  nicht  als 
bloße  Vermutung  begreifen  ließe. 

Der  schon  einmal  durchgenommene  Text  ist  nun  aber  in 
unserer  Handschrift  selbst  durch  den  »Korrektor«  einer  erneuten 
Bearbeitung  unterworfen  worden.  Sie  war  noch  viel  gründ- 
licher als  die  frühere.  Fast  auf  jeder  Seite  im  Vaticanus  trifft 
man  ihre  Spuren  und  häufig  handelt  es  sich  um  Eingriffe  der 
schwersten  Art. 

Der  Korrektor  hat  zunächst  Schreibfehler,  Itazismen  und 
vulgäre  Formen  mit  peinlicher  Sorgfalt  ausgemerzt.  Er  ver- 
bessert durchgängig  Dinge  wie  ^/yöiov,  xaxaXeXvjtarai,  yovrj- 
liOTaTrjv,  axQecpveg,  jiqoxqltolIoi,  sjufjt^siag,  £Q{M]via,  2JatuaQiav. 
Gelegentlich  schießt  dabei  sein  Eifer  über  das  Ziel  hinaus:  so 
ändert  er  II  187,  29  xaTaXrjcp&rjösrac  in  zaTaXei(p&7]68Tai ,  wo 
die  ursprüngliche  Lesart  die  richtige  war.  Er  tilgt  aber  auch 
regelmäßig  das  \i  in  aveXr][i(p&t],  xaTaXrjfiipiv,  dxarccX^fiJtrog, 
das  v  in  <jvvL,vyla;  er  schreibt  dvovofiaörog  statt  dvcovo^aOrog; 
er  beseitigt  Formen  wie  dvÖQeötv,  ALav,  sicod-av,  ajraQT7]d-rjvat. 
Selbst  auf  die  Art  des  Absetzens  hat  er  geachtet:  f.  266  v  will 
er  anstatt  övv-axfidöag  vielmehr    av-vaxfidoag    getrennt    haben. 

Man  merkt  schon  daraus,  daß  der  Korrektor  strenger  Atti- 
zist  ist.  Es  erregt  daher  keine  Verwunderung,  daß  er  auch  den 
Stil  des  Epiphanius  allenthalben  schulmeistert,  unpassend  schei- 
nende oder  gemeine  Worte  durch  gewähltere  ersetzt,  abgerissene 
Sätze  glättet,  Undeutlichkeiten  behebt  u.  ä.  Dabei  fällt  aber  eine 
merkwürdige  Abstufung  in  der  Einführung  dieser  Änderungen 
auf.  Einen  Teil  seiner  Verbesserungen  trägt  der  Korrektor  ohne 
weiteres  in  den  Text  ein  oder  er  schreibt  sie  mit  dem  gewöhn- 
lichen Verweisungszeichen  an  den  Rand,  die  andern  kennzeichnet 
er  durch  ein  vorgesetztes  rf\  Der  Zahl  nach  stehen  sich  die 
Fälle  der  einen  und  der  andern  Art  ziemlich  gleich. 

Beispiele,  in  denen  ff  steht,  sind: 

f.  15 v  (=  II  26,  20 f.)  djtoxalvjcrei  6h  rrj  eavrov  0%oXri; 
dazu  am  Rand  ff  (pargla. 


1,1:  Der  Codex  Vaticanus  503.  21 

i.  17 r  (=  II  29,  13)  ßiaöccfievog  elc  tpovov,  a.  K.  rf  d-dvaxov. 
f.  23  v  (=  II  39,  20)  zu  xal  jrnmxov  xal  öevxeqov  xal  xqixov, 

unten  a.  R.  rf  ovy  ajiat-  ovöh  ölg  aXXa  JtoXXaxig. 
f.  26 v  (=  II  43,  25)  fiExaXafißdvovxEg  xijv  tavxcov  aloyoo- 

xrjxa,  a.  R.  if  axadaoöiav. 
f.  28 r  (=  II  46,  13 f.)  mg  öovovfiEvog  xdXctfiog  vnb  txdöxqg 

avdQcoJtoov  e^ovolag,  a.  R.  ff  vjcoxQiOEwg  xat  aütaxr\g. 
f.  52 v  (=  II  83,  10  f.)  xov  öh    OjctQfiarog  Aaßlö   xaxä  xr]v 

MaQia.fi  xadeCopttvov  hv  d-Qovco,  a.  R.  ff  öcd. 
f.  60 r  (=  II  94,  4)   ajtoöyjö&ai  xrjg  xaxd  xmv  dnoGxoXoyv 

tJzrjQtiaq,  a.  R.  ff  sjtißovXrjg. 
f.  66 v  (=  II  103,  11)   löyvösv  jiQoöxrjOaöOac   txxXtjölag,  a. 

R.  ff  olxoöofirjöai. 
f.  70 r  (=  II  108,  18)  cog  eva  xojv  aQyayytXmv  xal  exl  jteqlö- 

öoxEQwg,  a.  R.  ff  [isitova  öh  avxmv  ovxa. 
f.  80 v  (=  II  122,  29)    sxsivoi    ydo    döaelg     ovxEg,    a.  R.  rf 

ßQayelg. 
Ohne  weiteres   ist    dagegen    die  Verbesserung   in   den  Text 
oder  an  den  Rand  gesetzt  in: 

f.  Cr  (==  I  311,  4)  jtaQaöoöei  x?]  jiooax&EiOt]  Jiag    avxolq, 

dazu  a.  R.  g)d-aoäo(rj)  avxovg. 
f.  Grr  (=  I  317,  15 f.)  hinter  xXaJirjvat  öcovEiodxojv  ein  xXo- 

jtrjv  angeflickt. 
f.  Hr  (=  I  318,  12)  jj.£xovo[iaöxaiov  geändert  zu  fisxcovofta- 

oxai  o\ov. 
f.  9V  (=  11  16,  19)    aSg    jiqoeIjiov    ausradiert,    dafür    yqöiv 

geschrieben, 
f.   12 v  (=  II  21,  22)  Ix  xavxjjg  öh  jiaQEX&oiv  geändert  zu 

xavxt]v  6s  JtaQeXO-cov. 
f.  13 v  (==  II  22,  26)  öujyoviiEvog  geändert  zu  vcp?]yovii/£vog. 
f.  16r  (=11  27,  16)  £§  vjtaQyfig  geändert  zu  Ig  dgyjjg. 
f.  22v  (=  II  37,  18)  ex  ovo  geändert  zu  öia  xmv  ovo. 
f.  25v  (=11    12.  13)  in  dem  Salz  Oftcog  ovöh  JiaQEXfrEiv  öv- 

r?j6o(iai,    dXXct    dvayxaCofiai    eSeuteiv    hinter    Oficoq    ein 

EJtü  drüber  geflickt  und  aXXa.  zu  oXa  geändert, 
f.  28r  (=  II  46,  3ff.)    in   dem  Satz    aXXa    kx\    tov-    ovvmq 

EVQijöELv  xbv  'lojdvvtjv  vouiöavxag . . .  //  avaya>y?j   das   rj 

avayojytj  durchgestrichen, 
f.  31 v  (=11  51,31)  xdyfia  geändert  zu  rrnäy/ia. 


22  K.  Holl,  Epiphanius. 

f.  33 v  (=  II  54,  14)   xal  avaörgsipai  slg  avrrjv,  dazu  a.  K. 

avslxvöai. 
f.  42  v  (=  II  68,  22)   in   sjiI   rb   rov  Xoiörov  xrjQvyiia  das 

sjiI  durch  öia,  ersetzt, 
f.  80 r  (—  II  122,  3)  ßtßQ&öxov  getilgt  und  dafür  xarsafrlov 

an  den  Rand  geschrieben, 
f.  97 r  (—  II  147,  11  f.)  swg  ös  svrav&a  geändert  zu  scog  ös 

rovrov. 
Die  Frage,  was  dieser  Unterschied  etwa  bedeuten  mag, 
kann  erst  gestellt  werden,  wenn  man  die  ganze  Arbeit  des  Kor- 
rektors übersieht.  Denn  der  Korrektor  hat  sich  nicht  mit 
Änderungen  der  vorgeführten  Art  begnügt,  wie  sie  jeder  Attizist 
anzubringen  für  Pflicht  hielt,  sondern  dazu  noch  den  in  der 
Handschrift  überlieferten  Text  fortwährend  durch  größere  und 
kleinere  Nachträge  bereichert.  Dafür  vorläufig  nur  ein  paar 
Proben. 

f.  Hv  (=  I  320,  3)   macht   er  hinter   ro    <pavla>v  s<pis<jfrai 
jigayiiazcov    oben    am    Rand    den    Zusatz:    aoa    rolvvv 
eöqpaÄrat  r\  ötavoia  rmv  ysvsöcv    slvai  vo\ii6avTO)v   xal 
tialiöra  tpagiöalcov. 
f.  9V  (==  II  15,  29  f.)  wo  der  codex  hat  ro  ös  xarcofrsv  xal 
avrbv    cpaöxsi  .  .  .  sZrj^vdsvat   setzt    er   hinter   xdrcofrsv 
a.  R.  bei:  Jtäv  rb  vjtb  rmv  ayysXcov  jzZao&hv  svravfra 
avzolg  xaraliiijzavsö&ai .  Xgiörbv  ös. 
f.  14 r  (=  II  24,  12)  fügt  er  in  dem  Satz    xal   avrbv   vjisq 
ayyslcov  av&aöeörsQov,  s^ayayslv  ös  rovg  vlovg  *IöQa?]X 
hinter  vjisq  ein:   aojti^siv  rovzcop,  slvai  ös  avrbv  Jtav- 
rcov  rmv. 
f.  14 v  (=  II  25,  9)  wo   der  codex  hat,  sxslvov  .  .  .  fisrafis- 
[iOQ(pwxsvaL    sig    rb    tavzov    slöog    xal    eavzbv    slg    rbv 
JSißwva  slg  rb  OravQcofrrjvai  fügt  er  hinter  JSifiwva  ein: 
avrX  ös  savrov  jtagaösömxsvai  avxbv. 
Wie  sind  diese  Zusätze  zu  beurteilen?    Entstammen  sie  dem 
eigenen  Kopf  unseres  Gelehrten    oder    sind    sie    aus   einer  voll- 
ständigeren Überlieferung  geschöpft?     Diese  Frage  bildet  einen 
Angelpunkt  der  Textkritik  des  Epiphanius. 

Man  kann  sie  entscheiden,  ohne  noch  andere  Handschriften 
beizuziehen  und  ohne  sich  allzu  tief  auf  sachliche  Erörterungen 
einzulassen. 


1, 1 :  Der  Codex  Vaticanus  503.  23 

Zuvörderst  ist  bei  einem  nicht  geringen  Teil  der  Nachträge 
wahrzunehmen,  daß  ihr  Schlußwort  mit  der  Ansatzstelle  des 
Textes  zu  einer  Gleichendung  sich  vereinigt. 

f.  29 r  (=  II  48,  7)  ist  xal  ccjcsq  r/fiug  tö&iofisv  eingefügt 
hinter  tjv  övXXiyovxeg  s6&io{i£V. 

f.  75v  (=11  115,  22)  üiaöya  6s  tgöv  'lovöaicov  hinter  rb 
jza6%a  tcüv  Iovöaicov. 

f.  120  v  (—  II 180, 12)  jisüioir\x£vai.  6  ö'efiJCEiQOQ  ztjg.  Ofi7jQi- 
xrjg  vjto&sösmg  hinter  sjtl  ravtrjg  xr\g  vjio&eöscng. 

f.  260 v  (=  II  400,  28)  rd  yvösi  Ig  avrov  eigrjfitpa  xal 
jtola  söxi  hinter  jtola  sözt. 

Schon  aus  diesen  Fällen  ergibt  sich,  daß  der  Korrektor  nach 
einer  Handschrift  arbeitete.  Kein  byzantinischer  Gelehrter  wäre 
imstande  gewesen,  eine  von  ihm  empfundene  Härte  des  Textes 
so  anmutig  zu  beseitigen,  daß  zugleich  der  Ausfall  der  einge- 
setzten Worte  als  höchst  begreiflich  erschien.  Versuchen  es 
doch  auch  die  Heutigen  zumeist  vergeblich,  ein  derartiges  Kunst- 
stück fertig  zu  bringen. 

Ebenso  unzweideutig  hinsichtlich  ihres  Ursprungs  sind  die 
Nachträge,  in  denen  hebräische  Sprachkenntnisse  zum  Vorschein 
kommen;  z.  B.: 

f.  24 r  (=  II  40,  8 ff.)  ist  hinter  xaßßä  yag  tQfj^vevsrat  jzoq- 
vüa  xaxa  x?]v  EvQtaxijv  ötdZsxrov  hinzugefügt:  (povo- 
xxovia  6s  xaxa  ttjv  'Eßga'ixrjv. 

f.  86v  (==  II  131,  21ff.)  hinter  rbv  JSws  tQfitjvsvofisvov  sv 
alrj&eia  zugesetzt:  Neos  yaQ  drdjtavöig  tQkufjvsvsrac. 

Auch  in  diesem  Fall  darf  man  zuversichtlich  aussprechen, 
daß  ein  Einschub  dieser  Art  über  die  Kraft  eines  Byzantiners 
gegangen  wäre.  Es  gab  ja  zahlreiche  Worterbüchlein,  in  denen 
hebräisch-biblische  Ausdrücke  griechisch  erklärt  wurden.  Aber 
eine  Belehrung,  wie  die  an  der  ersten  Stelle  vorgetragene,  war 
aus  ihnen  nicht  zu  entnehmen.  Und  beide  Mal  lag  im  Zusammen- 
hang keinerlei  Notwendigkeit  vor,  überhaupt  etwas  einzuschalten. 
Wie  hätte  da  ein  Späterer  darauf  verfallen  sollen,  von  sieh  aus 
den  Text  durch  solche  Zusätze  zu  erweitern! 

Den  Pestesten  Boden  hat  mau  an  denjenigen  Stellen  unter 
den  Füßen,  wo  Epiphanius  ein  Stück  aus  einem  anderen 
Kirchenvater  in  seine  Darstellung  aufgenommen  hat.  Hier  be- 
Währt  es  sich  aber  überall,  daß  die  Ergänzungen  des  Korrektors 


24  K.  Holl,  Epiphanius. 

durch  den  von  Epiphanius  benutzten  Text  gedeckt  werden.  Und 
doch  ist  nicht  von  ferne  daran  zu  denken,  daß  der  Korrektor 
für  seine  Arbeit  die  betreifenden  Schriftsteller  selbst  nachge- 
schlagen  hätte.  Irenäus  eignet  sich  am  besten  zur  Veranschau- 
lichung. 

f.  98v(=H  148,  11)  flickt  der  Korrektor  in  dem  Satz:  zig 
zvxoXcog  övvrjoszai  zovzov   öoxifiaöai  hinter  zovzov  ein 
axeoaioog  hinein.     Der  Lateiner  bestätigt  das  Wort  (Har- 
vey  I  4):   quis  facile  poterit  rudis  cum  sit  hoc  probare, 
f.  106 r   (=11  159,  12)    steht    in  V   der   verstümmelte    Satz 
zavz7]v   övözaötv  £g  r\g   oös  o  xoöfiog  övvtöxrjXEV.     Der 
Korrektor    trägt    dazu,    als    hinter    ovözaöcv    einzusetzen 
nach:  xal  ovoiav  zr\g  vlr\g  ysyevrjödai  liyovöiv.    Ebenso 
hat  der  Lateiner  (H.  I  35):  eam  collectionem  et  substantiam 
fuisse  materiae  dicunt  ex  qua  hie  mundus  constat. 
f.  107 r  (=  II  160,  22)    hat   V    ajzi&avov    yao  .  .  .  za,   fihv 
aXfivga  za  öh  ylvxsa,  za.  [ihv  slvat  ajzb  zmv  öaxovwv  xzt. 
Der  Korrektor  fügt  hinter  yXvxea  ein:    vöaza  e§  avzmv 
jiQoel&elv.  zovzo  öh  jti&avmxsQov.  Im  Lateiner  (H.  I  37) 
liest  man  damit  übereinstimmend:  non  est  enim  suadibile  . . . 
alteras   quidem  salsas,    alteras   dulces  aquas  ex  iis  exisse. 
hoc  autem  magis  suadibile,  alteras  quidem  esse  a  lacrymis  etc. 
f.  109 r  (=  II  163,  7)  setzt  der  Korrektor  an  ein  verloren 
dastehendes    xal    av&gwjiov  die  Worte  an:    Jtsjrlaxevai, 
fiTj    döoza    zbv   ccv&qcqjcov.     Der  Lateiner  (H.  I  45)  ent- 
hält dasselbe:  et  hominem  plasmasse,  ignorantem hominem. 
f.  113 v  (=11  170,  7)  wird  vom  Korrektor  der  Satz:  ayvo- 
ovvza  öiazszsXexsvat   aXQL   T?1$  nciQovoiag  zov  öcozrjQog 
[ta&elv  avzbv  aufgefüllt   durch  die  hinter  zov  eingeschal- 
teten Worte:    xvqiov'  sX&ovzog  öh  zov.    Wiederum  tritt 
der  Lateiner  (H.  1  64)  für  die  Echtheit  ein :  sie  ignorantem 
conservasse    usque   ad   adventum  salvatoris.   cum  venisset 
autem  salvator  didicisse  eum. 
Demnach    darf   man    den    Textergänzungen    des  Korrektors 
durchweg    das  Vertrauen    entgegenbringen,    daß    sie   einer  voll- 
ständigeren   Überlieferung    des    Epiphanius     entnommen     sind. 
Anders    sind    selbstverständlich    die    zuerst    vorgeführten    Ver- 
besserungen zu  beurteilen.    Sie  sind  nichts  weiter  als  freie  Ver- 
mutungen, attizistische  Willkürlichkeiten. 


1,1:  Der  Codex  Vaticanus  503.  25 

Aber  warum  unterscheidet  der  Korrektor  nun  innerhall) 
dieser  stilistischen  Änderungen?  Denn  nur  bei  ihnen  macht  er 
die  erwähnte  Abstufung.  Den  Nachträgen  hat  er  nie  ein  tf  vor- 
gesetzt. Ein  innerer  Grund,  warum  er  bei  seinen  eigenmächtigen 
Verbesserungen  dieses  Zeichen  bald  beifügt,  bald  wegläßt,  ist  nicht 
zu  entdecken.  Es  handelt  sich  beidemal  um  ganz  dieselben 
Dinge.  Man  sehe  nur  die  oben  vorgelegten  Listen  darauf  hin 
durch.  Der  Ersetzung  von  avaöTQttycu  durch  avelxvoai,  von 
ßißgcoöxov  durch  xarsöfriov  entspricht  auf  der  anderen  Seite  die 
Forderung  von  Ijzißovlr]  statt  ijtrjQeia,  von  axad-aQöia  statt 
alöZQOTtjq,  und  die  Mißbilligung  des  adverbialen  Gebrauchs  von 
jiqojtov  und  öevtbqov  hat  an  der  Verwerfung  des  Ausdrucks 
tcoq  ivravtia  ihr  Gegenstück.  Vergeblich  wird  man  es  auch 
mit  der  Auskunft  versuchen,  daß  ein  verschiedener  Grad  der 
Zuversicht  angedeutet  werden  soll.  Denn  das  befehlende  ygaipov 
(anstatt  des  schwächeren  igg>c)  setzt  auch  bloß  einer,  der  meint, 
seiner  Sache  gewiß  zu  sein. 

So  bleibt  nur  der  Schluß  übrig,  daß  die  Kennzeichnung  oder 
Nichtkennzeichnung  der  Verbesserungen  auf  eine  verschiedene 
Herkunft  hinweist. 

Am  nächsten  liegt  es  anzunehmen,  daß  die  durch  ff  hervor- 
gehobenen Vermutungen  von  dem  Korrektor  selbst  herrühren, 
während  die  nichtgestempelten  anderswoher,  aus  einer  Über- 
lieferung, entnommen  sind.  Mit  der  Tatsache,  daß  der  Korrektor 
eine  Handschrift  beizog,  ließe  sich  dies  so  vereinigen,  daß  der 
von  ihm  benutzte  codex  bereits  attizistisch  durchgearbeitet  war. 
Wenn  ihm  dieser  mir  in  einer  Abschrift  vorlag,  die  die  Atti- 
zismen  bereits  im  fortlaufenden  Text  enthielt,  dann  wür<l< 
sich  sehr  gut  verstehen,  daß  er  die  »Lesarten«  dieses  codex, 
Ergänzungen  wie  Vermutungen,  ohne  weiteres  in  V  eintrug, 
wrährend  er  die  eigenen  Aufstellungen  durch  ein  rp  kenntlich 
machte. 

Aber  es  ist  auch  möglich,  daß  der  Korrektor  zwei  Exemplare 
benutzte,  die  beide  schon  durch  ein  attizistisches  Fegfeuer  hin- 
durchgegangen waren.     Nur  daß  im  einen  die  Bearbeitung  bereits 

mit  dem  Text  verschmolzen  war.  während  im  andern  die  I>  —  - 
rungsvorschläge  noch  mit  rP  am  Rand  standen,  her  Korrektor 
müßte  dann  die  verwickelte  Aufgabe  gelöst  haben,  ans  den  drei 
/engen,    die   er  vor  sich    hatte,    etwas    Einheitliches  zu   gestalten. 


26 


K.  Holl,  Epiphanius. 


Allein  man  darf  ihm  die  Umsicht,  die  zu  einer  solchen  Arbeit 
gehörte,  wohl  zutrauen.  Wo  man  seine  Tätigkeit  verfolgen 
kann,  sieht  man  ihn  immer  gewissenhaft  und  mit  Überlegung 
vorgehen.  Er  hat  die  meisten  der  doppelten  Lesarten,  die  oben 
aufgeführt  wurden,  bemerkt  und  die  eine  von  ihnen  gestrichen. 
Er  war  also  gewohnt,  über  seinen  Text  nachzudenken. 

Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  faßt  das  folgende  Schema 
zusammen : 

Epiphanius 


Vi 

(Verfälschung  und 

Verschlechterung 

des  Textes) 

y2 

(erste  attizistische 
Bearbeitung) 


Y 

(attizistische 
Bearbeitung) 


Zi(?) 


(attizistische 
Bearbeitung) 


yCo 


2.   Der  Genuensis  4. 

Dem  Alter  nach  kommt  auf  den  Vaticanus  die  Panarion- 
handschrift,  die  s*ich  heute  im  Besitz  der  congregazione  della 
missione  urbana  in  Genua  befindet  (=  G).  Sie  stammt  mittelbar 
aus  dem  Nachlaß  des  angesehenen  Humanisten  Philippo  Sauli 
(1513  Bischof  von  Brugnato,  f  in  Genua  1528) l.  Sauli  hatte 
seine  Codices  —  es  sollen  300  gewesen  sein  —  dem  ospedaletto 
dei  cronici  vermacht.  Dort  sind  sie  jammervoll  behandelt  worden. 
Der  größte  Teil  wurde  verschleudert,  die  anderen  achtlos  in  den 
Winkel  gestoßen.  Auch  dieser  Rest  wäre  wohl  zagrunde  ge- 
gangen, wenn  ihn  nicht  die  Kongregation  durch  Ankauf  im 
Jahr  1746  gerettet  hätte. 

Unsere  Handschrift,    an    der    die  Feinheit    des  Pergaments 


1)  Banchero,   Genova  e  le  due  riviere.     Genova  1846  S.  497  ff.    Atti 
della  societä  ligure  di  storia  Patria  vol.  XXV  Genova  1892. 


1,2:  Der  Codex  Genuensis  4.  27 

auffällt,  gehört,  wie  Ehrhard2  richtig  gesehen  hat,  gleichfalls 
noch  ins  9.  Jahrhundert.  Doch  ist  sie  ziemlich  jünger,  vielleicht 
50  Jahre  jünger  als  der  Vat.  503. 

Größe  der  Blätter  30  X  22,  8;  Schreibraum  23,1  x  15,  1; 
in  zwei  Kolumnen  geteilt;  jede  5,5 — G  breit;  durchschnittlich 
27  Linien  auf  der  Seite,  zu  15 — 18  Buchstaben.  Liniert  ist  auf 
der  Fleischseite,  die  Linien  aber  nicht  herübergezogen ;  eine  Rand- 
linie vor  jeder  Kolumne;  der  Text  steht  auf  der  Zeile. 

Die  Schrift  ist  der  des  Yaticanus  sehr  ähnlich,  nur  etwas 
flüssiger.  Majuskel  ist  auch  hier  ausschließlich  für  die  Über- 
schriften verwendet.  Die  Accente  sind  von  erster  Hand  gesetzt. 
über  i  und  v  stehen  vielfach  die  zwei  Punkte.  Itazismen  sind 
selten.  Das  beigeschriebene  Jota  findet  sich  nur  vereinzelt.  Die 
zumeist  sehr  einfachen  Verzierungen  und  ein  Teil  der  Initialen 
sind  schon  mit  Farbe  ausgeführt. 

Der  codex  umfaßt  heute  328  gezählte  Blätter  (nicht  326, 
wie  Ehrhard  angibt).  Sie  zerfallen  in  41  regelrecht  geschichtete 
Quaternionen.  Die  Ziffern  stehen  rechts  oben  in  der  Ecke. 
Außerdem  ist,  wie  im  Vaticanus,  der  Beginn  einer  neuen  Lage 
durch  4  Kreuze  am  obern  Eand  bezeichnet;  aber  hier  sind  die 
Kreuze  mit  Gelb  ausgefüllt.  Die  Zahlen  sind  zum  größten  Teil 
beim  Einbinden  weggeschnitten  worden;  deutlich  sichtbar  ist 
IT/  auf  f.  297*. 

Bis  zum  Blatt  328  ist  die  Handschrift  unversehrt.  Dagegen 
ist  am  Schluß  etwas  verloren  gegangen.  Der  codex  bricht  mit 
dem  Quaternionenende  ab,  kurz  nach  dem  Anfang  des  14.  Kapitels 
der  42.  Härese  bei  den  Worten  svojtXay/.^og  xal  hXejjLicov 
(II  393,  30).  Wenn  G  ebenso  wie  V  ursprünglich  bis  zum  Schluß 
der  Härese  46  reichte,  so  würde  höchstens  ein  Quaternio  fehlen. 

Einträge  finden  sich  in  der  Handschrift  bloß  aus  neuerer 
Zeit.  Auf  der  Innenseite  des  Deckels  steht  codice  no.  1.  Darunter 
sind  eingeklebt  zwei  gedruckte  Zettel.  Der  erste  enthält  den 
Vermerk:  Biblioteca  della  congregazione  della  missione  orbana 
di  S.  Carlo  in  Genova,  codice  no.  4  (die  4  ist  aus  1  hergestellt), 
der  zweite:  Bibliothecae  congregat.  niissionis  urbanae  S.  Caroli 
Genuae  Plut.  31  gradus  6  N.  2  (die  6  und  2  sind  durchstrichen 
und  dafür  5  und  10  gesetzt).     Von   den  3  angezählten  Vorsatz- 


1)  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen  10  (1S93)  S.  19" 


28  K.  Holl,  Epiphanius. 

blättern  gibt  die  Vorderseite  des  zweiten  die  Beschreibung  des 
codex  durch  Pietro  Maria  Ferrari;  die  übrigen  sind  leer.  Am 
obern  Rand  von  f.  lr  hat  eine  spätere  Hand  (s.  XII?)  notiert: 
/  ra  keyofieva  TtavaQua  ji8Qi8y8i  rj  ßißlog  ?}ds.  Daneben  steht 
24  (29?),  vielleicht  die  Nummer  des  Sauli. 

Der  codex  beginnt,  ohne  eine  auf  das  Ganze  sich  beziehende 
Überschrift,  mit  dem  Kopf  des  Briefs,  der  die  Einleitung  des 
Panarion  bildet  (EjuötoItj  yQa(pslOa  sv  reo  svsvrjxoöTcö  öevrigm 
exet  xth).  Dann  läuft  der  Inhalt  ohne  Unterbrechung  weiter  bis 
zum  Schluß  f.  328.  Die  Handschrift  scheint  nicht  viel  gelesen 
worden  zu  sein.  Nur  ganz  gelegentlich  hat  ein  Späterer  Kleinig- 
keiten, etwa  ein  falsches  avrolg  (f.  33r  =  I  318,  3)  zu  bessern 
gesucht. 

Die  Textform,  die  G  bietet,  läßt  sich  sehr  kurz  beschreiben. 
Sie  entspricht  im  großen  wie  im  kleinen  genau  derjenigen,  die 
der  » Korrektor «  in  V  hergestellt  hat.  Selbst  eine  Anzahl  von 
Lesezeichen  ( @),  die  V  (von  erster  Hand  geschrieben)  enthält, 
kehren  in  G  wieder. 

Demgemäß  kommen  nur  zwei  Möglichkeiten  in  Frage:  ent- 
weder ist  G  der  codex,  nach  dem  V  korrigiert  wurde,  oder  ist 
G  aus  V  abgeschrieben. 

Von  vornherein  hat  das  Letztere  die  größere  Wahrscheinlich- 
keit für  sich.  Auf  die  paläographischen  Gründe  soll  zwar  kein 
starkes  Gewicht  gelegt  werden.  Denn  wenn  auch  G  sicher  jünger 
ist  als  V,  so  kann  doch  nicht  mit  derselben  Bestimmtheit  be- 
hauptet werden,  daß  G  auch  dem  Korrektor  von  V  im  Alter 
nachstehe.  Aber  entscheidend  ist,  daß  das  Verhalten  des  Kor- 
rektors von  G  aus  schlechthin  unverständlich  würde.  Wäre  G 
der  von  ihm  benutzte  codex,  so  hätte  er  dort  alle  Berichtigungen, 
die  er  in  V  eintrug,  im  gleichmäßig  geschriebenen  Text  vorge- 
funden. Warum  er  dann  aber  die  einen  durch  if  kennzeichnete  und 
die  anderen  ohne  weiteres  einsetzte,  bliebe  ein  unlösbares  Rätsel. 

Einzelbeobachtungen  bestätigen  die  Annahme,  daß  viel- 
mehr V  die  Vorlage  für  G  bildete.  Obwohl  der  Schreiber  von  G 
im  allgemeinen  mit  außerordentlicher  Sorgfalt  zu  Werke  ge- 
gangen ist,  so  ist  es  ihm  doch  je  und  je  begegnet,  daß  er  eine 
Bemerkung  übersah,  die  in  V  am  Rand  steht. 

f.  59v  (—  XI  20,  23  f.)  hat  G  'Aßgaafi  6  jrazijQ  vpimv  8Ji8- 
&V[ir]ö8v   lÖ8lv  tt]v  ?)[i8Qav  [iov.     In  V  hatte  jedoch   der 


1,2:  Der  Codex  Genuensis  4.  20 

Korrektor  zu  ejit&vfirjöev  an  den  Rand  geschrieben:  rffaZ- 
Itaoaro. 
f.  64r  (=1126,  20f.)  hatG:  djioxalvjtxu  öh  rr/  tav rov  öyolrj. 
In  V  stand  zu  oyoXrj  am  Rand  if  (parola. 

f.  76 r  (=  II  43,  25)  hat  G:  {tSTaZafißdvovreg  ri]v  lavxcbv 
al6yQoxr\xa.  In  V  stand  zu  alöyooxrjxa  am  Rand  rf  axa- 
d-aoöiav. 

f.  77 v  (=11  46,  13)  hat  G:  cog  öovovfievog  xdlafiog  VJtb 
txdöxrjg  avdomjiwv  i^ovöiag.  In  V  stand  zu  e$ov6iaq 
am  Rand  ff  vjzoxoiOEcog  xal  ajtaxrjg. 

f.  83 v  (=  II  54,  13)  hat  G:  tcog  av  xä  löia  xixva  övvqd-rj 
dvalaßelv  xal  dvaoxQixpai  dg  lavxrjv.  In  V  stand  zu 
dvaöxosipai  am  Rand  dvelxvoai. 

Es  ist  zu  beachten,  daß  in  dieser  Liste  gekennzeichnete  und 
nicht  gekennzeichnete  Vermutungen  durch  einander  gehen.  An- 
gesichts dieser  Tatsache  würde  nun  die  Meinung,  daß  V  nach 
G  korrigiert  sei,  geradezu  zur  Ungeheuerlichkeit.  Der  Korrektor 
von  V  hätte  dann  nicht  nur  die  von  G  gelieferten  Berichtigungen 
noch  aus  eigenen  Kräften  vermehrt,  sondern  er  hätte  auch  seine 
eigenen  Fündlein  nach  demselben  System  abgestuft,  das  er  gegen- 
über den  Lesarten  von  G  anwandte.  Das  wird  niemand  für 
glaublich  halten. 

Ganz  unzweideutig  tritt  aber  das  Verhältnis  der  beiden 
Codices  da  hervor,  wo  der  Schreiber  von  G  eine  Bemerkung  des 
Korrektors  von  V  mißversteht. 

I  311,  4  hat  V  den  Text:  xaxeyoiievoc  xaoaöoöet  x7j  JtQoay- 
freiö?]  jtan  axxolg.  Dazu  schreibt  der  Korrektor  an  den 
Rand  (pd-aödo^?])  avxovg.  Das  Verweisungszeichen  steht 
über  dem  a  von  JiQoaydelo?].  Die  Meinung  ist  aber  offen- 
bar die,  daß  das  ganze  Wort  JCQoayßeiötj  durch  (f&aödut] 
ersetzt  werden  sollte.  Der  Schreiber  von  G  macht  jedoch, 
als  überpeinlicher  Mann,  daraus  (£  28v)  xQO<p&a6aor} 
avrovg. 

II  76,  26  schreibt  V:  ort  rjyeiQev  xm-  Xqiötov,  t  irren  ovx 
rjyecQev.  Der  Korrektor  tilgt  ehteo  und  setzl  an  den 
Rand  0V\  wiederum  sicher  in  der  Absieht,  ov  an  die 
Stelle  von  eijisq  treten  zu  Lassen,  tn  G  dagegen  liest  man 
(f.  99r)  ganz  entsprechend   dem   ersten    Kall   örrreQ. 


30  K,  Holl,  Epiphanius. 

II  328,  2  hat  V:  fiagzvgiaq  xaivrjq  jrgbq  JtaXaiav  öcaOrjxrjv. 
Der  Korrektor  flickt  zwischen  fiagtvglaq  und  xaivrjq  ein 
xrjq  hinein  und  schreibt  an  den  Rand  noch  övfipwvlaq.  Das 
Verweisungszeichen  steht  über  dem  r  von  ztjq.  Die  Stelle 
sollte  demnach  lauten:  fiagrvglaq  %r\q  Ovficpcüvlaq  xaivrjq 
jiQoq  JtaXaiav  öia&rjxrjv.  Diesmal  hat  der  Schreiber  von 
G  geschlafen.  Er  gestaltet  das  (f.  283 v)  zu:  (iagrvgiaq 
zrjq  xaivi]q  övficpwvlaq  Jigoq  JtaXaiav  öia&r)xrjV. 

Selbstverständlich  ist  es  auch  sonst  bei  aller  Pünktlichkeit 
des  Schreibers  von  G  nicht  ohne  größere  oder  kleinere  Fehler 
abgegangen.  Verlesungen,  Auslassungen,  Verschlimmbesserungen 
kann  man  auf  Grund  von  V  in  genügender  Anzahl  bei  G  fest- 
stellen. So  sind  z.  B.  II  70,  19 — 21  die  Worte  aga  eörai 
jzXsovzt-la  Iv  fieoco  xal  ovdsv  txegov,  dgjta^ofievwv  rmv  vjtb 
%wv  ayysXmv  avfrgcjjtmv  vjto  rov  avwfrev  Jtaga  rrjv  tovtcov 
ßovXrjOiv  in  G  der  Gleichendung  wegen  ausgefallen;  ebenso 
II  73,  32  f.  sv  xolq  rrjq  aXrj&elaq,  II  198,  25  xal  ay.a  r<5  ftslrjöai 
xal  evvoelrai  rovfr'  ojtsg  xal  rjfreXrjöe.  —  I  298,  20  schreibt  G 
TT]  statt  yr),  II  51,  31  xolq  avroiq  statt  zo  avroiq,  II  111,  8 
öiovxa  statt  öh  ovxa,  II  349,  3  xvcpXm  statt  rvcpoo  usw. 

Unter  diesen  Umständen  büßt  der  schöne  codex  für  uns  den 
größten  Teil  seines  Wertes  ein.  Als  bloße  Abschrift  von  V  hat 
er  neben  diesem  keine  Bedeutung.  Nur  da,  wo  V  verstümmelt 
ist,  tritt  er  als  Stellvertreter  in  die  Lücke.  Aber  hier  leistet  er 
auch  Dank  der  Treue,  mit  der  er  V  wiedergibt,  ausgezeichnete 
Dienste. 

3.  Der  Marcianus  125. 

Der  Marcianus  125  (=  M)  steht  von  V  und  G  der  Zeit  nach 
bereits  beträchtlich  ab.    Laut  der  Unterschrift  am  Schluß  (f.  394 r) 

eygdcp?]  xeigi  iwdvvov  jigeoßvxegov  sv  srei  $  <p  §  s  iv)  C  stammt 
er  aus  dem  Jahr  1057. 

Eine  Pergamenthandschrift,  bestehend  aus  394  gezählten 
Blättern;  dazu  4  Vorsatzblätter  (2  Papier,  2  Pergament)  am  An- 
fang und  1  Papierschutzblatt  am  Schluß. 

Größe  32x22,  Schreibraum  22,  5x16;  in  zwei  Kolumnen 
geschrieben,  jede  6,8  breit.  Liniert  ist  auf  der  Fleischseite; 
29 — 30  Linien  auf  der  Seite  zu  durchschnittlich  22  Buchstaben. 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  31 

Eine  Handlinie  vor  der  äußeren  Kolumne  zur  Aufnahme  der 
großen  Buchstaben.  Außerdem  eine  Grenzlinie  zwischen  der 
Schrift  und  dem  äußeren  Rand  oben,  unten  und  an  der  Seite. 
Die  Schrift  hängt  von  der  Zeile  herab. 

Minuskel.  Keine  Verzierungen.  Die  Buchstaben,  mit  denen 
ein  neuer  Absatz  beginnt,  nur  etwas  größer  als  die  andern,  aber 
gleichfalls  in  Kleinschrift.  Auch  für  Über-  und  Unterschriften 
ist  Minuskel  verwendet. 

Das  bewegliche  v  steht  nach  der  Schulregel.  Die  Accente 
von  erster  Hand,  aber  nachlässig  und  nicht  ganz  sicher  gesetzt 
f.  15 v  (=  I  290,  31)  Maxtöova;  zuweilen  2  Accente  bei  öe,  tuev, 
[irj  u.  a.  Das  beigeschriebene  i  vereinzelt;  aber  ebenso  oft  falsch 
wie  richtig,  f.  12^  (=  I  236,  3)  tiqoöoh,  f.  185^  (=  II  281,  18) 
avcni. 

Bei  der  Zählung  der  Blätter  ist  zweimal  ein  Fehler  be- 
gangen worden:  die  Ziffern  212  und  367  sind  doppelt  gesetzt. 
So  sind  es  in  Wirklichkeit  396  statt  394  Blätter.  Sie  verteilen 
sich  auf  50  Lagen;  davon  sind  49  regelrecht  angelegte  Quater- 
nionen,  die  letzte  ein  Duernio.  Kein  einzelnes  Blatt  ist  also 
verloren  gegangen.  Die  Quaternionenzahlen  stehen  auf  dem 
ersten  Blatt  rechts  oben  und  auf  dem  letzten  rechts  unten. 
Heute  sind  freilich  nur  noch  wenige  sichtbar;  denn  die  Hand- 
schrift ist  beim  Binden  scharf  beschnitten  worden.  Aber  der 
genaue  Anschluß  des  Textes  verbürgt,  daß  keine  Lage  aus- 
gefallen ist. 

Auch  hinten  fehlt  nichts.  Der  codex  endigt  auf  f.  394  r 
folgendermaßen:  Die  letzten  Linien  des  Textes  ovQavov  xal  xa 
vjzoxarco  \  r?]q  yrjq  xal  ovx  ah]  \  &eia:  ^  sind  zugespitzt. 
Dann  kommt,  unter  einem  Band,  die  LTnterschrift  des  Kapitels: 
xazcc  coQiyevovg  rov  xal  aöafiavxlov.  Hierauf,  wiederum 
durch  ein  Band  getrennt,  die  Unterschrift  des  Ganzen:  rtloi 
ul)](pev  JtaraQLOv  ßcßXlov:  UQcoxarov  xal  isqov  xoiuahog: 
Darunter:  sygarp?]  xsigl  Iwavvov  jrgsaßvTegov  ev  trat  ^  (p  £  ä  iv)  i 
und  endlich:  xävraq  öe  ol  avajivwöxorTag  tv%aofra  r.itg  h/iov 
öta  rov  xvqlov.  —  Die  Rückseite  von  f.  394  ist  leer. 

Die  Vorsatzblätter  enthalten  nichts  von  Belang.  Auf  der 
Vorderseite  des  zweiten  Pergamentblattes  steht  die  Schreibübung 
dieci,  auf  der  Bückseite  in  der  Mitte  ra  xav&Qia. 

Dagegen    findet    sieh    auf   dem  ersten   gezahlten    Blatt   obeu 


32  K.  Holl,  Epiphanius. 

ein    wertvoller   Eintrag,    der  Eigentumsvermerk    des    Bessarion. 
Er  ist  nach  dem  bekannten  Schema  abgefaßt. 

I  l.  Darunter:  zov  aylov  ijiitpaviov  xa  jiavaQia  ßißZoq 
agiörrj:  Tcrr/fta  BrjöGaQiaivoq  rov  rcöv  xovöxlcov. 

Dann  S.  Epiphanii  panaria  B.  Cardinalis  tusculani.  Darunter 
Locus  10. 

Die  Zahlen  l  und  10  sind  später  abgeändert  worden.  Ob 
zu  ir)  und  18? 

Wirklich  erscheint  unser  codex  auch  in  dem  Verzeichnis, 
das  Bessarion  bei  der  Übergabe  seiner  Bücher  an  die  Marciana 
(14.  Mai  1468)  mit  beilegte.  Dort  sind  zwei  Epiphaniushand- 
schriften  aufgeführt  (Omont,  revue  des  bibliotheques  1894  p.  152): 

n.  85.  Item  s.  Epiphanii  panaria  i.  e.  contra  omnes  hae- 
reses.  eiusdem  anchgirota  quasi  quaedam  anchora  fidei  et  Theo- 
doriti  contra  haereses  quae  intitulatur  Eranistes  aut  Polymor- 
phus  et  de  haeretica  Kakomythia,  in  pergameno  liber  novus 
pulcher. 

n.  86.    item  eiusdem  Epiphanii  panaria,  in  pergameno. 

Von  diesen  beiden  Nummern  kann  die  erste  für  den 
Marcianus  125  nicht  in  Betracht  kommen.  Die  Bezeichnung  als 
liber  novus  und  die  Inhaltsangabe  schließen  eine  Gleichsetzung 
beider  Codices  aus.  Hingegen  paßt  die  Beschreibung  von  n.  86, 
so  dürftig  sie  ist,  genau  auf  unsere  Handschrift. 

Vielleicht  ist  es  möglich,  noch  weiter  nach  rückwärts  vor- 
zudringen und  die  ursprüngliche  Heimat  unseres  codex  genau 
zu  bestimmen.  Vogel-Gardthausen *  sind  geneigt,  den  in  der 
Unterschrift  des  Marcianus  genannten  Presbyter  Johannes  mit 
dem  Schreiber  des  Parisinus  289  und  dem  des  Parisinus  1598 
in  eine  Person  zusammenzuziehen.  Dann  würde  sich  mittelst 
des  Parisinus  1598  ergeben,  daß  unsere  Handschrift  aus  Pa- 
lästina, aus  der  Sabaslaüra,  stammt.  Indes  scheint  mir  die  Ver- 
mutung gerade  am  entscheidenden  Punkt,  hinsichtlich  der  Her- 
leitung des  Parisinus  1598  vom  Schreiber  der  beiden  anderen 
Codices,  nicht  ausreichend  gesichert2. 


1)  Vogel-Gardthausen,  Die  griechischen  Schreiber  des  Mittelalters 
und  der  Renaissance  (XXXIII.  Beiheft  des  Zentralblattes  f.  Bibliotheks- 
wesen) 1909.  S.  206  Anm.  3. 

2)  Gewiß  ist  es  nur  ein  zufälliges  Zusammentreffen,  daß  eine  genuesi- 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  :;:; 

Der  Marcianus  enthält  zwar  nicht,  wie  seine  Unterschrift 
glauben  machen  will,  das  ganze  Panarion.  Aber  er  reicht  doch 
beträchtlich  weiter  als  V  und  G.  Er  umfaßt  noch  die  64.  Häresie 
d.  h.  er  geht  bis  zum  Schluß  des  ersten  Tomos  des  zweiten 
Buchs.     Ein  ganzer  Tomos  mehr  als  in  V. 

Tritt  man  dem  Text  des  Marcianus  näher,  so  überzeugt 
man  sich  bald,  daß  auch  M  mit  V  in  enger  Beziehung  stehen 
muß.  Doch  läßt  sich  das  Verhältnis  nicht  von  vornherein  auf 
eine  so  einfache  Formel  bringen  wie  bei  G.  Es  ist  nötig,  dies- 
mal schrittweise  vorzugehen. 

Zunächst  ist  festzustellen,  daß  M  alle  die  Lesarten  teilt,  aus 
denen  bei  V  auf  eine  frühere  Bearbeitung  des  Textes  ge- 
schlossen wurde. 

M  bringt  also  gleichfalls  den  Absatz  über  die  Nazoräer, 
mitsamt  der  Anmerkung  über  das  Fehlen  des  Stücks  in 
anderen  Handschriften.  Nur  ist  hier  der  Unterschied 
zwischen  dem  Einschub  und  dem  ursprünglichen  Text 
noch  mehr  verwischt  als  in  V.  In  M  lautet  die  Stelle 
(f.  40 v):  .  .  .  .  xal  tcog  avzov  rov  xqovov  fisTQiojg  cuza- 
QLdfirjaa^usvog'  rcwTa  %v  tlöiv  ovx  h/xeixar  va^cogalcov 
6  hört  yQiöTiavtöfioq  hv  oXlyco  %qovco  ovrco  xlt]d-s\g 
vjto  T<x>v  lovöaicov  usw.  bis  xcuqov  rijg  axolov&lag.  Das 
Ganze  ist  geschrieben,  wie  wenn  es  sich  um  einen  fort- 
laufenden Zusammenhang  handelte.  Bloß  darin,  daß  das 
/weite  r  von  ravxa  am  Zeilenanfang  herausgesetzt  ist, 
gibt  sich  noch  zu  erkennen,  daß  hinter  äjiaQt&^ödfisvog 
früher  einmal  ein  Einschnitt  war. 

f.  155v  (=  II  224,  8  f.)  schreibt  M  ebenso  wie  V:  ro  {tevrot 
YQafifia  cwto  to  f)xog  ra>  ?/#£*,  ov  o  ///oc  t\v  övvejz- 
axoXovftcöv  reo  t]%co  (!)  xal  zw  xrt. 


sehe  Handschrift  aus  demselben  Jahr  datiert  ist,  wie  der  Marc.  125.  Die 
Unterschrift  des  cod.  7  von  Genua  lautet  (nach  Ehrhards  Katalog  S.  10)  — : 
Ti-Äog'Twv  ßißkuov  iv  yoiozco  It]üov  zibi  xvquoi  tyfi&v  tov  XqwsoCVÖfiov 
ix  xT(Q,  iQfxtjreia^  zov  xaxä  /nazd-aTov  Evayye?.iov  frovg  ;</">>,  6  t\vcr/ivJ)0- 
xo)v  Ev/so&ai  vjilo  ifxov  zov  xaiieLvov  öia  zov  xvoiov.  uutjv.  Ein  Name 
ist  also  hier  nicht,  genannt  und  den  Schreiber  des  Marcianus  125  dahinter 
zu  vermuten,  verbietet  sich  aus  Gründen,  die  keiner  weiteren  Darlegung 
bedürfen. 

Texte  n.  Untersuchungen  etc.  36,  2.  3 


34  K.  Holl,  Epiphanius. 

f.  231 v  (=  II  376,  20)    hat    auch    M:    ejriyga<p7Jg    rrjg    avrl 

ayvcoöxm  sjziysygafifiavrjg  reo  #£co  ayvwörcog. 
Fast  die  ganze  oben  (S.  18  f.)  vorgelegte  Liste  könnte  an  dieser 
Stelle  wiederholt  werden.  Denn  von  einigen  wenigen  Fällen 
abgesehen,  wo  der  Schreiber  von  M  (oder  einer  seiner  Vorgänger) 
etwas  gemerkt  hat,  stimmt  M  durchweg  mit  V  überein.  Die 
paar  Ausnahmen  sollen  ausdrücklich  verzeichnet  werden.  Sie 
bestätigen  nur  die  Eegel. 

II 249,  28  steht  in  V:  drj&ev  fisl^ova  cpavxaöiav  sfiJtsiglav, 

cog  avm&ev  ?)xmv  [irjxavwfisvog.     Das  efiJieLglav  ist  vom 

Korrektor   durchgestrichen   worden.     M  f.  168 v  hat    nur 

(pavraöiav   im  Text.     Nun   ist   aber  das  vom  Korrektor 

verworfene  ifutsigiav  zweifellos  die  ursprüngliche  Lesart. 

Denn    der    Inhalt    unserer    Stelle    wird    gleich    nachher 

(II  250,  4 f.)   von  Epiphanius  mit  den  Worten  wiederholt: 

mg    örjdev   fiel^ov    tt   xdi    zfijrstgoTsgov  Jtaga  tg)v(\) 

övv  avreo  xal  rovg  jiqcötov  östxvvg.    Darnach  muß  auch 

in  M  einmal  sfijteiglav  neben  (pavzaöiav  gestanden  haben 

und  erst  ein  Abschreiber  hat  es  ebenso  wie  der  Korrektor 

von  V  beseitigt. 

II  280,  2  hat  V:  ovrog  yag  a<pcogiöfri]  avtco  roJtog  xii]g  anm- 

kelag,  ov  sv&a  eöftsv  avzl  fisglöog  f/egiöa.    Der  Korrektor 

von  V  tilgt  ov;  in  M  (f.  184 v  )  steht  nur  ev&a.    Wiederum 

aber   ist    ohne  Frage    ov   die  Schreibung    des  Epiphanius 

und  evfra  die  Verbesserung  des  Attizisten. 

Daraus  folgt  nun  zum  wenigsten,  daß  V  und  M  sich  in  einem 

Stammvater  treffen,   der  noch   diesseits   der   ersten  attizistischen 

Bearbeitung  des  V-Textes  anzusetzen  ist. 

Um  die  Bedeutung  dieses  Verwandtschaftsverhältnisses  zu 
veranschaulichen,  ist  es  vielleicht  nicht  überflüssig,  noch  einige 
andere  Stellen  hervorzuheben,  an  denen  V  und  M  gleichfalls  in 
bezeichnenden  Fehlern  übereinkommen.  Der  Sicherheit  halber 
sind  wieder  Beispiele  gewählt,  bei  denen  der  lateinische  Irenäus 
einen  Rückhalt  gewährt. 

II  180,  13 ff.  haben  beide  Codices  eine  mehrere  Zeilen  um- 
fassende Lücke.  Der  lateinische  Text  lautet  (Harvey  I  87): 
quis  non  .  .  .  putet  sie  illos  (sc.  versus)  Homeruni  in  hoc 
argumento  fecisse.  qui  autem  seit  Homerica,  cognoscet 
quidem  versus,  argumentum  autem  non  cognoscet,  sciens 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  35 

quoniam  aliquid  quidem  etc.  V  (f.  120 v)  und  M  (f.  133r) 
haben  anstatt  dessen  das  sinnlose  Wortgefüge:  zlq  ovx 
av  .  .  .  vofiiöetev  ovzcoq  avza  Ofirjgop  im  ravzr/q  rrjq 
vjto&töecoq  ejuypcooercu  (ejtel  ypwöerai  M),  elöcbq  ort 
rb  fiep  xrt.  Sie  springen  also  vom  einen  Satz  sofort  in 
die  Mitte  des  nächsten  über.  Wie  der  Ausfall  erfolgt  ist, 
sieht  man  aus  V.  Dort  hat  nämlich  der  Korrektor  einen 
Teil  des  Fehlenden  nachgetragen.  Er  schiebt  hinter 
vjtodlöecoq  ein:  jttjrotrjxepcu'  o  &'  IfiJteigoq  rrjq  'OfirjQixrjq 
vjto&töecoq,  was  mit  dem  Lateiner  übereinstimmt.  Man 
lernt  aus  diesem  Wortlaut  zugleich,  daß  das  •  zweimal 
wiederkehrende  vjtofreoewq  den  Verlust  verschuldet  hat. 
Aber  auch  der  Rest  des  in  VM  Ausgelassenen  muß  dem- 
selben Umstand  zum  Opfer  gefallen  sein.  Denn  die  immer 
noch  (hinter  eniypcböexai)  vermißten  Worte  können  grie- 
chisch nur  so  geheißen  haben,  wie  sie  bei  Harvey  wieder- 
gegeben sind:  (ejiiypco  Gerat)  fiep  ra  ejtt],  ti]p  ö  vjzo- 
fteöLP  ovx  ejitypcoöerai.  Wieder  ist  der  Schreiber,  der 
sie  ausließ,  von  dem  einen  ejiiyvcoöexai  zum  andern  ab- 
geirrt. Man  hat  demnach  hier  die  höchst  merkwürdige 
Tatsache  vor  sich,  daß  an  einer  und  derselben  Stelle 
zweimal  zu  verschiedener  Zeit  in  der  gleichen  Weise  ge- 
fehlt wurde.  Ist  aber  die  VM  gemeinsame  Lücke  in  zwei 
Absätzen  entstanden,  so  beleuchtet  dieser  Fall  aufs  deut- 
lichste die  mehrstufige  Vorgeschichte,  auf  der  die  beiden 
Handschriften  mit  einander  fußen. 

Von  kleineren  auf  beiden  Seiten  sich  findenden  Versehen 
sind  etwa  noch  erwähnenswert: 

11  149,  5  Lat.  (H.  I  ü)  apud  Celtas  (—  ev  KeXrolq)  V  f.  99* 
ep  öeXcpolq  M  f.  1167  ep  aöeltpolq. 

II  154, 5 f.  Lat.  (H.1 21)incomprehensibile  (=  r<>  axaxah]xrop) 

V  f.  102v  und  M  f.    L19v  rb  jcqcötop  XGTaXrjXTOP. 

II  169,  26  Lat.  (H.  I  63)  per  eaa  quae  ab  bor  factae  sunt 
animae  (==  öia  .  .  .  to>p  .  .  .  ipvxcup)  V  f.  113*  und  M 
f.   127 v  xgJp. 

11  225,4  Lat.  (EL  I  L34)    volo  autem  tibi   (==  0-t'Xco  öt)  öoi) 

V  f.   L50*  und  M  f.    L56r  0-tarö/jooi. 

II  230,  19  Lat.  (H.  I  L47)  Jesum  (=  xbv  'ItjOovp)  V.  f.  i:»lr 
und  M  f.   158*  rb  6  i  Tj. 

3* 


36  K.  Holl,  Epiphanius. 

II  233,  19  Lat.  (H.  I  155)  Daedalus  (=  AalöaXog)  V  f.  156r 

AaiöalXog  M  f.  160  r  öeöaXXog. 
Endlich  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  V  und  M  auch 
eine  Anzahl  von  Lesezeichen  mit  einander  teilen;  darunter  solche, 
bei  denen  man  das  Zusammentreffen  der  beiden  Handschriften 
unmöglich  als  zufällig  betrachten  kann:  II  374,  16  ist  in  V  f.  245r 
und  M  f.  230 v  von  erster  Hand  an  den  Rand  geschrieben  (*  CO; 
II  415,  15  =  V  f.  269r  M  f.  251r  ebenso    £  AioXov. 

Aber  das  Verhältnis  der  beiden  Handschriften  läuft  nun 
doch  nicht  darauf  hinaus,  daß  M  ebenso  wie  G  unmittelbar  aus 
V  selbst  herstammte.  Denn  M  hat,  obwohl  im  ganzen  V  der 
bessere  Zeuge  ist,  in  nicht  seltenen  Fällen  die  vollständigere  oder 
die   reinere  Überlieferung   gegenüber  V  bewahrt. 

II  25,  9  f.  hat  Vf.  14 v  eine  Lücke,  die  der  Korrektor  erst 
ausgefüllt  hat.  In  dem  Satz  fierafiefiOQrpcoxevac  .  .  . 
eavxbv  elg  ibv  2i[iwva  elg  rb  öTavQco&rjvaL  hat  der 
Korrektor  hinter  Jttficova  nachgetragen:  dvrl  de  eavrov 
jtaQaöeöcoxevcu   avxbv.     M  f .  52 r  dagegen  bietet   das  in 

V  Fehlende  im  glatt  geschriebenen  Text:  (lerafioQtyco- 
xevcu  .  .  eavrov  elg  rbv  2i[icova  xal  avxi  tavrov  jiaga- 
ösöwxs  (lies  JiaQadedcoxevai)  2l(uova  elg  rb  öTavQOo&rjvai. 
Der  kleine  Unterschied  zwischen  dem  Wortlaut  beim 
Korrektor  und  dem  in  M  ist  dabei  nicht  zu  übersehen. 
Ohne  Frage  verdient  die  Form  von  M  den  Vorzug.  Denn 
sie  erklärt,  durch  das  wiederholte  Sifiwva,  zugleich  den 
Ausfall  der  Worte  in  V.  Daraus  folgt  aber  auch,  daß  M 
seinen  vollständigeren  Text  nicht  etwa  der  Benutzung 
des  korrigierten  V  verdankt. 

II  161,  2  hat  M  f.  123 r  in  dem  Satz:  xal  rwv  alcovcov  de 
6[toia>g  die  durch  den  Lateiner  (H.  I  38)  et  aeonibus  autem 
similiter  gedeckte  richtige  Lesart  öe  ofiolmg.  In  V  f.  107v 
dagegen  sind  die  Worte  zu  öebfiepog  verdorben.  Der 
Korrektor  hat  hier  nichts  beanstandet. 

II  164,  9  liest  M  f.  124 v  in  Übereinstimmung  mit  dem 
Lateiner  (H.  I  48  Cosmocratorem)  xoOfioxQaTOQCc,  während 

V  f.  109 v  jtavroxQaroQa  bietet. 

II  223,  2 f.  fehlten  bei  V  f.  149 r  in  dem  Satz:  6  {I7]xe  aggev 
firjte  &tj!v  rjdeXrjöev  ctvzov  xb  (xqq7]tov  qtjtov  yeveödai 
ursprünglich  die  Worte  aQQev  ftr/re  d7]lv  rj&eXrjöev  avzov. 


J,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  37 

Erst  der  Korrektor  hat  sie  nachgetragen.     Daß   sie  kein 
Zusatz  sind,   bestätigt  der  Lateiner  (H.  I  129):    qui  neque 
masculus    neque    foemina    est,    voluit    suum   inenarrabile 
narrabile  fieri.  —  M  f.  155r  hat  den  unverstümmelten  Text. 
II  230,  11  ff.    war   in  V  f.  154 r  von    erster   Hand    nur   ge- 
schrieben:    ojgxs     sivat    xhv    aitavxa    xmv    ygafiftaxcov 
aQid-fibv    cuzb    oyöoaöoq    elq    ösxdöa    jiQoel&ovxa   ygafi- 
[mxölv    aQtd-^iov    hoxiv   oxxaxoöta.     Der   Korrektor   fügt 
hinter  jigoeX&ovxa  ein:  fj  xal  jt  xal  lö,  6  löxiv  Irjoovg. 
xo    yccQ  'iqöovg    ovofia    xaxa    xov    Iv   xolq.     Das   stimmt 
mit    dem  Lateiner  (H.  I  147):    ut    sit   universus   literarum 
numerus   ab   octonatione  in  decadem  progrediens  octo  et 
octuaginta  et  DCCC   quod   est  Jesus.     Jesus  enim  nomen 
secundum  Graecorum  literarum   computum  DCCC  etc.  — 
Wieder   steht    bei  M  f.  158 v    das  Ausgelassene    im   fort- 
laufenden Text. 
M  ist    darnach    mit  V    nur    durch    seinen    Archetypus    ver- 
wandt.    Der  gemeinsame  Stammvater  ist  jener  unmittelbar  vor 
V  anzusetzende  codex,  in  dem  eine  vorangegangene  attizistische 
Bearbeitung  unbedacht  mit  dem  Text  vermengt  worden  ist. 

Der  Archetypus  war,  wie  man  jetzt  durch  M  erkennt,  im 
einzelnen  noch  vielfach  reicher  als  unser  V.  Doch  muß  gleich- 
zeitig betont  werden,  daß  V  die  Vorlage  durchschnittlich  viel 
getreuer  wiedergibt  als  M.  Für  die  umgekehrte  Liste,  die  die 
Verderbnisse  in  M  gegenüber  V  aufzählte,  stünde  noch  weit  mehr 
Stoff  zur  Verfügung  als  für  die  eben  vorgelegte.  Es  sei  nur 
erwähnt,  daß  M  auf  der  kurzen  Strecke  von  J  28J — -288  nicht 
weniger  als  drei  Auslassungen  durch  Gleichendung  hat:  I  281,  '25 
=  M  f.  10 v  nach  jiQosiQrjutvcov  <[  Iqjibxcov  //o^ö-z/p/ac,  ovxm 
xal  i\nlv  xo  Ji6v)]^a  öca  xrjq  xmv  jTQonQtjutvoJv;  I  284,  22  = 
M  f.  12r  nach  evoeßsia  <  xe  xal  dötßtia;  1  288,  8  =  M  f.  1  lr 
nach  'Aßgactfi  <C  xal  ösvqo  'EXXtjviöfibg'  ajib  öh  AßQaäfi.  Neben 
dieser  Probe  ist  wohl  noch  die  Tatsache  einer  besonderen  Her- 
vorhebung wert,  daß  M  einmal  f.  1601  (=  11  233,  Iff.)  in  einem 
Irenausstück,  mitten  im  Zusammenhang  des  Berichts,  nicht  weniger 
als  12  Linien,  von  öxoixeiatv  {iev  sivat  xQidxovxa  —  Oftolwg 
tg5  aXcpaßijxcp  xal  avzov,  übersprungen  hat.  Ein  derartigt  c 
Fall  kommt  in  V  überhaupt  nicht  vor. 

Wenn   der  Archetypus  auf  der  Seite  von  M  stärkeren  Schaden 


38  K.  Holl,  Epiphanius. 

erlitten  hat  als  auf  der  von  V,  so  hängt  dies  offenbar  damit  zu- 
sammen, daß  der  Text  hier  durch  mehr  Hände  hindurchge- 
gangen ist,  als  dort.  Bei  V  hat  man  keine  Veranlassung  zwischen 
ihm  und  VM  einen  codex  einzuschalten.  M  dagegen  steht  — 
nicht  nur  der  Zeit  nach  —  weiter  ab. 

Ein  Zwischenglied  zwischen  M  und  der  mit  V  gemeinsamen 
Vorlage  wird  schon  in  den  gelehrten  Randbemerkungen  sichtbar, 
die  von  erster  Hand  geschrieben  sich  durch  den  ganzen  Mar- 
cianus  hindurchziehen. 

f.  50 v  (II  22,  10)    $  xl  xalovöiv  ol  Alyvjirioi  vbfiov. 

f.  87 v  (II  93,  26)  o  xai  sv  rolq  'iovöaioiq  aütböroXot  ixa- 

Xovvro. 
f.  89 v  (II  97,  10)  sx  tovtov  övvarbv  Xaßslv,  jtors  reo  aylco 
sjcupavico  ra  xarct  algsösojv  6vvr\y&r\.  sl  ys  rbv  fisv 
'icoörjjtov  sv  reo  xarct  Kcovöravnov  ÖLcoy^co  rrjv  jzsgl 
rov  uiargiagxov  löroglav  Xsysi  avrolq  äva&so&at,  avrbv 
6s  6ia  rbv  xqovov  ig  sxslvov  Jtagaögafislv  ovx  s%siv 
dxgißcoq  ra  ovofiara  ßvtjfiovsvstv. 
f.  92^  (_  IX  102,  6)   rlvaq    sxaXovv   'iovöalot    djtoöroXovq 

xal  ort  dgicofta  r\v  vjtb  rbv  üiargtdgyr\v. 
f.  256r  (==  II  428,  4)    @  jtbrs  sygaips  xarct  cägsöscov. 
f.  266 v  (=  II  447,  27)  im  Text  jcgb  ösxargtcov  xaXavöcov 

*AngtXXLcov,  dazu    a.  R.    [lag  i£. 
f.  284  v   (=11  482,  15  f.)   im    Text    Jtgb    oxrcb    siöcov   lav- 

vovagicov,  dazu  a.  R.  lavvovagico  $. 
f.  309 r  (=  II  529,  7)  im  Text  vscbg,  dazu  a.  R.  vrjoq. 
f.  361  r  (==  II  028,  3)   zu    avrojcgsftvov  a.  R.   avrojrgsfivov 

jigo&sXvfivov. 
Mit    demselben  Mann,    der  diese  Anmerkungen  verfaßt  hat, 
möchte   man    auch    die   kleinen  Verbesserungen   in  Verbindung 
bringen,    die    zuweilen   im  Text   von  M  neben  verderbten  Les- 
arten begegnen.  Der  Abschreiber  hat  sich  ihnen  gegenüber  ebenso 
klug  gestellt,  wie  der,  den  wir  früher  getroffen  haben, 
f.  26v  (=  I  311,  15)  AoötUcov;  V  AcoötUcov. 
f.  70 v  (==  H   60,  27)  dvayvovrsq;  V  urspr.  dvayvcbvrsq. 
f.  i7ir  (=—  II  253,  21)  xsvog)covov;  V  xatvo<pcovov. 
f.  244 r  (=  II  402,  18)  svgs&rjösa&cci;  V  urspr.  svgs&rjösa&ca. 
f.  290r(=  II  492,  16)   n&saötv   sfißoXtfiov   sfißoXlficov  sva 
(irjva. 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  39 

Dagegen  rühren  weitere  Eigentümlichkeiten,  die  in  M  auf- 
fallen, sicher  von  einer  andern  Persönlichkeit  her: 

f.  909 v  (=  II  330,  7)  liest  man  den  glatt  geschriebenen  Satz: 
ncog  jialiv  6  slsyxog  ovrco  svqov  rjövvaro  arpaofrat  xrt. 
Ein  früherer  Schreiber  hat,  wie  man  sieht,  Anstoß  genommen 
an  der  falschen  Lesart  sZsyxog  —  V  hat  noch  das  richtige 
ox^og  — ,  jedoch  nicht  den  Mut  gehabt,  etwas  zu  ändern. 
Er  deckte  sich,  indem  er  das  ovrco  svqov  beischrieb. 
Ganz  ebenso  steht 

f.  23gv  (=  II  390,6)    zu    den   Worten:    sv   tqlöX   (so    liest 
diesmal  auch  V   statt  noi)  de  dvTtygacfoig  .  .  .  rsraxTcu 
ein  von  erster  Hand  geschriebenes  ovroog  svqov  am  Rand. 
Von    all    diesen  Dingen    findet    sich    in  V  keine  Spur.     Sie 
gehören   also   der  besonderen  Geschichte  von  M  an  und  sie  be- 
zeichnen   die  Stufen,    auf   denen   der  Text  von  M    seit  dem  ge- 
meinsamen Archetypus  sich  fortentwickelt  hat. 

Der  Leser,  der  die  Randbemerkungen  und  die  kleinen  Text- 
verbesserungen in  M  angebracht  hat,  ist  sicherlich  früher  anzu- 
setzen, als  der  Schreiber,  von  dem  das  ovrcog  svqov  herstammt. 
Andernfalls  hätte  wohl  dieses  Ausrufungszeichen  dem  Gelehrten 
Anlaß  zu  einer  Änderung  gegeben. 

Somit  ist  unser  M  durch  mindestens  zwei  Glieder  von  dem 
Archetypus  VM  getrennt. 


Mit  der  Klarlegung  des  Verhältnisses  zwischen  dem  ur- 
sprünglichen V  und  M  ist  nur  die  eine  Hälfte  der  Frage  erledigt. 
Es  steht  noch  aus,  zu  untersuchen,  ob  nicht  auch  zwischen  dem 
Korrektor  und  M  Beziehungen  obwalten. 

Schon  innerhalb  der  bisherigen  Untersuchung  ist  die  Tat- 
sache berührt  worden,  daß  die  Ergänzungen  des  Korrektors 
häufig  mit  M  zusammentreffen.  Dabei  wurde  auch  bereits  fest- 
gestellt, daß  M  nicht  aus  dem  korrigierten  V  geschöpft  haben 
kann.  Aber  eine  Abhängigkeit  muß  «loch  zwischen  ihnen  be- 
stehen, wenn  nicht  auf  dieser,  so  auf  der  anderen  Seite.  Denn 
ycorr  um\  ]y[  stimmen  häufig  auch  in  einer  Text  tonn  überein, 
die  gegenüber  der  ursprünglichen  Lesart  des  Vat.  nachweisbar 
minderwertig  ist.  Bei  der  Wichtigkeit  dieses  Punktes  ist  -  - 
nötig,  hier  tiefer  in  den  Stoff  hineinzugreifen. 

f.  149r  (=  II  222,  24f.)  las  V  ursprünglich:   ovrog  ovv  .  .  . 


40  K.  Holl,  Epiphanius. 

hxöoxelov  xrjg  KoloQßaöov  öLyi]g  avxbv  fiovwxaxov 
ysyovsvac  liymv  xxL  Diesen  Wortlaut  bestätigt  der 
lateinische  Irenäus  (Harvey  I  127):  hie  igitur  .  .  .  suseep- 
torium  Colorbasi  silentii  semet  solum  fuisse  dicens.  — 
Der  Korrektor  verändert  jedoch  oiyrjq  zu  eiör/yrjöaxo; 
dieselbe  Lesart  bietet  M  f.  154 v  im  glatten  Text. 

f.  149 r  (=  II  223,  3)  stand  in  V:  rj&ilrjöev  avxov  xb  äo- 
qtjtov  QTjrbv  y£v?]&7Jvcu.  Ebenso  heißt  es  bei  Irenäus 
(H.  I  129):  voluit  suum  inenarrabile  narrabile  fieri.  —  Der 
Korrektor  radiert  qtjxov  aus;  bei  M  f.  155r  fehlt  das  Wort. 

f.  151 v  (=  II  227,  2)  hatte  V:  cbv  6T0iyei(X)V  eixovag  eixo- 
vcov  .  .  .  vjiaQxeiv.  Ebenso  Irenäus  (H.  I  139)  quorum 
elementorum  imagines  imaginum  esse.  —  Der  Korrektor  ver- 
ändert slxovaq  zu  dxoveg.    Denselben  Fehler  hat  Mf.  157  r. 

f.  154 r  (=  II  230,  25)  gab  V  ursprünglich:  sjil  rb  avxb 
övvxefrEloai  öixa  ylvovxai,  6  söxlv  dexa.  Dem  Sinne 
nach  bestätigt  das  Irenäus  (H.  I  148):  in  semetipsa  com- 
posita  X  fiunt,  quod  est  I.  —  Der  Korrektor  streicht  das 
o  söxlv  öixa  aus;  in  M  f.  159 r  fehlen  die  Worte  gleichfalls. 

f.  156r~v  (=  II  234,  2)  lautete  in  V  die  zweitletzte  Zeile 
des  Spottgedichts  auf  Markus  ursprünglich:  öl  ayyslLxrjg 
övvdfiecog  ^AC^a^X  jioiüv,  eine  Form,  die  ebenso  durch 
das  Versmaß,  wie  durch  die  lateinische  Übersetzung 
(H.  I  156):  per  angelicam  virtutem  Azazel  facere,  ge- 
sichert ist.  —  Der  Korrektor  setzt  g/^gjp^a-r«,  a^s 
hinter  öwafiemg  einzuschieben  an  den  Rand;  M  f.  160v  hat 
die  gleiche  Verballhornung. 

f.  167 r  (=  II  250,  22 f.)  hieß  es  in  V:  ölo  xal  evöox?]xbp 
xalelö&ai,  oxl  jtav  rb  JilrjQWfia  rjvöoxrjöev  öl  avxov 
öot-aöai  xbv  jiazsoa.  Der  Korrektor  tilgt  die  Worte: 
öl  avrov  öogaöaL  xbv  Jtaxeoa,  obwohl  sie  nicht  nur 
sinngemäß,  sondern  schlechthin  unentbehrlich  sind.  In 
M  f.  169 r  fehlt  dieser  Satzteil  gleichfalls. 

f.  186 ^  (=  II  280,  25f.)  hatte  V  den  Satz:  xal  xa  fisv  xaxa 
löxogiav  cpvöeL  avxoipla  jtaol  xavxrjg  eyvcofLSV,  xa  öh  ex 
övyyoafifiaxwv  jisql  xavxrjg  e[ia&o[isv.  Der  Korrektor 
streicht  die  Worte  jteol  xavxrjg  s[iafro£L£v;  er  erreicht  es 
damit,  daß  der  gut  gebaute  Satz  jetzt  abklappt.  M  f.  185r 
hat  dieselbe  Verstümmelung. 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  41 

f.  217r  (=  II  330,  lf.)  war  in  V  geschrieben:  ov  yaQ  övvaoat 
(pavxaölav  ogl^eiv  rov   jcaga  ool   xal  axovxl  vöxsqov 
vjio    acp7]v  n'ijixovxa   öeixvvfievov.     Der  Korrektor  ver- 
wandelt   das   ausgezeichnet    passende   xal    axovxl    in   das 
völlig  sinnlose  xaxov  xi.     M  f.  209 r  liest  ebenso. 
f.  227 r  (=  II  346,  7)  hieß  es  in  einem  Scholion  zu  Marcion 
bei  V  ursprünglich:  ejcolrjösv  de'  „xgaxovfievovg  t$co". 
Der  Korrektor  streicht  ejtolrjOev  durch   und  schreibt   da- 
für an  den  Rand  jzooöt&rjxev.     So  liest  auch  M  f.  216v. 
Der  Sinn  wird  diesmal  nicht  angetastet.     Und  doch  läßt 
sich  beweisen,    daß  die  Änderung   falsch  ist.     Denn  die- 
selbe Stelle  ist  weiter  oben  (II  318,  22)  schon  einmal  vor- 
gekommen.   Dort  aber  haben  alle  Handschriften  das  von 
V  vertretene  ejtoirjöev. 
Diese    fortgehende    Übereinstimmung    in    falschen   Lesarten 
setzt    den   Zusammenhang  zwischen  Vcorr  und  M  außer  Zweifel. 
Da    nuu    eine   Abhängigkeit    des    Marcianus    von   Vcorr    ausge- 
schlossen ist,  so  bleibt  nur  das  andere  übrig,  daß  der  Korrektor 
einen   mit  M  eng    verwandten   codex   benutzte.     Das  früher  ge- 
wonnene Ergebnis,   daß  Vcorr  auf  einer  Handschrift  fußt,   erhält 
jetzt  seine  Bestätigung  und  Näherbestimmung. 

Das  Verhältnis,  in  dem  der  M-codex  des  Korrektors  zu  Vi 
selbst  steht,  läßt  sich  genau  festlegen.  In  Vcorr  kommt  keine 
der  Eigentümlichkeiten  zum  Vorschein,  durch  die  M  im  Laufe 
der  Entwicklung  von  VM  an  bereichert  wurde.  Darnach  muß 
die  Handschrift  des  Korrektors  ganz  nahe  bei  VM  von  der 
M-Linie  abgezweigt  sein.  Dem  Korrektor  lag  jedoch  nicht  der 
älteste  Vertreter  dieser  Sippe  vor.  Denn  wie  oben  wahrschein- 
lich 'gemacht  wurde,  war  sein  Exemplar  bereits  attizistisch 
durchgearbeitet.  Der  M-codex  des  Korrektors  und  M  sind  also 
Vettern,  nicht  Brüder. 

Der  Korrektor  hat  diesem  codex  ein  merkwürdiges  Ver- 
trauen entgegengebracht.  Er  muß  ihn  bedeutend  höher  ein- 
geschätzt haben  als  V.  Sonst  hätte  er  seine  Lesarten  nicht  auch 
in  solchen  Fällen  vorgezogen,  wo  eine  kurze  Überlegung  ihn 
eines  Besseren  belehren  konnte. 

Aber  wenn  man  nun  dieses  Ergebnis  auf  die  einzelnen  Fälle 
anwendet,  so  macht  man  die  Entdeckung,  daß  es  nicht  zureicht. 
Es    bleibt    immer    noch    eine    Anzahl    von    Stellen    im   Best,    an 


42  K.  Holl,  Epiphanius. 

denen   der  Korrektor  richtig  ergänzt  und  an  denen  doch  M  als 
Quelle  nicht  in  Betracht  kommen  kann. 

Ein  Fall  dieser  Art  ist  schon  oben  (S.  34  f.)  vorgekommen. 
Bei  der  Stelle  II  180,  13—15  (=  Irenäus-Harvey  I  87),  wo  V  und 
M  eine  größere  Lücke  haben,  war  der  Korrektor  in  der  Lage, 
wenigstens  die  erste  Hälfte  des  Fehlenden  dem  Text  wieder  ein- 
zufügen. 

Daß  dieses  Beispiel  nicht  vereinzelt  dasteht,  mag  die  folgende 
Liste  zeigen: 

II  159,  12  lassen  V  f.  106r  und  M  f.  122 r  in  dem  Satz  xavxrjv 
ovöxaöiv  (övvxa^iv  M)  xal  ovölav  xr\g  vlr\g  ysysvrjofrai 
Xiyovoiv,  £g  r\g  oÖ£  o  xoöfiog  ovvsöxrjxev,  die  Worte 
xal  ovölav  xrjg  vXr\g  yeysvrjö&at  Xsyovoiv  aus.  Der  Kor- 
rektor trägt  sie  nach.  Die  Richtigkeit  der  Ergänzung  ist 
durch  den  lateinischen  Irenäus  gesichert  (H.  I  35):  eam 
collectionem  et  substantiam  fuisse  materiae  dicunt, 
ex  qua  hie  mundus  constat. 
II  160,  22  fehlen  bei  V  f.  107 r  und  M  f.  123r  in  dem  Doppel- 
satz: düiiftavov  ydg  .  .  .  xa  [thv  aXfivga,  xa  öh  ylvxia 
sg  avxmv  Jigoel&üv.  xovxo  öh  Jii&avooxsgov,  xd  fihv 
eivat  xv&  die  Worte:  eg  avxwv  jzgoel&slv.  xovxo  öh 
jtidavwTSQOv.  Der  Nachtrag  des  Korrektors  deckt  sich 
wieder  mit  Irenäus  (H.  I  37):  non  est  enim  suadibile  .  .  . 
alteras  quidem  salsas, alteras  dulces  aquas  ex  iis  exisse.  hoc 
autem  magis  suadibile,  alteras  quidem  esse  alacrimis  etc. 
II  165,  22  lesen  V  f.  110v  und  M  f.  125v:  xal  xovx  elvai 
frelovöiv  xb  dlag  xal  xb  <pa>q  xov  xoöiiov.  Der  Kor- 
rektor ändert  ftslovöiv  in  Xsyovöiv.  Vgl.  H.  I  52:  et 
hoc  esse  dicunt  sal  et  lumen  mundi. 
II  168,  19  haben  V  f.  112v  und  M  f.  127*:  xb  s/Kpcolevov 
xeo  xoöfia)  jivg  exdlvipav  (exaXvipsM)  xal  lt~a<p&lv  xal 
xaxegyaödfisvov  Jidöav  vlrjv  6vvavalm&r\G£6&ai  avxrj. 
Der  Korrektor  verbessert  exaZvipav  zu  exXd[ityav.  Vgl. 
H.  I  59:  is  qui  latet  in  mundo  ignis  exardescens  et 
comprehendens  universam  materiam  consumit. 
II  170,  7  sind  bei  V  f.  113 v  und  M  f.  127  ▼  in  dem  Satz- 
gefüge: ötaxexelexevai  d%gt  xrjq  Jtagovöiag  xov  xvglov 
ll&bvxog  öh  xov  ömxr\gog  ftafreZv  avxbv  die  Worte:  xov 
xvqLov  el&ovxog  öh  übersprungen.    Der  Nachtrag  des 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125.  |;; 

Korrektors    entspricht    dem    lateinischen    Text    (H.  I  64): 

conservasse    usque    ad  adventum    salvatoris.     cum  ve- 

nisset  autem  salvator  etc. 

II  175,  6   geben  V  f.  117  r   und  M  f.  130*:  xal   rag   övCv- 

yiag  .  .  .  rbv    IlavXov    UQTf/Avai    (paözovöiv    sjii    elxog 

(hjiiEixwg  M)    ÖEi^avra.     Der   Korrektor   verbessert    im 

slxbg    zu    sjtl    hvbg.     Vgl.  H.  1  75:    et   coniugationes  .  .  . 

Paulum  dixisse  dicunt  in  uno  ostendentem. 

II  176,  12  lesen  V  f.  117 v  und  M  f.  131 r:    ojtmg    öia    xov 

tvog  ovofiatog  örjXmö?]  xr\v  rrjg  öv^vyiag  ov o fiaöiav.  Der 

Korrektor  ändert  övofiaölav  zu  xoivooviav.  Vgl.  H.  178: 

ut  per  unum  nomen  manifestet  syzygiae  communionem. 

Um  dem  Einwand  zu  begegnen,  daß  der  Korrektor  vielleicht 

auf  Irenäus  selbst  zurückgegangen  sei,  hebe  ich  aus  dem  übrigen 

Stoff  noch  zwei  unmittelbar  überzeugende  Beispiele  hervor: 

II  131,  5  fügt  der  Korrektor  zu  dem  in  V  f.  86r  und  M  f.  107* 
gleichlautenden    Satz:    In    öh    ors    xr\v    n'iav    vijöruav 
vrjöxevovöt  xov  sxovg  noch  die  Näherbestimmung  hinzu: 
xr\v    Xsyofitvrjv   fisyah]v  xal  aXXr\v  r\v  Xayovöt  [iixoav. 
Daß   dieser  Nachtrag   echt  ist,  unterliegt  keinem  Zweifel. 
Ihn    als    freie  Erfindung  zu  betrachten,    ist   schon   durch 
die  in  ihm  sich  offenbarende  genaue  Kenntnis  des  Juden- 
tums   ausgeschlossen.    —  Dasselbe    gilt    von    der    andern 
schon  einmal  erwähnten  Stelle 
II  131,  22,  wo  der  Korrektor  die  in  V  f.  S6V  und  M  f.  107* 
fehlende  Erklärung    des  Namens  Noahs:    vwe   yao    ava- 
jtavötg  LQfitjvevsTcu  hinzufügt. 
Das  Rätsel,  das  diese  Nachträge  aufgeben,  kann  man  nicht 
durch  die  Annahme  lösen,  daß  der  Korrektor  eine  vollständigere 
Form  von  M,  als  die  uns  erhaltene,  zur  Verfügung  gehabt  hätte. 
So    wahrscheinlich    das    an    und   für   sich  ist,    so  wenig  hilft  es 
etwas  für  die  jetzt  zur  Frage  stehenden  Fälle.    Denn  die  Fehler 
und  Auslassungen,  in  denen  (das  ursprüngliche)  V  und  M  über- 
einstimmen, müssen  sich  schon  in  dem  gemeinsamen  Archetypus 
VM'  gefunden    haben.     Dann    kann   aber   auch  dei  tf-codei   des 
Korrektors    an    diesen  Stellen    nicht    reicher   gewesen    sein,    als 
unser  M.   Auch  die  Vermutung  befreit  nicht  aus  der  Klemme,  »Iah 
die   dem  Korrektor  eigentümlichen  Ergänzungen  im  Archetypus 
VM   etwa    am  Hand    standen,    wo    sie    leicht   übersehen    werden 


44  K.  Holl,  Epiphanius. 

konnten.  Denn  auch  in  diesem  Fall  müßte  man  den  Zufall  setzen, 
daß  die  Schreiber  von  V  und  M  unabhängig  von  einander  in  einer 
Menge  von  Unachtsamkeiten  zusammengetroffen  wären,  während 
allein   der  Zeuge  des  Korrektors  pünktlich  gearbeitet  hätte. 

Man  mag  die  Sache  drehen  und  wenden  wie  man  will,  es 
bleibt  kein  anderer  Ausweg  als  der,  daß  der  Korrektor  neben 
seinem  M-codex  noch  ein  weiteres  Exemplar  benutzte.  Von 
einer  ganz  anderen  Seite  her  werden  wir  also  auf  denselben 
Schluß  geführt,  der  oben  (S.  25)  anläßlich  der  Abstufung  der 
Verbesserungen  als  eine  Möglichkeit  ins  Auge  gefaßt  wurde. 
Beides  stützt  sich  gegenseitig  und  liefert  zusammen  das  Ergebnis, 
daß  auch  der  zweite  codex  dem  Korrektor  in  bearbeiteter  Form 
vorlag.  Jedoch  braucht  man  sich  die  Sache  nicht  notwendig  so 
vorzustellen,  daß  der  Korrektor  wirklich  zwei  Handschriften 
neben  V  auf  seinem  Tisch  hatte.  Denkbar  ist  auch,  daß  in 
seinem  M-codex  die  Vergleichung  mit  der  andern  Handschrift 
bereits  eingetragen  war. 

Zu  einer  sicheren  Erfassung  der  Eigenart  des  zweiten  codex 
mangeln  die  nötigen  Handhaben.  Wollte  man  etwa  darauf  Ge- 
wicht legen,  daß  für  ihn  nicht  ebenso  wie  für  den  M-codex 
Fehler  nachgewiesen  werden  können,  die  der  Korrektor  mit 
seiner  Hilfe  in  V  hineinverbesserte,  so  ließe  sich  dem  sofort  die 
Tatsache  entgegensetzen,  daß  das  Zeugnis  der  zweiten  Hand- 
schrift den  Korrektor  auch  nicht  gehindert  hat,  jene  Fehler  auf 
V  zu  übertragen.  Soll  man  dann  daraufhin  noch  behaupten,  daß 
auch  der  zweite  codex  sie  geteilt  habe?  —  Nur  einmal  wird  ein 
bestimmter  Zug  erkennbar.  An  der  schon  mehrfach  verwerteten 
Stelle  II 180, 13—15  (=  V  f.  120  ^  Mf.  133r  =  Irenäus-Harvey  1 87) 
hat  auch  der  Korrektor  nur  die  erste  Hälfte  des  in  VM  Aus- 
gefallenen zu  ergänzen  vermocht.  Der  Eest,  der  Satz:  {ßjtiyvco- 
Gazai)  {ihr  xa  eJtrj,  rrjv.  6s  vjio&eöiv  ovx  sjiiyvcoGSTcu  muß 
demnach  auch  in  seinem  zweiten  Exemplar  gefehlt  haben.  Mit 
andern  Worten,  der  codex  hat  hier  dieselbe  durch  Gleichendung 
entstandene  Lücke  wie  VM.  Daraus  folgt,  daß  auch  die  zweite 
Handschrift  mit  VM  unter  einem,  vor  VM  liegenden  Archetypus 
zusammengehört.  Ganz  ins  Freie,  auf  den  Boden  einer  von  VM 
völlig  unabhängigen  Epiphaniusüberlieferung  gelangt  man  also 
auch  durch  diese  Handschrift  nicht.  Mit  dieser  Feststellung  muß 
man  sich  begnügen. 


1,3:  Der  Codex  Marcianus  125. 


45 


Der  Eahmen,   der   am  Schluß  der  Untersuchung  von  V  ge- 
zeichnet wurde,  läßt  sich  nunmehr  folgendermaßen  ausfüllen. 


Epiphanius 


Verfälschung  und 
Verschlechterung  des  Textes 


erste  attizistische 
Bearbeitung 


attizistische  Bearbeitung 


attizistische 
Bearbeitung 


M-Exeinplar 
des  Korrektors 


Bearbeitung 


Abschrift 


Vcorr 


M 


G 


46  K.  Holl,  Epiphanius. 


4.  Der  Urbinas  1718  und  der  Vindobonensis  suppl.  gr.  91. 

Die  Pergamentcodices  Urbinas  17  und  18  sind  nur  zwei 
Teile  einer  und  derselben  Handschrift.  Material,  Maße,  Aus- 
stattung, Schreiberhand  stimmen  in  beiden  genau  überein.  Selbst 
die  Quaternionenzählung  ist  fortlaufend  vom  ersten  in  den  zweiten 
codex  weitergeführt.  Sie  können  darum  von  vornherein  zu- 
sammen betrachtet  werden. 

Stornajolo  (codices  Urbinates  graeci.  Kom  1895  p.  26)  hat 
den  Doppelcodex  ins  10.  Jahrhundert  gesetzt.  Das  ist  viel  zu 
früh.  Er  stammt  höchstens  aus  dem  12.,  wahrscheinlicher  erst 
aus  dem  13.  Jahrhundert. 

Der  Urbinas  17  (=  U)  besteht  aus  358  Blättern  (Grröße 
29,7x18,6;  Schreibraum  22x13,2)  =47  Lagen.  Die  Nummern 
der  Lagen  finden  sich  auf  dem  ersten  Blatt  rechts  unten;  sie 
sind  überall,  von  a  bis  //£  erhalten.  Ihnen  zur  Seite,  nach  der 
Ecke  zu,  ist  später  noch  eine  Zählung  mit  arabischen  Ziffern 
durchgeführt  worden;  von  ihr  sind  jedoch  nur  noch  wenige 
Spuren  (z.  B.  f.  29 lr  unten)  übrig  geblieben. 

Von  den  47  Lagen  sind  40  Quaternionen ;  3  (ly  =  f .  90 — 95, 
Tc,  =  f .  113—118,  JTC,  =  f .  353 — 358)  Ternionen;  4  sind  ganz  un- 
regelmäßig gebildet:  Fe  =  f.  104 — 112  enthält  9  Blätter,  le  = 
f.  263—267  5,  h]  =  f .  284—290  und  (Tö  =  f.  331—337  je  7. 

Darnach  müßten  im  ganzen  366  Blätter  herauskommen. 
Aber  an  mehreren  Stellen  sind  Verluste  eingetreten.  Von  Qua- 
ternio  ä  ist  nur  das  erste  und  das  achte  Blatt  erhalten;  in  g 
fehlt  hinter  f.  40  das  siebente  und  in  jlg  hinter  f.  349  das  fünfte 
Blatt  der  Lage.  Der  letztere  Ausfall  ist  sehr  alt.  Denn  f.  349 v 
unten  schreibt  eine  nicht  viel  spätere  Hand  an  den  Rand:  leljtsi 
(pvXXov  a. 

Der  Urbinas  18  Hü1)  enthält  168  Blätter  =22  Lagen. 
Die  Lagenbezeichnung  geht  von  Jvr\  zu  g#  fort.  Die  Zählung 
mit  arabischen  Ziffern  dagegen  hat  hier  von  vorne  angefangen: 
f.  17 r  unten  steht  neben  v  eine  3. 

Von  den  22  Lagen  sind  19  Quaternionen;  die  7.  (f.  49 — 55) 
besteht  nur  aus  7,  die  13.  (f.  96 — 100)  nur  aus  5  Blättern;  die 
letzte  (f.  163—168)  ist  ein  Ternio. 

Jedoch    sind    auch    hier    einzelne    Blätter    ausgefallen.      Im 


1,4:  Der  Codex  Urbinas  17/18.  47 

19.  Quaternio  fehlt  hinter  f.  145  ein  Blatt,  das  sechste,  ebenso 
im  21.  hinter  f.  1G1  das  siebente  der  Lage. 

Die  Handschrift  muß  sich  früher  einmal  in  großer  Ver- 
wirrung befunden  haben.  Mehrfach  steht  am  Schluß  oder  am 
Anfang  einer  Lage  ein  Vermerk,  der  darauf  Bezug  nimmt,  z.  B. 
f.  63 v  unten:  tfoxu  xb  XLjiov  tfiJtgoö&av  fiara  (pvlXmv  C,  und 
f.  64 r  oben:  xovxo  ccjio  xmv  [i£X%iöEÖ£xi,ava)v.  In  den  meisten 
Fällen  ist  heute  die  richtige  Ordnung  hergestellt.  Nur  ein 
Quaternio,  der  18.  (f.  133 — 140)  ist  immer  noch  falsch  ein- 
gereiht.    Er  gehört  eigentlich  hinter  den  15.,  nach  f.  116v. 

Trotz  ihrer  engen  Zusammengehörigkeit  sind  die  beiden 
Handschriften  niemals  in  einem  Band  vereinigt  gewesen.  Die 
Bräunung  der  letzten  Seite  des  Urbinas  17  zeigt  deutlich,  daß 
hier  der  codex  von  jeher  endigte. 

Die  Schrift  ist  die  noch  etwas  steife  Minuskel  des  12/13.  Jahr- 
hunderts. Rubriziert  sind  die  Überschriften  und  die  Initialen. 
Das  bewegliche  v  ist  nach  der  Schulregel  gesetzt.  Zuweilen 
steht  das  Hyphen.  Das  beigeschriebene  i  (das  untergeschriebene 
fehlt)  ist  noch  gelegentlich,  aber  zuweilen  auch  falsch  ver- 
wendet: avou,  ßQaövvwi,  öoxmt.  Vereinzelt  findet  sich  v  statt  ß: 
svaöiÄevov. 

Über  ihre  Herkunft  erfährt  man  aus  beiden  Handschriften 
nichts.  Im  Urbinas  17  ist  f.  lr  unten  der  bekannte  Krebs,  je- 
doch in  verderbter  Form  eingeschrieben:  vhrai  xa  avo^^axa 
firj  [lovov  oipiv,  auf  der  ersten  Seite  des  zweiten  Quaternio  oben 
stand   einmal   der  Name   eines   früheren  Besitzers:   /       /  ßißloc, 

rjöe  HIHIHI  ///////:  c^  {ü:  cvd.     Sonst  ist  nur  noch   das  Wappen   des 
Herzogs  von  Urbino  (mit  dem  Reichsadler  und  dem  päpstlichen 

Schlüssel)  in  ihnen  angebracht. 

Den  Inhalt  des  Urbinas  17  bildet  das  erste  Bach  des  Panarion 
(bis  Schluß  der  haer.  46).  Bemerkenswert  ist,  daß  liier  —  im 
Unterschied  von  G  und  M  —  zu  Anfang  ein  Gesamttitel  steht: 
ßtßXiov  ä  xmv  jtavaQicov  xov  ctyiov  kxupavlov  vo/ioq  XQ&roq. 
Dann  erst  kommt  die  Überschrift,  mit  der  die  älteren  Codices 
sofort  einsetzen:  ejciöxoh)  yQcupeioa  xxt.  Der  Text  endigt  f.  :{.">> v 
in  der  Mitte  der  Seite:  die  beiden  letzten  Linien  sind  zugespitzt. 
—  Der  Urbinas  L8  fahrt  fort  mit  dem  ersten  Tomoa  des  zweiten 
Buchs  (h.  17 — 04).     Die  Schlußworte  der    haer.  64    sind  wieder 


48  K.  Holl,  Epiphanius. 

zugespitzt;  rechts  und  links  zur  Seite  der  drei  letzten  Zeilen 
steht  die  Unterschrift  des  Kapitels:  xara  wgiyivovg  rov  aöa- 
[lavriov.  Dann  folgt  die  Unterschrift  des  Ganzen:  rsXog  övv 
&ew  tov  oXov  jiqcotov  ßißXlov  xmv  xavagumv  slg  rgelg  ßlßXovg 
öicuQovfievov  ev  co  jitQi&ypvxai  algiöstg  kv  xe<paXaioig  (die 
Zahlen  fehlen). 

Der  Urbinas  17  reicht  also  genau  soweit,  wie  der  Vat.  503 ; 
der  Urbinas  18  bis  dahin,  wo  der  Marc.  1*25  endigt. 

Im  Text  der  beiden  Handschriften  sind  zuweilen  von  erster 
Hand  kleine  Verbesserungen  über  verderbten  Lesarten  oder  an 

den  Rand  geschrieben  z.  B.  U1  f.  53 r  =  II  505,  9  vjtagysi;  U1 
f..71v  =  II  536,  22  rjjrjöovTat,  dazu  am  Rand  öoivro;  U1  f.  131v 
=  II  640,  15  ßiat,eö&ai,  dazu  am  Rand  ^erai.  —  Einige  Male 
ist  eine  derartige  Glosse  auch  schon  in  den  Text  hineingeraten 
z.  B.  U  f.  53 v  =  II  4,  12  Tcal  slval  cprjöt  tovto  ayiov  jivev[ia\ 
ovofia;  U  f.  177 v  =  II  161,  11  ymglöavra  d' avzrjg  ycoglöavza 
6  av  xa  avrrjg. 

Gleichfalls  noch  von  erster  Hand  geschrieben  sind  die 
kurzen  Hinweise  am  Rand,  die  auch  in  diesem  codex  auf  be- 
sonders merkwürdige  Stellen  aufmerksam  machen:  U  f.  3V  = 
I  273,  17  (rot)  ort  öia  ygco^arcov  r\  agyi]  xr\g  uöoiXoXaxgiag 
ev  zm  tXXfjviöfcco;  U1  f.  143 v  =  II  645,  31  (schwarz)  jregl 
aßoaafi  und  darunter  jtegl  rov  Icoß. 

Endlich  hat  sich  aber  auch  in  unserer  Handschrift  selbst 
ein  Leser  am  Text  zu  schaffen  gemacht,  ohne  freilich  tiefer  ein- 
zugreifen. Er  ändert  z.  B.  U  f.  105 v  =  II  68,  24  2jzavLav  zu 
Iöjraviav;  er  radiert  U  f.  115v  —  II  81,  29  yag  hinter  tmg  aus; 
er  verwandelt  U  f.  118v  =  II  85,  22  aXXa  ovöe  in  aXXoi  öh; 
er  flickt  U  f.  164 r  =  II  144,  1  ein  ijrig  vor  r\vco&r\  hinein  usw. 

Der  Text,  den  U  und-U1  darbieten,  macht  anfänglich  keinen 
üblen  Eindruck.  Er  ist  zwar  durch  eine  Menge  von  Aus- 
lassungen und  absichtlichen  Kürzungen  entstellt;  letzteres  gilt 
namentlich  von  dem  Kapitel  gegen  die  Aloger  und  dem  gegen 
Origenes.  Aber  andererseits  überrascht  U  nicht  selten  an  solchen 
Stellen,  wo  die  Lesart  der  älteren  Handschriften  offenbar  ver- 
derbt ist,  durch  eine  glattere,  ansprechendere  Form,  so  daß  man 
geneigt  sein  könnte,  auf  eine  selbständige,  bessere  Überlieferung 
zu  schließen. 


1,4:  Der  Codex  Urbinas  17/18.  49 

Indes  dieses  günstige  Urteil  hält  nicht  lange  vor.  Man  ge- 
wahrt sehr  bald,  daß  U  und  U1  auf  derselben  Grundlage  stehen, 
wie  die  bisher  besprochenen  Handschriften. 

Es  kehren  in  ihnen  zunächst  alle  diejenigen  Fehler,  doppelten 
Lesarten,  Verschlimmbesserungen  wieder,  die  V  und  M  miteinander 
gemeinsam  haben.  Um  langatmige  Wiederholungen  zu  vermeiden, 
seien  nur  ein  paar  kürzere  Stellen  aus  dem  bereits  behandelten 
Stoff  noch  einmal  vorgeführt: 

II  143,  23  hat  U  (f.  163  v)  ebenso  wie  VM    oXoyevrjg   statt 

(lovoysvTjg. 
II  225,  4  hat  auch  U  (f.  224 r)  &eavör]Goi  statt  d-eXm  ör\  ooi. 
II  247,  24  U  (f.  240 r)  ebenso  [iwoecog  statt  yvwoeoig. 
II  370,  20  liest  auch  U  f.   33 lv    rrjg    dvrl    dyvmörco    Ini- 

yeyQafifiivrjq  reo  d-ew  dyvcoöxcog. 
II  381,  20  steht  auch  in  U  f.  335*  öia    yan    ro    sv   avzoj 

rag  i-jtayysX&üöag  vjtoox&ösiq  elvai  yiveo&cu. 
Aber  noch  mehr.     Es  zeigt    sich,    daß   U  überall    den  vom 
»Korrektor«  —  die    späteren  Verbesserungen   in    V    sind    nicht 
mehr  berücksichtigt   —  hergestellten   Text    des    Vaticanus    vor- 
aussetzt. 

II  39,  20  f.  liest  man  in  U  f.  81 v  ov%  curat-  ovöh  ölq  aXXa 
jtoXXaxig  xal  jiqojtov  xal  öevregov  xal  tqixov.  Der 
Korrektor  hatte  hier  zu  —  will  sagen  an  Stelle  von  — 
xal  jiqojtov  xal  öbvteqov  xal  tqltov  an  den  Rand  ge- 
schrieben: rf  ov%  djza§  ovöh  ölg  aXXa  JtoXXaxtg.  U  hat 
unüberlegt  beides  vereinigt. 

II  40,  2Lf.  hat  U  f.  82 v  ovx  svayyeXwv  zovzo,  aXXa  jzbv- 
&ovg  TsXslcootg.  jtev&ovg  rsXsiojoig  ist  eine  vermeintliche 

Besserung  des  Korrektors  anstatt  jitv&og  r?jg  zeXsiojoscog. 

II  42,  13 f.  gibt  U  f .  84 r  oftojg  Ijih  ovöh  JiaoeX&uv  övv?']- 
öofiai,  oXa  dvayxcCofiai  Igeixelv.  In  V  hatte  der  Satz 
ursprünglich  gelautet:  öfiojg  ovöh  jraoeX&iir  övv/jooi/ci. 
aXXa  dvayxdCofuu  ezeijttZv.    Der  Korrektor  glaubte  ihm 

•  aufhelfen  zu  müssen,  indem  ei  Lzel  hinzusetzte  und  aXXa 
in  oXa  veränderte. 

II  Ml.  131'.  hat  ü  \\  s7  v  cog  öovoifl&voq  xaXa/toq  VXO  txdo- 
rrjg  dvd-ooojicov  vxoxQlo€a>q  xa)  ixaztfq.  Dabei  ist  wieder 
der  Korrektor  benützt,  der  zu  einem  im  Text  stehenden 

Texte  u.  Untersuchungen  etc.  36,  2.  4 


50  K.  Holl,  Epiphanius. 

e^ovöiag    an    den  Eand    geschrieben  hatte  ff  vutoxQlöewg 
xal  auidxrjg. 
II  54,  13  f.  liest  U  f .  94 r  sog  av  xd  löia  xixva  övvrjfrrj  dva- 
Xaßüv  xal  aveXxvöai  dg  tavxr^v .  dvaXxvöat  wollte  der 
Korrektor  anstatt  dvaöxQeipai. 
II  71,  30 f.  hat  U  f.  108'   die   Form    tut     oXe&gco   xovxojv 
xal  xmv  xoiovxwv  ßadwvfis&a.     So    hat    der  Korrektor 
den  Text    gestaltet    an    Stelle   von    hui    oXi&Qco    xovzcov 
i]xuv  eavxovg  öid  xrjv  sjzayyeXiav  dvayxdöcoftsv. 
II  90,  17 f.  gibt  U  f.  122 r  Xgioxtapwv  ßovX.sxac  e%uv  tfjv 
uigoörjyoglav.    Ursprünglich  lautete  der  Satz:   Xgiöxiavwv 
ßovXexac    e%£iv    xo    sjtwvvfiov    fiovov.      Der   Korrektor 
schrieb    für    xb    ajzwvvfiov    an    den   Eand    xr\v    uigoö?/- 
yogiav.     U  nahm  das  auf,  übersah  aber,  daß  (iovov  hätte 
stehen  bleiben  sollen. 
II  115,  3  =  f .  142  r  hat  U    die    schulmeisterliche  Verbesse- 
rung des  Korrektors  <p?]ölv  6  xvgiog  anstatt  des  ursprüng- 
lichen zov  ös  xvgiov  uiaXiv  Xtyovxog  in  seinem  Text. 
II  171,  16  (Irenäusstück)   steht   auch   bei  U  f.  185 r  in  dem 
Satz:     e^autaxcoöc     utoXXovg     xrj     xcov     e(pag{io£o[J£va>v 
xvgiaxwv  Xoylcov  xaxoövv&exoj   öo<pia    die    falsche    Les- 
art des  Korrektors  öo(pia  statt  (pavxaöla. 
Das    Ergebnis,    das    aus    dieser   Liste    herausspringt,    nötigt 
sofort  zu  einer  weiteren  Feststellung.    Man  erinnert  sich  daran, 
daß  auch  G   von   dem  korrigierten  V  abstammt.     U  hat  jedoch 
seinen  Text  nicht    erst   auf  dem  Umweg   über  G  bezogen.     Das 
zeigt    am    besten    ihr    beiderseitiges    Verhalten    gegenüber    den 
Randbemerkungen  des  Korrektors.    So  gut  wie  G  hat  auch  U  in 
einzelnen  Fällen    das    zur  Seite    des   Textes   Geschriebene    über- 
sehen.    Niemals  treffen    aber  beide   in  ihren  Versäumnissen  zu- 
sammen.   Schon  die   eben  vorgelegte  Stellenreihe  würde    hiefür 
Beispiele   liefern.     Aber    es    ist    vielleicht    willkommener,    wenn 
auf  neuen  Stoff  zurückgegriffen  wird. 

II  94,  4  liest  U  f.  125 r  mit  dem  Korrektor  xi]g  xaxa  xmv 
djtoöxoXmv  surtßovXrjg,  während  G  den  ursprünglichen 
Text:  T?jg  xaxa  xwv  ajtoözoXmv  eutrjgeiag  belassen  hat. 
II  103,  11  hat  U  f.  132 v  die  verfeinerte  Form  des  Korrektors: 
ev&a  xig  ovösjtoxe  löxvoev  olxoöofiTJöai  exxXrjolag,  G 
wieder  das  ursprüngliche  uzgoöxrjGaG&aL. 


1,4:  Der  Codex  Urbinas  17/18.  51 

II  174,  14  folgt  U  f.  187  v  dem  Korrektor  in  der  Ver- 
schlechterung: Iv  Jiaöt  rolg  Jtadeöi  öcaxQißeiv;  G  hat 
das  ursprüngliche  und  richtige  öiaTQtßrjv. 

Umgekehrt  hat: 

I  311,  4  U  f.  32 v  die  ursprüngliche  Lesart  rrj  jiaQaüoöu 
jzQoax&ziöri  belassen,  während  G  das  (pfraGaorj  des  Kor- 
rektors eingesetzt  hat. 

II 15,  29  ist  in  U  f.  62  v  der  große  Nachtrag  des  Korrektors :  Jtav 
xb  vjio  xmv  ayyiXoov  jtXaö&hv  avxav&a  avxolg  xaxaXifi- 
jiaveö&ai.    XqcOxov  de  übersehen;  Ghat  ihn  aufgenommen. 

II  19,  5  ist  ebenso  bei  U  f.  65 r  der  Nachtrag  xl  yeyove 
übergangen,  den  G  in  seinem  Text  stehen  hat. 

Im  Anschluß  daran  sei  noch  hervorgehoben,  daß  U  keinen 
der  Fehler  teilt,  die  G  eigentümlich  sind.  Die  große  Auslassung 
z.  B.,  die  dem  Schreiber  von  G  II  70,  19 — 21  begegnet  ist,  findet 
sich  in  U  nicht  wieder. 

G  und  U  gehen  darnach  unabhängig  von  einander  auf  Vcorr 
zurück.  U  steht  aber  dem  gemeinsamen  Archetypus  nicht  auf 
gleicher  Stufe  gegenüber  wie  G.  Während  G  unmittelbar  aus  V 
herstammt,  ist  U  durch  mindestens  zwei  Glieder  von  ihm  ge- 
schieden. 

Wie  schon  berührt,  gibt  U  gerade  an  schwierigen  Stellen 
regelmäßig  einen  eigenartigen  Text.  Auf  Grund  des  eben  Nach- 
gewiesenen ist  sicher,  daß  auch  U  überall  dort  ursprünglich 
anders  las.  Eine  Bearbeitung  hat  also  stattgefunden.  Es  fragt 
sich  aber,  ob  sie  willkürlich  gemacht  wurde  oder  ob  eine  Hand- 
schrift dabei  Dienste  leistete. 

Vorsichtshalber  soll  wieder  von  einem  Beispiel  ausgegangen 
werden,  bei  dem  der  lateinische  Irenäus  zu  Hilfe  kommt. 

II  240,  1  haben  V  G  M  einen  kleinen  Fehler  im  Text.  Sie 
schreiben:  v/ew  &v  uvtcj  xr\v  axo  tfjq  fiiaq  Jt?/yt]V 
övvayav  (=  Harvey  I  170  habere  in  se  eam  quae  >it  ab 
uno  fönte  virtutem).  In  U  f.  234*  stellt  dafür:  lytiv  ev 
avxca  xijv  ajtb  rtjq  uiä^  jrfjy?jv.  Man  sieht,  der  Bearbeiter 
von  l'  hat  den  Anstand  bemerkt,  aber  es  sieh  mit  der 
Verbesserung  etwas  leicht  gemacht.  Er  glättet  die  Worte 
ohne  sich  um  den  Sinn  allzuviel  zu  bekümmern. 
Ganz  ebenso  verfahrt  ei  aber  aueh  in  allen  andern  Fallen. 
1  2s:>.  27  heißt   es  in  YM:    y.ar'   axoXov&lav  de  xov  evoq 

4* 


52  K.  Holl,  Epiphanius. 

vlov  dis^eifii  tt]V  ysvsaZoylav.  Ein  vollkommen  einwand- 
freier Satz,  der  jedoch  dem  Bearbeiter  nicht  gefiel.  Er 
macht  daraus  U  f.  11 r:  xar'  dxolov&iav  6s  rov  Xoyov 
e^Eifii  t?]v  yevzaloyiav  rov  tvbg  vlov.  Das  rov  Xoyov, 
das  hinter  xax  dxoXov&iav  hinzugesetzt  ist,  entspricht 
allerdings  einer  auch  bei  Epiphanius  häufigen  Redensart, 
paßt  aber  gerade  an  dieser  Stelle  nicht.  Denn  das  Objekt, 
das  zu  xar  dxoXov&iav  gehört,  ist  in  rov  kvbg  vlov  ttjv 
yevsaXoyiav  ausgedrückt. 
1  303,  8  haben  V  und  M:  apeXofievoi  ovv  riveg  .  .  .  ro  tv 
ovoy.a  (sc.  den  des  Jechonja;  es  handelt  sich  um  die  Voll- 
zähligkeit der  14  Glieder)  .  .  .  sXXtJtrj  sjtotrjöavro  rrjg 
vjrofreoecog  xaxd  tt]v  ofidöa  rov  dgiftfiov  rcöv  öexareo- 
odgcov  ovofidrcop  t^v  vjtoöyeöiv.  Wiederum  ganz  tadel- 
los. Aber  TT  f.  26  v  verpfuscht  das  zu:  eXXuihg  ejroirjöav 
rb  rrjg  vjco&töewg  xal  xara  r?]v  ofidöa  rov  dgi&fiov 
xcov  dexartöödgcov  ovofidrcov  ttjv  vüiboyjtOtv.  Der  Stüm- 
per hat  also  gar  nicht  geseheD,  daß  das  Hauptwort  zu 
eXXcJtrj  ejtOLTjöavTO  am  Schluß  in  r?]v  vjtoöyeöiv  nach- 
kommt und  hat  es  mit  seiner  Änderung  wirklich  erreicht, 
daß  das  xara  z?]V  Ofidöa  rov  dgi&fiov  jetzt  ganz  verloren 
dasteht. 

I  304,  2  hat  U  f.  27 r  einen  Text,  den  man  überhaupt  erst 
begreift,  wenn  man  VM  danebenhält.  U  schreibt:  fiexa 
ovvi-öeoig  avrcD  djtexaXvjrrov  r?]g  evXoyov  yvojfirjg  ra 
xafretiTJg  <prj6aö&ai'  firj  övvao&at  ydg  ld*vog  axeios 
xa&eCeö&cu  xre.  Was  soll  das  ungefüge  (prjöaöfrac?  Die 
Form  ist  sinnlos.  Denn  der  Betreifende  soll  nicht  selbst 
etwas  sagen,  sondern  es  wird  ihm  etwas  gesagt.  Und  doch 
handelt  es  sich  nicht  um  eine  zufällige  Verderbnis;  wie 
das  nachfolgende  ydg  zeigt,  ist  der  Satz  absichtlich  so 
gestaltet  worden.  Hier  müßte  man  verbessern,  wenn  nicht 
in  VM  das  Richtige  schon  vorläge:  fiezd  övviöemg  avxoj 
ajtexaXvjtrov  rrjg  evXoyov  yrcofirjg  rd  xa&e^ijg,  (prjöavxsg 
kU7]  övvaödai  tdvog  Ixel  xa&tCso&ai. 

II  103,  26  war  in  V  der  Text  verdorben.  M  hat  noch  die 
unversehrte  Form:  rergay?]  zovg  Toi%ovg  ötd  tstqcuioöcov 
XIOodv  svgsv  .  .  .  dvsyrjytQii'cVovg.  Bei  V  ist  das  entstellt 
zu:  TSTQajtrjTovg  Xi&ovg  6id  TsrgaJttöcov  Xi&cov  evgev  .  .  . 


1,4:  Der  Codex  ürbinas  17/18.  53 

äveyr/yeofievovq.  U  hilft  sich  wieder  höchst  einfach  (f.  133*): 
evQs  öia  T£TQa3ii\x<K>v  Xldojv  rezQa.ntöcov  .  .  .  aveyrr 
yeofievov. 
II  124,  10  schaltet  Uf.  149v  in  dem  Satz:  ei  öh  ßovXovrai 
ovtol  Xeyeiv,  Jtcoq  ovv  XoiGToq  negier  firjOr],  r/6?]  fiev 
ovv,  cb  jtejtXavrj(itvoL,  eöel^afiev  vfilv,  öi  rjv  alxlav  jzegi- 
STfirjfrt]  hinter  dem  ersten  negier \i7] fr?]  ein  ganz  über- 
flüssiges dxovöovzai  ort  ein.  Der  Einschub  ist  nicht  nur 
entbehrlich,  er  zerstört  die  ganze  Kraft  der  Stelle. 
II  127,  67  hatte  Epiphanius  nach  VM  zu  Beginn  der  Wider- 
legung der  Ebioniten  geschrieben  (ich  lasse  die  kleinen  Ab- 
weichungen der  beiden  Handschriften  unter  einander  bei 
Seite):  ejttXeiipei  öe  uoi  6  xatgoq  ötrjyovfievco  elq  Jtagaöra- 
ötv  äXt]freiaq  xcu  elq  eXey%ov  zrjq  (laxaiocpgoovvrjq^Eßicovoq 
xal  xov  avxov  Jtagajtejroirjfievov  (jaxcuocpgoövvrjq  ötöao- 
xaXeiov'  Jtcoq  yag  ovx  av  öacpeq  elf]  rj  jto&ev  ovöel^oifi  av 
{rj  Jio&ev  —  w<M;  in  V  vom  Korrektor  nachgetragen); 
löov,  (prjalv,  rj  Jiagdevoq  ev  yaöxgl  e$ei  xxe.  —  U  f .  151 v 
hat  nun  den  Satz  jtcoq  yag  ovx  av  öacpeq  elrj  —  der 
Nachtrag  des  Korrektors  ist  in  U  nicht  beachtet  —  wieder 
unvollständig  befunden  und  daher  noch  hinzugesetzt:  ort 
ov  Jtaxrjg  rjv  'icoörjcp,  aXX  ev  xd^ec  jtaxgbq  evofilCero. 
Man  sieht  es  dieser  Texterweiterung  schon  an  ihrer  Form 
an,  daß  sie  unecht  ist.  Neben  jtaxrjg  ist  ein  Genitiv  un- 
entbehrlich. Aber  auch  der  Inhalt  des  Satzes  entspricht 
dem  Zusammenhang  nicht  genau.  Denn  Epiphanius  will 
gegen  Ebion  nicht  bloß  die  Jungfraugeburt  verteidigen. 
Wenn  man  überhaupt  etwas  ergänzen  will  —  notwendig 
ist  es  bei  der  Art  des  Epiphanias  nicht  — ,  so  müßte 
man  ein  allgemeines  Objekt,  etwa  xb  aXf/O-eq  einschieben. 
Nirgends  stößt  man  bei  den  eigentümlichen  Lesarten  7on 
U  auf  die  Spur  einer  besseren  Überlieferung.  Sie  beruhen  durch- 
weg nur  auf  Vermutung  und  nicht  einmal  auf  glücklicher  Ver- 
mutung. Die  ganze  Bearbeitung  ist  ein  Verputz,  der  bloß  ver- 
dient, wieder  heruntergeschlagen  zu  werden. 

Erst  auf  diesen  Textverderber  ist  dann  wohl  derjenige  L 
gefolgt,  von  dem  die  kleinen,  oben  (S.  lS)  verzeichneten  Berich- 
tigungen —  z.  T.   sind   es  jedoch   auch    Verschlechterungen  — 
herrühren.     Denn    man    kann    die   doppelten  Lesarten  nicht  gut 


54  K.  Holl,  Epiphanius. 

als  einen  Best  jener  durchgreifenden  Bearbeitung  auffassen,  den 
der  Abschreiber  einzusetzen  sich  nicht  ganz  getraut  hätte.  Sie 
stellen  einen  neuen,  selbständigen  Besserungsversuch  dar. 

Nicht  ausmachen  läßt  sich,  in  welchem  Augenblick  der  Text- 
entwicklung das  Alogerkapitel  und  das  gegen  Origenes  zusammen- 
geschnitten wurde  (vgl.  S.  48).  Beide  sind  in  U  so  verkürzt, 
wie  man  sie  bis  zur  Entdeckung  des  Marcianus  in  allen  Aus- 
gaben las.  Zweifellos  ist  nur,  daß  hierbei  nicht  irgend  welche 
tiefere  Absicht  maßgebend  war,  sondern  lediglich  der  Überdruß 
der  Schreibers  an  den  weitschweifigen,  endlos  sich  wiederholenden 
Auseinandersetzungen  des  Epiphanius. 

Nach  alledem  ist  U  neben  V  noch  weit  minderwertiger  als  Gr. 
Doch  ist  daran  zu  erinnern,  daß  U  weiter  reicht  als  V  und  Gr. 
Im  ersten  Tomos  des  zweiten  Buchs  ist  U  d.  h.  genauer  U x  für 
uns  der  einzige  Vertreter  des  V-Textes. 


Mit  U  ist  der  Vindobonensis  suppl.  gr.  91  (=  W)  zu- 
sammenzunehmen, ein  codex,  den  Dindorf  und  Ohler  —  sie 
geben  ihm  noch  die  alte  Nummer  Vindob.  127  —  wohl  gekannt, 
aber  nicht  zu  würdigen  verstanden  haben. 

Bombyzin,  s.  XIV,  310  Blätter;  Größe  19,2x13,  Schreib- 
raum 15,2x11,1.  Mehrere  (zwei;  drei?)  Hände;  die  erste  flüssig 
und  zierlich,  die  andere  eckiger  und  breiter. 

Die  Handschrift  ist  eine  Sammlung  von  größeren  und 
kleineren  Auszügen  aus  den  verschiedensten  Schriftstellern  oder 
vielleicht  richtiger  eine  Vereinigung  von  mehreren  Sammlungen. 
Denn  möglicherweise  hat  erst  der  Buchbinder  das  von  den 
einzelnen  Händen  Geschriebene  zu  einer  Art  von  Ganzem  zu- 
sammengefügt. 

Der  uns  näher  angehende  Teil  des  codex  umfaßt  die  Blätter 
65 — 163.  Er  ist  durchweg  von  einer,  von  der  ersten  Hand 
geschrieben.  Als  ein  Ganzes  für  sich  hebt  sich  dieser  Abschnitt 
schon  dadurch  heraus,  daß  ihm  ein  eigenes  (jetzt  beseitigtes) 
Schutzblatt  voranging  und  daß  in  ihm,  was  sonst  kaum  vor- 
kommt, eine  Quaternionenzählung  durchgeführt  ist. 

Die  99  Blätter  sind  in  14  Lagen  geschichtet.  Sie  müssen 
einzeln  beschrieben  werden:  1)  f.  65 — 71;  f.  71 v  links  unten 
steht  ä.   2)  f.  72—79;  f.  72  rechts  unten  und  f.  79 v  links  unten  B. 


1,4:  Der  Codex  Vindobonensis  suppl.  gr.  91.  .")ö 

3)  f.  80—87;    f.  80*   rechts    unten    und    f.  S7V    links    unten  T. 

4)  f.  88—91;  f.  88r  rechts  unten  6.  5)  f.  92—95;  f.  95 v  links 
unten  ä;  die  Zählung  fängt  also  hier  wieder  von  vorne 
an.  6)  f.  96— 99;  f.  96r  rechts  unten  ß.  7)  f.  100—107;  der 
Beginn  der  Lage  ist  gekennzeichnet  durch  ein  kleines  Kreuz  in 
der  Mitte  des  oberen  Rands  und  durch  das  in  die  rechte  obere 
Ecke  geschriebene  ex  rov  öevxeQov  ropov.  8)  f.  108 — 115;  der 
Beginn  der  Lage  ebenso  gekennzeichnet  wie  bei  Nr.  7.  9)  f.  116 — 
I2:i;  f.  116r  oben  in  der  Ecke  ex  rov  öevregov  rofiov,  daneben 
aber  hier  und  wieder  f.  123 v  links  unten  e.  10)  f.  124 — 131; 
f.  124r  rechts  oben  wiederum  e.  11)  f.  132—137.  12)  f.  138— 
146.  13)  f.  147—154;  f.  147  *  rechts  oben  und  f.  154 v  links 
unten  <;.  14)  f.  155 — 163;  f.  155r  rechts  oben  C,  f.  163 v  oben, 
in  der  Mitte  der  sonst  leeren  Seite  reXog. 

Dazu  verhält  sich  der  Inhalt  folgendermaßen: 
f.  65 r  steht  oben  schwarz  die  Überschrift:  (ßißX)iov  jiqcotov 
tcqv  jtavaQtmv  rov  ayiov  ejucpavlov.  Darunter  folgt:  eJtiöToXt] 
ovy/Qacpelöa  ev  reo  evevr]xoOT&  öevregco  ezet  xrt.  Am  Rand 
findet  sich  schwarz  rofioq  a.  Der  Text  des  Panarion  geht  dann 
ununterbrochen  fort  bis  zum  Schluß  von  f.  91v.  Die  letzte  Seite 
ist  noch  ganz  ausgefüllt;  sie  endigt  bei  den  Worten:  fjiilv  Jiaoiv 
äxogeöTov  jtleove^iav  (=  I  305,  5)  mitten  im  Satz.  Doch 
beachte  man,  daß  die  letzte  Linie,  auf  der  die  angeführten  Worte 
stehen,  eingerückt  ist.  Man  sieht  daraus,  daß  der  hier  zu  ver- 
zeichnende Verlust  nicht  erst  in  unserem  codex,  sondern  schon 
in  der  Vorlage  entstanden  ist.  Das  bestätigt  unser  Schreiber 
noch  ausdrücklich,  indem  er  darunter  setzt:  Crjrei  rb  ixiXijxoP. 
Ein  späterer  Leser  hat,  von  seinem  Standpunkt  aus  mit  Recht, 
beigefugt:  XeLJtet:  denn  in  unserer  Handschrift  sucht  man  das 
Fehlende  allerdings  vergeblich. 

f.  92 r,  wo  zugleich  die  Quaternionenzählung  wieder  von 
vorne  beginnt,  liest  man  oben  schwarz  den  Titel:  kvdfjfda 
Xqiötov  xal  evöaQxoc,  JcaQovola  xal  alrjfreia  d.  h.  es  kommt 
jetzt  das  letzte  Stück  des  erstes  Tomos  des  Panarion  vmi 
1  :v.V.\,  6  an).  Es  ist  vollständig  aufgenommen  (einschließlich  des 
Nazöräerabsatzes).  —  Etwas  unter  der  Mitte  von  f.  96r  ist  di  s<  c 
Teil  zu  Faule.  Unmittelbar  darauf  folgt  die  neue  Überschrift: 
xal  TCtura  /«o  tveöriv  ev  rq>  öevrs'Qq)  xofUp  rov  rrQcoTov 
ßtßXlov.     Aber    was    nun    geboten    wird  .    i^r    nicht    der    zweite 


56  K.  Holl,  Epiphanius. 

Tomos  des  Panarion,  sondern  der  entsprechende  Abschnitt  der 
Anakephalaiosis  (=  I  241,  28ff.).  Sie  bildet  von  jetzt  an  den 
Faden  bis  zu  ihrem  Schluß.  Zwischendurch  werden  freilich 
immer  große  Stücke  übersprungen,  ohne  daß  jedoch  die  Aus- 
lassungen irgendwie  angedeutet  würden. 

Wieder  vollzieht  sich  dann  der  Übergang  von  einer  Schrift 
zur  andern  mitten  auf  der  Seite.  Auf  f.  105 v  reiht  sich  an  die 
letzten  Worte  der  Anakephalaiosis  (xal  eig  xovg  almvag  xmv 
alc&vcop'  a/irjv)  ohne  weiteres,  sogar  ohne  Überschrift,  der  erste 
Satz  von  de  mensuris  ac  ponderibus  an  (et  xtg  d-eXet  xcov 
ev  rata  d-eiaiq  yQacpalg  xxk).  Der  Text  geht  ohne  Unter- 
brechung fort  bis  f.  123  v  (Schluß  der  mit  e  bezeichneten  Lage). 
Dort  hört  er  unten  auf  der  Seite  mit  den  Worten  auf:  [iiäg 
SQfirjvelag  jzgog  x?]v  exeQav  övve&rjxev  (==  IV  23,  2).  Wieder 
hat  jedoch  der  Schreiber  nur  darum  abgebrochen,  weil  die  Vor- 
lage verstümmelt  war.  Denn  auch  an  dieser  Stelle  weist  er 
durch  ein  links  unten  in  der  Ecke  stehendes  t,r)xei  xb  ejtrjXutov 
den  Leser  ausdrücklich  auf  die  Lücke  hin. 

Das  folgende  Blatt  f.  124 r  (Beginn  einer  neuen,  auch  mit 
i  bezeichneten  Lage)  trägt  oben  unter  einer  roten  Leiste  die  rote 
Überschrift  xaxa  dvxiöixofiagiafiixmp  vr\  ij  xal  orj.  Es  kommt 
also  jetzt  ein  Kapitel  aus  dem  Panarion.  Der  Text  erstreckt 
sich  bis  in  die  nächste  Lage  hinein,  um  dann  f.  136 v  Mitte  bei 
den  Worten  ovxog  eöxlv  aXr]&?]g  dvolymv  (irjtQav  (irjxQog 
(=  III  520,  15)  plötzlich  abzureißen.  Der  Rest  von  f.  136 v  und 
f.  137  ist  freigelassen;  offenbar  zu  dem  Zweck,  das  Fehlende 
aufzunehmen,  wenn  es  vielleicht  noch  irgendwo  zutage  käme. 
Denn  oben  auf  der  Rückseite  von  f.  137  steht  von  der  Hand 
des  Schreibers  xaxa.  avxiöixoftaQiafiixwv.  —  An  der  Spitze  des 
sich  daran  anschließenden  Quaternio  findet  sich  f.  138 r  oben  der 
Titel  xov  ayiov  enifpaviov  xaxa.  [laCaltavatv  £??(!)  ?]  xal  jc:  cv». 
Darunter  nach  einer  roten  Leiste  die  zweite  Überschrift:  xaxa 
fiaöaXiavwv  ovvajtxovxat  ^aQxvgtavol  eg  eXXr^voDv  ovxeg  xal 
evcprjfilxac  xal  oaxaviavol:  cv>,  Das  damit  angezeigte  80.  Kapitel 
des  Panarion  ist  vollständig  wiedergegeben.  Der  Schluß  verläuft 
eigentümlich.  Auf  die  letzten  Worte  des  Textes  folgt  zunächst 
die  Kapitelunterschrift:  (T)eXog  xa  xaxa.  [laöaXtavmv  aiQexixa 
doyftaxa:  cv3.  Dann  sind  2  —  3  Linien  freigelassen.  Hierauf 
kommt  eine  neue  Überschrift:    (o)vpxofiog   aXij&rjq   Xoyog  jieqI 


1,4:  Der  Codex  Vindobonensis  suppl.  gr.  91.  57 

JiiöTEcoq  xa&oXixrjq  xal  djioöToXixtjq  exxXr/öiag.  Es  ist  die 
Überschrift  der  im  Panarion  an  das  Messalianerkapitel  ange- 
reihten Schlnßbetrachtung.  Vom  Inhalt  wird  jedoch  nichts  vor- 
gelegt. 

f.  147  r  (Anfang  des  als  $  gezählten  Quaternio)  knüpft  wieder  — 
jedoch  nicht  unmittelbar  —  an  den  f.  123 v  unterbrochenen  Zu- 
sammenhang an.  Oben  am  Rand  steht:  jtegl  fittQcov  xal 
OTa&fiäjv.     Dann    beginnt    der  Text    mit:    jiegl    to3v  ev    rate 

aig 

fteiaiq  ygacpwv  {alq  von  1.  H.  darüber  gesetzt)  GTa&fivJV  re  xal 
fiexQcov  xal  dgt^fiäjv  dr\Xai6avT8q  (—  JV  25,  23;  man  übersehe 
den  Abstand  von  der  Bruchstelle  auf  f.  123 v  nicht). 

f.  152 v  im  oberen  Drittel  schließt  de  mensuris  ac  ponderibus. 
Der  unserem  Schreiber  vorliegende  Epiphaniuscodex  war  jedoch 
damit  noch  nicht  zu  Ende.  Zunächst  sind,  nur  durch  eine  ein- 
fache Leiste  getrennt,  fünf  umfangreiche  Stellen  aus  Chryso- 
stomus  angehängt.     Es  ist  nötig,  sie  einzeln  aufzuführen: 

Tov  ev  ayloiq  jtarQog  rjfidjv  idvvov  (!)  dgxtejtiöxojtov  xmv- 
OTavTtvovjtoXecoq  tov  #(wöoöto/zou  ix  tov  jregl  axaTa- 
Xt/jitov  e  Xoyov,  ov  i)  dgxfj'  sntiddv  [teXXrj  Tiq  fiaxgo- 
Ttoaq  vno&eöeaiq  xal  jtoXXwv  Ö80(itvrjq  Xoyojv.  —  Inc. 
Tiq  eyvco  vovv  xvglov.     Explic.  to  elötvai  avTov  oacpöjq. 

Tov  avTov  ajtb  tov  jtegl  tgjv  ovo  öia&?]xwv,  ov  ?]  agyj}' 
ßeov  (ihv  tva  xal  tov  avTov  deörjXcbxaöcv.  —  Inc.  'E£ 
agyrjq  vofioq  xal  jtQorprjrcu.  Explic.  ovtco  Jtvevaa  ygtOTOv 
öet-dfievoq  edet-oi  d-sov. 

Tov  avvov  ex  tov  Jtgmxov  (pvXaxTixov,  ov  ?]  agyj)'  ejteiö^ 
tg)  aya&co  jtgoöegyajaeOa,  <pvXaö68G&at  6ü  tov  clrri- 
jtgaööovTa  töj  aya&äj  öidßoXov.  —  Inc.  Kai  ovrmq 
ijptaq  cpvXagoi  to  jragd  ygiöTOv  jtvei\ua.  Explic.  tu  r/]r 
?]iuegav  T?jq  {ueXXovo?]q  ajtoXvTgcooscoq. 

Tov  avTov  ex  tov  elq  to  frhg  t?jv  yjlga  öov  vjtb  tov  ftfjQOP 
{tov  xal  elq  öia(pogovq  f/agxvgiaq,  ov  ))  agyj)'  t&aviiaoa 
{/zu  r\ud)V  co  (piXoygiöTOi  tcc  via  T?jq  evayyeXi/J^  XaQn 
öid  T?jq  JtaXatdq  öia&?']x?]q  xfjgvTTOfieva.  —  tnc.  /.vyj'ia 
t)v  äX?]&fjq  ?}  ödg$,  ?)  Ö80JtoTtx?).  Explic  oyjhtu:Tuei  tv 
zvxcp  tjiTaXvyvG). 

Tov  avTov  Xoyov.  —  Inc.  KrjQVTTio&a)  ygiörov  doza  xca 
Jtaxgbq  vxpoq.     Explic.  6  Xoyoq  ev  tcö  vro  d-eoDgeircu. 


58  K.  Holl,  Epiphanius. 

Diese  Auszüge  aus  Chrysostoraus  reichen  bis  zur  Mitte  von 
f.  155 r.  Sie  erstrecken  sich  also  noch  auf  das  erste  Blatt  des  mit 
£  bezeichneten  Quaternio.  Am  Schluß  steht  nach  einem  roten 
Band  die  überraschende  (rote)  Unterschrift:  relog  loyov  rov 
aylov  eJiHpaviov  rov  ejuZsyoftevov  ayxvQcorov. 

Die  untere  Hälfte  von  f.  155 r  ist  leer;  ebenso  f.  155 v  ,  nur 
daß  oben  an  die  Seite  ix  rrjg(\)  ayxvgcorov  geschrieben  ist.  — 
Nach  einem  ungezählten  Blatt  beginnt  f.  156 r  wieder  ein  Text. 
Er  trägt  die  rote  Überschrift:  rov  hv  ayioig  ütargog  r^imv 
vix7](pooov  ao%L£jiLC)x6jtov  xcovöravrivovjrolecog  xal  ofioloy?]- 
rov  XQovoyoa<pia  övvrofiog  anb  3A6aku  [i£XQL  T^v  XQ^vcov 
MiyariX  xal  QeoyiXov.  Die  Chronographie  ist  aufgenommen  bis 
zum  Verzeichnis  der  Kaiserinnen.  Sie  endigt  f.  163 r,  unten  auf 
der  letzten  Linie,  mit  den  Worten:  Evöoxla  Miyar]!,  Evöoxta 
BaöiXelov  (=  106,  1  de  Boor).  f.  163 v  ist  leer.  —  Auch  dieses 
Stück  hat  sicher  noch  in  dem  von  unserem  Schreiber  benutzten 
Epiphaniuscodex  gestanden.  Denn  erst  auf  f.  163 v  hat  er  durch 
das  oben  eingetragene  reXog  den  Punkt  dahinter  gesetzt. 

Überblickt  man  nun  das  Ganze,  so  ist  zweierlei  unmittelbar 
einleuchtend:  daß  die  Vorlage  unserer  Handschrift  bereits  ver- 
stümmelt war  und  daß  auch  in  unserem  codex  selbst  die  Ordnung 
der  Quaternionen  gestört  ist. 

Was  das  Erste  anlangt,  so  hat  der  Schreiber  von  W  ge- 
wußt, daß  da,  wo  er  im  Panarion  und  in  de  mensuris  ac  pon- 
deribus  absetzte  (f.  91 v  und  f.  123 v),  der  Text  eigentlich  noch 
weitergehen  müßte.  Das  tj]ru  rb  hjtiXotjtov  ist  nicht  so  ge- 
meint, wie  es  jener  Leser  verstand,  als  ob  das  Fehlende  in 
unserer  Handschrift  selbst,  nur  an  anderer  Stelle,  zu  finden 
wäre;  sondern  es  ist  eine  Aufforderung,  die  Lücke  aus  anderen 
Quellen  zu  ergänzen.  Und  wie  der  Wackere  hier  gewissenhaft 
selbst  die  Unvollständigkeit  des  von  ihm  Gebotenen  hervorhob, 
so  hat  er  anderwärts  durch  die  freigelassenen  Blätter  seinen 
guten  Willen  bekundet,  das  Mangelnde  nachzutragen,  wenn  es 
ihm  einmal  unter  die  Hände  käme.  Man  darf  es  darum  nicht 
auf  Rechnung  seiner  Bequemlichkeit  setzen,  wenn  er  nach 
Beendigung  des  ersten  Tomos  des  Panarion  die  Fortsetzung  nur 
aus  der  Anakephalaiosis  gibt.  Er  kann  nur  in  der  Not  so  ge- 
handelt haben.  In  dem  codex,  den  er  benutzte,  muß  der  größte 
Teil  des  Panarion  verloren  gewesen  sein.    Unser  Schreiber  ver- 


1,4:  Der  Codex  Vindobonensis  suppl.  gr.  Ol.  59 

suchte    dann   schlecht    und    recht,    aus    den    erhaltenen  Stücken 
ein  Ganzes  zu  machen. 

Aber  auch  seine  eigene  Arbeit  ist  nicht  ganz  in  ihrem  ur- 
sprünglichen Zustand  auf  uns  gekommen.  Die  Blätter  124 — 140, 
die  noch  zwei  Kapitel  aus  dem  Panarion  nachbringen,  sind 
augenscheinlich  falsch  eingereiht.  Sie  durchbrechen  einen  un- 
verkennbaren Zusammenhang.  Denn  das  ihnen  vorausgehende 
f.  1 23 v  und  das  nachfolgende  f.  147r  schließen  sich  vermöge 
ihres  Inhalts  (de  mensuris  ac  ponderibus)  ebenso  fest  aneinander, 
wie  sie  durch  die  Quaternionenzählung  mit  einander  verknüpft 
sind  —  f.  123*  beendigt  die  Lage  £,  f.  147r  eröffnet  die  Lage 
q  — ;  auch  der  Schriftzug  geht  fließend  von  der  einen  Seite  zur 
anderen  herüber,  während  f.  124 r,  obwohl  es  von  derselben  Hand 
herrührt,  deutlich  einen  Neuansatz  aufweist.  Die  Blätter  1 24 — 146 
müssen  also  von  ihrer  Stelle  weggerückt  werden.  Aber  wohin 
dann  mit  ihnen?  Sie  dort  einzufügen,  wohin  sie  ihrem  Gegen- 
stand nach  gehören,  nämlich  bei  den  Bruchstücken  aus  dem 
Panarion,  erscheint  zunächst  aus  äußeren  Gründen  als  unmög- 
lich. Der  Schreiber  geht  f.  96 r  mitten  im  Quaternio,  ja  mitten 
auf  der  Seite  vom  ersten  Tomos  des  Panarion  zur  Anakepha- 
laiosis  über.  So  bleibt  hier  gar  keine  Fuge,  um  Kapitel  unter- 
zubringen, die  aus  dem  letzten  Tomos  des  Panarion  stammen. 
Und  sie  weiter  hinauf,  hinter  f.  91,  zu  schieben,  unterliegt  noch 
größeren  Bedenken;  denn  dann  stünden  sie  ja  mitten  zwischen 
Stücken  aus  dem  ersten  Tomos.  Angesichts  dieser  Sachlage 
wird  man  einen  Augenblick  zweifelhaft,  ob  die  beiden  Kapitel 
nicht  erst  vom  Buchbinder  in  den  uns  angehenden  Teil  von  W 
versetzt  worden  sind.  Wenn  man  sich  daran  erinnert,  daß 
gerade  der  Abschnitt  über  die  Antidikomariamiten  und  der  über 
die  Messalianer  vielfach  einzeln  in  den  Handschriften  überliefert 
sind,  so  möchte  man  vermuten,  daß  diese  Kapitel  nicht  ans  dem 
sonst  benutzten  Epiphaniuscodex,  sondern  aus  irgend  einem 
andern  entnommen  waren  und  daher  ursprünglich  außer  allem 
Zusammenhang  mit  unserer  Sammlung  standen.  Für  diese  An- 
nahme könnte  man  sich  noch  darauf  berufen,  daß  beim  zweiten 
Stück  der  Name  des  Epiphanius  wiederholt  wird,  was  min- 
destens auffällig  ist.  wenn  der  Schreiber  einen  Epiphaniuscodex 
fortlaufend  auszog.  Allein  dieser  Ausweg  ist  doch  angangbar. 
Der  Quaternio  e,  der  am  Kopf  von  f.   121  steht,   beweist  nicht 


ßO  K.  .Holl,  Epiphanius. 

nur,  daß  diese  Kapitel  als  Teile  eines  größeren  Ganzen  in 
unsern  codex  aufgenommen  worden  sind,  sondern  er  nötigt  auch, 
sie  hinter  der  mit  6  bezeichneten  Lage  d.  h.  hinter  f.  91  einzu- 
schalten. Bei  näherem  Zusehen  heben  sich  auch  die  Bedenken, 
die  oben  dagegen  vorgebracht  wurden,  ohne  große  Schwierig- 
keit. Die  Sonderbarkeit,  daß  bei  dieser  Reihenfolge  nach  unsern 
zum  letzten  Tomos  gehörigen  Kapiteln  78  und  80  erst  noch  der 
Schlußabschnitt  des  ersten  Tomos  (f.  92  svdrjfila  Xqlötov  xal 
evöaQxog  JtaQOVöla  xal  alr/freia)  nachkommen  soll,  stellt  doch 
kein  unlösbares  Rätsel  dar.  Denn  der  Schreiber  hat  das  mit 
8VÖ7][iia  Xqlötov  überschriebene  Stück  anders  aufgefaßt,  als  es 
der  Sache  nach  richtig  gewesen  wäre.  Er  beginnt  bei  der  durch 
f.  92  eröffneten  Lage  mit  der  Quaternionenzählung  von  vorne. 
Das  heißt,  er  versteht  die  Betrachtung  über  die  evörj/iia  Xqlötov 
nicht  als  Ende  des  Panarion  (soweit  er  es  besaß),  sondern  als 
Einleitung  zur  Anakephalaiosis.  Nur  was  vor  f.  92  kommt, 
zählt  für  ihn  zum  Panarion.  Wenn  dann  bei  der  Anfügung 
von  f.  124  an  f.  91  inhaltlich  ein  gewaltiger  Sprung  vom  ersten 
bis  gleich  in  den  letzten  Tomos  gemacht  wird,  so  findet  dies  in 
der  Verstümmelung  der  Vorlage  seine   hinreichende  Erklärung. 

In  W  (oder  richtiger  in  seinem  Archetypus)  begegnet  uns 
nun  zum  ersten  Mal  eine  Handschrift,  die  eine  Gesamtausgabe 
des  Epiphanius  bezeugt.  Ihre  Grundzüge  sind  trotz  der  Mängel 
von  W  deutlich  zu  erkennen.  Sicher  ist,  daß  sie  das  Panarion, 
die  Anakephalaiosis  und  de  mensuris  ac  ponderibus  enthielt. 
Aber  auch  der  Ancoratus  kann  nicht  gefehlt  haben.  Denn  sonst 
wäre  die  hinter  den  Chrysostomusstellen  folgende  Unterschrift: 
TtXoq  Xoyov  tov  aylov  ejtLCpavlov  tov  sjtiXeyofitvov  dyxvQcoTOv 
vollkommen  unerklärlich. 

Aus  dem  Verhältnis,  in  dem  diese  Unterschrift  zum  Vorher- 
gehenden steht,  ließe  sich  auch  bereits  ein  Stück  der  Geschichte 
dieser  Ausgabe  bis  auf  die  Vorlage  von  W  hin  erschließen. 
Doch  bleibt  das  besser  einer  späteren  Erörterung  vorbehalten. 
Immerhin  darf  jetzt  schon  im  Blick  auf  das  doppelte  Anhängsel 
der  Chrystomusexzerpte  und  der  Chronographie  des  Nicephorus 
gesagt  werden,  daß  der  Archetypus  von  "VV  beträchtlich  höher 
hinaufreicht  als  unsere  Handschrift. 

Fruchtbar  werden  die  neuen  Einsichten,  die  man  durch  W 
gewinnt,   jedoch    erst   vermöge    der  weiteren  Tatsache,    daß  W 


1,4:  Der  Codex  Vindobonensis  suppl.  gr.  91.  (jl 

sich    an    einen    der   bereits    eingeordneten    Codices    aufs    engste 
anschließt. 

Die  nahe  Verwandtschaft,  die  zwischen  "W  und  IT  besteht, 
ist  ihnen  buchstäblich  schon  an  der  Stirne  abzulesen.  Im  Unter- 
schied von  den  älteren  Handschriften  eröffnen  beide  das  Pana- 
rion  mit  einen  Titel:  ßißliov  ä  (jiqcqxov  W)  xcbv  jzavaoioiv 
xov  aylov  ejncpaviov  xofiog  jcqcoxoq  (in  W  steht  xofiog  ä  am 
Rand).  Diese  Überschrift  ist  jedoch  nachweislich  ein  späteres, 
dem  Sinn  des  Epiphanias  zuwiderlaufendes  Machwerk.  Denn 
Epiphanius  legt  erst  am  Schluß  der  langen  Einleitung  umständ- 
lich die  Gliederung  des  Folgenden  in  ßißlia  und  xofioi  dar,  um 
dann  mit  I  279,  1  (oder  wohl  richtiger  mit  I  272,  22)  zur  Aus- 
führung überzugehen.  Erst  hier  beginnen  demnach  die  ßißlia  und 
die  rofioi.  Dies  betonen  die  älteren  Handschriften,  wenn  sie 
bei  279,  1  den  Haupttitel  setzen:  'Ejupaviov  tjzioxojzov  xaxa, 
aiQtöscov  xo  ejiixÄrjfrhv  jzavaQLOV  üxovv  zißcoziov.  Merk- 
würdigerweise steht  diese  Überschrift  aber  auch  in  U  und  W 
an  der  gleichen  Stelle.  Sie  zeugen  damit  gegen  sich  selbst  und 
gegen  die  Ursprünglichkeit  ihres  ersten  Titels. 

Ebenso  bezeichnend  ist  die  Übereinstimmung  von  U  und 
W  in  der  Art,  wie  sie  den  Nazoräeranhang  wiedergeben.  Beide 
haben:  .  .  .  ewq  avxov  xov  yoovov  fiexotcog  äjraoL&firjöafievog. 
Dann  folgt  die  (in  VGM  fehlende)  Überschrift:  jceol  vaCcoQciojr 
t]xoi  yoiöxiavcov,  hierauf  das  Stück  selbst.  In  beiden  ist  also 
die  wichtige  Bemerkung  xavxa  Iv  xlolv  ovx  eyxeirai  wegge- 
strichen und  durch  den  vorgesetzten  Titel  Jteoi  raCcogcucov  f/xoi 
XQtöxiav&v  der  Einschob  vollends  als  echt  gestempelt. 

Auch  in  den  Einzelheiten  des  Textes  geht  W  mit  U  durch 
dick  und  dünn.  Die  eigentümlichen  Fehler  von  ü  linden  sich 
in  W  ebenso  wieder,  wie  die  »Verbesserungen«  des  Bearbeiters  *, 

Beide  schreiben: 

I  272,  7  ol  xal  statt  xal  ol. 

I  274,  20  <C  öict  XEQtxofiTjq. 

\  276,  11  Eßocdovg  statt  JZeßovalor.. 


1)  Um  Bedenken  vorzubeugen,  die  an  späterer  Stelle  entstehen 
könnten,  muß  hervorgehoben  werden,  daß  W  die  Besonderheiten  der 
jüngeren  Gruppe  in  keinem  Punkt  teilt.    Wo  diese  von  0  abweieht,  gebt 


W  überall  mit  U  gegen  sie  zusammen. 


62  K.  Holl,  Epiphanius. 

I  280,  30  JiQO(p7]Tix(X)v  statt  jiQOöoqxtXGJv. 

I  281,  21    xolg    6s    xal    xoiovxoig   statt    xolg    6rjZr]x7]Qioig 

xovxoig. 
I  286,  23  aymv  statt  aimv. 

In  beiden  ist: 

I  271,  24  ff.  bei  der  Aufzählung  der  Häresien  der  abgekürzte 
Ausdruck  Havlov  xov  JZafioöazsmg,  .  .  .  Mslixiavöbv  xcöv 
sv  xr\  Aiyvnxw  öflö^ia  geglättet  zu  IlavliaviOxcd,  .  .  . 
MsXtxiavoX  6yi6\ia  sv  Alyvjtxco. 

I  283,  27  hat  auch  W  das  früher  (S.  51  f.)  erwähnte  xax* 
axolov&lav  6s  xov  loyov  sgstfit  x?)v  ysvsaloyiav  xov 
svbg  vlov. 

1  293,  23  fügen  beide  in  der  Stelle  xa  6s  ysvofzsva  jtavxa 
ex  xov  ovxog  &sov  ysysvrjöfrai  hinter  ysyevrjö&ai  noch 
xivag  6vva[isig  hinzu,  ein,  wie  man  sofort  sieht,  höchst 
ungeschickter  Zusatz. 

Endlich  darf  nicht  übergangen  werden,  daß  U  und  W  auch 
charakteristische  Leserbemerkungen  mit  einander  gemein  haben: 
I  281,  5  steht  beidemal  von  erster  Hand  am  Rand  (R  6ia  xo 
jiolvfiafrhc  xov  jtaxgog;  I  302,  15  ebenso  (?  6ta  xo  avayxalov 
xrjg  tQfiTjvslag  xov  svayysltxov  qtjxov  (xrjovyfiaxog  W). 

So  genau  deckt  sich  der  Text  von  W  mit  dem  von  U,  daß 
notwendigerweise  die  Frage  sich  einstellt,  ob  W  nicht  in  gerader 
Linie  von  U  abstammt. 

Die  allgemeinen  Anzeichen  sind  einer  Bejahung  günstig. 
Nirgends  bietet  W  gegenüber  U  eine  bessere  Lesart  oder  eine 
Vervollständigung  des  Textes;  nichts  findet  sich  überhaupt  in  W 
von  alledem,  was  sonst  auf  gegenseitige  Unabhängigkeit  zweier 
verwandter  Handschriften  hindeutet.  Die  Eigentümlichkeiten 
von  W  gegenüber  U  sind  durchweg  nur  Verschlechterungen. 
Doch  handelt  es  sich  dabei  nur  um  Kleinigkeiten,  um  Itazismen 
und  ähnliche  Schreibfehler.  So  macht  z.  B.  W  f.  73 r  (=  1 276,  32) 
vjisqI  aus  ?]  jisqI,  f.  73V(=I  277,17)  ol  [iSQoßccjixiöxcu  aus 
7]ftsQoßajrxiöxcd,  f.  89 v  (=  I  301,  33)  sifiiöi  aus  ?jfiiov.  Ein 
größeres  Versehen  ist  dem  Schreiber  von  W  nur  f.  90 r— v  be- 
gegnet; hier  ist  er  beim  Umwenden  von  dem  ysvsag  6exaxsö- 
öagag  in  I  302,  29  gleich  zu  denselben  Worten  in  Z.  31  ab- 
geglitten. 


1,4:  Der  Codex  Vindobonensis  suppl.  gr.  91.  (',:; 

Aber  auf  der  anderen  Seite  ist  auch  innerhalb  des  zur  Ver- 
fügung stehenden  Stoffs  keine  Einzeltatsache  zu  entdecken,  aus 
der  die  unmittelbare  Abhängigkeit  zwingend  hervorginge.  Die 
Möglichkeit  ist  offen  zu  lassen,  daß  U  und  W  sich  nur  in  einem, 
freilich    ihnen   dann   ganz   nahestehenden  Archetypus   schneiden. 

Schließlich  kommt  auch  nicht  allzuviel  darauf  an,  ob  W  ein 
Nachkomme  oder  ein  Zwillingsbruder  von  U  ist.  Denn  in  jedem 
Fall  leistet  W  den  Dienst,  U  in  einen  größeren  Zusammenhang 
hineinzurücken. 

Jedoch  müssen  die  Folgerungen,  die  von  W  aus  für  U  sich 
ergeben,  mit  Vorsicht  gezogen  werden.  Festgestellt  ist  nur,  daß 
der  in  U  überlieferte  Panariontext  zusammenfallt  mit  dem  einer 
Gesamtausgabe,  die  außer  dem  Panarion  noch  den  Ancoratus, 
die  Anakephalaiosis  und  de  mensuris  ac  ponderibus  enthielt. 
Daraus  ergibt  sich  noch  nicht  sicher,  daß  auch  U  ursprünglich 
alle  diese  Werke  umfaßte.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß 
erst  der  Urheber  des  Archetypus  von  W  die  Schriften  des 
Epiphanius  sammelte.  Er  hätte  dann  für  das  Panarion  einen 
mit  U  nächstverwandten  codex  benutzt,  während  er  den  Text 
der  übrigen  Werke  aus  irgend  welchen  anderen  Handschriften 
bezog. 


IL  Die  Gruppe  der  jüngeren  Handschriften. 

1.  Der  Rehdigeranus  240,  der  Angelicus  94  und  die  Parisini  833  835. 

Der  Kehdigeranus  240  (=  R)  ist  nicht  der  älteste  Ver- 
treter der  zweiten  Gruppe.  Aber  er  gibt,  als  der  vollständigste 
codex,  den  besten  Überblick  über  den  Tatbestand.  Daher  emp- 
fiehlt es  sich,  von  ihm  auszugehen. 

Eine  Pergamenthandschrift  s.  XV,  bestehend  ans  :  1 2 7  ge- 
zählten Blättern,  dazu  vorn  1  Papier-  und  2  Pergamentvorsatz- 
blätter.  Größe  37,5x26,2;  Schreibraum  25,2x16,5;  16  Linien 
auf  der  Seite  zu  durchschnittlich  75  Buchstaben. 

Der  codex  ist  in  seinem  ganzen  Umfang  von  einer  und  der- 
selben zierlichen  Hand  geschrieben.  Die  Titel  sind  rot.  die 
Initialen  stark  verschnörkelt  und  mit  Karmin  ausgeführt.     Kein 


64  K.  Holl,  Epiphanius. 

untergeschriebenes  i\  über  v  und  £  häufig  die  zwei  Punkte,  ganz 
selten  zwei  Accente  über  einem  Wort. 

Die  327  Blätter  sind  in  33  Quinionen  geschichtet,  die  in 
der  Mitte  der  ersten  Seite  unten  mit  den  Buchstaben  des  latei- 
nischen Alphabets  bezeichnet  sind.  Neben  dem  Buchstaben  steht 
in  der  ersten  Hälfte  der  Lage  die  Ordnungsziffer  des  Blattes, 
also  AI,  A  2,  b  1,  b  2  usw.  An  einigen  Stellen  stößt  man  auch 
auf  eine  griechische  Lagen-  und  Blätterzählung,  z.  B.  f.  91 r  unten 
in  der  Mitte  7,  f.  191r  K;  f.  51r  5,  f.  52r  ~ß.  Das  Alphabet  wird 
zunächst  durchgemacht  von  a — z  (u  und  v  sind  nur  ein  Buch- 
stabe); hierauf  kehrt  die  Zählung  um  und  wiederholt  z,  y,  x.  — 
Mit  f.  259 r  beginnt  jedoch  eine  neue  Form.  Von  da  an  sind  die 
Quinionen  gleichzeitig  mit  äov,  ßov  usw.  und  mit  aa  1,  bb  1  usw. 
beziffert.  Man  möchte  aus  diesem  Wechsel  schon  schließen, 
daß  der  Schreiber  an  dieser  Stelle  zu  einer  anderen  Vorlage 
überging. 

Von  den  3  Blättern,  die  rechnungsmäßig  im  heutigen  codex 
vermißt  werden  (33  Quinionen  =  330  Blätter),  ist  das  eine,  ein 
weißes  hinter  f.  327  entfernt  worden,  die  beiden  anderen  sind 
nach  f.  243,  in  der  Mitte  des  Quinio,  ausgefallen.  Der  letztere 
Verlust  hat  den  Schluß  des  Ancoratus  von  ^aßilltoi  xal  ol  fihp 
(I  220,  23)  an  und  den  Anfang  der  Anakephalaiosis  bis  zu  den 
Worten  Xi&ov  ^vöavxeg,  aQyvQoxojroc  6s  (=  I  233,  5)  weg- 
gerissen. 

Außerdem  ist  noch  eine  kleine  Verwirrung  in  unserer  Hand- 
schrift festzustellen.  Die  Blätter  215  und  216  folgen  sich  ver- 
kehrt. An  den  Text,  der  f.  214 v  mit  6  fteiog  Xoyog  (=  III  545,  5) 
endigt,  schließt  sich  richtig  an  f.  216r  xlg  jtoifialvBt.  xxL  Ebenso 
fügen  sich  die  letzten  Worte  von  f.  216 v  jistqcc  ötsqso,  s<p  ?)g 
und  die  ersten  von  f.  215 r  zur  Satzeinheit  an  einander.  Hier 
ist  nur  das  innerste  Doppelblatt  eines  Quinio  beim  Binden  falsch 
gefaltet  worden. 

Daß  auch  die  Vorlage  der  Handschrift  nicht  unversehrt  war, 
sieht  man  aus  den  Lücken,  die  der  Schreiber  mehrmals,  f.  124 1 
und  f.  128 v  gelassen  hat:  im  einen  Fall  fehlt  das  Stück  II  649,  22 
— 651,  8  (öcoftarog  aXXa  fiera  —  jtQog  rag  rjöovag  OQfi?]v),  im 
andern  II  677,  1 — 678,  13  (xal  vötbqov  ösit-y  —  cbv  Icprjg  ava- 
TQajtrjöyj).  —  Auch  eine  Quaternionenversetzung  ist  für  den 
Archetypus    zu    erschließen,     f.  117 r  Mitte   (—  II  605,  13)   steht 


II,  1 :  Der  Codex  Rehdigeranus  240.  65 

der  ungereimte  Satz:  qsvötov  yag  ovrog  rov  öcofiarog  .  .  .  jcsqI 
xh  elöog  ro  yaoaxTriQi^ov  rov  av&Qmjiov,  v(p  ov  xai  övyxoa- 
telTcu  ro  Gxrjfia,  avayxt]  rcov  eloTj/itvoov  IvaoyioxBQov  ovx 
avi^ovxai.  Mit  den  Worten  rcöv  elgri^itvcov  evaoyeOTEpov  ovx 
avt^ovrcu  springt  der  Text  von  II  605,  13  zu  II  616,  33  über. 
Aber  der  zwischen  hineingehörige  Abschnitt  ist  nicht  verloren 
gegangen.  Er  kommt  an  einer  späteren  Stelle  (f.  121r  Z.  19 
von  unten  —  f.  123 r  Mitte)  ebenso  harmlos  eingefügt  nach. 
Kein  Wort  ist  dabei  zu  Boden  gefallen.  Überlegt  man  sich  die 
Zahlen,  f.  121r — 123r  einerseits,  f.  117 r — 121 r  andererseits,  so 
gelangt  man  zu  dem  Schluß,  daß  im  Archetypus  ein  Quaternio 
um  zwei  Stellen  hinabgerutscht  war. 

Spätere  Hände  haben  in  R  nicht  eingegriffen.  Die  einzige 
Spur  einer  Benutzung,  auf  die  man  in  unserer  Handschrift  stößt, 
sind  die  griechischen  Anmerkungen,  die  ein  Leser  —  offenbar 
ein  griechischer  Gelehrter  aus  der  Renaissancezeit  —  den  doxo- 
graphischen  Angaben  des  Epiphanius  über  die  alten  Philosophen 
am  Rand  beigefügt  hat,  z.  B.  f.  211v,  214v,  215v,  216r,  2l3r. 

Der  Inhalt  des  codex  zerfällt  in  zwei,  durch  die  wieder  von 
vorn  anhebende  Quinionenzählung  deutlich  von  einander  ge- 
schiedene Teile.     Zunächst    kommen  Schriften   des  Epiphanius: 

1)  f.  1 — 22 lv  das  Panarion.  Die  Überschrift  lautet  ßißXlov 
jiqcötov  rcbv  jiavaplcov  rov  ayiov  Em<$aviov.  Am  Rand  steht: 
rofiog  jtQwzog.  Dann  folgt  der  Kopf  des  an  Epiphanius  ge- 
richteten Briefs:  tjiiOzoXfj  ygacptioa  xrt.  —  Das  Panarion  endigt 
f.  221 v  etwa  in  der  Mitte.  Den  Schluß  bekräftigen  die  Worte: 
rt'Xog  rrjg  wöe  ßißXov.  Darunter  öo§,a  Ooc  6  &eoq  rj^ucov  öo^a 
ooi.  —  Noch  auf  derselben  Seite  beginnt 

2)  f.  221 v — 243 v  der  Ancoratus.  An  der  Spitze  steht  —  die 
Überschrift  bei  Dindorf:  jcsoioy/j  Xoyov  rov  ayiov  'Ejrupaviov 
rov  \iyxvQ(DTov  xaXovfitvov  stammt  erst  von  Oporinus  her  — 
das  Stück:  6  &elog  ovrog  xai  yeyag  jicit/jq  rjftcov  Extg  avioq  xtI.. 
das  den  Lebensgang  des  Epiphanius  bis  zur  Abfassung  an  s 
Ancoratus  kurz  erzählt.  Der  Text  bricht,  wie  schoD  gesagt, 
f.  2437  unten  bei  den  Worten  £OTtjXirtvoatu€i\  aXXoi  öe 
(—  I  220.  23)  ab. 

3)  f.  244r — 2491  die  Anakephalaiosds,  von  xca  yovooyoot  ötct 
rrjg  iöiag  vXrjg  (=  I  233,  5)  an. 

4)  f.  249r — 254 r  de  mensuris  ac  ponderibus.    Ein  Titel  fehlt. 

Texte  n.  Untersuchungen  etc.  3t'..  i. 


66  K.  Holl,  Epiphanius. 

Auf  der  gleichen  Linie,  auf  der  die  Anakephalaiosis  schließt, 
wird  nach  einem  ganz  kleinen  Zwischenraum  sofort  mit  den 
Worten  eingesetzt:  et  Tic  öa  &tZei  roov  Iv  rate;  xtL 

f.  254r  im  oberen  Drittel  der  Seite  ist  de  mensuris  ac  pon- 
deribus  zu  Ende;  es  folgt  ein  roter  Wulst  und  hinter  ihm  die 
uns  schon  aus  dem  Vindobonensis  bekannten  5  Chrysostomus- 
stellen,  von  rov  sv  ayloig  JtatQog  rjficöv  icoavvov  an  bis  zu 
hv  reo  vgo  &scoQElTat.  An  ihrem  Schluß  (f.  254 v)  erscheint  auch 
in  R,  nicht  einmal  auf  besonderer  Linie,  aber  rubriziert  die 
Unterschrift  riXoq    rov  ayiov  Iniyaviov  rov  Xeyo(ievov  dyxv- 

QCOTOV. 

Nach  einem  Zwischenraum  von  7  Linien  reiht  sich  an 
5)  f.  254 v — 258 v  die  Chronographie  des  Mcephorus.  Die 
Chronographie  endigt  f.  258 v  oben  mit  dem  Bibelverzeichnis. 
Hinter  den  letzten  Worten  Jtotfitvog  xcu  tQfiä  steht  das  ge- 
wöhnliche Schlußzeichen  /.  Der  Rest,  drei  Viertel  der  Seite, 
ist  leer  gelassen. 

Mit  f.  259 r  beginnt  der  zweite  Teil  des  codex.  Er  umfaßt 
zwei  Schriften  des  Theodoret: 

1)  f.  259 r— 296  v  den  Eranistes. 

2)  f.  296v— 326r  die  fabulae  haereticorum.  f.  326v  und 
f.  327  sind  leer. 

Gerade  dieser  angefügte  zweite  Teil  ist  es  nun,  der  unwill- 
kürlich das  Bild  einer  andern  Handschrift  ins  Gedächtnis  ruft, 
die  heute  als  verschollen  gilt1.  Oben  (S.  32)  war  bereits  zu 
erwähnen,  daß  Bessarion  der  Marciana  zwei  Epiphaniuscodices 
überlieferte.  Der  eine  ist  der  jetzige  Marcianus  125.  Wo  der 
zweite  blieb,  ist  bisher  nicht  aufgeklärt  worden.  Seine  Be- 
schreibung im  Verzeichnis  des  Bessarion  paßt  jedoch  merk- 
würdig genau  auf  unsern  Rehdigeranus.  Man  vergleiche  nur 
den  Wortlaut: 

n.  85.  Item  s.  Epiphanii  panaria  i.  e.  contra  omnes  haereses. 
eiusdem  anchgirota  quasi  quaedam  anchora  fidei  et  Theodoriti 
contra  haereses  quae  intitulatur  Eranistes  aut  Polymorphus  et 
de  haeretica  Kakomythia,  in  pergameno  liber  novus  pulcher. 


1)  Wendland  hat  (Aristeasausgabe  S.  88  A.  3)  gemerkt,  daß  hier  noch 
irgend  etwas  aufzuklären  ist,  hat  sich  aber  unglücklicherweise  sofort  wieder 
verwirren  lassen. 


11,1:  Der  Codex  Rehdigeranus  240.  67 

Es  ist  kein  Gewicht  darauf  zu  legen,  daß  in  dieser  Auf- 
zählung die  kleineren  Schriften  des  Epiphanius  nicht  ausdrück- 
lich genannt  werden.  So  eingehend  sind  die  Angaben  des  Kata- 
logs auch  sonst  nicht.  Zudem  konnte  beim  Rehdigeranus  durch 
das  Fehlen  der  Titel  über  der  Anakephalaiosis  und  über  de 
mensuris  ac  ponderibus  und  durch  die  Unterschrift  auf  f.  2.~>  1  v 
die  Meinung  hervorgerufen  werden,  daß  alles,  was  hinter  dem 
Panarion  kam,  zum  Ancoratus  gehörte.  Das  Entscheidende  ist, 
daß  beidemale  eine  Epiphanius-  und  eine  Theodoretausgabe  in 
einem  codex  verbunden  waren,  was  angesichts  des  Umfangs  der 
in  Betracht  kommenden  Schriften  gewiß  als  eine  Seltenheit  an- 
gesehen werden  darf. 

Der  Verdacht,  den  man  auf  Grund  dieser  Übereinstimmung 
schöpft,  erhält  durch  ein  urkundliches  Zeugnis  seine  Bestätigung. 
Auf  der  Rückseite  des  zweiten  Pergamentvorsatzblattes  im  oberen 
Drittel  stand  einmal  ein  längerer  Eintrag.  Er  ist  gründlich  mit 
Bimsstein  behandelt  worden;  aber  doch  nicht  so  erfolgreich, 
daß  nicht  immer  noch  einiges  zu  erkennen  wäre.  Man  liest 
zunächst  eine  Überschrift  t  (==  tojzog),  dahinter  stand  eine  Zahl. 
Darunter  folgte  ein  Vermerk,  der  4  Linien  umfaßte.  Dann  kam, 
wieder  in  der  Mitte:  Locus,  mit  einer  Zahl  und  darunter  noch 
einmal  ein  Vermerk  von  4  Linien.  Jeder,  der  einmal  einen 
Bessarioncodex  in  der  Hand  gehabt  hat,  weiß  was  das  bedeutet. 
Es  ist  die  gewöhnliche  Form,  in  der  Bessarion  seine  Hand- 
schriften zeichnete.  Mit  Hilfe  eines  Reagens,  dessen  Anwendung 
mir  die  Verwaltung  der  Breslauer  Stadtbibliothek  freundlichst 
gestattete,  war  es  mir  möglich,  auch  ein  Stück  der  beiden  Ein- 
träge zu  entziffern.  Der  erste,  der  griechische,  begann  mit: 
xov  ayiov  kjtupavlov  xa  itavaQia  xccl  avax£(paZalcoöig\  er  schloß 
mit  xayörjvdZecog  rov  rmv  xovöxXmv.  Der  lateinische  lautete 
entsprechend:  S.  Epiphanii  panaria:  anakephalaiosis:  über  .  . 
Cardinalis  Tusculany.  Darnach  unterliegt  es  keinem  Zweifel 
mehr,  daß  der  Rehdigeranus  ein  Bessarioncodex,  eben  der  heute 
in  der  Marciana  vermißte  Bessarioncodex  ist.  —  Möglicherweise 
war  der  Name  des  Bessarion  auch  auf  dem  ersten  Pergament- 
blatt eingeschrieben.  Dort  ist  oben  ein  Stück  weggeris 
worden,  sicherlich  um  einen  Eigentumsvermerk  zu  vernichten, 
Nur  noch  die  Endung  eines  Worts  .  .  .  niov  ist  erhalten.  Das 
könnte  vielleicht  zu  xalötjvaQiov  ergänzt   werden. 


68  K.  Holl,  Epiphanius. 

Wie  die  Handschrift  aus  der  Marciana  nach  Deutschland 
gelangte,  ist  unschwer  nachzurechnen.  Thomas  Eehdiger  (f  1576), 
aus  dessen  Vermächtnis  sie  die  Breslauer  Stadtbibliothek  über- 
kam 1,  ist  zweimal  in  Venedig  gewesen,  1567  auf  der  Durch- 
reise, 1569  für  längere  Zeit.  Während  des  zweiten  Aufenthalts 
wird  er  die  Handschrift  erworben  haben.  Daß  er  sie  selbst 
gestohlen  oder  ihre  Entwendung  veranlaßt  habe,  braucht  man 
nicht  anzunehmen.  Es  ist  bekannt,  daß  die  Marciana  im  Anfang 
des  16.  Jahrhunderts  durch  die  Untreue  eines  Beamten  starke 
Verluste  erlitten  hat.  Thomas  Kehdiger  kann  seine  Handschrift 
gekauft  haben,  ohne  zu  wissen,  daß  er  unrechtes  Gut  in  seinen 
Besitz  brachte. 


Vom  Rehdigeranus  aus  führt  eine  gerade  Straße  zunächst  zu 
den  beiden  jüngsten  Handschriften. 

Der  heutige  Angelicus  94  (—  A)  ist  bereits  Montfaucon 
(bibl.  bibl.  p.  708)  bekannt  gewesen.  Damals  gehörte  er  noch 
zur  Bibliothek  des  Kardinals  Sforza.  Seitdem  der  codex  jedoch 
mit  anderen  Sforziani  in  die  Angelica  übergegangen  ist,  hat  ihn 
die  Forschung  aus  dem  Auge  verloren. 

Ein  Papiercodex  s.  XVI,  bestehend  aus  384  gezählten 
Blättern  =  38  Quinionen  -j-  1  Ternio  am  Schluß.  Die  Hand- 
schrift ist  vollständig.  Denn  das  zwischen  f.  198  und  f.  199 
ausgeschnittene  Blatt  enthielt  keinen  Text.  Das  letzte  Blatt  des 
Ternio  ist,  weil  leer,  nicht  gezählt.  Größe  der  Blätter  33,2x 
22,8;  Schreibraum  20x13.  —  Die  Aufeinanderfolge  der  Lagen 
ist  durch  Custoden  gesichert,  die  auf  der  letzten  Seite  rechts 
unten,  senkrecht  zur  Schrift,  angebracht  sind.  Außerdem  ist 
noch  eine  Blattzählung  (oben  in  der  Mitte  der  Vorderseite) 
durchgeführt. 

In  die  Herstellung  des  codex  haben  sich  zwei  Schreiber 
geteilt.  Die  zweite  Hand  setzt  mitten  im  Quinio,  f.  247 r  oben, 
ein.  Ihre  eckigen  Züge  heben  sich  sehr  scharf  von  den  rund- 
lichen Formen  der  ersten  ab. 

Der  Angelicus    umfaßt    das  Panarion   bis    zum  Schluß    der 


1)  Der  codex  ist  in  dem  Verzeichnis  der  von  Thomas  Rehdiger 
hinterlassenen  Bücher  ausdrücklich  aufgeführt,  vgl.  A.  W.  J.  Wachler, 
Thomas  Rehdiger  und  seine  BücJa«TS:ammTujrg?*HSfeslau  1828.  S.  33. 

IICHASL'S 


i      inrs      *      r>  Kl 


II,  1 :  Der  Codex  Angelicus  94  u.  der  Parisinus  833.  69 

69.  Häresie  (Ende  des  2.  Tomos  des  2.  Buchs).  An  der  Spitze 
steht  dieselbe  Überschrift  wie  in  R:  ßißMov  jiqcdtov  twv 
jiavaQicov  rov  ayiov  'Ejucpavlov.  Doch  fehlt  das  rofioc  ä.  Auf 
der  letzten  Seite  (f.  384 v)  ist  der  Text  zugespitzt.  Darunter 
folgt  noch  eine  Unterschrift,  die  sich  aber  nur  auf  das  eben 
vollendete  Kapitel  bezieht:   rtXog   dlriye   ra  xara  rov  'Aqüov. 

An  diese  Handschrift  schließen  sich  die  beiden  Parisini 
schon  in  ihrer  äußeren  Form  sehr  eng  an. 

Der  Paris.  833  (=  P),  gleichfalls  eine  Papierhandschrift 
des  16.  Jahrhunderts,  besteht  aus  4S7  Blättern.  Größe  33, 2x 
22;  Schreibraum  21,5x12,8.  —  Die  Blätter  sind  zuerst,  bis 
f.  344 v  einschließlich,  in  Quaternionen  gelegt.  Dann  folgen 
Quinionen,  den  Schluß  macht  ein  Duernio.  Die  Quaternionen 
waren,  auf  der  ersten  Seite  unten  in  der  Mitte,  gezählt;  die 
Ziffern  sind  jetzt  meist  weggeschnitten.  Die  Quinionen  haben 
anstatt  der  Nummern  Custoden. 

Dem  Unterschied  der  Lagen  entspricht  ein  Wechsel  der 
Schreiber.  Mit  f.  345 r  beginnt  eine  neue  Hand.  Erst  auf  den 
drei  letzten  Seiten  (f.  4S6r — 487 r)  taucht  wieder  der  erste 
Schreiber  auf1. 

Von  den  drei  Schutzblättern  enthält  das  erste  auf  seiner 
Vorderseite  mehrere  Einträge,  darunter  freilich  keinen  von  großer 
Wichtigkeit.  Ganz  oben  steht  von  älterer  Hand:  tjntpavEiov 
sjriöxoJtov  xvjtQov  jteol  cäneöewv.  Darüber  in  der  Ecke  B.  In 
die  Mitte  des  Blatts  hat  ein  Moderner  mit  flüssiger  Schrift  ge- 
setzt: cod.  chart.  16  saec.  scriptus,  quo  continentur  sü  Epi- 
phanii  adversus  haereses  libri  duo  priores,  eo  codice  usus  eai 
ad  suam  editionem  Dyonysius  Petavius.  Unten  findet  sich  Omonts 
Beschreibung.     Daneben  die  Nummer  833. 

Auf  der  Rückseite  des  dritten  Vorsatzblattes  ist  ein  Zettel 
aufgeklebt:  Panaria  s.  Epiphanii.  Libri  duo  priores  prout  ini- 
pressi  sunt  tomo  2  ä  principio  ad  paginani  ^o".  Altera  pars 
operis  continetur  volumine  482, 

f.  lr  oben  sind  3  alte  Nummern  neben  einander  einge- 
tragen: DCCLXV1I  S26  1923.     Die  erste  ist  durchgestrichen. 


1)  Die  Behauptung  Dindorfs  (I  p.  V  .  daß  Angelus  Yergetius  den 
ersten  Teil  unseres  codex  geschrieben  hatte,  beruht  wohl  auf  flüchtiger 
Benutzung  des  catalogus  bibliothecae  regiae.  Dort  heißt  es  (II  162  : 
praefixus  titulus  manu  Vergetii. 


70  K.  Holl,  Epiphanius. 

Der  Inhalt  des  Parisinus  833  deckt  sich  genau  mit  dem  des 
Angelicus.  Der  eine  codex  schließt  wie  der  andere  mit:  xelog 
ellr]cpe  xa  xaxa  xov  agelov. 

Die  Fortsetzung  bringt  der  Paris.  835  (=Fl).  Wieder 
eine  Papierhandschrift  s.  XVI.  220  gezählte  Blätter.  Die  Be- 
rechnung trifft  jedoch  nicht  genau  zu;  denn  die  Ziffer  75  ist 
zweimal  gesetzt;  außerdem  gehört  das  leere  Blatt  am  Anfang 
schon  zur  ersten  Lage.  In  Wirklichkeit  sind  es  demnach 
222  Blätter.  Größe  31,5x22,7;  Schreibraum  20x13.  Einteilung 
nach  Quinionen;  nur  ist  die  19.  Lage  (f.  179 — 186)  ein  Quaternio 
und  die  letzte  (f.  217 — 220)  ein  Duernio.  —  Custoden  auf  der 
letzten  Seite  rechts  unten. 

Der  ganze  codex  ist  von  einer  Hand  geschrieben.  Es  ist 
die  des  zweiten  Schreibers  im  Par.  833. 

Auf  der  Vorderseite  des  nichtgezählten  Blatts  am  Anfang 
steht  eine  alte  Inhaltsangabe,  die  ein  Späterer  an  mehreren 
Punkten  verbessert  hat1:  xov  aylov  ejticpavlov  xaxa  jtaöcov 
xcov  algeöecov:  (ap^erca  de  cuzb  xov  avxov  xoftov  xov 
xqLxov  ßißllov'  xa&cbg  cpalvexai  ev  xq  dgxfl  T°v  ßi- 
ß/Liov)'  xalelxat  öh  (durchgestrichen  und  darüber  gesetzt  ext 
xov  avxov)  ßißXlov  (darüber  hineingeflickt  o  xaXelxai) 
dyxvgcoxbv  bxt  dyxvgag  ölxrjv  xov  Jtegl  xrjg  t^corjg  xal  öcoxi]- 
glag  egevvcovxa  vovv  dyei'  öid  xb  JiegiövXXrjjixixbv  xrjg  ev 
avxcp  övvxdt-ecog  xcov  jzoXXcqv  xrjg  jtlöxecog  fiegcov'  cprml  öh 
xov  jtegl  xrjg  (xrjg  von  1.  H.  über  ein  durchgestrichenes  xov 
gesetzt)  Jtaxgbg  xal  vlov  xal  aylov  Jtvevjiaxog  ofioovötoxrjxog' 
xov  Jtegl  xeXelag  xrjg  xqiöxov  ev  öagxl  Jtagovölag,  xov  jtegl 
dvaöxdöecog  vexgcov  xal  ^corjg  aicovlov  xal  xglöecog  öagxbg  xe 
xal  ipvxrjg  em  xb  avxo  xal  xov  xaxa  eiöcoXcov  xe  xal  algeöecov 
ev  (leget  xal  iovöalcov  xal  xcov  dXXcov  Jiegie%ei  öe  xal  xcov 
6yöor]xovxa  algeöecov  xd  ovo^iaxa  xal  xcov  ev  xfi  &eia  ygacpy 
dXXcov  £r]xr]{idxcov  xr)v  öacpr)veiav:  ^ 

Zwei  Finger  tiefer  hat  dieselbe  Hand,  von  der  die  Ver- 
besserungen herrühren,  noch  geschrieben:  xov  avxov  aylov  eni- 
cpavlov  Jtegl  fzexgcov  xal  öxa&ficov. 

Darunter  ist  jetzt  die  Beschreibung  des  codex  aus  dem  In- 
ventaire  sommaire  eingeklebt.     Daneben  die  Nummer  835. 


1)  Die  Verbesserungen  sind  im  Druck  hervorgehoben. 


Der  Codex  Parismus  835.  71 

Auf  der  Rückseite  des  Blatts  macht  ein  Moderner,  derselbe, 
den  wir  im  Paris.  833  gefunden  haben,  die  Angaben:  cod.  4S2 
in  charta  16  sec.  S.  Epiphanii  Panarii  adversus  heretos(l)  liber 
tertius.  Editionis  Petavianae  tom.  1  ä  pag.  408  usque  ad  finem. 
Primam  partem  huius  operis  habes  in  mscr.  826. 

Ejusdem  Epiphanii  Ancoratus.     Initio  tomi  2. 

Item  Anacephalaeosis.  eodem  tomo. 

Ejusdem  de  mensuris  et  ponderibus.  Ibidem  Fragmenta 
excerpta  ex  Chrysostomo.  Agitur  in  his  selectis  de  sanctissima 
Trinitate. 

Auf  dem  ersten  gezählten  Blatt  finden  sich  oben,  wie  im 
Paris.  833,  neben  einander  drei  alte  Nummern:  CCCCL  482  2318. 
Die  römische  Ziffer  ist  auch  hier  durchgestrichen. 

Genauer  ist  der  Inhalt  der  Handschrift  folgender: 

1)  f.  lr — 138 r  das  dritte  Buch  des  Panarion.  Der  codex 
beginnt  unter  einer  roten  Leiste  mit  der  Kapiteltafel  des  ersten 
Tomos:  xaöe  Iveöriv  Iv  rm  jiqqjto?  to^ioj  tov  tqitov  ßißXiov 
xrt.  Das  Panarion  schließt  f.  138 r  mit  der  Unterschrift  TsXog 
xr\q  mos  ßißXov.  Darunter  noch:  öo§a  öot  6  dsoq  r/ficov  öo$a 
601.  Der  Spätere,  dessen  Spur  schon  im  griechischen  Inhalts- 
verzeichnis anzutreffen  war,  hat  jedoch  die  Worte  tzXoc,  ttjq 
ojös  ßißXov  ausgestrichen  und  dafür  gesetzt:  reXoq  tov  tqitov 
ßißXiov  xctTa  ctiQsöscov  tov  ayiov  EJiupaviov. 

2)  f.  138v— 191*  der  Ancoratus.  Eine  Überschrift  fehlt, 
Erst  die  zweite  Hand  hat  den  von  Oporinus  geschöpften  Titel 
jrsQioyj]  tov  Xoyov  tov  ayiov  'Emcpaviov  tov  äyzvocoTov  xc- 
Xov[iivov  an  den  oberen  Hand  gesetzt.  Am  Schluß  der  Schrift 
sind  auf  f.  L911  die  letzten  Linien  zugespitzt.  Der  Best,  etwa 
ein  Drittel  der  Seite  ist  leer. 

3)  f.  191  v — 206*  die  Anakephalaiosis.  Der  Mangel  einer 
Überschrift  ist  bereits  dem  Schreiber  aufgefallen.  Et  hat 
P.  L91*  oben  zwei  Linien  für  sie  freigelassen,  jedoch  nichts  ein- 
zusetzen gewußt, 

4)  f.  208* — 219r  de  mensuris  ac  ponderibus.  Wiederum 
ohne  Überschrift,  aber  auf  einer  neuen  Seite  angereiht.  Erst 
der  Spätere  schreibt  darüber  tov  ayiov  iiiHfarinv  xbq\  fttrocov 
xlCi  OTad-fiatv. 

Der  Schluß  von  de  mensuris  ac  ponderibus  ist  durch  eine 
rote  Leiste  angezeigt;  dann  liest  man  die  rote  Überschrift:  tov 


72  K.  Holl,  Epiphanius. 

av  ayioig  jtazQoq  rjficov  Icoavvov  agxtsJtiöxojrov  xoivöxavrivov- 
jtoXewc,  rov  %qvöoöt6[10v  xre.  Es  folgen  die  fünf  Chrysostomus- 
stellen.  Die  Schlußworte  des  letzten:  6  Zoyoq  ev  zm  vm  &ea>Qei- 
zai  sind  zugespitzt.  Wieder  kommt  dann  die  Unterschrift: 
rekog  rov  aylov  sjiLgxxviov  rov  Asyofievov  äyxvQcivov.  Mit 
ihr  endigt  unser  codex. 

Die  Parisini  833  und  835  entsprechen  also  zusammen  dem 
Rehdigeranus,  soweit  er  epiphanische  Werke  bringt. 


Wenn  man  nun  die  drei  Handschriften  mit  einander  ver- 
gleicht, so  fällt  zunächst  eine  Beziehung  zwischen  dem  Angelicus 
und  den  beiden  Parisini  ins  Auge.  Der  Schreiber  der  zweiten 
Hälfte  des  Angelicus  ist  offenbar  derselbe  wie  der,  der  auf  der 
andern  Seite  von  der  Mitte  des  Parisinus  833  an  auftritt.  Schon 
die  Art,  wie  beidemal  die  Lagen  geschichtet  und  bezeichnet 
sind  —  Quinionen  statt  wie  zu  Anfang  Quaternionen,  Custoden 
statt  Zahlen  — ,  rückt  die  betreffenden  Teile  der  zwei  Hand- 
schriften neben  einander.  Vergleicht  man  dann  den  eigenartigen 
Schriftzug,  so  bleibt  gar  kein  Zweifel  übrig,  daß  der  gleiche 
Mann  am  einen  wie  am  andern  codex  gearbeitet  hat. 

Es  steht  somit  fest,  daß  der  Angelicus  und  die  beiden 
Parisini  am  selben  Ort  zusammen  angefertigt  worden  sind. 

Als  Vorlage  hat  aber  dabei  unser  Rehdigeranus  gedient. 
Das  folgt  allerdings  noch  nicht  aus  der  Tatsache,  die  Dindorf 
und  Öhler  (für  das  Verhältnis  von  P  und  R)  geltend  gemacht 
haben.  Wenn  in  P  —  und  wie  gleich  hinzugefügt  werden  kann, 
auch  in  A  —  an  denselben  Stellen  vom  Schreiber  freier  Raum 
gelassen  ist,  wie  in  R  (vgl.  S.  64),  so  ist  das  für  ihr  gegen- 
seitiges Verhältnis  belanglos.  Denn  jene  Lücken  sind  nicht  erst 
im  Rehdigeranus  entstanden,  sondern  dort  bereits  aus  dem 
Archetypus  übernommen.  , 

Aber  es  lassen  sich  bessere  Gründe  vorführen,  um  die  Be- 
hauptung zu  stützen. 

Daß  P  aus  unserem  R  herstammt,  ist  zuvörderst  für  den 
Parisinus  835  einfach  darzutun.  Wie  oben  (S.  64)  erwähnt,  ist 
in  R  einmal  das  mittlere  Doppelblatt  eines  Quinio,  f.  215  und 
216,  beim  Binden  verkehrt  gefaltet  worden.  Die  hierdurch  ver- 
ursachte Textverwirrung  ist  auf  P  übergegangen.  Der  Paris.  835 
schreibt  f.  122 v  (=  III  545,  5)  glatt:  <pr}ölv  6  frelog  loyoc'  üivlai 


11,1 :  Der  Codex  Rehdigeranus  240,  der  Angelicus  04  u.  die  Parisini  833/835.  73 

aöov  ov  xaziöxvöovoiv;  ebenso  geht  es  f.  125 r  (=  III  557,  27) 
ohne  Anstand  weiter:  Tsfoiovfitpov  Iv  (iia  ovvevcoötL  xfi  Oj/fiaivo- 
[ievrj  xara  ro'  riq  Jtoi/iaivei  Jtoifiwjv  xal  Ix  rov  yaXaxxog 
avxrjq  ovx  ho&lei.  Nur  das  xrjg,  das  hinter  xaxa  xo  stehen 
müßte,  ist  weggelassen  worden,  weil  es  jetzt  allerdings  völlig 
in  der  Luft  schwebte.  —  Was  für  den  Paris.  835  festgestellt 
ist,  gilt  ohne  weiteres  auch  für  den  Paris.  833.  Doch  soll,  da- 
mit alle  Gerechtigkeit  erfüllt  werde,  auch  aus  dieser  Handschrift 
ein  ähnlich  schlagendes  Beispiel  hervorgehoben  werden.  Die 
Stelle  II  193,  19  f.  gibt  R  —  erst  R;  die  Vorlage  von  R  hat 
noch  den  richtigen  Text  —  folgendermaßen  wieder:  ol  xoivvv 
xaxa  avayxrjv  ov  xaxa  avayxrjv  vov%ot  ylvovxat.  Das  zweite 
avayxrjv  ist  durchgestrichen ,  aber  kein  Ersatz  dafür  vor- 
geschlagen. Im  Paris.  833  findet  man  nun  (f.  138 v)  zwar  das 
vovxol  zu  zvvovyp1  (man  beachte  den  Accent!)  ergänzt;  aber  an 
Stelle  des  getilgten  avayxrjv  ist  nur  freier  Raum  gelassen. 

Auch  beim  Angelicus  bedarf  es  keiner  langen  Umstände. 
Die  Abhängigkeit  von  R  ergibt  sich  schon  daraus,  daß  A  die 
spezifischen  Auslassungen  von  R  mit  diesem  codex  teilt: 

I  268,  23  sind  in  A  f.  31*  wie  in  R  die  sonst  nirgends  (außer 
in  P)  fehlenden  Glieder  KoXooßaöiOL*  ixxaiöexaT?]  Hqü- 
xlewvlxai'  Ijczaxaiöexaxr]  übersprungen. 

I  294,  20 f.  =  Af.  12 r  steht  es  ebenso  mit  dem  Satzteil  xal 
ig  avxrjg —  äty    tavxijg  (pvo^tvtjg. 

I  301,  27 ff.  =  A  f.  15r  mit  ig  qfteQmP  öe  Aaßlö —  'löoarjU- 
zai;  u.  s.  f. 

Der  entscheidende  Beweis  liegt  jedoch  wie  immer  in  solchen 
Stellen,  wo  die  zweite  Handschrift  eine  unsichere  Schreibung 
der  ersten  mißversteht  oder  einen  Fehler  vergrößert. 

I  282,  28  bietet  R  anstatt  des  richtigen  ejteviyzaöa  eine 
verzweifelte  Form.  Geschrieben  ist  Ijtsveyxaxo ,  jedoch 
über  der  Linie  im  Zug  des  TVBalkens  noch  ein  undeut- 
liches 2a  an    das    T  angehängt.     A  f.  7V  macht    daraus 

•  zuerst  ijrsviyxaös,  tilgt  aber  dann  das  oe  wieder  und  setzl 
ro  darüber. 

I  308,  23  hat  der  Schreibor  von  R  das  in  seiner  Vorlage 
stehende  fiokvvovOfj  nicht  entziffern  können.  Er  malt 
steif  jtoXvv  sa  und   kritzelt   über  das   0  eine   Unverstand- 


74  K.  Holl,  Epiphanius. 

liehe  Abkürzung.     In  A  f.  22  r  heißt   es   dafür  flott,  aber 

sinnwidrig:  jtolvv  ovömv. 
A  und  P  sind  jedoch  nicht  unabhängig  von  einander  aus 
R  abgeschrieben  worden.  Denn  beide  stimmen  in  einer  ganzen 
Kette  von  Fehlern  gegen  R  zusammen.  Um  nur  die  allerersten 
Beispiele  herauszugreifen,  so  haben  sie  in  I  272,  16ff.  eine  Lücke 
von  zwei  Zeilen  (xrjq  jtaörjc,  —  xrjq  fiovrjg),  I  320,  25  die  Aus- 
lassung der  Worte  ngbq  dvxlfrsöiv  xwv  gegen  R  gemeinsam. 
Wie  sie  des  Näheren  zu  einander  stehen,  ist  daran  ab- 
zunehmen, daß  der  Text  in  P  gegenüber  A  durchweg  um  einen 
Grad  verschlechtert  ist. 

I  326,  17  läßt  P  f.  31 v  die  Worte  djioxsxalvfifisvrjv  öia  xb 

?]X  xalalftm  övvafiiv  aus,  die  in  A  erhalten  sind. 

II  572,  2  hat  P  l6idxr\v,  während  A  das  richtige  dx^xrjv 
bewahrt  hat. 

Noch  anschaulicher  sind  folgende  Fälle. 

I  282,  28  an  der  eben  behandelten  Stelle,  wo  A  sjzeptyxaöe 
mit  getilgtem  68  und  drüber  geschriebenem  xo  hat,  setzt 
P  ohne  weiteres  sjtsveyxaxo. 

I  325,  1  ist  in  A  f.  23 v  das  von  R  gebotene  Tgaiavov  zu 
TQaivov  verderbt.  Dabei  sind  am  Anfang  des  Worts 
T  und  q  in  der  üblichen  Weise,  nur  etwas  flüchtig,  in 
einen  Buchstaben  zusammengezogen.  P  f.  30 v  versteht 
die  Ligatur  falsch  und  entwickelt  nun  den  Namen  vollends 
weiter  zu  Ca'cvov. 

I  301,  3  hat  A  aus  R  den  Fehler  xaxrjyrjxat  (statt  xaxrjQ- 
yrjTai)  übernommen;  zufällig  ist  noch  die  Schleife  des 
7  zusammengeflossen,  so  daß  der  Buchstabe  undeutlich 
wurde.  Der  Schreiber  von  P  fand  sich  vor  einem  Rätsel. 
Er  begnügte  sich  wiederzugeben,  was  er  lesen  konnte. 
Er  setzt  xaxrj  xat  und  läßt  hinter  tj  Raum  für  2  Buch- 
staben frei. 

Demnach  sind  die  3  Codices  in  einer  Linie  hinter  einander 
zu  ordnen.  Aus  R  stammt  zunächst  A  ab  und  A  hat  wieder 
als  Vorlage  für  P  gedient. 

Dieses  Ergebnis  wirft  ein  Licht  zurück  auf  A.  Man  sieht 
nunmehr,  daß  zu  dieser  Handschrift  ursprünglich  noch  ein  zweiter 
Band  gehörte,   dessen  Inhalt   dem   des  Parisinus  835   entsprach. 


11,1:  Der  Codex  Rehdigeranus  240,  der  Angelicus  94  u.  die  Parisini  833  835.  75 

Aber  auch  für  E  fällt  etwas  ab.  Zur  Zeit  als  die  Ab- 
schriften genommen  wurden,  waren  in  R  die  zwei  hinter  f.  2  \'.\ 
verlorenen  Blätter  noch  vorhanden.  So  läßt  sich  jetzt  vermittelst 
des  Parisinus  835  feststellen,  daß  auch  die  Anakephalaiosis  in  R 
keinen  Titel  besaß. 

2.  Der  Jenensis  und  die  Laurentiani  V1 12  und  LIX  21. 

Der  uns  noch  verbliebene  zweite  Band  von  Längs  codex, 
der  heutige  Jenensis,  ist  laut  der  Unterschrift  am  Schluß  des 
Panarion  f.  120 v  rsAoq  rrjg  coös  ßißZov  ev  nr\v\  fiagrlm  x 
t)litQa  ~c,  ev  ereOtv  c,cotß  tv)  ß  im  Jahr  1304  fertig  geworden. 

EineBombycinhandschrift  von  ungewöhnlichen  Abmessungen : 
Größe  der  Blätter  32,2x22,6,  Schreibraum  24,2x15,6;  26  Linien 
auf  der  Seite  zu  durchschnittlich  57 — 58  Buchstaben.  Rand- 
linien oben,  unten  und  neben  dem  Text. 

Die  174  beschriebenen  Blätter,  die  der  codex  enthält,  (dazu 
7  Schutzblätter  am  Anfang  und  3  am  Schluß)  zerfallen  in 
21  Quaternionen  +  1  Ternio.  Nirgends  ist  etwas  verloren  ge- 
gangen. Die  Quaternionenbezeichnung  steht  auf  der  ersten  und 
der  letzten  Seite  der  Lage,  rechts  unten.  Die  Zählung  ist  jedoch 
nicht  in  einem  Zug  durch  den  ganzen  codex  durchgeführt.  Sie 
setzt,  nachdem  sie  bis  te  gegangen  war,  auf  f.  12  lr  (Beginn  des 
Ancoratus)  wieder  von  neuem  mit  a  ein. 

Die  Schrift  ist  die  zierliche  und  flüssige  Minuskel  des  13.  bis 
14.  Jahrhunderts.  Nur  auf  der  ersten  Seite  ist  sie  steifer.  Der 
Schreiber  scheint  hier  die  Buchstaben  seiner  Vorlage,  einer  älteren 
Minuskelhandschrift,  nachzumalen.  Die  Ausstattung  ist  einfach« 
Die  Überschriften  und  die  Initialen  sind  rot;  größere  Abschnitte 
sind  mit  Bandleisten  abgegrenzt,  Bibelstellen  durch  Häkchen 
;un  Rand  hervorgehoben. 

Der  Text  ist  sehr  rein  wiedergegeben«  itacismen  kommen 
nicht  häutig  vor.  Das  bewegliche  v  ist  streng  nach  der  Schul- 
regel gesetzt.  Das  unausgesprochene  i  fehlt  in  den  meisten 
Fällen;  vereinzelt  ist  es  beigeschrieben,  noch  seltener  nnter- 
geschrieben. 

Eine  kleine  Anzahl  Randbemerkungen  ist  ans  der  Vorlage 
übernommen   z.B.  f.  L0*  (=   111    LI,  6)    b>   ftUto  trt]    ^y.     Von 


76  K.  Holl,  Epiphanius. 

Lang  sind  noch  weitere  hinzugefügt  worden,  f.  2r  ex  psalmo  CX, 
f.  31 v  Tyria  synodus  usw. 

Der  codex  beginnt  mit  dem  Kapitelverzeichnis  des  zweiten 
Tomos   des   zweiten  Buchs    des   Panarion:    rdös   evsörc   xal   hv 

TOJ     ÖSVT£QCO     TOfiCO     TOV     CCVTOV     ÖSVT8QOV     ßlßllOV     JtSflJITCO     ÖS 

ovri  xard  rov  Jtgoeigrjfievov  dgt&[i6v  Iv  w  doiv  algeöig(}) 
jztvre  ovrcog  und  führt  auf  den  ersten  120  Blättern  das  Panarion 
zu  Ende.  Am  Schluß  steht  f.  120 v  unten  die  schon  erwähnte 
Unterschrift.  —  Daran  reiht  sich  f.  12 lr  oben  der  Ancoratus. 
Er  wird  eingeleitet  durch  den  Abschnitt  6  &eiog  ovrog  xal  {ueyag 
jtaxi]Q  Tjncov  Ejtccpavcog  und  reicht  bis  zur  unteren  Hälfte  von 
f.  152v.  Auf  ihn  folgt  die  Anakephalaiosis  (f.  152v— 161 r  Mitte) 
und  auf  diese  wieder  de  mensuris  ac  ponderibus  (f.  161 r — 168r 
Mitte). 

Keine  der  drei  letztgenannten  Schriften  trägt  von  Haus  aus 
in  unserem  codex  einen  Titel.  Nur  eine  Leiste  trennt  die  Ana- 
kephalaiosis vom  Ancoratus;  zwischen  der  Anakephalaiosis  und 
de  mensuris  ac  ponderibus  fehlt  auch  dieses  Scheidezeichen. 
Erst  ein  Späterer  hat  dem  Mangel  abzuhelfen  gesucht.  Er 
schreibt  f.  121 r  oben  an  den  Rand:  jzsqlox^  Xoyov  rov  dyiov 
'Ejttcpaviov  rov  'Ayxvocoxov  xaloviiivov,  f.  152 v  zur  Seite  des 
Textes:  rov  dyxvgojzov  xsXog  und  darunter  avaxeqxxlaLmOLg. 
S.  Epiphanii  Anacephalaeosis  sive  eorum  quae  in  Panario  dicta 
sunt,  summa(ria)  comprehensio;  ebenso  f.  161 r  rrjg  ävax£<pa- 
laicoöscog  rtlog.  \  rov  Iv  ayioig  Jiarobg  rjumv  Ejzi<paviov  Jtegl 
liixgcov  xal  Ora&nwv. 

Der  Schluß  von  de  mensuris  ac  ponderibus  ist  f.  168 r  durch 
eine  rote  Leiste  bezeichnet.  Unter  ihr  kommt  die  rote  Über- 
schrift: rov  sv  ayioig  Jiargbg  r]/acöv  icodvvov  agxisjitöxojiov 
xmvoravrLVOVjtoXeojg  rov  xgvöoöronov  xrL,  d.  h.  es  folgen  jetzt 
die  schon  mehrfach  verzeichneten  Chrysostomusstellen.  Sie  füllen 
die  zweite  Hälfte  von  f.  168 r  und  das  ganze  f.  168 v.  Unten  auf 
f.  168 v  ist  eine  bunte  Leiste  gezogen.  Darunter  steht  wieder 
rot:  rilog  loyov  rov  dyiov  'Empaviov  rov  ijtilsyofisvov 
ayyvgcorov. 

Die  noch  übrigen  Blätter  der  Handschrift  (f.  169 — 174) 
bringen  die  Chronographie  des  Nicephorus,  einschließlich  des 
Bibelverzeichnisses.  Bemerkenswert  ist ,  daß  hier  hinter  den 
letzten  Worten  jiOLfitvog  xal  tgfiä  (f.  174 r  gegen  die  Mitte)  kein 


11,2:  Der  Codex  Jenensis.  77 

Schlußkreuz    steht.     Auch    eine  Bandleiste,    die    das  Ganze    ab- 
grenzte, fehlt.     Der  Eest  von  f.  174 r  und  f.  174 v  sind  leer. 

Die  Anlage  des  Jenensis  deckt  sich  also  ganz  mit  der  des  Reh- 
digeranus,  nur  daß  die  Theodoretschriften  nicht  angehängt  sind. 

In  J  fanden  sich  auch  bereits  die  Lücken  und  Verwirrungen 
innerhalb  des  Panarion,  die  bei  R  und  zuletzt  wieder  bei  A  und 
P  hervorgehoben  wurden.  Die  betreffenden  Stellen  fallen  zwar 
sämtlich  in  den  heute  verlorenen  Teil  der  Handschrift.  Allein 
Oporins  Ausgabe  kann  hier  als  Ersatz  eintreten.  Oporin  läßt 
S.  249  zwischen  ovx  exxog  und  xal  oir/l  rb  öS^ua,  und  wieder 
S.  258  zwischen  ftr/  rsv^aoOai  avaordöso^g  und  ov  [sovov  ydo 
rovzo  eöziv  einen  Raum  von  mehreren  Linien  frei.  Es  fehlten 
demnach  auch  in  J  die  Stücke  II  649,  21 — 651,  8  (pcofiarog  alla 
fisra  —  JtQoq  rag  ffiovag  oQfirjv)  und  II  677,  1 — 678,  12  (xcä 
vötsqov  äel^Xl  —  <®v  ecprjg  dvaxQajir\6i]).  —  Ebenso  druckt 
Oporin  S.  234  Z.  9  von  oben  ohne  Anstand  den  Satz  avdyxrj 
xwv  UQri{itva)v  tvaoytGTSQov  ovx  av^govrcu  (=  II  605,  13  + 
616,  33),  in  dem,  wie  oben  festgestellt,  ein  Sprung  über  einen 
Quaternio  hinüber  gemacht  wird. 

Auch  J  scheint  aber  nicht  der  Ursprungsort  dieser  Schäden 
gewesen  zu  sein.  Oporin  hat  keine  Vorstellung  davon,  wie 
groß  die  Lücke  ist,  die  er  in  den  beiden  ersten  Fällen  anzeigt. 
Hätte  in  J  eben  gerade  ein  Blatt  gefehlt  —  soviel  muß  der 
Ausfall  betragen;  denn  das  zu  ergänzende  Stück  hat  beidemal 
genau  denselben  Umfang  — ,  so  hätte  Oporin  wahrscheinlich 
nicht  unbestimmten  Raum  gelassen,  sondern  wie  üblich  einfach 
gesetzt:  Zsljtst  cpvllov  bv.  Und  war  er  scharfsichtig  genug, 
um  beim  Übergang  von  einer  Seite  zur  andern  den  Riß  im 
Text  wahrzunehmen,  so  hätte  er  wohl  auch  die  noch  auffälligere 
Quaternionenverschiebung  entdeckt.  Allem  nach  hat  J  an  den 
fraglichen  Stellen  ebenso  ausgesehen  wie  R,  d.  h.  so.  daß  in  den 
ersten  Fällen  sich  weiße  Platten  im  Text  befanden  und  im  letzten 
der  Schriftzug  ohne  Unterbrechung  weiterging. 

Dann  läßt  sich  aber  auch  diesmal  uns  der  Gemeinsamkeit 
dieser  Mängel  nichts  für  ein  unmittelbares  Verhältnis  zwischen 
beiden  Handschriften  schließen. 

Indes  Lehren  schon  Kleinigkeiten  in  der  äußeren  Einrieh- 
tung,  zunächst  daß  J  dem  Ursprünglichen  um  eine  Stufe  näher 
steht,  alsR.  Es  sei  nochmals  hervorgehoben,  daß  R  die  Unterschrift 


78  K.  Holl,  Epiphanias. 

unter  den  Chrysostomusstücken  in  der  Form  gibt:  ziloq  rov 
aylov  sjctcpaviov  rov  Xsyofievov  ayxvQcorov,  als  ob  ^AyxvQCDxbq 
ein  Beiname  des  Epiphanius  wäre,  wie  J£tqco(icct8vq  bei  Clemens 
oder  AiaXoyoc,  bei  Gregor  dem  Großen,  während  J  richtig  schreibt 
rsXog  loyov  rov  aylov  sjiicpaviov  rov  ejnZeyoftevov  ayyvgcorov. 
Auch  das  weggelassene  Schlußzeichen  am  Ende  des  Bibelver- 
zeichnisses ist  nicht  ohne  Bedeutung.  Der  Schreiber  von  J  weiß, 
was  der  von  R  nicht  mehr  empfand,  daß  hinter  den  Worten 
jioifisvog  xal  tQua  eigentlich  noch  etwas  kommen  sollte. 

Ganz  scharf  tritt  aber  das  Verhältnis  der  beiden  Hand- 
schriften in  der  Textgestalt  zu  Tage.  Durchgängig  ist  wahrzuneh- 
men, daß  J  bei  Auslassungen  von  R  häufig  die  vollständige  Fas- 
sung bewahrt  hat,  wogegen  das  Umgekehrte,  ein  Mehr  von  R 
gegenüber  J,  überhaupt  niemals  vorkommt. 

Aus  dieser  Tatsache  hat  bereits  Öhler  (I  2  p.  XI),  der  allein 
der  Frage  ernsthaft  nachgegangen  ist,  den  Schluß  gezogen,  daß 
R  aus  J  abgeschrieben  sei.  Er  hat  diese  Behauptung  noch  durch 
eine  weitere  schlagende  Beobachtung  in  de  mensuris  ac  pon- 
deribus  zu  stützen  gewußt.  Dort  zeigt  sich  nämlich,  daß  der 
Schreiber  von  R  überall  da  kleine  Lücken  läßt,  wo  der  Text  in 
J  durch  äußere  Einflüsse,  Flecken  u.  ä.  Not  gelitten  hat. 

Trotzdem  meinte  aber  Öhler,  selbst  wieder  zur  Vorsicht 
mahnen  zu  müssen.  Einige  Stellen  —  er  zählt  sie  1  2  p.  XII 
auf  —  haben  ihm  den  Eindruck  gemacht,  als  ob  hier  R  gegen- 
über J  die  richtige  Überlieferung  vertrete. 

Öhler  hätte  getrost  bei  seiner  Behauptung  stehen  bleiben 
dürfen.  Was  er  in  de  mensuris  ac  ponderibus  festgestellt  hat, 
läßt  sich  auch  in  den  übrigen  Schriften  durch  eine  Fülle  ebenso 
beweiskräftiger  Beispiele  belegen. 

I  85,  10  hat  J  f.  121r  richtig  jisqcucoöcu.  Das  q  ist  spitzig 
geraten,  so  daß  es  mit  £  verwechselt  werden  kann.  Rf.222v 
schreibt  jze^aiwöai. 
I  141,22  hat  J  f.  133 v  .otvjtsi  ;  gemeint  ist  ohne  Frage 
örvjtjteiov.  Der  Schreiber  von  R  versteht  jedoch  die 
Beziehung  des  drüber  gesetzten  Jt  falsch  und  macht  dar- 
aus (f.  231 r)  öTVJieiJiov. 
I  153,22  ist  in  J  (f.  136 r)  das  unentbehrliche  xalüzat  am 
Rand  von  erster  Hand  nachgetragen.  In  R  f.  232 v  fehlt 
das  Wort. 


11,2:  Der  Codex  Jenensis.  79 

I  157,  17  ist  in  J  f.  137 r  gvXlvijV  zu  giliv  i\v  entstellt: 
R  f.  233 v  entwickelt  das  vollends  weiter  zu  gvXov  Tjv. 

1  208,  31  ist  in  J  f.  148 v  jcvq  etwas  verschnörkelt  ge- 
schrieben; R  f.  242 r  liest  es  als  rao. 

III  17,  16  waren  bereits  in  der  Vorlage  von  J  die  Worte 
örsXZofisvog  ttjv  jtoQÜav  unleserlich  oder  verstümmelt; 
J  f.  4V  malt  steif  ör  ENo  xr\v  jtoQeiav;  R  f .  132 v  schreibt 
nur  ör  und  läßt  dahinter  Raum  für  etwa  5  Buch- 
staben. 

III  133,  14  hat  J  f.  30 v  beim  Absetzen  von  odouiOQiav  ein 
Versehen  begangen.  Am  Ende  der  einen  Linie  steht  6öo"\ 
am  Anfang  der  nächsten  öoiüzogiav\  R  f.  152 r  ahmt  das 
getreulich  nach  mit  oöbv  docjtoQiav. 

III  144,  11  f.  hat  J  f.  32 v  das  zunächst  geschriebene  Kcov- 
özavxlvov  durch  Rasur  zu  Kcovoxav  (ohne  Accent)  ver- 
kürzt; R  f.  154 v  setzt  KcovGrav,  läßt  aber  dann  noch  eine 
Lücke  von  4 — 5  Buchstaben. 

III  355,  12  ist  in  J  f.  73 v  y.aralvsLV  —  Dindorf  gibt  falsch 
Tcara^iavscv  —  etwas  mißverständlich  geschrieben;  der 
Ansatz  des  X  ist  zu  tief  unter  der  Linie  begonnen,  so  daß 
der  Buchstabe  zusammen  mit  dem  ersten  Strich  des  v 
einem  fi  gleichsieht,  etv  ist  durch  die  gewöhnliche  Ab- 
kürzung ausgedrückt.  Der  Schreiber  vonR  löst  das  f.  180r 
auf  mit  dem  ungeheuerlichen  xardfi, 

Gegenüber  derartigen  Augenscheinlichkeiten  fallen  die  paar 
Stellen,  die  Ohlers  Zweifel  erregt  haben,  von  vornherein  nicht 
ins  Gewicht.  Ohlers  Bedenken  wann  aber  auch  an  und  für 
sich  unbegründet.  Denn  teils  trifft  es  nicht  zu,  daß  R  in  den 
von  Ohler  genannten  Fällen  die  richtige  Lesart  gegenüber  J 
vertrete  (so  namentlich  bei  der  einzigen  bemerkenswerten  Ah- 
weichung  111  322,  17,  wo  R  xaXtöeiev  hat  anstatt  des  von  J 
bezeugten  6tuoZoy?)6£iev),  teils  handelt  es  sicji  um  Verbesserungen 
geringfügigster  Art  (hji?]  für  dbroil),  wie  sie  jeder  nicht  ganz 
gedankenlose  Abschreiber  gelegentlich  einmal  am  Texi  seiner 
Vorlage  anbringt. 

Das  Ergebnis,  daß  R  unmittelbar  aus  .1  geflossen  ist.  be- 
stätigt zugleich  eine  früher  (3.  64)  ausgesprochene  Vermutung. 
Es  ist  nunmehr   sicher,    daß  erst    B  die  Theodoretschriften  mit 


80  K.  Holl,  Epiphanius. 

der  Epiphaniusausgabe   verbunden  hat  und  daß  für  diesen  Teil 
ein  anderer  codex  beigezogen  wurde,  als  für  den  ersten. 


Ehe  nun  die  Linie  von  J  aus  weiter  nach  aufwärts  ver- 
folgt werden  kann,  sind  noch  die  beiden  Laurentiani  einzufügen. 

Der  ältere  von  ihnen,  der  Laurentianus  VI  12  (=  L)  ist 
ein  in  Kot  gebundener  Bombycincodex  s.  XIV.  Auf  einem  in 
den  Deckel  eingelassenen  Pergamentstreifen  steht  der  Titel: 
EjiKpaviov  8Jilöxo)J]  Jtegl  jiiötscoq  jtgog  tovg  {lovayovg 
alrqoavTag.  Darunter:  Epiphanii  epistola  de  fide  ad  |  monacos 
interrogantes. 

Innen  kommen  zunächst  4  mit  römischen  Ziffern  gezählte 
Vorsatzblätter:  auf  der  Vorderseite  des  ersten  von  moderner 
Hand  Plut.  6  Cod.  12  (das  zweite  und  dritte  sind  leer),  auf 
der  Rückseite  des  vierten  von  älterer  Hand:  Initium  Panarii 
S.  Epiphanii.  Darunter  ist  ein  Zettel  eingeklebt:  Epiphanii  liber 
de  fide  ad  Monacos  interrogantes.  Excerpta  ex  doctoribus  ec- 
clesiae  pro  fide.  Jo:  chrisostomi  homilia  de  spiritu  sancto.  Dann 
folgt  noch  eine,  vielleicht  von  anderer  Hand  geschriebene  Zahl: 
no  398.  —  Sonst  findet  sich  nur  noch  oben  auf  der  ersten  Seite 
des  eigentlichen  codex  die  Zahl  N.  12  und  daneben  von  anderer 
Hand  XIV  saeculo. 

Der  Kern  der  Handschrift  besteht  aus  237  Blättern.  Größe 
23,7x16,9,  Schreibraum  18—19x11,5;  33—34  Linien  auf  der 
Seite  zu  durchschnittlich  38  Buchstaben. 

Die  33  Lagen,  die  der  codex  enthält,  sind  anfangs  Qua- 
ternionen;  in  der  zweiten  Hälfte,  von  f.  127  an,  wechseln  Ter- 
nionen,  Duernionen,  Doppelblätter,  aber  auch  Quinionen  mit 
Quaternionen  ab.  Die  einzelnen  Schichten  sind  nicht  bezeichnet. 
Dagegen  ist  zweimal  eine  Blattzählung  vorgenommen  worden. 
Die  jüngere,  mit  roter  Tinte  ausgeführte,  gibt  den  heutigen  Stand 
an;  bei  der  älteren  waren  noch  mehrere  weiße,  später  beseitigte 
Blätter  mitgerechnet. 

Der  uns  näher  angehende  Teil  umfaßt  die  ersten  acht 
Quaternionen,  f.  1 — 95.  Die  letzte  Seite,  f.  95 v,  ist  in  Kreuzform 
geschrieben.  Das  darauf  folgende,  jetzt  ausgerissene  Schluß- 
blatt des  Quaternio  war  offenbar  leer.  —  Mit  f.  96  (nach  der 
älteren  Zählung  97)  beginnt  ein  neuer  Abschnitt,  eine  umfang- 
reiche, selbst  wieder  in  verschiedene  Gruppen  zerfallende  Samm- 


II,  2:  Der  Codex  Laurentianus  VI  ]2  u.  LIX  21.  81 

lung  von  Kirchenväterexzerpteu.    Die  Reihe  wird  eröffnet  durch 
Kyrill  von  Alexandrien. 

Die  95  Blätter  enthalten  die  drei  kleinen  Schriften  des  Epi- 
phanius  in  folgender  Ordnung.  1)  Der  Ancoratus  f.  1 — 66 r. 
Vorausgeschickt  ist  wie  in  J  unter  einer  roten  Leiste  das  Stück 
6  &aloq  ovzog  xal  fieyag  jrazrjQ  r/{iwv  'Ejtigxxviog  xrt.  Es  ver- 
tritt auch  hier  die  Stelle  einer  Überschrift.  2)  Die  Anakepha- 
laiosis  f.  66 r — 81v.  Ohne  besonderen  Titel,  ja  sogar  ohne  An- 
deutung eines  Absatzes  geht  auf  derselben  Linie,  der  letzten 
der  Seite,  die  eine  Schrift  in  die  andere  über.  Erst  eine  spätere 
Hand  schreibt  an  den  Rand  a.Qxf}>  3)  de  mensuris  ac  ponderi- 
bus  f.  81v — 95v.  Wieder  ist  zu  Beginn  nicht  einmal  eine  neue 
Linie  begonnen,  geschweige  ein  Titel  gesetzt.  Nur  eine  stärkere 
Interpunktion  (*.*)  bezeichnet  die  Grenze.  Das  am  Rand  stehende 
aQ%r}  stammt  von  derselben  Hand  wie  bei  der  Anakephalaiosis. 
Der  Text  endigt  f.  95 v  in  der  schon  geschilderten  Form.  Der 
Schreiber  betont  den  Schluß  noch  ausdrücklich  durch  die  Worte: 
/  hv&aöe  rsQfia  xal  &ea>  vefia)  x^QLV'  Die  Anhängsel,  die  in 
W  und  J  hinter  de  mensuris  ac  ponderibus  folgten,  finden  sich 
also  in  L  nicht. 

Den  Text  begleiten  namentlich  im  Ancoratus  zahlreiche, 
von  erster  Hand  geschriebene  Schonen.  Sie  sind  jedoch  von 
keiner  sachlichen  Bedeutung. 

Der  andere  codex,  der  Laurentianus  LIX  21  (=  L1)  kann 
kurz  abgemacht  werden.  Es  ist  mehr  ein  Versuch,  als  eine 
wirkliche  Handschrift.  Ein  Papiercodex  s.  XV  bestehend  aus 
16  Blättern;  Größe  31x21,  Schreibraum  21,2x11,3;  30  Linien 
auf  der  Seite  zu  durchschnittlich  50  Buchstaben.  Von  den 
1(>  Blättern  sind  nur  8  beschrieben.  Zuerst  kommt  ein  (ge- 
zähltes) Vorsatzblatt,  dann  folgt  (f.  2 — 9)  ein  ganz  ausgefüllter 
Quaternio.  Der  Text  —  es  ist  der  Anfang  des  Ancoratus  — 
geht  bis  zum  Schluß  der  letzten  Zeile  von  f.  9V  fort:  auch  der 
Custode  ist  unten  noch  gesetzt.  Aber  die  nächsten  Blatter  sind 
leer.  Die  Arbeit  ist  also  schon  nach  der  ersten  Lage  aufge- 
geben worden. 

Außen  auf  dem  Deckel  steht  als  Titel  jfixffMzWot?  hxiOXO- 
Xa\\  darunter  Epiphanü  ©pistole.  Auf  der  Vor  derseite  des  Schutz- 
blatts  ist  die  alte  Nummer  ;>^s  —  dieselbe  wie  im  Laur.  VI  12!  — 
eingetragen. 

Texte  n.  Untersuchungen  etc.  86,  S.  6 


82  K.  Holl,  Epiphanius. 

Man  überzeugt  sich  rasch,  daß  L1  bloß  eine  Abschrift  von 
L  ist.  Der  jüngere  Laurentianus  gibt  den  Text  des  älteren  in 
allen  seinen  Eigentümlichkeiten  wieder,  jedoch  nicht  ohne  ihn 
mannigfach  zu  verschlechtern.  Es  genügt  an  ein  paar  Beispielen: 
I  83,  24  setzt  L  falsch  ovaXevnviavov  statt  ÖLoxlrjxtavov.  Die 
Änderung  scheint  hier  erstmalig  vorgenommen  worden  zu  sein; 
denn  ovalevriv  steht  auf  Rasur.  L1  schreibt  glatt  ovalevrivi- 
avov;  I  95,  23 f.  lassen  L  und  L1  übereinstimmend  die  ander- 
wärts überlieferten  Worte  xal  reZela  rj  6<poajlg  ev  ovofiari 
&eov  durch  Gleichendung  aus.  —  Als  Beleg  für  die  besondern 
Fehler  von  L1  sei  nur  die  Stelle  I  94,  29  f.  genannt.  L1  über- 
springt hier  den  Satz  exaörov  öh  rcov  ovofiatcov  fiovcbvvfiov, 
fir]  sxov  ösvTSQcoöiv.  Der  Fall  ist  darum  beweisend,  weil  die 
von  L1  ausgelassenen  Worte  in  L  gerade  eine  Linie  ausmachen. 

Wenn  L1  demnach  ausscheidet,  so  verdient  L  um  so  größere 
Beachtung. 

Der  Text  des  Ancoratus,  den  L  bietet,  steht  beträchtlich 
höher  als  der  von  J.  L  verbessert  nicht  nur  zahlreiche  kleinere 
Mängel  in  J,  sondern  füllt  namentlich  auch  zahlreiche  Lücken 
aus,  durch  die  die  Überlieferung  in  J  entstellt  ist.  Die  schlagend- 
sten Fälle  sind  wieder  diejenigen,  in  denen  der  Ausfall  bei  J 
durch  Gleichendung  veranlaßt  ist. 

I  88,  32  f.  hat  J  den  innerhalb  des  Zusammenhangs  nichts- 
sagenden Satz:  eig  &sbg  roivvv  o  jiax7]Q  xal  fiovog 
alr\&ivhg  &sog.  L  f.  3r  fährt  dagegen  hinter  alr\&ivbg 
fort:  xal  {^sbg  o  fiovoysvrjg'  ovx  aga  alloxgiog  &sov  xal 
xrjg  [tovadog'  all  sjieiör]  vlbg  ex  jtaxgog,  öta  xovxo 
fiovog  älrj&ivbg  (&s6g). 

I  90, 17  vermißt  man  bei  J  in  dem  Satz  zig  yag  {i£(ir]VG)g  .  .  . 
ToXfi7jö£L   ßXaog)T]jilag   vnovoiav    tavxca    xxrjöaöOac,    {irj 

£VQG)V    £Jll     TG)     Q7]TG)     JZQOÖXSLflSPOP     XO     alTj&lVOV     die 

Angabe  des  Inhalts  der  ßlaö(prj^ia.  L  f.  3V  bringt  sie 
in  den  noch  angefügten  Worten:  xal  eljtrj  jtsgl  xov 
jtaxgog,  otc  ovx  r\v  <pwg  a2.r/frivov. 

I  108,8  schreibt  J:  xoöovxm  fiei^ovcog  havxbv  aJtoxalvjt- 
T£i  £V  xa>  tt]v  xififjv  ejtl  rov  löiov  avxov  jzaxega, 
Iva  xxL  Daß  hier  etwas  ausgefallen  ist,  fühlt  man  un- 
mittelbar.   Bei  L  f.  11 r  findet  man  das  Fehlende,    Hinter 


II,  2:  Der  Codex  Laurentianus  VI  12  u.  LIX  21.  83 

xiy.7]v  ist  einzusetzen:  Jiana  xojv  av&ooiJtcov  [ir}  ßovkeö- 
&cu,  all'  avacpeoei  xr\v  xtfirjv. 

I  147, 10 ff.  gibt  J  einen  abgerissenen  Text:  cpctol  xavxa  fir] 
elvai  ....  ajtb  xov  Qqxov  xov  evayyellov  ov  eijtev  o 
öcozijQ  öiöaöxcov  oxi  &ebv  ovöelg  jicbnoxe  ewqaxe' 
jtQcxprjrai  öh  leyovGiv  emoaxevai'  dvayxrj  rpevöeöfrai  ?} 
xov  fiovoyevrj  ?]  xovg  Jiooyqxag.  L  f.  29 v  fügt  das  un- 
erläßliche Zwischenstück  ein,  indem  es  nach  twoaxe 
fortfährt:  xal  cpaolv,  ei  xoivvv  o  fiovoyevijg  eijtev  ort 
ovöelg  eatgaxev.  Daran  schließt  sich  das  jtQocprjxat  de 
XeyovöLV  ta>oaxevat  xxe.  fest  an. 

I  193,  25ff.  ist  ein  ganz  ähnlicher  Fall.  Bei  J  liest  man: 
eav  de  reg  doept^ofievog  eljtrj ,  alla  xb  rov  GmxijQog 
r^icov  öcofia  et-algexov  rtv,  öia.  xb  fiovov  6vveilrj<p&cu 
ajcb  Maglag  xal  x^Q1^  OJiegnaxog  avögog'  all  ovöelg 
e'xei  xovxo  eijtelv  ovöe  cutoöelf-cu.  So  wie  der  Satz  da- 
steht, ist  er  mindestens  dunkel.  Die  Beziehung  des  Gliedes 
all  ovöelg  e%et  xovxo  elüielv  ovöe  ajioöeit-at  tritt  nicht 
deutlich  hervor.  L  f.  51 v  gibt  die  Lösung  durch  die  hinter 
dvögbg  eingeschalteten  Worte:  aga  yovv  xal  xb  xov 
('Aöafi)  allo  ?)v  naget  xb  r^cov'  öxt  ajtb  y/jg  fiovov 
eZr]<pfr?]  #(#(>*£  öjteQ(jtaxog  avögog. 

I  200, 13 ff.  hat  J  den  Text:  'Evcbx  oXog  ftexexe&T]  xal  ovx 
eiöev  axQi  xr/g  öevgo  ftdvaxov,  iva  ev  övol  Ccoöc 
oojfiaOiv  Jiagaöx?]6t]  i][üv  xeleiav  x?jv  dvdoxaöiv.  Hier 
besteht  ein  offener  Widerspruch,  sofern  im  Nachsatz  von 
ovo  C,covxa  Ocafiaxa  die  Rede  ist,  während  im  Vorder- 
satz nur  Henoch  aufgeführt  war.  L  f.  54 v  nennt  den 
/weiten  Zeugen:  xal  ?}Xlag  oXog  aveh)<p&ij  ev  öc&ftaxi 
xal  ovx  eiöev  axQi  xf/g  öevgo  ftavaxov. 

Immerhin  darf  man  aus  dieser  Liste  nicht  sehließen,  daß 
der  Vorzug  von  L  ein  unbedingter  wäre.  Auch  das  Umgekehrte, 
Verschlechterung  des  Textes  bei  L  gegenüber  -1.  kommt,  wenn- 
gleich viel  seltener,  vor.     So  hat 

I  83,24  L  f.  lr  die  bei  J  richtig  überlieferte  Stelle  ev  trei 
evevfjxooxco  fihv  ajtb  JioxZt/ziavov.  Oua/.ti'Tog  öh  Öexaxco. 
Fgaxiavov  öh  exra>  gedankenlos  abgeändert   zu:    ev 
evevtjxoöxäj  ovaXevTivnciov  xal  övalevToq  xal  yganavov. 

0* 


84  K.  Holl,  Epiphanius. 

I  87,9  schreibt  L  f.  2V  ayavaxxovvxojv  anstatt,  wie  J  allein 

dem  Zusammenhang  entsprechend  gibt,  ayav  öxojüovvxcov. 

I  87,18  fehlt  in  L  f.  2V  das  unentbehrliche  jiaosöxsvaöav. 

I  95,  23f.  läßt  L  f.  5V  die  Worte  xal  xeleia  r\  6(poaylq  hv 

ovo  [tax  t  freov  durch  Gleichendung  aus. 
L  und  J  sind  demnach  von  einander  unabhängig.  Aber  eine 
Verbindung  muß  trotzdem  zwischen  ihnen  bestehen.  Beide 
haben  nicht  nur  gewisse  allgemeine  Charakterzüge  gemeinsam  — 
die  eigentümliche  Anordnung  der  Schriften  des  Epiphanius,  die 
dem  Ancoratus  vorausgeschickte  biographische  Skizze,  das  Fehlen 
der  Titel  über  der  Anakephalaiosis  und  über  de  mensuris 
ac  ponderibus  — ;  auch  eine  Anzahl  gleichlautender  Textver- 
schlechterungen (I  102,  25  'AsqivoI  statt  ^Aegiavor,  I  102,  32 
KoXlvQtavol  statt  KolZvoiötavoL;  I  103,2  Saxiavol  statt  2axa~ 
viavoi]  I  206,22  Kafixioq  statt  Kafißvöov)  und  ein  hier  wie 
dort  sich  findendes  Lesezeichen  bei  1  169,  22  deuten  auf  einheit- 
lichen Ursprung  hin. 

Zum  Glück  ist  man  nicht  darauf  angewiesen,  den  gemein- 
samen Text  von  L  und  J  nach  bloßer  Vermutung  zu  beurteilen. 
Ein  großes  Stück  des  Ancoratus  ist  von  Epiphanius  im  Panarion 
(h.  74;  III  333,26ff.)  wiederholt  worden.  Es  liegt  dort  zwar 
nur  in  der  Form  von  J  vor  —  die  andern  Handschriften  zählen 
neben  J  nicht  — ;  doch  genügt  dieser  Text,  um  zahlreiche 
Minderwertigkeiten  bei  L  und  J  aufzudecken. 

Von  kleineren  Versehen,  die  sich  hiebei  herausstellen,  sind 
etwa  folgende  bemerkenswert: 

I  160,  28   schreiben  J  f.  138 r  und   L  f.  36 r  xov   jzqo   jioX- 

Zwv  ysvecov  olxov  fivrjo&siq  statt  oqxov. 
I  163,  23    haben  J  f.  138 v  und   L  f.  37 ^  j\TOt    To    jtvsvfia 

avrov  hv  rjpilv  statt  et  xolvvv. 
I  165,6  J  f.  139 r  und  L  f.  38 r  Xalelrat  Iv  ayioiq  6  Xoiözog, 

XaXBlrat  xb  Jtvsvfia  ro  aytov  statt  lalu. 
I  174,14  J  f.  141r  und  L  f.  42v  Jtvevfia  h  vlm,  vlbv  hv 

jiarQL  statt  jzaxeoa. 
Tiefer  greifende  Verderbnisse  finden  sich  z.  B. 
I  163,  31  f.    Dort  haben  J  f.  138  v  undL  f.  37  v  den  unverständ- 
lichen Satz:    6  ös  Xotöxbq  ix  jtvhvfiaxog  aylov  ayyeXov 
<pa>vrj.     Das  Panarion  (III  337,27)  zeigt,  daß  hinter  aylov 
einzuschieben   ist:    xb  yag  hv  avxrj  <pr}ölv  hx  jtvevfiaxog 


II,  2:  Der  Codex  Laurentianus  VI  12  u.  LIX21.  85 

dyiov.     Der   Ausfall   ist,    wie    man    sieht,    durch    Gleich- 
endung veranlaßt. 
I  164, 10 f.  fehlt  bei  J  f.  138 v  und  L  f.  38 r  in  der  Aufzählung 
tgia  dyia  tgia   övvayia,   rgia  tfZfiogpa  rgia  ovfi/ioQtpa, 
rgia  kvegyd    rgia  övvtgyd,    rgia    Ivvjtoözaxa    aXXrjXoig 
övvovra  hinter  övvayia   das   Glied:   rgia  vjiagxxd   rgia 
övvvjtagxra  (III  338,  6). 
I  166,  8  f.  lassen  J  f.  139 r  und  L  f.  38  v  das   Zitat    ayioq   6 
ev    dyioig    dvajiavofisvog    hinter     der    Einleitungsformel 
ofioiov  reo  eijrelv  aus  (III  340,  7). 
I  172, 8  vermuten  Petavius  und  Dindorf  in  dem  von  J  f.  140v 
und  L  f.  41v  verstümmelt  überlieferten  Satz:  aX)!  Söjttg 
ol  jtoXXol  vidi  titöet  rj   xXtjöei  xdv  auagxi]Tixd  ?)v  (von 
xdv  an  <C  J),  xb  öe  ayiov  Jtvsvfia  [tovov  xaXtlxai   ajtb 
jtaxgbg    xal    vlov     hinter    xXrjöei    einen    Ausfall    durch 
Gleichendung  und  schieben  darum  wenigstens  ein  zweites 
xXtjöu  *  ein.     Hätten  sie  sich  die  Mühe  genommen,   das 
Panarion    nachzuschlagen,    so    würden    sie    das    Fehlende 
haben    einsetzen    können.     Denn    dort    folgt    (111  346,  9) 
hinter  xXqösi  noch:  ovx  dXrjfrüa  ös,  öid  xb  dg%?]v  eyeiv 
xal    xtXog    a{iagx7]xixa>g,    ovxa>    xal    Jivevfiaxa  jtXslöxa 
fttöei  7/  xXrjöei. 
Diese    Beispiele    genügen   wohl,    um    den  Schluß   auf  einen 
gemeinsamen   Stammvater  von  L  und  J  zu  sichern.     Indes   da 
der  ins  Panarion  aufgenommene  Text  nur  einen  Teil  des  Anco- 
ratus   umfaßt,   ist   es  wohl  von  Wert,   noch  auf  einen  weiteren 
Zeugen   zurückzugreifen,   der   ein   anderes   Stück   des  Ancoratus 
unabhängig  von  LJ  überliefert. 

Im  Vat.  1196  (=  v),  einer  Papierhandschrift  s.  XV.  ist  auf 
f.  2:»r — 2  lv  hinter  dem  kanonischen  Brief  des  Basilius  an  Aniphi- 
lochius  der  Anfang  dos  Ancoratus  (I»  83,  26 — 89,  24)  erhalten. 
Im  Blick  auf  die  Codices,  von  deren  Untersuchung  wir  her- 
kommen, verdient  es  Beachtung,  dafi  sich  auf  f.  "2(ir  (f.  25  ist 
leer)  ein  Stück  aus  de  uiensnris  ac  ponderibus  daran  anreiht. 
Wie  eine  Vorbemerkung  auf  dem  ersten  Blatt  lehrt  {%iva  tx- 
ßhj&lvra  Ix  xivog  jrejiaZcucojth'ov  xcböixoq),  stellt  der  codei 
eines  Auszug  aus  einer  wesentlich  älteren  Vorlage  dar.  Dem 
entspricht  die  Beschaffenheit  des  Textes.  Trotz  starker  Ver- 
wahrlosung im  Einzelnen  ist  hier  viel  ursprüngliches  Gut  gerettet. 


S6  K.  Holl,  Epiphanius. 

Der  Vat.  1196  unterstützt  auf  der  Strecke,  auf  der  er  LJ 
begleitet,  die  Ergänzungen,  die  L  zu  J  nachliefert.  Aber  er 
gebt  auch  an  wichtigen  Stellen  über  beide  Handschriften  hinaus. 
I  84,  4  d.  h.  sofort  in  der  Zuschrift  des  den  Ancoratus  er- 
öffnenden Briefs  weicht  v  bedeutsam  von  LJ  ab.  LJ  geben : 
xco  xvgico  ^EOXLfirjxco  EjtKpavlco  Maxiöiog  xal  Tag- 
ölvog  xal  (pl  J)  vsoi  JtgEOßvxEgoL  xrjg  ev  Soviögoiq 
xa&oXixrjg  exxXrjöiaq  ev  xvqlco  yalgEiv.  Der  Yat.  1196 
dagegen  hat  an  Stelle  der  unterstrichenen  Worte :  Maxi- 
öiog xal  Tagölvog  xal  Neodv  xal  Novfiegiavoq 
jtQeößvTEQOL  Es  bedarf  wohl  keiner  Auseinandersetzung, 
daß  die  Lesart  von  LJ  nur  eine  Verderbnis  des  im  Vati- 
canus  überlieferten  Textes  ist.  Zudem  wird  einer  der 
von  v  allein  bezeugten  Xamen  an  einer  späteren  Stelle 
auch  von  LJ  bestätigt.  1  86,  19  haben  alle  drei  Hand- 
schriften:    TOlg    .   .    .    OVfiJtQeößVTSQOLQ    (jlQEößvXEQOLg    LJ) 

Maxtöico  xal  Tagölvco  (Tagaölco  L  Tagaölvco  v)  xal 
NovfiSQLOJ.  Xeon  fehlt  also  diesmal  auch  in  v.  Aber 
gerade  dieser  Xame  ist  I  84,  4  mittelbar  selbst  durch 
LJ  gesichert. 
I  86,  15  gehen  v  und  LJ  noch  weiter  auseinander.  Bei  LJ 
lautet  der  Titel  des  Antwortschreibens:  avxEJiiöxoXi] 
jzsfMp&eiöa  jtgog  avxovc  jtaga  xov  aylov  Enupavlov, 
?}xiQ  xal  jtäöav  xi]V  jzeoI  xrjg  &Elag  JtlöXEOog  öiöaöxaXlav, 
?}v  r\xr\öavxo  ev  tavxrj  ötaXafißavEL-  Die  Fassung  bei  v 
ist  viel  länger:  ejilOxoXi]  ygag)£l6a  elg  üaficpvXlav  xolg 
jüsqI  xov  jtgeößvxEQOv  Maxlöiov  xal  Tagaolvov  xal 
Nicova  xal  Novftsgiavov  2oviögwv  xal  üaXXaöiov 
jco?ux8v6iusvov  Jtsgl  jrlöxscog  jtaxgbg  xal  viov  xal  aylov 
Jtvsvfiaxog  xal  aXXoov  fisgoov  x?]g  jtioxEoog,  ävaöxaOEcog 
te  VExgoov  <pi][ii  xal  Evav&gojJzrjoEcog  ygtöxov:  ^  ev 
evevtjxoöxoj  exei  AloxXtjx tavov  ev  firjvl  IovXlod  JtEgl  oov 
ev  xalg  tavxoov  EJtiCxoXalg  7]x?]öav,  cjg  ev  avxalq  bccps- 
gsxat  xal  eIgI  jzgoxExay[i£va.  Wieder  kann  man  nicht 
schwanken,  welcher  von  beiden  Texten  den  Vorzug  ver- 
dient. Einen  Titel,  wie  ihn  v  bietet,  mochte  ein  Späterer 
nicht  leicht  ersinnen,  —  man  beachte  namentlich  die 
genaue,  nur  hier  sich  findende  Zeitangabe,  daß  der  Anco- 
ratus  im  Juli    abgeschickt  wurde   — ,    wohl   aber  lag  es 


III.  Zusammenhang  zwischen  der  älteren  und  jüngeren  Gruppe.      S7 

einem  Abschreiber  nahe,  den  langatmigen  Satz  von  v  auf 
die  kürzere  Form  von  LJ  zusammenzuziehen. 
1 88, 12 ff.  heißt  es  in  LJ:sji  aXrjfreiag  yag  xal  eiöoreg  Ovvwöa 
re  xal  öv(i(pwva  Xiyuv  reo  naxagimraroj  TJbTQoo . . .  oaepcog 
vji  avrov  rov  xvglov  {laxaoiO&rjOovrai.  Augenscheinlich 
ist  der  Anfang  des  Satzes  beschädigt.  Aber  v  überhebt 
der  Mühe,  die  Verbesserung  erst  zu  suchen.  Dort  folgen 
nach  sjc  aXrj&eiag  yag  die  Worte  ol  Jiegl  rov  vlov  rov 
&eov  oQ&oöoscog  lyovreg  xal  rov  dylov  jtvsvfiarog. 

I  88,  32  liefert  v  eine  kleine  Berichtigung,  die  doch  mit 
einem  Schlag  einen  bei  LJ  kaum  verständlichen  Satz 
erhellt.  LJ  schreiben:  etg  &ebg  rolvvv  6  jtarrjg  xal 
fiovog  aXrjd-ivbg  xal  &ebg  6  fiovoysvrjg,  ovx  aga  aXXo- 
rgiog  &sov  xal  r?jg  fiovaöog  (xal  &ebg  o  —  fiovaöog  <C  J). 
In  v  steht  el  statt  eig.  Ändert  man  demgemäß,  so  ist 
alles  in  Ordnung. 

Aus  diesen  Feststellungen  ergibt  sich  endgiltig,  daß  L  zur 
gleichen  Familie  gehört  wie  J.  Die  gemeinsame  Vorlage  muß 
jedoch  ziemlich  weit  vor  J  angesetzt  werden.  Denn  sowohl  die 
reinere  Überlieferung  des  Textes  als  auch  das  Fehlen  der  An- 
schiebsei hinter  de  mensuris  ac  ponderibus  beweisen,  daß  L  auf 
eine  beträchtlich  ältere  Stufe  zurückgeht,  als  sie  J  darstellt. 


III.  Der  Zusammenhang  zwischen  der  älteren 
nnd  der  jüngeren  Grnppe. 

Nunmehr  ist  es  Zeit,  die  Summe  aus  dem  Ganzen  zu  ziehen. 
Die  Verwandtschaftsverhältnisse  haben  sich  innerhalb  der  jün- 
geren Gruppe  als  ebenso  einfach  erwiesen,  wie  bei  der  älteren. 
Beidemal  sind  nur  zwei  selbständige  Zeugen  übrig  geblieben, 
auch  sie  wieder  unter  einander  in  einem  Archetypus  verbunden. 

Aber  wir  sind  damit  noch  nicht  am  Ende  der  Zurück- 
ruhrungen angelangt. 

Der  jüngeren  1  berlieferung,  soweit  sie  von  .1  abhängt,  sind, 
wie  immer  wieder  zu  erwähnen  war.  innerhalb  des  Panarion 
zwei   große  Ausfälle  und  eine  durch  Quaternionenverset/.ung  zu 


88  K.  Holl,  Epiphanius. 

erklärende  Textverwirrung  eigentümlich.  Es  ist  festgestellt 
worden,  daß  auch  J  diese  Mängel  bereits  aus  seiner  Vorlage 
übernommen  hat.  Die  Vorlage,  aus  der  sie  stammen,  ist  jedoch 
keine  andere  als  unser  IT. 

Bei  der  Beschreibung  von  U  (genauer  von  U1)  wurde  her- 
vorgehoben (S.  47),  daß  dort  zwei  Blätter  verloren  gegangen 
sind,  eins  hinter  f.  145  und  eins  hinter  f.  161.  Die  hiedurch 
entstandenen  Lücken  entsprechen  genau  den  in  J  angezeigten: 
II  649,  21 — 651,  8  öco^axog  aXXa  fisra  öcofiatog  bis  jiqoq  rag 
?)öovag  oq[17]v  und  II  677,  1 — 678,  13  xal  vötsqov  öeigfi  bis  dt* 
cov  8<prjg  avctTQajirjöi;].  —  In  IT  hat  aber  auch  (vgl.  S.  47)  jene 
Verwerfung  der  Quaternionenordnung  stattgefunden,  die  von  JRAP 
aus  erschlossen  wurde.  Dort  ist  tatsächlich  der  auf  f.  116 
(—  II  605,  13)  folgende  16.  Quaternio  um  zwei  Stellen  herunter- 
gerutscht. 

U  ist  somit  der  Stammvater  der  ganzen  von  J  bis 
zu  P  sich  erstreckenden  Gruppe. 

Dieses  Verhältnis  zwischen  U  und  J  hätte  sich  übrigens 
auch  unmittelbar  aus  einzelnen  Stellen  ablesen  lassen. 

I  305,  21  z.  B.  hat  U  die  merkwürdige  Form  2oi[iiiQ;  das 
h  steht  über  einem  o.  Man  kann  schwanken,  ob  der 
Schreiber  JEcofir]Q  oder  ^wiioqcdv  endgültig  meinte.  J  ent- 
scheidet sich  für  das  unmögliche  JSwfiog. 

Ü     ^ 

II  619,  20  gibt  U  jcsQixaXXslg  (h  von  erster  Hand),  d.  h.  in 

der  Vorlage  ist  das  falsche  jtsgixaXXslg  zu  JcsgixaXXrj 
verbessert  worden.     J  setzt  frischweg  jcsQixaXXelotj. 

Doch  gibt  J  seine  Vorlage  im  ganzen  getreu  wieder.  Eine 
Bearbeitung  ist  bei  der  Übernahme  des  Textes  nicht  erfolgt. 
Nur  Flüchtigkeitsversehen,  unter  denen  die  Auslassungen  eine 
besonders  große  Rolle  spielen,  haben  eine  Abwandlung  herbei- 
geführt. 

Das  gewonnene  Ergebnis  bildet  die  Grundlage  für  weitere 
Rückschlüsse.  Zunächst  wird  jetzt  eine  Frage  spruchreif,  die 
bei  der  Untersuchung  des  Verhältnisses  von  U  und  W  noch  un- 
entschieden bleiben  mußte,  die  Frage  nämlich,  ob  die  durch  W 
bezeugte  Gesamtausgabe  des  Epiphanius  schon  in  den  gemein- 
samen Archetypus  UW  zurückverlegt  werden  darf.  Nachdem 
sich  nunmehr  gezeigt  hat,  das  aus  U  Handschriften  herstammen, 


III.  Zusammenhang  zwischen  der  älteren  und  jüngeren  Gruppe.     S9 

die  eine  vollständige  Sammlung  der  Werke  des  Epiphanius  ent- 
halten und  zwar  genau  dieselbe,  wie  die  in  W  vorliegende,  ist 
ein  Zweifel  in  diesem  Punkte  nicht  mehr  möglich.  Auf  U 
und  IT1  müssen  noch  weitere  Bände  gefolgt  sein,  die  nach  dem 
Panarion  noch  den  Ancoratus,  die  Anakephalaiosis  und  de  men- 
suris  ac  ponderibus  brachten.  Schon  der  Archetypus  von  ÜW 
muß  in  seiner  Anlage  W  und  J  geglichen  haben. 

Zur  Bekräftigung  dieses  Schlusses  mag  noch  angeführt 
werden,  daß  der  gemeinsame  Ursprung  von  W  und  J  auch  in 
denjenigen  Stücken  durchleuchtet,  für  die  uns  U  nicht  erhalten  ist. 

III   502,  22    haben   W   und   J    die    doppelte   Lesart    jtqoo- 

ü)' 

öoxovrsg. 
111  505,  20  lesen  sie  aöjttölov  statt  an    iölov. 
III  509,  2   T?]g  avrov  evöagxco  JtaQovOiag  statt  Ivöolqxov 

oder  ev  oagxl. 
III  509,  8  Jiotrjöaq  er  sc  ovo  statt  txrj. 
111  511,  32  haben  sie  an  derselben  Stelle  das  Lesezeichen  CO. 
III  513,  18  lesen  beide   4   xal  exmv  statt  4  9  ercöv.     (Die 

Verbesserung  ergibt  sich  aus  515,  3.) 

Die  Zusammenstimmung  von  W  und  J  verbürgt,  das  muß 
besonders  betont  werden,  nicht  nur  das  Allgemeine,  daß  der 
Archetypus  von  UW  bereits  alle  Werke  des  Epiphanius  um- 
faßte, sondern  noch  das  Weitere,  daß  die  Ausgabe  schon  mit 
all  den  seit  W  immer  wieder  hervorgehobenen  Eigentümlich- 
keiten behaftet  war.  Man  vergegenwärtige  sich  noch  einmal 
die  entscheidenden  Züge.  Die  Schriften  des  Epiphanius  folgten 
sich  in  der  Ordming:  Panarion,  Ancoratus,  Anakephalaiosis,  de 
mensuris  ac  ponderibus.  Die  beiden  letzten  waren  titellos.  Den 
Schwanz  von  de  mensuris  ac  ponderibus  bildeten  5  große  Chry- 
sostomusstellen.  Nach  ihnen  kam  die  Unterschrift:  riXog  Xoyov 
rov  ayiov  lüiupaviov  xov  ejtilayofitvov  dyxvQcorov.  An  Epi- 
phanius reihte  sich  noch  die  Chronographie  des  Nicephorus. 
Sie  erschien  so  fest  mit  dem  Vorhergehenden  verbunden,  daß 
sie' von  den  Abschreibern,  sofern  sie  Vollständigkeit  anstrebten, 
regelmäßig  mit  aufgenommen  wurde. 

Dieser  Tatbestand  läßt  nun  drei  Vorstufen  des  Archetypus 
UW  erkennen. 

Zu  oberst   eine  Stufe,    auf  der   der  codex  mit  de  mensuris 


90  K.  Holl,  Epiphanius. 

ac  ponderibus  zu  Ende  war.  Sie  wird  festgelegt  durch  die 
Chrysostomusstellen.  Denn  mit  Lesefrüchten  dieser  Art  pflegte 
man  die  letzten  leeren  Blätter  der  Handschriften  auszufüllen. 
—  Aus  dieser  Form  muß  unser  L  sich  herleiten. 

Auf  einer  zweiten  Stufe  gingen  die  Titel  über  der  Ana- 
kephalaiosis  und  über  de  mensuris  ac  ponderibus  verloren  und 
wurden  die  Chrysostomusstellen  hinten  eingetragen.  Infolge 
davon  hielt  der  nächste  Abschreiber  alles,  was  vom  Beginn  des 
Ancoratus  an  folgte,  für  ein  einheitliches  Ganze,  die  Chrysosto- 
musstellen nahm  er  wohl  für  angehängte  %Qrjö£i<Z',  so  erklärt 
sich  seine  Unterschrift:  reXoc,  loyov  rov  ayiov  ajiupaviov  rov 
ijriZsyofievov  ayxvQcorov. 

Die  dritte  Stufe  endlich  brachte  die  Angliederung  der  Chrono- 
graphie des  Nicephorus. 

Der  Zeitraum,  in  dem  sich  diese  Umbildung  vollzog,  darf  nicht 
kurz  bemessen  werden;  denn  zwischen  die  bezeichneten  Stufen  ist 
sicher  noch  eine  ganze  Anzahl  von  Abschriften  einzuschieben. 

An  diesem  Punkt  gilt  es  jedoch,  sich  daran  zu  erinnern,  daß 
U  in  gerader  Linie  von  V  abstammt  und  daß  von  V  aus  gleich- 
falls eine  lange,  ihm  vorausgehende  Entwicklung  sichtbar  wurde. 
Daraus  erwächst  die  Frage,  ob  die  eben  festgestellte  Vorgeschichte 
von  UW  zwischen  Vcorr  und  UW  liegt  oder  ob  sie  sich  über  V 
zurückerstreckt,  so  daß  ihre  Stufen  zum  Teil  wenigstens  mit  den 
bei  V  aufgezeigten  zusammenfallen? 

Es  fehlt  nun  jede  Möglichkeit,  um  auszumachen,  wie  weit 
etwa  die  Chrysostomusexzerpte  oder  die  hinter  ihnen  stehende 
Unterschrift  in  der  Überlieferung  des  Epiphanius  hinaufgehen. 
Die  ältesten  Handschriften  reichen  ja  nicht  einmal  bis  zum 
Schluß  des  Panarion  und  L,  das  eine  Brücke  bilden  könnte, 
enthält  umgekehrt  gerade  diese  Schrift  nicht.  Notgedrungen 
muß  die  Untersuchung  sich  daher  auf  den  Punkt  beschränken, 
ob  schon  VM  mit  einer  Gesamtausgabe  des  Epiphanius  in  Ver- 
bindung  stehen  1  und    ob  diese  in  ihrer  Anlage  UW  entsprach. 


1)  Die  Rücksicht  auf  den  Marc.  125  nötigt  dazu,  diesen  unbestimmten 
Ausdruck  zu  wählen.  Wenn  dort  die  Unterschrift  lautet:  xkXoq,  el'XrjcpEV 
navaQLOV  ßißklov:  leQojzaxov  xai  Uqov  tioi/j,ccivoq,  so  sieht  man  daraus, 
daß  hier  jedenfalls  keine  weiteren  Bände  folgten.  Aber  selbstverständlich 
schließt  diese  Unterschrift  auch  nicht  aus,  daß  der  Archetypus  von  M 
eine  vollständige  Ausgabe  darstellte. 


III.  Zusammenhang  zwischen  der  älteren  und  jüngeren  Gruppe.      91 

Der  allgemeine  Eindruck  der  Sache  ist  eine  Bejahung  der 
Frage ,  einer  Hinaufrückung  des  Archetypus  von  UW  bis  in 
die  Zeit  unserer  ältesten  Handschriften,  durchaus  günstig.  Auch 
wenn  man  gelten  läßt,  daß  zwischen  Vcorr  und  UW  mehrere 
Jahrhunderte  liegen,  so  erscheint  dieser  Abstand  doch  viel  zu 
klein,  um  die  ganze  UW  vorausgehende  Entwicklung  in  ihn 
hineinzustopfen.  Möglich  wäre  dies  höchstens  dann,  wenn  Epi- 
phanius  ein  besonders  beliebter,  besonders  viel  abgeschriebener 
Schriftsteller  gewesen  wäre.  Aber  sowohl  die  Einförmigkeit  der 
handschriftlichen  Überlieferung  als  auch  die  spärliche  Benutzung 
des  Epiphanius  in  der  Literatur  beweisen,  daß  die  Byzantiner 
sich  um   unsern  Kirchenvater  nicht  allzuviel  bekümmert  haben. 

Ein  Umstand  scheint  jedoch  Schwierigkeiten  zu  bereiten. 
Die  Ordnung,  in  der  schon  der  erste  Archetypus  von  UW  die 
Schriften  des  Epiphanius  bringt,  ist  nicht  nur  an  und  für  sich 
auffallend,  UW  selbst  enthält  noch  eine  deutliche  Spur,  daß  sie 
nicht  die  ursprüngliche  ist.  In  J,  das  aber  ohne  Frage  darin 
UW  wiedergibt,  ist  dem  Ancoratus  jene  Vorbemerkung  voran- 
geschickt (I  83,  3  ff.  Inc.  o  &eioQ  ovrog  xal  [Ztyag  jtar?]Q  f/ftcöv 
'EjcMpaviog),  die  nach  Mitteilungen  über  das  Leben  des  Epipha- 
nius zu  Bemerkungen  über  den  Inhalt  und  die  Abfassungszeit 
des  Ancoratus  weitergeht.  Aus  letzterem  erhellt,  daß  sie  nicht 
etwa  aus  einem  Synaxar  abgeschrieben,  sondern  von  Haus  aus  auf 
den  Ancoratus  berechnet  war;  zugleich  verbürgt  die  Genauigkeit 
der  Angaben,  daß  sie  nicht  allzulang  nach  dem  Tod  des  Epipha- 
nius verfaßt  sein  kann.  Es  braucht  nun  aber  nur  ausgesprochen 
zu  werden,  daß  eine  derartige  Einleitung  vor  einer  Schrift,  die 
wie  der  Ancoratus  in  UW  erst  an  zweiter  Stelle  steht,  wider- 
sinnig ist.  Das  Werk,  zu  dem  sie  gehört,  muß  einmal  den 
ersten  Platz  eingenommen  haben.  Zwei  Möglichkeiten  bieten 
sich  nun  an.  Entweder  ist  im  Lauf  der  Zeit  die  ursprüngliche 
Ordnung  umgestoßen  und  der  Ancoratus  mit  dem  Panarion  ver- 
tauscht worden.  Oder  aber  war  der  Ancoratus  zunächst  das 
erste  Stück  einer  besonderen  Sammlung,  einer  Ausgabe  der 
kleineren  Werke  des  Epiphanius,  die  erst  später  an  das  gleich- 
falls für  sich  verbreitete  Panarion  herangeschoben  wurde.  In 
beiden  Fällen  möchte  man  Anstand  nehmen,  die  Form  von  UW 
schon  für  V  vorauszusetzen. 

Indes    die    obwaltenden    Bedenken    lassen    sich    zerstreuen. 


92  K.  Holl,  Epiphanius. 

Zuvörderst  kommt  ein  äußeres  Zeugnis  zu  Hilfe.  Photius  nimmt 
in  seiner  bibliotheca  (p.  94  b  Bekker)  auf  die  Werke  des  Epiphanius 
in  einer  Weise  Bezug,  die  für  unsere  Frage  entscheidend  ist. 
Er  berichtet: 

cod.  122.  aveyvwö&rj  'Enupavlov  tov  aytcoraxov  emoxojzov 
xa  Jzavaoia,ev  ravxsöi  [ihvy,  zofioig  de  £,  xaxa  aigeöemv 
de  jt.  aQxeTai  ykv  ajib  tov  ßaoßaQtöfiov,  xareiöc  de 
fleugt  tmv  lieöCaliavmv  xve. 

cod.  123.  aveyvcoö&t}  tov  avrov  o  ayxvoooToq,  övvoiptc, 
cQöJieo  tcop  jiavagicov  vjiagxovöa. 

cod.  124.  aveyvmöO-rj  tov  avzov  *  *.  Leider  haben  die 
Handschriften  an  dieser  Stelle  eine  Lücke.  Aber  die 
Frage  kann  nur  sein,  ob  hier  von  der  Anakephalaiosis 
und  de  mensuris  ac  ponderibus  oder  nur  von  der  letzteren 
Schrift  die  Rede  war. 

Photius  führt  also  die  Werke  des  Epiphanius  in  derselben 
Reihenfolge  auf,  in  der  sie  bei  UW  stehen.  Daß  diese  Über- 
einstimmung nicht  zufällig  sein  kann,  liegt  auf  der  Hand.  Sie 
bestätigt,  was  an  und  für  sich  schon  wahrscheinlich  ist,  daß 
Photius  sich  bei  seiner  Aufzählung  nach  der  in  den  Hand- 
schriften seiner  Zeit  üblichen  Ordnung  richtete.  Aber  Photius 
deutet  zugleich  an,  wie  er  sich  diese  Ordnung  zurechtlegt. 
Denn  wenn  er  über  den  Ancoratus  sagt,  er  sei  eine  ovvoipcg 
coöjceo  tcqv  Jiavagiojv,  so  will  er  damit  auch  begründen,  warum 
diese  Schrift  hinter  dem  Panarion  steht.  Als  bloßer  Auszug 
aus  dem  größeren  Werk  gehörte  der  Ancoratus  allerdings 
zwischen  das  Panarion  und  die  Anakephalaiosis.  Ohne  Zweifel 
hat  Photius  damit  den  Sinn  dieser  Reihenfolge  richtig  getroffen. 
Wenn  sie  überhaupt  einen  Gedanken  ausdrücken  soll,  so  kann 
es  nur  dieser  sein.  Aber  nun  überlege  man  sich  die  ganze 
Verkehrtheit  dieser  Auffassung  des  Ancoratus  und  ermesse, 
was  es  heißt,  daß  auch  ein  Photius  sie  harmlos,  ja  wie  ein 
Ergebnis  seiner  eigenen  Beschäftigung  mit  Epiphanius,  vor- 
trägt. Die  Macht  eines  so  stark  wirkenden  Vorurteils  erklärt 
sich  nur,  wenn  die  Handschriften  seit  langem  ausnahmslos  den 
Ancoratus  erst  hinter  dem  Panarion  brachten.  So  erscheint  es 
nicht  nur  als  möglich,  sondern  als  geradezu  geboten  anzunehmen, 
daß  in  der  Zeit  unserer  ältesten  Codices,  die  ja  mit  Photius  zu- 


III.  Zusammenhang  zwischen  der  älteren  und  jüngeren  Gruppe.      93 

sammenfallen,  eine  Ausgabe  von  der  Form  UW  bereits  die  ver- 
breitete war. 

Sieht  man  näher  zu,  so  entdeckt  man  auch  in  VM  selbst 
Beweise  dafür,  daß  sie  mit  einer  derartigen  Sammlung  zusammen- 
hängen. Es  ist  am  früheren  Ort  bereits  unterstrichen  worden, 
daß  die  ältesten  Handschriften  zu  Anfang  des  Panarion  keinen 
Titel  haben.  Nicht  einmal  der  Name  des  Verfassers  steht  über 
dem  Ganzen.  Erst  am  Schluß  der  langen  Einleitung  kommt 
die  Überschrift:  Enupaviov  ejtiöxojtov  ro  ejnxXrjOev  jzavaQiov 
htovv  xißwriov.  Daß  man  vorn  mit  Recht  etwas  vermißt, 
zeigt  der  allerdings  verunglückte  (S.  61)  Versuch  des  Schreibers 
von  UW,  dem  Mangel  abzuhelfen.  Wären  nun  VM  die  einzigen 
Epiphaniushandschriften  oder  bildeten  sie  eine  Gruppe  für  sich, 
so  würde  man  sich  vielleicht  bei  der  Erklärung  beruhigen,  daß 
wie  so  manchmal  der  Kopf  des  Stücks  in  der  Überlieferung 
verloren  gegangen  sei.  Allein  im  Zusammenhang  der  bisher 
festgestellten  Tatsachen  legt  sich  eine  andere  Deutung  näher. 
Der  stillose  Anfang  des  Panarion  in  VM  läßt  sich  verstehen, 
wenn  das  Werk  früher  anders  eingereiht  war.  So  lange  das 
Panarion  an  zweiter  Stelle  stand,  bedurfte  es  zu  Beginn  dieses 
Werks  keiner  Wiederholung  des  Verfassernamens,  ja  nicht  ein- 
mal eines  regelrechten  Titels.  Denn  durch  die  Unterschrift  des 
ihm  vorausgehenden  Ancoratus  war  die  Grenze  deutlich  genug 
bezeichnet  und  es  ließ  sich  ertragen,  wenn  die  Überschrift  bis 
hinter  die  einleitenden  Briefe  verschoben  wurde.  Anders  wurde 
es,  als  das  Panarion  an  die  Spitze  gerückt  wurde.  Jetzt  wäre 
es  notwendig  gewesen,  mindestens  den  Verfassernamen  vorzu- 
setzen. Jedoch  wie  derartige  Umstellungen  in  der  Regel  ohne 
viele  Besinnung  vorgenommen  wurden,  unterließ  man  es.  diese 
Folgerung  aus  der  Neuordnung  zu  ziehen. 

Es  hat  demnach  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  daß  nicht 
bloß  der  Text  des  Panarion,  sondern  der  ganze  Inhalt  von  UW 
auf  V  zurückgeht.  Wenn  heute  nur  noch  jüngere  Codices  die 
gesammelten  Werke  des  Epiphanius  vollständig  bieten,  so  beruht 
das  wohl  auf  einem  rein  äußerlichen  Umstand.  Erst  die  Ver- 
kleinerung der  Schrift,  die  es  ermöglichte,  eine  Ausgabe  dieses 
Unifangs  in  ein  oder  zwei  Bände  zusammenzudrängen,  hat  die 
Tcilverluste  eingeschränkt,  denen  dir  vielbändigen  älteren  Hand- 
schriften im  stärksten  Maß  ausgesetzt  waren. 


94 


K.  Holl,  Epiphanius. 
Epiphanius 

Gesamtausgabe 


Verfälschung  und 
Verschlechterung  des  Textes 


Umordnung 


erste  attizistische 
Bearbeitung 


attizistische  Bearbeitung 


Bearbeitung 


Bearbeitung 


Vc°rr. 


...M-codex 
des  Korrektors 


R 


A 


Anhang:  Die  Unechtheit  der  Anakephalaiosis.  95 

Vor  VM,  aber  offenbar  weit  vor  VM,  liegt  dann  diejenige 
Form,  in  der  der  Ancoratus  die  Keine  der  Werke  eröffnete.  Sie 
muß  bis  in  die  älteste  Zeit  hinaufgehen.  Von  Epiphanius  selbst 
kann  die  Sammlung  freilich  nicht  herrühren.  Denn  einmal  ist 
in  sie  schon  ein  unechtes  Werk,  die  Anakephalaiosis  (vgl.  den 
Anhang)  aufgenommen;  dann  aber  geht  der  dem  Ancoratus  und 
damit  dem  Ganzen  vorausgeschickte  Bericht  bereits  von  dem 
feststehenden  Ansehen  des  Epiphanius  in  der  Kirche  aus.  Man 
nehme  nur  die  Anfangsworte  (I  83,  3):  o  &üog  ovzog  xal 
[iiyag  JcazrjQ  r^imv  'Ejiupavtog  und  vergleiche  damit  die  von 
Epiphanius  selbst  herstammende  Vorbemerkung  vor  dem  Brief 
des  Akakios  und  Paulos  (I  263,  lff.):  ejtiöroX?]  yQacpelöa  .  .  . 
jtgog  'EjiMpavcov  TJalaiöxivov  'Elev&eQOJioMTTjv,  yevofisvov 
jiaxiQa  fiovaöT7]QLov  hv  ry  xrjg  avrrjg  EXev&eQOJtoZemg  jteotot- 
xiöi,  sjtlöxojtop  ovza  vvv  Jiolewg  KcovöravTiag  kjcagylag 
Kvjiqov.  —  Andrerseits  verbietet  es  neben  der  Zuverlässigkeit  des 
Vorberichts  namentlich  die  geschichtlich  richtige  Anordnung  der 
Werke  (Ancoratus,  Panarion,  de  mensuris  ac  ponderibus),  allzu- 
weit vom  Zeitalter  des  Epiphanius  abzurücken. 

Wann  die  Umstellung  erfolgte,  ist  nicht  auszumachen.  Eben- 
sowenig läßt  sich  sagen,  ob  die  erste  attizistische  Bearbeitung 
vor  oder  nach  diesem  Wendepunkt  anzusetzen  ist. 

Aber  soviel  steht  fest,  daß  unsere  ganze  Überlieferung  auf 
einen  codex  zurückgeht,  der  von  der  Urausgabe  bereits  durch 
diesen  doppelten  Einschnitt  getrennt  ist. 

Die  hauptsächlichsten  Ergebnisse  der  ganzen  Untersuchung 
faßt  das  nebenstehende  Schema  zusammen. 


Anhang:  Die  Unechtheit  der  Anakephalaiosis. 

Die  Frage  nach  der  Echtheit  der  Anakephalaiosis  ist  schon 
oft  aufgeworfen,  aber  noch  nie  zur  endgiltigen  Entscheidung 
gebracht  worden.  Und  doch  liegt  die  Sache  hier  so  einfach 
wie  selten  in  einem  andern  Fall. 

Die  Anakephalaiosis  ist  ein  ganz  eng  an  den  Wortlaut  des 
Panarion  sich  anschließender  Auszug  aus  dem  großen  Werk. 
Oder  richtiger,  nicht  eigentlich  ein  Auszug,  BOndern  nur  eine 
Zusammenstellung  der  im  Panarion  selbst  vorliegenden  avaxeg>a- 


96  K.  Holl,  Epiphanius. 

laicoöuq.  Denn  nur  am  Anfang,  in  der  Einleitung  und  im 
ersten  Tomos  des  ersten  Buchs,  sind  aus  der  weitläufigeren  Er- 
örterung im  Panarion  Stücke  herausgenommen  und  aneinander- 
gereiht worden,  im  übrigen  aber  sind  in  der  Anakephalaiosis 
lediglich  die  Inhaltsübersichten  wiedergegeben,  die  Epiphanius 
selbst  den  einzelnen  xopoi  vorausgeschickt  hat. 

Das  Verhältnis  zwischen  der  Anakephalaiosis  und  dem 
Panarion  zeigt  die  nachstehende  Liste: 

Anakeph.  227,  1—25  =  Pan.  I  265,  24—266,  20. 

Anakeph.  227,  26—234,  2  =  Pan.  I  267,  9—274,  26. 

Anakeph.  234,  2—237,  8  =  Pan.  I  274,  30—278,  5. 

Anakeph.  237,  8—12  =  Pam  I  333,  6—8  +  332,  29. 

Anakeph.  237,  13—241,  27  =  Pan.  1  333,  9—338,  5. 

Anakeph.   241,  27—244,  23  =  Pan.   II   3,3—6,  15    (Inhalts- 
übersicht des  zweiten  Tomos  des  ersten  Buchs). 

Anakeph.   244,  24—247,  11  =  Pan.  II   214,  3—217,  11  (In- 
haltsübersicht des  dritten  Tomos  des  ersten  Buchs). 

Anakeph.   247,  12—250,  6  =  Pan.  II  419,  1—422,  18  (In- 
haltsübersicht des  ersten  Tomos  des  zweiten  Buchs). 

Anakeph.   250,  7—251,  10  =  Pan.  III  3,  3—4,  16  (Inhalts- 
übersicht des  zweiten  Tomos  des  zweiten  Buchs). 

Anakeph.  251,  11—252,  23  =  Pan.  III  240,  2—242,  28  (In- 
haltsübersicht des  ersten  Tomos  des  dritten  Buchs). 

Anakeph.  253,  24—254,  25  =  Pan.  III  454,  3—455,  15  (In- 
haltsübersicht des  zweiten  Tomos  des  dritten  Buchs). 

Anakeph.  254,  26—262,  31  =  Pan.  III  571,  28—580,  2  (aus 
dem  Schlußabschnitt). 

Kaum  ein  einzelnes  Wort  ist  also  der  Anakephalaiosis  im 
Vergleich  mit  dem  Panarion  eigentümlich.  Unter  diesen  Um- 
ständen spitzt  sich  die  Echtheitsfrage  sofort  darauf  zu,  ob  es 
denkbar  ist,  daß  Epiphanius  sich  selbst  in  dieser  Weise  aus- 
geschrieben und  daß  er  einen  so  beschaffenen  Überblick  als  ein 
eigenes  Werk  herausgegeben  hätte. 

Tatsächlich  hat  Epiphanius  die  Neigung,  sich  zu  wiederholen, 
fast  zur  Leidenschaft  bei  sich  ausgebildet.  Und  gerade  kurze  Zu- 
sammenfassungen hat  er  besonders  gern  mehrfach  vorgeführt. 
In  der  Einleitung  zum  Panarion  gibt  er  zweimal  hintereinander 
eine  Übersicht  über  das  ganze  Werk,  um  daran  erst  noch  eine 
ausführliche  Inhaltsangabe  des  ersten  Tomos  zu  schließen. 


Anhang:  Die  Uneehtheit  der  Anakephalaiosis.  1)7 

Es  fällt  weiter  ins  Gewicht,  daß  Epiphanius  in  der  Anake- 
phalaiosis immer  in  der  ersten  Person  spricht:  227,  7  jiavaQiov 
yaQ  xi  tQfirjvsvöofiSP  229,  30  vjioöü^co  Iv  xavx?]  xfi  dvaxstpa- 
Xaicoösi  241,  24  f.  i'ra  6h  f/rj  slg  oyxov  jtaQtxxeivoD  x?/v  xrjg  övv- 
xd^scog  Jtgayfiaxslav,  xovxoig  dQzeG&rjöoficu  21 S.  5  AXoyoi  ol 
vcp  r/fimv  xXrj&tvxsq  254,  9 ff.  KoXXvQi6iavol,  .  .  .  .  olg  ljtb.de- 
[teda  ovofia  xq  JtQa^et  avxcop  dxoXov&ov.  —  Auch  die  Zeit- 
angaben sind  in  der  Anakephalaiosis  genau  so  belassen,  wie 
sie  im  Panarion  stehen:  251,  25  <Pc6xiog  .  .  .  exe  xal  öevgo 
jt8Qi(j6v  252,  19  'Aegtog  .  .  .  ext  6h  ösvqo  negisöxi  JteiQaofiog  xco 
ßico  255,  5  Zaxyaiog  [ihv  jzqo  ßQayJoq  TeXsvrrjöag  ev  xfl  ogeipfj. 
Demnach  scheint  Epiphanius  die  Anakephalaiosis  ziemlich  gleich- 
zeitig mit  dem  Panarion  oder  unmittelbar  nachher  ausgearbeitet 
zu  haben. 

Allein    eben    die    Stellen,    an    denen   die  Urheberschaft   des 
Epiphanius  sich  am  deutlichsten   zu  bezeugen  scheint,   bi 
vielmehr  für  das  Gegenteil.     Denn   der  Wortlaut   des  Panarion 
ist  auch  in  solchen  Fällen  beibehalten,    wo   er  sich  schlechter- 
dings nicht  auf  einen  bloßen  Auszug  übertragen  läßt. 

Gleich  der  erste  Satz  liefert  dafür  einen  schlagenden  Beweis. 
Die  Anakephalaiosis  beginnt  (227,  2  ff.)  mit  den  aus  dem  Panarion 
(1  265,  24)  herübergenommenen  Worten :  ejteiörjJisQ  fieXXofiev 
vfilv  xa  xe  ovofiaxa  xeov  algsöeoiv  6?]Xovv  .  .  .  ovv  avxoig  6h 
akua  xal  avxi6oxovg  8<paQ{u6öac  .  .  .  ütavagtov  yaQ  xi  rjyovv 
xißwxiov  iaxQLxov  xwv  <)  )}qio6t)xxg)v  tQftijvevöoftev  xxe.  Hier 
ist  also  in  der  Anakephalaiosis  vom  Panarion  gesprochen  als  von 
einem  erst  noch  zu  schreibenden  Werk  und  zwar  in  dem  Ton. 
als  ob  die  mit  diesen  Sätzen  eröffnete  Schrift  d.  h.  die  Anake- 
phalaiosis das  Panarion  selbst  wäre.  Weiter  ist  angekündigt, 
daß  die  Häresien  nicht  bloß  dargestellt,  sondern  auch  widerlegt 
werden  sollen.  Das  stimmt  wohl  für  das  Panarion.  aber  nicht 
für  die  Anakephalaiosis.  Denn  in  ihr  wird  nirgends  zugleich 
ein  „Gegengift  gereicht". 

237,  10  ff.  ist  aus  zwei  Sätzen  des  Panarion  ein  seltsamer 
neuer  gebildet:  xal  %<oq  (ikv  co 6 6  t)  xmv  JtQo  xqiCtov  etxoöiv 
aLgiöecov  avxiloyia  xal  jregl  Jttöxecog  xai  xbq\  rJtj.  hvOagxov 
vov  yjjioxov  jtaQovclag.  Wer  das  in  der  Anakephalaiosis  liest, 
kann  höchstens  den  Sinn  herausbringen,  daß  jetzt  die  Aus- 
einandersetzung über  die  20  vorchristlichen  Häresien  und  die  ü 

Text.'  n.  Untersuchungen  eto.  86,2.  7 


98  K.  Holl,  Epiphanius. 

den  (rechten)  Glauben  und  die  Menschwerdung  Christi  beendigt 
sein  soll.  In  Wirklichkeit  aber  bildet  der  ungeschickt  ange- 
fügte zweite  Teil  des  Satzes  die  Überschrift  für  einen  neuen 
Gegenstand,  zu  dem  dann  auch  in  der  Anakephalaiosis  sofort 
mit  den  Worten  sv&vg  ejtsö?iu?]6e  xara  jtoöag  ?)  rov  xvgiov 
7)picov  3l?]Oov  Xgiörov    evöagxog   jtaQovöla   übergegangen    wird. 

256,  1  steht  in  der  Anakephalaiosis  wörtlich  wie  im  Pana- 
rion  (111  573,  3):  öiojzeg  hm  reXei  jtavxog  rov  Xoyov  veaviöag 
ecprjv  firj  hyovöag  ägt&iiov.  Aber  die  ganze  Auseinander- 
setzung über  die  oyöotjxovza  jiaXXaxal  xal  vsdvcösg  mv  ovx 
Iötlv  agi&fiog  ist  in  die  Anakephalaiosis  gar  nicht  aufgenommen 
worden. 

259,  9  ff.  wiederholt  sich  dasselbe.  Die  Anakephalaiosis 
gibt  wie  das  Panarion:  avel&ojv  ajtb  rov  'logödvov  .  .  .  xal 
rov  jrvevfiaTog  rov  ayiov  hv  e'lösi  jisgioregäg  xarsgyofiavov 
xa&djieg  hv  noXXalg  slgTjxafiev  algiosötv,  Iva  fir)  ovva- 
locg)?)  ?]  rgiag  vo^iod-rj  xrt.  Der  Zwischensatz  xa&ajzeg  hv  jzoX- 
lalg  Hgr'jxafiav  algsösoiv  ist  jedoch  in  der  Anakephalaiosis  völlig 
unangebracht;  denn  dort  ist  dieser  Gegenstand  überhaupt  noch 
nie  vorgekommen,  während  er  im  Panarion  allerdings  bis  zum 
Überdruß  häufig  behandelt  worden  ist. 

Man  mag  nun  die  geistigen  Fähigkeiten  des  Epiphanius  so 
niedrig  einschätzen,  wie  man  will,  derartige  Streiche  hat  er 
doch  niemals  begangen.  Er  kann  abschweifen,  den  Faden  ver- 
lieren, Verschiedenartiges  durcheinanderbringen,  aber  er  denkt 
sich  doch  immer  etwas  bei  dem,  was  er  schreibt.  Der  Ver- 
fasser der  Anakephalaiosis  dagegen  hat  sich  diese  Mühe  er- 
spart. Er  meinte  genug  getan  zu  haben,  wenn  er  die  Ana- 
kephalaiosen  des  Panarion  samt  ein  paar  Stücken  aus  dem  An- 
fang und  dem  Schluß  zu  einem  bequemen  Handbüchlein  der 
Ketzergeschichte  vereinigte.  Der  Erfolg  hat  gezeigt,  daß  er 
den  Geschmack  des  Publikums  richtig  beurteilte.  Denn  die 
Anakephalaiosis  ist  viel  stärker  benutzt  worden,  als  das  ur- 
sprüngliche Werk. 


Verlag  der  J.  C.  HIXRICHS'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Fortsetzung  von  Umschlag  S.  II. 

Geffcken,  J.:  Komposition  u.  EntstehuDgszeit  d. 
Orae.  Sibyll.  IV,  78  S.  1902.  (Bd.  23,  l)  M.  2.50 

Goltz,  Ed.  v.  d.:  Tischgebete  u.  Abendmahlsgebete 
in  d.  altchristlichen  u.  in  der  griechischen 
Kirche.     67  S.     1905.   ^Bd.  29,  2b)         AI.  2  — 

—  <Jöyog  oortriflai;    7rpo5    zrtv    nuf&ivov  (de  Virgini- 

tate).     Eine   echte   Schrift   des  Athanasius. 
IV,  144  S.     1905.     (Bd.  20,  2a)  M.  5  — 

—  Eine  textkrit.  Arbeit  d.  10.  bez.  6.  Jh.,  hrsg. 
n.  e.  Codex  d  Athoskl.  Lawra.  Mit  1  Tafel. 
VI,  11(5  8.  189!).     (Bd.  17,  4)  M.  4.50 

Goetz,  K.  G.:  D.  alte  Anfang  u.  d.  ursprüngl.  Form 

v.Cypr. Schrift  ad  Donatam.  16  S.  189!).  (s.  Erbes) 
Gressmann,  H.:  Studien  zu  Euseb's  Theophanie. 

XI,  154  U.  69  S.  1903.  (Bd.  23,  3)  M.  8  — 
Haller,  W.:Jovianus,  die  Fragin.  s.  Schriften  etc. 

VIII,  159  S.     1897.     (Bd.  17,  2)  M.  5.50 

Harnack,  A.:  D.  pseudocypr.  Trakt,   de  stngu- 

laritate  cleric,  e.  Werk  d.  donatist.  Bisch. 

Macrobius  in  Rom.  (72  S.)  —  D.  Hypotyposen 

d.  Theognost.  (20  S.)  —  D.  gefälschte  Brief  d. 

Bisch. Theonas  an  d.OberkammerherrnLucian. 

(25  S.)     117  S.     1903.     (Bd.  24,  3)  M.  3.50 

—  Über  verlorene  Briefe  und  Actenstücke, 
die  fcich  a.  d.  Cyprian.  Briefsammlg.  ermitteln 
lassen.  45  S.  1902.  (Mit  Klostermann  u.  Bon- 
wetsch,  Bd.  23,  2)  5.50 

—  Der  Ketzer-Katalog  des  Bischofs  Maruta 
von  Maipherkat.    17  S.    1899.    (s.  Erbes) 

—  Die  PfafTschen  Irenäus-Fragmente  als  Fäl- 
schungen Pfaffs  nachgewiesen.  —  Patrist. 
Miscellen.  III,  148  S.  1900.  (Bd.  20,  3)    M.  5  — 

—  Diodorv.Tarsus.IV,25lS.'01.(Bd  21,4)  M.8  — 

—  Analecta  zur  ältesten  Gesch.  d.  Christen- 
tums in  Rom.  10  S.  (Mit  Koetschau  und 
Klostermann.    Bd.  28,  2) 

—  Drei  wenig  beachtete  Cyprianische  Schriften 
und  die  „Acta  Pauli".  34  S.  1899.  (s.  Bratke) 

—  Der  Vorwurf  des  Atheismus  in  den  drei 
ersten  Jahrhunderten.  16  S.  1905.  (Mit 
Schultze  und  Augar.    Bd.  28,  4)  M.  4  50 

Holl,  K.:  Fragmente  vornioän.  Kirchenväter 
aus  d.  Sacra  parallela.  XXXIX,  241  S.  1899. 
(Bd.  20,2)  M.  9  — 

—  Die  Sacra  parallela  des  Johannes  Damas- 
cenus.  XYI,  392  S.  1897.  (Bd.  16,  1)    AI.  12  — 

Janssen, R.:D.Johannes-Ev.n.d.Paraph.d.Nonnus 
Panopolit.  IV,  80  S.  1903.  (Bd.  23,  4)  M.  2.50 

Jeep,  L. :  Zur  Überlieferung  des  Philostorgios. 
33  S.    1899.    (s...Wobbermin> 

Klostermann,  E. :  D.  Überlief,  d.  Jeremia-Homilien 
d.Origenes.  VI,  116  S.  1897.  (Bd.  16,3)  AI.  3.50 

—  Eusebiu8'  Schrift    ni(l    rüv   ronixwv    Svoiiutojv 

tük  Iv  rj  dtliytatpji,  28  S.    1902.  (Alit  Harnack 
u.Bonwetsch  Bd.  23,  2) 

—  Über  d.  Didymusv.  Alexandrien  in  epistolas 
canonicas  enarratio.  8  S.  (Mit  Koetschau 
und  Harnack.    Bd.  28,  2) 

Knopf,  R.:  Der  erste  Clemensbrief.  Untersucht 
u.  berausg  IV,  194  S.  1S99.  (Bd.  20,  l)  AI.  6  — 

Koch,  H.:  s.  Bonwetsch  (31,  2). 

Koetschau,  P.:  Zur  Textkritik  von  Origenes' 
Johaunescomnientar.  76  S.  1905.  (Alit  Har- 
nack und  Klostermann.   (Bd.  2*,  2)     '    AI.  3  — 

Kraatz,  W. :  Koptische  Akten  zum  ephesinischen 
Konzil  (431).  Übersetzung  u.  Untersuchungen. 
VIII.  220  S.     1904.     (Bd.  26,  2^  AI.  7  — 

Lelpoldt,  J. :  Didvmus  derBlinde  von  Alexandria. 
III.  HS  S.     1905.    (Bd.  29,  3)  AI.  5  — 

—  Schenute  von  Atripe  und  die  Entstehung 
d.  national  ägypt.  Christentums.     X,  214  S. 

(Bd.  25,  1) 


1903.     (Bd.  25,  1)  AI.  7 

Die  Erste   Reihe  =  Band  1 — 15  der  Texte  und  Untersuchungen  etc. 
Die  Zweite  Reihe  =    „    16—30    .,         „         ,.  „ 

Die  Dritte  Reihe,  Bd.  1—5  =  Bd.  31—35  „ 

In  guten  Halbfianz-Bibliotheksbdn.  (I.  Reihe  17  Bde.,  II.  Reihe  16  Bde.)  Einbd.  je  AI.  3  —  vorrätig. 
Ausführliches  Inhaltsverzeichnis  steht  zu  Diensten. 


Leipoldt,  J.:  Said.  Auszüge  a.d  8.  Buche  d  apost. 

Konstitut.  II,  62  S.  1904  (Bd.  26,  lb)  M.  2 — 
Nestle,  E.:  Kirchengeschichte  d.  Eusebius  a.d. 

Syrischen.  X,  296  S.  1901.  (Bd.  21,  2)  AI.  9.50 
Preuschen,    E. :    Eusebius'     Kirchengeschichte 

Buch  VI  u.  VII  aus  d.  Armenischen  übersetzt. 

XXII,  103  S.     1902.  (Bd.  22,  3)     AI.  4  — 

Resch,  A. :  Agrapha,  aussercan.Schrifcfragmente. 

Gesammelt  u.  unters,  und  in  zweiter,  völlig 

neu  bearb.,  durch  alttest.  Agrapha  vermehrter 

Aufl.  herausg.   Alit  5  Registern.  XVI,  246  S. 

1906.     (Bd.  30,  3/4)  AI.  10  — 

—  Der  Paulinismus  und  dieLogia  Jesu  in  ihrem 
gegenseit.  Verhältnis  unters.  VIII,  656  S. 
1904.     (Bd.  27)  AI.  20  — 

Resch,  G. :  Das  Aposteldecret  nach  seiner  ausser- 
kanonischen  Textgestalt  untersucht.  V,  179  S. 
19)5.     (Bd.  28,  3)  AI.  5.50 

Schermann,  Th.:  Die  Geschichte  der  dogma- 
tischen Florilegien  vom  V.— VIII.  Jahrhun- 
dert.    VI,  104  S.     1904.     (Bd.  28,  l)     M.  3.50 

Schmidt,  C. :  Die  alten  Petrusakten  i.Zusammenh. 
d.  apokr.  Apostellit.  untersucht.  Nebst  e.  neu- 
entdeck. Fi  agm.VIII,176S.lS03.(Bd.24,l)  AI.6  — 

—  Plotin's  Stellung  z.  Gnosticismus  und 
kirchl.  Christentum.  X,  90  S.  —  Fragm.  einer 
Schrift  d.  Alärt. -Bisch.  Petrus  v.  Alexandrien. 
50  S.     1900.    (Alit  Stählin  Bd.  20,  4)    AI.  5  — 

Schubert,  H.  v. :  D.  sog.  Praedestinatus.  Beitrag  z. 
Gesch.  d.  Pelagianismus.  IV,  147  S.  1908. 
(Bd.  24,  4)  AI.  4.80 

Schultze,  K.:  Das  Martyrium  des  heiligen  Abo 
von  Tifli8.  41  S.  —  (Alit  Harnack  und  Augar, 
Bd.  28,  4)  AI.  4.50 

Seeck,  0.:  Die  Briefe  des  Libanius.  Zeitlich  ge- 
ordnet. VI,  4i'6  8.   1906.   (Bd.  30,  1/2)  AI.  15  — 

Sickenberger,  J.:  D.  Lukaskatene  d.  Niketas  v. 
Herakleia  unters.    1902      (Bd.  22,  4)    AI.  4  — 

—  Titus  von  Bostra.  Studien  zu  dessen  Lukas- 
homilien.  VIII,  268  S.  1901.  (Bd.  21, 1)    M.  8.50 

Soden,  H.  von:  Die  Cyprianische Bnefsammlung. 

Gesch.  ihrer  Entstehung  u.  Überlieferung. 

VIII,  268  S.  u.  2  Tab.  1904.  (Rd.  25,  3)  AI.  10.50 
Stählin,  0.:  Zur  handschiii'tl.  Überlief,  d.  Clem. 

Alexandrinus.    8  S.    1900.    (s.  Schmidt) 
Steindorff,  G. :  Die  Apokalypse  d.  Elias,  e.  unbek. 

Apok.  u.  Bruchst.  d.  Sopkonias-Apok.  X,  190 S. 

AlitiLichtdr.-Taf.  1899.  (Bd.  17,  3a)  AI.  6.50 
Stülcken,  A. :  Athanasiana.  Litterar-  u.  dogmen- 

gesch.  Unters. VIII,  150S. 1899. (Bd. 19, 4)AI. 5  — 
Ter-Minassiantz,  Erw.:  Die  armen.  Kirche  in  ihren 

Beziehungen  z.  d.  syr.  Kirchen  bis  z.  Ende 

des  13.  Jahrb.  Nach  den  armen,  u.  svr.  Quellen 

bearb.  XII,  212  S.  1904.     (Bd.  26,  4)     AI.  7.50 

Urbain,  A.:  Ein  Alartyrologium  d.  christl.  Ge- 
meinde zu  Rom  am  Anfang  d,  V.  Jahrb.. 
Quellenstudien  z.  Gesch.  d.  röm.  Märtyrer. 
VI.  26(5  S.     1901.     (Bd.  21,  3)  AI.  8.50 

Waitz,  H. :  D.  Pseudoklementinen,  Homilienu.  Re- 
kognitioneu.  1904.  VIII,  396S.  (Bd. 25,4)  AI.  13  — 

Weiss,  B. :  D.  Codex  D.i  d.  Apostelgesch.  Textkrit . 
Unters.  IV,  112  S.    1897.   (Bd.  17,  l^i     AI.  3.50 

—  Textkritik  der  vier  Evangelien.   IV,  ! 
1899.     (Bd.  19,  •-'  AI.  8  — 

Wobbermin.  G. :  Altchristi,  liturg.  Stücke  aus  der 
Kirche  Aegyptens  nebst  einem  dogmat.  Brief 
d.  Bischofs  Seraplon  v.  Thmuis.  :v.  S.  1899. 
(Mit  Jeep  Bd.  17.  Bb  AI.  2  — )    einzeln  M.  1.50 

WredeW.:  Die  Echtheit  des  2,Thess.  -Briefs  unter- 
sucht. VIII,  116  S.    1903.    (Bd.  24,  2)    AI.  4  — 

M.  500— 
M.  384  — 
ML  122  — 


TEXTE  OD  UNTEKSUCHUXGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  TON  DER  KIRCHEXVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREÜSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEX  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HAMACK  und  CAEL  SCHMIDT 

DRITTE  REIHE,  SECHSTER  BAND,  HEFT  2 

DER  GANZEN  REIHE  XXXVI,  2 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BÜCHHANDLUNG 

1910 


ARMENISCHE 

IRENAEUSFRAGMENTE 

MIT  DEUTSCHER  ÜBERSETZUNG  NACH  DR.  W.  LÜDTKE 

ZUM  TEIL  EKSTMALIG  HERAUSGEGEBEN 

UND  UNTERSUCHT 


VON 


D.  HERMANN  JORDAN 

PROFESSOR  AN  DER  UNIVERSITÄT  ERLANGEN 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 
1913 


An  Stelle  der  für  Heft  8  des  36.  Bandes  in  Aussicht  genommenen  Publikation 
der  Epistola  apostolorum  von  C.  Schmidt  erscheint  die  vorliegende  Arbeit  von  Jordan. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 
DIE  GRIECHISCHEN 

CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

DER  ERSTEN  DREI  JAHRHUNDERTE 

Herausg.  von  der  Kirchenväter-Commission  der  K.  Preuss.  Akademie  d.  Wissenschaften. 

Nicht  nur  die  Werke  der  Väter  im  kirchlichen  Sinne  des  Wortes  sondern 
'e  in  griechischer  Sprache  aeschriebenen  Urkunden  des  ältesten  Christentums 
nschließlich  der  gnostischen,  der  zuverlässigen  Märtyreracten  usw.)  sollen  in  kriti- 
hen,  nach  einem  einheitlichen  Plane  gearbeiteten  Ausgaben  vorgelegt  icerden.  Wo  die 
•iginale  nicht  mehr  vorhanden  sind,  treten  die  alten  Übersetzungen  ein.  Die  Aus- 
ben erhalten  außer  einem  vollständigen  Apparat  historisch  orientierende  Ein- 
itungenundRegister  und  sie  sollen  soivohl  in  philologischer  als  in  historisch- 
eologischer  Hinsicht  den  Anforderungen  entsprechen,  die  heute  mit  Recht  an 
Iche  Veröffentlichungen  gestellt  werden. 

Der  Umfang  dieser  monumentalen  Ausgabe  ist  auf  etwa  SO  Bände  berechnet. 

Jährlich  noch  nicht  20  Mark  hat  die  Anschaffung  der  ganzen  Reihe 
\her  durchschnittlich  beansprucht,  ein  Betrag,  der  gewiß  auch  jeder  kleinen 
ibliothek  die  Subskription  möglich  macht,  um  sich  die  so  wertvolle  Sammlung 
llständig  zu  sichern. 

Soeben  erschien: 

sebillS.  Die  Demonstratio  evangelica.  Herausgegeben  von  Ivar  A.  Heikel. 
Mit  Einleit.  unoTvierf.  Register.  (387/s  Bogen).  [Eusebius  Bd.  VI]  M.  20  — 
Früher  erschienen: 

amantillS.  Der  Dialog  tceql  xrjo,  elq  xreöv  ÖQ&fjq  moxecog.  Herausg.  v.  W.  H.  van 
de  Sande  Bakhuyzen.  Mit  Einleitung  u.  dreifachem  Register.  (195/s  Bogen). 
1901.  M.  10  — 

ßmens  AlexandrinilS.  Protrepticus  und  Paedagogus.  Herausgeg.  von  Otto  Stählin. 
Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register  zu  den  Scholien.     (27  V4  Bogen).     1905. 

[Clemens  Alexandrinus  Bd.  1]     M.  13.50 

-  Stromata  Buch  I — VI.  Herausgegeben  von  Otto  Stählin.  Mit  Einleitung. 
(333/8  Bogen).     1900.     [Clemens  Alexandrinus  Bd.  II]  M.  10.50 

-  Stromata  Buch  VII  und  VIII  —  Excerpta  ex  Theodoto  —  Eclogae  Prophe- 
ticae  —  Quis  dives  salvetur  —  Fragmente.  Herausgegeben  von  Otto  StIhlin. 
Mit  Einleitung  und  drei  Handschriftenproben  in  Lichtdruck.  (20V8  Bogen).  1909. 

[Clemens  Alexandrinus  Bd.  III]     M.  11  — 

Ein  vierter  (Schluss-J  Band  wird  Register,  Nachträge  und  Berichtigungen  enthalten. 

e  Esra- Apokalypse  (IV.  Esra).  I.  Teil:  Die  Überlieferung.  Herausgegeben  von 
Bruno  Violet.     (317/8  Bogen).    1910.  M.  17.50 

SebillS.  Über  Constantins  Leben.  —  C's  Rede  an  die  Heilige  Versammlung.  — 
Tricennatsrede  an  Constantin.  Hrsg.  v.  J.  A.  Heikel.  Mit  Einleitg.  u.  dreif. 
Register.     (29 Vs  Bogen).     1902.  ..  [Eusebius  Bd.  I]     M.  14.50 

-  Die  Kirchengeschichte  mit  der  lateinischen  Übersetzung  des  Rufinus.  Heraus- 
gegeben von  Ed.  Schwartz  und  Th.  Mommsen(-|-).  I.  Teil:  Die  Bücher  I — V. 
(317/8  Bogen).     1903.  ..  [Eusebius  Bd.  II, ■  l]     M.  16  — 

II.    Teil.       Die    Bücher    VI— X.       Über     die     Märtyrer     in     Palästina. 

(333/4  Bogen).     1908.  [Eusebius  Bd.  II,  2]     M.  17  — 

III.  Teil.  Einleitungen  (zum  griechischen  Text  von  Ed.  Schwartz,  zu  Rufin 

von  Th.  Mommsen|),  Übersichten  (Kaiserliste,  Bischofslisten,  die  Oekonomie 
der      Kirchengeschiente)      und      fünffaches     Register.      (30  V2    Bogen).     1909. 

[Eusebius  Bd.  II,  3]  M.  12  — 

Die  Kirchengeschichte.    Drei  Teile  (vollständig).  M.  45  — 

(Fortsetzung  dritte  UuiBchlagseite) 


ARMENISCHE 

IRENAEÜSFRAGMENTE 

MIT  DEUTSCHER  ÜBERSETZUNG  NACH  DR.  W.  LÜDTKE 

ZUM  TEIL  ERSTMALIG  HERAUSGEGEBEN 
UND  UNTERSUCHT 


VON 


D.  HERMANN  JORDAN 

PROFESSOR  AN  DER  UNIVERSITÄT  ERLANGEN 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 

1913 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREÜSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HARNACK  UND  CARL  SCHMIDT 

3.  REIHE  6.  BAND  HEFT  3 

36.  BAND  HEFT  3 


Druck  von  August  Pries  in  Leipzig. 


Vorwort. 

Der  verdiente  armenische  Forscher,  Lic.  Dr.  Karapet  Ter- 
Mekerttschian  (1909 — 1912  Bischof  von  Aderbajdjan  in  Tauris, 
jetzt  wieder  mit  gelehrten  Arbeiten  in  Etschmiadsin  in  Ruß- 
land beschäftigt),  entdeckte  im  November  1911  in  Persien  eine 
neue  armenische  Schrift  »Siegel  des  Glaubens«  mit  zahlreichen 
Citaten  aus  altchristlichen  Schriftstellern.  Auf  die  Kunde  davon 
bat  ich  den  Entdecker  um  Mitteilung  etwaiger  neuer  Fragmente 
des  Irenaeus  von  Lyon.  Karapet  hat  mir  die  sieben  Fragmente 
des  Irenaeus  aus  dieser  Schrift  in  der  liebenswürdigsten  Weise 
zur  Veröffentlichung  und  Verwertung  überlassen  und  damit  den 
Grundstock  geliefert  für  die  nun  hier  vorliegende  Sammlung 
von  32  armenischen  Irenaeusfragmenten.  Mein  herzlicher  Dank 
an  den  Entdecker  schließt  den  Wunsch  in  sich,  daß  es  ihm  be- 
schieden sei,  aus  den  reichen  altkirchlichen  Schätzen  Armeniens 
uns  noch  manches  weitere  Stück  altkirchlicher  Literatur  wieder- 
zuschenken. 

Da  meine  eigenen  erst  in  der  Entwicklung  begriffenen 
Kenntnisse  des  Armenischen  mir  für  die  selbständige  Lösung 
der  Aufgabe  nicht  hinreichend  erschienen ,  habe  ich  mich 
freundlich  gewährter  Hilfe  anderer  bedient.  Vor  allem  hat 
mich  bei  der  weiteren  Sammlung  und  Sichtung  des  Ma- 
terials und  besonders  bei  der  Übersetzung  Herr  Bibliothekar 
Dr.  Willy  Lüdtke  in  Kiel  auf  das  freundlichste  unterstützt 
und  mir  durch  seine  Kenntnis  orientalischer  Sprachen,  insbeson- 
dere des  Armenischen,  wertvollste  Dienste  geleistet.  Da  es  sich 
in  den  armenischen  Texten  überall  schließlich  nm  das  Problem 
der  Keconstruction  des  verlorenen  griechischen  Irenaeustextea 
handelte,  die  armenischen  Übersetzer  dieser  Stücke  aber  alle 
fast  wortwörtlich  unter  Beibehaltung  der  griechischen  Wort- 
stellung übersetzten,  so  daß  man  in  großen  Partien  ohne  weiteres 


IV  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

den  griechischen  Grundtext  über  die  einzelnen  Worte  des  arme- 
nischen Textes  setzen  kann,  so  ergab  sich  als  Notwendigkeit 
eine  wortwörtliche  Übersetzung  der  armenischen  Fragmente  ins 
Deutsche.  Mag  die  Übersetzung  auf  diesem  Wege  nicht  gerade 
an  Lieblichkeit  gewonnen  haben,  so  erschien  diese  Art  der  Über- 
setzung als  die  für  wissenschaftliche  Zwecke  allein  gebotene 
Methode.  Die  vorliegenden  Übersetzungen  der  armenischen 
Texte  sind  so  zustande  gekommen,  daß  Dr.  Lüdtke  die  eigent- 
liche Übersetzung  lieferte.  Ich  bin  dann  vor  allem  unter  Be- 
nutzung des  großen  armenisch-griechischen  Wörterbuchs  den 
Wortlaut  der  Übersetzung  vollständig  durchgegangen;  für 
Fragment  7  bis  11  stand  mir  dabei  noch  eine  deutsche  Über- 
setzung Karapets  zur  Verfügung.  Akinian  hatte  dann  die  Güte 
die  ganze  Übersetzung  in  den  Druckbogen  noch  einmal  zu 
überprüfen.  Für  die  endgültige  Fassung  der  Lüdtkeschen  Über- 
setzung muß  ich  schließlich  die  Verantwortung  auf  mich  nehmen. 
Von  den  zahlreichen  auch  für  die  Untersuchung  wertvollen 
Hinweisen  Lüdtkes  habe  ich  die  wichtigen,  als  von  Lüdtke 
stammend,  eigens  bezeichnet.  Ich  glaube,  daß  wohl  selten  je- 
mand in  opferwilligerer  Weise  für  die  wissenschaftliche  Arbeit 
eines  anderen  sich  interessiert  und  bis  ins  Einzelnste  mitge- 
arbeitet hat,  als  es  hier  mein  verehrter  Mitarbeiter  tat. 

Die  Abschrift  der  unter  No.  29  abgedruckten  Predigt  ver- 
danke ich  Herrn  P.  Nerses  Akinian  in  Wien,  der  als  Kenner  der 
armenischen  Literatur  mich  auf  neue  Texte  hinwies  und  mir  in 
zahlreichen  Einzelfragen  wertvollste  Auskunft  gegeben  hat. 

Die  Übersetzung  der  arabischen  Stücke  lieferten  auf  meine 
Bitte  freundlichst  teils  Professor  Dr.  Hell  in  Erlangen,  teils  Privat- 
docent  Dr.  Horten  in  Bonn,  die  der  äthiopischen  Stücke  Prof. 
Enno  Littmann  in  Straßburg  i.  E.  Sie  übernehmen  für  die  Texte, 
deren  Correctur  sie  auch  lasen,  und  für  die  Übersetzungen  die 
Verantwortung. 

Dann  habe  ich  noch  zu  danken  meinen  verehrten  Erlanger 
Kollegen  Prof.  Dr.  Wilhelm  Caspari  für  zahlreiche  Batschläge 
und  Auskünfte  in  Fragen  syrischer  Texte  und  Prof.  Dr.  Leser 
für  Beratung  hinsichtlich  der  philosophischen  Termini  des 
1.  Fragments. 

Bei  den  Correcturen  sind  die  neuen  Texte  entweder  nach 
den  Handschriften  selbst  oder  nach  Schwarz-weiß-Photographien 


Vorwort.  V 

in  meinem  Besitze  verglichen;  auch  die  Texte  der  neuen  Frag- 
mente der  von  Karapet  neuentdeckten  Handschrift  hat  der  Ent- 
decker selbst  nach  der  Handschrift  corrigiert,  bei  deren  Druck 
mich  auch  der  Armenier  cand.  phil.  Iskenderian  unterstützte; 
die  Wiener  Handschriften  verglich  Akinian. 

Herr  Dr.  Lüdtke  las  die  Correctur  der  armenischen  Texte 
bis  zum  Ende  von  Bogen  3  mit  und  steuerte  auch  sonst  für 
die  Correctur  noch  allerlei  bei.  P.  N.  Akinian  in  Wien  hatte 
die  Güte,  die  ganze  Correctur  mit  besonderer  Rücksicht  auf  das 
Armenische,  Prof.  Dr.  Otto  Stählin- Würz  bürg  (künftig  Erlangen) 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  Griechische  mit  zu  corrigieren. 

Den  Bibliotheken  der  Vaticana  in  Rom,  des  Britischen  Mu- 
seums in  London,  der  Nationalbibliothek  in  Paris,  der  Bibliothek 
der  Wiener  Mechitharisten,  der  Bibliothek  des  Rumiancovschen 
Museums  in  Moskau,  der  Synodalbibliothek  in  Moskau,  besonders 
ihrem  Bibliothekar,  Herrn  N.  Popoff,  der  Universitätsbibliothek 
in  Tübingen,  der  an  armenischen  Werken  erfreulich  reichhaltigen 
Münchener  Hof-  und  Staatsbibliothek  und  der  Erlanger  Universi- 
tätsbibliothek habe  ich  für  viel  freundliche  Hilfe  zu  danken.  — 

Es  bleibt  doch  ein  Beweis  für  die  völkerverbindende  Kraft 
des  Christentums  in  der  Welt  der  Antike ,  daß  immer  neue 
Reste  der  Schriftstellerei  des  in  Gallien  lebenden  Irenaeus  bei 
Armeniern,  Arabern  und  Äthiopen  auftauchen,  und  es  bleibt 
eine  eigentümliche  Erscheinung,  daß  sich  die  Monophysiten  des 
Chalcedonense  zu  erwehren  suchten  mit  den  Schriften  des  Irenaeus 
gegen  die  Gnostiker.  Ich  hoffe,  daß  die  vorliegende  Arbeit  zeigt, 
wie  die  noch  längst  nicht  ausgeschöpften  Quellen  der  orien- 
talisch-christlichen Schriftstellerei  für  die  älteste  christliche 
Literatur  ebenso  fruchtbar  gemacht  werden  können,  wie  für  die 
noch  viele  Probleme  stellenden  monophysitischen  Streitigkeiten. 

Erlangen,  den  9.  Juli  19L3. 

Hermann  Jordan. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

I.  Armenische  Texte. 

a)  Ein  Fragment  aus   dem   armenischen  Evagrius  Ponticus  Nr.  1  1 

.    b)  Drei  Fragmente  aus  Timotheus  Aelurus  Nr.  2 — 4 3 

cj  Sieben  Fragmente  aus  dem  »Siegel  des  Glaubens«  Nr.  5 — 11    .  8 

d)  Sechs  Fragmente  aus  der  »Wurzel  des  Glaubens«  Nr.  12 — 17  .  22 

e)  Zwei  Fragmente  aus  »Sahair  III«  Nr.  18 — 19 25 

f)  Drei  Fragmente  aus  Stephanus  dem  Philosophen  Nr.  20 — 22    .  25 

g)  Zwei  Fragmente  aus  Zusätzen  zu  Cyrill  v.  Alex.  Nr.  23—24    .  26 

h)  Zwei  Fragmente  aus  Gagik  Nr.  25—26 26 

i)  Ein  Fragment  aus  Ter  Chacik  Nr.  27 27 

k)  Ein  Fragment  aus  Gregor  f  ghaj  Nr.  28 28 

1)  Eine  dem  Irenaeus  zugeschriebene  Predigt  in  einer  armenischen 

Homiliensammlung  Nr.  29 28 

IL  Übersetzung  und  Untersuchung. 

a)  Das  Fragment  aus  Evagrius  Ponticus  . 40 

1.  Übersetzung  und  griechische  Reconstruction 40 

2.  Untersuchung 44 

Arabischer  Text  eines  Stückes  mit  Übersetzung   ....  47 
Griechischer    Paralleltext    aus    Joh.    Dam.    und    Maximus 

Confessor 53 

b)  Die  drei  Fragmente  aus  Timotheus  Aelurus 56 

1.  Übersetzung  der  drei  Fragmente i    .     .     .  56 

Nr.  2 '    .    .    .  56 

Nr.  3    ....     '. 60 

Nr.  4 62 

2.  Untersuchung 64 

Die  Überlieferung  durch  Timotheus  Aelurus 64 

Zum  2.  Fragment 65 

Arabischer  Text  des  2.  Fragments  mit  Übersetzung     .  69 

Äthiopischer  Text  des  2.  Fragments  mit  Übersetzung  .  73 

Zum  3.  Fragment •     .     .     .     .  99 

Arabischer  Text  des  3.  Fragments  mit  Übersetzung      .  100 

Äthiopischer  Text  des  3.  Fragments  mit  Übersetzung  .  103 

Zum  4.  Fragment 107 


Inhalt.  VII 

Seite 

c)  Die  sieben  Fragmente  aus  dem  »Siegel  des  Glaubens«     .     .     .  108 

1.  Die  neue  Handschrift  Karapets  und  ihr  Inhalt 108 

2.  Zum  5.  Fragment 120 

3.  Zum  6.  Fragment 121 

Übersetzung 121 

Erläuterungen 121 

4.  Zum  7.  Fragment 123 

Übersetzung 123 

Erläuterungen 124 

5.  Zum  8.  Fragment 127 

Übersetzung 127 

Erläuterungen 128 

6.  Zum  9.  Fragment 131 

Übersetzung 131 

Erläuterungen 132 

7.  Zum  10.  Fragment 134 

Übersetzung 134 

Erläuterungen 141 

8.  Zum  11.  Fragment 150 

Übersetzung 150 

Erläuterungen 154 

d)  Die  sechs  Fragmente  aus  der  »Wurzel  des  Glaubens«     .     .     .  160 

1.  Die  Handschriften  und  ihr  Inhalt 160 

2.  Zum  12.  Fragment 163 

3.  Zum  13.  Fragment 164 

4.  Zum  14.  Fragment 164 

5.  Zum  15.  Fragment 164 

6.  Zum  16.  Fragment 165 

7.  Zum  17.  Fragment 166 

8.  Die  Echtheitsfrage 166 

e)  Die  zwei  Fragmente  aus  Sahak  III 167 

1.  18.  Fragment 167 

2.  19.  Fragment 167 

3.  Erläuterungen 167 

f)  Die  drei  Fragmente  aus  Stephanus  philosophus 16S 

1.  Erläuterungen 16S 

2.  Übersetzung  des  20. — 22.  Fragments 169 

g)  Die  zwei  Fragmente  aus  Zusätzen  zu  Cyrill  v.  Alex 170 

1.  Übersetzung 170 

23.  Fragment 170 

24.  Fragment 170 

2.  Erläuterungen 170 

h)  Die  zwei  Fragmente  aus  Gagik 172 

1.  Erläuterungen 172 

2.  Übersetzung 174 


VIII  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Seite 

25.  Fragment 174 

26.  Fragment 174 

i)  Das  Fragment  aus  Ter  Chacik     .     . 174 

1.  Übersetzung  des  27.  Fragments 174 

2.  Erläuterungen 175 

k)  Das  Fragment  aus  Gregor  Tghaj 176 

1.  Übersetzung  des  28.  Fragments 176 

2.  Erläuterungen 176 

1)  Die  Predigt  aus  der  Wiener  Homilieusammlung 178 

1.  Übersetzung  von  Nr.  29 178 

2.  Handschrift,  Erläuterungen  und  Autorfrage 189 

III.  Über  weitere  armenische  Bruchstücke   des  Ire- 
naeus  in  indirecter  Überlieferung 194 

1.  Die  Eusebiusfragmente 195 

2.  Die  Fragmente  bei  Cyrill  v.  Jerusalem 199 

3.  Die  Fragmente  bei  Andreas  v.  Caesarea 200 

4.  Die  Fragmente  bei  Stephanus  Roszka 200 

IV.  Über    die    neuen  Titel  und   die  neugewonnenen 
Stücke  der  Irenaeusschriften     .■ 202 

V.  Über  die  armenischeÜbersetzung  von  »adv.  haer.« 

und  »Erweis«  und  ihr  Alter 203 

VI.  Über  Namensform  und  Bezeichnungen   des   Ire- 
naeus  in  armenischen  Texten 206 

Anhang:  3  Irenaeusfragmente  aus  Gregor  Touteordi 

Fragmente  Nr.  30—32 208 

Nachträge  und  Verbesserungen 213 

Kegister 

1.  Bibelstellen 215 

2.  Handschriften 216 

3.  Personen  und  Sachen 218—222 


Abkürzungen. 


Ararat  =  Ararat,  armenische  Zeitschrift  (in  Wagarzapat  in  Armenien 

erscheinend,  in  der  Münchener  Bibliothek  vorhanden). 
Bedrossian    =  Bedrossian,  New  dictionary  Armenian  —  english,  Venedig 

1875/9. 
Dashian        =  P.  Jacobns  Dashian,  Katalog  der  armenischen  Handschriften 

in  der  Mechitharistenbibliothek  zu  Wien,  Wien  1895. 
Erweis  —  des  hl.  Irenaeus   Schrift    zum  Erweise   d.   apostol.  Verkün- 

digung ed.  TU.  31,1,  1907. 
Harvey  =  W.  W.  Harvey,  Opera  Trenaei,  2  Bde.,  1857. 

HA  =  Handes  amsoreay,   Monatsschrift  für  armen.  Philologie  (in 

Wien  erscheinend). 
I.  A.  =  Irenaeus  armenus  (Irenaeus  gegen  die  Häretiker  Buch  4 — 5 

entdeckt  von  Karapet  Ter-Mekerttschian,  ed.  Erwand  Ter- 

Minassiantz  1910). 
lat.  int.         =  latinus  interpres  =  lateinische  Übersetzung  von  adv.  haer. 
Neumann      =  Carl  Fried r.  Neumann,  Versuch  einer  Geschichte  der  armen. 

Literatur,   Leipzig  1836. 
Otto  =  Corpus  apologetarum  christianorum  saeculi  secundi  ed.  Otto. 

Stieren  =  Ad.  Stieren,  Opera  Irenaei,  Lipsiae  1853. 

W.  B.  =  Dictionarium    magnum    Hnguae  Haicanae,    2  Bde.,    1S3G  7 

(armenisch-griechisch !). 
Wright  =  W.  Wright,  Catalogue  of  Manuscripts  in  the  British  Museum 

I— 111,  18702. 
Zohrab  =  Biblia  armeniacaVet.  et  No  vi  Testament!  ed.JohannesZohral>. 

Venedig  (in  4°)  1805. 
Irenaeus  wird  stets  nach  Massuets  (==  Stierens)  Capiteleinteilung 
und  nach  den  Seitenzahlen   von  Stieren  und  Harvey   citiert  (unter  Her- 
anziehung   von  K.  Holl,  Fragmente  vornicänischer  Kirchenväter  TU  20,2. 
1899,  S.  58  if). 


T.  u.  ü.  '13:  Jordan. 


B 


I.  Armenische  Texte. 

a)    Ein  Fragment   aus  dem   armenischen  Evagrius  Ponticus1. 

1.  Fragment. 

Ouiinufitiii      '//""/       "tuinam  Uli       iuliiulllu      iluiuinli      li      Inlin 
liuijiunujli     'hm  iiiijiu  hl  l.uih     iiii      UL-ULnnnu     IP^h^* 

T*uiuuh  -um  ni'liiiiiiiif'/i  £  in ii Li  huilum-uu  j  ii  au  nuiulLy  II 
111111111      ii  in  um  ii      111t  miiii)  in  /(/  /ii'li'li.         n<     "Pk     " uiiuGM-HrpiSltu 

5  ll  lll  lll  £  ilimiin'h,  iiimJii  u  nihil  iiiliu'hii,  in  1 1  il  IiiiiiiIi  £  -im  (ii 
ituuuoiii  hl Luilih.  iiii  II  uui:i  uuiiiuiyliunuuiliuilili  u  h  linanu 
O  ui<S lll,  uiuli  4  li.  um'hmLum  hl  Lm'h  5  in jiuiil uinjiiu  hl  Luilih  lll,  n ~ 
in'lil,  inij ,  juiul  lf  luii>uiliiuhm  hl  lu'lih  li  /""//  o'liLmi  f/'1'/1'  U. 
li  iiiiuo  in  hl  In'lili      II     luil*iailil_t(ltlLSlU  l       ÖL-     tili  um      <till     miiuiui  nnj 

0  ,puiu      iiii  li  um  ,      inj  I      li     'IiiJuiIll,      Il     'linniii:      fji      ji     uhpiui     J'/'h-j* 
h  paL.iu.fr  p    iiiiiuljunjl,  in i    yujpdiu.ifii    iililim  il,  /ii(X     iiiiin   uiOkiiiLiuu 
iipinpSm  inj      II      iiuuiii      li      tun  im      uinui nlt.  Itlipli      li     'hl,  nun  f 

liiuanuii    iiiliniupa ,    f'PP     -1111111111,11     lt     -nml piupoii    u tniu&il iiiliuii f 

1)  cod.  Ven.  =  cod.  S.  Lazzaro  in  Venedig  Nr.  427  ed.  Sargisean, 

Werke  des  Evagrius   1907  S.  385—87. 
cod.Vind.  =  cod.  der  Wiener  Mechitharisten  Nr.  47  fol.  325  a. 

2)  Diese  Überschrift  druckt  Sargisean  nach  cod.  Ven.;  die  letzten 
3  Worte  sind  zu  verbessern  in  ^np  bt-mnp  jfal,:  nicht,  wie  Sargiseau 
erörtert,    in  nV  #//;*  mi,,i/ii,  jfcif   da   der  Text   aus   Irenaeus   stammt: 

COd.    Vind.    hat:      Ounfilirwfi      nnnti       -uiiiuim  ilh  :       lim  ii  tu  ii  ii       tlmuiij     L      l, 

ifii[,i}uiifii  5mm  iui,ni  filLuiit  n,,  GLUjqfi/i^j  fifat*  [sie]  (Handes  1910,  208 

3)  U  Iriiii]  Hos  tjhtufu  U   (LÜdtke);   s.  unten   S.   41    Anm.   5. 

4)  Lies  biubliliinjii. 

5)  Lies  (statt  »derUnsichtbarkeit*)  das  Adjectivum  tiuhnnUuuiliuiii. 

T.  n.  T.  '13:  Jordan.  1 


2  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

iluinlit  ujnnL.humujB.iun  hujyuhfhjujTj  UJuuJuinL.f^huJUU  nnujgu 
liiuil  h  t  Gl.  ujnujynTj  *ujn€rnL-UU  unnuj  h  uhniuj  hnh.P  uj'hnL.^ 
uiuh^  u uiujo'nL./a'nLjj f  iL  buinhuji  ubuiahuii  h  uuui  b  ujoibabuii 
iL  ZuiuhuJi  biuihiui  tinn.hu  HnSP  ujiu  fun^L ^  jnL.ß'hi-li*  VUH 
5  hinih inL-hrfiLJju  juuJbfuiJi  h  *uuujy  htznhi-  [tun,  dinnX  uiunkuiix 
lun^ujLujunL.p-nLjU        uih n  l.iuU  h  ♦  II      ujJu       fun>iujljuj%nL.ß~fiLt1iu 

uinujL.ni  rtujnXniuauiu  I  funnitiL-nn  hnkut  Pub  yujntrtl  niJLin 
binninnnnli  funZujJiujunL-MrfiL-U-  ujunLjuun^f  nn  b  nrnJu  h 
uhnnu      &nnniihuji      utnuid  uinnhut  /       nuj'h      nurinuLUfgu      bn<huji 

IQ  lftuh+  1nP  h  ujnmujtihniuhujVu  h  ruiL.nu  uinujnhujiy  /h'uh 
nujlj t  Gl.  u  h  II  unjU  ujnui^uiuujnhiu iph  (h)  uuiujau*  uhhunu 
utnuhinü)  II  nuui  uil\u uiiiii  n'unniJuLr inü  n'unnLJubi  uujunuujuuu* 
II  uuinu  hu 5  uuinrinix  £  kntihifu  ah  üujuiujri,  h  q  qh  uinh, 
h    hnngn     ahnt    L\uui    uiaJ ujCucu    h    nuui    hui  inj    tRjuiinj    ujuTjul. 

15  uujL.hinL.uj au  Inisüuj'linu ,  ujji  rik  nuui  fcnL.fithLUu'u  i^mipnpj-^ 
ilujljUy  h  h<  nuui  uujnifLnfu  h  Ptuu  nUhh'jj inj  t  ihjuujqu  h 
u  huijt  h  ujjur*  nn  uuiuinh  h*u+  pufuah  juinujuu  tipiij  [fürt 
u  hui  nj>  uiaha^f  uujuu  tinni  ajun^binL-ß-hLAju  uinüg*  h  up 
/unZuihuj'i/u    [H'uh*    dujuu    wjunnhh    h    funnZh*     h    anp  junp^pu 

20  auJJu      I**-    /un^Luriujul,*        h     nun     hjn^uinuj'ü^      l1"/"     "*-    /r/ow/r  ♦ 


1)  Der  Druck  hat  ufum-uiu  ft  in  2  Worten! 

2)  Dies  Wort  steht  nicht  in  W.  B.!  Es  wird  von  dem  Lateiner 
mit  cogitationis  examinatio  wiedergegeben;  es  unterscheidet  sich  von 
dem  armen.  Äquivalent  für  <pQOvr}[ia  funwIiuiunL.ßltLuu  nur  durch 
den  5.  Buchstaben  p  statt  fy:  es  hat  vielleicht  hier  eine  Zusammen- 
schiebungzweier ähnlicher  Worte  stattgefunden:  [un$uj/£ujuni-PfiL.'u  und 
Fui%ujIiu/unLp/iLu  (Xoyiöfiog,  ötaXoyiöfiog.  vgl.  W.  B.  I,  434  a)?  oder 
wollte    der  Armenier  xo  öia/Loytörcxov  (ßu/u  —  Xoy)  übersetzen? 

3)  d.  h.  »wird«,  wohl  zu  verbessern:  uJunLiuhfiu  d.  h.  »werden 
genannt«;  oder  ist  »Überlegung«  Subjekt? 

4)  uinjuj^uiuujigbujißü  ( fi )  ihnuigu]  Cod.  Vind.  juuiuj£  uiuuj~ 
tjhutißii     ifm  ui  au* 

5)  aiuünuujuuü*       b    Juipif/uj]    COd.    Vind.    auiunt-uiuuU.       nfuu^u 

b  ifujirtffr'u  ♦  ♦  ♦  ♦  Gute  Lesart! 


Armenische  Texte:  1.  u.  2.  Fragment.  |j 

ü\ntt  1uiJu  luuhUiujliy  nnutl^u  tujnui^utunjltli  utuutnb,  ubutn 
Uutuiutbutpujpblt  b  ijjttpbjtt  l'nnbL.  tjji  bfujfu  ufuuibuutub  tb 
£,  b  j/tlißblil^  jfi  XLii.h  jutttuj^utljutgb^ngit1  jtfijibL.  b  Xhiili 
Äutnuuiutjldbu1       uinbuhtb  juiI       unuhtlt       juin.u/9      uto-£f       b      «4 

5  tfüpli    JnL-     "^k    utpbhuti     lh"t  *  auiJu    b     lU1PutJ   "UJunbutu 

[t  ik1^  h  uiuhi*.  ajt  autptiujpbujiß2  b%  pünt-ß-bujtfti*  b 
hnaL.ni  b  b  i\ utnultnj  ttuttibutabut u>  i  Gl.  nn  b  nuttynt-ß-biSliu 
li lifo biii in  tili  ,  in n im  Li  uunL.^utltutU  ^linliiiii  LUiunnbb  nn 
ilLiiuinnliUi  in     l^t 

b)  3  Fragmente  aus  Timotheus  Aelurus. 

2.  Fragment3. 

T  =  Timotheus  Aelurus  ed.  Karapet  Ter-Mekerttschian  u.  Er- 

wand  Ter-Minassiantz,  Leipzig  1908,  p.  256,  25 — 257,  31. 

Ararat  =  1.  Druck  der  Timotheusfragmente  in  Ararat  1897,  S.  201  ff. 

A  =  Aus  »Siegel  des  Glaubens«  unten  als  5.  Fragment  heraus- 
gegeben. 

V  b=  cod.  Venetianus  v.  S.  Lazzaro  ed.  Pitra,  Spicileg.  Solesm.  I.  4. 

)  unutubiL.ni  l'nt^übnub*  *ibuibL.nnb  iimuinL  intjli  bu  butbubut^~ 

unt  üb  bnbtnt  i^nubtinthiby  nn  tbbubuntbuijbn  in  ml  iml  n  utuit~ 
hiiiniunLiiii     iMifliiiislii* 

LhL.nfJiiu        b       uuinnutnt^n       b       utubuiutnutut)        inuimiiLifL'li 
ur n  Im  in  im      crltbnbuii     b      'itiL.ui^     b      utluuiutbnb  ib     b     ibuijmb'li 

)  b     iiiLimiliL  iL      ubttb tun     b     ibnbltltu     Jbnbnklbuti     b     b     +*ujL.nt; 


1)  Nach   lat.  int.    »per  ea   quae   praedicta   sunt«    zu  verbessern 

i H     (um iu$ in  u  lunbinart, 

2)  cod.  Vind.  2m P ^ipb"' ip>  gute  Lesart! 

3)  Ich  gebe  den  Text  hier  nach  T  und  merke  nur  einige  wich- 
tigere Lesarten  von  A  und  V  an,  da  alle  3  Texte  nun  gedruckt 
vorliegen  und  da  bei  der  starken  Einzelab  weich  an  g  des  Textes  in  A 
u.  V  der  Apparat  zu  sehr  belastet  würde;  weiteres  nn  Apparat  zur 
deutschen  Übersetzung! 

4)  Statt  um  hat  Ararat  n. 


4  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

ihuimm  iiiihm  i  II  kruitiujL-nn  /im  hmhuhiu  t  Gl.  tili  um  £l 
hmmmnhui I  iJ  buin  Lbuuini-tTniu  huiu ,  nn  'ImiuIu  Jmiiu /nim /- 
uiuanaaupli-  (Yhhnhm  /,  ypuiuh  nn^  mtl  Ihim  (hh  ,  im  ihn  Ah  s'h 
il  iunn.ni  ,  jumu  huuMiun  im)  f/liui /  h  hithmhi^  h  ~im /  11  uiiiih  mihi 
5  ^>m/  numihm,  lUMi^nt^uult  uiL.nt^U)  h  niuitu'lim  /u  itm^uhjui / muih ui , 
h  j<) Ultimi  niui  hi  In  nih  miim^liiitiiimhuhi ,  /r  il  m  iiiim  nlyii  i!  m  utjm  nlt, 
h  ^nh^uinjbu  ^nhnuiujb,  b  ti  in  n  nhnih  itmnn,  b  <,uML.n  II  1111h, 
iLhuuinL-Uj&nL-U  Ihn  in  tu  mh  ,  /im  hmhuhiu  mnitm/:  U um  hüls  £ 
mmjj     ««     *VJnA     uuji^nunnhujn^     II     uibanuM"uuu      utnut^Unnuhutny 

10  /»^"/  U  ui^umImumi  limmhumt  Ix  pun  ()  mliti  il  n  m  /  /mt  inmiim- 
iih'liijiniihiuq  ,  iShn  Otii/u^diiJif  liuMüuun.bauMiJ'  Il  nun  UnJu^ub  lmumm_~ 
iiiuiJmnhiutj,  diinndnnhujuu  ujunnuujnnh( um Ja  Im  p('y  öbunuiu f 
1 1 mi  /•  in /  ü liiMuljuiiiiiu  Liuij.  b  PuML^lirn  hnnbsli  II  b  il m  nniu  n  lyihi 
uni^n       hhiuhi        ntu  nuuh  iuu.  b       HnL.up       il  in  nulluni  hui  ili       II       b 

15  hbfiTnbbiJ  (Ylihuhm jli  y  b  u  um  n  luuhiXmn iimuituirihni jli  II  b 
~milm  uufli  in  hu  hm  i  ,  b  •ynh+unuuuiu  ihm  nun  nnhui  hi  "  II  h 
il  iiumthi  h  iili  jiujiiiiihiu  hi,  b  tjnuuMlMug  ihihm  ihm  jli  II  b  OnnnuM- 
uuMlig  il  h  umhin  jli ,  im  Im  um  um  ui  uih  ijui  n  <Xhn  h  m  jli  II  ö^TT  ijuihmi. 
ijmuiu  iihiu  in        kiuML.UMiphfnu        II        quMnnuiinL-MrhiJlM       nmiinub  tun , 


1)  uum  L\  ujuI,  V  (=  dicit).  wohl  falsch,  siehe  Pitra  a.  a.  0.  S.  5 
Anm.  2. 

2)  Limfu  iliunnpifujjLiiuiMyhnlM/hj\  in  Ararat  1897  S.  201  druckt 
Karapet:  *u um fuifwnn pnm fu  uinLxb  glifiu  (für  u  ist  wohl  q.  einzusetzen 
nach  A,  da  wtiiikglifiu  nicht  in  W.  B.:  es  handelt  sich  wohl  um  eine 
kühne  Neubildung  des  armen.  Übersetzers  für  jtnb  tcoocpOQov  in 
Psalm  109  [110],  3,  wo  der  Morgenstern  lurmLukujI/  heißt;  Luufu  frei 

COnstl'Uiert    Statt    Liuifu   guiu    im    Ltldtke):     'uuifu    ifuinnnruuju    uujifbnfiu 

(also  Trennung  der  beiden  letzten  Worte  und  es  fehlt  ein  ^  im  letzten 
Wort)  A;  rnufu   i\uinuinnfu  tiqbnbgfilf  V:    V  om.  das  nächste  Glied. 

3)  k  add.  A. 

4)    Am    Rande:     JuuLuitjhuig;     JJui    bis    .    .    .    huigj     l)  um    fiujtli     l*n(fi 

n,  riqhiun  fi  riuu.fr  Y.  5)  j  om.  Ararat  am  Anfange. 

6)  Dies  Glied  in  V  an  falscher  Stelle! 
7    £»(?)]  p\ftif\  Ararat.  8)  *u  am  Ende  om.  Ararat. 


Armenische  Texte:  2.  u.  3.  Fragment.  5 

ijljiiiijn     n  <l *>ul,  lull    iL     in'  uimum     il  mnjil,  iml ,     /m#f#/f</      im  uiiii)  l,  jiuj 
li        nil  l,nl,iii  111        fiu  ii  in  ii  ui  hl,  /Ml*  b       tiuinlin       hfili  lim  jli       /t1       / 

(ftinttuniiniii,  m'liimi  uunuinnui  jh  ,  /#  ^tin/in  il  uiiiilil,  in  fli  -  L. 
fi  iniiin/liui  luiuinuiuin  ituii  nun  tut  li ,  uinuiVti  ++.I,  iiml  nli  iuinui~ 
5  yuto~ouiili  II  uinuiyli  "Ihiiuiutnuh  uuiuihnhui  i'li  '  ,  /r  uuinifü/i 
n  Ii  L  ii  hm  jh  li  h  ihm  i  mfi  limluLiilmi  i'h  ,  /A ////////  Ar  mnlinkui  tu  4 
//.  /#  u  nnhuiu  luinni  üb  in  ili  ,  /t  uinuinhinu  I,  nli  nui  ili  il 
1 1,  fi/i/iliu  n  in  iiXiiiiuiI,  in  i'li  ,  iiuVu  £X#°  ZfULL.li  'im  ml,  in  jh  II  Ii 
lliiiuu^    ilmmiiii  n  n  l,m  jh.         ii  ii  ui!  ii    £*>     i  in  ii  ii  i  U  Inli    Id  in  n  I,  n  I,  /null 

10  //  innutti  hrfiiJU  liitntn  ul, /null  ,  nn  iiiuiiui'h  luuii  ui nl,  uujh  u. 
iptiuuLuuiu  '  n uiijim\l,  iinjli ,  uinuiyutinii  ütiinnhitinu  II  uiuiuiL-lpi 
iJ^uiiunainniL^f  Zuu/n.  uiuitiunu  inuli  II  ihuuuii  I,  lil,iil,iji  ui ,  aniuu- 
lu  uiu  Ulli  null  ui  fi  nknnunk^{)huu  II  nlluiuniitiJuin  ^nhfuiuiLiun^  , 
U. mmii  mi)      U.mmii  <\n i  ,      lif"l/'     H      4+uiLnl^      (ili um  u      7» nnuuuiu, 

15  uinnutj     fim  limhuilm,     iml  l^lt  t 

3.  Fragment13. 

bttpfili     hfil^liliniili* 

U  tiL.np1^      nntii^krliLAin      nnuiali      uT*  iilmuitm     iinuiru     uuinti 
1/1111111,     inj  nui  ltu   II  n<    tili  lnu     um  nn   II   nnuil^u   liiuiiu  tili,    miiiiugu 


1)  om.  Ararat.  2)  /'  V'Vv/   «ä««"^«»/S»]   om.  Ararat. 

3)  to//.1  (d.  li.  an  dieser  Stelle)  »qwmiuu[iugtuiltu$jitt  (Randnote 
in  beiden  Drucken). 

4)  puinbghtußi  Ararat.  5)  ^7  u*£«/(  V. 

6)  npu^u  £|  /7A»  4  a  (welcher  ist);  »/»«^t«  V  (=  q>$), 
<")  ,t[,kUil,lu<u  A;  ifc/il/uSiif*  V  (==  ^vt(>oj>). 

8)  Diese  5  Worte  om.  Ararat. 

9)  In  Randnote:    l/uMiuut\uM/i  T:    bputumbui^aui  V,    vgl.   W.  B. 
I-  67l'a;  T  hat  Nebenform.  A.  V  richtig. 

10)  4  Ararat.  11)  Druck  v.  1908  hat  falschlich  7. 

12)     i/iui,fiun£ui/i       ^nL^inuihuia]      nun  nun  nn       >nl,yiuuli      i%  Starker 

Engel«)  V,  wohl  fehlerhaft. 

13)  Nach  Timotheus  Aelurus  S.  257  f  (Ararat   1897  S.  202 

14)  Unuppf  Ararat. 


(>  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

L.  ~rntili )  II  huilt  LhuuinL.O'nj  L  U,niritn_uifr.  li  npuii^u  h 
U  ujphuuMi  L  dupyJrUu  uiu  luhtuLu  &uhuhuii^  ,  lu/uuit^u  L 
'liiuluui&lili  Ulli  huiajü  uipinpuifrnn,  utpuiuinu  LLLuii  ilXuinnLani* 
li.  npuigu  piunnuind,  uijuuigu  L.  iiunLuiiLiju/liL  piih  L. 
5  npuil^u  II  & ui nuiL.au um iy  utjuuigu  L  uintinL.au/jjL  p  II  putn 
^nbnUf  inptruju  t^p  ä^u  /•  ppuuinu  y  Ll  uiiffii  iiuuniuuunh  pinx 
OnunL-U  uiuti  ^»nahuuiu  piiuiLi  yni_nf  iJLihuLuinLui  i-  p  Lnli~ 
LLULUnL.P'nLAi  i  tu  l/i  ui  Lliiu  L  in  u  *  u  npuigu  ti uiuiniuLLui  i)  uuuuigu 
iL      uuumuuuLLiu  pili      L.      npLnhuiL.npLui  iuu     ^ULuanLJjuiuh  p        u. 

10  npui^u  li pnh  PuiL.&h  ,  uiiuuij^u  II  O^p  ruiL.ß-h+  L.  npui^u 
jiLppui^uiu  l^f  iuiuuiI^u  iL  uuiru  LAppuiiuuinL.*  Ll  nnujgu  o~uinuij 
LhuutnL-O-nj,  uiiuuit^n  L.  i/nnfi  LLuuinL.O'ni  U  vgp  pnpiphuniJU^* 
L  npuigu  &ni.pnuLuii  lull  <IuuIuuiuujiuu ,  uiiuutqu  L.  Lp<LUL.n^ 
Z,nuLjij    Lianna  °    uiniuLbpuiujnu*     L.    npuigu  uipuui  huii,    uiiuuigu 

15  II  ui-p uiktnt_p- LujIj  uinuntfi  hL.pnL.il  ^nnni^pnku/u' '♦  L.  npuA^u 
püpnLiL  iL  Ll  *uii_*uutiL  iL,  uifuuf^u  ui^iui  riuipALuii  pun.  "  £9 
suipuijun^iunli  LLLiuj  II  n<  LipujL-huMi,  u.  npuitju  ihuiLLnh inp8 
p  uhpjtu  uuuiqhuii  II  n<  uipnL  iLui  i  \  u.  npuigu  j^nLAiLpiLl, 
unjuuihu     Ll     Zpuiifuijhi     S-niJnL.    L    Znnunn    L    nauip*     Ll  ppuigu 

20  uijuuiuiLphuii,  uijuuA^u  L  LL'li nuiliL  L  iiiuipLnnLnhs  Ll  p&^LLpiij^ 
juiu  bliuiju  ^LL.ufUnnL.ß'L'Li^*  b  npuigu  ü  bnuhib  inu  y  uijuuigu 
ll  juipnLnrhi^u  iJ  LnLpin  nnpiiL  iLpLph  uiuupuuiPL.  Ll  ibplhib^ 
iuu  buuijub  upuuinL.ni  //  duuniun  ü  Lb-iunnjli*  biui<bpbuii 
uiZui    b    wluuniiL  [tll/lit,,     Lnli    bbnbiu  i    b    buipnL.ß^b'hg    uiuuml-UI~ 


1)  bufunL-yhiu^  Ararat. 

2)  iltiiTuilpujLuiL  Ararat. 

3)  utifL'ubgnLu  Ararat.  4)  £±"1  Ararat. 

5)  f"-p"j  Ararat.  6)  uinLuu.^  Ararat. 

7)  *L  add.  Ararat.  8)  ifnul^Lpig  Ararat. 

9)  utp^iLiui  Ararat. 
10)  jLpiil/LJuu  Ararat. 


Armenische  Texte:  3.  u.  4.  Fragment.  7 

&UJJUL.nj+        uujjnufuuhujj^     h     uuiiiiimtinjlm     hnhuh     II     iILiiiiiIi- 
nhiui1      rfl'['      H     ifl>[iii(      htililihti*  i> im  iiiliuilmiiihui jli    h   iluiii  n 

II      uihiiii      um il  h'lunjli*         hnhujiü     u  Lahmt     II     LiiJjn.il/iiuitjhuji 
fiui  hiiihuilm    Jim  hin h'li hu}     iiul  l/lj  t 

4.  Fragment3. 

5  bniihlu    rp^üljnuh* 

U nL.no.  hlihiihnh  II  Krhutt^ui  im  in  niiiiin  Ij  uj^hiuin^i^, 
u  h*lJS  jhuknu  hnhnh^  ul, int m'lmiijLiii t  iiunuinh  muh  II  h  unnniJb 
iwiuhhtimiiiifliy  tili  hm tiui  tut  ffu*  LhuuwL-UJO'®}  Z,ujin  mit  h'limhmiy 
u utii in n mi  nii 7     nhnhlili     II     uhnhhn  f      uo'nil    II     nmil  huuiju     a  n 

.0  un  u  inj  im  y  lim  nun  y  h.  h  il  h  o^/i  o/imu  u  r tili  um  im  II  nnnu 
U.iiuiiii  <\ni ,  tut  uiiiifimitihm  tli  ijimili  iJ  hittif  iIiiiIuil/J  hmliy  II  n 
Zfiinhu  U ni_niif  a  h  Xhn'li  it  tuiiitiuiihhii*  niu iiiujh  sli  auuJUJL.n^ 
'ujiL.ß-hihju  ILuiiniLo-iiiy  h.  iinmimmuli  h  n  h  HnLM^  &uhini-~ 
PJjLAJf      II     nmluimnhiini  hHn'li'li     II     UJUjnni-&hlluClj     h      it  htiLinij 

15  h  nii lunitium  nu  fhiihli'lm  ^mit /» 11111X111  Uli  uli nLiiL  iiijIi  II nnuiJ 
7*  iijui  in  null  öhunLuhf  Shmn'li  ühnnj,  Il  a  jkni/ljhnu  jhmnujL-n 
++im  ji  ifm  im  um  Unnujy  um  h  il h jiuui  t  tuh  i  uiuil  h'lmi  fluilt  II 
jiupiiLUUJuhi  ijimt  h'lmtjli  it'm  jullili  mit' h'lmi  f'lih  il'iuii iilim  IJ hm'li. 
it     &hunt-uh     r  nhuuinuh  f      Shiim'li     uhnni-U      II     Lß\uuinL.^nj     II 

20  ^PpUsb  II  fl-ujJiujL_nnhx  nuui  Zuj&hutL.&hiuLi'u10  Zun  n  ufuhnhL,~ 
tu  hl  hy  yuuil  hlj  ttm'lin  linnuiuahx  l,  iililim  flihuitj  k  hnhnuijUL.no 
h  uiuunujuuju  hmiiifiut'liuni,  Il  mit  hUi  iL  um  uinuiuinu  lunuuw~ 
i{tu'lihutjly    ljjTujQ;*     Il  numimuimiilt  miinuiiuii  IJ Luili  juiuhhjhuhuJU 


1)  '["'JF  u*ughuij  Ararat.  2)  i[hp  uAjghuM^  Ararat. 

'   3)  Nach  Tim.  Aelurus  S.  258f  (Ararat  1897   S.  202  f). 

4)  Ararat  add.  £;  in  der  Anm.:  »h*-?«  5    "  add.  Ararat. 

6)  ^i///i/  lAuunu-uiS-]  lies  nach  gr&ec  '/'/»   tf[*u  IXuiiun-uib. 

7)  auinuifinnti  Ararat.  8)   ttwpqutpifiß  Ararat. 
9)  *u  add.  Ararat. 

10)  *u  om.  Ararat. 


v$  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

/////////////,  u  li  ipnn/i/iu/liu  suinm  U buili  li  ipnl,->uiuilju  tiiiht~ 
nun  nim  b  p  l"HQ  uutqnt-jtrnujL^  bnbuiiUf  b  rpuiJ ujuipbyuiu  li 
nuilipnuii  u  b.  a'^uiuuu_p^liu  li  t/lui  finib  su  il  mnn/imli  b  ilui_~ 
butbuuibiuuu  hmi_p  miim  i>ltiujlt.  PUH  uPPna  h  miiiimiiiuj  b 
5  uuiuiuiniJiputuu  linpui  uim^mi  iimij  b  b  uqp  unput  ifliuuib imi 
ml  uhuj  b  ii/ftiiuifb^,  buU  nuuiua  luiuiui*  juuipni  ld  t/lilt,  bbunui~ 
um-UrbiJu  fUnn^huj  I ,  uhiuJUiULbuiunL-UrpLAi  II  ihm  im  nim- 
uipuiuuibuagt  Quillt  nuipnauL-tdpLAl  uim  iimii  Lm  i  iL  umjii  lim  min, 
npuil^u  'liiiijuiiiiimiitiiit,  bbbnbqh)  Il  prbuigui  tuiu  bliuiiu  m-\  luiup^b 

10  ubpuuiuuLnhuif  piuuLUULO-nL-prhuiup  uiuiZg,  /'Pf'  1  P  uihlAi 
pUuibbuiiy  Il  Uli Ulli uitul^ii  ^iiin  uiuiuiiunu  hpp  au  b  uiliAli  II 
auni'u  uiAibpiu  iihiim,  Il  puinuJAuiiuuipuip  quiiunubb  jiiiijimilr 
Il  nL.uni^uuLli^  Il  uii_uAin^f  hpP  P  pbpuiu5  uuiuiubiu  i  Su/i  mui 
tu  niu  ob  iuiliiiilix    Xm  fliiiililiu    b  in  ij  U^ULUUJL^npni_P^buiu^  p    f/hlilim 

15  unnnuntu  t 

c)  Sieben  Fragmente  aus  »Siegel  des  Glaubens«. 

Nach  Handschrift  von  Daraschamb  (s.  u.). 

5.  Fragment8, 
p.  68. 

b imilil,  ii  nfli  Upufunub)  Zbuibtinblu  uin.uip>bpitjy  bujjiuljnupiuji 
l^njtnnub     ruilbibuigL-ntf  t 

(p.     68  V.)     U.i-p^u'u     b    ifujpiiLupl^g     b     uiL-buiuipuiüg    ,puj~ 

pnababii    nfi  pbuuinu    tpbflibuijli    /i    IpiL-ulfu ,      b,    qkuip<iupbui£u  [i 

20  /uiiisfSh,     b    tyuipuLjjbuLJli    fi    il'frnLpig,     b   jbplf/i'uu   ifhpuitjbiup 


1)  Ararat  verbindet  beide  Worte. 

2)  i  om.  Ararat.  3)  Statt  ««-  liest  Ararat:  «*♦ 

4)  Die  2  Worte  om.  Ararat. 

5)  p  pbpiuu]  es  ist  wohl  zu  lesen:  *ffi  pbpu/u,  so  auch  Ararat! 

6)  Am  Rande:  ZifuijnL.pbuiVü* 

7)  \\plibut  Ararat.  8)  Vgl.  den  Text  des  2.  Fragments. 


Armenische  Texte:  5.  Fragment.  9 

II  ijuunim  ii ji L in  I  U  hl  111111111  ii ji  (im  jiuil, nihil  .  Gl-  tah  um  £ 
Ijuiiiiiiiiihm  i  ii  fiuiaX  LhituiiU-tTiiili  hu/lif  tili  'lim In  Juintiiinuijli 
imiiihn/ili  ()'liliifhiu  i'li"  ytilmilihn  /  mit  h'hmjhji,  um  hilf)  jisli  Uujpq.iijX 
fiml' li'liui  f'lili      mil  l'lim fh      huhmili.       h    Stii i  numihumll    im l  11111111/1  in , 

)  loiifjluiii  0/1////,  /r  nm^uihuiiuli  nui^uiliui jinuihm ,  /r  kruitiuJL-Uuuli 
hnluuih  mnm^'luiiinmhuili ,  /r  U  uitiLLiunquli  il  uin  ijuijiI^  II  "iphn-- 
miuhu'h  liiliimmli  ,  h  ilmniilih  ilmiin,  Ji  Z,mi  ji  llfinh  ,  j(J,u~ 
mm  mo  111  Uli  ll.umiii  uu)  ,  inu  hmhuiluili  miinmj:  U ui  //uh  £> 
/////,      /*/#     'limi  m  iihimi  ,      ifl/.f  iim/mii      ujuuiv  Urin  11  h  Ulli  ,     /»«'*     U  ui~ 

)  luili  uif  limuihiimi  ,  /'^-//i  tj  Ulli  n  dp  Uli  im  mm  um  h  1,'luj muh  mjj  ,  Hurt 
OiiJubipuii  iliin\iuul,iiiiii  ,  P"fl  II nihil, tili  iimi  nmilmn/iuui. 
ilmuiil  niihiiilili  uiililimnjihimj,  /ihn  1)1, um  im  iIIiCmiiIiuiiiiiii  huuj. 
Ii  ruii^jirn  hniilis,  h  il  1111111111  ii ltu'h  '//"/'  liliiiiili  nuiniiulii . 
n     lim  u  Ji     u tu  nulluni  nui  i'h  f      h     hn/friih/^u      &lihtui  .      ti     ~uium  uu/h 

)  in  l,u  hm  i,  Ii  liih^mmlimuli  dl  um  im  n  n  hui  j ,  A  il  miiii  u'h  I,  nh  iiujm- 
ijliuij.  tßllllhiUJuul^     lililjiu  ihm  i,      ti      liiiiiiiiulmili      il  h  umhin  i,      IUI— 

limuuumli  ilmiiXhm  i  II  o£/J  umhin  i.  ijmiim  nh  m  jiili  imiiunhiui, 
uuinnill  fiu   Itl lii'lih         nulluni/, in  I  ,         iiIiiuiiii        n  il *h I,  ui  i .  ijfiijuimu 

uiiixtiiniJf      tililiiiiu      im  mm  iinh  iiul ,      nil  I,  nh  m  in      /  uiiim  ijuihh  in  il . 

»  [i  uiuitüuinjili  I,  jili  hm  i  ,  h  ilmiiul  iin/,'li/t  iiihimi  mmmuh m  i  ,  h 
v^/A^/m  il  miiilihm  i,  II  h  nm-mili  Ulf  mini,  mliijli  n  il  n  n'hhm  i ,  mtiiu^/i 
*sh^niliih  juiiiuiV  uin  l,uii,  uiuuiV/i  'Ifiiimumuh  iimmluil,  in  i  ,  // 
ilmpUiiji      m,     (39)      i'  Ii  l,nl,ui i  ,        h       h      ifitujmft      Jiui/u[inuuii.  fi 

•I    l    Il't'        f  unl"Ui[  t        b        il/'iihjmi        iuiiiiii  uh  ui  I  ,         mniunh  miiii 

;>  Ii^IlIiuiI)  ji  fhiihf/lm  imil n miiXhm  i,  iui^JI,  S0/1  humhmi  Ii  h 
liiluililf  tjimumi  n^huiii  (in  £  luintiL.ß^liL^lt  il  I, n I,  um .  ijifil^m  ~ 
ff' /ilJi  Ifiifi iiuuh  niu  y  im  um n uili  Iuuil  muh  uin  Ii  iji iilim iiuili 
f  uiif  m<)  hl, inij.  iu mu^li nun  ifn innh  inn  II  uiuiiiii  l^h  il^inuiuh  utii. 
W/'1  "IU{['^f/^l"fJ       h        ihhuuii        hhhnhni  ii( .  hnhuuilimhmi 

0  /)'#/",'//,W',V     "     "uu-["ui[ui[i     ^[ih^imiiliuitj.      Ihn  mm  uu\  jlkuuiiu_~ 


10  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

bnj  f      ''["tt1     /*     >°/*£>     ö[iutiL.u     T*p[iuuinu*      nipp  inj      £     iuiL-h~ 

irrhufüu*        unl  l^li  t 

6.  Fragment1. 

p.  145  v. 

U  puhih  piju    b pfiiifrtiufr,    ZhutLnnp    lunui.ph iny,     huthulpiupiuli 

Ljntuinuh     Puj  ift  igujqi_nu  t 

5  II  L.phuu-  II   u  Ii  punL.ß^lnfu   LhuuinL-O-nj   u.   uuipnni   iinnlthuin* 

u  hp      n<     huipusqh  piqu     ut uophluiihuipiup      /rlm3      ljniinnni_f(Thitli 

nunniSuhini-l&kujlM^    t/ui  Ii  iiuip  ii  lpt1  fuit  pr  h  uiu ,     hl&h^    unpui   hhhiuj 

gp    utn   u  nu  i     T'u/hqfi   utuuihuuiuh  ip   u.   ufuhpu.ni  ja    h  piux  6   nsl/lis 

onnt-Ut     uinjtgp*        UJPrf     hnh     uihuufuhm  f      an     puiri      iuu  hliuiih 

10  uuiupu    uqnnnni^Mrhuju     nunniAih inL-urnilu^     uintpu  p   auihuiUMUJ~ 

quiunL.Ja'hujuu  t 

7.  Fragment. 

unpjiu  t a)     T*ufuqh  utphifü  ri<  hnhgh)  puijq  afHh8  jhpw~ 

Ipug  h   n   uujnuunjS  h   Iuiii  hu   h  uujpnü^0  unjujuni-&uug^,   an[' 

1)  Das  Fragment  haben  wir  nun  in  sechsfacher  Überlieferung; 
ich  gebe  hier  den  Text  nach  »Siegel  des  Glaubens«  mit  einigen 
Correcturen  in  den  Anmerkungen ;  vgl.  den  vollständigen  Apparat  in 
den  Erläuterungen  zu  dem  Stück. 

2)  flLphffit]  lies  nach  G  (s.  unten!)  Hp  hlfi. 

3)  fiu&]  lies  nach  »Erweis«,  G  u.  St.  /£#£  d.  h.  ine  =  t/,  nicht 
inj  —  mir. 

4)  n*unnuuh^nL.phu/ii\  lies  nach  »Erweis«,  G  u.  St.  purpiLuh^ 
=  empfangen;  der  obige  Text  hat  »des  Empfanges«. 

5)  Adde  «£  =  oc  =. nicht! 

6)  »Erweis«  add.:   wl/a/^w^/i/l/ni-^t.^  =  Unverweslichkeit. 

7)  lignptpiLphuAi  (Genetiv!)  n'un.ni.'uhpiLppL.'u  Accus.!]  lies  mit 
»Erweis«:  /ignpq.nLppLU  (Accus.!)  n^ruiLuhinLphuJu  (Genetiv!)  »An- 
teil an  dem  Empfange«. 

*)  S.  10  Z.  12  bis  S.  11  Z.  4  (Mitte)  ist  gleich  armen.  Irenaeus 
S.  155  Z.  18  bis  23  (A);  bis  S.  11  Z.  2  auch  gleich  Fragm.  27 b  des 
Ter  Chacik  (C)  mit  folg.  Varianten:  8)  hßk  C. 

9)   f*    tJuspißtnj]    £    tluinißing  A;    es  ist  ZU  lesen   fr    tfiupffijng  =  »et 

carnibus«,  so  lat.  int.  10)  h  juij^  Lu  p  tuupq*u]  om.  C. 

11)  Die  im  Druck  von  1859  benutzte  Hs.  von  C  hat  qnjnL.phu£. 


Armenische  Texte:  7.  Fragment.  11 

Äf"**"/'"1"1-  (p.  146)  pkuiap.1  htjbuii*  hufl/u  U.uutnu&nj 
ujnhuiuuu  In  null  ihnbbnjn  au  ha2*  nuut  niuu  il  b  uiiuunLiu  i'h 
'luinui  iiiiiIj*  jyliiitim  li  iililim juin  nih iiliui  lif lii'h  b  AnnJi  in  nhiuliU  ' 
Linauix  nß^nnnL.ß^bifli  u  bnutn^CC  t    b)  T*utünh  ujju  £>  nn  b  *uuinunui~ 

5  lim  U  ju'li  il  Itiui'uilim  M  l.iu'li  b  b  U  bnL.pbiSU  iiiiniiuili  miS <  I,  iml 
l'li'l  U.uiniu  <i niy  iin  dutuu  uittuu-buiL-l&nujlM  tun.  nutnbn&nL-Uiou 
(/"-['  l'l'l'"J  u  t1  lltiL-ulju  inub  inL-&hi_u  linbiun  but/u+  b 
XLiili  hihi j  nuujnnu  il  jiuu  iinLunj  nun.  LbuuinL.&ni  t  c)  T'ULunb  lab 
uiunn      ri<      fiiiiiU  iiiutj      ^uiliuiiuiilutniilili      ubnni)       ininiu      b      n< 

0  ihnuiL-b  ZbngbnujL-  Mwwu  bu,  b  ri<  (Hb  LhumnLusa  ujutnnbhuju 
u  nn(  nhl  )nL^jabLAiUy  /ml nun  b  n<  itiiuumuii/ii  h) buiu  f  nlilini  iw.n 
iiliui*  b  bttrh  h<  t^n  //  //////  njiLiu i  iluinnli  pun  U,uinm_o nt, 
iiK  £n  lunniunbuii  bnnnnni  U lu'li  nltnruhjbi  uMUuMUiuibufunL-~ 
[tf  liiulilt :  Cl)       l'ub  nn  luut/li*  ))°uutnn  £pQf  b  n  fruililinl^  tjliui«.    Gl? 

5  ))u  hp&bnujL-8  u/n  bfnU9  üb10  liiutuuniil^ ,  b  täiu/L  nnnb((,  b 
min^bmn  nu/untJU11  unnuj^2,  uiuiiIkL  ili  /unninnujbuuj1^)  Lkuui~ 
nL.ut&  ^aop1*«*     b.  Q)  b   ^ujuiunuilnu  [<) 'futi   ifbujL.nnnL.ffbuLLilb 

1)  ^lütuinnn^pbuuTn]  ^i^uipinuuu^u  A,  C:  Bedeutung  der  Worte 
gleich!  2)  Hier  bricht  C  ab. 

3)  uinljtiuui  I  iiitiLin'ii  A. 

4)  ifhqiuLj]  ju/ijgu/iuuLju  A.     Unser  Fragment  gleich  der  arme- 
nischen Bibel! 

*)  Z.  8—10  vgl.  mit  unten  S.  17  Z.  16  f. 
**)  Z.  14— 17  =  armen.  IrenäusS.  114Z.  10— 1 3 (A) und  =  Frag- 
ment 17 a  (P.  =  Pitras  Text;  Varianten  von  E  s.  u.!)    mit  folgenden 
Varianten: 

5)  nn    ujuu*IiV\    riLun&huii    nnji     muL'h'h*     »Gl    A. 

6)  £]  k  A.  7)  Gl\  V  A. 

8)   ü'bp&LtjujL]  IThpähgujj  A  u.  P;  hier  beginnt  P  und  setzt  vorher: 

'  9)  kb*»]  kbVu  A,  P.  10)  4]om.  A:  frf  P. 

11)  f[n£bujtj    nuflinLLi}    U"^!'    iuLmlü  A. 

12)  Die  letzten  4  Worte  om.  P.  13^  funp^pqujli/nj  \\ 

***)  Z.  17— S.  12  Z.  3  gleich  armenischer  Erweis,  S.  30    X.  i— 4 
mit  folgenden  Varianten:  14)  //*/«u/k  add.  P. 

1  5 )      iffnn i  rifun  [ifl/m'li  j     iffiuip u/ltnt  jJliniSi . 


12  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragrnente. 

tpimprpj  ufüi^^U1  i^bpuintth  bn<butn2  IXuinniJ^ni*  tili  b  &bnUl 
-niiiiuipuiljtii  p buht  tl'li.p  Lanpnnuß^hilu^  uiliuiutuiliiuluu  fcf  Lu/lj 
uitignupt  f)  L^hq.nuliutjU^  b  ultninbu1  b'ü8  ujiTblibf/ib^ y  np10 
ijuul  l,'lin//'lt  uiuoptfUni^pbiJu11  uhi m nnlhi  ifl/.uin/ii  <\n #12  (p.  146  V.) 
5  b  tpfuipifbnj13  (ijjp^ljnLp^diihi)1^  nL.pufUu/ulb ,  aJbpuinb% 
a~uniJüri}&  %npuj1,  uhiupuuuu  b*li*  fi<18  ani  p%n.ni^juibiuU^ 
ujubinu20  u^uJhwujwhujijni_pbufljü'21f  b22  h<  luiupbaiuL2^  um,  b2i 
n<     o£p    ni_phuu2°   uipbuiuplt2^   fiL_pnJ  iftpbbujq    qubq2'*      n<   /t'-8 

1)     tuurigu]     ujutingU,  2)     hnKnuju      lin  \litiliiu  i . 

3)  add.  wn  'uujfij. 

4)  kdnV1ni-Pbl<lt\  n^gnpqn^Pf'^"*  5)  Add.  *u  am  Ende. 
*)  Z.  3— S.  13  Z.  3  ist  =  armen.  Irenäus  (A)  S.  155  Z.  11—18; 

=  Fragm,  27a(C  =  Ter  Chacik);  Z.3— 8  =  Fragm.  21  (St  =  Steph. 
v.  Siunikh);  ==  Fragm.  23  (Ca  =  Cyrillus  armen.);  =  Fragra.  14a  +  12 b 
(P=cod.Paris.  85;  üb.  Varianten  der  Hschr.  Etschmiadsin  siehe  unten); 
Z.  4—8  =  Fragra.  19  (S  =  Sahak)  mit  folg.  Varianten: 

6)  add.  j>  A,  C  am  Ende,  also  Pluralsuffix.         7).  «^^  St.  Ca. 

8)  uiul;  add.  C  (Zusatz  von  Ter  Chacik!) 

9)  mifh'uuifij  St;  uMifh'ubuifu  Ca;  om.  P. 

10)  npg  Ca;  P  zieht  in  Fragm.  14a  die  Worte  bis  zum  Ende 
von  Zeile  5  zusammen,  in  anderer  Weise  in  12 b,  wo  von  dem  ersten 
b  Seite  23  Zeile  1  an  erst  unser  Text  wieder  beginnt. 

11)  ui<uopgünLpfii<Li\  *u  add.  Ca:  quicuiuLp^unup[iLtu'u  A,  also 
mit  Accusativprätix:  ebenso  St.  aber  statt  k  ein  /*:  St.  om.  das  vorige 

Wort.  12)    qnpiffi'u    UuuinL&nj    S,    P. 

13)  add.  u  A,  C,  St,  Ca  am  Ende  (Determinativsuffix  =  Artikel): 
S  add.  *u  am  Ende:  a^pfufj  P. 

14)  St.  add.  u:    S  add.  V 

15)  b  add.  C  (nicht  im  Druck  v.  1859),  A.  St.  Ca,  S,  P. 

16)  add.  <u  St,  P,  Ca. 

17)  om.  P. 

18)  "S\    nPJl    uiutAi    tfuui    P;    npg    n£u    uiuh'u    tflim    S. 

19)  u/u  om.  S  am  Ende  des  Worts;  add.  auut  (ihn)  A. 

20)  om.  P,  S;  add.  ^«/C,  Ca. 

21)  u/uujupijliuSunLpbu/u  A,  C,  St,  Ca,  S;  P  om.  u/u  am  Anfange! 
In  unserem  Text  vielleicht  statt  des  Präfixes  ^  das  ausgelassene  ouum 
zu  ergänzen. 

22)  b]    bi.  bpk  A,   C.  23)    ujutpbugf,    A.  24)    b]    uiiuum    A. 

25)  Stellt  C  hinter  die  beiden  nächsten  Worte. 

26)  A  om.  *u  am  Ende  des  Worts  (also  ohne  das  determinierende  ^). 

27)  om.  C.  28)  «£  b]  b  n±  A:  b  om.  C. 


Armenische  Texte:  7.  8.  u.  9.  Fragment.  13 

j)puj<tuj/fül      uii^iii  hl Imili       Miimuimiliui  hl  lu'li  :       in ii I, Ulli         'im ii in, 
L.     n<      -Miiijli     Uli  ii       t>  l.liiii'lil.i)  i>      ~,uiiituuuiliiu  hl lu'li     £4     //  nin  Uli  n j 
'uuniu((  t 

8.  Fragment. 

(j  n  li  ji'h  :     uljü^    II [Ulli Ii   IkuuinuaiiJ    U  unli ii uu        il uirul  ji'h 

[)   luluuuiiuliuili     (uiliuiuiui/iui'ir     A9     A#if_i#g7#10     U uinpuiu ujj^  t 

9.  Fragment. 

p.  165. 

ll  llllllll,  fllf'll      (/  llllllll, llllmljl  ,        ">/i  Ulli  111111       llllllll  tili  Ulli,        lilllllllllll- 

iiiiiiiIi       Ijiuulili       rui  ili  Jtiuiu  f         Ii     nuiTl^Uf      tili      iiiiiiiuuii     U1U0U£~ 
'hni.p-huiU    ^l^l^u  * 

*P luUilh'lmiu  Ifiiriu  hiuVli  II. uuiiii  ui()  ^i iii ml  ijlimiii  hl  Im iml ii 
0  II  uuiuiuiuL  im  ld I, uili  Lull l.ui  1 ,  Il  n<  ^uuiuil  uiliiiliuuu  hl Luili 
ll  uiui/iuiiiiu  hl  liiuli  i  T*u/lluflX  iiliiuiiii  Ii  llllllll  Ulli  liuiulii 
Ijiuimiiiil,  im  U  h iml  u  II  111111/111111111  hl  In  Ii  ,  ullultiUMrllLJu  II  luu~ 
Uli  Ulli!  hl  III  'll  f  &2UUlUU1l1L-KrllLtlL  II  Li  II  UIIII1L_fallLAl  y  /"("  "  IULU~ 
l  Uilly      liuiuuuui   hl jn'li      II      uililjuiimi   hl  lu'li.  all      Ultimi      /'  11111X11111» 

5     Uli       ll  IllI  Llllllll,        UUllllyU      jU/ll      ll     fllllll    Ulli      ll     'llli  ll'll      llllll  llllllllllll  111  fll 

llk      liun_l-n      jlililujlili.  in fi      lifll^      /"/"  •      "S     'lu     jimii  Ulli  %      A«rA 

UlUnnnni  j<1 jn'li*       n<       lll'llll  llllllll   hl lu'li  ,        AA/A        ^«tl  tun  mm  hl  ///'// 


1)  fi.^mfi/uu-ü  add.  C.  2)  add.  £  A. 

3)  add.  *u  A  am  Ende  des  Worts.  4)  om.  C. 

5)  add.  %   A   am  Endo  des   Worts. 

*)  Fragm.  S  =  Fragm.  14b  (P=eod.  Paris.;  Varianten  vonE's.  u.) ; 
=  Fragm.  18  (S  =  Sahak);  =  Fragm.  22  (St  =  Steph.  v.  Siunikli: 
Fragm.  2  1   (Ca  =  Cyrillns  armen.)  mit  folg.  Variante»: 

6)  U*l"l  stellt  St.fu/uy  /,  stellt  P  vor  das  Wort. 

7)  'l'fl'H'1"     P.     St,     Ca,     S.  8)   JuAjutujiuliuSlij     (ii/li  in  tun  in    p. 

9)  h  om.  St,  Ca,  P.  -  10)  *i<  om.  St. 

11)    ITuipftunliiif    om.    St. 

**)  Z.   ^>— 14  ist  mit  Varianten  =  unt.  S.  15  Z.  26-  S.  iß  Z.  4. 


14  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

n^  ifnpipnL.ßftuUy  bßb  [puL-fH/uJü*  ri<  ii^uilpuunL.ß fiiJh ,  bßL 
qfiuint-P[iiJüy  n^  uihr^mni^ß  [u'h,  bßb  Ipu  (p.  165v.)  uuupL piu~ 
ß-jiuUx    b    n<    püujL.  ["-[tp    ßbpmputjn^ßbihj  t 

10.  Fragment, 
p.  186. 

Upuiubpiju     (jjriu/jjnufi,     Zbuibnqb   ujnujnbpin,     buibubnupiub 
5    l^ujL.n.q.nufi     Tiu[frt£ujtjntjx    ji    pufhl^U)     np    nUuinp'ub'ut 

(p.  1 8  6  V. )  Lhjuupgu  aohunLU  puui  bplpiLn  /unpZpnnn 
uijpuj^j/h  b  ujjpu&b  ifbljhbeUy  b  bjibnqbuiuinbpjj  b  ITuipbbnut 
Pub  np  nmuiuubnnnn  ubtüuib  nbuibubnupiunL.ßbuIh  itunui- 
,phinnu    nübujibuif    nuunin    nuijU)     nn     lonjimujn     b    b    uuinnuu~ 

10  P"h*Ju  Jpu.innnbnujL-%    Lhuuini_ui&-,     hpp   nS   bßb   Z,tujp   £  tßbunuub 

r  ppuumnb*         nuihnh     in  im     njiuuunb  f      nun     um     munbuibib     g 

ujugt     Gl.    h     Jbnnji   lujunnbb   bu  n  L^nL-bui   wiJbinuinwuu   bp£ui~ 

in  hui  i,     b    nn    b*u$     u bu/ünuiu     duiuü   cruunbujuU   öbuinji  urihuii 

£      b    puin     *>uMuibclt+         b     b     utupnuiujbuiujbujh    puhtbihj    ohiuitu 

J5  piunnuii  pu<  h  P^n  Zuiubtuit  Gl.  iwiunnbby  nn  nujL.hu/uinujfju 
nu3ibnbubu  mniunb innu  qpi~p  uifujbbpuiuu  ^lUJL-Ujlibunjn*  n< 
liujinujnbuj I  uiL.buiuinujUy  ujji  ^iumuiuio-  pu<  tpiWP  ujL.buiuipuju 
nhfkbnbuju  'unnujt  Unfuujl^u  b  numuinb ptju  "lonnuji  nßnL.qßuuy 
l^p     lihs     nn     ^uiunubninrinbuiu,     h    puin    piup&hujf    juijmliujupgu 

20  ^unTujpXujbbnuiL.  b  bp&ujuibuitj  qqjipu  uiupput  ^Pufhtjj^ 
bpftifijujnbpüf  np  puui  ITujuiß^nuli  ujL.buiuipujVü  £  lujunu 
tfjiujj'u  i£ujpbubujin+  b  ITujpljbnU  np  puui  L\nL.lpujfi1j  lpp£w~ 
utbuirf  juijuifui'ul^)  np  uj(uj)Z/icu  uin  Ihnuui  b  nnp  pulpu~ 
puiSux   juijuifut'ut;    Zuij  (p.   187)  ^njnL.ßfufu    juoubgbuj^t 

25  frul^       np       u3fiunL-UU       nuiuinL^ufubfiU      ji       'ßpjiuuinu^      b 

ntlt<suipsiupbih       buji       liüiisi       *ß pbuuinujiu       uiub%  f        b       Ippbui^ 


Armenische  Texte:  10.  Fragment.  15 

uyiipyupuilui      ohunt_uh%x      111111111      U ujphuupu     uiuipo-pu     nt-hhi 
ij im  huimpuihh  t 

Puh  upnh  Tl\ujauuihtuuj  jlf  iiiuti  Oml^uhhttii^U  uLL.huiujpuilipli 
iul&iu(Iuui)ui(I^)u(?)     iltuplih,     li     iui f'hnm'h    u/linpli    jufurupini-~ 

)  Ulli 'hilf  tili  iL  im  Lumipinh  tili  n  uiii  li  um  unuui  um  in  hu 
Anilin  im  U  liiiih*  tili  uiiiuihti  uul  1,'hui  {li  hpliln  nli  umiiihXhh 
il iiimhm'h  ympuiplpit  li  huili  i in jul in u Luli h  :  huiju  uifh  uiL.h~ 
iiiuiuiu'lili  ,  uii  iiunuiph  pinli  im  ui'hiihnuiL  L.  upu^ihautL.  f  *"ju 
4"   &nuuiphui,     n<    im  hili    uiiih   ii  (iimui^uuiuujliiii uili   iL  n<   uul-UJu* 

)  qh  p  uinLifumi  huilmlpiupiiiith  uiupaq^y  umiii'hn  iuiL.hiaL.uJO-aj 
iL  unL-LuqnL-Krhuju  ipjpim  npiulpii'h  upimiil m  U fii'h'h  uiui*ihqpu , 
Il  iipu^hm  ip'h  li  'hniiiuhl;  ii<  lim  I,  im  ui!y  ulÜlIiu  II  ri<  upuhui~ 
unL.ß-hLtu+  qh  n<  im  hih  ,path  tpiifh  uii  Iflfu,  h  n<  nuipcihuii 
UUL-Ujq      iliiinlil     £    uiii    im  huuiipm'himih,     ri<    puui     Um  uj   h    n< 

3  puui      smijmj  t      *Vuiuah      ultL%      Il      ^iUiuuiuiuinL.ß^hL%      hhhqhaai 
im  himupiiih'h    £f     II    Zuqh    h.    hh'unujljiiL-fJhuu,     ihputL.h    h    Snpu 
ULAikfu     iliiimu'hu*        tili     huhfu     tj.mnm  md     hphhuii     Uujpqhuju 
Lui     upuinujhhpuihuju     uichuuunuhili  t      (l).   187v.)     Gl.     uhaii 
^uiqaq      yuipaLALUjbhuLi      £♦         ulii      n<      nullit      luimmmmu  U lit'h 

}  p mhh f  ap  h  Xhn'h  ^phnmulpuii  liiml  uiii  nopni  U hiiihn 
hipuuhi  mi  In m nlli ,  cuj/o  lllmifh  h  Xhn'h  U hmtäilili  t  +>ui/p 
uiputp  quipiupiii&u*  tili  h  hujpoui  \iliS  nS  4/'  U*uuml-ul&  uipuj- 
puiauilpult  tpipmlil hiiih'h,  uiii  ä<  h&l;  ja  uii  hat;  Zujpnuu/inp~ 
<\hui£     //»"/'>     il*  r[uP  /'   '/l'/i/'l     i'i'l  h%ujjJüh  4"  u.   iuuh€liujqop+      ap 

5  h  iimj  l<J  aqjiu  juinU hiuq  L  njiuiiU hu  hin  i  uuipiäi  h  pwy 
uipXuil^huiLjt  l^uiiiuh  ifh^ui^iajU  lilipli  ßuflflj  lJ.uuiaL.uid-  ^uop^iy 
*uiquq      u[iuiaL.phuih      h      Ipjiumiph  nu  j<1  Lui'h      hphhmiy       h      äs 


*)  Z.-26— S.  16  Z.  4  ist  mit  einigen  Varianten  gleich  ob.  S.  13 
Z.  9— 14  im  9.  Fragm. 


l(y  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Intimi       lulitiliuiiuJunuhi       h      tijmliimmi  hl  hmli.  nuhuifi      ijluiijiij 

li  il  li  nnj  limiilyn  limuimiili  im  In  Inh  h  uiuihuiutu  Itf  luliy  uhuitiL." 
ltlht.ll  h  iiilinlimm  Itlln'lj  ,  L\iü  mnuiiii  [J  lnlh  h  il  n  in  nm l<l  luJh , 
limiimim  Id Ih^i  h  uiUliiunnt-ß^rtLAi  t  tA/#  unnui  m  tunu/li  ih~ 
5  nuiuShu  h  autninhp  h  &uid'nL_h  tihnl, jnij  ihunhuiuu  ufnlikr* 
itiltld uhm :  eA/i  l/nnhu  h  +*ong  hhu  li* lunhimliuhi  UnhittL.- 
ld  Lim) n  ,  i nm  ld Liml i>  iinimi  Itl Lmtl n  t  OnL_u  £  hnuli<t;n,  puhuih 
nuinhnnn&un  l^n  h  U,uutni-Ui&,  iiiiin  nnm.iJ  tihn  uiug*  ))Huiu  hu 
<hnlfli<hi   i^hiu/hnt^P^aU^  in'liinli,  auinhu  nnu&hiu*  oj  (p.l  So)"/"* 

10  l'U li  SUJP  ann&aux  hnbhn((  t  ruh  nnn  anhnngduU  uijunahh 
uiuhu  ii  hi  li  tun  h  uiu^qou  nimmt!  l,  h  uOt^nUf  f'f'f'  ft"  nS 
luunuiubiu I  itniitSl,  t  unuiuli.  h  nn  n<  nnn&t;  nnuinh*  truinuiiq 
il  l,i  tum,  ii  ii  in  nn  uiii  U*ll  'I  ui  null  (ii /in  n  uhhi  intim  in  j^n  nuinut  />. 
imhin/i     imimui     £    liimlon    (Auuim.iut\,     nu    uuihnty   tili  tun  tili    imm 

15  'tiiiuiunL^ftrhuili  In  nm  il .  II  iiiul\u  jfruujni)  hlA  uhilimii  £f  in iiuut,u 

iiuijui  /im  tlmn  g~CC  h  ohuinüg  uhuiihuii  t  U.iuhunlix3  ljujuuunly 
hui  nnu*  fiin  hu<  i  od  mihi  £°*  h  hj&h^  n  lOfrujnnuja^hLAiU'  ^nttniu^ 
liimihiLiitil^  «n9  ü ui nuuniu j1()  *iuinb  l~  huinujL.nhu11  h^  fühl  h  mlinl,  i 
inlimnlhi,     h   n**!  hi  u/u  hi1-    ü  ui  n  ffij  n  fuv:i   h   nonnuftJh'ii^  ^nnnjli^f    h. 

20  nni     uifiuuhuni  ifli     ri<     hu     i) m iiiiiimliuhi  ,      w//     ^nnhnnuihuiii y     h 


*)  Zeile  13—15    lauten    beim  armen.  Iren.    S.   135    Z.   8—10 

luii     ilniii'li     ii  ji    uiquun    l^n    nmimi  y>    fr    ubanutLig   üiunn   U   jim'ltn/i     mtnniii 
g      lim  ihm  n     Ihuinni  mo  ,      unnj      ttitm     Liduj%nLfaauiuLi    hnhuii. 

**)  Z.  15  bis  S.  17  Z.  4    ist    gleich  armen.  Irenäus  S.  171  Z.  4 
2.  Wort  bis  Z.  13  mit  folgenden  Varianten  beim  arm.  Iren.: 
1)  om.  «.  2)  om.  £.  3)  add.  k. 

4)  hunmunq    Liunnn\     Luinnn     lim  in  m  nh  i. 

5)  JoJuipL,    4]   juiLt/uipPi.  6)    h    hßh      Rrf    kßk> 

7)  om.  ir  am  Ende.  8)  ^nai-nfu. 

9)    add.    qiuLnlfu    uiiAiuuiLLuuiiifi    [huf    u/uhuinnLf(JuiuLi. 
10)    add.    uiifhtiiufLi    finujLjj.  11)    Luinnnfih, 

12)  add.  u/uliujpnLphuhj.  13)  "  statt  ^/  am  Ende. 

14)    Znn_unj. 


Armenische  Texte:  10.  Fragment.  17 

Xliii'h  wunju*  ^iiiuiiiiiiiiIiiu  l<l ImuiIi  t  Lknii)  tiLii  ^nullit  <,on  £> 
uhiti1  n<  uiüLutnnL.P'jiihi'i  uuinifunju  f  uij  i  jiLLL€fujnnL.f}^iLeüi 
^illfli/ll'*  lililfnil  l,m  I  £6  uililiiii  lim  hl  lull  il  iiini/iin  fli  li  lim  111111111  - 
fit  l,'lilf  ^ULLltlU^  t  llimJu  umim li  m'li  111  hl  I,  uih  n'linm  limli  £  Ulli  11^ 
1  ////////,  111 1  null  u  li  m'li muuuli mli m  hl l.m'li.  Ulli  UlUUl  Ulli  IUI  PPP 
rill  uuuummil  n  £m*  11111111111  il  m  11 11I1111I1  im  Uiuiulnu  n  m  11  lim  ihm  1, 
iulijil,uuj ,  ujmlju ui  uulitim  il 11111 11  li  m'li  II  PUli  ft'/f't-rlltt-  I"  l""l 
tlmilihmii  1  m.  loS  V.)  U*J  /  hujulj  Lhuinni-O-ni  iluiiui  LiiLmi 
I im]  hl  1, uui      lul in      II     hui     II      linluutu      ~mu  mmmnl,  Jim     In  nun  f      II 

>  1,1'iuiiX  iilinlilu  11  Im  11  in  ,  Il  liii  uuihi  linniu  li  uhjiiui  'im um, 
Il  lim  hn  fuutltni^KrniJu*  mum'lui  l.iililn  uli  iilim  1  li  uhnuif  uP~ 
fULUipli       II       IiiiIiiI,  1       niunhi-Crll*       /mm      uiiiu  il      umlt      iJ  miiniunlji 

^./////y/      li    i\yl liinmiu  j,l ju'h    uhniLLL.niJliuCC^  t     i^h    ß^hujl^ui    iknuiü 
juuihl iu^ui  tili  nun        II      uuinliuu       Ii     XI, tili      ituuniuliuinlt  ,        II nullit 

>  U*uuuu_&ni  il  in  uili  im  II  1  uui  lil  Luni  ,  Ijumiliiuij  uiuuLi_nu  II 
ihlililiuiti  iiumlnio  m  uii)  11  fii~[i  t  U, nun  hl  I,  n<  (  m  11  hl  I,  mii  *»«/*- 
lnmiuilun^iliy  ii<  ^linnhuuiL.  IflJliujii  liliy  lin 11  &L  n<  fünf  hl  h  in  / 
iluM^utL-y  nuui  nun  in  f  m'li/i'li .  nn  hl  11111  m  1  11 11 1, 11111  /(l.nmiJ  m  f 
u  jilisu     £1     Uniful^u*      UJJI    JUJ,lPn"  uuil  nnL.p luhili   uiuuinLiu&nL.~ 

)  [<l  l.uiii  ji'li  l.filil.nmi  .  II  nttliu  (J,uuini,^nj  f  limuiLuuj  ipinifili  II 
In u  1  m utli Im uiu    im ü ut>i  t 

l'ulf       (J mnliluiliuuiliiili       uSlfyiiuIi       uililunli       PU>1       h  nlilil  nliL- 
nfn  liuj  ,       n/mjlu       II       it<       Il      il,  hl  lu'linimuj      nni       *Pu/lllltl      nun  m'li 

7l     /        ^  ntlifi    '/"/'*    l'u'l    '"ll"l    h* liiiiiiuti  [<l l'iii'l r     li     liii~ 

\\    ZruiLni'li. 

2)  Statt  der  letzten   5  Worte:    iujubu^u  JLmig  J^tuji/itt  .puuim- 

tliuul    nihii^m  in  ili, . 

,",)     nuui     ui'h/fui/irii  fJ/.ui'h.  4)    [nun    juu  iliiuim  [tlbuSli . 

."))    ZnqLnjü.  (3)    niiLnifhuti    lw\    ,nu/lui/i. 

7)  Statt  der  Letztes  3  Worte:    n%LnJlmu^  limnnn  Ayw/5  ffutffih, 

*)  Z.  4  —  5    ist    gleich    armen.    Ireiiiius    >.  177    /..«.!— 10    ohne 
Varianten;  Forts,  s.  S.  IS  Z.  22.  8)  Jes.  42,8. 

T.  u.  ü.  '13:  Jordan.  •> 


13  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fraginente. 

ItltLJ^tL.  gf  ri<  inll  puut  ihutnun npnt  fr}Lu/lj  <£  föiuntui  np f 
utjt  h.  n<  puut  ^htfUni-.p^huiii  t  fp.  189)  Hut  tu  tutnuj9ujnnju 
nnt-aiuji }  b&k  nL.p  ßtu^ni^f^/iiAi  £>  tuUn  ft<  £  Jaiinnt  [JftLtTj, 
h.  itL-p  ^tiuti  inpAutlin^ß  lu^U  £*  ufhn  ri<  £  hpljhi  111  r utunji 
5  jnpihuu  ufüpujaujhutup^u  nil  htuL.npnL.0- jnhiU  luuutunhuf  imJahmi 
ll1<ut  "pUtuP^u>^  uutnputn\pnL.0ht-Uu  t  Ihupu  ithuipn  iuiu  hnut^tuu 
nhuinL0htfult  innhuint  0 lhicü  ihügn*  ntt  frh  LUi^pT^lilp<Tj  tufu- 
nhuint-0uul^  u.  h  %nL-iuani_urnUh;  tnnt-huii  th  üb  litt ,  abtupti  h 
*uulu  CkUirtJ>y   np   tlutuu  rphuutnuh*  uuujuiutuutjutbutu   uflinliiniiL  ~ 

10  ß~hi-UU  tnurtultbi  hutpbhlt  b  ^tntui^nltli  tutn0bp  nufltub  n< 
b  'ünL.utnlfu  u  n<  b  Ltuutunju  ^nutt^pu  iutn0hut  i  i/tuh  }  uttt 
iiujIjuiuIjI^)  np  luniui  li  ili  ,pnht  uuttl  buutju  £l  hutult  LkuuinL.ö'ni, 
np  tuttiKrhutn  ^inopbu  b  tun.  tun innh  inimliXu  un put  t  Z,nop 
iIujuTi      uttunpbb      iinili      uuiututuuit ,      np      nuip^nL.pbnnunusTtT^     b 

15  hphhnni  nttjuT^  utL.tntptt/pttpujp  nuutpnbb  t  Pult  np  ihnt-krhutup 
tili  h  mit  n  It  upyluutunL-KrptAi  iliunbmTt  rnJübf  nmltnh  bpbbi_n 
L.  niup'^ni  pnt-ilit  b  tu  tu  utf  b  np  nu<  mtuuihuhnu  Llt  f  pttut 
li  an  tpupu  puut  tJmpuumhmuu  t  Pult  p  Jbputi  "mtinlpiiTiuinu, 
np      uimpm&hmt      ulIi   (y).    189v.)  h*u      niniuli*      n<      mtuuihuhnu 

20  Zhuibhuqhli  utngutnu*  nli  n<  ikuuint-iuo'  lunupinu  g,  uttt 
Ltihujipu  iLLumnuant  t  'puthnh  uiiibumjii  bu<  h  u  hnyjg  b  b 
uhn/u  [LuuinL^ni  £*  l) puA;u  tfm^nt-  phnnLÜmb  £  uutpufiLtu 
tThp,  LtnjuutT^u1  b  bhuuiu+  b  miunpfth  üjnlkufUtj  uihrjjt  uimhy 
b  hplpipliTt  n<  hmu  uuutu  ifhifhufun  jt  üliujuftu2)   tujt  mpinm,pu 

25  tlnumi  ^utut;^  tTttLuh^  jt  uftL-Utftfuf   b.  juiphtjhpiju0  jt  puju  pwp~ 


*)  Z.  22— S.  19  Z.  1  =  armen.  Irenäus  S.  177  Z.  10—14  mit 
folgenden  Varianten: 

1)  Statt   der  letzten  6  Worte:    utupulpuunLphtuu  n%tinLUutl^  £ 
tfutntffiLiu,  utjuufiu;  vgl.  aber  oben  S.  17  Z.  4  5. 

2)  Statt    der    letzten    3  Worte:    fr    ü'fiutufSu   [t    tf/in^if  t[utjnfi 

ii'{iuÄiqiJjü*ujf<U.  3)  Zu/Uutuft*  4)    tffnju*  5)  e/"7£mjL#^F/"/^/    d/inju* 


Armenische  Texte:  10.  u.  11.  Fragment.  19 

XL iiii     ll'l'l1     uhi-ijU^t      P     iiliiji'iiilih     uui^tli     uoptuqbui  i     u  bnopli 
fi     j'"'!l     b^tuht     abbuhiu     J  iiijiijiijli.        huh     ifoh     hbuhipu     uo~ 
ii hui li in I    uiijubnni^P'nujuax     miimmnu   p'lililmli'li    auuiZ*     ab  prb 
utuVu     il  litimuitpi)  Lmn  ,      punj^p     liLmlinli     ri<      bbuujnnp&bnpu  t 

'y  IX II  üb  //t','liiiiiiiiii<\/,jiiif*  in)  n  ii  Ii  l,ui  ii  atlujhfu,  b  ri<  pupnübaujL. 
b  <uuuhil^li+  ab  n<  t^p  ilmduitiLmi  nun.  u  bnuit-n  t  (Ann,  bjirl^ 
»iluiiiii  li'lm  uili  uin  £,  ~utn  Im  j  oil  in  ii  gc(f  npup^u  um  tun  ogplJf  b 
I,UI,  Juuinübunh  jo<hjjnnL.phLCU  p^rf  uibutpnuhlbiuliu ,  iuin~ 
lt) ii uiii hm  i      inniili      Ii      filil/iu!  Ii      mlimnli     p     uopni^urbutliU+         n< 

0  bu  mlimii  unj,  m (j  pninpnupu  uuiimi  uii  :  Pub  uuipühuiuhuMt 
hu/uu  LhuuML.uJO'  b  rnnj  P-UJit  (p.  190)  uuitnu  iiu/lin/imm  - 
l<l  hiWli,     bist     unaut     ii  tili  mm  l<) lii'li     ht~P  * 

11.  Fragment, 
p.  190. 

Unpbu     1/ nuilumlS     b    pufül^u  ,     nn     nUtvtil^ü     'hununumifi     b 

unpbu        Su/U mluu^mux        nPß       /mm        uililimmm  nl,  im  l<l  Inulili       b 

5  luluutbn   jpu nuntun &n i  IJ  Luili     b     miimii  bi    bnliu<bi  T*  pbuuinub  t 

Oni-U  £  A /;//// s///,  np  ^tuuu-p'u  l^p  b  mnmnlis  uull/lim  fli/i. 
'//'  Uttl-PPL  uinuinbtutrtu  um  uutliLlili  ul*  nimm  im  lum  s/,n/,m  jlt 
p  iffinff  uui  nni  T*pbuuinu  nll niili'li  (XuuinL.anj  t  Pub  '  "PI*1 
^bpXiuJu^  b  puj^tuub^u^  tili  b  7» pbuuinux  °  uZjnpnpnJuiuiuJ*  uumum~ 
>0  mntJtiuuu  '  bpbu/iil S  *  xl^untu  tili  b*u  tufu/ltn,  np  imil/lj  tiolmm  u 
mii m'li  7» nbuuinub  bnuiubi  b  u'r  nlmumu  b  ilLniu  um  bppb 
uuiipuiht^t     ji9ujubi    ji     ßbunuuü*.       ^uihiAt     pil^     ji     tftupij/pulil,, 

1)  add.  bu. 

*)  Z.  18— 20  =  Fragment  12  a  (P  =  cod.  Paris.;  E  =  cod.Etsch- 
miadsin  1946  =  1989;  E1  =  cod.  Etschmiadsin  1500=1538, jetzt 2080  . 

2)  fln   P.    E1.  3)    Zbp&unt.'u   P,    E.    E1. 

4)  upmnumlAi  p,  E,  E1.  5)  ^(u/u  P,  E,  E1  (Christus  om 

6)  t^rni^pm^uulnu   P,  E 1 :     apHmnJmdaL    E. 

7)  utuunn^uu/li    \\    £,    El.  S)    pu ^ut L& fi%    P.     E.    E1. 


20  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

mJl   h-    JUJJIJiJUJ''Jk>     np  jhpltjiuu  jt^junfanL-j^hifuLiij   hhi,  pifptiuht 
aüuj     Ituipht*        h     tpii     II [ii[[i     ijiyjiiiiii  tili     II    %wjP    7*" nhuuwuü) 
/'/""/mi//'     ^""JP     qu\uuinuma  t      ruh     uij  in     nujp&huii     hutp~ 
ahutL.^,      uiuhtJ       <utp<utpujuu      %Uut*  fapP       ff*       puuL-fUhuiifp 

5  utli  <ul p  <ut  p  b  Ji  £>  ttO fiimi  u  <utp<uiphuti  mul/li  h  uT* p  Im  mim 
UMU<utp<utphth  ühutukuit*  h  nwfu  h  umum/lim/^  uinbutt  uhutp~ 
o~huu  tun  jkn&uiub  i  ipuu  mm  l, liliijLiji  n  j  t  u\ll  {jnipiufutt^u 
au  h  h  quntu  nhuigp  uhufuli  Ikuuinuant*  uhm  iiiii  I)  Imii)  li'h 
(p.     lDUV.jj        uil iiinifijmuhm  jh        iiöhuut  u       T* nhuuinu*        qofcput 

10  Unjuujt^u  h  U  uLuiß^bnu  a"h  "-  ifhni'li  T* nhuuinu  tßhunLM 
uhuig  tili mn tili m  ld Imili  crhni-unu  np  h  hnL.ugu  uiuutui  gf  anP 
liitmmmijmi  U.umm  uia  buJL-prh  'liuitiiiiuuilih  i  tutl&nn.  unput* 
nnn  uuitubhli  fl.p  pmium  tu  junumuinutt  ♦  jjIAju  g  ahn  oVunbuJU 
t)  Im  in  uli    T*nhuuinuhf     nnnjL.ni     hutt-ß^hf     nntiL.ni     Ihppuj^ujiJni^CC  t 

15  //  $  muuin  h/fth  **PPJ*  crhunhuLU  oIiuiiluIi,  II  pinrnn,  uij  i 
h  iju htj  m ii mn  op nhuuinu f  tun  h  uhuibt,  hß~k  O  hunt  u  g 
#■ nhuuinu f  h  T* nhuuinu  g  huiVb  nn  h  Zotig  hinuuiutnhuj jli 
(Lp null mii tu  :  ul.  miipu%  tili  utuuiuibung  tpl  Itmu  uutpnhutu  h 
hui  pah  mu f       luttuiug     ii  h       ^nninjli       inutani  ifli ,       ujug*        y)Hntu 

20   l'l""'!lb     "-  o^ltnh    npnhf     h    hn<hunhii    uu/üuljU    Jtnput    phn    u  hu 
LLuuinL.UJaC(*        hpltli  uiitpi  flui  'lifuiliuililim  I  pnn   u  hu   Ü\uuinL.uiau 
tpYliLmfli    h   hnL.ugtjf    ijijiljjis     #//-»  fuuipZh  i     U\j  I  n<   nputgu   tLnputttJ 
nhi  mpuhililiy     hph    O Im tu  u     mfli,     np     h     U utphuujju   auhuti     g, 
L.   rphuuinu    uititf     np   h   JkpnL.uuiu  ^9t    Outnut9uLa.njlt  uihuhuti 

25  Z,nixi-nju  ufunputifu/unulj  h  qiinL-fwtjhuL  t  ji  upupupuini-^h^l; 
qpugntpiL-ß-huilfu*  utu^p*  ^)Q^iunL.u^i  'rpfiuuinufi  tflinL.  (p.191) 
unjj  £p  iiifumljU«  t  Ul.  uh  uh  iilim  pih  üuipn,  htupahuunL.fi 
hipuliht         utu£+         »Ouinuty        lunummumi  U.umm  mh       p       Xhtth 

uuiprpjjp^hn    hL.pnnx     T'pnt^ß    uppnt^pf     iJujuu     llpij.L.njU    jtL.pnj, 

30  hqhpij      h    ipm  uthJL     PujL-ft}h<;(+        Ä^üuipuihuju      rpl  f>      4>UJJP1^1     "- 


Armenische  Texte:  11.  Fragment.  21 

f/i/Vi  II in  ili h  II  mult>  »II ii  -imi  nimm j ,  Lltl  Im  ijluim u  *PnhuinnUf 
ilkuuiniS'nj  £  &li a ui i(( y  L  np  n<  WiUUttniuj  Ii  pml/J^  nljjiunL.u 
h  rnhumnul^  <^*um  jlkumnuirnj  t  U.jii^  "P>P  t  tXUJä  n['n2 
iiolium  u  h  'Plihuinnu^f  unP  "~  u/li<mn<mnnili-  mnli/i ,  /t3  Lnliui  u 
uihXlihn  fin  /uih/ih ,  nuiliun  nilii  siiiu siiiiihifuii  ,  II  int'h  mu~ 
sinn  sinn/,  jh  Hin nn,  nil'h  &1iull.  II  nifu  <Yliniuftj  4/4>  nS  "*  h f 
Ulli  l,n lim  n  niiLLju/ufllJ0  t  hm  in  iJ  n  t,  (TÜnuiiU^  II  sui  n  smnl, m  ih 
oIiiiiilu  T* n  Immun  ' f  WuujIj  liünu8  [J pm&liu  II nullit  '!nuimon\, 
uuu  hty*  ^ni(i)  iliiiiili  u/uniiiL-  u ui n niuuli u ul «r u muu^{)  In  nn /  luiy** 
/umn^h^1 1  UL  tili  ii  Juni  ii  (J 'limtTnil  II nii/i'li  11 1>  nid  nihil  mUm  siuii 
ij  m  II  liuimn  mmuli  II  ii  In  ii  ii  inil  mini  In  m  ii  uuuim  l<l  lu'hn  In  in  in, 
111111111111/11  UHU  in  ~iim  mmiuul,  iniih  In  in  in  Ii  um  ui  il  m  nnm  n  l,lujh  , 
nn      2ft?P  ^uiunnn&lun       n<lumnmu       II       liannni       nu       nmiin 

iimliimiii/ifiiinf  nnuJn  mugnli*  ))/'  uiinnnj  lliilim  trmllliy/ijt 
iilinnm«  :  (/.nn  ,  nimm  n  hiinm  lim  (\).  191  V.)  (fULUUniJUu  (in fi/ilil,. 
uiji  n'r  ii/mmmih  innh'li  II  uj 1 1  utß  fluni  Uli  t  1'uL  'loiinu  7* [ihu~ 
umu  '/uiii  nn  ii<  nlimlt,  um  in  n  Inm  sl,nl,m  jh  II  u<mnsmnnmiu 
ijil  hithm  ili  II  ij  i  in  lim  tiliiii  ili  ,  nun  II  ihn  jiij  pull  nmlt:  l,n  fhujltn 
Ii  inj  i  iiiiiui  nhiii  inli  um  nuih/Jih  h  PnuuX  miiilih  l'nnm  (I,  ili 
umu  ujii  7* liltiiumiiy  mim  uiii  ''/"//'  U.uumubnf  tihuflfli  luili 
lii/liiutli  Um  nn  Ii  um  nn  lim  ul^h.  n'lim  IJ  l,mil  n  uih  ml.miihl,  ili'h 
ml.imihl.^i  Li/Il  ji  ü'fiu^l,  Il  [i  'htfftli  %op£f  juuj  f,l  Littf  II 
u/iufii n I, mi  ij  jd  -'limil' li'h  il'm iiiiliiiili  ,  Il  flinn^Lutn  /mn  /</ m  - 
fJjuli      iluijiiiljiiih  U  mutiulimumiin       uuhiltli      nhnilih      mumulih 

*)   Z.  3  —  10         26.  Fragment:    im    folgenden    die    dortigen 
Varianten: 

1  I   ///'  "./>  nuiuuuii^  statt  der  letzten   5  Worte. 
2)  'u  a.ld.  3)  li  om. 

4)  Die  Letzten  6  Worte  om. 

5)  Lnlmi.  statt   der  letzten  '1   Worte.  <Yi,ni*i,iji,. 

7)   Die  Letzten  _!  Worte  om.  -     Dies  Wort  om.  9    In,,. 

10)  fc  om.  11)  ui2fwu[tZfi  ('ohne  /). 


22  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

^ßp^umnu  quqLuifli  ifmp tf\iu+  ^qiffiuji-npnL-ftHtLu'u  puipnqLq/t'u1  t 
Hfi  »ßufü%  tfmpJ'fi'ü  hqli.2«  L.  Hpqfili  U>uinnt.&nj  npqh  ifmpqnj 3> 
JmptiLp'u  i)ujgpujiq£u  qifmpnLpu  puitjbui^  utpqmuq,  qft  tfftnm 
'Unßi  JfhpU  ßtuVü  llumm_&nj  J'/imi  npiuljji  bqbmtli  ii'uj/nl'l,'h : 
5  U>JL  $u*p{[l>  ^mpmqu/üq,püx  'übp^mljßü  n^qqn^bmU  y  uutm  ~ 
PfiLÜ  [i  %bppu  &m&l[buj[  Pujgn^tjfSü  fi  ^fipu  nni  pnu*  ijli 
uiU^minbiu^  murngfiit  q3jmni.ii  fi  *ßphumnut;  L  bpbm  u 
tuli&ffuu  bpbbtjm i][mi  11  J[  tfhp  mubui^p  jujijuiiii  uj&u/jfi'li 
qpim,  hph  iffil/ljnfh  £  3[mm  u  *ß pfmumux  II firfjili  Humn^nj, 
10  np  /*  &hn%  (p.  192J  <mp<mpmuujtj  fiipnq  ^ujfuibpnja  qTLpiu~ 
p[*Sb    [^"l    mpmpmb-u  t 

d)  Sechs  Fragmente  aus  der  »Wurzel  des  Glaubens«. 

P  =  cod.  Paris.  85  (nunc  153) 4. 
Pitra  =  Analecta  sacra  IV  S.  34  f. 

E  =  cod.  Etschmiadsin  1946=1989  5,  abgedr.  Ararat  1897  S.  203. 
E*=  cod.  Etschmiadsin  1500  =  1538,  jetzt  2080  fol.  24  v6. 

12.  Fragment  (Pitra  IV). 

(fol.    2  5  r  °)     bpbufmuft    Zbinbi  nqfi  '     muuigbmp 

aj  II p  ^hpcmmJu  II  mmuiLurilfu  qu puu  t  ql  nijpntjutiinu 
ujmuini  ^mtfli     pltLiu iq/fu$ V  \)j      nufuqh       ufumpqb'h      ul I  n  rilili 

*)  Z.  1—3  =  armen.  Irenaeus  S.  114  Z.  14—16  (=  17.  Frag- 
ment mit  gegenüber  unserm  Fragm.  abweichendem  Anfang,  siehe  den 
Abdruck  unten!)   mit  folg.  Varianten  bei  Iren,  arm.: 

1)  An  der  Stelle  der  2  Worte:  ^mpnqb^ni[  tuffim-P/tLu  ßufufi'u 

Lhuinm.anf    tun.    uinbnonLiucru    b*~p  jiujuiiigpu* 

2)  hn[irj[i*  3)    tfujpq-i-nj* 

4)  Ich  biete  einen  neuen  Abdruck  des  bei  Pitra,  Analecta 
Sacra  IV  p.  34  f  als  Nr.  IV — IX  gedruckten  Textes  auf  Grund  einer 
Photographie  nach  dem  Original  in  cod.  Armen.  Paris.  85  (nunc  153) 
fol.  25  r°— 26  r". 

5)  Danach    abgedruckt   in    Ararat  1897,    S.  203    von  Karapet. 

6)  Auf  Grund  einer  Collation  vom  Bischof  Karapet. 

7)  utnui.pintfit  add.  E1. 

-     InE  lautet  Fragment  12a+14a:  bpuSunuJi  ZbuiLnq/t  lunm^hpifu* 


Armenische  Texte:  12.  13.  u.  14.  Fragment.  23 

U.in/nu  (inj,    II    aif'nfiunj1   ihnbnL.ß^liLÜ    m  nu/uu/ü,    U    qJhnuuiliu 
tfunihinli     itiliniiiumii  Is'h.        nPß.      wuh'u     uuui     qni     plitinihnuliuht 

uiiiiiiiliiiilun  lil Imiii'Ii  t 

13.  Fragment  (Pitra  V). 

Unnnu    uiuuiiiLui  i1. 

II  n  Lifts  U  un  nüM-pr/ii-ü  If.uuun  hn\  li  ULunnni^  uhn~ 
rinnti IiiiiijK  huhb  ukfi^  n<  huint^uig1  h3nVtl  if"^  L  ut<uutu\lu^ 
IpuUn^huhht  (fol.  25  V0)*  [tul^  np  u/ühphLnj/iJ'ü  £p8  [, 
ulfli9  l,nl,i  mli inii hl,  ifi ,  ah  pimi  mil  1,'liui  fti  ilmuli'h  linn iiiim  - 
Ulltihi 9     iiintjm  n  10    aufltujujujLujUnLp^nLjj  t 

14.  Fragment  (Pitra  VI). 

bnppli    uiiiiiinLiii  i. 

a]  LttunniJUUiju  II  uunuihn  hu  nn  nl/.uuuii  o  ni  nifin/im  f<l In 'li'li 
in  ii m'li in' li ,  iiiiii  li  il in  n n u/lim  i'li  In  lim  il  fiinp^huiq  li  Inf  tynujijqli 
lilhi  II  fiijjih  ILuimu  onj  II  aabaiUL.  il  mn  il'li'h  uiliuiuiuiliuili , 
fiifliiniiuiin     lim  ulji     II uiii/miil in f  ]  '  .* 


Ilf'.j*  *ilin&uni*li  Lt_  ujiiiiii in ti l'h  niihuut  ul  nnniliuüni  in uimn i  tum'li 
nlilim ml'li  i  jtuÄtnh  niiiinLliuiju  ul.  u'linin fi.jt  l,'li ,  nno  l,ulini  nLinL  — 
jJfii'liii  iniili'li  ii  m,l  m'lil,  ui  i  hi.  in  li  m'li  m'li  uU.iiuiiii  iS  n  i  ih  iiljn  i  l<l  lii'h  ijfin 
ft     i[ji  ilui'lim  i'li     ji  i   im  i   il'^lm  li -,I,iii  ij      ill.ii: 

1)  Lies  tiü'ujp,tfiinjE(^iJpitfitnE[)  »des Fleisches«  statt  »der Maria« ! 

2)     Unnfiii   jhui    uuihun  n  i  ij    E. 

,3)  ^  add.  E.  4)  qnpHujg  E. 

5)  om.  E.  6)   itfp  E. 

7)  Pitra    /{mf  iA  */J? ;     P    liuir,L\,p ,     am     Kand    hinzugefügt    m^\ 
Ifuiit^ujft  E1.  liwiiujtjLuii  E.  8)  k  E- 

9)    liyniirinL.phujii    E. 

10)  utiilitjnLf  E  male! 

11)  Wuipf.mitnL    E1. 


24  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragraente. 

15.  Fragment  (Pitra  VII). 

önhunu  *♦ 

l^nLuinhutj    binbubnuinuh     ilbujjnuß^hi^lili'2'    Zuii^Luinni"* 

ihü^utmli^Ji^    h%   fjpß   'litijjiu    jU,umnL.^nj5     L    n\    nhuibind 

uunpui&   nuh/h  J huLtrfSli1  np  Jbyur  pün.  tiwnnLni^ß^huüu^  tfhiuL.~ 

5  npbwi    II  pl*iy  uuufi    ijuililil.ni i  pltrt    bi^ptiLU     innbnb^ni^iu^niu^  t 

16.  Fragment  (Pitra  V1I1). 

unpph    uiuuinbui  z1  ' . 

/»12    >*ihn&.nLLUGu^    np   nu  btj   iL    nipuLn,uLL.npbiui^^   üuipü  tflih 
T* ppiiuinup    pma uilibli     II    huiinuibnurnpbii^5  t 

17.  Fragment  (Pitra  IX). 

hnppli    uLumnbuii^* 

10  öuiuip     unit^,      »il  bp<kbnuti     uLn    bpliu^'    pu     uutnnuin^        b 

&UULL  nPnh  iinuni <b in  ,  liinp^pnuibpn  y  LkuinnL-UifT y  %non, 
fo/uu/u«18  f  jtuifinuh/nJ  (fol.  26  I"0)  LpF ji  n  L-ß ji  ifu^  pu/bpü 
uin^°  uutnno'nL.uJO'li^  h'-P*  I UJ I ut" sA" t  JJ,un^ttP  puJ""  uuipupii 
bnb*        Il     llpnb21     ikuinnL-Gni    npnb    uuipnni  t 


1)  Lies    bppimufr. 

2)  Statt   der   3  letzten  Worte  In/pnolmj  Lhj/,1,/,  i[lpnjnL/i  E1. 

3)  Überschrift:  [>  (ergänze  juinuniu)  Ziuluiumj  pu/ugu  bnuSunuf* 

L\nnnuiLiiuj    h utft u Ln uin u fr    E.  4)    Iku^utinhiu^    E. 

5)    E    Ohne  J*  6)    aunpiu\  qfi  uppb  unpuM^j  E. 

7)  "u  add.  E.  8)  so  P,  E;   dmpifynL.pmM  Pitra. 

9)  j  add.  E.  10)  uwbnbnLu,b[iu  E. 

11)  om.  E.  12)  5  E.  13)  add.  ?«/**  E1. 

14)    np    bis    .    .    .    biu/]    anpvbu //  il  kaiuifiujrLUii  iinLuii    E. 

15)  C»iuinutjlpiinnph<u  E.  16)  om.  E.  17)  *"  om.  E. 

18)  Jes.  8,  3  +  9,  6.  19)  i*f/>  p'unLßpL.'u  E- 

20)  p  add.  E.  21)  ^  add.  E. 


Armenische  Texte:  18.  19.  u.  20—22.  Fragment. 

e)  Zwei  Fragmente  aus  Sahak  III. 

18.  Fragment1. 
I' iiLhliiui  in i uiii ltn   tin^* 

iSllli      II  jiijji'li     U.uuiiiL.auj     II    unhauii     il  miitl'lih    uthiuiumliuili 

j  lllhlllUllllll  lll'll       hut   uijl       II lllllll lllll'iu  j  : 

L9,   Fragment. 

Ol.     1111111X1,111 1     iuuff. 

",  (Uli  1111  nihil       ull  iinli'h       1 1.11111111  i)  11 1  .        Il       111I innifiiii i'h       ilijilim  ~ 

fulii  tili     111  11  uiii  111I1 ,      li      iii'Luiiiulili     &liULJill     In  111  in    uili in uuiuii  1,'h 
"/'/'     nCli     uiiili'li     ij'liui     uiii     tili ijiii'liuilj     iiiliimijmlim'hm  lil hm'li  t 

f)  Drei  Fragmente  aus  Stephanus  dem  Philosophen  -. 
20—  22.  Fragmänt. 

//  iiliiiilmu      iuult.  II  II       Ulli      II       ll  llllll  lllllll  flllLjl      lllllll)  huitl 

U,uuuiL.fTitl    li    il  111 11 1111  (h  ,      nuihuli    1ll.11    n\    lim iilnil,  uiuu    in  i  uiii  nji- 
I    hinljuiii  uiii   llll<s    llUti  u  UULkt  IilIi    iihiiiuhl,  i    ijiiih  m  iiiiuli  ni'h  m  hl hiit'h 
lijfll,      US      'im  um      l,ljl,mj      lii      um      il  Inj.         nli       111'liuiljiim'lih  jli      II 

nihl,  11I.1  11 1 U  I,  nullt*  nsli'lis  lllttl  UlL.LlllL.Ul  UllUl^ll  X  U.IIIL  hllll 
Ulhlllltlll,  tli  ,  Uli  lllllll  Ulli  Im  llllll  II  ll  lllllll  II  llllll  II  lim  l<l  I,  Ulli  UllUllll  11 
ifiulmiiiiiiiliiiiliiii   Id  In  'h  .  I    'li  um 'h  111 /'h      li      iitnnuill    1,'h    uiii  1,  lim  fll 

5  Hfi  i/ui'liuu  nlili  in  ItJlii'lhi  iii'huiiiiil,'li  iill.ii  im  i>  (S  ii  i  li  itil'uitiifiinju 
ififi/fiii  fll lu'liu  in  iiiu'h Ulli  II  ijiH,  iiiunli'h  (Yliiii'lin'li  'luifim  iiiluum- 
ituil. hilf       tt\     uiii     ii'hii  tu  'hmli  m'h      null,  itiij     iiiiihimuiiiliuihm   hl  lu'h 

'  1)  Abgedruckt    nach   »Buch    der  Briefe«,  Tiflis   1901,    S.  451 
Z.   14-19. 

2)   Abgedruckt  nach  Ararat    1902,  S.  :>74. 

*)  Vgl.  den  Apparat  zum  <;.  Fragment 

*)  Hier   beginnt    das    21.  Fragment;    vgl.    den    Apparat    zum 


7.  Fragment. 


26  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

huppü*         U'F'h        ^fo       llpnj^ht       Jkumni-hni       h       quLuuji 
üuinü  nh     utüiuuiuiLuih     luiUiuuiuibutü     lim  ulyi 

g)  Zwei  Fragmente  aus  Zusätzen  zu  Cyrill  von  Alexandrien  K 

23.  Fragment. 

LttünniAJiuiu      hu     u'hnutli     l/h    uiü'L'hLi  tili,      nPS>     auiu  t/luuf'h 
uihonlpjni-prni-U     luluunuhh   uLhuuini  (tu f ,     u.   nuujpuhniu   t/iii/ini  ~ 
5  HrhiJü  nL.nuhiiuU*      u.'2  aJhnuuinU  crUnulinU  'hup  tu  uiUuiiuinni-uU+ 
n<    ani    r^nniJhuiuuth     muh  pul    ahiu^     luhuuumliuiltm  ß hu/h  t 

24.  Fragment. 

UnpjiU+ 

ölhi    II  pijjilj    Llmum  ftrtj     OL    unlinmi     ifuipü'lili    tuuuiUJUjhuflj* 
jiuhujmujlimh     uni-ul^h     U uiphmii'm i  t 

h)  Zwei  Fragmente  aus  Gagik. 

25.  Fragment4. 

10  II P     hl/h     U     u  h     i/hm  fdlu'h     lluutm  .frtif     L.     üuipnn/h     q.nn~ 

Gniuiiy    u  an    n<    liuipmnh  pij     ujiiuji  pl/hmlim n >mp    f/u<  bqnpruii-~ 

*)  Hier   beginnt  das  22.  Fragment;    vgl.  dazu  das  8.  Fragment. 

1)  Nach  der  Ausgabe  der  armenischen  Übersetzung  der  Scholia 
de  Incarnatione  et  Epistolae  des  Cyrill  von  Alexandrien,  Konstan- 
tinopel 1717,  S.  458;    das  Citat   wird   eingeleitet  durch  die  Worte: 

fjniuuh/Lnju  upf/unuh  ^htnhi  nnfi  Lhn.ujj>h  in  au +  ßl;  uiuipui  £  umuiupiilpi/u 
lu  n  u  in  nJ  ui'li  h  I  nuuipupVu  *pppuuinup  uSlinuin  plj  puipauiung  U PPnJ 
Lh&ui&u/iu    L.    l/nt-ufiu     U  uipfiuiifni-     tföp    u/u    U    ^hplf^l1'"    "Dpnj  &[*    **/' * 

2)  Dieses  U  steht  nicht  im  Text  des  7.  Fragments,  wohl  aber 
im  armen.  Irenaeus  S.  155  Z.  13  u.  im  21.  u.  27.  Fragm.! 

3)  So  hat  auch  d.  armen.  Iren.  S.  155  Z.  14  u.  Fragm.  27, 
nicht  aber  das  7.  Fragment! 

4)  Nach  »Buch  der  Briefe«  "hnP-fi  ß-%ß-fl3  Tiflis  1901,  S.  296 
Z.  2  v.  u.  bis  S.  297  Z.  2  v.  ob.     Vor    dem    Stück    steht:    tt«4   /< 

Gppunu     Z  tun  Li  nnu     m  n  m  pl,  pi  n . 


Armenische  Texte:  25.  26.  u.  27.  Fragment.  27 

fdln  li      n'li iim  Ulli  I     iim'limuimliuilmi  ld  l.uilili  ,      h&g     n<    Um  n in     l^n 
LljLmi      um      U  hat 

26.  Fragment1. 

II ii  no  iimmuilily  qtß  fluni  n  n  nnhuuinu^f  '/"['  "-  UJÜ<ujn~ 
siunhililt  um  hu,  h*  utucihuu  juLjuiuhli,  nuiliuh  ni/ii  suiiistuni-ijuii  , 
5  II  null  uiusuinsuinh  ifi  ilimin  ri<  u nf  mi  i  Lulim  .  auLiq  u  h  £ 
fruniJunu  iL  suin  suinLiiiiliy  iL  uniu  u  limolili  II  nullit  ll.umm  u  n  j 
nun  hui  ZfULjn  ilum'li  uilinim  J ui fi nimili ntu  hl I, uili  In  imf 
uinlUUJn^h  t 

i)  Ein  Fragment  aus  Ter  Chacik. 

27.  Fragment2. 

I^unni-Uuiiun  II  iilmmlii)  l/li,  nmly1  mil  1,'lifi lili ,  nn  iiiml  h~ 
10  lim  fit  uilmjil'lim  ld  In'li  utltutnnhll  nf/.umm  o n f  iL  quutnuuniu 
ilinlim  ld  In'li  m  niiiliuili  iL"*  inj I,  immlili  GTunLALll  Im  um  ULUULUi*- 
UinL.hu  US  uni  iiIiiiiii  liiuliml:  mul,  iml  iilim  in'li  imii  m/i  iii'liiu  - 
jd  Im  uili:  Ol.  h/frl^  n<  ULUMnhquiL.  um  /l  ns  o£/»  utnhuiu  pli 
ni^nnil  m  nl.ifii  thnhhuLLjf  n<  p.ui(rujuu  i^ilim  ld Lm'li  un$ni-~ 
15  ftrhutu  ^tut  Ulli  n  Ulli  ni  ld jn'li  m  n  I,  in'li  linnm f  h  n<  luinli,  unP 
L*hhuiuhunx         Suiuninmlim  ld  In'li         uuinuuni        unnut*  T*uiliqh 

mnlii'li  n<  linlinliX  /""(,'/  I'jd  Ii  (lt  n  Ulli  tun  iL  fi  il'm  n  if'hn  / 
unjuLqnL.phfU^if  V"/'  ^2"* '"/'""""/L"  hnhuii  huiltli  Ihittnnu&nf 
uiphuiu nh     ht_niiil    iliiililimn     tili  ha  t 


•  1)  Nach  »Buch  der  Briete«  S.  298  Z.  25—29:  eingeleitet  durch: 

i*«4    «    un^ifinu    >ljinlit  mi'ii    iiiuuij>l, [ruf    iiifiinjiyii. 

2)  Nach  der  armenischen  Ausgabe  der  »Armenischen  Geschichte« 
von  Stephanus  Asoghik  von  Tarou,  Petersburg  1885,  S.  222. 

3)  h  om.  1.  Druck  v.  1859  (in  Paris  erschienen). 

4)  Die  vom  Herausgeber  St.  Malchaseanc  benutzte  Handschrift 

hat    nnim  fdlAit^. 


28  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

k)  Ein  Fragment  aus  Gregor  Tghaj l. 

2b.  Fragment, 
cod.  Vind.  Mechith.  623  fol.  264a. 

Uu  nuui  unnnju  1} iililiiiuli .  hl/u  II nnlhi  Lhuuinu&ni  hu 
unhnuiu  uuinuliu  ufuu  hlflih  ih  hu  ufunphf  nuui  l/flha  hu 
lihnnnp  annulier hmliu  ü  hm  Itrhuhi.  n<  nph*  hu  n<  u/lf  hu  m(j, 
ujji     iinfü     uh  : 

1)  Eine  dem  Irenaeus  zugeschriebene  Predigt  in  einer 
armenischen  Homiliensammlung. 

29.  Stück 

nach  cod.  Vindob.  Mechith.  2  fol.  19  t1— 23  r2. 
Pitra  =  Pitra,  Sp.icilegium  Solesmense  I.  1852.  S.  505—508. 

5  U npLtijh        fi  phuiUnuh        ^ihuihunnh       uuuunh  pijti-       mmnntiui  i 

juinuinu     npnunnu     *4hpzhnhiui+ 

jfrOuiiu  truiu  ü  hp&huuiu  um?  uui  uuiip  npnunnu  *inphn.hiuj  + > 
imlinhpck  npnunuj>u°  In  pnij.n,  hphhp  uiuinuiuh  pul  imjnHi 
[fuS  h  *1iuuju^C(G  t  II  s  iiuiuiuiph  h*u  ü*huiuu  h  n<  ihn ( piuuiuip 
10  piuunu  uinuiyh  '  uinhhini  umuium  ui&n ju,  np  h  quinujy lunmlih 
null  nuuh  nljiupn  ,  h  q  luinu'uiniiuja'huli  uirtuiyhli  ijljin iiiinm  uhi  t 
»Om  flifhml  uuiuihuiu((  t  huinnuu  uiunmü  unuiu  <uiuuiun  nun 
ujnujnhunuHrhuuli,  n<  u  huiiu  juiuphiiuihgU)  mAl  "-  V  uujuuj~ 
Cuuihl^u+        npuihuh    fihs    uiuhu,     qnp   ophumh    juinuinu   litiililuiu* 

1)  Während  des  Druckes  von  P.  N.  Akinian  durch  Vermittlung 
von  Dr.  Lüdtke  mir  mitgeteilt. 

2)  Pitra:  iumuj>hLntfu.  3)  Pitra:  '/** 

4)  cod.:  QhfxhqhuM.  5)  Pitra  om.  *u  am  Ende  des  Wortes. 

6)  Matth.  20,  20  in  der  armen.  Bibel  (Zohrab  S.  662):   »3u*fuJuuf 

iliiimlmii        um      <lmi       iJui/n      npni_nnu      nhphphnhui(X      nnni_nuo      ftLpnun 
£»uihnhpct.f    hnhhn    uiujnu/u^px    u    h/ünn^n    p*uS      p    'niJuÄj/;((* 

7)  Pitra  «"*  w^f,. 


Armenische  Texte:  29.  Stück.  29 

tum  Hiiiiiinj  lumniiiuiif  1111111  Uiiiif  ,  liiiul  uii  iiii  in  ii in  />, 
h  uliuituilih  ipmi  iiiiiiiiiiiii  U Jii'h'li  1  nn  #i<  /uliiLn/^f  U  n<  uhiu~ 
nun  ii  I,  im  lil lull  iiiiiiijii  f'li  ,  '"//  Ä'5"  "■  U  uiuliuii_uuuiujt^u  fö'S 
iuliunt;Z  f  ipuml.m  I  iin  uli  ii  /tili  u<  liiiiiiilt  IiuiiIi  uin'li  uiji  in  uih  , 
"'(/    /'/V  illjuiluu  ju    liilli     uhnhuii     iiuihiiiii   U  lii'li'li      iuiiji-uiuiljlt, 

ll<  iiium  uuinm'hl,  niij  j<hl^  ui'hliijli  mihninll  tili  m  III III 11  hui  I 
^n2uuuKrniJliii*         luA\      iihiim'hli       Juinduinuihli ,       uli       liuili/uun 

'luiil  uili/i  i  uui'li  iiui  i  uih  Liini  Li  :  l,u  i'liuJu  Ii  LhiiUMLUlA  fiiuJiuil 
iiil,uuililt  ipuu  utiiiiiiulnu  in ,  /tr/^Ul/^m  IL  il  uiut/iiuii  iiuiiiiiJu  iirlllinllll 
ifjui nulluni  krhrlLf  II  um  ll  li'hs  ipuu  inui'li,  u< 4  ( uililiiiiiuiu um  - 
KrnL.li  *uuili  inii  h  f'i"n  ähiifhl^f  uiij  hnuhL.  uli  iii'lilu  uiiuui 
u^iniiL.1^  nn^iiLt1il^f  Ii  iiluim  'tili  II  niuimnr^  uiuliKl/li  (\  9  \T)  umuinli~ 
Ii  iiiii  null  t  ftrl^iLigifi  Ii  ii\  IiuiiiiiiiuL  iuiiiJu  uLALtinn  uniniup/i* 
niiL.Hrnij/üf     nhnt,    lul in,     ilimili    uli  ji   limfumiuii  IiiiuIi    £j     /l   ulin/9 

ll/l  hm  lu  ,1*111  II  Lim  I  li/ll  (  null  IUI  ni/i  I,  Ulli  n  n  m  n  lyn  ui'hiii  hl  Ii  i  'hu'h  : 
")  iiiiiuiiiu  uiiunnlili  I In  nulluni ,  /'/////>/////  //  tjmlinn  Imnnli 
il  I, ji  uinuu_h  i  inuli  uuii nili  nnuilisli  ihn  hilf  niinhi_  n<  /»H»/, 
injl  uniiiun  'hu  fluni  u  n<  iiinui  nlihmuiuh ,  «'//  QU  linnui  uliniiuii 
uiiiiii  lijiluu  U l.ui'h  ijm  uli'h  :  T*u/llli  hll  Jlllllin  jinul.i  n  I' m'liji  Ii , 
fuuhli  /,Ji  il/iiu/ii  linnl.i  ijl.iilui  il  uililuu  liu'h  Ii  hmn  I,  inlili. 
iL  uiuliuiiu  n<  iiifhuilu  nnhtiiui  jliyiimmli  luiijui  linnl.i 
iiunijm  t  tltuii/li  uli  Im  iim  uliliuuJt  II  uiiim^lih  TMiilimuiin  /o 
liifhli      uimum nl,  um   lil  l.m'h'h .  Il      ILuuilu  iiiit     hui     ijlmijm      i'muu'li 

'Hl      /'    ^,l"/","'',t^     'ih^'h     hnh  jmili  t 

liu       n/i       m /mii  In       ii  hu  in 'hli       ll.uuiiii  mit      uumuinl/lim  pt  jiiJi 
fipfihi        ijuiniii^liiulju       tumiin  fh  ,        im  n       tili  l/li      jm/f      iifi       uiulUi. 

»l'pfihi      y /uuiijiiij     iu/iiiiiuiiiiui/i     '/"'/'     'r"l"u.i^i  t     u    bpV^'1 

1)  So  der  eod.=^aequalitatem:  Aivazoaski  coujiciert  wohl  richtig: 

tpiminLLinipiii'l/l,      M1UI t  liri  t  ;1  tOTll  <  .  2)    Lüdtke     liest    uiLutjfi. 

3)  Pitra  ihiui'iiiiil.iui.  4)  Pitra  '",//  "i.  (doch  nicht\ 


3(>  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

n&ni-a  liuililuiii-iuiu  rputniht  cibpCd  U^PH-  "  A  uhmiu  Lpumhp 
a^LUi^uiutu  Lkp  iimliuüiiL.,  ab  lim  uiuiiug  *umt  V uni h  u  ampumUmi 
purt  U,ppm*imuriL_+  aumiUL.  m&  nü  li  ümpnli.  inptfmu  mu  humiu 
pbi^pß  iii+luuinili  nuuiiimbui  in  b  li n  pipriL  fJ buhhi ,  i)  tiuijli  %m 
5  buiUnuiL  nnujn^ujuJnuinL-ß^liihjU1 1  Hmuhu  unuilisuhiui i  Pun 
Pmubgi*  aüuiuiL  m&  qhmphmuU  niiuuini\mnhui j  im! nuin+inni  ~ 
jdbiLiu pU~)  b  uni  tfliplmili  nbpbmi  b  li  Lnu.  li  *um  b  ifhp 
lilj  hiiii  nwL.nhtnulM)  b  pmn  l&nmulrp  niiiunlmi  fa  tnJli  u  hnuinli, 
b      mrt      n  uin  li  11    pumbib    pmpl^mmymnL-lirhmuu     9nL.n    nuiunhui  i 

10  tfML-l<rujjn  t  ünfum/^u  li  uiictiP  puri  umip  nniii_nnlt  i£hphiihm% 
un  ü  huijli  unuilisuuiuifti  f  tili  nah  uiuuiu  %  ujii  b  b  <rmu mumhlßM 
jnniu  l)  iiui/li  uiuuin ;  tßnpffuiu  u  bpaibguiL  tun  ihnhpsii*  n< 
tilflin  impm  .Hrnuili,  b  n<  ihm  ntupnubmi  munL.mli  liniim, 
ujjih   obmnlfu0  h  puiLmfuh i/i   bnhinj  ß-mLimL.np'iL-ß-bm'u  fJLmpmf 

15  "JJI    aohiuixlhi     umh  I      niiuili*        »U^iiu_uiii\ili      himubuj*     iupnL.~ 

umiprü  f      b    nfi'lh     umptini     uuunlib    b     nm^mumjmmhmhg    b    h 

nujnuiLjf  b  uiuujliuilihnltu  (2 Ol')  uliui.  b  ibpbp  muni-p  jmppagC(Q  * 

Fkbfa      jujnujnu       sui  n  suin  ujli  lun      Ll      him<h      mmmtfh  pii£ 

iinL-fmhgpj     b  n<mp<uipuiliuli   un   um   nmiuilimimmbmuLi   juiL.gm 

20  jirJumumuhih  ubbnLjghuii  t^p+  hu  unpui  b  u  £9  inj  inqli  lnuhui j 
juitiuiuu  <mp<mpmumnu  mumL-pl^UnL.fihmliU~  mit  ihpbbCU  aumhm 
,pmpnu^py      b      um     iniiliii  uiim /d lhmu     uiliuinihi      hinnen*        mlrpu 


1)  Pitra  om.  'u  am  Ende  des  Worts. 

2)  Pitrai    utifpuipnuini-ßbiu  Ja  Li* 

3)  Pitra:  QbpbqJiuij. 

4)  Pitra:    u^u/iiSuiLiuip  jnnna    ui  um  all. 

5)  Pitra  om.  diese  3  Worte,    da  in  cod.  Vind.   wohl  irrtümlich 
wiederholt  (siehe  Zeile  15!). 

6)  Zohrab    S.    662:     Ik^uiLmuftl^    h^muhüj)   jUnnLumn^if,    b    rtpq-'f* 

uuiptinj    uuiuilihugp    ^ui^uiLiuijuiuitjuifinLi^    U    nuinma.        U    nmtiuuuimit- 
uihutjBLt     aLiui       fr      ifiuZ.       U     ilmuiuhuutiu    qLiui ,     b  jbnfip 

-  p  juipfo^t  (Matth.  20,  18—19). 

7)  Pitra  om.  *u  am  Ende  des  Worts! 


UlLtlL 


Armenische  Texte:  20.  Stück.  31 

ijLljiii  iiiiihltji'  h&l;  ^lulinhitCihiui  £  J uhi nh iluhi  //'"/  iuUuii_p£u 
111111111111  nnuitpi*  Ll  uui  n<  linnhi  um  nuiuihahui i  ü'hncih/iuijii , 
Ulli  hau  hu  fi  ituMuiuii_ung  ^uijijIii*  ))OiiL.nf  mtilf,  an  "Plr-B" 
lul  'liiiiiiijlili  il  li  puii  ui9u^  ,pnL-U if'fcf  II  ufi  fiuifi/jf,  h  iJiuiiii/Jj 
nnuuCC^t  ^uijisuijiuiIiu  uuilti  li  uiu  null  in  Idlii'li  liiluilili*  luinuinu 
In  in  slili  luuiuu^n  ilinlilisli  ,  II  uiii'li  \iiin  s ///////  ///  nilmmitli  liui 
utl,iinililfn  t  *''l"l  hp  P"rl  "m  unuiU<iuliuij .  nnuigu  tinitiiij/i h , 
li  <  f  ufi  inj  lulinnhuinLi  il  liiufli  ,  in  fi  II  fi  (ruiuuiliuililpi  in  um  il 
iuiintiuinli  t 

Ol.  linhuiu  uuiiu  nuinltuiiuiuili  will.  n<  unuiiu  tinnhu 
upuip^u^ui^ui ,  uiji  /inji/n  ulijih:  ru/uufi  au ui uiu  ui&  II 
-um  muiuiij  liiinui  nuhitialiy  affih  uiutnin  II  tuntl Hill  l~  tlitimiiii  n 
<)  uui  li  hui  i  innnujiiu  U  uiihiu  'h  iiltmiiiiiili  }  Ll  luiniuVuinfid uiliui i 
I' niift!  in  U  html  i'  luifhiuinihj  li  iiu\iii  tili  nh  tiin'lil,  /  n  uingiuuiyutni  - 
jtl  huilili  x>uiniiunuütiihi+  tiuuiuuiL.  nnuiltii  hu  ^P*lif  fl^  ifffu^nan 
4  hiiihiun^i  iihuuiun,  ü'uiuilihuin  II  iiuifiyuiuilihiuq  tt  liitimiiiii  ifh  : 
lUliiitihnfin  li  duiil uflnuhh  In  tili  tu niiu  U l,  nihil  ,  U  h  nnuqt, 
iruulintii^  tpiuitini  ui&uli  y  inlmmiili  uinnuiinuß^nuiuii*  q  lim  im 
uia~  u/ul^  n<  £  nuuhitiu  iiuntii  iiml ''miiXui/iiii  ftl lu'lili  ji  ^innymui- 
liiuiiu  l,n  hi  li  in  II  n  >////  fimuliiun  uui  in  nun  nnhiu  / ,  Il  iuiÜ  Uli  tu  fli 
quiunuiu  I, iihliuu  iinuin  uiuilin  /  'lul  m  uiiiutu*  miiltl,  inij  tl'/im/li 
'IlP  W/  J*1"1"'"^/'"  uthnun9x  lutiiinl^n  Zuiignuui&.  nti  nt,ntu~ 
i/ui'liijlp    .jinih     quiii  l/lim/'li     il'tuiiitliuiiffli    ptinuß-jiuliu-  t 

»DihjIi     (I iml     iliuuihuu      um     ituiC(*      ''ff'  *     fiuu/iuil     fiunuitiu 

lu'"lb  H^phbi*1  li">"  'ii'U1'"  * 

nlliiijli     iiuui     :) uiuihiui       um     liui    liuiin    iiniu  ntjli    *{!,  n I, n I, tu f 

1)  Matth.  20, 21,  Zohrab  S.  662:  «/«»/  v//  %uuagflii  unpu  fy^nt 

"l"ll'P"  /"!>     'V'  P^"t    UJ2.lJl'l'  QnLjfift*  U    ü'fi  nliri  tu^lJil,    iiuit^utjnLJtlLui^i 

jnii, i':  contaminiert  mit  Mark.  10,37.  Zohrab  S.  (577:  <*»»»  Jh^x  ^/, 

"luuntjnifi     i)'/,x    JuiVil'lJ   ju,i,l',l\     ,/'/,    «»{&££     ' /,    ifnimulj    J>ni_ij\ 

2)  Hier  schließt  Pitras  Text. 


32  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

liuUrthnA  nntiLJi  (20\7)  Jn  hi^nnün  Liililin  uiuiniui'it^nat: t  hi- 
nk iiiju  unjjnujujuin*  nh  n<  ü'uiuiliiui  um  ü'uinn  nj)  uinnuin 
DL  huujuuiniju,  hu  n<  um  iJ  iuiinuintfi  UJII  hpP"1-  LkumnLb'ni 
hnhhn  ujuinuml^n*  nuiuqh  hnhhn  uiiuuuil'ih  i  nimuli<\lilili  £ 
5  Lhumni-b~ni  t  ))ohumJi  IhuiniiLxtni  nnuü  hnhhn  inuHiunii  öl 
uliui  üninfli  uiui^LnhuahuC(^- 1  »hnhhn  uiuiuuilit^n  /ri_  ^uiiqt^ndCy 
nuim  hu  n<  ^uijnhm  nuiununh  pu<  hiu(.  JuiiiIj  nh  munnhün 
ithumnL.o'ni  uuuinhuli  i  L\nL.uiL_  h  uümulj  nh  um  muh,  ^ruunnhtict,p 
ht-    uin9hj>((2 1     Gl.    ))uuiuinLuhuii    lulinnhuin     h    ijÜ'luIjI^*      ht-liui 

10  ujut^*  i^h  u<  liuiü huC(*  lujpnujut^n  qhuiuuu,  nh  nnunag  uhujpu 
iimii  ij  lunil tiiijli .  nuiuuh  iut^  Ltuuini  tun  liuiü  iiin  uinnuinnu,  iium 
uiuuinhjnjij*  ^iz^hiuuu  hnhhi-nm&uiq  In. nun  uinu^  OgnCC^t 
Ihü lushunhli  ^hnCi.nL.uJO'nnujqu  u UMuhnLAMrtUy  nPJ*  fa  fl''fuujuujuu 
nniiL.ni    Lunbntlu y    hlat;  j)ll<   hhh  uinlihi  nhiuüu  hü  ,   uiji   nhujüu 

15  Zuiun  hunjC^*  "A^s  muujL.fr  nhn£  IJ.umnL.o^ni  hmmmnhi0 
tili ns üu  mnnmnnq*  »^liuiüu  hniiln  nujhiiiii  In  nun  uinUf^  v^Pf 
hu  juunnnL.uj&ujq  unuui  lut^  ht_  Ijhnm  nullit,  uünuuiC(^  t  II  nuii^u 
hl-  uiu£  PmL-tiMr ,  hß^l^  üiu^huiuuiqni-  pLÜm-jd^hujU  huiüuin 
^iujiu      ihuki      thuuini-iuo-     n<      uiüui<^       hi-     n<      ''  f1'}/'      uiüui^ 

20  luuiiiiiiii  uiJjnuUni  wumhuni-Hrhujliliy  iluiuu  ü iiinnhui (lili  nüuintin 
nn  (uui  uin  u  if'hn  hnhu  muhinu*  oll <  nhb  uinjihj  qhuiüu 
hüf  UJII  a^iutL.n  hün/C(*  jummnnuiuu  pli<s  umhmi  lhnh  u,Jrh 
ü um  im  ui'liii  f(H^  bi-  iiifii  nuilin,  firiniiinjj,  inL_&muhu,  numnh 
ninumhün     nihnhh<u   uiü  hliuiili   ni-nkn   nhi •  n    huiuuli    uinuinhuii  t 


1)  Matth.  4,  10;    das  Citat    bis    auf   zwei  orthographische  Dif- 
ferenzen gleich  der  armen.  Bibel,  Zohrab  S.  650. 

2)  Joh.    16,    24    (Zohrab    S.   719):    fuijqnhg^    h    uumnugnLg. 

3)  Psalm  144(145),  19  wörtlich  gleich  Zohrab  S.  432. 

4)  Vgl.  Joh.  5,  30:   Zohrab  S.  710:   »£  fuijqnhü  q/iuiüu  Pü,  mJL 

ijlfiuilii    iiifunnnli}    nn    lumu^huinu     npu.  5)    Cod.    hujuiujnhuJi. 

6)  Psalm  144(145),  19,  wörtlich  gleich  Zohrab  S.  432  nur  statt 

juijtfnm  ujSuin    hat    Z.   mnopfia* 


Armenische  Texte:  29.  Stück.  33 

))U m  uili  im  um  *liUM  im  [in  in  h  tirnuun  h^uiuhtnil  uml^p 
uüui*  "£/»>  ^ßk  lliuufiu  Ipiipni^  hu  a^tu  upphpz1*  uji  ji 
/""'/  Ulis  iPnhuiu  ihnlilisli  y  uh  iiiuinn ,  uf?  ^uij^njhu  Ar£  hu 
lumi'lul'.  lifi  nulluni, hui  'liilui  hpphu  ^uii^njsh*  n<  mluilii, 
unuhuiu  iilmpm  ~>uiumuiuuu  hl  In  li  "um  uiitin f  li.  n<  Puh  uniu 
piu'li  1111111X11  in ,  iiiIiiiIiiu  Id Imilili  ^inuiii uili  li  uhpuil  uio~*  nulluni 
t^p  um  Li  Ar  £  uipnuiphu^  im  in  *>//  pXm  mo  inpiiijli  nii  uml/li. 
))n<  l'hl'  uii^li  l,i  iiliimlu  hü  Ulli  ijliuulu  mtuunslili  huui((^t 
(21  r)  'luipui  hu  ii iiul uili  t^ti  m ii l,i.  huJU  h  %uijp,  upnlujlui  ]. 
uili  uumu  iili  null  ii  Inj  mli  ">///#  uumujli  üuiuihuiu  upnupuuuiu0 
liuui  iiiiiijo  mn uiii m  ninlilt  uiniu  uuiupnutirhuiuu  um/,  im'. 
»Iiuullul    uppLnlip((A*        hu    huiu  hinuu    upph    pnpuuiu  t 

/'  li uul  Li  'im uiii  hhuuuiuuiuui^  il  l,n I, m tu*  liuul'liijuu  hu 
luiphuiu  l^uitpupnu*  unppü  £  Xmflili,  »uiiuil^i  %uiipu  hhuiuu 
iiuup  flilinliuili,  liniu  hu  upnp  iinnu  huiu  p  hhuuinnpo~g(( '  t 
n'l uul  lul ,  nii  i'l.tjli  in<  .  html  I,  uul  f  in  um  nullit,  hu  hhuuiunpal, 
tili  hnhuiiu*  junumiii  ii n n i  hu  Puiuhß-  umly,  hß-t;  ))huiphnu~ 
jUrhuli  £  uuuiu nuß^huü^  'imjim  ,  hu  lilmilin  £  h  huiuuiu 
uiiiiukü^  t 

»UffliS        huiu  hu((+  li  jiU  l.inif        £n        iiluiuiu       ul^nu  *       hu 

il  lifiliuiiiiii  niiihl,  in  fU      ii  luinuiYuin  ii  tu  jil  huiilif     hu    uiuiuipuiuuiuj~ 

1)  Mark.  1,  40;  Zohrab  S.  670,  aber  das  letzte  Wort  entspricht 
der  Parallelstelle  in  Matth.  8,  2. 

2)  »iuste«:  lies  statt  dessen  iuptpup  £  (Lüdtke). 

3)  Vgl.  Joh.  5,  30  mit  anderm  Text  als  oben,  der  armen.  Bibel 
näher  stehend! 

4)  Matth.  8,  3  (Zohrab  S.  653);  Mark.  1,  41  (Zohrab  S.  670): 
Ifuui'/iii'  upphdig  (Imperativ  Aoristü);  Akinian  schlägt  vor  wie  arm. 
Bibel  zu  lesen,  weil  vulgär  Armenisch!  5)  Akinian:  pm[u/uyuj/{. 

6)  Akinian:  y/uyu/uuSuuii. 

7)  Joh.  5,  26a  +  21b  (Zohrab  S.  709 f)  abweichender  Text' 

8)  Lüdtke:    /'    upimtuuiLflLuSl*. 

9)  Psalm  29(30),  6,  vgl.  Zohrab  S.  400,  stark  abweichender  Text! 
10)  Akinian:   inyfplpugni.aufuhpig. 

T.  u.  U.  '13:  Jordan.  3 


34  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

liuih       tili mpnmulipm  kl huili       PPU       "  huhhpil 1*         n<      uihnhmm- 

'hmuiti     ^uipgmh^p      y>i^lth<      liiuü  jui« .        qh     hu    h    tflinuifh     i*nilt 

lhumnum&      tili nijnil n'h  -t         »lulinnhui     ph<       ihutfü      hu      mmq((^^ 

uh       mpnhun       'lim  In       pnili       u  lu'lin ph  ih       n<      iilunlii  ,      anP      fä'S 

5  nuh^p       inqunjh)       mij       Ijmil  //       iu/hnhpA.      qnpo^hinu       imiuihhi 

CA«?-    q^mmnum&u    linqm*      npiulyii    umly     'Imunnu*      »^immnum&jih 

Ahn   a^u/hmufr    ihhph    Lhumnuanj«^*      ipnhjmumh   hlirl^   &ajhm<l±p 

um  flu     J)i£tl!itu<    liuiil  jm«  i    II  s    haphu   lull ah m u/h m  in  J,    mit   hppln 

qqhqhuhh    mam^mphauß^huli    phnnuhhinii    ^mpgufhl^p  t 

10  ))U»u£    ahm     hltl/h*       ('.um     ah     n["}bPu    A"     'humglih    ah   phn 

w^ift;   ßat-ifif^f     hu    iffi    jm$hl£   jiuptpiujm  [Jhuhi    tpnuü*((5t     Fl \ 

mumn  i  mmpnmpmp         ijiuiil  uijliuuj.  ))wpuj((6  f         Lpuifhuig, 

inliujL.nlihhum.        mit      uuuun      hnphu   jihuuinu&nj     ajmZmhyhm^ 

uAmju'h*     ))uiuuj$((+  [fün-l^p  umhpiju  'liLplni.     ap  ^nutuu  ji  (Jni^upu^ 

15  an     uiul^p'h.         »Ihn mg     lj.u mm  m&,     hnpgji    piju    hu   hqhu  piju«®* 

hu     ah      imnmnytu  ld  ItiiiJi      ujumgnum&nh      mu  humjh    phk     rplmi 

knqmu*  puihah      mifh'hujjh      nuph^t      mukpijh      Autjh      jmnui9 

hhhmi      qnhnulflhuh'h    anpal^p)      qüuimu    m&     muh pnf ,      jtlt;   'hm 

£  mriuiiilis    mtl'li'lilmm'li,    npnj    mumgm  m&nqh   pnqmhqmhmqnjh 

2< in ii mu.        jmuhpifii     (21v)    ^wjgk    lipujraj     mp,pmjm  jd l.uilili  i 

))U*uujC(1o+  n<  Jmjpmujmp  Umpqnj  jih<  mu£+  mj£  »muuj11« 
haphu  qU>uuinumo- 1  ßmjh  ttmtP  mumgkp  hu  mpmphp  qhpljJTtli* 
muhptif    Zmuuiuiuihghp   ijl, f. Ijji [i  ,     muhpiif    npn^hghp    qbni^t     bu 


1)  Akinian:   ü'blfiikpig. 

2)  Lies    gUnnntfnu. 

3)  I  Kön.  3,  5  (Zohrab  S.  213):  {u^nhui  qm.  #hq  fu^fr  /fy, 

stark  abweichend!      4)  Wohl  Phil.  4,6  (Zohrab  S.802)  stark  abweichend  ! 

5)  Matth.  20,  21  (Zohrab  S.  662)  stark  abweichend! 

6)  COd.:    uipäig* 

7)  Lüdtke  vielleicht:  upu^uAi^buip  8)  cod.:  uiuwj. 
9)  Gen.  1,  3  (Zohrab  S.  3),  genauer  Text  der  armen.  Bibel! 

10)    COd.:    ujuibg.  11)    COd.:    uiuuij. 


Armenische  Texte:  29.  Stück.  35 

ufl  tliUIX  4  "inmnlis  lutfh€lMlujljjl)  ^Ultuuill ij uiliji'h  mj fiiij  im  jiji- 
'huiljiiij ,  ß^l^uilgui  hu  siiifimsiufi  i^uipnup  y  Ikp^iuiliitup  iui~ 
tl'uiliijiiiit'iii f'h  h  Siuuuinuiliuin  ^wuuuinuurhlil^li  y   hu  jutu  hlthunuuu 

hlllUUllllluiUUl  jll  l.m'll       ,         f^^UJ^UI       hu        lisjllls       jl        ifijlUI&ttujtlh'u/g 

1111111111/1  sin  ff lu'lih  luiiiiuinutiilihunhli  miimumn  nau  uiil  hlihunuh 
l.ii/j'lili  hu  kplipli*  hpuilih  iji'h  Pujuji^  ll fiuipuiltlg  uiuhpu^ 
01,  ß&htifiu  jhnlitiliu  iiuiinou  üuiuiutuu  {*"*i )  uinuultlj  hu 
auiuuihnu  '("/'  1.111-  utnuinhpc(3*  ^tuithutUy  uinut<ku  ,  un  tili 
liuino  luilt  iiii  1I111 1 1111111111111  litis,  hu  fi  pUJ*1  uiiiXiiilihm  1  iiXiiij'liii 
nihil  lim  fn      ihlUlU*  Ulli      ijli      ijliujh     hllDU    J  Ulli  tili  U  Ulli    I 'j  Ullfiu  nlilf 

uof^n'li  mit  1,'liliijiii'liii ,  ji  uui  iiiiiiiiiiI  mili  iiuiii  j<l  lii'liu  miilil,  in  tl 
illlllllUll  1111  iluinliuililiil ,  u'li U  uiliiu lltlju  m'liij m'li I,  i  null  umiiil miliii 
fit/im,  hu  /''in/  1111111111111  mn  ii,  tili  iinl, 11  moliiiLiI  j Inl imiuim  - 
Ulliult*  jnuprhiiiiiiiiiuiLU  4  iiuiuä nullit  uiul,  Puiutik}*  Jöo^Y/ 
O^,/'  ll  hu  uu  untiili  \l,  ili  Ig  uilini'li  im  luiuhuuitu  Lnliiili, 
ilmiili  Uli  iuttJ f  Ulli  Ann  il l,u  ll in f I,  lYltt  U In  U  nn  ll  Jhlltit  ßu/ll 
iil,jilililiii.  Ii       i'L  iiuilm  1      il  Ulli  U  Ulli      iiiiiuifiif      iiuilinmiii  1111  '     tuill~ 

uiuiiiil.ijl.u  iiuiun^iluu  hlltull  J>Uy  ilmiili  lil  ^lim il I, uui  /mn  ltnn~ 
«V Ulli hi  titt  rti uiu  tili  hu  utlnl^dliiliitliiili*  tili  inhuliu  11/,  /il/lihu 
iiunn&ti  ilmumiluj  />iuj«  ,  hu  tili  h  ll  tu  nullit  Ig*  ))h  nh  /tuilm  f 
intuuini  iiutnlinliuiui  inj  ^uuuuiutuihnh  n  nun  ii^lim  IJ Itulnt  ninx^t 
Onijll    fluni      tl  umiiil  11    ilinlilisli      lUjim  uimJil .  uiiuuiuilhiuu 

IUI  III  (hl  tili  Uni  1111  /•im/111  il  imium  njih  /,'  Ulli  umi/ljl  min  tili  hu 
iimh/iiij  il  iiih/uu  hn'li  nimm  m  n  il  im  l,'lil,  mn  ,  im/uu/ui 1/ IJili  hu 
niuljili  n  II  ijmiilihui j       iiniiunj       l'un  Itl  li       im  n^lihuit      nn     111111111 


L)  cod.:  'uuij*  2)   Lies:  funuuinJiuum fil/Siitf*. 

.;)  Psalm  8,  4  (Zohrab  S.  395),    statt    des    letzten  Wortes  hier 

^imiuuiiinl,iil,ii. 

4)  Lies  jm  ff/,/ui/n/ni  ,1. 

5)  Lies  uutuiffmtßLnff  in  der  Bibel  der  ganze  Satz  in  Mehrzahl 
(Akinian).  6)  Psalm  8.  1— 4  a  (Zohrab  S.  395). 


36  Jordan,  Armenische  Irena  eus-Fragniente. 

juflinihi  obuinJUCC^t  Pub  ihuipbubgbpu  b  cIt  iuIu  ufü&nt-t,-  lungbuiip 
kl-  iiukiunuiUiui-n^  ipbpuiL-upbuir  (22l*)  luUJ&h'uu  Zbufliufli, 
uniHfli  gluu*  y>tl  \  lubu  nf/jis  unnui  uiub%C(^  t  U.u£  ihpbb<u} 
))uijn*  n<  hppbp>  nuprbpguijp+  fr  pbpuiuaj  uupuing  ^uiuuiui~ 
5  uibgbp  im-p^unL-P-jiL%C(^ t  ))liK  pibu ,  ijf^i  uiulfli  unpuii«. 
))uijn((  uiui;p*  biJ^  pjbu  lffu<  nnpiu  wuiAi*  P^jg  1nL-^  ni 
pjk{±  iJfa}  uiub'u  ifujpq.ujpt;p+  ))n<  bppbjt  Puf^^inffUJJß«* 
uujrij  juiunbuuiugp  aungut  lulinuunL.tfunL.ß bifliu  bß-t;  iuiL-pt?uuu 
^uiiL^liu  bu  quuipuuipl^uü  pul<hbnuni_bcu+     bu  np  b   üuipquip^bnJj 

10  jpiupnubuii    gp    aOgpu    n<    nfimuinlfli i 

))P  pbpufunj  uinuiina  bu  uuiun.butUL.ua  lummuiuianbn 
qujL-p%unL_KrpLJjC(5+  uuiuu  uiiunpbb  uinuinuibbu  iiiinuiqu  cihpnj 
ujunL-uai-UuaL-ffbuiun.t  Ouiniunu  uiiunpbb  uiubuiuiuip  ^uiuuibrtn 
uiinnnbb    uujL.pnilinL.P'pLjUu   ü inuuii  qiuubu*      üb   nnt-tt   uju%uil.uj~ 

15  uiUL-Mrbuiü'ja  bt^  uili nh ui tt l  hJ  h ui ii  n  u£\^il uipuinula In  tili  ni..puj~ 
aulint  ruiuab  bi-  bpiuubibu  huiL-bß  nuiuiui&uinuu  ujuuju, 
iuiiiuiujj  nPnJ  uuiuhnLAiriu  un^pYli^b'ii*  ))P  pbpuiuni  uiuubiuug 
uinuiina  ^uiuuiuiuibubp  uuiL.p^ihnL.ßbLAi*  Juiuli  ß-fuiuubiug 
,pnn     lULJo-uiubi    uß^tiuiubti    bt-  uJp^€^fu%nbpuuC(G*     ußyUiuu pli 

20  pujpbuiui^uinL.pbuih*  uujuu  üb  buipa-^f/ü  cibt-Ui/  puipguiui^uiau-^ 
ßbuhfli  dp^ct-  biiunpbi  uiuinni.Lua-uijb'li  puiübgu,  bn<t;pu  uunuiu 
fUJuuid'bp  bu  ilp^jutiubpu  nß-fliujühuu  lUL-pjiuuig  bi- 
puinpiunbpiJ  'Iph^  b*unV^il  uuiL.pjiuujgu  ß-Jhuiü fni  &2UUJ[1u1nL-~ 
ßbuhhi  bL.  uiuiui£uinbpii£  udpl^J-  juun.pb^  piupt^upufuini-J^buhiu  t 

25  Qnp    jiU<    uijuuiuiüuju    Zbp&nL.uiS'nquig'u     üuiulpuhig    ß^Uuju^p 


1)  Matth.  21,  9  (Zohrab  S.  662),  stark  abweichend  von  d.  armen. 
Bibel!  2)  cod.:  juiniuiuiuiuLj». 

3)  Matth.  21,  16  (Zohrab  S.  662),  abweichend! 

4)  Lies  bu. 

5)  Matth.  21,  16  siehe  oben!  6)  Psalm  8,  3  siehe  oben! 


Armenische  Texte:  29.  Stück.  37 

uu  hiniunuhttiU)  hu  li'hliunu  nun  l,umi  ruiih'h .  uihu  dl.  uuuju 
uuinuuuh  nuinui9uinuilitu+  >*>"4/»  "4"/'  ""/»  ^  u£>uJU<h[h  £ 
m'lmt'h  ^/»CC1*  hnbk  dujpa.iMiptfü  Jöoö^Z'  uap((  lijium  u  aji 
um  nihil  (liiilim  iiiIiiii  in j  nif  iiiii  ihuihi  JLujjnt-0-/tl5/ü  l(n<l^  O  £/» 
/#/  //♦  /ji.  O^T»  hauhuli  uiu  huhnaLAi  um/,  in  iL  j)U.mun  vgn  fluö/i/n«2 
huiiLU<(3+  hl-  m  in  m  ou/i^  luntuuci/tuu  /»"S  liuiuiuinhuqt,  fii-P 
uinuimlu'h*  Sumuiauihuiu  lunlil,  aZaui^uiihuu*  nuiliah  (22v)  "S 
//*/*   uhuijlini     O^Hf    mA\    luutjuhgniJut 

2>ofcn  o^T»  «"/»  *fA  unuiu<hih  £  LuunLJj  j>n  juiuhuuijli 
Liilifi/iK «  "J/**  "^  uiuiui^p^U  'hnhsh'"*  J>ujuah  uinui^J/u0  uihm'h 
mii/iil  ll.miim  () iif  Juinhah  iu  h  u/in  n  ui'h'h  ))  i  ui  uhu  ui  ili  hnhnh((t 
fii  n<  P"S  hü  n/null  s/i  i/i  OL.  i/mmiimii/iiiiif  l,i  luiuhliuilll 
l.fi/jiifi  n<  hl  u  <)  uihm  n/,uii  ,  an  mit ihmhhm i  ga  n  unni  il 
il  uiu/ilih  l,i  li  il  lim  il  uihlil,  uili.  hl-  h  7  imi/mm/ihli  mumm  ui~ 
buiGuihuMi-hlui-filltihiUy  hl-  ah  n<  uiuhuuiju  nuahn  ^n  uiunL~ 
liuio uihu i  ijlimi 7  t 

*/huij[^  /'im  li/i/  uml,  in  iL  »fr  uihm  nhuii  £  h  ^iil^ummuih/i 
U.iimm  mi) ,  hi-  jrunuij^i  uh&  4  uhinuli  *unnuiC(s*  hu  a< 
niuuiij        jif  imiun  ii  ii        £      ihn  Ulli  Uli  O         h        ^n/niimmih/i.  imihnli 

mit  lilil, ijm'h  £  /</  imiim  an,  "Jji  o  uilim  ijl,m  i  ahuuiLß^huiuali 
mimt uihli,  nuiia  tinu  uinuuiLkrhuiu  all  luiuhuuiiu  hnlinji  uilimh 
an a uiy  na  Ii  Xl,iih  il uinnuinHinh  nuinnubauii  ♦  J)U  uihm  tjl,ui i 
i,  ll  +,ii/ruiuumilili  ff.uuimmi),  hl-  l/'unuiigi  it  i,i)  £  uihm'li 
luinm«.  utii      n<      ))h      ahauiliL.ni      uinuiina      hl-      uinnliu mni  inj 

*nuuunuhuuh      uiLn^tlmiß^hLlilKf:*         JnihniLli      'hu  um      iinuili  sl,  i/i      £ 


1)  Psalm  8,  1  siehe  oben! 

2)  Lies:  gSty  fnf.  3)  Psalm    110  (109),  1  (Zohrab  S.424  . 
4)  Akinian:  qfi  iffi* 

h)  cod.  miuufji*  6     Akinian:  i[ujnLtfLuj^ 

1  )    WOhl:    uiimulj    %nnut    Dniluti  ij/,iiii. 

8)  Psalm  76(75).  2.  stark  abweichend  von  d.  armen.  Bibel! 


:;s  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

jmij'l/limjli  hp/jji^CC*  »d£p  &/;p  ifhp,  q[t  upuilisli  ili  t;  utunuh 
gn  jutühujjh  hpl^pfi«.  i^utuli  qh  niuifh'uujjU  m->  lumniu  hihq 
uihujupl^hauß^hult'h  ohuai nji.  hu  )) i m ühlJ m  rh  hphhp  /,  i  niuppiun 
unaut  hu  h  frmnu  m*  lumnlli  auhin  hnquj1«  t  uhpuiuh  mint- 
5  unuuipuju  ))u/bnuh  ohujnjU((  uiul_-  »P~k  upuht<hih  £  ufhnuli 
na  juju  hliujjb  LiiIiiiIi«  .  hu  qh  %<  h  Jhpuji  mo  l,mi.  »uh 
uiUa.ujnA.ujt_  uhwqujihij^auß^huli  na  h  Jnnnj  nuhj  qhphh%u<f-* 
mumn  ^pgp  hu  nn  in 1 11111111  uuß-hujuai-)  hu  uuju  ^LiiXiii  mbniili , 
ah      linquj      <ujpuj<ujn     ful um  mit       nuinXmi  .         n'up     uuju     iu  nmii. 

10  "A*  £  A  "hph  IUJUUML.UJO  in  l<i  hu/ült  qputlth  mithin  ijiii  u ,  ujujuji 
luli u in     £    nuhiii.  dm  tili     all     Lhumaum&     h     uihquaSI^  h   uihquaV 

lluiliili.  hu  a<  jhphph  pltmlth  tau ,  ujii  thphphu  /» uipApuium f , 
hu  umbmjh  nnuilu  muly.  ))U.u  pmpAmu  uhaqujjhi^auk&huh 
ßrKCf     IJJju    g   uwmuplfhnul<rhuhij*       tft1P     hu    miiuup     qu<l_-+      U  h& 

15  hu      J*1**^      Jujjhinuphuh^*  Juiuh       qh       nujymqmihpiu<h      n< 

mit  1,'limfli  hnujun  £  uhh  m  ii ui  fli  im  s,  hu  uhamqujj  (23  rV 
hiauVu  n<  pampaqhlt  nuiSuiqui fhpu  *,.  uuntli  ah  nmiim  ün 
uü ho^dujihi^nuß^huh  auultlt^  hu  qnuj9uujihi9auffhuh  mitmnli- 
unutirhuih    n<     nuuhltt     uu     ujttn    qmpcihiui  qnuivqmihiynuw-puij 

20  nuljlih  qkphhuquja-nuß^hujijij ,  f""JH  nuh&JiujhiVaukrhuh  n< 
aulih%  uiiii  lumii-imlim'li  uimiiim  n f'h ,  ujii  Lhuuinu&aj  utuhuujjlj 
\ili<  il'limi  iinlimi  il uilimt  iiilni  hjirt;  ipph<hu  uhiuiupl^hnu-' 
phujünh*  ii  n  hu  ßuj9ujjujjh§au9  £p  hu  ü  h&mqmjhpiu<* 
nmvmqmi  inu<     t^p     imqujqu     ujnujnlnjuula'huJiJiJ  >     hu     ii  AA  uiijui- 

25  jhiuuK  Juiuh  aujupauß-hu/lj  unufhKhihujqu*  nnujgu  uiuui  mul^. 
»U,ifnuja&uju  iThS^i^ujjhi^auf^huh  ^a  ji  i£hauj  gulu  qhpl^iiju«* 
hu        uif  im  ii.  >y^kp       ßujuujuuahuju ,        fiuj^utquijh rfuußtfiuiJ 

1)  Psalm  19  (18),  5  etwas  abweichend    von  arm.  Bibel  (Zohrab 
S.  397).  2)  Psalm  8,  2. 

3)  Lies:  t[ujfb^nLpfiLu. 


Armenische  Texte:  29.  Stück.  39 

uiilutmi  ((  ' ,  »mil  nmiiXuii  il  AA  i/uiff,  i^iii  U  In  h  j»n(JC  nuiSiuiiuj  in  i~ 
9ltl  frJlli'lt  in'h im  ii I 'in u  U  l.nih'h  :  fji~  nliul^u  il  AA  miJ in  ( A  im  s  l^p 
uftiuii-ntpiiiL.pnihili+  all       tiilm^       hiui&y       IjL.       nn  iiihum  iilim  li'h 

niuiitL  frfiiJliii     Iiiiiio  uuinuiq  :      l£h     ijil Ijijinij     nur uin uii^n nnLkrnLJiu 

i    Iiiiiji  mini  fii       1111111111 .  all       mil  //hm  f'li       iiufiiiiii  iiiliiuii'h       /  uuihl  nuia 

Li  ijiml  1,'lim  f'li  iw  lu  mn  in  Ii  hu  m  ii  m  hl,  iiiil  il  in  ii  hu  im  ,  i  uin  uin  ii 
uiilinppli  il  AA  Ulli Im  (I,  im  s  g  ailiuji_a^lirii  ..prpiSlhif  nn  quill  I,  m  jl/ll 
uuiiniVuipuip        i im  uji'lil, mil .  OL.       quill hlim f'h         ijut  ih  lytiinuin 

ijniio  l,uuj  t 

•  hiuiiXItiu  I     Ll.     iiiii/ii     npuiun  ilili     PuiL-lihr    uiut^*      J)lkuinni-Uib" 

uliii  kl  Ultimi  n  n  il  l,h .  an  'liuijn  nm'li  u  /  im  liml,  uiliu  mittun 
*llj1[l^lni-P'['l^t  /'  ^  hS  hpltp^CC'-*  »all  uiifnuia&uiL.  ifho-Juii* 
l>  flu  t-J<T  fahl  ßii  fi  ifltpiij  fiuhi  qbpLInliinx'2*  m/u  £  dhpuiajii  i 
uuipüuajll       '/•  f^immm^i.  hl^      all       ^lUlilpuip&.ai-ifh      utl l, n iiiiim  iiii 

ill,ljhlt.  iijiu^lm      Ll.      l^ni-buiu      im  I,  min  n  ui'hli  SV/       iuul^      Ii       XL  all 

Shiim'li  Uhaajf  npiqltu  iiiuuiq  uuifutlihpuuili.  ){hummimi  n  Ii 
puttpii^iq  I' fim  iimijhl  U^ili<liL.  uul/lini  um  n  nullit  am  fJ  In  7 
[i     nmiiXu/litiCC  3  * 

1)  Psalm  92(93),  1  (Zohrab  S.  418):  Sty  [duiqun  npktug  t[utjhL^n^ 

jitpLU    auL  nun  . 

2)  Psalm  73(74),  12  (Zohrab  S.  413),  abweichend! 

•  !)  Luk.  24,  49  (Zohrab  S.  70r>):  'uumutnni^i  /i  .puiqui.fl/m  jbnm_- 

iiuiql^il,     il/fiiSlt    qutiuni  am  ./>    qopni./d/n<lt    Ii    puipXuiitq t 


IL  Übersetzung  und  Untersuchung. 

a)  Das  Fragment  aus  Evagrius  Ponticus. 
Übersetzung  des  1.  Fragments. 


i  Aus  Erenios  Schrift  eine  Frage1,  über  den  Nus  und  die 

2  fünf   Stufen    der  Herabminderungen,    welche [s]  Euagrijos]  er- 

3  wähnt 2. 

4  Denn  wahrscheinlicher  ist  es  zu  sagen  Propatora  den  Nus 


1)  Lüdtke  vermutet  »o%ö?.iov*,  W.  B.  II  69c  u.  70a  bietet  als  Äqui- 
valent SQioxrifjLa  u.  €7tegonr]/j,a. 

2)  So  nach  cod.  Ven.,  aber  bei  «Erenios«  fehlt  Genetivendung.  Sar- 
gisean  hat:  des  Evagrios  aus  des  Erenios  Schrift  eine  Frage  über  den 
Nus  und  die  fünf  Stufen  der  Herabminderungen,  welcher  den  Evagrius 
erwähnt«;  cod.  Vind.  hat:  »Aus  Erinos'  Schrift  eine  Frage  über  den  Nus 
und  die  5  Stufen  der  Herabminderungen,  welcher  Evagrius«  (es  folgt 
eine  Unform,  s.  ob.  oder  nach  Handes  als  Zuname  gedacht?).  —  Nach 
W.  B.  II,  449c  ist  'unL.utiinL.phu/u  Äquivalent  für  slXsixpiq-,  aber  da 
das  der  armenischen  Stammform  entsprechende  Yerbum  neben  sxXsItcü) 
auch  Äquivalent  für  anogeo)  ist  (vgl.  W.  B.  II,  448 f),  so  kann  unsere  Form 
auch  Äquivalent  für  anoola  sein;  dahinter  aber  steckt  anog[Qo]i(bv,  ein 
Ausdruck  des  Irenaeus  für  »Emanationen«  (adv.  haer.  I,  14,  5:  Stieren 
I,  168 — 71;  Harvey  I,  137)  (vgl.  sonst  den  Gebrauch  des  Ausdrucks  tcqo- 
ßoXrj  und  seiner  Nebenformen  für  emissio  bei  Irenaeus).  In  dem  Capitel,  aus 
welchem  dieses  Bruchstück  bei  Evagrius  genommen  ist,  redet  ja  Irenaeus 
tatsächlich  von  dem  Nus  und  den  fünf  weiteren  Stufen  der  Emanationen, 
nämlich  der  Aletheia,  dem  Logos,  der  Zoe,  dem  Anthropos  und  der  Ekklesia. 
Also:  »EvaygLov  ix  xr\q  xov  Elorjvalov  ygc^pT^q  STcegojxrjfza  vTthg  xov  voöq 
xal  xujv  nivxe  xäc-sojv  xöjv  änoggoiäiv«.  Dem  entsprechen  dann  als  die 
von  Irenaeus  anerkannten  Bewegungen  des  Nus  die  folgenden  fünf:  (pgö- 
vqoiq,  evvoia,  iv&v/urjOiq,  Xoyio/xöq,  Xöyoq.  —  Lüdtke  wendet  gegen  diese 
Auffassung  ein,  daß  Irenaeus  erst  den  Xöyoq  ngo(pogixdq  als  ngoßoXfj  des 
vovq  betrachtet,  die  andern  Stufen  seien,  um  mit  Irenaeus  zu  reden,  demi- 
norationes  innerhalb  des  vovq. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  41 

5  und   seine    Tochter   die   Ennoia  K     Nicht   wenn 2   die    Ennoia 

6  Mutter   ist  des  Nus,  wie  sagen  einige 3,  sondern    der  Nus  ist 

7  der  Vater  der  Ennoia4.   Welcher  auch  wirklich5  das  Leitende t; 

8  der  innen    verborgenen    und   unsichtbaren    Anordnung7   inne 

9  hat8,  aus  welchem  die  Intelligenz9  herausgeboren  wird  und 
10  die  Ennoia  und  die  Enthymesis 10.  Und  diese  sind  nicht 
li  außerhalb  des  Nus,  sondern  aus  ihm  und  seiner11.   Und  über 


1)  Lat.  int.:  »de  Propatore  et  de  hoc  Nu  emissam  esse  filiam  Ennoiam« ; 
zvvoia  =  intellectus  in  I,  2,  1  (Stieren  I,  19;  Harvey  II,  13),  =  mens  in 
I,  6,  4  (Stieren  I,  77;  Harvey  I,  56).  Der  Armenier  las  wohl  etwa:  elxö- 
teqov  yäo  sgzi  XeyEiv  TCQonäzooa  Novv  xal  d-vyazeaa  avzov  "Evvoiav. 

2)  »Nicht  wenn«  ist  im  Armen,  verstärktes  »Nicht«;  ef.  lat.  int. 

3)  Lat.  int.:  »sicut  dicunt«  ohne  »einige«! 

4)  Also:  Ov  ya.QVEvvoia  ixi]zr\Q  iazl  zov  Noog,  (hg  Isyovoiv  (ziveq), 
ällä  6  Novg  iaztv  naz^o  xr^g  ^Evvoiag. 

5)  Der  Armenier  läßt  die  Worte  des  lat.  interpres:  »Quemadmodum 
autem  et  emissus  est  Nus  a  propatore«  fort  und  setzt  statt  »qui*  np  U  %uj, 
wohinter  (nach  Lüdtke)  vielleicht  np  |^]^/«/[^i]  U  steckt,  nach  Akinian: 
np    Jil   'uuifu;    lat.  int.  hat  umgekehrt:  »principalem  etprimum  . . .  locum«. 

6)  Nach  W.  B.  I,  291  a  =  rö  'Hyefxovixöv. 

7)  Lat.  interpres:  »adfectio«;  Irenaeus  schrieb  offenbar  diä&eotg,  das 
ist  das  Äquivalent  für  das  armen.  Wort  nach  W.  B.  II,  896;  lat.  interpres 
hätte  es  mit  dispositio  wiedergeben  müssen,  mit  adfectio  aber  wählt  er 
an  dieser  Stelle  ein  falsches  Äquivalent,  das  ndS-rjfta  wiedergibt,  öiä&eoig 
übersetzt  lat.  interpres  mit  »adfectio«  auch  in  adv.  haer.  I,  4,  1  (St.  49; 
Harvey  I,  35)  u.  I,  12,  1  (St.  I,  13Sf;  Harvey  I,  110),  aber  im  selben  Capitel 
<>*ibt  er  auch  öia&eaig  zweimal  mit  dispositio  wieder  (vgl.  Harvey  I,  109^; 
<Sicl&eGiq  übersetzt  lat.  int.  mit  passio  in  I,  16,  3  (Stieren  I,  203;  Har- 
vey I,  163). 

8)  Also:  dg  (zö  tiqüzov)  xal  zo  })ye,uovixdv  z;]g  too  xexgvfifiivijQ 
xal  dooäzov  öia&toewg  xazs/ei. 

9)  Lat.  interpres  »sensus«;  für  das  armen.  Wort  ist  nach  W.  B.  I,  958b 
das  Äquivalent  <poövi]Oig  (vgl.  adv.  haer.  I,  29,  2,  Stieren  I,  361;  Har- 
wbj  I,  223). 

10)  Also  etwa:  ig  or  /;  <Po6vrjOiq  exytvväzai  xal  i,  v  Evvoia  xal  >,  Ev- 
ttiuTjölg.  —  Lat.  interpres  übersetzt  €rS-i'\utjOig  mit  intentio  in  I,  2,  2  (Stieren 
I,  21;  Harvey  I,  16)  u.  I,  2,  4  (St.  25;  Harvey  I,  19). 

\1)  Lat.  interpres:  »et  talia,  quae  non  alia sunt  praeter  Nun;  sed  illius 
ipsius«  (»quemadmodum  praediximus»  om.  Evagrius).  Iren,  etwa:  xcl  avzai 
ovx  sIolv  g|cf>  zov  Noög,  &U1  ig  avzov  xal  airov.  Für  »talia«  des  lat. 
falt.  lesen  einige  cod.  u.  Edit.  alia«.  —  (Lat.  int.  wiederherzustellen:  »et 
talia  [quae  .  .  alia  tilgen]  non  sunt  praeter  Nun.  Bed  .  .  .«,  Lüdtke). 


42  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

12  irgend    eine    Erscheinung,    die    qualificiert    ist1,    Bewegung 

13  empfangen  habend,    gemäß  der  Vermehrung  den    Gedanken 2 

14  und     das     Wort     entsendet     er 3.       Selbst    innen    bleibend 4 

15  unbewegt,    als 5  Schöpfer   und  Versorger  der   Ennoiai 6   leitet 

16  er  künstlich  in  selbstmächtiger  Freiheit,  wie  er  will 7.     Und8 

17  seine  erste  Bewegung  über  etwas  wird  genannt  Ennoia;   und 

18  verbleibend   in   ihm   und   vermehrt   und  erreicht   habend  die 

19  Seele,    wird    gerufen   dieser   Enthymesis9.     Aber   die   Enthy- 

20  mesis    zögernd   in   ihm  wie  durch  Probe  gegangen  wird  sen- 
2i  satio10  genannt11.      Und    diese   sensatio  mehr  erhöht   ist  Ge- 


1)  Statt  n[iuiliuitjb[nj  will  Lüdtke  lesen  npnihghjnj,  nach  W.  B.  II, 
534b  =  oql'Qelv  u.  a.  vgl.  lat.  int.  »dispositae,  conterminatae«;  doch  scheint 
7ioioj&£ioti<;  durch  Arab.  gestützt  zu  werden.     Vgl.  unten  S.  48. 

2)  Vgl.  W.  B.  I,  976;  es  bietet  als  Äquivalent  Melht],  Xoyiafiöq, 
fiia).oyio/uöq,  vbr}(ia,  öidvoia,  ßovXrf,  (pgbvr]jua\  vielleicht  ein  Wortspiel 
l.oyiöfjiÖQ  —  Xoyogt 

3)  Also  etwa:  xal  tceqI  (pavzaolaq  zivbq  noioj&EiGriq  [oQLa^eiarjql) 
xivrjoiv  dvaXaßtov  xaz  avfyoiv  zbv  (öia)ÄoyiO[ibv  xal  zbv  Xbyov  TiQoßaXtei. 
(Armen,  ungenau  Part.  Aor.  im  Gen.  (absol.) :  nach  lat.  int.  »Accipientes« 
zu  verbessern.  —  Es  kann  aber  auch  verbunden  werden :  xal  tieqI  (pavza- 
olaq zivbq  ÖQio&Eiorjq  xlvtjgiv  avaXaßovorjq,  Lüdtke). 

4)  Lat.  interpres  »sensu  manente  intus«;  Lüdtke  vermutet  Verwechs- 
lung von  vovq  und  avzbq,  wohl  das  letztere  das  Richtige! 

5)  »unbewegt  als«  om.  lat.  interpres. 

6)  ifuiutb ifiuugu  nach  W.  B.  II,  305  a  gleich  inivoia  und  evvoicc. 

7)  Etwa:  avxbq  eoio  /aevwv  axivrjxoq,  ibq  xzlozi]q  xal  STti/uEXiiztjqC?)  ztbv 
evvoiö)V  xvßEQvä  ZEXvixojq  avZE^oroiwq  ilEvd-EQOjq  ojg  QeXei. 

8)  Hier  beginnt  der  von  Lüdtke  entdeckte  griechische  Text  bei 
Joh.  Dam.  und  Maximus  (s.u.!);  den  Armenier  hat  Lüdtke  vor  jener  Ent- 
deckung übersetzt  und  es  schien  richtig  daran  auch  nachher  nichts  zu 
ändern;  die  hier  in  den  Anm.  von  diesem  Stück  gegebene  griechische  Re- 
construction  möchte  den  Text,  den  der  Armenier  las,  reconstruieren. 

9)  xal  rj  7iQ(bzT]  xlvrjaiq  avzov  tceq'i  zivoq  kvvota  xccXEtxai'  xal  km- 
ßEivaoa  iv  avxw  xal  avSrj&ELöa  xal  zvTCwoaoa  xijv  ipv%}]v  ^.EvS-v/urjaiq 
TtQoaayoQEVEzai. 

10)  Es  steht  hier  im  Armenischen,  wo  der  lat.  interpres  sensatio  über- 
setzt, dasselbe  Wort  wie  oben,  wo  er  sensus  übersetzt;  soll  von  lat.  inter- 
pres vielleicht  nur  der  kleine  Unterschied  von  <pQÖvr]oiq  und  <pQÖV7jfia 
wiedergegeben  werden?  vbijaiq,  das  Massuet  vorschlägt  (vgl.  Stieren  I,  311 
Anm.  9)  ist  kein  Äquivalent  für  das  armen.  Wort. 

11)  H  6h  'Ev&v/UTjaiq  fXEivaaa  (oder  vielleicht  ßrixvvovoal)  iv  zavröj 
wq  savxtjv  ßaaavtaaaa  (pQÖvrjmq  bvo/ud^Exat. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  4o 

22  danke  geworden1.  Aber  die  Bewegungen2  der  Gedanken 
33  werden3  Überlegung4  genannt5;  welche  auch  hinein  über- 
eile gt(es)6  angeordnet(es)  Wort  richtig  gerufen  wird7,  aus 
25  welchem  das  Herausschickbare  entsandt,  wird  Wort8.  Und 
2G  ein  und  dasselbe  [sind]  die  Vorhergesagten  von  dem  Xus  An- 

27  fang  nehmend,    und    gemäß  der  Vermehrung  empfangend  die 

28  Namen9.  Und  10  der  Leib  des  Menschen  es  ist  irgendwann,  daß 
2it  jung,  und  es  ist  daß  männlich  und  wann  alt ]  l.  Gemäß  der  Ver- 
30  mehrung  und  gemäß  dem  Bleiben12  nimmt  er  die  Zufügungen 
81  der  Benennungen,  aber  nicht  gemäß  der  Veränderung  der  Sub- 

32  stanz,    und  nicht  gemäß  dem  des  Körpers  Wegwerfen13.     So 

33  auch  der  Nus  und  diejenigen,  welche  des  Xus  sind14.  Denn 
:u  wegen  wessen  jemand  sinnen  möchte,  wegen  wessen15  er  die 
3f>  Enthymesis    macht16;    und    weil    die  Phronesis  ist,    deswegen 

1)  CH  6s  (pQovrjoiq  nXaxvv&eToa  öialoyio/ubq  yeyover.  (Der  Armenier 
hat  hier  dasselbe  Wort  wie  oben  bei  ?.oyiöiu.6g,  aber  der  Lateiner  weist 
auf  verschiedene  Wörter!) 

2)  Der  lat.  interpres  hat  »xivrjaeiq«  nicht  mit  dem  an  sich  unklaren 
Miiotus«,  sondern  durch  »augmentum  et  naotus«  wiedergegeben;  die 
folgenden  Worte  »in  multum  dilatatus«  des  lat.  int.  sind  wohl  zu  streichen 
als  Dittographie  von  der  vorigen  Zeile  her! 

3)  Nach  Correctur  siehe  oben! 

4)  Das  Wort  fun^ut p iuiMnt-jJfiL<u  nicht  in  W.  B.,  wohl  aber  dasselbe 
Wort  mit  /[  statt  p  I,  958b  =  (pQÖvrjoiQ,  (pp/'jV,  (pyEveq  (s.  ob.!). 

5)  Siehe  oben  Conjectur:  al  ob  xivr/OEiq  töjv  fiia?.oyiaucüV  öia/.oyi- 
onxbv  (oder  (pQor^oeajq  SiaXoytauoq)  uvopiaQovxai. 

6)  Vgl.  W.  B.  I,  837b. 

7)  o  (öq)  xal  ivdia&eroq  Xoyoq  uQ&iöq  xaXelxai. 

8)  Mit  anderer  Tnterpunction:   e<£  ov   6  nQO<pooixb^  ixitif/tnerai  Xbyoq. 

9)  Etwa:  Kai  liv  xal  xavxbv  xä  TZQOEiQwteva  anb  xov  Nooq  «(>/',» 
Xapißdvorxa  xal  xax^  av&joiv  nooGÖE'/buEva  xd  övöpiaxa. 

10)  Statt  »und  hat  cod.  Vind.  wie  auch«  entsprechend  dem  »quem- 
admodum  et«  des  lat.  interpres. 

11)  Etwa:  Kai  xb  oöj/ua  xov  kvS-qiotiov  l'-mi  nozk  uir  anakdv,  noxh  dt 
drtioEiov  xai  tioxe  yrjoaXEov  I  Lüdtke). 

12)  Vgl.  W.  B.  I,  1087  u.  II,  2S7. 

13)  Etwa:  Kaxä  xtjv  av^rjaiv  xal  xaxa  xb  y-ntuivuv  Xaußärei  rä; 
KQOOTjyoQlaq,  &XX'  ov  xax'  oialaq  uExaßoX^v  xal  ov  xaxa  Gih/uaxo^  dio- 
ßoXJjv. 

14     Etwa:  ovxoq  xal  b  Novq  xal  xä  xov  Nodq  bvxa. 

15)  Recte  -dessen«. 

16    Etwa:  nrepj  ov  ydo  dv  xiq  ivvoohj,  xeqI  xovxov  xijv  Fv&vfAt;oti  KOiSi. 


44  Jordan.  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

36  auch  rät    er1;    und    was  er  rät,    das  auch  überlegt    er2;    und 

37  was    er  überlegt,    das  auch  redet    er3.     Also,    dies    alles,  wie 

38  ich  früher  gesagt  habe,  der  Xus  besorgt  und  leitet4.     Da    er 

39  selbst    unsichtbar   ist   und   von  sich  selbst  durch  die  Vorher- 

40  gesagten  wie  durch  Strahlen,  werfend  das  Wort  er  vorbringt, 
4i  und  nicht    er   selbst  von  irgendeinem  wird  geworfen5.     Und 

42  dies    über   die  Menschen    passend   ist    zu    sagen,    da    sie    zu- 

43  saminengesetzt 6  sind  von  Natur,  und  aus  Geist  und  aus  Leib 

44  bestehend 7.     (Und  welche  in  Tugenden  geübt    sind  mehr  be- 

45  achten  sie  von  diesen  fünf s,  was  oben  geschrieben  ist) 9. 

Untersuchung  des  1.  Fragments. 

Das  Fragment  steht  im  Cod.  von  S.  Lazzaro  in  Venedig 
Xr.  427  unter  Erläuterungen  zu  Evagrius  Ponticus,  danach  ist 
es  abgedruckt  in  S.  Patris  Evagrii  Pontici  Vita  et  Scripta  (Warkh 
eu  matenagrouthiunkh)  e  graeca  in  Armenorum  linguam  trans- 
lata  V.  saec.  laboriose  et  industrie  in  lucem  promissa  a 
P.  Barsei  Vardapet  Sargisean,  Venedig  1907  (armenisch)  S.  385 
Z.  1 — S.  387  Z.  18;  eine  Inhaltsangabe  dieser  Sammlung  der 
armen.  Überlieferung  von  H.  D.  Sahaghian  steht  in  Byz.  Zeit- 
schrift 20,  1911,  S.  309  f ;  vgl.  auch  S.  Weber  in  Lit.  Bundschau 
1910,  S.  86  f.  Das  Fragment  steht  aber  auch  im  cod.  der  Wiener 
Mechitharistenbibliothek  Xr.  47  (olim  Xr.  49a)  Blatt  325  a;  hier 
steht    es   in    einer   Anfang  des  19.  Jahrhunderts   geschriebenen, 


1)  Etwa:  Kai  ozl  r\  (pgövrjalg  iazi,  diä  zoizo  xal  ßov?.evei. 

2)  Etwa:  Kai  a  ßov/.eiei,  zavza  xal  öia/.oyiZ,ezai. 

3)  Etwa:  Kai  a  öia/.oyi&zai,  zavza  xal  ?Jyei. 

4)  Etwa:  Havxa  ovv  zavza,  (bg7iQoelQ7]xa,  6  Novg  yoQrjyel xal  xvßeQvä. 

5)  Etwa:  ozl  abzog  äöoazog  sozi  xal  c«p'  tavzov  öia  zä>v  tcqoslqtj- 
[xevajv  cjq  öiä  äxzivoiv  ixßä?.?>a)V  zbv  Xöyov  TiQoäyei  aXk  ovx  aizög  änö 
zivog  ixßdlAEzai. 

6)  Nach  cod.  Vind.  =  Lat.  interpres  »compositi«;  die  Lesart  des  cod. 
Ven.  ist  verderbt  (Lüdtke). 

7)  Etwa:  Kai  zavza  negl  zä>v  ävS-otoTtcov  exywoeKl)  ksyeiv,  ozl 
ovveZ.Evynkvoi  slalv  (fvosi  xal  ix  otb/xazog  xal  ix  yjvyjjg  owLOzä/iEvoi. 

8)  mtuut-b^  ist  mit  Ablativ  =  >-mehr  als« ;  aber  da  uifungftl^  Genetiv 
ist,  wohl  sklav.  Übers,  eines  griech.  Gen.  comp.:  »als  diese  fünf«. 

9)  Kai  dl  iv  apszalg  tfoxrjfievoL  elalv ,  TiXeov  xazavoovai  zovzcdv 
zujv  rttvze  n QoyeyQa/j.fiavcjv;  Lüdtke  reconstruiert:  »xqeizzov  .  .  zwv 
Tibvze  zoizcov  o  7ipoEyQd(pr/«. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  45 

auf  eine  Vorlage  von  1725  zurückgehenden  Handschrift,  die 
wieder  auf  eine  »uralte«  bisher  unbekannt  gebliebene  Hand- 
schrift von  Kilikien  zurückgeht;  die  Handschrift  enthält  einen 
sog.  »über  causarum«,  eine  biblisch-patristische  Einleitungsschrift, 
in  welcher  nur  Schriften  besprochen  werden,  die  ins  Armenische 
übersetzt  sind,  darunter  im  10.  Buche  Schriften  des  Evagrius 
Ponticus,  und  darunter  auch  »Frage  aus  dem  Buche  von  Ire- 
naeus«.  In  den  in  Wien  vorhandenen  armen.  Evagriusschriften 
in  cod.  235,  275  u.  276  ist  wenigstens  nach  dem  Katalog  nichts 
von  lrenaeus  zu  lesen  (das  Vorstehende  nach  Dashian,  Katalog 
der  armen.  Handschriften  in  derMechitharistenbibliothek  in  Wien 
1895,  deutscher  Text  S.  32  —  35,  bes.  35  a,  S.  124f,  S.  147  f; 
armen.  Text  S.  232  u.  1094).  Akinian  teilt  mir  mit,  daß  das 
»Buch  der  Ursachen«  im  12.  13.  Jahrh.  zusammengestellt  ist  von 
Gregor  Vardapet,  dem  Sohne  Abas'  (f  um  1220  [1217—1221]); 
über  ihn  handelt  Akinian  in  Handes  Amsör.  1907,  S.  132 — 35: 
228—35. 

Das  Fragment  stammt  aus  lrenaeus  adv.  haer.  II,  13,  1 — 3 
(Stieren  I,  S.  310  Z.  17  bis  S.  312  Z.  12;  Harvey  I,  S.  280  Z.  26 
bis  S.  282  Z.  4)'. 

In  beiden  Handschriften  wird  das  Fragment  im  Zusammen- 
hange mit  Schriften  des  Evagrius  Pontikus  überliefert.  Freilich 
nimmt  es  im  cod.  Ven.  dadurch  eine  merkwürdige  Stellung  ein. 
daß  es  nicht  in  die  Evagriusschriften  verarbeitet  ist,  sondern 
diesen  lediglich  angefügt  ist.  Es  besteht  also  immerhin  wenigstens 
die  Möglichkeit,  daß  das  Stück  später  den  Evagriusschriften 
von  einem  Armenier  hinzugefügt  wurde2.  Aber  der  im  arme- 
nischen Text  hinzugefügte  Schlußsatz  (oben  Z.  44  f) .  scheint 
mir  doch  auch  ein  griechisches  Original  vorauszusetzen  und  zu- 


1)  Lüdtke  hat  als  erster  in  ThLZ  1911  Sp.  S27  auf  das  Fragment  auf- 
merksam gemacht  und  es  identifiziert. 

2)  Diese  Möglichkeit  würde  dann  zur  Wahrscheinlichkeit,  wenn  efcws 
der  ganze  armenische  Evagrius  Ponticus  aus  dem  Syrischen  geflossen  ist. 
worüber  W.  Lüdtke  in  ThLZ  1913  Sp.  348  zu  vergleichen  ist,  der  aber  nur 
für  die  Centurien  ein  syrisches  Original  annimmt:  unser  Stück  ist  sicher 
direct  aus  dem  (Jriechischen  geflossen,  müßte  dann  also  erst  im  Armeni- 
schen mit  Evagrius  verbunden  sein;  dann  wäre  unser  Stück  wohl  ein 
Rest  der  alten  verlorenen  armenischen  Übersetzung  von  lrenaeus  adv.  haer. 
Buch  1—3. 


40  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

gleich  im  Zusammenhange  zu  stehen  mit  der  eigentümlichen 
Tugendlehre  des  Evagrius  Ponticus  K  Evagrius  hatte  ja  die 
Lehre  von  den  8  Lastern,  denen  entsprechende  Tugenden  gegen- 
überstehen, verknüpft  aber  diese  Lehre  gelegentlich  auch  mit 
eigentlich  psychologischen  Erwägungen,  insbesondere  mit  der 
Lehre  von  den  Seelenkräften.  So  klingt  etwa  an  Irenaeus  an, 
was  Evagrius  in  Capita  Practica  ad  Anatolium  sagt  Cap.  61 2: 
TQi/iegovg  öe  rrjq  JLoyixtjg  ipvxrjq  ovo?]Q  xaza  zbv  öo(pbv  f/[ia>v 
diöaöxaXov,  6z  av  y.\v  Iv  zq3  Xoyiözixcp  fiegti  y£vi]zai  r\  agszrj, 
xaXslzac  g)Qov?]öiQ  xal  övvsglq  xal  öotpia.  oxav  öh  tv  zw  Im- 
&vii?]Tixq>,  öaxpQOövvi]  xal  ayaüti]  xal  iyxoazeia  xzX.«  So  will 
wohl  also  der  Zusatz  zu  Irenaeus  besagen,  daß  den  vom 
Tugendlehrer  Belehrten  die  fünf  Seelenkategorien  des  Irenaeus 
noch  nicht  genügen,  sie  vielleicht  auf  mehr  Kategorien  Kück- 
sicht  nehmen.  Immerhin  liegen  schon  die  Kategorien  des 
Irenaeus  durchaus  auf  der  Linie  der  Schematisierung  des  gei- 
stigen Processes,  wie  sie  bei  Evagrius  stattfindet,  und  sie  waren 
ihm  also  willkommen.  So  wird  das  Stück  doch  wohl  schon  zum 
griechischen  Evagrius  gehört  haben  und  der  erste  Beweis  einer 
Bekanntschaft  des  Evagrius  mit  Irenaeus  adv.  haer.  sein.  Sar- 
gisean  bezieht  das  Stück  auf  Nr.  ->9  der  1.  Centime  der  pro- 
gnostischen (gnostischen)  Probleme3.  Das  Stück  kam  also  wohl 
mit  irgend  einem  Stücke  des  Evagrius  nach  Armenien;  aber  kaum 


1)  Vgl.  über  sie  0.  Zöckler,  Evagrius  Pontikus  (in  Bibl.  und  kirchen- 
hist.  Studien  4.  Heft)  1S93  und  ders.,  Die  Tugendlehre  des  Christentums 
1904,  S.  56  ff.  —  Unter  den  bei  Wright  S.  445  ff  verzeichneten  syrischen 
Schriften  des  Evagrius  in  cod.  Mus.  Brit.  Add.  14578  fallen  besonders  auf 
Nr.  7  »on  the  distinetions  of  the  thougts«,  Nr.  20  »Definition  of  the  pas- 
sions  of  the  soul«  und  Nr.  26  »By  what  things  the  intellect  is  impressed 
and  by  what  not«,  aber  Nr.  20  ist  gleich  den  33  »Capitula  per  gradus*  in 
M.  P.  graeca  40, 1264 — 68;  dagegen  könnten  Nr.  7  u.  26  noch  einen  Beitrag 
zur  Psychologie  des  Evagrius  liefern;  sie  sind  m.  W.  noch  nicht  heraus- 
gegeben. —  Während  des  Druckes  geht  mir  eine  Photographie  des  syri- 
schen Textes  von  Nr.  7  (fol.  92/3)  zu;  aber  eine  Prüfung  durch  Lüdtke 
ergab  keine  innere  Beziehung  auf  das  Irenaeusstück. 

2)  Migne  P.  graeca  40,  1236  A.  Vgl.  auch  Frankenberg,  Evagrius 
Ponticus  1912,  bes.  S.  211  tl  eoziv  fj  zov  vobe,  xivrjoiq  xt?..,  S.  203 
u.  öfter. 

3)  Sargisean  stellt  das  Stück  unter  «Unechtes«,  ohne  dabei  auf  eine 
Zufügung  im  armenischen  Texte  zu  reflectieren. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  J7 

schoo  im  5.  Jahrhundert,  wie  die  aus  dem  Syrer  geflossenen 
Stücke  l. 

Unser  Versuch  der  Recunstruction  des  griechischen  Irenaeus- 
originals  zeigt  wohl  deutlich,  daß  der  armenische  Text  trotz 
gelegentlicher  Ungenauigkeiten,  wie  des  Wegfalls  von  »Quem- 
admodum«  bis  »propatore«  ein  sehr  wichtiges  Hilfsmittel  zui 
Keconstruction  des  griechischen  Irenaeustextes  ist,  indem  er  oft 
gerade  da  aufklärt,  wo  der  Lateiner  ganz  im  Stich  läßt. 

Ich  kann  zugleich  noch  ein  neues  textkritisches  Mittel  fin- 
den lrenaeustext  bieten.  Zufällig  fand  ich  in  codex  Vatican. 
arab.  17b2  (olim  28)  fol.  67  eine  arabische  Übersetzung  eines 
Teiles  dieses  Fragments  des  Irenaeus;  es  bleibt  nach  der  Stellung 
des  Fragments  unbekannt,  wer  es  nach  Arabien  übermittelt  hat3. 
Ks  muß  ein  Bruchstück  eines  größeren  Werkes  sein,  denn  es 
wird   unter  Cap.  8  angeführt.     Der  Text  lautet4: 

xJ-oU    ob 

k7=»  ^i  äu^yi  Lei,  jüLü  jjj  J*»J\,  W'^  r^lh 

1)  Nicht  alle  Schriften  des  Evagrius.  sondern  nur  die  Seiten  14 — 54, 
t>3 — 141,  217 — 323,  <ler  Ausgabe  sind  im  5.  Jahrh.  ins  Arm.  übersetzt,  die 
anderen  Schritten  vielleicht  im  6. — 10.  Jahrh.  (P.  Akinian). 

2)  Beschrieben  von  Mai,  Seriptorum  veterum  nova  collectio  Bd.  4, 
1831,  S.  323;  der  codex  ist  geschrieben  Anfang  des  14.  Jahrh.;  er  enthält 
1)  den  arabischen  Text  der  Dialektik  des  Joh.  Damascenus,  2)  eine  Samm- 
lung Väterexcerpte,  dann  3)  Caput  complectens  octo  sectiones  varii  ar- 
gumenta ex  dictis  s.  patrum;  nimirum,  a)  Irenaei  episcopi  Lugdunen>is 
de  intellectu,  b)  Gregorii  Nazianzeni  advers.  Apollinorem  u.  a. 

3)  Von  einer  arabischen  Irenaeusübersetzung  ist  mir  nichts  bekannt. 
Die  beiden  anderen  in  dieser  Arbeit  ve  rotten  fliehten  arabischen  Stücke 
des  Irenaeus  sind  durch  Übersetzung  aus  dem  Koptischen  ina  Arabische 
gekommen;  so  ist  wohl  zu  vermuten,  dal?  auch  dies  Stück  im  Zusammen- 
hang der  Übersetzung  Ycm  Schriften  eines  andern  ins  Arabische  kam. 
Vielleicht  mit  Evagriusschriften?  Vgl.  Zöckler.  Evagrius  Pnntikus.  1S93. 
S.  34  ff. 

4)  Ich  gebe  den  Text  nach  einer  Schwarz-weiß-Photographie  vom 
codex;  Privatdozent  Dr.  Horten  in  Bonn  hatte  die  Freundlichkeit,  den  ara- 
bischen Text  zu  recensieren  und  ins  Deutsche  /.u  übertragen. 


48  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

^       v^Xi'«       (jV0)^      I^J[     IJ^)-*^      ItX^     Lfltj.fi.     0^£t>         |j*fcAjJ!    J.Jt 

^o  wäJoL    *.üix>!  Lo  Ij]  ftXj&*  ^Lä*3*  ^c+w  >Lä^>!  s-Xj*j^ääJ! 

l-gAS"  s  jjD   ftX-yoj   ^•-wwv^JI  )>LJi   J*ä!I  vJ^«   *JLä^  L!«.o  ^K 

»Capitel  8«  *. 

Es  enthält  Abschnitte  aus  der  Lehre2  der  heiligen  Väter 
über  verschiedene  Begriffe. 

Irenaeus,  der  Bischof  von  Lügdäj  3  sprach4:  »Der  Verstand5 
ist  der  Führer  und  Leiter 6.  Er  verhält  sich 7  wie  das  erste 
und  das  für  alles  Denken  determinierte  Princip.  Das  Sehen8 
ist  hingegen  eine  mit  besonderen  Qualitäten  ausgestattete  Be- 
wegung9, die  gegen  ein  (bestimmtes)  Ding  hervorgeht 10.  "Wenn 
diese  (Bewegung)  dauert  und  vollendet  wird  und  die  Seele  um- 
faßt, wird  sie  Accidenz  * 1  gerufen.  Bleibt  dieses  Accidenz  eine 
Zeitlang  und  wiederholt  es  sich  nach  Art  eines  freien  Willens- 
entschlusses, dann  wird  es  Denken12.  Wird  dieses  (Denken) 
nicht  gehemmt  und  breitet  es  sich  aus  (auf  viele  Objecte),  so 
ist  es  eine  Ansicht x  3.     Die  Zunahme  (das  Wachsen)  der  Ansicht 


1)  Wörtlich:    »Ein    Capitel,    sein   (des  Buches)    achtes«;    wohl    Ver- 
schreib ung  für  bäb  tärnin  oder  albäb  attämin  »(ein)  das  VIII.  Cap.« 

2)  D.  h.  »theologischen  Diskussion«. 

3)  Lugdunum.  4)  Id  est:  lehrte. 
0)  vovq.                   6)  tö  rjye^ovLXÖv. 

7)  Zu  ergänzen:  wahuwa. 

8)  Das  müßte  der  svvoia  entsprechen;  Horten  erinnert  der  arabische 
Ausdruck  an  das  griechische  oqccoic; 

9)  XlVr]<JlQ   TtOLOJ&ELGCC. 

10)  Das  entspräche  dem  tieq'l  xtvoq. 

11)  carad  =  ovfißEßrjxöq  Accidens  nachAristoteles;  wenn  im  Arabi- 
schen statt  'aradan:  garadan  zu  lesen  ist,  ergibt  sich  E7tid-vfxt]aig;  aber 
nach  der  Parallele  müßte  es  sich  um  ev&v[*t]Giq  handeln! 

12)  (pQOVTJOlQ. 

13)  Meinung,  opinio,  auch  subjective  Auffassung;  diccXoyiOftöq. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  49 

ist  der  Syllogismos  *.  Wenn  dieser  eine  aus  der  Natur  er- 
wachsene Lehre  (Rede)  ruft,  ist  er  ein  Richtiges 2.  Aus  ihm 
entsteht  die  hervortretende,  sinnlich  wahrnehmbare  Rede  3.  Das 
erste  Princip  (der  Anfang)  aller  dieser  Vorgänge  und  das  vorher 
Erwähnte  geht  vom  Verstände  aus.« 

Das  auf  Irenaeus  folgende  Stück  beginnt:  »Eine  theol. 
Discussion  des  heiligen  Gregorius  Nisaeus,  in  der  er  gegen 
Abülinärius  eine  Lanze  bricht.  Dieser  Verstand  ist  etwas  Ein- 
faches (lies  basitun),  Unkörperliches.  Er  erzeugt  beständig  eine 
vernünftige  Rede.  Mit  dieser  vernünftigen  Rede  bezeichne  ich 
aber  nicht  die  aus  der  Natur  hervorgehende,  die  über  die  Seele 
in  ihrer  Substanz  kommt  ohne  Erklärung,  die  der  Mensch  klang- 
voll ausspricht  usw.« 

Der  Text  ist  augenscheinlich  von  dem  Araber  frei  behandelt, 
er  entspricht  dem  armenischen  Texte  oben  S.  1  Zeile  10  —  S.  2 
Zeile  12,  in  unserer  deutschen  Übersetzung  des  1.  Fragments 
Z.  7  bis  Z.  27;  der  Eingang  ist  besonders  frei  gestaltet;  die  philo- 
sophischen Termini  haben  dem  Araber  offenbar  große  Schwierig- 
keiten gemacht,  wie  ja  auch  den  andern  Übersetzern,  aber  man 
erkennt  selbst  hinter  den  Fehlern  den  ursprünglichen  griechischen 
lrenaeustext.  — 

Der  Gedankengang  unseres  armenischen  Stücks  ist  also  in 
der  Polemik  antignostisch,  in  der  Position  aber  antik-philosophisch 
orientiert4.  Es  richtet  sich  das  Stück  polemisch  gegen  die 
gnostische  Äonen-  und  Emanationslehre,  die  Irenaeus  als  un- 
gereimt darzustellen  sucht,  speciell  gegen  die  Behauptung,  daß 
aus  Bythos  und  Ennoia  der  Nus  hervorgegangen  sein  soll.  Dem 
hall  Irenaeus  den  Satz  entgegen,  daß  die  Ennoia  eine  Bewegung 


1)  wohl  to  öiaXoyiozixöv. 

2)  Hinter  dieeem  Satze  steckt:  evöui&Ezog  Xöyoc  ig&wq  dvofxä^etcu. 
Der  Text  ist  wohl  nicht  in  Ordnung. 

3)  7iQO(fOQixb<;  Xöyoz. 

4)  Das  etwa  im  Vergleich  zu  Tertullian  nicht  sonderlich  stark»'  Ver- 
hältnis 'des  Irenaeus  zur  Philosophie  läßt  doch  gelegentliche  Rücksicht- 
nahme auf  philosophische  Urteile  erkennen:  so  bezieht  sieh  ja  Irenaeus 
kurz  nach  unserer  Stelle  (in  adv.  haer.  II.  14,  2—6)  auf  Thaies,  Anaxi- 
mander,  Anaxagoras,  Demokrit,  Epikur,  Plato,  Kmpedokles,  die  Pythagoreer 
in  einer  Weise,  daß  man  auf  Benutzung  eines  philosophischen  Handbuchs 
geschlossen  hat;  vgl.  Diels,  Doxographi  graeci,  1879,  S,  171t. 

T.  u.  U.  »18:  Jordan.  4 


50  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

des  Nus  sei *,    der  Nus    also  nicht  der  Sohn,    sondern  eher  der 
Vater  der  Ennoia  sei. 

Diese  Behauptung  sucht  nun  Irenaeus  nachzuweisen  auf  dem 
(irunde  einer  antiken  Psychologie,  die  ganz  abseits  liegt  von 
dem  Problem  der  göttlichen  Emanation  und  lediglich  mensch- 
lich-psychologisch orientiert  erscheint,  aber  von  Irenaeus  deshalb 
angewandt  wird,  weil  die  Gnostiker  Gott  menschliche  Leiden- 
schaften und  Absichten  zuschreiben.  Es  ist  eine  Psychologie, 
welche  in  den  verschiedenen  Seelenkräften  nicht  Emanationen  des 
Nus  sieht,  sondern  verschiedene  Namen  für  die  Bewegungen 
des  Nus  selbst,  sowie  junger  und  alter  Mensch  doch  immer 
Mensch  bleibt;  so  sind  also  tvvoia,  sv&vfirjöig,  (pQovriötc,,  (öta)- 
loyiöfiog  und  loyog'2  lediglich  Bezeichnungen  für  Functionen  des- 
selben Nus.  Sowohl  daria,  daß  dieser  Nus  betrachtet  wird  als 
tg>  iiyeßovixov'6  (oben  S.  41  Z.  3),  ist  antik-philosophischer  Einfluß 
zu  erkennen,  sich  besonders  von  der  Stoa  herschreibend,  wie 
auch  darin,  daß  die  Einerleiheit  der  Seelenkräfte  behauptet 
wird4,  trotzdem  eine  Mehrheit  von  Seelenfunktionen  anerkannt 
wird5,  weiter  darin,  daß  von  diesen  als  »Bewegungen  im  Nus« 


1)  »Ennoia  autem  quae  ab  hoc  est  qualißlibet  et  de  quolibet  facta 
motio«,  also  etwa:  "Evvolol  6h  nagä  xovxov  ovaa  vv%ovoa  xal  tisqI  xv- 
XÖvtoq  Tiotrj&eloa  xlvrjalg  (saxi)  (adv.  haer.  II,  13,  1,  Stieren  310,  Harvey 
I,  280). 

2)  So  nach  Zeile  16  —  25  unserer  deutschen  Übersetzung  des 
Fragments. 

3)  Der  Ausdruck  xo  tjye/llovlxöv  spielt  eine  sehr  große  Rolle  in  der 
Stoa;  vgl.  Cicero,  de  nat.  deor.  II,  11,  der  sagt,  daß  das  rjyefxovixöv  das- 
selbe sei,  was  die  Alten  vovq  nannten.  Über  diesen  häufigen  stoischen 
Ausdruck  vgl.  L.  Stein,  Die  Psychologie  der  Stoa  II,  1888,  S.  104  ff;  sehr 
interessant  dafür  ist  auch  »de  anima«  von  Tertullian,  der  eingehend  über 
das  ?)y€[iovixöv  spricht;  vgi.  dazu  Esser,  D.  Seelenlehre  Tertullians,  1S9B, 
S.  114  ff. 

4)  Galen  sagt  in  nsol  (pdoaöcpov  lözoQiaq  (nach  Diels,  Doxographi  gr. 

S.  615):  »2xü)ixol xlvsq  6h  tty  tpvxt/v  knlfjv  xal  äfxeQü  xvyyävtiv 

eiQt'jxaoiv.     ov6hv  yag  allo  xtjv  yjv/jjv  vJtoXaaßävovoLv  tf  (poövrjOLV  vnäy 
/eiv,  )}v  xal  vovv  xal  vorjatv  TZQOoeipt'ixaoiv.« 

5)  Die  Seelenkräfte  und  Seelenfunctionen  werden  bei  den  Stoikern, 
wie  überhaupt  in  der  antiken  Philosophie  sehr  verschieden  gezählt  und  be- 
zeichnet, vgl.  darüber  bes.  H.  Siebeck,  Geschichte  der  Psychologie  1880/4 
und  L.  Stein,  Stoa  Bd.  I/II  1886/8. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  51 

gesprochen  wird  *,  daß  der  selber  unbewegt  sei 2,  daß  von  qua- 
iificierter  Erscheinung3  geredet  wird  usw. 

Daß  dem  Irenaeus  dafür  directe  oder  indirecte  schriftliche 
philosophische  Quellen  vorgelegen  haben,  liegt  nahe  anzunehmen 
jnd  läßt  sich  wahrscheinlich  machen.  Dr.  Lüdtke  ist  es  nämlich 
geglückt  in  den  Schriften  des  Maximus  Confessor4  (f  662)  und 
les  Johannes  Damascenus5  (um  750)  die  Zeilen  16 — 25  unseres 
jbigen  deutschen  Irenaeustextes  in  einem  nicht  als  Citat  an- 
geführten griechischen  Texte  aufzufinden  ö,  der  in  seiner  volleren 

1)  Schon  Anaxagoras  sagt  nach  Hernrias  Irrisio  (bei  Diels,  Doxo- 
graphi gr.  S.  052):  doyJi  ndvxojv  6  vovq  xal  ovxog  ai'xiog  xal  xvqloq  xöjv 
')?.(üv  xal  Tiapä/ei  xd£iv  xolg  dxdxxoig  xal  xivrjOLV  xolg  dxiv/'jxoig  xxX.; 
ron  Pythagoras,  Plato,  Aristoteles  wird  der  vovq  im  Gegensatz  zur  u?.rj 
lirect  »6  xiväjv«  genannt  (vgl.  Diels,  Dox.  S.  417).  Über  xiveioO-ai  vgl. 
etzt  noch  E.  Norden,  Agnostos  Theos,  1913,  S.  19 — 24,  der  an  Pauli 
^reopagrede  und  das  Wort  »iv  avxCo  yctQ  "^wfxev  xal  xivoifAhUa  xal  ia^ikv* 
inknüpft. 

2)  Vgl.  z.  B.  Aetius  (bei  Diels,  Doxographi  gr.  S.  410):  Ol  —xwlxol 
raoiv  ELvat  z/'/g  ipv%f/g  avwxaxov  /utpog  xö  tjyE/uovixöv,  xo  noiovv  xäg 
lavxaolag  xal  oryxaxa'leoeig  xal  aLO&tjoeig  xal  oQ/jidg'  xal  xovxo  /.oytoßöv 
tttXovoiv. 

?>)  I'lato  sagt  nach  Aetius  Plac.  (bei  Diels,  Doxographi  gr.  S.  392):  »zov 
\t  vovv  dxivrjxov  xi]g  fX8xaßaxtx^g  xivi'/oeajq«. 

4)  In  einem  Briefe  ad  Maximum  Presbyterum  de  duabus  voluntatibus, 
vo  er  über  die  2  Willen  in  Christo  handelt;  die  Stelle  steht  Migne,  Pa- 
rol.  graeca  91  (1865)  p.  22  A  (in  Combetis'  Ausgabe  II  p.  Sa). 

5)  Im  3.  Teile  der  nrjy//  yvivoscog,  de  fide  orthodoxa  Buch  II  Cap.  22 
Migne,  Patr.  graeca  94  p.  942f);  Joh.  Dam.  spricht  hier  von  den  övvd- 
(tu  der  v,<v//h  die  teils  ywjoxixai  teils  Zojztxai  seien;  zuerst  von  den 
'lüjoiixal  Övvdfxtig  redend,  teilt  er  sie  ein  in  vovg,  öidiota,  66c,a.  ipav- 
aoia,  al'o&rjoig  und  läßt  sie  in  umgekehrter  Reihenfolge  entstehen.  Joh. 
tamascenus  fährt  nun  mit  d)J.u>g  de  fort  und  führt  dadurch  eine  andere 
Knteilungsart  der  övrd/utig  vfjq  i:'iyr]g  ein  und  es  folgt  unser  Stück!  Zur 
Psychologie  des  Joh.  Dam.  vgl.  Jak.  Bilz,  D.  Trinitätslehre  des  Joh.  Dam., 
&09,  S.  H8  ff. 

.  6)  Lüdtke  wurde  auf  diese  Stellen  geführt,  indem  er  bei  Ciorskij  u. 
favostruev,  Beschreibung  der  slav.  Handschriften  d.  Synodalbibliothek  in 
»leskau  2,  2  (lISJ'.H  S.  457,  einen  Hinweis  auf  die  Dioptra  des  Mönches 
Jhilippus  fand,  aus  welcher  nach  1  landschritt  170  Ende  d.  1,"».  Jahrii. 
Auszüge  aus  Joh.  Damascenus  gegeben  werden,  darunter  unsere  Stelle. 
nser  Stück  steht  nämlich  slavisch  in  den  Randnoten  der  slavischon 
Übersetzung  der  Dioptra  und  gehört  da  zum  5.  Buche  der  Dioptra.  Der 
griechische  Urtext  dieser  »Dioptra«   dos  Philippus  Solitariue  (d  Movöxqo- 

4* 


52  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fraginente. 

Fassung  sich  erweist  als  geflossen  aus  einer  philosophischen 
Quelle,  aus  der  direct  oder  indirect  einerseits  Irenaeus  schöpfte, 
andererseits  Maximus  Confessor  und  Johannes  Damascenus  *. 
Ich    gebe   im    folgenden  links    eine  Reconstruction  der  philoso- 


Ttog),  geschrieben  1095/96  (vgl.  Krumbacher,  Gesch.  d.  byzantin.  Literatur2, 
1897,  S.  742 — 44),  die  den  Streit  zwischen  Seele  und  Körper  behandelt, 
ist  m.  W.  noch  ungedruckt  (über  Handschriften  cod.  Athous  938,  1128; 
cod.  Vatican.  Pal.  124  u.  a.  vgl.  Krumbacher  a.  a.  0.;  Handschrift  auch  in 
Moskau,  Synodalbibliothek  Nr.  148).  In  dem  lateinischen  Texte  der 
Dioptra  bei  Migne,  Patr.  graeca  127  p.  701 — 878  finde  ich  das  Citat  nicht; 
.hier  hat  die  Dioptra  überhaupt  nur  4  Bücher!  Über  russische  Bearbeitungen 
der  Dioptra  (die  älteste  schon  von  1305)  vgl.  M.  Bezobrazov,  Bemerk, 
über  d.  Dioptra  in  Journ.  d.  Minist,  d.  Volksaufklärung  1893,  Bd.  290. 
S.  27 — 41  (russisch,  mir  nicht  zugänglich).  —  Auf  meine  Bitte  erhielt  ich 
nachträglich  während  des  Druckes  durch  die  Güte  des  Herrn  Bibliothekars 
Dr.  N.  Popoff  in  Moskau  Photographien  dieses  Citats  aus  Johannes  Da- 
mascenus in  der  Dioptra  des  Philippus  Solitarius  und,  da  sich  die  Stelle 
sowohl  griechisch  in  der  griechischen  Handschrift  der  Dioptra  Nr.  14S 
der  Synodalbibliothek  zu  Moskau  auf  fol.  151/2,  als  auch  slavisch  in  der 
slavischen  Handschrift  der  Dioptra  Nr.  930  fol.  244v — 245*  fand,  sandte 
mir  Popoff  von  beiden  Stellen  Photographien.  Der  slavische  Text  unsres 
Stückes  stammt  also  aus  der  griechischen  Dioptra.  Diese  citiert  aus- 
drücklich den  Text  des  Johannes  Damascenus  (das  Citat  beginnt  im 
griech.  Texte  mit  »'layävvov  zov  /Ja/Liaoxirov«,  im  slavischen  mit  »Von 
Damascenus«).  Nach  dem  Citate  beginnt  in  der  griechischen  wie  in  der 
slavischen  Dioptra  wieder  die  od(>g  zu  sprechen  mit  Gedanken,  die  mehr- 
fach an  Joh.  Damascenus  erinnern.  Es  genügt  für  unsere  Zwecke,  wenn 
ich  oben  im  Text  die  Varianten  der  griechischen  und  slavischen  Hand- 
schriften der  Dioptra  gebe.  Über  die  slavische  Dioptra  vgl.  Murko,  Gesch. 
d.  älteren  slavischen  Literaturen  1908,  S.  150. 

1)  Ganz  von  der  Hand  zu  weisen  ist  freilich  die  Möglichkeit  nicht. 
daß  Maximus  und  Joh.  Damasc.  auf  den  Irenaeustext  zurückgehen;  dann 
müßte  Maximus  oder  ein  Autor  der  Zeit  zwischen  Irenaeus  und  Maximus 
die  Irenaeusstelle  erweitert  haben  und  Joh.  Damascenus  diesen  erweiterten 
Text  benutzt  haben  ;  aber  für  die  spätere  Einfügung  der  vorjoig  ist  kein 
rechter  Grund  geltend  zu  machen,  während  es  wohl  verständlich  ist,  daß 
Trenaeus,  um  seine  5  antignostischen  »Emanationen«  (pporrjoiQ,  evvoia, 
£rttvf,irj(ji<;,  SiaXoyLG/bioc  und  Xöyoq  (in  Zeile  16 — 25  oben)  auch  in  dem 
philosophischen  Citat,  das  er  nun  anführt,  wieder  herauszubringen,  die 
dem  vovq  verwandte  vötjoiq  fallen  ließ.  Die  Möglichkeit,  daß  vielleicht 
unser  Irenaeustext  ursprünglich  die  v6r\aiq,  auch  hatte,  scheint  mir  deshalb 
nicht  discutabel,  weil  alle  unsere  Irenaeustexte,  der  Lateiner,  der  Armenier 
und  der  Araber  (s.  ob.)  hierin  übereinstimmen. 


i 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment. 


53 


phischen  Quelle  nach  Joh.  Damascenus  und  Maximus1  unter 
Berücksichtigung  des  Irenaeustextes  und  rechts  eine  Recon- 
struction  des  griechischen  Irenaeustextes  nach  den  drei  Versionen: 

M  =  Maximus  Confessor  L  =  lat.  interpres 

J  =  Johannes  Damascenus       A  =  Armen.  Evagrius 
Dgr.  =  Griechischer   Text    der     (vgl.  auch  den  arabischen  Text 


Dioptra 
Ds.  =  slavische     Übersetzung 
der  Dioptra. 

lHl     flkv     JZQOJTTj     TOV     VOV 

xivrjoig    vo?]öig    Xeyezai,    r\    6h 


oben). 

CH    ydg  l 

avzov 


jiqg>t?i    xivrjoig 


jisqI  xivog1   vorjGig  tvvoia  xa-  jtegl  nvog  Ivvoia  xa- 

Xelrai  jjrig*  ejtifisivaöa  Xelrai'  ejiifieivaöa-  6h  xal  av- 

xal4  rvjtcoöaöa  ttjv  t-7]&elGa    xal    rvjicoöaöaz    xr^v 

ipv%r]v     JiQog     to     voov^vov  ipvxqv 

tpO-vfiTjöig  JtgoGayogevetai.     II  lv&v[ir]Gig  JtgoGayogevszai.     H 

6h    ev&V{i?]Oig    sv    Tavrcp   fiel-  6h  ev&vfirjGig  [lelvaGa*  hv  zavrS 

vaGa   xal   havzrjv  ßaöaviöaoa'0  zog  tavzrjv  ßaöaviöaoa  pgov/j- 

(pQOvrjöig    ovofidCerai.      H    6h  Gig  ovofid^erai.     CH  6h  (fgovi}- 

(pgovzjGig     jilaxvv&üGa     jtoisl  Gig  jzXarvv&siGa 5    6iaXoyiGiiog 

top    6iaXoyiG\iov ,    ivöidfrerov  eytvero' 
Xoyop{'  ovofiaC.ofispov'  ov  ogi- 


1)  xal  7}  A. 

2)  xal  €7iL/uelvaoa   iv  avzijj  A. 

3)  o'kr\v  add.  L. 

4)  multum  temporis  faciens  L. 

5)  in  multum  dilatatus  L. 


1)  J:  zq}]  yivtboxeiv  oxi  rj;  %q}] 
f£  yiVQtcxstv  oxt  fj  Dgr. 

2)  zivog  HSS  J  (auch  anschei- 
nend Ds)  n.  M,  xi  ed.  J  u.  Dgr. 

3)  Hier  beginnt  das  Citat  in 
M;  den  Anfang  hat  M  in  indirecte 
Rede  gesetzt:  oiov,  xtjv  (xhv  ngdjxrjv 
ror  vov  xtVTjGiVy  voyjaiv  xaloioi' 
:i,y    <)h    ribnl    xivoq    rof/aiv    evvoiav 

/A-yOlOl'    f'jTLQ    .... 

4)  om.  Ds. 

5)  J  add.:  xal  dvaxgivaaa  x>tv 
i"r//>  TiQÖq  to  vooi\uEvor\  Dgr.  u. 
US.  add.  nur  xal  dvaxQivaaa. 

6)  M  add.:  rcaQa.  zolq  zavza 
öeivoig. 

1)  Daß  Joh.  Damascenus  von  Maximus  unabhängig  auf  jene  philo- 
sophische Quelle  zurückgeht,  erweist  sich  daraus,  dafl  er  mit  seinem  Texte 
im  Anfangssatze  dem  Irenaeus  näher  steht  als  Maximus! 


,">4                           Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fraginente. 

Cofievol1    <paöts    xivr/kua*    tpv-  ai  6h  xivqösiq  xmv 

yjjQ10  JiXriQiöTaxov  kv  reo  6 La-  öiaXoyiöfiwv         öiaXoyiörixbi' 

Xoyionxcp     yevofievov11     avsv  ovöttaZerai. 

tlvoq  excpmvrjöscoc,  qq  xdi  ivöiafttroq  Xoyoq 

£g  ov12  rov  og&mq    ovofiaCsraL,    1$    ov    6 

jiQotpogixbv  Xoyov  cpaol13  jiqo-  JiQocpooixoq  Ixjtt^nsraL  Xoyoq. 
toyeö&al 14. 


7)  M:  vnoyQ&(povx£z. 

8)  »cpaßsv«  Dgr.  u.  Ds. 

9)  M  add.:  tfjg. 

10)  M  add.:  fivai. 

11)  M,  Dgr.:  yivofisvov. 

12)  ix  cor  Dgr.;  recte  Ds. 

13)  (paest]  »er  sagt«  also  <prjai  Ds. 

14)  M:    nQOLbvat;    J,  Dgr.  add.: 
rov  öiä  yt.iboörjQ  Xa).ov{ievov. 

Man  sieht,  daß  Irenaeus  an  der  philosophischen  Quelle  kleine 
Correcturen  vorgenommen  hat,  von  denen  die  wichtigste,  die 
Weglassung  der  vorjöic,  wohl  beabsichtigt  ist,  um  die  den  Gno- 
stikern  entgegengehaltene  Fünfzahl:  evvoia,  ivO-v/ntjöiq,  <pQovr)6iq, 
öiaXoyiOfiOQ,  Xoyog  nicht  ganz  zurücktreten  zu  lassen,  obwohl 
das  Stück  mit  seinen  mannigfaltigeren  Teilen  des  vovq  schon 
so  wie  so  über  die  Fünfzahl  hinausführt l. 

Welcher  antik-philosophischen  Schrift  diese  Stelle  angehört, 
habe  ich  trotz  vieler  Mühe  nicht  herausgebracht*2. 

1)  Es  ist  auch  zu  beachten,  daß  Irenaeus  nachher  (oben  Zeile  33 — 37) 
wieder  6  Functionen  des  Nus  aufführt:  evvoel,  evS-ifUTjoiv  noizi,  (pqovtjgiq 
egzi,  ßovXevEi,  öiaXoyi^ezai,  Xsysi.  Das  weist  am  besten  darauf  hin,  daß 
Irenaeus  in  allen  diesen  Ausführungen  in  fremden  Gedankenführungen  steht. 

2)  Anklänge  bei  Stoikern  und  Skeptikern  (vgl.  bes.  Sextus  Empiricus 
adv.  Mathein.  7,  219  ff)  und  sonst  fanden  sich  sehr  häufig;  auch  bei  Philo 
'vgl.  Carus,  Psychologie  der  Hebräer).  Interessant  ist  es  zu  sehen,  wie 
die  philosophischen  Ausdrücke  unseres  Stückes  im  armenischen  Philo 
wiederkehren  mit  z.  T.  abweichenden  Ausdrücken;  vgl.  Philonis  Parali- 
pomena  Armena  ed.  per  Jo.  Bapt.  Aucher,  Venedig  1826  (armenisch- 
lateinisch); Xoyoq  7iQO<pogix6c  S.  250;  310  LXXXV;  321fXCVI;  539;  543: 
consiliarius  intellectus  S.  482;  vgl.  550,  3  intellectus  consilii;  S.  290  LV: 
Filias  autem  duas  habet  innatas  intellectus  (ifftuipü^  cogitationem  {Junp~ 
ZnLpqj^  et  admissionem  (juj<u£uujnnL[d[ii<Uf>);  318  XCII:  nam  quaeque 
intellectus    seeundum   considerationis  consilium    aeeipiat   iis  movetur  etc. 

Lpusünfi      '\nV     ffi**}      il'huflitiiii  if      ifhuijfli     p'ün-     iltfimiS ti i  ßhufü    pjnn^ntj.nj 


Übersetzung  und  Untersuchung:  1.  Fragment.  55 

Gerade,  weil  Irenaeus  hier  auf  fremden  Boden  steht  und 
dies  der  antignostischen  Polemik  dient,  ist  es  schwierig,  von 
»ier  aus  des  Irenaeus  Psychologie  zu  entwickeln,  zumal  das  rein 
)hilosophisch-psychologische  Problem  den  Irenaeus  viel  weniger 
>eschäftigt  als  etwa  Tertullian.  Das  Verhältnis  von  tyvyjj  und 
uwg  wird  von  Irenaeus  in  adv.  haer.  II,  30,  3  (Stieren  1.  3^"2  t ': 
larvey  1,361)  so  bestimmt:  »Sensus  (vovg)  enim  hominis1,  et 
ogitatio  et  intentio  mentis  et  ea  qnae  sunt  huiusmodi.  non 
.liud  quid  praeter  animam  (fpvyr/v)  sunt;  sed  ipsius  animae 
notus  (^vyrjQ  xivrjöeiq)  et  operationes,  nullam  sine  anima  ha- 
»entes  substantiam«.  Also  auch  der  vovg  ist  nach  Irenaeus 
ientisch  mit  der  ipvyr},  nichts  ihr  gegenüber  Selbständiges, 
ine  Bewegung,  Function  der  Seele.  Unsere  Stelle  führt  nur 
infach  den  Gedanken  fort,  indem  auch  die  Funktionen  des  Xus 
,1s  bloße  Namen  für  den  Nus  gewertet  werden.  Genau  so  faßt 
uch  Irenaeus  den  Willen  auf:  >B£h]öig  eön  zrjg  vosoäg  ipvyrjq 
kp  7j(ilv  koyog,  (6g  avrs^ovötog  avrrjg  vjtaoyovöa  övvafiic. 
iiAijöig  eöti  vovg  OQexrtxog,  xal  öiavo?jziX7j  oge^ig,  jroog  ro 
^sXrjd-ev  ajtivsvovöa« 2.  So  drückt  sich  eigentlich  die  ganze 
'svehologie  des  Irenaeus  aus  in  der  Einheitlichkeit  des  seelischen 
jebens  und  in  der  Einheit  der  Functionen  des  Denkens,  l'ber- 
egens,  Redens,  Wollens  und  er  steht  damit  unter  dem  Einfluß 
euer  stoischen  Richtung,  die  die  Einheit  des  Seelenlebens  betonte3. 


»I t/C  ""./>"./>  2uT<ff'  etc.);  3SG  CLXXXVI:  Singularuin  animae  partium 
imiliares  sunt  cogitationes  (funpZnLprfip)  etc.  Vgl.  auch  Philo  about 
he    eontemplative    life    ed.    F.   C.   Conybeare    1895:     Xoyiouöq    1  Mangey 

96,    16)    =    funp^nt  prj.\      (fQOVljOiq     (  M.     496,    16)     /iij'uimnm  ft,fn<li\     /.6y<K 

M.  485,  25)  [iuSui  svvoia  (M.  4S5,  25)    üjiutf. 

1)  mens  hinter  hominis  om.  cod.  Claromontanus  et  Voss.;  ea  ist  er- 
l&rende  Glosse! 

2)  Die  Stelle  hat  uns  nur  Maximus  Confessor  in  der  Antwort  auf 
iß  Quaestionen  des  Mönchs  Theodoros  aufbewahrt,  bei  Migne,  Patroi. 
jaeca  91  p.  277  (Combefis  II,  152). 

3)  Vgl.  Ernst  Klebba,  D.  Anthropologie  des  hl.  Irenaeus  in  Kirchen« 
|fMh.  Studien  hgg.  7.  Knöpfler  u.  a.  IT,  3)  1894. 


56  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

b)  Die  drei  Fragmente  aus  Timotheus  Aelurus. 

1)  Übersetzung. 
2.  Fragment1. 

i  Des    seligen   Ireneos,    des   Nachfolgers    der  Apostel    und 

2  Bischofs    gewordenen   von  Lugdun,    welcher    (als)    durch    der 

3  Philosophen  Lehre  glänzend  geworden  bekannt  war 2. 

4  Gesetz3  und  Propheten   und  Evangelien4   haben   ver- 

5  kündigt  den  Christus 

6  geboren    von    der  Jungfrau    und  gelitten  am  Holze 5 

7  und  erschienen  von  den  Toten 6  und  hinaufgegangen  7  in  den 

8  und  vom  Vater s  verklärt  und  König  in  Ewigkeit     [Himmel, 


1)  Über  T,  A,  V  siehe  oben  S.  3;  über  Syr.1,  Syr.2,  Syr.3,  Arab., 
Aethiop.  siehe  unten;  Stellen,  die  nur  in  T  erhalten  sind  (nicht  in  A,  V), 
sind  in  der  hier  gegebenen  Übersetzung  von  T  unterstrichen,  Worte,  die 
nur  in  V  ausgefallen  sind,  stehen  in  ( ),  Worte,  die  nur  in  A  fehlen,  in  [  ], 
mit  Schlangenlinien  versehen  sind  die  Stellen,  wo  T  in  A  u.  V  durch 
Synonyma  ersetzt  sind.  (Diese  Anordnung  stammt  von  Lüdtke,  ebenso 
die  Entdeckung  der  Gliederung  dieses  Fragments).  Es  handelt  sich  also  im 
folgenden  um  eine  deutsche  Reconstruction  des  von  dem  Armenier  über- 
setzten griechischen  Timotheus-Aelurus-Textes.  Von  den  nichtarmenischen 
Versionen  werden  nur  wichtigere  sachliche  Varianten  gegeben. 

2)  So  T;  A:  »des  seligen  Eranos,  des  Nachfolgers  der  Apostel,  Bi- 
schofs von  Lokhdon  der  Galiläer«.  —  V:  »vom  heiligen  Eranos,  Nach- 
folger der  Apostel,  über  die  Auferstehung  des  Herrn«.  —  Syr.1:  »Irenaeus 
autem  episcopus  Lugduni  urbis  unus  ex  eis,  quem  interfecerunt  Occiden- 
tales,  ita  scribit«.  —  Syr.2:  »beati  Irenaei,  qui  assecla  fuit  apostolorum  et 
fuit  episcopus«.  —  Syr.3:  »Melitonis  episcopi  de  fide«.  —  Arab.  Vat.:  »Bar- 
naus Jünger  der  Apostel  Bischof  von  cAdan;  Arab.  Par.:  »Irenaeus,  Bischof 
von  al  lAdan  usw.«  —  Aethiop.:  »Es  sprach  Hereneos,  der  Bischof  des 
Landes  'Edöni,  der  Schüler  der  Apostel  und  ihr  Nachfolger«. 

3)  Syr.3  hat  den  ganzen  Eingang  von  »Gesetz«  bis  »König  in  Ewig- 
keit« ganz  frei  gestaltet:  »Ex  lege  et  prophetis  collegimus  ea  quae  prae- 
dicantur  de  Domino  nostro  Iesu  Christo,  ut  demonstraremus  charitati 
vestrae«,  dann  folgt:  ipsum  esse  intellectum  perfectum  etc. 

4)  Syr.2:  »evangelistae«;  Aethiop.:  »das  Evangelium«. 

5)  A,  V,  Arab.:  »am  Kreuze«;  Aethiop.:  »am  Holz  des  Kreuzes«; 
Aethiop.  add.:  »und  er  starb  und  wurde  begraben«. 

6)  A,  V:  »auferstanden  von  den  Toten«;  Syr.2:  »apparuit  e  domo 
mortuorum«;  ähnlich  Syr.1;  Arab.  u.  Aethiop.:  »und  sie  haben  ihn  ge- 
sehen auferstehen  von  den  Toten«. 

7)  A,  V,  Syr.1:  »erhoben«.  8)  So  alle  Texte  bis  auf  A,  V. 


Übersetzung:  2.  Fragment.  57 

g  Und  daß  dieser  ist  *  der  vollkommene  Intellect  2 

[o  Gottes  Wort,  der  vor  dem  Morgenanzeiger  geboren  ist :* 

i  (der  Mitschöpfer  des  Alls) 4  der  Bildner  des  Menschen 5 

12  der  in  allem  alles  (Gewordene)6: 

is  in 7  den  Patriarchen  Patriarch  im  Gesetz  Gesetz 8 

4  in  den  Priestern  (Hoher9)priester  in  den  Königen  oberster  Fürst 

5  in  den  Propheten  Prophet10 

6  in  den  Engeln  Engel11  in  den  Menschen  Mensch12 

7  im  Vater  Sohn  in  Gott  Gott 

8  in  Ewigkeit  König. 

[9  Dieser  (aber  ist  derjenige,  welcher) 

io  [Noah]  steuerte13  und14  Abraham  führte, 


1)  Sämtliche  Texte  stehen  hier  gegen  das  »dicitur«  von  Y. 

2)  Aethiop.  add.:  »des  Vaters«. 

3)  Anspielung  an  Psalm  109  (110),  3  nach  LXX.  —  A:  »welcher  zuerst 
VIorgen  sie  verkündigten,  geboren «;  V:  »quod  primitus  pulchre  nati  (ho- 
uinis  fuit  conditor)«;  alle  andern  Texte  wie  T.  —  Vgl.  Irenaeus,  Erweis 
}ap.  48:    »vor  dem  Morgenstern  habe  ich   dich  geboren«  (vgl.  Nachtrag). 

4)  avyxziazrjQ.  —  Syr.3,  Arab.  add.:  »mit  dem  Vater«;  Aethiop.  add.: 
»mit  dem  Vater  und  dem  heil.  Geiste«. 

5)  V  hat  statt  der  ganzen  Zeile  nur:  'hominis  fuit  conditor«.  — 
5ier  bricht  Syr.1  ab. 

6)  »Gewordene«  om.  V;  Syr.2,  Syr.3:  »est«;  Arab.:  ><  welcher  war  jedes 
Ding  in  jedem  Einzelnen«;  Aethiop.:  »der  in  jedem  Werke  existiert«. 

7)  Wohl  besser  »unter«,  so  auch  Arab.  u.  Aethiop. 

8)  Arab.:  »das  Gesetz  unter  den  Genossen  des  Gesetzes  (==  den  Gesetz- 
gebern); Aethiop.:  »Gesetzgeber  im  Gesetz«. 

0)  So  auch  Syr.2,  Syr.3,  Arab.,  Aethiop. 

10)  Die  letzten  2  Glieder  fehlen  in  Martins  latein.  Übersetzung  von 
3yr8  bei  Pitra,  Analecta.  Sacra  IV,  S.  301;  Martin  ist  beim  Übersetzen 
auf  die  nächste  Zeile  abgeirrt;  Renan  hat  Spicil.  Solesm.  III  S.  L1X  das 
Richtige. 

11)  Syr.3:  »prineeps  angelorum«;  Aethiop.:  »der  König  unter  den 
Engeln«. 

12)  in  den  Menschen  Mensch]  Syr.3:  »in  voce  Verbum.  in  spiritibus 
Spiritus«. 

13)  Dieser  —  steuerte]  V:  »Dieser  selbe  Noah  steuerte  in  »lein  Schiffe«; 
A:  »Dieser  aber  ist  derjenige,  welcher  steuerte  - ;  Syr.'-:  »Hie  enini  est  qui 
Noe  fuit  nauta«;  Syr.3:  »Ipse  eniin  est  qui  Noemo  fuit  xvßegv^trjQ«  (der  Syrer 
hat  hier  einfach  das  griechische  Wort  übernommen);  A.b.  Aethiop.: 
»Dieser  ist,  der  behütete  Noah«. 

14)  In  T  sind  alle  folgenden  Doppelglieder  bis  auf  die  beiden  letzten 
durch  »und«  verbunden;    in  A,  V.  Syr.-.  Syr.3  tritt  das    »et«   seltener  auf. 


58  Jordan.  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

21  mit  Isaak  gebunden  wurde  und  mit  Jakob  in  der  Fremde  lebte 1 

22  mit  Joseph    verkauft  wurde 2   und  mit  Mose    zu  Felde    zog 

23  dem  Volke 3   das  Gesetz    gab 4    (und   mit  Jesu  Naue  die  Lose 

verteilte 5, 

24  in  David  sang  und)  in  den  Propheten  (seine  Leiden)  verkündigte 6 

25  der   in    der  Jungfrau  7  Fleisch  Gewordene    und  in  Bethlehem 

Geborene 

26  der   in    der    Krippe    in  Windeln    Gewickelte8   (und    von    den 

Hirten  Geschaute 

27  der  von  den  Engeln  Gepriesene  und  von  den  Magiern  Angebetete) 

28  der  von  Johannes  Aufgenommene  9  und  im  Jordan  Getaufte10 

29  der  in  der  Wüste  Versuchte  und  als  Herr  Erfundene  l ' . 

30  der    die  Apostel    versammelt    und    das  Reich    [der  Himmel] ]  2 

verkündigt  hat13, 
3i      (die  Lahmen  geheilt  und  die  Aussätzigen  gereinigt  hat)14 

32  die  Blinden  erleuchtet  und  die  Toten  auferweckt  hat, 

33  im  Tempel  erschien  und  vom  Volke   nicht   geglaubt  wurde 


dagegen  meist  asyndetische  Verbindung;  in  Arab.  und  Aethiop.  tritt  das 
»et«,  abgesehen  von  den  letzten  Gliedern,  auf. 

1)  Hier  bricht  Syr.3  ab,  um  dann  nur  noch  die  letzten  4  Doppel- 
glieder des  Fragments  zu  bringen. 

2)  Dies  Glied  steht  in  V  fälschlich  hinter  Noah  oben  in  Zeile  20. 

3)  V:  »gemäß  dem  Volke«. 

4)  Dies  Glied  om.  Syr.3. 

5)  Syr.3:  »ipse  qui  cum  Iosue  filio  Nun  divisit  haereditatem« ;  Arab.: 
>und  gab  Josua  den  Sieg;  Aethiop.:  »und  er  gab  das  Erbe  dem  Josua 
und  mit  ihm  ließ  er  erben  die  Kinder  Israels«. 

6)  Syr.3:  »ipse  qui  per  David em  et  prophetas  praedixit  passiones 
suas«;  Arab:  »der  psalmierte  in  David  und  predigte  den(?)  Leuten  er 
allein  in  den  Propheten«;  ähnlich  Aethiop. 

7)  Aethiop.  praemittit:   »heiligen«. 

8)  Das  hat  auch  Syr.3,  Arab.;  Aethiop.:  »und  er  wurde  eingewickelt 
in  Lumpen  und  wurde  gelegt  in  die  Krippe«. 

9)  Syr.3:  »a  Iohanne  annuntiatus«,  ähnlich  Arab.,  Aethiop. 

10)  und  im  Jordan  getaufte]  om.  Syr.3;  Arab.:  »die  dö£a,  welche  er- 
schien, als  er  taufte  im  Flusse  Jordan«;  Aethiop.:  »und  taufte  ihn  im 
Jordan«. 

11)  Syr.3  om.  dieses  Doppelglied. 

12)  Syr.3,  Arab.  und  A  om.:  »der  Himmel«! 

13)  Aethiop.  add.:  »und  heilte  die  Kranken«. 

14)  Syr.3  ötn.  dies  Glied. 


Übersetzung:  2.  Fragment.  59 

(von  den  Juden  überliefert1  und)    von    den   (Hohen)priestern2 

gefangen  genommen  wurde 
vor  Herodes  geführt  und  vor  Pilatus3  gerichtet  wurde4 
im  Fleische5  angenagelt6  und  am  Holze  aufgehängt  wurde, 
(in  der  Erde  begraben)  und  von  den  Toten  auferweckt  wurde, 
den  Aposteln  erschien  und  in  den  Himmel  aufgehoben "  wurde 
zur  Rechten    des  Vaters    sich    setzte8   und    von    ihm  verklärt 

Da  er  ist  [wurde  9 

Auferstehung  der  Begrabenen  l0  und  Errettung  der  Verlorenen 
Erleuchter11  der  Verfinsterten  und  Löser12  der  Weggeführten13 
(Leiter  der  Verirrten14  und  Zuflucht  der  Betrübten). 
Hirt  der  Geretteten10  und  Bräutigam  der  Kirche16 
Zügelhalter17  der  Cherubim  und  Feldherr  der  Engel  ,s, 

1)  Oder  »verraten«,  »angezeigt«;  Syr.3:  »proditus  a  Iuda« ;  Arab.: 
reicher  verraten  wurde  von  Judas«;  ebenso  Aethiop. 

2)  Syr.3:  »sacerdotibus« ;  Arab.:  »pontificibus«. 

3)  Syr.3:  »a  Pilato«. 

4)  Syr.3  orn.  das  erste  Glied,  Arab.  u.  Aethiop.  das  ganze  Doppelglied. 

5)  Oder  »Leibe«. 

6)  V:  »in  corpore  se  manifestans« ;  Syr.3:  »in  carne  clavibus  perfora- 
s«:  Arab.:  »welcher  genagelt  wurde  am  Körper«;  Aethiop.:  »er  ward 
kreuzigt  im  Fleisch«. 

7)  Syr.3:  »sublatus«.  8)  xa&ioaq. 

9)  Statt  der  drei  letzten  Doppelglieder  hat  Arab.  nur:  »welcher  starb 
id  in  Leinen  gewickelt  wurde  und  auferstand  unter  den  Toten«,  ähnlich 
sthiop.;  Syr.3  om.  die  letzte  Halbzeile. 

10)  A,  V:  »der  Toten«;  Syr.3:  »defunctormn« ;  Arab.:  »derer,  dir' 
blaffen«;  Aethiop.:  «derer,  die  entschlafen  sind«. 

11)  V:  »Erleuchtung«;  Syr.3,  Arab.  Vat.,  Aethiop.:  »Licht«;  Arab.  Par.: 
Jrleuchter«. 

12)  XvTnon'jq;  Syr.3:  liberator«  Arab.  u.  Aethiop.:  »Befreier«;  V:  »Er- 
rang«   =   IVZQOXJIQ. 

13)  In  A  u.  V  verballhornt,  s.  u. !  »Löser  der  Weggeführten«  beißt 
ohl  »Löser  der  aus  dem  Hades  Weggeführten«;  Arab.  u.  Aethiop.:  »der 
ifangenen«. 

14)  Syr.3  n.  Arab.:  »rector  errantium«;  Aethiop.:  »Führerder  Verlorenen  . 

15)  Mit  diesem  Halbglied,  das  om.  Syr.3,  beginnt  wieder  Syr.2:  Syr.- 
it:  «qui  salvi  sunt«. 

16)  Arab.  u.  Aethiop.  stellen  diese  beide  Halbglieder  um. 

17)  7jvIoxoq;  Syr.3  hat  dies  griechische  Wort  tjvioyoq  beibehalten! 
rab.,  Aethiop.:  »Leiter«. 

18)  V:  »starker  Engel*  fehlerhaft;  über  Correctur  des  armenischen 
ütes  von  V  siehe  bei  Pitra. 


00  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


46  Gott  aus  Gott l  Sohn  aus  dem  Vater 

47  Jesus  Christus,  König  in  Ewigkeit2. 

48  Amen'3. 


3.  Fragment. 

i  Desselben  Irenios 4. 

2  Die  heiligen  Schriften  wissen  Christum 

3  wie  Mensch  seiend  so  auch  nicht  seiend  Mensch 5 

4  und  wie  Fleisch  so  auch  Geist 

5  und  Wort  Gottes  und  Gott; 

6  und    wie    aus  Maria    in    den  letzten  Zeiten    geboren,    so  auch 

Erstgeborener  aller  Geschöpfe  6, 

7  hervorgekommen  aus  Gott; 

8  und  wie  hungernd  7,  so  auch  sättigend 8 

9  und  wie  (auch)9  dürstend10,  so  tränkend11 

io  (sowohl12  ehemals  den  Juden,  als  war  ein  Fels  Christus1'6,  als 

1)  V:  »Gott  der  Götter«. 

2)  Vgl.  Irenaeus,  Erweis:  »So  wird  der  Sohn  Gottes  zugleich  als 
Geborener,  wie  auch  als  ewiger  König  erwiesen«;  ähnlich  an  anderen 
Stellen. 

3)  oxn.  V. 

4)  So  T,  Syr.;  vgl.  oben  den  Eingang  des  2.  Fragments;  Arab.:  »von 
demselben  Barnaus«  bzw.  »Irenaeus«;  Aethiop.:  »Es  sprach  dieser  Hereneos, 
der  Schüler  der  Apostel,  der  Bischof  der  Stadt  (oder  des  Landes)  'Edöm«. 

5)  so  —  Mensch]  Syr.:  »quod  sicut  homo  est,  ita  etiam  ipse  non  est 
homo«,  die  Conjectur  von  Martin  in  Analecta  sacra  S.  27  Anm.  3  und 
Harvey  II,  458  ist  also  falsch!  Arab.,  Aethiop.:  »so  lehren  sie  uns,  daß 
er  Gott  ist«. 

6)  Anspielung  an  Col.  1,  15:  »nQwxözoxoq  7idortq  xzioEwg«. 

7)  Vgl.  Matth.  4,  2. 

S)  Syr.:  »saturatus  est«  fehlerhaft;  Arab.:  »so  auch  sättigt  er  die 
Menge«;  Aethiop.:  »ebenso  hat  er  viel  Volk  gesättigt«.  Vgl.  Matth.  15,  37; 
Mark.  8,  8. 

9)  Ist  mit  Syr.,  Arab.,  Aethiop.  zu  streichen! 
10j  Vgl.  Joh.  19,  28. 

11)  Aethiop.  add.  eine  Beziehung  auf  die  Hochzeit  zu  Cana! 

12)  Renan  hat  hier  in  Spicil.  Solesm.  I,  6  f  schon  die  richtige  Inter- 
punction  vorgeschlagen,  von  der  Martin  u.  Harvey  abweichen! 

13)  I  Kor.  10,  4;  man  wird  erinnert  an  die  sehr  häufige  Darstellung 
des  *  Quellwunders«  in  der  altchristlichen  Kunst;  Irenaeus  hat  die  Stelle 
zweimal  in  adv.  haer.  IV,  14,  3  (St.  I,  600;  Harvey  II,  186)  und  IV,  27,  3 
(St.  I,  652;  Harvey  II,  243 j. 


Übersetzung:  3.  Fragment.  6*1 

auch  jetzt  den  Gläubigen  Jesus  gibt  geistliches  zutrinken  Wasser 

sprudelnd  in  Leben  ewiges  1 ; 
und  wie  ermattet,  so  auch  die  Ermatteten  und  Beladenen  er- 
quickend 2. 
und  wie  Sohn  Davids,  so  auch  Herr  Davids3; 
und  wie  aus  Abraham4,  so  auch  vor  Abraham5; 
und  wie  Knecht  Gottes,  so  auch  Sohn  Gottes 
und  Herr  des  Alls6; 
und   wie    bespien7    zur   Schmach8,    so    auch    Einhaucher    des 

Geistes  seinen  Jüngern9; 
und  wie  betrübt10,  so  auch  der  Freude  Geber  seinem  Volke  n: 
und  wie   greifbar    und    betastbar12,    so13    wiederum    inmitten 

der  Bösgesinnten  gegangen 
und  nicht  festgehalten  14, 
und  durch  geschlossene  Türen  hineingegangen   und  nicht  ge- 
hindert15; 
und  wie  schlafend,  so  auch  befehlend  dem  Meere  und  den 

Stürmen  und  den  Winden10 
und  wie  gelitten  habend,  so  auch  lebendig 
und  Erretter17  und  Heiland  von  aller  Schwachheit18; 


1)  Joh.  4,  14. 

2)  Matth.  11,  28;  dieses  Doppelglied  om.  Syr. 

3)  Anspielung  auf  Matth.  22,  45. 

4)  Vgl.  Matth.  1,1.  5)  Vgl.  Joh.  8,  58. 

6)  Dies  Doppelglied  om.  Arab.  u.  Aethiop. 

7)  frtm  jtnhLuii  »Speichel  empfangend«. 

5)  Vgl.  Matth.  27,  30;  Mark.  15;  11). 

'.»i  .loh.  20,  22.  10)  Vgl.  Matth.  26,37. 

11)  Vgl.  Luk.  2,  10:  »xtxgav  ^eyälrjv,  i]xlq  eGiai  Tiavzl  z<o  Xaä>*. 

12)  Vgl.  Luk.  24,  39  u.  I  Joh.  1.  1;  das  Halbglied  om.  Aethiop. 

13)  /«■>#/#  — -  löov  add.  Armen.;  -wohl  Zusatz! 

14)  Vgl.  Luk.  4,  30;   diese  Stelle  wird  gemeint  sein,  nicht  Joh.  8,  59. 

15)  Vgl.  Joh.  20,  19  u.  2(5. 

L6)  Vgl.  Matth.  S.  24—20;  Arab.  schließt  sich  hier  stärker  an  den 
Ltthiiustext  an:  "Und  wie  er  schlief,  so  auch  stand  er  auf  und  ward 
:nig  und  befahl  dem  Meere  und  den  Winden  und  den  Stürmen  und  sie 
horchten«,  ähnlich  Aethiop. 

17t  »da>r/}<>«;  Syr.:  >  Lebendigmacher«;  Arab.  statt  Zeile  23 — 24:  »und 
e  er  aufwachte,  so  auch  ist  er  lebendig  und  ein  Erretter«,  ähnlieh  Aethiop. 

IS)  Vgl.  Luk.  S,  17  u.  Jes.  53,   1. 


62  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

25  und  wie  sterbend,    so  auch  Auferstehung    der  Toten  seiend1; 
20  auf  der  Erde  ungeehrt  und  im  Himmel  aller  Ehre  und  Herr- 
lichkeit größer2; 

27  gekreuzigt 3  aus  Schwäche,  aber  lebend  aus  Kraft  göttlicher*, 

28  hinabgestiegen    in  die   Tiefsten  der  Erde  und  hinaufgestiegen  über 

die  Himmel'0', 
21»      sich  begnügend  mit  der  Krippe6  und  erfüllend  das  All7; 
30  gewesen  tot  und  lebendig 

3i  in  Ewigkeiten  der  Ewigkeiten8. 

32  Amen9! 

4.  Fragment. 

i  Desselben  Ireneos.  —  Die  heilige10  Kirche,  auch  wenn  sie  über 

2  die  ganzen  Welt11  ist  bis  zu  den  Enden  der  Erde  gesät  von 

3  den  Aposteln    und   von  deren  Schülern  hat  angenommen  den 
i  Einen   Gott12,    den    allmächtigen   Vater,    den    Schöpfer    von 

1)  Vgl.  Joh.  11,  25;  Arab.:  »und  wie  er  starb,  so  auch  läßt  er  auf- 
erstehen die  Toten «. 

2)  »iv  xy  y%  azi/nog  xal  ev  x(ö  ovQavCo  ndarjq  xi/u?/q  xal  6ö^?jq  uei^,(ov« ; 
der  Armenier  übersetzt  hier,  wie  oft,  ganz  unarmenisch,  um  nur  den  Text 
ganz  wörtlich  wiederzugeben. 

3)  •»siehe«  add.  Armen,  wie  oben! 

4)  II  Kor.  13,4:  »xal  ya.Q  sozavQuj&tj  eq  doÜEVEiaq,  dkXä  £#  ix  Svva- 
/ueujq  d-eov«;  Arab.:  »crucifixus  secundum  infirmitatem,  virtute  Dei  vixit«; 
Armen,  wie  Syr.  haben    >aus  Kraft  göttlicher«,  nicht  »aus  Kraft  Gottes«. 

5)  Ephes.  4,  9 — 10  » .  .  .  xal  xaxtßrj  siq  xd  xaxöjzsga  ueqjj  xijq  y?/q 
.  .  .  xal  ö  dvaßdq  VTiegdvcu  ndvxwv  xwv  ovQavwv« ;  Irenaeus  citiert  diese 
Stelle  in  adv.  haer.  V,  31,  1  (Stieren  I,  804;  Harvey  II,  412)  ebenso  ohne 
das  tcqwxov  hinter  xaxeßrj,  das  manche  codd.  Nov.  Test,  haben. 

6)  Vgl.  Luk.  2,  7;  Irenaeus  schrieb  wohl  »dQxeo&Eiq  (pdxvy«,  aQxelo^at 
(Pass.)  xivl  faßte  der  Syrer  richtig  im  Sinne  von  »sich  begnügen  mit«  und 
übersetzt:  »cui  suti'ecit  praesepe«;  der  Armenier  nahm  es  als  Passivum  von 
»tauglich  sein«  und  übersetzt:  »tauglich  gemacht  in  die  Krippe«  (vgl.  W.  B. 
I,  S.  477f);  Arab.:  »er  wurde  getragen  zum  Grabe«,  ebenso  Aethiop. 

7)  Vgl.  Ephes.  4,  10:  »Iva  nh]Qway  xd  ndvxa«. 

8)  Vgl.  Apok.  4,  9:  »xw  C,wvxi  elq  xovg  alwvaq  xwv  alwvwv«. 

9)  »Amen«  om.  Arab. 

10)  Om.  Ir.  graec.  u.  lat.  interpivs. 

11)  xa&'  oXtjq  xijq  olxovuev7]q. 

12)  Statt  »den  einen  Gott«  der  Handschrift  lies  »den  an  einen  Gott«: 
Z//V  elq  sva  &eov tclöxlv. 


Übersetzung:  4.  Fragment.  03 

Himmel  und  Erde,    Meer  und  allem,    was  in    ihnen  ist  *,    den 
Glauben;    auch    an    den    Einen    Herrn2    Jesus  Christus3,    den 
Sohn  Gottes4,  der  Fleisch  geworden  wegen  unserer  Erlösung 
und    an  den  heiligen  Geist,    der  durch  Propheten  verkündigt 
die  Anordnung  Gottes5  und  die  Ankunft0  und  die  Geburt  an- 
der Jungfrau  und  das  Leiden   und  die  Auferstehung  von  den 
Toten  und  die  fleischliche  Aufnahme   in  den  Himmel  des  ge- 
liebten Sohnes  Christi  Jesu  unsers  Herrn,   und  seine  Ankunft 
vom    Himmel    in    Herrlichkeit    des  Vaters,    um    zusammenzu- 
fassen   alles "    und    aufzuerweeken    alles    Fleisch    der    ganzen 
Menschheit,    damit   Jesu    Christo8,    unserm    Herrn    und    Gott 
;  und  Erlöser  und  König,  nach  dem  AVohlgefallen  des  unsicht- 
baren  Vaters   jedes  Knie    sich    beugen  soll   von  Himmlischen 
und    Irdischen    und    Höllischen,    und   jede    Zunge    heraus  be- 
kennen   soll9  Ihm    und   Gericht   der  Gerechtigkeit1"    wird   er 
über  alle  machen,  damit  er  die  Geister11  der  Bosheit  und  die 
Kugel,  die  abtrünnigen  und   in  Apostasie   gewordenen12,    und 
:  die  Gottlosen    und    die  Ungerechten    und    die    Ungesetzlichen 
;  und    die    Lästerer    der    Menschen    ins    ewige    Feuer    sende: 
den  Heiligen  aber  und  Gerechten13  und  denen,  die  seine  Ge- 
i  böte  halten  14  und  in  seiner  Liebe  geblieben  sind,  wird  er  — 
;  einigen    von    Anfang    an,    einigen    aber    aus   Buße  Leben    ge- 
schenkt habend  —  Fiivergänglichkeit  und  Herrlichkeit15    be- 

1)  Psalm  145,  6;  Act.  4,  24;   14,  15. 

2)  Om.  graec.  u.  lat. 

3)  Jesus  Christus]  so  auch  lat..  graec.  Xcnazuv   Irjoovv. 

4)  Die  leicht»1  Veränderung  des  Irenaeustextes  durch  den  Armenier  ist 
ervorgerufen  durch  die  Formel  des  Nic&nums:     xal  slg  "va  xvqiov  itjaovv 

rQlOTOV   ZOV    vlbv    ZOV   #80 i     '. 

5)  Om.  graec;  non  om.  lat.  »$£0V«,  also  ursprünglich! 

0)  Lat.:  »adventum«,  graec:  »r«c  itevoeig*,  lat.  hat  also  das  Richtige! 

7)  zä  ndvza,  vgl.  Ephes.  1,  10. 

8    Graec.  u.  Lat.  stellen  um:  Christo  Jesu. 

9)  Phil.  2,  LOff. 

L0)  Graec.  u.  lat.:  xgiaiv  ÖLxaiav. 

11 1  Eigentlich     die  Geistigen*   r«  niEiuazixd,  vgl.  Ephes.  6,  12. 
12)  iv  anooTaoi«  ysyovoxaQ. 
13 1  Graec  umgekehrt:  zol^  6e  öixaioi^  xcu  öoioiQ. 

•    So  auch  lat.:  »servantibus  .  graec.   zetTjQtjXOOt. 
15)  Herrlichkeit]     add.    graec.     »6<^av     aicwiav*,     lat.       elarit 
eternam«. 


04  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

28  reiten.      Diese    Verkündigung    umfaßt    habend 1    und    diesen 

29  Glauben,  wie  wir  vorher  gesagt  haben,  die  Kirche  auch  wenn 

30  in    der    ganzen   Welt    gesät,    mit   Sorgfalt    bewahrt,    als    Ein 

31  Haus    bewohnend    und   in    gleicher  Weise   ist  Glaube  diesen2 

32  als    Eine    Seele    und     dasselbe    Herz    habend    und    überein- 

33  stimmend    verkündigt    sie     dies     und    lehrt    und    überliefert 

34  als  im  Mund  erworbenen  (apostolischen  Glauben 3,  der  gleich- 

35  stimmig  ist  dem  Symbole  der  Synode  in  Nicäa). 

2)  Untersuchung. 

Fragment  2 — 4  stammen  aus  der  armenischen  Übersetzung 
der  im  griechischen  Texte  nicht  erhaltenen  Schrift  des  mono- 
physitischen  Patriarchen  von  Alexandrien  Timotheus  Aelurus 
(um  460),  die  kürzlich  herausgegeben  wurde4.  Der  Inhalt5  ist 
eine  Sammlung  von  Stellen  aus  Alexander  v.  Alexandrien,  Am- 
brosius  v.  Mailand,  Athanasius,  Pseudo-Athanasius,  Atticus 
v.  Constantinopel,  Basilius,  Cyprian,  Cyrill  v.  Alex.,  Dionysius 
v.  Alex.,  Dioscur  v.  Alex.,  Epiphanius,  Erechtheus  v.  Antio- 
chien,   Felix  v.  Rom,   Gregor  v.  Nazianz   und   Gregor  v.  Nyssa, 


1)  Graec.  nap£i?.T](pvla  «empfangen  habend«;  der  Armenier  las  wohl 
n eq  is ikrjcpvTa. 

2)  Graec.  »tugievsi  tovtoiq«. 

3)  Durch  die  nicänische  Hinzufügung  ist  der  Sinn  der  letzten  Worte 
des  Irenaeusfragments  zerstört;  graec.  »<bg  sv  oz6fia  xsxzrjjubvr]«;  »im 
Mund  (i  beran)  erworben«  wohl  gleich  »auswendig  erworben«,  mit 
Bezug  auf  das  auswendig  gelernte  Symbol?  Die  Correctur  (s.  ob.)  aber 
stellt  den  Irenaeustext  ev  orö/j.a  wieder  her! 

4)  »Timotheus  Aelurus  des  Patriarchen  von  Alexandrien  Widerlegung 
der  auf  der  Synode  zu  Chalcedon  festgesetzten  Lehre«.  Armenischer  Text. 
Hrsg.  v.  Karapet  Ter-Mekerttschian  und  Erwand  Ter-Minassiantz,  Leipzig, 
Hinrichs  1908,  XXXV,  396  (mit  deutschem  und  armenischem  Vorwort). 
Die  Schrift  wurde  herausgegeben  nach  der  einzig  erhaltenen  Pergament- 
handschrift Etschmiadsin  Nr.  1945  (nicht  1955!),  jetzt  Nr.  1988  tragend; 
unsere  3  Irenaeusfragmente  sind  schon  einmal  von  Karapet  in  Ararat 
1897,  S.  201/3  mit  armenischem  Vorwort  herausgegeben  und  daher  in  der 
deutschen  Literatur  unbeachtet  geblieben.  Über  das  Verhältnis  der  Schrift 
des  Timotheus  Aelurus  zu  ähnlichen,  im  syrischen  Text  erhaltenen  Werken 
des  Tim.  Aelurus  s.  u. 

5)  Eine  sehr  sorgfältige  Inhaltsangabe  mit  Identilicierung  der  ein- 
zelnen Schriften  von  F.  Cavallera  in  Bulletin  de  litterature  ecclesiastique 
1903  S.  342/59. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  65 

>hannes  Chrysostomus,  Johannes  v.  Jerusalem,  Irenaeus,  Julius 
Rom,  Petrus  v.  Alex.,  Proclus  v.  Constantinopel,  Severianus 
Gabala,  Theodotus  v.  Ancyra,  Theophilus  v.  Alex,  und  Vitalis 
ulius)  v.  Rom,  die  im  monophysitischen,  also  antichalcedonen- 
schen  Sinne  zusammengestellt  sind.  Unsere  3  Irenaeusfragmente 
ehen  in  der  oben  gegebenen  Reihenfolge  hintereinander.  Und 
var  stehen  sie  nach  4  Stücken  aus  Athanasius  l,  5  Stücken  aus 
asilius2  und  einem  Stück  des  Cyrill  v.  Alexandrien3;  es  folgen 
m  Irenaeusstücken  dann  5  apollinaristische  Stücke  unter  dem 
amen  des  Julius  von  Rom4. 

Die  beiden  ersten  dieser  3  Fragmente  werden  auch  im 
Tischen  und  arabischen  (auch  äthiopischen)  Texte  gemeinsam 
)erliefert;  das  3.  nicht5. 

Zum  2.  Fragment. 

Dieses  eigenartige  Fragment,  dessen  griechischer  Grundtext 
hlt,  ist  in  syrischer,  arabischer,  äthiopischer  und  armenischer 
prache  überliefert,  und  zwar  syrisch  in  drei  von  einander  ab- 
eichenden Recensionen0,  in  arabischer  Sprache  in  mehreren 

1)  In  der  editio  p.  253, 11—254,  24. 

2)  In  der  editio  p.  254,  26— 256,  8. 

3)  In  der  editio  p.  256,  11 — 16. 

4)  In  der  editio  p.  259,  26—208,  33. 

5)  Auf  griechische  Reconstruction  des  2.  und  3.  Fragments  glaubte 
ih  verzichten  zu  müssen;  das  hymnenartige  Gepräge  dieser  Stücke  würde 
ohl  auch  eine  Rücksicht  auf  den  Rhythmus  erfordern! 

6)  Syr.1  =  Codex  Vaticanus  syrus  140  fol.  128  vom  Jahre  52S  (vgl. 
ber   den   codex   Mösinger,   Monumenta  syriaca  I  p.  2  ;  das  Fragment 
edruckt  bei   G.  Mösinger,  Monumenta  syriaca  II    (ed.  G.  Bickell),  Wien 
578,  p.  9.    —    Syr.2  =  codex  addition.    des    britischen    Museums   121."' 
>1.  li-o  col.  2  vordem  Jahre  562  (vgl.  über  d.  codex Wright II S. 639/48), 
edruckt    bei    Pitra,    Spicil.    Solesm.  I    p.  3  f.,   bei  Harvoy    II    460  f.,    bei 
itra-Martin,  Analecta  sacra  IV  S.  28  f.  —  Syr.3  =  ebenfalls  cod.  addition. 
2156  fol.  75  v°  col.  2,  also  auch  vor  562  geschrieben,  gedruckt  bei  Cureton. 
picileg.   syriacum    1S55   S.  32    der    syrischen  Texte,    bei  Pitra,    -      Heg. 
olesm.  IL,  1855  p.  LIX    und    Pitra-Martin,  Anal,  sacra  IV,   1883,   p.  2 
.vi.1  u.  Syr.2  stehen  unter  dem  Namen  des  Irenaeus,   Syr.3  hat  die  Über- 
chril't:  »Melitonis  episcopi  de  fide«.  Die  Fragmente  haben  überall  in  den 
ilBgaben   lateinische    Übersetzungen   neben    sich,    eine    englische    Ober- 
etzung  von  Syr.2  u.  Syr.3  von  Roberts  u.  Rambaut  in  -Antenieene  ehurch 
ibrary«  IX,  1869,  S.  lS3f. 

T.  u.  U.  '13:  Jordan.  5 


66  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

Handschriften1,  in   äthiopischer  Übersetzung  aus  dem  Arabi- 
schen   ebenfalls  in  mehreren  Handschriften'2;    da/Ai  kommt  nun 


1)  Ar  a.b.:  Das  Stück  war  bisher  im  arabischen  Text  noch  nicht  gedruckt, 
eine  verbesserungsbedürftige  lateinische  Übersetzung  des  Fragments,  nach 
cod.  Vat.  arab.  101,  gemacht  von  den  Maroniten  Matthaeus  Sciuhanus 
und  Franciscus  Mehasebus,  gab  heraus  Mai,  Spicilegium  Romanum  III, 
Rom  1840,  p.  704f.  Es  steht  in  codex  Vaticanus  Arab.  101  (zum  großen 
Teil  erst  1689  geschrieben;  Beschreibung  des  codex  bei  Assemani,  Bibl. 
orient.  Clementino-Vatican.  I,  Rom  1719,  S.  624  als  Nr.  23;  bei  St.  E.  Asse- 
mani, Bibliotheca  orienfcalis  II,  116 ff.;  144;  145;  153  u.  bei  Angelo  Mai, 
Veterurn  Script,  nova  collectio  IX,  Rom  1831,  S.  207  unter  Nr.  CI);  das 
Fragment  tritt  hier,  wie  auch  sonst  stets  auf  als  Teil  der  arabischen 
Übersetzung  der  »fides  patrum  *  des  Baulus  ibn  Raga  (vgl.  H.  Jordan, 
»Wer  war  Archäus?«  in  Zeitschrift  für  neutest,  Wiss.  1912,  S.  157/60).  Von 
dieser  haben  wir  aber  noch  andere  Codices,  nämlich  in  Florenz,  Biblio- 
theca Medicea  Palatina  cod.  69  (vgl.  Catalogus  Bibl.  Med.  Flor.  1742 
p.  124).  An  weiteren  Codices,  die  die  fides  patrum  enthalten,  nenne 
ich:  Cod.  Vat.  arab.  321  (Mai,  Vet.  Script,  nov.  coli.  S.  244,  nur  ein  Aus- 
zug, Irenaeus  fehlt);  Nr.  178  (Mai  ib.  S.  323 f.  unter  Nr.  8  [fol.  76 ff]:  da 
keine  Specification  des  Inhalts  gegeben,  sieht  man  nicht,  ob  Irenaeus  sich 
auch  hier  findet);  Nr.  486  (Mai  ib.  530,  ohne  weitere  Angaben):  Nr.  634 
(Mai  S.  571  ff.,  der  codex  enthält  nur  die  2.  Hälfte  der  fides  patrum,  also 
nicht  den  Irenaeus);  Nr.  651  (Mai  S.  580,  nicht  genauer  beschrieben); 
Nationalbibliothek  in  Paris  Nr.  183,  olim  Suppl.  51  (vgl.  Catalogue  des 
manuscrits  arabes  par  M.  le  baron  de  Slane,  Paris  1883/95,  p.  46); 
ferner  ib.  Nr.  195  u.  196  (Slane  p.  48;  für  195  und  196,  die  Riedel  s.  u. 
anführt,  finde  ich  aber  bei  Slane  keine  entsprechende  Beschreibung,  die 
das  Vorhandensein  der  fides  patrum  in  diesem  cod.  anzeigt);  ferner  in 
Cambridge  add.  3288,  beschrieben  in  »A  Catalogue  of  the  Syriac  manu- 
scripts  in  the  library  of  the  University  of  Cambridge  by  Wm.  Wright«, 
Vol.  II,  Cambridge  ,1901,  p.  909/39;  die  1750  in  Egypten  geschriebene 
arabische  Handschrift  trägt  nicht  den  Namen  des  Ibn  Raga:  Wright  hat 
sie  sehr  sorgfältig  beschrieben,  die  Irenaeusstücke  stehen  in  ihren  Anfangs- 
zeilen arabisch  ib.  S.  911. 

2)  Aethiop.:  in  codex  des  Britischen  Museums  addit.  16219  (be- 
schrieben von  Dillmann,  Catal.  cod.  Orient.  Mus.  Brit.  III,  1847,  13  ff)  und 
Ms.  aeth.  18  der  Biblioth.  univ.  Tubingensis  (vgl.  Zeitschr.  d.  morgen- 
länd.  Gesellschaft  1847  Heft  1  S.  16/21;  erst  168S  geschrieben),  beide 
Codices  noch  unediert;  außerdem  in  cod.  Paris,  Aethiop.  Nr.  111  (saec.  XVI) 
und  112  (saec.  XVIII)  (vgl.  Catalogue  des  mss.  ethiopiens  de  la  bibl. 
nat.  de  Paris  1877  p.  106/26,  hier  beste  Beschreibung  der  Schrift);  in  cod. 
Berol.  Orient.  356  (XVII.  saec.)  (vgl.  Dillmann,  Die  Handschriften  d.  kgl. 
Bibliothek  zu  Berlin  Bd.  3,  1878,  Nr.  28  p.  21 ;  auch  hier  Hereneus,  nicht 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  67 

unsere  armenische  Übersetzung  in  den  drei  Handschriften1. 
Die  Texte  der  drei  syrischen  üeceusionen ,  die  der  drei  arme- 
nischen Handschriften  liegen  nun  sämtlich  vor,  es  fehlen 
noch  die  arabischen  und  äthiopischen  Übersetzungen.  An  Fort- 
wirken des  Fragments  selbst  in  lateinischen  Texten  fehlt  es 
nicht2. 

Ich  bemerke  hier  gleich :{,  dal.i  die  von  Martin  bei  Pitra, 
Analecta  IV,  1883,  S.  300/2  Nr.  XXVI11— XXX  gegebenen  Über- 
setzungen   der    syrischen    Texte    des    2.    und   3.  Fragments    un- 


Hierotheus !) ;  cod.  Brit.  Mus.  783/5  u.  Addit,  24US8.  Über  diese  äthio- 
pische Übersetzung  der  fides  patrum  vgl.  Baumstark,  Oriens  christanus  II 
p.  195  und  W.  Riedel,  Die  Kirchenrechtsquellen  des  Patriarchats  Alexan- 
drien  1900  p.  79.  Über  den  Verfasser  der  äthiopischen  Übersetzung  steht 
im  Paris.  Katalog  äthiop.  Handschriften  nach  Isenberg,  Dictionary  of  the 
Amharic  Language  S.  198:  »Mabä  Ts'ion  (olfering  of  Zion)  son  of  Ras 
Amdu,  du  ring  the  reign  of  Nabla  Dengel  (Claudius)  is  said  to  have 
translated  .  .  .  the  Haimanot  Abao,  into  Ethiopic«. 

1)  Siehe  oben  S.  3/5. 

2)  Pitra  verweist  (Spicil.  Solesm.  Bd.  II  p.  IX  und  Bd.  III  p.  417) 
abgesehen  von  einigen  nur  sehr  entfernt  anklingenden  Sätzen  im  cod.  Col- 
marcensis  (olim  Murbacensis,  saec.  VIII),  in  einem  Hymnus  »de  laudibus 
Salvatoris«  aus  der  Schrift  des  Isidor  Hispal.  »de  ortu  et  obitu  patrum« 
noch  auf  eine  Stelle  in  einer  »Interpretatio  mystiea  progenitorum  Christi« 
des  troschol  tischen  Abtes  Ailerannus  (Aireranmis  im  8.  Jahrb.),  die  fast 
wörtlich  aus  unserem  Fragmente  stammt:  »Qui  in  patriarchis  patriarcha. 
in  sacerdotibus  Bacerdos,  in  iudicibus  iudex,  in  prophetis  propheta.  m 
dueibus  dux,  in  apostolis  apostolus,  in  angelis  magni  consilii  angelus 
dicitur«  (vgl.  Bibliotheca  Patrum  Bd.  12  p.  39):  ähnliches  soll  nach  Pitra 
auch  in  cod.  Sangermanensis  784  stehen.  —  Sehr  viel  ferner  liegt  schon 
eine  Stelle  bei  Paulmus  v.  Nola,  auf  die  ich  zufällig  stieß  in  epistula  38 
(Migne  lat.  61,  359;  CSEL  29  p.  327)  »Ipse  est  enim  initium  et  finis,  qui  in 
lege  velatur,  in  Evangelio  revelatur,  mirabilis  semper  et  patieus,  et  trium- 
phans  in  sanctis  suis  Dominus;  in  Abel  occisus  a  fratre,  in  Noe  irrisus  a 
lilio,  in  Abraham  peregrinatus,  in  lsaac  oblatus,  in  Iacob  famulatus,  in 
Joseph  venditus,  in  Moyse  ezpositua  et  fugatus,  in  prophetis  lapidahi:-  et 
lectus,  in  apostolis  terra  marique  iactatus  et  multis  ac  variis  beatorum 
martyrum  crucibus  frequenter  occisus-.  Gar  keine  Beziehung  zu  unserem 
Fragment  hat  dagegen  jener  griechische  alphabetisch.-  Hymnus,  den 
Vitra  im  Spicüegium  Solesm. Mise  III.  1855,  p.  XVII  (vgl.  bes.  Anm.  2) 
heranziehen  will. 

3    Das  Folgende  auf  Grund  von  Angaben  von  Prof.  Dr.  Wilhelm 
spari-Erlangen. 


(38  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

brauchbar  sind1.  Es  kommen  nur  die  Übersetzungen  von 
E.  Renan  in  Betracht,  also  für  das  2.  Fragment  in  der  mitt- 
leren Recension  die  Übersetzung  in  Pitra,  Spicilegium  Soles- 
mense  I  (1852)  p.  3f,  und  in  der  langen  Recension  in  Pitra. 
Spie.  Solesm.  II  (1855)  p.  LlXf,  für  das  3.  Fragment  die  Über- 
setzung von  Renan  in  Pitra  ib.  I,  S.  6  f.  Von  den  drei  syrischen 
Recensionen  des  2.  Fragments  ist  Syr.1  offenbar  handschriftlich 
schlecht  überliefert2,  vielleicht  gar  etwas  dogmatisch  censiert. 
Ich  gebe  hier  eine  Verbesserung  der  Mösingerschen  lateinischen 
Übersetzung  von  Syr.1  des  2.  Fragments3: 

»Irenaeus  nämlich  Bischof  von  Lugdun  —  eine  Stadt  aber 
ist  das  —  einer  von  denen,  die  man  getötet  hat  im  Abendlande, 
schrieb  so:  Gesetz  und  Propheten  und  Eulagenien  (sie!)  ver- 
kündigen den  Messias,  der  geboren  ist  aus  der  Jungfrau  und 
leidend  war  am  Holz  und  erschienen  ist  aus  den  Toten  und 
hinaufstieg  in  den  Himmel  und  verherrlicht  wurde  vom 
Vater  und  König,  der  es  für  Ewigkeiten  ist,  und  daß  er  ist 
Verstand  erfüllend4,  er  Wort  Gottes,  er  der  vor  dem  Stern  des 
Morgenlichts  geboren  ist,  der  mit  dem  Vater  schuf  Alles,  der 
Schöpfer  des  Menschen  ist.« 

Die  noch  nicht  edierte  arabische  und  äthiopische  Über- 
setzung5 folgen  hier  mit  wörtlicher  Übersetzung:  zunächst  die 
arabische  Übersetzung  nach  cod.  Vatican.  Arab.  101  fol.  II  t. 
Zeile  10—12  v  Zeile  4  (V)  und  cod.  Paris.  Nr.  183  fol.  8  v  Zeile 
15—101-  Zeile  7  (P). 


1)  Sie  sind  nicht  wörtlich,  sie  zerstören  die  im  Syrischen  oft  noch 
erkennbare  griechische  Grundlage,  einmal  in  Nr.  30  sind  durch  Abirren 
zwei  ganze  Glieder  ausgefallen! 

2)  Syr.1  hat  »Eulagenien«  statt  Evangelium. 

3)  Von  Prof.  Dr.  W.  Caspari  in  Erlangen  durchgesehen. 

4)  d.  h.  =  »erfüllender  Verstand«. 

5)  Sämtlich  auf  Grund  von  Photographien  nach  den  Codices  in 
meinem  Besitz;  Herr  Prof.  Hell-Erlahgen  hatte  die  Freundlichkeit,  den 
arabischen,  Herr  Prof.  Littmann-Straßburg  i.  E.,  den  äthiopischen  Text 
zu  recensieren  und  zu  übersetzen. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  69 

2.  Fragment  in  arabischem  Text1. 
0*-*xUJf   2<o<^».c-  oüuJ  J^Jt  Jut+Aj2  1j*.L>o   ^jLäJI1 

'I  p^Cj         Lj>JI  ^v^  r*Li*  4lX£   8.K«    3^>a,LoJ!    ^ä    *Jü   xii. 
^<j$  Jus  7^Jj./o  ys  ^JJ!7        *JJ!  äUS"       *ÜJ!  Jüt*J!  .# 

w'>.«j«       i^3^^  /**  ^-f;   i^^X-^      f^T^  <X&)U  — **i  JäiL2s»  c^cXif 

^j-jq  4X^2^  l^cX-M        Lx*^^l  3  &<X>j  awÜU  )^^        ^5^  ^  T*) 

1)  Die  Texte  sind  so  wiedergegeben,  wie  sie  Cod.  Vat.  101  bietet; 
äie  Varianten  des  Cod.  Par.  183  sind  in  den  Fußnoten  angeführt.  Die 
vielfach  fehlerhafte  Orthographie,  so  die  fast  regelmäßige  Schreibung  von 
>  für  >,  von  O  für  O  u.  dgl.  ist  im  Interesse  der  Unvertälschtheit  der 
l'xte  unverändert  geblieben;  die  in  beiden  Codices  vorhandene  Vocali- 
Bation  wurde  weggelassen,  da  sie  im  Cod.  Vat.  ganz  unbrauchbar,  im 
Cod.  Par.  zwar  im  allgemeinen  richtig,  aber  wahrscheinlich  jünger  ißt  als 
ier  konsonantische  Text.  (Hell 

l)  \j*£>j*  u>l£JI]  P  \j*££J\  J's*     2)  ^j^  ^JüL~j\  J-^iJI  vx^^o  | 

P  '«.^.J    IjoIj»    \jo^*Jö    ^    ^5~^    ^JväJI    ^J>.jiLvo\  3)  P,  <_-^.^^o 

4}   P.   jJift  5)  c_->^\     ,'y<     v*x.\^J    P.  l j^Jl     S^s:-^-  G)   P.  oni.    aJ\ 

7)  ^J^o  y*  ^jj|]  P.  J$V4,1       8)  P.  dJVI  P.  add.  yt        10.  ^jJI 

5-0]  P.  j^oU         11)  P.  jiojj»         12)  P.  ö^c*L\         13)  P.  add.  *^*   ^jJl 


70  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

;*J!   yi  22^^l       o^JOJÜ  21jsr<.  Ju^l  2%<^  ^jJI2' 

^yJ!    rül.       ^1    24^  ;U    23^JI       ^1  ^k. 

27  Jus   ^c27   *j   2(V*r-   ri;   JuC^t   £   M8j<X*U   ^jJ!21 

29  x.^  ^  cXs».!^29  (j^l^  28*-g~*  ^  *X*J28  ^L>Jf       ^jlwÜ 

Xa^S-     ^Lc     3l^>«Lfij  JUv„iL?     30w4aw    ^cX-M  &Ag£Jf    l*w.«< 

3     ^jJI     34;^         IjXl*     ^JJI     UÄ-liSP^  tjjö;      ^Jj 

■  •t£<XH     (c-^^;  äaauaXJI    (j^'j-^  ö|V^a-^ä    (Jjjucw    .^ojJI3 

15)   £j^*»  UaCUo    ^^äJI]  P-  Aj'vASU^      16)  ^^.i*.  ^o  ^J  U^U-ü^]  P.^jJ 

<*J  Ojäuj  17)  Jo  ,J*  -^Js  ^väJI  iXsaJLV]  P.  «r^ykU  18)  a^  U 
^i  (3]  P.  <3  sj^*         19)  P.  <J>Ts>«  20)  ^^a.  ^jj\]  P.  <^J\  5^ä., 

21)  R  j^  ^jJl  22)  P.  ^         23)  P.  *         24)  P.  ^^         25)  ^jJ 

^waäUo]  P.  u*^io  @  j  26)  £jx^3  27)  J«-i»  42^e]  P.,  öm.  28)  ^l*o 
Ä^ä.  0v>c]  P.  <^Lw>\  29)  i^.  ^  v>^L\_j]  P.  <^Jj>  Jp<?*5  ■  30)  p 
^U  31)  P.  ^^  32)  P.  ^  33)  P.  add.  ^-Jj  34)  P.  ^ 
35)  P.  l^^o  36)  P.  ui^oj  37)  P.  UaJuo  38)  ^5~^.  ^oyJ 

^4r^*]  P-  c^JuwÄJLl  39)  P.  k>U>_j  40)  ^   ^Vl  §r  <*J1    ^   ^J 

^-ÄM]  P.vJ^I   <aU!  t..w>  r^l  <OJ! 


UnterBuchung:  Zum  2.  Fragment.  71 

»Der  Zweite1:  Barnaus2  Jünger  der  Apostel  Bischof  von 
'Adan3:  Der  Nomos  und  die  Propheten  und  die  Evangelien 
verkündigten  den  Messias,  daß  er  geboren  wurde  von  eine] 
Jungfrau  und  daß  er  gelitten  hat  am  Kreuze4  und  sie  haben 
ihn  gesehen5  auferstehen  von  den  Toten,  und  er  stieg  zu  den 
Bimmeln  und  wurde  verherrlicht  vom  Vater1'  und  daß  er  ist" 
König  in  Ewigkeit.  Dieser  ist  der  Verstand  der  vollkommen.'. 
das  Wort  Gottes,  welches  ist  erzeugt8  vor  dem  Stern  des 
Morgens,  der  Schöpfer  aller  Dinge  (wörtl.  »des  Alls«)  mit  dem 
Vater,  der  Schöpfer  des  Menschen,  welcher  war  (ist?)  jedes 
Ding  in  jedem  Einzelnen,  das  Haupt  der  Väter  unter  den 
Häuptern  der  Väter,  das  Gesetz  unter  den  Genossen1'  des  Ge- 
setzes, das  Haupt  der  Priester  unter  den  Priestern,  der  erste 
unter  den  Königen,  der  Prophet  unter  den  Propheten,  der  Engel 
unter  den  Engeln,  der  Mensch  unter  den  Menschen,  der  Er- 
zeugte vom  Vater,  der  Gott  von  Gott10,  der  König  (oder  »dem 
König«)  der  Ewige  (oder  »dem  Ewigen«).  Dieser  ist,  der11 
behütete  Noah  und  leitete  Abraham,  der  gebunden  wurde  mit 
Isaak  und  auswanderte  mit  Jacob,  der  verkauft  wurde1-  mit 
Joseph  und  wurde  ein  Führer  mit  Moses,  der  gab  das  Gesetz 
dem  Volke  und  gab  Josü<13  den  Sieg14,  der  psalmierte  in  David 
und    predigte15    den(?)  Leuten   er  allein  in  den  Propheten,    der 


1)  Bedeutung  des  '-der  Zweite«  ist  mir  unklar;  sollte  es  sich  viel- 
leicht darauf  beziehen,  daß  die  beiden  [renaeusstücke  in  der  fides  patrum 
an  zweiter  Stelle  nach  drei  apostolischen  Zeugnissen  stehen? 

2)  Barnaus  unterscheidet  sich  von  Irenaeus  im  Arabischen  nur  durch 
'li     Fehlen  eines  einzigen  Punktes! 

3)  IV.  »Und  es  sagt    Irenaeus  der  Bischof  von  al-'Adan.  welcher  war 
ein    Jünger    und    Nachfolger    derselben«;    cod.   syr.   Cambridge  3288   hat: 
»Und  es  sagt  Irenaeus  Bischof  von  al  'Adan,  welcher  war  ein  Jünger  der 
Apostel  und  Nachfolger  derselben«.     Wright  will  mir  statt  ^~>o*J! 
^AäJ  ,  dann  haben  wir  in  der  Tat  Lugdununi! 

4)  1\:   »einem  Kreuze  .  5)  P.  add.     und«. 

6)  Und  —  Vater1   P.:     und  es  verherrlichte  ihn  der  Vate 
7)*Om.  P.  8)  Welcher  ist  erzeugt    das  erzeugte. 

9)  Arab.    ^»Isuot  1"    l\:  dem  Gotte, 

11)  P. :  »er  der«. 

12)  P.:  »angeboten  wurde  zum  Kauf.. 

13)  P.:  Josu\  14)  P.:  »das  L< 

15    Unsicher,  ob  Activ  oder  Passiv  1  Also  eventuell   »gepredigt  wurde«. 


72 


Jordan.  Armenische  lrenaeus-Fraginente. 


Fleisch  annahm  (sich  verkörperte)  von  einer  Jungfrau  und  geboren 
wurde  in  Betlehem,  gewickelt  wurde  in  Tuchstücke 1  in  der 
Krippe  und  er  wurde  besucht  von*  den  Hirten2,  welcher  ge- 
priesen wurde  von  den  Engeln3  und  angebetet  von  Seiten  des 
Magiers4,  der  Ruhm  (öoza),  welcher  erschien  über  der  Hand 
des  Johannes5,  als  er  taufte  im  Flusse  Jordan6,  welcher  ver- 
sucht wurde  in  der  Wüste  und  befunden  wurde ',  daß  er  sei 
der  Herr,  der  versammelte8  die  Apostel  und  verkündigte9  die 
Herrschaft,  welcher10  heilte  die  Lahmen  und  reinigte  die  Aus- 
sätzigen, welcher ! '  erleuchtete  die  Blinden 12  und  auferweckte 
die  Toten,  welchen  man  sah13  im  Tempel  und  nicht  glaubten  sie 
an  ihn  von  Seiten  des  Volkes14,  welcher  verraten  wurde  von15 
Judas  und  gefangen  genommen  wurde  von  den  Häuptern16  der 
Priester,  welcher  genagelt  wurde  J  7  am  Körper  und  gekreuzigt18 
auf  seinem  Holze,  welcher19  starb  und  in  Leinen  gewickelt 
wurde20  und  auferstand  unter  den  Toten.  Dieser  ist  die  Auf- 
erstehung für  diejenigen,  welche  schlafen,  und  die  Rettung  der- 
jenigen, welche  zugrunde  gingen,  das  Licht21  derjenigen,  welche 
in  der  Finsternis  (sind),  und  der  Befreier  derer,  die  gefangen 
sind22,  der  Führer  der  Irrenden,  die  Zuflucht  derjenigen,  welche 
bedrückt  sind23,  der  Bräutigam  der  Kirche,  der  Hirte  derer, 
die  befreit  wurden,    der  Lenker24  der  Cherubim,    der  Anführer 


1)  P.  add.  »welcher  gelegt  wurde«. 

2)  P.:  »und  es  kamen  zu  ihm  Hirten«. 

3)  P.:  »und  es  priesen  ihn  Engel«. 

4)  P.:  »welchen  anbetete  der  Magier«. 

5)  der  Ruhm  —  Johannes"  P. :  »und  es  zeigte  ihn  Johannes«. 

6)  P.:  »und  taufte  ihn  im  Jordan«. 

7)  befanden  wurde«]  P.:  »es  wurde  erkannt«. 

S)  der  versammelte]  P.:  »und  es  versammelte  sich  bei  ihm«. 
9)  und  verkündigte]  P.:  »welcher  predigte«.  10)  P. :  »und«. 

11)  P.:  »und«.  12)  P.:  »die  Augen«. 

13)  welchen  man  sah]  P.:  *-und  er  wurde  gesehen«. 

14)  glaubten  —  Volkes]  P.:  »(es)  .glaubte  an  ihn  das  Yoik«. 

15)  welcher  verraten  wurde  von"  P. :  »und  es  verriet  ihn«. 

16)  und  —  Häupter]  P.:  »und  es  nahmen  ihn  gefangen  die  Häupter«. 

17)  welcher  —  wurde    P.:  »und  er  wurde  gekreuzigt«. 

18)  und  gekreuzigt]  P.:  »und  er  wurde  genagelt«. 

19)  P.:  »und«.  20)  P.  add.  »und  er  wurde  begraben«. 
21)  P.:  »der  Erleuchter«.    '  22)  P.  add.  »und«. 

derjenigen  —  sindl  P. :  »der  Bedrängten«.        24)  P.:  »Anführer«. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  73 

dt's  Heeres  der  Engel,  Gott  von  Gott,  der  Sohn  vom  Vater1, 
Jesus  der  Messias  der  König  der  ewige,  in  die  Ewigkeit  der 
Ewigkeiten.     Amen.« 

Daraus  geht  für  die  Verfasserfrage  jedenfalls  soviel  hervor, 
daß  der  eigentümliche  »Hierotheus  apostolorum  discipulus 
Athenarum  episcopus«,  der  nach  Mai,  Spicilegium  Romanum  JII. 
1840,  p.  704  f  in  cod.  Vat.  arab.  101  als  Autor  über  dem  Frag- 
ment genannt  sein  soll,  garnicht  an  der  Spitze  des  Fragmentes 
steht,  sondern  Barnäus2,  für  das  die  cod.  Paris,  und  Cambridge 
richtig  »Irenaeus«  haben!  Ebenso  frappant  ist,  daß  der  weiter 
unten  veröffentlichte  arabische  Text  unseres  3.  Fragments  in 
cod.  Vatican.  ebenfalls  Barnäus,  in  cod.  Paris,  den  Namen  »Ire- 
naeus« trägt.  Hierotheus,  Bischof  von  Athen,  scheint  also  eine 
Phantasie  von  Mai  oder  seinen  Gewährsmännern  zu  sein.  Da  die 
aus  dem  Arabischen  geflossene  äthiopische  Übersetzung  (des 
16.  Jahrhunderts,  so  Baumstark)  ebenfalls  den  Namen  Hereneuos 
über  beiden  Fragmenten  hat,  so  ist  die  Bezeugung  des  Stückes 
als  irenäisch    schon  im   arabischen  Text    vollkommen  gesichert. 

2.  Fragment  in  äthiopischem  Text3: 

1)  »Gott  von  Gott,  der  Sohn  vom  Vater]  P.:  »Gott  der  Sohn  von 
Gott  dem  Vater«. 

2)  Derselbe  Barnäus  steht  auch  über  dem  arabischen  Text  des 
3.  Fragments  in  cod.  Vatican.  101;  das  Wort  ist  an  beiden  Stellen  in 
den  arabischen  Handschriften  garnicht  in  Hierotheus  zu  verlesen;  wohl 
fcber  unterscheidet  sich  Barnaus  von  Irenaeus  nur  durch  das  Fehlen  eines 
Punktes! 

3)  Nach  cod.  Mus.  brit.  addit.  IG 210  (Lond.)  und  cod.  Tubing.  Ms. 
aeth.  18  (Tub.)    auf  Grund    von  Photographien  herausgegeben  und  aber- 

von  Prof.  Dr.  Enno  Littmann  in  Straßburg  i.  E.  (Da  mir  zunächst 
nur  die  Tübinger  Handschrift  vollständig  geliefert  wurde,  legte  ich  sie 
für  das  2.  Fragment  zu  Grande.  Es  wäre  besser  gewesen,  die  correcter 
geschriebene  Londoner  Handschrift  zu  Grunde  zu  legen.  Wo  Tub.  fehler- 
haft ist,  habe  ich  die  Lesarten  von  Lond.  in  den  Text  gesetzt,  B  ein 
gemischter  Text  entstanden  ist.  Dagegen  ist  das  3.  Fragment  nach  Lond. 
gegeben.     Littmann.) 


1)  Sic  Lond.:  Tub.    'ßl/'ö»-        2)  Sic  Lond.;  Tub.  dk". 

Lond.;   Tub.    "-|\ 


74  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

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hl'Üh  :  J&ü-S  s  fl>'^^rnfl^?,  •  A..*J  >  IlüV-Th  I  -J'A4>A  -  fl 
f»?  :  tD-f-<Mr<D  5  ^.fl  ■  ^>0  ■  ^»A+A  s  fl°+  1  flW'TJH  ■  <»^ 

4)  Lond.  Atf»-".  5)  Lond.  AjP°*tfl  s  h'tl  '-  6)  Sic  Loud.; 
Tub.  'ft.  7)  Sic  Lond.;  Tub.  ffVA.  8)  Sic  Lond.:  Tub.  A^>- 
9)  Lond.  Ti^M-.  10)  Lond.   ,f}{\C  11)  Lond.  (D'th" 

12)  Lond.  A.  13)  Sic  Lond.;  Tub.  fl>äi"  perperam.  14)  Lond.  "fl. 
15)  Lond.  *V.  16)  Sic  Lond.;  Tub.  "fl  perperam.  17)  Lond. 
tDhh"  18)  Lond.  transpos.  19)  Lond.  Wt".  20)  Lond.  add. 
ahhh?  21)  Lond.  f:Oh?Y  22)  Lond.  "ft.  23)  Lond.  tfo-^-J. 
24)  Lond.  Whh+CM-  25)  Lond.  (lfl>-A'f  -" 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment. 


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sie 

»Es  sprach  Hereneos.  der  Bischof  des  Landes  (oder  »der 
Stadt«)  'Edöm,  der  Schüler  der  Apostel  und  ihr  Nachfolger: 
Das  Gesetz1  und  die  Propheten  und  das  Evangelium  haben 
verkündet  über  Christo,  daß  er  von  der  (oder  »einer«)  Jungfrau 
geboren  ist.  Und  er  litt  am  Holze  des  Kreuzes  und  er  starb 
und  wurde  begraben,  und  sie  sahen  ihn  auferstanden  von  den 
Toten,  und  er  stieg  hinauf  in  die  Himmel  und  wurde  ver- 
herrlicht  vom  Vater  und  wurde  König  in  alle  Ewigkeit.  Dieser 
ist  der  vollkommene  Gedanke  des  Vaters'2,  das  Wort  Gottes,  das 
von  ihm  erzeugt  ist  vor  dem  Morgenstern,  der  Erscbaffer  des 
Alls  mit  dem  Vater  und  dem  heiligen  Geist,  der  Schöpfer 
der  Menschen,  der  in  jedem  Werk  existiert'5,  der  Erzvater  unter 
den  Erzvätern,  der  Gesetzgeber  im  Gesetze,  der  Erzpriester 3 
unter  den  Priestern,  und  der  Herr  unter  den  Königen,  und  der 
Prophet  unter  den  Propheten,  und  der  König  anter  den  Engeln,  und 
der  Mensch  unter  den  Menschen,  der  erzengt  ist  vom  Vater  als  I  »<>tr 
von  Gott,  der  König  in  Ewigkeit.  Dieser  ist  es,  der  den  Noah 
behütel  und  den  Abraham  geführt  hat  und  gebunden  wurde 
mit  ls;i;ik  und  in  der  Fremde  weilte  mit  Jakob  und  verkauft 
wurde    mit  Joseph    und   das  Volk   führte  mit  Moses  und  ihnen 

26)  Lond.  <n>-;K}.         27)  Und.  <Dtf»'>Ä\h.lf0«»v  28)  Sic 

Lon,,-:  Tuh.  J,A.     " 29)  Lond.  ft.       30)  Lond.  ,h.       31  Sic   Lond.; 

Tul,.    1\tn>CV/           82)  Sic  Lond.:    Tuh.  Mff  Lond.  A.« 
84)  Lond.  ein. 

1)  So  nach   Lond.:  Tab.  fehlerhaft. 
2    <>der  »der  Gedanke  des  vollkommenen  Vaters 
So  nach  Lond.;  Tuh.  fehlerhaft, 


76  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Gesetze  gab J.  Und  er  gab  das  Erbe  dem  Josua  und  mit  ihm 
ließ  er  erben  die  Kinder  Israel.  Er  sang  in  David  und  er 
predigte  dem  Volke l  allein  in  den  Propheten,  und  er  wurde 
Fleisch  aus  der  heiligen  Jungfrau  und  wurde  geboren  in  Beth- 
lehem und  wurde  eingewickelt  in  Lumpen  und  wurde  gelegt 
in  die  Krippe  (oder  »den  Stall«).  Ihn  sahen  die  Hirten  und 
ihn  priesen  die  Engel;  ihn  beteten  an2  die  Magier.  Ihn  ver- 
kündigte Johannes  und  taufte  ihn  im  Jordan:  er  wurde  ver- 
sucht in  der  Wüste;  und3  es  wurde  erkannt,  daß  er  Gott  ist;  er 
versammelte  zu  sich  die  Apostel  und  verkündigte  das  Himmel- 
reich. Er  heilte  die  Kranken,  und  die  Hinkenden  machte  er 
laufen;,  die  Aussätzigen  reinigte  er,  und  er  erleuchtete  die  Augen 
der  Blinden,  er  erweckte  die  Toten  und  ward  gesehen4  im  Tempel, 
und  es  glaubte  das  Volk  nicht  an  ihn;  ihn  verriet  Judas  und 
ihn  nahmen  entgegen  die  Hohenpriester.  Er  ward  gekreuzigt 
im  Fleisch  und  genagelt  an  das  Holz  des  Kreuzes;  er  starb  und 
wurde  eingehüllt  und  begraben  und  erstand  wieder  auf  von  den 
Toten,  er,  der  die  Auferstehung  ist  für  die,  die  entschlafen  sind, 
und  der  Heiland5  derer,  die  verdorben  sind,  das  Licht  derer, 
die6  in  der  Finsternis  sind,  und  der  Befreier  der  Gefangenen 
und  der  Führer  der  Verlorenen  und  die  Zuflucht  der  Betrübten, 
der  Bräutigam6  der  Kirche  und  der  Hirte  derer,  die  gerettet  sind; 
der  Umfasser6  der  Cherubin  und  der  Leiter  des  Heeres  der 
Engel,  der  Herr,  Gott,  der  aus  Gott  ist  in  Wahrheit 7.  Der 
Sohn,  der  aus  Gott  Vater  ist,  Jesus  Christus,  der  König  in  alle 
Ewigkeit8.     Amen.« 

Alle  diese  Texte  in  4  Sprachen  sind  freilich  nicht  vonein- 
ander unabhängig;  für  die  arabischen  und  äthiopischen  Texte 
ist  schließlich  der  Kopte  Baulus  ibn  Kagä  in  Alexandrien  (lebte 
jedenfalls   erst  nach  1066 9)  verantwortlich,  der  dort  die  »fides 


1)  So  nach  Lond.;  Tub.  fehlerhaft.  2)  Tub.  »es  beteten  ihn  an«. 

3)  Lond.  om.  4)  Lond.  »erschien«. 

5)  Lond.  »Reiniger«.  6)  So  nach  Lond.,  Tab.  fehlerhaft. 

7)  Lond.  om.  »in  Wahrheit«.  8)  Lönd.  »in  Ewigkeit«. 

9)  In  seinem  Werke,  der  fides  patrum,  wird  nämlich  ein  Brief  des 
koptischen  Patriarchen  in  Kairo  mit  Namen  Christodulus  (f  1077)  vom 
Jahre  1066  citiert.  Baulus  ibn  Ragä  =  Paulus  ben  al  Ragia,  nach  An- 
gelo  Mai  mit  dem  Beinamen  al  Vadheh  (id  est  scholiasta);  er  muß  vor 
1350   gelebt  haben,   denn   er  wird  zu  dieser  Zeit  von  Abu  cl  Barakät  in 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  77 

itruni«  koptisch(?)  schrieb1  und  in  dieselbe  unter  anderem 
iser  Fragment  aufnahm.  Woher  hat  aber  nun  der  Kopte 
eses  Fragment?  Seine  »fides  patrum«  ist,  wie  ich  aus  den 
eschreibungen  der  Codices2  ersehe,  mit  keiner  der  sonstigen 
mriften  und  Vätersammlungen  trotz  vieler  Anklänge  und  Ahn- 
mkeiten  identisch,  in  denen  unser  Fragment  wiedergegeben 
ird.  Von  den  drei  Irenaeusfragmenten,  die  der  Kopte  Baulus 
n  Bagä  und  seine  Übersetzer  bieten,  steht  das  eine 3,  soweit 
ikannt  ist,  nur  noch  in  einem  Tractat  des  Severus  v.  Anti- 
mien  (f  538)  gegen  Julian  v.  Halicarnassus  (Wright  11  S.  556, 
izu  H.  Jordan  in  ZNTW  1912  S.  157),  das  andere4  in  einem 
ractat  des  Timotheus  Aelurus  gegen  die  Dyophysiten  (Wright 
»id.  640)  und  in  des  Timotheus  Aelurus  »Widerlegung  der  auf 

inem  Katalog  christlicher  Schriften  in  arabischer  Sprache  erwähnt  (vgl. 
[edel  in  Gott.  Gel.  Nachr.  1902  S.  700);  aber  auch  dieser  Gelehrte  stellt 
hon  Ibn  Ragä  unter  die  Schriftsteller,  deren  Zeit  nicht  mehr  feststeht; 
schreibt:  »Weiter  die  Schriften  einer  Person,  welche  das  Christentum 
mahm  und  nach  ihrer  Taufe  Johannes  genannt  wurde,  bekannter  als 
m  Ragä.  Die  Biographien  der  Patriarchen  enthalten  die  Notiz,  daß  der 
lilige  Mercurius  (od.  Marforius)  ihn  aus  dem  Tal  von  Mecca  in  seine 
fache  in  Misr  (Kairo)  brachte;  dort  verfaßte  er  vier  Bücher:  1)  Über  die 
eichte,  welches  er  als  »Das  Klare«  betitelte.  2)  Merkwürdigkeiten  der 
iterpreten  und  Entstellung  der  Andersgläubigen.  3)  Enthüllung  des 
orschleierfcen.  4)  Sein  Leben.«  Hier  wird  also  nicht  die  fides  patrum 
wähnt  als  sein  Werk;  sie  folgt  in  diesem  Katalog  erst  später  als  ano- 
nin's  Werk.  Eigentümlich  ist,  daß  aus  der  Überschrift  der  beiden  Ire- 
keusfragmente  hier  gar  geworden  ist:  »Barnabas,  der  Schüler  der  Apostel, 
iscliof  von  el-  Aden«  und  aus  dem  Irenaeus,  dem  äpycüoq  ctiiozoxo*;  ist 
an  geworden  über  »Archaeus«  gar  »Archelaus  (in  cod.  D.  Aivhaeus)  der 
ehüler  der  Apostel,  Bischof  von  Lapat«.  Wenn  cod.  arab.  Paris.  183,  der 
ie  tides  patrum  enthält,  tatsächlich,  wie  de  Slane  (Catalogue  des  manu- 
»rits  arabes,  Paris  1S83/95,  S.  46)  angibt,  im  13.  Jahrhundert  geschrieben 
%  so  ist  1300  der  terminus  ante  quem  für  das  Leben  lbn  Rag&s. 

1)  Im  Urtext  verloren,  in  der  arab.  und  athiop.  Übersetz,  bisher  nicht 
liert;  Untersuchung  über  koptisches  (?)  Original  u.  Verf.  wäre  erwünscht. 

2)  Besehreibung  der  arabischen  Übersetzung  in  cod.  arab.  101  der 
aticanischen  Bibliothek  bei  A.Mai,  Veterum  BCriptorum  aova  eollectio  IV. 
om  L831,  S.  207/10  und  der  äthiopischen  Übersetzung  im  Britischen 
[useum  cod.  addit.  10219  bei  Dillmann  im  Catalogas  codic  manuscript. 
ri»ntal.  Mus.  Brit.,  London  1847,  S.  13ff;  TgL  auch  ob.  S.  00  Amu.  1  a.2. 

3)  In  Lateinischer  Übersetzung  bei  Mai.  Spicileg.  Rom.  [11  S,  7 

4)  In  lateinischer  Obersetzung  bei  Mai,  ib.  S.  706. 


7  s  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmeiite. 

der  Synode  von  Chalcedon  festgesetzten  Lehre«1;  das  dritte - 
aber  steht  bei  Baulus  ibn  Ragä  ebenso  dicht  vor  dem  zweiten, 
wie  es  dicht  vor  dem  zweiten  steht  in  den  beiden  genannten 
Schriften  des  Timothens  Aelurus.  Das  ist  sehr  auffällig!  Abel 
während  Timotheus  Aelurus  von  diesem  3.  Fragment  im  svri- 
schen  Text  nur  einen  verkürzten  Text  bietet,  bieten  Baulus  ibn 
Ragä  und  Timotheus  Aelurus  in  seiner  2.  Schrift  den  ausführ- 
lichen Text,  so  daß  nicht  an  directe  Benutzung  der  erst- 
genannten Schrift  des  Timotheus  Aelurus  durch  Ibn  Bagä  zu 
denken  ist,  sondern  entweder  an  directe  oder  wahrscheinlich 
indirecte  Benutzung  einer  Quelle,  die  auch  dem  Timotheus 
Aelurus  vorlag  und  in  der  die  beiden  Irenaeusfragmente  in 
ihrem  vollständigen  griechischen  Texte  schon  aufeinanderfolgten, 
oder  an  Benutzung  der  anderen  Schrift  des  Timotheus:  »Wider- 
legung der  auf  der  Synode  von  Chalcedon  festgesetzten  Lehre« 
durch  Ibn  Ragä.  Ob  die  letztere  Möglichkeit  der  Wirklichkeit 
entspricht,.  ließe  sich  erst  dann  recht  beurteilen,  wenn  die  »tides 
patrum«  in  einer  sehr  erwünschten  Ausgabe  vorliegt.  An  Be- 
ziehungen der  »tides  patrum«  zu  Timotheus'  »Widerlegung  der 
auf  der  Synode  von  Chalcedon  festgesetzten  Lehre«  nenne  ich 
noch,  daß  beide  dasselbe  Stück  einer  Predigt  des  Alexander 
(mit  einigen  Varianten)  wiedergeben;  Ibn  Ragä  bietet  aber 
darüber  hinaus  in  einem  2.  Fragment  die  Fortsetzung  des 
Textes,  die  Timotheus  an  dieser  Stelle  nicht  hat.  So  muß  doch 
mit  der  Tatsache  gerechnet  werden,  daß  Ibn  Ragäs  Stück  das 
Fortwirken  einer  von  Timotheus  Aelurus  unabhängigen  Tradition 
darstellt 3. 

Beide  Irenaeusfragmente  zeigen  nun  eine  sehr  lebhafte 
rhetorische  Haltung;  vor  allem  gegen  Ende  hin,  wo  sie  dann 
auch  mit  »Amen«  schließen,  erscheinen  sie  beide  wie  die 
rhetorisch  erhobenen'  Schlüsse  zweier  Predigten.  Das  aber  legt 
die  Frage  sehr  nahe,  ob  die  vor  460  vorhandene  Quelle,  auf 
die    schließlich    Timotheus   Aelurus    und    Ibn  Ragä    direct   oder 

1)  Vgl.  darüber  F.  Cavallera,  Le  dossier  patristique  de  Tim.  Aelure 
in  Bull,  de  litt,  eccles.  1909,  S.  342/59. 

2)  Vgl.  darüber  F.  Cavallera  a.  a.  0.  S.  704 f. 

3)  Darauf  weist  auch,  daß  sein  Text  gelegentlich  in  sehr  auffallender 
Weise  zusammentrifft  mit  Besonderheiten  von  Syr.3j  d.  h.  von  der  Rela- 
tion des  Fragments  unter  dem  Namen  des  Melit«i. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  79 

adirect  zurückgehen,  nichts  anderes  ist  als  die  von  Ensebius 
b.  eccl.  5,  26)  und  andern  erwähnte  griechische  Predigtsamm- 
ong  des  Irenaeus,  aus  der  man  ja  die  dort  hintereinander- 
tehenden  Texte  der  Schlüsse  der  Predigten  ausziehen  konnte. 
£s  ist  mir  also  wahrscheinlich,  wenn  auch  nicht  sicher,  daß  die 
optisch-arabisch-äthiopische  Überlieferung  des  Fragments  gegen- 
iber  der  von  Timotheus  Aelurus  ausgehenden  Überlieferung 
ine  gesonderte  Tradition  darstellt.  Der  arabische  Text  hat  eine 
fceihe  von  Lesarten,  die  ganz  abweichen  von  den  syrischen  und 
Cmenischen  Relationen;  sie  mögen  zum  Teil  auf  spätere  De-. 
»ravierung  zurückgehen,  aber  einige  Lesarten  sind  doch  recht 
^achtenswert. 

Von  Timotheus  Aelurus  unabhängig  wird  noch  unser  Syr.1 
ein;  das  kleine  Fragment  steht  in  der  Schrift  des  Severus 
.  Antiochien  (f  538)  »Philalethes«  ]  (oder  in  der  Apologie  dieses 
}hilalethes?)  in  einem  noch  zu  den  Lebzeiten  des  Severus  im 
ahre  .Vis  geschriebenen  syrischen  codex2,  dessen  syrische  Über-. 

1 )  Vgl.  über  die  Schrift  Krüger  in  RE3  18,  254. 

2)  Nämlich  im  cod.  Vatican.  syr.  140  fol.  128  (die  Schrift  steht  fol. 
08  iö),  geschrieben  528,  beschrieben  von  St.  Evod.  Assemani,  Bibliothecae. 
Faticanae  cod.  manuscript.  Catal.  III,  223/33;  in  diesem  nur  Schriften  un<l 
triefe  des  Severus  und  des  Julian  v.  Halicarnassus  enthaltenden  codex  steht 
ftmlich  auf  fol.  108 ff  als  letzte  Nr.  XIII  mich  Assemani:  »Severi  PatrU 
rchae  Antiochiae  confutatio  Atheisticae  ac  phantasticae  doctrinae  .Julia  ni. 
x  libro,  cui  titulus  Philalethes,  hoc  est.  Veritatis  amator«.  Assemani 
Cheint  die  Sache  so  zu  verstehen,  als  ob  es  sich  nicht  um  deu  Phila- 
ftthes  selbst,  sondern  um  die  Apologie  für  den  Philalethes  (vgl.  Wright 
f,  L323  col.  1  und  Krüger  ib.  S.  255)  handelt,  denn  er  fährt  fort:  »Porro 
x  ista  Severi  pro  Philalethe  BUO  apologia,  fragmentum  Graeci  citatur  in. 
ollectione  testiinoniorum  sub  nomine  S.  Johannis  Damasceni  cap.  20. 
Tide  Labbeum  in  conspectu  operum  Damasceni  pag.  54*.  Per  Schluß 
les  codex  lautet:  »Explicit  liber  hie  mense  Aprili  anno  Graeco 
Chr.  528)  in  Edessa  urbe  Mesopotamiae,  diebue  Domini  Johannis  tibi 
Lphtonii,  Abbatis  Monasterii  Seleuciae  S.  Thomae,  opera  et  studio  Domini 

auli  Callinicensis,  qui  e  graeco  in  Syriacum  curavit  eonvertendoa  hosce 
Lbros  saneti  et  beati  Patriarchae  Domini  Severi«.  Ich  bemerke  noch,  daß 
abgesehen  von  dem  Citate  von  adv.  haer.  3,  22,  2  au!  fol.  Mb  muh  A- 
nani  in  demselben  codex  uoch  ein  [renaeusfragment  aus  adv.  haer.  Buch  3. 
md  zwar  wie  jenes  in  einem  Briete  des  Severus  an  Julian  steht,  fol.  19»*. 
Jnd  sollte  vielleicht  ein  Versehen  bei  Mösinger  in  Mon.  syriaca  II 
[>.  10  des  lateinischen  Textes)  vorliegen,  der  statt  cod.  Tat.  svr.  14(» 
:ol.  19 ai   schrieb  cod.  Vat.  syr.  130  fol.  19»t? 


80  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmentf. 

Setzung  jener  Severus'schen  Schrift  von  dem  Bischof  Paulus  von 
Kallinikus  stammt.  Wir  wissen  zufällig,  daß  Severus  v.  Antiochien 
neben  Ignatius  und  Clemens  den  Irenaeus  studiert  hat1,  und 
daß  er  sich  nicht  mit  dem  Studium  von  dessen  großer  ketzer- 
bestreitenden Schrift  adv.  haer.,  aus  der  er  sehr  viel  citierte 2  — 
fast  alles,  was  wir  syrisch  von  Irenaeus  haben,  stammt  von  Severus 
—  begnügte,  sondern  auch  anderes  kannte,  zeigt  der  Umstand, 
daß  er  als  einziger  neben  Ibn  Eagä3  uns  ein  höchst  interessantes 
Fragment  eines  Briefes  des  Irenaeus  an  einen  Alexandriner  auf- 
bewahrt hat  über  die  Feier  des  Auferstehungsfestes  am  Sonntag 4. 
Dazu  kommt,  daß  er  ein  zweites  Irenaeusfragment  aus  einer 
anderen  Schrift  des  Irenaeus,  möglicherweise  der  Schrift  über 
die  Ogdoas,  anführt5,  dessen  Echtheit  noch  durch  eine  grie- 
chische, v^on  Leontius  v.  Byzanz  ausgehende  Paralleltradition 
sichergestellt  wird6.  Endlich  ist  es  Severus  v.  Antiochien  ge- 
wesen, der  uns  aus  einem  (oder  dem)  Brief  an  Victor  ein 
wichtiges  Stück  mitgeteilt  hat,  das  von  dem  Florinus  und 
seinen    Schriften    handelt   und    dessen  Echtheit,    obwohl    durch 


1)  So  berichtet  die  sog.  KG  des  Zacharias  Rhetor  (VII,  12);  vgl.  die 
Übersetzung  von  Ahrens  und  Krüger  1899,  S.  135. 

2)  Der  weitaus  größte  Teil  aller  syrischen  Citate  aus  der  Trenaeus- 
schrift  adv.  haer.  stammt  aus  Schriften  des  Severus  von  Antiochien;  von 
den  23  syrischen  Citaten  bei  Harvey  (Nr.  I— XX  und  XXII— XXIV)  stam- 
men Nr.  1 — 4,  6 — 14,  16 — 18,  20,  22,  also  im  ganzen  18  Fragmente  von 
Severus,  Nr.  15  aus  Timotheus  Aelurus,  der  auch  Nr.  16,  20  und  22  hat, 
nur  die  übrigen  4,  nämlich  Nr.  5,  19,  23  und  24  aus  Catenen,  die  auch 
Nr.  20  und  22  anführen;  so  ersieht  man,  wie  von  den  Monophysiten  und 
speciell  von  Severus  von  Antiochien  die  Kenntnis  des  Trenaeus  zu  den 
Syrern  kam.  Die  Frage  einer  syrischen  Irenaeusübersetzung  bedarf  dem- 
nach kaum  noch  gesonderter  Untersuchung,  denn  auf  die  4  Catenen- 
fragmente  wird  man  schwerlich  die  Behauptung  einer  syrischen  Irenaeus- 
übersetzung gründen  wollen,  und  die  armen.  Übersetzung  ist  ja  nicht  aus 
dem  Syrischen,  sondern  direct  aus  dem  Griechischen  geflossen! 

3)  Vergl.  dazu  H.  Jordan,  Wer  war  ArchaeusV  in  ZNTW  1912  S.  157  f. 

4)  Das  Fragment  steht  in  cod.  Brit.  Mus.  add.  syr.  12158  fol.  41  r 
col.  2,  der  588  geschrieben  ist,  und  zwar  in  einem  Tractat  des  Severus 
v.  Antiochien  gegen  die  »Additionen  oder  Appendices«  des  Julian  v.  Hali- 
carnassus. 

5)  Das  Citat  steht  in  cod.  Brit.  Mus.  syr.  add.  12157  (saec.  VII— VIII) 
fol.  198  r  in  dem  3.  Buche  des  Tractats  des  Severus  v.  Antiochien  gegen 
Johannes  Grammaticus  v.  Caesarea. 

6)  Es  ist  das  8.  griechische  Fragment  bei  Harvey  II  479;  Stieren  1  S29. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragm.-nt.  xl 

keine  besondere  Tradition  gestützt,  sicher  ist1.  Nirgends 
Dringt  Severus  ein  unechtes  Fragment  aus  Irenaeus.  dagegen 
L8  echte  Fragmente  aus  adv.  haer.  und  drei  echte  Fragmente 
ms  anderen  Schriften;  unser  Fragment  ist  dann  das  22.  der  von 
Severus  stammenden  Irenaeusfragmente.  So  hat  man  Grund 
mzunehmen,  daß  Severus  v.  Antiochien  als  selbständiger  sehr 
sicherer  Zeuge»  neben  Timotheus  Aelurus  und  Ibn  Ragä  tritt. 

Dagegen  scheinen  mir  nun  die  Armenier  gegenüber  dem  Tinio- 
;heus  Aelurus  keine  selbständigen  Zeugen  zu  sein.  Sie  haben  das 
Fragment  ganz  offenbar  sämtlich  durch  den  armenischen  Über- 
setzer des  Timotheus  Aelurus  bekommen,  der  unter  dem  Katho- 
likos Nerses  IL  (ca.  54S/57),  also  um  550  übersetzte-.  Von  den 
irei  armenischen  Texten  nun  erweist  sich  T  als  der  best- 
3rhaltene  Text,  während  A  (5.  Fragm.)  und  V  (Venediger  Hand- 
schrift) Kecensionen  darstellen,  die  nicht  getrennt  von  einander 
selbständig  aus  T  geflossen  sind,  sondern  in  ihrem  Texte  von 
einander  abhängig  sind  3. 

1)  Das  Fragment  steht  in  cod.  12158  fol.  48  r  col.  1  u.  2  (nicht 
toi.  41  r  wie  Preuschen  bei  Harnack,  Altchristi.  Lit.  I,  8.  287  Zeile  4 
schreibt),  geschrieben  588,  also  wie  das  Fragment  über  die  Auferstehungs- 
feier in  dem  Tractat  des  Severus  über  die  «Additionen  oder  Appeudices* 
des  Julian  v.  Halicarnassus. 

2)  Vergl.  dazu  die  Einleitung  zur  armen.  Ausgabe  des  Tim.  Aelurus, 
Leipzig  1908,  S.  VII*  und  Ter-Minassiantz,  I).  armenische  Kirche  etc.  S.  42 
\nui.  1;  vgl.  auch  Nerses  Akiuian,  Timotheus  Aelurus  in  der  armenischen 
Literatur,  Wien  1909  (Berichtigter  Abdruck  aus  H.  A  1908  [armenisch!]); 
hier  handelt  Akinian  S.  17/20  von  der  Zeit  der  armen.  Übersetzung  und 
legt  sie  in  die  Zeit  des  Katholikos  Nerses  11.  (548  9 — 556/7),  und  zwar  auf 
Grund  einer  Stelle  eines  Briefes  des  Phot(ios)  au  den  Katholikos  Zacha- 
nas; Ak.  zeigt,  daß  Anfang  des  7.  .lahrh.  Moses,  Bischof  von  Courtau 
(Iberien,  vgl.  über  ihn  bei  Tournebize  S.  347 ^  die  Schriften  des  Timo- 
theus vollständig  kannte  (vgl.  Buch  der  Briefe  S.  140);  S.  31 — 3b 
handelt  Ak.  von  der  sonstigen  Benutzung  des  Timotheus  bei  armen.  Schrift- 
Btellern.  —  In  11.  A  12,  1908,  S.  36711'  handelt  Acarean  über  »Neue  arme- 
nische Worte  in  Tim.  Aelurus«,  z.  B.  iivioyoq. 

3)  Das  beweist  eine  von  Lüdtke  vorgenommene  Zusammenstellung 
der  Synonyma,  durch  die  in  A  und  V  der  Text  von  T  ersetzt  i-t  oben 
in  der  deutschen  Übersetzung  die  mit  Schlangenlinien  versehenen  stellen'.  : 

T  A    V 

iii/iuiim/ff,/,  ijt     [,     thiuiuifiit    (am  aSmn^mphui^U     fi     {umsffit     ^ani 

Holze,  so  2  Syrer).  Kreuze:    so    auch    der    Araber!) 

T.  u.  T.    13:  Jordan. 


82  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fraginente. 

Auffällig  ist  nun  freilich,  daß  A  und  V  an  mehreren  Stellen 
mit  dem  Araber  zusammengehen  gegen  T  und  die  Syrer.  Das 
könnte  als  Zufall  erklärt  werden;  aber  möglich  ist  doch  auch, 
daß  an  diesen  Stellen  alte  bessere  Tradition  vorliegt,  als  wir  sie 
bei  unserem  Armenier  T  und  bei  den  Syrern  finden. 

So  bleibt  als  dritter  selbständiger  Zeuge  für  das  Irenaeus- 
fragment  Timotheus  Aelurus,  der  monophysitische  Patriarch  von 
Alexandrien  (um  460),  der,  wie  es  scheint,  in  mindestens  zwei 
Schriften  dies  Fragment  wiedergegeben  hat  unter  dem  Namen 
des  Irenaeus,  nämlich  erstens  in  seiner  ins  Armenische  über- 
setzten Schrift  »Widerlegung  der  auf  der  Synode  zu  Chalcedon 
festgesetzten  Lehre«  (unser  T,  daraus  A,  V),  und  zweitens  in 
seiner  in  das  Syrische  übersetzten  Schrift  »gegen  die  Dyophy- 
siten«  (unser  Syr.2);  endlich  finden  wir  das  Fragment  in  dem 
unter  seiner  Leitung  zustande  gekommenen  »Buch  des  Timotheus 
gegen  das  Concil  von  Chalcedon1«  (unser  Syr.3),  aber  hier  nun 


uihuii/lilj[fi    [ft   ist    nach  Syr.    ZU  qjutpni-ijbuifu   [i   ifbnb^ng  (auf- 

ergänzen]     ifbnh^ng    (erschienen;     erstanden    von    den    Toten;    so 
so  auch  2  Syrer).  auch  der  Araber!) 

tlbnbnßbiu^*  ifbnuinbui£* 

Jiu^fih^ni[^  u(iffli^m[  i^die  Stelle  fehlt  in  V; 

der     Araber    hat     »reinigte    die 

Aussätzigen« !) 
^m-utu^k^ntl  =  (pcoTaymyog.        ^m.uutLn[ib^ni[    »Erleuchter«    A; 

> Erleuchtung«  V;  »erleuchtet  die 

Blinden«  der  Araber. 

puiaJjn*  inuiixuinhit* 

nLUiiAniunliUifli.  ^ujit'nujntX/iiJJ  /. 

[Jturihtjhingu  (der  Begrabenen).         ifknh^ng  (der  Toten). 
Lnuju^uu/uuil^jAil^ut^  (am  Rande         bftbuiuuiul^ui^ 

buinjuduin\ 

Auch  eine  sinnlose  Textverderbnis  haben  A  und  V  gemeinsam  gegen  T: 

T  A  V 

pujrjiu^i.^ntfu  (von  an-aym  ?)  piugut^ub^ng  =  xmv  ajtoytv- 
Syrer  u.  Araber  »captivorum«.  vtföevrcov,  iis  quinatisunt(Pitra). 
1)  Wie  sich  diese  drei  antichalcedonensischen  Schriften  des  Timotheus 
Aelurus  zu  einander  verhalten,  bedürfte  einer  eingehenden  Untersuchung ; 
daß  die  nach  Titel  und  Inhalt  sehr  ähnlichen  Werke  nicht  identisch 
sind,  ergibt  ein  Vergleich  der  Inhalts-  und  Autorenübersicht  (vgl.  Wright  II 
640  ff  und  F.  Cavallera  im  Bulletin  de  litter.  eccles.  1909  S.  342  ff  und 
S.  II*   des  Vorwortes    der  armenischen  Ausgabe  des  Tim.  Aelurus).    Der 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  83 

im  Widerspruch  mit  der  eigenen  Ansicht  des  Timotheus  Aelurus 
und  daher,  wie  ich  glaube,  falschlich  unter  dem  Namen  des 
Melito. 

So  ergibt  sich,  daß,  wenn  wir  von  Syr.15  hier  noch  absehen, 
wahrscheinlich  als  selbständige  Zeugen  für  den  Text  und  die 
irenäische  Herkunft  nebeneinander  stehen: 

1)  Timotheus  Aelurus  (ihm  folgen  Syr.2  und  die  Armenier 
T,  V,  A) 

2)  Severus  v.  Antiochien  (Syr.1) 

und  möglicherweise  auch  selbständig: 

3)  Jbn  Kagä  (ihm  folgen  Arab.  und  Aethiop.) 
Daraus  ergibt  sich  das  Schema: 

griech.  Tim.  Ael.  griech.  Severus  kopt.  Ibn  Ragä 


Arab. 


Syr.2  armen.  syr.  durch 

Timotheus  Paul.  v.  Callinicus 


T       X  syr.  Vat.  140. 

(Syr.*) 


cod.  ar.Vat.u.Par, 

u.  Cambr. 
A       V  Aethiop. 


Die  Autorfrage  unseres  Fragments  ist  ebenso  schwierig  wie 
vielverhandelt  *,  aber  durch  einen  sehr  fein  aufgebauten  Aufsatz 
von  G.Krüger2  im  allgemeinen  so  entschieden3,  daß  nicht  Ire- 


Tractat  gegen  die  Dyophysiten  ist  ganz  kurz  und  umfaßt  nur  20  Blätter ; 
dagegen  ist  der  armenische  Timotheus  ein  umfassendes  Werk;  das  syrische 
Buch  des  Timotheus  gegen  das  Concil  von  Chalcedon  aber  ist  ein  jenen 
Tractat  einschließendes  großes  Sammelwerk  von  Tractaten,  Briefen,  Ex- 
cerpten  etc. 

1)  Vgl.  Harnack,  Texte  u.  Unters.  I,  1,  p.  264/70;  Cotterill,  Modern 
iriticism  and  Clement's  epp.  to  virg.  18S4;  dazu  A.  Harnack,  Theol.  Lite- 
raturzeit. 1SS4  Nr.  11  Sp.  267  f;  vgl.  Loofs  ibid.  Nr.  24  Sp.  5721;  weit 

in  Krügers  in  der  nächsten  Anm.  genanntem  Aufsätze;  dazu  Thomas, 
Melito  v.  Sardes,  1893,  S.  40/51;  A.  Harnack,  Bestand  L  S.  251fj  ders., 
Chronologie  I,  51S  u.  a.  St. 

2)  (i.  Krüger,  Melito  v.  Sardes  oder  Alexander  v.  Alexaudrien?  in 
Zeitschrift  für  wiss.  Theologie  Bd.  31,  1SSS,  S.  43; 

3)  A.  Harnack  (s.  ob.),  E.  Preuschen  in  RE3  12  S.  566  u.  a.  sprechen 
Bich  freilich  noch  etwas  zweifelhaft  aus. 

G* 


S4  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

naeus  der  Autor  unseres  1.  Fragments  sei,  sondern  Melito  von 
Sardes,  daß  aber  vielleicht  Irenaeus  den  Melito  ausgeschrieben 
habe1.  Ich  selbst  habe  diese  Ansicht  geteilt2,  bin  nun  aber 
durch  genauere  Betrachtung  der  handschriftlichen  Überlieferung, 
soweit  ich  sie  kenne,  sehr  zweifelhaft  geworden. 

Th.  Zahn3  macht  mit  Recht  darauf  aufmerksam,  daß  das 
Fragment  unter  dem  Namen  des  Melito  keineswegs  identisch 
ist  mit  den  Recensionen  unter  dem  Namen  des  Irenaeus.  Unsere 
obige  Reconstruction  des  Irenaeusfragments  mit  den  Angaben 
der  Varianten  aus  Svr.3.  also  dem  Melitofra^nient,  zeigen  den 
Unterschied  ganz  deutlich  und  lassen  erkennen,  daß  Syr.3  tat- 
sächlich gegenüber  allen  anderen  Recensionen  eine  Sonder- 
stellung einnimmt.  Das  zeigt  sich  vor  allem  im  Eingang:  »Aus 
Gesetz  und  Propheten  haben  wir  das  gesammelt,  was  über 
unsern  Herrn  Jesum  Christum  verkündigt  wird,  damit  wir  eurer 

Liebe   zeigen,    daß «     Dieser    Eingang    scheint    mir    auf 

Homiliencharakter  des  Stückes  zu  weisen  und  damit  zusam- 
men mit  dem  Inhalt  nicht  dafür  zu  sprechen,  daß  wir  es  mit 
einem  Stück  der  'ExAoyai  des  Melito  zu  tun  haben.  Das  Stück 
ist  ja  keineswegs  alttestamentlich,  nur  »Gesetz  und  Propheten« 
berücksichtigend,  sondern  großenteils  neutestamentlich  und  so 
fällt  es  auf,  daß  das  Melitofragment  zum  nachfolgenden  In- 
halt nicht  passend  eine  Sammlung  aus  Gesetz  und  Propheten 
ankündigt,  während  das  Irenaeusfragment  in  allen  seinen  Texten 
neben  Gesetz  und  Propheten  richtig  » Evangelien «  (bzw. 
Evangelisten)  stellt.  Schon  von  da  aus  scheint  sich  mir  die 
Priorität  des  Irenaeusfragments  vor  dem  Melitofragment  zu 
ergeben.  Dazu  kommt  nun  die  merkwürdige  Tatsache,  daß  zwei 
andere  syrische  angebliche  Melitofragmente  (sie  bilden  zusammen 
das  16.  Melitofragment),  die  unser  Fragment  benützen,  das- 
selbe ,  wie  es  scheint^  nicht  im  melitonischen ,  sondern  im 
irenäischen  Wortlaut  benutzen. 


1  ^o  Theodor  Zahn  in  RE3  9  S.  405:  »Irenaeus  wird  hier  wie  ander- 
wärts Ausführungen  eines  älteren  Schriftstellers  sich  frei  angeeignet 
haben,  vielleicht  in  der  Schritt  an  Demetrius  etc.« 

2)  Vgl.  H.  Jordan,  »Melito  und  Novatian«  im  Archiv  für  latein. 
Lexikographie,  1902,  S.  59. 

3)  A.  a.  0.  S.  405,  Zeile  55  f. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment. 


3 


15.  syrisches  Melitofragment 
bei  Otto  9,  420  Zeile  30 


Man  vergleiche: 
Unser  2.  Irenaeus  Fragment 
oben  Zeile  6/8. 
geboren  von  der  Jungfrau  und 
gelitten  am  Holz  und  erschienen 
von  den  Toten  und  hinauf- 
gegangen in  den  Himmel  und 
vom  Vater  verklärt  und  König 
in  Ewigkeit. 

Zeile  25 
der  von   der  Jungfrau    Fleisch     ipse  qui  in   virgine   incarnatus 


ge  wordene. 


est. 


Zeile  369 


S.  421  Zeile  7  lo 


und  am  Holze  aufgehängt  in  qui  in  ligno  suspensus  est,  ipse 
der  Erde  begraben  und  von  qui  in  terra  sepultus  est,  ipse 
den  Toten  auferweckt  wurde,  qui  e  mortuis  surrexit ,  ipse 
den  Aposteln  erschien  und  qui  apostolis  apparuit.  ipse 
in  den  Himmel  aufgehoben  qui  ad  coelos  sublatus  est,  ipse 
wurde,  zur  Rechten  des  Vaters  qui  ad  dexteram  patris  sedet. 
sich  setzte  und  von  ihm  ver- 
klärt wurde 

Dagegen  fehlt  wie  im  ersten  Stück  des  2.  Irenaeusfragments 
das  Glied  über  die  Apostel  an  folgenden  beiden  Stellen: 
L6.  syrisches  Melitofragment         16.  syrisches  Melitofragment 
bei  Otto  9,423  Zeile  3/6  bei  Otto  9,421  Zeile   17  2<> 

ipse  qui  in  virgine  corporatus  Hie  est  qui  in  virgine  corporatus 
est,  ipse  qui  in  ligno  suspensus  est,  in  ligno  suspensus  et  in 
i  st.  ipse  qui  in  terra  sepultus  est,  terra  sepultus  neque  putruit, 
ip^'1  qui  e  mortuis  surrexit,  is  qui  e  mortuis  surrexit,  et 
et  ascendit  ad  altitndinem  coeli  homines  suscitavit  e  terra,  e 
et   sedet  ml  dextram  patris.  profundo    sepulcro    ad  altitndi- 

nem coeli. 
Man  vergleiche  weiter: 
l User  2.   lrenaeus-       15.  Melitofragment        in.  Melitofragment 
fragment  Lei  Otto  9,  421  bei  Otto  9,  421 

Zeile  31  2  Zeile  2  3  Zeile  2s  30 

Die  Lahmen  geheilt     ipse  qui  elaudos  sa-     Quia  eornm  (dar 
und  die  Aussätzi-     navit.  ipse  qni  caecis     sanaverat  <-t  eorum 
gen  gereinigt  hat,     Lumen  dedit,  ipse  qui     leprosos     pur 


£(3  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

die  Blinden  erleuch-    mortuos  suscitavit.       verat  et  eorum  cae- 
tet    und    die    Toten  eis  lurnen  dederat  et 

auferweckt  hat.  eorum  mortuos  sus- 

citaverat. 
Die    Annahme,    daß    umgekehrt   unser  2.  Irenaeusfragment 
neben  dem  ziemlich  wörtlich  befolgten  15.  Melitofragment  noch 
das  16.  fruetificiert  habe,  liegt  wesentlich  ferner. 

Es  kommt  hinzu,  daß  unser  3.  Irenaeusfragment,  das  in 
der  Überlieferung  eng  mit  diesem  2.  Irenaeusfragment  verbunden 
ist,  ebenso  wie  dieses  in  einem  engen  Verhältnis  zu  dem  syri- 
schen Sermo  »de  anima  et  corpore«  des  Alexander  v.  Alexan- 
drien  steht  und  auch  einige  leise  Anklänge  an  das  14.  und  16. 
syrische  sog.  Melitofragment  zeigt.     Man  vergleiche: 

Alexander,  sermo  de  Unser  3.  Fragment 

anima  et  corpore  bei  des  Irenaeus. 

Migne,  Patrol.  graeca  18. 
S.  595   Passus  est  Christus,  ut     Z.23/5  und  wie  gelitten  habend, 
nos  aeternum  vivamus.  so   auch  lebendig   and  Er- 

retter und  Heiland  von  aller 
Schwachheit. 
S.  596  pro   gaudio  afflictio-     Z.   18    und    wie    betrübt,    so 
nem.  auch  der  Freude  Geber  sei- 

nem Volke, 
ib.  pro  vita  necem.  Z.  30  gewesen  tot  und  lebend, 

ib.  aceto  potaverunt  illum,  qui  Z.  8/10  und  wie  hungernd,  so 
iustitiae  potum  praebuit;  auch  sättigend,  und  wie 
feile  eum  paverunt,  qui  vitae  dürstend,  so  tränkend  .  .  .  . 
eibum  obtulit.  gibt  geistliches  zu  trinken 

Wasser, 
ib.    sepulcro    eum    tradiderunt,     Z.  25  und  wie  sterbend,    so 
qui  mortuos  tum  ante  suam         auch      Auferstehung      der 
passionem  tum  etiam  in  ligno         Toten  seiend, 
pendens  suscitavit. 

Im  additamentum 
S.  606  passusest,  utpassiones     Z.  23 f  und  wie  gelitten  habend, 
nostras  sanaret.  so    auch    lebendig    und   Er- 

retter und  Heiland  von  aller 
Schwachheit. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  S7 

S.  606  mortuus  ut  vitam  nobis  Z.  25  und  wie  sterbend,  so 
redderet;  sepultus,  ut  nos  su-  auch  Auferstehung  der 
scitaret.  Toten  seiend. 

Melito  Fragm.  14. 
Otto  9,  S.  420  Zeile  8 f. 

cibo,   in   quantum   homo    erat,  Z.  8  und    wie   hungernd,    so 

indigens,    et    non    desinens  auch  sättigend, 
mundum  alere. 
ib.  Fragment  16,   bei  Otto  421 

Z.  20f  Hie   est   qui    natus    est  Z.  6/7   und   wie   aus  Maria    in 

ex  Maria  pura  pulchra,  den  letzten  Zeiten  geboren, 

S.  422  Zeile  4 f.  so  auchErstgeborener  aller 

Nesciisti    o  Israel,    hunc    fuisse  Geschöpfe    hervorgekommen 

primogenitum  Dei.  aus  Gott. 

Z.  30  f    llle    autem    surrexit    e  Z.  28  hinabgestiegen  in  die  Tief- 

mortuis  et  ascendit  in  alti-  sten  der  Erde  undhinaufge- 

tudinem  coeli.  stiegen  über  die  Himmel. 

Daraus  scheint  mir  hervorzugehen,  daß  auch  unser  3.  Irenaeus- 
fragment  zu  den  Quellen  des  Alexander  v.  Alexandrien  gehört 
bat;  damit  aber  werden  unser  2.  und  3.  Irenaeusfragment  wieder 
noch  enger  als  Einheit  zusammengeschlossen.  Es  ergibt  sich  von 
du  aus  die  Anschauung,  daß  Alexander  v.  Alexandrien  um  320, 
ebenso  wie  sein  Nachfolger  Timotheus  Aelurus  um  460  ebenfalls 
in  Alexandrien,  eine  Predigtsammlung  des  Irenaeus  oder  Frag- 
mente einer  solchen  im  griechischen  Grundtexte  vor  sich  hatte 
und  benutzte. 

Was  aber  wird  aus  Melito  als  Autor  unseres  zweiten  Irenaeus- 
fragments?  Handelte  es  sich  nur  um  dies  Fragment,  so  dürfte 
seine  klar  zu  fassende,  auf  bestimmte  Autoren  zurückzuführende 
Bezeugung  als  irenäisch  den  Vorzug  verdienen,  zumal  die  melito- 
oische  Fassung  als  seeundär  erschien  und  damit  der  Ausweg, 
den  Melito  durch  Irenaeus  ausschreiben  zu  lassen,  nicht  gangbar 
erscheint;  mir  ist  aueh  keine  Stelle  bekannt,  wo  Irenaeus  ii 
umfangreicher  Weise  wörtlich  abgeschrieben  hat.  Binden  wir 
gar  noch   unser   2.  und   unser   3.  irenaeusfragment    als  Schlüsse 


'-■ 


zweier  Homilien  zusammen,  so  kann  dagegen  eine  einmalige 
Notierung  eines  der  beiden  Fragmente  als  nieiitonisch  nicht  in 
Betracht  kommen. 


vv  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Nun  hat  aber  Krüger  mit  seiner  Beobachtung  gewiß  recht, 
daß  Inhalt,  Überlieferungsgeschiehte  und  Verhältnis  zu  Alexander 
die  4  bekannten  syrischen  »Melito  «fragmente,  unter  denen  unser 
2.  Irenaeusfragment  auch  steht,  also  Fragment.  Melit.  Nr.  13 — 16, 
oder  doch  jedenfalls  Nr.  13  und  15—16  zu  einer  gewissen  Zu- 
sammengehörigkeit verbindet,  so  daß  sie  sich  in  ihrer  Bezeugung 
gegenseitig  stützen,  ohne  daß  gerade  die  Herkunft  aus  einer 
Schrift  damit  bewiesen  ist.    Das  Verhältnis  des  16.  zum  13.  und 

15.  Fragment    erscheint   als   ein   Benutzungsverhältnis1. 

Diese  Bezeugung  aber  gilt  es  nun  zu  untersuchen.  Es  ist 
unwahrscheinlich,  daß  etwa  »Melito«  auf  das  Conto  des  syrischen 
Übersetzers  oder  Abschreibers  kommt,  denn  Anastasius  Sinaita'- 
(f  nach  700)  citiert  ja  griechisch  in  seiner  antimonophysitischen 
Schrift  oörjyoQ  cap.  12  (Patrol.  graeca  89  Sp.  197)  einen  Satz  des 

16.  »Melito  «fragments:  Ms/atcopoc  ejtiöxojtov  Saoösmv  ex  rov 
löyov  rov  elg  rb  Jta&og'  6  &e6g  Jitjzov&ev  vjzb  öeitag  iöoarjXi- 
nöoQ\  also  ging  das  16.  Fragment  schon  im  griechischen  Texte 
unter  dem  Namen  des  Melito  v.  Sardes;  die  Fassung  des  Citats 
ist  dem  älteren  syrischen  Texte  gegenüber3  ungenau  und  deutet 
wohl  auf  secundäre  Tradition.  Doch  auch  diese  Tradition  ist 
nicht  unwidersprochen,  denn  in  einem  syrischen  um  800  ge- 
schriebenen Codex  der  monophysitischen  jih]QO(poQia  steht  das 
Wort  in  seinem  gewöhnlichen  Text  unter  dem  Namen  des  Alex- 
ander v.  Alexandrien. 

Man  ist  schließlich  überrascht  zu  sehen,  daß  wohl  die  ganze 
anscheinend  so  vielgestaltige  Bezeugung  der  4  Fragmente  als 
melitonisch  auf  einen  einzigen  codex  zurückgeht,  nämlich  auf 
cod.  Brit.  Mus.  addit.  12156  geschrieben  vor  562. 

Ich  mache  aber,  weil  es  in  der  neuen  Literatur  nicht  beachtet 
ist,  darauf  aufmerksam,  daß  ein  kleines  Stück  des  16.  » Melito «- 
fragments  mehrfach  in  syrischen  Katenen  unter  dem  Namen  des 
Melito  citiert  wird,  aber  wieder  mit  einer  höchst  schwankenden 
Tradition!    Das  16.  »Melito«  fragin  ent  geht  ja  auch  in  cod.  12156 


1)  Vgl.  Anfang  von  16  a  und  16b  mit  Fragm.  15  und  Schluß  von  16a 
mit  Schluß  von  13. 

2)  Und  nach  ihm   andere:    Euthymius  Zigabenus,  Nicetas  Choniates 
siehe  Otto,  Bd.  9  S.  444 f. 

3)  Der   hat:   »deus  occisus   est,   rex  Israelis  mactatus   est  israelitica 
dextra<. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment. 

nicht  unter  dem  Namen  des  Melito  v.  Sardes,  sondern  es  hat 
die  Überschrift:  »Von  Meliton,  Bischof  von  Atiqa,  der  Stadt  . 
Nun  finden  wir  viermal1  folgendes  syrisches  Citat  aus  diesem 
Fragment:  »Der,  der  die  Erde  getragen  hat,  wurde  an  den 
Stamm  gehängt;  der  Herr  wurde  der  Schande  ausgesetzt  mit 
nacktem  Körper;  Gott  wurde  getötet;  der  König  Israels  tot- 
geschlagen«; das  ist  gleich  Otto,  Bd.  IX,  S.  422,  Zeil»-  19/22: 
»is,  in  quem  terra  se  adclinat,  adclimitus  est  ligno;  dominus 
contumeliae  deditus  est  nudo  corpore;  deus  occisus  est,  res 
Israelis  maetatus  est«.     Diese  4  Citate  finden  sich  in 

1)  cod.  addition.  Brit.  Mus.  12155  (ca.  VIII.  saec)  fol.  34a 
(vgl.  Wright  p.  925  col.  2  Nr.  24)  mit  der  Überschrift:  »Des 
heiligen  Meliton,    Episkopos   von    Itiqa   (tfp*::'ix),    der  Stadt«. 

2)  cod.  addition.  Brit.  Mus.  14533  (VIII. — IX.  saec)  fol.  27  b 
(vgl.  Wright  p.  968  u.  957  Anm.)  mit  der  Überschrift:  »Des 
heiligen  Meliton,  Episkopen  von  Itiqa  (tfpitTJS),    der   Stadt«-. 

3)  cod.  addition.  14  532  (ca.  VIII.  saec)  fol.  12  a  (vgl.  Wright 
p.  957  col.  1  n.  ib.  Anm.)  mit  der  Überschritt:  »Des  heiligen 
Meletus,  Episkopen  von  Antikia  (s^üDtf)3,  der  Stadt«4. 

1)  cod.  addition.  1453S  (ca.  X.  saec.)  fol.  S8b  (vgl.  Wright 
p.  1907  u.  p.  957  Anm.)  mit  der  Überschrift:  »Des  heiligen 
keletus,  Episkopen  von  Antiokia  (ttWDUt),  der  Stadt«. 

Die  4  Citate  stehen  alle  in  Handschriften  bzw.  Kecensionen 
von  monophysitischen  Kompilationen  aus  den  heiligen  Vätern 
gegen    verschiedene    Häresien    und    mit  anderen    Titeln,    die   in 

1)  Cureton  hat  im  Spicileg.  Syriacum  1855,  S.  9S  dieses  mehrfache 
\  orkommen  des  Fragments  nicht  bemerkt  und  daher  B.  H.  C(owper),  der 
einen  anderen  Codex  mit  demselben  Fragment  vor  sich  hatte,  zu  Unrecht 
getadelt.  Vgl.  B.  H.  C(owper)  im  Journal  of  Sacred  literature.  2.  Serie 
Bd.  VII,  S.298ff.  u.  3.  Serie  Bd.  I,  1S55,  S.  12134.  Cureton  hat  Recht  mit 
Beiner  Bemerkung,  daß  Cowpers  Übersetzung  der  4  »Melitofragmeute«  un- 
genügend sei. 

2)  Der  syrische  Text  nach  diesem  Fragment  abgedruckt  bei  Cun  I 
Spicilegium   Syriacum   S.  50    Zeile   15/7    (der    syrischen   Seitenzahlen!),    in 
englischer   Obersetzung  ib.  S.  5G  Zeile  5  7    (der    arabischen  Seiten/ah  • 

3)  Prof.  Wilh.  Caspari  teilt  mrr  mit,  daß  Antioehia  im  S\  rischen  ofr 
Antikia  (mit  z)  geschrieben  wurde! 

1»   Eine  englische  Übersetzung  nach  dieser  Edition  von  P>.  II.  C .  owper  ■ 
steht  in  The  Journal  of  sacred  literature  and  biblieal  reoord  3.  Serie  Bd.  1. 
130. 


90  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

den  das  Fragment  enthaltenden  Partien  unter  sich  identisch 
sind1,  so  daß  dieses  viermalige  Citat  tatsächlich  nur  den  Wert 
einer  einmaligen  Bezeugung  hat,  die  natürlich  außerdem  noch 
mit  der  Überschrift  des  großen  16.  syrischen  »Melito«fragments 
zusammenhängt.  Wir  haben  also  als  Autoren  des  16.  syrischen 
»Melito«fragrnents  oder  seiner  Teile:  1)  »Meliton,  Bischof  von 
Atiqa  (oder  Itiqa),  der  Stadt«;  2)  »Meletus,  Bischof  von  Antikia 
oder  Antiokia,  der  Stadt«;  3)  Alexander  von  Alexandrien;  für 
Melito  von  Sardes  tritt  nur  Anastasius  Sinaita  als  Zeuge  ein. 
Dafür,  daß  aus  Melitius  in  der  Überlieferung  Meliton  gemacht 
wurde,  zeugt  Eusebius  h.  eccles.  7,  32,  26 2,  wo  aus  MsXltiov 
in  zwei  zusammengehörigen  Hauptcodices  B  u.  D  Mslircov 
wurde3;  für  das  Umgekehrte  habe  ich  in  den  Eusebiushand- 
schriften  trotz  der  häufigen  Anführung  des  Namens  Melito  keinen 
Beleg  gefunden. 

Dieser,  bisher  noch  nicht  vollständig  bekannte,  handschrift- 
liche Befund  lenkt  den  Blick  zurück  zu  einer  mindestens  geist- 
vollen Hypothese  Curetons,  welcher  die  unleugbare  Schwierigkeit 
der  Bezeichnung  Melitos  als  Bischof  von  Attika  durch  den  Hinweis 
auf  Eusebius  h.  eccles.  7,  32,  26/7  (Schwartz  p.  728)  zu  lösen 
suchte.  Hier  rühmt  Eusebius  etwa  im  Jahre  312/3  mit  den 
höchsten  Tönen  die  Tugend,  philosophische  Gelehrsamkeit  und 
Beredsamkeit  eines  Bischofs  der  Gemeinde  in  Pontus,  der  während 
der  diocletianischen  Verfolgung  geflohen,  sich  7  Jahre  lang,  also 
etwa  303 — 310  in  Palästina  aufhielt,  wo  ihn  Eusebius  kennen 
lernte.  Den  Bischof  nennt  Eusebius  MeUriog4  und  fügt  hinzu: 
»to  fleh  rrjq  'Arnxrjg  IxaXovv  avzov  ol  anb  Jtcuöeiaq«.  Hier 
liegt   in  der   Tat    die    Möglichkeit  einer   Erklärung    des  rätsel- 


1)  Vgl.  Wright  S.  923b;  955b;  968a  u.  b;  1007a. 

2)  ed.  Schwartz  p.  728  Zeile  13;  vgl.  auch  Bd.  3  p.  XCV1I  u.  LXXf; 
vgl.  auch  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  1905,  266  u.  164  Anm.  1. 

3)  Die  Vertauschung  scheint  auf  Versehen  zu  beruhen,  da  BD  einige 
Zeilen  später  Melitius  stehenläßt;  absichtlich  hat  erst  ein  Späterer  geändert, 
der  nun  folgerichtig  in  BD  aus  änioxonov  machte  emaxoTtoq. 

4)  Daß  er  nicht  mit  Meletius  von  Antiochien  identisch  ist,  der  erst 
381  starb,  bedarf  keines  Beweises.  Der  Melitius  des  Eusebius  war  (nach 
Cureton,  Spicilegium  Syriacum,  London  1855  S.  97)  Bischof  v.  Sebastopol 
und  dem  Athanasius  wohl  bekannt  und  Teilnehmer  am  Concil  von  Nicaea. 
Unter  den  Unterzeichnern  der  Beschlüsse  von  Nicaea  bei  Mansi  II,  692,702 
finde  ich  ihn  aber  nicht. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  91 

laften  »Attica«  vor  und  man  müßte  annehmen,  daß  aus 
Mülxiog  ejiiöxojzoq  ro  [itli  rrjg  'Aznxyq«  nach  der  einen 
Seite  wurde:  MsXlrcov  ejtlöxojiog  zr\g  jtoXscoc  rrjg  'Attix?^, 
vorauf  ein  anderer  dem  Melito  schließlich  seinen  richtigen  Bischofs- 
itz gab:  MeXltmv  ejtloxojiog  2£aQÖecDV.  Nach  der  anderen  Seite 
iber  wurde  daraus  »Meletus  von  Antikia  oder  Antiokia  der  Stadt« 
n  Erinnerung  an  Meletius  y.  Antiochien.  —  Doch  wollte  ich 
mr  auf  diese  Möglichkeit  hingewiesen  haben;  es  kommt  darauf 
in:  diese  vierfache  Citation  ist  eher  geeignet,  die  Melitotradition 
u  erschüttern,  als  zu  stützen. 

Nun  gilt  es  noch,  die  Bezeugung  der  4  » Melito «fragmente  in 
enem  syrischen  codex  zu  untersuchen.  Der  cod.  12156  ist  ein 
Sammelcodex,  in  dem  neben  Werken  von  Cyrill  v.  Alexandrien,  Gre- 
jorius  dem  Wundertäter,  Epiphanius  an  erster  Stelle  als  Hauptwerk 
)is  fol.  91a  ein  Sammelwerk  von  Tractaten  und  Excerpten  aus 
rerschiedenen  Autoren  sich  findet,  die  sich  sämtlich  gegen  die 
)yophysiten  und  das  Chalcedonense  richten.  Dies  Sammel- 
verk  führt  den  Gesamttitel  »Buch  des  Timotheus  gegen  das 
.Weil  von  Chalcedon«  und  besteht  aus  17  Stücken,  darunter 
>esonders  einige  Tractate  des  Timotheus  selbst;  als  13.  Stück 
lieses  Sammelwerkes  folgt  nun  fol.  69a — 79b  eine  kleine  Samin- 
ung  von  Vätercitaten,  der  wir  die  ganze  Melitotradition  ver- 
lanken.  Sie  geht  chronologisch  vor:  Ignatius,  Polycarp,  Clemens 
r.  Eom,  Hippolyt,  Methodius,  Melito  v.  Sardes,  Alexander 
r.  Alexandrien,  Eustathius  v.  Antiochien,  Julius  v.  Rom,  Serapion 
r.  Thmuis,  Basilius,  Gregor  v.  Nazianz.  Gregor  v.  Nyssa,  Am- 
irosius  V.Mailand,  Flavian,  Johannes Chrysostomus,  Epiphanius  von 
/onstantia,  Atticus  v.  Constantinopel.  Von  kleinen  Abweichungen 
n  der  Chronologie  abgesehen  fällt  natürlich  sofort  auf  die  Haupt- 
ibweichung,  nämlich,  daß  Melito  v.  Sardes  zwischen  Methodius 
tum  311)  und  Alexander  v.  Alexandrien  (f  328}  gestellt  ist  mit 
Iragmenten,  die  auch  diesem  zugeschrieben  werden!  Dann  folgen 
►hne  erkennbare  Reihenfolge:  Basilius,  Amphilochius  v.  Ikonram, 
fulius  v.  Rom,  Gregor  v.  Nazianz.  Antdochus  v.  Ptolemais, 
Vmnionius.  Severianus  v.  Gabala.  Melito,  Marcianus  der  Mönch, 
aippolyt,  Melito,  Athanasius,  Alexander  v.  Alexandrien,  Basilius. 
rregor  \.  Nazianz,  Cyrill  v.  Alexandrien.  Titos  von  Bostra,  Am- 
philochius. Es  ist  eiu  Haufe  zusammengetragener  Fragmente. 
Lenn  sonst  wäre  es  nicht  möglich,  daß  dieselben  Fragmente  hier 


92  Jordan,'  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

unter  verschiedenen  Namen  auftauchen;  man  wird  auch  kaum 
Timotheus  Aelurus  selbst  für  diese  Fragmentensammlung  verant- 
wortlich machen  können,  denn  wir  haben  gesehen,  daß  er  für 
mehrere  dieser  Fragmente  bestimmte  andere  Autoren  hatte. 

Aus  unserem  Schriftenkreis  (Irenaeus,  Melito,  Hippolyt, 
Alexander)  haben  wir  in  dieser  kleinenVätersammlung  also  folgende 
Stücke : 

1)  3  echte  Stücke  aus  Iren.  adv.  haer.  Buch  4  u.  5  auf 
fol.  69v— 70r  (abgedruckt  bei  Harvey  Bd.  II  unter  Nr.  15,  16 
u.  22,  p.  443 f;  444 f;  450)  unter  des  Irenaeus  Namen. 

2)  Ein  Stück  auf  fol.  77  v— 78  r  (gedruckt  bei  Pitra,  Ana- 
lecta  IV,  197f)  unter  dem  Namen  des  Alexander  von  Alexan- 
drien1.  Hier  ist  unser  1.  lrenaeusfragment  benutzt;  als  ein 
Auszug  aus  diesem  Alexanderstück  stellen  sich  dar  die  beiden 
Stücke,  die  ebenfalls  unter  des  Alexander  Namen  sich  in  der 
fides  patrum  des  Ibn  Ragä  finden 2,  wo  nach  dem  äthiopischen 
Text  der  Titel  lautet:  »de  passione  Domini  Jesu«3.  Dies  Stück 
unseres  Codex  ist  in  leise  abweichendem  Texte  auch  im  cod.  Syr. 
Vatican.  Nr.  36S,  einer  Sammlung  von  Homilien,  der  bekannte 
Predigt  Alexanders  »de  anima  et  corpore«  hinzugefügt. 

Entscheidend  aber  ist,  daß  der  monophysitische  Patriarch 
von  Alexandrien  Timotheus  Aelurus  um  460  den  griechischen 
Urtext  des  Stückes  unter  dem  Namen  seines  Vorgängers  Alexan- 
der von  Alexandrien  hatte  und  citierte;  sowohl  in  seiner 
syrisch  erhaltenen  Schrift  gegen  die  Dyophysiten  im  selben  codex 
addition.  12156  (geschr.  vor  562)  fol.  5V  citiert  er  es,  wie  auch  in 
seiner  armenisch  erhaltenen  »Widerlegung  der  auf  der  Synode 
zu  Chalcedon  festgesetzten  Lehre«4  unter  dem  Namen  des  Alexan- 


. 


1)  Vgl.  Wright  II,  p.  646 ;  die  Überschrift  des  Fragments  lautet  hier : 
» Aus  dem  Werke  über  die  Sornatosis «,  griechisch  also:  »ix  zov  Xöyov  tieqi 
ttjq  ocüfxazöjaswg«. 

2)  Im  lateinischen  Text  bei  Mai,  Spicil.  Rom.  III,  1840,  S.  699  f. 

3)  Vgl.  Dillmann,  Catalogus.  cod.  Ms.  aeth.  Mus.  Brit.  III,  S.  14. 

4)  Ed.  Mekerttschian  u.  Minassiantz,  Leipzig  1908,  S.  8  Zeile  13/22. 
dazu  Cavallera  in  Bulletin  de  litter.  eccles.  1909,  343 f;  der  armenische 
Text  ist  direct  aus  dem  griechischen  Texte  geflossen!  Der  armenische 
Text  dieses  Alexanderfragments  lautet  nach  Lüdtkes  Übersetzung  deutsch: 
»Des   seligen  Alexander,  Bischofs  von  Alexandrien: 

Aber  warum  denn  war  notwendig,  daß  komme  Gott  auf  die  Erde 
(eöei  £Qxeod-ai  xbv  Osbv  eis  rfjv  yqv)  und  Fleisch  werde  aus  der  Jungfrau 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment,  93 

ler;  dies  dürfte  sicherste  Tradition  sein.  Xoch  wichtiger  aber 
st,  daß  Timotheus  Aelurus  nicht  den  uns  bekannten  Text  der 
Predigt  des  Alexander  »sermo  de  anima  et  corpore«  citiert, 
sondern  nur  den  abweichenden  Text  des  sog.  additamentum  zu 
dieser  Predigt.  Das  beweist,  wie  mir  scheint,  dal.s  Krüger 
nicht  recht  haben  kann,  wenn  er  meint,  dal.s  das  Additamentum 
|ie  vor  Alexander  vorhandene  Vorlage  seiner  Predigt  war; 
las  Additamentum  ist  ein  Teil  der  Predigt  Alexanders  selber 
und  unser  gegenwärtiger  Text  der  Predigt  Alexanders  ist  eine 
von  Alexander  selbst  oder  von  einem  anderen  herstammende 
Becension  jener  dem  Timotheus  Aelurus  bekannten  Predigt 
Alexanders. 

3)  Ein  Stück  auf  fpL  70 r,  unter  dem  Namen  des  »Melito, 
Bisehofs  von  Sardes,  aus  dem  Tractat  über  Serie  und  Lei!)« 
(gedruckt  bei  Otto  9,  S.  419  unter  Nr.  13).  Das  Stück  ist  mit 
einigen  Varianten 1  enthalten  in  dem  eben  unter  Xr.  2  behandelten 
Stück  aus  Alexander;  es  zerfällt  in  zwei  Stücke,  die  durch  die 
Worte  »et  post  alia«  geschieden  sind,  und  stellt  sich  somit  als 
Excerpt  dar,  und  eben  als  Excerpt  aus  Alexander,  da  sich  eben 
bei   Alexander    auch    das   Stück    findet,    das    der    Excerpist    mit 

et  post  alia«  übersprungen    hat.     So  erweist  sich  schon    hier  die 
Melitotradition  als  unzuverlässig. 

4)  Ein  Stück  auf  fol.  77 r  mit  der  Aufschrift  »Von  Melito, 
Bisehot  von  Atiqua,  der  Stadt«  (gedruckt  bei  Otto  9  S.  121  -\ 
unter  Nr.  L6);  dies  zeigte  sieh  uns  schon  oben  als  secundär 
gegenüber  unserem  2.  trenaeusfragment.  Noch  bedenklicher 
macht,  daß  der  antimonophysitische  Tractat,  die  JtXrjQOtpoQia  in 
cod.  Brit.  L2154  (ca.  800  geschrieben),  dies  Fragment  in  etwas 
anderer  Fassung  unter  dem  Namen  des  Alexander  v.  Alexandrien 
bringt,  und  zwar  mit  der  bestimmten  Angabe,  daß  es  aus  einer 

und  in  Windeln  gewickelt  werde  (onaQyavovo&ai)  und  in  die  Kripp« 
legt  werde  und    gesäugt  werde  am  Busen  und    getauft  werde  im  Jordan 
mid     verworfen    werde     von    dem    Volk    und    aufgehängt    werde     über 
dem    Kreuz    und    begraben    werde    in    die    Erde    und    auferstehe  von    den 
Toten  dreitägig,    gegeben    habend    als   Lösegeld  Seele   n>  Seele   und 

Fleisch  gegen  Fleisch  und  Blut  gegen  Blut,  da  welchen  Tod  der  Mensch 
schuldete,  diesen  Christus  eingelöst  hat  durch  das  Sterben?. 

1 1  Es  steht  textlich  dem  Alexander-Additamentum  in  cod.  Syr.Vatican. 
]  etwas  näher  als  .lern  Alexander-Text  in  codex  \'2\~^  fol.  TT ^ — 7Sr. 


94  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Honiilie  desselben,  die  mit  den  Worten:  »audita  verba  .  .  «  be- 
ginne, stammt.  Um  die  Prioritätsfrage  dieser  beiden  Kelationen 
zu  losen,  habe  ich  keinen  Anhalt  gefunden.  Über  die  Unsicher- 
heit der  Melitotradition  vgl.  oben! 

5)  Zwei  Fragmente  aus  »de  pasch'a«  unter  dem  Namen  des 
Hippolyt  auf  fol.  76v — 77 r  (gedruckt  bei  Pitra,  Analecta  IV  55f; 
323  f)1.  Sie  berühren  sich  stark,  z.  T.  wörtlich  mit  dem  oben 
unter  Nr.  2  behandelten  Alexanderfragment  und  haben  auch, 
wie  Krüger  gezeigt  hat,  Beziehungen  zu  der  Predigt  Alexanders 
»de  corpore  et  anima«.  Sind  sie  echt,  so  würden  sie  erweisen, 
daß  entweder  Alexander  den  Hippolyt  benutzte  oder  daß  beide 
eine  gemeinsame  Quelle  hatten;  aber  in  einer  monophysitischen 
Citatensammlung  ist  ein  Satz  wie  der  sich  hier  findende:  »Corpus 
enim  in  sepulcro  positum  erat,  non  quod  a  deitate  desti- 
tutum«  (nach  dem  griechischen  Text  des  Nicetas:  »ro  yag  öcöfia 
hxsiro  hv  fivrjftslcp,  ovxi  xevcofrhp  rrjq  ■d-£OT7]Tog«)  etwas  ver- 
dächtig, wo  sich  die  Frage  so  stark  darum  drehte,  von  wann 
an  Christi  Körper  die  göttliche  Unverweslichkeit  gehabt  habe, 
ob  schon  seit  der  Menschwerdung  oder  erst  seit  der  Auferstehung. 
Aber  ich  wage  doch  nicht  die  Unechtheit  zu  vertreten. 

6)  Auf  fol.  75 v  col.  2— 76 r  col.  1  steht  mit  der  Aufschrift 
»Melitonis  episcopi  de  fide«  die  schon  oben  behandelte  meli- 
tonische  Form  unseres  2.  Irenaeusfragments  (abgedruckt  z.  B. 
Otto  9,  S.  420 f  unter  Nr.  15);  wir  wissen  nun,  daß  das  Fragment 
a)  sich  als  secundär  erweist  gegenüber  seiner  Fassung  unter 
dem  Namen  des  Irenaeus,  b)  daß  eine  selbständige  sichere 
Tradition  des  Timotheus  Aelurus  und  des  Severus  v.  Antiochien 
(auch  wohl  des  Ibn  Ragä)  das  Fragment  einhellig  auf  Irenaeus 
zurückführt. 

7)  Ein  Stück  auf  fol.  70 v,  folgend  auf  das  oben  unter  Nr.  3 
besprochene  Fragment,  steht  unter  dem  Titel:  »Eiusdem  (seil 
Melitonis)  ex  sermone  de  cruce«;  das  Fragment  ist  ohne  jede 
parallele  Tradition. 

8)  Drei  kleine  Stücke  aus  Hippolyts  Commentar  zum  Hohen- 
lied auf  fol.  70  (nicht  170 !)r  col.  1  (abgedruckt  bei  Pitra,  Ana- 
lecta sacra  IV  S.  40  f);    die   Stücke    sind  durch  Auffindung   des 


1)  In    deutschem    Text    mit    einem    griechischen   Parallelstück   bei 
H.  Achelis  in  Gr.  Chr.  Schriftsteller  Hippolyt  I,  2  S.  268/70. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  95 

grusinischen  Textes  dieses  Commentars  des  Hippolyt  als  echt 
erwiesen  worden1. 

9)  Einige  Fragmente  eines  Briefes  oder  von  Briefen  des 
Alexander  von  Alexandrien  auf  fol.  7()v  col.  2 — 71r  col.  1  (gedruckt 
bei  Pitra,  Analecta  Sacra  IV  p.  196  f);  diese  Stücke  stimmen 
zum  Teil  mit  Stücken  des  griechisch  erhaltenen  Briefes  des 
Alexander  von  Alexandrien  an  Alexander  von  Constantinopel  über- 
ein, so  daß  die  Echtheit  dieser  Fragmente  wahrscheinlich  ist. 

So  steht  also  das  fragliche  Hippolytstück  in  dieser  Samm- 
lung nach  einem  echten  Stück  des  Hippolyt,  das  fragliche 
Alexanderstück  nach  einem  echten  Stück  aus  Alexander,  nur 
die  Melitostücke  bleiben  in  diesem  Codex  ohne  parallele  echte 
Tradition. 

Weiter  ist  es  eigentümlich,  daß  von  den  4  syrischen  » Melito «- 
fragmenten  nur  eins  bloß  unter  dem  Namen  des  Melito  geht, 
nämlich  das  14.  Fragment,  aber  dies  nimmt  auch  sonst  eine 
Sonderstellung  ein.  Die  anderen  enger  zusammengehörigen 
Fragmente  gehen  sämtlich  auch  unter  anderen  Namen.  Das 
13.  und  das  15.  können  ihre  durch  Alexander  und  Irenaeus 
mit  vielfacher  Tradition  angefochtene  Herkunft  von  Melito  nur 
eben  durch  unsere  Sammlung  stützen,  und  für  die  von  Alexander 
bestrittene  Autorschaft  Melitos  für  das  16.  Fragment  tritt  nur 
noch  eine  monophysitische  Väter  Sammlung  und  Anastasius  Sinaita 
ein;  ob  es  sich  bei  dem  letzteren  —  bei  der  ersteren  wird  das 
kaum  der  Fall  sein  —  um  selbständige  Tradition  handelt,  wage 
ich  nicht  zu  entscheiden. 

Nach  alledem  muß  doch  die  Frage  gestellt  werden,  ob  die 
Dinge  nicht  so  liegen,  daß  in  unserem  Codex  der  Name  Melito 
einen  anderen  Namen  deckt  und  daß  er  von  unserem  Codex 
bzw.  seiner  Vorlage  zu  Anastasius  Sinaita  -  uvkorumen  ist.  Aut- 
fällig  ist   ja    schon    die   Unsicherheit    unseres  Codex    über   den 


1)  Vgl.  Bonwetsch  in  TU  Bd.  23,  2  c,  1902. 

2)  Daß  dessen  Zeugnis  nicht  sonderlich  in  Betracht  kommt,  darauf 
weist,  dal)  Anastasius  das  Fragment  so  anführt:  •MeXivavoq  intaxdnov  Sdg- 
fe<ov  ix  zov  Xoyov  zov  eig  zö  nd&oq*;   ein  derartiger   \6yo$  ist  nirgends 

als  molitonisch  bezeugt,  vor  allem  Eusebius  kennt  ihn  nicht  in  seinem 
Schriftenverzeichnis  des  Melito.  Dagegen  paßt  der  Titel  i.öyo;  ei$  to 
Tiä&oz  sehr  wohl  auf  die  Predigt,  die  Anastasius  also  mit  richtigem  Titel, 
nur  unter  falschem  Namen  citierte. 


96  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Bischofssitz  Melitos.  Während  die  beiden  ersten  Fragmente  auf 
fol.  70r  und  7()v  »von  Melito,  Bischof  von  Sardes«  »aus  der 
Eede  über  Seele  und  Leib«  und  »aus  der  Rede  über  das  Kreuz« 
stammen  sollen,  wird  das  3.  (ähnlich  unserem  Irenaeusfragment) 
citiert  »von  Melito  dem  Bischof,  über  den  Glauben«,  während 
das  vierte  citiert  wird  »von  Melito  dem  Bischof  der  Stadt 
Attica«,  woraus  dann  eine  Katene  gemacht  hat  »von  dem  heiligen 
Melito,  Bischof  von  Ittica«. 

Falsche  Melitonia  haben  wir  mehrere :  der  armen,  cod.  Paris. 
85  bringt  fol.  83  ein  sicher  unechtes  Fragment  aus  einem  Briefe 
des  Melito  an  Eutrepius,  die  syrische  Apologie  unter  Melitos 
Namen  gehörte  ihm  sicher  nicht  an  usw. 

So  wird  des  Rätsels  Lösung  wohl  etwa  in  Folgendem  liegen: 
In  der  griechischen  Vorlage  der  kleinen  Vätersammlung  des  cod. 
Brit.  Mus.  12156  fol.  69  a — 79  b  ist  ein  Stück  des  Irenaeus 
(Melitofragment  15)  und  zwei  Excerpte  (Melitofragment  13  und  16) 
aus  einer  oder  mehreren  Predigten  Alexanders  v.  Alex,  fälsch- 
lich unter  den  Namen  des  Autors  eines  daneben  stehenden 
echten(?)  Fragments  des  Melitos  v.  Sardes  (14.  Fragment)1  ge- 
raten, so  daß  ein  kleiner  Satz  unter  falschem  Titel  aus  dem 
Fragment  bis  zu  Anastasius  Sinaita  gelangte2.  Hinter  dem 
Predigten  Alexanders  aber  stehen  abgesehen  von  unserem 
Irenaeusfragment  alte  auf  Irenaeus  und  vielleicht  andere  zurück- 
gehende Materialien,  die  auch  bei  Hippolyt  und  bei  Novatian 
adversus  Judaeos  benutzt  erscheinen. 

Dann  liegt  auf  einmal  alles  sehr  einfach:  Es  existierte  eine 
griechische  Predigtsammlung  des  Irenaeus,  in  der  jedenfalls 
die  beiden  Predigtschlüsse,  nämlich  unser  2.  und  3.  Irenaeus- 
fragment standen,  aber  jedenfalls  auch  dies  und  jenes,  was 
wir  bei  den  verschiedenen  Benutzern  finden.  Benutzt  wurde 
die  Predigtsammlung,  von  Hippolyt,  dem  Irenaeusschüler,  in 
seiner  Schrift    de    pascha,    von  Novatian,    der    ebenfalls    intim- 


1)  Einen  »serrno  de  cruoe«  des  Melito  v.  Sardes  erwähnt  Eusebius 
in  seiner  Liste  der  Schriften  dieses  Bischofs  (h.  eccl.  4,  26)  nicht. 

2)  Ich  mache  wenigstens  noch  darauf  aufmerksam,  daß  in  manchen 
Synaxarien  Irenaeus  von  Lyon  und  Meletius  von  Antiochien  am  selben 
Tage,  nämlich  dem  23.  August  gefeiert  werden,  vgl.  Delehaye,  Synaxarium 
eccles.  Constantinopolitanae  (Acta  sanct.  Propylaeum  Nov.  1902   S.  917  f). 

3)  Vgl.  Archiv  für  lat.  Lexikographie  XIII  S.  59  ff. 


Untersuchung:  Zum  2.  Fragment.  '.(7 

ster  Irenaeusschüler  ist,  in  seiner  Schrift  »adversus  Judaeos«. 
Dann  benutzte  Alexander  v.  Alexandrien  in  sehr  intensiver 
Weise  den  Irenaeus  und  wohl  auch  andere  altchristliche  Materialien. 
Timotheus  Aelurus  excerpierte  dann  wieder  die  Predigtsamm- 
lung des  Irenaeus,  aber  auch  die  des  Alexander.  Andere, 
die  unter  seiner  Aufsicht  nach  »monophysitischen«  Kirchen- 
vätercitaten  suchten,  excerpierten  nun  wieder  die  Predigtsamm- 
lung des  Irenaeus,  seine  Schrift  advers.  haer. ,  Hippolyt,  den 
Alexander  und  sammelten  deren  umlaufende  Stücke  und  stellten 
einige  Fragmente  versehentlich  einmal  unter  Melitos  Namen, 
so  daß  nun  gleiche  und  ähnliche  Fragmente  nebeneinander- 
stehen unter  dem  Namen  des  Alexander,  Hippolyt,  Irenaeus, 
Melito,  Meletus. 

Über  die  beiden  Irenaeusfragmente  (unsere  Nr.  2  und  3) 
hinaus  muß  von  dieser  Irenaeus-Hippolyt-Alexander-Melito- 
Tradition  dann  aber  noch  manches  wohl  dem  Irenaeus  gehören, 
was  sowohl  bei  Hippolyt  als  bei  Alexander-Melito  steht,  nämlich 
etwa  die  Antithese :  »Virgo  peperit,  vita  lac  suxit,  lux  baptizata 
est,  Dominus  tentatus  est,  impassibilis  passus  est  etc.«  Ebenso 
das,  was  Pseudocyprian  adversus  Judaeos  und  die  Alexander- 
Melitotradition  gemeinsam  haben,  muß  wohl  auf  eine  alte  Quelle 
zurückgehen,  und  daß  dann  eben  Novatian  seinen  Lehrer  Ire- 
naeus benutzt  hat,  liegt  sehr  nahe  zu  denken  1.  Aber  für  eine 
genaue  Ausscheidung  des  Irenaeischen  Gutes  reicht  unser  Ma- 
terial nicht  zu. 

Es  ist  endlich  noch  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß 
die  Predigt  des  Alexander  von  Alexandrien  uns  jetzt  auch  in 
koptischem  Texte  vorliegt:  in  der  von  Budge  herausgegebenen 
ko] »tischen  Predigtserie2,  und  zwar  in  einer  Recension,  die  mehr 
als    den    doppelten    Umfang    hat    und    unter    dem    Namen    des 

1)  Vgl.  dazu  H.  Jordan  im  Archiv  für  latein.  Lexikographie  XIII, 
S.  61/3. 

•2)  E.  A.  Wallis  Budge,  Coptic  Homilies  in  the  dialect  of  apper  Egypt 
edited  from  the  Papyrus  codex  oriental  5001  in  the  British  Museum, 
London  1910;  Einleitung  zur  Predigt  S.  XIV— XL IX;  koptischer  Text 
S.  115 — 132;  englische  Übersetzung  S.  25S— 74;  Budge  veröffentlicht  ib. 
S.  407/15  auch  den  syrischen  Text  der  bei  Migne  nach  cod.  Vatic.  368 
abgedruckten  Predigt  Alexanders,  wie  er  in  cod.  addition.  Brit.  Mus.  17  192 
toi.  278a— 282a  (vgl.  Wright  p.  780)  steht,  dazu  ib.  S.  417— 24  eine  englische 
Übersetzung  dieses  Textes. 

T.  u.  D.  '13:  Jordan.  7 


98  Jordan.  Armenische  Ireuaeus-Fragmente. 

Athanasius  geht:  »The  discourse  which  the  holy  patriarch  apa 
Athanasius,  Archbishop  of  Rakote,  pronounced  concerning  the 
soul  and  the  body«.  Der  größere  Umfang  dieser  Recension 
kommt  nicht  von  einem  Mehr  an  einer  einzigen  Stelle  oder  an 
ein  paar  Stellen,  sondern  das  Mehr  verteilt  sich,  abgesehen  von 
den  beiden  ersten  Absätzen,  ziemlich  über  die  ganze  Predigt1. 
Die  Einzelvergleichung  scheint  mir  nicht  dafür  zu  sprechen,  daß 
Budge  recht  hat,  wenn  er  S.  XLV  die  syrischen  Fragmente 
»extracts«  der  längeren  Recension,  wie  sie  der  koptische  Text 
bietet,  nennt.  Vielmehr  habe  ich  den  Eindruck  gewonnen,  daß 
die  koptische  Recension  eine  ausgeführte  Paraphrase  zu  der 
syrischen  Recension  darstellt  mit  iVusspinnen  und  predigtartigem 
Fortführen  fast  aller  in  der  syrischen  Recension  gegebenen  Ge- 
danken. Wie  diese  Paraphrase  unter  den  Namen  des  Athanasius 
kam,  wissen  wir  nicht.  Es  wird  sich  also  von  da  aus  kaum 
etwas  Neues  für  unsere  Frage  ergeben,  abgesehen  davon,  daß 
ein  neuer  Autorname   zu  den  vielen  anderen  erscheint. 

Zu  jedem  einzelnen  Satze  des  Fragments  könnte  man  ja 
nun  die  Parallelen  aus  »adv.  haer.«  und  dem  »Erweis«  des  Irenaeus 
beibringen  und  das  echt  Irenaeische  des  Inhalts  zeigen.  Aber 
das  liegt  am  Tage.  Ich  weise  nur  hin  auf  die  auffällige  Er- 
scheinung, daß  die  Beziehung  auf  die  alttestamentliche  Heils- 
geschichte hier  (mit  Zeile  24  unseres  deutschen  Textes)  genau 
an  dem  Punkte  abbricht,  bis  wohin  sie  im  Erweis  Cap.  30 
geführt  wird,  um  dann  sofort  mit  der  Jungfrauengeburt  fort- 
zufahren. Vorwärts  und  rückwärts  von  dieser  Stelle  kann  man 
dann  im  Erweis  fast  jeden  einzelnen  Satz  des  Fragments  seinem 
Sinn  nach  und  fast  in  gleicher  Reihenfolge  nachweisen. 

Gegen  einen  einzigen  Satz  könnten  sich  vielleicht  Bedenken 
erheben  (oben  deutscher  Text  Zeile  46):  freog  ix  &eov,  vlog 
ix  JtarQOQ  wegen  der  nicänischen  Formulierung;  aber  was  sagt 
denn  Irenaeus  im  Erweis  Cap.  47  anderes?  »So  ist  der  Herr 
Vater   und  Herr  der  Sohn,    und  Gott    der  Vater    und  Gott   der 


1)  Den  7  Capiteln  der  Predigt  bei  Migne  entspricht  Budges  Text 
folgendermaßen:  I  =  Budge  S.  258;  II  =  Budge  F.  258  Z.  2  v.  u.  —  259 
Zeile  14;  III  =  Budge  bis  S.  264  Z.  7  v.  o.;  IV  =  Budge  bis  S.  265  Zeile  4 
v.  u.;  V  =  Budge  bis  S.  270  Zeile  3  v.  o.;  VI  =  Budge  bis  S.  272  Zeile  2 
v.  ob.;  VII  =  Budge  bis  Ende. 


Untersuchung:  Zum  3.  Fragment.  99 

Sohn,  denn  der  von  Gott  Geborene  ist  Gott«  und  adv.  haer. 
3,  20,  4  (Stieren  I,  531;  Harvey  II  109):  »veniet  Filius  Dei, 
qui  Deus  est«.  Die  knappen  Antithesen  des  Fragments  erklären 
zur  Genüge,  wie  Irenaeus  zu  dieser  knappen  Formulierung  seiner 
Gedanken  gekommen  ist. 

Ob  man  in  diesem  Stück  ebenso  wie  in  dem  folgenden 
3.  Irenaeusfragrnent  einen  Teil  eines  selbständigen  Hymnus  (oder 
einen  ganzen?)  sehen  will,  oder,  wozu  ich  neige,  den  hymnen- 
artig gehobenen  Schluß  einer  Predigt,  ist  wohl  nicht  zu  ent- 
scheiden. 

Zum  3.  Fragment. 

Auch  dies  Fragment  haben  wir  wie  oben  das  2.  Fragment 
in  syrischer1,  arabischer,  äthiopischer2  und  armenischer 3  VTersion 
z.  T.  in  mehreren  Handschriften;  in  allen  diesen  Handschriften 
folgt  es  auf  unser  obiges  2.  Fragment,  hat  also  mit  ihm  seine 
oben  geschilderte  LJberlieferungsgeschichte  gemein;  nur  ist  zu 
beachten,  daß  das  Fragment  in  seinem  syrischen  Texte  neben 
einer  Verkürzung  des  2.  Fragments  steht,  während  es  sonst 
stets  neben  der  vollen  Form  sich  findet.  Auch  hier  bilden  die 
arabischen  und  äthiopischen  Relationen  eine  Gruppe  für  sich. 
so  daß  sich  wesentlich  eine  dreifache  Recension:  syr..  armen., 
arab.  ergibt. 

Es  folgt  hier  die  bisher  unedierte  arabische  und  äthio- 
pische Übersetzung  des  3.  Fragmentes4,  zunächst  die  arabische 
Übersetzung  nach  den  oben  beim  2.  Fragment  genannten  Codices 

1)  Vatican.    arab.    IUI  fol.  12*  Zeile  4— 13r  Zeile   14  (Vat.)   und 

2)  cod.  Paris.  183  fol.  10'  Zeile  7— 10*  Zeile  15  (Par.  . 


1)  Syr.  =  cod.  addition.  d.  Brit.  Museums  12156  fol.  1«  col.  3  bis  lv 
col.  1,  geschrieben  562,  gedruckt  bei  Pitra,  Spicil.  Solesm.  1,  6£  (hier 
gute  lat.  Übersetzung  von  Renan),  bei  Harvey  II,  458/60,  bei  Pitra-Martin, 
Analecta  sacra  TV  (Paris  1S83)  S.  27f  (mit  latein.  Übersetzung);  eine 
englische  Übersetzung  von  Roberts  u.  Rambaut  in  Antenieene  ehrist. 
library  IX,  1861,  S.  182. 

2)  Für  die  Handschriften  der  arabischen  und  äthiopischen  Version 
siehe  oben  S.  66  Anm.  1  u.  2. 

.1  Das  oben  abgedruckte  Fragment  kam  also  auch  mit  der  armenischen 
l  bersetzung  «les  Timotheus  Aelurus  nach  Armenien. 

4)  Nach  Recension  von  Hell-Erlangen   und  l.ittmann->tralU>ur£. 


100  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

3.  Fragment  in  arabischem  Texte1. 

LojI    xdJcXT        4^Xw^  Leu!  ao^i^4  Ur.         3xJt  Xj!3  Uj| 
sj\6   U53  *Ut   ^ß;  *JJ!   **W'    *jtj  5r;;    xjf    Ja:5 

bt  *aJL=LI  Jx.0  iO^Jf  ^.3o  xj!  oou7  LojI  dUjJ'     s^^f 
8xrU=>   **-&!  LojI   IjjOs        ^L^  xj!  U^        7äJLM  ^.ä 

sJu^J!  12sL^J   ^juuo^jU      LuUmm  *lo  110?ht^  p*^11 

^jjujüiJl     -JJ     auf    OwjtJ    Leu!    yiiJoS         ^jjü    xjf    Uf. 

^•^»x;   16xii   JjX16   xo!  L^      ^^1   xajuo  Ikct   Leu!   !jJue 

1)  ^^Uu  kü  wXä.1_jJ1  IxXA  £^*]  Par.  ^^U^\  ^-wopJJI  IJxä  Loj>U 
^JoJI  x_iüuvol  ,J-*«o  Jl  «X^Jj*  2)  ^UvJI  ybj  «VfcJLl]  Par.  ^wJ„l  ^1 
UUJ1  3)  <*J1   AJl]  Par.  U>\J1   <4ob  4)  jx-xw*.  La>l   ^j^J  Par. 

Ijx**»_>.  <*J1   Ui_Ä*i;    st.  J^ow  des  Vat.  ist  wohl  zu  lesen  >■*■  ---^ 
5)  -»x  <*Ji   x-i-Ä^J  Par.  la*^)  X>l   x_i.-sö  6)  >^y<  XJI   n-SjJO.  dolj 

Par.  \>*}yc  d3\  Uiyo  7)  ^  131  AiU\-U  JXJ  *b^JI  Si  dJ>\  x_i~so 

<*JJ1]  Par.  dS^.\   JS)  k'^JI  '  Jo  <*JI^  dJJI   ^   ^  <4ol  Ui^jo 
8)  Par.  add.  *-*&         9)  Par.  ^JL^         10)  Par.  om.  ld*l         11)  ^^*o. 
JaÄ^J   Par.  ÄLo    p^-^o.  (die  Lesung  des  Vat.  wohl  eine  Verlesung  von 
£^~o)        12)  Par.  2ULI   ^>o.        13)  Par.  add.  vAJ Jx^        14)  Jou  aJI  ] 
Par.  I^ii.^        15)  Par.  Hj+zJ^*        16)  aJI   x_£-s]  Par.  om.  «*JI   x_s.fr 

1)  Siehe  die  Anm.  beim  2.  Fragment  S.  69,  Anm.  1. 


Untersuchung:  Zum  3.  Fragment.  101 

l:jjJLäjuJ!  18LL*jt  ,j^o  ^f>  **1  o^*j  17L^'  ItXXi     Lr»4Ix. 

*jt  U^j      s^^Lbü   _t«^i^   _L>J!^   *äaJ1   ,x^      )^>j  i™ 

27  jüjJU^  ^27  ot^JI  3  ^jJJI  26JJCJ!  ^  25„UI  ^ 
,*L.£-t  JuuJ  ^11  JvJj  aJÜI  ä«Jb  (J^-c-j  29oi*^j  285..yL^^ 
30 J^   ^;30    7^ir;        ^*~Jt  ^   J!   Lwl   ^U^       yApJW 

Jo^l  ji  ^  ^      üuyo  >Lc^      JjO!  }Lij  ^      *aaJI  J* 

Zu  deutsch:  Von  ebendemselben  Barnaus1:  Er  sagt,  wie 
uns  lehren  die  Bücher  die  heiligen ,  der  Messias  ist  (nämlich) 
Mensch2,  so  sie  lehren  uns  auch,  daß  er  Gott  (ist)  und  wie  sie 
ihn  lehren  auch  (als)  Körper 3,  so  auch  ist  bekannt,  dafs  er  Geist 
(istj 4  und  daß  er  das  Wort  Gottes  und  auch  Gott  ist,  und  wie 
bekannt  ist5,  daß  er  erzeugt  ist  von  der  Jungfrau  der  heiligen 
Maria  in  den  Tagen  den  jüngsten,  so  auch  ist  bekannt,  daß  er 
ist   der    Erstgeborene    für    alle   Nachfolger.     Er   ist   gekommen 


17)  Par.  om.  Uol  18)  Par.  k~;*  19)  Par.  «jJoyL^^j  2  yu 
<*üüaiJLI  <-j\o^y\  Cr*  JcLjo]  Par.  dJDJuc  v-jlyMl^  J^L>  21)  Lmo)  V* 
l^a-^l    <^x.v=.\j>  ^jJo   ^  22)  Par.  add.  yb  23)  *•**£  «>a    Par. 

fU'!       24)  Par.  0£       25)  Par.  J«y       20)  Par.  Jk      27)  fiS^su^ 
Par.  om.      28)  Par.  ^1^        29)  Par.  add.  j~~L\  J  ws.\x   **• } 


Pur.  ,  Jj'L 


1)  P.:  »Und  auch  dieser  heilige  Irenaeus,  Jünger  der  Apostel,  Bischof 
von  'Adan«;  cod.  add.  32S8  Cambridge  hat:  »Und  es  sngte  auch  dieser 
heilige  lrmaeus,    Jünger  der  Apostel,   Bischof  von  al  Adan«    siehe   oben! 

2)  der  —  Mensch]  P.:  »daß  der  Messias  Mensch  ist«-. 

3)  sie  ihn  —  Körper]  P. :  »sie  uns  lehren,  daß  er  Körper  (is: 

4)  ist  bekannt  —  (ist)]  P.:   »lehren,  daß  er  Geist  (ist  ». 
bekannt  ist]  P.:  »sie  uns  lehren«. 


102  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

von  Gott '  und  wie  er  gehungert  hat,  so  auch  sättigte  er  eine 
Menge  2,  und  wie  er  gedürstet  hat,  so  auch  tränkte  er,  er  tränkte 
nämlich  die  Juden  auch 3  zuerst  in  jener  Zeit  aus  dem  Felsen, 
welcher  ist  der  Messias  und  er  auch  Jesus  (ist),  welcher  gibt4 
Wasser  geistiges  für  die  Gläubigen  zum  ewigen  Leben 5  und 
wie  er  gelitten  hat,  so  auch  ist  bekannt,  daß  er  ruhen  ließ  die 
Leidenden  (Müden)  und  Belasteten  mit  ihren  Lasten  und  wie  er 
ist  der  Sohn  Davids,  so  ist  er  auch  der  Herr  Davids  und  wie 
er  ist  aus  der  Nachkommenschaft  Abrahams 6,  ist  er  auch  vor 
Abraham  und  wie  er  wurde  gespuckt "  in  sein  Angesicht  und 
sie  ihn  gefangen  nahmen8,  so  auch  blies  er  ins  Gesicht  seinen 
Jüngern  Geist  den  heiligen  und  wie  er  traurig  war,  so  auch 
gab  er  seinen  Anhängern  die  Freude  und  wie  er  bekannt  ist, 
daß  er  ist9  existierend  und  berührbar,  so  auch10  ist  bekannt,  daß 
er  herausging  aus  der  Mitte  (plural!)11  der  ihn  Umdrängenden (?)12 
und  nicht  konnten  sie  ihn  festhalten13  und  er  trat  ein  durch 
die  Türen  die  geschlossenen  u  und  nicht  wurde  er  eingeschlossen 
durch  sie  15  und  wie  er  schlief,  so  auch  stand  er  auf  und  ward 
zornig  und  befahl  den  Meeren  und  den  Winden  und  Stürmen  (?) 
und  sie  gehorchten  und  wie  er  aufwachte  (geweckt  wurde)  so 
auch  (ist  er16)  lebendig  und  ein  Erretter  und  wie  er  starb,  so 
auch  läßt17  er  auferstehen  die  Toten  und  er  wird  geschmäht 
auf  der  Erde  und  gelästert  und  er  (ist)  erhabener 18  als  Alle, 
welche    in    den  Himmeln  (sind)    und    sie    ehren   ihn19    und    sie 


1)  ist  bekannt  —  von  Gott]  P.:    »lehren  sie  uns,    daß   er   kam   von 
Gott  und  daß  er  ist  der  Erstgeborene  für  alle  Nachfolger «. 

2)  P.:  add.  »zahlreiche«.  3)  om.  P. 

4)  Jesus  —  gibt]  P.:  »Quelle«. 

5)  »zum  ewigen  Leben«]  P.:  »welcher  sprudelt  das  Leben«. 

6)  P.:  add.  »so«.  7)  »wurde  gespuckt«]  P. :  »sie  spucken«. 

8)  und  —  nahmen]  P::  »und  sie  ihn  beschimpften«. 

9)  bekannt  ist,  daß  er  ist]  om.  P.  10)  om.  P. 
11)  P.:  Singular!                  12)  P.:  »ihn  hassen«. 

13)  ar.:  al-magtäläma  biki. 

14)  und  —  geschlossenen]  P.:   »und  er  trat  ein,    während   die  Türen 
geschlossen  waren«. 

15)  und  —  sie]  P.:  »und  konnten  ihn  nicht  hindern«. 

16)  »er«  add.  P.  17)  »ließ«  P. 

18)  »verehrt«  P. 

19)  »und  —  ihn«  om.  P. 


Untersuchung:  Zum  3.  Fragment.  10IJ 

kreuzigten  ihn  '  in  (seiner)  Schwäche  -  und  er  lebte  in  der  Kraft 
Gottes  und  er  stieg  hinab  zu  den  untersten  Tiefen  der  Erde 
und  er  stieg  hinauf  auch  zu  der  Höhe  der  Himmel.  Und  er 
erschien  (=  wurde  gesehen)  und  er  wurde  getragen3  zum  Grabe 
und  er  erfüllt  Alles  und  er  ward  ein  Toter  und  er  ist  lebendig 
in  Ewigkeit. 

3.  Fragment  im  äthiopischen  Texte4. 

*Ki  i  mm.  i  k^9°  *  Mi*»  i  W7«  i  ^/h^2  •  4^.4 

<w> :  ahhis  -  t\9°rtn  «  müh"0  -  y? Ro*}  >  h"»  *  i»«>i*  :  /*' 

A  •  hlWMUh.C  '  (Dhlilh'Üih.C  :  OhYi-U  «  a>M\a»  :  £H/> 

r  •  0R^  »  *«><PdA  "  h"7i>  •  93.  ■  RH/}0>-V  :  h^  ■•  fl*?i*  •■ 
fcr-Vn  .^H.fc'flrh.C."»^  :  ÖKO-n*  :  HW^4  =  AR*  "  A 
W-A- ■  <£?£'+  §  oiflh^ :  CHI :  h"7tf-  •■  hXl(\  '•  rVHH  -•  (ltf- 
:*>  5  «  rf'fHl'/"  :  KV»^  6  :  h°7Ü-  :  hA^P-O»-  :  AlWl  fc  •"  h'ftfl 
•n7'  ^A.P" s:  "7f  :  <D£V  ::  fll+^li9  :  fctf»  :  fl)öh-  >  h^-   ° 

A i  h^n-nö  n  ■  ftA-f-P-*0- 12--  "7P  -"  fc^h-tfvTfi  •■  nahh-t:  i  h 

CA*A  ".  Ö^l  :  AA.Ü-  :  V7H.M  3  :  hCA*A  '  CDfiOV  *  "7f  « 
"D'*£A<ß  :  AfcA  I  ho»*!  4  :  fl*  l  HJK^A^A  I  ArTfi^lD*  i  M 
A9A?n  ö  IDflh^  :  fJnao  :  h^VU«  i  VfcST'C  !  h"»  «  Ö>-M:  i  t\ 

ÖM.  i  A<-,h>  •  «Dhn-^V  i  W18  «  a>(\ti<*  i  fl>«>iiJ !  i  <daR  ! 

1)  *und  —  ihn*]  P.:  ^und  er  wurde  ^ekreuziirt'  . 
2j  P.  add.  »qles  Körpers«. 

3)  er  wurde  getragen]  P.:  »er  wurde  gesehen«. 

4)  Siehe  die  Anna,  bei  Wiedergabe  des  2.  Fragments  in  äthiopischem 
Texte,   S.  73,  Anm.  3. 

1)  Tub.  add.  4»^,A-  2)  Tub.  M+.  3)  Tub.  h^V-  4)  Tub.  C- 
5)  Tub.  '"}.  6)  Tub.  M^.  7)  Tub.  pcrperam  »lh-fl-  9  Tub. 
/.ftl*v  9)  Tub.  ">.  10)  Tub.  add.  /*  recte.  m  Tub.  "X'.  12)  Tub. 
ffl^JlCta'-tf»- (sie).  13)  Tub.omy  add .  X.f  frft  14)  Tub  <*n'}£ 
^  :  +-S-A  J-"  VÄ^'J-  Prima  lett.  contam.  ei  ^  et  ö».  15)  Tm». 
Ml     U\)  Tub.  )i>.     17)  oni.  Tub.      18)  Tul».  add.  ah h+ 


104  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragrnente. 


*  b  h9°n Ch  '  h-üC^9°  s  h°ltb  :  h9°^^^ '  h-üCV9°  >  ÜA*  « 
ih  i  Mä  >  JiC^Ä.u-  «•  tf»?£A  .-  *^rt  «  fljnh^  ■  -HlH  s  h"7 

»>  :  OHM  :  AATifr  "  'iVrh  '  ID^-f-21  S  0>nil<">  ■  fMH  l 

(Di*iii22  i  h^o*  -■  jMh'Jcö*  «  h«**23  ä  oj-Mj24 :  ©oft  s  &"? 

a>flh  s  ?i7H  s  ?i26dfl^  s  :VP10>*  :  iDAuhüA-  s  J&JflA?iSp27  u 

<^-  -•  AflAc  -■  ©av^a^  s  tDaoq^ix^  *  -thim*  s  A-*  n  a>n 

<*>  ■  +Vfc  ■  h"7u-  ■  fl>-Ji*  s  A^o*  s  miiDÄ'^i29  ^  a>nh 
<*>  :  HVKW30  ■  -5.11  i  9°X:C9j  aiK31^*-  *  AAA»»>  «  h^u-  ■ 
yil-üCP  s  wy&öfrP  i  tf-A»^  s  hA  ■  af-Al*  s  A"7^h  «  *A 

*A  ■  nA^ö»  ■  /**.?  >  0),fi£a>  :[n^J&A  I  ^ILh'flrh.Cs  HÖH 

ai^fliflj :  ><hA+  »rA-hX  §  flJJidn  s  «JC7  s  A-'JA»  ■  Alf*  ■  + 
Oif  =  Ä-i»-^  s  A+flJJtP-  ■  fl>-A+  ■  «w^-flC  i  Mn  '  ahh-b  i 
£<w>A?i  •  W-A-  s  v+ .-  n/*\?33  s  <0<J>?i*  s  ^1^01.  :  34A°/A 
OD  s  0f(\9°  a. 

Es  *  sprach  dieser x  Hereneös,  der  Schüler  der  Apostel,  der 
Bischof  der  Stadt  (oder  »des  Landes«)  'Edöm.  So  wie  uns 
sagen  die  heiligen  Schriften,  daß  Christus  ein  Mensch  ist,  ebenso2 
sagen  sie  uns,  daß  er  ein  Gott  ist.  Und  wie  sie  uns  berichten, 
daß  er  Fleisch  ist,  ebenso 3  berichten  sie  uns,  daß  er  Geist  und 
[daß]  er  das  Wort  Gottes  und  [daß]  er  Gott  ist.  Und  wie  sie 
uns  kundtun,  daß  er  geboren  ist  von  der  heiligen  Jungfrau 
Maria  in  den    letzten  Tagen,    ebenso   tun  sie    uns   ferner  kund, 

19)  Tub.  %CF  20)  Tub.  om.  %  21)  Tub.  iDgh^^  22)  Tub. 
W+'iliß».  23)  Tub.  h^lh  24)  om.  Tub.  25)  Tub.  h 

26)  Tub.  fy.  27)  Tub.  ^MHP'*  &&W  28)  Tub.  h9°OhpY 
29)  Tub.  add.y  30)  m*f-  :  JK-HVT^T^P1-  31)  Tub.  0.  32)  Tub. 
Öao$  ü  aD^^hf'.  33)  om.  Tub.  34)   Tub.  add.  ÄA°*  : 

ö>n<:h*  ■  pyA-  8  j^aa  8  ^*<. :  /////////<: :  hcA*A «. 

*)  Das   in   eckige   Klammern  gestellte    [  ]    steht    nicht  im  Original. 
1)  Tub.  add.  »Heilige«.         2)  Tub.  »wie  wir«.         3)  Tub.  om. 


Untersuchung:  Zum  3.  Fragment.  1H."> 

daß  er  von  Gott  gekommen  ist  und  [daß]  er  die  Erstgeburt  aller 
Schöpfung  ist.  Und  wie  er  gehungert  hat,  ebenso  hat  er  viel 
Volk  gesättigt.  Und  wie  er  gedürstet  hat,  ebenso  hat  er  getränkt 
die  Leute  der  Hochzeit4,  indem  er  das  Wasser  zu  Wein  machte. 
Und  auch  hat  er  früher,  als  die  Israeliten  aus  Ägypten  aus- 
gezogen waren,  sie  mit  Wasser  getränkt5  aus  dem  Felsen,  welcher 
Christus  ist.  Und  ferner  hat  er  selbst,  unser3  Herr6  Christus, 
uns  gegeben  das  geistliche  Wasser,  uns,  die  wir  geglaubt  haben ' 
an  ihn,  der  sprudelt  zum  ewigen  Leben.  Und  wie  er  schwach 
gewesen  ist,  ebenso  wissen  wir,  daß  er  Ruhe  gebracht  hat  den 
Müden  und  Schwerbeladenen.  Und  wie  er  der  Sohn  Davids 
ist,  ebenso  ist  er  der  Herr  Davids.  Und  wie  er  aus  dem  Samen 
Abrahams  ist,  ebenso  hat  er  vor  Abraham  existiert.  Und  wie 
sie  gespuckt  haben  in  sein  Antlitz  und  ihn  geschmäht8  haben, 
ebenso  hat  er  seinerseits 9  geblasen  in  das  Antlitz  seiner  Jünger 
seinen  heiligen  Geist.  Und  wie  er  betrübt  gewesen  ist,  ebenso 
hat  er  seinem  Volke  Freude  und  Jubel  gegeben.  Und  wie  er 
gefangen  worden  ist  und  geduldig  gewesen10  ist,  ebenso  ist  es 
bekannt,  daß  er  hinausging  aus  der  Mitte  derer,  die  ihn  steinigen 
wollten.  Und  sie  konnten  ihn  nicht  fassen,  und  er  ging  ein, 
indem  die  Tore  geschlossen  waren,  und  sie  konnten  ihn  nicht11 
hindern.  Und  wie  er  geschlafen  hat,  ebenso  ist  er  auch  auf- 
erstanden, und  er  hat  Ermahnungen  und  Befehle  gegeben  dem 
Meer  und  den  Winden,  und  die  Geister  haben  ihm  gehorcht. 
Und  wie  er  gestorben  ist,  ebenso  ist  er  auferstanden  und  hat 
die  Toten12  auferweckt;  und  wie  er  auferstanden  ist,  ebenso  ist 
er  lebendig  und13  Heiland.  Und  wie  sie  ihn  verspottet  halten 
auf  Erden  und  ihn  geschmäht  haben,  ebenso  werden  sie  ihn 
ehren  und  erhöhen  alle,  die  im  Himmel  sind.  Er  ist  gekreuzigt 
im  Schmerze  des  Fleisches  und  er  ist  lebendig  geworden  durch 
die  Macht  Gottes,  welche  seine  Gottheit  ist.  Und  er  ist  hinab- 
gestiegen in  die  Tiefe  der  Unterwelt14  und  hat  erobert  die  Seelen 
der  Mensehen.     Und  wiederum   ist  er  aufgestiegen  in  die  Höhe 


4)  Tab.  »Stern«;  verwechselt  kabkäb  »Hochzeit«  mit  kökab  ^Stern«. 
B)  Tub.  hat  ihnen  Wasser  gezeigt«  (aber  fehlerhaft  geschrieben).  0)  Tub. 
add,  Jesus.  7)  Tab.  »das  Wasser  des  heiligen  Geistes;  wir  glauben«.  S)  Tub. 
»getragen«.  9)  Tub.  om.  10)  So  Tub.,  Lond.  fehlerhaft.  11)  Tub. 
add.  -fassen  und«  12)  Tab.  »von  den  Toten«.  13)  Tub.  add.  »im« 
U   So  Tub.;  Lond.:  «das  Untere  der  Tiefe«. 


106  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

der  Himmel.  Er  ist  gesehen,  getragen,  um  ins  Grab  gelegt  zu 
werden,  indem  er  den  ganzen  Tod  im  Fleische15  erfüllte,  und 
er  ist  lebendig16  bis  in  alle  Ewigkeit. 

Wir  haben  also  für  das  Fragment  eine  einheitliche  Tradition 
als  von  Irenaeus  herstammend,  die  uns  wieder  mindestens  bis  zu 
Timotheus  Aelurus  um  460  und  nach  Alexandrien  führt,  wo  das 
Fragment  neben  unserem  2.  Fragment  im  griechischen  Urtext 
vorhanden  war.  Das  ist  eine  ausgezeichnete  Bezeugung,  die  für 
Echtheit  spricht.  Der  Inhalt  ist  völlig  irenaeisch.  Es  soll  die 
Doppelheit  des  Wesens  Christi  klar  gemacht  werden,  wobei  aber 
der  Ton  jedesmal  auf  dem  zweiten  liegt,  nämlich  auf  dem  Er- 
weis des  Göttlichen,  nicht  des  Menschlichen.  So  verläuft  diese 
ganze  Stelle  lediglich  in  einer  Reihe  Antithesen,  wo  jedesmal 
das  erste  Glied  das  Menschliche  an  Jesus,  seine  Fleischlichkeit, 
seinen  Hunger  und  seinen  Durst,  sein  Leiden  und  seinen  Tod 
hervorhebt,  das  zweite  Glied  die  überragende  Größe  seiner 
Göttlichkeit,  seiner  Macht,  seiner  Geistigkeit,  seines  ewigen 
Lebens  usw.  Diese  ganzen  Antithesen  sind  durch  und  durch 
biblisch,  und  keineswegs  infiziert  von  den  dogmatischen  Formeln 
der  späteren  Zeit.  Man  kann  diese  biblischen  Beziehungen  fast 
in  jedem  Worte  erkennen. 

Diese  ganze  biblische  Haltung  erscheint  mir  durchaus 
irenaeisch.  Diese  Art  der  biblischen  Haltung  tritt  schon  in  dem 
großen  ketzerbestreitenden  Werke  hervor,  mehr  aber  noch  in 
der  ejtlöei&q,  in  der  sie  ja  vollkommen  beherrschend  ist.  Auch 
der  Gedanke  selbst  von  den  beiden  Naturen  in  Christo  ist  ire- 
naeisch; er  klingt  schon  in  dem  oben  behandelten  2.  armenischen 
Fragmente  an  und  er  ist  durchaus  das  Thema  der  Christologie 
das  Irenaeus,  welche  sich  aufbaut  auf  dem  Gedanken,  daß  der 
Mensch  erlöst  wird  durch  einen  zweiten  »Adam«,  einen  zweiten 
»Menschen«,  der  doch  zugleich  nicht  bloß  Mensch,  sondern  Gott 
ist1:    »Denn   es  war    die   nochmalige  Vollendung    des  Adam  in 


15)  Toni.  om.  16)  Tub.  add.  Notiz  für  den  Besitzer  der  HS.:  »Sein 

(iebet  und  sein  Segen  sei  mit  seinem  geliebten  ....  ra  Krestös«.  — 


1)  Pitra-Renan  erinnern  an  advers.  haer.  3,  19,  3  (Stieren  I,  526; 
Harvey  IT,  104:  "QontQ  ya.Q  tjv  clv&oidtioq  clva  neiQao&jj,  ovzio  xcu  löyoc 
'Iva   do^aoS-y'    rl<Jvy/('t,ovTOQ  /uhv    tov  Xdyov  ev  xöi    neipd^so^ai,  ....  xai 


Untersuchung:  Zum  4.  Fragment.  1((7 

Christus  notwendig,  damit  das  Sterbliche  von  der  Unsterblich- 
keit verschlungen  werde1«. 

Wir  werden  es 2  auch  hier  mit  dem  Schluß  einer  Homilie 
zu  tun  haben,  wie  in  dem  2.  Fragment,  mir  scheint  aber 
nicht  mit  dem  Schluß  einer  exegetischen  Homilie,  sondern  eher 
einer  Rede  ohne  Textauslegung  im  einzelnen  mit  dem  Thema:  Jesus 
war  Mensch  und  mehr  als  das.  Und  nun  gibt  unser  Schluß  der 
Predigt  in  lapidaren  Sätzen  und  Antithesen  die  Quintessenz:  in 
der  Krippe  und  Herr  des  Alls,  gestorben  und  lebend  in  Ewigkeit. 

Zum  4.  Fragment. 

Das  Fragment  steht  bei  Timotheus  von  den  drei  lrenaeus- 
fragmenten  an  letzter  Stelle  und  dicht  vor  dem  Briefe  des  Julius 
von  Rom  (arm. Tim.  Ael.  S.  259  Z.  24—262  Zeile  'M  an  Dionysius: 
»(iavfiaCw  jtvv&avontvoQ  .  .  .«)  Was  für  ein  besonderes  In- 
teresse der  Monophysit  Timotheus  Aelurus  an  diesem  Bruchstück 
hatte,  ist  schwer  zu  sagen;  ich  vermute,  daß  ihn  hauptsächlich 
interessierte  das:  slq  tva  tcvqlov  ' lqoovv  Xqcotov,  tov  vlbv 
tov  ireov,  wo  er  sich  das  tva  in  seinem  Sinne  als  antidyophy- 
sitiseh  gedeutet  haben  mag,  wobei  dann  besonders  willkommen 
war.  daß  Irenaeus  hier  die  Einheit  der  ganzen  Kirche  auf  den 
Glauben  an  »den  Einen«  betont. 

Zeile  1 — 34  ist  gleich  advers.  haer.  1,  K>.  1 — 2  Anfang. 
Man  kann  hier,  wo  wir  nun  neben  einander  den  griechischen, 
lateinischen  und  armenischen  Irenaeustext  haben,  sehr  gut  be- 
obachten, wie  der  Armenier  ganz  genau  Wort  für  Wort  fast 
sklavisch  übersetzt.  Kleine  Unterschiede  sind  oben  angemerkt: 
an  ein  paar  Stellen  kann  sogar  aus  dem  Zusammengehen  von 
tat  interpres  und  Armenier  der  griechische  Irenaeustext  des 
Epiphanius  verbessert  werden! 

Zeile  34 — 35  ist  eine  Hinzufügung  wohl  des  Timotheus 
Aelurus    selbst,    der   schon    vorher   (s.    oben!)    eine    üicanische 

oiavporo&ai  xal  ano&v/ioxeiv  avyyivoßivov  öt  no  av9i>d>ll<p  »  rat  rixTv 
xni  VTiopivetv,  xal  /{»loztvto&at,  xal  aviötaaüai,  xai  ävaX<t(ißtzveo9vi* ', 
vgl.  dazu  bes.  ob.  S.  60,  /eile  3/5. 

1)  •iTÜSe&c*,  Ausg.  in  TU  1907  S.  19. 

2j  Wie  schon  Rarnack,  Bestand  287;  Chronologie  11.  1,  520  richtig 
bemerkt. 


ll)S  Jordan/ Armenische  lrenaeus-Fragmente. 

Formel  eingesetzt  hatte  in  den  Irenaeustext.    Man  sieht,  wie  vor- 
sichtig man  mit  Unechtheitserklärungen  sein  muß! 

c)  Die  7  Fragmente  aus  »Siegel  des  Glaubens«. 

1)  Die  neue  Handschrift  Karapets. 

Die  Handschrift,  der  diese  Fragmente  entnommen  sind, 
wurde  von  Bischof  Karapet  im  November  1911  im  Kloster  des 
heilig  en  Stephanus  zu  Daraschamb  (Darascham),  einem  am  rechten, 
persischen  Ufer  des  Araxes  und  drei  Meilen  westlich  von  der 
Grenzstation  Djoulfa  (Djulfa)  gelegenen  Orte  entdeckt. 

Es  ist  eine  Papierhandschrift  in  Octavformat  mit  Holzein- 
band in  Lederumschlag.  Am  Anfange  finden  sich  zwei  Perga- 
mentblätter mit  altgeorgischer  Schrift  beschrieben,  am  Ende 
ein  Pergamentblatt  mit  altarmenischer  »kleiner  Uncialschrift«. 
Bis  zu  p.  141  ist  die  Handschrift  wohl,  nach  der  Form  der  Schrift 
und  manchen  grammatischen  Merkmalen  zu  urteilen,  im  13.  Jahr- 
hundert geschrieben;  p.  142 — 257  aber  (darunter  neun  unbe- 
schrieben gelassene  Blätter1)  stammen  von  dem  Restaurator, 
der,  wie  er  in  der  Schlußnotiz2  schreibt,  ein  gewisser  Petros 
war  und  im  Jahre  1078  der  armenischen  Ära,  d.  h.  1629  nach 
Christi  Geburt  schrieb,  im  ersten  Jahre  der  Herrschaft  des  Perser- 
königs Schah  Sefi,  des  Enkels  und  Nachfolgers  des  großen 
Schah  Abbas  1. 

Der  Titel  der  Schrift  lautet3:  »Siegel  des  Glaubens4  der 
allgemeinen  heiligen  Kirche,  der  orthodoxen  und  heiligen,  vom 
Geiste  getrieben  unserer  Väter,  zur  Verteidigung  der  Glaubens- 
bekenntnisse zusammen  gestellt,  damit  dadurch  sie  auflösten  die 
aller  Lästerer  Übereinstimmung  der  verderblichen  Verwüstungen 
der  Häretiker  und  befestigten  zum  wahren  heiligen  Bekenntnis 
der  Dreieinigkeit,  ohne  Zweifel  nachzufolgen  der  Rufenden 
dieser,  der  Geistliches  Säenden,  der  von  Gott  eingegebenen 
Schrift  sage  ich,  welches  in  den  Tagen  des  Katholikos  Komitas 


1)  Unbeschrieben  sind  3/4  von  p.  148 v  u.  p.  149— 153 v  ganz,  ebenso 
p.  253— 256*. 

2)  Auf  p.  257— 257 v. 

3)  Nach  Karapets  Abschrift. 

4)  nw  iu.husn3. 


Die  neue  Handschrift  Karapets.  109 

gebraucht   wurde    zur  Verteidigung    des    heiligen  Glaubens    der 
von  Christus  gegebenen  Überlieferungen.« 

Die  Handschrift  enthält  eine  Sammlung  von  Zeugnissen  aus 
den  Schriften  der  Kirchenväter,  die  unter  dem  armenischen 
Katholikos  Komitas  zusammengestellt  ist.  Komitas  aber  muß 
612 — 628  nach  Christi  Geburt  Katholikos  der  Armenier  gewesen 
sein1.  Karapet  aber  möchte,  wie  er  mir  mitteilt,  noch  eine 
genauere  Bestimmung  gewinnen.  Bereits  in  einem  Briefe  des 
armenischen  Katholikos  Nerses  III.  (642 — 61)  an  den  ost-römischen 
Kaiser  Constans  IL  (642 — 68)  wird  nämlich  von  einer  Synode 
des  Großkönigs  Chosrow  IL  Parvez  (590 — 628)2  berichtet,  auf 
der  das  armenische  Bekenntnis  als  das  richtige  erwiesen  wurde, 
so  daß  der  König  den  armenischen  Glauben  als  den  richtigen 
anerkannte.  Diese  Synode  kann  etwa  auf  das  Jahr  616  fixiert 
werden3;  es  ist  die  sogenannte  »Persersynode«.  In  der  Tat  hat 
bs  viel  für  sich,  die  Entstehung  unserer  Sammlung  in  die  Nähe 
iieser  Synode  oder  doch  jedenfalls  in  die  zeitgeschichtliche 
Situation  jener  Jahre  zu  versetzen.  Was  der  damalige  Glaube  der 
Armenier  war,  das  geht  am  besten  hervor  aus  einem  Glaubens- 
briefe jenes  Katholikos  Komitas,  der  an  die  syrischen  Christen 
les  persischen  Reiches  gerichtet  ist4;  er  enthält  die  niono- 
uhysitische  Lehre,  aber  mit  Verwerfung  des  Eutyches,  des 
Severus  und  anderer  Ketzer,  und  eine  Billigung  der  Lehre  des 
Julian  von  Halikarnassus ,  ohne  daß  freilich  sein  Name  selbst 
genannt  wird.  Wie  nahe  sich  tatsächlich  unsere  Fragment»  n- 
sammlung  mit  den  eigenen  Gedanken  des  Komitas  berührt,  das 
zeigt  sich,  wenn  wir  etwa  unser  achtes  Irenaeusfragment  und 
einige  Stellen  des  10.  und  11.  vergleichen  mit  folgenden  Worten 

1)  Vgl.  zu  dieser  Angabe  die  Ausgabe  des  Sendschreibens  dieses 
Komitas  »an  die  Perser«  durch  Karapet  im  Novemberheft  der  armenischen 
Zeitschrift  »Ararat«  Jahrg.  1800,  S.  531  ff,  und  Erwand  Ter-Miuassiantz, 
Hie  armenische  Kirche  in  ihren  Beziehungen  zu  den  syrischen  Kirchen. 
TU  26,  4,  1904  S.  60  Anm.  1;  zur  Liste  der  arm.  Katholiei  dieser  Zeit  rgl. 
auch  Tourhebize,  Histoire  politique  et  relig.  de  l'Armenie  (bis  1393 
gehend)  1910  S.  348  Anm.  1. 

2)  Vgl.  über  ihn  Tb.  Nöldeke,  Aufsätze  zur  persischen  Geschichte 
ISST  S.  122 ff. 

3)  Vgl.  darüber  Ter-Minassiantz  a.  a,  O.  S.  6*2 tt". 
I     abgedruckt  »Buch  der  Briefe«  S.  212/9. 


J_10  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

des  Komitas  in  jenem  Briefe1:  »In  der  letzten  Zeit  hat  dei 
eingeborene  Sohn  Gottes  nach  dem  Willen  des  Vaters,  seinem 
eigenen  und  dem  des  heiligen  Geistes  für  uns  und  für  unsere 
Erlösung  den  Himmel  herabgebracht  und  hat  sich  in  den  Leib 
der  Jungfrau  hinabbegeben  und  hat  von  der  heiligen  Jungfrau, 
der  Gottesgebärerin,  den  Körper  angenommen  und  hat  das  Un- 
sterbliche mit  dem  Sterblichen  vereinigt  und  das  Verderbliche 
und  Vergängliche  hat  er  mit  seiner  unsterblichen  Gottheit  ver- 
mischt und  vereinigt  und  machte  es  unverweslich«.  Wir 
haben  hier  bei  Komitas  genau  wie  bei  Irenaeus  den  Aus- 
druck »unverweslich«  (armenisch  anapakan).  Dem  Armenier  ist 
Irenaeus  der  Beweis  geworden,  daß  er,  zwischen  Chalcedonisten 
und  Severianer  gestellt,  mit  seiner  Unverweslichkeitslehre  der 
Lehre  der  alten  Väter  folgt.  Es  liegt  daher  nahe,  daran  zu 
denken,  daß  Komitas  selbst  der  Veranlasser  dieser  Sammlung 
gewesen  ist;  der  Zweck  der  Sammlung  ist  ja  ganz  einleuchtend, 
nämlich  der  Nachweis  der  Wahrheit  der  armenischen  Lehre 
speciell  von  der  einen  Natur  Jesu  aus  den  alten  Vätern  der 
Kirche.  Ob  dann  diese  Sammlung  schon  unter  den  schriftlichen 
Beweisstücken  war,  die  auf  Veranlassung  des  armenischen 
Fürsten  (Marzpan)  Smbat  Bagratuni,  ferner  des  syrischen 
»Oberarztes«  und  der  christlichen  Königin  Sirin,  der  Gemahlin 
Chosrows  IL,  vor  diesem  zum  Beweise  der  Wahrheit  des  arme- 
nischen Bekenntnisses  vorgebracht  wurden  2,  lasse  ich  dahingestellt. 

Die  Sammlung  besteht  aus  118  Fragmenten3  älterer  und 
jüngerer  Schriftsteller.  Der  Sammler  hat  dabei  weiter  nichts 
hinzugetan  als  die  Einteilung  des  Fragmentenmaterials  in  10  Ab- 
teilungen, denen  er  charakteristische  Überschriften  als  Inhalts- 
angaben hinzugefügt  hat.  Ich  gebe  diese  Einteilung  nach 
Karapets  Übersetzung  wieder,  nur  gelegentlich  leise  im  Aus- 
druck ändernd: 

1.  Bekenntnis  zu  der  heiligen  Dreieinigkeit. 


1)  Buch  der  Briefe  S.  212  f,  nach  Ter-Minassiantz'  Übersetz,  a.  a  0.  S.  66. 

2)  Über  die  Synode  v.  616  vgl.  noch  G.  Hoöinann,  Auszüge  aus  syr. 
Akten  persischer  Märtyrer  1880  S.  119 f;  Braun,  Das  Buch  der  Synhados 
1900  S.  307/31;  Hübschrnann,  Zur  Geschichte  Armeniens  und  der  ersten 
Kriege  der  Araber  1875  S.  28. 

3)  Von  denen  eine  Reihe  noch  aus  mehreren  Bruchstücken  zusammen- 
gesetzt  sind. 


Die  neue  Handschrift  Karapets.  ]  ]  1 

IJ.  Daß  unser  Herr  Jesus  Christus  eins  sei  mit  dem  Vater 
samt  seinem  Leibe  und  daß  er  sowohl  das  Gottwürdige  als  das 
Menschliche  l  vollführe 2. 

III.  Daß  man  den  Erlöser  hinsichtlich  seines  Fleisches  von 
dem  Mutterleibe  der  heiligen  Jungfrau  Maria,  der  Gottesgebärerin. 
an3  als  unverweslich  bekennen  soll. 

IV.  Daß  der  Sohn  Gottes  nach  seiner  Fleischwerdung  in 
Wahrheit  beschnitten  wurde,  und  daß  es  nicht  nötig  ist  wegen 
der  Beschneidung,  der  Speisen  und  der  Getränke  und  der  Leiden 
den  Leib  Christi  für  verweslich  zu  halten. 

V.  Daß  man  die  Menschheit  Christi  als  gleich  dem  erst- 
geschaffenen Adam  vor  der  Sünde  bekennen  soll. 

VI.  Daß  die  leiblichen  Eigenschaften  in  Christus  nicht  ohne 
seinen  Willen  und  notwendig  waren,  sondern  über  den  Leiden- 
schaften und  der  Natur  des  Menschen. 

VII.  Daß  man  nicht  Christo  Unwissenheit  zuschreiben  solle, 
obwohl  er  stellenweise  nichts  zu  wissen  scheint  aus  irgendeinem 
Grunde. 

VIII.  Daß  Christus  beim  Erscheinen  im  Leibe  auf  der  Welt 
nichts  von  den  Leidenschaften  angenommen  hat,  welche  nach 
der  Sünde  in  den  Menschen  gekommen  sind;  auch  die  Furcht 
gehört  zu  den  Leidenschaften,  denn  vor  der  Versündigung  gab 
es  keine  Furcht  in  dem  Erstgeschaffenen. 

IX.  Daß  der  menschgewordene  Sohn  Gottes  nach  seinem 
eigenen  Willen  zum  Leiden  kommen  sollte  und  daß  ihm  keine 
Furcht  vor  dem  Tode  und  nicht  Blutschwitzen  und  vom  Engel 
gestärkt  werden  zugeschrieben  werden  darf. 

X.  Daß  bei  dem  fleischgewordenen  Gott,  dem  Herrn  Jesus 
Christus,  sein  Leiden  und  sein  Tod  als  freiwillig  auf  sich  genom- 
men bekannt  werden  soll4. 

1)  xa  &EOiiQtnF{  xal  rot  dv&Qumiva,  so  heißt  es  in  der  Unionsfonuel 
des  Kaisers  Heraclius  (010  41). 

.2)  Am  Schlüsse  dieses  Abschnittes  beginnt  mit  p.  142  die  Hand  des 
Restaurators  der  Handschrift.     Karapet  bemerkt,    daß   der   _'.  Teil    in  der 

Handschrift  nicht  vollständig  ist. 

3)  Das  ist  also  die  Ablehnung  des  Severus  von  Antioehien  und  die 
Billigung  der  Lehre  des  Julian  v.  Halikarnassus,  der  schon  von  der  Mensch- 
werdung Jesu  die  Unverwesliehkeit  seines  Fleisches  herleitete. 

4)  Karapet  bemerkt,  daß  Teil  9  und  10  im  Texte  nicht  geschieden 
sind,    so  daß   man  nicht  weiß,    wo  9   aufhört  und    10   anfängt,    aber    man 


112  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Die  einzelnen  Fragmente  sind  jedesmal  mit  dem  Namen 
des  Verfassers  aufgeführt  und  es  ergibt  sich  folgende  Liste  der 
Autoren  * : 

1)  Dionysius  Areopagita2  p.  2— 2V;  67 v— 68 r;  160;  160 v. 

2)  Ephrem  der  Syrer  3p.2v— 5V;  146^—147?;  160v— 161  ;  192. 

3)  Hippolyt  von  Bostra4  p.  5V— -llv5. 


auch  vermuten  kann,  daß  das  X.  Stück  und  der  Schluß  von  IX  fehlen. 
Aber  es  ist  wohl  zu  beachten,  daß  die  Inhaltsangabe  von  X  gegenüber 
der  von  IX  gar  nichts  Neues  sagt. 

1)  Karapet  bemerkt  mir  eben  brieflich,  daß  p.  41 v — 178v  der  Ein- 
binder  der  Handschrift  Verwirrung  angerichtet  hat  durch  Versetzen  von., 
Blättern,  so  daß  eine  Umstellung  nötig  wird;  ich  behalte  die  Zahlen,  wie 
sie  die  Handschrift  bietet,  bei,  verteile  aber  die  einzelnen  Stücke  an  die 
richtigen  Autoren.  Die  Ausgabe  des  »Siegels  des  Glaubens«,  die  Karapet 
vorbereitet,  wird  ebenfalls  diese  Zahlen  der  Handschrift  am  Rande 
bieten.  Die  Echtheitsfrage  der  Stücke  der  in  dieser  Liste  genannten 
Autoren  kann  erst  nach  Erscheinen  des  ganzen  »Siegel  des  Glaubens« 
behandelt  werden. 

2)  Um  500.  3)  f  373. 

4)  Ist  natürlich  Hippolyt  von  Rom  (f  nach  235);  die  in  der  armenischen 
Literatur  und  sonst  nicht  allein  stehende  Bezeichnung  des  Hippolyt  als 
Bischof  von  Bostra  (vgl.  z.  B.  cod.  2  der  Wiener  Mechitaristenbibliothek 
bei  Dashian,  Catal.  d.  armen.  Handschriften  in  d.  Wien.  Mech. -Bibliothek 
1895  S.  3)  könnte  verschieden  erklärt  werden;  man  könnte  an  eine  Verball- 
hornung von  Portus  in  Bostra  denken;  näher  scheint  mir  zu  liegen,  daß 
die  Sache  letzten  Endes  zurückgeht  auf  Eusebius  KG  VI,  20,  wo  Beryllus 
von  Bostra  und  Hippolyt  dicht  nebeneinander  stehen,  so  daß  bei  flüch- 
tigem Lesen  der  Irrtum  schon  herauskommen  konnte:  tTCioxonog  6h  ovzog 
(BrjQvXXog)  i\v  zäjv  xaza  Booxgav  iiQaßcjv,  MOavtcog  öh  xal  Innölvvog.  Es 
heißt  dann  freilich  weiter:  hxegaq  nov  xal  avzöq  tiqoeotojs  sxxXtjolccq.  Ich 
sehe  eben,  daß  diese  Ansicht  schon  von  anderen  vorgetragen  ist,  vgl.  RE3 
8,  129. 

5)  Das  Fragment,  da,s  aus  einer  Schrift  Hippolyts  ȟber  die  Dreieinig- 
keit« genommen  sein  will,  bringt  eine  Erwähnung  der  Arianer,  ist  also 
jedenfalls  unecht.  Es  ist  in  Form  von  Fragen  und  Antworten  (vgl.  über 
diese  Literaturform  H.  Jordan,  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur 
1911  S.  409/11)  geschrieben  und  beginnt  mit  der  Frage:  »Ob  ein  Angesicht 
(7iQÖaa)7iov\)  der  heiligen  Dreieinigkeit  erkannt  werden  soll  oder  drei, 
wie  drei  Personen«,  und  endigt:  »Andere  aber  sagen,  das  Feuer  hatte  (Gott) 
am  ersten  Tage  geschaffen  und  nannte  es  Licht«.  Vgl.  die  Zeitschrift 
Ararat  1896,  p.  60,  wo  Karapet  Bruchstücke  des  Fragments  veröffentlicht 
hat  aus  einem  anderen  codex  (in  Etschmiadzin,  Nr.  95  des  Katalogs  von 
Georg  IV.). 


Die  neue  Handschrift  Karapets.  113 

4)  Gregorius  Thaumaturgus 1  p.  12  r — 14r;  51 v—  56  r2. 

5)  Das  Glaubensbekenntnis  von  Nicäa  p.  14  r — 14  v;  104 — 195  v. 

6)  Gregorius  Illuminator3  p.  14v— 17v;  92v— 95v  und  132r 
— 133r;  154r— 154v;  161r— 161v;  165v;  192v— 194. 

7)  Cyrillus  v.  Jerusalem4  p.  17v— lgv;  166r— 166*;  197v_ 
199  v. 

8)  Gregor  v.  Nyssa5  p.  18v— 19*;  168r— 174r;  1S2V — 186'; 
234—235. 

9)  Damasus  v.  Rom0  p.  19v— 20r. 

10)  EpiphaniusderCyprier7p.20r— 24v;  154 v—  156r;  I66v  — 
167v  und  159  r-v  und  168 r;  199  v— 200. 

11)  Gregor  von  Nazianz8  p.  24v— 30v;  174v;  181V;  200*— 
201 v;  235— 238 v. 

12)  Johannes  Chrysostomus 9  p.  30v  — 36r;  104v— 105v; 
175v— 176v;  209V— 214v;  238v— 240. 

13)  Cyrillus  von  Alexandrien10  p.  36';  133r— 139 v  und 
104r-v;  105v— 108v  und  9ßr_97v  und  87'— 88v  und  102r— 
lo:j v und  115r— 131v und  109r— lllv und 84r~v  und 91r~vund  112' 


1)  (f  ca.  270). 

2)  Initium  des  ersten  Fragments:  »Aber  das  Geborensein  des  Sohnes 
und  das  Ausgehen  des  heiligen  Geistes  von  derselben  Ursache  ist  un- 
erforschlich«  —  clausula:  »Die  Dreieinigkeit  ist  aber  immer  unveränder- 
lich und  unwandelbar« ;  Initium  des  zweiten  Fragments:  »Einer  ist  Gott, 
der  Vater  des  lebendigen  Worts«,  clausula:  »und  bei  den  Menschen,  mit 
denen  er  wandelte  nach  der  Ähnlichkeit,  ohne  Sünden«.  Eigentümlich 
ist,  daß  das  initium  des  zweiten  Fragments  und  die  clausula  des  ersten 
Fragments  initium  und  clausula  des  bekannten  Glaubensbekenntnisses 
des  Gregorius  Thaumaturgos  sind:  ine.  »siq  S-sög,  naitjQ  ).öyov  ^ivvzog« 
claus.  »aXX  atyETCTog  xai  dva?.Xola)rog  ?;  avttj  tqlcci;  ael«  (nach  Hahn, 
Bibliothek  der  Symbole  1897  3  S.  253/5;  vgl.  C.  P.  Caspari,  Alte  und  neue 
Quellen  zur  Gesch.  d.  Taufsymbols  und  der  Glaubensregel,  Christiania  1879 
S.  1 — 64).  Das  /weite  Fragment  »Einer  ist  Gott  etc.«  ist  von  Karapet  in 
»Ararat«  189b'  p.  60  nach  einer  Handschrift  der  Bibliothek  von  Etschmiadsin 
(Nr.  95  des  Katalogs  von  Georg  IV;  s.  u.!)  herausgegeben. 

3)  f  ca.  332,  der  Apostel  der  Armenier.  4)  f  38(3. 

5)  f  -nach  394. 

6)  Römischer  Bischof  306—384;  ein  Stück  des  Fragmentes  ist  nach 
einer  Handschrift  der  Bibliothek  zu  Etschmiadsin  (Nr.  95  des  Katalogs  von 
Georg  IV)  von  Karapet  herausgegeben  worden  in  »Ararat«  1S96  p.  60. 

7)  D.  h.  Epiphanius   v.  Salamis   oder  Constantia   auf  Cypern,    f  403. 
S)  t  vor  390.  9)  f  407.  10)  f  444. 

T.  u.  ü.  '13:  Jordan.  8 


114  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

— 114v  und  140r— 144v;  133v— 139v  und    104r-v;    176v— 177'; 
240— 240 v;  247  v— 249. 

14)  Eznik  von  Kolb  *■  36r-36v;  827— 83r. 

15)  Johannes  Mandakuni2  p.  36v— 37r;  S3r~v  und  98r-99r. 

16)  Johannes    der  Mayrogomier 3  p.  37r  — 40r;    100r— 101v 
und  92r~v;  157r—  158v;  162r;  182v;  218'— 221';  246—247^. 

17)  Severianus  von  Gabala4   p.  40r;  66v— 67r;  144v  — 145v; 
162r— 162v  und  178— 179v;  164v— 165r;  221r— 229v. 

18)  Das  Nicaenum  über  Paulus  von  Samosata5  p.  40r — 40v. 

19)  »Ein  Schreiben  der  Häretiker,  welches  man  dem  Atha- 
nasius  zugeschrieben  hat«  p.  40v  und  42r — 51v6. 

20)  Basilius  von  Caesarea7  p.  56 r— 59 v;   163r— 163v;  181r— 
18lv;  235. 


1)  Um  450,  armenischer  Schriftsteller;  unter  diesen  Stücken  erscheint 
als  besonders  wichtig  das  Bruchstück  aus  Ezniks  Briefen  an  den  »Maschdoz 
Wardapet«  d.  h.  an  Mesrop,  auch  Mastoc  genannt,  den  Erfinder  des  arme- 
nischen Alphabets  (vgl.  dazu  Stephanus  v.  Taron,  Armenische  Geschichte, 
deutsch  v.  H.  Geizer  u.  A.  Burckbardt,  1907,  S.  53);  Eznik  berichtet  dem 
Mesrop  in  diesem  Briefe  als  Augenzeuge  von  der  Synode  von  Ephesus  431. 

2)  f  um  498  als  Katholikus  von  Armenien;  vgl.  B.  Sargisean, 
Kritische  Untersuchungen  über  Joh.  Mandakuni  u.  s.  "Werke,  Venedig  1895 
(armenisch)  und  Ter-Minassiantz  a.  a.  O.  S.  39  Anm.  1. 

3)  Johann  Mayrogomeci,  nach  Stephanus  von  Taron,  Armenische 
Geschichte,  deutsch  v.  H.  Geizer  und  Aug.  Burckhardt,  1907,  S.  62  ein 
gelehrter  Zeitgenosse  des  Komitas,  der  ihn  überlebt  hat,  denn  Johann  . 
Mayrogomeci  begegnet  uns  noch  unter  des  Komitas  zweitem  Nachfolger, 
dem  Katholikus  Ter  Ezr,  der  632 — 641  regiert  hat;  mit  Ezr  ist  Johann 
Mayrogomeci  dann  in  Differenzen  geraten,  weil  dieser  die  Kirchenpolitik 
Ezrs  nicht  mitmachen  wollte,  die  darauf  hinauslief,  unter  dem  Drucke  des 
Kaisers  Heraclius  sich  auf  Billigung  des  Chalcedonense  einzulassen.  Johann 
wurde  deshalb  von  Ezr  verfolgt.  Sein  theologischer  Standpunkt  muß  der 
des  strengen  Monophysitismus  gewesen  sein,  wie  er  sich  in  unserer  Samm- 
lung ausspricht,  mit  Ablehnung  des  Standpunkts  der  Severianer  und  still- 
schweigender oder  offener  Billigung  des  Julian  von  Halicarnassus.  Karapet 
macht  darauf  aufmerksam,  daß  diese  Fragmente  für  die  armenische  Lite- 
raturgeschichte neu  und  besonders  wichtig  sind. 

4)  f  nach  408;  Gabala  bei  Laodicea  in  Syrien. 

5)  Vgl.  Caspari  a.  a.  O.  S.  161  ff. 

6)  Es  ist  der  Brief  des  Athanasius  an  Bischof  Epictet  v.  Korinth, 
griechisch  bei  Migne,  Patrol.  graeca  26,  1049/70;  Blatt  41  r— v  ist  von 
Timotheus  Aelurus  und  gehört  nach  p.  77  v.  7)  f  379. 


Die  neue  Handschrift  Karapets.  1  15 

21)  Basilias  und  Apollinar  1  p.  59v — 66v. 

22)  Hierotheus  der  Philosoph2,  p.  67r—  67v;  löö«";  160. 

23)  lrenaeus  p.  68r—  69r;  J45v —  146v;  165r— 165*;  136'— 
190r;  190r—  192r. 

24)  Felix  von  Koni*  p.  69r— 69v. 

25)  Petrus  von  Alexandrien4  p.  69 v. 

26)  Dionysius  von  Alexandrien5  p.  69 v — 71*, 

27)  Vitalis  von  Koni6  p.  71r. 

1)  Apollinaris  der  Jüngere?  (t  vor  392). 

2)  Wer  das  an  dieser  Stelle  ist,  ist  zu  untersuchen;  vgl.  dir  Tatsache, 
daß  ein  Irenäeusfragment  unter  dem  Namen  des  Hierotheus  erscheint: 
dazu  H.  Jordan,  Wer  war  Archäus?  in  ZNTW  1912  S.  160. 

3)  Welcher  römische  Papst?  4)  f  311. 

5)  t  265.  —  Es  sind  2  Fragmeute:  I.  »aus  dem  Briefe  an  Xystus, 
den  Oberbischof  von  Rom«.  Initium:  »Wenn  aber  der  Glaube  uns  ermahnt 
für  Gott  zu  eifern  und  ihn  zu  lieben«  .  .  .  clausula:  »Mit  vollem  Hau  nahe 
ich  sie  gehaßt,  sie  sind  mir  zu  Feinden  geworden«  (Psalm  139,  22);  unter 
<l'ii  bisher  bekannten  echten  und  unechten  Fragmenten  der  Briefe  des 
Dionys.  Alex,  an  Sixtus  finde  ich  diese  Worte  nicht;  vgl.  Ch.  L.  Feltoe, 
diowolov  Xelipava  Cambridge  1904  und  Harnack,  Die  altchristliche 
Literatur  I,  S.  425 f;  das  Fragment  ist  näher  zu  untersuchen!  II.  Das 
zweite  Bruchstück  soll  stammen  »aus  den  zehn  Worten  an  Paulus 
von  Samosata« ,  initium:  »Der  Apostel  sagt:  Von  denen  die  Väter, 
von  denen  auch  Christus  nach  dem  Fleische,  der  Gott  über  alles  ist« 
(Köm.  9,  5)  —  clausula:  »Und  Esaias  bezeugt,  sie  werden  aus  Saba 
kommen,  indem  sie  Gold  und  Weihrauch  und  Myrrhen  bringen,  werden 
Vorschriften  geben  und  das  Heil  des  Herrn  verkündigen«  (Jes.  60,  6). 
Diese  Worte  stehen  jedenfalls  nicht  in  dem  von  Turrianus  veröffentlichten 
unechten  Briefe  des  Dionysius  Alex,  an  Paulus  von  Samosata  (abgedruckt 
bei  Mansi,  S.  concil.  nova  collectio  1,  1759,  S.  1039/88);  wohl  aber  berühren 
ne  sich  mit  den  von  Pitra,  Analecta  sacra  Bd.  IV  (1883)  17611  in  arme- 
nischer Sprache  nach  cod.  Armen.  Paris.  44  (vom  Jahre  1194)  heraus« 
gegebenen  Bruchstück  der  Widerlegung  des  Paulus  von  Samosata;  wir 
haben  nämlich  hier  sowohl  die  Anspielung  auf  Rom.  9,  5,  wie  die  volle 
Citierung  von  Jes.  60,  6.  Über  Pitras  Fragmente  vgl  Harnack,  AltchristL 
Lit,  1.  S.  126;  eine  weitere  Untersuchung,  die  den  Charakter  der  verschie- 
denen Fälschungen  näher  bestimmt,  seh.  int  sehr  nötig. 

6)  Vitalius  von  Rom  wird  auch  citiert  von  TimotheUfl  Aelurus  in 
seiner  Schrift  gegen  die  Dyophysiten  (vgl.  Wright  11.  641  i  Papst  Yitalianus 
657—672  kann  nicht  in  Betracht  kommen;  also  mag  es  sich  wohl  um 
\  italis  von  Antiochien  handeln  (um  3(33).  Über  die  Frage,  wie  Vitalis  von 
R<»m  aus  einer  Verwechslung  von  Oviiä/.co^  v.  Antiochia  in  Pisidien 
mit  IovXiog  (v.  Rom)  entstanden  ist,  siehe  Cavallera  in  Bull,  de  litt,  eccles. 
1909  S.  358,  bes.  Anm.  1. 

S* 


116  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

28)  Erechtheus  von  Antiochien  l  p.  71r — 71v. 

29)  Proclus2  p.  71v— 72r;  72r— 74v;  241*. 

30)  Dioscuras3  p.  75r— 75v;  241— 242 v. 

31)  Timotheus  Aelurus4  p.  75v—  77 v  und  41r~v  und  78r— 
80v;  163v— 164r;  177r—  177v  und  162r;  242v— 246. 

32)  Zenos  Henotikon5  p.  80 v— 81 v. 

33)  Ein  Brief  des  Anastasius6  p.  8lv— 82r. 

34)  Der  Brief  von  Sahak  und  Mesrop  an  Proclus 7  p.  82 r— 82  v. 

35)  Der  Brief  des  Nerses  IL  8  nach  Mesopotamien  p.  85  v — 86r. 

36)  Johannes  von  Gabelenkh9  p.  86r-v  und  89 r. 

37)  Abraham  Catholicus10  p.  89r— 90*. 

38).  Der  Brief  des  Babken11  p.  99r~v  und  85 r. 

39)  Alexander  von  Alexandrien12  p.  147 v— 148 r. 

40)  Athanasius  v.  Alexandrien13  p.  14 8 r — 148 v  und  154r; 
156r-156v;  161v  und  163r;  165v— 166r;  180r— J80v;  196v— 
197V;  232V— 234. 

41)  Johannes  von  Jerusalem14  p.  156v;  174v— 175v;  181V 
—182V;  201V— 209v, 

42)  Philoxenus15  p.  156v— 157*;  164r— 164v;  180V— 181. 


1)  Vgl.  F.  Cavallera  in  Bulletin  de  lit.  ecclesiastique  1909  S.  352. 

2)  Proclus   von   Constantinopel  434—446,  Gegner   des   Nestorius. 

3)  Dioscur  L,  Patriarch  von  Alexandrien  444 — 451. 

4)  Timotheus  Aelurus,  Patriarch  v.  Alexandrien  bis  460;  Blatt 
41  r—  41v  gehört  hinter  77  v! 

5)  Vom  Jahre  482.  6)  Kaiser  Anastasius  I  491/51 

7)  Sahak  der  Große,  Katholikos  von  Armenien  ca.  390—440;  Mesrop 
f  441;  Proclus,  Patriarch  v.  Constantinopel  434—446;  der  rege  Verkehr 
jener  beiden  Armenier  mit  Constantinopel  ist  bekannt,  vgl.  K.  Keßler 
RE3,  12,  659/61. 

8)  Nerses  IL  548—557,  armenischer  Katholikos,  vgl.  Arsak  Ter- 
Mikelian,  Die  armenische  Kirche  etc.  1892,  S.  55;  Erwand  Ter-Minassiantz, 
Die  armenische  Kirche  etc.  1904  S.  40. 

9)  Johannes  1. ,  armenischer  Patriarch  und  Nachfolger  Nerses'  II. 
ca.  557 — 573. 

10)  Armen.  Kath.   606—610/11,   vgl.    Ter-Minassiantz    a.  a.  O.    S.  60 
Anm.  1  u.  Akinian,  Kyrion  Kath.  der  Georgier,  Wien  1910  S.  149/57  (armen.) 

11)  Armenischer  Katholikos  ca.  502/3—507/8,  vgl.  Ter-Minassiantz  a. 
a.  O.  S.  39. 

12)  313—328  Bischof  von  Alexandrien.  13)  f  373. 

14)  Wohl  Johannes  IL  v.  Jerusalem  386/417. 

15)  Philoxenus  von  Mabug,  f  nach  522. 


Die  neue  Handschrift  Karapets.  117 

43)  Agathangelus1  195v— 196v. 

44)  Eusebius  von  Emesa2  p.  214— 218. 

45)  Julius  von  Korn3  p.  229v—  232 v. 

46)  Erklärung  des  Symbolum4  p.  249v—  252 v. 

Eine  Schwierigkeit  für  die  Datierung  macht  nun  freilich 
folgende  Tatsache.  Es  finden  sich  unter  den  Fragmenten  (siehe 
oben  Nr.  16)  zahlreiche  Stücke  eines  Zeitgenossen  des  Komitas, 
nämlich  Johann  des  Mayrogomiers,  der  den  Komitas,  unter 
dem  unsere  Sammlung  zusammengestellt  sein  will,  überlebte 
und  mindestens  bis  in  die  dreißiger  Jahre  des  7.  Jahrhunderts 
gelebt  hat.  In  den  Überschriften  seiner  Fragmente  wird  er  nun 
aber  als  »seliger«  und  als  »confessor«  bezeichnet,  wovon  das 
erste  sich  auf  seinen  Tod  beziehen  muß,  das  zweite  aber  auf 
die  Tatsache,  daß  er  dem  Katholikos  Ezr  gegenüber  den  wahren 
christlichen  Glauben  der  Armenier  bekannt  und  deshalb  Ver- 
folgung erlitten  hat 5.  Aber  von  hier  aus  wird  kaum  die  Nachricht 
von  der  Herkunft  der  Fragmente  aus  der  Zeit  des  Komitas  sich 
erschüttern  lassen,  denn  man  kann  an  Hinzufügung  der  Frag- 
mente in  späterer  Zeit  denken.  Oder  sollten  jene  Epitheta 
»selig«  und  »confessor«,  die  sich  übrigens  nicht  bei  allen 
Fragmenten  finden,  Einträge  eines  Abschreibers  darstellen, 
der  mit  ihnen  den  einst  Verfolgten  und  Verketzerten  besonders 
hervorheben  wollte? 

Hinsichtlich  des  Verfassers  kam  ich  auf  die  sehr  nahe- 
liegende Vermutung,  daß  es  kein  anderer  sei  als  der  Vertreter  eines 
mit  Julian  v.  Halicarnassus  identischen  Standpunktes,  nämlich 
Johann  der  Mayrogomier  selber.  Ganz  unabhängig  davon  hat 
mir  Karapet  diese  Vermutung  bestätige,  indem  er  in  dieser 
Siegel  des  Glaubens«  genannten  Schrift  die  »Wurzel  des 
Glaubens6«  sieht,  eine  Schrift,  die  Johannes  der  Mayrogomier 


.1  )  Agathangelus,  wohl  Pseudonym  des  Verfassers  der  »Geschichte 
des  großen  Terdat«.  vgl.  z.  B.  A.  Baumstark.  Die  christl.  Literaturen  des 
Orients  II.  S.  88 f.  2)  f  ca.  850.  3)  Julius  L  v.  Rom.  Papst  337/52. 

4)  Des  armenischen  Symholurn,  vgl.  ül»er  dasselbe  Hahn.  Symbole 
und  Glaubensregeln  1S973  S.  151/G. 

CS  Auch  den  Namen  Mayrogorneci  soll  er  nach  Steehanus  von  Taron 
erat  von  Ezr,  also  nach  631  erhalten  haben. 

6)  Über  diese  Titel  siehe  unten  bei  d,  1. 


118  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

geschrieben  hat l.  Ich  füge  noch  hinzu,  daß  Stephanus  v.  Taron  2 
berichtet:  »Und  zu  seiner  (des  Komitas)  Zeit  leuchtete  durch 
seine  Gelehrsamkeit  Yöhan  Mavroffomeci,  dem  Komitas  die  Ver- 
waltung  des  Katholikats  anvertraut  hatte.  Er  verfaßte  drei 
Schriften:  doch  wird  in  denselben  sein  Name  nicht  genannt, 
weil  das  Volk  sie  nicht  angenommen  hatte.  Der  Titel  der  ersten 
lautet:  »Ermahnung  für  das  Leben«  und  der  der  zweiten: 
»Glaubens quelle«  und  der  der  dritten  »Noyemak««.  Da  haben 
wir  auch  gleich  den  Grand  für  die  Anonvmität  unserer  Hand- 
schritt. 

Über  Johannes  Mayrogomeci  orientiert  ein  Brief3  des  Pa- 
triarchen von  Constantinopel,  Fhotius,  mit  dem  Titel4:  »Brief  an 
Zacharias,  Katholikos  in  Groß- Armenien,  darüber,  daß  zwei  ver- 
einigte Naturen  in  der  einen  Person  unseres  Herrn  Jesu  Christi 
sind  und  daß  orthodox  ist  die  Synode  der  hl.  Väter  von  Chalce- 
don«5:  »Aber  nachdem  der  Kaiser  Heraclius  die  Perser  zer- 
schmettert hatte,  zog  er  in  die  Stadt  Karin  ein  und  berief  an 
einen  Ort  Ezr  den  Katholikos  der  Armenier  und  eine  Menge 
von  Bischöfen  der  Armenier  und  dazu  viele  von  den  Syrern. 
Nachdem  sie  dreißig  Tage  lang  Prüfung  und  Untersuchung 
gemacht  hatten,  billigten  wieder  die  Armenier  freiwillig  und 
nicht  gezwungen  und  nahmen  an  die  Synode  von  Chalcedon 
durch  Handschrift. 

Aber  Johannes  Mayrogomeci,  welcher  das  Leiden  des  Sa- 
bellios  und  des  Petros  von  Antiochien6  hatte,  zog  hinauf  und 
hinunter  und  verwirrend  brachte  alles  in  Unordnung. 

Und  in  den  Tagen  des  Constantin  des  Sohnes  des  Heraclius 


1)  Vgl.  über  Joh.  d.  Mayrogomier  besonders  C.  F.  Neumann,  Ver- 
such einer  Geschichte  der  armenischen  Literatur,  Leipzig  1836,  S.  97  f. 

2)  Armen.  Geschichte  übersetzt  v.  Geizer   u.  Burckhardt  1904  S.  62. 

3)  Armenisch  hrsg.  v.  Papadopoulos-Kerameus  nach  Hs.  633  der 
Bibliothek  des  armenischen  Patriarchats  in  Jerusalem  in  Pravoslavnyj 
Palestinskij  Sbornik  11,  1,  1892,  S.  179—210  (russische  Übersetzung  von 
N.  Marr  ib.  S.  227— 261). 

4)  Nach  Lüdtkes  Übersetzung. 

5)  S.  1S2  3  iruss.  S.  230/31);  ähnliches  steht  in  dem  Liber  »de  rebus 
Armeniae«  bei  Migne,  Patrol.  graeca  127,  S.  895ff;  siehe  darüber  auch 
unten!;  ygl.  auch  Stephanus  v.  Taron,  Armen.  Gesch.  ed.  Geizer  und  Burck- 
hardt S.  62  f. 

6)  D.h.  des  monophysitischen  Petrus  Fullo  von  Antiochien,  ca.  468 — 478. 


Die  neue  Handschrift  Karapets.  j  19 

nahmen  ihn  fest  der  Katholikos  Nerses  mit  dem  Beinamen  der 
i Erbauer«  und  Theodoros  der  Herr  der  Restunier,  der  das 
I  urstentum  über  die  Armenier  hatte,  und  setzten  ihm  mit  glühen- 
dem Eisen  das  Bild  eines  Fuchses  auf  die  Stirn  und  vertrieben 
den  auf  diese  Weise  beschimpften  ins  Kaukasusgebirge.  Aber 
er  kehrte  nach  dem  Tode  des  Nerses  nach  Armenien  zurück 
und  was  er  im  Sinne  hatte,  vollbrachte  er,  besonders  als  über- 
setzt waren  ins  Armenische  die  Schriften  des  Julian  von  Hnli- 
carnassus  durch  Sargis  l  [,  ]  auf  der  Synode  von  Manzert 2  wurden 
stärker  seine  Worte  und  durchfliegend  eroberten  sie  euer  ganzes 

Land Julian  von  Halicarnassus   sagt,    dali   ohne  Leiden 

und  ohne  [menschliche]  Vernunft  [vovq]  sei  der  Leib  Christi  und 
sagte  eine  Natur,  Johannes  Mayrogomeci  und  Petrus  der  Walker 
sagten,  (daß)  die  Vereinigung  des  Leibes  (vor  sich  gegangen  sei) 
vor  Ewigkeiten,  deswegen  in  (»in«  zu  streichen?)  einet r)  Natur 
sagten  sie«. 

Aber  die  Schwierigkeit  bleibt  doch,  daß  unsere  Schrift 
Siegel  des  Glaubens«  und  die  des  Joh.  Mayrogomeci  »Wurzel 
des  Glaubens«  hieß.  Aus  Gründen,  die  ich  weiter  unten :{  ent- 
wickeln werde,  halte  ich  »Siegel  des  Glaubens«  für  eine  frühe  Be- 
arbeitung der  echten  »Wurzel  des  Glaubens« ;  so  erklärt  sich  denn 
auch  der  »confessor«.  Der  mittelalterlichen  unechten  »Wurzel 
des  Glaubens«  aber  lag  die  echte  »Wurzel  des  Glaubens«  noch  vor! 

Der  literarische  Charakter  unserer  Handschrift4  als  dogma- 


1)  Sargis,  der  Schüler  des  Joh.  Mayrogomeci,  übersetzte  643  die  Werke 
des  Julian  von  Halikarnassus  ins  Armenische,  vgl.  Neumann  S.  98. 

2)  ITiub ä&miv-Manazkert;  über  die  Synode  von  Manazkert  72b'  (oder 
719)  zur  Austreibung  der  (makedonischen  Richtung  vgl.  Tournebize.  Hist. 
pol.  et  relig.  de  P  Armen.,  1910  S.  388/400;  dazu  Stephanus  v.  Taron  a.  a.  0. 
S.  ,4.  —  Schon  Theodor  Khrthenavor  schrieb  eine  Widerlegung  der  Irr- 
tümer des  Joh.  Mayrogomeci;  sie  ist  gedruckt  als  Anhang  zu  Johannis 
Ozniensis,  philosophi  Armen,  catholici  [ca.  71S— 29]  opera  ed.  Venedig 

s.  127/58;  siehe  auch  ebenda  des  Joh.  Ozniensia  Abhandlung  »gegen 
die  Phantastiker«.  neu  ediert  mit  latein.  Obersetzung  und  Anmerkungen 
Venedig  1834,  S.  los  :<,).  \  \nn-  die  Phantastikerstreitigkeiten  vgl.  Tournebize, 
Ter-Minassianta  a.  a.O.S.  82ff,  179  ff  u.  Akinian  in  Hand--  1905  S.  213  ff 

3)  Zu  Fragment   12—17  siehe  unten  d. 

1  Vgl.  11.  Jordan.  Gesch.  d.  altehristl.  Literatur  1911  8. 427/8  und 
Th.  Schermann,  Geschiente  der  dogmatischen  Florilegien  vom  5  v.  Jafarh. 
Tu  2s.  i.   L905. 


120  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

tisches  Florilegium  ist  ohne  weiteres  deutlich.  Wir  wissen  ja, 
wie  gerade  die  Monophysiten  sich  bemüht  haben,  durch  Samm- 
lung von  Stellen  anerkannter  Väter  der  Kirche  das  alleinige  riecht 
ihres  Standpunktes  zu  erweisen.  Ob  und  inwieweit  dieses  Flori- 
legium selbständig  ist  oder  auf  ältere  Zusammenstellungen  zurück- 
geht, wäre  zu  untersuchen;  vor  allem  scheint  die  Sammlung  des 
Timotheus  Aelurus  gegen  die  Chalcedonenser  benutzt  zu  sein;  die 
Selbständigkeit  scheint  mir  aber  groß  zu  sein.  Natürlich  treten 
auch  hier  die  griechischen  Väter  des  4.  und  5.  Jahrhunderts 
ganz  besonders  hervor,  von  den  Syrern  nur  Ephrem  und 
Philoxenus;  von  den  römischen  Bischöfen  finden  wir  Felix,  Julius, 
Damasus;  von  den  Vornicanern  Irenaeus,  Hippolyt,  Gregorius 
Thaumaturgus ,  Dionysius  und  Petrus  v.  Alexandrien 1.  Den 
specifisch  armenischen  Charakter  der  Zusammenstellung  docu- 
mentiert  das  Vorhandensein  von  Fragmenten  von  nicht  weniger 
als  11  armenischen  Schriftstellern  aus  der  Zeit  vom  Anfange 
des  4.  bis  zum  Anfange  des  7.  Jahrhunderts:  Gregor  der  Er- 
leuchter,  Sahak,  Mesrop,  Eznik,  Johann  Mandakuni,  Agathan- 
gelus,  Babken,  Nerses  IL,  Johann  v.  Gabelenkh,  Abraham  und 
Johann  der  Mayrogomier. 

Unser  Werk  scheint  in  Armenien  nicht  unbekannt  geblieben 
zu  sein.  Karapet  hat  in  einer  Handschrift  der  Bibliothek  von 
Etschmiadsin  (Nr.  95  des  Katalogs  von  Georg  IV.)  mehrere  Bruch- 
stücke der  Fragmente  unseres  Werkes  gefunden,  »deren  Keihen- 
folge  zeigt,  daß  sie  eben  von  dieser  Sammlung  abgeschrieben 
sind«.  »Auch  in  2  Dogmenschriften  des  11.  Jahrhunderts  (Anania 
und  Paulus  von  Taron  —  gegen  die  Dyophysiten)  habe  ich  die 
Sammlung  benutzt  gefunden«. 

2)  Zum  5.  Fragment. 

Das  Fragment  ist  aus  der  armenischen  Übersetzung  des 
Timotheus  Aelurus  geflossen  und  ist  gleich  dem  oben  behandelten 
2.  Fragment.  Der  Vergleich  ergibt,  daß  der  Text  hier  im  ein- 
zelnen,  vor  allem  in  sehr  vielen  Kleinigkeiten,    an   etwas  über 

1)  Nicht  Origenes!  Auf  ein  »sonst  bisher  unbekanntes«  armen.  Frag- 
ment des  Origenes  »über  das  Gesicht  Ezechiels  des  Propheten«  im  Liber 
causarum  Hss.  Wien  Nr.  47  (vgl.  Dashian  S.  33)  macht  Akinian  in  Hände* 
Amsör.  1907,  233a  aufmerksam! 


Übersetzung  und  Untersuchung:  Zum  G.  Fragment.  121 

100  Stellen  Differenzen  gegenüber  dem  Texte  aus  dem  arme- 
nischen Timotheus  aufweist,  vor  allem  sehr  viele  orthographische 
Varianten.  Das  Nähere,  Übersetzung  und  Erläuterungen  siehe 
oben  beim  zweiten  Fragment! 

Die  Veränderungen,  die  das  aus  Timotheus  geflossene  Frag- 
ment in  unserem  Text  im  »Siegel  des  Glaubens«  erlitten 
hat,  scheinen  nicht  ganz  unabsichtlich  zu  sein.  Schon  Timotheus 
Aelurus  gibt  ja  das  Fragment  an  anderer  Stelle  in  gekürzter 
Form  (s.  oben  Syr.2!);  wir  sehen  hier  mehrere  Synonyma  (siehe 
oben)  an  Stelle  der  Ausdrücke  des  armenischen  Übersetzers  des 
Timotheus  Aelurus  eingeführt;  auch  einige  Auslassungen,  wie  daß 
bei  »verklärt«  das  »vom  Vater«  weggelassen  wird,  auch  »der  in 
der  Krippe  in  "Windeln  gewickelte «,  deuten  auf  eine  leise  Re- 
zensionstätigkeit seitens  des  Verfassers  des  » Siegels  des 
Glaubens«  oder  des  Armeniers,  der  vor  ihm  diese  Väterstellen 
sammelte. 

3)  Zum  6.  Fragment. 

Übersetzung  nach  dem  Text  im  »Siegel  des  Glaubens«. 

i  Des  seligen  Erinios  des  Nachfolgers  der  Apostel,  Bischofs 

2  von  Logdon  der  Galiläer. 

s  Welcher  gekommen  ist1  und  eine  die  Natur  Gottes  und 

4  des  Menschen  gemacht  hat,    da  wir  nicht   imstande  gewesen 

5  wären,  auf  irgend2  eine   andere  Weise  Anteil  an  der  Unver- 
8  weslichkeit  zu  empfangen 2.  wenn  er  [nicht] 3  gekommen  wäre 

7  zu  uns.     Denn   unsichtbar   und   nicht    erschienen   seiend    [die 

8  Unverweslichkeit] 3  gar  nicht  Nutzen  wirkte.    Aber  sie  ward 

9  sichtbar,  damit  wir  in  jeder  Hinsicht  Anteil  an  dem  Empfange  - 
io  der  Unverweslichkeit  erhielten. 

Erläuterungen  zum  6.  Fragment. 

Das  Stück  stammt  aus  dem  armenischen  »Erweis«  Cap.  31 
S.  24*  Zeile  10 — 17;  aber  es  ist  gegenüber  dem  »Erweis«  am  An- 
fang im- monophysitischen  Sinn  geändert,  so  daß  wir  hier  haben 
Statt:    »Nun  hat    er  den  Menschen    mit  Gott    vereinigt  und    die 


1)  So  nach  Correctur  (Or  ekn\  s.  oben!  Wörtlich  -Deshalb-  (Ouremn 

2)  Nach  Correctur,  s.  oben. 

3)  Das  ist  wohl  nach  »Erweis«  zu  ergänzen. 


1*>2  Jordan,  Armenische  Iren aeus -Fragmente. 

Gemeinschaft  der  Übereinstimmung  Gottes  und  des  Menschen 
hat  er  gemacht«:  »Welcher  gekommen  ist  und  eine  die  Natur 
Gottes  und  des  Menschen  gemacht  hat«;  es  blickt  deutlich  die 
fila  (pvöic,  hindurch. 

Mit  Ausnahme  von  Stephanus  d.  Philosoph  (unten  Fragment  2ll) 
zeigen  zwei  weitere  handschriftliche  Texte  des  Stückes  diese 
Lesart.  Das. Stück  findet  sich  nämlich  auch  in  der  unechten 
»Wurzel  des  Glaubens«  l  (unten  Fragment  13)  und  im  Briefe  des 
Gagik  (unten  Fragment  25). 

Ich  biete  den  vollständigen  Apparat  nach  den  6  Texten  auf 
Grund  eines  Abdrucks  des  Textes  im  »Erweis«2: 

S  =  Siegel  des  Glaubens  (Frgm.  6) 

P  =  Par.  85  (Pitra)  und  E  =  Hs.  Edschm.  1946=  1989  (Frgm.  13*) 

St=  Slephanos  (Frgm.  20) 

G  =  Brief  des  Gagik  (Frgm.  25),  nur  bis  |  . 

II  n  klpj^  hl.  iJ fiiiiniii'liin  fj fn*1j-  (Auuiiil  ntfrn f  ki-  uiunnnj :i 
iinnfrhmn^,  uhn5  n<  liutnuint,  inn^  w*//7  wi-nfiuiuniunutn  pu\8 
Ipjnpnnt  ß-fii.'li     pTinnLAibi^      unhiniujujlin^ljnLlfhhujlhi^^  b Ar g 

*)  PE  citieren  nur  bis  zu  den  ersten  ||;  das  folgende  fassen  sie 
zusammen  in:  /»«^a  np  u/ubftbnfP^  £^c  f,  ifgu£  und  citieren  von  den 
zweiten  Strichen  ||  an  so:   bnb  mbuu/ubift  a^fi  pum  utiftiuutju  dtuuftu 

linnnnm  fJftt'lj     uinniti  ,p   nu/uiuuiujJjuSunLßhuSu&. 

a)  tuk  om.  E       |       b)    mit  *u  E       |       c)^E       | 

(j)    bnnnnni  fJlutili     iiiiiltnnL.fi     n ufii nt tum liuiij n t  fJ ft Llt    E 

1)  nc  blfu  (nicht  im  Erw.)  PEStG,  D^bm»  S  |  2)  4"»""~ 
put/fttt ffftt'u  ij'ftuqiuSiini fJl.utu  Erw.,  vom  Epitomator  verkürzt  zu 
ifftuipu/unupftLü  >Übereinstimmung<  (wofür  St  iffiLULnpnL-Pfiiju  ein- 
setzt)] (absichtlich?,  und  zwar  in  monophysitischem  Sinne  geändert 
durch  Auslassung  zweier  um  und  Teilung  in  2  Worte)  iffi  p'unußfiLüt 
eine   Natur  S PEG     |     3)  ifujptptfu  EStG     |     4)  qn^biug  vor  Rum* 

St.,   'ühpqnfy&hujij    P  5)   fiul\    ifbp    P;   ^tuÜL^ft    tfbp  St.         |        6)    lp"~ 

ftbgbpigu  St,  IpuftLUßbinju  j§J  ohne  «  G,  liuipujgbuL^  E:  fml^  ifbg  n£ 
/jutnliiJ'p   P  7)    UJfi  —  au/iiiuiu*]    bqnnq.    [f^bf    u/uLuwtuljuiunL.fobtuuu 

PE  |  8)  ff"*  >mir<  (st.  ti)  (Schreibfehler)  S  |  9)  putptLtubLnL.pbuJtü 
S  10)  tpMMUiuupul^uaunupbutu  SSt;  das  von  den  Strichen  |  be- 
grenzte Stück  fassen  PE  kurz  zusammen,  siehe  oben  bei  *. 


1)  Auch  in  der  Handschrift  v.  Etschmiadsin  Nr.  1946  =  1989. 

2)  Nach  einer  Zusammenstellung  von  Lüdtke. 


Überset7Aing:  Zum  7.  Fragment.  123 

»411      t^n      Uli  ii  in      n li //  iu  #1:2     «*//t     unat  T*ujuun^^     uiuuihuui~ 

'if'l/i  DL-  nihil  ii  li  ii  i  l<l  ninu^  uiliiiiuiiiiliuilini  hl  In  'li'h  '  ,  n<nu< 
t/ö»16      in  i  ii  ii  i   m      Lunu^n*  "'Pf  mlnmilil,  ili      unlL^  >      tili 

rimn  iiiil*l,*lim  ///  il  iimlili  lianniinL-Mrtnhi^  pUruuhihini^Rhuili^ 
Miiiinii  # >  20     iiiiiliiiiiiiiiiliiiilim  lil  hm'lili  21* 

11)  «£  om.  S  (fehlt  aucli  PE!)  schreibt  A^    |    12)  ^"/»«'  /r/^Am/ 

fy»  SSt,  ^«7    ^    ^«/Z    G   |    13)    ^    St    |    14)    hLni{u    St         15)  ufiiUi^. 

)i)i.  SSt  |  16)  *%  om.  S  |  17)  %/t  u,buuAjbir  SStPE  |  18)  lignpnju.- 
fShuAi  SESt  |  19)  ß'uilnL<uhLnLppL'u  S,  om.  PESt  |  20)  »rkn"^ 
E  |  21)  auAjJßpA  PESt. 

Die  eigentümliche  Art,  wie  Stephanus  d.  Philosoph  das  Frag- 
ment citiert,  dem  »Erweis«  näherstehend  als  dem  »Siegel  des 
Glaubens«,  weist  wohl  auf  eine  neue  gemeinsame  Quelle,  die 
zwischen  dem  armen.  »Erweis«  und  »Siegel  des  Glaubens«  liegt: 
stammen  vielleicht  alle  diese  Relationen  des  Fragments  aus  der 
echten  »Wurzel  des  Glaubens«  ? 

4)  Zum  7.  Fragment. 
Übersetzung. 

i  Desselben.  —  a)  Denn  das  Blut  nicht  wird  sein,  wenn  nicht 

I  von  Adern  und  aus  Fleisch  und  der  anderen  dazu  im  Menschen 
l  Substanz,  welche  (Accus.)  in  Wahrheit  geworden  das  Wort 
4  Gottes,  durch  sein  Blut  erlöst  hat  uns.  Gemäl>  welchem  auch 
:»  sein  Apostel  sagt:  »Itt  welche)»  wir  haben  die  Erlösung  durch 
I  sein   Blut,  die   Vergebung  'In-  Sünden*1. 

7  b)  Denn  dieser  ist  es,  welcher  zur  Gemeinschaft  der  Ein- 

8  tracht  und  zu  Einheit  mit  Gott2  den  Menschen  geführt  hat, 
i  welcher  wegen  des  Überflusses  seiner  Lieb»'  gegen  die  Schop- 

io  fung3   das   Werden    aus   der  Jungfrau4    gelitten5    hat    selbst, 

1)  Kol.  1,  14. 

2)  Im  armenischen  Text  steht  »mit  Gott«  hinter    geröhrt  hat«. 

3)  Im  armenischen  Text»1  wörtlich:     welcher  wegen  <  1  «^ -  Überflusses 
gegen  die  Schöpfung  in  seiner  Liebe«;  das  »in«  (armenisch  /i  vor  »seiner 
(armen,  fu-p)  ist  7A\  streichen:    »du\  ritv  jugicceiav  (oder  vTUQßotyv)  t\. 
U£  Titr  xziüiv  nyt:n>,^  uvzov*.  4)  t>)v  ix  njf§  icoth'roi   yiveoiv. 

,V  Oder  »auf  sich  genommen«,  »getragen  . 


^24  Jordan,  Armenische  Irena eus-Fragmente. 

11  durch  das  er  den  Menschen  vereinigt  hat  mit  Gott,     c)  Denn 

12  wenn    ein    Mensch    nicht   besiegt   hätte    unsern  Widersacher, 

13  dann  auch  nicht  mit  Recht  wäre  zurückgewiesen  worden  der 
u  Feind,  und  wenn  nicht  Gott   geschenkt  hätte  den  Sieg,  dann 

15  auch   nicht   sicher   hätten  wir   erlangt  ihn.     Und  wenn  nicht 

16  wäre  vereinigt   worden  der  Mensch  mit  Gott,  wäre  er  nicht 

17  imstande    gewesen,   Anteil   zu  erhalten   an  der  Unverweslich- 

18  keit.     d)  Einige  aber  sagen:   » Ein  Mensch  war  er  und  wer  wird 

19  ihn  erkennen«1    und   » Fr2  nahte  sieh  zu  einer 3    Prophetin  und 

20  sie   gebar    einen  Sohn«4    und    »er  rief  seinen  Namen:   Wunder- 

21  barer,  Batgeber,  Starker  Gott«4,     e)  Und   zu  Gemeinschaft  der 

22  Vereinigung  den  Menschen  hier  wiederum  rief  er5  Gott(es)6, 

23  damit  durch    Gemeinschaft   wir  Anteil  an  der  Unverweslich- 

24  keit  erhielten,    f)  Eitel  und  nichtig  sind  auf  alle  Weise,  welche 

25  die  ganze  Ökonomie  verachten  Gottes  und  des  Fleisches  Er- 

26  lösung   leugnen    [undl    seine    Wiedergeburt    verunehren,    daß 

27  nicht  aufnahmefähig  [es]  sagend  der  Unverweslichkeit.     Und 

28  [wenn]    nicht    hat    erlöst    er7,     dann   auch    nicht8   der  Herr 

29  irgendwie    durch    sein  Blut  hat  erlöst  uns.     Nicht  und9  »der 

30  Kelch  des  Dankes   Gemeinschaft   [ist]  seines  Blutes« ,    und  nicht 

31  »das  Brot,  ivelches  wir  brechen,   Gemeinschaft  ist  seines  Leibes1®«. 

Erläuterungen. 

Zeile  1—6  ist  gleich  Iren.  adv.  haer.  5,  2,  2  (Stieren  I,  717; 
Harvey  II,  318  f):  »Sanguis  enim  non  est,  nisi  a  venis  et  carni- 
bus    et    a    reliqua,    quae    est    secundum    hominem,    substantia, 


1)  Jerem.  17,  9  nach  LXX. 

2)  Jes.  8,  3,  also  itQoarjl^ev,  wie  Cyrillus.  v.  Alex,  und  cod.  Alexan- 
drinus;  während  arm.  Irenaeus,  lat.  interpres  u.  P  »veni«  haben! 

3)  »einer«  wird  hier  besonders  ausgedrückt:  kin  nii  (mi  om.  P,  A) 
margare  (Weib  —  eins  —  Prophet). 

4)  Jes.  9,  5.  5)  avsxdXeasv. 

6)  Es  steht  der  Genetiv-Dativ  v.  Gott,  ebenso  im  armen.  Erweis! 
Wohl  in  Nominativ  zu  verbessern?  oder  »[mit]  Gott«,  so  daß  die  Prä- 
position zu  ergänzen  wäre?  oder  einfach  =  xov  rteov? 

7)  Statt  »hat  erlöst  er«  ist  nach  latinus  interpres  u.  d.  armen. 
Iren,  zu  verbessern:  »erlöst  worden  wäre  es«. 

8)  »dann  auch  nicht«;  lat.  interpres:  »videlicet  nee«. 

9)  Lies  nach  Iren.  arm.  »und  nicht«  =  ovze,  so  daß  die  Stellung  von 
»nicht«  im  Arm.  wohl  wechseln  kann.  10)  I  Kor.  10,  16. 


Untersuchung:  Zum  7.  Fragment.  125 

[jim1  vere  factum  est  Verbum  dei.  Sanguine  suo  redemit  nos,  quem- 
admodum  et  apostolus  eius  ait:  In  quo  habemus  redemtionem 
per  sanguinem  eius,  remissionem  peccatorum«.  Es  wird  hier 
offenbar  die  armenische  Übersetzung  citiert. 

Zeile  11 — 14  ist  sehr  ähnlich  Zeile  98 — 99  von  unserem 
Fragment  10  (im  armen.  Texte  S.  11  Z.  8—10,  vgl.  mit  S.  17  Z.  16f), 
die  7  Worte  des  armen.  Textes  von  Fragment  10  finden  sich 
sämtlich  in  dem  um  5  eingeschobene  Worte  erweiterten  armen. 
Text  von  Fragment  7. 

Zeile  11 — 18.  Wörtlich  nach  Iren.  adv.  haer.  3,  18,  7 
^Stieren  I,  522;  Harvey  H,  100):  »El  yag  (jrj  äv&oojjiog  evixrjös 
zbv  avxijialov  xov  ävfrQcoJzov,  ovx  av  6ixcda)c  ivixrji^rj  o 
SX&QOQ.  Ilafov  te,  ei  (irj  o  ßsog  adworjöaro  ttjv  Ocoxi)Qiav,  ovx 
av  ßeßaieoq  6ö%o(iev  avrrjv'  xal  sl  (irj  övvrjvwfrr]  o  av&ocojzog 
T(p  Oecp,  ovx  av  rjövvrj&i]  (ibiaGxüv  rrjg  a(p&aQ6iag«. 

Zeile  18—21.  Fast  wörtlich  nach  Iren.  adv.  haer.  4,  33.  11 
[Stieren  I,  678;  Harvey  II,  266):  »Qui  iterum  dicentes:  »Homo 
est  et  quis  cognoscet  eum?«  et  »Veni  ad  prophetam  et  peperit 
füium,  et  vocatur  nomen  eius  admirabilis,  consiliarius,  Deus, 
fortis««.  Die  armenische  Übersetzung  des  Iren,  weicht  leise  ab 
von  unserem  Text,  aber  so  daß  man  auf  Zusammenhang  schließen 
kann  (S.  114  Zeile  10—13  =  unserem  Fragment  S.  11  Zeile  14— 1 7). 

Zeile  21 — 24.  Fast  wörtlich  nach  Irenaeus,  Erweis  Cap.  40: 
»So  hat  Gott  den  Menschen  von  neuem  berufen,  damit  wir  durch 
die  Gemeinschaft  mit  ihm  an  der  Unverderblich keit  teil  haben«.  Der 
armenische  Text  unseres  Fragments  S.  11  Zeile  17— S.  12  Z.  3  ist 
bis  auf  2  hier  fehlende  Worte  um  'uuifu  =  mit  ihm  und  5  anderen 
kleinen  Abweichungen  wörtlich  gleich  dem  armenischen  Erweis 
S.  30*  Zeile  1 — 4,  so  daß  eine  Übernahme  aus  jener  Übersetzung 
als  sicher  erscheint.  Eigentümlich  ist  es,  wie  dieses  kleine  Stück 
aus  dem  Erweis  hier  ebenso  an  eine  Stelle  aus  adv.  haer..  in 
der  Jes.  9,  5  citiert  wird,  angeknüpft  wird,  wie  im  Erweis  selbst 
das  Stückchen  sich  an  eine  Anspielung  auf  Jes.  9,  5  anschließt 

Zeile  24 — 31.  Fast  wörtlich  nach  Iren.  adv.  haer.  5.  2.1 
iStieren  I,  717;    Harvey  II,  318f):  »Vani2  autem  omnimodo  qui 

1)  Andere  Codices  haben  quam,  Grabe  vermutet  quae;  das  armenisch«1 
Unfi  entspricht  eher  einem  griechischen  )}v  als  i4. 

2  Das  hat  der  Armenier  nach  seiner  Art  durch  zwei  synonym. • 
Adjeetiva  wiedergegeben;  adde  »sunt«  bei  lat.  int. 


126 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


universam  dispositionem  Dei  contemnunt  et  carnis  salutei 
negant  et  regenerationem  eius  spernunt,  dicentes  non  eai 
capacem  esse  incorruptibilitatis.  Si  autem  non  salvetur  haec, 
videlicet  nee  Dominus  sanguine  suo  redemit  nos,  neque  calix 
eucharistiae  communicatio  sanguinis  eius  est,  neque  panis  quem 
frangimus  communicatio  corporis  eius  est«.  (Auch  syrisch  er- 
halten in  cod.  Brit.Mus.  17191  [9— 10.  Jahrh.],  vgl.  Harvey  II,  447 
Nr.  19).  Die  Abweichungen  unseres  Textes  von  der  armenischen 
Übersetzung  von  adv.  haer.  sind  hier  gewiß  zahlreicher,  aber 
man  wird  doch  an  ein  Citat  aus  ihr  denken  müssen. 

Unser  7.  Fragment  ist  also  ein  Cento  aus  Irenaeus,  bestehend 
aus  6  Stücken:  a)  aus  adv.  haer.  5;  b)  aus  einem  bisher  nicht 
bekannten  Stück  (oben  Zeile  7 — 11);  c)  aus  adv.  haer.  3;  d)  aus 
adv.  haer.  4;  e)  aus  Erweis  cap.  40;  f)  aus  adv.  haer.  5.  Eigen- 
tümlich ist  es,  wie  der  Zusammensteller  es  verstanden  hat,  aus 
echten  irenaeischen  Bruchstücken  das  Fragment  zusammen- 
zustellen, so  daß  man  fast  den  Eindruck  eines  geschlossenen 
Ganzen  bekommt,  nur  f  -f-  a  standen  schon  bei  Iren.  adv.  haer. 
zusammen. 

Stammt  Stück  c  aus  einer  armenischen  Übersetzung  von 
Buch  3  von  adv.  haer.?  Bisher  ist  nur  eine  Übersetzung  von 
Buch  4 — 5  bekannt!  Wenn,  wie  ich  glaube,  Stück  e  aus  dem 
armenischen  »Erweis«  stammt,  so  hätten  wir  ein  Mittel,  die 
armenische  Übersetzung  des  »Erweises«  noch  früher  zu  datieren, 
als  die  Herausgeber  annahmen,  also  schon  in  den  Anfang  des 
7.  Jahrhunderts.     Weiteres  siehe  unter  V. 

Die  mannigfaltige  Bezeugung  und  die  verschiedenartigen 
Quellen  bzw.  Paralleltraditionen  dieses  Stückes  weist  folgende 
Tabelle  auf: 


Siegel  des 

Irenaeus 

unechte 

St.  v. 

Cyrill. 

TerChacik. 

Sab 

Glaubens 

Wurzel  des 

Siunikh 

armen. 

(armen.  Text  v. 

Glaubens 

7.  Fragment). 

in  cod. 
armen. 

r  S.10Z.12 

haer.  armen. 

Par.  85. 

bis  S.  11  Z.  2 

S.  155  Z.  18/23 

— 

— 

— 

Fragm.27b 

a)< 

'   (adv.  haer. 
5;  2,  2,  Stieren 

S.  11  Z.  2—4 

'        I,  717) 

— 

— 

— 

— 

Übersetzung:  Zum  8.  Fragment. 


127 


&e\  des 

Irenaeus 

Unechte 

St.  v. 

Cyrill. 

TerChacik. 

Sahak 

mliens 

Wurzel  des 

Siunikh 

armen. 

n.  Text  v. 

(Glaubens 

•agmenti. 

in  cod. 
arm.  P.  85 

ile  4/8 

— 



— 

— 

— 

1*'  8  14 

adv.  haer. 

3,18,7,  (Stieren 

I,  522) 

LI  Z.  14/17 

haer    armen. 

S.114  Z.10/3 

(adv.  haer. 

4,33,11; 

Stieren  1,  673) 

17.Fragmt. 
1 .  Hälfte 

11  Z.  17 

Erweis  armen. 



— 

— 

— 

S.12Z.3 

S.  30*  Z.  1/4 
(Erweis  Cap. 40) 

U.Z.  3-6 

haer.  armen. 

Fragm.l4a 

|Fragm.21 

1 

| 

1 

eile  6-8 

155,  11/18 

,  Fragin.  23 

Fragm.  19 

(adv.  haer. 

Fragin.  12b 

1 

1 

Frgm.27a 

,      S  bis 

5,  2, 1,  Stieren 

.  12  Z.  3 

I,  717) 

— 

— 

— 

5)  Zum  8.  Fragment. 

Übersetzung. 

i  Von  demselben.  Gekommen  ist  der  Sohn  Gottes  und  hat 
I  «ingezogen1  einen  unverweslichen  Leib  aus  der  unverletzt»'.! 
s  Jungfrau  Maria-. 


1)  Zum  Ausdruck  vgl.  »das  Wort  webte  den  Mantel  von  Fleisch  zu 

verborgen  in  ihm  seine   Größe «  so  der  Syrer    Narses  (um  407;  vgl. 

RE3  19,  300)  in  Mimra  LXX  (ed.  Miugana,  Mausilii  1905  159;  engl,  über- 
setzt von  Wigram  in  An  introduction  to  the  history  of  the  Assyrian 
church  100-640  A.  D.,  1910  S.  272;  vgl.  auch  die  armen.  Übersetzung 
des  Epiphanius  bei  Dashian,  Literar.  Untersuch.  1,  1895,  l_)v>  Viel  von 
Christus  sagen  sie.  daß  er  einen  Leib  vom  Himmel  anzog  «n/,jujLi«,  das 
ist  dasselbe  Wort  wie  in  unserem  Texte,  vgl.  den  Apparat!     Lüdtke.) 

2)  Es  steht  hier  in  unserem  armenischen  Text  als  Adjeetiv  zu  »Leib« 
wie  zu  »Jungfrau«  jedesmal  dasselbe  Wort  »anapakan«;  WB  I,  1836 
S.  Ins!)  gibt  dafür  als  Äquivalente  1)  S^tarpTOC,  dMufcp&apTOft  afoä<f&on<K. 
UMJorruptibilis,  incoiruptus,  integer,  inviolatufl  und  2)  ri/ocrro;  inviolabilis 


128  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Erläuterungen. 

Daß  Christus  bei  seiner  Geburt  ein  öcofia  a(p&a.QTov  be- 
kommen habe,  finde  ich  in  den  Irenaeusschriften  an  keiner  Stelle 
ausdrücklich  ausgesprochen;  wenn  es  auch  durchaus  nicht  ^in 
Widerspruch  mit  Grrundanschauungen  des  Irenaeus  steht.  Im 
»Erweis«  Cap.  71  heißt  es:  »Denn  wie  der  Schatten  vom  Körper 
entstammt,  so  ist  auch  der  Körper  Christi  von  seinem  Geiste 
entstammt«  und:  »Und  er  hat  den  Körper  Christi  Schatten 
genannt  in  dem  Sinne,  daß  der  Geist  ihn  mit  Herrlichkeit  be- 
schattet und  verhüllt  hat«.  Zu  erinnern  wäre  vor  allem  auch 
an  adv.  haer.  111,  19,  1  (Harvey  II,  103):  »all*  drifidC,ovTag 
jr\v    öagxmöiv   rrjg  xaO-agäg  yevvrjöswg  rov   2.6yov  rov   0eov 

Non    enim   poteramus    aliter   incorruptelam    et   immor- 

talitatem  percipere  nisi  adunati  fuissemus  incorruptelae  et  im- 
mortalitati  etc.«  l.  Nun  müssen  wir  uns  daran  erinnern,  daß 
die  Frage  nach  dem  acpftagrov  eivai  des  Körpers  Christi  in 
den  monophysitischen  Kämpfen  zwischen  den  monophysitischen 


(für  das  Substantivum  anapakanouthiun  ayttagoia,  incorruptibilitas) ;  da 
der  Armenier  sehr  wörtlich,  meist  sklavisch  wörtlich,  übersetzt,  so 
müßte  an  beiden  Stellen  im  griechischen  Irenaeus  dasselbe  Wort  ge- 
standen haben,  also  entweder  a%Qavzoq  unbefleckt  oder  acpS-apzoq  unver- 
gänglich. Irenaeus  wird  wohl  den  letzteren  ihm  in  solchen  Zusammen- 
hängen sehr  geläufigen  Ausdruck   (vgl.  Irenaeus,  adv.  haer.  5,  2,  3:   »Sg 

OVZCOQ   Tu)    d-VT]T(b   Z^V  ä&CCVCC<ji(XV    7l£QL7lOl£L   XO.X   ZU)    <p&CC()ZOJ   zfjV    ä(p9aQOlCCV 

TiQoxaQi&zai«,  Stieren  I,  718,  Harvey  II  323;  adv.  haer.  5,  3,  2  Stieren  I,  722; 
Harvey  II,  325:  »xal  zö  (pd-apzov  fxr/  avdysi  slg  aybagoiav«)  gebraucht 
haben.  Dann  aber  wird  der  Ausdruck  a<p&apzoQ  in  einem  gewissen  Doppel- 
sinn gebraucht;  es  wird  sich  auf  der  einen  Seite  um  eine  d<p&a.Qoia  des 
Körpers  Jesu,  auf  der  anderen  Seite  aber  kaum  um  eine  Unvergänglichkeit 
des  Körpers  der  Jungfrau  Maria,  sondern  um  eine  d<p&aQOia,  ein  Unver- 
letztsein der  Jungfrauschaft  der  Maria  handeln,  so  daß  Unvergänglichkeit 
des  Körpers  Christi  und  Unverletztsein  der  Jungfrauschaft  der  Maria  sich 
entsprechen.  —  Das  Fragment  in  der  unechten  »Wurzel  des  Glaubens« 
(unten  Fragment  14 b)  liest  an  Stelle  des  zweiten  anapakan  luuuijuuin 
»anarat«  d.  i  a(j.ü)(jLoq  immaculata;  ist  diese  Lesart  richtig,  wofür  manches 
spricht,  so  würde  man  den  Ausdruck  anapakan  an  der  2.  Stelle  in 
unserem  Fragment  auffassen  müssen  als  eine  Veränderung  im  späteren 
mariolatrischen  Sinne. 

1)  Vgl.  dazu  Erweis  Cap.  31  »während  wir  nicht  imstande  gewesen 
wären,  in  anderer  Weise  an  der  Unvergänglichkeit  gesetzmäßigen  Anteil 
zu  gewinnen,  wenn  er  nicht  zu  uns  gekommen  wäre«. 


Untersuchung:  Zum  8.  Fragment.  129 

Parteien  des  6«  Jahrhunderts  strittig  war,  indem  Severus  von 
Antiochien  (f  543)  das  a<p&aQTov  ytvtöfrai  des  Leibes  Christi 
erst  von  der  Auferstehung  her,  Julian  von  Halicarnassus  (f  nach 
518)  schon  von  der  Menschwerdung  Jesu  herleitete1.  Für  diese 
Zeit  bedeutete  ja  nun  freilich  der  Gegensatz  von  acp&aQTOQ  und 
(p&aQTog  nicht  den  Gegensatz  in  der  Frage,  ob  Christi  Leib  der  Auf- 
lösung der  Atome  verfallen  gewesen  sei  oder  nicht.  Daß  diese 
Auflösung  nicht  stattfinden  würde,  war  für  jedermann  selbst- 
verständlich. Sondern  es  handelte  sich  vielmehr  um  die  Frage, 
ob  Jesu  Körper  der  Schwäche  des  menschlichen  Körpers  unter- 
legen habe,  dem  Hungern,  Dürsten  usw.  Es  ist  dafür  interessant, 
wie  sich  Komitas,  der  Zeitgenosse  des  Verf.  des  »Siegels  des 
Glaubens«,  ähnlich  wie  Julian  v.  Halicarnassus  mit  dieser  Frage 
abfindet.  Er  schreibt  in  jenem  oben  erwähnten  Briefe  an 
die  syrischen  Christen  des  persischen  Reiches2:  »Der  fleisch- 
gewordene Logos  litt  Hunger  und  Durst  —  wurde  geohrfeigt, 
mißhandelt  —  und  so  kam  er  nach  seinem  Willen  an  das 
Kreuz  usw.«  Der  Körper  war  also  ä<pfraQTog,  aber  der  Wille 
Jesu  nahm  das  Leiden  aus  freiem  Willen  auf  sich.  Genau  so 
faßt  ja  die  Dinge  auch  der  Zusammensteller  unserer  Sammlung, 
wenn  er  Stellen  zusammenstellt,  um  zu  beweisen,  daß  »der 
menschgewordene  Gott  nach  seinem  eigenen  Willen«  ge- 
litten hat. 

Etwas  anders  müssen  die  Dinge  nun  doch  bei  Irenaeus 
verstanden  werden.  Er  behauptet  hier  die  acpfragoia  des  Leibes 
Christi  und  kämpft  doch,  wie  wir  wissen,  sehr  energisch  an 
anderer  Stelle  gegen  eine  Anschauung,  welche  behauptet 
»Christum  nihil  ex  virgine  accepisse«  und  »putative  apparuisse 
•  mihi  tanquam  hominem«,  und  macht  ausdrücklich  aufmerksam 
auf  das  »Hungern«,  »Weinen«,  »Schweißvergießen«  usw.  Christi 
(adv.  haer.  3,  22  Stieren  I,  541  ff;  Harvey  II,  120  ff).  Auch  von 
einer  afravaöla  des  Leibes  Christi  würde  Irenaeus  niemals  reden, 
denn  er  betont  ja  ausdrücklich,  daß  Christus  wirklich  gestorben 
sei  (vgl.  adv.  haer.  5,  31,  2;  Stieren  l.  805;  Harvey  11,  412  f: 
Erweis  cap.  39).  So  bezieht  sich  also  die  d(pfr«QOia  des  Körpers 
des  Gottessohnes  hier  in  keiner  Weise  auf  die  Leidensunfahig- 


1)  Vgl.  dazu  G.  Krüger,  Julian  v.  Halicarnassus.  RE3.  9,  606/9. 

2)  Huch  der  Briefe  S.  213,  nac-h  Ter-Minassiantz'  übersetz,  u,  a.  0.  S.  66. 
T.  d.  ü.  '13:  Jordan.  9 


130  Jordan,  Armenische  Jrenaeus-Fragniente. 

keit  oder  Todesunmöglichkeit  des  Körpers  des  Gottessohnes, 
sondern  auf  die  tatsächliche  und  endliche  Unvergänglichkeit 
selbst1.  Das  Fleisch  des  Gottessohnes  war  von  seiner  Erzeugung 
her  so,  daß  er  niemals  der  Verweslichkeit  anheimfallen  konnte. 
Das  aber  muß  natürlich  wieder  verbunden  werden  mit  dem 
Recapitulationsgedanken  des  Irenaeus,  indem  die  Annahme  eines 
unverweslichen  Körpers  in  der  Geburt  aus  der  Jungfrau  die 
Schöpfung  Adams  recapituliert,  dessen  Fleisch  ohne  den  Sünden- 
fall nicht  dem  Tode  anheimgefallen  wäre.  Der  Gottessohn 
recapituliert  in  seiner  Geburt  aus  der  Jungfrau  die  Annahme 
eines  unverweslichen  Körpers  als  ein  zweiter  Adam:  »'Sic  yctQ 
(ptiogac,  sjnösxtixT]  t)  öag^,  ovtcjq  xal  acpfragöiaq«  (adv.  haer. 
5,  12,  l2,  Stieren  I,  744;  Harvey  II,  349)  und  an  anderer  Stelle: 
»Quis  enim  alius  apparens  fructus  eius  est,  qui  non  apparet 
Spiritus,  quam  maturam  efficere  carnem  et  capacem  incorruptelae« 
(adv.  haer.  5, 12,  4  3,  Stieren  I,  748;  Harvey  II,  353).  So  fügt  unsere 
Stelle  einen  Schlußstein  zu  den  Recapitulationsgedanken  des 
Irenaeus  und  führt  Gedanken  weiter,  wie  sie  etwa  adv.  haer.  5, 14,  2 
(Stieren  1,  756;  Harvey  II,  362)  ausgesprochen  werden:  »In 
corpore,  ait,  reconciliati  carnis  eius  (Col.  1,  22),  hoc  est  quoniam 
iusta  caro  reconciliavit  eam  carnem,  quae  in  peccato  detine- 
batur,  et  in  amicitiam  adduxit  Deo«. 

Ich  glaube  daher,    daß  von  dem  Inhalt  her  kein  Bedenke] 
gegen  die  Echtheit  des  Fragments  erhoben  werden  kann4. 

Wenn  julianistische  Monophysiten  sich  für  ihre  Ansicht  aui 
Irenaeus    berufen,    so    haben    sie    dazu   tatsächlich    kein    Recht, 


1)  Es  sind  die  Dinge  also  auch  anders  zu  verstehen,  als  etwa  die 
ä<p&ccQ<jlcc  des  Fleisches  Jesu  bei  Valentin,  der  (nach  Clern.  Alex.  Strom.  III 
7,  59,  3  [ed.  Stählin  II,  223])  sagt:  »Tooavzrj  ijv  avzw  syxQcczElccg  dvvafitq, 
löoze  xal  /nrj  (p&aQfjvai  zljv  zpocpf/v  iv  avzw  inet  zb  <p&EiQ8o&aL  avzbq 
ovx  ei'/ev«. 

2)  Vgl.  auch  H.  Lietzmann,  «Der  Jenaer  Irenaeuspapyrus«  in  Nachr. 
d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  Phil.  hist.  Classe  1912,  S.  314. 

3)  Vgl.  Lietzmann,  a.  a.  0.  S.  316,  wo  zwei  Stückchen  des  grie- 
chischen Grundtextes  der  angeführten  Stelle  gegeben  werden. 

4)  Natürlich  besteht  die  Möglichkeit  einer  späteren  Einfügung  des 
viel  verhandelten  Wortes,  aber  in  der  Überlieferung  finde  ich  keinen  An- 
halt für  diese  Annahme!  Über  eine  spätere  veränderte  Relation  des 
Wortes  siehe  unten  beim  28.  Fragment. 


Übersetzung:  Zum  9.  Fragment.  131 

denn  die  (pd-oQa  des  Leibes  Christi,  die  die  Julianisten  leugnen, 
behauptet  gerade  Irenaeus  und  die  acpdaQoia  des  Leibes  Christi, 
die  Irenaeus  vertritt,  ist  ein  Gedanke,  den  die  Julianisten  mit 
ihren  Gegnern  gemeinsam  hahen. 

Die  in  unserem  28.  Fragment  (siehe  dort!)  gegebene  Rela- 
tion unseres  8.  Fragments  ist  erheblich  jünger  und  scheint  mir 
diesem  gegenüber  sekundär  zu  sein. 

Aus  welcher  Schrift  das  Wort  stammt,  darüber  läßt  sich 
keine  Vermutung  äußern. 


6)  Zum  9.  Fragment. 
Übersetzung. 


i         Des  seligen  Eraneanos,  des  Nachfolgers  der  Apostel,  Bischofs 
•2  von    Logon    des   Galiläers l    aus    der   Rede,    welche    über    die 

3  Ökonomie  des  Erlösers2. 

4  Denn  ebendasselbe  Wort  [als]  Gott    durch    den   Geist    des 

5  Wissens 3  und  der  Vollkommenheit 4  erschien 5  und  nicht  durch 
ü  den  Geist  der  Unwissenheit0  und  des  Mangels".     Denn  wie  in 


1)  Verballhornte  Singularendung,  müßte  eigentl.  heißen  (huj/ftiltujgLnj; 
richtig  dagegen  der  Plural  »Logon  der  Galiläer«  in  der  Überschrift  von 
Fragment  5  und  6. 

2)  =  »tx  zov  ?.üyov  zov  tleqi  t//c  olxovo/jiiag  zov  JiwtfJQOq*. 

3)  Bei  den  Substantiven  auf  -thiun  gehen  die  Casus  häutig  in  armen. 
Hss.  durcheinander:  hier  statt  des  Instrumentalis  der  ähnliche  Genitiv 
herzustellen:  q  ftmnt  filf.m'ii.  W.  B.  I,  S.  557 c  gibt  als  Äquivalente  yvwoiq 
und  bTnazt'jfirj. 

4)  Das  armen,  -griech.  Wörterbuch  gibt  als  Äquivalente  rcAciortyg; 
ovvztktia  =  consummatio  in  adv.  liaer.  1,  6,  1  (Stieren  I.  72;  Harvey  I.  53) 
scheint  mir  noch  ferner  zu  liegen. 

5)  £(pdvrj. 

6)  ayvoia  vgl.  adv.  haer.  1.  2.  3  (Stieren  l  S.  V/2;  Barvej  i.  17)  oder 
ayvuxua. 

7)  W.  B.  II,  S.  585  bietet  VOvi$tl(ta\  das  ist  ein  dem  Irenaeus  aus  der 
ßnosis  sehr  geläufiger  Ausdruck,  vgl.  adv.  haer.  1.  14,  1  i Stieren  I,  160; 
Harvey  I,  126);  1,  16,  3  (Stieren  1,  200;  Harvey  I,  163);  vom  latinus  inter- 
nes verschiedenartig  wiedergegeben:  defectus .  labes,  extremitas ,  po- 
itremitas,  deminoratio,  defectio  Stieren  1.  199,  27C.7:  188;  Harvej  1.250, 
251,  357). 

9* 


132  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

7  demselben l  sein  könnte  Vollkommenheit 2  und  Mangel,  Wissen 

8  und  Unwissenheit,  Wahrheit  und  Irrtum,  Licht  und  Finsternis, 

9  Macht  und  Ohnmacht?  Denn  diese  heben  einander  auf,  da3  Licht 
10  und  Finsternis  am  selben  Orte 1  zugleich  niemals  sein  werden, 
n  Sondern  wenn  Licht  [da  ist],  nicht  dazu  Finsternis;  wenn  Macht, 

12  nicht  Ohnmacht;  wenn  Wahrheit,  nicht  Irrtum;   wenn  Fülle, 

13  nicht  Mangel;  wenn  Wissen,  nicht  Unwissenheit;  wenn  Voll- 
u  kommheit,  auch  in  keiner  Weise4  Fehlerhaftigkeit5. 

Erläuterungen. 

Daß  das  Fragment  antignostisch  ist,  ist  ohne  weiteres  klar. 
Es  ist  eine  predigtartige  Ausführung  antignostischer  Gedanken 
und  Darlegung  gegenüber  gnostischen  Gedanken,  wie  wir  sie  in 
advers.  haereses  an  verschiedenen  Stellen  finden;  es  heißt  von 
den  Valentinianern:  » Evxev&ev  ItyovGi  jiqcottjv  doxy»  ^Xrl~ 
x&vai  t?]v  ovölav,  ex  zfjq  ayvoiaq  xal  rrjq  \vjtr\q  xal  rov  (poßov 
xal  xrjq  exjilrjgeatq«  Irenaeus,  adv.  haer.  1,  2,  3  (Stieren  I  S.  22; 
Harvey  I,  17);  von  der  unteren  Sophia  wird  (adv.  haer.  1,  4,  1, 
Stieren  1,  S.  48;  Harvey  I,  34)  gesagt,  daß  über  sie  gekommen 
sei:  (poßov  öh  .  .  ajtoglav  xe  em  xovxoiq'  ev  äyvoia6  de  xa 
jiavxa«.    Es  ist  also  der  Gedanke,  daß  in  den  leidenschaftlichen 


1)  W.  B.  II,  439c  gibt  als  Äquivalent  dafür  ini  xö  avvö,  simul;  aber 
der  Armenier  würde  auch  die  Worte  inl  rov  avzöv  (seil.  Xöyov)  so  über- 
setzen müssen,  da  das  armenische  Pronomen  geschlechtslos  ist;  ich  ver- 
mute, daß  Ir.  an  der  ersten  Stelle  etil  rov  avxbv,  an  der  zweiten  Stelle  aber, 
wo  der  Gedanke  seine  ganz  allgemeine  Begründung  empfängt,  Inl  xo 
avzö  schrieb. 

2)  Auch  hier  ist  (vgl.  oben  S.  131  Anm.  3)  der  Nominativ  aus  dem  Instru- 
mentalis herzustellen! 

3)  orpes  vieldeutig  wie  das  griechische  (bq;  Karapet  übersetzt  »wie«, 
Lüdtke  empfiehlt  wohl  mit  Recht  »da«;  Akinian:  »wie  [z.  B.]  .  .  .  würden«. 

4)  aal  ovöa/UüJQ. 

5)  So  übersetzt  Karapet;  therabajouthiun  fehlt  in  W.  B.  (Karapet 
bestätigt  mir  noch  einmal  brieflich,  daß  das  Wort  genau  so  in  der  Hand- 
schrift steht.)  Dagegen  finde  ich  therouthiun  bei  Bedrossian,  S.  221  für  im- 
perfection,  incompletness;  vgl.  W.  B.  I,  S.  808;  ebenso  therakadarouthiun 
=  tö  «TfA£g,imperfectio  in  W.B.  I,  S.806b;  Akinian  empfiehlt  TtagcdoyiOfiög. 

6)  Vgl.  auch  adv.  haer.  1,  5,  4  (Stieren  I,  P.  66;  Harvey  I,  49):  a>Z 
xal  zt/v  ayvoiav  zolg  tqlgl  na&eoiv  üyxexQixpS-cu  öiödoxovoi. 


Untersuchung:  Zum  9,  Fragment.  133 

Erregungen  der  Sophia  das  Moment  der  »Unwissenheit«  vor- 
handen gewesen  sei.  So  heil.it  es  von  den  Gnostikern,  daß  sie 
im  Gegensatz  zu  Plato  »ignorantiam  .  .  .  Aeonem  qui  erravit  .  .  . 
labis  fructum  etc.«  l  zum  Anfang  und  Ursache  der  Welt- 
gehöpfung  machen.  Den  Weltschöpfer  selbst  nennen  die  Gnostiker 
nach  Irenaeus  adv.  haer.  2,  28,  4  (Stieren  I,  3S4;  Harvey  1,  35oJ 
»labis  .  .  .  fructum  et  ignorantiae  prolationem  «2,  in  der  Ein- 
leitung des  4.  Buches  noch  specieller  auch  den  »unus  Deus«: 
»quandoquidem  factorem  et  fabricatorem,  qui  est  unus  Deus. 
secundum  quod  ostendimus,  de  labe  et  defectione  eum  emis- 

sum   dicunt et    quemadmodum    fabricatorem   ex   labe 

sive  defectione  emissum  dicunt«  (adv.  haer.  praef.  in  libr.  IV.  3. 
Stieren  I,  559;  Harvey  II,  144 f)3. 

Auch  die  Polemik  des  Irenaeus  gegen  diesen  Gedanken  der 
Gnostiker  ist  die  gleiche,  wie  in  unserem  neuen  Fragmente, 
indem  Irenaeus  darauf  hinweist,  daß  Licht  nur  von  Licht  kommt, 
Unveränderlichkeit  nur  von  Unveränderlichkeit:  »Labes  igitur  eius. 
quae  est  secundum  ignorantiam,  passionis  aut  universo  similiter 
Pleromati  ipsorum  proveniet,  quum  sint  eiusdem  substantiae. 
et  erit  in  ignorantiae  labe  id  est  semetipsum  ignorans  Pro- 
pator«  (adv.  haer.  2,  17,  5,  Stieren  I,  334,  Harvey  I,  308). 
Ebenso  weist  Irenaeus  auf  den  Gegensatz  von  labes  und  perfectio 
im  Pleroma  hin:  »Aut  quemadmodum  homines  advocari  ad 
perfectum  dicunt,  quum  illa  ipsa  quae  sunt  causae,  ex  quibus 
facti  sunt  homines,  vel  ipse  Demiurgus  vel  angeli  in  labe 
dicantur  esse?«  (adv.  haer.  2,  4,  2,  Stieren  1,  2S8;  Harvey  I,  260». 
Es  ist  interessant,  daß  in  der  weiteren  Ausführung  diesem  Gre- 
dankens  alle  in  unserem  neuen  Fragment  gebrauchten  Antithesen 
ebenfalls  auftauchen,  neben  Vollkommenheit  und  Mangel:  Wis 


1)  Iren.  adv.  haer.  3,  25,  5  (Stieren!,  550;  Harvey  11.  136);  vgl.  auch 
2,  19,  4  (Stieren  J,  345,  Harvey  1,  318):  »Erit  enim  ei  materiae  admixtio, 
quam  ex  ignorantia  et  labe  volunt  habuisse  BUbstantiam«,  vgl.  auch  ib. 
2,  17,  10  (Stieren  I,  338,  Harvey  1,  311  f). 

2)  "Genau  so  nennen  die  Gnostiker  die  Welt  selbst  nach  Iren.  adv. 
haer.  2,  3,  2  (Stieren  1,  286,  Haivey  1,  258);  vgl.  auch  Lb.  2,  17.  8  (Stieren 
I,  336;  Harvey  I,  311). 

3)  Ähnlich  adv.  haer.  2, 28,  7  (Stieren  1.  388;  Harvey  I,  357):  »ipsum 
ouinium  factorem  Deuni,  et  de  defectione  et  ignorantia  asserere  Buhstan- 
Kam  liahuisse*. 


134  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

und  Unwissenheit  (ignorantia  und  agnitio  adv.  haer.  2,  5,  1, 
Stieren  I,  290;  Harvey  I,  261),  Wahrheit  und  Irrtum  (veritas 
und  error  adv.  haer.  2,  5,  3,  Stieren  I,  291;  Harvey  I,  262),  Licht 
und  Finsternis  (lumen  und  tenebrosum  adv.  haer.  2,  4,  3,  Stieren 
I,  288;  Harvey  I,  260),  Macht  und  Ohnmacht  (potens  und  non 
potens,  adv.  haer.  2,  5,  3,  Stieren  I,  201;  Harvey  1,  263).  Man 
erinnert  sich  unseres  Fragments  sofort  bei  den  antithetischen 
Worten  dieser  Beweisführung:  »sed  qui  in  suis  concedit  et 
probat  labis  prolationes  et  erroris  opera  fieri,  et  in  aeternis 
temporalia  et  in  incorruptibilibus  corruptibilia  et  in  his,  quae 
veritatis  sunt,  ea  quae  sunt  erroris«  (adv.  haer.  2,  5,  3,  Stieren 
I,  291;  Harvey  I,  262). 

Gedanken  und  Ausdrucksweise  sind  denen  des  Irenaeus  so 
ähnlich,  daß  m.  E.  ein  Zweifel  an  der  Echtheit  des  Fragments 
nicht  berechtigt  erscheint.  Wir  haben  ein  Bruchstück  einer 
christologischen  Predigt  vor  uns,  die  Irenaeus  gehalten  zum 
Nachweise  des  Unrechts  gnostischer  Christologie. 

7)  Zum  10.  Fragment. 
Übersetzung. 

i  Des  seligen  Eranos,    des    Nachfolgers    der   Apostel,    des 

2  Bischofs  von  Logdon  der  Graliläer1,  aus  der  Rede  der  gegen 

3  Stornin2. 


1)  Endung  gng\  in  Fragment  5  und  6  //'"//• 

2)  Das  muß  Satornin  sein!  Also  ex  zov  Xöyov  zov  tiqoq  üazoQVivov. 
Wir  haben  im  armenischen  Eusebius  ebenfalls  die  Weglassung  des  a  im 
Namen  Satornin,  vgl.  armen.  Eusebius  ed.  Venedig  1877  S.  247  (=  Schwartz 
310,  lf)  UtnnpUiqnu,  S.  310  (=  Schwartz  390,  6)  Uinnfifanu  und  ib. 
(=  Schwartz  390,  8)  Uuinfifanu ,  auch  S.  295  (=  Schwartz  372,2 
l) ,niiini,llnh<i,iurj[^p .  hier  in  Eusebius  erklärt  Lüdtke  diese  Form  durch 
Abhängigkeit  vorn  syrischen  Original;  lat.  int.  hat  stets  Saturnin us 
(1,  24,  1,  Stieren  I,  241,  Harvey  I,  196;  2,  28,  6,  Stieren  I,  386,  Harvey  I, 
355;  2,  31,  1,  Stieren  1,  402,  Harvey  I,  369),  ebenso  Irenaeus  graecus 
bei  Eusebius  4,  29,  2,  Schwartz  390,  6  u.  18;  aber  freilich  TEB  und  der 
Syrer  haben  an  der  ersten  Stelle  aazoQvlXov,  R  oaQZOviXor;  an  der 
zweiten  Stelle  haben  TER  und  der  Syrer  oazoQvikü).  So  scheint  es, 
daß  trotz  Hippol.  Philosoph.  7,  28  die  Namensform  SazogvTvog  die  des 
Irenaeus  gewesen  ist.  —  Lüdtke  verweist  auch  auf  die  armenische  Form 
Nstor  für  den  Namen  Nestorius. 


Übersetzung:  Zum  10.  Fragment.  135 

i  Auf   solche  Weise   Jesum    gemäß   zwei   Gedanken {    ver- 

5  ändern2  und  auf  andere   [abweichende]   Art   erklären    sowohl 
t;  die  Nieolaiten  als  auch  Marcion.     Der    aber   das   10.  Los  des 

7  Bistums  von  den  Aposteln  erhalten  hat,  hat   gelehrt  '6  diesen, 

8  welcher  vom  Gesetz  und  von  den  Propheten  verkündigt  worden 

9  ist,  Gott,  als  ob  er  nicht  Vater  sei  Jesu  Christi.  Denn  diesen 
10  habe  ich  erkannt,  jener  aber  ist  unerkennbar,  sagt  er.  L  nd 
n  überdies  noch  haben  sie   das  Evangelium  Lucae  verstümmelt 

12  und  was   überhaupt   über  die  Geburt    des  Herrn    geschrieben 

13  ist,  weggeschnitten;  auch  aus  den  lehrhaften  Worten  des 
u  Herrn  sie  vieles  herausgeworfen  haben(d).  Und  von  denen, 
i5  welche  das  Evangelium  überlieferten  der  Apostel,  hat  er  seine 

16  Schüler    überredet4.      Nicht    ein    vollständiges    Evangelium, 

17  sondern   ein   beschnittenes    kleines  Evangelium    hat   er    ihnen 

18  überliefert.     Ebenso    auch    die    Briefe    des    Apostels    Paulus: 

19  manches  hat  er  zerstückelt  und  fortgeschafft;  offenkundig  hat 

20  er  sich  vermessen  und  verstümmelt  die  heiligen  Schriften. 
2i  Denn  die  Ebioniten,  welches  nach  Matthaeus  das  Evangelium 
22  ist,   dies   allein   haben    in  Gebrauch    und  Marcion   das  [Evan- 

88  gelium]  nach  Lucas  hat  verstümmelt,  aus  demjenigen,  was 
24  aufbewahrt  wird  bei  ihnen,  und  was  er  angenommen  hat,  aus 
as  diesem  Lästerung  redend. 

86  Die  aber  Jesum  scheiden  von  Christo  und,  (daß)  leidens- 

27  los    geblieben    sei   Christus,    sagen,    und    (daß)   erduldet   habe 

28  die  Leiden  Jesus,  rühmen  sich,  das  Evangelium  nach  Marcus 

89  zu  haben. 

30  Die  (Anhänger)  aber  des  Valentin   gebrauchen   meistens  :> 

:n  das  Evangelium  nach  Johannes  und  sind  zu  so  großer  l'n- 
32  Verschämtheit  fortgeschritten,  daß  auch  nicht  ein  Evangelium 

1)  Vielleicht  xaxä  ovo  loyiöfJLOvq  (6ia/.oyiatuovg  oder  iv9v(/rfßatat$). 

W.  B.  I,  976a  hat  als  Äquivalente:  Mzksxri,  loyiöfiöc,  ötaXoyiouüq.  rö^u«, 
öiävoia,  iSiarörjjua,  h'voia,  ßovh),  ot\ußov).iov,  <fQÖr>]ur:,  tvih'/ujua. 

2)  alloiovoiv. 

'.\)  Kni  rov  ÖExazov  y.h'joov  t/]<;  huaxonijq  ano  xCbv  anomökmv 
Aaßorzö^  eöida^z  ist  zu  vermuten,  denn  nicht  der  Bischof  hat  das  gelehrt, 
sondern  Marcion,  der  unter  dem  Bischof  nach  Rom  tarn. 

•1)  Ich  habe  den  armenischen  Text  wörtlich  wiedergegeben:  er  ist  in 
Unordnung;  was  dahinter  steht,  sieht  man  aus  adv.  haer.  1.  27.  2  s.  u. 
in  den  Erläuterungen). 

>)  Oder  »oft«,  latinus  interpres   »plenissime«. 


13(3  Jordan,  Armenische  Irenaeus- Fragmente. 

33  bei   ihnen    ohne  Lästerung    gefunden    wird;    denn    ohne    jede 

34  Furcht  haben  sie  ein  besonderes  Buch  der  Zusammensetzung 
85  (Zusammenschreibung  [)  zusammeD gestellt.     Aber  jenes  Evan- 

36  gelium,    welches  von    den  Aposteln    überliefert  uüd  bewahrt 

37  worden  ist,  das  ist  wahr,  nicht  mehr  als  die  vorher  genannten  - 

88  und  nicht  weniger.     Denn  die  rechtgläubigen  Bischöfe  haben 

89  unversehrt  ohne  Zusatz  und  Verminderung  die  schriftliche 3 
40  Geschichte  bewahrt  und  das  von  ihnen  Bewahrte  hat  weder 
4i  Zusatz    noch  Lücke.     Denn  weder   mehr    als    diesje],    welche 

42  sind,  noch  wiederum  weniger  ist  es  möglich,  (daß)  die  Evan- 

43  geben   sind,    weder    der   Zahl,    noch   dem  Maße   nach.     Denn 

44  Säule  und  Stütze   der  Kirche   ist   das  Evangelium,    und  Geist 

45  und  Leben,  so  daß  es  mit  Recht  vier4  Teile  hat5.    Denn  das 

46  Wort  Gottes  erschienen  den  Menschen  hat  gegeben  das  vier- 

47  gestaltige  Evangelium.     Und   durch   einen  Geist  wird    es   zu- 

48  sammengehalten.      Aber    nicht    hat    eine    Stütze 6   das    Wort, 

49  welches  durch  Engel  oder  andere  Mächte  [zu  teil]  werden 
so  könnte  der  Welt ",  als 8  allein   durch  den  Eingeborenen.     Der 

51  Vater  hat   geschaffen    die   Geschöpfe,    obwohl   nicht    bedurfte 

52  Gott  der  geschaffenen  9  Macht;  aber  [so]  könnte  er  wohl  nicht 

53  von  jemandem   zur  Rede    gestellt  werden,    daß  er  hoch  übei 

54  allem   sei  und   allmächtig,    welcher  auch    den  Sieger   besiegt 

55  und  den  besiegten  Menschen  freigelassen  hat.  Denn10  immer1 


1)  Karapet  übersetzt  »ein  besonders  zusammengesetztes  Buch«;  das 
zu  übersetzende  Substantiv  muß  entweder  identisch  sein  mit  saradrouthean. 
nach  W.  B.  II,  469c  gleich  ovv&egiq,  also  ßißlov  ovv&eoecoq  oi-vaS-erzo; 
der  Iren.  lat.  (s.  u.)  aber  weist  wohl  mit  conscriptio  avyyQapfza  (s.  W.  B. 
II,  4fJ9a  also  gleich  2l"nutaPni-Pt'l-u  ==  GtyyQuw*a  unter  Metathesis  von 
an  für  nl^  und  mit  anderer  Endung!)  den  richtigen  Weg:  »ßtß/.ov  avy- 
yodu(xaioq  avvi&svzo". 

2)  zur  7iQOSLQrifjLGvo)v,  lat.  int.  »praeterquam  praedicta  sunt«. 

3)  Oder:  biblische?  4)  Das   fi  vor  £npu  ist  wohl  zu  tilgen! 
5)  Die    Infinitivconstruction     erklärt    sich    im    Hinblick     auf    Iren. 

graec.  s.  u.!  6)  avf'/Qiyiua.  7)  Anspielung  auf  Gal.  1,  8. 

8)  alXoiq  dwdfieatv  .  .  .  ij.  9)  Vgl.  W.  B.  I,  339b. 

10)  Die  folgenden  beiden  Sätze  sind  gleich  Fragment  9  (oben  S.  131) 
Zeile  4—9  mit  geringen  Abweichungen,  die  unten  angegeben  sind,  dazu 
Variationen  in  zwei  Wortendungen. 

11)  Fehlt  in  Fragment  9  (oben  S.  13  Zeile  9);  vielleicht:  xal  del  6  avzoq 

Xoyog  0EÖg,    [als]    stark erschienen;   dann   aber   lies  Zqop  für 

/>qon\i)  Interpunction   ändern!? 


Übersetzung:  Zum  10.  Fragment.  137 

r.ü  eben  dasselbe  Wort  [als]  Gott,   der  starke  l,   durch  den  Geist 

57  des   Wissens    und    der   Vollkommenheit    erschien   und    nicht 

58  durch   den  Geist    der  Unwissenheit  und    des  Mangels.     Denn 

59  wie  eins2  sein  könnten  Vollkommenheit  und  Mangel,  Wissen 
<;o  und  Unwissenheit,  Wahrheit  und  Irrtum3,  Macht  und  Ohn- 
6i  macht.  Aber  jene  so  sehr  prahlen4  insgeheim,  im  Verborgenen 

H  tragend   in  sich   die 5.     Aber  der  Sohn  ist    vom  Vater 

u3  gekommen  in  fürstlicher  Gewalt6  in  Fülle  der  Macht".  Vor 
<i4  wem  fürchtete  er  sich,  da  er  doch  guttätig  war  und  Gott, 
65  gemäß  dem,  was  die  Schrift  sagt:  »Willst  du  dich  nicht 
06  fürchten   vor  jener8  Obrigkeit,    tue    Gutes;    sonst    wenn    du 

67  Böses  tust,  fürchte  dich9«.  Diejenigen  aber,  welche  das  Gegen- 

68  teil  von  diesem  sagen,  als  ohnmächtig  und   unstark10  stellen 

69  dar  den  Herrn,  als  ob  er  nicht  vermocht  hätte  zu  tun  Gutes. 

70  Und  »wer  nicht  tut  Gutes,  dient  den  Sünden«  n,  nach  der  Schrift. 

71  Aber  der  Mensch  anfänglich12  frei  war  in  Wahl13;  denn  frei 

72  ist  im  Willen  Gott,    der  geschaffen  hat    den  Menschen  nach 

73  seiner  Ähnlichkeit.  Wrie14  »das  Fleisch  ohnmächtig?  ist.  so  der 
7i  Geist  willig  ist15«,  wird  vom  Herrn    bezeugt.     Das  heil.it,  es 

75  vollendet  der  Mächtige,  wozu  immer  er  willig  ist,  und  wenn 

76  die  Willigkeit  des  Geistes   verbinden  wird   jemand  mit    dem 

77  Fleische,    ist   es  notwendig,   da!.i  das  Mächtige   bewältige  und 


1)  fehlt  in  Fragment  9  (oben  S.  13  Zeile  !)). 

2)  ü'ft,  dagegen  in  Fragment  9  (oben  S.  13  Zeile  11)  fr  'uü'/r'ij. 

3)  Hier  fügt  Fragment  9  (oben  S.  13  Zeile  13 f)  hinzu:  ^nju  U  juuu_iun. 

4)  Karapet  »murmeln«;  Lüdtke  vermutet  »irren«,  »sind  unwissend  • "? 
Nicht  in  W.  R! 

5)  Karapet  »die  unreinen  Sitten«  in  Anlehnung  an  das  vulgär- 
armenische  dtuß^  =  schmutzig;  mir  unklar!  Ich  erinnere  wenigsten-, 
an  Iren.  adv.  haer.  3,  14,  1  (Stieren  I,  49S;  Harvey  II,  76  .  wo  es  von  den 
(inostikern  heißt:  »gloriantur,  abscondita  et  inenarrabilia  didieisse  Sacra« 
menta«.  Akinian:  Zuflüsterungen.  6)  Karapet  »Pracht   . 

7)  Karapet  »in  voller  Macht«;  »Fülle  der  Macht«,  wenn  .  .  .  f,)l.iuii 
eorrigiert  wird. 

8)  =  »t]  txü&ev«  oder  temporal  »/.oitiöv«?  oder  wohl  nur  Pleonasmus 
(vgl.  arm.  Eus.,  sehr  häufig).  9)  Rom.  13,  3—4.  10)  kraftlos. 

11)  Freies  Citat  nach  Job.  S,  34.  12)  an   dg//,:. 

13)  xtj  TiQoaiQtOEi'?  Karapet  »an  Charakter  . 

14)  Nicht  Einführung  des  Citats  —  an,  sondern  dem     >o-   entgegen- 
gesetzt, vgl.  lat.  int. 

15)  Matth.  26,  41;  hier  nur  die  beiden  Sätze  umgestellt. 


138  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

78  beherrsche  das  Ohnmächtige    und    daß    verschlungen    werde 

79  das  Fleisch  von  der  Kraft  des  Geistes  und  daß  sei  ein  solcher 

80  nicht  mehr  fleischlich,    sondern  geistlich  durch   die  Gemein- 
8i  schaft  des  Geistes.    Also  wo  der  Geist  des  Vaters  ist,  da  ist 

82  nicht  Ohnmacht  des  Fleisches,  sondern  Willigkeit  des  Geistes. 

83  Verschluckt  ist  die  Ohnmacht    des  Fleisches  von    der  Macht 

84  des  Geistes.     Wie  für  die  Verwesung  aufnahmefähig  ist  das 

85  Fleisch,  so  auch  für  die  Unverweslichkeit l.    Aber  der  Satan, 

86  weil  er  abtrünnig   war,    das  Geschlecht    des  Menschen    nach 

87  Räuberart  in  Besitz  nehmend,  hat  beherrscht 2,  hat  beängstigt 

88  das  Herz  der  Menschen  und  unter  seiner  Furcht  eingeschlossen3. 

89  Aber  das  Wort  Gottes,    Mensch    geworden,    hat  ihn   besiegt 

90  und   gegeben  zum  Zertreten4  seinen  Gläubigen  und  hat  auf- 

91  gehoben  die  Furcht  von  ihnen  und  gesetzt  die  Angst  vor  ihnen 

92  über  ihn 5  und  [ihnen]  gegeben  Gewalt 6  ohne  Furcht  zu  gehen 

93  auf  dem  Drachen  und  zu  zertreten  den  Löwen 7   ffemäß  dem 

94  was  sagt  der  Prophet:    »Er  wird   führen   zur  Wahrheit   das 

95  Recht«8.     Denn  obwohl  Adam    überwältigt    wurde    und    fiel 

96  durch  Übertretung,  ist  der  Sohn  Gottes  hinzugekommen  und 

97  hat  gesiegt,  hat  gefesselt  den  Starken9  und  erlöst  seine  Ge- 

98  schöpfe.  Also  wenn  er  nicht  besiegt  hätte  den  Widersacher, 

99  wäre  nicht  zurückgewiesen  worden    der  Feind,    da  ja  nicht 
ioo  besiegt  sei  der  Tod10,  nach  ihrer  Rede:    welcher  geherrscht 

101  hat  von  Adam  bis  Moses.    Aber  die  siegende  * 1  Kraft  in  der 

102  Gottheit  ist  erschienen12,  der  Sohn  Gottes,  hat  gefesselt  den 

103  Starken13  und  vertilgt  den  Tod. 

104  Die  Marcioniten   aber  sind    so  sehr    verfallen  unter   die 

105  Furcht    der  Dämonen,   wie   noch  niemand    von  den  Heiden. 


1)  Armenischer  Text  S.  17  Zeile  4—5  ist  ähnlich  S.  18,  Zeile  22  f;  die 
beiden  Stellen  spielen  an  auf  1  Kor.  15,  53/4  und  sind  Citate  aus  Irenaeus 
adv.  haer.  s.  u.! 

2)  }.%ozixü>q  xQaxrjoaq,  sxvqIevos.  3)  avvexkeLaev. 

4)  söo)X£v  eIq  xaxanäxr^ia. 

5)  ihm  auferlegt  die  Angst  vor  ihnen  ...  6)  z&voia. 
7)  Anspielung  auf  Psalm  91,  13. 

S)  Jesaias  42,  3  nach  LXX  »aXXa  eh  afaföeiav  e^oloei  xqioiv«. 
9)  Anspielung  auf  Matth.  12,  29. 
10)  üaueQ  [/.}/  VLxrj&svrog  xov  d-avdxov.         11)  Oder  »als  siegend«. 

12)  Vgl.  IKor.  1,  24. 

13)  Anspielung  auf  Matth.  12,  29;  Marc.  3,  27;  wie  oben  Zeile  97. 


Übersetzung:  Zum  10.  Fragment.  139 

oü  Denn   welcher  jemand    größern    als   sich    selbst    hat l,    unter 

07  eines   andern  Gewalt   und  Furcht  ist;    nicht  allein    der  Ehre 

08  nach  2  ist  er  nicht  König,    sondern  auch  nicht    dem  Scherze 

09  nach 3.     Dies  haben  wir  vorher  gezeigt,    daß,   wo  Tapferkeit 

10  ist,  da  ist  nicht  Feigheit,  und  wo  Zuversicht  ist,  da  ist  nicht 
ii  Furcht.  Denn  sobald  du  auf  unzertrennbare  Weise  die  Ver- 
12  einigung  sagen  wirst,  wird  aufgelöst  die  zweiteilige4  An- 
is nähme 5.     Somit   wie    könnte    in   dem    allerfassenden  Wissen 

14  Unwissenheit     erscheinen?6      Denn    wenn    das    Gesetz    von 

15  Unwissenheit  und  Mangel  aus  gegeben  worden  wäre,  wie 
i.i  vermöchten7  die  Eeden  in  ihm,  die  über  Christus  [handeln]8, 

17  die  satanische   Unwissenheit   aufzulösen   und   den  Starken  zu 

18  besiegen?   Denn  nicht  von  dem  Geringen  und  nicht  von  dem 

19  Gleichen   wird    der  Starke    besiegt,    sondern    von   dem,    der 

20  größer  als  alles  ist,  dem  Worte  Gottes,   das  besiegt  hat  den 

21  Starken  und  genommen  hat  zur  Beute  seine  Schätze  9.    Stark 

22  wird  deshalb    gesagt    der  Satan,    weil   er   in  Schrecken   und 

23  Furcht  versetzt  nach  Räuberart10  die  Menschen.  Wer  aber 
2i  in  Fülle  Leben  hat,  auch  Gewalt  in  sich  selbst  hat:  denn 
25  Furcht  und  Schrecken    und  Leiden,    und  was  sonst   derartig 


1)  Wörtlich:  »Denn  welcher  einen  größern  als  sich  selbst  hat  jemand« 
(fiFiL.ova  kavzov  exei  Viva);  im  armenischen  Text  ist  S.  17  Zeile  23  Ende 
np  von  fuiii  zu  trennen;  letzteres  mit  nachfolgendem  determinierten  A.C- 
cusativ    (»)  ist  gleich  »als«  beim  Comparativ. 

2)  xaxa  t/)v  öö^av;  der  Armenier  verstand  das  öö$a  gleich  »Ehre«, 
Irenaeus  wohl  gleich  »Meinung«,  »Schein«  d.  h.  also  man  kann  von  dem 
unteren  Gotte  den  Ausdruck  »Gott«  nicht  gebrauchen,  weil  er  nicht  aus- 
sieht wie  Gott,  ja  man  kann  nicht  einmal  im  Scherz  von  ihm  als  einem 
Gott  reden. 

3)  xav"  siQiovelav?,  vgl.  adv.  haer.  4,  2,  6  (Stieren  I,  564:  Harwv 
II,  149  »per  ironiam«). 

4)  Ich  finde  in  W.  B.  I,  GSGa  nur  Lpl^uM^nthi  =  6i<fi/^. 

5)  »Annahme«,  so  übersetze  ich  das  Wort,  für  das  das  W.  B.  II  p.  748b 
das  Äquivalent  vtzö&zülq  bietet,  dem  das  armenische  Wort  genau  nach- 
gebildet ist;  vielleicht  auch  bnoxtifjtfvov'i 

6)  Wörtlich   übersetzt:    »Somit  wie    in    dem    allerlassend. m    Wi 
1  nwissenheit  würde  (oder  wäre)  >  V 

7)  »vermöchten«  steht  im  armenischen  Text  hinter  ■  aufzulösen 

8)  »ot  .<•*>  avvib  loyoi  ol  ntpl  toi-  XgtOTof 
9]  Anspielung  auf  Matth.  12,  25),  wie  oben! 

10)  XyoTtxöjc,  siehe  oben  Zeile  86 f! 


140  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fraginente. 

126  ist,,  gemäß  uns  geschehen,    gemäß  den  Fleischlichen1.     Über 

127  die  Geistlichen  aber,  welche  ausgebreitet 2  haben  das  Licht 3, 

128  werden   nicht  folgen  solche  Drangsale.    Denn  nicht  Gott  von 

129  dem   Gewordenen  ist4,    sondern  das  Gewordene5  von  Gott6. 

130  Denn  alles  ist    von   dem    einen    und   von    dem    einen  Gott7. 

131  Wie  für  den  Tod  aufnahmefähig  ist  unser  Fleisch,  gleichfalls 

132  für  das  Leben8.     Und  diese  einander  Kaum  geben  und  beide 

133  nicht  bleiben   mit  einander  zusammen,   sondern   ausgetrieben 

134  wird9  das  eine  vom  andern  und  in  dem  Zusammengefügten10 

135  wird  aufgehoben  das  eine  von  beiden.    Am  Anfang  der  Tod, 

136  stark  geworden  durch  die  Sünde,  hat  ausgetrieben  das  Leben 

137  des   Menschen;    nachher    aber  das    Leben,    stark    geworden 

138  durch    die    Unsündlichkeit,    hat    hinausgeworfen    den    Tod. 

139  Denn   wenn    der   Tod   totgemacht    hat,    weshalb    sollte    das 

140  Leben  nicht  lebendig  machen.    Aber  weil  es  lebendig  gemacht 
i4i  hat,  hat  es  gefangen  den  Tod  und  nicht  wurde  es  gefangen 


1)  xad?  rjfiäq  ylyvovxai,  xaza  zovq  oaoxtxovq. 

2)  »ausgebreitet«  ist  Part.  Aor.  Pass.  (=  Act.)  etwa  von  exzelvoj,  also 
vielleicht  exzaSev  eyovaiv  zo  <pioq  oder  exzelvavzeq^i 

3)  Statt  »das  Licht«,  q^n/uu  könnte  man  mit  leiser  Änderung  sagen: 
qjniüli  —  die  Hoffnung;  vielleicht  »sich  ausstreckend  die  Hoffnung  haben«? 
Bibelstelle? 

4)  Etwa:  ov  yäo  6  Qeoq  ex  xöjv  yevo/ievojv  eoxr,  oder  mit  Streichung 
von  #  (Ablativ  mit  #  identisch  mit  Genetiv)  ov  yao  6  Oeoq  zaJv  yevofievajv 
toxi,  Gott  gehört  nicht  zu  der  Kategorie  der  Gewordenen. 

5)  xk  yevötii£vcc,  Plural! 

G)  ex  xov  &eov;  oder  wieder  mit  Streichung  von  j,  wie  oben,  xov 
Q-Eor. 

7)  ex  xov  evbq  xccl  exxov  (jlövov  9-eov;  Lüdtke  schlägt  vor,  ft  am  Schluß 
von  S.  18  Zeile  21  zu  streichen;  dann  hieße  es:  »alles  ist  von  dem  einen 
und  des  einen  Gottes«.  Wenn  es  sich  um  eine  Anspielung  auf  Rom.  11,36 
(»oxi  e£  avzov  xal  öi  avzov  xal  elq  avzov  zä  ndvxa«,  das  in  der  armen. 
Bibel  lautet  [Zohrab  S.  774]:  %[,  'fr  'uifu/u?  U  'unH[utl.  U  'f,  'un/u  uiJ) 
handelt,  ist  wohl  eine  weitgehende  Textverderbnis  anzunehmen! 

8)  Siehe  oben  Zeile  84  f. 

9)  Statt  ZumuI;  (s-  18  Zeile  25,  zweites  Wort)  lies  Zu/uu/ufr,  vgl. 
JA  S.  117  Zeile  13;  Akinian  liest  tu/uf,. 

10)  Karapet  übersetzt:  »bei  der  Auferstehung«,  wohl  Verwechslung 
der  Verba  jarem  und  jaroucanem,  Irenaeus  graecus  adv.  haer.  5,  12,  1 
hat  hier  xal  naoöixoq  xov  exeoov.  JA  hat  juifini^tjh^nfu  tffrnjü',  Lüdtke 
schlägt  vor,  statt  unseres  Textes  jutptgb^n/ü  mit  leichter  Änderung  zu 
lesen  jujp  hqb^nßj  und  aus  JA  zu  ergänzen  iffinfu,  das  ist  gleich  Ir.  graec. ! 


Untersuchung:  Zum  10.  Fragment.  141 

142  von  ihm.     Denn    nicht  war    es   verkauft    worden    unter    die 

143  Sünden.    Nun,  wenn  »das  Fleisch  schwach  ist,  der  Geist  willig 

144  ist « l,  wie  gesagt  hat  der  Herr,  und  wenn  zusammengefügt 
ii.,  wird  die  Willigkeit  mit  der  Schwachheit,  wird  zum  Sieger 
U6  der  Starke  und  verschlungen  wird  das  Schwache  in  der 
ii7  Stärke:  nicht  mehr  ist  es  schwach,  sondern  vollständig  stark. 
148  Das  fleischgewordene  Wort  Gottes  aber,  aufhebend  die  Un- 
it i  wissenheit,  hat  gegeben  ihnen  sein  Wissen. 


Erläuterungen  zum    10.  Fragment. 

Zu  Zeile  3:  Der  hier  erwähnte  Gnostiker  Satornin  hat  ge- 
rade in  den  Kämpfen2,  die  der  julianistische  Johann  Mayro- 
gomeci  gegen  den  chalcedonensischen  Katholikos  Ezr,  den  zweiten 
Nachfolger  des  Komitas3,  führte,  eine  gewisse  Rolle  gespielt,  so 
daß  von  hier  aus  ein  neues  Argument  sich  ergibt,  durch  welches  das 
»Siegel  des  Glaubens«  bzw.  seine  Quelle  an  Johann  Mayrogomeci 
gebunden  wird.  In  dem  kleinen  griechischen  »liber  de  rebus 
Armeniae«4,  der  fälschlich  dem  Philippus  Solitarius  (s.  oben 
S.  llSAnm.  5)  zugeschrieben  wurde5,  berichtet  der  Verfasser,  daß 


1)  Matth.  26,  41;  siehe  oben  Zeile  73/4,  auch  hier  die  beiden  Sätze 
umgestellt;  bei  ,/'u, f ,,/'/,'/, u  und  Znq.ftu  (auf  Seite  19  Zeile  8)  bedeutet 
jedesmal  das  angehängte  «  nicht  »mein«,  wie  im  Neuarmenischen,  sondern 
einfach  den  Artikel! 

2)  Vgl.  über  sie  auch  Stephanus  v.  Taron,  deutsch  v.  Geizer  u.  Burck- 
hardt  S.  62  f. 

3)  Die  Reihe  der  Catholici  lautet:  Komitas  (611 — 627  8),  Christo- 
phorus  II.  (629/30-631/2),    Esdras  (Ezr;  632—641),   Nerses  III.  von  Taykh 

642—661);  vgl.  Ter-Minassiantz,  Armen.  Kirche  S.  60  1  u.  Tournebize. 

4)  Abgedruckt  M.  Patrol.  graeca  127,  877—002  (auch  ib.  132,  1237  58  , 

5)  Eigentümlich  ist,  daß  die  Liste  der  Catholici  und  der  armenischen 
Könige  in  dem  Werke  bis  zu  dem  armen.  Katholikos  Sahak  iti7S  bis  gegen 
700)  geht  und  die  Liste  der  armenischen  Fürsten  bis  zu  Smbat  Bagratoni 
(um  700)!  Von  Sahak  und  Bagratoni  werden  nicht  mehr  die  Zahlen  an- 
gegeben! So  sollte  man  eigentlich  denken,  es  handle  sich  um  eine  Schrift, 
dir  wahrend  der  Regierungszeit  der  beiden  Genannten,  also  gegen  700  verfaßt 
i*t:  als  Verfasser  werden  nun  drei  genannt:  1.  In  cod.  Athous  927  (saec 
XI \ — XV  fol.  268*)  wird  berichtet,  die  Arbeit  sei  von  Demetrius  von 
Cyzicus  auf  Geheiß  des  Kaisers  Constantin  Porphyrogennetua  913  59 
regierend)  verfaßt|;  2.  bei  MLigne  127  steht  sie  unter  dem  Namen  des  Phi- 
lippus Solitarius  (s.  oben  S,  118)  und  3.  bei  Migne  182  steht  si.>  unter  dem 


142  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Ezr  nach  der  Synode  von  Theodosiopolis  von  633  gegen  Johannes 
die  Väterzeugnisse  und  die  Schrift  angeführt  habe,  und  dann 
heißt  es:  »Kai  ors  vjitöei^s  tt]v  fiaQTVQiav  rrjg  yqa<pr\g,  stxtv 
6  lwavvr\g'  >Tavza  jiavxa  ol  NeöxoQiavol  Jtgoös&rjxav  ev  xalg 
ygacpalg  xoov  ayioov  xa&cbg  xal  hv  xalg  ftaiaig  rga(palg  jtoxe 
jtgoöexifrei  o  2axogvlXog  JcoXXag  algeöeig,  cog  xal  elg  xb  xaxa 
Aovxav  EvayyeZtoV  Ott  rjgt-axo  o  'irjöovg  IvjreTGfrat  xal  äörjfio- 
vtlv.  'Q<pd-7]  6e  avxoo  ayyzlog  ajib  ovgavov  tvioyvcov  avxov  xal 
ort  8XTSV80T8QOV  jiqo67]vxsto,  lytvsxo  o  lögobg  avxov  cog  frQOfl- 
ßoc  al'fiarog<1'  xal  xa  öftoia«.  Woher  mag  Johann  Mayrogomeci 
die  Nachricht  haben,  daß  Satornin  in  dieser  Weise  das  Lukas- 
evangelium verändert  habe?  Ich  verweise  noch  auf  den  Ein- 
gang des  11.  Fragmentes,  das  sich  gegen  Leute  richten  soll,  die 
Jesu  Leiden,  Trauer  und  Furcht  zuschreiben. 

Zu  Zeile  4/5:  Es  ist  zu  vermuten,  daß  hinter  den  Worten 
»gemäß  zwei  Gedanken«  der  Gedanke  von  dem  doppelten  Christus 
Jesus  steckt,  von  dem  ja  dann  sofort  hinsichtlich  Marcions  das 
Fragment  redet.  Aber  auch  die  Nikolaiten  haben  ja  nach  der 
Anschauung  des  Irenaeus  adv.  haer.  3,  11,  1  (Stieren  I,  462; 
Harvey  II,  40)  diese  Meinung:  »Haue  fidem  annuntians  Johannes 
Domini  discipulus,  volens  per  Evangelii  annuntationem  auferre 
eum,  qui  a  Cerintho  inseminatus  erat  hominibus  errorem,  et 
multo  prius  ab  his  qui  dicuntur  Nicolaitae,  qui  sunt  vulsio 
eius  quae  falso  cognominatur  scientiae,  ut  confunderet  eos,  et 
suaderet  quoniam  unus  Deus  qui  omnia  fecit  per  Verbum  suum; 
et  non  quemadmodum  illi  dicunt,  alterum  quidem  fabricatorem, 
alium  autem  Patrem  Domini:  et  alium  quidem  fabricatoris  filium, 
alterum  vero  de  superioribus  Christum,  quem  et  impassibilem 
perseverasse,  descendentem  in  Jesum  filium  fabricatoris  etc.« 
Man  sieht  also  deutlich,  wie  hinter  unserm  Fragment  diese  An- 
schauung des  Irenaeus.  vom  Nikolaitischen  Doppelchristus  steht. 

Zu  Zeile  6/7:  Nach  adv.  haer.  3,  4,  3  (Stieren  I,  440;  Harvey 
II,  18:  »Marcion  autem  illi  succedens  invaluit  sub  Aniceto,  de- 
cimum  locum  episcopatus  continente«)  lehrte  Marcion  unter  dem 


Namen  des  Katholikos  Isaak  im  12.  Jahrhundert!?  Sollte  nicht  hier 
mindestens  eine  Quelle  des  7.  Jahrhunderts  vorliegen?  Vgl.  Krumbacher, 
Oesch.  d.  byz.  Lit,  18972  S.  81  u.  89. 

1)  Matth.  2(5,37;  Mark.  14,33;  Luk.  22,  43  f;  es  handelt  sich  in  dem 
obigen  Citat  um  eine  Verbindung  der  Markus-  und  Lukasstelle. 


Untersuchimg:  Zum  10.  Fragment.  14^> 

zehnten  römischen  Bischof  Anicet.  Die  Zählung  der  Bischöfe  in 
unserm  neuen  Fragment  ist  also  dieselbe  wie  bei  Irenaeus,  für 
den  Sixtus  der  sechste  Bischof  »äxo  xmv  aJtoöxoXcov«  ist  (vgl. 
adv.  haer.  3,  2,  3  [Stieren  I,  432;  Harvey  II,  11]);  Irenaeus  zählt 
also  Petrus  und  Paulus  nicht  mit.  Man  gewinnt  aus  unserm 
Fragment  einen  neuen  Anhaltspunkt  dafür,  dali  die  eigene 
Bischofsliste  des  Irenaeus  tatsächlich  so  lautete l.  Es  ist  be- 
achtenswert, daß  auch  unser  Fragment  ajto  xcov  anoöxolwv  hat, 
also  als  Glieder  der  römischen  Gemeinde  Petrus  und  Paulus 
zählt,  Petrus  nicht  als  Bischof.  Anderseits  ist  mir  höchst  auf- 
fallend, daß  in  unserm  Fragment  kein  Wort  davon  vorkommt, 
daß  es  sich  um  den  Bischof  von  Rom  handelt,  und  an  der  Stelle, 
wo  unser  Fragment  beginnt,  kann  doch  kaum  von  Rom  die 
Rede  gewesen  sein!  Sollte  hierin  ein  neuer  Hinweis  darauf  zu  sehen 
sein,  daß  für  Irenaeus  doch  in  eigentümlicher  Weise  sich  die 
Nachfolgerschaft  von  den  Aposteln  her  in  Rom  concentriert? 
Zu  Zeile  7/10:  Was  hier  dem  Marcion  zugeschrieben  wird,  das 
schreibt  Irenaeus  in  adv.  haer.  1,  27,  1  (Stieren  I,  256;  Harvey 
I,  214  f)  direct  und  fast  wörtlich  seinem  Lehrer  Cerdon  zu: 
edida^e  xov  vjio  xov  vofiov  xal  jcqo<p?]x6jv  xaxt/gvyfisvov  Seov 
firj  eivai  jcaxtga  xov  xvqiov  i)(imv  Irjoov  Xgiöxov.  Tov  fihv  yag 
yva>gi£eo&cu,  xov  de  ayvcöxa  tivai«.  Man  nehme  hinzu,  daß 
auch  die  vorhergehenden  Worte  von  xXJjqov  bis  ediöaSe  in 
unserm  armenischen  Texte  vorangehen,  so  haben  wir  in  unserm 
armenischen  Fragment  ein  nicht  geringes  wörtliches  Citat  aus 
advers.  haer.  Das  aber  kann  kaum  besonders  auffallen,  denn 
Marcion  hat  ja  diese  Gedanken  seines  Lehrers  sich  völlig  zu 
eigen  gemacht;  so  heißt  es  auch  gleich  nachher  von  Marcion  in 
adv.  haer.  1,  27,  2  (Stieren  I,  256  f;  Harvey  1,216):  »Maoxicov 
.  .  .  tjv^fjOs  xo  öiöaöxaZelov.  äjiTjgvfrgiaöfn'vcoQ  ß/Lao<ptj{uä)v  euni, 
qui  a  lege  et  prophetis  annuntiatus  est  Deus;  .  .  .  Jesum 
autem  ab  eo  Patre  etc.«  Schon  bei  dem  Armenier  Eznik  v.  Kolb 
(um  445)  begegnen  wir  einer  weitgehenden  Kenntnis  Marcions 
und  der  Marcioniten:  vgl.  Joh.  M.  Schmid.  D.  Wardapei   Eznik 


1)  Dafür,  daß  Irenaeus  noch  die  andeiv  Art  der  Zählung  kennt,  wo- 
nach anicet  der  11.  Bischof  ist.  vgl.  H.  Jordan,  Das  Alter  und  die  Her- 
kunft der  Latein.  ÜbersetTOng  des  Hauptwerkes  des  Irenaeus  1908,  S.  31? 
Anm.  1. 


144  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


v.  Kolb  »Wider  die  Sekten«,  deutsch,  Wien  1900,  dazu  V.  Ermoni, 
Marcion  dans  la  litterature  armenienne  in  Revue  de  l'Orient 
chretien  1896,  1,  S.  461/80. 

Zu  Zeile  10/14:  Wörtliches  Citat  aus  Irenaeus  adv.  haer. 
I,  27,2  (Stieren  I,  257;  Harvey  I,  217  f):  »Et  super  haec  id  quod 
est  secundum  Lucam  evangelium  circumcidens  et  omnia  quae 
sunt  de  generatione  Domini  conscripta,  auferens,  et  de  doctrina 
sermonum  Domini  multa  auferens«.  Ganz  ähnlich  auch  adv. 
haer.  3,  11,  7;  3,  12,  12. 

Zu  Zeile  14/16:  Iren.  a.  a.  0.:  »semetipsum  esse  veraciorem, 
quam  sunt  hi,  qui  evangelium  tradiderunt  apostoli, 
suasit  discipulis  suis«.  Danach  ist  der  Armenier  zu  ver- 
bessern. 

Zu  Zeile  16/19:  Iren.  a.  a.  O.:  »non  evangelium,  sed  parti- 
culam  evangelii  tradens  eis.  Similiter  autem  et  apostoli  Pauli 
epistolas  abscidit,  auferens «,  also  etwas  freieres  Citat! 

Zu  Zeile  19/20:  Hierfür  finde  ich  bei  Irenaeus  keine  wört- 
liche Parallele;  die  Stelle  erinnert  aber  an  adv.  haer.  3,  11,  9 
(Stieren  I,  472;  Harvey  II,  51):  »Marcion  .  .  .  partem  gloriatur 
se  habere  evangelii«. 

Zu  Zeile  21/25:  Iren.  adv.  haer.  3,  11,  7  (Stieren  I,  467; 
Harvey  II,  45  f):  »Ebionei  etenim  eo  evangelio,  quod  est  secun- 
dum Matthaeum  solo  utentes Marcion  autem  id  quod 

est  secundum  Lucam  circumcidens  ex  his  quae  adhuc  servantur 
penes  eum,  blasphemus  in  solum  existentem  Deum  ostenditur«. 
Also  ziemlich  wörtliches  Citat! 

Zu  Zeile  26/29:  Iren.  a.  a.  O.  »Qui  autem  Jesum  separant  a 
Christo,  et  impassibilem  perseverasse  Christum ,  passum  vero 
Jesum  dicunt,  id  quod  secundum  Marcum  est  praeferentes  evan- 
gelium«; also  ziemlich  wörtliches  Citat! 

Zu  Zeile  30/31:  Iren.  a.  a.  O.:  »Hi  autem  qui  a  Valentino 
sunt,  eo  quod  est  secundum  Joannem  plenissime  utentes  .  .  .« 

Zu  Zeile  31/35:  Iren.  adv.  haer.  3,  11,  9  (Stieren  I,  474; 
Harvey  II,  52):  »Hi  vero  qui  sunt  a  Valentino,  iterum  existentes 
extra  omnem  timorem,  suas  conscriptiones  proferentes  .  .  .  .  Si- 
quidem  in  tantum  processerunt  audaciae  .  .  .  .  ut  nee  Evangelium 
quidem  sit  apud  eos  sine  blasphemia«.  Das  armenische  Fragment 
führt  ein  wenig  über  diese  Worte  hinaus,  so  daß  man  fast  auf 
die    Vermutung   kommt,    daß    die  ßlßloc,  övvfrsöscoc;  oder  övy- 


Untersuchung:  Zum  10.  Fragment.  145 

yQafifiarog  (zwpuiqpnLfJhu/ü)  vielleicht  auf  eine  Evangelien- 
harmonie  als  »Evangelium  der  Gemischten«  deuten  wolle V  Aber 
nötig  scheint  diese  Beziehung  nicht,  wenn  auch  nicht  fernliegend. 
Aber  von  Tatian  ist  hier  nicht  die  Rede!? 

Zu  Zeile  35/38:  Iren.  adv.  haer.  a.  a.  0.:  »Quoniam  autem 
sola   illa   vera   et  firma  et  non  capit  neque  plura,   praeterquam 

praedicta   sunt,    neque  pauciora  esse  evangelia «     Vgl. 

auch  adv.  haer.  3,  11,  8. 

Zu  Zeile  38/41:  Das  ist  echt  irenäisch,  vgl.  besonders  adv.  haer. 
Buch  III,  auch  4,  26,  2  und  sonst. 

Zu  Zeile  41/43:  Iren.  adv.  haer.  3,  11,  8  (Stieren  I,  407; 
Harvey  II,  46):  »Neque  autem  plura  numero  quam  haec  sunt, 
neque  rursus  pauciora  capit  esse  evangelia«  *. 

Zu  Zeile  43/45:  Ir.  ib.  (Stieren  I,  468;  Harvey  II,  47)  nach 
Anastasius  Sinaita:  »orvXog  6s  xal  OrTjQiyfia  exxXrjoiag  ro  ev- 
ayysXiov  xal  jtvevficc  ^corjg'  sixorwg  rsöGagcig  l%uv  avr?]v  örv- 
Xovg«.     Vgl.  unten  Anm.   1. 

Zu  Zeile  45/48:  Ir.  ib Xoyog (pavegcoüng 

tou  avftQcojioig,  höcoxev  r/filv  TSTQa[toQ<pov  ro  evayysXiov,  tvl 
6s  jcvsvfiari  övvexoiisvov«.     Vgl.  unten  Anm.  1! 


1)  Das  Stück  ist  übrigens,  worauf  Bonwetsch  in  Harnacks  Altchr.  Lit.  I 
B.  893  verweist,  auch  griechisch  erhalten,  und  zwar  in  Seb.  cod.  graec.  56 
[524]  f.  B3V  (vgl.  Sobranie  rukopisej  P.  J.  Sevastjanova.  A.  Victorov, 
Hoskva  188 L)  mit  der  Überschrift  »rov  ayuozdzov  Elor^vatov  emaxönov 
dovy6ovv(ov  TiQÖyQccßfta  elq  zo  ayiov  evayytfaov«;  das  betreffende  Stück 
des  noch  unedierten  Fragments  gebe  ich  nach  einer  Photographie:  »Ovte 
nltiova  zibv  apiü/Liiöv  ovze  sXdzzova  ivötxszai  (=  »capit«  d.  lat.  int.!)  eivai 

za  evayyskia azvXog  6s  xal   ozijQiyna  £xx?.tjolaQ   zo  euayyi'Xiov 

xal  nvevfxa  gcof/Q.     Elxözcoq  zeooaoaq  avz^v  sxsiv  azuXovq Xoyog 

<paveQ(D&elQ  zolq  dv&QcoTioig,  eöcoxev  iifj.lv  zezodfioopov  zo  eiay- 

yüuov,  hvl  6s  nveifiazi  avvexößevov.«  Slavisch  steht  das  Fragment  in  der 
Vilnaschen  öffentlichen  Bibliothek  (vgl.  F.  Dobrjanskij,  Opisanie  rukopisej 
Vilenskoj  publicnoj  biblioteki  etc.,  Vilna  1882)  cod.  1  (oder  6?)  t'ol.  1  mit  der 
Überschrift  »Des  Irinaeus,  Bischof  von  Palyn,  Vorwort  zum  hl.  Evan- 
gelium aus  dem  8.  Buch,  das  er  gegen  die  Häretiker  verfaßt  hat«.  Ich 
hoffe,  den  Text  nach  Photographien  in  meinem  Besitze  demnächst  heraus- 
geben zu  können.  Der  griechische  Text  zeigt  am  Anfang  ein  kleines 
Stück,  am  Ende  ein  etwas  größeres  Stück  des  griechischen  Urtextes  des 
livnaeus  über  das  hinaus,  was  wir  bisher  aus  Anastasius  Sinaita  kannten, 
und  außerdem  an  mehreren  Stellen  einen  dem  lat.  interpres  näherstehen- 
den Text,  als  der  Text  bei  Anastasius  Sinaita. 

T.  u.  ü.  '13:  Jordan.  10 


j[46  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Zu  Zeile  48/50  vgl.  ähnliche  Gedanken  in  adv.  haer.  3,  1,  1 
(Stieren  I,  422;   Harvey  II,  2). 

Zu  Zeile  50/52  vgl.  ähnliche  Gedanken  in  adv.  haer.  2,  5,  3/4 
(Stieren  I,  291;  Harvey  I,  262  f);  auch  adv.  haer.  3,  8,  3  (Stieren 
I,  450;  Harvey  II,  30):  »Ipse  enim  infectus  et  sine  initio  et  sine 
fine  et  nullius  indigens,  ipse  sibi  sufficiens  .  .  .«. 

Zu  Zeile  54/55  vgl.  ähnliche  Gedanken  in  adv.  haer.  5,  21,  3 
(Stieren  I,  776  f;  Harvey  II,  384):  »Et  captivus  quidem  ductus 
est  iuste  is,  qui  hominem  iniuste  captivum  duxerat«. 

Zeilen  55/61  sind  fast  gleich  der  ersten  Hälfte  von  Frag- 
ment 9;  das  Stück  paßt  aber  auch  hier  durchaus  in  den  Zu- 
sammenhang und  ist  durch  die  Worte  »der  starke«  noch  mehr 
an  das  Vorhergehende  angeknüpft  worden. 

Zu  Zeile  71/73:  Sinngemäß,  nicht  wörtlich  nach  Iren.  adv. 
haer.  4,  37,  4  (Stieren  I,  695;  Harvey  II,  289):  »Sed  quoniam 
liberae  sententiae  ab  initio  est  homo,  et  liberae  sententiae  est 
Deus  cuius  ad  similitudinem  factus  est «.  Unser  arme- 
nischer Text  weicht  hier  sehr  stark  vom  armenischen  Irenaeus 
ab  (siehe  oben  S.  16  Anm.*);  letzterer  stimmt  wörtlich  mit  dem 
latinus  interpres  überein;  also  gibt  hier  unser  Armenier  die  Stelle 
des  armen.  Irenaeus  frei  wieder  oder  er  ruht  auf  anderer  Tra- 
dition.    Viell.  aus  dem  Xoyoa  jtsqi  jriörscog? 

Zu  Zeile  73/84:  Fast  wörtlich  nach  Iren.  adv.  haer.  5,  9,  2 
(Stieren  I,  737  f;  Harvey  II,  342  f):  »Sieut  enim  caro  infirma,  sie 
Spiritus  promtus  a  Domino  testimonium  aeeepit.  Hie  est  potens 
perficere  quaeeunque  in  promtu  habet.  Si  igitur  hoc  quod  est 
promtum  Spiritus,  admisceat  aliquis  velut  stimulum  *  infirmitati 
carnis,  necesse  est  omnimodo,  ut  id  quod  est  forte  superet  in- 
firmum,  ita  ut  absorbeatur  infirmitas  carnis  a  fortitudine  Spiritus; 
et  esse  eum  qui  sit  talis,  non  iam  carnalem,  sed  spiritalem 
propter  Spiritus  communionem«.  Das  Folgende  mehr  abweichend: 
»Sic  igitur  martyres  testantur  et  contemnunt  mortem,   non  se- 

1)  äo7t£(j  xivZQOV  (oder  eyxEVTQio/biov)  wird  in  unserm  Fragment 
weggelassen;  »Stimulus«  wird  von  Ir.  arm.  (p.  171,  7)  wiedergegeben  mit 
ii/ijimtit  ujum  =  syxevTQioiQ,  insertio,  vgl.  W.  B.  II,  619c;  insertio  gibt  er 
5, 10, 1  (arm.  Iren.  S.  173  Zeile  6)  ebenso  wieder.  Es  liegt  wohl  nicht  der 
Gedanke  des  Stachels  des  Treibers,  sondern  des  Pfropfreises  vor;  der  willige 
Geist  wird  dem  schwachen  Fleische  aufgepfropft.     Ir.  las  also  wohl  eyxev- 

TQLG[AÖV\ 


Untersuchung:  Zum  10.  Fragment.  147 

cundum  infirnritatem  carnis,  sed  secundum  quod  promtus  est 
Spiritus.  Infirroitas  enim  carnis  absorpta,  potentem  ostendit 
Spiritum.«  Trotzdem  das  Irenaeusstück  von  dem  Fragmentisten 
sehr  frei  behandelt  ist,  trifft  sein  Text  an  vielen  Punkten  so 
eng  mit  dem  armenischen  Irenaeus  zusammen,  daß  man  Be- 
nutzung des  Iren,  armen,  annehmen  muß.  Ein  paar  Buchstaben 
und  Worte  des  griechischen  Originals  des  Stückes  bietet  H.  Lietz- 
mann,  der  Jenaer  lrenaeus-Papyrus  in  Nachr.  d.  Gott.  (res.  der 
Wiss.  Phil.  Hist.  Classe  1912  S.  308. 

Zu  Zeile  84/85:  Wörtlich  gleich  adv.  haer.  5,  12,  1  (Stieren 
I,  744;  Harvey  II,  349):  »cl2g  yaQ  (pfroQag  turtdexrizr)  7)  öa()£, 
ovrmg  xdi  a(p&a.Q(>Lag«.  Armenische  Übersetzung  v.  adv.  haer. 
S.  117  Zeile  9/10  stimmen  hier  wörtlich  mit  unserm  armenischen 
Texte  S.  17  Zeile  4/5! 

Zu  Zeile  97:  Die  Bezeichnung  des  Teufels  als  des  Starken 
im  Anschluß  an  Matth.  12,  29  ist  dem  Irenaeus  sehr  geläufig, 
vgl.  adv.  haer.  3,  S,  2  (Stieren  1,  449;  Harvey  IL  28);  ib.  3,  18,  6 

(Stieren  I,  f)22;  Harvey  II,  100):   »Filius  Dei luctatus  est 

enim  et  vicit alligavit  enim  fortem  et  solvit  infirmos  et 

salutem  donavit  plasmati  suo «;  adv.  haer.  3,  23,  1  (Stieren 

I,  546;  Harvey  II,  125);  vgl.  auch  adv.  haer.  5,  21,  3  (Stieren 
I,  776  f;  Harvey  II,  384). 

Zu  Zeile  98/9  vgl.  oben  das  zu  Fragment  7  Zeile  11  14 
Gesagte  (oben  S.  125). 

Zu  Zeile  104:  Dieser  Satz  und  die  sich  daran  anschließenden 
Ausführungen  bekämpfen  die  Annahme  eines  doppelten  Gottes 
durch  die  Marcioniten  mit  dem  Gedanken,  daß  durch  diese 
Zweiheit  der  Dämonenglaube  wieder  eingeführt  werde.  Das 
ist  eine  echt  irenäische  Fortführung  von  Gedanken,  wie  sie  adv, 
haer.  3,  25,  lff  (Stieren  I,  554 ff:  Harvey  II,  133 ff)  enthalt:  auch 
hier  wird  der  Häretiker  noch  unter  die  Heiden  gestellt. 

Zu  Zeile  109  111:  »Vorhergezeigt«  ist  das  oben  Zeile  .">m>1! 

ZuZeile  111/113:  d.h.  wenn  man  als  möglich  dasDoppelte.  Darn- 
ach Tapferkeit  und  Feigheit,  nebeneinander  stellt  und  ihre  Vnzer- 
trennbarkeit  behauptet,  so  zeigt  man  gerade  ihre  Unvereinbarkeit. 

Zu  Zeile  120  121:  Ahnliche  Gedanken  finden  sieh  in  adv. 
baer.  :'».  8,  2  (Stieren  1,  449  f;  Harvey  U,  29f)  und  ib.  5.  21.  3 
(Stieren  1,  770:  Harvey  II,  383 f  . 

Zu  Zeile  128/129:  ein  ähnlicher  Gedanke  im  Erweis  Cap.  4: 

10* 


148  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

»denn  er  selbst  ist  nicht  von  irgend  einem  geworden,  von  ihm 
aber  ist  alles  geworden«. 

Zeile  131/135  sind  mit  ganz  kleinen  Abweichungen  gleich 
adv.  haer.  5,  12,  1  (Stieren  I,  744;  Harvey  II,  349  f)  ...  .  exi- 
öextixT]  rj  öaoZ,  ....  xal  mg  ftavarov,  ovrcog  xal  ^cotjq'  ravra 
6h  allrjloig  cedunt  xal  äfMporsoa  ov  (levei  xaxa  xb  avro, 
all'  st-mfreiTat  ro  stsqov  vjzo  rov  Itsqov,  xal  xaoovrog  rov 
krigov  dvatgslrat  rb  etsqov«.  Die  armenische  Übersetzung  von 
adv.  haer.  stimmt  zwar  nicht  vollständig,  aber  doch  ziemlich 
wörtlich  mit  unserm  Text  überein,  so  daß  an  eine  Herübernahme 
aus  derselben  sicher  zu  denken  ist  (armen.  Übersetzung  S.  177 
Zeile  10—14  =  unserm  Fragment  S.  18  Zeile  22— S.  19  Z.  1). 
Vgl.  Lietzmann  a.  a.  0.  S.  314. 

Zeile  135/140  setzen  das  vorige  Citat  in  etwas  freierer  Weise 
fort,  adv.  haer.  ib.:  »Ei  ovv  o  ftavarog  sjiixQarrjöag  rov  av- 
d-QWJtov  e^eeoöev  avzov  ttjv  ^cotjv,  xal  vbxqov  ajvtösige'  Jtollcp 
ftällov   rj   ^(dtj   emxQaTTjöaöa   avxov   ajicoftslrai  xbv  ftavarov 

d  yag  6  ftavarög  avsxQOJtolrjGe,  quare  vita  adveniens 

non  vivifacit  rov  avfrQWJtov«.  Hier  weichen  unser  Fragment 
und  der  armenische  Irenaeus  aufs  stärkste  voneinander  ab.  Vgl. 
Lietzmann  a.  a.  0. 

Zu  Zeile  148/149:  Zum  Gegensatz  von  Wissen  und  Unwissen- 
heit siehe  oben  Fragment  9. 

Das  Fragment  führt  sich  selbst  ein  als  stammend  aus  dem 
loyog  gegen  Satornin.  Dies  ist  insofern  sehr  interessant,  als 
gegen  Satornin  in  der  alten  Kirche  äußerst  selten  polemisiert 
wird.  Satornin  kommt  aber  in  dem  ganzen  Fragment  nicht  vor, 
dagegen  wohl  die  Nicolaiten,  Marcion,  die  Marcioniten,  Ebioniten 
und  Valentinianer.  Man  könnte  gewiß  zwischen  den  Zeilen  eine 
Polemik  gegen  Satornin  finden,  gegen  das  Unbekanntsein  des 
höchsten  Gottes,  gegen  die  Behauptung,  daß  dieser  höchste  Gott 
nicht  der  Schöpfer  des  Alls  sei,  gegen  die  doketische  Anschauung 
hinsichtlich  Jesu,  doch  das  ist  doch  schließlich  keine  specifisch 
antisatorninsche,  sondern  mehr  allgemein  antign ostische  Polemik ! 
Von  jenen  specifisch  satorninschen  Gedanken,  die  wir  kennen, 
finde  ich  in  unserm  Fragment  nichts.  Trotzdem  glaube  ich,  daß 
die  hier  ganz  bestimmt  und  doch  ohne  sichtbare  Tendenz  auf- 
tretende Nachricht  von  einem  loyog  des  Irenaeus  gegen  Satornin 
nicht    einfach  beiseite   geschoben  werden  darf.     Auf  adv.  haer. 


Untersuchung:  Zum  10.  Fragment.  141) 

als  Ganzes  paßt  dieser  Titel  nicht,  und  auf  die  Stücke  über 
Satornin  in  adv.  haer.  kann  man  ihn  auch  nicht  beziehen,  denn 
daraus  kommt  in  dem  Fragment  nichts  vor!  Also  müssen  wir 
doch  dabei  stehen  bleiben,  daß  hinter  unserm  Fragment  ein 
griechischer  Logos  des  Irenaeus  gegen  Satornin  steht. 

Daß  dieser  »Logos«  einfach  identisch  ist  mit  unserm  Frag- 
ment, ist  unglaublich.  Denn  es  scheint  mir  unwahrscheinlich, 
daß  Irenaeus  sich  selbst  so  stark  und  wörtlich  ausgeschrieben 
haben  sollte,  wie  es  hier  geschehen  sein  müßte.  Auch  ist  zu 
beachten,  daß  ein  Stück  der  »Eede  gegen  Satornin«  in  der 
»Rede  über  die  Ökonomie  des  Erlösers«  wiederkehrt.  Das  wäre 
wiederum  für  gewisse  Ausführungen  unseres  Fragments  ein  recht 
passender  Titel.  Wenn  man  auch  mühsam  einen  Gedanken- 
zusammenhang in  unserm  Fragment  reconstruieren  könnte,  es 
überwiegt  doch  schließlich  der  Eindruck  von  zusammengesetzten 
Mosaikstückchen  aus  Irenaeus.  Selbständig  sind,  soviel  ich 
sehe,  nach  der  Zählung  des  deutschen  Textes:  Zeile  4 — 6,  19 — '20, 
»8—41,  48—55,  55—61,  61—70,  85—130,  140—149.  Es  be- 
gegnet uns  in  diesen  Stücken  kein  Wort,  das  nicht  irenaeisch 
sein  könnte;  ja  man  kann  die  Parallelen  in  Gedanken  und  Aus- 
druck bei  Irenaeus  dutzendweis  aufführen.  Danach  liegt  in 
keiner  Weise  Anlaß  vor,  daran  zu  denken,  daß  es  sich  in  diesen 
Stücken  um  spätere  Zusätze  anderer  handelt. 

Aus  mindestens  17  Stücken  besteht  das  Fragment,  und 
es  ist  möglich,  daß  auch  die  sieben  ganz  neuen  Stücke  noch 
in  kleinere  Mosaikstückchen  zerfallen.  Entweder  sind  alle  diese 
Stücke  ursprünglich  aneinander  angeschlossen  gewesen  mit 
%apffit  »desselben«  und  die  Lemmata  sind  dann  allmählich  weg- 
gefallen, oder  es  hat  ein  armenischer  Compilator  aus  den  Irenäus- 
sehriften   die  Stücke   hintereinander   ohne  Lemmata   ausgezogen. 

Die  vier  Stücke  aus  Buch  4  u.  5  v.  adv.  haer.  stammen,  das  ist 
ganz  sicher,  aus  der  armenischen  Übersetzung  des  Irenaeus  und  sind 
nicht  directe  Übersetzungen  aus  dem  griechischen  Texte.  Frei- 
lich weicht  der  Text  oft  ab,  wie  der  obige  Apparat  zeigt,  abei 
gerade  diese  Abweichungen  zeigen  nur,  wie  gut  der  armenische 
Irenaeus  überliefert  ist  und  wieviel  weniger  gut  im  Vergleich 
dazu  unsere  neuen  Stücke.  Nach  allem  aberliegt  es  sehr  nahe,  für 
die  Stücke  aus  adv.  haer.  1 — 3  ebenfalls  eine  vorhandene 
armenische  Übersetzung  anzunehmen. 


150 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


Es     setzt     sich     also     das    Fragment     folgendermaßen     zu- 
sammen: 


10.  Fragment. 
Armen.  Text. 


Adv.  haer.     Arm.  Ir. 


Stieren, 
Ir.  Bd.  I 


S.  14  Z.  6—9 



_ 



S.  14  Z.  9—12 

1.27.1 

— 

256 

S.14  Z.  12—19 

1,27,2 

— 

257 



S.  14  Z.  19—20 

— 

— 

— 

S.  14  Z.  2ö— S.  15  Z.  4 

3, 11,  7 

467 



S.  15  Z.  4—9 

3,11,9 



474 

— 

S.  15  Z.  9—13 

— 

— 

— 

■ — 

S.  15  Z.  13-19 

3,11,8 

— 

467  f 

— 

S.  15  Z.  19—26 

— 

— 

— 

— 

S.  15  Z.  26-S.  16  Z.  4 

9-  Fragm. 

'/.6yoq  tieqI 

rfig  olxovo- 

filag 

S.  16  Z.  4—13 

— 

— 

— 

— 

S.  16  Z.  13— 15 

4,  37, 4 

S.135,S10 

695 

— 

S.16  Z.15-S.  17  Z.  4 

5.  9,  2 

S.171,4/13 

737  f 

— 

S.  17  Z.  4—5 

5,12, 1 

S.177,9/10 

744 

— 

S.  17  Z.  5—22 

— 

— 

— 

— 

S.  18  Z.  22-S.  19  Z.  1 

5. 12, 1 

S.  177, 10/4 

744 

— 

S.  19  Z.  1  bis^nde  d.  Fragm. 

— 

— 

— 

— 

S)  Zum  11.  Fragment. 
Übersetzung. 

i  Desselben  Eranos    aus    der  Rede,    welche   gegen  Kolarbos 

2  und  seine  Gleichgesinnten  [gerichtet  ist] l,  welche  [sagen,  daß2] 

3  entsprechend     der    Unvollkommenheit  *    und    dem    über    ihn 

4  Kommen   von  Leiden 4   auch  trauere   [und]    fürchte   Christus 5. 

5  Vor    wem    fürchtete    sich,    der    der   Starke    war   und    der 

6  Schöpfer  des  Alls?     Denn  die  heiligen  Apostel  bewiesen  den 


1)  Etwa:    ix    zov   Xdyov   zov   tcqoz   Kö/.agßov  xal  zovg  d/ud(pgovac 
avzov. 

2)  Das  muß   ergänzt  werden,  denn  trauern  und  fürchten  steht  hier 
im  Infinitiv  und  Christus  im  Dativ  ('=  Accusativ) ! 

3)  vOTSQTjfxa*?  vo  azeh;'} 

4)  Wörtlich:    »und  nach  der  Leiden  auf  sich  Zuwendung«  xazä  rtjv 
luv  Tia&Cov  stg  kavxbv  avaozpocprjv;  trennen  in  zwei  Worte  auf  S.  19  Zeile  15 : 

ipüo'ü     iiuj n An i  ja /, uAj ♦ 

5)  Anspielung  auf  Mc.  14,  33. 


Übersetzung:  Zum  11.  Fragment.  J51 

7  Christus   den   gekreuzigten   aus   der  Schrift l,  [daß]   dieser  sei 

8  Christus  der  Sohn  Gottes.    Die  aber  zerspalten  und  teilen  den 

9  einen  Christus,  haben  Joroboams  Strafe  erlitten-.  Denn  es 
io  sind  etliche,  welche  sagen,  Jesus  sei  ein  Gefäß5  Christi  und 
n  Christus    sei    von    oben    wie    eine   Taube    herabgestiegen    auf 

12  Jesum.    Denn  [nicht]4  allein  von  den  Menschen,  sondern  auch 

13  von  denjenigen,  welche  im  Himmel  Herrschaften  sind,  auf- 
u  fassen  ihn  können  und  daß  sei  Sohn  der  Jesus  und  Vater 
U  der  Christus  und  Christi  Vater  der  Gott.  Andere  aber  wieder 
it;  sagen,  daß  er  zum  Schein  gelitten  habe  5,  als  ob  er  von  Natur 

17  leidensunfähig  sei:  Jesus  habe  gelitten,  sagen  sie,  und  Christus 

18  leidenunfähig  sei  geblieben.  Und  diese  von  Satan  übernommen 
in  habend  die  Vermutungen,  um  zu  verderben  den  Glauben  der 

20  Kirche.   Johannes  aber  wußte  den  einen  und  denselben  als  das 

21  Wort  Gottes,  —  das  der  Eingeborene  ist,  —  den  fleischgewordenen 

22  Jesum  Christum,  den  Herrn.   Ebenso  auch  Matthaeus  den  einen 

23  und  selben  Christum  Jesum  weiß,  die  Geburt  der  Menschheit,  die 

24  aus  der  Jungfrau  erzählt  er,  welchen  verheißen  hat  Gott  dem 

25  David  zu  setzen  auf  seinen  Stuhl,  den  er  vordem  dem  Abra- 

26  ham  verheißen  hat:  »Dies  ist  das  Buch  der  Geburt  Jesu  Christi, 

27  des  Sohnes  Davids,   des    Sohnes  Abrahams0«.     Nicht    hat    er 

28  gesagt:  »Buch  der  Geburt  Jesu«  und  hat  geschwiegen;  sondern 
U  In  demselben7  hat  er  gesagt  Christum,  um  zu  erkennen,  daß 
so  Jesus  ist  Christus  und  Christus  ist  das  Wort  das  vom  Vater 
u  her8,   verheißen    dem  Abraham.     Und    dann  damit  er  befreie 

32  den  Sinn   der  Menschen   von  Vermutungen,    offenbart   er   «las 

33  Empfangenwerden   vom  Geist;    er  sagt:    »Die  Jungfrau    wird 


1)  Oder  »aus  den  Schriften*. 

2)  Oder  »davongetragen«;  der  Aor.  ist  wohl  in  Futurum  zu  kidern 
nach  der  unten  im  Anhang  abgedruckten  Relation  des  Textes  im  Briefe 
des  Tregor  Touteordi  am  Gregor  Tghaj;  ein  Futurum  steht  auch  in  P,  E,  E1 
siehe  oben  S.  19  Anm.  8.     Vgl.  1  Kön.    14,  10  u.  15,29  (8.  Q.I  . 

3)  »Aman«  ist  nach  W.  B.,   51c  gleich  Gxeioz,  reeeutaculum. 

4)  Karapet  ergänzt  »niemand«;  »nicht«  nach  dem  lateinischen  Paral- 
leltexte.' 

5)  Wörtlich:  »Andere  aber  wieder  zum  Schein  sagen  gelitten 
habend  ihn«. 

6)  Matth.  1,1. 

7)  »an  derselben  Stelle«,   iltl  zo  avxö  oder  tr  rrti-nV? 

8)  ri  XdyeQ  6  tx  rar  Ilarpö^. 


152  Jordan,  Armenische/ Irenaeus-Fragniente. 

34  schwanger   werden    und    wird   gebären    einen    Sohn   und    sie 

35  werden   rufen    seinen   Namen  Mit   uns  Gott« 1:    indem    deut- 

36  lieh    bezeichnet    »Mit  uns  Gott«    den   von    der  Jungfrau    sce- 

37  borenen  Erlöser   der  Welt2.    Aber  nicht  wie  jene  dämonisch 

38  reden,  daß  Jesus    sei  jener,  der   von  Maria  geboren  ist,   und 

39  Christus  jener,  der  von  oben  herabstieg.     Weil  vorhergesehen 

40  hat    der    Geist    die  Böslistigen    und   sich  in   acht   genommen 

41  hat  vor  der  Lästerrede   der  Verweigerung3,   sagte  er:    »Jesu 

42  Christi  Geburt  war  so«.     Und  damit  wir  nicht  ihn  für  einen 

43  bloßen  Menschen  hielten,  sagt  er:  »Vorher  verheißen  hat  Gott 

44  durch  seine  Propheten,  in  heiligen  Schriften,  über  seinen  Sohn, 

45  daß  er  sei  aus  dem   Stamme  Davids«4.     Er  hat  bewährt  den 

46  einen  Vater  und  den  einen  Sohn  und  sagt:  »Wer  glaubt,  daß 

47  Jesus  [ist]  Christus,  von  Gott  ist   geboren« 5,  und  wer  nicht 

48  glaubt  und  trennt  Jesum  von  Christo,  nicht  ist  er  von  Gott. 

49  Nun  welche  trennen  Jesum  von  Christo  6,  den  sie  auch  leidens- 

50  los    sagen,    auch  zwei"  Personen  erklären8:    denn  einer  hat 

51  gelitten  und   einer  ist  leidenslos  geblieben,   einer  ist  geboren 

52  und   einer  (als)    geborener   ist    herabgestiegen9;    nicht    einer, 


53  sondern  zwei  werden  bezeichnet lü.     Aber  einer  ist  der  ge- 


1)  Matth.  1,23. 

2)  Wörtlich:  den  Geborenen  von  der  Jungfrau,  Erlöser  der  Welt. 

3)  Vgl.  W.  B.  I.  757b;  sie  lästern,  indem  sie  nicht  anerkennen  wollen 
die  Einheit  zwischen  Jesus  und  Christus. 

4)  Freies  Citat  nach  Rom.  1,2/3. 

5)  I  Joh.  5, 1;  auch  citiert  advers.  haer.  3,16,8  (Stieren  1,312;  Harvey 
II,  90) :  nag  6  moTsvojv  oxi  3Ii]00vq  XQioxbq,  ex  zov  ßsov  ysysvrjxai. 

6)  Buch  der  Briefe:  »Nun,  wer  immer  trennt  (anderes  Verbum!)  Jesum 
von  Christo«. 

7)  »Buch  der  Briefe«:  statt  »auch  zwei«   »2«. 

8)  örjkovoi. 

9)  Dies  Sätzchen  »einer  ist  geboren  und  einer  als  geborener  ist 
herabgestiegen«  läßt  »Buch  der  Briefe«  fort;  der  ganze  Satz  ist  zu  ver- 
bessern nach  der  im  Anhang  mitgeteilten  Relation  des  Passus,  wie  sie 
Gregor  Touteordi  in  Übereinstimmung  mit  adv.  haer.  3,  16,9  (St.  I, 
5l2f;  Harvey  II,  90f)  mitteilt:  »Denn  wenn  der  eine  litt  und  der  andere 
leidenslos  blieb,  der  eine  geboren  wurde  und  der  andere  auf  den  Geborenen 
herabstieg  .  .  .« 

10)  Das  Passivum  gm-guSu/ili    entspricht    dem   Irenaeus    latinus;   im 
»Buch  der  Briefe«  fehlt  das  Wort. 


Übersetzung:  Zum  11.  Fragment.  J53 

U  borene  l  und  der  gelitten  habende,  Jesus  Christus 2  und  eben- 

55  derselbe :i  der  eingeborene  Sohn  Gottes,  welchen  gesetzt  hat4 

56  der  Vater  wegen  seiner  unermeßlichen  Menschenliebe  in   der 

57  Welt5.     Und  weil  kannte  der   eingeborene    Sohn    die   Schei- 

58  düngen    der    schlechten  Lehrer   und    ihre    böslistigen    Xach- 

59  Stellungen,  trug  er  seinen  Gläubigen  auf  in  betreff  der  falschen 
•so  Propheten0,  welche  herumgehen  in  Schafskleidern  and  in- 
(ü  wendig  sind  reißende  Wölfe,  wie  er  sagte:  »An  ihrer  Frucht 

62  sollt  ihr   erkennen   sie7«.     Nun  ihre  Frucht  offenbart  Schei- 

63  düngen s:  einen  andern  Christum  sagen  sie  und  einen  andern 

64  Jesum.      Paulus    aber    Christum    einen    andern    irgendeinen9 

65  nicht  kennt  als  den  gekreuzigten  und  gelitten  habenden, 
(><>  den  gestorbenen  und  auferstandenen,    den    er   sogar   Mensch 

67  nennt.      Ebenso    auch    die    andern    Apostel    zeigten    aus    den 

68  Schriften  dem    Hause  Israel,   daß   dieser   sei  Christus,   dieser 

69  sei   Sohn   Gottes,    das  Wort  aber  geworden  Mensch  aus  der 

70  heiligen  Jungfrau  lü.  Von  Natur  unsichtbar,  sichtbar  ward  er, 

71  aus    einem    und    demselben    Vater,    besiegt   und   unterworfen 

72  habend    den  Feind    der  Menschen    und    geschenkt    habend 1 1 

73  Sieg  den  Menschen.   Die  Diener12  des  Worts  haben  Christum 

74  als  das  fleischgewordene  Wort  bezeichnet13.    Die  Vereinigung 

75  haben  sie  verkündigt.    Denn  »das  Wort  Fleisch  ward«  14  und 


1)  »Buch  der  Briefe«:   »die  (Geburt«,  »ykvEGiq«. 

2)  »Jesus  Christus«  fehlt  im  »Buch  der  Briefe«. 

3)  «Buch  der  Briefe« :  derselbe. 

4)  »Buch  der  Briefe«:  gab;  das  könnte  das  richtige  sein. 

5)  Buch  der  Briefe  »der  Welt«. 

6)  Wörtlich:  »Befehl  gab  seinen  Gläubigen  aus  (negVi)  den  falschen 
Propheten*.  Ich  vermute:  Er  gab  Befehl:  ^[jiqoge/eze}  dn>)  rdv  rro<><//,- 
ziov«,  so  daß  also  tiqogi'/eze  zu  ergänzen  wäre  und  das  Citat  schon  hier 
beginnt. 

7)  Matth.  7,15  16. 

8)  öiaiQEOEig  ötikoi. 

9)  akkor  zivd. 

10)  ix  tCov  ygccifibv,   t<;>   oXxtü  laga^X  zovzov  sivcu  A'oigzöv,    toizov 
Eivai  xöv  zov  B-eov  vior,  köyov  yevdfAevov  &v&qomov  ix  rijfs  ctyiaq  TiagS-ivm  . 

11)  xa9l(7dtuErog. 

12)  Eigentlich  »Verteiler«,  diüxovoi'},  raulai^  olxovöfÄOi'i 

13)  Wörtlich:    "das  Wort   haben  gesagt  Christum  das    oder  den)  ge- 
wordene (oder  -neu)  Fleisch«. 

14)  Joh.  1,14. 


154  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragrnente. 

76  der   Sohn   Gottes   Sohn   des  Menschen.     Der  Reine   auf  reine 

77  Weise   den  reinen  Mutterleib  geöffnet  habend i ;   denn  immer 

78  ein  und  derselbe   [ist]  das  Wort  Gottes,    vereinigt  geworden 

79  Fleisch.   Aber  die  Bösen,  die  Häretiker,  die  Gegner  der  Richtig- 

80  keit,    Lüge   hinein   heimlich   verborgen  haben  in  die  heiligen 
8i  Schriften,  indem 2  geschieden  sie  gesagt  haben  Jesuin  von  Christo 

82  und  zwei  Personen  aufgezeigt  haben3.     Aber  wir  haben  ge- 

83  lernt  aus  den   göttlichen  Schriften,    daß  ein  und  derselbe  ist 

84  Jesus  Christus  der  Sohn  Gottes,  der  durch  seine  Leiden  ver- 

85  söhnt  hat  den  Schöpfer  mit  den  Geschöpfen. 

Erläuterungen. 

Zu  Zeile  1/4:  Diese  Überschrift  ist  höchst  auffällig;  wir 
wissen  bekanntlich  über  »Kolarbos«  nur  recht  wenig;  manche 
haben  ihn  schon  ganz  zu  den  Toten  gelegt  und  sein  Auftreten 
bei  Irenaeus4  und  seinen  Abschreibern  und  Ausschreibern  auf 
ein  Mißverständnis  zurückgeführt 5.  Was  wir  hier  über  Kolarbos 
hören,  ist  ganz  neu.  Wenn  es  sich  ergibt,  daß  wir  auf  diesen 
Satz  Gewicht  legen  können,  dann  ist  die  Geschichtlichkeit  der 
Person  des  Kolarbos  endgültig  festgestellt.  Es  ist  auf  die  von 
der  gewöhnlichen  Form  Colorbasus,  die  wir  beim  latinus  interpres 
lateinisch  und  bei  Epiphanius  griechisch  finden,  abweichende 
Form  Kolarbos  aufmerksam  zu  machen.  Eigentümlich  ist,  daß 
schon  Heumann6  vermutete,  daß  Colorbasi  Silentii  beim  lat. 
interpres  durch  Dittographie  des  si  aus  Colarba  Silentii  ent- 
standen sei;  aber  wie  ist  es  dann  zu  KolaQßaöov  bei  Epiphanius 
(haer.  35;  M.  P.  graeca  41,  628/33) 7  gekommen?   Die  armenische 


1)  Wörtlich:  »geöffnet  habend  Mutterleib«. 

2)  oxi.  3)  aveÖEicav. 

4)  Adv.  haer.  1, 14,  1  (Stieren  I,  158 ;  Harvey  I,  127). 

5)  So  einst  Heumann  in  Hamburger  Vermischte  Bibliothek  1743, 
p.  145  und  mit  anderer  Begründung  G.  Volkmar  in  »Die  Corlarbasus- 
Gnosis«  in  Zeitschrift  für  histor.  Theologie  Bd.  25,  1855,  602/16.  Die 
wichtigsten  Nachrichten  stellte  neuestens  zusammen  Preuschen  in  RE3  20, 
190S,  414  f;  vgl.  auch  Hilgenfeld,  Die  Ketzergeschichte  des  Urchristentums 
1884,  bes.  S.  314  Anm.  528.  6)  A.  a.  0. 

7)  Nach  Dashian  in  Literarische  Studien  1,  Wien  1895  p.  129  heißt 
Colarbus  in  dem  verkürzten  armen.  Epiphanius  Halarbos  Zuiqtuppnu. 
seine  Anhänger  ^nriujpp/iuAjnu^  Colarbianer,  vgl.  d.  Angabe  b.  Dashian, 
Catalog,  deutscher  Teil  S.  23. 


Untersuchung:  Zum  11.  Fragment.  155 

Überlieferung  der  Namen  in  diesem  Fragmente  ist  mir  auch  zu 
unsicher,  um  von  da  aus  bestimmt  für  die  ursprüngliche  Form 
Kolarbos  anstatt  Kolarbasos  einzutreten  '. 

Welches  Interesse  man  zur  Zeit  des  Komitas  und  der  Ab- 
fassung des  »Siegels  des  Glaubens«  an  dieser  Frage  nahm,  ob 
Jesus  Furcht  und  Angst  gehabt  habe,  sieht  man  aus  einer  Stelle 
einer  Rede  des  Theodorus  Krthenavor 2,  die  sich  gegen  Johann 
Mayrogomeci ,  der  doch  irgendwie  hinter  dem  »Siegel  des 
Glaubens«    steht,    richtet3.     Hier    heißt    es4:    Up?    ^lupui^uiLkm^ 

uluuntui  /i'l'i  nLnouiua  ultnu'liuiliui'hli'li  il  uiuiLlmi  n  nl,  i  m  /  u  ui  ltu .  II  \, 
iiin/i'h,  m/i  in  im  i  ii  '"//  li  tu  im  iju  i  U  ii  i  in  ii  l<l  I,  uiif  il  uiii  uili  loirUuMiii^nfli. 
fu  iimliuih  illiuifli'h  imi'li.ft'li.  y)IIS  ,m  uijiji  uiui'li  uliuiiji,  hß^  n< 
'hm Infi li'h  Daonil  liumili«  t  (jl.  lißq  uiiu  ci^iiiunpin  gf  (tu iin  gf  uiuf/h , 
ktl^  iii'liu'liiiu  i'liiuli  £  in  it  in  \  [<l  in  ii  ii  il  iii'lm  i  l<)  ji  i'li  ,u  i  l,ui  ui  uui'li  ji'li  f  tin 
juinokfuifjuiinLhrti'Li  ijui^iu  ji  iiui'lni i  j<l jn  'u  ui in null ,'li  null ''liuiliiii im uji  hufüp'li 

ttj ,  ii  ^  'p  ^fthimutl^i  f>uiftinhpli[Ut  »Demnach  verderbt  in 
ihren  Gedanken,  fangen  sie  an  niederzuschreiben  also.  Nicht, 
sagen  sie,  durch  Schwäche,  sondern  durch  Macht  hat  er  besiegt  im 
Kampfe  den  Feind.  Das  bezeugen  seine  eigenen  Worte :  Nicht  wird 
geplündert  ein  Haus  eines  Riesen,  wenn  nicht  der  Starke  zuvor 
gefesselt  wird 5>.  Und  wenn  dies  wahr  ist,  so  ist  offenbar,  sagen 
sie,  daß  unannehmbar  ist  die  Erstübersetzung  des  Evangeliums, 
welche  beim  Gebet  den  Angstschweiß  berichtet  des  allmächtigen 
Wortes  Gottes  und  das  vom  Engel  Gestärkt  werden0«.  Auf 
Mark.  ;{,  27  und  Parall.  wird  ja  auch  im  LO.  Fragment  mehrfach 


1)  Was  bedeutet  der  Name?  Hilgeni'eld  wies  in  Zeitschr.  f.  « 
Theol.  1SS0  S.  481/3  und  in  Ketzergesch.  2Ss  darauf  hin,  daß  der  Name  ägyp- 
tisch sei,  er  finde  sich  in  der  Form  KoXäQßaoi^  in  Inseript.  graec.  01,6585 
und  in  der  Form  KoXayßüöLO^  bei  Nilus  epist.  3, 52 ;  die  griechischen 
Lexika  der  Eigennamen,  Holder,  Keltischer  Sprachschat/  u.  a.  lassen  ganz 
im  Stich. 

2)  Er  lebte  und  schrieb  im  7.  .lahrh..  unter  anderm  nach  Neumann 
S.  101  eine  Widerlegung  der  Irrtümer  des  Joh.  Mayrogomeci.  Jene  Rede 
steht  in  der  Ausgabe  der  Werke  Johannes  O/.niensis  des  Philosophen  ed. 
Baptista  Aucher,  Venedig  1S3H,  S.  127/58. 

»)  Ich   verdanke  den  Hinweis  Lüdtke. 

4)  S.  148. 

5)  Vgl.  Mark.  3,27;  Matth.  12,29. 

6)  Vgl.  Luk.  22,43/4. 


156  Jordan,  .Armenische  Irenaens-Fraginente. 


angespielt,  so  daß  man  deutlich  sieht,  wie  das  hier  Verhandelte 
ein  akutes  Problem  des  7.  Jahrhunderts  in  Armenien  darstellte. 

Zu  Zeile  5:  Hier  ist  der  »Starke«  Christus,  wie  sonst  ^siehe 
oben  Fragment  10  Zeile  97  u.  passim)  der  Teufel,  weil  eben 
Christus  den  Teufel  besiegt  hat. 

Zu  Zeile  6/8:  Der  Nachweis  dieses  Punktes  zieht  sich  durch 
adv.  haer.;  vgl.  z.  B.  3,  1,  2  (Stieren  I,  424;  Harvey  II,  6);  vgl. 
bes.  ib.  4,  23,  2  (Stieren  1,  639;  Harvey  II,  231):  ».  .  .  .  apostoli 
....  de  scripturis  alloquentes  eos,  ostendebant  Jesum  crucifixum 
hunc  esse  Christum  filium  Dei  vivi«. 

Zu  Zeile  8/9:  Die  »Strafe  Jerobeams«  wird  wohl  nicht  die 
Verdorrung  seiner  Hand  nach  I  Kön.  13,  4,  sondern  die  Aus- 
rottung seines  Samens  nach  I  Kön.  14,  10  und  15,  29  sein;  es 
handelt  sich  also  um  die  Ausrottung  dieser  Gnostiker.  Daß 
diese  bereits  ganz  geschehen  sei,  kann  unser  Text  deshalb  nicht 
behaupten,  weil  er  sogleich  von  solchen  Gnostikern  als  noch 
vorhanden  redet.  So  wird  man  die  Sache  wohl  mit  Lüdtke 
futurisch  fassen  müssen,  wofür  auch  die  beiden  Paralleltexte 
aus  der  unechten  »Wurzel  des  Glaubens«  (siehe  12.  Fragment) 
und  eine  im  Anhang  mitgeteilte  Relation  sprechen! 

Zu  Zeile  9/18:  Ziemlich  wörtlich  nach  adv.  haer.  3,  16,  1 
(Stieren  I,  503  f;  Harvey  II,  81  f):  »Quoniam  autem  sunt  qui 
dicunt  Jesum  quidem  receptaculum  Christi  fuisse,  in  quem  de- 

super   quasi   columbam   descendisse  Christum non   enim 

solum  ab  hominibus,  sed  ne  ab  his  quidem,  quae  in  coelo  sunt, 
potestatibus  et  virtutibus  apprehensum  eum  et  esse  quidem  filium 
Jesum,  patrem  vero  Christum  et  Christi  patrem  deum:  alii  vero 
putative  eum  passum,  naturaliter  impassibilem  existentem«.  \&\. 
auch  adv.  haer.  1,  15, 3. 

Zeile  17  20  klingen  dem  Gedanken  nach  an  in  Iren.  adv.  haer. 
ib.  in  der  Fortsetzung  der  vorigen  Stelle  und  dann  besonders 
am  Ende:  »summissi  a  Satana,  uti  quorundam  tidem  everterent 
et  abstraherent  eos  a  vita«. 

Zu  Zeile  20  27 :  Fast  wörtlich  mit  kleinen  Abweichungen  nach 
adv.  haer.  3,  16,  2  (Stieren  I,  504  f;  Harvey  II,  82  f):  »Et  quoniam 
Joannes  unum  et  eundem  novit  Verbuni  Dei  et  hunc  esse  Uni- 
genitum  et  hunc  incarnatum  esse  ....  Jesum  Christum  Dominum 

nostrum Sed  et  Matthaeus  unum  et  eundem  Jesum 

Christum   cognoscens,    eam   quae   est  secundum   hominem  gene- 


Untersuchung:  Zum  11.  Fragment.  157 

rationeni   eius  ex  virgine   exponens,    sicut  promisit  Deus  David 

excitaturum    se    aeternum    regem,    multo    prius 

Abrahae  eandem  faciens  promissionem,  ait:  »Liber  generationis 
Jesu  Christi,  filii  David,  iilii  Abraham«. 

Zeile  27/31  schiebt  sich  als  selbständiger,  aber  durchaus 
irenaeischer  Gedanke  mitten  in  ein  Citat  aus  adv.  haer.! 

Zu  Zeile  31/7:  Freie  etwas  umschreibende  Wiedergabe  der 
Fortsetzung  des  letzten  Irenaeuscitates:  »Dehinc  ut  liberaret  men- 

tem  nostram  a  suspicione Ecce  virgo  accipiet  in  utero, 

et   pariet  filium  et  vocabunt  nomen  eius >Xobiscum 

Deus<,    manifeste   significans ex  virgine  natum 

Salvatorem«. 

Zu  Zeile  37/45:  Ziemlich  wörtlich,  aber  mit  eigentümlichen 
Auslassungen,  nach  Irenaeus  ib.:  »nou,  sicut  ipsi  dicunt,  Jesum 
quidem  ipsum  esse,   qui  ex  Maria  sit  natus,   Christum  vero  qui 

desuper  descendit sed  praevidens  spiritus  sanctus  de- 

pravatores  et  praemuniens  contra  fraudulentiam  eorum, 

ait:    Christi   autem  generatio  sie  erat; ne  forte  tantum 

eum  hominem  putaremus (adv.  haer.  3,  14,  3;  Stieren 

1,  506;  Harvey  II,  84):  ....  promisit  per  prophetas  suos  in 
scripturis  sanetis  de  filio  suo,  qui  factus  est  ei  ex  semine  David«. 

Zu  Zeile  46/7:  Das  Johannescitat  steht  auch  adv.  haer.  3,  14,  s 
(Stieren  I,  512;  Harvey  II,  90)  zum  Beweis  des  gleichen  Gre- 
«lankens  von  dem  einen  Christus! 

Zeile  49/57  finden  sich  auch  im  »Buch  der  Briefe«  lall- 
gedruckt als  20.  Fragment!)  mit  geringen,  oben  (S.  21)  notierten 
Varianten,  die  im  Vergleich  mit  Irenaeus  latinus  unser  Fragment 
durchweg  dieser  zweiten  armenischen  Relation  gegenüber  als 
primär  erscheinen  lassen. 

Zu  Zeile  50/57:  Mit  eigentümlichen  Auslassungen  und  kleinen 
Änderungen  nach  adv.  haer.  3, 16,  9  (Stieren  I,512f;  HarveyII,9nf): 
»Si  eniin  alter  quidem  passus  est,  alter  autem  impassibilis  mansit. 
et  alter  quidem  natus  est,  alter  vero  in  eum  qui  natus  est  de- 
scendit   ,  non  unus  sed  duo  monstrantur.    Quoniam  autem 

unum  eum,   et  qui  natus  est  et  qui  passus  est.  Christum  .lesum 

et  ipsum  esse  filium  Dei suam  dilectionem  Deus 

in  nobis«.     (Siehe  dazu  oben  S.  .152  Anni.  9.) 

Zu  Zeile  57/59:  Eigentümlich  geändert,  nach  adv.  haer.  ib.: 
»Praevidens  enim  et  ipse  ....  subdivisiones  nialorum  magistro- 


[58  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

rum  .  .  .«  nun  folgt  aber  in  adv.  haer.  Rom.  8,  11,  aber  in 
unserm  Fragment  Matth.  7,  156. 

Zu  Zeile  59  62:  Matth.  7,  15/6  klingt  auch  an  in  den  Aus- 
führungen: adv.  haer.  3,  16,  S  (Stieren  I,  511;  Harvey  II,  89); 
vgl.  auch  4.  15,  2  (Stieren  I,  603;  Harvey  II,  189). 

Zu  Zeile  62  4:  Ähnlich  ist  adv.   haer.  3, 16,  8  (Stieren  I,  511; 

Harvey  U,  83): »aliuni  quidem  Jesum,  alterum  auteni 

Christum  .  .  .  .i 

Zu  Zeile  64  67:  Frei  nach  adv.  haer.  3,  18,  3  (Stieren  I,  518: 
Harvey  II,  96:    ».  .  .  .  IlavXog  aXXov  Xqiötov  ovx  otöev,  aXX* 

?]  xovxov  tov  xcu  Jta^ovxa  xal  Ta<ptvra  xcu  avaoxavxa 

ov  xal  avfrgcDJtov  Xsy£i*. 

Zu  Zeile  70  vgl.  adv.  haer.  3,  17,  1  (Stieren  1,514;  Harvey 
II,  92):   »aut  illum  qui  est  ab  invisibilibus «  u.  ib.  4,  6.  0. 

Zu  Zeile  74/7:  Mit  einer  Auslassung  aus  adv.  haer.  4,33, 11 
( Stieren  I,  673;  Harvey  II,  266)  »rrjv  tvcoöiv  . . .  edrjXovv:  quoniam 
verbum  caro  erit  et  filius  dei  filius  hominis;  purus  pure  puram 
aperiens  vulvam  ..'..«  Der  Vergleich  unseres  armenischen 
Textes  S.  22  Zeile  1 — 3  mit  der  armenischen  Übersetzung  von 
adv.  haer.  S.  114  Zeile  14  6  zeigt  trotz  großer  Abweichungen 
doch  wieder  solche  Ähnlichkeit,  daß  hier  eine  Benutzung  der 
armen.   Übersetzung    von    adv.  haer.    vorliegen  muß  K 

Über  dies  Fragment  ist  ähnlich  zu  urteilen,  wie  über  Frag- 
ment 10.  Freilich  das  Stück  ist  als  Ganzes  einheitlicher  als  das 
vorige  Fragment  und  paßt  mit  seinen  Ausführungen,  die  sich 
alle  um  die  Einheit  von  Jesus  und  Christus  drehen,  zu  der  Über- 
schrift sehr  gut;  gleich  der  Eingang  des  Fragments  zeigt  die 
innere  Beziehung  desselben  zur  Überschrift.  Aber  wir  müßten 
mehr  über  Kolarbos  wissen,  um  das  ganze  Fragment  begreifen 
zu  können  als  gegen  ihn  gerichtet.  Auch  in  diesem  Fragment 
sind    zahlreiche    echte   Jrenaeusstücke   aus   adv.   haer.   enthalten. 


1)  Den  Satz  haben  wir  außerdem  in  der  unechten  »Wurzel  des  Glaubens«, 
unten  Fragment  17,  in  folgender  Form:  »Verkündigend  [,]  die  Einigung 
des  Wortes   zu   seiner  Schöpfung   offenbarten  sie«  (bei  Theodoret  Dial.  II 

aovyyvzoc,  IV,  129  ed.  Schultz  heißt  es:  ol xrjovxxovxsq,  x^v  evoxnv 

xov  Xöyov  tov  Oeov  Tzoög  xb  rc?Maiua  avxov  iö^/.ovv).  »Denn  das  Wort  Fleisch 
ward  (also  auch  hier  i-yevexo  wie  Joh.  1,  14,  nicht  erit)  und  der  Sohn  Gottes 
Sohn  des  Menschen«;  Quelle  für  das  Fragment  ist  der  armen.  Trenaeus 
S.  114  Zeile  13—16;  aber  dort  besserer  Text. 


Untersuchung:  Zum  11.  Fragment.  159 

Selbständig  sind,  soviel  ich  sehe,  nach  dem  deutschen  Text: 
Zeile  5/9,  17/20,  27/31,  1  T>  r> < > ,  59/64,  67  74,  77  S5.  Diese  selbstän- 
digen Stücke  geben  zusammen  keine  schriftstellerische  Einheit, 
so  daß  wir  es  wieder  mit  einer  Mosaikarbeit  zu  tun  haben. 
Alxr  auch  hier  hat  man  wieder  den  Eindruck,  daß  alles,  was 
nicht  aus  adv.  haer.  stammt,  echt  irenäisches  Gut  ist.  Man 
darf  m.  E.  keinen  Anstoß  nehmen  an  den  zweimal  vor- 
kommenden »zwei  Personen«  '.  Gewiß  ist,  daß  dieser  Kampf 
unseres  Fragmentes  gegen  die  zwei  Personen  in  Jesus  Christus 
den  Monophysiten  äußerst  willkommen  war,  indem  sie  die 
unter  ganz  andern  Verhältnissen  ausgesprochenen  und  im  Grunde 
ganz  anders  gemeinten  Worte  in  ihrem  Sinne  verstanden,  aber 
ebenso  sicher  ist,  daß  an  beiden  Stellen  in  unserm  Texte  nicht 
der  geringste  Verdacht  aufkommen  kann,  daß  ein  Monophysit 
hier  die  Feder  führt.  An  beiden  Stellen  —  das  ist  ganz  klar  — 
ist  der  Gegner  Gnostiker,  und  an  beiden  Stellen  gehören  die 
zwei  Personen  sehr  eng  in  den  Zusammenhang  hinein.  Es  soll 
hier  weiter  nichts  ausgedrückt  werden  als  das.  wovon  Irenaeus 
in  langen  Ausführungen  immer  wieder  redet,  daß  man  aus 
Jesus  Christus  nicht  im  Sinne  der  Gnostiker  »zwei«  machen 
dürfe,  wie  er  in  adv.  haer.  den  Gnostikern  vorwirft:  »non  unus 
sed  duo  nionstrantur«. 

Die  große  Einheitlichkeit  des  Stückes,  die  Art.  wie  hier 
Stücke  aus  adv.  haereses  ganz  im  Sinne.  Ausdruck  und  Geist 
des  Irenaeus  fortgeführt  werden,  legt  uns  bei  diesem  Fragment 
wenigstens  die  Frage  nahe,  ob  wir  es  nicht  vielleicht  doch  sogar 
in  seiner  jetzigen  Zusammenstellung  als  irenaeisch  bezeichnen 
können;  wir  haben  ja  hier  oft  nur  lose  Anlehnung  an  Gedanken 
mid  Worte  von  adv.  haer.  und  ein  Weiterspinnen  der  Gedanken, 
wie  wir  es  bei  einem  mit  seinem  eignen  Werke  wohlvertrauten 
Autor  verstehen  können,  der  bald  seine  eigene  Phrase  wörtlich 
aufnimmt,  bald  Gedanken,  die  er  früher  nur  angedeutet  hat, 
nun  weiter  ausführt,  lelt  glaube,  man  könnte  dies  Fragment 
wenigstens  >o  begreifen.  Aber  als  Mosaik  ans  Irenaeusstücken 
ist  es  ebensogut  verständlich. 


l1  Zeil.-  50  and  82;  im  Armenischen  Text  steht  beide  Male  uAj^/Aju, 
wofür  WB  I  S.  192f  als  Äquivalent  bietet:  it(>6owtov}  imooraotq,  persona, 

subsistentia.  substantia 


160 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 


In  der  Beziehung  des  ganzen  Fragments  auf  den  Gnosti- 
cismus  des  Kolarbos  wird  man  vorsichtig  sein  müssen.  Ich  möchte 
die  Frage  der  weitern  Discussion  überlassen. 

Das  Fragment  setzt  sich  also  ähnlich  wie  das  10.  Fragment 
folgendermaßen  zusammen : 


11.  Fragment, 
armen.  Text 


adv.  haer. 


T    A  Stieren, 

LA'  Ir.  I. 


S.  19  Z.  16-18 
S.  19  Z.  18-20 


S.  19  Z.  20- S.  20  Z.  14 

S.20  Z.  15-18 

S.  20  Z.  18-30 

S.  20  Z.  30-S.  21  Z.  3 

S.  21  Z.  3-5 
S.  21  Z.  5-10 

S.  21  Z.  10-16 
S.  21  Z.  16-18 
S.  21  Z.  18-S.  22,1 
S.  22  Z.  1—3 


S.  22  Z.  3-11 


— 

— 

1 

l 

3, 16, 1/2 



503/5 

3, 16, 2/3 

— 

505/6 

3, 16, 9 

— 

512  f 

3, 18,  3 

— 

518 

4, 33, 11 

S.  114, 14/6 

673 

— 

— 

- 

unechte 

»Wurzeides 

Glaubens«, 

12.  Fragin. 


Buch  der 

Briefe, 
26.  Fragm. 


unechte 

»Wurzel«, 

17  b.  Fragm. 


d)  Die  6  Fragmente  aus  der  »Wurzel  des  Glaubens«. 

1)  Die  Handschriften  und  ihr  Inhalt. 

In  codex  Paris,  armen.  85  (nach  alter  Zählung,  nach  der  neuen 
Nr.  153) !  findet  sich  fol.  20—81  eine  Schrift  mit  dem  Titel2: 
»Buch  der  Befestigung  und  Wurzel  des  Glaubens  und  Antworten 
wider  die  Arianer,  weil  die  Häretiker  sagen,  daß  nicht  geeint 
wurde  die  Gottheit  mit  dem  Fleische  (oder  Leibe)«.  Es  handelt 
sich  also  um  eine  monophysitische  Schrift,  die  inhaltlich  den 
Charakter  des  »Siegels  des  Glaubens«  trägt.  M.  Blochet  schildert 
ihren  Inhalt  mir  brieflich  so:  »II  est  forme  d'un  recueil  de  pas- 
sages  de  la  Bible,    des  Peres   grecs,   latins,    Syriens    contre  les 


1)  Der  codex  wird  beschrieben  in  Catalogiie  des  Manuscrits  Armeniens 
et  Georgiens  par  F.  Macler,  Paris  1908  S.  83  f ;  er  ist  durch  »Petrus«  in 
Constantinopel  1704  abgeschrieben. 

2)  Auf  fol.  20a,  nach  Photographie  übersetzt. 


Die  Handschriften  und  ihr  Inhalt.  lf>l 

deux  natures  et  il  tend.  a  refuter  ceux  qui  pretendent  que  le 
corps  de  Jesus  Christ  etait  corruptible«.  Die  Schrift  beginnt 
mit  einer  Reihe  von  Bibelcitaten,  dann  folgen  Citate  aus  Ignatius 
und  darauf  fol.  25  r° — 26  r°  die  6  Fragmente  aus  Irenaeus. 

Daß  diese  Schrift:  »Buch  der  Befestigung  und  Wurzel  des 
Glaubens«  mit  der  Schrift  »Siegel  des  Glaubens«  zusammenhängt, 
läßt  sich  schon  aus  der  Wiedergabe  der  Irenaeusstücke  in  der 
ersteren  schließen,  aber  »Siegel  des  Glaubens«  ist,  wenn  über- 
haupt, jedenfalls  nicht  die  einzige  Quelle  für  diese  Schrift;  auch 
an  Irenaica  hat  sie  über  diese  hinaus  ein  Mehr  aus  andern 
Quellen.  Karapet  teilte  mir  auf  Anfrage  mit,  daß  er  die  Hand- 
schrift in  Paris  gesehen  habe;  sie  müsse  identisch  sein  mit  der 
in  mehreren  Handschriften  in  Etschmiadsin  (z.  B.  Nr.  1500  = 
L538  jetzt  2080,  saec.  XVII)  vorhandenen  spätmittelalterlichen 
Zusammenstellung1.  Zu  dieser  Ansicht  stimmt  die  Form  der  stark 
veränderten  und  depravierten  Texte.  Ob  es  sich  um  eine  directe 
Fälschung  handelt,  um  die  verlorene  Schrift  Johann  des  Mayro- 
gomiers  »Grund  oder  Wurzel  des  Glaubens«  oder  »Glaubens- 
quelle« 2  zu  ersetzen,  wage  ich  nicht  zu  sagen3. 

1)  Um  das  genauer  festzustellen,  habe  ich  Photographien  der  ersten 
und  letzten  Seiten  und  der  Irenaeusstücke  herstellen  lassen  und  an  Karapet 
gesandt,  und  es  ergab  sich,  daß  die  Schrift  in  cod.  Par.  arm.  85  mit  der 
in  cod.  Etschmiadsin  1500  mit  kleinen  Abweichungen,  die  den  cod.  Et- 
schmiadsin 1500  als  die  etwas  bessere  Recension  zeigen,  identisch  ist.  Die 
Etschmiadsiner  Handschrift  ist  wie  die  Pariser  anonym,  im  Katalog  von 
Etschmiadsin  wird  sie  Johann  dem  Mayrogomier  zugeschrieben;  das  ist 
natürlich  falsch,  da,  wie  Karapet  mitteilt,  die  Schrift  jüngere  Schriftsteller 
citiert ! 

2)  Vgl.  Neumann,  Gesch.  d.  armen.  Lit.  S.  98  u.  Stephanus  v.  Taron, 
Armen.  Geschichte,  deutsch  v.  Geizer  u.  Burckhardt,  1007  S.  62, 10.  Nach 
der  oben  S.  141  f  erwähnten  Schrift  »liber  de  rebus  Armeniae«  soll  Komitas, 
der  Katholikos  der  Armenier  (612/28)  eine  Schrift  ' ' A^aQtaväx  geschrieben 
haben  (siehe  Migne  patrol.  graeca  Bd.  127  Sp.  896  u.  Bd.  132  Sp.  1252); 
das  erscheint  als  Verballhornung  des  armenischeu  Wortes  Havatarmat  = 
Wurzel  des  Glaubens,  sodaß  man  auch  annehmen  könnte,  daß  die  unechte 
»Wurzel  des  Glaubens«  auf  die  echte  »Wurzel  des  Glaubens«  des  Komitas 
zu  rückgeht. 

3)  Ich  sehe  eben,  daß  im  10.  Jahrhundert  Anania  Narekaci  (=  Ananias 
von  Narek,  vgl.  über  ihn  Neumann  S.  127)  nach  Uchtanes  1,  S.  11  ^Uch- 
th.mes  war  armenischer  Historiker  des  10.  Jahrhunderts)  ein  Werk  Hava- 
tarmat, das  heißt  »Glaubenswurzel*  geschrieben  hat,  wovon  nach  Ter- 
Mikaelian,  Armenische  Kirche  S.  81  Anm.  5,  in  Etschmiadsin  unter  Nr.  1500 

T.  a.  U.  '13:  Jordan.  \\ 


162 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


In  z.  T.  leise,  z.  T.  stark  variierendem  Texte  und  etwas 
anderer  Keihenfolge  stehen i  die  6  Irenaeusfragmente  auch  in 
cod.  Etschmiadsin  Nr.  1946  (vermutlich  auch  noch  in  andern 
Handschriften).    Folgende  Tabelle  macht  das  Vorkommen  klar2: 


cod.  Par.  85 


cod.  Etschm. 

1946  ed.  in 

Ararat  1897 

S.  203 


Irenaeus  armen. 


Jordan 

12a  =  Pitra  IVa 


12b  =  Pitra  IVb 


13  =  Pitra  V 


14a  =  Pitra  Via 


I4b  —  Pitra  VIb 


15  —  Pitra  VII 


16=  Pitra  VIII 


17  =  Pitra  IX 


la 


lb 


11.  Fragment 
S.  19  Z.  18—20 

7.  Fragment 
S.  12  Z.  4/7 


6.  Fragment 
S.  10  Z.  5—11 


7.  Fragment 
S.  12  Z.  3/4 


S.  Fragment 
S.  13  Z.  4/5 


7.  Fragment 

S.  11  Z.  14/7 

11.  Fragment 

S.  22  Z.  1/3 


adv.  haer.  5,  2, 1 

Harvey  II,  318 

armen.  Iren.  155, 

Zeile  11/14 

Erweis  Cap.  31 

armen.  Text  S.  24*, 

Zeile  10/17 

adv.  haer.  5,  2, 1 

Harvey  II,  318 

armen.  Iren.  155, 

Zeile  11  f 


tieq!  mazewq 

s.  unten! 

adv.  haer.  4,  33,  7 

adv.  haer.  4,  33, 11 
Harvey  II,  266 
armen.  Iren.  114, 
Zeile  10/16 


eine  Handschrift  liegt;  das  aber  ist  unsere  genannte  Handschrift  und  es 
würde  sich  fragen,  ob  die  Schrift  »Wurzel  des  Glaubens«  von  Ananias  sein 
kann;  die  ganze  Schrift  stammt  jedenfalls  nicht  von  Ananias,  denn,  wie 
Karapet  mir  mitteilt,  enthält  die  2.  Abteilung  der  Schrift  (»über  die  Un- 
verweslichkeit«) und  die  3.  Abteilung  (»über  den  Tag  der  Geburt  Christi«) 
Citate,  die  jünger  sind  als  Ananias  von  Narek;  es  könnte  also  nur  der  erste 
Abschnitt  von  diesem  stammen. 

1)  Es    sind    statt  6  nur  5  Fragmente,   indem  Teile  des  nach  unserer 
Zählung  dritten  zur  Bereicherung  des  ersten  benutzt  sind. 

2)  Akinian   macht    mich  noch  auf  eine  wichtige  Notiz  aufmerksam: 
Der  Katholikos  Gregor  von  Anavarza  (=  Gregor  VII  1293—1307   in  Sis; 


Übersetzung:  Zum  12.  Fragment.  lf>3 

Daraus  geht  hervor,  daß  jedenfalls  das  17.  Fragment  nicht 
aus  dem  »Siegel  des  Glaubens«  genommen  ist,  sondern  ohne  die 
Vermittlung  dieser  Schrift  aus  adv.  haer.  direct  oder  indirect 
d.  h.  aus  dem  armen,  lrenaeus  kam,  denn  der  Verfasser  wird 
kaum  die  getrennten  Stücke  aus  »Siegeldes  Glaubens«  zusammen- 
gesucht haben,  die  zusammen  bei  lrenaeus  stehen.  Trotzdem 
bleibt  der  Zusammenhang  zwischen  »Wurzel  des  Glaubens«  und 
»Siegel  des  Glaubens«  und  nötigt  doch  wohl  zu  der  Hypothese, 
daß  die  Irenaeusstücke  beider  auf  eine  gemeinsame  ältere  Quelle 
zurückgehen,  die  vielleicht  in  der  echten  »Wurzel  des  Glaubens« 
des  Johann  Mayrogomeci  zu  suchen  ist,  aus  der  »Siegel  des 
Glaubens«   wie   unechte   »Wurzel  des   Glaubens«    genossen  sind. 

Soweit  die  Texte  aus  adv.  haer.  und  dem  Erweis  stammen, 
gehen  sie  sämtlich  auf  die  armenischen  Übersetzungen  dieser 
beiden  Schriften  zurück.  Der  Apparat  der  Parallelstücke  im 
»Siegel  des  Glaubens«,  in  den  ich  auch  die  Varianten  dieser  Stücke 
eingearbeitet  habe,  zeigt  zwar  nicht  unerhebliche  Varianten  der 
Relation  in  der  unechten  »Wurzel  des  Glaubens«  von  dem 
armen.  lrenaeus,  aber  auf  der  andern  Seite  doch  auch  die  Eigen- 
tümlichkeiten des  Iren,  armen.,  so  z.  B.  die  bei  diesem  sehr 
beliebte  Wiedergabe  eines  Adjectivs  durch  zwei:  »eitel  und 
nichtig«  (siehe  14.  Fragment!). 

2)  Zum  12.  Fragment. 

Des  Erenios  des  Nachfolgers  das  Gesagte  K 

i  a)  Welche  trennen  und  zerreißen  den  einen,  die  des  Ko- 

2  boam  Strafe  werden  erhalten;  b)  denn2  sie  verachten  den  Sohn 


vgl.  über  ihn  Neumann  S.  200  u.  Dashian  S.  260)  schreibt  in  seinem  Briete 
an  König  Hetum:  »Ich  habe  bei  mir  das  Buch  meines  Oheims,  das  ist 
»Wurzel  des  Glaubens«,  worin  der  Nachfolger  der  Apostel  Erinos  erwähnt 
Wasser  [Die  Wassennischung],  und  mein  Oheim  hat  mit  eigener  Hand  am 
Rande  bezüglich  des  Wassers  geschrieben:  Siehe,  bei  der  Messe  ist  das 
Wasser  unentbehrlich«  (die  Stelle  steht  bei  Galanus,  historia  eoiuilia- 
tionis  ecclesiae  armenae  cum  Romana,  Romae  165S,  I,  p.  436);  —  Akinian 
bemerkt,  wohl  mit  Recht,  daß  die  Randbemerkung  auf  adv.  haer.  5,1 
(Harvey  II,  316  f;  Iren,  armen.  S.  153)  sich  beziehe.  Aber  wo  bsw.  in 
welcher  »Wurzel  des  Glaubens<   steht  diese  Stelle? 

1)  E:  »Des  Eranos  des  Nachfolgers  der  Apostel«. 

2)  b  heißt  in  E:  »denn  eitel  und  nichtig  sind,  welche  (zwei  Personen 
[Naturen?]  sagen  getrennt  und)  leugnen  Gottes  Erlösung,  welche  in  seinem 

11* 


154  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

3  Gottes,  und   des  Fleisches !   Erlösung 2   leugnen   sie,    und   die 

4  Wiedergeburt3  verimehren  sie,  welche  sagen,  daß  er  (oder  es) 

5  sei  aufnahmefähig  der  Verweslichkeit 4. 

3)  Zum  13.  Fragment. 

Desselben  das  Gesagte.5 

i  Welcher  gekommen  ist  und  eine  die  Natur  Gottes  und  des 

2  Menschen  gemacht  hat.     Aber  wir  nicht  könnten  teilhaftig  sein 

3  der  Unverweslichkeit.    Aber  welcher  unerschienen  war  von  uns, 

4  wurde  er  sichtbar,  damit  wir  gemäß  allem  Teile  Anteil  erhielten 

5  an  der  Unverweslichkeit6. 

4)  Zum  14.  Fragment. 
Desselben  das  Gesagte. 

i  a)  Eitel  und  nichtig  sind,  welche  Gottes  Erlösung  leugnen, 

2  welche  in  seiner  Menschwerdung  er  geschenkt  hat  uns.   b)  Denn 

3  gekommen  ist  der  Sohn  Gottes  und  hat  angezogen  unverwes- 

4  liches  Fleisch  aus  der  unbefleckten  Jungfrau  Maria. 

5)  Zum  15.  Fragment. 

i  [Des]  Erinos,  des  von  Logton  Bischofs  Zeugnis  des  Glaubens 7. 

2  Abspaltbar 8  sind  die  Sitten  9  dieser  von  Gott  und  nicht  wissend 

Menschwerden  er  geschenkt  hat  uns«.  Das  Eingeklammerte  erweist  sich 
nach  seinem  Inhalt  und  im  Vergleich  zum  14.  Fragment  als  Glosse!  12b 
ist  also  in  E  —  14  a! 

1)  Nach  Conjectur,  siehe  oben  S.  23  Anm.  1. 

2)  öonrigiav  oder  Xvzqcögiv. 

3)  avaykvviqGiv. 

4)  avzöv  eivca  öexzixöv  xfjq  cp&OQäg. 

5)  E  »desselben«. 

6)  E  im  ganzen  Stück  fast  genau  =  P. 

7)  E:    »ex  zov  [negl]  xfjc,  mozeux;  Xöyov   des  Eranos  Bischofs  voi 
Logdon«. 

8)  E:  Abgespaltet. 

9)  pwpj*  nach  W.  B.  I,  469  =  ii&oq,  zä  ti&r},  yvoyfxrj,   ovveiötioiq,  zqo- 
tioq.    Vielleicht  doch  yväjfzai. 


Übersetzung:  Zum  IG.  Fragment.  jß5 

1  dessen    Wort    den   Eingeborenen1,    welches    immer    mit    der 

4  Menschheit    vereinigt    und     mit     ihr    vermischt     mit     seiner 

5  Schöpfung2. 

Hier  ist  der  Titel  des  Stückes  in  E  »ix  rov  jisqI  rr/g  jiiorecoq 
Xoyov«  interessant.  Wir  haben  mit  dem  Fragment  offenbar  wieder- 
gewonnen ein  neues  Stück  aus  des  Irenaeus  verlorener  Schrift: 
»jtQog  Ar/firjTQcov  ötaxovov  Biaivrjg  JtBQi  jiiötsojc  Äoyog* :j, 
von  dem  wir  schon  5  kleine  Stücke  haben,  die  in  cod.  Paris.  854 
fol.  134  griechisch  stehen4.  Die  drei  letzten  Stücke  citiert  auch 
Maximus  Confessor5.  Inhalt  und  Tenor  würden  durchaus  zu 
jenen  Fragmenten  passen! 

6)  Zum  16.  Fragment. 

i  Desselben    das  Gesagte0.     In   die   Häretiker,    welche    das 

2  große  und  verherrlichte  Fleisch  7  Christi  teilen  und  zerstückeln. 

Das  Stückchen  stammt  aus  adv.  haer.  4,  33,  7  s  (Stieren  I,  669; 
Harvey  II,  261):    'AvaxQivsi    de   xal   rovq   ra   GxiOftara   £Qya^.o- 

[iLvovq xal  ötct  fiixgag  xal'}  rvxovOag   airiag  rb  fteya 

xal  l'vöo^ov  öcöfta  rov  Xqiotov  xt\ivovxag  xal  öiaigovvTag.  und 
zwar  aus  der  armenischen  Irenaeusübersetzung  S.  111  Zeile  1 — 5: 

))****    a^»anCknt.iuvuU    annahu   ♦    .    .    ♦    .    au  hu"    u    iii/iuimm  nn    aü'utnü'/t'ij'lj 

"ßp/iuumu/i  .  ♦  .  U  ^njutl^ninnpfAj«,  Man  sieht  also,  daß  der  Text  inE 
dem  armenischen  Irenaeus  zum  Teil  näher  steht  als  der  Text 
im  cod.  Paris.  Es  ist  in  unserm  Fragment  eine  starke  Ver- 
kürzung und  Verstümmelung  des  Irenaeustextes  eingetreten. 


1)  E:  »nicht  wissend,  daß  heiligt  sein(?)  Wort  der  Eingeborene«; 
zsora  ist  in  E  verderbt  in  srbe  (heiligt). 

2)  Etwa:  »£w(n(7ro:  xä  tfS-?]  (al  yvujjuai1?)  avtwv  xov'Osov  ovös  yiyvto- 
oxovxcov  xbv  ccvxov  köyov  xbv  fiovoyevtj,  8q  ael  xy  avd-gtoTiüxrjTi  hv<o&eiQ 
xal  avv  avx%  (pvoatteiQ  xfi  savxov  xxIoei«. 

3)  Vgl.  über  diesen  Titel  Zahn  in  RE3  9,405;  l'reuschen  bei  Harnack, 
Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  VI,  283  f. 

4)  Danach  zuerst  abgedruckt  von  Pitra,  Analecta  II  p.  202  f;  Nr.  2 
W9,v  in  lateinischem  Text  schon  von  Feuardontius  gedruckt,  danach  bei 
Barvey  U,  478  als  Nr.  VI. 

5)  Und  zwar  in  der  Antwort  an  den  Mönch  Theodoros  (Max.  Conf. 
opera  II,  152;  Migne  91,  Sp.  276).  6)  E  »desselben«. 

7)  E:   »Spaltungen  machen  das  große  verherrlichte  Fleisch  . 

8)  Lüdtke  fand  die  Stelle. 

9)  Statt  xal  bei  Holl  nach  Joh.  Dam.  xö  SeTov. 


166  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Hier  kann  man  die  Unzuverlässigkeit  der  Tradition  in  der 
unechten  »Wurzel  des  Glaubens«   gut  erkennen: 

Ir.  adv.  haer.  AvaxQivu  6s  xal  rovc,  ra  ö^/ö//«t« 
Ir.  armen.        tu.  tpuuifr  U     "p,p    q^hp&ni-ui&uu 

r  p  ^hpariL-UJOu      np 

E  ii  ^»hpAtiLUMau 

Ir.  adv.  haer.  sQyaCofitvovg  xo  fieya  xal  evöot-ov 
Jr.  armen.  t^np&k'u         t^iikh  L    t^tutmut-np 

JP  nukv  It       nihujnujL  nnhuj i 

E  anp&aü  auhaut  ihumuii  n  nhiu  j 

Ir.  adv.  haer.   omfia  rov  Xqigtov   rsfivovrsg  xal  öiaiQovvrsg 

lr.    armen.  auutpüpi/u    j^phuinnuh   pujfru/üh'u       U     ^iJimljni/ifiii/i'lj 

ifiuptf/iVü     7'fi/iumnuh    puifru/ühli        U      Kumuli liiiuin nf/li 
E  utupüpVij     J^phuinnufi    n  tu  rl u/ü  l/li       U     ^uimut  f/jrtinn  niiii , 

7)  Zum  17.  Fragment. 

Desselben  das  Gesagte. 
i  Esajas   sagt:    »Ich  nahte  zu  meinem1  Weibe   Prophet[inJ 

2  (=  zu  meiner  Prophetin),  und  sie  gebar  einen  Sohn  Wunderbar, 
s  Ratgeber,  Gott,  Starker,  Fürst«2,  verkündigend  die  Einigung3 

4  des  Wortes  zu  seiner  Schöpfung  machten  sie  kund.     Denn  das 

5  Wort  Fleisch  ward,  und  der  Sohn  Gottes  Sohn  des  Menschen. 

8)  Die  Echtheitsfrage. 

Die  Echtheitsfrage  dieser  Fragmente  nimmt  nach  diesem 
Nachweis  ein  ganz  anderes  Gesicht  an4,  da  12b,  13,  14a,  16 
und  17  aus  adv.  haer.  und  dem  Erweis  stammen,  12  a  und  14  b 
aber  als  am  Anfang  des  7.  Jahrhunderts  als  irenaeisch  sich 
erweisen  und  durch  das  »Siegel  des  Glaubens«  in  ihrer  Echtheit 


1)  »im«  =  »meinem«  wohl  verderbt  aus  »rni«  =  »einem«. 

2)  Jes.  8,  3  +  9,  6. 

3)  E  »die  eine  Natur«. 

4)  Preuschens  Satz  bei  Harnack  a.  a.  0.  S.  288,  daß  die  ersten  4  dieser 
Fragmente  »inhaltlich  z.  T.  gar  keine,  z.  T.  nur  geringe  Gewähr  für  die 
Richtigkeit  der  Überschriften  bieten«,  ist  zwar  nicht  unrichtig,  wird  aber 
nun  von  der  Seite  der  Überlieferung  corrigiert. 


Übersetzung  und  Untersuchung:  Zum  18.  u.  19.  Fragment.        167 

gestützt  werden.  Das  wirft  alles  ein  sehr  günstiges  Licht  auf 
die  Echtheit  von  Fragment  15,  das  wir  nun  gar  der  Schrift 
des  Irenaeus  »jisql  jciöxtcoq^  zuweisen  können.  So  sind  wohl 
sämtliche  Fragmente  der  Sammlung  »Wurzel  des  Glaubens«  für 
echt  irenaeisch  zu  halten,  wenn  auch  der  Text  bei  allen  nicht 
sonderlich  gut  überliefert  ist. 


e)  Die  zwei  Fragmente  aus  Sahak  III. 

1)  18.  Fragment. 

Irenios  so  schreibt: 

i  Gekommen  ist  der  Sohn  Gottes  und  hat  angezogen  einen 

2  unverweslichen  Leib  von  der  unverletzten  Jungfrau   Maria. 

2)  19.  Fragment. 

Und  ebenso  sagt  er: 

i  Es  verachten  den  Sohn  Gottes  und  des  Fleisches  Erlösung 

8  leugnen  und    seine    Wiedergeburt  verunehren,    welche    nicht 

3  sagen,  daß  er  sei  aufnahmefähig  der  Unverweslichkeit. 

3)  Erläuterungen. 

Die  beiden  Fragmente  stehen  dicht  hintereinander  im  »Buch 
der  Briefe«,  und  zwar  in  einem  sehr  ausgedehnten,  mehr  einer 
Abhandlung  ähnelndem  Briefe  Sahaks  HL,  des  armenischen 
Katholikos1  (078  bis  gegen  700),  über  die  Zweinaturenlehre;  hier 
handelt  nämlich  Sahak  u.  a.  über  die  Frage,  wie  Christus  die 
menschlichen  Bedürfnisse  wie  Hunger,  Durst  und  Schlaf  getragen 
habe,  und  betont  ganz  im  Sinne  Julians  von  Halicarnassus  und  im 
Gegensatz  zu  Severus,  daß  er  der  Notwendigkeit  der  mensch- 
lichen Natur  nicht  unterworfen  war,  sondern  Herr  und  Leiter 
war  seiner  Natur,  er  konnte  leiden  und  nicht  leiden,  er  konnte 
sterben  und  nicht  sterben;  zum  Beweise  dieser  Anschauung  be- 
ruft sich  Sahak  neben  Dionysius  Areopagita,  Julius  von  Rom  u.  a. 


1)  Über  die  nieht  ganz  zweifellose  Verfasserfrage  siehe  armen. 
Irenaeus  S.  V;  ausführlich  handelt  über  den  Brief  Ter-Minateiantz.  Armen. 
Kirche  1904  S.  136/41, 


168  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

auch  auf  Irenaeus  und  citiert  dabei  1)  unser  8.  Fragment  (=  14  b 
=  22  =  24)  in  einem  bis  auf  2  geringe  Varianten  mit  dem  Texte 
des  8.  Fragments  übereinstimmenden  Texte  und  2)  Iren.  adv.  haer. 
armen.  S.  155  Zeile  12—14  (==  7  f  =  12b  =  14a  =  21  =  23  =  27. 
Fragment)  in  einem  von  den  andern  Parallelfragmenten  etwas  ab- 
weichenden Texte,  der  in  der  eigentümlichen  willkürlichen  Variante 
»Sohn«  Gottes  statt  »Oekonomie«  Gottes  mit  Fragment  12b  aus  der 
unechten  »Wurzel  des  Glaubens«  übereinstimmt;  auch  in  dem 
Eelativsatz    statt    Xeyovzsg   stimmen   die   beiden  Texte  überein! 


f)  Die  drei  Fragmente  aus  Stephanus  philosophus. 

1)  Erläuterungen. 


In  einer  armenischen  Schrift  des  Stephanus  »des  Philo- 
sophen« *  (von  Siunikh?,  der  im  8.  Jahrhundert  lebte  und  schrieb) 
finden  sich  hintereinander  in  einer  Citatensammlung  drei  Fragmente 
unter  dem  Namen  des  Irenaeus,  die  beiden  ersten  Fragmente 
ungetrennt  voneinander  eingeführt  durch  bpfwihnu  «#«£=  »Erianos 
sagt«,  das  dritte  daran  angeschlossen  mit  'unpffu  =  »desselben«. 

a)  Ararat  S.  374  Zeile  2 — 8  =  armenischer  Erweis  S.  24* 
Zeile  9 — 17  =  unserm  6.  Fragment  S.  10  Zeile  5 — 11  und  = 
unserm  13.  Fragment  (teilweise  auch  im  25.  Fragment). 

b)  Ararat  S.  374  Zeile  8 — 12  =  armenischer  Irenaeus,  adv. 
haer.  S.  155  Zeile  11—14  ==  unserm  7.  Fragment  S.  12  Zeile  3—8 
(vgl.  auch  Fragment  14a,  12b,  19,  23,  27a  und  dazu  oben  S.  12 
Anm.*). 


1)  Veröffentlicht  in  Ararat  1902,  S.  368—400  nach  Hs.  102  (nach 
Etschmiadsiner  Catalog  von  Georg  IV);  die  Handschrift  ist  geschrieben  971 
bis  981;  die  Schrift  steht  fol.  182b  ff;  der  Titel  lautet:  Ȇber  die  Unver- 
weslichkeit des  Leibes  (Fleisches),  welche  sagen,  daß  was  wächst  und  ab- 
nimmt, verweslich  ist.  Und  darüber  daß  der  Leib  (Fleisch)  Christi  wuchs 
und  zunahm,  und  nicht  verweslich  war,  da  er  (es)  Gottes  Leib  (Fleisch) 
war,  Zeugnisse  der  Heiligen  und  Göttlichen,  welche  (als)  unverweslich  be- 
kennen von  Mutterleib  an  und  in  alle  Ewigkeiten:  des  Stephanos  des 
Philosophen  Gesagtes.»  Stephanus  v.  Siunikh  der  Philosoph  und  Theodoros 
Bazen  (Theodoros  Bischof  v.  Bznounikh)  waren  in  der  1.  Hälfte  des  8.  Jahr- 
hunderts die  Führer  der  sog.  »Pbantastiker«,  denen  Johann  Ozneci  der 
Philosoph  (ed.  Venedig  1833)  und  Chosrowik  (Werke  ed.  Edschmiadsin  1903) 
entgegentraten. 


Übersetzung:  Zum  20.— 22.  Fragment.  169 

c)  Ararat  S.  374  Zeile  13— 14  =  Fragment  8,  14b,  IS,  24 
(siehe  oben  S.  13  Anm.*). 

Die  Texte  bei  Stephanus  variieren  sowohl  von  dem  arme- 
nischen Irenaeustext  von  adv.  haer.  und  Erweis,  wie  von  unsern 
andern  Fragmenten.  Doch  sind  die  Varianten  nicht  derartig, 
daß  man  nicht  bei  Stephanus  auf  ein  indirectes  Zurückgehen 
auf  den  armenischen  Irenaeus  schließen  muß.  Beachtenswert 
ist  der  Anfang  von  Fragment  a,  der  Text  von  Stephanus  steht 
hier  nämlich  in  der  Mitte  zwischen  dem  armenischen  Erweis 
einerseits  und  den  Relationen  im  »Siegel  des  Glaubens«  und  der 
unechten  »Wurzel  des  Glaubens«  anderseits,  indem  zwar  das 
Fragment  mit  »welcher  gekommen  ist«  eingeleitet  wird  wie 
in  den  letzteren  beiden  Schriften,  aber  hier  noch  nicht  von  der 
einen  Natur  die  Rede  ist.  Stephanus  muß,  obwohl  seine 
drei  Stücke  sämtlich  kurz  hintereinander  in  dem  »Siegel  des 
Glaubens«  stehen,  auf  eine  ältere  Vorlage  zurückgehen! 


2)  Übersetzung. 
20.— 22.  Fragment. 


D 


1 


a)  Erianos  sagt:  Welcher  gekommen  ist  und  Einigung1 
a  gemacht  hat  Gottes  und  der  Menschen,  denn  wir  nicht  imstande 
b  gewesen  wären,  auf  irgendeine  andere  Weise  Anteil  an  der  Un- 
4  verweslichkeit  zu  empfangen,  wenn  er  nicht  gekommen  wäre  zu 

6  uns,  weil  unsichtbar  und  nicht  erschienen  seiend,  er  gar  keinen 
ti  Nutzen  wirkte.     Aber  sie  ward  sichtbar,    damit  wir  in  jeder 

7  Hinsicht  Anteil  an  der  Unverweslichkeit  erhielten,  b)  Eitel  und 
h  nichtig  sind  auf  alle  Weise,  welche  die  Ökonomie  verachten. 
!•  Gottes  und  des  Fleisches  Erlösung  leugnen  und  seine  Wieder- 

10  geburt  verunehren,  nicht  aufnahmefähig  [es]  sagend  der  Unver- 
n  weslichkeit. 

i-'  c)  Desselben.    Nun  gekommen  ist  der  Sohn  Gottes  und  hat 

18  angezogen   einen   unverweslichen   Leib  von    der    unverletzten 
u  Jungfrau. 


1)  Vgl.    W.   B.   II,   '274a;    Stephanus   vertauscht   hier    zwei    ähuliche 
gleichbedeutende  Worte,  siehe  oben  zu  Fragment  o'  (S.  122  . 


170  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragrnente. 

g)  Die  zwei  Fragmente  aus  Zusätzen  zu  Cyrill  v.  Alex. 

1.  Übersetzung. 

23.  Fragment1. 

i  Eitel  und  nichtig  sind  auf  alle  Weise,  welche  die   ganze 

2  Ökonomie  verachten  Gottes  und  des  Fleisches  Erlösung  leugnen 

3  und  seine  Wiedergeburt  verunehren,  nicht  seiend  aufnahmefähig 

4  [esl  sagend  der  Unverweslichkeit. 

24.  Fragment. 
i           Desselben. 

2  Gekommen  ist  der  Sohn  Gottes  und  zog  an  einen  unver- 

3  weslichen  Leib  aus  der  unverletzten  Jungfrau  Maria. 

2.  Erläuterungen. 

Von  diesen  beiden  Fragmenten  sind: 

Nr.  23  =  advers.  haer.  5,  2,  1  (Stieren  1,  717;  Harvey  II, 
318  f  —  armen.  Iren.  S.  155  Z.  11/14)  und  =====  dem  7.  Fragment 
S.  12  Zeile  3— S  und  ==  Fragment  14 a  +  12 b  =  Stephanus 
von  Siunikh,  Fragment  21  (vgl.  auch  Fragment  19  u.  27 a).  Der 
Text  steht  dem  armenischen  Irenaeus  näher  als  dem  Text  des 
»Siegels  des  Glaubens«. 

Nr.  24  ==  Fragment  8,  14b,  18,  22  (siehe  oben  S.  13  Anm.*). 

Die  Fragmente  sind  im  Zusammenhange  mit  der  von 
Stephanus  v.  Siunikh  (8.  Jahrh.)  stammenden  armenischen  Über- 
setzung der  Scholia  de  Incarnatione  Unigeniti  des  Cyrillus  von 
Alexandrien  handschriftlich  überliefert2.  Nun  haben  wir  es 
aber  jedenfalls  nicht  mit  Irenaeuscitaten  des  Cyrillus  von  Alex- 
andrien selbst  zu  tun,  denn  sie  stehen  nicht  in  der  armenischen 


1)  Eingeleitet  durch:  »des  seligen  Eranos,  des  Nachfolgers  der  Apostel, 
daß  man  muß  (als)  unverweslich  bekennen  den  Leib  (Fleisch)  Christi 
von  dem  Schöße  der  heiligen  Gottesgebärerin  und  Jungfrau  Maria  an, 
der  Mutter  unseres  Herrn  und  Heilandes  Jesu  Christi«. 

2)  Gedruckt  Konstantinopel  1717;  die  Fragmente  stehen  in  dieser 
Ausgabe  hintereinander  auf  S.  458;  Akinian  verweist  mich  noch  brieflich 
auf  einen  cod.  Berolin.  Nr.  31,  der  die  Scholia  und  diese  Fragmente 
ebenfalls  enthält. 


Untersuchung:  Zum  23.  u.  24.  Fragment.  171 

Cyrillübersetzung *  selbst,  auch  nicht  in  der  lateinischen  Über- 
setzung der  Schrift  Cyrills  durch  Marius  Mercator  2,  nicht  in  den 
griechischen  Fragmenten  Cyrills  und  nicht  in  der  alten  syrischen 
Übersetzung  der  Scholia3. 

In  dem  armenischen  Texte  folgt  auf  einen  Brief  des  Cyrill 
an  Johannes  von  Antiochia  zunächst  der  Titel:  »Zeugnisse  von 
hl.  Vätern«,  die  der  heil.  Bischof  Cyrillus  aus  mehreren  Schrif- 
ten zusammenbrachte  zur  Widerlegung  der  Lehre  des  Nestorius ; 
diese  Fragmente  folgen  dann  S.  44S — 457  der  Ausgabe;  am 
Ende  der  Zeugnisse  steht:  »Diese  Kapitel  sind  in  der  Ephesini- 
schen  Synode  zur  Widerlegung  des  Nestorius  gelesen  worden«. 
Dann  folgen  (auf  S.  457/9)  5  Citate  von  Jesu  Khorkhorunier, 
lrenaeus,  Ephrem  und  Athanasius.  Die  Erwähnung  des  arme- 
nischen Bischofs4  macht  es  also  sicher,  daß  auch  die  Irenaeus- 
fragmente  Zusätze  entweder  des  armenischen  Cyrillübersetzers 5 
oder  aber  eines  Abschreibers  sind.  Es  liegt  nahe  anzunehmen, 
daß  die  beiden  Fragmente  aus  dem  »Siegel  des  Glaubens«  oder 
einer  älteren  Vorlage  (etwa  der  fraglichen  echten  »Wurzel  des 
Glaubens«  ?)  stammen. 

Wie  diese  Fragmente  gerade  zu  Cyrills  »Scholia  de  Incar- 
natione  Unigeniti«  hinzugesetzt  werden  konnten,  begreift  sich, 
wenn  wir  in  einem  armenischen  Fragmente  des  Cyrill  v.  Alexan- 
drien,  auf  das  mich  Lüdtke  aufmerksam  machte,  lesen:  »Es  nahm 
an  das  Wort  Gottes  Fleisch  von  der  Jungfrau  unverderbliches 
und  nicht  wurde  gefunden  Verderblichkeit  (Verweslichkeit). 
Denn  wie  wo  Licht  ist,  dort  unwirksam  ist  gänzlich  Finsternis, 
so  bei  anwesender  Unverderblichkeit   ganz  und   gar   nicht   wird 

1)  Vgl.  die  neue  Ausgabe  von  F.  C.  Conybeare,  The  Armenian  Ver- 
sion of  revelation  and  Cyril  of  Alexandria's  Scholia  in  the  Incarnation 
and  Kpistle  on  Easter,  edited  frorn  the  oldest  mss.  and  englished,  London 
1907. 

2)  Migne,  Patrol.  lat.  4S  S.  1006/40. 

3)  Vgl.  Ph.  Ed.  Pusey,  S.  P.  N.  Cyrilli  archiep.  Alex.  Epistolae  tres 
oecumenicae  Libri  quinque  contra  Nestorium  .  .  .  Scholia  de  incarnatione 
unigeniti,  Oxonii  1875. 

4)  Wann  lebte  Jesu  Khorkorunier? 

5)  Bei  Neuraann,  Gesch.  d.  armen.  Lit.  S.  111  wird  die  Übersetzung 
dem  Stephanus  v.  Siunikh  (8.  Jahrh.)  zugeschrieben,  also  demselben,  der 
Vielleicht  diese  2  Fragmente  in  einer  anderen  Schrift  in  gleicher  Reihen- 
folge citiert  (siehe  Fragmente  21—22!  . 


172  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

gefunden  Verderblichkeit«  K  Daran  klingen  ja  beide  Fragmente 
23  und  24  an,  übrigens  auch  in  sehr  eigentümlicher  Weise  das 
9.  Fragment  mit  seiner  Antithese  von  Licht  und  Finsternis. 


h)  Die  zwei  Fragmente  aus  Gagik. 
1.  Erläuterungen. 

Die  beiden  Fragmente  stehen  im  »Buch  der  Briefe«  2,  und 
zwar  in  einem  Briefe  des  Gagik  Waspurakan,  Königs  der  Ar- 
menier, an  den  Kaiser  Romanos;  es  gibt  in  der  armenischen 
Geschichte  viele  Gagiks  ("vgl.  Stephanus  von  Taron,  Armenische 
Geschichte,  deutsch  v.  Geizer  u.  Burckhardt  1907,  S.  229;  Ter- 
Mikaelian,  Die  armenische  Kirche  in  ihren  Beziehungen  zur  by- 
zantinischen, Leipzig  1892,  S.  82  f).  Wenn  die  Ordnung  der 
Briefe  im  »Buch  der  Briefe«  chronologisch  richtig  ist,  so  muß  es 
sich  um  einen  Brief  des  Gagik  I.  Arcruni3,  Fürsten  von  Waspura- 


1)  Der  armenische  Text  dieser  Stelle  steht  in  Ararat  1902,  S.  378 
Zeile  121 — 126  in  der  Schrift  des  Stephanus  v.  Siunikh,  aus  dem  unsere 
20. — 22.  Fragmente  stammen;  dieser  Text  aber  erscheint  als  eine  Erweiterung 
und  Veränderung  eines  Cyrillcitats  bei  Timotheus  Aelurus  (Widerlegung 
ed.  1908,  S.  198,  Zeile  21 — 37);  das  aber  ist  ein  Citat  aus  den  Scholia  de 
Incarnatione  Christi  des  Cyrill  v.  Alex.  =  Migne  P.  graeca  75,  1383  A.  u.  B. 
....  descendens  ad  nos  Deus  Verbum  .  .  .  .  ut  incorruptibilis  natura 
apprehenderet  corruptibilem  ....  Quemadmodum  enim  ubicunque  lux 
fuerit,  caligo  interit  tenebrarum;  ita  etiam  immortalitate  praesente 
omnis  certe  pestis  fugitiva  discedet  ....  (s.  auch  Marius  Mercators 
Übersetzung).  Dies  Cyrillcitat  haben  wir  jetzt  auch  im  ältesten  Texte  ed. 
F.  C.  Conybeare,  The  Armen,  version  of  .  .  .  .  Cyril  of  Alex.  Scholia  on 
the  Incarnation  1907,  S.  107  (des  armen.  Textes)  Zeile  19  —  S.  108  Zeile  6; 
nach  Conybeares  Übersetzung  S.  180  (des  engl.  Text.)  lautet  d.  Stelle  hier:  . .  . 
God  the  Word  ....  lowered  himself  ....  that  the  Incorruptible  should 
lay  hold  of  the  nature  which  is  under  corruption  ....  For  as  wherever 
there  be  light,  there  will  be  absolutely  without  work  darkness,  so  When 
incorruption  is  at  hands  is  it  necessary  entirely  for  corruption  to  flee  away 
.  .  .  .«  Es  scheint,  als  habe  in  Armenien  das  Fragment  eine  Umwandlung 
empfangen. 

2)  Über  ein  paar  weitere  Anführungen  des  Namens  Irenaeus  im 
»Buch  der  Briefe«  siehe  unter  Nr.  VI. 

3)  Das  bestätigt  folgende  Ausführung  bei  Fr.  Tournebize,  Histoire  poli- 
tique  et  religieuse  de  l'Armenie,  Paris  1910,  S.  145:  La  plupart  des 
successeurs  immediats  de  Jean  VT.  ne  furent  pas  si  nettement  monophysites 


Untersuchung:  Zum  25.  u.  26.  Fragment.  173 

kan  (904 — 936)  an  den  oströmischen  Kaiser  Romanos  1  Lakapenos 
(920 — 944)  handeln,  denn  der  Brief  steht  hinter  dem  Brief- 
wechsel des  Photius  (858 — 886,  abgesetzt)  mit  dem  armenischen 
König  Asot  I.  (885 — 890)  und  vor  dem  Briefe  des  Philosophen 
Samuel  von  Kamrjayjor ',  der  in  diesem  Kloster  der  Nachfolger 
des  Johannes,  des  Zeitgenossen  des  Patriarchen  Ter  Anania  (um 
940)  war2. 

Beide  Texte  stehen  auch  im  »Siegel  des  Glaubens«,  das 
2.").  Fragment  steht  im  6.,  das  26.  im  11.  Fragment.  Letzlich 
stammen  beide  also  aus  dem  armen.  Erweis3  und  aus  dem 
armen,  advers.  haer. 4,  aber  jedenfalls  nicht  direct,  denn  der 
Eingang  des  25.  Fragments  zeigt  die  charakteristische  vom 
Erweis  abweichende  Form,  für  die  das  »Siegel  des  Glaubens«  der 
älteste  Zeuge  ist,  und  ebenso  erweist  sich  der  Text  des  11.  Frag- 
ments gegenüber  dem  des  26.  als  primär.  So  hat  Gagik  entweder 
das  »Siegel  des  Glaubens«  benutzt  oder  eine  hinter  dem  »Siegel 
des  Glaubens«  liegende  Quelle,  in  der  ich  die  verlorene  echte 
»Wurzel   des  Glaubens«  Johann  des  Mayrogomiers  sehen  würde. 


et  montrerent  moins  de  preventions  ä  l'egard  du  concil  de  Chalcedoine. 
Etienne  IL  d'Aghtamar  etant  mort  apres  quelques  mois  de  pontificat,  son 
successeur  Theodore  Ier  d'Aghtamar  ne  s'opposa  point  a  la  demarche  que 
le  roi  de'  Vaspouragan,  Kakig,  fit  aupres  des  Grecs.  Kakig  ecrivait  au 
patriarche  grec  Tryphon  et  ä  l'empereur  Romain  sur  la  necessite  d'une 
entente  religieuse  avec  les  Armeniens,  mais  il  n'obtient  point  de  reponse 
(928/31). 

1)  Das  ist  das  Kloster  Kanirdzadzor  (<iamerdsehazor)  im  Distrikt 
Arscharunik  der  Provinz  Ararat. 

2)  Samuel  wird  nur  am  Rande  als  Verfasser  angegeben,  im  Texte 
selbst:  Ter-Chacik  (I.),  der  972—992  Katholikos  der  Armenier  war.  in 
dessen  Auftrage  wohl  diese  Antwort  des  Katholikos  an  den  Metropoliten 
Theodoros  von  Melitene  von  Samuel  ausgefertigt  wurde;  vgl.  C.  F.  Neu- 
mann,  Versuch  einer  Geschichte  der  armenischen  Literatur  1836,  S.  127. 
Theodor  v.  Melitene  war  die  rechte   Hand  des  Katholikos    Wahan 

bis  972)  gewesen,  der  die  Vereinigung  mit  der  griechischen  Kirche  be- 
trieben hatte,  während  unter  oder  durch  Cha&ik  der  Gegensatz  gegen  die 
Griechen  sehr  stark  sich  geltend  machte.  Vgl.  dazu  Tournebize,  S.  153  \ 
and  Tcr-Mikaeliau,  Armen.  Kirche,  8.  77  ff. 

3)  Siehe  oben  zum  6.  Fragment. 

4)  Siehe  oben  zum  11.  Fragment  Zeüe    I  I 


174  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

2.  Übersetzung. 

25.  Fragment1. 

i  Welcher  gekommen  ist  und  eine  die  Natur  Gottes  und  des 

2  Menschen  gemacht  hat,  da  wir  nicht  imstande  gewesen  wären, 

3  auf  irgendeine  andere  Weise  Anteil  an  der  Unverweslichkeit  zu 

4  empfangen,  wenn  er  nicht  gekommen  wäre  zu  uns. 

26.  Fragment2. 

i  Wer    immer    trennt   Jesum    von    Christo ,    den    sie    auch 

2  leidenslos  sagen,  zwei  Personen  erklären;    denn  einer  hat  ge- 

3  litten  und   einer  ist  leidenslos  geblieben,  nicht  einer,  sondern 

4  zwei.     Aber  einer  ist  die  Geburt  und  der  gelitten  habende  und 

5  derselbe  der  eingeborene  Sohn  Gottes,  welchen  gab  der  Vater 

6  wegen  seiner  unermeßlichen  Menschenliebe  der  Welt. 

i)  Ein  Fragment  aus  Ter-Chacik. 

1.  Übersetzung  des  27.  Fragments3. 

i  »Durchaus4  frivol  und  eitel  sind«,    sagt  er,    »diejenigen, 

2  welche  alle  Oekonomie  Gottes  verwerfen  und  die  die  Erlösung 

3  unseres  Leibes  leugnen   und    seine    Wiedergeburt  schmähen 

4  und  die  sagen,  er  sei  der  Unverweslichkeit  nicht  fähig.   Wenn 

5  aber  dieser  nicht  befreit  wurde   und  folglich  der  Herr  nicht 

6  durch   sein  Blut  erlöst  hat,    so  ist  >der  Kelch  der  Erlösung 

7  (und)    der  Danksagung   nicht    gleich    seinem  Blute    und   das 

8  Brot,  welches  wir  brechen,  nicht  gleich  seinem  Leibe  4.<    Denn 

9  es  gibt  kein  Blut   außer  in  den  Adern  und  in   der  Substanz 


1)  Eingeleitet  durch  die  Worte:  »Es  sagt  auch  Erinos  der  Nachfolger 
der  Apostel«. 

2)  Eingeleitet  durch  die  Worte:  »Es  schreibt  auch  Erinios  der  Nach- 
folger der  Apostel  so«. 

3)  Nach  der  Übersetzung  von  Heinr.  Geizer  u.  Aug.  Burckhardt  in 
»Des  Stephanus  von  Taron  armenische  Geschichte  aus  dem  Altarmenischen 
übersetzt«,  Leipzig  1907,  S.  167. 

4)  1  Kor.  10, 16. 


Untersuchung:  Zum  27.  Fragment.  175 

10  des  Leibes,    zu  welcher  in  der  Tat  Gott  Logos   geworden  ist 
n  und  mit  dessen  Blut  derselbe  uns  erlöst  hat«  '). 

2.  Erläuterungen. 

In  seiner  armenischen  Geschichte,  die  bis  zum  Jahre  1004 
reicht,  bietet  Stephanus  Asoghik  von  Taron  den  Brief,  der  im 
Jahre  986  auf  Befehl  des  Ter-Chacik  (Katholikos  der  Armenier 
seit  972)  gegen  die  Zweinaturenlehre  des  Chalcedonense  ge- 
schrieben ist;  dieser  interessante  Brief  ist  eine  Antwort  auf  den 
Brief  des  Metropoliten  von  Sebastia,  der  für  das  Chalcedonense 
eintrat;  er  ist  eine  Verteidigung  der  Einnaturenlehre.  Wir  haben 
hier  unter  zahlreichen  Stellen  aus  Basilius,  Chrysostomus,  Atha- 
nasius,  Cyrill  v.  Alexandrien  u.  a.  hinter  mehreren  Citaten  aus 
Cyrill  unser  Fragment.  Es  ist  eine  Wiedergabe  von  Ire- 
naeus  advers.  haer.  5,  2,  2  (Stieren  I,  717;  Harvey  II,  318 f 
Vani  autem-redemit),  und  zwar  citiert  nach  der  armenischen 
Übersetzung  S.  155  Zeile  11 — 21.  Eine  Vergleichung  ergibt, 
daß  der  Text  verändert  und  an  einer  Stelle  depraviert  ist,  weil 
wohl  erst  durch  mehrere  Hände  gegangen2).  Es  ergibt  sich 
von  da  aus  ein  Argument  für  die  Güte  der  einzigen  Handschrift, 
in  der  Iren,  armenus  überliefert  ist. 

Der  Text  dieses  Fragmentes  steht  zwar  auch  im  Siegel  des 
Glaubens,  in  unserem  7.  Fragment,  aber  getrennt  und  in  um- 
gekehrter Reihenfolge,  so  daß  sich  in  unsern  deutschen  Über- 
setzungen die  Stücke  entsprechen:  27.  Fragment  Zeile  1 — 8  und 
7.  Fragment  Zeile  24—31;  25.  Fragment  Zeile  8—11  und 
7.  Fragment  Zeile  1 — 4.  Daraus  aber  geht  hervor,  daß  Ter 
Cha£ik  das  25.  Fragment  nicht  aus  dem  »Siegel  des  Glaubens« 
bekam,  sondern  ohne  dessen  Vermittlung  aus  der  armenischen 
Irenaeusübersetzung 3. 

1)  Eingeführt    wird    das  Citat   mit  den  Worten:    «Und  so  höre  nun 
denn  das  Zeugnis  der  Aussprüche  der  heiligen  Väter   über  die  rnverw.^ 
lichkeit   des   Leibes  Christi.     Zunächst    erklärt    sich    Eriuios.    der   Nach- 
folger der  Apostel,   für  die   Unverweslichkeit  unseres  Bekenntnisses   und 
bekämpft  die  Verweslichkeit  eurer  Lästerung«. 

2)  Das  Nötige  über  diese  Unterschiede  bei  Lüdtke  in  Theol.  Lite- 
raturzeitung 1911,  Sp.  541. 

3)  Zeile  1—8  vom  27.  Fragment  stehen  auch  syrisch  in  einer  syri- 
schen Vätersammlung,  deren  dem  9.  oder  10.  Jahrh.  angehörige  Handschrift 


|76  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

k)  Das  Fragment  aus  Gregor  Tghaj. 

1.  Übersetzung  des  28.  Fragments. 

i  Und  nach  dem  heiligen  Erinos:    gekommen  ist  der  Sohn 

2  Gottes  und  hat  angezogen  einen  Leib  (oder  Fleisch)  unscheid- 

3  bar1  (es)  und  untrennbar 2  (es)  gemäß  den  Einflüssen  und  Wir- 

4  kungen    der  Einigung   nicht  (ein)   getrennte(r)  und    nicht   ein 

5  verschiedener  (seil,  ist  gekommen),  sondern  ein  und  derselbe. 

2.  Erläuterungen. 

Dieses  Bruchstück  steht  in  einem  Briefe,  den  Gregor  IV3 
mit  dem  Beinamen  »das  Kind«,  Katholikos  der  Armenier  (1173/80), 
als  Antwort  an  Gregor,  den  sog.  Touteördi  im  Kloster  Haghbat, 
schrieb.  Der  Text  ist  oben  abgedruckt  nach  einer  neuen,  von 
Dashian  noch  nicht  beschriebenen  Wiener  Handschrift  der  Meehi- 
tharisten  Nr.  623.  Es  existiert  aber  noch  eine  zweite  Handschrift 
der  Wiener  Mechitharisten  Nr.  376 4,  die  jenen  Brief  und  auch 
unsere  Stelle  mit  kleinen  Varianten5  enthält.  Der  ganze  Brief 
ist  im  armenischen  Texte  gedruckt  in  'hpfanpfi  Ifuj[Jnri/j^nu/i 
S^iuj  I^n^bgbinj  % um ifut l^u/u fi  (d.  h.  des  Katholikos  Gregor,  ge- 
nannt »das  Kind«,  Briefe)  ed.  Venedig  1838;  unsere  Stelle  steht 
dort  p.  48 f  und  zwar  genau  in  dem  oben  S.  28  gedruckten  Texte; 
der  Brief,  der  in  der  Ausgabe  S.  5 — 52  einnimmt,  worauf  dann 
S.  53 — 90  ein  Brief  Gregors  Tghaj  an  die  Wardapets  der  Ar- 
menier der  nördlichen  Gegenden  folgt,  enthielt  S.  22 — 52  christo- 
logische  Erörterungen.    Unserem  Irenaeuscitate  geht  voran   ein 


cod.  Brit.  add.  17191  (vgl.  Wright,  S.  100S  ff)  ist;  wer  das  Fragment  (ge- 
druckt bei  Harvey  II  447  unter  Nr.  XIX)  überliefert  hat,  ist  unbekannt. 

1)  Nach  W.  B.  1.  202b  —  axojQLOzoq,  äSidazatoc,  änaQaXXaxxoq. 

2)  Nach  W.B.I.  218  b  =  dxojQLOzoq. 

3)  Vgl.  über  ihn:  Neumann  S,  166;  Geizer  in  RE3,  2,82;  Tschaw- 
tschian,  Geschichte  Armeniens.  Venedig  1786,  III,  p.  124/8;  Ter  Minassiantz, 
Die  armenische  Kirche  usw.  1904,  S.  123  u.  130. 

4)  Beschrieben  bei  Dashian  S.  188  des  deutschen  Teiles;  die  Hand- 
schrift stammt  aus  dem  Anfang  des  19.  Jahrh. 

5)  Die  Varianten  sind:  oben  S.  28  Zeile  1  statt  flpq.fSu]  "/"?^5  Zeile  2 
statt  u/unpfa]  ufunnnfr  Zeile  3  statt  npfa]  "P"2:>  Zeil©  4  om.  utjl. 


Untersuchung:  Zum  28.  Fragment.  177 

Citat  aus  Athanasius  l :  »Wie  auch  ich  glaube  und  bekenne  nach 
dem  heiligen  Athanasius:  Gott  und  (sowohl)  der  Sohn  Gottes 
und  (als  auch)  der  Sohn  des  Menschen,  da  in  eine  Natur  das 
Wort  Fleisch  geworden  ist«.  Es  folgen  dann  gleich  auf  unser 
lrenaeuscitat  die  Worte:  »Wiederum  nach  Athanasius:  Aber 
wenn  dem  Worte  Fleisch  (denn  das  Wort  ward  Fleisch  und 
wohnte  unter  uns),  so  muß  man  auch  die  Leiden  des  Fleisches 
dem  sagen,  dessen  das  Fleisch  ist.  Wiederum  auch  was  er  zu 
Julius  sagt:  Wir  nehmen  an  und  glauben,  nicht  ein  Mensch 
war  er  .  .  .« 

Daß  der  Eingang  des  Fragments:   »Gekommen  ist  der  Sohn 
Gottes  und  hat  angezogen    einen  Leib«  eine  verkürzte  Wieder- 
gabe unseres  8.  Fragments  und  seiner  Parallelen  (Frag.  14 b,  18, 
22,  24)  ist,  ist  klar.   Aber  das  Fragment  hat  hier  eine  viel  allge- 
meinere Wendung  bekommen,  indem  nicht  der  specielle  Gedanke 
von  der  Unverweslichkeit  des  Leibes,  sondern  der  Gedanke  der 
Einheit  Jesu  Christi  vertreten  wird.     In  dieser  Form  halte  ich 
das  Fragment  nicht  für  irenaeisch,  denn  es  ist  schwer  vorstellig 
zu  machen,  was  Irenaeus  etwa  als  Antithese  gegen  die  Gnostiker 
mit    dem    öcö/xa  aöiaörarov  xal   ccxcoqiötov    hat    sagen  wollen, 
und  man  kann  sich  für  die  irenaeische  Herkunft  auch  nicht  auf 
adv.  haer.  3,15  ff  beziehen,  wo  Irenaeus  die  Einheit  Jesu  betont, 
denn  da  kämpft  er  ja  doch  nur   gegen  die  Unterscheidung  von 
Christus   und    Jesus.     Jene    beiden   Ausdrücke    aber    »unscheid- 
bar  und  untrennbar«   gemahnen  doch   sehr  stark  an  den  mono- 
physitischen  Gegensatz  gegen  das  äövyxvzojg  des  Chalcedonense  2. 
Hinzukommt,  dass  die  Überlieferung  des  Fragments  recht  jung  ist 
und   die   im  Anhange   mitgeteilten   stark    depravierten  Irenaeus- 
fragmente  aus  der  gleichen  Zeit  zur  Vorsicht  gemahnen.     Aber 
ich  halte  es  nicht  für  nötig,  das  ganze  Fragment  von  dem  AVorte 
»Leib«  an  für  unecht  zu  erklären,   denn  trennen  wir,   wozu  die 
Relation  im  Fragment  8  und  seinen  Parallelen    veranlaßt,    dies 
/weite  Stück  von   dem   ersten   und   streichen   wir   vielleicht   die 
beiden  Ausdrücke  »unscheidbar  und  untrennbar«   als  unecht,  so 

1)  Das  folgende  nach  Lüdtkes  Übersetzung. 

2)  Im  Chalcedonense  haben  wir  ja  4  Ausdrücke  nebeneinander,  von 
denen  die  letzten  beiden  vielleicht  die  Quelle  unserer  beiden  Ausdrücke 
sind:  »iv  fiio  (pvoeoiv,  äouyxvztoQ,  äigemcüg,  äöiaigizio^,  axwpiozco^*,  vgl. 
Hahn,  Symbole  und  Glaubensregeln  der  alten  Kirche  1S97\  S.  1661". 

T.  u.  ü.  '13:  Jordan.  12 


178  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

könnte  der  überbleibende  Rest  sehr  wohl  bei  Irenaeus  stehen, 
da  der  Gedanke  dann  ganz  irenaeisch  ist.  Wenn  es  sieh  also 
nicht  um  eine  späte  Depravation  unseres  8.  Fragments  handelt, 
so  könnte  es  sich  um  Zusammenschiebung  zweier  echter  Irenaeus- 
fragmente  handeln,  ein  Verfahren,  dem  wir  ja  mehrfach  in  all 
diesen  Fragmenten  begegnet  sind. 


1)    Die  dem  Irenaeus  zugeschriebene  Predigt   in   einer  arme- 
nischen Homiliensammlung. 

29.  Stück. 
1.  Übersetzung. 

i         Des  heiligen  Erianos  des  Nachfolgers  der  Apostel  gesagt(es) 

2  über  die  Söhne  Zebedaei. 

3  »Da  trat  hin  zu  ihm  die  Mutter  der  Söhne  Zebedäi  mit  ihren 

4  Söhnen,    7iiederfalte/id  bat  sie  etwas  von  ihm*  l.     Nicht  vergeb- 

5  lieh  sind  die  Sinne2  und  nicht  umsonst  die  Worte  des  vor- 

6  liegenden  Ausspruchs,   welcher  auch  die  Stellung  eines  Vor- 

7  worts  hat  und  Harmonie3  mit  dem  Vorherstehenden.     *Da  trat 

8  heran«:  Oft4  bewundern  wir  die  Tugend,  nicht  allein  aus  dem 

9  Beispiel,  sondern  auch  aus  der  Zeit;  wie5  etwa  ich  sage,  zum 
10  Beispiel:  inbetreff  einer  frühreifen  Frucht  der  Traube  oder 
n  der   Feige    oder   irgendeines    andern,    zu   Anfang   die  Reife6 

12  nicht    jemand    fordert   und   nicht    die   Vollkommenheit 7   der 

13  Frucht;  aber  wenn  auch  teilweise  etwas  erschiene8,  die  reife9 


1)  Matth.  20,  20:  Töze  7iqogtj?.&ev  avzät  I,  ^'\xr\Q  xä>v  vl&v  Zeßedaiov 
fiexä  xöjv  vlajv  avxrjq  nQOöxvvovoa  %xei  xi  an  avxov;  der  griechische 
Bibeltext  hat  aexovaa. 

2)  Das  armen.  Wort  ist  nach  W.  B.  II,  281  c  =  vovqf  öiävoia,  tvvoia, 
vörj/ua,  <pqi)v,  £v&v{xr]<Jtq,  <pQÖvrjotq. 

3)  Nach  armen.  W.  B.  II,  348  c  gleich  apfxovia,  evaQfiovla,  Qi&fjLÖq, 
axoXovStia. 

4)  nolMxiq,  vgl.  W.  B.  1,  421a. 

5)  nnmfiufi  fSu£  =  olov,  olovet,  ut,  quasi,  exempli  gratia  nach 
W.  B.  II,  5S7b. 

6)  So  nach  Conjectur,  siehe  oben! 

7)  W.  B.  I,  1062  xe?.eiöx7]q,  aber  auch  X£?.elojoiq,  Vollendung. 

8)  Nach  Conjectur:  ßegixdtq  xi  6<p9eir]. 

9)  Vgl.  W.  B.  II,  50  c:  nertsipoq,  atQißoq. 


Übersetzung:  Zum  29.  Stück.  179 

u  Traube  nicht  verachtet  er  als  unnütz, sondern  wie  etwas  frühzeitig 
15  Getragenes  die  Erscheinung  l  raubt  er,  nicht  sich  versichernd, 
Ki  ob  habe  die  Traube  die  vollkommene  Süßigkeit2,  sondern 
n  annimmt  sogleich 3,  weil  sie  vorzeitiger  gereift  als  die  andere 
18  sich  erweist:  ebenso  auch  Gott,  wenn  er  sieht  die  Gläubigen, 
li  obwohl  sie  [nur]  teilweise  Weisheit  haben  und  ein  wenig  den 
20  Glauben,  doch  nicht  auf  die  Unvollkommenheit  blickend,  ver- 
2i  wirft,  sondern  wie  eine  frühzeitige  Frucht  begrüßt  und  annimmt 4 

22  und   ehrt  die   tugendhaft   gewordene  Seele,    obwohl   sie   nicht 

23  in  vollkommener  Weise  hat  die  Tugend,  ist  nachsichtig  gegen 
2i  sie,  weil  sie  im  Vorwärtsschreiten 5  ist,  und  liebt  sie,  weil  sie 
25  vor  den  andern  geraubt''  hat  den  Segen. 

2.;  Deswegen  Abraham,  Isaak  und  Jakob  unsere  Väter  mehr 

27  als  die  anderen   bewundernswert   sind   —    nicht,    daß   andere 

28  Heilige  ebenso  nicht  tugendhaft  waren "  —  aber  weil  jene 
2!»  den  Anfang  der  Tugend  zeigten.     Wieviele  sind  Märtyrer  wie 

30  Daniel,    wieviele    sind  Märtyrer    wie    die    drei  Jünglinge8  in 

31  Babylon!     Und  doch  nicht  so  wurde  geschrieben  das  Andenken 

32  an  sie  wie  das  an  jene.  Weil  jene  der  Anfang  und  der  erste 

33  Weg   gewesen   sind   der  Fruchtbringung,    [darum]   auch  Gott 

34  gab,  ihr  Leben  zu  schreiben9  zum  Eifer  der  nachher  Gewor- 

35  denen. 


1)  Nach  W.  B.  II,  869  c  =  oitaoig,  oxpig,  auch  S-eiD^ia. 

2)  Nach  W.  B.  II,  87  =  ^öovij,  voluptas,  suavitas;  letzteres  aber  ist 
ja  auch  gleich  ijövzrjgl 

3)  Seil,  »die  Traube«,  aecusat. 

4)  Hier  im  Armenischen  dasselbe  Wort  wie  oben  bei  Zeile  17. 

5)  Nach  W.  B.  II,  394  c  =  npöoöoq,  progressio;  ich  glaube  nicht,  daß 
Pitra,  Spicil.  I,  506,  Anm.  3  recht  hat,  wenn  er  unter  Berufung  auf  Plin. 
hist.  nat.  16,  26  und  auf  die  hier  bald  folgende  Hoseastelle  9, 10  eine  Be- 
ziehung auf  eine  früher  reifende  Feigeusorte  findet  oder  auf  den  tfQOÖQO- 
fco^  oivog,  der  vor  der  Kelterung  aus  den  Trauben  fließt. 

6)  Im  Armen,  dasselbe  Verbum  wie  oben  Zeile  15. 

7)  Dieser  Satz,  der  sich  auch  bei  Pitra.  llar\ev  u.  Martin  in  ihren 
armenischen  Texten  findet,  ist  bei  allen  dreien  anübersetzt  geblieben. 

8), Nach  W.  B.  II,  206c  ist  ncüötq  oder  VEccrloxot  das  Äquivalent! 
Dagegen  werden  in  Daniel  3, 12  ti"  Sadraeh.  Mesach  u.  Abednego  als 
•avÖQtq*  vorgestellt;  es  wird  wohl  daran  zu  erinnern  sein,  daß  in  Dan. 
1.  1  -7  die  drei  als  veaviaxoi  (LXX)  rorgestellt  weiden.  Im  llipeolvteom- 
nuentar  zu  Daniel  (ed.  Bonwetach  p.  76   werden  die  Männer  xaldez  genannt. 

9)  Wohl  *yQ&<p£Q$ku*. 

12* 


ISO  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragniente. 

38  Und  daß  so  annimmt  Gott  die  Tugend  wie  die  Erstlings- 

39  fruchte,  höre  ebendenselben,  welcher  sagt:  »Wie  eine  Traube 

40  in  der  Wüste   habe   ich   gefunden   Israel  und   wie  eine  früh* 
4i  zeitige  Feige  eure  Väter«  l.     Darum   nicht   allein   preise   selig 

42  den    Glauben  Abrahams,    daß    er    geglaubt    hat2.     Willst   du 

43  dich   wundern  über  Abraham?     Betrachte   den   einen  Mann, 

44  als    alle    Zehntausende    der   Welt   beschuldigt   in    Verirrung, 

45  einzig  er  erkannte  die  Frömmigkeit.     Willst  du  dich  wundern 

46  über   Daniel?     Betrachte    Babylon,    sich    ergötzend    in    Gott- 

47  losigkeit    und   alle   zu   Sklaven    geworden   der   Sünden.     Und 

48  er     hinaufgekommen     durch     Schwimmen3,      spie     aus     die 

49  Bitterkeit  der  Sünden  und  zu  dem  süßen  Trunk  zum  Wasser 
so  der  Frömmigkeit  zu  schwimmen  sich  beeilte  4. 

51  Ebenso  auch  jetzt  über  die  Mutter  der  Söhne  Zebedaei, 

52  nicht  allein  wundere  dich,  aus  welchem  sie  gesagt  hat,  sondern 

53  auch    aus  der   Zeit,    in  welcher    sie   dies   gesagt  hat.     Wann 

54  trat  sie  hin  zum  Erlöser?     Nicht  nach  der  Auferstehung  und 

55  nicht  nach  der  Verkündigung  seines  Namens  und  als  erhalt- 
5fi  bar5  geworden  war  sein  Reich,    sondern  in  dem  des  Herrn 

57  sagen  das  Wort6:    »Siehe,  wir  steigen  hinauf  nach  Jerusalem, 

58  und  der  Sohn  des  Menschen  wird  übergeben  werden  von  den  Hohen- 

59  priestern  und  Schriftgelehrten,  und  man  wird  ihn  töten,  und  am 

60  dritten  Tage  ivird  er  wieder  auferstehen«.  '. 

6i  Der  Heiland  wegen  der  Leiden  und  des  Kreuzes  erzählend 

62  sagte  voraus  und  die  Leiden,  welche  bei  den  Hohenpriestern 


1)  Hosea  9, 10  Traube  und  Feige  singularisch,  wie  in  LXX  :  u)Q  oxa- 

(fV/JtV    EV    BQTlfjLCO    EVQOV   XOV    ^IOQCu'jX,    XO.I    0)Q    CX0710V    EV    GVXJfl     TlQlhl'fJLOV    TtCL- 

xsoag  aviöjv  elSov. 

2)  Vgl.  (4al.  3,9:  woxe  oi  ix  nioxEax;  evloyovvxat  avv  xco  nioxib 
'Aßgaä/j.. 

3)  Hier  dasselbe  Wort  wie  zwei  Zeilen  weiter;  nach  W.  B.  II,  164f 
xQV7ixEoS-ai,  Xav&uvELV,  aber  auch  =  schwimmen. 

4)  Sollte  Beziehung  auf  das  Wassertrinken  des  Daniel  in  Dan.  1,12 
vorliegen  ? 

5)  Nach  W.  B.  I,  774b  =  ösxxög,  itQoaöexxöq,  evööxiixog. 

6)  a)X  iv  xcb  xöv  xvqiov  Xeyeiv  xbv  Xöyov. 

7)  Matth.  20, 18/19;  die  Worte  »xal  xaxaxoivovoiv  avxöv  d-aväxco, 
xal  na.Qaöü)6ovoiv  avxöv  xolq  eS-veolv  elq  xö  EfinaZZai  xal  ßaöxiya>oai 
xal  oxavQ&aai«  hat  unser  Autor  zusammengezogen  in  »und  sie  werden 
ihn  töten«. 


Übersetzung:  Zum  29.  Stück.  1^1 

63  allerschimpflichste  *,  anzeigend  war.     Und  sie  hatte  unter  an- 

64  derem  gehört  wegen  der  Ökonomie  der  Leiden.  Aber  der  Heiland 

65  den  Tod  verkündigte,   und   sie  die  Herrlichkeit  der  Unsterb- 

66  lichkeit  forderte.     Der  Herr  zeigte  an,    daß  er  sollte   gestellt 

67  werden  vor  ungerechte 2  Richter,    und    nicht    wie    zu    einem 

68  Gerichteten  trat    sie   heran,    sondern    wie   von   einem  Eichter 

69  erbat  sie:    »Gib«,    sagte  sie,  »daß  meine  Söhne  da  sitzen  einer 

70  zur  Rechten  und  einer  zur  Linken  in  deiner  Herrlichkeit«  :\    Er 

71  spricht  von  den  Leiden  und  das  Reich  wird  verstanden.    Über 

72  das  Kreuz  sprach  der  Heiland,  und  die  leidensfreie4  Herrlich- 

73  keit  jene  sah.   Also  man  sollte  über  sie  sich  verwundern,  wie 

74  ich  gesagt  habe,  nicht  aus  welchem  sie   gefordert  hat  allein, 

75  sondern  auch  aus  der  Zeit,  in  welcher  sie  bat. 

76  Und  es  erlitt5  dies  jene  Fromme,  nicht  allein  als  Fromme, 

77  sondern  als  Weib.     Denn  sie  betrachtete  und   glaubte  seinen 

78  Worten,  daß  muß6  in  Herrlichkeit   blühen  das  Reich  Christi 

79  und  fortschreiten  in  Fülle  in  der  Welt  und  Vermehrung 
so  annehme  die  Verkündigung  der  Frömmigkeit.  Sie  verstand, 
8i  wie  es  auch  war,  daß,  solange  er  ist  niedrig  von  Ansehen, 
82  er  fes]  erlaubt  hat  [,]  und  raubte7  die  Verheißung.  »Ich 
6b  werde  fordern  zur  Zeit  dieser  Erniedrigung  (damit  nicht  viel- 

84  leicht  er  ausschließt  die  Bitten)  die  Herrlichkeit  des  Reiches«  s# 

85  Sie  bedachte,  daß  sie  nicht  haben  werde   dieselbe  Zuversicht 

86  in    der   Gegenwart  der  Engel    und  zu  dem    von  den   Engeln 

87  Verehrten9  und  wenn  alle  himmlischen  Heerscharen  ihm  Ver- 
ls ehrung  geben10.     Nehmend  allein  den  Heiland  an  einem  be- 


1)  Vgl.  W.  B.  I,  815b  u.  II,  351a.  2)  aöixog  vgl.  W.  B.  I,  115c. 

3)  Mat-th.  20,  21.  Das  Citat  ist  wohl  aus  dem  Gedächtnis  gegeben, 
denn  es  liegt  in  dem  Fehlen  des  aov  hinter  öe$uov  und  eviovvuwv  und  in 
den  Worten  iv  ifj  dö£g  aov  statt  iv  xq  ßaoiXeiq  aov  des  Matthaeustextep 
eine  Contaminierung  mit  Mc.  10,  37  vor. 

4)  =  dnatyq  nach  W.  B.  I,  224. 

5)  Vgl.  W.  B.  I,  1133b;  viell.  in  allgemeiner  Bedeutung  =  »erlebte»  ? 

6)  Im  Armenischen  durch  zwei  Adjectiva  ausgedrückt,  wie  oft  z.  B. 
im  armenischen  Trenaeus. 

7)  Akinian  eonjiciert:  ü'ujmhujjg  ha.  jiHifctnui/fLusjtj  [in  im  regel- 
mäßiger Flexion]  =  ich  werde  herannahen  und  rauben. 

8)  Als  Gedanke  der  Mutter  aufzufassen! 

9)  Akinian  eonjic:  umawumunnbi  —  »und  die  Engel    ihn' bedienen« . 
10)  —  laroeveiv. 


182  Jordan,  Armenische  Irenaeus- Fragmente. 

89  sonderen  Orte,    forderte    sie    eine    Bitte,    die    übersteigt  alle 

90  menschliche  Natur. 

91  »Da  trat  hin  zu  ihm«.    Wann?    Als  über  das  Kreuz  der 

92  Heiland  sprach. 

93  »Da    trat  hin  zu   ihm.  die  Mutter  der   Söhne  Zebedaei  mit 

94  ihren  Söhnen,  betete  an.«     Und  dies    nicht    umsonst.     Da    sie 

95  nicht  hinzugetreten  war  zu  irgendeinem  gerechten  und  weisen 

96  Menschen,  und  nicht  zu  einem  Propheten,  sondern  als  [einen] 

97  Gott  betete  sie  an.  Denn  Angebetetwerden  ist  eigentümlich 
§8  Gott.  »Den  Herrn  deinen  Gott  sollst  du  anbeten  und  ihn  allein 
99  ehren«  K    »Sie  betete  an  und  bat«.     Aber  auch  nicht  das  Bitten 

ioo  ist  etwas  Vergebliches,  denn  wir  erflehen  von  Gott  das  Gute. 

101  Sie  hörte  von  ihm,  daß  er  gesagt  hatte:   »Bittet  und  ihr  werdet 

102  erhalten«  2.     Und  »hinzutretend  erflehte  sie  von  ihm«.     Und  er 

103  sagt:  »Was  willst  du?«     Er    erfragte   den  Willen,    damit    er 

104  zeige    sich    selbst    als  den  (Er)hörer  des  Willens.     Denn  es 

105  (er)hört  Gott  den  Willen  der  Gerechten,  nach  dem  Gesagten: 
ioß  »Den  Willen  derer,  die  ihn  fürchten,  tut  der  Herr«z.  Es  sollen 
107  beschämt  werden  die  Kinder  der  Häretiker,  weil  zur  Schmach 
los  des  Sohnes  sie  annehmen,  daß,  (da)  »ich  nicht  gekommen  bin, 
109  zu  tun  meinen  Willen,  sondern  den  Willen  des  Vaters«4, 
no  (daß)  es  Schande  bringe  Gott,  zu  erfüllen  den  Willen  des 
in  Gerechten.  »Den  Willen  derer,  die  ihn  fürchten  tut  der  Her?-, 
112  und  ihre  Bitte  erhört  er  und  rettet  sie«  5.  Wie  auch  sagt  David, 
ii3  daß  »des  Willens  der  sterblichen  Natur  Vater  zu  werden 
ii4  Gott  sich  nicht  schämt«  H.     Und  nicht   schämt  sich  der  Sohn 


1)  Matth.  4,  10;  Deut.  6,  13. 

2)  Joh.  16,  24  (nicht  Matth.  7,  7;  Lille.  11,  9). 

3)  Psalm  144  (145),  19  LXX:  S-iXtjßa  zäjv  (poßovuevajv  avvov  Ttodf)U 
ohne  xvqioq,  das  V.  18  vorher  steht!  Unser  Citat  im  armenischen  Text 
ist  genau  gleich  der  Stelle  im  armenischen  Psalter,  Amsterdam  1666, 
S.  305  u.  Zohrab  S.  432.  Dort  steht  auch  »Herr«  ,  so  wie  bei  Athanasius, 
vgl.  Holmes. 

4)  Vgl.  Joh.  5,  30;  frei  gestalteter  Text,  weiter  unten  anders! 

5)  Ps.  144  (145),  19.  Die  Prädicate  sind  bei  den  LXX  durchweg 
futurisch;  der  armen.  Psalter  hat  genau  den  gleichen  Text  wie  unsere 
armen.  Predigt;  nur  für  »Bitte«  hat  er  ein  anderes  Äquivalent  als  unsere 
Predigt. 

6)  Vielleicht  Anspielung  an  Ps.  39  (40),  9:  tov  noirjaai  zö  ütlijuä  aov 
6  &eög  uov  fißovXrid-rjvl 


Übersetzung:  Zum  29.  Stück.  lS.f5 

15  wegen  der  Ökonomie  des  Fleisches  (wegen  des  menschlichen 

k,  Wandels1),     welche     unsertwegen     geschah,    sagend,    daß2: 

17  »Nicht  bin  ich  gekommen  zu  tun  meinen   Willen,  sondern*  den 

18  meines   Vaters«.     Zur  Schande  etwas  wird  dies  angenommen. 

19  Vielmehr  auch  diese  Worte,  o  Bruder,  werden  aufgelöst,  denn 

20  wir    finden    den    Heiland    überall    seinen    Willen    vollendet 

21  habend. 

22  *  Es  trat  hinzu  zu  ihm  ein  Aussätziger,  aufs  Knie  sinkend, 

23  sagte  er  %u  ihm:  Herr,  wenn  du  willst,  kannst  du  mich,  reinigen«*. 

24  Nicht    stieß    etwa    zurück    der    Heiland,    nicht    sagte    er5: 

25  Warum  lästerst  du,  daß  ich  will?  Wies  er  ihn  etwa  ab  als 
2«  Lästerer?    Hast  du    nicht  gesehen?   Er   lobte  die  Festigkeit 

27  seines   Glaubens!     Hat    er    doch    nicht    jenes   Wort    zuriick- 

28  gegeben:  Er  hat  den  Befehl  der  Erlösung  hinzugefügt.  Er 
2!»  sollte  sagen,  daß  —  obwohl  nach  den  Häretikern,  welche  [es 

430  ebenfalls]  sagen  —  »Nicht  bin  ich  gekommen  zu  tun  meinen 

31  Willen,  sondern  den  Willen  dessen,  der  mich  gesandt  hat'1«  — 

32  er  sollte  sagen :   Es  will  der  Vater,  sei  gereinigt 7.   Aber  weil 

33  in  vollem  Glauben  er  hinzugetreten  war,  läßt  leuchten  er  ihm 
:u  die  ganze  Hoffnung8  der  Kraft,  sagend:  »Ich  will,  sei  ge- 
rn reinigt1*.   Und  durch  Wollen  wird  gereinigt  der  Aussätzige. 

36  Durch    sein    Wollen    lebt    wieder    auf  der   Tote9.      Er 

37  wollte,  und  es  stand  auf  Lazarus10.    Sein  ist  die  Stimme11: 

38  »Wie  der   Vater  das  Leben  hat  in   ihm   selbst,    ebenso   auch  der 

39  Sohn,  welche  er  icill,  macht  lebendig«  12.   »Ich  will,  sei  gereinigt 13«. 


1)  Wohl  Glosse! 

2)  Öti  im  Armen,  wie  im  Griech.  gebr. 

3)  »Willen«  hier  om..  anders  als  oben  Zeile  109! 

4)  Mark.  1,40  (der  Text    steht  dieser  Stelle    näher    als    der    Stelle 
Matth.  8,2). 

5)  Pitra   in  Spicil.    Solesm.    1,    p.  X,   überset/i:    »Nun    repnlit  eum 
Salvator?  Num  dixit«  etc. 

6)  Vgl.  Joh.  5,30,  s.  oben! 

7)  Matth.  S,  3;  Mark.  1,41  u.  Parallelen. 

8)  Wenn  ^nju  zu  lesen  wäre,  so  hieße  es  »Licht«. 

9)  Vgl.  Luk.  7, 11  ff.  10)  Joh.  11,43. 

11)  Das  armen.  Wort  =  <piort},  vox. 

12)  Joh.  5,26a  verbunden  mit  Joh.  5,21b.    Also  wohl  Citat  aus  dem 
Gedächtnis! 

13)  Matth.  8,3  u.  Par.  s.  oben! 


184  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

uo  Durch  Wollen  weckt  er  auf  und  macht  lebendig  die  Toten, 
ui  Weshalb  auch  David  sagt:    »Demi  Zorn  ist  in  seinem   Gemüt 

142  und  Leben  ist  in  seinem  Willen«  l. 

143  »Was  willst  du?«    Er  wollte  üben  ihre  (der  Frau)  Liebe 

144  und    enthüllen    den   Vorsatz    und    zeigen    bereit(willig)    die 

145  Werke     der    Menschenliebe.      Nicht    unwissend    fragte     er : 

146  »Was    willst    du?«.     Denn    auch    im   Alten    sagt    Gott    zu 

147  Salomo:   »Fordere  etwas   von    mir,  und  ich  werde  dir  gebe))«2. 

148  Nicht  als  ob  vor  dem  Fordern  er  nicht  wußte,  was  er  im  Geiste 

149  hatte,  sondern  es  will  durch  das  Tun  kundmachen  Gott  ihre 

150  Bitten,  wie  sagt  Paulus:  »Eure  Bitten  werden  bekannt  Gott« 3. 

151  Anstatt  dessen:  Er  (Gott)  kannte  sie.  » Was  willst  du?«,  nicht 

152  als   unwissend,    sondern  als  den    guten  Vorsatz4  annehmend 

153  fragte  er. 

154  Spricht  zu  ihm  das   Weib:  Sage,  daß  sitzen  meine  Söhne 

155  einer    zu   deiner   Rechten    und    einer    zur    Linken    in    deinem 

156  Reiche5. 

157  Nicht  sagte  sie,,  einfach  befahl  sie:  »Tue«.  Wolle!  Ordne 

158  an!     Sondern  sie  sagte,    wie  von  Gott  fordernd,    das  Wort: 

159  Sage!  Warum  bist  du  nachsichtig  für  das  Sprechen?    Weil  sie 

160  gehört  hatte  von  Moses,  welcher  sagte :  »Es  sprach  Gott,  es  werde 
i6i  Licht,  und  es  ward  Licht Q«,  und  weil  in  der  Schöpfung  dem  Aus- 

162  spruch  alles  nachfolgte.     Weil  überall  des  Sprechens  Stimme 

163  herauskommend  die  Natur  machte,  dachte  sie  sagend,  daß  er  ist 

164  der  Schöpfer  des  Alls,  durch  dessen  Ausspruch  sie  das  Ganze 

165  sagte ;  im  Sprechen  erbittet  sie  die  Herrlichkeit  des  Reiches. 

166  Sage:    Nicht    einem    bloßen   Menschen   etwas   sagt    sie: 

167  sondern  »Sage,  wie  Gott.«     Da  sprachst  du  und  schufest  den 

168  Himmel,   durch  das  Sagen  befestigtest   du    die  Erde,  durch 

169  das  Sagen  schiedst  du  das  Meer.    Und  daß  er 7  ist  der  Schöpfer 


1)  Psalm  29(30),  6  (LXX):    ozi  öpyr]  cv  zw  &vuw   avzov,  xal   £«/)  tv 

ZW   &tXS][A<XTl   ccvzov. 

2)  I  Kön.  3,  5  (LXX)    »aizrjoal   zi    aitijfJia   oeccvzw« ,    offenbar   freies 
Citat! 

3)  Vielleicht  Phil.  4,6?.    Eher  eigentlich  Matth.  6,8!? 

4)  Hier  dasselbe  Wort  im  Armen,  wie  oben  in  Zeile  144. 

5)  Matth.  20,21.     Auffällig  ist  das  yvvr)  in  dem  Citat! 

6)  Gen.  1,3. 

7)  Nämlich  Christus! 


Übersetzung:  Zum  29.  Stück.  Is5 

170  des  Alls1,  bekennen  auf  andere  Weise,  wenn  auch  mit  bösem 

171  BenehmendieArianer  zusammen  aus  gemeinsamer  Überzeugung 

172  und  nach  dem  Bekenntnis  aller,  obwohl  in  keiner  Weise  aus 

173  Betrachtung  die  Schöpfung  sie  bekennen  würden  aller  Ge- 
rn schöpfe  des  Himmels  und  der  Erde2.  Der  selige  David 
175  stimmt  überein,  sagend,  daß  '»ich  sehen  werde  in  die  Himmel,  die 
i7<;    Werke  deiner  Finger,  den  Mond  und  die  Sterne,  welche  du  gemacht 

177  hast'6*.      Erblicke,    flehe     ich,    damit    nicht    meine    jemand 

178  vergeblich  und  wegwerfend  die  Stimmen  als  unbestätigt. 
i7!>  seiend;  damit  ich  ebendenselben4  darstelle,  den  Herrn  aller, 
180  auf  ihn  die  Psalmodie  zu  nehmen5,  für  notwendig  ich 
i8i  erachte     durch     Laufen     hinüberzugehen    zu     den    Worten 

182  des    Psalms 6    und    zu    den    Aussprüchen ,     um     dich    zur 

183  Weisheit  zu  führen.     Im  8.  Psalm  sagt  David:    »Herr,  unser 

184  Herr,  wie  wunderbar  ist  dein  Name  in  allem  Lande',    denn   er- 

185  hoben  wurde  deine  Fracht  über  die  Himmel.  Aus  dem  Munde 
ist;  des  unmündigen  Kindes,  des  Säuglings  hast  du  zugerichtet  dein 

187  Lob  wegen  deiner  Feinde  aufzulösen  den  Feind  und  Rachgierigen. 

188  Denn  ich  werde  sehen  die  Himmel,  die  Werke  deiner  Finger  und 
m  so  weiter"*. 


1)  Hier  kein  Punkt! 

2)  Pitra,  Spicil.  Solesin.  p.  Xf  gibt  eine  stark  abweichende  Über- 
setzung von  Zeile  166,174:  »Non  ait,  ut  frustra  koinini  cuidam:  Die. 
sed:  Die,  uti  Deus.  Dixisti,  et  fecisti  coelum;  dicto  constituisti  terram; 
dicto  separasti  mare;  quae  illum  esse  oinniuni  creatorem  alio  modo  con- 
fitentur;  etiamei  perverso  more  Ariani  praeter  comniunein  persuasionem 
et  oinniuni  confessioneiu,  praeter  ipsam  rerurn  creatarum  contemplationeui, 
non  coufiteantur  creatorem,  a  quo  omnia  in  coelo  et  terra  condita  sunt«; 
^=/f  puig  =  praeter,  fraglich? 

3)  Psalm  8,4;  der  armenische  Psalter  stimmt  fast  genau  mit  dem 
armenischen  Texte  unserer  Stelle  überein,  aber  statt  »gemacht«  bat  er 
das  armenische  Äquivalent  von  i9£tusktu)oaq  der  LXX. 

4)  Nämlich  Jesus  Christus! 

.  5)  Akinian  conjieiert  uinU£ni[. 

6)  Pas  heißt  wohl :  schnell  einmal  herüberzugehen  zu  den  Psalm- 
worten etc. 

7)  Ps.  8,1— 4a.  Der  Text  weicht  auch  hier  an  verschiedenen  Stellen 
von  der  armenischen  Bibel  leise  ab;  charakteristisch  ist  das  zweimalige 
»dein  Lob«  cclvöv  aar.  das  nicht  der  armenischen  Bibel  angehört.  Bis 
auf   diese   Variante  entspricht    unser    armenischer  Text    der  Psalmstelle 


186  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

190  »Aus  dem  Munde  des  unmündigen  Säuglings  liast  du   m- 

191  gerichtet   dein  Lob«.     Da    kam    heran  der  Heiland  an  Jerusa- 

192  lern,  es  kam  ihm  entgegen  eine  große  Menge   der  Stadt  der 

193  Hierosolymiten,  und  die  Kinder  Palmzweige  nehmend,  riefen 

194  und    sagten:    »Hosianna    dem  Sohne  Davids,    gepriesen  der   du 

195  kommst  im  Namen  des  Herrn«  l.   Die  Pharisäer  aber,  von  Eifer- 

196  sucht  gestochen  und  von  Neid  verwundet,  wundern  sich  bei  sich 

197  selbst,  sie  sagten  zu  ihm:   »Hörst  du  nicht,  ivas  diese  sagen2?« 
ins  Es  sagt  der  Heiland:   »Ja!   habt  ihr  niemals  gelesen:  Aus  dem 

199  Munde    der    Kinder    hast    du     Lob     zugerichtet  ? 3      Hörst    du 

200  nicht,  was  diese  sagen2?«     Ja,  sagte  er,    ich  höre,    was   diese 

201  sagen.     Aber    ihr    hört    nicht,    was    die    Propheten    sagen. 

202  »Habt   ihr  niemals  gelesen*«,    ja!    er  tadelte  ihre   Ungelehrt- 

203  heit,  daß  sie   ins   Gesetz   blickten   und   die   Propheten  lasen, 

204  und  den  Herrn,  der  von  den  Propheten  angekündigt  wurde, 

205  nicht  erkannt  haben. 

20«-  »Aus  dem  Munde  der   Unmündigen  und  Säuglinge  luist  du 

207  Lob  zugerichtet*«.   Deswegen  schreien  sie  wegen  eurer  Unge- 

208  lehrtheit.     Deswegen   bringen    diese    unvollkommenen    Alter 

209  Lob  dar,    weil   ihr    durch   Unglauben   und  Unwissenheit   die 

210  Wahrheit    verleugnet    habt.     Denn    auch    der    selige   David 

211  hat  den  Grund   gesagt,    weswegen  die   Kinder  lobten:    »Aus 

212  dem  Munde  der  Kinder  (der)   unmündigen    hast    du  Lob   zuge- 

213  richtet',    wegen    deiner    Feinde    aufzulösen    den   Feind    und    die 

214  Rachgierigen'0«.   Den  Feind  der  Frömmigkeit:  weil  sie  meinten 

215  in  der  Form    der  Frömmigkeit,   Rache  zu   nehmen   für   die 

216  göttlichen  Worte,    rief   es  sie  »Feinde«    und    »Rachgierige«, 

217  Feinde    des    Gesetzes    und    vorwendend   Rache    zu   nehmen 
2i8  für  das  Gesetz,  Feinde  der  Wahrheit,  und  vorgebend,  Rache 

219  zu    nehmen   für  die   Frömmigkeit.     Was    auch   erleiden    die 

220  Kinder  der  Häretiker,  Feinde  des  Evangeliums  und  [die]  das 


genau  dem  Texte  der  LXX,  erklärt  sich   also  als  Übersetzung  eines  grie- 
chischen Citats,  nicht  als  Citat  aus  der  armenischen  Bibel! 

1)  Matth.  21,  9. 

2)  Matth.  21, 16. 

3)  Matth.  21,16. 

4)  Matth.  21, 16. 

5)  Ps.  8,3.     Siehe  oben!     Nur  steht  hier  rachgierig  im  Plural! 


Übersetzung:  Zum  29.  Stück.  Is7 

221  Evangelium   erklären '.     Siehe   auch   desselben    Psalmes  Vor- 

222  wort:  »Herr,  unser  lferr,  wie  wunderbar  ist  dein   Name!*2,    Efi 

223  ruft  der  Prophet    »unser n  Herrn«  Jesus  [;]  da  ohne  Zweifeln 

224  nun  das  Zeugnis  ruft  seinen3  Herrn,   auch  Herr   einmal   des 

225  Alls  sagend:  »Der  Herr  hat  gesagt  \u  meinem  Herrn4«.  Und 
22«?  dann    damit   er  nicht    besonders   für  sich   vollende   die  Ehre 

227  (=  sich  aneigne),   macht   er  gemeinsam  die  Wunder.     Denn 

228  er  nicht  (nur)  meiner  allein  Herr,  sondern  aller. 

22!»  •Herr,  unser  Herr,  wie  wunderbar  dein  Name  auf  der  gan  u  n 

230  Knie.«  Wessen?  Nicht  etwa  des  Erlösers.  Denn  als  der 
23i  erste  Name,  sage  ich,  war  gebraucht  [der  Name  Gottes!  am 

232  Anfang  auf  der  ganzen  Erde;  und  nicht  war  er5  wunderbar  und 

233  verherrlicht  und  auf  der  ganzen  Erde  dazu  bekannt,  da  con- 

234  centriert    war  in   einem  Teile   und  in   einem  Winkel    und 

235  [zwar]  in  Palästina  die  Gotteserkenntnis  und,  da  nicht  überall 
23»;  [sein]  Name  bekannt  war. 

237  Es  zeugt  David  sagend:   »Bekannt  ist  in  Judäa   Gott  und 

238  in  Israel  groß  ist  sein  Name«^.  Und  nicht  sagte  er:  König 
230  ist  Gott  in  Judäa.  Denn  des  Alls  König  ist  er,  doch  durch  das  be- 
210  kannt  gewordene  Wissen  wird  er  begrenzt,  aber  in  Wahrheit  ist 
241  auf  der  ganzen  Erde  sein  Name,  der  durch  die  Propheten 
2i2  verkündigt  wurde.  »Bekannt  ist  in  Judäa  Gott,  und  in  Israel 
2 «3  gross  ist  sein  Name«.  Doch  nicht  »Aus  dem  Munde  der  l  n- 
2ii  mündigen  und  Säuglinge  wird  Lob  zugerichtet  werden.« 
146  >Sein  Name  ist  wunderbar  auf  der  ganzen  Erde.«  »//<  <  . 
2i.;  unser  Herr,  icit  wunderbar  ist  dein  Name  auf  der  ganzen  Erde.* 
247  Weil  die  ganze  Welt  erfüllt  hat  die  Ökonomie  Jesu  und  auf 
Im  die  ganze  Erde  ausgegangen  ist  ihr7  Wort  und  in  dir 
149  Enden  der  Welt  ihre1  Beden9,  mit  Recht  der  Psalmist  > Namen 
250  des  Herrn*  sagt:  ■»Wir  wunderbar  ist  dein  Name  auf der  gat 


1)  Vgl.  W.  B.  II,  244a. 

2)  Ps.  8,  1. 

3)  1>.  h.  des  Propheten? 

4)  Ps.  109(1X0),  1. 

5)  D.  h.  der  Name. 
«>  Ps.  75(76),  2. 

7  avrwv. 

S)  Psalm  18(19),  5. 


18$  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

251  Erde.«     Und  was  hinzufügend?     ■»Denn   erhoben    wurde  deine 

252  Pracht   über    die   Himmel1«.     Sage2    dem   Juden    und   jenem, 

253  der  es  anders  liest,  oder  einem  Häretiker,  da  ihr  schlechter 

254  Sinn  weggeworfen  wurde:  Wo  oder  von  wo?  Wenn  Du  über 

255  die  bloße  Gottheit3    das  Wort  nähmest,    dann  ist  das  Wort 

256  schwierig,     weil     Gott     von     Ort     zu     Ort      sich     ändere. 

257  Und    (obgleich)    er    nicht   auf  der  Erde   wohnt,    sondern  die 

258  Himmel  übersteigt,  dennoch:   »Denn«,  sagt  er,  »erhoben  wurde 

259  deine  Pracht«,    das   ist    die    Ökonomie4.      Welche    anderswo 

260  er  ruft:  [isyaZo-  xal  evjtQ8jttiavb.    Weil  die  svjtQejtsia  durch- 
26i  aus   nicht  ist  fisyakojrQSJteia  und    die   [iejalojzQtJiaia    ganz 

262  und    gar   nicht    evjiQSJteia.     Weil   viele    die    (ueyaloJZQSJrtia 

263  haben   und    die    evjiQSJtsia    der  Tugend    nicht   haben.     Und 

264  andere  wiederum  die  evjigejteta  der  Gottesfurcht  haben,  aber 

265  die  [tzyaZojiQEJtsia  der  weltlichen  Ehre  nicht  haben,  hingegen 

266  Gott  alles  vereinigt,  vielmehr  der  Erlöser  durch  die  Ökonomie, 

267  der  sowohl  svjzqb jtrjg   war    als   auch  fieyaloJtQejtrjg  :   zvjzqs- 

268  jtrjg  war   er    wegen   der  Tugend   und  fisyaXoJCQ£jt7jg  war  ei 

269  wegen   der  Kraft  der  Wunder,    wie   er  hier   sagt:   »Erhoben 

270  wurde  deine  {leycdojtQtJceta  über  die  Himmel«.    Und  anderswo: 

271  »o   xvgtoc   sßaölÄevoev,    evjtQtTtsiav   hveövöaro^«.     'EjtrjQ^ij 

272  r\   f/tya?.0JtQtJi8td  oov:    die    8VjtQ£jceia  der  Ökonomie.     Und 

273  warum  war  iueya).ojtgejtr}q  die  Ökonomie?     Weil  sie  den  Tod 

274  gelöst    und    die  Tyrannei  des  Verleumders   vernichtet   hat 7. 

275  Weil  die  Herrschaft  der  Sünden  er  untergetaucht  hat,    weil 

276  er  alle  Widersacher  besiegt  hat  und  die  ganze  Welt  belebend 

277  wandelte,  deswegen  fisyalojcgt üzr\q  ist  die  Ökonomie,  welche 

278  alles  svjtge jtcoq  angeordnet  und  alles  evjiQejrwQ  gemacht  hat. 


1)  Ps.  8,2. 

2)  Lies  nach  Akinian:  ujuüm. 

3)  Lies  nach  Akinian:  juiuuim  uj&m  {J fr l*iAj . 

4)  utnuu  Haus;  opfia  Gesetz,  verbunden  ui<uuMLp^unLß[n.<u*ij  Öko- 
nomie. 

5)  Es  scheint  Beziehung  vorzuliegen  auf  Ps.  103(104),  2:  i^ofiokoy^mv 
xai  EV7io£7iEiav  ivsövoü)  (nach  cod.  BS1,  wo  cod.  AS2  fxeyaXoTioenew  hat). 

6)  Ps.  92(93),  1  nach  LXX,  unser  Text  etwas  von  der  armenischen 
Bibel  abweichend,  indem  die  armen.  Bibel  das  andere  armen.  Äquivalent. 
für  £V7tQ£7i£ia  hat,  vgl.  W.  B.  II,  777  u. 

7)  Citat? 


Übersetzung  und  Untersuchung:  Zum  29.  Stück.  tyj 

879  Wiederum    auch    dies    sagt    der    selige   David:    »o  &soq 

280  rj[i<Jjv  ßaoilevc;  fityccg  oq  jzqo  almvoq  elgyäoavo  Goorrjoiav 
ggi  tv  [itöcp  zrjg  yrjqK     Ort  exrjQfri/  r/  fisyaXojrotJisid  oov  vjttQ- 

282  dvco  xmv  ovQavcov«.     Das  ist  das  Hinaufnehmen  des  Leibes 

283  Christi.  Und  daß  das  Erhöhen  das  Hinaufnehmen  bedeutet, 
2si  wie  auch  Lukas,  der  Evangelist,  sagt  durch  unsern  Herrn, 
285  wie  er  gesagt  hat  zu  den  Jüngern:  »Ka&iöars  Iv  rfj  jtoZei 
186  'isQOVöalr/fi  tcog  ov  kvövorjod-s  övvafiiv  e§  vipovq«2. 


2.  Erläuterungen. 

Dieses  Stück  ist  bisher  nur  in  einer  einzigen  armenischen  Hand- 
schrift 3  bekannt  und  nur  ein  Bruchstück,  etwa  ein  Viertel,  davon 
gedruckt 4.  Es  gehört  hier  zu  einer  größeren,  zweibändigen  armeni- 
schen Homiliensammlung,  die  von  einem  gewissen  Stephanus  jeden- 
falls vor  150(>,  wohl  im  15.  Jahrhundert  geschrieben  ist;  doch 
scheint  sie  schon  als  Sammlung  wesentlich  älter  zu  sein;  das  letzte 


1)  Ps.  73(74),  12:  LXX  6  6h  &sog  ßaoilevq  rjfxöjv  hqö  tuibvog  elgya- 
oaxo  acoxriQiav  iv  fiEO(p  xr'jq  yrjg;  ähnlich  die  armenische  Bibel,  also  ab- 
weichend von  unserem  armen.  Texte! 

2)  Luk.  24,49:  v/neig  6h  xaB-laaxe  iv  x%  nöXei  twq  ov  iv6vo)]G^e  ?-c 
vxpovc,  övvafxtv.  Zahlreiche  griechische  Codices  haben  aber  wie  oben 
'hQovaaXtjfjL  und  övvafuv  t§  vtpovq,  vgl.  Tischendorf!  In  diesen  Eigentüm- 
lichkeiten stimmt  unsere  Stelle  mit  dem   armenischen  Bibeltext  überein. 

3)  Cod.  2  der  Mechitharistenbibliothek  in  Wien  fol.  19a »— 23a2;  der 
Codex  beschrieben  bei  Dashian,  Catalog  der  armenischen  Handschriften  in 
der  Mechitharistenbibliothek  in  Wien,  Wien  1895,  S.  3  6;  Pitra  gibt  als 
Stelle  an  »fol.  37 — 45«;  seine  Gewährsmänner  haben  dabei  nicht  die  Blätter, 
sondern  die  Seiten  gezählt. 

4)  Dieses  Bruchstück  wurde  gedruckt,  mit  dem  ausdrücklichen  Be- 
merken, daß  es  sich  nur  um  ein  Bruchstück  handele,  von  Pitra  im  Spici- 
legium  Solesmense  I,  S.  505/8  (vgl.  p.  Xf)  mit  danebenstehender  lateinischer 
Übersetzung  von  R.  P.  Gabriel  Aivazovski,  dann  von  Harvey  II,  464/9  mit 
derselben  lateinischen  Übersetzung,  dann  von  (Pitra-)Martin  in  Analeeta 
Sacra  IV,  p.  31/3  und  mit  derselben  nur  etwas  veränderten  lateinischen 
Übersetzung  S.  302/4;  eine  englische  Übersetzung  von  Roberts  u.  Rambaut 
in  Antenicene  Christian  library  Bd.  9,  1869,  S.  1S4  7.  Harvey  und  Martin 
haben  unbegreiflicherweise  zu  bemerken  versäumt,  daß  das  gebotene 
Bruchstück  ein  Teil  eines  die  Arianer  erwähnenden,  also  nachnicänisehen 
Ganzen  ist,  und  dadurch  die  Forscher,  die  sich  aui  sie  verließen  und  nicht 
auf  Pitras  Erstdruck  zurückgingen,  irregeführt. 


190  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Stück  des  2.  Bandes  ist  nach  1005  geschrieben;  das  würde  nicht 
hindern,  daß  der  Hauptteil  der  Sammlung  noch  älter  ist,  denn 
gegen  Ende  der  Sammlung  scheint  der  ursprüngliche  Plan,  Ho- 
milien  iin  Anschluß  an  den  Gang  des  Lebens  Jesu  bzw.  des 
Kirchenjahres  zusammenzustellen,  verlassen,  so  daß  sehr  wohl 
die  letzten  Stücke  spätere  Hinzufügungen  sein  können.  In  der 
Homiliensammlung  wechseln  die  Autoren,  Griechen,  Syrer,  Ar- 
menier in  bunter  Reihe;  besonders  aber  treten  die  großen  grie- 
chischen Prediger  des  4.  und  5.  Jahrhunderts:  Basilius,  die 
Gregore  und  ganz  besonders  Chrysostomus  hervor,  der  unter 
den  139  Stücken  der  Sammlung  21  mal  vertreten  ist.  An  Vor- 
nicänern  finden  wir  genau  die  gleichen  Schriftsteller,  die  auch 
in  unserer  Darschamber  Handschrift  vertreten  sind,  näm- 
lich Irenaeus  (Erianos),  Hippolyt,  Gregor  der  Wundertäter, 
Dionysius  v.  Alexandrien  und  Petrus  v.  Alexandrien. 

Daß  das  Stück  einer  Homilie  angehört,  das  tritt  nicht  son- 
derlich hervor.  Es  wird  jedenfalls  nicht  eine  Mehrheit  von 
Zuhörern  angeredet,  sondern  mit  »du«,  »o  Bruder«  apostrophiert. 
Ein  ganz  straffer  Gedankengang  ist  nicht  zu  constatieren.  Der 
Verfasser  läßt  sich  von  einer  Bibelstelle  zur  andern  führen  und 
verweilt  bei  Fernliegendem  eingehend.  Wenn  man  nicht  an- 
nehmen soll,  daß  man  es  mit  einem  zu  tun  hat,  der  de  omnibus 
rebus  et  quibusdam  aliis  schriftstellert,  wird  unser  Stück  doch 
wohl  nur  ein  Stück  eines  größeren  Ganzen  sein;  dann  wird 
wohl  das  Thema  die  Geschichte  der  Söhne  Zebedäi  sein,  und  es 
wäre  dann  anzunehmen,  daß  dieses  Thema  in  der  verlorenen 
Fortsetzung  des  Stückes  weiter  behandelt  wird.  Oder  handelt 
es  sich  einfach  um  lose  verbundene  Aporien?  Dazu  hat  das 
Stück  doch  wieder  zuviel  Einheit.  So  bin  ich  geneigt,  daran 
zu  denken,  daß  wir  es  mit  einem  Bruchstück  einer  homilien- 
artigen  Auslegung  von  Matth.  20  zu  tun  haben. 

Das  Stück  kann  als  Ganzes  nicht  von  Irenaeus  stammen, 
denn  es  werden  die  Arianer  erwähnt;  es  kommt  ja  sonst  nicht 
gerade  viel  vor,  was  Irenaeus  nicht  gesagt  haben  könnte,  aber 
der  ganze  Tenor  ist  durch  und  durch  unirenaeisch  und  weist 
uns  in  weit  spätere  Zeit.  Wir  werden  es  also  mit  einem  Stücke 
frühestens  aus  dem  4.  Jahrhundert  zu  tun  haben.  Die  Ab- 
schneidung eines  Stückes  als  irenaeisch  hat  keinerlei  Anhalt  an 
dem  Texte.     Ob  der  Name  des  Irenaeus  versehentlich  oder  ab- 


Untersuchung:  Zum  29.  Stück.  191 

sichtlich   dein  antihäretisch  orientierten  Stücke   gegeben   ist.    ist 
nicht  zu  erkennen. 

Es  handelt  sich  nicht  um  ein  armenisches  Original,  sondern 
um  eine  Übersetzung  aus  dem  Griechischen.  Oft  sieht  man 
deutlich  den  griechischen  Text  noch  hinter  der  deutschen  Über- 
setzung stehen.  Die  Bibelcitate  nähern  sich  zwar  oft  sehr  stark 
der  armenischen  Bibel,  haben  aber  doch  oft  ihre  eigentümliche 
Selbständigkeit,  so  daß  sie  nicht  aus  ihr  genommen  sein  können; 
der  armenische  Übersetzer  (frühestens  5.  Jahrh.,  aber  wahrschein- 
lich sehr  viel  später l)  hat  den  ihm  vorliegenden  griechischen 
Text  der  Citate  übersetzt  und  in  Erinnerung  oder  in  Anlehnung 
an  den  armenischen  Bibeltext  übertragen2. 

Der  Versuch,  das  Stück  in  einem  griechischen  Matthäus- 
commentar  oder  einer  Matthäushomilie  zu  identificieren.  ist  mir 
bisher  nicht  gelungen3. 

Akinian  teilt  mir  brieflich  mit,  daß  er  an  Eusebius  v.  Emesa 
(f  um  359)  oder  an  Severianus  von  Gabala  (f  nach  408)  denke. 
Beide  sind  tatsächlich  in  der  armenischen  Predigtsammlung 
vertreten,  zu  der  unser  Stück  gehört.  Für  Severianus  würde 
ich  die  Ähnlichkeit  der  Namen  in  der  armenischen  Form  an- 
führen: 

UbFbPhaUiU(h) 

br?>ainu(r>) 

1)  Akinian  teilt  mir  mit,  daß  die  Predigt  mit  ihren  vielen  neuen 
Wörtern  weder  den  Verfassern  des  großen  armenischen  Wörterbuchs  noch 
den  Wiener  Lexikographen  bekannt  ist,  also  kaum  schon  unter  anderem 
Namen  bekannt  ist. 

2)  Vgl.  oben  die  Noten  zu  Text  und  Übersetzung. 

3)  Es  steht  nicht,  auch  nicht  teilweise,  wenn  auch  hie  und  da 
einmal  ein  Anklang  sich  findet  bei  Chrysostoinus,  Matthäushomilien;  Hi- 
iarius,  Matthäuscommentar;  Hieronymus,  coinm.  in  Matth. ;  Opus  iinper- 
fectum  in  Matthaeum;  Origenes,  Mattliäusminmentar;  Cramer,  Catena  in 
Matthaeum;  Theophylact,  Evangelienkommentar:  Ephreui;  Possinus,  Symb. 
in  Matthaeum  I;  Corderius,  Symb.  im  Matthaeum  11;  Cyrill  v.  Alex., 
Fragm.  zu  Matthäus;  Gregorius  Thaumaturgus;  Petrus  v.  Laodüea.  Mat- 
thäuserklär, ed.  Heinrici  190S;  Euthymius  Zigabenu>;  MatthaiiMonunentar 
der  Bndapester  Catene  (Cod.  graecus  quattuor  evangeliorum  e  bibliotheea 
Universitatis  Postiensis  ed.  J.  Märkfi,  Pest  lSbO,  vgl.  hier  leise  An- 
klänge S.  27*  [zu  Matth.  8]  und  S.  79M  [tu  Matth.  20],  stammend  aus 
Chrysost.  [M,  graee.  ">7.  328]  und  Petras  v.  Laodieaea,  S,  224,  13—15; 
Aphraates;  Eusebius  v.  Emesa. 


192  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragrnente. 

Es  handelt  sich  also  nur  um  Wegfall  der  drei  ersten  Buchstaben, 
sonst  sind  die  Namen  vollkommen  identisch!  »Nachfolger  der 
Apostel«  wäre  dann  nachträglicher  Zusatz;  es  ist  der  gewöhn- 
liche Titel  des  Irenaeus  bei  den  Armeniern  K 

Zu  Zeile  1/2.  Hier  ist  Harvey  ein  starker  Irrtum  passiert. 
Bei  Pitra  im  Spicilegium  Solesmense  I,  505  steht  nämlich  über 
dem  Stück  ^utn[fuui/ip  PJ  d.  h.  »Homiliarium  2«;  das  zog  Har- 
vey mit  der  Überschrift  zusammen  zu  der  Übersetzung:  »From 
the  second  series  of  Homilies  of  Saint  Irenaeus  etc.«,  von  wo 
aus  nun  in  die  altchristlichen  Literaturgeschichten  2  die  Nachricht 
von  einer  »Predigtsammlung  in  zwei  Büchern«  kam.  Tatsäch- 
lich steht  »Homiliarium  2«  gar  nicht  vor  unserer  Predigt,  son- 
dern es  ist  die  Bezeichnung  von  Cod.  2  der  Wiener  Mechitharisten 
im  Gegensatz  zu  Cod.  1,  welche  beiden  Codices  ja  die  zwei 
Teile  einer  Homiliensammlung  bilden3;  also  selbst  für  den  Fall 
der  Echtheits erklär ung  der  Predigt  fällt  ihr  Zeugnis  für  eine 
Homiliensammlung  des  Irenaeus  in  zwei  Büchern  fort! 

Zu  Zeile  8/9.  Was  das  bedeutet,  wird  erst  weiter  unten 
klar  in  Zeile  52  ff;  die  Tugend  der  Mutter  der  Söhne  Zebedaei 
bestand  nicht  bloß  darin,  daß  sie  an  den  Herrn  herantrat,  son- 
dern, daß  sie  herantrat,  nachdem  er  von  seinem  Tode  geredet 
hatte;  daher  die  Betonung  der  Zeit  des  Herantretens. 

Zu  Zeile  76|77.  Als  »Frau«  kommt  die  Mutter  der  Söhne 
Zebedaei  hier  wohl  deshalb  in  Betracht,  weil  sie  klug  den 
Augenblick  zu  nützen  verstand,  wo  sie  noch  genug  Zuversicht 
zur  Bitte  hatte. 

Zeile  90.  Hier  endigt  das  von  den  Mechitharisten  und  Pitra 
abgeschnittene  Stück. 

Zeile  106/21.  Es  sollen  hier  zwei  Schwierigkeiten  neben- 
einander gelöst  werden,  nämlich  1.  der  Vorwurf  von  Häretikern, 


1)  Unter  den  15  armenisch  erhaltenen  Predigten  des  Severianus  ed. 
J.  B.  Aucher,  Venedig  1827  (Severiani  sive  Seberiani  Gabal.  episc.  Emes. 
homiliae)  steht  aber  unser  Stück  nicht;  es  steht  auch  nicht  in  den  grie- 
chischen Stücken  bei  Migne  P.  graec.  56,  bei  J.  Leipoldt,  Kopt.  u.  arab. 
Urkund.  I,  6,  1904,  189 f  (Ägypt.  Urk.  aus  dem  Kgl.  Museum  zu  Berlin). 
Aber  der  Tenor  und  Aufbau  der  echten  Homilien  Severians  liegt  nicht 
weit  von  dem  unserer  Predigt. 

2)  Harnack,  Chrono!  I,  520;  Bardenhewer  I,  510;    Jordan  190  u.  a. 

3)  Vgl.  Dashian  S.  8  des  armenischen  Textes. 


Untersuchung:  Zum  29.  Stück.  193 

daß  Gottes  Allmacht  es  doch  nicht  zulasse,  anderer  Leute  (der 
Gerechten)  Willen  zu  erfüllen.  Dieser  Vorwarf  wird  durch 
Hinweis  auf  Psalmstellen  erledigt.  2.  Die  Schwierigkeit,  daß 
der  Gottessohn  Gottes  übergeordneten  Willen  erfüllt  und  doch 
göttlich  sein  soll.  Diese  Schwierigkeit  löst  der  Prediger  durch 
den  Hinweis  auf  die  Tatsache,  daß  Jesus  schließlich  doch  seinen 
Willen  erfüllte.  Dem  dient  der  Nachweis  in  Zeile  122/42.  Ich 
linde  nicht,  daß  man  Anlaß  hat,  daran  zu  denken,  daß  die 
Gegner  Monotheleten  (im  späteren  Sinne)  sind:  die  Frage  dreht 
sich  nicht  um  das  Verhältnis  des  göttlichen  und  menschlichen 
Willens  in  Christo,  sondern  um  die  Unterordnung  Jesu  unter  Gott. 

Zeile  106/9  übersetzt  Pitra,  Spicil.  Solesm.  1,  X:  »Erubescant 
haereticorum  nati,  qui  in  contumeliam  Filii  accipiunt  illud 
>Non  veni  facere  voluntatem  meam,  sed  voluntatem  Patris  mei<«. 
Es  ist  wohl  darauf  zu  achten,  daß  das  den  Häretikern  in  den 
Mund  gelegte  Citat  ungenau  ist. 

Zeile  159.  Das  heißt  wohl:  Warum  ist  Christus  nachsichtig 
gegenüber  dem,  daß  das  Weib  einfach  sagt:  Sprich! 

Zeile  180/3.  Diese  Digression  dauert  nun  aber  bis  zum 
Schluß  unseres  Stückes;  der  ursprüngliche  Gedankenzusammen- 
hang wird  nicht  wieder  aufgenommen! 

Zeile  221/8  sind  mir  dunkel  geblieben.  —  Manche  aller 
dieser  Unklarheiten  gehen  wohl  auf  den  armenischen  Übersetzer 
zurück. 

Zeile  252/6.  Es  ist  wohl  daran  zu  erinnern,  daß  ein  ähn- 
liches Argument  sich  in  Celsus'  »Wahres  Worte  bei  Ori- 
genes,  xaxa  KeXöov  4,  14  findet:  »Kai  [ilv  d/y  xa>  d-vt]xcp  [iev 
aXZaxxsö&at  xai  [lexajrXaxxeöfrai  (pvöiq'  xcö  ö*  a&avaxcp,  xaxa 
ra  avxa,  xal  aiöavxcog  txsiv«. 


T.  u.  I".  '18:  Jordan.  IS 


194  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

III.  Über  weitere  armenische  Bruchstücke  des  Irenaeus 
in  indirecter  Überlieferung;. 

Abgesehen  von  der  armenischen  Übersetzung  von  adv.  haer. 
und  vom  Erweis  und  den  in  dieser  Arbeit  veröffentlichten  Frag- 
menten  gibt  es  noch  etwa  30  armenische  Irenaeusfragmente, 
deren  Text  aus  armenischen  Übersetzungen  solcher  griechischen 
Schriften  herrührt,  die  den  griechischen  Irenaeus  citieren.  So- 
weit von  diesen  Fragmenten  der  griechische  Urtext,  damit  also 
der  Text  des  Irenaeus  noch  existiert,  sind  sie  in  diese  Samm- 
lung nicht  aufgenommen,  da  ihr  Text  natürlich  nur  von  secnn- 
därem  Werte  ist  und  erst  dann  bei  Vorhandensein  des  griechi- 
schen Textes  textkritisch  Verwendung  finden  könnte,  wenn  die 
betreffenden  armenischen  Texte  in  kritischer  Ausgabe  vorliegen. 


1)  Bei  Basilio  Sargisean,  Dei  tresori  patristici  e  biblici  conservati 
nella  letteratura  armen.  Venezia  1897,  wird  Irenaeus  nicht  erwähnt.  Einen 
schönen  zusammenfassenden  Artikel:  »Irenaeus  in  der  armenischen  Lite- 
ratur« schrieb  N.  Akinian  in  Handes  1910,  S.  200—208. 

Auch  in  das  armenische  Synaxarium  kam  Irenaeus  (ed.  1834,  vgl. 
Bayan,  Le  synaxaire  armenien  de  Ter  Israel  in  Patrol.  Orient.  I,  5  fasc.  3, 
1910,  unterm  13.  Navasard  (23.  Aug.).  Dort  heißt  es  von  Irenaeus  v.  Lyon: 
»II  laissa  ä  la  sainte  eglise  nombre  de  livres  merveilleux  sur  la  sainte 
foi  orthodoxe  pour  l'edification  de  la  doctrine  chretienne.  Et  ceux  qui 
vinrent  apres  lui,  les  docteurs  de  l'Eglise  y  puiserent  les  raisons,  la  ma- 
niere  et  les  regles  pour  commenter  les  saintes  ecritures,  inspirees  de  Dieu 
dans  leurs  discours.  Car  il  fit  le  commentaire  de  toutes  les  ecritures  in- 
spirees de  Dieu.«  Das  entspricht  inhaltlich  dem,  was  das  griechische  Syn- 
axarium Constantinopolit.  (ed.  Delehaye  in  Acta  Sanctorum,  Propylaeum, 
November  1902)  zum  23.  Aug.  sagt  (Delehaye  S.  917):  zy  avzfi  ijfXEoa  (wie 
Irenaeus  v.  Sirmium!)  ad-XrjGiq  zov  ayiov  lEQoptaozvooq  Eiqtjvcciov  etil- 
gxöttov  yevofXEvov  Aovydovvwv.  Ovzoq  vti^qx€v  ^v  T°i?  XQÖvotq  M&qxov 
lAvzwvlvov  zov  ßaGiXswq,  a$%aioq  av/jQ,  diäöo%oq  /Qti/uazloaq  zä>v  ptaxagiov 
zov  xvq'lov  änoGxöXwv,  emGxoTtfjGaq  sv  uoXel  Aovyöovvojv  zijq  raXXlaq. 
aOoziq,  (prjol,  nXEloza  ßißXla  ßvrj/ui]q  agia  zy  exxXtjolcc  xazaXiXoinEv  zfjv 
xa&'  fi^äq  niGZiv  ßeßaiovvza'  e£  ob  ol  fZEzayevsGZEQOi  zag  äcpo^/uäq  zfjq 
8QiJ.rjVEiaq  ziov  S-eIojv  yQacp&v  EXaßov.  Ovzoq  (xezä  JIoQ-Eivöv  inioxonov 
zf/q  EiQ^fisv^q  nöXEojq,  vnEQ  Xqlgzov  a&X/jOavza,  zfjq  ixxXtjalaq  zovq  ol'axac 
ÖE^df/Evoq  xal  noXXovq  Xbyoiq  xal  naoaivEGEüiv  ex  zf\q  nXävr\q  zä>v  öai- 
fjLÖvojv  acpaonaGCLQ  xal  zö)  XqlGtw  f/üpzvoaq  TiQoaayaywv,  zeXevzoXov  xal 
avzbq   vnö    zä>v    öhdxzüjv    Ziepst   zEXEno&Eiq  axscpavovzai  naga  zrjq  &Etaq 

'/ElQÖq   XQlGTOV   ZOV    &EOV    f]/J.ä)V«. 


Über  weit,  armen.  Bruchstücke  d.  Irenaeus  in-  indirecter  Überlieferung.     195 

Doch  soll  hier  wenigstens  eine  Zusammenstellung  der  Fragmente 
gegeben  werden.  Von  den  vielen  griechischen  Schriftstellern, 
die  Irenaeus  citieren,  kommen  m.  W.  als  ins  Armenische  in 
älterer  Zeit  übersetzt  nur  drei  in  Betracht:  Eusebius,  Cyrillus 
v.  Jerusalem,  Andreas  v.  Caesarea : 

1.  Es  existiert  eine  alte  armenische  Übersetzung  der  Kirchen- 
geschichte des  Eusebius  l,  welche  wahrscheinlich  aus  dem  5.  Jahr- 


1)  ed.  (jarean  (Djarian),  Venedig  1877;  hier  ist  als  Haupttext  eine 
neue  von  dem  Herausgeber  stammende  Übersetzung  der  Kirchengeschichte 
aus  dem  Griechischen  gedruckt,  unter  dem  Text  aber  in  kleinerem  Drucke 
die  alte  Übersetzung  nach  einer  einzigen  Handschrift,  also  ohne  Varianten, 
nämlich  Cod.  1606  (saec.  17  fin.  od.  18)  von  S.  Lazzaro  in  Venedig.  Es 
fehlen  hier  die  Stücke  I,  4,  9  —  Mitte  von  I,  6,3;  V,  20,  2  —  V,  23,1  und 
X,  4,14  (Schwartz  867,  5  beim  Worte  &v(äov)  —  Ende;  dieselben  Stücke  fehlen 
übrigens  in  der  einzigen  sonst  vollständigen  Wiener  (Anfang  d.  19.  Jahrh. 
nach  einer  Vorlage  von  1695  geschriebenen)  Handschrift  Nr.  49  (olim 
70  C;  vgl.  Dashian  S.  35f;  danach  sind  die  Angaben  bei  Preuschen  TU 
22,  2,  1901,  S.  X,  daß  es  sich  um  Cod.  69  aus  dem  Jahre  1695  handele, 
zu  verbessern);  dagegen  hatte  der  Verfasser  des  liber  causarum  (cod. 
Vind.  Mech.  Nr.  47,  vgl.  Dashian  S.  32 ff)  noch  ein  vollständiges  Exem- 
plar in  Händen,  aus  dem  er  Eus.  V,  22 — 23  mitteilt.  Preuschen  benutzte 
durch  Conybeares  Vermittlung  (vgl.  TU  22,  3  S.  VIII f)  noch  einen  Cod. 
S.  Lazzaro  Nr.  750  in  Venedig  (18.  saec).  Alle  die  genannten  Hand- 
schriften gehen,  da  ihnen  allen  jene  Lücke  gemeinsam  ist,  auf  denselben 
Archetypus  zurück.  Über  das  Vorhandensein  einer  Handschrift  in  Etsch- 
miadsin  vgl.  Karinian's  Katalog  u.  Brosset,  Catalogue  de  la  Biblio- 
theque  d'Etschmiadsin,  Petersburg  1840,  dazu  Preuschen  a.  a.  O.  S.  X. 
So  erscheint  aber  der  Text  der  Ausgabe  des  Eus.  armen,  nach  einer  ein- 
zigen Handschrift  noch  als  recht  unsicher.  Preuschen  verweist  a.  a.  O. 
S.  XI  auf  die  secundäre  Tradition  von  Eus.  h.  e.  I,  13  bei  Moses  v.  Cho- 
rene  in  der  (ieschichte  von  Armenien  11,  31  f  und  von  IV,  14  im  armen. 
Martyrologium  ed.  Ven.  1874,  II,  233/8  (vgl.  auch  Vetter,  Ȇber  d.  armen. 
Übersetzung  d.  Kirchengeschichte  des  Eusebius«  in  Theol.  Quartalschrift 
63,  1881,  S.  250/76);  auch  dieser  Vergleich  zeigt  die  starke  Verbesserungs- 
fähigkeit  von  Uareans  Text.  —  Auf  meine  Bitte  hat  Karapet  in  Etsch- 
miadsin  die  dort  vorhandenen  drei  Handschriften  der  armenischen  Ol »er- 
setzung  der  Kircheugeschichte  des  Eusebius  untersucht  und  constatiert. 
da.l>  in  allen  drei  Etschmiadsiner  Handschriften  die  gleichen  Lücken  sieh 
finden,  wie  in  den  genannten  Handschriften ;  also  gehören  auch  die 
Etschmiadsiner  Handschriften  zu  derselben  Familie.  Die  drei  Handschriften 
sind  1)  Nr.  16S2  =  1723  jetzt  1903;  2)  Nr.  1683  L725  jetzt  L728;  3^  Nr.  263 
(nach  der  Zählung  des  Katalogs  Georg  IV),  jetzt  261S.  Eine  lückenlose 
Handschrift  ist  mir  also  noch  nicht  bekannt  geworden. 

13* 


196 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragrnente. 


hundert  stammt  K  Sie  ist  eine  größtenteils  sklavische,  aber  auch 
sehr  treue  Übersetzung  der  syrischen  Übersetzung  der  Kirchen- 
geschichte ohne  Zurückgehen  auf  den  griechischen  Text 2.  Hier 
haben  wir  natürlich  alle  (bis  auf  2) 3  Irenaeuscitate  des  Eusebius 
in  armenischem  Texte.  Ich  stelle  die  Citate  zusammen4  (s.  Ta- 
belle S.  197). 

Eine  Vergleichung  des  armenischen  Eusebiustextes  an 
Stellen  im  Buch  4—  5  von  adv.  haer.  mit  dem  armenischen  Ire- 
naeus  ergab,  daß  zwar  Ähnlichkeiten  vorhanden  sind,  wie  der 
gleiche  Grundtext  sie  hervorruft,  aber  keine  Abhängigkeit  des 
einen  Übersetzers  vom  andern  sich  constatieren  läßt. 


1)  Vgl.  über  die  Controverse  über  das  Alter  Preuschen  a.  a.  0. 
S.  XVIII — XX,  der  ca.  420  annimmt.  Auch  Merx  entscheidet  sich  in  Eu- 
sebius ed.  Wright  1898  für  diese  Zeit. 

2)  Finck  äußert  in  Zeitschr.  f.  armen.  Philolog.  1904,  II,  S.  304  zwar 
Zweifel  daran,  ohne  sie  aber  irgendwie  zu  begründen;  der  Beweis  für 
das  Übersetztsein  des  armenischen  Eusebius  aus  dem  Syrischen  lieferte 
A.  Merx,  De  Eusebianae  historiae  eccles.  versionibus  Syriaca  et  Armeniaca 
in  den  Atti  del  IV.  Congresso  Internationale  degli  Orientalist,  di  1878,  Flo- 
renz 1880;  hier  ist  besonders  einleuchtend  die  von  Merx  vorgenommene 
Nebeneinanderstellung  des  Textes  von  Eus.  h.  eccl.  II,  11/12  im  Armenus 
interpres,  Syrus  interpres  und  einer  lateinischen  Übersetzung  beider,  die 
die  Abhängigkeit  des  Armenus  vom  Syrus  ganz  evident  macht;  ihm  folgt 
mit  Recht  Preuschen  a.  a.  O.  S.  XVI/XVIII.  Wir  finden  übrigens  auch 
hier  die  Eigentümlichkeit,  daß  der  Übersetzer,  um  nur  genau  den  Sinn 
zu  treffen,  ein  Wort  mit  zwei  durch  »und«  meist  verbundene  Wörter  aus- 
drückt, eine  Erscheinung,  der  wir  ja  auch  in  unseren  Stücken  begegnen, 
vgl.  Merx  in  Eusebius  ed.  Wright  1898,  S.  XIV. 

3)  Eine  Lücke  in  Careans  Text  fällt  gerade  auf  zwei  Irenaeuscitate 
in  V,  20,  2  und  V,  20,  4—8;  siehe  unten. 

4)  In  »The  ecclesiastial  History  of  Eusebius  in  Syriac«  ed.  W.  Wright 
and  N.  Mc  Lean,  Cambridge  1898,  hat  Adalbert  Merx  zum  syrischen  Texte 
die  Seitenzahlen  der  armenischen  Übersetzung  in  der  Ausgabe  Careans 
am  Rande  hinzugefügt  und  in  den  Anmerkungen  die  wichtigsten  Vari- 
anten des  Armeniers  gegeben,  auch  eine  Reihe  von  Verbesserungen  des 
armenischen  Textes,  was  zuweilen  auch  den  Irenaeustexten  zugute 
kommt.  Nestle,  »Die  Kirchengeschichte  des  Eusebius  aus  dem  Syri- 
schen übersetzt«  in  TU  21,  2,  1901,  berücksichtigt  ebenfalls  in  den  An- 
merkungen den  armenischen  Text.  Auf  Wiedergabe  der  Seiten  der 
Wrightschen  Ausgabe  des  syrischen  Textes  kann  ich  hier  verzichten,  da 
sie  bei  Wright  nach  den  Seitenzahlen  öareans  sofort  aufzufinden  sind. 


Über  weit,  armen.  Bruchstücke  d.  Irenaeus  in  indirecter  Überlieferung.     1<>7 


Iren.  adv. 

Öareans 
arm.  Text 

haer. 

Stieren  I 

Harvey 

Ir.  Arm. 

Eus.  h.  e. 

Schwartz 

(Massuet) 

1,21,3 

226 

I,  183 

4,11,15 

322,18—25 

258,  3—11 

1, 27, 1  u.  2 

256 

I,  214 

4.11,2 

322,3-10 

257,9—17 

1, 28, 1 

258  f 

I,  220 

4,  29,  2/3 

390,  6—20 

310,.  2-19 

2,  22,  5 

359 

I,  31 

3, 25,  3 

238, 1—3 

188,  5-8 

2, 31, 2 

403 

I,  370 

5,7,2 

440, 9—14 

356,7-12 

2, 32, 4 

40Sf 

1,  374 

5,  7,  3,5 

440, 16 
-442, 10 

356, 13 
—357, 19 

3,1,1 

423  f 

II,  3 

5,  S,  2/4 

442, 26 

—444,  7 

358, 15 
-359,  S 

3,3,3 

431f 

II,  10 

5,  6,  1/5 

438,7—19 

u   438,  21 

—440,  2 

354, 16 
—355, 11 ; 

355.12—20 

3,3,4 

4330 

II,  12 

4,  14,  38 

332, 10 
—334, 15 

204,5 
-200,  2  ■ 

3,3,4 

436 

II,  15 

3, 23,  4 

238, 6— S 

18S,9— 12 

3,4,3 

439f 

II,  17 

4,11,1 

320,  IS— 24 

250, 12 
301,  3—10, 

3,21,  lu.  2 

532/4 

11,  110 

5,8,10  u. 

446,19 

u.  111 

11/5 

— 44S,2u. 

448,4 

-450,5 

301, 10 
-302,  20 

4,0,2 

573f 

II,  158 

S.  21 

4, 18, 9 

306,18-20 

291,2-5 

4, 20, 2 

622  f 

II,  213 

S.  65 

5,8,7 

446, 4,  5 

360,9-11 

4,  38, 3 

702 

II,  296 

S.  140 

5,8,8 

446,  9—10 

360, 11—12 

5,6,1 

730 

II,  334 

S.  163 

5,  7,  0 

442,12-16 

358.1-4 

5,20,2 

789  f 

II,  396 

S.  218 

4, 18, 9 

366,  22-24 

291,7—10 

5, 28, 4 

796 

11,  403 

S.  223 

3,  36, 12 

278, 19—24 

221, 15— IS 

5,  30, 1  u.  3 

798  u.  803 

II,  400 

S.  225 

5, 8,  5  u.  6 

444,12—17, 

359,11—15; 

u.  410 

u.  228 

19-24 

359,16 
—360,4 

5,  30,  3 

803 

11,  410 

S.  228 

3,18,3 

230.  23 
—232,  2 

182,4-7 

5, 33,  4 

810 

II,  418 

S.  236 

3,  39, 1 

286, 1—4 

■:-2:.  1-4 

.  1)  Vgl.  dazu  P.  Vetter,  »Über  die  armenische  Übersetzung  der 
Kirchengeschichtr  dea  Eusebius«  in  Theol.  Quartalschrift  Bd.  03. 
B.  250— 270.  Vetter  bietet  hier  einen  Vergleich  des  Texte«  Careans  an 
dieser  Stelle  mit  dem  Texte  eines  armenischen  liartyrologiums  (Lebens- 
beschreibuugen  und  Martyrologien  der  Heiligen.  Venedig  1^74  II.  S.  2:53  8  : 
der  Vergleich  ist  auch  für  den  Irenaeustext  von  Wert  und  zeigt  deutlich 
die  Unzulänglichkeit  von  Careans  Text!  Vgl.  dazu  auch  Preuschen  a.  a.  O. 
S.  XIII— XV. 


198 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


Irenaeus 

Stieren 

Harvey 

Eusebius 

Schwartz 

Öarean 

QZVOV    7l£QL 

uovaQxLaq 

822/4 

II,  471 

5,  20, 4/8 

482,15 
—484,21 

fehlt  in  Öa- 
rean1 

7l£QL    ÖyÖO- 

äöog 

821 

II,  470 

5,  20,  2 

482,  4—9 

fehlt  in  Ca- 
rean! 

ad  Victorem 2 

824/7 

11,  473 

5, 24, 12/13 
u.  14/7 

494,15—25; 
494, 27 
—496,19 

399,4—14; 
399,16-401,3 

Eine  sonderliche  Bedeutung  für  den  Irenaeustext  wird  die 
Afterübersetzung  des  Eusebius  kaum  beanspruchen  dürfen. 
Lüdtke  hat  eine  Reihe  von  Besonderheiten  des  armenischen 
Textes  notiert,  die  zum  Teil  über  das  von  Schwartz  Notierte 
hinausgehen;  sie  kommen  für  den  Apparat  der  kommenden 
Irenaeusausgabe  in  Betracht. 

Ein  Teil  einer  in  Careans  Ausgabe  sich  findenden  Lücke, 
durch  die  u.  a.  des  Irenaeus  ÜQog  ^Xmglvov  jttgl  iiovaQyiaq, 
uns  im  armenischen  Texte  fehlte,  wird  ausgefüllt  durch  ein 
Citat  im  armenischen  Martyrologium  von  Joh.  Bapt.  Aucher3. 
Das  Citat  stammt  »ex  vetustis  codicibus«4.  Kürzlich  hat  Var- 
danean  es  aufs  neue  behandelt  und  die  Differenzen  des  Textes 
von  dem  griechischen  und  syrischen  Eusebiustexte  notiert 6.  Der 
armenische  Text  ist  gegenüber  dem  griechischen  etwas  gekürzt6 


1)  Siehe  aber  unten! 

2)  Der  Fastenstreit  und  Irenaeus  werden  auf  Grund  des  armenischei 
Eusebius  kurz  erwähnt  in  einer  anonymen  armenischen  Chronik  des 
7.  Jahrhunderts  (Titel:  Ananoun  zamanakagrouthiun  ed.  B.  Sargisean, 
Venedig  1904),   worauf  Lüdtke  mich  hinwies. 

3)  Joh.  Bapt.  Aucher,  Plena  Acta  et  Martyria  sanctorum  collect^ 
Bd.  VI,  1813,  p.  411  f  =  Schwartz,  Eusebius  482,15—484,  18;  bei  Aucher 
handeln  p.  410 — 422  eingehend  von  Irenaeus! 

4)  So  nach  Pitra,  Analecta  sacra  II,  1884,  S.  200,  Amn.  1,  der  S.  200 
den  Text  und  S.  200—201  eine  lateinische  Übersetzung  mit  einigen  Hin- 
deutungen auf  die  Unterschiede  des  armenischen  Textes  vom  griechischen 
Eusebiustexte  dieses  Fragments  bietet. 

5)  P.  A.  Vardanean,  »Das  armenische  Fragment  des  Irenaeusbriefes 
gegen  Florinus«  (armenisch!)  in  Handes  Amsorya  1912,  Sp.  351/6. 

6)  Es  fehlen  vom  Eusebiustexte:  4W  n£<p£LO(JL£va)Q  eltiü)«  Schw.  482, 
15;  »yviüfzrjQ«  ib.  16;    »elq  ztjv  [xsyloTrjv  doeßetav   nsQißäkkovta   tovq  nw 


Über  weit,  armen.  Bruchstücke  d.  Irenaeus  in  indirecter  Überlieferung.     1  99 

und  an  einigen  Stellen  auch  etwas  verändert  *.  Man  gewinnt 
aus  den  Weglassungen  und  Hinzufügungen  den  Eindruck,  daß 
sie  nicht  bloße  Zufälligkeiten  und  ganz  harmlos  sind,  sondern 
daß  sie  nicht  ohne  Absicht  gemacht  sind.  Vardanean  sucht  durch 
Hinweis  auf  Einzelheiten  des  Ausdrucks  den  Beweis  zu  führen, 
daß  das  Stück  nicht  direct  aus  dem  Griechischen  stammt,  son- 
dern aus  dem  Syrischen  geflossen  ist.  Ist  das  richtig,  so  liegt 
es  nahe,  anzunehmen,  daß  der  syrische  Eusebius  der  Vermittler 
des  Florinusbriefes  war.  Freilich  ist  zu  beachten,  daß  das  erste 
Sätzchen  des  armenischen  Textes  (xavxa  ta  öoyfiaxa.  <PXcqqIv£ 
.  .  .  ovx,  loxiv  vyiovq  [yvc6fzr]g])  sich  wohl  im  griechischen  Eu- 
sebius findet,  aber  nicht  in  unserem  syrischen  Texte.  Man 
müßte  also  wohl  annehmen,  daß  unser  syrischer  Text  hier  ver- 
derbt ist,  was  insofern  nahe  liegt,  weil  zwei  gleiche  Satzanfänge: 
xavxa  xa  öoyfiaxa  von  einem  syrischen  Abschreiber  verwechselt 
werden  konnten.  Die  Eigenheiten  des  armenischen  Textes  in 
Verkürzung  und  Änderung  gehen,  soweit  ich  sehe,  nirgends  auf 
den  syrischen  Eusebiustext  zurück.  Erst  nach  Auffindung 
eines  vollständigen  armenischen  Eusebius  werden  die  Fragen 
zu  erledigen  sein. 

2.  Es  existiert  eine  alte  2  armenische  Übersetzung  der  Kate- 
chesen des  Cyrillus  von  Jerusalem,  die  von  den  24  Homilien 
Cyrills  18  umfaßt;  es  fehlt  die  Prokatechesis  und  die  5  mysta- 
gogischen  Katechesen,  so  daß  die  18  Homilien  des  armenischen 
Textes  auch  den  Homilien  Nr.  1 — 18  des  griechischen  Textes 
bei  Migne   graec.   Bd.   33   entsprechen3.     Eigentliche    Irenaeus- 

üoiavovQ  avTOiq'  zavza  za  ööyfxaza  ovöh  ol  e£to  zr]g  ixx?.>,ota;  atpszixol 
ixoXfArjaav  ano(pr'jrao9ai  nozt'«  (ib.  16 — 19);  »[xcixagioi«  484,2;  »xal  r/,v 
zov  cdtfJtatoq  löiav  ib.  3;  von  »xal  nepl  zov  xvqiov«  bis  »£r'  t,uol  yeyovdq« 
(ib.  7 — 11);  »ovx  fv  XtxQX$  äk?.'«  ib.  ll'f;  »xal  anoazohxuQ  TiQeoßvzEQOi* 
ib.  14f;    »avaxQagaQ  av  xal«  ib.  15;    ebenso  fehlt  der  Schiuli  4S4, 17 — 21. 

1)  Unter  anderen  kleinen  Veränderungen  fällt  am  stärksten  auf  ein 
Zusatz  zu  fieza  'Icoävvov,  nämlich  »zov  evayyfXiaxov«\ 

2)  Sie  soll  nach  Neumann  S.  71,  Anm.  2  und  S.  78,  der  den  Mechi- 
tharisten  v.  S.  Lazzaro  bei  Venedig  folgt,  schon  aus  dem  5.  Jahrhundert 
stammen.    (Sicher  aus  dem  5.  Jahrh.;  auf  syrischer  Vorlage?  Akinian). 

3)  Zum  ersten  Male  herausgegeben  Constantinopel  1728  (nach  Neu- 
mann im  Jahre  1727);  zum  zweiten  Male  nach  cod.  Vindob.  Mechith.  Nr.  273 
[Mim  42)  in  Wien  1S32);  d.  cod.  Vindob.  273  stammt  aus  dem  Jahre  1277: 
die  erste  Ausgabe  konnte  ich  nicht  erlangen,  die  zweite  erhielt  ich  von 
der  Berliner  Kgl.  Bibliothek;  vixl.  Dashian  S.  147. 


200  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

citate  finden  sich  bei  Cyrillus  v.  Jerusalem  ja  nicht,  aber  zahl- 
reiche Anklänge  in  der  16.  Catechese;  ausdrücklich  wird  Irenaeus 
erwähnt  in  Catechesis  XVI,  62  Migne  graec.  33,  Sp.  924  f  (p.  246  A 
Bened.)  =  Cyrillus  armenus  S.  339  Zeile  8  ff  y.  u. l. 

3.  Der  griechische  Apokalypsencornmentar  des  Andreas  v. 
Caesarea2  wurde  von  Xerses  v.  Lambron3  im  Jahre  1179  ins 
Armenische  übersetzt,  und  diese  Ausgabe  wurde  1S55  in  Jeru- 
salem gedruckt4.     Hier  haben  wir  folgende  Irenaeuscitate5: 


Andreas 
Iren.  -.,.  T  TT  ,  Armen.  An- 

,      .  btieren  I  Harvev  graec.  ed.  , 

adv.  haer.  "  0  ,,  dreas 

Sylburg 


5,  28,  2 

S. 

794 

II 

401 

Cap. 

37, 

S.  57 

167—163, 3 

5,  36, 1 

s. 

817 

II, 

426  f 

Cap. 

18, 

S.  2S 

98,  6—10 

5,  36, 1 

s. 

817 

II, 

426  f 

Cap. 

64, 

S.  96 

281, 14—19 

4.  Endlich  mache  ich  noch  darauf  aufmerksam,  daß  im  arme- 
nisch-lateinischen Wörterbuche  des  Stephanus  Roszka,  vollendet 
173o  31 6,  sich  eine  Reihe  von  Citaten  aus  Irenaeus  finden,  die 
indem  von Eoszka  benutzten  »Erweis«  und  »ady.haer.«  Buch 4 — 5 
bis  jetzt  nicht  entdeckt  sind:  sie  stehen  armenisch  abgedruckt  nach 
einer   Abschrift    aus    dem   Exemplar    des   Wörterbuchs    in    der 

1)  Wo  steht  eigentlich  bei  Irenaeus  der  Gedanke:  »Ol  yag  negl  narzcov 
avoaLüJicaoL  cciqetizoI  xal  xaza  zov  aylov  nvei\uazog  töqvoav  yXwaaav  xcj 
hö/./bLTiGav  ELTisTv  xa  abzuiza"  xa&oj;  Elqtjvcüoz  ö  igrjyi]z?];  ev  zolz  ngoo- 
zc.yuaat   zolq  tiqoq  rag  cugsoEig  eyQaipev«^ 

2)  ed.  Sylburg,  ad  calcem  Joh.  Chrysostomi  exposit.  in  acta  Apost. 
1603,  abgedruckt  bei  Migne,  Patrol.  graeca  Bd.  106,  S.  215  458. 

3)  Vgl.  über  ihn  Neumann  S.  16711. 

4)  Titel  der  Ausgabe:  TThlfum-PluSi  3usjinuni.pbujtu   U.   Ikuhuuu- 

i^nutugu  hhuutftm.1    bfnLuuitfä'  1855.     Auffällig  ist,    daß   sowohl    hier 
im  Titel,  wie  in  cod.  Yind.  Mechith.  (vgl.  Dashian  S.  42)  Nr.  61,  der  diesen 
Commentar  enthält,   in  der  Vorrede  der  Name   des  Arethas  bzw.  Arethus 
mit  erscheint;  Arethas  v.  Caesarea  hat  ja  jene  Erweiterung  des  Commen 
fcara    des  Andreas    von  Caesarea    geschrieben!     Handschriften  des    armen 
Commentars  noch  in  cod.  Vind.  Mech.  Nr.  56,  II  (teilweise);  571,  II1  (ganz) 

5J  Außerdem  wird  Irenaeus  mehrere  Male  erwähnt,  vgl.  armen.  An 
dreas  S.  34,8;  72,2;  74,9  (hier  Anspielung  auf  Ir.  adv.  haer.  3,  11.  S| 
vgl.  d.  editio  v.  Sylburg  S.  2,  6,  8,  19,  20,  79. 

6)  Vgl.  Dashian  S.  8  (zum  Wiener  Codex  Nr.  6). 


Über  weit,  armen.  Bruchstücke  d.  Irenaeus  in  indirecter  Überlieferung.     20 1 

Bibliothek  der  Antonianer  in  Konstantinopel  am  Ende  des 
armenischen  Irenaeus  S.  246 — 250  und  lauten  ins  Deutsche  über- 
setzt so: 

1.  S.  240  Z.  2 — 1  v.  u.:  »beschuldigend  —  41  —  den 
Sohn  Gottes  beschuldigend  verwundeten  sie«. 

2.  S.  248  S.  11  v.  u.:  »Schöpfer  —  1 2  —  den  Schöpfer 
von  Himmel  und  Erde  verehre  ich«. 

3.  S.  248  Z.  4  — 3  v.  u.:  »Kraft  —  l2  —  kennend  die 
Fäulnis  und  die  Kraft  ihrer  Lehren«. 

4.  S.  249  Z.  9  v.  u.:  »neidisch  —  43  —  wenn  jemand 
neidisch  sagen  würde  den  Vater«. 

5.  S.  250  Z.  21—24  v.  ob.:  »olxovofiog  -  l4  —  nicht 
kennend  den  Vater  und  die  Königlichen  (rovg  ßaoilixovg  oder 
den  Palast,  die  Kesidenz)  xal  rovg  olxovofiovg  aurotS«.  —  Der- 
selbe: Wer  in  der  Tat  möchte  sein  ein  treuer  olxovofjog,  den 
setzen  wird  der  Herr  über  sein  Hab  und  Gut5. 

Die  zweite  Hälfte  des  letzten  Citats  steht  adv.  haer.  4,  26,  5 
(Stieren  I,  647;  Harvey  II,  238 6)  und  ist  ziemlich  gleich  armen. 
Irenaeus  S.  89  Zeile  9 — 12;  so  werden  sich  wohl  auch  noch 
die  anderen  Citate  finden;  vielleicht  erinnert  das  4.  Citat  an 
adv.  haer.  5,  4,  1  (Stieren  I,  725;  Harvey  II,  328:  »ut  non  di- 
camus  .  .  .  invidum«. 


1)  D.  h.  das  Citat  soll  aus  dem  5.  Buche  von  adv.  haer.  stammen! 
Stephanus  nahm  4.  Buch  von  adv.  haer.  für  das  1.,  das  5.  für  das  4.  und 
den  Erweis   als   das  5.  Buch  von  adv.  haer.,    vgl.  armen.  Irenaeus  S.  VI. 

2)  Also  aus  adv.  haer.  Buch  4. 

3)  Also  aus  adv.  haer.  Buch  5. 

4)  Also  aus  adv.  haer.  Buch  4. 

5)  Vgl.  Matth.  24,45:  »Tlq  aga  iaxlr  6  moxöq  öov/.oz  .  .  .  ov  xazi- 
oxijoev  6  xvQioq  stiI  xfjq  olxexelaq  ccvxov«,  citiert  aber  soll  wohl  werden 
Luk.  12,42:  »Tlq  apa  iöxIv  6  nmxöq  oixoröuoq  or  xaxaaxr,aei  o  x 

im  x/~/q  9£(>anEiaq  aixov«. 

6)  Beide  Editionen  geben  fälschlich  Matthäus  statt  Lukas  als 
Citat  an! 


202 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


IV.   Über  die  neuen  Titel  und  die  neugewonnenen 
Stücke  der  Irenaeusschriften. 

Abgesehen  von  den  unter  III  genannten  armenischen  Ire- 
naeusstücken  aus  Eusebius  u.  A.  haben  wir  nun  von  Irenaeus- 
schriften oder  Fragmenten  folgende  im  armenischen  Texte  i : 

1.  Advers.  haer.  Buch  4 — 5  ganz. 

2.  »Erweis«   ganz. 

3.  Aus  advers.  haer.  im  einzelnen: 

1,  10,  1 — 22     ....  im  Fragment  4 

1,  27,  1 „  „  10b 

1,  27,  2 „  „  10c 

2,13,1-3      .     .     .     .  „  „  1 

3,11,7 „  „  lOe 

3,11,8 „  „  10h 

3,11,9 „  „  lOf 

3,16,1/2 „  „  11c 

3,16,2/3 „  „  lle 

3,  16,  9 „  „  11h;  26b 

3,18,3 „  „  11k 

3,18,7 „  „  7c 

4,33,7 „  „  16 

4,  33,  11 „  „  7d;  lim;  17 

4,  37,  4 „  „  10m 

5,2,1/2 „  „  7f;  7a;  19;  27; 

14a;  12b;  21;  23 
5,9,2 „  „         lOn 

5,  12,  1 „  „         lOo 

5,  12,  1 ,  „         10  q 

5,  33,  3  .     .     .     .     .     .  Harvey  II,  448/50. 

4.  Aus  dem  Erweis  Cap.  31  im  Fragment  6;  13;  20;  25 

Cap.  40  im  Fragment  7e. 

5.  Aus  jtegl  jzlorscDg  im  Fragment  15. 

6.  Aus    dem    Xoyoc    jtsqI    xr\q    oixovo^iiag    xov    ^cozrJQog: 
Fragment  9;  10  k. 


1)  Vgl.  die  Tabellen  S.  126 f;  150;  160;  162. 


Über  d.  neuen  Titel  u.  d.  neugewonnenen  Stücke  d.  Irenaeuüschriften.     203 

7.  Aus  dem  Zoyog  jtQog  SaxoQVlvov.  Fragment  10  (welche 
Stücke?). 

8.  Aus  dem  Xoyoc  jzybg    KoXaQßov:    Fragment  11  (welche 
Stücke?). 

9.  Fragment  einer  Predigt  (?):  Fragment  2  u.  5  (aus  jteQi 

JllÖTSWQ?).  . 

10.  Fragment  einer  Predigt  (?):  Fragment  3  (vgl.  30). 


Unbekannter  Zugehörigkeit  zu  einer  Irenaeusschrift: 
Im  10.  Fragment:  10a;  10 d;  10g;  lOi;  101;  10p;  lOr. 
Im  11.  Fragment:  IIa;  llb  =  12a;  lld;    llf;    llg  =  26a; 
lli;  111;  lim.    (Zu  IIa  u.  b  vgl.  31;  zu  11g— m  vgl.  32). 
Ferner:  Fragment  7b. 

Fragment  8  =  14b  =  18  =  22  =  24  (vgl.  28). 

Es  fallen  weg: 

1.  Die  Nachricht  über  »Zwei  Serien  von  Homilien  des  lre- 
naeus«,  als  Irrtum  Harveys! 

2.  Der  Titel  »Über  die  Auferstehung  des  Herrn«  in  Cod.  v, 
als  lediglich  späte  innerarmenische  Tradition  (vgl.  Fragm.  2). 


V.  Über  die  armenische  Übersetzung  von  adv.  haer.  und 
des  .»Erweises«  und  ihr  Alter: 

Da  in  unseren  Fragmenten  die  armenische  Übersetzung 
des  Timotheus  Aelurus,  des  4./5.  Buches  von  adv.  haer.  und 
des  »Erweises«  citiert  werden,  müssen  alle  drei  vor  der  Ab- 
fassung der  Schrift,  der  unsere  Fragmente  entstammen,  also 
vor  612/28  liegen.  Von  der  Timotheusübersetzung  wußten  wir 
das  bereits:  die  Übersetzungen  der  beiden  anderen  Schriften,  die 
beide  auf  dieselbe  Person  zurückgehn,  rücken  damit  aus  der  Zeit. 
650/750,  wohin  sie  die  Herausgeber l  setzten,  mindestens  bis  in 
die  Zeit  um  600  zurück 2.     Auch  empfangen    wir   durch    unsere 

1)  Vgl.  Vorwort  8.  IV,  V  d.  armenischen  Irenaeus. 

2)  Conybeare  identiiicierte  schon  den  armenischen  Übersetzer  mit 
dem   armenischen   Philoübersetzer  und  setzte   die   Übersetz,    um   150,   vcrl. 


204  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Texte  ein  Mittel,  um  die  Güte  der  einzigen  Handschrift  (ca. 
1270/89  geschrieben)  des  armenischen  Irenaeus  abzuschätzen.  Es 
erweist  sich  der  durch  jene  Handschrift  gebotene  Text  gerade 
gegenüber  unseren  Fragmenten  als  ganz  vorzüglich l. 

Vielleicht  muß  man  angesichts  der  zahlreichen  Irenaeus- 
fragmente  aus  Buch  1 — 3  von  adv.  haer.  aufs  neue  die  Frage 
auf  werfen,  ob  nicht  doch  vielleicht  auch  diese  3  Bücher  ins 
Armenische  übersetzt  worden  sind.  Das  von  Erwand  Ter-Mi- 
nassiantz  in  der  Vorrede  zum  armen.  Irenaeus  (S.  V  f)  hervor- 
gehobene Argument  besagt  doch  schließlich  nicht  mehr,  als  daß 
Stephanus  Boszka  aus  Polen  (1670  —  1739)  nur  Buch  4/5  von 
adv.  haer.  und  den  »Erweis«  vor  sich  gehabt  hat,  d.  h.  also,  daß 
ihm  von  dem  zweibändigen  Werke  der  armenischen  Irenaeus- 
übersetzung,  deren  erster  Band  Buch  1/3  von  adv.  haer.,  deren 
zweiter  Buch  4/5  und  den  »Erweis«  enthielt,  nur  der  zweite  Band 


Amer.  Journal  of  Theol.  Bd.  XV,  1911,  S.  631  [34,  und  in  »Huschardzan«, 
Festschrift  der  Wiener  Mechitharisten  1911,  »The  age  of  tbe  old  Arnienian 
Version  of  Irenaeus«  S.  193/203;  Akinian  verlegt  in  Handes  1910  S.  200ff 
die  Übersetzung  vor  604,  weil  sie  (ohne  Nennung  des  Irenaeus)  citiert 
werde  in  einem  Briefe  von  Wrthanes  Kherdol;  diesen  hält  Akinian  für 
den  Übersetzer!  Über  ihn  und  seine  Schriften  vgl.  Akinians  Aufsatz  in 
Handes  Amsor.  1910,  S.  8/11;  37/46.  Über  »den  Sammler«  des  Buches  der 
Briefe  und  die  Zeit  der  Sammlung  siehe  Akinian  in  Handes  Amsor.  1907, 
371/4;  Akinian  verlegt  die  Correspondenz  von  Wrthanes  und  Moses,  Bischof 
von  Courtau,  in  die  Zeit  605/6  bis  608|9.  Lüdtke  berichtet  in  Theol.  Lite- 
raturzeit. 1911  S.  541  von  dem  Versuche  von  P.  Awgerean,  für  den  armen. 
»Erweis«  ein  lateinisches  Original  zu  erweisen,  vgl.  dazu  Akinian,  »Ist 
der  apostol.  Erweis  von  Irenaeus  ins  Armenische  aus  dem  Lateinischen 
übersetzt?«  in  Handes  Amsor.  1911  S.  305/10.  Ich  habe  mit  Akinian  und 
Lüdke  (a.  a.  O.)  den  Eindruck,  daß  beide,  »adv.  haer.«  und  »Erweis«,  direct 
(also  ohne  Vermittlung  des  Syrers)  aus  dem  Griechischen  ins  Armenische 
übersetzt  worden  sind.  Conybeare  bestätigt  das.  Vgl.  noch  Vardanian, 
Neue  Wörter  in  den  Schriften  des  Irenaeus  in  Handes  Amsor.  1910,  S.  281/84; 
301/6;  vgl.  dess.,  Textberichtgg.  in  der  iniösi&Q  ib.  S.  326/28. 

1)  Pitra  hat  aus  einer  armenischen  Handschrift  der  Mechitharisten- 
bibliothek  in  Venedig  aus  dem  12.  Jahrhundert  ein  Stück  einer  armeni- 
schen Übersetzung  von  adv.  haer.  Buch  5,  33,  3  (Stieren  I,  809,  Harvey 
II,  417  f)  herausgegeben  in  Spicilegium  Solesmense  (1852)  I,  1 — 2  (abge- 
druckt bei  Harvey  II,  448/50);  das  Fragment  wird  einfach  eingeführt  als 
»Irenaei  estsermo«;  auch  dies  Stück  stammt  im  armenischen  Texte  direct 
aus  unserm  armenischen  Irenaeus  mit  ganz  geringen,  bis  auf  vier  Stellen 
lediglich  orthographischen  Varianten! 


Ober  d.  armen.  Übersetzung  von  adv.  haer.  und  d.  »Erweises«  usw.     2()."> 

zur  Verfügung  stand,  ebenso  wie  uns  jetzt  noch  die  erste  Hälfte 
fehlt.  Wenn  Stephanus  Roszka  selber  in  seiner  Chronologie 
ausdrücklich  berichtet,  daß  die  Armenier  die  fünf  Bücher  des 
Irenaeus  gegen  die  Häresien  sehr  ausdrucksvoll  in  die  arme- 
nische Sprache  übersetzt  haben l,  wenn  in  der  Handschrift  des 
armenischen  Irenaeus  das  vierte  Buch  von  adv.  haer.  als  4,, 
das  fünfte  als  5.  Buch  bezeichnet  wird  und  am  Ende  steht: 
»des  Irenaeus  fünf  Bücher  der  Entlarvung  und  Widerlegung 
usw.« 2,  so  spricht  das  alles  für  das  Vorhandensein  einer  Über- 
setzung von  Buch  1/3.  Dafür  sprechen  nun  aber  auch  noch 
unsere  Fragmente.  Wir  haben  jetzt  aus  folgenden  Capiteln 
der  ersten  drei  Bücher  Fragmente:  aus  1,  10, 1/2;  1,  27,  2;  1,  28, 1; 
2,  13,  1/3;  3,  4,  3;  3,  11,  7/9;  3,  16, 1/3  u.  9;  3,  18,  3  u.  7.  Nun 
scheidet  freilich  1,  10,  1/2  aus,  weil  durch  den  armenischen  Über- 
setzer des  Timotheus  Aelurus  in  die  armenische  Literatur  ein- 
geführt; ebenso  2,  13,  1/3,  weil  es  wohl  mit  der  Übersetzung 
des  Evagrius  Ponticus  nach  Armenien  kam.  Doch  soll  wirklich 
die  reiche  Benutzung  des  3.  Buches  auf  lauter  einzelnen  Frag- 
menten beruhen,  die  gelegentlich  oder  ad  hoc  aus  dem  Griechi- 
schen ins  Armenische  übersetzt  wurden?  Aber  während  den 
meisten  der  auf  diese  Weise  in  das  Armenische  gelangten 
lrenaica  zugleich  eine  syrische  oder  noch  anderssprachige  Tra- 
dition zur  Seite  geht,  die  eben  zeigt,  daß  diese  Stücke  in  mono- 
physitischen  Kreisen  schon  gang  und  gebe  waren,  fehlt  den  ge- 
nannten Stücken  aus  adv.  haer.  diese  Paralleltradition,  und 
hieraus  folgt,  daß  erst  der  Armenier  sie  aus  adv.  haer.  nahm. 
Da  die  Art  des  armenischen  Textes  dieser  Fragmente  ganz 
die  typische  Übersetzungsart  des  Irenaeus  armen,  zumeist  mit 
engem  wörtlichem  Anschluß  zeigt,  so  halte  ich  es  für  recht  wahr- 
scheinlich, daß  adv.  haer.  Buch  1/3  auch  ins  Armenische  über- 
setzt wurden  und  daß  die  Stücke  von  Buch  13  in  unseren  neuen 
Fragmenten  einfach    von  dorther  übernommen  wurden. 

Es  bleibt  uns  darnach  die  Hoffnung,  daß  auch  Bd.  1  des 
Corpus  Irenaei  armeniaci  uns  noch  einmal  wiedergescbenkt  wird. 

Ob  die  kleineren  und  größeren  armenischen  Stücke  anderer 
Schriften  des  Irenaeus  mit  diesem  corpus  in  Verbindung  standen, 

1)  Vgl.  Dashian,  llandschrifteiikatalog  der  Wiener  Meebitharisten- 
bibliothek,  Wien  1893,  S.  680  (deutsch.  Teil)  u.  143  (arm.  Teil). 

2)  Vgl.  S.  149/50  u.  245  de*  armen.  Irenaeus. 


206  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

ist  nicht  zu  sagen,  jedenfalls  kaum  das  2.  und  3.  Fragment, 
denn  sie  kamen  durch  Timotheus  Aelurus  nach  Armenien!  Denk- 
bar wäre,  daß  eine  Übersetzung  kleinerer  Schriften  und  Reden 
des  Irenaeus  sich  an  jenes  corpus  Irenaei  anßchloß. 


VL  Über  die  Namensform  und  die  Bezeichnungen 
des  Irenaeus  in  armenischen  Texten. 

Die  Namensform  des  Irenaeus  zur  Einführung  der  abge- 
druckten armenischen  Fragmente,  ist  recht  verschieden:  Irenios1, 
Ireneos2,  Erenios3,  Erinios4,  Erinos5,  Eranos6,  Erianos",  Era- 
neanos8;  die  Namensformen  schwanken  in  derselben  Schrift,  so 
bei  Timotheus  Aelurus  zwischen  Ireneos,  Irenios,  in  den  sieben 
Fragmenten  vom  Siegel  des  Glaubens  zwischen  der  dreimal  sich 
findenden  Form  Eranos,  dem  einmaligen  Erinios  und  dem  ein- 
maligen Eraneanos.  Man  sieht  deutlich,  wie  von  den  ursprüng- 
lichen Formen  Irenios  und  Ireneos  allmählich  eine  fortschreitende 
Verballhornung  des  Namens  eingetreten  ist9. 


1)  frnf/u/inu  3.  Fragm.  (Tim.  Ael.);  Iren,  armen.  S.  1,  7,  245;  Buch 
der  Briefe  S.  451;  18.  Fragm.  (Sahak). 

2)  l^ph^nu  2,  und  4.  Fragm.  (Tim.  Ael.). 

3)  bnh*ufinu  1.  Fragm.  in  cod.  Yen.  427  (Evagrius);  12.  Fragm.  in 
cod.  Paris.  (Wurzel);  in  cod.  Mechith.  in  Venedig  saec.  12  bei  Harvey 
II,  449;  30/2  Fragm.  Greg.  Touteordi. 

4)  Ijn/fufinu    6.  Fragm.    (Siegel    d.  Glaubens);    2G.  Fragm.    (Gagik); 

27.  Fragm.  (Ter  Chacik);  im  Buch  der  Briefe  S.  306  Zeile  6. 

5)  bnf/unu  15.  Fragm.  in   cod.  Paris.  (Wurzel);  25.  Fragm.  (Gagik) 

I.  Fragm.  in  cod.  Vind.  No.  49a  (Evagrius);  28.  Fragm.  (Gregor  Tghaj). 

6)  bnufünu  cod.  V  (jung.  cod.  d.  Mechith.  in  Venedig   bei   Harvey 

II,  462);  5.,  10.,  11.  Fragm.  (Siegel  d.  Glaubens);  12.  u.  15.  Fragm.  in  cod. 
E  (Wurzel);  23.  Fragm.  (Cyrill.  armen.). 

7)  bpfnuunu  20.  Fragm.  (Steph.  d.  Philosoph);  29.  Fragm.  (Zebedaeus- 

stück). 

8)  bfiuiuhuiUnu  9.  Fragm.  (Siegel  d.  Glaubens). 

9)  In    der  alten    armenischen  Übersetzung  des    Eusebius    (aus    dei 
Syrischen   stammend!    ed.  Venedig    1877)   finde   ich    pL^hli^nu   (S.  101); 
bch%k""  (S.  182,  188);    fr^h"»  (S.  293,  256,  264,  309,  354,  356,  358); 


Über  die  Nameiisform  und  die  Bezeichnungen  des  lrenaeus  usw.     2<)7 

Beim  griechischen  Timotheus  Aelurus  werden  über  den  drei 
Fragmenten  die  Worte  gestanden  haben:  »[taxayiov  Eigr/vcriov, 
cctco/Lov^ov  T(hv  ajzoörolcQV  xal  tJtiöxojtov  ysvofievov  Aovy- 
öovvcov«.  *;  dies  sind  die  wesentlichen  Bezeichnungen,  die  dann 
leise  variierend  bei  allen  von  Timotheus  abhängigen  Texten 
wiederkehren: 

Für  »selig«  setzt  V.  im  zweiten  Fragment  »heilig«  ein, 
ebenso  wie  das  28.  u.  29.  Fragment. 

»Nachfolger2  der  Apostel«  scheint  bei  den  Armeniern 
zum  ständigen  Epitheton  ornans  des  lrenaeus  geworden  zu  sein 3; 
es  ist  zu  beachten,  daß  die  im  monophysitischen  Interesse  ver- 
wandten Stellen  aus  lrenaeus  durch  dies  Epitheton  natürlich 
erhöhtes  Gewicht  bekamen. 

Bei  »ejciöxojioqrcov  Aovyöovvcov«.  hat  nur  der  armenische  Ti- 
motheus selbst  richtig  »Lugdun«  ^nt^«*.^,  während  in  den  neuen 
Fragmenten  Lokhdon  (5.  Fragment),  Logdon  (6.  Fragment),  Logon 
(9.  Fragment),  Lögdon  (10.  Fragment)  und  Logton  (15.  Fragment) 
sich  finden,  lediglich  Fortführung  des  unbekannten  Eigennamens, 
zu  dem  die  Armenier  von  sich  aus  noch  »der  Galiläer«  bzw.  »des 
Galiläers«  (einmal  fälschlich  für  den  Plural)  hinzusetzen,  was  offen- 
bar eine  Verballhornung  von  »Gallien«  ist,  die  übrigens  Timotheus 
Aelurus  nicht  hat4.  Höchst  eigentümlich  ist  der  Zusatz  des 
Timotheus  Aelurus,  »welcher  als  durch  der  Philosophen  Lehre 


/>r/;„/„,u  (S.  188),  hf./.tuiinu  (S.221);  fy £gr£m#  (S.  227);  bpfämu  (S.  290), 

also  ganz  willkürlich  nebeneinander  die  verschiedensten  Formen.  —  In 
dem  Cyrillus  arrnenus  S.  339  steht  kn[tu/unu»  —  Über  weitere  Namens- 
formen des  lrenaeus  in  anderen  Quellen  vgl.  Akinian  in  Handes  1910, 
S.  200,  Anm.  1. 

1)  Es  ist  beachtenswert,  daß  auch  in  einem  aus  Timotheus  Aelurus 
geflossenen  syrischen  Texte  des  2.  Fragments  (Syr.2)  die  Überschrift  lautet: 
»beati  Iren  ei,  qui  assecla  fuit  apostolorum  et  fuit  episcopus«. 

2)  t,hmbLnnh  =  axöXor&og,  auditor.  Könnte  man  auch  an  dxovoTi'^ 
denken,  wie  es  über  lrenaeus  bei  Eusebius  h.  e.  :">,   5,8  gebraucht  wird? 

3)  Es  steht  in  unseren  2.,  5.,  6.,  9.,  11.,  23..  27.,  29.,  31.  Fragment, 
mit  Weglassung  von  töjv  änoazöXwv  im  12.  Fragment  (wo  aber  Cod.  E 
»der  Apostel«  hat),  auch  im  Briefe  des  Ter  Chacik  im  Buch  der  Briefe 
S.  306. 

4)  Bei  Sebeos  (armen.  Geschichtsschreiber  des  7.  Jahrhunderte)  heißt 
es:  »Erenios  de  Galilee,  disciple  de  Polikarpos,  dans  L'eglise  dos  Lao- 
diceens«  in  Sebeos,  Histoire  d'Heraclius  fcrad.  per  F.  Macler,  1904. 


208  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

glänzend  bekannt  war«.  Diese  Charakterisierung  des  Irenaeus 
erklärt  sich  wohl  im  Hinblick  auf  des  Irenaeus  Kenntnis 
der  griechisch-philosophischen  Speculationen,  so  wie  Hieronynius, 
ep.  70,  4  ad  Magnum  oratorem  Romanum  (CSEL  Bd.  54  S.  705) 
sagt:  »Quid  loquar  de  ...  et  Irenaeo,  Pothini  martyris  succes- 
sore,  qui  origines  haereseon  singularum  et  ex  quibus  fontibus 
philosophorurn  emanarint  multis  voluminibus  explicuerunt«  '. 


Anhang. 

Während  des  Druckes  teilte  mir  P.  N.  Akinian  noch  drei 
schon  1S93  in  der  armenischen  Zeitschrift  Ararat  Bd.  26  ge- 
druckte Fragmente  mit,  die  der  schon  oben  (Fragment  28)  er- 
wähnte Abt  Gregor  Touteordi  in  einem  Briefe  an  den  Katholikos 
Gregor  Tghaj  (1173 — 93)  überliefert.  Die  Varianten  konnten 
nicht  mehr  in  den  Apparat  eingefügt  werden.  Die  freie  Art, 
mit  der  Touteordi  die  Irenaeus-Stellen  behandelt,  würde  ohnehin 
dies  Verfahren  sehr  erschwert  haben.  Man  sieht  aus  den  fol- 
genden Bruchstücken,  wie  Irenaeus  in  Armenien  im  Mittelalter 
benutzt  wurde: 


1)  Lüdtke  macht  mich  aufmerksam  auf  eine  eigentümliche  Randnote 
im  armenischen  Irenaeus  (S.  155 f)  zu  V,  2,  2  (Stieren  I,  718;  Harvey  II,  319) 
zu  den  Worten:  dcp  ov  xä  rjfiszEQa  av^eu  oäjßaTa;  sie  lautet  in  Lüdtkes 
Übersetzung:  „Haec  orationis  pars  e  theologico  Aristotele  est.  Vide,  frater, 
calicem  vini  incorruptum  suum  sanguinem  dixit,  ex  quo  äuget  nostrum 
sanguinem.  Si  enim  cum  nostro  sanguine  alia  res  miscetur,  corrumpitur, 
aer  sive  aqua;  sed  Christi  [sanguis]  incorruptus  est.  Et  e  creatura 
sumpsit  suum  panem  [:]  corpus,  manifestum  est  (örjlovövi)  e  virgine,  ex 
quo  äuget  nostra  corpora,  quoniam  Christus  nostro  corpore  est  ad 
dextram  Patris  inenarrabili  (ccpprjzoq)  mistura  (conjunctione)  semper 
de  nobis  mediator  est  apud  (ad)  Patrem  et  Spiritum«. 


Anhang.  209 

a)  30.  Irenaeusfragment  (vgl.  3.  Fragment). 

1.  Text. 

Ararat  1893  S.  344f. 

Gnhuhnu  (l.uu'limuli.  ununti^  nnnuhrhuUn  u/imli'li  n*n/ih~ 
hihihi  ii  ii  iii  lf  ii  lim  ii  ij  iinuiiß  ,  uiiuuii^u^  n<  tili  im'  il  iiiji  ii.  hu 
iiiiiiJu  il uiuii Ii'li ,  iiijiuulji  >/"//'  hu  huili  I l.iiuuii  i) ii j  h  (Lumm  m<) . 
hu  ii  u  uil tu  h  II tu  u  Ji  uni  ui  /  Ii  ifhnyhu  d  uui  uiluuliu  Guuiu^, 
uif  uuil \u  ufUrinufbnLl^  Ulli  Ultimo  utj  ,  hu  iiuuJu  inuiinLiui  , 
luf'luuhi  luinhnnjn  t  hu  nn°  i)  uinuit  huin ,  Tinju^  hu  uinnnin* 
Li  Uli  i> ummui/iLuiu  ,  tu fii uilru  ui' ummiuLLiii  uili  liii'liuti (ii  : 
II ii  junnühnuiu  hiuinuinuinnjn*  uinuiuhnun  hu  ui  nuijuuinn (ii  t 
Uu    tifiujlfu    "fii/ji      huiuß^^    *IJiijk    ll    o£n     huiu&h+       Ll.    nnm^u 

llllllllj,       lU/lluJil      IL      IkllUMULUG      LL      II  null     I I.UUltll   (\lt  f  :       U U      IllluJll 

fUnun  iililiiiiiuu  ,  uifiiiiJu  Ll  ijisiiij  Znnuni*  n<  luii  nn  nn 
liiiLutu  iiiitfii,  Il  n<  luii  nn  nn  uiiuiittLtLuiij  iiin/'h ,  luii  unili 
lilinli  il uinulnunhui tli  U.uuttu  tut)  uni  1,'lnu fli  luiuhliuiilin  hiunnn 
Ii  ui uin nn t  nn*  nn  suiji siuiiliiiiui  ijimili  ilLji,  U uinhnun 
il  Ii  uui  Iniii  il  iuiiiliiin''li  hu  um  iiiiu  miS  tu  IJ Liuil  n'li,  nn  £n  uilinui- 
LTuilihih     ihunif^li     il'unitHut  fli     tili  inj     n^LiiuffhuiULit 

1)  Im  Druck  «♦ 

2)  Die  Partikeln  des  Originaltextes  werden  sehr  willkürlich  be- 
handelt; vgl.  die  Übersetzung. 

3)  Hier  und  öfter  Verbuni  finitum  statt  Particip. 

4)  Vgl.  Kol.  1,  15  (Zohrab  S.  803  hat  hier  auch  andranik). 

5)  nnui^u  .  .  ♦  uifiuij/,,!  (so  ...  wie)  Iren.,  noch  öfter.     Toute- 
ordi  setzt  dafür  ein  :  welcher  .  .  .  derselbe. 

2)  Übersetzung. 

i  Erenios  von  Agon[!]: 

2  Die  heiligen  Schriften  wissen  Christum 

3  wie  Mensch  seiend,  so  nicht  seiend  Mensch: 

4  und  wie  Fleisch,  so  Geist 

5  und  Wort  Gottes  und  Gott; 

T.  u.  C.  '13:  Jordan.  14 


210  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

6  und  wie  aus  Maria  in  den  letzten  Zeiten  er  geboren 

wurde,  so  Erstgeborener  der  Geschöpfe; 

8  und  wie  er  hungerte,  so  sättigte  er. 

9  Und  welcher  dürstete,  derselbe  auch  tränkte; 

12  und  welcher  ermattete,   so  die  Ermatteten  erquickte; 
[welcher  verwirrt  wurde,  beruhigte  (machte  Frieden);] 

18  er  war  betrübt  und  erfreute. 

13  Und  wie  Sohn  Davids,  derselbe  auch  Herr  Davids; 
15  und  wie  [Mensch],  so  auch  [Gott  und]  Sohn  Gottes. 

17  Und  wie  er  Speichel  empfing,  so  auch  Einhaucher  des 

Geistes:  [nicht  irgend  ein  anderer,  der  gelitten  hat  jenes,  und 
nicht  irgend  ein  anderer,  der  geschenkt  hat  dies,  sondern  ein 
und  derselbe  fleischgewordene  Gott  alles  in  allem  vermögend 
und  schenkend;] 

23  welcher   gelitten  hat  [unsertwegen,    begraben  wurde, 

geeint  in  Fleisch  (Leib)  und  Gottheit1,  die  untrennbar  ist  von 
ihrem  (seinem)  Fleische  (Leibe)  in  einer  Natur]. 

3)  Erläuterungen. 

Der  Text  des  Touteordi  erscheint  als  Veränderung  des  Textes 
des  3.  Fragments  (oben  S.  60 — 62);  die  Zahlen  am  Zeilenrande 
verweisen  auf  die  zu  vergleichenden  Zeilen,  die  Hinzufügungen 
sind  in  eckige  [  ]  Klammern  gestellt.  Nach  dem  ganzen  Cha- 
rakter der  Hinzufügungen,  besonders  in  dem  letzten  Satz,  wo  die 
Specifica  des  Monophysitismus  auftauchen,  kann  es  sich  in  ihnen 
kaum  um  echte  Irenaeusstücke  handeln.  Es  handelt  sich  um 
einen  monophysitisch  bereicherten  Irenaeustext. 


b)  31.  Fragment  (vgl.  Fragment  11  S.  19,  13—20). 

1.  Text. 
Ararat  1893  S.  341. 

llnlihlititi  ^ihuiht^nnli  *  wniunk inali  nUnru^a  'S iiijuin nnuji , 
nnn  inuii  nililitiiiii,  ilun  IJ Lnhi  Az_  /,//////////  uiuhu  innmuhi 
'r filiiuiitii/fr      Li        nntolJ Si  i.         innu^f      Uiul^)      hnlilisln      ^tjoiih     dl. 

Im  Druck:  1)  Zkiu  .  .  . 

1)  oder:  in  geeint(em)  Fleisch  und  Gottheit. 


Anhang.  211 

miuun h\liy  ununa^    iiuim \phiu in'li   am  ijnililli'li    h   tinnn,    ij'r ulmmmi 
liuiisLiiliiii  1    ii'lim    ttntx     lliiiili     il.iiuini  <\n i .      I'nlj    f1P<P    ^hnoaiuUy. 
hu    puio iii'hli'li,     ij  I  11  hiii' iiiilm'lr      unhuahu^     nimm  tu  iiim : 

2)  "♦  3)  Hier  Komma  gesetzt  (statt  hinter  >teilen<). 

4)  luiliiiijlni. 

2)  Übersetzung  (vgl.  S.  134  u.  137). 


i  Erenios  der  Nachfolger  der  Apostel  wider  Kolarbos,  welche 

2  gemäß  des  Unvermögens  und  der  Furcht  sagen,  (daß)  betrübt 

3  sei  Christus  und  gebetet  (habe).  —  Vor  welchem  *,  sagt  er,  sich 

4  fürchtete  der  Starke    und  der  Schöpfer,   die   heiligen  Apostel 

5  zeigten  aus  der  Schrift 2,  (daß)  Christus  der  Gekreuzigte  dieser 

6  sei  der  Sohn  Gottes.    Aber  welche  trennen  und  teilen,  werden 

7  des  Roboam  Strafe  erleiden3. 

3)  Erläuterungen. 

Das  Citat  ist  ebenso  ungenau  wie  das  vorige;  doch  es  bietet 
wenigstens  eine  Textverbesserung  (vgl.  Anm.  3).  Touteordi 
hat  wohl  das  Siegel  des  Glaubens,  in  dem  uns  jenes  Bruchstück 
einer  Schrift  wider  Kolarbos  überliefert  ist,  direct  benutzt.  Ein 
längeres  Fragment  aus  derselben  Schrift  folgt. 

c)  32.  Fragment  (vgl.  S.  21,  3—22,  4). 

1.  Text. 

Ararat  1893  S.  345f. 

hu     Ufinli^nu*       ^/"/     "['     ".P1     /'     [""&     f'Pn*heli     uhufliu 

(Lmimi  ui&    [i     o/mm  nt^y     nun     II     m'li  smn  sm nl,  ilt     mn/i'li ,      Lnlim  n 
mhXli'lin     juijuilililt*         jinilii^i      f(lt;-      nifij       <uin  yunhnuiL.     L     nii'li 

1)  oöriq,  aber  mit  Verbuni  im  Plural:  oc  S.  21,3. 

2)  ,om.  S.  21,5. 


1)  Pronomen  interrogativuin  Iren. 

2)  »Aus  der  Schrift«  steht  S.  19*18  hinter  »der  bekreuzigte«. 

3)  Das  Futurum  ist  bei  Iren.  S.  10,  20  statt  des  überlieferten  Aoristes 
einzusetzen:  vgl.  S.  19  Anm.  S,  »werden  empfangen*  P,  E.  E1. 

14* 


212  Jordan,  Armenische  Jrenaeus-Fragmente. 

uili\ui[i<uinhip  üüiun+  nißs  &Uuil.)  hc  nifii  /»3  fV// /,##////  £9, 
h  rifun  n  ujji  n<  uh  nni_nuju^+  fiu/m  lih  £  auhujfu  L  <iun<ui~ 
nLuii'li  oh  um  u  Y»  n  Immun t  hu  unjlt  uhm&lili  llnn.li  U.uiruii  <\n  / , 
tili  nhuign  U huj&nuu  nnmJ m'lim  ifii  h*  nuni-lclftiJu  uumnmnli* 
5  n  uiuinnj  unnui  tuuia-^utant-auMhai >  L.  ujuinL.n  ununhulimifii 
um  nu/lil^,  üijl  «7*  nfmunm  iimLi  II  uifi  anuhiu*  !"Jh  ujhui~ 
nhuiinli  niiij i  np  T*nhuuinu,  u.  oujji  nj>  hu/uy  n<  nliinlhi , 
'"U       tilum<l,usfli        u        nsuin  suinl,uiili+  nhu/t/ü        buU       hnhuii 

tluinn  ,  nhu/üu  mmiinjili  'h  nlmmnu  nhnhuiiu  i) iuiiiJ h'li ,  uii lim  ~ 
10  phiht  n utn niih nli «,  nn  ))huiuu  ifujnuhu  hnhuCC*  II 'nnliii 
ihuuinL.o~ni  nnnfi  iluinnnj*  timnm  tili  li  mniiuiutl^u  tili mnm i.iili 
nuiühuii  luiiinmliti*  nn  unyui  uniu  nurru  hiuuü  Lhuinm  d~tif 
lui iiihm jijji  i,n l,mi  Uuinn*  /""/  nimm  u.  ilhnnJU  nummuiliinm  ~ 
hl  huiliuli    jfuLihs  * 

3)  om.  S.  21,  6. 

4)  Lies  mit  S.  21,  7  guLgü/ufm. 

2)  Übersetzung  (vgl.  S.  152f). 

i  Und  Erenios:  Welche  nun  abtrennen  das  Wort  Gott  von 

2  Jesus,  das  sie  auch  leidenslos  sagen,  zwei  Personen  erklären. 

3  Denn  wenn  der  eine  litt  und  der  andere  leidenslos  blieb,  der 

4  eine  geboren  wurde  und  der  andere  auf  den  Geborenen  hinab- 

5  stieg,    (als)  zwei,    aber  nicht  (als)   einer  werden  sie   erwiesen. 

6  Aber  einer  ist  der  geborene  und  der  gelitten  habende,   Jesus 

7  Christus,  und  ebenderselbe  der  eingeborene  Sohn  Gottes;  weil 

8  wußte  der  Eingeborehe  die  Trennung  der  zwei  Naturen  Sagen- 
o  den  *,    vor   ihrer  Frucht    warnte    er  und  Frucht  die   Teilung 

10  anzeigt,  einen    andern  Christus  zu  sagen   und    einen  anden 
n  das  Wort.     Doch   die  Apostel  irgend  einen   andern  Christus 
12  und   irgend    einen   andern    Wort    nicht  wissen,    sondern  den 


1)  Irenaeus  hat  nach  dem  »Siegel  des  Glaubens«:  »Die  Scheidungei 
der  schlechten  Lehrer«;  hier  verrät  sich  der  monophysitische  Einschlag 
der  Relation  des  Gregor  Touteordi. 


Anhang.     Nachträge.  213 

13  Gekreuzigten  und  Gelitten-habenden.  Das  Wort  (Accus.)  jedoch 
u  geworden  Mensch,  das  Wort  sagten  sie  Christus  den  ge- 
15  wordenen  Fleisch,  die  Vereinigung  verkündigten  sie:  denn  »das 
ig  Wort  ward  Fleisch«,  der  Sohn  Gottes  Sohn  des  Menschen,  der 

17  Reine  auf  reine  Weise  den  reinen  Schoß  öffnend,   damit  stets 

18  ein   und   dasselbe  Wort  Gottes   verstanden   würde  geworden 

19  Mensch,  durch  (unter)  diese(n)  auch  der  obern  (=  himmlischen) 

20  Hierarchien  Prüfer. 

3)  Erläuterungen. 

An  2  durch  fetten  Druck  bezeichneten  Stellen  ist  von 
unserm  Texte  aus  in  Einklang  mit  Iren.  adv.  haer.  3,  16,  9 
(Stieren I,  512 f;  Harveyll,  90 f)  der  Text  im  »Siegel  des  Glaubens« 
zu  verbessern.  Aber  die  corrigierende  Hand  des  Monophysiten 
verrät  sich  an  einer  anderen  Stelle,  und  so  ist  auf  das  sonstige 
Besondere  dieser  Relation  kein  Gewicht  zu  legen.  — 

Die  hier  im  Anhang  mitgeteilten  Stücke  scheinen  aus  dem 
»Siegel  des  Glaubens«  zu  stammen,  aber  sie  stellen  einen  de- 
generierten und  absichtlich  dogmatisch  censierten  Text  dar. 


Nachträge. 

S.  4  Anm.  2:  Akinian  hält  Lüdtkes  Verbesserung  i/««^^"//- 
*uiutif^g/f/,%  =  Morgenverkündiger  für  unnötig  und  findet  in  dem 
/weiten  Bestandteile  des  Wortes  eine  Ableitung  von  t^qh'unLif 
=  anziehen  (vgl.  W.  B.  I,  727);  zur  Bildung  vergleicht  er  &eo- 
(pOQoc  =  utuinnLiuhuit^rjhuitjf  muuin  i  u,,)  iinjff/.ijli/f  \  der  Unterschi'i  1 
der  Lesarten  besteht  nur  in  einem  kleinen  Strich  (g  oder  d); 
»Morgenverkündiger«  wäre  wohl  leichter  zu  verstehen  als 
»Morgen-bekleidet«,  »Morgen-anziehend«. 

S.  51  Anm.  (>.  Der  slavische  Text  des  Fragments  aus 
Johannes  Damascenus  ist  als  Probe  abgedruckt  bei  Gorskij  u. 
Nevostruev  a.  a.  ().;  Handschrift  170  bei  Gorskij  ist  wohl  iden- 
tisch mit  Nr.  930  der  Synodalbibliothek  in  Moskau? 

S.  71  Anm.  3.     Lies  cod.  arab.  Cambridge. 

S.  77  Anm.  1.  Lüdtke  ist  geneigt  für  die  »fides  patrum« 
nicht  ein  koptisches,  sondern  ein  arabisches  Original  anzunehmen; 
die    »fides   patrum«    citiert    den  Jakob  von  Sarüg,    woraus    ihm 


214 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


zu  folgern  scheint,  daß  der  Verf.  ein  des  Syrischen  und  Ara- 
bischen kundiger  Mann  war;  er  könnte  dann  auch  koptische 
Quellen  benutzt  haben,  die  er  dann  selbst  übersetzte ;  die  12  Ana- 
themas Gregors  von  Nazianz  aus  seinem  ersten  Briefe  an  Cle- 
donius  werden  eigentümlicherweise  sowohl  in  den  arabischen, 
wie  in  den  äthiopischen  Texten  der  »fides  patrum«  bezeichnet 
als  »übersetzt  vom  Koptischen  ins  Arabische«;  das  deutet  viel- 
leicht auf  einen  arabisch  schreibenden  Verf.,  der  koptische  Quellen 
mitbenutzt.  Eine  eigene  Entscheidung  wage  ich  nicht,  würde 
aber  eine  weitere  Untersuchung  des  Kompilationswerkes  für 
sehr  lohnend  halten. 

S.  96  Z.  8  v.  u.:  lies  »Novatian3«  statt  »Novatian«. 

S.  108  ff.  Karapet  teilt  mir  brieflich  unter  dem  10.  Juni 
mit,  daß  er  eine  zweite  Handschrift  des  »Siegels  des  Glaubens« 
in  Djoulfa  entdeckt  habe;  Karapet  verglich  Stücke  der  Hand- 
schrift mit  der  erstentdeckten  und  stellte  fest,  daß  es  sich  um 
eine  sklavische  Abschrift  der  erstentdeckten  Handschrift  handelt; 
er  wird  trotzdem  vor  der  nun  bald  zu  erwartenden  Ausgabe 
des  armenischen  Textes  der  Schrift  die  zweite  Handschrift  sorg- 
fältig vergleichen. 

S.  117  ff.  Karapet  teilte  mir  brieflich  unter  dem  26.  April  mit, 
daß  er  ein  Stück  aus  dem  »Siegel  des  Glaubens«  in  einer  Hand- 
schrift citiert  gefunden  habe  mit  der  Überschrift:  »entnommen  der 
Wurzel  des  Glaubens«,  und  möchte  das  verwenden  zu  seinem 
Nachweise,  daß  »Siegel  des  Glaubens«  eben  die  »Wurzel  des 
Glaubens«  Johann  des  Mayrogomiers  sei.  »Auch  in  dem  voll- 
ständigen (bei  den  Mechitharisten  mangelhaft  gedruckten  und 
dem  Joh.  Mandakuni  zugeschriebenen)  Vorwort  der  Reden  des 
Mayrogomiers  steht:  >das  sind  seine  Reden  zur  Anweisung  der 
Sitten;  er  hat  auch  Reden  zur  Anweisung  des  Glaubens,  welche 
in  einem  andern  Buche  geschrieben  sind<«. 

S.  127  Anm.  2.     Wegen  des  schillernden  Sinnes,    den  Ire- 
naeus  im  8.  Fragment  verlangt,  möchte  Lüdtke  hinter  anapakai 
atpdoQoq  vermuten. 

S.  140  Anm.  10.     Akinian  bemerkt:  j^pt^  =  J^V^d^^L  " 
jutpLßb^nj  =  JiCLQUHl  =  JtaQovzoq. 

S.  179  Z.  4.  Lüdtke  möchte  hinter  ^uAj/uu^l  ^mifuAth^ 
(S.  29  Z.  7f)  jtQocQQLftoq  vermuten. 


Register. 

1.  Bibelstellen. 


Seite 

a)  Stellen  bei  Irenaeus. 

1.  Kön.  13,4 156 

„     „      14,10 151 

„     „      15,29 151 

Ps.  91(92),  13 138 

„    109(110),  3 4;  57 

„    145(140),  6 62 

bes.  8,3 24;  124;  166 

„9,5 124 

„9,6 24;  166 

„42,3 138 

„53,4 61 

Jerem.  17,9 124 


Matth.  1,1 61;  151 

1,23 152 

4.2 60 

7,15/0 153;  158 

8,24/20 61 

11,28 01 

12,29  .    .    .     138;  139;  147 

15,37 60 

22, 45 01 

24,45 201 

26,37 01 

20,41 137;  141 

27,  30 01 

Marc.    3,27 13S;  155 

8,8 00 

„      14,33 150 

„      15,19 01 

Luk.  2.7 02 


Seite 

Luk.  2, 10 61 

„4,30 61 

„8,17 61 

„12,42 201 

„    24, 39 61 

Joh.  1, 14 153 

„     4,14 60 

„      8,34 137 

„     8,58 61 

„      11,25 62 

„      19, 28 60 

„      20, 19 61 

„      20, 22 61 

„      20,26 61 

Act.  4, 24 62 

„     14, 15 63 

Rom.  1,2/3 152 

„     8, 11 15S 

„     11,36 140 

„      13,3/4 137 

I  Kor.  1,24 138 

„       10,4 00 

„       10,10 124;  174 

15,53  4 13S 

II  Kor.  13,4 62 

Eph.  1,10 03 

„      4,9/10 02 

„      4,10 

„      0,12 03 

Phil.  2, 10  ff 03 

Kol.  1, 14 123 

„      1,15 00;  209 


216 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


Seite 

I  Joh.  1,1 61 

5,1  152 

Apok.  4,9 62 

b)    Stellen  in  der  unechten 
Predigt  (29.  Stück). 

Gen.  1,3 34;  184 

Deut.  6,13 32;  182 

I  Kön.  3,5 34;  184 

Ps.  8, 1 37;  187 

„     8,1— 4a 35;  185 

„8,2 38;  188 

„    8,3  . 36;  186 

„8,4 35;  185 

„     18(19),  5 38;  187 

„    29(30),  6 33;  184 

„    39(40),  9 182 

„    73(74),  12 39;  189 

„     75(76),  2 37;  187 

„    92(93),  1- 39;  188 

„    103(104),  2 188 

„     109(110),  1 37;  187 

„     144(145),  19     .     .     .  32;  33;  182 

Dan.  1,4—7 179 

„      1,12 180 

„      3,12ff 179 

Hos.  9,10 29 f;  179f. 


Matth.  4,10 32;  182 

6,8 184 


Seite 
Matth.  8,2 33;  183 

„        8,3      ....  33;  183;  186 

„        20,18/19 30;  180 

„        20,20 28;  178 

20,21  .     .      31;  34;  181;  184 

21,9 36;  186 

21,16 36;  186 

Mark.  1,40 33;  183 

1,41 33;  183 

10,37 31;  181 

Luk.  7,llff 183 

„      24,49 39;  1S9 

Joh.  5,21b 33;  183 

„     5,26a 33;  183 

„5,30 32;  182;  183 

„     11,43 183 

„     16,24 32;  182 

Gal.  3,9 180 

Phil.  4,6 34;  184 


c)  Sonstige  Stellen: 

Psalm  139(140),  22 115 

Jes.  60, 6 115 

Matth.  12,29 155 

26,37 142 

Mark.  3,27 155 

„       14,33 142 

Luk.  22,43f 142;  155 

Rom.  9,5 115 


2.  Handschriften. 


a)  Äthiopische; 

Berlin  cod.  Orient.  356    ...      66 

London,  Mus.  Brit.  783/5     .     .      67 

„        „  addit.  16  219  .   66 

73  ff;  77;  103  ff. 

London,  Mus.  Brit.  addit.  24988  .  67 

Paris    (Nationalbibliothek)    111  .  66 

.,  112.66 

Tübingen,  Ms.  aeth.  18   .     66;  73  ff; 

103  ff 


b)  Arabische. 
Cambridge  addit.  3288    66;  71;  101 


Florenz  (Med.  Pal.)  69    . 

.    .      66 

Rom,  Vatic. 

arab. 

101     . 

66;  68ff 

77;  99. 

Rom,  Vatic. 

arab. 

121     . 

.  .    m 

„           ,, 

„ 

178     . 

.    47;  m 

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486     . 

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634     . 

.      66 

,,                >; 

>> 

651     .    . 

.      66 

Register. 


217 


Seite 


Paris  (Nationalbibliothek)  183 
(olim  51)  .    .     .    G6;  68  ff;  77;  99 


Paris  (Nationalbibliothek)   195 

196 


c)  Armenische. 


66 
66 


170 


Berlin  cod.  armen.  31 
Darascham(b)  =  Karapets 

Handschrift,  gegenwärtig  in 

Etschmiadsin .     .     .  8;  81;  108/20 
Etschmiadsin1     Nr.    95     (nach 

Georgs  Katalog)    .  112;  113;  120 
Etschmiadsin  263  jetzt  2618    .     195 
„  1500  =  1538  jetzt 

208) 19;  22;  161 

Etschmiadsin  102 168 

1682  jetzt  1723  .     195 

1683  jetzt  1724  . 
„  1945  jetzt  198S  . 
„            1946  jetzt  1989  . 

19;  22;  122;  162. 
Jerusalem  (armen.  Patriarchat) 

633 

Paris  (Nationalbibliothek)  44  . 

„  „  85  (jetzt  153) 

19;  22;  96;  126f;  160ff. 
Venedig  (S.  Lazzaro)  Nr.    ? 


195 
64 
12 


118 
115 

12; 


3;  81 
„     ?  . . .  204 

„    427.1;  44 
„      750    195 
„  „    1606    195 

Wien    (Bibliothek   der   Mechi- 

tharisten)  Nr.  1 192 

Wien    (Bibliothek    der   Mechi- 

tharisten)  Nr.  2    .      28;  189  f;  192 
Wien   (Bibliothek    der  Mechi- 

tharisten)  Nr.  6 200 

Wien    (Bibliothek    der  Mechi- 
tharisten)  Nr.  47    1;  44;  120;  195 


Seite 
Wien    (Bibliothek    der   Mechi- 

tharisten)  Nr.  49  ....  195 
Wien    (Bibliothek    der  Mechi- 

tharisten)  Nr.  56  ....  200 
Wien    (Bibliothek    der   Mechi- 

tharisten)  Nr.  61  ....  200 
Wien  (Bibliothek    der    Mechi- 

tharisten)  Nr.  69  ....  195 
Wien   (Bibliothek   der  Mechi- 

tharisten)  Nr.  235  ....  45 
Wien   (Bibliothek   der  Mechi- 

tharisten)  Nr.  273  ...  .  199 
Wien    (Bibliothek  der   Mechi- 

tharisten)  Nr.  275  ...  .  45 
Wien    (Bibliothek    der   Mechi- 

tharisten)  Nr.  276  ...  .  45 
Wien    (Bibliothek  der    Mechi- 

tharisten)  Nr.  376  .  .  .  .  176 
Wien    (Bibliothek    der  Meehi- 

tharisten)  Nr.  571  ....  200 
Wien    (Bibliothek    der  Mechi- 

tharisten)  Nr.  623    .     .     .  28;  176 

d)  Griechische: 

Athos  cod.  927 141 

Moskau,  Seb.  cod.  graec.  56     .  145 

Paris  854 165 

e)  Koptische: 
London,  Mus.   Brit.   cod.   Pap. 


or. 


5001 


97 


f)  Lateinische: 

Cod.  Colmarcensis  (olimMurba- 

censis) 'i7 

,,     Sangermanensis  784     .     .       67 

g)  Slavische: 
Vilna,     öffentliche    Bibliothek 
Nr.  1 145 


1)  Vgl.  dazu  Agop  Manandian,"  »Die  neue  Numerierung  der  in 
Careneans  Katalog  verzeichneten  Handschriften«  in  Zeitschrift  für  arme- 
nische Philolgie  II,  1904,  S.  28—40.  Karapet  teilt  mir  mit,  daß  iu  aller- 
letzter Zeit  eine  Neuordnung  der  Handschriften  von  Ktsehiniadsin  statt- 
gefunden hat,   so   daß   schon   Manandiana  Angaben   nicht   mehr   stimmen 


218 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 
Seite 


Seite 


London,  Mus.  Brit.  addit.  14578      46 
„        „     17191  126; 


h)  Syrische: 
London,  Mus.  Brit.  addit.  1 2 154    93  f 

„        „      12156    65;  I       176. 
88ff;   91ff;  99.                                     j  London,  Mus.  Brit.  addit.  17192      97 
London,  Mus.  Brit.  addit.  12 157      80  |  Rom,  Vatican.  130 79 


81. 


12158      80 


140  . 
368. 


65;  79 
92  f;  97 


3.  Personen  und  Sachen. 


Abbas  I  108 

Abraham  (Cathol.)  116;  121. 

Abu  '1  Barakät  76. 

Aetius  51. 

Agathangelus  117;  120. 

Agon  209 

Ail(r)erannus  67. 

Al'Adan  71;  77. 

Alexander   v.    Alex.  64;     78;    8611'; 

92  ff;  116. 
Alexander  v.  Constant.  95. 
Amartanak  161. 
Ambrosius  v.  Mailand  64;  91. 
Ammonius  91. 
Amphilochius  v.  Ikon.  91. 
Anania  120. 
Anania,  Ter  173. 
Anania  v.  Nareg  161  f. 
Anastasius  (Kaiser)  116. 
Anastasius  Sinaita  80;  90;  95 f;  145. 
Anaxagoras  49;  51. 
Anaximander  49. 
Andreas  v.  Caesarea  195;  200  f. 
Anicet  142  f. 
Antikia  89;  91. 
Antiochus  v.  Ptolemais  91. 
Antiokia  89;  91. 
Aphraates  191. 
Apollinaris  47;  65;  115. 
Archaeus  66;  77. 
Archelaus  77. 
Arethas  v.  Caes.  200. 
Arianer  112;  160;  185;  189;  190. 
Aristoteles  48;  51;  208. 


Asot  I  173. 

Athanasius  64;  65;  91;  98;  114;  116; 

171;  175;  177;  182. 
Atiqua  93. 
Attica  89  ff. 
Atticus  v.  Constant.  64;  91. 

Babken  116;  120. 

Barnabas  77. 

Barnaus  71;  73;  101. 

Basilius64;65;91;114;115;173;190. 

Baulus  ibn  ßaga  66;  76;  83;  92;  94. 

Beryllus  v.  Bostra  112. 

Bostra  112. 

Buch  der  Briefe  25;  26;  27;  160;  167; 

172/4;  204. 
Budge  97. 

Celsus  193. 

Cerdon  143. 

Chacik,  Ter  10;    12;    27;  126f;  173; 

174  f;  207. 
Chalcedonense  110;  173;  175;  177. 
Chosrow  II.  Parwez  109  f. 
Christodulos  76. 
Christophorus  II.  141. 
Chrysostomus  siehe  Joh.  Chrysost. 
Cicero  50. 
Claudius  67. 
Clemens  Rom  80;  91. 
Colorbasus  siehe  Kolarbus. 
Constans  II.  109. 
Constantin  (Sohn  d.  Heracl.)  118. 
Constantin  Porphyrogenn.  141. 


Register. 


219 


Cyprian  64. 

Cyrill  v.  Alex.  12;   13;  26;  64;  65; 

91;  113;  126  f;  170/2;  175;  191 ;  195; 

199  f;  207. 
Cyrill  v.  Jerus.  113;  199  f. 

Damasus  113;  120. 

Darascham(b)  8;  108. 

Demetrius  v.  Cyzicus  141. 

Demetrius  165. 

Democrit  49. 

Dionysius  v.  Alex.    64;     107;    115; 

120;  190. 
Dionysius  Areopag.  112;  167. 
Dioptra  51;  53  f. 
Dioscur  v.  Alex.  64;  116. 
Djoulfa  108;  214. 

Ebioniten  135;  144;  148. 

Empedocles  49. 

Ephesus  (Synode^  171. 

Ephrem  112;  120;  171;  191. 

Epictet  v.  Korinth  114. 

Epicur  49. 

Epiphanius  04;    91;    107;   113;   127; 

154. 
Eraneanos  206. 
Eranos  200. 
Erechtheus  04;  116. 
Erenios  200. 
Erianos  206. 
Irinios  206. 
Erinos  206. 

Eusebius  v.  Caesarea  134;  195/9;  2061. 
Eusebius  v.  Emesa  17;  191. 
Eustathius  v.  Antiochia  91. 
Euthymius  Zigabenus  88;  191. 
Eutrepius  96. 
Eutyehes  109. 

Evagrius  Ponticus  13;  40  55;  205. 
Evangeli^nharmonie  145. 
Eznik  114;  120;  143. 
Ezr  114;  117  ff;  141. 

Felix  v.  Rom  64;  115;  120. 
Fides    patrum   66;  67;  71;   76  ff;  92; 
213  f. 


Flavian  91. 
Florilegien  119  f. 
Florinus  80;  196  f. 


Gagik  26;  122  f;  172/4. 

Galen  50. 

Galiläer  207. 

Gamerdschazor  173. 

Glaubensquelle  118;  161. 

Gregor  (VII)  v.  Anavarza  162  f. 

Gregor  Illuin.  113;  120. 

Gregor  v.  Naz.  47;  64;  91;  113;  190. 

Gregor  v.  Nyssa   49;   04;    91;    113; 

190. 
Gregor  Tghaj  28;  151;  176/8;  208. 
Gregor  Thaumat,  91;  113;  120;  190; 

191. 
Gregor  Touteordi  151 ;  152 ;  176;  208/13. 
Gregor  Vardapet  45. 

Haimanot  Abao  67. 
Haiarb  os  154. 
Havatarmat  161. 
Henotikon  116. 
Heraklius  111;  114;  118;  207. 
Hereneus  66;  75. 
Herniias,  Irrisio  51. 
Hetum  163. 
Hieronymus  191;  208. 
Hierotheus  67;  73;  115. 
Hilarius  191. 

Hippolyt  91;     92ff;    99;     112;    120; 
134;  179;  190. 


lbn  Raga  siehe  Baulus  ibn  Raga. 
Jerobeam  151;  163. 
Jesu  der  Khorkhorunier  171. 
Ignatius  v.  Ant,  SO;  91;  161. 
Johannes  (Evangel.i  135. 
Johannes  VI  172. 
Joh.  v.  Antiochien  171. 
Joh.,  Sohn  des  Aphthonius  79. 
Joh.  Chrysostomus  65;  91;  113;  175; 
190;  191. 


220 


Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 


Joh.  v.  Darnascus  42;    47;    51  ff;  79. 

Joh.  v.  Gabelenkh  116;  120. 

Joh.  Grammaticus  v.  Caes.  80. 

Joh.  v.  Jerus.  65;  116. 

Joh.  v.  Kamrjayjor  173. 

Joh.  Mandakuni  114;  120. 

Joh.   Mayrogoineci    114;    117;    120; 

141;  155;  161;  163;  173. 
Joh.  Ozniensis  119;  155;  168. 
lrenaeus  v.  Sirniiura  194. 
Ireneos  206. 
Irenios  206. 
Isaak  (Sahak.)  142. 
Isidör  Hispal.  67. 
Itiqa  89;  96. 
Julian  v.  Halicarnass   81;    77,    79; 

109;  111;  114;  117;  119;  129ff;  167. 
Julius    v.   Rom    65;    91;    107;    115; 

117;  120;  167;  177. 


Kainrdzadzor  173. 

Katholici  armen.  105. 

Kolarbos  150;  154/6;  160;   203;  211. 

Komitas  108ff;  129;  141;  161. 


Lapat  77. 

Leontius  v.  Byzanz  80. 

Liber  causarum  45;  120;  195. 

Liber  de  rebus  Armeniae  118 ;  141 ;  161. 

Logdon  164;  207. 

Logton  207. 

Logon  207. 

Lokhdon  207. 

Lukas  135;  142. 

Lugdun  207. 


Mabä  Ts'ion  67. 
Manazkert  (Manzert)  119. 
Marcianus  91. 
Marcion  135;  142/4;  148. 
Marcioniten  138;  148. 
Marcus  135. 
Marforius  77. 


Maria  60;   127;   164;  167;  170;  210. 

Marius  Mercator  171  ;  172. 

Martyrol.  armen.  195;  197  f. 

Matthaeus  135. 

Maximus  confessor  42;  165. 

Meletius  v.  Ant.  91. 

Meletus  89  ff. 

Melitius  v.  Sebastopol  90  f. 

Melitius  89  ff. 

Melito  v.  Sardes  65;    78;    83;   84 ff; 

92  ff. 
Mercurius  77. 
Mesrop  91;  114;  116;  120. 
Monotheleten  193. 
Moses  v.  Chorene  195. 
Moses  v.  Courtau  81 ;  204. 


Nabla  Dengel  67. 
Narses  (Syr.)  127. 
Nerses  II.  81;  116;  120. 
Nerses  III.  109;  141. 
Nerses  der  Erbauer  119. 
Nerses  v.  Lambron  200. 
Nestorius  116;  134;  171. 
Nicaea  90;  113;  114. 
Nicetas  94. 
Nicetas  Choniates  88. 
Nicolaiten  135;  142;  148. 
Novatian  84;  96  f. 
Noyemak  118. 

Oberarzt  (syr.)  110. 
Opus  imperfectum  191. 
Origenes  120;  191;  193. 

Paulinus  v.  Nola  67. 

Paulus  (Apostel)  51;  135;  143. 

Paulus  ben  al  Ragia,   siehe  Baulus 

ibn  Raga. 
Paulus  v.  Callinicus  79  f. 
Paulus  v.  Samosata  114;  115. 
Paulus  v.  Taron  120. 
Persersynode  102  f. 
Petrus  (Apostel)  143. 


Register. 


221 


Petrus  (Schreiber)  108. 

Petrus  (Schreiber)  160. 

Petrus  v.  Alex.  65;  115;  120;  190. 

Petrus  Fullo  v.  Ant.  118. 

Petrus  v.  Laodicea  191. 

Petrus  der  Walker  119. 

Phantastiker  119;  168. 

Philalethes  79. 

Philippus  Solitarius  51;  53  f;  141. 

Philo  54  f;  203. 

Philoxenus  116;  120. 

Photius  v.  Const.  81;  118;  173. 

Plato  51. 

Plerophoria  88;  93. 

Plinius  179. 

Polycarp  91. 

Portus  112. 

Proclus  v.  Constant.  65;  116. 

Pseudoathanasius  64. 

Pythagoras  51. 

Pythagoräer  49. 


Rakote  98. 
Ras  Amdu  67. 
Recapitulatio  130. 
Romanos  I  172;  173. 
Roszka  200;  204  f. 


Sabellios  118. 

Sahak  d.  Große  116;  120. 

Sahaklll.  12;  13;  25;  126f;  141;  167f. 

Samuel  Kamrjayjor  173. 

Sargis  11!). 

Satornin  134;  141f;  148f;  203. 

Sebeos  207. 

Sefi,  Schah  108. 

Serapion  v.  Thmuis  91. 

Severianer  110;  114. 

St'\crianus  v.   Gabala  65;    91;    114; 

191;  192. 
Severus    v.    Antiochien    77;     79/81; 

83;  94;  109;  111;  129;  167. 
Sextus  Empiricus  54. 
Siegel    d.    Glaubens    8/22;     108/60; 
T.  n.  ü.  '13:  Jordan. 


160f;  162f.;  166;  169;  170;  171; 
212f;  214. 

Sirin  110. 

Sixtus  115;  143. 

Skeptiker  54. 

Smbat  Bagratuni  110;  141. 

Stephanus  (Schreiber)  189. 

Stephanus  d.  Hl.  108. 

Stephanus  v.  Agthamar  173. 

Stephanus  d.  Philosoph  12;  13;  25; 
122f;  126f;  168f.;  170;  171;  172; 
173;  175. 

Stephanus  Roszka  200;  204  f. 

Stephanus  v.  Siunikh  siehe  die 
Stellen  bei  Stephanus  d.  Philo- 
sophen. 

Stephanus  v.  Taron  27;  172;  175. 

Stoiker  50  ff;  54. 

Stornin  134. 

Symbol,  armen.  117. 

Synaxarium  armen.  117;  194. 

Synaxarium  Constant.  194. 

Synode  v.  J.  616;  109f. 

Synode  v.  Ephesus  114;  171. 

Syr..  Irenaeusübersetzung  SO. 

Tatian  145. 

Terdat  117. 

Tertullian  49;  50. 

Thaies  49. 

Theodorus  (Mönch)  165. 

Theodor  I  d' Agthamar  173. 

Theodorus  Bazen  168. 

Theodorus  Khrthenavor  119;  155. 

Theodorus  v.  Melitene  173. 

Theodorus  Herr  d.  Restunier  119. 

Theodoret  158. 

Theodosiopolis  14'_\ 

Theodotus  v.  Ancyra  65. 

Theophilus  v.  Alex.  65. 

Theophylact  191. 

Timotheus  Aelurus  38;    5611*;    64 ff; 

77ff;  80;  81;  S2f;  87;  91/108;  115; 

116;  172;  203;  206;  207  f. 
Titus  v.  Bostra  91. 
Tryphon  173;  205. 

15 


222  Jordan,  Armenische  Irenaeus-Fragmente. 

Uchtanes  161. 


Valentin  130;  144. 
Valentinianer  132;  148. 
Viktor  I.  80;  198. 
Vitalianus  115. 
Vitalis  65;  115. 


Wahan  173. 
Wrhtanes  Kherdol  204. 


Wurzel    d.    Glaubens    (echte)    117; 

119;  161;  163;  171;  173;  214. 
Wurzel  d.  Glaubens  (unechte)  22/24; 

122  f;  128;  156;  158;  160/7;  168;  169. 

Xystus  v.  Rom  115. 

Zacharias  (Kathol.)  81;  118. 
Zacharias  rhetor  80. 
Zeno  116. 


(Fortsetzung  von  der  zweiten  Umschlagseite.) 

USebiliS.  Das  Onomastikon  der  biblischen  Ortsnamen,  mit  der  lateinischen  Über- 
setzung des  Hieronymus.  Hrsg.  von  E.  Klostermann.  Mit  Einleitung,  dop- 
peltem   Register    und     einer    Karte    von     Palästina.     (15  %  Bogen.)      1904. 

[Eusebius  Bd.  III,  i]     M.  8  — 

-r-  Die  Theophanie.  Die  griechischen  Bruchstücke  und  Übersetzung  der  syri- 
schen Überlieferung.  Hrsg.  von  H.  Gressmann.  Mit  Einleitung  u.  vierf.  Reg. 
(15%  Bg.).    1904.  [Eusebius  Bd.  III,  2]     M.  9.50 

—  Gegen  Marcell.  Über  die  kirchliche  Theologie.  Die  Fragmente  Marcells.  Heraus- 
gegeben von  Erich  Klostermann.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register. 
(18  Bogen.)     IpOÖ.  [Eusebius  Bd.  IV]     M.  9 — 

—  Die  Chronik.  Aus  dem  Armenischen  übersetzt.  Herausgegeben  von 
Josef  Karst.     (231/2  Bogen).     1911.  [Eusebius  Bd.  V]     M.  15  — 

egemonillS.  Acta  Archelai.  Herausgegeben  von  Charles  Henry  Beeson.  Mit 
Einleitung  und  vierfachem  Register.  ( 1 1 7/8  Bogen).  190(3.  M.  G  — 

UCh  Henoch.  Herausgeg.  von  Joh.  Flemming  und  L.  Radermacher.  Mit  Ein- 
leitung und  vierfachem  Register.  (11 V4  Bogen).   1901.  *M.  5.50 

ippolyt.  Kommentar  zum  Buche  Daniel  und  die  Fragmente  des  Kommentars 
zum  Hohenliede.  Herausgeg.  v.  G.  N.  Bonwetsch.  —  Kleine  exegetische  und 
homiletische  Schriften.  Herausgegeben  von  H.  Achelis.  (2ö3/4  u.  20  Bogen). 
1897.  [Hippolytus  Bd.  I]    M.  18  — 

optisch  -gnOStische   Schriften.     Die    Pistis  Sophia.    Die  beiden  Bücher  des  Jeu. 

Unbekanntes   altgnostisches  Werk.     Herausgegeben  von   Carl  Schmidt.      Mir 

Einleitung  und  dreifachem  Register.     (27 72  Bogen).     1905. 

[Koptisch-gnostische    Schriften  Bd.  Ij     M.  13.50 
racula  Sibyllina.    Bearbeitet  von  Joh.  Geffcken.    Mit  Einleitung  und  doppeltem 

Register.    (I8V2  Bogen).     1902.  M.  9.50 

rigenes.  Schrift  vom  Martyrium  (exhortatio).  —  Die  acht  Bücher  gegen  Celsus.  — 
Die  Schrift  vom  Gebet  (de  oratione).  Herausueireben  von  P.  Koetschau. 
Mit   Einleitung   und   dreifachem -Register.      (29278    und    345/8   Bogen).      1899. 

[Origenes  Bd.  III]     M.  28  — 

-  Jereniialiomilien.    —    Klageliederkommentar.    —    Erklärung  der   Samuel-    und 
Königsbücher.      Hrsg.    v.    E.    Klostermann.     Mit   Einleitung   und  dreif.   1: 
(25V4  Bogen).    1901.  [Origenes  Bd.  IIP     M.  12.50 

-Der  Jolumneskommontar.  Herausgeg.  von  E.  PbeüSCHEN.  Mit  Einleitung 
u.  vierf.  Reg.  (4£Va  Bogen).     L9G3.  [Origenes  Bd.  IV]     M.  24 

-  De  principiia  (Flepl  ay/jov).  Herausgegeben  von  P.  KoBTsCHAU.  Mit  Ein- 
leitung und  dreifachem   Register.     (3o<  2    Bogen).     [Origenes  Bd.  VJ      M.  20  — 

lilostorgius  Kirchengeschichte.  Mit  dem  Leben  des  Lucian  von  AntiocMen 
und  den  Fragmenten  eines  arianischen  Historiographen.  Herausgegeben  von 
Joseph  Biosz.  Mit  Einleitung  u.  fünffachem  Register.  (.U^IV  13.  M.16  — 

leodorets  Kirchengeschichte.    Herausgeg.  von  Li'ox  Parmi  nwer,  (33%  Bo    . 
1911.  M.  17  — 

Gebunden  in  geschmackvolle  Balb franzbände  ji  M.  2.50  mehr. 
•Vorläufig  nur  in  Interimskartonage  /A\  50  Pf.;  Eusebius  in  1  2  in  1  Baud  gebunden. 
hi  Kürxi  erscheint: 
ie  Chronik    des  Hieronymus   bearbeitet    von   \l.   Hki.m  in   Rostock. 
[Eusebius  IM.  VII,  1] 

Im   Druck  befindet  sich  : 
ippolyt's  Plrilosophumena  bearbeitet  von  P.  Wiapunp,  (iöttingon. 

In   Vorbereitung 
piphanius  bearbeitet  von  K.  Hüll  in   Berlin. 

eiPziS-  3.  C.  lEjmridje'fcfc  ®ucf50anofung. 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 


ZUR  GESCHICHTE  DER 


ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 


ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVATER-COMMISSION 


DER  KG-L.  PREÜSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 


AUSGABE  DER  ALTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 


HERAUSGEGEBEN  VON 


ADOLF  HAEIACK  und  CAEX  SCHMIDT 


DRITTE  REIHE,  SECHSTER  BAND,  HEFT  3 


DER  GANZEN  REIHE  XXXVI,  3 


LEIPZIG 

J.  C.  HTNRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 

1913 


KRITISCHE  BEITRAGE 

ZU  DEN 

CONSTANTIN-SCHRIFfEN 

DES  EUSEBIUS 

EUSEBHTS  WERKE  BAND  I) 


VON 


IVAR  A.  HEIKEL 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 
IUI  1 


Texte  u.  Untersuchungen  etc.  Bd.  36  Heft  3  erscheint  spater. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs' sehen  Buchhandlung  in  Leipzig. 
DIE  GRIECHISCHEN 

CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

DER  ERSTEN  DREI  JAHRHUNDERTE 

Herausg.  von  der  Kirchenväter-Comraission  der  K.  Preuss.  Akademie  d.  Wissenschaften. 

Nicht  nur  die  Werke  der  Väter  im  kirchlichen  Sinne  des  Wortes, 
sondern  alle  in  griechischer  Sprache  geschriebenen  Urkunden  des  ältesten 
Christentums  {einschließlich  der  gnostischen,  der  zuverlässigen  Märtyrer  - 
acten  usw.)  sollen  in  kritischen,  nach  einem  einheitlichen  Plane  gearbeiteten 
Ausgaben  vorqelegtL  werden.  Wo  die  Originale  nicht  mehr  vorhanden  sind, 
treten  die  alten  Übersetzungen  ein.  Die  Ausgaben  erhalten  außer  einem 
vollständigen  Apparat  historisch  orientierende  Einleitung enund Register 
undsie  sollen  sowohl  in  philologischer  als  in  historisch-theologischer 
Hinsicht  den  Anforderungen  entsprechen,  die  heute  mit  Recht  an  solche  Ver- 
öffentlichungen gestellt  werden. 
Der  Umfang  dieser  monumentalen  Ausgabe  ist  auf  etwa  50  Bände  berechnet. 

.  Jährlich  noch  nicht  20  Mark  hat  die  Anschaffung  der  ganzen 
Reihe  bisher  durchschnittlich  beansprucht,  ein  Betrag,  der  gewiß  auch 
jeder  kleinen  Bibliothek  die  Subskription  möglich  macht,  um  sich  die 
so  wertvolle  Sammlung  vollständig  zu  sichern. 

Soeben  erschien: 

TheodoretS  Kirchengeschichte.  Herausgegeben  von  Leon  Parmentier. 
(33%  Bogen).     1911.  M.  17— ;  geb.  M.  19.50 

Früher  erschienen: 

AdamantiuS.  Der  Dialog  tcsqI  xrjg  elq  S-eöv  ÖQ&ijq  nlaievoq.  Herausg.  v. 
W.  H.  van  de  Sande  Bakhuyzen.  Mit  Einleitung  u.  dreifachem 
Register.     (195/s  Bogen).     1901.  M.  10  — 

Clemens  AlexandrinUS.  Protrepticus  und  Paedagogus.  Herausgegeben  von 
Otto  Stählin.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register  zu  den  Scholien. 
(27 1/4  Bogen).     1905.  [Clemens  Alexandrinus  Bd.  I]    M.  13.50 

—  Stromata  Buch  I — VI.  Herausgegeben  von  Otto  Stählin.  Mit  Ein- 
leitung.   (33%  Bogen).    1906.     [Clemens  Alexandrinus  Bd.  II]    M.  16.50 

—  Stromata  Buch  VII  und  VIII  —  Excerpta  ex  Theodoto  —  Eclogae 
Propheticae  —  Quis  dives  salvetur  —  Fragmente.  Herausgegeben 
von  Otto  Stählin.  Mit  Einleitung  und  drei  Handschriftenproben  in 
Lichtdruck.  (20  Vs  Bogen).  1909.  [Clemens  Alexandrinus  Bd. III]  M.  11  — 

Ein  vierter  (Schluss-)  Band  wird  Register,  Nachträge  und  Berichtigungen  enthalten. 

Die  Esra- Apokalypse  (IV.  Esra).  I.  Teil:  Die  Überlieferung.  Heraus- 
gegeben von  Bruno  Violet.     (317/8  Bogen).     1910.  M.  17.50 

Eusebius.  Über  Constantins  Leben.  —  C's  Rede  an  die  Heilige  Ver- 
sammlung. —  Tricennatsrede  an  Constantin.  Hrsg.  v.  J.  A.  Heikel. 
Mit  Einleitg.  u.  dreif.  Reg.  (29  Vs  Bogen).  1902,.  [Eusebius  Bd.  I]  M.  14.50 

—  Die  Kirchengeschichte  mit  der  lateinischen  Übersetzung  des  Rufinus. 
Herausgegeben  von  Ed.  Schwartz  und  Th.  Mommsen.  I.  Teil:  Die 
Bücher  I— V.  (31 78  Bogen).  1903.    [Eusebius  Werke  Bd.  II,  l]  M.  16  — 

II.  Teil.     Die  Bücher  VI— X.     Über  die  Märtyrer  in   Palästina. 

(33%  Bogen).  1908.  [Eusebius  Werke  Bd.  II,  2]  M.  17  — 
III.  Teil.  Einleitungen  (zum  griechischen  Text  von  Ed.  Schwartz, 

zu  Rufin  von  Th.  Mommsen f),  Übersichten  (Kaiserliste,  Bischofslisten, 

die    Oekonomie    der    Kirchen  geschiente)    und    fünffaches    Register. 

(30  V2  Bogen).     1909.  [Eusebius  Werke  Bd.  II,  3]  M.  12  — 

(Fortsetzung  dritte  ümschlagseite.) 


KRITISCHE  BEITRÄGE 


ZU  DEN 


CONSTANTIN- SCHRIFTEN 


DES  EUSEBIUS 

EUSEBIUS  WERKE  BAND  I) 


VON 


IV AR  A.   HEIKEL 


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LEIPZIG 

C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 
1911 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HARNACK  UND  CARL  SCHMIDT 

3.  REIHE  6.  BAND  HEFT  4 
36.  BAND  HEFT  4 


Druck  von   August  Pries  in   Leipzig. 


Inhalt. 

Seite 
I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung. 

Zur  Interpretation  und  Echtheitsfrage 2 

II.  Welchen    Wert    hat    die    Handschrift  N    (Marcianus  3-40)    in    der 
Vita  und  in  der  Oratio? 
Einige  Worte  über  MBA,  I,  V,  FHL 49 

III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio. 

Neue  Collationen  der  Handschrift  V  (Vaticanua  149) 58 

IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini.     Was  ergibt  sich  aus  der 
Theophanie  für  den  Text  der  Laus? Sl 

V.  Die  Capitelindices 98— l<>i> 


Die  Textverbesserungen  finden  sich  auf  den  Seiten  66—81  und  90 — 97 
zusammengestellt. 

Diejenigen  Leser,  welche  sich  weniger  für  einzelne  Lesarten,  als  für 
Fragen  allgemeinerer  Bedeutung  interessieren,  möchte  der  Verf.  aufmerksam 
machen  auf:  1)  den  im  Cap.  I  für  die  Unechtheit  der  Oratio  ad  sanetum 
coetum  geführten  Beweis,  2)  die  Darlegung  in  Cap.  IV  über  die  Kompo- 
sition der  Landes  Constantini,  und  3)  die  daselbst  sich  findenden  Beweis- 
für  die  textkritisch  wichtige  Tatsache,  daß  Fehler  aus  den  älteren  Werken 
des  Eusebius  in  die  jüngeren  übergegangen  sind,  daß  also  die  Texte  schon 
bei  seinen  Lebzeiten  Fehler  enthielten. 


In  seinem  dankenswerten  Aufsätze  Editionstechnik 
(Sonderabdruck  aus  dem  zwölften  Jahrg.  der  neuen  Jahrb.  für 
das  klass.  Altert.  Leipzig  1909)  spricht  Otto  Stählin  den  Wunsch 
aus,  daß  wenige  Jahre  nach  dem  Abschluß  einer  textkritischen 
Edition  der  Herausgeber  die  Berichtigungen,  Verbesserungsvor- 
schläge und  Nachträge,  die  sich  durch  die  Tätigkeit  der  Recen- 
senten  und  seine  eigene  Weiterarbeit  gesammelt  haben,  oder 
was  er  überhaupt  an  seiner  Ausgabe  zu  bessern  weiß,  zusammen- 
stelle und  leicht  zugänglich  mache. 

Ich  kann  nicht  mit  besseren  Worten  als  mit  diesen  angeben, 
wie  die  vorliegende  Schrift  zustande  gekommen  ist. 

Im  Anfang  des  Jahres  1902  ist  in  der  Sammlung  der  grie- 
chischen Kirchenväter  -  Ausgaben  der  Berliner  Akademie 
Eusebius  Band  I  von  mir  herausgegeben  worden.  Es  sind 
seitdem  Recensionen  der  Ausgabe  erschienen,  welche  Bei- 
träge zur  Textesrecension  oder  sonstige  Bemerkungen  ent- 
halten, die  entweder  evident  richtig  sind  oder  doch  verdienen 
geprüft  zu  werden.  Es  sind  auch  über  die  handschriftliche 
Überlieferung  des  Textes  Mitteilungen  gemacht  oder  Ansichten 
ausgesprochen  worden,  die  nicht  unbeachtet  bleiben  durften. 
Auch  besondere  Schriften  und  Artikel,  die  sich  mit  den  in  dem 
Bande  enthaltenen  Schriften  beschäftigen,  sind  seit  jener  Zeit 
publiciert  worden  und  nehmen  die  Aufmerksamkeit  des  Heraus- 
gebers in  Anspruch. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  daß  anter  solchen  Um- 
ständen die  folgende  Darstellung  in  vielen  Punkten  einen  po- 
lemischen Charakter  hat.  Indessen  habe  ich  mich  im  Inte: 
des  Lesers  bestrebt,  eine  direkte  Polemik  mit  Nennung  von 
Namen  soviel  als  möglich  zu  venmüden.  Ich  möchte  vor  allem 
etwas  Neues  und  Positives  vorführen. 

Folgende  Recensionen,  Arbeiten  und  Artikel  sind  hauptsäch- 
lich beachtet  worden: 

Texte  und  Untersuchungen  ete.  30.,  i.  1 


2  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

Paul  Wendland:  Berliner  Philol.  Wochenschrift  1902, 
Nr.  8.  Sp.  225  —  236. 

Jülicher:  Theologische  Literaturzeitung  1902,  Nr.  6.  Sp. 
167  —  170. 

Augusto  Mancini:  Rivista  di  Filologia  1905.  Aprile, 
p.  309  —  360. 

Giorgio  Pasquali:  Göttingische  gelehrte  Anzeigen  1909, 
Nr.  4.  S.  259  —  286. 

Hugo  Gressmann:  Studien  zu  Eusebs  Theophanie.  (Texte 
u.  Unters,  zur  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  Neue  Folge  VIII,  3) 
Leipzig  1903.  —  Derselbe:  Eusebius  Werke  Bd.  III,  2.  Hälfte. 
Leipzig  1904. 

Joannes  Maria  Pfättisch:  Die  Rede  Konstantins  des 
Großen  an  die  Versammlung  der  Heiligen  auf  ihre  Echtheit 
untersucht  (Strassburger  Theol.  Stud.  IX,  4).     Freiburg  1908. 

Eduard  Schwartz:  Artikel  Eusebius  in  Pauly-Wisso- 
was  Realencyclopädie  VI  Sp.  1428  —  1429. 

I  Die  Eede  an  die  heilige  Versammlung. 

Zur  Interpretation  und  Echtheitsfrage. 

In  der  Einleitung  zu  meiner  Ausgabe  (XC1  —  CII)  habe  ich 
in  Kürze  auseinandergesetzt,  warum  die  Rede  an  die  heilige 
Versammlung  nicht  von  Constantin  herrühren  oder  als  auf  seine 
Anregung  und  nach  seiner  Anleitung  entstanden  betrachtet 
werden  kann.  Da  diese  Darstellung  viele  Gelehrte  von  der  Un- 
echtheit  der  Rede  nicht  hat  überzeugen  können,  muß  ich  die 
Frage  einer  eingehenden  Prüfung  unterwerfen,  welche  auf  jeden 
Fall  den  Nutzen  bringen  wird,  daß  die  Komposition  der  Rede 
und  ihr  ganzer  Charakter  dadurch  in  helleres  Licht  treten  wird. 

Als  Leitsprüche  will  ich  der  Darstellung  zwei  Citate  vor- 
anstellen : 

Aleidamas  de  Sophistis  4  .  .  jtaQa&tfievov  za  ra>v 
Jigoysyovoxcov  öocpiörwv  ovyyQafifictTa,  üiollaxo&zv  elq  xavxbv 
sv&vfirjuaxa  övvaysiQcu,  xal  [iifirjöaö&ai  rag  xmv  sv  Isyo^epcov 
ejiiTvxiag  •  .  ,  xal  rolg  ajraiösvroig  gaöiov  jzstpvxsv. 

Quintilianus  de  inst.  orat.  X.  5.  5:  Neque  ego  para- 
phrasim  esse  interpretationem  tantum  volo,  sed  circa  eosdem  sen- 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  3 

BUS  certamen  atque  aemulationem  .  .  8  Sua  brevitati  gratia, 
sua  copiae. 

Die  Rede  ist  ein  durch  Paraphrasierung  einer  großen  Menge 
sowohl  griechischer  als  lateinischer  Quellen  (darunter  auch  Con- 
stantinischer  Urkunden)  von  einem  oberflächlichen,  gedanken- 
losen Skribenten  ausgearbeitetes  rhetorisches  Prunkstück. 

Daß  Constantins  Oratio  ad  sanctum  coetum  dem  Verfasser 
vorgelegen  hat,  ist  nicht  unwahrscheinlich;  aber  wenn  wir  be- 
denken, in  welcher  Weise  er  seine  Quellen  benutzt,  haben  wir 
keine  Gewähr,  irgendeinen  Gedanken  Constantins  in  echter  Form 
darin  wiederzufinden.  Nach  den  uns  aufbewahrten  Ansprachen 
Constantins  zu  urteilen,  betrug  die  von  Eusebius  der  Vita 
Constantini  angefügte  Rede  des  Kaisers  nur  einen  Bruchteil  der 
jetzt  nicht  als  Anhängsel  der  Vita,  sondern  als  ein  besonderes 
Buch  derselben  zu  uns  gekommenen  Rede. 

Um  sich  ein  sicheres  Urteil  in  der  Echtheitsfrage  bilden  zu 
können,  muß  man  die  Rede  genau  explicieren,  den  ganzen 
schriftstellerischen  Charakter  des  Verfassers  und  die  Art  seiner 
Quellenbenutzung  ins  Klare  bringen. 

Anfangs  wird  der  Leser  sich  vielleicht  gegen  die  über  den 
Verfasser  ausgesprochenen  Urteile  sträuben  und  wird  versuchen, 
die  Ungereimtheiten  seiner  Darstellung  doch  in  irgendeiner  Weise 
sich  zurechtzulegen,  aber  die  Beispiele  werden  sich  häufen  und 
der  Überzeugung  Bahn  machen,  daß  wir  in  der  Tat  mit  einem 
wertlosen  literarischen  Produkt  zu  schaffen  haben. 

Der  Gedankengang,  soweit  von  einem  solchen  die  Rede  sein 
kann,  ist  folgender: 

Ca}).  I.  Ein  herrlicher  Tag.  der  Leidenstag  ist  da.  Die  Natur 
hat  nichts  zustande  gebracht.  Sie  und  iJire  Ordnung  ist  ein  Werk 
Gottes.  Aber  die  Menschen  ehrten  Gott  nicht.  Sie  liebten  die  Wahr- 
heit nicht,  trotz  der  Muli  innig  der  Propheten,  Es  herrschte  darum 
Gewalt  und  Unglück  unter  de//  Menschen.  Aber  durch  das  Er- 
scheinen Christi  entstand  Gerechtigkeit  und  Ruhe.  Er  gründete  eine 
heilige  Kirche  auf  Erden,  aber  diese  wurde  verfolgt  Es  entstand 
große  Not     Aber   der   Götzendienst  sei  jetzt    \u   Boden  geschlagen. 

Das  erste  Capitel  handelt  nicht,  wie  behauptet  worden  ist. 
von  der  Ordnung  und  Unordnung  in  der  Welt,  sondern  xon  dem 
Gegensatze  des  Heidentums  und  Christentums. 

1* 


4  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

S.  154,  2  xb  xrjZavyeöxegov  (so  die  HSS  richtig)  rjfiegag 
xal  rjllov  g)syyog.  Es  ist  mit  Recht  bemerkt  worden,  daß  der 
Ausdruck  nach  den  Pindarischen  Wendungen  Pyth.  IV,  75  (135) 
aöxigog  ovgavtov  cpafil  xrjlavytöxtgov  xdvcp  (paog,  Nem.  111 
64  (113)  xr]Xavyhg  agags  (peyyog  gemodelt  ist.  Constantins  la- 
teinisch abgefaßte  oder  entworfene  Rede  hätte  also  mit  einer 
Reminiscenz  aus  Pindar  angefangen1! 

S.  154,  4  r\  xov  Jia&rj(iaxog  i/fiega  Jtageöxiv.  Man  sollte 
glauben,  dieser  im  Anfang  der  Rede  betonte  Umstand  und  die 
hier  hervorgehobene  Bedeutung  des  Leidenstages  Christi  würde 
auch  im  Fortgange  der  Rede  eine  große  Rolle  spielen,  aber 
der  Gedanke  wird  ganz  fallen  gelassen  (nur  184,  5  ff  finden  sich 
einige  darauf  bezügliche  Worte  bei  der  Erklärung  der  Ekloge 
Vergils).  Das  ist  ein  gutes  Beispiel  für  die  Zusammenhangs- 
losigkeit  der  Rede! 

S.  154,  9.  In  cb  jta^firjTstga  <pvötg  ist  das  Adjektiv  wieder  ein 
der  griechischen  Dichtersprache  (Hom.  Hymn.  30,  1)  angehörender 
xVusdruck!  Daß  der  Begriff  u.  a.  den  Stoikern  vertraut  war, 
ist  bekannt,  aber  hier  wird  der  Ausdruck  ironisch  gebraucht. 
Denn  nach  der  Darstellung  unseres  Verfassers  hat  die  Natur 
nichts  hervorgebracht,  sie  ist  selbst  etwas  Geschaffenes.  Ein 
Wiedergeben  stoischer  Lehren  ist  also  hier  nicht  zu  erwarten. 
In  der  Tat  hegt  nur  ein  leeres  Spiel  mit  Worten  vor,  wenn 
Z.  9  ff  gesagt  wird:  Was  hast  du  der  Welt  (xm  xoöfiq))  getan. 
Der  Urheber  von  Allem  ist  der  Urheber  von  deiner  Existenz. 
Denn  er  hat  dich  geordnet  (sxoöfirjoev),  Ordnung  der  Natur 
(xoöfiog  cpvöecog)  nämlich  ist  das  Leben  nach  der  Natur.  —  Daß 
diese  Worte  keinen  Sinn  haben,  ist  offenbar;  denn  „ein  naturge- 
mäßes Leben  ist  eine  Naturordnung"  ist  •==  „ein  Leben  nach 
der  Naturordnung  ist  eine  Naturordnung",  oder  =  „ein  natur- 
gemäßes Leben  ist  ein  naturgemäßes  Leben".  Die  Fortsetzung  — 
„das  naturwidrige  Leben  (ra  jiccga  <pvoiv)  hat  nämlich  eine 
nicht  geringe  Stärke  gewonnen,  so  daß  niemand  in  gehöriger 
Weise  den  Gott  des  Weltalls  verehrt,  sondern  meint,  daß  alles 


1)  Entlegener  ist  der  Ausdruck  Vita  Const.  S.  125,  29  —  30  XafxnQäq 
rifxegaq  xrjXavyeaisQav;  und  die  in  einem  bei  Athanasius  vorkommenden 
Constanstinsbriefe  (Apol.  c  Arianos,  Migne  25,  369  C)  befindliche  Wendung 
7iQÜyiJ.a  avxov  zov  cpojxöq  <bg  elnecv  eon  xt]?.avyior8Q0v  ist  wohl  nichts 
weiter  als  ipsa  luce  clarior. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  ,") 

durch  einen  Zufall  zustande  gekommen  ist"  —  hängt  mit  dem 
Vorausgehenden  nicht  zusammen.  Das  naturwidrige  Leben  be- 
steht nach  der  Darstellung  in  diesen  Zeilen  in  der  Leugnung 
eines  Schöpfers  und  einer  Vorsehung,  aber  nicht  (wie  Z.  12 
fordern  würde,  wenn  darin  der  Gehorsam  gegen  die  Weltgesetze 
geboten  wird)  in  einer  Auflehnung  gegen  die  Naturordnung. 

Auch  dies  zeigt,  daß  wir  oben  nur  mit  inhaltslosen  Phrasen 
zu  tun  haben,  mit  einem  gedankenlosen  Wortspiele,  das  übrigens 
(xoOfiog  a)  Welt,  b)  Ordnung,  exoüfirjaev)  ein  griechisches  Ori- 
ginal voraussetzt. 

S.  154,  15  ff.  Die  Gottlosigkeit  herrschte,  obgleich  die 
Propheten  überall  (xaS-9  txaöra,  oder  nach  der  Hs.  V  jzüq 
txaözcc  „bei  jeder  Gelegenheit")  predigten.  Es  geschahen  Ge- 
walttaten, denn  die  Fürsten  waren  die  Führer  der  rohen  und 
rasenden  Massen.  —  Es  ist  die  Rede  von  der  vorchristlichen 
Zeit  (vgl.  besonders  155,  3,  4  ff),  und  doch  werden  Verfolgungen 
durch  die  rohen  Volksmassen1  und  die  Fürsten  und  überhaupt 
Zustände  erwähnt,  die  nur  auf  die  Kaiserzeit  passen.  Wir  haben 
also  hier  vor  uns  ein  ganz  ungereimtes  Ausmalen  der  vorchrist- 
lichen Zeit  (a)  nach  den  Zügen  der  nachchristlichen  Zeit  (b): 
a)  Die  Propheten  predigten  den  wahren  Gott  überall,  aber  es 
entstanden  Verfolgungen  und  Gewalttaten,  bis  Christus  erschien. 
1))  Christi  Lehre  wurde  überall  gepredigt,  aber  seine  Kirche 
wurde  verfolgt  und  Unfriede  herrschte,  bis  Constantin  erschien 
(das  letzte  liegt  in  Z.  18  avrrj  fiev  xaliai  xeiöd-o}). 

Es  ist  nicht  undenkbar,  daß  jene  Angaben  von  den  Pro- 
pheten durch  Lact.  Div.  Inst.  I,  4  veranlaßt  worden  sind,  aber 
die  Darstellung    des  Lactanz    ist    verdreht    worden,    denn    diese 


1)  Die  Verbindung  (155,  1)  von  örjfioi  mit  yvSaToL  deutet  darauf,  daß 
Sfj/uoi  hier  Volksmassen  bedeutet,  man  also  darin  nicht  einen  Latinismus  zu 
sehen  braucht.  Im  späteren  Griechisch  findet  man  örjfioq  auch  von  Fischen 
und  Vögeln  verwendet,  und  Euseb.  Laus  Const.  steht  197,  10  (JZQaxoniScjv 
dtjfiot,  205,  7  xäg  xCw  ö/j/aov  ixßo/iaeu.  Es  könnte  freilich  ein  Latinismus 
•vorliegen.  In  der  Constantinsurkunde  Sermo  ad  sanetum  ooetum  ap. 
Gelas.  Cyz.  Migne 85)  wird  von  den  von  Jesus  Gespeisten  gesagt  L236BJ 
roaovzoLÖfjfioi  ouovq.  Und  in  derselben  Rede  (1236  G)  heißt  es  tv  Tiäot  i&v 
avoTftatv  ihjfuov  ti,v  av&äöeiav  ^öa^aat.  Wenn  wir  in  der  Rede  einigen 
Latinismen  begegnen  sollten,  muß  das  uns  nicht  stutzig  machen.  Der 
Verf.  hat  auch  lateinische  und  aus  dem  Lateinischen  übersetzte  Quellen 
(Gonstantinsurkundenl  benutzt. 


ß  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

enthält  nichts,  was  uns  zwingt,  an  etwas  anderes  als  die  Wirk- 
samkeit der  Propheten  in  Israel  zu  denken.  Von  seinen  eigenen 
Zeitgenossen  spricht  L.,  wenn  er  sagt:  „at  enira  veritatis  expertes 
non  putant  his  esse  credendum." 

Im  vierten  und  fünften  Jahrhundert  war  es  gewöhnlich, 
Dialoge  in  Platonischem  Stile,  mit  Platonischen  Ausdrücken  ge- 
schmückt, zu  schreiben.  Man  ließ  verschiedene  Personen  die 
Ansichten  der  Philosophen  und  die  des  Christentums  vortragen. 
Ich  erinnere  an  Nemesius  aus  Emesa,  Aeneas  aus  Gaza,  Zacha- 
rias  aus  Mitylene.  Es  liegt  also  nichts  Überraschendes  darin, 
daß  wir  in  der  vorliegenden  Rede  eine  reiche  Blumenlese  Pla- 
tonischer Ausdrücke  finden  *.,  Diese  beweisen  aber  nicht ,  daß 
der  Verf.  Plato  verstanden  hat,  oder  daß  er  Piatos  Auffassung 
wiedergeben  will.  Echt  Platonische  oder  sonst  irgendeinem 
philosophischen  System  gehörende  Gedanken  finden  wir  bei  ihm 
nicht.  In  Piatos  Tim  aus  findet  man  freilich  die  Ausdrücke  xara 
(pvötv  und  jtaga  <pv6iv,  aber  nicht  in  der  Weise,  daß  diese  Be- 
griffe irgendein  kosmologisches  oder  ethisches  Grundgesetz  ab- 
geben. Für  den  inhaltslosen  Satz  xoOfiog  cpvosmc  rj  xaxa  cpvötv 
^cotj  kann  man  bei  Plato  keine  Stütze  finden.  Piatos  Kosmo- 
gonie  steht  bekanntlich  in  naher  Verbindung  mit  seiner  Ideen- 
lehre. Die  Welt  ist,  nach  Timäus,  etwas  Entstandenes,  denn 
sie  ist  sinnlich  wahrnehmbar.  Sie  ist  von  dem  Schöpfer 
nach  dem  Vorbilde  des  Ewigen  und  Unsichtbaren  aus  Unordnung 
in  Ordnung  gebracht,  sie  ist  zu  einem  vernunftbegabten,  lebend- 
igen Wesen  von  der  größten  Schönheit  geworden.  Die  konfuse 
Darstellung  unseres  Verfassers  steht  in  keinem  inneren  oder 
näheren  Verhältnisse  zu  diesen  Gedanken. 

Daß  übrigens  die  Phrasen,  mit  denen  der  Verf.  der  Oratio 
operiert,  der  Popularphilosophie  geläufig  waren,  kann  man  aus 
Euseb.  Praep.  Ev.  VI,  6  ersehen,  wo  von  ra  Tcaza  (pvöiv  und 
ra  jiaga  <pvöiv,  von  der  eifiaQfievj],  xb  avre^ovötov,  diaxoGurjöiq, 
xb  twv  blmv  alnov,  jzgbvoia  viel  die  Rede  ist. 

Für  die  Art  des  Verfassers,  fremde  Wendungen  zu  benutzen, 
ist  bezeichnend,  daß  (nach  Pfättisch)  auch  solche  Ausdrücke  wie  S. 
155,  15  Ordosic,  Jiolefjoi,  (idxcci  aus  Plato  (Phaedo  66  C)  stammen. 


1)  Zu  den  früher  zusammengestellten  hat  Pfättisch  noch  viele  hinzu- 
gefügt.    Er  geht  m.  E.  oft  entschieden  zu  weit. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  7 

Bei  Plato  wird  aber  gesagt,  daß  der  Körper  und  die  körper- 
lichen Begierden  dies  Unheil  hervorrufen,  bei  unserem  Verf.  ist  es 
durch  die  Christenverfolgungen  hervorgerufen  worden. 

Gap.  IL  Höre,  Versammlung,  höret,  Ihr  Frommen,  gebet  aclä 
auf  den  Gedanken,  nicht  auf  den  Ausdruck.  Ich  wage  etwas  Großes, 
aber  die  Liebe  zu  Gott  zwingt  mich.  Wenn  ich  irre,  belehret  mich. 
Der  Vater  und  der  Sohn  mögen  mir  beistehen. 

Für  die  Ausschmückung  dieser  ganz  rhetorischen,  die  Captatio 
benevolentiae  bezweckenden  Partie  der  Rede  hat  der  Verf.  paar 
Ausdrücke  aus  Piatos  Phaidros  verwendet.  Wenn  er  155,  29  ff 
sagt,  daß  die  Liebe  zu  Gott  sogar  sein  Schamgefühl  bewältigt 
(xal  %7]v  aidco  ßid^erat),  so  ist  dieser  Ausdruck  gewählt  im  Gegen- 
sat z  e  zu  der  Äußerung  bei  Plato  (254  A),  daß  der  edle  Teil  der  Seele, 
von  seinem  Schamgefühl  bewältigt  (aldol  ßiaCofievoo),  der  Liebe 
sich  nicht  überläßt.  —  156,  4  ff.  Wenn  jemand  ohne  Gottes 
Hilfe  die  rhetorische  oder  eine  andere  Kunst  üben  will,  wird  er 
selbst  und  sein  Bestreben  unvollkommen  befunden  (areXrjc  avzog 
TS  xal  xb  öJiovöat^Ofievov  etycoQa&n).  Das  Gegenstück  dazu 
(Wendland)  Phaidros  245  A:  „wer  ohne  den  von  den  Musen  ver- 
liehenen Wahnsinn  Poesie  üben  will,  wird  selbst  unvollkommen 
werden  und  seine  Poesie  wird-  .  .  verdunkelt  (drelrjQ  avvog 
re  xal  7}  jtoirjöig  .  .  i](pavl6&rj)u '. 

Also  setzt  auch  dies  Kapitel  ein  griechisches  Original  oder 
wenigstens  eine  starke  Überarbeitung  einer  lateinischen  Vor- 
lage voraus. 

Gap.  III.   Gott,  selbst  ohne  Anfang,  ist  der  Anfang  von  allein. 
Ihr   von   ihm  Ausgegangene  ist  zum   Vorsteher  der  sichtbaren    Welt 
eingesetzt   ivordcn.      Von   ihm    stammt  Alles  in  der  Welt.     Ihm  ist 
Alles  unterworfen.     Wenn  die  Gewalt  nicht  einem,  sondern   mehr 
gehörte,  würde  eine  allgemeine   Verwirrung  entstehen. 

Wer  kann  den  Schöpfer  kennen?  An  wen  sollte  man  sich  in 
seinen  Gebeten  wenden?  Fs  würde  ein  Streit  unter  den  Göttern 
entstehen.  Und  die  Zwietracht  unter  den  Göltern  würde  Alles  in 
der  Welt  in   Unordnung  bringen. 

Mit  diesem  Capitel  beginnt  die  eigentliche  Behandlung  des 
Themas.  Daß  dies  sich  nicht  auf  etwas  so  Abstraktes  und  All- 
gemeines bezieht,  wie  „Ordnung"  und  „Unordnung"  in  der  Welt, 
wird    schon   durch  die  Angabe  des  Eusebius  Vita  C.  IV,  29    S, 


8  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

128 ,  28  ff)  über  den  Inhalt  der  religiösen  Reden  Constantins 
bewiesen.  Eusebius  sagt  nämlich,  daß  Constantin  bald  den  Irr- 
tum der  Vielgötterei  erwies  und  die  heidnische  Deisidämonie 
als  Trug  und  Gottlosigkeit  charakterisierte,  bald  die  Zuhörer 
über  den  allein  waltenden  Gott  belehrte,  sodann  über  die  Vor- 
sehung, weiter  über  das  Erlösungswerk  und  dessen  Notwendig- 
keit und  schließlich  über  die  göttlichen  Strafen  sprach. 

Sei  es,  daß  die  Rede  von  Constantin  herrührt  oder  sich  als 
von  ihm  herrührend  ausgiebt,  wir  müssen  in  ihr  diesen  Inhalt 
finden,  und  wir  finden  ihn  auch  tatsächlich. 

Zu  der  Darstellung  dieses  Capitels  hat  der  Verfasser  einen 
Anstoss  erhalten  durch  die  bei  Gelasius  Cyzicenus  aufbewahrten 
Aktenstücke  1.  Zu  der  Äußerung  S.  156,  9  ff  über  die  Anfangs- 
losigkeit  Gottes  vgl.  Constantinus  Ario  et  Arianis  (ap.  Gelas.  Migne 
85,1347  C)  rfjq  ovölaq  avrov  avctQXOv  xcu  dreXsvTrjTOV  Xoyov 
elvai.  —  Zu  156,  11  ff  von  dem  Verhältnisse  des  Sohnes  zum 
Vater  vergleiche  man  folgende  Stellen  in  den  Constantinsur- 
kunden:  c.  Euseb.  Migne  1356  B:  jtdvrore  ev  Jtazol  wv  .  . 
eysvvrj&rj  afiegioTw  jzqosXsvösl-  1357  C  xrjq  rov  %wql6[iov  öia- 
özdöewg  £6t8Q?]tcu.  1356B  xi  ^sxa^v  tov  d  £ov  rov  jratQoq  xal  tov 
vlov:  ovöev  ör\Xaör\.  Ario  et  Arianis  Migne  1347  C  ei'  ti  jzgbq 
aösßrj  %a>Qi6{i6v  öv/xaraTarveig,  xovxo  ovts  ogav  ovts  voslv 
oLuo?.oya>.  1348 D  xo  jzXr}Qco[ia  jzazQoq  xal  vlov  ovölav  n'iav 
eivac  yivcoöxm.  Diese  Darstellung  hat  unserem  Verfasser  wahr- 
scheinlich vorgeschwebt,  aber  wie  gewöhnlich  kommt  es 
ihm  auf  eine  genaue  Wiedergabe  gar  nicht  an,  und  so  spricht 
er  vermittels  seiner  Platonischen  Phrasen  von  einer  zeitweisen 
Absonderung  des  Sohnes  vom  Vater. 

156,  9.  Die  Anfangsworte  des  Capitels  aya&bv  ov  jidvxa 
scplsrai  sind  aus  Aristoteles  Nik.  Eth.  I,  1  wörtlich  herüberge- 
nommen und  sind  nur  eine  philosophische  Floskel  ohne  Zusammen- 


1)  Ihre  Echtheit  ist  von  Gerhard  Loeschcke:  Das  Syntagma  des 
Gelasius  Cyziqenus,  Bonn  1906,  bewiesen  worden.  Meine  Auffassung  be- 
treffs des  theologischen  Standpunktes  Constantins  ist  insofern  modifiziert 
worden,  als  ich  aus  diesen  Urkunden  ersehe,  daß  Constantin,  durch  die 
Verhältnisse  dazu  gezwungen,  sich  in  der  Tat  über  das  Verhältnis  von 
Vater  und  Sohn  geäußert  hat  und  von  dem  Logos  gesprochen.  (Aber 
Vita  C.  II,  58,  S.  64,  26  ist  r<o  oip  Xöyqj  nur  =  durch  dein  Wort,  nicht 
=  durch  den  »Logos«). 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  9 

hang  mit  dem  Inhalt  des  Folgenden.  Nach  Plato  (Timäus)  ist 
freilich  das  höchste  Gute  oder  die  Idee  des  Guten  identisch  mit 
dem  Schöpfer,  aber  dies  hat  der  Verfasser  nicht  verstanden, 
sondern  sich  einer  Phrase  aus  Aristoteles  bedient,  die  hier  gar 
nicht  passt l. 

156,  11.  Das  Bild  des  Sohnes  ist  widerspruchsvoll,  denn 
der  Verf.  hat  verständnislos  aus  Plato  Wörter,  die  sich  auf  die 
sinnlichen  Dinge  beziehen,  mit  solchen  zusammengestellt,  die  von 
der  intelligiblen  Welt  gebraucht  werden,  und  damit  Piatos  halb- 
mythologische Beschreibungen  verbunden.  Der  Sohn  Gottes  ist 
auf  einmal  ein  Ding,  eine  Idee,  eine  Persönlichkeit. 

1 56,  IG  ff  jtaöiv,  oöa  jüSQitlXrjJtzac  vjto  rov  x6ötuov  scheint 
sein  •  Gegenbild  Plat.  Tim.  30  C  zu  haben:  ra  yag  ö?]  vor\xa 
C,cöa  Jtavra  txeixo  tv  tavxq)  jzeQiXaßbv  £#£*,  xa&ajzso  oöe  o 
xoo/ioq  r/fiäq  oöa  re  aXXa  ^Qtfifiara  ^vvtoxrjxav  ogard,  aber 
bei  Plato  kommt  der  Ausdruck  in  der  speciellen  Bedeutung  vor. 
dali  die  Welt  als  ein  lebendiges  Wesen  alle  einzelnen  lebendigen 
Wesen  umfaßt,  wie  die  Idee  des  Lebens  (des  Guten)  die  Ideen 
aller  lebendigen  Wesen  umschließt.  —  Was  von  der  Seele,  der 
Wahrnehmung,  den  Körperteilen  in  Timäus  41  C  ff  gelehrt  wird, 
ist  ein  Glied  in  dem  mythisch  spekulativen  Systeme  Piatos;  hier 
haben  wir  nur  eine  Aufzählung  in  populärem  Sinne. 

156,  27    verwendet    der  Verf.  in  ganz  widersinniger  Weis* 
von    der  Harmonie    der    ganzen  Welt    die  Ausdrücke    xarc.    rct 
avrct  ra  xdi  coöavxcog  e%eiv  (im  Gegensatze  zur  Unordnung  und 
Disharmonie    in    der    Welt),    während   Plato    diese  Wendungen 
bekanntlich  von  dem  unveränderlichen  Sein  der  Ideen  gebraucht. 

156,  28.  Als  der  Verf.  Plato  Tim.  28  A  las.  fand  er.  daß 
Plato  etwas  weiter  unten  (2S  C)  sagt,  daß  es  schwer  ist.  den 
Schöpfer  und  Vater  des  Alls  zu  linden.  Diesen  Satz  mußte 
unser  Verf.  aufnehmen .  aber  er  gab  (um  die  Gedankenfolge 
seiner  Darstellung  unbekümmert)  ihm  den  Inhalt,  daß  es  schwer 
wäre  zu  wissen,  an  welchen  Gott  man  seine  Gebete  zu  richten 
hätte,  wenn  es  deren  mehrere  gäbe. 


I1  Für  156,  9   kann   man    schwerlich    Pseud,    Plat.   Hipparch  229 E 
citieren,    denn    daselbst  ist  von  äußeren  Gütern  die  Rede,    noch  wei 
Resp.  508Eff,  wo    von    dem  Verhältnisse  des  Wissens   und  der  "Wahrheit 
EU  der  Idee  des   (inten  gesprochen  wird. 


1(J  J.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

Wie  man  sieht,  überall  losgerissene  Phrasen  ohne  Verständ- 
nis der  Gedanken  verwendet! 

Gap.  IV.  d)  Alles  was  entsteht,  muß  auch  vergehen,  b)  Wenn 
die  Götter  geboren  werden  und  zugleich  unsterblich  sind,  wird  alles 
von  ihnen  überfüllt  iverden.  c)  Man  erzählt  von  Schändlichkeiten 
unter  den  Göttern.  Sie  werden  in  abscheulicher  Weise  verehrt, 
d)  Der  Künstler  betet  ein  von  ihm  verfertigtes  Bild  an.  e)  Man 
zeigt  die  Gräber  jener  unsterblichen  Götter  und  verehrt  sie.  Aber 
das  wirklich   Göttliche  hat  keine  Gestalt. 

Dies  Capitel  ist  ein  Cento  von  lose  oder  gar  nicht  verbundenen 
Aussagen,  deren  Quellen  oder  Gegenstücke  man  bei  Lactanz  (Div. 
Inst.  II  8,  41;  I  16,  4  u.  II  1,  19;  2,  lff)  und  (nach  Pfättisch)  bei 
Theophil,  ad  Autolyc,  II,  2  —  3  (Migne  6,  1048  B  ff)  findet. 
Übrigens   ist    das  Capitel    mit  Platonischen  Ausdrücken  geziert. 

157,  29  vfivovg  sfifitTQOvg  xal  avsv  fitrgov  (wie  Z.  31  Jiaidtav) 
nach  Phaedr.  277  E  hier  ganz  unpassend  verwendet.  158,  1 
der  Zusatz  ouoAoycov  lavxbv  utax^qa  xal  drjficovQyov 
rov  ayalfiaroz  &vnzbv  slvai,  mit  den  gesperrten  Worten  aus 
Plato  (Tim.  41  A),  scheint  stilistisch  (ironisch)  gut  angebracht  zu 
sein,  aber  logisch  passen  sie  nicht  (Vgl.  dagegen  Lact.  II,  2,  12). 

158,  6  kommt  der  Platonische  Ausdruck  ro  vq>  frearbv  xal  öiavoia 
jieQLXnjitbv  ganz  unvermittelt;  es  war  ja  eben  dies  ein  Demon- 
strandum. 

157,  20  —  25.  Die  Beweisführung  unseres  Verfassers  gibt 
kein  eigentliches  Resultat:  wenn  unter  den  Göttern  Ehen  vor- 
kommen und  die  Götter  unsterblich  sind,  würde  alles  von  Göttern 
erfüllt  werden.  Aber  bei  Lactanz  (I  16,  4  ff)  haben  wir  in 
stringenter  Form  den  Beweis,  daß,  wenn  es  zwei  Geschlechter 
unter  den  Göttern  gibt,  können  sie  nicht  Götter  sein.  Er  sagt 
auch  im  Vorbeigehen,  daß  eine  unendliche  Zahl  von  Göttern 
entstehen  müßte  und  es  sonderbar  wäre,  daß  doch  so  wenige 
verehrt  werden.  An  diese  Einzelheit  hat  der  Verf.  der  Oratio 
angeknüpft,  aber  er  versteht  es  nicht,  den  Schluß  zu  ziehen.  — 
Oder  wenn  das  nächste  Vorbild  des  Verfassers  an  dieser  Stelle 
nicht  Lactanz,  sondern  Theophilus  ist,  hat  er  auch  dessen  Ge- 
danken nicht  richtig  gefaßt,  denn  Theophilus  sagt,  der  Umstand, 
daß  keine  Götter  mehr  geboren  werden,  beweise,  daß  sie  nicht 
Götter  waren,  ja  überhaupt  nicht  existierten. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  11 

157,  30.  Den  Gedanken,  daß  die  Menschen  die  von  ihnen 
selbst  verfertigten  Bilder  anbeten,  findet  man  auch  bei  Constantin 
ad  sanct.  synodum  (Migne,  85,  1240  A),  ohne  daß  doch  eine 
Ähnlichkeit  der  Form  vorläge. 

Cap.  V.  Aber  ich  soll  ja  den  wahren  Gott  und  Christus  preisen. 
Er  hat  die  Grundfeste  der  Welt  gelegt  und  die  Menschen  durch  seinen 
Befehl  geschaffen  und  sie  an  einen  herrlichen  Platz  verlegt  und  zu- 
letzt ihnen  Kenntnis  von  Gutem  und  Bösem  offenbart  (!).  Die  Men- 
schen vermehrten  sich,  ebenso  die  zahmen  und  wilden  Tiere.  Dann 
[nach  dem  Menschen  !|  schuf  er  die  Vögel.  Allen  gab  er  ein  bestimmtes 
Lebensgesetz.     Alles  ivurde  auf  das  vollkommenste  geordnet. 

Auch  in  diesem  Capitel  kommen  mehrere  Anklänge  an  Plato 
vor,  aber  die  Genesis  hat  doch  mehr  als  Plato  den  Verf.  influiert. 
Seine  Bekanntschaft  mit  Genesis  ist  doch  ebenso  flüchtig,  wie 
die  mit  seinen  übrigen  Quellen.  —  Daß  Constantin  sich  eine 
derartige  Benutzung  der  heiligen  Schrift  hätte  zu  Schulden 
kommen  lassen,  oder  daß  er  eine  solche  Darstellung  unter  seinem 
Namen  hätte  ausgehen  lassen,  geschweige  denn  einer  christlichen 
Versammlung  vorgetragen  hätte,  dürfte  nicht  wahrscheinlich 
sein.  Später  (zu  Cap.  XV)  werde  ich  dieser  Frage  noch 
näher  treten. 

In  Cap.  III  scheint  Gott  (der  Vater)  als  der  Demiurg  be- 
zeichnet zu  werden,  hier  wieder  Christus.  So  ist  in  den  Capitel- 
indices  deutlich  angegeben. 

Cap.  VI.  Aber  die  meisten  Morschen  betrachte)}  als  Ursache  der 
Weltordnung  die  Xatur  oder  das  ScJiicksal  oder  den  Zufall  Aber 
<lns  Schicksal  ist  nur  ein  leerer  Name.  Was  ist  ScJiicksal,  wenn  dir 
Natur  alles  hervorgebracht  hat,  oder  was  ist  Natur,  wenn  es  ein  0 
des  ScJiicksals  gibt!  Aber  ein  Gesetz  setzt  einen  Gesetzgeber  voraus, 
und  dieser  ist  Gott.  Das  Schicksal  ist  also  identisch  mit  dem  Witten 
<i<>Ues. 

Die  Tugenden  und  Laster  lassen  sich  nicht  aus  dem  Schicksal 
erklären.  (159,  21)  Das  Hose  kommt  von  der  Natur,  aber  nicht  von 
'lein  Schicksal,  und  i/ir  Tugend  ist  richtiges  Handeln  des  Charakters 
und  der  Sitten.  Aber  Fehltritte  oder  gute  Handlungen  des  guten  und 
richtigen  Willens,  die  bald  so,  bald  so  aus  fallen,  entweder  nach  dem 
Zufall  oder  nach  den/  Schicksal,  und  Jede  gerechte  und  vergeltende 
Handlung,  wi<   sind  sie  nach  dem  Schicksal?   (159,  26)  Mahnun 


12 


I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


und  Warnungen,  Lob  und  Strafe  kommen  von  Gott.  Er  findet  Ge- 
fallen an  gerechten  Handlungen.  Dies  kann  man  finden,  wenn  man 
es  überlegt.  Darum  muß  man  ohne,  Uberhebung  leben,  denn  Gott 
sieht  alles. 

(160,  12)  Weiter  kann  man  in  dieser  Weise  untersuchen ,  ob 
alle  Ordnung  auf  Zufall  beruht.  Sind  die  Erscheinungen  am  Himmel, 
Sterne,  Erde,  Meer,  Feuer,  Winde,  Wasser,  Luft,  die  Jahreszeiten 
zufälliger  Art,  oder  rühren  sie  von  der  Schöpfung  her1?  (160,  18) 
Einige  meinen,  daß  die  Natur  alles  reichlich  gibt.  Von  dem  Ir- 
dischen und  Vergänglichen  mag  dies  gelten.  Aber  ist  das  Unsterb- 
liche und  Unvergängliche  eine  menschliche  Erfindung  ?  Das  nur  geistig 
Faßbare  rührt  von  Gott  her.  Aber  auch  die  Ordnung  der  Himmels- 
körper ist  ein  Werk  der  Vorsehung.  Ebenso  die  meteorologischen  Er- 
scheinungen und  die  Gestaltungen  der  Oberfläche  der  Erde.  Der 
Zufall  ist  ein  leerer  Wortschall. 

Über  die  Gesetzmäßigkeit  der  Naturerscheinungen  spricht 
Constantin  in  der  Urkunde  bei  Euseb.  Vita  C.  II  58  (S.  64,  22  ff) 
kurz  und  klar.  Hier  kann  der  Verf.  der  Rede  die  Idee  be- 
kommen haben,  von  diesem  Gegenstande  zu  sprechen;  er  ist 
aber  seinem  Vorbilde  sehr  unterlegen2.  Die  Darstellung  ist 
stellenweise  ganz  sinnlos,  wie  159,  21  ff.  Es  sind  philosophische 
Floskeln,  womit  der  Verfasser  wieder  seine  Rede  schmückt 
(Pfättisch  vergleicht  Plat.  Leg.  904  C  ff),  —  160,  18  ff  ist  allei 
Logik  bar:  die  Menschen  habeü  das  meiste  von  den  Natur- 
erscheinungen (!)  ersonnen,  indem  die  Natur  alle  Dinge  reichlicl 
verleiht ! 

Es  ist  richtig,  daß  was  hier  vorgetragen  wird  an  den  Stoi- 
cisnius  erinnert,  die  meisten  Ausdrücke  aber,  die  als  stoiscl 
bezeichnet  werden  können,  sind  doch  Gemeingut  der  Zeit  ge- 
worden (Philo  de  vita  Moysis  127,  Mangey  II  154,  spricht  von 
dem  koyog  Ivöiafreroq^  den  wir  S.  160,  32  haben).  Wenn  der 
Verf.  eine  auf  stoischer  Grundlage  ruhende  Schrift  gelesen  hat,  hat 
er  nicht  vermocht  die    stoischen  Gedanken   innerlich    zu    verar- 


1)  Lact.  Div.  inst.  VII,  3,  25. 

2)  Übrigens  mußte  von  dieser  Materie  die  Rede  sein,  wenn,  wie  nach 
Euseba  Angabe  Vita  C.  IV  29  geschehen  sollte,  Constantin  sich  über  die 
Vielgötterei  aussprach. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  J  ;j 

beiten,    sondern    er    hat   sich  mit  halbverstandenen  Phrasen   be- 
gnügt *.     Von  Plato  sind  verschiedene  Wendungen  geborgt. 

Cap.  VII.  Es  gibt  Menschen,  die  glauben,  daß  solches  ohne 
vernünftigen  Grund  ist,  dessen  Grund  sie  nicht  fassen.  Es  gibt 
freilich  schwer  faßbare  Dinge,  wie  die  heißen  Wasser.  Diese  sind 
selten,  damit  die  Macht  der  Vorseliung  betreffs  dieser  leicht  zu  erkennen 
sei  [wo  ist  die  Logik?].  Unendlich  viel  ist  von  Gott  den  Menschen 
zur  Freude  und  zum  Genuss  gegeben,  wie  die  Frucht  des  Ölbaumes 
und  der  Rebe.  Wunderbar  ist  der  ununterbrochene  Lauf  der  Flüsse, 
ein  Sinnbild  des  stets  fließenden  Lebens.  Dieselbe  Bedeutung  hat  der 
Wechsel  von  Tag  und  Nacht. 

Wie  man  sieht,  ist  dies  Capitel  ganz  zusammenhangslos. 
Ob  die  Erwähnung  der  warmen  Quellen  auf  Plat.  Critias  113  E, 
117  A  beruht,  scheint  mir  unsicher.  Aber  als  Vorbild  für  die 
Äußerung  über  den  Ölbaum  und  den  Weinstock  hat  Pfättisch 
mit  Recht  auf  Plat.  Tim.  60  A  hingewiesen.  —  Für  das  am 
Anfange  des  folgenden  Capitels  über  die  Metalle  Gesagte  kann 
ich  keine  Parallele  in  Plat.  Tim.  59  B,  Politic.  303  D  ff  sehen. 

Cap.  VIII.  Ein  Beweis  der  Existenz  einer  Vorsehung  ist  auch 
der  Umstand,  daß  die  nützlichsten  Metalle  in  großer  Menge  vorkommen, 
die  zum  Schmuck  dienenden  nur  mit  Mühe  zu  erwerben  sind.  Aber 
alles  kann  der  menschliche    Verstand  nicht  erforschen. 

Cap.  IX.  Ein  zu  großes  Vertrauen  zu  der  Zuverlässigkeit 
philo sophisclier  Untersuchungen  führt  von  der  Wahrheit  ab.  Die 
Philosophen  geraten  in  Streit  mit  einander.  Die  Machthabenden  fürch- 
teten den  Untergang  der  väterlichen  Sitten  durch  dir  Philosophen 
und  töten  sie  oft.  So  erging  es  Sokrates.  Pyihagoras  wurde  als  Lügner 
ertappt,  indem  er  die  heitren  drr  Propheten  für  die  seinigen  ausgab. 
Plato  hat  richtige  Lehren  über  Gott  und  über  den  Logos,  seinen  Solin, 
vorgetragen]  alter  er  führte  doch  mehrere  Götter  ein  und  reranlaßte 
die  Anbetung  von  Götzenbildern.  Er  seheint  doch  seinen  Feh/er  x/U 
verbessern^  wenn  er  sagt,  daß  Gott  in  ans  seinen  Logos  eingehaucht  hat 
| !  |,  und  indem  er  alles  in  zwei  Formen  {elörj)  teilt,  das  Vernünftige 
und  das  mit  Sinnen  Faßbare.  Das  erstere  ist  des  heiligen  Geistes  \\\ 
teilhaft  und  ewig,  das  letztere  nicht,    Er  lehrte  auch,  daß  die  Seelen 

1)  Athanasius  De  incarn.  verbi  (Migne  25)  behandelt  Cap.  "2  ff  beilweise 
dieselben  Fragen  wie  die  hier  Cap.  VI  u.  Xlll  berührten.  Sie  gehörten 
zu  den  philosophischen  Gemeinplätzen, 


14  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin- Schriften  etc. 

der    Frommen   und   Outen   an    die   schönsten   Plätze   des   Himmels 
kommen,  die  Seelen  der  Bösen  aber  zum  Acheron. 

Wenn  man  den  Anfang  des  Capitels  IX  liest,  glaubt  man,  daß 
von  der  Falschheit  der  Lehren  der  Philosophen  und  von  ihrem 
Streit  unter  einander  die  Rede  sein  wird.  Aber  hiervon  wird 
nicht  gesprochen,  sondern  zunächst  von  der  Gefahr,  die  die 
Philosophen  sich  unter  ihren  Völkern  zuziehen.  Aber  dieser 
Gedanke  wird  nur  betreffs  Sokrates  festgehalten.  Zusammen- 
hangslos wird  dann  gesagt,  daß  Pythagoras  die  Lehren  der  Pro- 
pheten für  seine  eigenen  ausgab.  Und  sodann  folgt  eine  —  nur 
von  einer  kleinen  Reservation  unterbrochene  —  Lobpreisung 
Piatos,  was  zu  dem  am  Anfange  Gesagten  schlecht  passt. 

Das  Referat  der  Lehre  Piatos  ist  sehr  subjectiv.  Der  Verf. 
findet  u.  a.  bei  Plato  die  Lehre  von  der  Dreieinigkeit.  Freilich 
nicht  in  katholischem  Sinne,  denn  bei  unserem  Verfasser  findet 
man  keine  genaue  Abgrenzung  der  Personen  voneinander.  Der 
Sohn  fällt  mitunter  mit  dem  Gott  (dem  Vater)  schlechthin  und 
dem  heiligen  Geiste  zusammen.  Vgl.  182,  7  u.  9;  187,  10  — 13. 
Die  Hauptsache  aber  ist,  daß  nach  der  Darstellung  unseres  Ver- 
fassers bei  Plato  vom  Vater,  von  seinem  Sohne,  dem  Logos  (163, 
25),  und  von  dem  Geist  Gottes  (164,  8)  oder  dem  heiligen  Geiste 
(164,  12)  gesprochen  wird. 

Die  163,  18  ff  als  Platonische  vorgetragene  und  vom  Verf. 
gebilligte  Darstellung  vom  Verhältnis  des  Vaters  und  des  Sohnes 
stimmt,  streng  genommen,  weder  mit  den  von  Constantin  in 
dem  Schreiben  c.  Euseb.  et  Theog.  (ap.  Gelas.  Migne  1356  B) 
vorgetragenen  Ansichten  (o  tov  &eov  vloq  Xqiötoc,  6  tojp  ajtav- 
xcov  dnuiovQyog),  noch  mit  der  sonst  in  der  Rede  hervortretenden 
Anschauung.  Denn  168,  21  wird  der  Sohn  als  o  örjfitovQyoQ 
bezeichnet  und  169,  19  wird  das  Schöpfungswerk  ihm  ausdrück- 
lich beigelegt,  aber  hier  (163,  22)  wird  der  Vater  6  önfiiovgyog 
xal  dtOLxrjT^q  genannt.  Aber  strenge  Logik  und  Konsequenz 
darf  man  eben  nicht  bei  unserem  Verf.  suchen. 

Gap.  X.  Aber  einige,  wenn  sie  dies  {Piatos  Lehre)  hören,  ver- 
achten es  als  Fabeln  und  (ganz  unlogisch!)  schenken  den  Fabeln  der 
Dichter  Glauben.  Denn  die  Dichter  sagen,  daß  Göttersöhne,  Menschen, 
die  Seelen  richten  [dies  sagt  ja  Plato  auch!],  aber  dieselben  Dichter 
sprechen  von  Streitigkeiten  unter  den  Göttern  und  von  ihrer  Härte  gegen 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  J  0 

die  31en.se/ten.  Sie  können  nicht  einmal  ihren  eigenen  Söhnen  lißlfen. 
sie  haben  menschliche  Leidenset haften.  Und  die  Dichter  verdienen 
hierin  Glauben,  denn  sie  sind  gottinspiriert  [vgl.  Plato  Leges  682  A  |. 
Aber  man  sagt:  den  Dichtern  ist  es  erlaubt  zu  lügen.  Es  mag  so 
sein.  Aber  sie  lügen  entweder  wegen  ihres  Vorteils  oder,  einer  schlechten 
Handlung  bewußt,  aus  Furcht  vor  Strafe.  Denn  [!]  es  wäre  mög- 
lich zu  lügen,   ohne  von  Gott  etwas  gegen  die   Wahrheit  zu  sagen1. 

Was  der  Verf.  von  den  Dichtern  sagt,  ist  sehr  sonderbar. 
Sie  erzählen  von  den  Göttern  unwürdige  Dinge,  sagt  er,  und 
darin  verdienen  sie  Glauben,  denn  sie  sind  inspiriert.  Aber  der 
Verf.  gibt  zu,  daß  es  ihnen  erlaubt  ist  zu  lügen,  und  damit 
hebt  er  die  Behauptung  von  ihrer  Glaubwürdigkeit  auf.  Das 
kümmert  ihn  aber  nicht.  Er  will  nur  darauf  aufmerksam  machen, 
daß  die  Ursache  ihres  Lügens  einen  schlechten  Grund  hat.  Aber  er 
scheint  ihnen  das  Lügen  gestatten  zu  wollen.  Nur  müßten  sie 
vor  dem  höchsten  Wesen  halt  machen. 

Wie  ganz  anders  ist  dieser  Gegenstand  bei  Lactanz  Div. 
Inst.  I,  11,  24  ff,  wo  die  Quelle  wahrscheinlich  zu  suchen  ist, 
behandelt  worden.  Der  Gedanke  des  Lactanz  ist  in  diesen  Worten 
kurz  zusammengefaßt  (I,  11,  30):  Nihil  igitur  a  poetis  in  totum 
fictum  est,  aliquid  fortasse  traduetum  et  obliqua  figuratione  ob- 
scuratum,  quo  veritas  involuta  tegeretur'2. 

Zu  164,  2S  jtäöav  f/hv  * Ellada  Jiaöav  öh  ßagßagov  macht 
schon  Rossignol,  Virgil  et  Constantin  le  Grand  1845,  p.  31(> 
auf  das  Sonderbare  eines  solchen  Ausdrucks  in  dem  Munde  des 
römischen  Kaisers  aufmerksam! 

Es  folgt  ein  ganz  unvermittelter  Übergang  zur  Darstellung 
des  Erlösungswerkes  in: 

Gap.  XI.     Wer   stell   zu   Gott  wendet  und   sich    von  der  alten 
Boslicit  losmacht,  gewinn1  ein  ewiges  Leben.    Er  muß  aber  entschl 
sich   heilen    lassen.     Ich   will   dazu    anleiten,    aber  Gottes  Hilf 


1)  Der  Capitelindex  i':  „Über  die,  welche  nicht  nur  die  Lehren  der 
Schrift,  sondern  auch  die  der  Philosophen  verachten,  und  darüber,  daß 
man  den  Dichtern  entweder  in  allein  glauben,  oder  in  allem  nicht  glauben 
muß«  —  ist  in  seinem  eisten  Teile  ganz  falsch,  in  dem  zweiten  irre- 
Führend. 

2)  Dasselbe  Thema  ist  von  Athanasius  Or.  c.  gentes   Migne  25,  (15)  32  D 
mit  gewöhnlicher  Klarheit    und    logischer  Consequenz  behandelt  worden. 
A.  beweist,  daß  die  Götter  der  Dichter  keine  Götter  sind. 


16  I.  A.  Heikel,  Krit.  .Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

nötig.  Ich  wäre  froh,  wenn  mir  schon  in  meiner  Jugend  diese  Offen- 
barung zuteil  geworden  wäre.  Alle  meine  Kenntnisse  und  die 
Tugenden  meines  Lebens  verdanke  ich  Gott  allein.  Er  stehe  mir 
jetzt  bei,  er  und  Christus.  Aber  eine  prunkvolle  Rede  mag  man 
nicht  erwarten. 

Wie  man  sieht,  hat  dies  den  Charakter  eines  neuen  Proö- 
miums  —  wieder  ein  Beweis,  daß  die  Rede  eine  schlechte  Flick- 
arbeit ist.  Dann  fährt  der  Verf.  wie  „ä  propos  Christus,  den  ich 
eben  anrief",  in  dieser  Weise  fort: 

(166,  26)  Es  sagen  einige,  daß  Christus,  er,  der  Leben  verleiht, 
selbst  getötet  worden  ist.  Das  kann  man  verstehen,  daß  die  Gott- 
losen nichts  fürchten,  aber  es  ist  höchst  einfältig  zu  glauben,  daß 
ein  unsterblicher  Gott  durch  Menschen  gelitten  oder  daß  sein  Groß- 
mut in  irgend  einer  Weise  verrückt  worden  ist.  (167,  4)  Gottes 
Liebe  wollte  das  Unrecht  tilgen,  das  Hecht  erheben.  Er  sammelte 
darum  die  weisesten  Männer,  begründete  eine  Lehre,  wodurch  die 
Menschen  gottähnlich  gemacht  werden  konnten,  und  das  Glück  den 
Menschen  für  alle  Zeit  zufallen  sollte.  Dies  war  ein  herrlicher  Sieg. 
Hierfür  sei  der  Erlöser  gepriesen.  Aber  die  Lästerung  (ßlaöcprjfiia 
wohl  =  heidnischer  Glaube)  trügt  die  Menschen  und  verleitet  sie  zu 
Abgötterei.  Aber  die  verständigsten  Völker1  ehren  diesen  mächtigen, 
gütigen,  vergebenden  Gott.  Gehet  ihr  Gottloseyi  zu  euren  schändlichen 
Opfer  festen.  Ihr  kennt  nicht  das  Gebot  Gottes,  daß  die  Menschen, 
welche  gut  gelebt  haben,  nach  dem  Richterspruch  des  Sohnes  ein  seliges 
Leben  erlangen  werden.  Ich  habe  also  Gottes  Entschluss  betreffs  des 
Lebens  der  Menschen  auseinandergesetzt. 

(168,  7)  Man  sagt  aber:  ivoher  der  Sohn?  Gott  ist  ja  einer  und 
unveränderlich.  Aber  es  gibt  eine  Geburt  aus  unsichtbarer  Ursache. 
Da  es  eine  Welt  gibt  und  ein  Heil,  muß  es  einen  Heiland  geben. 
Christus  ist  die  Ursache  des  Heils,  das  Heil  ist  das  Verursachte, 
wie  der  Vater  die  Ursache  des  Sohnes  ist,  der  Sohn  das  Verursachte. 
Seine    Präexistenz  ist  also  bewiesen  [Es  ist  aber  ein  Zirkelbeweis!]. 

(168,  19)  Aus  Mitleid  gegen  diejenigen,  welche  er  geschaffen,  kam 
er  zur  Erde  herab  durch  eine  unechte  Geburt:  Schwangerschaft  ohne 


1)  Zu  167,  22  vrcb  C(i)(pQ0ve6TaTü)v  xal  (pgovi/LiwTäTcov  id-vwv  te  xcä 
Stj/mov  vgl.  Euseb.  Laus.  Const.  216,  9—10,  Vita  C.  102,  11  hvqiolvöqwv 
6?jßü)v  xe  xal  Xaibv  /ueoov;  Laus,  218,  3  E&vtj  te  xal  <%/ot;  252,  6  örjuwv 
te  scai  i&vüv.     Einen  Latinismus   hier    anzunehmen  ist  also  nicht  nötig. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  17 

Ehe,  Entbindung  eine?'  keuschen  Jungfrau,  sinnliche  Erscheinung 
eines  geistigen  Wesens.  Eine  Taube  aus  der  Arche  Noes  senkte  sich 
auf  den  Schoss  der  Jungfrau  nieder  [!].  Dann  von  der  Kindheit  an 
Weisheit]  der  Jordan  verehrt  ihn  bei  der  Taufe  [!  |,  einträchtige,  königliche 
Salbung  des  Verstandes  Aller  [was  wird  hiermit  gemeint?],  Heilung 
Aller,  Erhören  der  Gebete,  Lehre  der  Weisheit.  Seine  Jünger  be- 
mühen sich,  das  unveränderlich  Seiende  zu  betrachten  und  Gottes 
Gedanken  zu  fassen.  Seine  Heilung  s-  und  Speisungswunder 
ivaren  groß). 

(169,  14)  [Mit  eigentümlichem  Änschluss]  Diesen  Dank  sagen  wir 
dir,  Erretter  aus  Unglück,  Verkünder  der  seligsten  Lehre.  Wer  kann 
dich  nach  Verdienst  preisen?  Du  hast  alles  gemacht.  Du  hast  die 
Elemente  geordnet.  Deine  Liebe  hat  sich  darin  bewiesen,  daß  du 
die  Menschen  belehrt,  einem  göttlichen  Leben  nachzustreben  und  die 
Tugend  zu  lieben,  deren  Verschwinden  aus  dem  Menschenleben  das 
Herabkommen  des  Heilands  verursachte.  Die  Vorsehung  kam  hierher 
und  ordnete  alles  was  durch  Uberhebung  und  Zuchtlos igkeit  in  Un- 
ordnung geraten  war.  Und  damit  alle  Menschen,  auch  die  welclie 
sich  auf  ihre  Sinne  verließen,  es  sehen  würden,  hat  er  offen  seine 
Wunder  getan.  Und  schließlich  ist  er  zum  Himmel  aufgefahren. 
Auch  bei  seinem  Leiden  ereigneten  sich  Wunder.  Die  Nächte  [Pluralis!] 
verdunkelten  die  Sonne,  und  alle  Völker  *■  [!]  bebten.  Aber  in  seiner 
Gnade  stellt  er  die  Himmelslichter  ivieder,  und  die  Welt  wurde  wieder  froh. 

Diese  Darstellung  von  dem  Erlösungswerke  gehört  zu  den 
genießbarsten  Partieen  der  Rede,  aber  die  Disposition  ist  auch 
hier  schlecht,  die  Übergänge  sind  abrupt  und  Einzelheiten  über- 
raschend. Daß  ein  Flickwerk  vorliegt,  wird  auch  durch  das  Vor- 
kommen vieler  Platonischer  Wendungen  nahegelegt;  zu  den  in 
der  Ausgabe  notierten  kann  man  unter  den  vielen  von  Pfättisch 
gesammelten  wenigstens  folgende  als  sicher  betrachten :  Zu 
165,22—21  Phaed.  114C;  L66,  10  Resp.  461C;  167,  16  ibid. 
498B,  168,  11  Tim.  53D;  L69, 18  Phaedr.  247C;  anch  L69,  7— 8 
Platonisch.  Den  Gedanken  L68,  21 — 22  bezeichnet  Wendland 
als  Aristotelisch  mit  Hinweisung  auf  Bernays  Abb.  Berl.  Ak. 
1882.  S.    14  K 

In  diesem  Capitel  finden  wir  zum  ersten  Male  eine  größere 

Anlehnung   an    die    heilige  Schrift.     Dabei  begegnen  uns  einige 

alleinstehende  Darstellungen: 

1)  170,  16  xovg  navzaxov  ötjfAOvq. 
Texte  and  Untersuchungen  etc.  86,  4.  2 


lg  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin- Schriften  etc. 

Was  die  Erzählung  168,  27  von  dem  Herabkommen  der 
Taube  aus  der  Arche  Noes  auf  den  Schoß  der  Jungfrau  betrifft, 
so  haben  wir  die  Vorstufe  dazu  in  der  Vergleichung  der  Taube 
bei  der  Taufe  Jesu  mit  der  Taube  Noes,  wie  wir  sie  bei  einigen 
Kirchenvätern  antreffen.  Vgl.  Hippolyti  Serm.  in  s.  Theoph. 
(Migne  10,  857  C)  o  Jtarrjg  ovgavo&ev  rb  äyiov  jivevfia  hnl  xbv 
ßa.JiTLCo[iEvov  xaztjteujtsv.  ojöJteg  yag  hv  rrj  zißvircp  rov  Nms 
öia  jcsgiörsgäq  unvvErcu  rj  (piXav&gwjtLa  rov  &aov,  ovxooq  xal 
vvv  to  hv  elösc  jregiöregäq  xa&eZ&bv  jiv£v[ia  coq  xagjibv  llalaq 
ßaördoav  tjtl  xbv  (icigxvgouevov  xaxaöxn.  Gregor.  Thaum. 
Homil.  IV  (Migne  10,  1188  C). 

Zu  169,  1  evxgsjtouevoq  (verehrend)  avxbv  usxa  alöovq  6 
xcov  Xovxgcöv  jzdgo%oq  Iogdav?]q  kenne  ich  keine  Parallele.  Ob 
Josuas  Übergang  über  den  Jordan  diese  Angabe  hervorgerufen? 

169,  2  Jtgbq  xovxcp  xs  ßaoilixbv  ygloua  bfiotpvyov  xrjq 
jzavxcov  övvtöECoq.  Es.  61,  1  Jtvsvua  xvglov  ejc  £[i£,  ov  eivexev 
iyjgiöiv  fi£  evayyeZlöaöfrcu  uixcoyolq  hat  wohl  diese  eigentüm- 
liche Phrase   hervorgerufen. 

169,  11 — 14  Heilung  der  Blindheit,  der  Lahmheit,  Erweckung 
aus  dem  Tode,  Speisung:  ungefähr  dieselben  Wunder  wie  in 
Constantins  sermo  ad  s.  synodum  (ap.  Gelas.  Migne  85,  1236  BfP), 
aber  auch  bei  Lactanz  IV,  15. 

Gap.  XII.  Aber  man  sagt:  er  hätte  als  Gott  den  Willen  der 
Menschen  besser  und  füglicher  machen  können l.  Aber  gab  es  eine 
bessere  Weise  die  Schlechten  zur  Besinnung  zu  bringen  als  durch 
•persönliche  Lehre.  Aber  die  Verkehrtheit  der  Menschen  verblendete 
sie  und  sie  gingen  des  ewigen  Lebens  verlustig,  welches  diejenigen 
erlangen,  die  ihr  Leben  anderen  zum  Muster  aufstellen  wollen. 
Darum  [schlechter  Anschluß]  wurde  die  Lehre  den  Weisen  gegeben, 
damit  ihre  Predigt  von  den  Gehorsamen  treu  bewahrt  werde.  Daraus 
wächst  Todesverachtung  hervor  und  eine  Schutzwehr  beim  Martyrium, 
dem  der  Siegeskranz  folgt  und  ein  ewiges  Leben  mit  Lobpreisen 
Gottes.  [Wieder  mit  abruptem  Übergang,  denn  das  Folgende  be- 
zieht sich  nicht  auf  das  himmlische  Leben,  sondern  auf  die  Abend- 


1)  170,  25  TCQoalQZGiq  zä>v  avd-QÖjiiojv  in  diesem  Satze  von  dem  Rat- 
schlüsse Gottes  betreffs  der  Menschen  zu  fassen,  ist  sprachlich  unmöglich. 
Das  zunächst  Folgende  schließt  sich  freilich  nicht  gut  logisch  an,  aber 
das  ist  nichts  Überraschendes  bei  unserem  Verfasser. 


1.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  19 

mahlsfeier  der  Christen:]  Und  ein  solches  Dankopfe?'  wird  vollbracht: 
ohne  Blut  und  Weihrauch,  nur  Licht  so  viel  als  nötig  für  die  Betenden 
und  gemeinsame  Mahlzeiten  zur  Erholung  der  Bedürftigen  und  Hilfe 
der  Unglücklichen. 

Das  Capitel  entbehrt  des  inneren  Zusammenhangs.  Der  Ver- 
fasser gleitet,  ohne  andere  Vermittelung  als  durch  eine  im  voraus- 
gehenden Satze  zufällig  vorkommende  Wendung ,  von  einem 
Gegenstand   zum  anderen  über. 

171,  10  vjco  xatragäc  Jtiörsojg  xal  zilixQivovc,  jtsqI  top 
{rsöv  xaftoöiojöeejg  und  192,  14  Jtlörsi  za&aQa  xal  sIZlxqivs- 
OTaxn  wird  von  Pf  attisch  mit  112,  4  (Constantinsurkunde  gegen 
die  Häretiker)  rrjg  rjfiertQag  jclorecog  xal  xad-aoav  JZQO&vn'iav 
zusammengestellt.  Die  Ähnlichkeit  erlaubt  jedoch  keine  Schlüsse 
zu  ziehen,  denn  eDaxgcvr/q  und  xad-agog  werden  auch  bei  Plato 
(Sympos.  21  1  E,  Phileb.  52D),  Aristot.,  Plutarch  zusammengestellt. 

171,  20  ff  hat  ein  Gegenbild  in  dem  Briefe  Constantins  an 
Sapores  121,  28;  aber  während  Constantin  rhetorisch  wirkungs- 
voll von  sich  sagt  jtaöav  yecoörj  lafzjznöova  Ixxlivmv,  wird 
hier  in  der  Or.  wie  entschuldigend  gesagt,  daß  bei  dem  christ- 
lichen Gottesdienste  Licht  nur  sparsam  verwendet  wird.  Viel- 
leicht ist  die  Parallele  zwischen  den  Stellen  doch  nur  eine  zu- 
fällige. 

Gap.  XIII.  Einige  fragen:  warum  macht  nicht  Gott  alle  Wesen 
gleich?  Eine  Gleichheit  aller  Menschen  würde  den  Gehorsam  gegen 
Gott  und  die  Erkenntnis  von  ihm  befördert  haben.  Die  welche  dies 
sagen,  tadeln  wohl  auch  die  Ordnung  der  Natur,  den  Wechsel  von 
Tag  und  NacJit,  Land  und  Meer,  und  wollen  allen  Unterschied  in 
der  Natur  aufheben.  Aber  dies  ist  ja  ganz  töriclit,  und  ganz  lächer- 
lich itiire  es  zu  fordern,  daß  alle  Menschen  gleich  sein  sollen,  ohne 
\n  bedenken,  daß  ein  Unterschied  existiert  zwischen  dem  Physischen 
und  Ethischen,  zwischen  dem  Körperlichen  und  dem  Seelischen,  Denn 
Gott  hat  die  ganze  Welt  aus  verschiedenen  Elementen  gemacht  und 
den  verschiedenen  Dingen  eine  verschiedene  Aufgabe  bestimmt.  [Die  Be- 
weisführung ist  gauz  unlogisch;  sie  wird  geführt  172,10 — 11.  gerade  als 
ob  eine  Gleichheit  in  der  Natur  hätte  Billigung  gefunden],  —  Aber  den 
Menschen  machte  Gott  tu  einem  vernünftigen  Wesen,  gab  ihm  Kennt- 
nis vom  Guten  und  Bösen,  einen  freien  Willen  und  die  freie  Wähl 
seines  Lebens.  [Sodann  unlogisch  die  Frage:;  Wolter  kommt  also 
die    Verschiedenheit  der  Charaktere?     Daraus,   daß  wir  unsere)/ 

2* 


20  I.  A..  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

gierden  folgen  und  nicht  die  Vernunft  tualten  lassen.  Nur  wenn  die 
Vernunft  die  Zügel  hält,  wird  das  Leben  fromm  und  glücklich.  Die 
guten  Handlungen  der  Seelen  führen  diese  zu  einem,  heiligen  Richter 
und  zu  Ehren)  aber  die  Rache  führt  die  unreinen  Seelen  zu  der 
ihnen  gebührenden  Strafe,  ivo  ein  unlöschbares  Feuer  und  ein  steiler 
Abgrund  sie  erwartet.  —  Gottlos  ist  aber  auch  deren  Gedanke, 
welche  fordern,' daß  alle  Dinge  gleich  sein  sollen.  (173,  7)  Die  Gott- 
losen finden  es  also  ungerecht,  daß  die  unsterbliche  Natur  höher 
geschätzt  wird  und  größere  Seligkeit  genießt  als  die  vergänglichen 
und  irdischen  Wesen,  und  daß  diejenigen  Menschen  der  göttlichen 
Güte    teilhaft  sind,    welche   sich  Kenntnis   des  Göttlichen   erworben. 

Cajo.  XIV.  Die  geborenen  Dinge  mit  den  unsichtbaren,  das 
Endliche  mit  dem  Unendlichen  zu  vergleichen  ist  ein  Wahnsinn. 
Gott  hat  sie  ja  befohlen  zu  entstehen.  Nicht  einmal  das  Himmlische 
kann  mit  ihm  verglichen  werden,  das  sinnlich  Wahrnehmbare  nicht 
mit  dem  mit  dem  Geiste  Faßbaren,  die  Abbilder  nicht  mit  ihrem  Ur- 
bilde.  Nur  wenn  die  Menschen  nach  Gottes  Gebot  leben,  können 
sie  ein  göttliches  Glück  gewinnen,  nur  wenn  sie  ihm  dienen,  er- 
langen sie  eine  mit  der  seinigen  vergleichbare  Macht.  Wenn  sie 
nach  oben  ihre  Blicke  richten,  gewinnen  sie  den  Sieg. 

Auch  in  diesen  Capiteln  hat  der  Verf.  nicht  den  an  der 
Spitze  aufgestellten  Gedanken  »warum  hat  Gott  nicht  Alles, 
nicht  alle  Menschen  gleich  gemacht«?  festzuhalten  vermocht, 
sondern  er  spricht  von  dem  Unterschiede  zwischen  Natur  und 
Mensch,  von  den  verschiedenen  Gesinnungsarten  der  Menschen 
und  von  dem  Lose  der  Guten  und  Gottlosen,  und  sodann  von 
der  Überlegenheit  Gottes  über  Alles  und  wie  die  Menschen  sich 
Gott  nähern  können;  es  ist  also  ein  Herübergleiten  von  der 
einen  Sache  zu  der  anderen. 

Cap.  X  V.  Gottes  S.ohn  mahnt  alle  zur  Tugend.  Um  der 
Seligkeit  der  Menschen  willen  ging  er  umher  auf  der  Erde,  rief  die 
Besten  der  Zeit  zu  sich  und  gab  ihnen  eine  nützliche  hehre  und 
wandte  sie  von  dem  bösen,  die  Menschen  verführenden  Neid  (=  dem 
bösen  Dämon)  ab 1.     Er  heilte  die  Kranken,  sättigte  die  Hungernden, 


1)  174,  14  steht  avtLXQvq  mit  Genet.  in  der  Bedeutung  »gegen«, 
»contra«;  ebenso  185,  21.  Dies  ist  als  Latinismus  bezeichnet  worden. 
Wir   haben    doch    Hom.  IL  8,  300  ff   aJ.Xov    oiozbv    anö    vEVQTJcpiv    iccM.ev 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  21 

pries  die  Besonnenheit,  mahnte  Hohn  und  Verachtung  z,u  tragen ;  die 
welche  aushielten  würden  siegen.  Die  Stärke  liege  in  der  Festigkeit 
der  Gesinnung  und  in  der  Kenntnis  des  Wahren  und  Guten,  welche 
die  Reichen  gewöhnt,  den  Armen  von  ihrer  Habe  mitzuteilen',  sie 
hindert  Herrschsucht  und  lehrt,  daß  das  Menschenleben  mit  Mangel 
und  Nacktheit  beginnt  und  ebenso  endet.  Die  Tugend  ist  die  Rettung 
der  Seele  in  aller  Gefahr.  Er  lehrte  seine  Jünger  nicht  nur  im  Wort, 
sondern  auch  in  der  Tat  dieser  Lebensweise  nachzustreben.  (175,  9)  Er 
führte  sie  durch  Öde  Wege,  durch  Wüsten  und  wildes  Meer  und  hielt  die 
Wogen  zurück,  welche  Spuren  von  der  Wanderung  Gottes  und  der 
gerechten  Männer  tragen^].  In  dieser  Weise  prüfte  er  die  ihm  ge- 
geliorsamen  Scharen 1  und  machte  sie  zu  Verächtern  der  Gefahren 
und  zu  vertrauensvollen  Jüngern.  Er  verbot  einem  von  seinen  Jüngern 
das  Schwert  zu  gebrauchen.  Dies  ist  himmlische  Weisheit,  lieber  Böses 
zu  leiden  als  zu  tun.  Wer  Gott  gehorsam  ist,  der  weder  tut  noch 
leidet  Unrecht,  denn  Gott  steht  ihm  bei.  Ohne  Gottes  Hilfe  kann  man 
nicht  siegen.  (175,33)  Wie  konnte  an  Gottes  Hilfe  ziv  ei  fein  derjenige,  der 
aus  großen  Gefahren  gerettet  wurde,  der  durch  das  Meer  ging  auf 
den  Befehl  des  Heilandes,  der  den  Scharen2  einen  Weg  durch  das 
Meer  bereitete.  Solche  Wunder  geben  dem  Glaubenden  Stütze.  Mü 
diesem  Glauben  hält  man  in  Versuchungen  und  Gefahren  aus.  Gott 
selbst  gewann,  ohne  von  dem  Leiden  Schaden  xu  erfahren,  einen 
sehönen  Sieg  über  die  Bösen  und  verwirklichte  seine  Absichten  betreffs 
der   Gerechte?!,  aber  bestrafte  die   Ungerechten. 

Der  Inhalt  dieses  Capitels  erinnert  stark  an  das  Cap.  XI 
S.  1()9,  2  ff  Auseinandergesetzte,  was  uns  wieder  daran  mahnt. 
daß  ein  unbeholfenes  Flickwerk  vor  uns  liegt. 

* 
175.  7  ff  haben  wir  eine  Darstellung  von  den  "Wundern 
Jesu  in  so  starken  Farben,  daß  von  einem  rhetorischen  Aus- 
malen kaum  mehr  die  Rede  sein  kann,  sondern  man  von  einem 
Leichtsinnigen  Fabulieren  sprechen  muß.  Besonders  schwer- 
verständlich kommt   L75,    l<>  vor:    drrer/e  rec  xvuctTCt,    (ptgovra 

ExxoQoq  avxtxov,  ßah'eiv  ö£  k  ctero  S-Vjnög,  was  zeigt,  daß  man  auch  im 
Griechische!]  von  avxücgvq  (=  ävtiXQv  »gegenüber«,  zu  ämixQvq  »gegen« 
kommen  konnte. 

1)  L75,  1J  tCov  vRt]xd(ov  ötjfjHov. 

2    L76,  3  toXq  öianovztoiQ    HSS,  iha  növxov  lovai  11kl    ihjuoi^. 


22  1.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

dvxtxvjiaig  &eov  xe  xal  öixalcov  avögwv  JiOQevofiavwv  izvrj. 
Das  Bätsei  löst  sich,  wenn  wir  das  Vorbild  des  Verfassers  kennen 
lernen.  Dies  finden  wir  offenbar  bei  Constantin  ad  s.  synodum 
(ap.  Gelas.  Migne  85,  1236),  wo  von  Christus  gesagt  wird:  coq 
hjiißalvmv  xtjv  dygiav  fralaöGav  xaxajtdxrjöag  kjti^evöe  (Migne, 
ejtE&vt-s  Hkl)  xal  xolg  fteioig  ixvtöi  xrjg  ßadvxaxrjg  &aldxxi]g 
xr\v  vygoxrjxa  h'jtrjt-s.  Dies  ist  von  dem  Verfasser  der  Or.  in 
geradezu  travestierender  Weise  umgemodelt  worden. 

Ob  nun  eine  solche  Bibelkenntnis  oder  Behandlung  der  Bibel, 
wie  die  welche  uns  hier  begegnet,  Constantin  oder  seinem  Sekretär 
zuzutrauen  wäre  ?  Wirkliche  Bibelcitate  finden  wir  in  den  Con- 
stantinischen  Urkunden  nicht.  In  dem  Schreiben  an  die  Synode  in 
Tyrus  (bei  Gelasius)1  finden  wir  freilich  den  Ausdruck  xa>  Oco- 
xrjQLcböei  xal  xifdcp  avxov  ai'ftaxi  ayogaOag  avxr\v  (sc.  xr\v 
lxxXr\6iav\  xafrcbg  ol  &eioi  avxov  aggayelg  öiayogevovöc  vo^ot. 
Der  Gedanke  ist  ja  neutestamentlich,  aber  ein  wirkliches  Citat 
liegt  nicht  vor,  vgl.  I  Petr.  1,  19;  II  Petr.  2,  1;  I  Kor.  6,  20; 
7,  23;  Apok.  5,9.  —  Migne  85,  1345  A  jtgbg  xb  xaxbv  elöi  öocpol 
haben  wir  nun  einen  Anklang  an  Jerem.  4,  22  ötoxt  ol  r\yov- 
(isvoi  xov  Xaov  fiov  sgis  ovx  rjösiöav'  vlol  dcpgoveg  elöiv  xal 
ov  övvsxol,  6o<pol  uöiv  xov  xaxojioirjöac.  —  In  dem  Sermo  ad 
s.  synodum  hat  sich  Constantin  über  das  Leben  Jesu,  dessen 
Grundzüge  ihm  natürlich  bekannt  sein  mußten,  geäußert,  ohne 
indessen  ein  Citat  aus  den  Evangelien  zu  geben.  Die  Dar- 
stellung ist  correct,  nur  daß  die  Wunder  Christi  etwas  ausgemalt 
werden.  1236  B ff  von  der  Speisung:  xoöovxot  örjfioc,  oöot  ovde 
doLdficp  jisgilaßeiv  oibv  xe.  Von  Lazarus:  Aa^dgov  fisxa  xi]V 
xejLevxrjp  ßgaftsia,  xivl  gaßöcp  ävaöxaötv  jzsjtoirjxs,  was,  wie 
Loeschcke,  Das  Synt.  des  Gelasius,  S.  50  bemerkt,  auf  bildliche 
Darstellungen  zurückgeht.  Von  dem  Lahmen  wird  erzählt:  xwv 
[lelwv  avxov  %v&£vxwv  xal  ötaöjiaö&ivxcov  olcov  .  .  xo  öxifi- 
jroötov . .  xolq  cofioig  sjtsfrrjxe  xal  evyagiöxiag  hjtalvovg  diaxiwv 
dia  xs  xrjg  Jtaxglöog  xal  evoglag  dudgafisv.  Von  der  Lehrwirk- 
samkeit Christi  wird  erzählt  1236  C:  .  .  ev  Jtäöi  xcov  avorjxmv 
örj^imv  xtjv  avfrdöeiav  eöafiaös. 

Wenn  der  Verfasser  der  Oratio  die  biblischen  Erzählungen 
aufgeputzt    hat,    so    hat    er   eine   Stütze  und  eine   Veranlassung 


1)  Citiert  nach  Loeschcke  S.  27. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  23 

dazu  bei  Consfcantin  gefanden;  aber  wie  in  anderen  Fällen,  ist 
er  auch  hier  sorglos  zu  Werke  gegangen  und  hat  mitunter 
seine  Originale  in  geschmackloser  Weise  bis  zur  Unkenntlich- 
keit verdreht. 

* 
Mit  Cap.  XV  endet  der  spekulative  Teil  der  Kede,  und 
damit  hören  die  Reminiscenzen  aus  Plato  fast  gaoz  auf.  Da 
Plato  nicht  nur  die  Sprache  des  Verfassers  ziemlich  stark  ge- 
färbt, sondern  auch  einige  von  seinen  Gedanken  geformt  hat.  würde 
es  nahe  liegen  anzunehmen,  daß  der  Verf.  in  den  Constantins- 
urkunden  einen  sprachlichen  oder  inhaltlichen  Anschluß  an  Plato 
vorgefunden  hätte.  Aber  der  Versuch,  bei  Constantin  Platonische 
Gedanken  aufzuspüren,  ist  vergeblich  gewesen.  Wenn  in  dem 
Edikt  an  die  Orientalen  (Vita  S.  52,  28)  von  ra  vjto  yiJQ  xoZa- 
örrjQia  gesprochen  wird,  braucht  man  nicht  das  Vorbild  an  einer 
bestimmten  Stelle  Piatos  (Phaedr.  249  A  ra.  vjio  yr\q  ötxaioirr]- 
Qia)  zu  suchen,  denn  die  Vorstellung  von  der  Unterwelt  und 
den  dort  vorkommenden  Strafen  der  großen  Verbrecher  waren 
ja  seit  Homerischer  Zeit  allen  Griechen  und  Römern  bekannt. 
Constantin  braucht  auch  in  dem  Schreiben  an  die  Statthalter 
des  Orients  63,  19  den  Ausdruck  jtQog  ötr]vsx?j  xolaoiv  rolz 
*A%tQovToq  ßaQa&Qoic,  exöolhzvrsg.  Wenn  in  demselben  Schreiben 
$3,  33  die  Rede  ist  von  rfw^r]  eqwti  xal  (poßm  xafrctQcöc  ava- 
xgad-Eiöa,  ist  es  irreführend  auf  Phaed.  86  C  hinzuweisen,  wo 
die  Lehre  von  der  Seele  als  eine  Mischung  (xQaötg)  oder  Har- 
monie der  Grundbestandteile  des  Körpers  vorgetragen  wird. 
Ganz  unrichtig  ist  es  auch  für  eine  zweimal  bei  Constantin 
(131,  7;  134,  10)  vorkommende  sprichwörtliche  Redensart  (feinen 
Laufenden  antreiben«),  die  als  eine  solche  gekennzeichnet  wird, 
•  las  Muster  in  Phaed.  61 A  zu  suchen,  wo  das  Sprichwort  in 
einer  viel  undeutlicheren  Form  vorkommt.  —  Bei  Gelas..  Migne 
85,  1233D,  finden  wir  den  Ausdruck  Jtavrcov  rrgayfiarojv  xa- 
t/]q.  Dazu  bietet  wohl  Timäus  28  C  tov  xot^tfjv  xdi  naxiga  tovde 
fov  navrog  eine  gewiße  Ähnlichkeit,  aber  bei  Plato  ist  der  Ausdruck 
durch  den  Zusammenhang  bedingt,  wahrend  die  Constantinische 
Wendung  nur  einer  monotheistischen  Anschauung  Ausdruck 
gibt.  Man  könnte  ja  auch  Aristoteles  eitleren,  der  .ToayuiiTa  in 
der  Bedeutung  »die  Welt  und  ihre  Elemente«  verwendet.  <»\t>v 
Pindar,    der    von    %qovoc  o  xawmv  rrar/jQ  spricht.     Der  Con- 


24  I«  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

stantinische  Ausdruck  hat  eben  in  griechischer  und  damit  auch 
in  römischer  Denkweise  und  im  Sprachgebrauch  viele  Vorstufen. 
Auch  christliche  Vorstellungen  haben  einwirken  können.  —  BeiGe- 
las.  Migne  85, 1233  D  jiclvtcov  rwv  xaXMorcov  öqfiiovQyog  denkt 
man  unwillkürlich  an  Timäus  29  A ,  aber  der  Gedanke  von  der 
Schönheit  und  Zweckmäßigkeit  der  Welt  gehört  ja  schon  ganz 
der  Popularphilosophie  an.  Bei  den  Stoikern  war  ja  dies  Thema 
besonders  beliebt.  Vgl.  Cicero  de  nat.  deor.  II  58:  .  .  ut  mun- 
dus  quam  aptissimus  sit  ad  permanendum,  deinceps  ut  nulla 
re  egeat,  maxime  autem  ut  in  eo  eximia  pulchritudo  sit  atque 
omnis  ornatus.  drjfiLOvgyog  ist  sowohl  bei  den  Stoikern  als  bei 
christlichen  Schriftstellern  ganz  gewöhnlich.  Die  Schöpfung  des 
Menschen  Gelas.  Migne  85,  1240  BC  wird  auch  in  so  konven- 
tionellen Worten  beschrieben,  daß  es  sich  gar  nicht  lohnt,  an 
eine  bestimmte  Quelle  zu  denken. 

An  und  für  sich  wäre  es  ja  nicht  überraschend,  irgendwelche 
philosophische  (Platonische)  Kunstausdrücke  in  den  Constanti- 
nischen  Urkunden  zu  finden,  denn  ein  frei  übersetzender  Sekretär 
könnte  wohl  philosophisch  angehauchte  lateinische  Wendungen 
mit  aus  griechischen  Philosophen  geborgten  Wörtern  wieder- 
gegeben haben.  Aber  der  Umstand,  daß  in  den  Constantinischen 
Urkunden  nichts  aufgetrieben  werden  kann,  das  sich  mit  Be- 
stimmtheit auf  einen  griechischen  Autor  zurückführen  ließe, 
spricht  doch  dafür,  daß  diese  Aktenstücke  lateinisch  abgefaßt 
worden  sind  von  einem  Manne,  der  entweder  mit  der  eigent- 
lichen philosophischen  Literatur  nicht  vertraut  war,  oder  der 
wenigstens  eine  solche  Bekanntschaft  oder  überhaupt  literarische 
Kenntnisse  in  keiner  Weise  zur  Schau  tragen  wollte,  sondern 
sich  mit  den  der  allgemeinen  religiösen  Bildung  angehörenden 
Ausdrücken  begnügte  und  der  darum  auch  einem  Übersetzer  keine 
Veranlassung   bot    mit  philosophischen  Kenntnissen   zu  prahlen. 

Der  Inhalt  und  die  Adresse  einiger  der  Urkunden  hätten 
die  Entfaltung  einer  gewissen  Gelehrsamkeit  ganz  gut  erlaubt. 
Eine  künstlerische  und  sogar  gekünstelte  rhetorische  Form  wird 
ja  keineswegs  verschmäht.  Aber  Constantin  hatte  offenbar  keinen 
Sinn  für  philosophische  Auseinandersetzungen  und  hat  folglich 
auch  solche  in  seinem  Namen  nicht  ausgehen  lassen. 

Hiermit  steht  die  Oratio  ad  sanctum  coetum  nach  Inhalt 
und   Form    in    offenbarem    Kontrast. 


I.  Die  Rode  an  die  heilige  Versammlung.  25 

Ein  lateinisches  Original  ist  für  den  jetzt  behandelten  Teil 
der  Rede  ganz  ausgeschlossen.  Unter  den  vielen  Quellen  des 
Verfassers,  die  sicher  nicht  alle  uns  bekannt  sind,  gab  es  jeden- 
falls auch  lateinische. 

* 

Der  zweite  Teil  der  Rede  hat  mehr  einen  historischen  und 
literarischen  als  spekulativen  Hintergrund. 

Ca]).  X  VI.  Sein  Leiden  war  durcli  die  Propheten  voraus- 
gesagt ,  ebenso  seine  Geburt.  [Schlechter  Anschluß]  Klar  ist  dir 
Ursache  seines  Erscheinens  im  Fleische:  damit  alles  Unrecht  und  alle 
Zuchtlosigkeit  vertilgt  werde  und  der  Götzendienst  mit  Opfern  und 
Menschenopfern  aufhöre,  die  bei  den  Ägyptern  und  Assyrern  Sitfr 
waren.  Darum  haben  Memphis  und  Babylon  ihren  verdienten  Lohn 
erhallen.  Sie  sind  ganz  verödet  und  unbewohnt,  wie  iclt  mit  eigenen 
Augen  gesehen,  Memphis  ist  öde,  woselbst  Moses  den  Übermut  Pharaos 
zerbrach,  und  sein  Heer  vernichtete  er  mit  Gebet. 

Die  Angabe  der  Rede,  daß  Constantin  Memphis  und  Babylon 
besucht  und  sie  öde  gefunden  hat,  muß  vom  historischen  Stand- 
punkte aus  Bedenken  erregen.  Ich  glaube  jetzt  angeben  zu  können. 
wie  die  Angaben  entstanden  sind.  Die  Veranlassung  fand  der 
Verf.  in  Constantins  sermo  ad  s.  Synodum,  ap.  Gelas.  Migne  v». 
L237  B.  Der  Text  ist  freilich  daselbst  verdorben,  aber  der 
Sinn  ist  doch  klar:  Die  Tugenden  der  christlichen  Religion 
fanden  Eingang  sogar  bei  den  Assyriern,  die  den  übrigen  Völkern 
ein  Beispiel  im  Bösen  gewesen  sind:  hv  oig  (sc.  rolg  Aöövq'iol^  = 
die  Syrer),  c3öjr£(>  ijfielq  löia  {reojQia  öoxiuaZoiiti' .  xbv  rov 
2i  tTTjOoq  imm v  dsov  dziov  OQWflSV  övv£Qj£iv  oixxov-  Auf  Grund 
dieser,  natürlich  ganz  geschichtlichen,  Angabe  fabuliert  an»  r 
Verf.  in  seiner  ungenierten  rhetorischen  Art  von  einem  Besuche 
Constantins  in  Babylon  und  Memphis,  und  wie  er  sie  öd<  ge- 
sehen habe.  Sie  mußten  aber  als  verödet  dargestellt  werden,  wie 
Etossignol,  Virgil  et  Constantin  le  Grand  p.  348  bemerkt,  laut 
-lerem.  2(>.  19  u.  28,  ))T.  Es  verdient  auch  erwähnt  zu  werden, 
daß  Oracula  Sibyllina  XI,  19fT  von  Egypten  und  den  Assyriern 
in  gewissem  Zusammenhange  gesprochen  wird,  und  daß  daselbsi 
folgende  Verse  sich  finden: 

32  cdal  ooi.  3h'i/(fi.  aial  [tzya'/j,  ßaOileiiy.  204  aiai  ooi. 
BaßvXcov,    d-Qiafißiaioi    XarQSVCeig.      Daß    unser  Verf.    eine  _ 


26 


I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


wisse    Bekanntschaft  mit    den    Sybillinischen    Orakeln    gemacht 
hat,  werden  wir  gleich  sehen. 

Durch  die  Erwähnung  von  Memphis  findet  der  Verfasser 
Veranlassung  von  Moses  zu  sprechen.  Die  Gedankenfolge  des 
Capitels  ist  eben  eine  ganz  lose.  Die  Erwähnung  der  Menschen- 
opfer veranlaßte  die  Erwähnung  der  Assyrier  und  Egypter,  dies 
wieder  rief  Babylon  und  Memphis  hervor,  Memphis  wieder 
Moses,  dieser  die  Juden,  diese  und  die  vorher  erwähnten  Assyrier 
die  Erzählung  von  Daniel. 

Gap.  X  VII.  Niemand  wäre  glückliche?'  als  dies  Volk  geiuorden, 
tuenn  sie  sich  nicht  vom  heiligen  Geist  abgewandt  hätten.  Wie  kann 
man  Moses  genug  preisen!  Er  brachte  Ordnung  unter  das  Volk, 
machte  es  frei  und  so  glücklich,  daß  es  infolge  der  großen  Ver- 
änderung in  seiner  Lage  übermütig  tuurde.  Er  war  so  weise,  daß 
die  Weisen  anderer  Völker  ihm  nachahmten,  ivie  Pythagoras,  dessen 
Besonnenheit   (öaxpQoövvn ,    syxQaTSta)  Piaton    ein  Muster   wurde. 

[Dann  ganz  abrupt  177,  23]  Daniel  bezwang  die  Härte  des 
Assyrischen  Königs  Nabuchodonosor,  dessen  Reichtum  und  eifriger  Göt- 
zendienst berüchtigt  waren 1.  Daniel  sagt  voraus,  daß  dem  König  sein  Eifer 
großes  Unglück  bereiten  wird.  Aber  Daniel  konnte  ihn  nicht  über- 
zeugen, sondern  wurde  wilden  Tieren  überlassen.  [Ein  a  propos:} 
Großartig  war  auch  das  einträchtige  Märtyrertum  der  Brüder,  deren 
Nachahmer  eine  große  Ehre  gewannen  wegen  ihrer  Treue  gegen  den 
Heiland,  von  Feuer  und  wilden  Tieren  unbeschädigt,  mit  ihrem 
heiligen  Körper  das  sie  umgebende  Feuer  abhaltend2. 


1)  177,25  Ttüoriv  XLva  xal  nöjg  TQayzZav  xairjywvloaxo  öv6%i'Q£iav.  Daß 
Ttibq  ein  Latinismus  sei,  ist  nicht  besonders  wahrscheinlich,  da  Ttcog  in 
derselben  Weise,  statt  des  Relativunis,  im  Ausruf  verwendet  wird  im  NT 
Mark.  10,  23;  Luk.  18,  24  (vgl.  Luk.  12,  50;  Jon.  11,  36);  Ttoorjv  hat  außer- 
dem eingewirkt  und  7rcycr  hervorgerufen. 

2)  Zu  178,  8.  Die  Rede  spricht,  wie  Constantin,  gern  von  den  Mär- 
tyrern, aber  hier  ist  ihre  Erwähnung  doch  sehr  ungeschickt  angebracht. 
Diese  Schwierigkeit  will  Pfättisch  damit  heben,  daß  er  statt  ovg  oc  uexä 
xavxa  t,r]).ü)<j<xvx£q  der  HSS:  dt  fiexc.  xavxa  '^Xcbaavxsg  schreibt,  aber  ab- 
gesehen davon  daß  ^rjXajaavxsg  ohne  Object  hier  kaum  verständlich  ist 
lPlat.  Protag.  326  A  haben  wir  die  Verbindung  'C,tj?.öjv  fxtuüxai  xal  ÖQt- 
yijxai  und  dazu  als  Object  xoiovxog  yevio&ai),  kann  man  nicht  von  den 
drei  Männern  sagen,  daß  sie  sowohl  dem  brennenden  Ofen  als  wilden 
Tieren  ausgesetzt  worden  sind,  falls  nicht  eine  große  Gedankenlosigkeit  des 
Verfassers  nebst  freiem  Fabulieren  vorliegt,  und  dies  ist  nicht  undenkbar. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  27 

(178,  18)  Nach  dem  Untergang  des  Assyrischen  Königtums  durch 
Blitze  ging  Daniel  zu  Kambyses,  dem  König  der  Perser,  wurde 
dort  Neid  und  Nachstellungen  ausgesetzt  und  verurteilt,  vor  dit 
Löwen  geworfen  zu  werden.  Aber  sein  Gebet  und  seine  Tugend 
zähmten  die  Tiere.  Kambyses  kam  selbst  zur  Stelle  und  sah,  wie 
Daniel  mit  erhobener  Hand  Christus  pries  und  wie  die  Tiert  ihn 
verehrten.  Er  ließ  die  Magier  den  Tieren  vorwerfen,  und  sie  wurden 
sogleich  zerfleischt. 

Diese  in  einer  nur  unserem  Verf.  gehörenden  Form  erzählte 
Daniel-Episode  hat  ganz  den  Charakter  einer  selbständigen  Er- 
zählung, die  sehr  ungeschickt  in  die  Rede  eingewoben  ist.  Die 
Komposition  des  Ganzen  ist  schlecht.  S.  177.  25  sagt  der  Verf.. 
daß  Daniel  die  Härte  des  Nabuchodonosors  bezwang,  aber  dies 
wird  von  der  folgenden  Erzählung  nicht  bestätigt,  sondern 
Daniel  wurde  auf  N:s  Befehl  wilden  Tieren  hingeworfen.  Hier 
fügt  der  Verf.  dann  die  Erwähnung  der  drei  Männer  im  bren- 
nenden Ofen  ein  und,  darüber  vergessend,  was  für  ein  Schicksal 
er  soeben  durch  seine  Darstellung  Daniel  bereitet  hatte,  geht 
er  unbekümmert  weiter,  als  ob  nichts  passiert  wäre,  und  läßt 
Daniel  zu  Kambyses  kommen.  Der  Verf.  hat  offenbar  ver- 
schiedene Quellen  gehabt,  die  er  nicht  zur  Einheit  zu  verbinden 
vermochte,  und  hat  außerdem  frei  phantasiert.  Wenigstens 
können  wir  dies  an  einem  Punkte  wahrscheinlich  machen.  Die 
Worte  S.  178,  13  fieta  r?]v  xaraXvoiv  ttjq  \Ig6vqicqv  ßaouziac 
za&aiQefreiöng  (HS  V,  ävaiQe&siörjQ  die  schlechteren  HSS) 
xzQavveov  ßolalc.  wirken  sehr  befremdend,  aber  sie  sind  m.  E. 
veranlaßt  worden  durch  Konstantin  e.  Arium  (ap.  Gelas.  Migne 
85,  1345  C)  co    to).u)]q  vjio  xiQavvwv  d^iag  xafrcuQt&fjvai  K 

*  # 

In  den  Rahmen  des  Ganzen  passen  die  Abschnitte  sehr 
schlecht,  die  von  der  Weissagung  der  Sibylle  und  von  der  vierten 
Ekloge  Vergils  handeln.  Der  Anschluss  des  zunächstfolgenden 
Gapitels  geschieht  in  der  Weise,  als  ol>  es  in  dem  Vorangehen- 
den gegolten  hätte,  die  Göttlichkeit  Christi  zu  beweisen.  Die 
Prägen  waren  aber  dort  ganz  anders  gestellt. 

Cap.  X  VIII.  Ich  icill  auch  dir  Zeugnisse   der  Fremden    über 


1)  Auf  die  Ähnlichkeit  hat  schon  Plattisch  S.  82  aufmerksam  gemacht 


28 


I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


Christi  Göttlichkeit  anführen.  Die  Erythräische  Sibylle,  welche  sagt, 
daß  sie  in  der  sechsten  Generation  nach  der  Sintflut  geboren  toar, 
war  die  Priesterin  Apollos,  hütete  den  Dreifuss  und  gab  den  Fra- 
genden Orakelantworten.  Sie  wurde  einmal  in  dem  Heiligtum  der 
Götzendiener  ei  angetrieben  und  von  göttlicher  Inspiration  erfüllt  und 
sprach  die  Verse,  durch  deren  ersten  Buchstaben  die  Geschichte  von 
Jesu  Niederkunft  (xareXevöcg)  erzählt  wird. 

Die  Verse  beziehen  sich,  daran  kann  ja  niemand  zweifeln, 
auf  das  jüngste  Gericht,  aber  das  hindert  den  gedankenlosen 
Verfasser  nicht,  sie  von  Christi  Auftreten  auf  der  Erde  handeln 
zu  lassen.  Er  sieht  in  ihnen  eine  Prophezeiung  von  der  Für- 
sorge des  Erlösers  für  uns  (181,  4  —  5  rr\q  kavrov  jcsql  r\no3v 
jtQOfirj^siccg). 

Wie  kam  der  Verfasser  überhaupt  auf  den  Gedanken,  die 
Sibyllenverse  in  seine  Rede  einzuführen?  Constantin  beruft  sich 
gegen  Arius  (ap.  Gelas.  Migne  85,  1349  A  ff),  der  behauptet,  daß 
er  das  Libysche  Volk  auf  seiner  Seite  hat,  auf  eine  uralte  grie- 
chische und  römische  Schrift,  auf  die  Erythräische  Sibylle,  die 
vor  dreitausend  Jahren  Libyen  Unglück  und  Verderben  pro- 
phezeit habe  (vgl.  Or.  Sib.  111,  323  ff).  Daß  der  Verf.  der  Oratio 
aus  der  Constantinsurkunde  die  Idee  erhielt,  die  Sibylle  einzu- 
führen, ist  in  Anbetracht  der  übrigen  Beziehungen  der  Oratio  zu 
dieser  Urkunde  wahrscheinlich.  Aber  während  es  ganz  natür- 
lich war,  daß  Constantin  in  dem  genannten  Zusammenhange 
die  Sibylle  citierte,  ist  das  in  der  Oratio  aufgenommene  Citat 
mit  der  Beschreibung  des  jüngsten  Gerichts  gar  nicht  am  Platze1. 

Die  Angabe  des  Verfassers  S.  179,  8,  die  Sibylle  sage,  daß 
sie  in  der  sechsten  Generation  nach  der  Sintflut  geboren  sei,  ist 
ein  grober  Fehler  des  nachlässigen  Verfassers!    Or.  Sib.  I  283 ff 


1)  Bei  Theophilus  und  Lactanz  fand  der  Verf.  auch  die  Sibylle 
eitiert.  —  Augustinus  kannte  das  Akrostikon  mit  Ausnahme  der  letzten 
Strophe,  der  Sravpög-Stroiphe.  An  diese  Strophe  schliessen  sich  einige 
Verse,    die  sich  auf  das  Kreuz  beziehen  und  mit  diesem  Verse  anfangen: 

8v  Mcoorjg  ivvTtcoas  nQOXEivag  üXsvccg  ayvag.  Daraus,  daß  Firmicus 
Maternus  (ein  jüngerer  Zeitgenosse  von  Constantin)  Cap.  21,  6;  27,  3 
auch  davon  spricht,  wie  Moses  expansis  (vel  extensis)  manibus  das  Bild 
des  heiligen  Kreuzes  darstellt,  darf  man  nicht  schliessen,  daß  er  sich  auf 
die  Sibyllinischen  Verse  bezieht.  Schon  bei  Justinus  Dial.  c.  Tryph.  90 
linden  wir  dieselbe  symbolische  Deutung  der  Gebärde  Mosis  (M.  rjv/jto 
S-eöj  zag  xetQag  e^arigcog  ixnezf'caag. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  -K) 

sagt  die  Sibylle  so  deutlich  wie  möglich,  daß  sie  zur  sechsten 
Generation  nach  Adam  {yevtd-lrj  .  .  txrrj  .  .,  fgore  jiQciTOjrl.aörog 
avrjQ  yever)  gehörte ,  und  daß  sie  als  Frau  von  einem  der 
Söhne  Noes  in  der  Arche  gewesen  (288  txrpvyov  autvv  oXtd-Qov, 
jtolla  xlvöcoviödüöa  övv  tficp  jtoösi).  Unser  Verf.  hat  die 
Sibyllinischen  Verse  ganz  flüchtig  gelesen. 

Cap.  XIX.  Die  Meisten  sagen  aber,  daß  eine  Erythräische  Sibylle 
freilich  existiere,  die  Verse  dagegen  habe  ein  christlicher  Dichter  ver- 
faßt, und  sie  werden  für  Weissagungen  der  Sibylle  ausgegeben,  diese 
nützlichen  Mahnungen  zur  Tugend.  Aber  die  Unsrigen  haben  die 
Chronologie  genau  untersucht,  so  daß  niemand  behaupten  kann,  daß 
das  Gedicht  nach  Christi  Niederkunft  und  Gericht  verfaßt  worden 
sei,  und  daß  es  eine  Lüge  sei,  daß  die  Verse  vor  langer  Zeit  von 
der  Sibylle  ausgesprochen  worden  sind.  Denn  Cicero  hat  die  Verse 
ins  Lateinische  übersetzt  und  seinen  Schriften  einverleibt.  Cicero 
wurde  unter  Antonius  getötet,  dieser  wurde  besiegt  von  Augustus, 
der  56  Jahre  Kaiser  tuar.  Sein  Nachfolger  wurde  Tiberius,  >zu 
welcher  Zeit  die  Erscheinung  (jiagovöia)  Christi  aufleuchtete  und  das 
Mysterium  der  heiligsten  Ilcligion  Sieg  gewann  und  die  neue  Nach- 
kommenschaft des  Volkes  aufkam,  wovon,  wie  ich  vermute,  der  vor- 
nehmste Dichter  Italiens  sagt.«- 


Zu  181,  6  —  9  u.  16  —  21.  Die  hier  vorkommende  Angabc 
betreffs  Cicero  ist  sehr  befremdend.  Wenn  man  an  einigen 
früheren  Stellen  Bedenken  tragen  konnte,  Lactanz  als  Quelle  an- 
zugeben, so  kann  hier  kein  berechtigter  Zweifel  aufkommen,  daß 
der  Verf.  folgende  Stelle  bei  Lactanz  benutzt  und  verdreht:  Div. 
inst.  IV  15,  26  His  testimoniis  quidam  revicti  solent  eo  confugere, 
ut  aiant,  non  esse  illa  carmina  Sibyllina,  sed  a  nostris  fieta  atque 
composita.  Quod  profecto  non  putabit,  qui  Ciceronem  Varronem- 
que  legerit  aliosque  veteres,  qui  Erythraeam  Sibyllam  ceterasque 
commemorant,  quarum  ex  libris ista  proferimus;  qui  auetores  ante 
obierunt  quam  Christus  seeundum  carnem  nasceretur".  Aber 
setzt,  daß.  Cicero  De  divin.  11  54  (112)  die  mit  Lactanz  doch 
übereinstimmende  Beweisführung  des  Verfassers  veranlaßt  hatte, 
hat  der  Verf.  Cicero  grob  missdeutet,  denn  Cicero  sagt  ganz  all- 
gemein: »Atqne  in  Sibyllinis  ex  primo  versu  cuiusque  sententiae 
primis  litteris  illius  sententiae  Carmen  omne  praetexitur«, 

181,  14.  Der  Verf.  will  beweisen,  daß  die  von  ihm  citierten 


30  !•  A-.  Heikel.  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin- Schriften  etc. 

Verse  der  Sibylle  nicht  »nach  Christi  Niederkunft  und  Ge- 
richte.)« verfaßt  worden  sind.  Der  griechische  Ausdruck  ist  fiera  ttfP 
tov  XgiöTOv  xafroöov  xal  xglötv.  Hier  kann  xa&odog  natürlich 
nichts  anderes  bedeuten  als  Christi  erste  Ankunft.  Was  bedeutet 
aber  xglöig?  Wenn  man  in  Betracht  zieht,  daß  in  den  Sibylli- 
nischen  Versen  xglöig  und  xglvsiv  (179,  19.  21.  24)  vorkommen, 
versteht  man  leicht,  wie  xglöig  durch  Gedankenlosigkeit  auch 
hierher  geraten  ist.  xglöig  von  der  »Verurteilung«  Christi  zu 
verstehen,  wird  in  keiner  Weise  durch  den  Zusammenhang 
motiviert  und  würde  eine  große  Härte  des  Ausdruckes  voraus- 
setzen. Es  müßte  doch  wenigstens  fteza  xr\v  tov  XgiöTOv 
xa&odov  xal  t?]v  xqlölv  (oder  lieber  tov  &avaxov)  avvov  heißen, 
nicht  post  Christi  descensionem  et  iudicium,  sondern  wenigstens 
post  Christi  descensionem  et  iudicium  eius.  xglöig  wird  in  der 
Bedeutung  » Eicht erspruch  über  jemand«,  »Verurteilung  jemandes« 
mit  nachfolgendem  Genetiv  verwendet.  In  Anbetracht  des  bloßen 
xartZavöig  179,  18;  184,  3  wäre  man  versucht,  xal  xglöiv  als 
falschen  Zusatz  aus  dem  Texte  zu  entfernen;  aber  bei  unserem 
Autor  muß  man  eben  mit  den  Gedankenlosigkeiten  vorlieb 
nehmen. 

* 

181,  23  ff.  Zu  der  vierten  Ekloge  Vergils.  Es  ist  wahr- 
scheinlich, daß  der  Verfasser  der  Rede  irgendwo  bei  Constantin 
(ob  in  der  von  Euseb  der  Vita  angehängten  Rede  ?)  eine  Äußerung 
über  die  Beziehung  der  Ekloge  Vergils  auf  Christus  gefunden 
hat  (den  Gedanken  hätte  der  Kaiser  z.  B.  durch  Lactanz  kennen 
lernen  können);  sonst  ist  diese  ausführliche  Beschäftigung  mit 
dem  Gedichte  schwer  verständlich.  Aber  der  Verf.  hat,  wie 
sonst,  die  Angaben  seiner  Quellen  weiter  ausgesponnen  und 
sorglos  verändert.  Von  einem  gewissenhaften  Referate  einer 
Vorlage  ist  ja  bei  ihm  nie  die  Rede.  Was  Constantin  von  der 
Ekloge  geäußert,  ist-  also  unmöglich  zu  sagen.  Die  Art,  in 
welcher  der  Verf.  die  Worte  Vergils  wiedergibt  und  interpretiert, 
wdrkt  geradezu  verblüffend. 

Wenn  der  Kommentar  Spuren  einer  Benutzung  des  latein- 
ischen Originals  des  Gedichtes  zeigt,  ist  das  noch  kein  Beweis 
dafür,  daß  der  Kommentar  ursprünglich  zu  dem  lateinischen 
Original  gemacht  worden  ist.  Denn  das  Original  war  natürlich 
med    Verfasser   bekannt,    da    er  ja    die  Ekloge    ins  Griechische 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  ;j] 

übersetzt.  Daß  er  dies  selbst  getan,  ist  in  Anbetracht  der  Be- 
schaffenheit der  Übersetzung  das  Wahrscheinlichste  (denn  er 
hat  alle  seine  Quellen  verdreht),  oder  wenn  er  auch  eine 
von  einem  anderen  verfertigte  Übersetzung  benutzt  hätte, 
kann  er  doch  beim  Abfassen  des  Kommentars  das  Ver- 
gilische  Original  zur  Hand  gehabt  haben.  Aus  des  Verfassers 
Kenntnis  des  lateinischen  Originals  kann  man  also  mit  nichten 
schließen,  daß  der  Kommentar  ursprünglich  lateinisch  geschrieben 
war.  Aber  wenn  es  Stellen  in  dem  Kommentar  gibt,  die  sich 
nur  auf  die  griechische  Form  des  Gedichts  beziehen,  so  ist  es 
klar,  daß  der  Kommentar  in  der  vorliegenden  Form  nicht  aus 
einem  lateinischen  Original  stammt.  Die  Interpretationsweise 
des  Verfassers  ist  indessen  so  willkürlich  und  hängt  so  wenig 
von  dem  wirklichen  Wortlaute  des  Textes  ab,  daß  ein  solcher 
Beweis  in  vielen  Fällen  nicht  mit  absoluter  Sicherheit  geführt 
werden  kann.  —  Worauf  es  aber  vor  allem  ankommt  und  was 
beweist,  daß  die  Ekloge  in  dem  vermuteten  lateinischen  Ori- 
ginale der  Oratio  nicht  mit  denjenigen  Versen  und  in  dem  Um- 
fange hat  verwertet  werden  können,  wie  sie  in  unserem  grie- 
chischen Text  vorliegt,  ist  der  Umstand,  daß  nur  die  griechische 
Form  verschiedener  Verse  eine  christliche  Interpretation  erlauben. 
während  die  ursprüngliche  Vergilische  Form  dafür  unbrauch- 
bar ist. 

181,  2(>.  Durch  den  Ausdruck  fisyaXtjv  (pariv  vfivrjOoifjev 
(qxxTtv  =  die  Verkündigung  von  Christi  Ankunft  und  dem  da- 
durch bewirkten  neuen  Zeitalter)  wurde  der  erste  Vers  der  Ekloge 
eine  vortreffliche  Einleitung  zum  Ganzen,  während  der  Vers  in 
seiner  ursprünglichen  Form  paulo  maiora  canamus  ganz 
unpassend  gewesen   wärt1. 

L81,  2^  sprnhi  der  Grieche  von  einer  Erfüllung  der  Weis- 
Bagung  der  Cnmäischen  Sibylle.  Das  Vergilische  »letzte  Welt- 
alter« (ultima  aetas)  hätte  eine  Vorstellung  eingeführt,  di 
die  sonstige  Auffassung  des  Autors  streitet,  denn  das  Zeitalter 
Christi  wird  nichi  als  «las  letzte  Zeitalter  des  Kienschengeschlechts 
aufgefaßt  (vgL  1^2.  9).  Ebenso  verhält  es  sieh  mit  Ecl.  \.  6 
redeunt  Saturnia  regna.  Der  Ausdruck  Saturnia  war  an- 
stössio;:  der  Verf.  konnte  natürlich  nicht  zugeben,  daß  es  ein 
glückliches  Zeitalter  unter  der  Regierang  eines  Satamus  gegeben 
hätte,    da    er  ja    überhaupt    von    einem    glücklichen  Urzustände 


32  1-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

des  ganzen  Menschengeschlechts  nichts  wissen  will.     Die  Worte 
werden  darum  von  unserem  Verf.  durch  ayovo    egarov  ßaöi/Lfja 

ersetzt. 

Ecl.  v.  7  heißt  es:  iam  nova  progenies  coelo  demittitur 
alto.  Daraus  konnte  der  Verf.  nichts  Kechtes  machen,  denn  das 
neue  Menschengeschlecht  stammte  nicht  aus  dem  Himmel,  sondern 
die  Menschen  wurden  durch  Christi  Ankunft  sittlich  neu  ge- 
schaffen. Der  Vers  mußte  umgemodelt  werden,  und  darum 
sagte  der  Verf.,  daß  nach  Christi  Erscheinung  (181, 24)  via  jiXr/&vg 
ccvöqojv  8<paav&r],  »auftrat«  (181,  22  via  rov  örjfiov  diadoxrj', 
183,  22  veolaia  yivva). 

Während  die  griechischen  Verse  ohne  viele  erklärende  Worte 
sich  christlich  auffassen  lassen,  würden  die  lateinischen  Verse, 
von  denselben  kurzen  Notizen  begleitet,  keinen  christlichen  Ein- 
druck machen. 

Ecl.6:  iamredit  et  virgo,redeunt Saturniaregna,  182,5 
f'j/csi  jiagfrivog  av&ig  ayovo  egarov  ßaoi)S]a,  was  in  dieser 
Weise  kommentiert  wird:  »Wer  ist  wohl  die  zurückkehrende 
Jungfrau?  Doch  die  von  dem  heiligen  Geiste  voll  und  schwanger 
gewordene.  Aber  nichts  hindert  daß  die  von  Gottes  Geist 
schwanger  gewordene  eine  Jungfrau  stets  war  und  verblieb.  Aber 
sie  wird  zum  zweiten  Male  zurückkehren,  wann  auch  Gott 
zum  zweiten  Male  kommt  und  die  Welt  erleichtert«.  Der 
Kommentar  des  Verf.s  bewegt  sich  sehr  frei.  »Bringen  den 
lieblichen  König«  scheint  in  der  Weise  ausgelegt  worden  zu 
sein,  daß  »bringen«  durch  xal  jtaoayevofiEvog  (Z.  10),  »König« 
durch  &eog  (Z.  9),  »lieblich«  durch  rr/v  olxovfievrjv  ijttxovcpiön 
zum  Ausdruck  kommt. 

Ecl.  10:  Casta  fave  Lucina  ist  in  einem  lateinischen  Ori- 
ginal unmöglich  gewesen.  Es  würde  involvieren,  daß  eine  Göttin 
Lucina  vom  Verf.  anerkannt  wird  und  daß  um  ihren  Schutz 
für  das  Christuskind  gebetet  wird.  Durch  einen  Kommentar 
hätte  der  Ausdruck  natürlich  umgedeutet  werden  können,  aber 
ein  solcher  liegt  zu  der  Stelle  nicht  vor.  Der  griechische  Text 
machte  jede  kommentierende  Erklärung  unnötig,  denn  die  Him- 
melskörper konnten  ja  aufgefordert  werden,  den  Neugeborenen 
zu  verehren  (cpaeo<poQS  ^rjvn  jtQOGxvvet). 

182,  18   Von  Christi  Göttlichkeit  und  seiner  Wirksamkeit  konnte 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  ;;:; 

der  Dichter  nicht  ausdrücklich  sprechen,    denn    dadurch  wäre    er    in 
Streit  mit  der  römischen  Religion  geraten. 

Dieser  Gedanke  setzt  mit  nichten  eine  ausdrückliche  Er- 
wähnung römischer  Götter  (Saturnus,  Lucina)  im  Texte  voraus! 

182,  25  Er  {der  Dichter)  sagt,  daß  man  dem  Neugeborenen 
Altäre  errichten,  Tempel  anschaffen  und   Opfer  vollbringen  muf>. 

Dies  hat  keine  Parallele  in  der  Ekloge,  weder  in  der  la- 
teinischen noch  in  der  griechischen  Fassung  derselben.  Also  ein 
neuer  Beweis  für  die  Unzuverlässigkeit  des  Autors! 

Cap.  XX.  S.  183,  1.  —  2  ersetzen  Ecl.  15  ille  deüm  vitam 
aeeipiet  divisque  videbit  permixtos  heroas,  die  in  dem 
supponierten  lateinischen  Originale  nicht  haben  stehen  können. 
Der  Singular  &eov  des  griechischen  Textes  hat  das  Anstössige 
entfernt l. 

183,  4  ff,  Ecl.  17 — 45.  Das  idyllische  Gemälde,  das  diese 
Verse  zeichnen,  ließ  sich  fast  unverändert  in  den  Text  der  Rede 
übernehmen.  Aber  die  ganze  Schilderung  wäre  bedeutungslos, 
wenn  nicht  die  vorangehenden  Verse  auf  Christus  bezogen  worden 
wären.  Aber  in  der  lateinischen  Form,  ohne  einen  anders  ge- 
stalteten Kommentar  als  der  uns  vorliegende,  hatten  die  Verse 
einen  ausgeprägt  heidnischen  Charakter. 

183,  8  »Ein  wunderbarer  Mann,  mit  aller  Bildung  ausgerüstet, 
der  die  Roheit  der  damaligen  Zeiten  genau  wußte  und  sagte*  —  es 
folgen  Ecl.  21  —  22,  im  Griechischen  mit  drei  Versen  (Z.  10  —  14) 
wiedergegeben.  Die  logische  Verbindung  zwischen  den  einleiten- 
den  Worten  und  den  auf  sie  folgenden  Versen  ist,  wie  so  oft 
bei  unserem  Verf..  schlecht  und  wird  durch  eine  Heranziehung 
des  lateinischen  Textes  auch  nicht  besser.  Der  Gedanke  wird 
ungefähr  der  sein:  die  Ankunft  Christi  hat  die  früheren  rohen 
Zeiten  in  eine  Periode  lieblichen  Friedens  verwandelt,  so  daß 
die  Glaubenden  die  heidnischen  Herrscher  nicht  mehr  zu  furchten 
brauchen.  Es  liegt  eine  Vergleichung  der  Zeit  Christi  und  der 
Zeit  Constantins  vor.     Vgl.  S.   155,  4 ff  mit  155,  lSff  (oben   S.  5), 

183,  17 — 10  (Ecl,  23,  25)  liegen  im  Griechischen  in  ver- 
derbter Textgestalt  vor.  und  eine  Vergleichung  mir  dem  latein- 
ischen   Texte    ist   darum    schwierig.      Da   es  im    Kommentar    L83, 

1)  Der  Platz  von  SrjJiaö^  tovj:  öixalovq  macht  es  wahrscheinlich,  dal)  wir 
hierein  Glossem  vor  uns  haben,  das  von  184,  22  hierher  versetzt  worden  ist. 

Texte  and  rntersuehungen  ete.  B6,   i.  3 


34  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

21  heißt,  daß  >die  Windeln  des  Gottes,  d.  h.  die  Kraft  des  heiligen 
Geistes  dem  neuen  Geschlecht  wohlriechende  Blumen  verlieh«, 
kann  dies  nicht  auf  den  lateinischen  Text  mit  tibi  (tibi  sc.  puer) 
zurückgehen,  sondern  der  Kommentar  gilt  dem  absichtlich  ver- 
änderten griechischen  Text  (17 — 19),  wovon  der  Dativ  entfernt  ist. 
Die  Verse  183,  17  u.  18  sind  wahrscheinlich  in  dieser  Weise 
herzustellen : 

.  .  oXXvzai  (jiXrf) 

Aoiyiog  'Aoovgicop,  daXXei  xaza  ztfijce    äfiwfiov. 

Hiermit  stimmt  der  Kommentar:  184,  13  ccjiojXszo  xal  zb 
zoov  'Aöovq'uqv  yivog,  184,  14  aviönv  xal  jtainayov  geht  auf 
xaza  TSfiJie    (»in  den  Tälern«)  zurück. 

184,  1  Die  Schlange  verleitete  die  Sinne  der  zuerst  geschaffenen 
Menschen  von  der  angeborenen  Enthaltsamkeit  von  Begierden  (ich 
suppliere:  za>v  ajcifrvfiiaiv  syxQctzelac,  vgl.  168,  30;  190,  1,  Plat. 
Kesp.  430  E)  zu  dem  Genuss  der  Vergnügen,  damit  sie  das  über  sie 
verhängte  Verderben  kennen  lernten.  Denn  [Logik?]  vor  der  Nieder- 
kunft des  Heilands  zerbrach  die  Unkenntnis  (ayvota  Wendland,  ayvoia 
die  IiSS)  von  der  Auferstehung  der  Gerechten  x  die  Seelen  der  Men- 
schen, die  sich  auf  keine  gute  Hoffnung  stützten',  aber  als  er  gelitten, 
und  für  einige  Zeit  der  umgebende  Körper  von  der  Gemeinschaft  des 
heiligen  Geistes  geschieden  war,  wurde  den  Menschen  die  Möglichkeit 
der  Auferstehung  offenbar.  Der  zurückstehende  Schmutz  wurde 
durch  die  Taufe  abgewaschen. 

184,  6  jzafrovzoc  de  avzov  xal  jrgbg  xaigbv  zov  jiegize- 
devzoq  öcofiarog  yojgiG&tvzog  Ix  zr\g  xoivcovlag  zov  ayiov 
jtvevfiazog.  Dieser  derbe  Ausdruck  ist  wohl  auf  die  Worte 
»mein  Gott,  mein  Gott,  warum  hast  du  mich  verlassen«,  zu  be- 
ziehen; denn  zb  aytov  (freiov)  Jtvevfia  wird  in  der  Or.  mit 
»Gott«  gleichgesetzt.  Vgl.  (164,  8);  177,  11;  182,  7  u.  8;  183, 
21;  187,  13.  Diesen  unbestimmten  Sinn  hat  der  Ausdruck  auch 
in  den  Constantins-Urkunden :  im  Sermo  ad  s.  Synodum  ap.  Gelas. 
Migne  85,  1236  D  und  in  dem  Schreiben  c.  Arium  et  Arianos 
Migne  85,  1347  C  u  zb  jrvevfia  z?]g  aiöibznrog  ev  zw  vjtege- 
yovzi  Xoyop  ysyevvfjö&at  Xeyeig,  öeyo^ar.  Gottes  Geist,  d.  h. 
Gott  wohnte  in  einem  Körper,  in  dem  Logos. 


1)  Daß  hier  die  Auferstehung  des  Fleisches  gelehrt  wird,  dürfte  man 
kaum  behaupten  können. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  35 

1S4,  20,  Ecl.  26  heroum  laudes  wird  zuerst  ganz  richtig 
mit  riQGHDV  dgerdg  übersetzt,  sodann  im  Kommentar  weniger 
richtig  mit  rjgojojv  kjtalvovq,  in  welchem  Ausdruck  die  latein- 
ische Vorlage  hindurchschimmert.  Diese  Inaivoi  werden  so- 
dann als  toya  und  die  jtarQog  toya  wieder  als  dgerai  bezeichnet, 
woraus  man  wieder  sieht,  daß  man  auf  Grund  des  Wortlautes 
des  Kommentars  keine  sicheren  Schlüsse  ziehen  kann  betreffs 
des  genauen  Wortlautes  des  zu  Grunde  liegenden  Textes. 

In  demselben  Verse  wird  das  wenig  sagende  facta  parentis 
»die  Taten  des  Vaters«   ausgetauscht  gegen  134,  20: 

JKZTQOq    TS    USy'löTOV 

"Egy  vjtEQTjvoQlijöL  xexctöiitva  navra, 
»alle  durch  Übermännlichkeit  (etwa = Göttlichkeit)  ausgezeichneten 
Taten  des  größten  (höchsten)  Vaters«.  Durch  diese  Veränderung 
des  Originals  wurde  es  dem  Verfasser  möglich,  im  Kommentar 
diese  Taten  oder,  wie  es  jetzt  heißt,  agerai  als  die  Weltschöpf- 
ung, die  Weltordnung  und  die  christliche  Kirche  zu  deuten. 

1S4.  2(>  » Wunderbar  ist  auch  der  Zuwachs  des  zwischen  Gut 
Ki/d  Böse  stehenden  Lebens  zu  einem  Gott  geweihten  Zustande 
(dvsLfitvov  der  HS  V  richtig,  =  Gott  geweiht),  indem  es  (das  Leben) 
das  Plötzliche  einer  unmittelbaren    Veränderung  verschmäht: 

jiQojxa  ulv  av&SQixcov  $cw&ojv  rjyovro  aXooai  (Ecl.  2^ 
molli  paulatim  flavescet  campus  arista).  d.  h.  du  Frucht 
des  göttlichen   Gesetzes  wurde  zum  Gebrauch  geführt*. 

Der  griechische  Vers  ist  offenbar  verdorben.  Der  Fehler 
wird  wohl  nicht  in  /'/yovro  liegen,  das  ziemlich  gut  durch  das 
folgende  r}y&xo  geschützt  wird.  Aber  als  Subjekt  zu  rjyovro  ist 
alcocti  nicht  möglich;  dagegen  wäre  ijyovro  dkcodz  (Acc.  loci) 
eine  gute  epische  Construktion.  Was  ist  aber  Subjekt?  Wahr- 
scheinlich ein  Wort,  wozu  dvfregixcov  £,ccvfrcöv  gehört:  »die  ersten 
[ptQmxa)  von  den  gelben  Ähren«  wäre  wohl  möglich,  aber  der 
Kommentar  ist  so  kaum  verständlich.  Ich  schlau'.'  ßgeord  vor: 
»die  genießbaren  von  den  gelben  Ähren  wurden  zu  der  Tenne 
geführt«, 

ßgeord  fihv  avd-egixwv  gavdwv  r\yovxo  dXcot 
wozu  der  Kommentar  (184,  30)  sich  passend  anschließt 

L85,  1  u.  3  Die  Erklärung  dieser  \Yr-  EcL  29,  30)  hat 
dem  Verfasser  offenbar   große  Schwierigkeiten   gemacht,  und  er 


36  1-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Scliriffceii  etc. 

legt  (185,  4  —  6)  zwei  Interpretationen  vor.  Wie  die  Verse,  die 
griechischen  oder  lateinischen,  die  7]liftibxr\g,  die  Torheit,  aus- 
drücken sollen,  ist  nicht  ersichtlich* 

185,  19 ff.  Der  Kommentar,  worin  wir  ja  keine  wörtliche 
Wiederholung  der  Verse  zu  suchen  haben  —  obgleich  auch 
solches  vorkommt  —  und  der  nicht  sprachlich,  sondern  sachlich 
ist,  passt  ebenso  gut  zu  der  griechischen  als  zu  der  lateinischen 
Form  der  Verse. 

185,  23  [leyiörov  jrarQog  scheint  auf  184,  20  zurückzugehen. 

185,  25,  Ecl.  37  Hinc  ubi  iam  firmata  virum  te  fecerit 
aetas.  Diesen  Vers,  der  nur  sagt  »wenn  das  kräftige  Alter  dich 
zum  Manne  gemacht«,  hat  der  Verfasser  ausgetauscht  gegen 
?A11  oxav  rjvoQerjg  (dqtj  xcu  xagnbg  lxtjtcu,  »wenn  die  Zeit 
und  die  Frucht  (das  Werk)  deiner  Manneskraft  gekommen  ist«, 
wodurch  er  es  sich  möglich  gemacht  hat,  die  folgenden  Verse  (186, 
lff),  die  von  dem  neuen  friedlichen  Zustande  in  der  Welt  handeln, 
durch  diese  erklärenden  Worte  einzuleiten  (185,  26):  »wenn  er 
Mann  geworden,  die  das  Menschenleben  umgebenden  Übel  von 
Grund  aus  vernichtet  und  die  ganze  Erde  mit  Frieden  ge- 
schmückt hat«. 

186,  9,  Ecl.  49  cara  deüm  suboles,  magnum  Jovis 
incrementum,  hätte  natürlich  in  der  lateinischen  Ausgabe,  wenn 
eine  solche  existierte,   nicht  stehen  können,    der  Grieche  spricht 

VOn    JiaTTjQ    £QlßQ6fl£T7]q. 

186,  10  — 12  werden  durch  186,  18  xoöfiov  xr\xcbevxog  oga 
xal  xwv  öTOixelwv  amavxcov  xagav  interpretiert.  Die  latein- 
ischen Verse  sind  deutlich  und  erheischten  keine  Erklärung,  die 
griechischen  sind  ungeschickt  abgefaßt  und  eine  Explikation 
war  erwünscht.  186,  10  ist  wohl  mit  den  HSS  IME  ogav  in 
imperativischer  Bedeutung  zu  lesen. 

186,  13  Es  ist  nicht  unmöglich,  daß  der  Verf.  elfte  (»Ach«) 
mit  Imperativ  statt  mit  Optativ  verbunden  hat,  warum  ich  den 
Vers  in  nahem  Anschluss  an  die  HSS  lese: 

Elfte  fie  yrjQaleov  ^wovr    e%e  vrjöv^og  löxvg. 

Der  Dichter  sagt:  er  ist  schon  alt,  aber  möge  er  noch  am 
Leben  bleiben.  Dazu  stimmt  auch  der  Kommentar  186,  26,  wo 
gesagt  wird,  daß  der  Dichter  wünscht,  daß  das  Ende  seines 
Lebens  verlängert  werde.  Doch  kann  auch  das  lateinische 
maneat  pars  ultima  vitae  dem  Dichter  vorgeschwebt  haben. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  37 

Cap.  XXI.  186,  21  ff  stimmt  der  Kommentar  (yrjv  äöJtaQtov 
xal  avrjQOTOv  xal  tt\v  ye  auxtlov  fir/  tjitjzoxrtlv  xr\v  ÖQejtavov 
dxuyv)  so  nahe  überein  mit  der  griechischen  Form  der  Verse 
(ISO.  ?>  u.  4),  daß  das  supponierte  lateinische  Original  bedeutend 
anders  hätte  aussehen  müssen,  da  die  lateinischen  Verse  denselben 
Gedanken  in  ganz  anderer  Form  ausdrücken.  —  Nach  den  soeben 
citierten  Worten  fügt  der  Verf.  noch  hinzu:  [zrjöh  ttjv  aXhjv 
Intuiluav ,  was  weder  durch  die  griechischen  noch  durch  die 
lateinischen  Verse  motiviert  ist. 

187,  1  Als  Beweis  dafür,  daß  man  von  Gott  Leben  und 
Erlösung  zu  bitten  pflegt,  wird  eine  Äusserung  der  Erythräischen 
Sibylle  angeführt.  Derartige  aus  einer  zufälligen  Gedankenkom- 
bination unseres  Verfassers  stammenden  Notizen  kommen  auch 
sonst  in  der  Rede  vor.  In  irgendwelchem  Zusammenhang  mit 
dem  Gedichte  Vergils  hat  der  Verf.  diese  episodische  Bemerkung 
nicht  gebracht,  und  alle  diesbezüglichen  Auseinandersetzungen 
sind  gegenstandslos. 

187,  6  —  14  Diese  Partie  bietet  bedeutende  Schwierigkeiten. 
Es  wird  das  Beste  sein,  den  ganzen  Abschnitt,  so  wie  ich  ihn  fasse, 
zuerst  zu  übersetzen  und  dann  die  einzelnen  Stellen  näher  zu 
besprechen. 

»Beginn  deine  treue  Mutter,  wenn  du  sie  lächeln  siehst,  zu  er- 
kennen. Denn  sie  trug  dich  viele  Jahre.  Gegen  dich  lächelten  die 
Elü  rn  keineswegs  als  gegen  einen  Vergänglichen  (=  einen  Mensehen). 
Du  berührtest  keine  Betten,    du    kanntest   nicht  üppige  Gastmähler*. 

iZ.  10)  *Wie  hätten  nicht  {ovx  statt  yag  der  HSS)  gegen  diesen 
du  Eltern  gelächelt!  Er  uar  ja  ihr  Gott,  eine  qualitätslose  Kraft, 
ohne  Gestalt,  in  dem  Umrisse  des  I "beigen  (vielleicht  oZ<Di>:  des 
Ganzen),  nicht  in  dem  eines  menschlichen  Körpers  existierend.  Da/> 
mit  Liebesgenuss  der  heilige  Geist  (=  Gott)  unbekannt  ist.  wer  weiss 
das  uicJä.  Welche  Begierde  und  welches  Trachten  ist  in  der  Gesinn- 
ung des  Guten,  wonach  alte  streben?  Tlrt.s'  iiat  Weisheit  und  Wol- 
lust überhaupt  gemein?«. 

Wenn  wir  in  IST,  0  die  Lesart  von  Valois  (isiöiocaöav 
(statt  usiötär  mq  äv  oder  geidiocov  coi  av  der  HSS).  die  durch 
das  Lateinische  Original  gestützt  wird,  als  richtig  anerkennen 
und  nach  meinem  Vorschlage  Z.  8  l(prjp£Qlcp  y  statt  itpnfieQimq 
lesen,  werden  die  Verse  gut  verständlich,  aber  diese  Veränderungen 
fordern  auch,  daß  im  Kommentar  (Z  L0)  ovx  statt  yag  geschrieben 


38  L  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  zu  d.  Constantin- Schriften  etc. 

wird.  Denn  wenn  in  dem  Gedichte  gesagt  wird,  daß  die  Mutter 
gegen  das  Kind  lächelte,  und  daß  die  Eltern  gegen  ihn  lächelten, 
so  ist  offenbar,  daß  es  im  Kommentar  nicht  heißen  kann:  »Denn 
wie  hätten  gegen  diesen  die  Eltern  gelächelt!«  sondern:  »Wie 
hätten  nicht  gegen  diesen  die  Eltern  gelächelt«.  Bei  dieser  Auf- 
fassung muß  sich  das  Folgende  auf  den  Knaben  beziehen,  was 
auch  durch  die  Voranstellung  und  die  dadurch  bewirkte  Be- 
tonung des  rovxov  bewiesen  wird.  Der  Knabe  wird  als  Gott 
bezeichnet,  dem  keine  menschliche  Eigenschaft,  Gestalt  oder 
Hülle  zukommt.  In  seiner  Freiheit  von  menschlichen  Begierden 
ist  er  als  heiliger  Geist  (=  Gott,  vgl.  oben  S.  34)  und  als  das 
höchste  Gut  gekennzeichnet  K 

Der  Verf.  der  Rede  hat  den  letzten  Versen  der  Ecloge  eine 
Form  gegeben,  wodurch  das  Gedicht  mit  einer  Verherrlichung 
der  Göttlichkeit  des  Knaben  endet.  Der  erste  Vers  (187,  6) 
schließt  sich  noch  nahe  an  das  lateinische  Original  an.  Aber 
der  folgende  Vers  der  Ecloge  (v.  61)  matri  longa  decem 
tulerunt  fastidia  menses  mit  seiner  realistischen  Farbe  hat 
einer  Darstellung  Platz  gegeben,  wodurch  wir  in  einen  über- 
menschlichen Kreis  versetzt  werden.  Das  Kind  war  im  Mutter- 
leibe mehrere  Jahre  (Xvxaßag  wird  auch  auf  spätgriechischen 
Münzen  als  Ausdruck  von  »Jahr«  verwendet).  —  Die  zwei  letzten 
Verse  des  Originals  mit  ihren  mythologischen,  grob  sinnlichen 
Vorstellungen  (cui  non  risere  parentes,  nee  deus  hunc 
mensa,  dea  nee  dignata  cubili  est)  mußten  ganz  umgemodelt 
wrerden:  es  war  kein  vergängliches  Menschenkind,  gegen  das 
die  Eltern  lächelten;  es  war  aller  menschlicher  Begierde  und 
Genüsse  frei  —  also  der  gerade  Gegensatz  von  dem,  was  in  dem 
lateinischen  Original  angedeutet  wird! 

Zu  187, 11  ev  jctgiygay/fl  de  aXXcov  (oder  oZcov),  ovx  avftQw- 
jilvov  6h  GcofictTog  vgl.  Constantin  c.  Arium  ap.  Gelas.  Migne 
85,  1352  B  oh  (sc.  Christum)  rr/g  cc<pcoQi6[i£v?ig  xa&tÖQag  xvxlv> 
jzzQLfQatpsiv  xolfia  (sc.  Arius).    Dieser  klare  Gedanke  ist  in  der 


1)  Es  ist  mit  Bezug  auf  deus  und  dea  bei  Vergil  die  eigentümliche 
Auffassung  vorgeführt  worden,  daß  o  ftev  (Z.  10),  »der  eine«,  den  Vater 
es  Kindes  bezeichne,  [das  zu  erwartende  //  de],  die  Mutter  sei  durch  das 
Verhältnis  des  heiligen  Geistes  bei  der  Zeugung  ausgedrückt.  —  Nach 
dieser  Auffassung  bezeichnet  also  Q-zoq  den  heiligen  Geist,  Mxtqwv  aneigov 
tö  ayiov  nvevfjLa  die  Mutter! 


J.  Die  Rode  an  die  heilige  Versammlung.  39 

Rede  durch  einen  geschraubten  Ausdruck  verwischt  worden.  — 
Etwas  weiter  unten  in  demselben  Schreiben  (1352  C)  liest  man: 
tpaQfioöov  vvv ,  st  ör/  xoZfiäg,  ecpagfioGov  reo  &E(ß  xal  to 
tvZaßeföirai  xal  rb  epoßtlo&ai . .  ölcoq  rb  xtQJteöfrai,  xb  yeläv,  xo 
Xvjtslödai,  was  auf  187,  12  hat  einwirken  können.  —  187,  13  — 
I  1  finden  wir  wieder  (wie  156,  9)  die  Phrase  aus  Arist.  Eth. 
Nik.  I,  1. 

Zu  187,  11  ajiotoq  övva^iig  xal  döxr/fiäxiöxog  fihv  ..  kann 
man  Clem.  Alex.  Strom.  V,  14,  90  vergleichen:  löxwoav  ovv 
t?]V  xa'lovfttvrjv  vXnv  djiotov  xal  döx^^dxtaxov  Xsyoueytjv  jiqo- 
avxcov  (sc.  xmv  (piZooocpcov). 

Zu  187,  14  tl  tfblwg  xoivbv  ooeplcc  xs  xal  ?)öovy  wird  von 
Pfättisch  auf  Plato  Resp.  402  E  hingewiesen:  ooepQoovvyj  xal 
tjöovy  vjzzQßalXovör]  löxt  xtg  xoivwvia; 

Das  Schlussergebnis  betreffs  der  Vergilischen  Ecloge  und 
deren  Interpretation  ist  also  dies.  Der  Kommentar  schließt  sich 
an  die  griechische  Form  der  Verse  an,  wobei  nicht  ausgeschlossen 
ist,  daß  die  lateinischen  Originalausdrücke  dem  Verf.  mitunter 
vorgeschwebt  haben.  Eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Versen 
war  nur  in  der  griechischen  Gestalt  verwendbar,  und  der  Kom- 
mentar ist  nur  aus  ihnen  verständlich.  Wenn  die  christliche 
Deutung  der  Ecloge  dem  Constantin  bekannt  war,  so  hat  er  das  Ge- 
dicht doch  nicht  in  der  Ausdehnung  und  in  der  Form,  wie  es 
in  unserer  Rede  geschieht,  verwenden  können. 

Die  Weise,  in  welcher  der  Verf.  die  Vergilische  Belöge 
verändert  und  umdeutet,  hat  eine  gewisse  Parallele  in  dem  Ver- 
hältnis der  dem  Verfasser  bekannten  und  zu  seiner  Zeit  z.  T. 
noch  im  Flusse  befindlichen  Oracula  Sibyllina  zu  ihren  Quellen. 
Auch  die  Sprache  der  Sibyllinischen  Orakel  kommt,  wie  Pfättisch 
mit  Beispielen  belegt,  in  des  Verfassers  Bearbeitung  der  Belöge 
zum  Vorschein. 


L87,   L5  Aber  dies  überlasse  ich  denen   tu  sagen%  die  nach  ■ 
msn schlichen  Bildung  streben,  aber  die  göttliche  Bildung  nicht  kennen. 

Denn     jene    trollen    mit    ihrer    Bildung    prahlen,    diese    trollen    ihre 
Seele  reinigen.  [Ein   neuer  Ansatz  :|   Aber  dich,  Gottesfurcht  (=  ch 
liehe  Religion) ,    rufe  ich  meiner  Rede  zur  Hilfe.     Dich  verehre  ich; 


40  I-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Scliriften  etc. 

dir  verdanken  wir  unsere  Heilung.  Der  große  Haufe  wendet  sich 
von  dir.     Aber  von  dir  hängt  alles  ab. 

Daß  187,  19  ff  von  einer  durch  Constantin  beseitigten  Un-» 
Ordnung  die  Rede  sei,  darauf  deutet  kein  Wort.  Es  wird  von 
dem  Vorzuge  der  christlichen  Religion,  von  dem  Siege  seiner 
Bekenner  und  von  dem  Untergange  der  Verfolger  gesprochen, 
und  in  diesem  Sinne  kann  man  sagen,  daß  das  Thema  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  Anfangscapitels  jetzt  aufgenommen  und  weiter 
ausgeführt  worden  ist. 

Cap.  XXII.  Ich  verdanke  dir  mein  Glück  und  alles  was  ich 
besitze.  Das  bezeugen  meine  Siege,  das  weiss  die  große  Stadt,  das 
will  [!]  das  Volk  der  lieben  Stadt,  obwohl  sie  sich  einen  umvürdigen 
Führer  erwählt  hatte,  der  bald  ergriffen  wurde,  wie  er  es  verdiente 
wegen  seiner  Taten,  die  ich  nicht  erwähnen  will,  denn  mit  heiligen 
Worten  will  ich  dich  anreden. 

(188,  7)  Aber  ich  will  etwas,  was  nicht  unpassend  ist,  sagen.  Gegen 
dich,  o  Gottesfurcht,  und  gegen  deine  Kirchen  kündigten  die  Tyrannen 
einen  unversöhnlichen  Krieg  an,  und  einige  in  Rom  freuten  sich.  Das 
Kriegs feld  war  fertig,  aber  du  kamst  zur  Hilfe,  und  die  Grausam- 
keiten der  Gottlosen  verliehen  dir  ewige  Ehre.  Die  Henker  wurden 
von  Ehrfurcht  ergriffen  und  verabscheuten  das  Plagen',  die  Fesseln 
lösten  sich,  die  Brenneisen  erloschen,  aber  [sehr  ungeschickt!]  Gottes 
Bekenner  bewahrten  ihre  Festigkeit  und  Freimütigkeit. 

(188,  21)  Was  gewannst  du  also,  Gottloser?  Du  wolltest,  sagst 
du,  die  Götter  ehren.  Aber  wenn  sie  zornig  waren,  wie  du  selbst, 
hättest  du  ihren  Befehlen  nicht  gehorchen  sollen.  Aber  Du  tatest  es 
loegen  des  alten  Glaubens  an  sie.  Ja,  der  Glaube  steht  in  Überein- 
stimmung mit  den  Handlungen,  Du  glaubst  an  Götter,  die  von 
Menschen  gemacht  worden  sind  und  die  menschlicher  Pflege  be- 
dürftig sind. 

Die  einzelnen  Züge  zu  dem  in  diesem  Capitel  gezeichneten 
Bilde  der  Verfolgungen  hat  der  Verf.  wahrscheinlich  bei  Eusebius 
(Historia  Ecclesiastica  und  Vita  Constantini)  gefunden,  aber  ein 
klares  und  gut  zusammenhängendes  Ganzes  hat  er  daraus  nicht 
zu  machen  vermocht. 

188,  1  —  4  spricht  der  Verfasser  offenbar  von  Maxentius,  vgl. 
Vita  C.  26,  3  ff  =  I,  39.  Daß  er  von  dessen  Ende  nicht  sprechen 
will,  motiviert  er  (Z.  5 — 7)  in  ähnlicher  Weise,  wie  Eusebius 
sein    Schweigen   in    Bezug    auf   das  Ende    der  Mitregenten    des 


T.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  4  ] 

Constantius  (S.  19,  6ff=I,  23).  Wenn  er  dann  von  den  Ver- 
folgungen »der  Tyrannen«  spricht  und  sagt,  daß  einige  in  Rom 
sich  darüber  freuten,  und  daß  das  Schlachtfeld  schon  bereit  war. 
als  die  Gottesfurcht  (=  die  christliche  Religion,  der  Gott  der 
Christen)  zur  Hilfe  kam  (vgl.  Vita  C.  24,  16  ff  =  1,  37)  —  muß 
man  glauben,  daß  Maxentius  wieder  vorgeführt  wird,  obgleich 
wir  nach  der  früheren  Darstellung  glauben  mußten,  daß  von 
ihm  nicht  mehr  die  Rede  sein  sollte.  Andererseits  ist  die  Er- 
zählung so  gehalten,  daß  die  Vorstellung  erweckt  wird,  daß 
von  einem  wirklichen  Kriege  nicht  die  Rede  ist,  sondern  von 
Verfolgungen.  Wie  die  Christen  dabei  aushielten,  erinnert  am 
meisten  an  Euseb.  h.  e.  VIII,  14, 13,  wo  von  Maximins  Verfolgung  ge- 
sprochen wird.  —  Eine  große  stilistische  Ungeschicklichkeit  oder 
Gedankenlosigkeit  liegt  darin,  daß  gesagt  wird,  daß  die  Henker- 
und Folterwerkzeuge  ihren  Dienst  versagen,  —  aber  die  Mär- 
tyrer halten  standhaft  aus! 

1S8,  21 — 23  passt  gut  auf  Maximinus  vgl.  Euseb.  h.e.  VIII,  14,9. 

Zu  188,  18  könnte  man  Lact,  de  mortib.  persec.  1<>.  s 
vergleichen. 

Cap.  XX 111.  Vergleiche  unsere  Religion  mit  der  eitrigen.  Hier 
Eintracht,  Liebe,  freundliclie  Mahnungen,  Verehrung  der  Rettung, 
nicht  der  Grausamkeit,  Vertrauen  zu  Gott  und  Menschen,  Barm- 
her vigkeit,  Einfachheit,  Kenntnis  des  einzigen  Gottes.  Dies  ist  dir 
rechte  Frömmigkeit,  die  zum  ewigen  Leben  führt.  Die  Selbstbe- 
herrschung erwirkt  das  Wohlwollen  Gottes.  Gott  belohnt  die  Tugend. 
Die  Menschen  vergelten  ja  Wohltaten',  wir  sollte  nicht  Gott,  die  Güte 
selbst,  es  tun'-!  Er  belohnt  gleich  die  Tugend,  aber  die  rolle  Ver- 
geltung spart  er  für  die  Zeit,  /rem/  die  Seele  den  Körper  verläßt  und 
sieh  Gott  nähert.  Die  Treue  und  Selbstbeherrschung  werden  mit 
ewigem  Leben  belohnt,  die  Bösen  wartet  ihre  Strafe. 

Dies  Capitel  ist  gut  geschrieben;  nur  enthält  es  nicht  das, 
was  der  Anfang  zu  versprechen  scheint,  nämlich  einen  Vergleich 
der  christlichen  Religion  mit  der  heidnischen.  Es  wäre  denkbar, 
«laß  Constantinisches  Gut  hier  in  etwas  größerem  Umfange  vor- 
kommen könnte.  Aber  das  sonstige  Verfahren  des  Verfassers 
leistet  auch  hier  nicht  Gewähr  für  die  Echtheit  eines  einzigen 
Gedankens.  Daß  wir  hier  denselben  platonisierenden  Verf. 
wiederfinden,  den  wir  in  der  ersten  Hälfte  der  Rede  kennen 
lernten,  dafür  spricht   L89,   11  —  12.   L89,  22  (xo  ayad-bv  avrb  . 


42  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

1S9,  27  —  28,  welche  Stellen    deutlich    auf  Plato    und   zwar  auf 
Phaidon  66  E  —  67  Ä  hinweisen. 

Cap.  XXIV.  Ich  frage  dich,  Decius,  der  du  dir  Kirchen  ge- 
haßt und  die  Frommen  gestraft  hast,  was  machst  du  jetzt  nach  dem 
Tode?  Und  die  Zeit  zwischen  deinem  Leben  (!  ==  deiner  Gehurt) 
und  deinem  Ende,  war  die  glücklich?  Du  fielst  und  brachtest  Schande 
über  die  Römer.  Du,  Valerianus,  der  du  dieselbe  Grausamkeit  ge- 
zeigt hattest,  wurdest  von  den  Persern  gefangen  genommen  und  ge- 
martert. Du,  Aurelianus,  fülltest  in  Thracien  die  Furchen  des  Weges 
mit  deinem  Blute. 

Was  von  Valerian  erzählt  wird,  hat  ein  Gegenstück  in  Con- 
stantins  Brief  an  Sapores  122,  17,  aber  viel  größer  ist  doch  die 
.Ähnlichkeit  nicht  nur  in  diesem  Punkte,  sondern  im  ganzen 
Capitel  mit  (Lact.)  De  mortibus  persecutorum ,  welche  Schrift 
(wenn  man  die  freie  Benutzungsweise  der  Quellen  bei  unserem 
Verfasser  in  Betracht  zieht)  dem  Verfasser  der  Rede  offenbar  sein 
ganzes  Material  geliefert  hat.  Doch  kann  der  Verf.  durch  jene  Stelle 
des  Sapores-Briefes  und  durch  die  Äusserungen  in  den  Con- 
stantinsurkunden  Vita  II  36  ff  (S.  52,  11  —  29),  II  42  (S.  59,  6  ff) 
veranlasst  worden  sein,  über  die  Verfolgungen  und  über  die 
durch  Constantin  herbeigeführte  Rettung  zu  sprechen.  Übrigens 
sollte  ja  die  Rede  Constantins  eben  solches  enthalten ,  nach 
Eusebs  Angabe  Vita  S.  128,  28  ff. 

Auffallend  ist,  daß  der  Verf.,  nachdem  er  in  Cap.  XXII 
von  Maxentius  und  Maximinus  gesprochen  hat,  einen  neuen  Anlauf 
nimmt  und  von  viel  älteren  Verfolgern  spricht.  Das  liesse  sich 
zwar  damit  verteidigen,  daß  er  von  den  zunächst  liegenden  Er- 
eignissen zuerst  sprechen  wollte,  um  dann  weiter  zurückzugreifen. 
Aber  er  gleitet  (in  Cap.  XXV)  zum  zweiten  Male  zu  Maxentius 
über.  Von  einer  beabsichtigten  rhetorischen  Anordnung  bemerkt 
man  nichts,  sondern  nur  die  Ungeschicktheit  eines  Kompilators. 

So  lange  der  Verf.  der  kurzgefaßten,  klaren  Erzählung 
der  Schrift  De  mortibus  persec.  folgt,  geht  alles  gut;  er  nennt, 
wie  jene  Schrift,  die  Namen  der  Verfolger  ausdrücklich.  Aber 
sobald  er  seine  Kenntnisse  aus  der  verwickeiteren  rhetorischen 
Darstellung  des  Eusebius  mit  deren  sparsamen  Namenangaben 
holt ,  wird  er  verworren  und  phantastisch.  Er  hatte  keine 
klare  Vorstellung  von  den  Ereignissen,  die  zur  Alleinherrschaft 
Constantins  führten. 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  ];; 

Cap.  XX  V,  Diocletianus  erklärte  nach  der  Verfolgung  sich  selbst 
der  Regierung  unwürdig.  Er  schloss  sich  in  sein  Haus  ein,  urit  ich 
selbst  gesehen,  jedes  Getöse  fürchtend,  und  wehklagend,  da/J  er  durch 
seinen  Unverstand  die  göttliche  Hilfe  der  Gerechten  gegen  sich  hervor- 
gerufen habe.     Sein  Palast  wurde  durch  den.  Blitz  zerstört. 

(190,  IM)  Die  Wohlgesinnten  sagten  voraus  das  Los  jener  (7/ 
Tovrcßv  txßaöiq):  »welche  Tollheit  so  viele  gerechte  Menschen  zu  töten, 
ohne  daß  ein  Verbrechen  vorliegt,  während  allgemeiner  Friede  und 
Hinfracht  waltet\  Die  göttliche  Strafe  wird  kommen .«  Dies  sagten 
sie  mit  Recht ,  denn  sie  sahen  die  größtmögliche  Grausamheit. 
Denn  der  genannte  Kaiser  (o  jtQotlQrjutvoq  ßaöiÄsvq)  verurteilte 
Jungfrauen  und  ehrbare  Frauen  zur  Unzucht,  und  forderte  dir 
jungen  Leute  zum  Genuss  auf.  Aber  kein  Mann  ließ  sich  daxu 
herab.  (),  du  Gesetzeswächter,  du  Lehrer  der  Enthaltsamkeit!  0. 
die  Fürsorge  des  Heeres  für  die  eigenen  Mitbürger!  Aber  die  Strafe 
kam.  Das  ganze  Heer  des  genannten  Kaisers  (xov  jüQoeiQtjutvov 
fiaGiliojq)  wurde  durch  viele  Kriege  vernichtet.  Gottes  Gericht  war 
deutlich.  Darüber  freut  sich  die  ganze  Welt,  die  Himmelskörper 
und  die  /bigenden  Zeiten.  Die  Lobpreisungen  der  früher  Geplagten 
bezeugen  Gottes  Liebe  gegen  die  Menschen. 

L90,  19  Der  Verf.  erzählt,  daß  Diocletianus  nach  den  Ver- 
folgungen gegen  die  Christen  und  der  Abdankung  sich  in  ein 
kleines  Haus  einschloss,  sich  vor  den  Donnerkeilen,  vor  jedem 
Menschen  und  jedem  Getöse  fürchtete1,  was  Constantin  selbst  in 
Nikomedia  sah.  Der  kaiserliche  Palast  und  das  kleine  Haus 
(Z.  30  o  olxoq  avTov,  vgl.  Z.  21  utäq  evy.azag)QOVTJTOv  oixnoemq 
xairscQyf/a)),  worin  Diocletianus  wohnte,  verbrannten  durch  einen 
Blitzschlag.  Diese  Darstellung  steht  in  offenbarem  Widerspruch  mit 
dem,  was  wir  sonst  von  Diocletianus  nach  seiner  Abdankung 
wissen,  und  ist  in  sich  seihst  konfus.  Den  Anlass  zu  seiner  Er- 
zählung hat  der  Verf.  wahrscheinlich  aus  Eusebs  h.e.  Y11I. 
('),  (>,  Lact.  De  mortib.  11  entnommen.  Diese  Quellen  erzählen 
von  einer  Feuerbrunst  oder  Feuerbrünsten  im  kaiserliehen  Palaste 
in  Nikomedia,  welche  eine  grausame  Verfolgung  seitens  Diocle- 
tianus hervorriefen.  Nach  diesem  Vorbilde  hat  unser  Verf.  eine 
neue  vom  Himmel  gesandte,  die  Verfolgungen  rächende  l'.uer- 
brunst  erdichtet,    die    merkwürdiger  Weise    sowohl    den  Palast 


1)  Vgl.  Constantin  an  die  Orientalen  S.  52,  23ff, 


44 


I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


wie  das  kleine  Haus  traf,  wo  Diocletianus  wohnte.  Der  Verf. 
hatte  wohl  einige  Kunde  von  Diocletianus  als  Privatmann  in 
Salona,  und  daraus  hat  er  eine  Geschichte  von  seinem  unan- 
sehnlichen Hause  in  Nikomedia  gemacht  *« 

190,  31  xai  jtgoeigrjxb  ye  r\  xovxwv  exßaöig  vjio  xwv  ev 
cfQovovvrcov.  Das  xovxmv  kann  sich  nur  auf  die  vorher  ge- 
nannten Kaiser  (Decius,  Valerianus,  Aurelianus,  Diocletianus)  be- 
ziehen; aber  wenn  man  die  Weissagung  liest,  stößt  man  191,  4 
auf  die  Worte  xai  xavxa  evxaigiag  xe  ovö?]g  löia  xs  xai 
örjfiooia,  öe^img  cpegofievcov  jtavxcov  jrgaytuaxojv,  otuovoiac  xe 
xcöv  övvaöxevbvxcov  ßeßalag  fievovOtjg,  welche  nur  auf  die  Zeit 
vor  dem  Ausbruch  der  Feindseligkeiten  zwischen  Constantin  und 
Licinius  passen.  —  Es  wird  aber  vielleicht  jemand  sagen,  man 
müsse  xovxov  (sc.  /lioxX?]xtavov)  statt  xovxmv  lesen,  und  dann 
Hesse  sich  doch  die  Aussage  verteidigen.  Aber  wenn  wir 
weiter  gehen,  begegnen  wir  den  Worten  (191,  9)  xai  xavxa 
eZsyop  ovx  ajtetxbzmg  xexfsaigbfisvoi'  eoigatv  yag  fieyloxrjv  xtva 
xai  vjtegogiav  cofXoxTjxa,  worauf  eine  Schilderung  der  vom  Kaiser 
befohlenen  Unzuchtstrafen  folgt.  Der  Name  dieses  Kaisers  wird 
nicht  genannt,  sondern  der  Verf.  spricht  (Z.  12)  von  6  jrgoetg?]luevog 
ßaöiXsvg.  Dies  könnte  man  eigentlich  nur  auf  Diocletianus  be- 
ziehen, aber  die  hier  und  im  Folgenden  genannten  Tatsachen 
passen  nur  auf  Maxentius.  Wenn  weiter  (Z.  24  ff)  gesagt 
wird,  daß  jtav  xb  xov  Jtgoecg?]iuevov  ßaöilemg  öxgaxevfia  .  ., 
xgovoiag  d-eov  x?]v  fieyaXrjv  jioXiv  sZsv&egovöijg,  JioXXolg  xai  Jtav- 
xoöajcolg  JtoXe\uoig  avrjXcoxai,  so  ist  dies  geschichtlich  unrichtig 
und  wahrscheinlich  nur  ein  Reminiscenz  an  die  Worte  Constan- 
tins  S.  52,  16  — 17  betreffs  der  Heere  aller  Christenverfolger: 
xovxov  jcoXXal  \iev  ejteöov  oxgaxtal,  jcoXlal  de  Jtgbg  cpvy?]v 
IxgaJDjöav.  —  Auf  dieselbe  Constantinsurkunde  (an  die  Orien- 
talen) S.  59,  6  ajcoöei^eöLV  hvagyeöxaxatg  xai  öacpeöxaxatg 
£§,e<pavr]  gehen  vielleicht  zurück  auch  die  zunächst  folgenden 
Worte  S.  191,  27  xlg  av  jigoxo/uöfteirj  öacpeoxega  xai  evagyeo- 
xega  xr\g  xov  xglöeojg  anböei^ig.  —  Mit  einer  anderen  Constantins- 
urkunde S.  122,  5  Jiaöav  fiexa  dlaCoveiag  övvaöxeiav  findet  man 
eine  Ähnlichkeit  S.  190,  34  r\  xrjg  övvaoxeiag  dkaCovela  (Pfättisch). 

Zu  191,  17  oj  vb[ta>v  8Jti[ie).r)xi]v  ägiöxov,  oo  .  .  öiödöxaXov, 
fo  x)]Ö£{.ioviag  sei  bemerkt,  daß  Constantins  Schreiben  an  Arius, 

1)  Nur  auf  diesen  Teil  des  Capitels  bezieht  sich  der  Capitelindex  xe'. 


1.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  45 

Migne  85,  1344 ff,  von  Ausrufen  mit  w  voll  ist,  aber  wenn  von 
einer  Person  (Arius,  Gott)  die  Rede  ist,  wird  cb  immer  mit  Vo- 
kativ verbunden,  während  hier  ein  sehr  auffallender  Accu- 
sativ  erscheint. 

Eine  gewisse  sprachliche  Anlehnung  an  die  Constantinsur- 
kunden  läßt  sich  also  für  dieses  Capitel  wahrscheinlich  machen, 
aber  sein  eigentliches  Material  für  das  auf  S.  191  Erzählte  finden 
wir  doch  bei  Eusebius.  Da  für  die  vom  Verf.  hier  berührten 
Umstände  große  Partieeu  aus  der  Historia Ecclesiastica  von  Euseb 
fast  wörtlich  in  die  Vita  Constantini  herüber  genommen  worden 
sind,  ist  es  nicht  ganz  leicht  zu  sagen,  welche  von  den  beiden  Ar- 
beiten dem  Verf.  der  Rede  zunächst  als  Quelle  gedient  hat.  Bei 
der  Untersuchung  muß  man  in  Betracht  ziehen,  daß  unser  Verf. 
(wenn  man  von  dem  Sibyllenorakel  und  z.  T.  der  Ecloge  Vergils 
absieht)  nie  wörtliche  Citate,  sondern  nur  Anklänge,  einzelne  Worte 
und  Wendungen  aus  seinen  Quellen  holt,  wie  wir  besonders 
betreffs  Plato  sahen.  Wenn  solche  Ähnlichkeiten  auch  in  diesem 
Falle  vorgeführt  werden  können,  müssen  sie  als  starke  Beweise 
für  die  Abhängigkeit  der  Oratio  von  der  betreffenden  Quelle 
gelten.  In  der  Tat  können  drei  Stellen  angeführt  werden,  die 
für  die  Vita  als  Quelle  sprechen. 

191,  3  fj?]6t{uiac  JtgovjtaQyovö?]g  jzXrjfjfieZelag  steht  näher 
Vita  S.  31,  17  — 18  [irjötv  jtcojioTe  JtXTjfifisAsq  Jtegl  zi]v  clgyr/v 
öiajiovr]&tVTas  als  HE.  X,  8,  8  (S.  894,  10)  (i/jöhv  pr]ö'  olcoz 
jrwjzoTe  tt]v  agyi]v  avzov  XvjtriQov  öia&tfitrovg. 

S.  191,  25  e^ovoia  xtvoq  dygrjOTOV  (sc.  Maxentius)  ßia  xe  t?jv 
Pco/iaicov  a.Qyj]v  dgjtaoavroQ  ist  zu  vergleichen  mit  dem  in  Vita 
S.  23,  3  gebrauchten  Ausdrucke:  JtoXvg  i]v  6  Tavry  Jigoagsraoa^ 
r/)r  ßaöiXevovoav  jioXiv  övoosßeiaig  xcu  avoöiovQyiaig  b/ystQcöv. 
Als  Parallele  aus  HE  hat  man  VIII  13,  15  (S.  77s.  5)  citiert, 
wo  indessen  von  Maximinus  und  von  einer  ganz  anderen  Sache 
die  Rede  ist:  oc  ö/)  ovv  rd  [taXiora  TVQavvixbg  o>)\  xaQOQxäöag 
tt'.vra)  Tijv  a^iav,  ^Leßaozbg  ijv,  avrbg  v(p  eavrov  yeyovc&g. 
Gleich  darauf'  V1I1  14,  1  (S.  778,  11)  werden  von  Maxentius 
diese  Worte  verwendet:  6  Tt)i>  Im  'Pc&firjQ  tvgavvlöa  övöTTjödfievog. 

S.  191,  29  von  der  allgemeine!]  Freude:  Xt'.u.zgorsga  de 
xa)  tvagynntga  ?)  tcjv  aorgcov  xofixtj  xazcupalvsTai.  Von  der- 
selben Sache  Vita  S.  18,  13  xa&agal  lotxotf  qaav  fjllov  cvyat 
rvgavvixrjq  övraoriiiu.  was  auf  dieselbe  Vorstellung  zurückgeht. 


4H  I.  A.  Heikel.  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

In  HE  findet  sich  nichts  Entsprechendes,  denn  X  9,  7  (S.  902.  8) 
i)v  fpcoToc  efiJtkea  Jiavra  bezieht  sich  auf  die  bei  den  Festen 
vorkommende  Illumination.  —  In  dem  Constantins-Edikt  S.  63,  7  ff 
wird  von  der  Trauer  der  Elemente  gesprochen,  nicht  von  deren 
Freude.  Vita  48,  13  steht  also  näher,  obgleich  die  Urkunde  auch 
einen  Anstoss  hat  geben  können. 

Die  Beschreibung  191,  29  — 192,  6,  die  sich  an  die  Er- 
wähnung  des  Sieges  über  Maxentius  anschließt,  passt  indessen 
nur  auf  die  Zeit  nach  der  Besiegung  des  Licinius.  Vgl.  Con- 
stantins  Edikt  an  die  Orientalen,  besonders  Cap.  34  (Tab.  II). 

Sollte  es  etwa  gelingen ,  irgendwo  Stellen  aufzuspüren, 
die  Ähnlichkeiten  mit  den  jetzt  aus  der  Vita  angeführten  Aus- 
drücken hätten,  wäre  es  natürlich  unmethodisch,  die  Ausdrücke 
der  Rede  auf  jene  (bisher  unbekannten)  Quellen  zurückzuführen, 
da  wir  in  der  Vita  nicht  nur  die  entsprechenden  Ausdrücke, 
sondern  zugleich  die  in  der  Rede  berührten  Tatsachen  finden. 

TVenn  die  jetzt  behandelte  Partie  (S.  191)  ihre  vornehmste 
Quelle  in  der  nach  Constantins  Tod  verfaßten  Vita  hat,  kann 
sie  natürlich  nicht  in  einer  von  Constantin  verfaßten  oder  von 
ihm  autorisierten  Rede  gestanden  haben.  Aber  auch  inhaltlich 
ist  das  ganze  Capitel  so  wunderlich,  daß  es  von  einem  mit  der 
damaligen  Geschichte  vertrauten  Manne  nicht  hat  geschrieben 
werden  können.  Mit  den  übrigen  schlecht  verbundenen  und 
nachlässigen  Kompilationen  und  Paraphrasen  unseres  Verf.  passt 
es  aber  gut  zusammen. 

Cap.  XX  VI.  Wenn  sie  aber  meine  Dienstleistung  preisen ,  so  sagen 
sie  damit,  daß  Gott  das  Gute  bewirkt  hat.  Er  befiehlt,  die  Menschen  sollen 
gehorchen.  Alle  Menschen  wissen,  daß  ich  das, was  ich  aus  gerichtet,  meinem 
Glauben  an  Gott  verdanke.  Er  hat  mir  die  größten  Wohltaten  erwiesen. 
Die  Menschen  haben  meine  Siege  gesehen  und  haben  geschaut,  wie 
meine  Gebete  erhört  worden  sind.  Das  gerechte  Gebet  wird  immer 
erfüllt.  Der  Mensch  fehlt  wohl,  aber  Gott  vergibt  es.  Wir  müssen 
also  dem  Heiland  wegen  unserer  Rettung  und  des  GlücJces  des  Reiches 
danken  und  ihn  bitten,  daß  er  gnädig  bleibe.  Er  ist  ein  unüber- 
windlicher Helfer,  der  beste  Richter,    Verleiher  des  ewigen  Lebens. 

Dies  Capitel  gibt  zu  größeren  Bedenken  keinen  Anlaß.  Nm 
ist  die  logische  Aneinanderreihung  der  Gedanken  schlechter  als 
es   in  den    Constantinischen  Urkunden    der  Fall   ist.     Die  Sätze 


I.  Die  Rede  an  die  heilige  Versammlung.  47 

192, 11 — 12  und  192,  24 — 25  (öio —  JiTcuöfiarcov),  stehen  isoliert, 
den  Kompilator  verratend.  Woher  jener  Satz  stammt  —  er  hat 
das  Aussehen  eines  rhetorischen  Apophthegmas  —  kann  ich  nicht 
sagen;  dieser  gründet  sich  (Pfättisch)  auf  Plato  Res]».  379C,  617E. 


Wenn  nun  die  Rede  Gedanken  und  Ausdrücke  enthält,  zu 
welchen  man  Entsprechungen  in  den  Constantinischen  Urkunden 
findet,  so  ist  dies  noch  kein  Beweis  für  die  Annahme,  daß  die  Rede 
von  Constantin  herrührt.  Denn  nach  dieser  Methode  könnte  man 
ja  beweisen,  daß  Plato  unsere  Rede  verfaßt  hat,  denn  die  Rede 
enthält  sehr  viel,  was  mit  Plato  übereinstimmt.  Die  Über- 
einstimmungen beruhen  auf  Entlehnungen.  Was  in  den 
Constantinischen  Urkunden  echt  und  passend  ist,  kommt  in  der 
Oratio  in  verdrehter  Form  vor,  ganz  wie  so  viele  andere  Ent- 
lehnungen aus  fremder  Quelle.  Die  Oratio  enthält  Gedanken 
und  Angaben,  die  unmöglich  von  Constantin  oder  seiner  Kanzlei 
oder  einem  in  seinem  Auftrage  arbeitenden  Literaten  her- 
rühren können. 

Der  Unterschied  im  Stil  zwischen  sämtlichen  Urkunden 
Constantins  und  der  Rede  kann  keinem  entgehen,  der  sein  Ohr 
an  der  straffen  Satzfügung,  der  rhetorischen  Wucht  und  der 
fast  nervösen  Beweglichkeit  in  den  Constantinischen  Aktenstücken 
gewöhnt  hat.  Auch  bei  abstrakten  Fragen  verläugnet  sich  dieser 
Stilcharakter  nicht.  In  den  Constantinischen  Urkunden  findet 
man  keine  solche  schleppenden  Sätze  wie  die  in  der  Rede  z.  B. 
174,  8  —  16;  176",  19  —  30;  IM.  6  —  12;  187,  2^—  l^s.  7  vor- 
kommenden. Der  Verf.  der  Rede  kannte  wohl  die  rhetorischen 
Regeln,  aber  er  beherrschte  nicht  die  Ausdrucksmittel,  und  darum 
sind  viele  von  seinen  Perioden  lose  zusammengefügt  und  mit 
Anhängseln  belastet,  die  das  Verständnis  erschweren. 

Die  logische  Verbindung  der  Gedanken  ist  schwach.  An 
vielen  Stellen  findet  man  ein  bizarres  Ajieinanderkleben  innerlich 
nicht  zusammengehörender  Gedanken.  Der  Zusammenhang 
zwischen  den  verschiedenen  Abteilungen  der  Rede  ist  lorker.  die 
Rede  als  Ganzes  schlechl  disponiert:  alles  eine  Folge  davon,  daß 
der    Verf.    ein    unselbständiger    Kompilator    und    Dmschreiber 

fremder  Gedanken    war. 

Die  wirkliehen  Reden,  Briefe  und  Edikte  Constantins  machen 


4S 


I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


einen  ganz  anderen  Eindruck.  Die  Sprache  ist  wohl  oft  gesucht 
und  abstrakt,  aber  nachdrucksvoll  und  straff  gefügt.  Die  Ge- 
danken sind  nicht  gerade  neu  und  überraschend,  aber  doch  Con- 
stantins  geistiges  Eigentum  (oder  das  seines  Sekretärs)  und  darum 
sich  logisch  aneinanderschliessend.  In  die  Augen  fallende  Ent- 
lehnungen und  sonstiges  geborgtes  Flitterwerk  kommt  bei  Con- 
stantin  nicht  vor.  Sowohl  in  der  Form  wie  im  Inhalt  findet 
man  etwas  Zielbewußtes. 

Die  umfassende  Benutzung  einer  großen  Menge  von  Quellen, 
die  ein  so  charakteristischer  Zug  der  Rede  ist,  die  meistens  ver- 
unglückten Versuche,  diese  fremden  Gedanken  zu  verarbeiten, 
zu  überbieten  und  zu  einem  Ganzen  zusammenzufügen,  läßt 
uns  vermuten,  daß  in  der  Rede  eine  rhetorische  Schularbeit 
vorliegt.  Es  ist  gar  nicht  nötig  anzunehmen,  daß  die  Rede  auf 
Betrug  abgesehen  war.  Der  Verfasser  wollte  seine  Gelehrsamkeit 
und  seine  Geschicklichkeit  zeigen.  Er  wollte  die  religiöse 
Grundanschauung  Constantins  wiedergeben,  wie  dieselbe  sich 
in  den  Constantinsurkunden  abspiegelte  (ihn  als  Glaubenshelden 
zu  verherrlichen,  dazu  lag  ja  bei  einem  Schulrhetor  keine  Ver- 
anlassung vor).  Seine  Aufgabe  war  auch  gewissermaßen  eine 
/]&OJioua,  aber  dabei  wollte  er  vor  allem  sein  eigenes  Licht 
leuchten  lassen.  Es  ist  aus  seinen  Anstrengungen  ein  geschmack- 
loses, wertloses  Produkt  hervorgegangen. 

Die  Rede  ist  griechisches  Original.  Sie  rührt  weder  direkt 
noch  indirekt  von  Constantin  her.  Eusebs  Angaben  IV,  32 
(S.  129,  32  ff)  passen  nicht  auf  ein  griechisches  Original.  Die 
Schrift  ist  mehr  als  eine  Rede,  sie  ist  eine  ganze  Abhandlung, 
die  nicht  als  Anhängsel  der  Vita  Constantini  passieren  konnte. 
Sie  hat  den  Umfang  eines  antiken  Buches,  und  sie  ist  uns  als 
fünftes  Bach  der  Vita  überliefert  worden. 

Alle  Schriftstücke  .Constantins  haben  einen  persönlichen 
Charakter,  und  es  ist  sehr  bedenklich,  gegen  die  ausdrückliche 
Angabe  Eusebs  anzunehmen,  daß  Eusebius  eine  nur  nach  der 
Anleitung  Constantins  ausgearbeitete  Abhandlung  hätte  für  das 
eigene  Werk  Constantins  ausgeben  wollen.  Es  wäre  gradezu 
Eusebius  der  Lüge  zu  zeihen,  wenn  man  behauptet,  die  von  Eusebius 
publicierte  Rede  Constantins  sei  doch  in  der  Tat  ein  griechisches 
Original  gewesen.  Entweder  müssen  wir  Eusebius  Glauben 
schenken,  und  in  diesem  Falle  kann  unsere  Oratio  nicht  als  die 


II.  Welchen  Wert  hat  die  Handschrift  N  (Marcianus  340}  etc.       \\) 

von  Eusebius  publicierte  Rede  gelten;  oder  müssen  wir  von 
den  Angaben  des  Eusebius  absehen  und  untersuchen,  ob  die 
Rede  an  und  für  sich  den  Charakter  Constantinischen  Ursprungs 
trägt.  Alles  spricht  dagegen.  Die  Oratio  ist  eine  schlechte 
Schularbeit. 


II  Welchen  Wert  hat  die  Handschrift  N  (Marcianus  340) 
in  der  Vita  und  in  der  Oratio? 

Einige  Worte  über  MBAIVFHL. 

Von  dem  Codex  Marcianus  340  habe  ich  in  der  Einleitung 
zu  meiner  Ausgabe  (XVII)  gesagt,  daß  dessen  Text  als  ein  stark 
überarbeiteter  bezeichnet  werden  muß.  Mit  einigen  Beispielen 
beleuchtete  ich  das  willkürliche  Verfahren  des  Schreibers. 

Ich  hatte  die  HS  im  Frühjahr  1894  in  Venedig  vollständig 
verglichen,  aber  nachdem  ich  das  handschriftliche  Material  zu 
Eusebius  Bd.  1  vollständig  zusammengebracht  hatte,  fand  ich, 
daß  die  Lesarten  des  N  es  nicht  verdienten,  in  dem  Apparat 
verzeichnet  zu  werden.  Nur  einige  gute  Conjecturen  des  N  habe 
ich  in  den  Text  aufgenommen. 

Es  scheint  indessen,  daß  ich  den  Charakter  des  N  mit  zu 
wenigen  Beispielen  beleuchtet  habe,  um  alle  Beurteiler  von  der  fast 
völligen  Wertlosigkeit  der  HS  (in  der  Vita  und  Oratio)  überzeugen 
zu  können.  Ich  will  darum  jetzt  ein  vollständigeres  Material 
vorführen  und  die  von  mir  gebilligten  Conjecturen  des  X  etwas 
näher  prüfen.  Für  alle  die  Partieen  und  einzelnen  Lesarten,  die 
im  folgenden  aus  N  angeführt  werden,  habe  ich  im  Febr.  1 '.)!<> 
eine  Nachcollation  der  HS  in  Venedig  unternommen. 

Zu  den  ersten  zwölf  Capiteln  (S.  7 — L3  der  Ausgabe)  gebe 
ich  den  vollständigen  Apparat  in  der  Weise,  daß  ich  auch  aus 
den  übrigen  HSS  solche  alleinstehenden  Lesarten  anführe,  die  in 
der  Ausgabe  nicht  aufgenommen  worden  sind.  Von  unwichtigen 
Kleinigkeiten  ist  dabei  jedoch  abgesehen  worden. 

7.  (>  äreoTt<fOji(£v\  araoTzpo/uev  nur  N.  7  }ltuir  V.  >,'<^  oeteri.  8  a. 
9  ojitj  VIMB,  onoL  AN.  8  ze  <C  nur  N.  !>  aach  8tpea>£  ■+■  iorijxs  nur  N. 
9  av  <  vor  azeve^  YI,  av  +  MBAN.  12  eÜEiopsi  V.  ftewgel  eei  17  vwl] 
vvv  I.  19  iv  cnbiiazi  VI,  sv  ßA/lttCi  MBA,  unleserlich  in  N.  22  ßmOtXtX&P 
[ol'xiov  <)  ifinov  xe  xal  TlflGiV  A.  22  xzrjudzcov  xai  V,  <  cot.  26  »$£i<»- 
Texte  uud  Uutersuchuugen  etc.  3t>,  4.  4 


50  I-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Scliriften  etc. 

fievoQ  V1,  -ov  V2,  ^LOifjLbvov  IAN,  fäuofikvwv  MB.  25  xgiGftaxägiov  V,  t(h<j- 
(/.axagiav  cet.     8,  2  (xaxgaiq  V,   fxaxgöjv  IM(?)BA,  [XLxgwv,  aber  t  aus  a  N. 
4  Tf  <  N.     5  ot  N,  ola  cet.     5  &vr]xöq  Xbyoq  V,    *at  o  Aoyog  1MBA,    xal 
aXoyoq  N.     7  #cu  xad-öXov  Xöyoj  V,  <C  cet.     9  xal  9eov  V  (u.  A  in  Ras.), 
xal   &eü)  IMBN.     11  vnsgßäXXEO&ai  V,    vnoßäXXEG&ai  cet.     14   xvgävvojv 
<C  nur  N.     15  xe?.?]]  xeXel  V.     18  <pvGiq]  d-vfjGiq  M.     20  Gxtayga(pt'atq  VMA, 
oxiayga<piaq  IBN.      21  dvögEixEXa    IAN    (aber  /    in  Ras.  1),    ävöglxsXa  V. 
avögeixeXXa  MB.     20  ßa&eiaq  VIA  (aber  1  Buchst,  ausradiert  vor  £  in  LA) 
N,  ßaÜEiaiq  MB    (aber   aus  ag   in  B).     23   vniXaßov  V,   vntßaXov   IBAN 
(aber  /?  u.  P.  in  Ras.  N),  vmßaXXov  M.   23  alojvloig  A  (ex  silentio).   27  S-vt]- 
Tov<Cmir  N.     27  ayaQ-alq  aber  «f  aus  o>  I.    29  havxov  M.   30  ngoxEXEta  V1, 
ngojxö?.Eia  V2  et  cet.   31  dfiooyEncoq  MB,  am  Rande  dd-evörjTtozs  N.  32  xavxa] 
yovv  in  Ras.  I.     9,  1  navxoiaiq]  navxoioiq  V.     2  oxpLyövovq  B.     3  oVra  V, 
£ tVea  cet.     5  s^apysg  VIN,  ivagyt)q  MBA.     8  «i>rd>  1,  avxov  cet.    8  <fe£toc;] 
öe^iwq  HSS.   9  J^«(j^o:Aov]  öiöaGxaXLav  HSS.    10  yow  V,  oi)y  cet.   13  ngo- 
gxt\g.  —  &£0<j£ß.  V,    <C  cet.     14  ygövov]   ygövwv   HSS.     16   öinXccolovi.  V, 
&7rA«(jfOJ>  cet.     16  ai>rü>  V,  <C  cet.     18  vixqxijv  VI,    auch  N    aber   *>i#  in 
Ras.,  voijxijv  MBA.    20  wg]  ogov  HSS.    22  navxE vyjd]  navonXla  navxEvyia 
IMBA,  navonXla  am  Rande  V2    (im  Texte    nur    ein    darauf  hindeutendes 
Zeichen),  navonXla  N.  23  öS  VN(?),  d'  IAB(M?).   23  tfj^rov  VA,  d^rwv 
IMBN.     24  elq  avxöv]  avxov  HSS.     25  axoaiq  V,    apfratg  cet.     25  /uagxv- 
gov/uEvov]  /uagivgö/UEvov  N.  x?)v]  T^g  V.  26  nXävtjv]  xtjv  nXävqv  V.  26  «7ro- 
oxQ£(p£G&ai\  u7i£GZQ£(p9aL  A.     29  xa&loxijoi  V,  xa&iGxt]  IBAN,  xaSiox?]  M. 
10,  1  #at  +  vor  EtGaEi  nur  N.     1  rt  xolq  —  cpaiög.  VI,  <C  MBAN.     2  re  V, 
<C  cet.     2  odog]  oötov  HSS.     3  fxvrjfxovEVExai]  fxvrjfzovEVEL  VAN,  ßvrjfxovEVEiv 
IMB.     5  ot  V,  <C  cet.     6  xeXevx^v]  zyv  t,oj?jv  nur  N.     7  ßaGiXta  V,  <C  cet. 
8  ^/?/  xavxa  IMBAN  (fxt)  xavx*  N),    ^//rf  avzä  V.     9  ßixgov  ßlov  gxotceiv 
V,  fiaxQOv  IMBA;    statt   ft?)    xavxa  xeXoq  d'  £XQtfv  f^txxgov   ßlov  oxotzeiv, 
<paoiv  avxov  ovx  aioiov]  fity  xavx*  el%e  xoGfiovvxa  xlXoq  ovy  a>q  Eygfjv  ovo' 
Eni  iiaxQÖv  ovfÄEVovv  ovo'  aioiov  avxöv  (paoiv  EGyr\xtvai  nur  N.     10  ö*  I, 
<  cet.      11    [aev  VI,    <C  cet.      12    anoßfjvai    verändert   in    djioßiwvat   N. 
14  mXrjQov]  anETtXriQov  A.     14  ov]  av  HSS.     17  avzw  VIN,    avxov  M(BA 
compend.).     17    tiev9ovvxi  N,    Tisv&ovvta  cet.     18  aQi^ov  VIMB,    aQQil^ov 
AN.     19  Xvjualvono]  Xvfxaivrjxo  B.     19  &vrjxov  V,  &vr]xwv  cet.     21  exügxov 
I  u.  N  (aber  ov  aus  a>),    exccgxco  VMBA.     21   TCEQtOTiwvxoq]   naoaGnwvxoq 
nur   in  N.     28  EnrjyäyExo  VMBA,   vnr\yäyEXO  IN.     31   xxfjGiv]    xxLgiv  MB, 
xxfJGtv  mit  ^  in  Ras.  1.     32 '  xa  (<C  V)  T^?g  oXrjq  olxovfiEvrjq  V,    rot   T^g  ol- 
xov/uavTjq  oXr\q  cet.     33  xe  ev  xvxXoj  VI,  7r£()^^Aa>  MB  AM.     11,  1  anav- 
xaq  el/ev  VTtrjxöovq  xonaoyaq  E&vap'/aq  Gaxgänaq  ßaoiXzaq  navxoliov  ßag- 
ßägoDV  VI,    ft/fv    vnr}xöovq    xonaoyaq    E&vägyaq  Gaxgänaq  xal  ßagßdgwv 
MBA  u.  N,  nur  daß  N  am  Rande  anavxaq  hinzufügt.     3  ^Eviotq  xe  xal  V. 
<C  cet.     5  in    wgxe    steht    re   über    der  Zeile    von  V2.     5  avxov  über  der 
Zeile  V2.     6  naga    xoiq]    nag*  avxolq  V.     7  axovEG&ai  V,    ßoäo&ai    über 
der  Zeile  V2,   ßoäo&ai    cet.     9  £tra]  ot  r'  M.     10  EvrjßgvvExo  VN,    I   mit 
einem  Buchstaben  ausradiert  zw.  r]  u.  ß,  ivrjfxßgvvExo  MB(?)A.     14  xal  -J- 
vor  ßgaßEiotq  nur  N.     14  ä&avaGiag]  a&avaGioq  M.     15  «itö>  I,  avxov  cet. 


II.  Welchen  Wert  hat  die  Handschrift  N  (Marcianus  340)  etc.       51 

17  ö  ftgövog  V,  Sgövog  cet.  18  elq  in  Ras.  I.  18  xäztjöEi,  aber  a  ge- 
strichen in  V.  20  avzög  V,  avzöv  IMBAN.  24  elg  —  alwvag  V,  <C 
IMBAN,  aber  in  N  steht  avazi&Eig,  wovon  ziÜEig  am  Rande.  27  a;ao- 
ygarplag  V,  oxiaygacptag  cet.  28  tt?  VI,  <C  MBAN.  28  ä<pooiov/uev(o  VI 
(das  erste  o  in  Ras.  Ij  dcpojOKopitvojg  M,  äfpojoiojpthvoj,  aber  das  letzte  a> 
verändert  in  ovg,  B,  oupioGiovpevovq  A,  ä<pooiovpi£vovg  N.  29  roc  *aro(l 
t/)v  psrar«  J  (nicht  M).  30  tö>  7t«vrag  fjptäg  (rjptäg<.T)  dt'  vnEgßoX/jv  EvXa- 
fielag  9eov  VI,  ro  v7iEgßo?j/v  evX.  &eov  MB,  rcy  vnsgßo?J/v  evX.  Üsöv  A,  r^» 
iMEgßoX/]   ebX.   Qeöv   N.      12,   2  nEgiXapißävov\    TtEgiXapißdvojv  V.      4  *a2 

w5vV'o«Va 

Tovrw    uaxgaJ  V,    *ea   rovrcü    piaxgw    I,   #«2   toJv  rov'roi;  piaxgw  A  (aber 

a  in  Ras.  u.  Ras.  nach  a>)  MNB2,  #«£  ref  zovzw  B1.  5  Evzv/rjoai 
V1N  (Punkte  unter  £i>  V2) ,  zv/J(gcu  MBA.  8  faroo^tffv]  LaxigrjaEv  M. 
8  euW]  ZQovog  A.  9  nach  d*o  -{-  d//  V,  <;  cet.  11  7tpog  #frov  V,  ngöq 
xöv  9-elov  cet.  14  naiöevOEvjg]  övväpiEcog  nur  N.  17  in  h'gywv  steht  v  über 
der  Zeile  N.  19  tfjg  <  M.  19  y'  av]  yovv  HSS.  20  änayyEXia]  inay- 
ye?Ja  A.  22  nagEoxEvao/ubvoig]  nagaax.  M,  nagrjox.  B1,  tkzqegx.  B2. 
23  t«]  ra^F«  V  (die  Punkte  von  V2).  23  zgiopiaxaglov]  piaxaglov  V. 
23  ozgazrjyijfiaza  VJ  öirjy/jjuaza  cet.  25  rec  te  *«t'  elq^v^v  avzüj  V  <C  cet. 
26  7T(>os  t//v  tcüv  xoivdjv  diög&o-joiv  VI,  <  MBAN.  2(3  7r()os  *e  HSS  (wohl 
auch  B).  29  xovg  6/j  nagä  zolg  näoi  A,  xovg  de  nagä  xolg  näoi  VIMB(l), 
nagä  xolg  näoi  xovaSe  N.  31  &Eo<piXf}  -f-  am  Rande  N.  33  xolg]  xovg  M. 
31  xöv  <C  I.  13,  3  7ipw  xovzov  xib  pi/j]  ngb  xov  xö  pif]  V  u.  am  Rande 
xovzov  zw  V2,  x(ö  <.  IB1.     7  7rort  V,  xe  IMBA,  <N.     8  xaxaTiovrjaai  am 

Rande  V2.  10  avz?]g  N.  12  d'  //]  öe  V.  13  7tpoeA#wv  am  Rande  mit 
Zeichen  nach  #£oü  V2.  17  avzöv  VA,  ai>roc  IMBN  [6g  in  Ras.  N).  18  öov- 
XEiag]  öovXag  M.  20  pthv  +  vor  o%)'i/uaxi  V2MBAN,  <C  I.  21  ngözEgov  V, 
<  »'et.  22  nach  ^avpiäzcov  -f-  tvagyelg  nur  V.  25  (xtaovg  B.  25  rorro/c] 
xoixiov  nur  N.  26  «» '9ovotv  V,  avd-ovg  cet.  27  Tf()«vv^arc:]  WQawixiJQ 
M.  27  ^//dpcvfftvj  £<p>'/ög£VEv  N.  29  (jw>  VI,  <  MBAN.  31  ngoxalov- 
juErog]  TtgooxaX.HSS.  32  rouror]  xovzw  HSS.  33  nach  Kcüvozr.vzioq  +  d* 
^v  N.     34  oü  7i6otJ  «v  7if()t  VIMBA.  ai1,  am  Rande  oüv  V2,  ovixEg  N. 

Von  hier  an  wird  es  genügen  hauptsächlich  nur  die  Fälle 
anzuführen,  wo  N  allein  steht,  oder  mit  VI  oder  mit  einer  von 
diesen  gegen  MBA  steht. 

TOI 

14,  4  yäg]  zoi  wird  richtig  Bein  \.yag  steht  nicht  in  V,  sondern 
toi  IMBA,  yäg  N.    9  fjtvüovg  mit  v  ex  /  N,  filaovqM.    10  ix&iofiov  Oifäg  V, 

u,  B2,  aber  o"^«^  in  Ras.,  Ex&topiovg  (porägl,  tx&topiov  tpwväq  AM.  ix&iofiotQ 
gxavalq  N.  29  t'^'  avzöv  IA,  v^'  avzov  VMB,  r-T1  fa'rct)  N.  33  nach  ;•>•- 
ihi^aoSai  -f-  ÖEOTcözrjv  xal  N.  35  x(>'""<""  'ff  <)  ^«^  N.  15,  9  i'.t;  .i/oroü] 
iiüxiözolg  V,  v7iaümozaTg  IMBA,  niozolg  N.  11  piEzaozt/J.Ea&ai  VMBA, 
v7ioc>ii'?.k£oQ-ai  I,  fxEzaozEi'XaoO-ai  N.  27  ngozazEior^  tt  ex  o?  N.  29  £au- 
rdy  IMBA,  tavra;»'  V,  avzöv  N.  1<>,  8  öfiolovq  1HA.  öfioiaq  VM,  ö/uouog 
N.    19  ^nyrorcV,  etdwc  IN,  <  MBA.    21  rifc  :«•-;;.■  *«|jjwe  j8S2m>  V.  pyg 

4* 


52  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

t.itiTjq  dtcmghtyaL  IMBA,  zi)v  ^(o^v  ötangEipai  N.  22  d/)  ro  V,  zb  öt]  IMBA, 
o  öl/  N.  23  y.i)zE  aXXoj  nageyov  V,  /utjz*  {p.i)ie)  aXXoj  naglyEtv  IMB2,  /ur/ze 
TiaQeyeiv  AB1,  fx/jz3  Ey.nagiyEiv  N.  17,  5  Xombv  <  N.  30  ExngEiKov  V, 
ExzgEqxov  IMBA,  ZßTiQbTiLov  N.  18,  2  (poßa),  zag  gvv  avzöj  öiazgißäg  ovx 
dacpaXEig  avzoig  slvccl  dtavorj&EvzEc,  tmßovXag  xaz*  avzov  Xa&gaiag  Efirj- 
yavwvzo,  alöol  zrj  ngbg  zöv  avzov  nazEga  ngotpavi]  üavazov  avzoj  zigoozgi- 
ipao9ai  (pvXazzößEvoL  V,  <pößw  (leerer  Raum)  ngoazixvaG&ai  (pvXazzb^Evoi  I, 
(fößoj  zag  gvv  avzoj  ngoozgiipao9ai  (pvXazzöfXEvoi  MBA,  (pößoj  EßäXXovzo. 
evzev&ev  xal  ngoozglxpao&ai  zliiujiiov  avzw  ßovXo/uEvoi  EcpvXüzzovzo,  xat- 
gbv  evd-szov  äva/j.£vovz8Q  ganz  willkürlich  N.  23  xujvozavzivog]  xcovazrh- 
ziog  N,  B1.     26  zöv  nazEga —  öogvcp.  VI  u.  N  am  unteren  Rande,  <C  MBA. 

19,  15  TtQoeysiQi'C.EZo]  ngoEyEigiGazo  N.   22  xazEigyti&zo]  xazEigydoazo  N. 

20,  4  ßiojxbv]  ßiwzijv  N.  10  bnXizCov  VI,  otiXlgeüjv  MBA,  biXlGEtoq  N.  17  dnay- 
ysXX.]  inayyEXX.  IN.  21,13  oze]  o'zl  N.  20  öianogE lv]  öianogCov  N.  30  ab- 
zog—  9j^lojöev  VI,  <:  MBA,  am  Rande  N.  22,  5  <p£g£iv  elwüe]  EcpEgE  N. 
9  naQEyov  A  u.  (mit  o  aus  w)  I,  nagryojv  VMB,  nagEiys  N.  20  ^eü)*'] 
#eov  N.  23,  6  twv  «vd^cy^  tcc?  xaxa  vb(J.ov  ya/xEzäg  avzalg  Evvßgl^ojv 
aloygozäzüjg  V,  nur  zivv  dvdgcöv  IMBA,  zwv  dvögdiv  zag  yvvalxag  N. 
12  yäg  N,  wohl  mit  Unrecht  von  mir  in  den  Text  aufgenommen,  yovv 
cet.  21  d'  <  N.  24,  12  eV  VIN,  <  MBA.  22  mXwv  <  N.  25,  3  m- 
azolg  —  eItlelv  VI,  <C  MBA,  in  N  niozotg  —  eltielv  als  eine  unterste  Zeile 
hinzugefügt.  8  xaxa.  VI.  über  der  Zeile  N,  ■<  MBA.  24  o/xolwg]  o/utiog  N. 
25  toi>£  aus  ToZg  N.  26,  10  Wortfolge  olxezwv  avzov  juvgioig  nXrftEGi 
Xvzgojz?]vN.  11  ze  <C  N.  19  nach  ip\Xaxzi]giov  -J-  «7rodf'def/ev  N.  27,1b'  #e- 
gauEiag  avxovg  öiä  zifjLfjg  aywv  VI,  ÜEganEiag  <bg  ötä  xiiiT]g  MBA, 
ÜEganEiag  xal  xiLirjq  N.  19  ö<p9fjvai]  ö<p&tvzEg  N.  20  tov  de  #eov  etcotix. 
eööxel  avzov  N.  28,  25  «ftcxjf/of^fvo.;]  aTiooEiöfitvog  N.  32  ocucpgovEiv 
in  Ras.  N.  29,  3  toctoitoj]  zooovzo  N.  12  7rpo?  r^g  tö>v  dcpgaivövzojv 
/uarlag  tf  doov  zb  ovuna&tlv  avzoig  vnEgßoXfj  <pikav&ga)7iiaq]  oaov  yäg  zb 
Gv/ima&Eiv  avzoig  V7iEgßo?J/  (piXavd-gajnlag,  zooovzo  zb  xoXa&iv  dvögojv 
dcpgairövzojv  avolag  av  eI'ij  xai  ov  (pgovoivzojv  ög&ajg  N.  17  nävzr\  xal 
VI,  xal  ndvzrj  MBA,  xal  nv.vziq  xal  navzayov  N.  20  rj^Egibiazov  dh  N,  i^e- 
gwzazov  ze  cet.  25  o>c  <C,  zivg(^)  über  der  Zeile  +  vor  dvooiov  N. 
30,  14  nEgl]  Ttagä  M,  TiEgl  in  Ras.  N.  16  Enagyiöjzaiq]  mogyEtozaig  N. 
24  zf\g  olxovfiEVTjg  <  N,  31,  4  ze  <C  N.  8  df/Ei'xpoizo  VI  (et  auf  Ras. 
in  I),  d(JLEixprizo  MB,  d(xtL\ptjzaL  N.  9  tc>  de  ri^>a  #eoc  Hist.  Eccl.]  to>  <5 
avzov  &sbg  VIMB,  zw  ö^  b'  avzov  Ssög  N.  17  avroj  VIN,  avzov  MBA. 
22  avzwv  VIA  (A  ex  silentio)  avzov  MB,  avzojv  N.  27  nach  GxE/ujtfäzwv  + 
ei>odot;<j#ca  N.  32,  15  ze  dpc^  VIN,  d^w^  re  MBA  33, 1  firjdtva  N.  11  ? 
rote  e'7tt  zoizoig  V,  ?J  toTc;  e';it  loiovzotq  MB,  77  rov^  eVit  zmovzoiq  IA,  »)' 
rot?  e'7rt  zoiovzoig  N  mit  ro?c  aus  Toi'c  oder  contra.  20  7i«vr«  7iXrjg<boag 
d-iqoavgovg  V,  7rcwra  nkrigwoag  I,  neevrcrc  nXrjgojGag  MBa,  nüixag  O-r/Gav- 
govg  nXrjgoöGag  N.  24  ^or()/d/ac[  xorgidlovg  N.  31,  3  nagazganElg 
V,  <C  IMBA,  7iagEV?jvty/LtEvog  N.  10  Wortfolge  e'£  avzfjg  oagxbg  av- 
zov xazag£a/n£vrj  N.  35,  7  zovzov]  zovg  ögujvzaq  N.  24  tüJ^  -+-  vor 
XgiGziavwv  N. 


II.  Welchen  Wert  hat  die  Handschrift  N  (Marcianus  340)  etc.       53 

Im  ganzen  ersten  Buche  gibt  es  nur  drei  Fälle  (vgl.  doch 
auch  9,  25),  wo  N  allein  das  Richtige  bietet.  8,  4  aicovoO-akel 
öh  öictörjfiaTi  CcötJc  [r£  <  N]  areXevTrjTov  xcu  fiaxaylov  aldovog 
d&araoia,  wo  die  Ungehörigkeit  des  ts  nur  beim  aufmerksamen 
Lesen  klar  wird.  Ich  bemerkte  erst  bei  der  Nachcollation,  daß 
N  das  te  nicht  hat.  10,  17  dvdovörjg  avxm  rrjg  ojQag  xal  ra 
jtaiöixa  Jtsv&ovvTi,  wo  die  Änderung  von  jzzv&ovvto.  in 
jiEvihovvri  ganz  auf  der  Hand  lag.  Die  dritte  Stelle  ist  2t),  20, 
wo  X  6s  schrieb  statt  des  falschen  re.  —  28, 12  ist  yctQ  von  mir 
in  den  Text  aufgenommen  worden,  aber  yovv  der  übrigen  HSS 
ist  nicht  zu  beanstanden.  — 

N  ist  ein  im  höchsten  Grade  irreleitender  Führer.  N  stammt 
aus  einer  M  nahestehenden  HS ;  aber  der  Kopist  hat  beim  Schrei- 
ben auch  eine  mit  I  verwandte  HS  vor  sich  gehabt  und  aus 
derselben  bald  gleich  in  den  Text,  bald  später  an  den  Rand 
Verschiedenes  aufgenommen.  Wenn  eine  Stelle  dem  N  nicht  klar 
war,  hat  er,  ohne  sich  viel  zu  besinnen,  gleich  Änderungen  vor- 
genommen oder  Zusätze  gemacht.  Mitunter  hat  er  den  Sinn 
richtig  gefaßt,  und  wenn  nur  ein  kleines  Textversehen  vorlag, 
hat  er  eine  richtige  Conjectur  gemacht.  Dies  aber  sind  Aus- 
nahmefälle. Außer  an  den  drei  aus  dem  ersten  Buche  der  Vita 
angeführten  Stellen  scheint  N  in  folgenden  Fällen  mit  seinen 
Änderungen  das  Richtige  getroffen  oder  etwas  Beachtenswertes 
vorgebracht  zu   haben. 

40, 18  eoq  av [iq  öwayoiro  nc  tgqv  eI(d&6t(dv  firjöertp  d-ero 
rag  evd-tOfiovg  ajzoöiöoii]  Xargslag,  wo  doch  ein  Übergang 
vom  Optativ  övvdyoiro  in  Konjunktiv  djroöiöS.  weicht1  Form 
V  u.  Hist.  Eccl.  bieten,  ganz  gnt  denkbar  ist. 

48,  26  tijv  'Pcofiaiwv  doyijv  v<p    (X,  hp    die  übrigen  HSS) 

bCtVTOV    EJIOIELTO. 

93,    M    TTJV    +    N 

110,  34  hat  N  richtig  oyt'jftccTog  txxh]öiag  in  oytjua  trjg 
sxxXijöiag  verbessert. 

118,11  vjzaQyixojv  a£ia>(iav<DV  steht  in  X.  aber  qx  ist  auf 

Rasur  und  darüber  kann  man  ein  schwaches  t  sehen:  UJTOTI- 
x<7)r  tui(i)((drcQv  ist  in  den  übrigen  HSS  [es  steht  nicht  yy 
in  A  auf  Rasur],  in  B  ist  ein  Buchstabe  ausradiert  zwischen 
a  und  r.  Es  ist  also  unsieher.  ob  N  auf  eigene  Kau-!  das  ixOQ%l- 
xmv  gefunden;  txaQyixcöv  ist  indessen  die  wahrscheinlichste  Lesart. 


54  I-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Scüriften  etc. 

139,  25  hat  N  das  nötige  alxiav  hinzugefügt.  145,  3  sv  avxm 
xov  jiavxbg  jtgo<psgovxi  xmv  ßaötXslojv  olxcov  HSS.  In  meiner 
Edition  habe  ich  geschrieben  sv  avxw  x<p  uiavxcov  (nach  N) 
jrgo(psgovxi  xmv  ßaöiXslmv  oixw  (nach  VaL),  aber  diese  Text- 
gestaltung ist  doch  zweifelhaft.  Ich  möchte  jetzt  vorschlagen: 
sv  avxm  (reo)  xov  Jtavxbg  Jtgocpsgovxi  xmv  ßaoiXsimv  olxmv. 
in  dem  allervornehmsten  Palaste.  117,  9  scheint  fisxa  xsXog, 
wie  N  es  hat,  richtig  zu  sein,  während  f/sxa  in  den  übrigen 
HSS  fehlt.  Die  ganze  vorhergehende  Darstellung  gab  zu  dieser 
Hinzufügung  des  fisxct  eine  directe  Anleitung,  vgl.  S.  145,  16 
fista  ftavaxov  rjöJta^ovxo,  145,  22  sßaölXsvs  jusxa  ftavaxov,  146,  3 
mOavsl  C^mvxog  avxolg  xov  [isyaXov  ßaöiXsmg  iir\6sva  yvmgi^siv 
sxsgov  r\  fiovovg  xovg  avxov  Jtalöag  Pmfialmv  avxoxgaxogag. 
147, 15  xrjg  ßaöiXsiag  xal  fisxä  ftavaxov  sJisiXrjfifJsvog. 

117,  15  avxbg  6s  .  .  süisih]H[LSvog  .  .  .  xgaxsl  habe  ich 
nach  N  geschrieben,  während  die  übrigen  HSS  avxov  ös  sjisi- 
Xr}H(isvov  .  .  xgaxslv  bieten,  was  rein  sprachlich  besser  zu  dem 
Vorangehenden  Z.  12  xb  fisv  .  .  oxrjvog  stimmt;  aber  die  Worte 
xrjv  6v(iJiaöav  agx?]v  öcoixmv  Nut?]xi}g  Mtytöxog  2sßaöxbg 
sprechen  wieder  zu  Gunsten  der  Änderung  von  N;  jene  Worte 
sind  indessen,  auch  mit  der  Lesart  von  N,  störend  und  unbe- 
hülflichund  vielleicht  als  Glossem  zu  beanstanden.  Es  ist  über- 
haupt bedenklich  eine  nur  von  N  gebotene  Konstruktion  zum 
Ausgangspunkt  bei  der  Interpretation  und  Emendation  zu  nehmen. 

158, 16  N  richtig  xovxov,  wie  es  scheint  aus  xovxmv  verändert; 
indessen  findet  sich  xovxcov  mit  o  über  od  von  erster  Hand  in  V. 
158,  28  sjtijcsi&hg  aveo  (sic)N,  Dativ  richtig  statt  avmv  der  übrigen 
HSS.  159,  3  sd-söL  ist  wohl  eine  richtige  Conjectur  von  N, 
statt  sd-veöi.  159,  13  hat  N  unzweifelhaft  fisv  mit  Recht  in 
av  verändert.  Die  Conjectur  bot  keine  Schwierigkeiten:  rj  xl 
av  slvat  r\  <pvöig  vofiitoixo.  161,  7  N  richtig  x'  statt  6\  167,  7 
öiöaöxaXiav  övvsöxrjöaxo,  £?]XmGai  (so  N,  CflXovöa  cet.)  xovg 
aya&ovg  .  .  xr\v  savxov  .  .  ngbvotav.  Eine  gute  Conjectur,  aber 
der  gleich  folgende  Accusativ  gab  dazu  die  Anweisung.  167,  18 
xov  ovxcog  (N,  ovxog  cet.)  &sov-  169,  5  öiöaöxaXiav  .  .  diöa- 
öxovöav  VI,  öiöaöxaXla  öiödöxovöav  AEM,  N  richtig  öiöcc- 
öxaXlav  öiödöxovöa.  169,  23  bvxmg  N,  verändert  aus  ovxmv, 
was  die  übrigen  haben.  169,  27  r\v  (sc.  agsxrjv)  6  Jtgb  xov 
ßiog    av&gmjiivmv    rjfrwv   sxßsßXrjxsi    (so  N,    slößsßX?]xsi    cet.) 


IT.  Welchen  Wert  hat  die  Handschrift  N  (Marcianus  340)  etc.       55 

173,  20  jtQoOTasig  rov  (N,  rm  cet.)  yevväö&cu.  N  hat  sonst 
diese  Stelle  sich  in  folgender  Weise  zurechtgemacht:  ti  yaQ 
fiavia  (so  alle  HSS,  ofioia  Valesius)  ravza  txeivcp  jiaQe^ioaCecv 
(dies  nur  N)  [ovöe  läßt  nur  N  aus]  f/  (+  nur  N)  uiQoOxa^ig  rov 
(N,  reo  cet.)yevväöO-ai  jigoörjxovTcog  av  Ixeivm  (IMAKX.  exeivov 
V)  aQfio^oizo  (MAEN,  vo^ozo  VI).  Auch  dies  zeigt,  wie  will- 
kürlich N  verfährt  und  wie  wenig  er  auf  den  ganzen  Gedanken- 
zusammenhang achtet,  wenn  er  eine  erträgliche  Konstruktion  zu 
Stande  bringen  kann.  173,  24  djtoxQVJtrofievr/g  rrjg  rov  delov 
TLfziOTrjToq  xr\  (N,  rrjg  V,  <<  UVIAE)  Jiobg  rovg  äv&QooJtovg  xcu 
(N,  ei  cet.)  rd  ye  d-tjQia  ovyxniöei.  Das  xcu  scheint  beim  ersten 
Anblick  ganz  am  Platze,  aber  ich  fürchte,  auch  in  diesem  Falle  X 
zu  leicht  mein  Vertrauen  geschenkt  zu  haben;  ye  schleppt  zu 
viel  nach.  Ich  schlage  jetzt  vor:  jtgbg  rovg  av'&QCQJiovg  firjTt 
ye  d-riQia.  [177,  30  N  hat  hier  nicht  xe,  sondern  wie  die  übrigen 
6e\.  184,  2  (o  0(ptg)  jtagdycov  rag  diavoiag  avxmv  (sc.  xcöv 
jzomxoJildöxcov)  ccjio  xrjg  eficpvxov  .  .  ejtl  rtjv  ijöovcöv  ajto- 
XavOiv.  Nach  xrjg  e^fpvxov  fehlt  ein  Substantiv.  Valesius 
schlägt  ganz  passend  öco(pQOövv7]g  vor;  in  N  steht  ev<pQo- 
C)vvr\g.  Nun  hat  man  gemeint ,  daß  dies  ev(poo6vvt]g  auf  ein 
ursprünglich  überliefertes  ö(D<pQ06vv?]g  deute  und  daß  N  also,  wenn 
auch  in  etwas  verwischter  Form,  eine  Tradition  bewahrt  habe, 
die  in  den  übrigen  HSS  spurlos  verloren  gegangen  sei.  Aber 
wir  haben  gar  keine  Gewähr  dafür,  daß  öcocpQoövvrjg  das  Richtige 
trifft,  und  es  wäre  besser  gewesen,  diesen  Vorschlag  nicht  in  den 
Text  aufzunehmen,  sondern  nur  in  dein  Apparate  zu  erwähnen. 
Wenn  man  in  Betracht  zieht,  daß  in  der  Oratio  zahlreiche 
Platonische  Reminiszenzen  vorkommen  und  daß  der  Verfas 
rhetorisch  schreibt,  glaube  ich,  daß  der  Ausdruck  xcöv  ejti&vutcov 
eyxoaxeiag  dem  Ursprünglichen  näher  kommt,  vgL  oben  S.  34 
l(.)2,  18  löTonrjöav  .  .,  tO-edoavro  .  .  xtä  eiöov  (NE,  sl6a(v)  c 

Ich  glaube  hiermit  bewiesen  zu  haben,  daß  durch  N  keines- 
wegs eine  alte  Tradition  bewahrt  ist,  die  nicht  durch  die  übrigen 
HSS  bekannt  wäre,  und  daß  die  wenigen,  nur  N  gehörigen 
plausiblen  Lesarten  sieh  als  auf  Conjectur  beruhend,  wozu  X 
ohne  viel  Bedenken  greift,  leicht  erklären  lassen. 

"Wenn  in  N  Spuren  einer  älteren  Tradition  als  die  durch 
V1MBA  überlieferte  vorhanden  waren,  müßten  diese  sich  in  dem 
Abschnitte  Vita  II  24 — 42  und  an  den   Stellen,    wo   die  BSS  des 


56 


I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


Socrates  und  des  Theodoretus  uns  Hilfe  bieten,  an  den  Tag 
treten.  Aber  dies  ist  keineswegs  der  Fall.  N  ist  für  die  Vita 
und  Oratio  eine  wertlose  HS,  deren  Conjecturen  sich  teils  von 
selbst  ergeben,  teils  und  meistens  ganz  irreführend  sind. 

N  wird  nie  eine  Rolle  bei  der  Konstituierung  des  Textes 
der  betreffenden  Schriften  spielen.  Anders  steht  die  Sache  in 
der  Tricennatsrede,  worüber  unten  in  anderem  Zusammenhange 
die  Rede  sein  wird. 


Die  HSS  M  und  B  stehen  einander  sehr  nahe,  aber  es  war 
doch  nötig,  beide  vollständig  zu  vergleichen.  Denn  wenn  z.  B. 
nur  B  gewählt  worden  wäre,  und  wir  in  A  (der  viel  auf  eigene 
Hand  verändert)  eine  Lesart  fänden,  in  B  eine  andere,  könnte 
man  nicht  entscheiden,  welche  von  den  beiden  Lesarten  (da  auch 
I  die  Überlieferung  nicht  treu  bewahrt)  aus  der  Vorlage  stammte. 
War  vielleicht  die  Lesart  von  B  ein  nur  dieser  HS  eigentümlicher 
Fehler?  Oder  hatte  B  die  ursprüngliche  Lesart  der  Vorlage  bewahrt, 
während  dieselbe  in  A  korrumpiert  oder  verändert  worden  war, 
oder  war  der  Fall  der  entgegengesetzte?  Wenn  wir  aber  die  Les- 
arten sowohl  von  M  als  von  B  kennen  und  diese  zusammen  gegen 
A  stehen,  gibt  es  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  dafür,  daß 
die  durch  MB  bewahrte  Lesart  die  der  Vorlage  ist.  Für  A  eine 
Vorlage,  für  MB  eine  andre  diesen  zwei  HSS:  n  gemeinsame  Vor- 
lage anzunehmen,  dafür  sehe  ich  keinen  Grund,  denn  wenn 
dem  so  wäre,  müßten  wir  Gruppierungen  IA  und  IMB  öfter 
finden.  Nein,  MBA  kommen  alle  drei  aus  derselben  Vorlage.  —  Die 
nur  einer  einzigen  von  diesen  drei  HSS  gehörenden  Lesarten  sind 
in  der  Regel  in  den  Apparat  nicht  aufgenommen  worden.  Wenn 
man  der  Ansicht  ist,  daß  das  Fortlassen  des  Signum  M  aus  dem 
Apparat  (mit  Ausnahmen  für  einzelne  Stellen)  ein  Gewinn  für 
den  Apparat  wäre,  so  läßt  dies  sich  künftig  durchführen,  da 
das  Material  zur  Prüfung  der  einzelnen  Fälle  jetzt  vorliegt. 

Daß  die  HS  I  (XL  oder  XII.  Jahrh.?)  aus  derselben  Vorlage 
wie  MBA  stammt,  oder  aus  einer  Schwesterhandschrift  davon,  er- 
hellt aus  der  großen  Anzahl  von  Lücken  und  Fehlern,  die  I  mit 
MBA  gemeinsam  hat.  Daß  I  wieder  andererseits  bisweilen  mit 
V  gegen  MBA  steht,  in  II  24 — 42  einige  Male  mit  FHL  gegen 
VMBA  zusammengeht,  oder  mit  Socrates  und  Theodoretus  (oder 


IL  Welchen  Wert  hat  die  Handschrift  N  (Marcianus  340)  etc.      57 

einem  von  beiden)  gegen  die  übrigen  HSS  (vgl.  Einleit.  XX VIlj. 
und  außerdem  deutliche  Spuren  eigener  Verbesserungsversuche 
aufweist,  läßt  sich  nur  in  der  Weise  erklären,  daß  I  oder  seine. 
Vorlage  (ein  Mittelglied  anzunehmen  ist  jedoch  nicht  nötig)  sich 
bemühte,  mit  Hilfe  aller  zur  Verfügung  stehenden  Mittel,  auch 
eigener  Conjecturen,    eine    gute  Ausgabe  zu  Stande  zu  bringen. 

Was  dagegen  die  HS  V  (sicher  XI.  Jahrh.)  betrifft,  so  ist 
man  nicht  berechtigt,  derselben  eine  ähnliche  Art  der  Entstehung 
zuzuschreiben.  Wenn  V  aus  derselben  Vorlage  wie  (l)MBA 
stammen  würde,  und  ihre  größere  Vollständigkeit  und  Kichtigkeit 
aus  einer  daneben  gehenden  Benutzung  einer  älteren  besseren 
Vorlage  zu  erklären  wäre,  müßte  man  annehmen,  daß  V  sich 
jener  anderen. HS  für  jede  Seite,  ja  fast  für  jede  Zeile  bedient 
hätte.  Aber  in  diesem  Falle  ist  es  ja  viel  einfacher  und  natür- 
licher anzunehmen,  daß  gerade  jene  vollständigere  und  bessere 
MS  die  Vorlage  von  V  gewesen  ist.  Es  giebt  keinen  Fall  in  V. 
der  sich  nicht  in  dieser  Weise  erklären  ließe.  —  Es  gibt  auch 
kein  Beispiel,  das  uns  veranlassen  könnte,  die  Quellen  der  Les- 
arten des  V  in  der  indirekten  Überlieferung  zu  suchen.  —  V 
hat  auch  keine  willkürlichen  Änderungen  vorgenommen,  denn 
wenn  wir  z.  B.  53,  12  ßlov  in  V  statt  voy.ov  und  62.  20  na- 
xov  (wo  außerdem  xaxov  gleich  vorangeht)  statt  relog  lesen,  so 
hat  V  den  Text  nicht  verbessern  wollen,  sondern  es  sind  psycho- 
logisch erklärbare  Fehler,  die  hier  vorbegen:  sinnverwandte  Be- 
griffe oder  Gedanken  sind  vertauscht  worden,  was  ja  eine  ge- 
wöhnliche Fehlerquelle  in  den  HSS  ist.  Daß  die  Angabe  des  V 
betreffs  der  Zahl  der  an  der  Xicänischen  Svnode  anwesenden 
Bischöfe  als  eine  ursprüngliche  Randglosse  zu  erklären  ist.  habe 
ich  Einl.  XII  angedeutet. 

Daß  der  durch  FHL  am  reinsten  bewahrte  Text  des  Constantin- 
Edictes  II  21 —  12  nur  ein  Teil,  ein  Auszug,  wäre  aus  einer 
die  ganze  Vita  umfaßenden,  ebenso  alten  und  guten  Recension, 
dafür  gibt  es  keine  Wahrscheinlichkeit.  Dies  s  Bdict  bildet 
in  den  genannten  HSS  ein  Anhängsel  an  die  Kirchenge- 
schichte, wozu  es  gut  paßt,  und  wird  (vgl.  Einl.  Xlll)  als  ein 
Bruchstück  aus  einer  Sammlung  von  Gesetzen  und  Brieten  I 
staut  ins  gekennzeichnet. 

Daß  der  Text  von  FHL  im  Verhältnis  au  dem  der  Vita 
als  indirekte  Überlieferung  bezeichnet  worden  ist.    ist  ffanz   am 


58  I-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

Platze.  Er  ist  ebenso  indirekt  uns  überliefert  wie  der  Text 
der  durch  Socrates  und  Theodoretus  bewahrten  Urkunden.  Als 
direkte  Überlieferung  kann  man  doch  nur  den  Text  bezeichnen, 
der  als  Text  der  Vita  Constantini  auftritt.  Was  sich  außerhalb 
dieses  Rahmens  befindet,  das  wird  uns  ja  nicht  direkt  durch 
den  Text  der  Vita,  sondern  anderweitig  überliefert. 


III  Textkritische  Beiträge  zu  der  Tita  nnd  der  Oratio. 

Neue  Collationen  der  Handschrift  Y  (Yaticanus  149). 

Durch  den  von  mir  zum  ersten  Male  bekannt  gemachten 
und  verglichenen  Codex  Vaticanus  149  ist  der  Text  der  Vita 
und  der  Oratio  an  vielen  hunderten  von  Stellen  teils  ergänzt, 
teils  verbessert  worden.  Als  Vorlage  diente  mir  der  Text  von 
Heinichen  in  der  zweiten  Ausgabe.  Da  diese  Ausgabe  keinen 
kritischen  Apparat,  der  diesen  Namen  verdiente,  besitzt  und  die 
Fälle,  wo  V  von  dieser  Vorlage  abweicht,  sehr  zahlreich  und 
z.  T.  ganz  bedeutend  sind,  war  es  natürlich,  daß  diese  erste 
Collation  nicht  fehlerfrei  werden  konnte,  besonders  da  die  mir 
für  die  Collation  zur  Verfügung  stehende  Zeit  knapp  bemessen 
war.  Mancini  teilt  Eiv.  di  Fil.  1905,  S  356  —  357  eine  von  ihm 
zu  Capp.  I  — VI,  XVI,  XIX  — XXVI  der  Oratio  mit  dem  Hein- 
ichen'schen  Texte  vorgenommene  Collation  mit,  die,  wenngleich 
selbst  mit  Fehlern  behaftet  und  sich  sehr  an  Quisquilien  haltend, 
doch  eine  Anzahl  von  mir  begangener  Versehen  entdeckt  hat. 
Sodann  hat  Pasquali  in  den  Gott.  gel.  Anz.  1909,  S.  261 — 266 
eine  Nachcollation  der  ganzen  HS  gegeben.  Es  hat  sich  her- 
ausgestellt, daß  Verschiedenes  von  mir  übersehen  worden  ist, 
und  daß  auch  eine  Anzahl  falscher  Angaben  im  Apparate  vor- 
kommen. Es  ist  aber  hierbei  zu  beachten,  daß  ich,  um  den 
Apparat  zu  entlasten,  vieles  nicht  aufnahm,  was  in  meinen  No- 
tizen sich  fand,  daß  ich  oft  unter  einen  Kopf  die  Lesarten  der 
HSS  zusammenführte,  auch  wenn  kleine  Differenzen  in  Bezieh- 
ung   auf  Accente ,    Orthographica    und    dgl.    vorkamen l.     Auch 


1)  Dies  habe  ich  in  noch  größerem  Maße  bei  kleineren  Differenzen 
innerhalb  der  Gruppe  MBA  getan,  da  ich  ja  auch  sonst  Lesarten,  die  nur 
einer  von  diesen  HSS  gehörten,  öfters  in  den  Apparat  nicht  aufgenommen. 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  59 

sei  es  bemerkt,  daß  ich  zu  Vita  II  24  —  42  die  Abweichungen 
von  V  in  Bezug  auf  Elision  und  das  bewegliche  v  nicht  anführte, 
da  für  diese  Partie  ältere  und  bessere  HSS  vorliegen  (vgl.  Ein- 
leitung XII). 

Ich  bin  Pasquali  für  seine  Arbeit  sehr  dankbar,  aber  da 
ich  auf  Grund  meiner  Notizen  schließen  mußte,  daß  auch  ihm 
die  Aufgabe  zu  lösen  nicht  vollständig  gelungen  war,  hielt  ich 
es  für  nötig,  eine  Reise  nach  Rom  zu  unternehmen,  um  selbst 
eine  neue  Collation  der  HS  V  zu  machen.  Diese  habe  ich  im 
Februar  1910  ausgeführt  *.  Außerdem  habe  ich  von  der  ganzen 
HS  eine  photographische  Kopie  nehmen  lassen.  Es  hat  sich  be- 
stätigt, daß  auch  Pasquali,  obgleich  ihm  ein  verhältnismäßig 
wenig  abweichender  Drucktext  mit  handschriftlichem  Apparat 
zur  Verfügung  stand,  Einzelheiten  entgangen  sind  und  daß  seine 
Angaben  nicht  alle  genau  oder  richtig  sind. 

Nach  diesen  Erfahrungen  wage  ich  nicht  zu  behaupten,  daß 
die  folgenden  Mitteilungen  unfehlbar  wären,  aber  eine  eventuelle 
Nachlese  dürfte  doch  wenig  fruchtbringend  sein. 

Da  die  HS,  obgleich  an  und  für  sich  nicht  gerade  vorzüg- 
lich, doch  unsere  beste  Quelle  ist,  will  ich  diesmal,  um  nicht 
Mißverständnissen  ausgesetzt  zu  werden,  alles  anführen,  was 
irgend  ein  Interesse  beanspruchen  kann,  sowie  alles,  was  in 
meiner  Ausgabe  nicht  verzeichnet  oder  falsch  oder  undeutlich 
angegeben  ist. 

Fehlende  oder  falsch  gesetzte  Spiritus-  und  Accentzeichen 
muß  ich  jedoch  auch  diesmal  in  der  Regel  unerwähnt  lassen. 
Weil  in  V  die  Accente  sehr  oft  fehlen  oder  in  verkehrter  Weise 
verwendet  sind ,  Circumfiex  und  Acut  sehr  oft  vertauscht 
werden,  notierte  ich  bei  der  ersten  Collation  nur  ausnahmsweise 
Besonderheiten  in  Bezug  auf  die  Accentuation.  Bei  dem  Aus- 
schreiben für  den  Apparat  hat  dies  freilich  in  einigen  Fällen 
Misstände  verursacht,  aber  meistens  sind  die  so  entstandenen 
Ungenauigkeiten  nicht  von  irgendwelcher  Bedeutung  gewesen. 
In  der  neuen  Collation  dagegen  sind,  wenn   Lesarten  aus  Y  an- 


1)  Dureh  die  Gefälligkeit  des  Herrn  Präfekten  der  Bibliothek  ist  es 
mir  möglieh  geworden,  die  Arbeit  in  verhältnismäßig  kurzer  Zeit  zu  be- 
werkstelligen.   Sowohl   hierfür,    als  für  die  Erlaubnis,    die  HS  photogra- 

phieren  z.u  lassen,  will  ich  hiermit  nieinen  aufrichtigsten  Hank  aussprechen. 


()0  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

geführt  werden,  die  Accentverhältnisse  genau  wiedergegeben 
worden.  Aber  Lesarten  nur  wegen  eines  fehlenden  oder  falschen 
Accentes  anzuführen,  dazu  habe  ich  mich  nicht  entschließen 
können,  denn  diese  Fälle  allein  gehen  in  die  hunderte. 

3,  14  nach  svoeßtjq  +  xcovoxavxtvog    am  T(extrande).     18  xvodvvcov) 
tvqccvvcüv   im   In(dex    der    Capitel   vor    dem  Texte).     4,  8    6h]    <?'   im  In. 

11  [tagifÄLVOv  am  T.  12  ö  <C  im  In.  17  xaxaXEinövxog,  aber  V2  hat  s 
durchgestrichen  und  über  i  zwei  Punkte  geschrieben  im  In.  19  xov  -J-  vor 
xojvox.  im  In.  21  xaxctoxgocpfjg  am  T.  5,  11  ijxxa  xatv  iv  IxaXia  ^a^ev- 
xiov  GXQaxevjuäxojv  vno  xcuvgxccvzlvov,   aber   xwv  von  V2  durchgestrichen, 

im  In.;    fjxxa    xwv  ev  'CxaXia  {icc&vxlov  oxQaxevfxax   vno  xcovaxavx/  am  T. 

12  xißaoiaöog,    die  Punkte    (und   wohl    auch    der  Accent  über  s)  von  V2, 

iüvxoc,  V2 

im  Ind.     14  äv6oeiag  (elccq  durchgestrichen)  im  In.     15  eixpQOOvvq  im  In. 

Tl.  am  T.  20  acpQ^v",  o  hinzugefügt  und  mit  einem  durch  "  (=  ojv) 
gehenden  Acut  '    versehen  V1,    der    also    acpoövcuv   lesen    wollte,    im  In . 

a<PQLov  am  T.  26  xal  <C  im  In.  u.  am  T.  26  rj&sXsv  am  T.  27  Xixiov  im 
In.  6,  2  xovg  +  vor  Xaovg  im  In.  u.  am  T.  5  ticcqccvö/liojv  (xal  <C)  am  T. 
8  vnEygaipEv  im  In.  9  fxa^i/jiLvog  am  T.,  [w^ifjLiavbg  im  In.  11  (la^ifuvoq 
am  T.,  [ia£i/bilvoq  im  In. 

7,  6  nQor\v    7  r\iilv  V,  rjdrj  MBA.    <  I     7  in   n   ist  i    später  hinzu- 
gefügt   worden      15     öiaxvßEovövxa      20    naoaöo£,ojxaxa      8,   15    xi'Xei 

6>V2oV2 

30  TiQOXfXeia     9,  11  axo?j     14  xExojQrjyti/Lti'vwv     16  6inXaolovi      27  xovxo 

10,  9  (/jilxoov  oder)  fxaxQOv  von  später  Hand  aus  ßixoov   11  yc-vEi  18  aoi- 

'Cov  VIMB,    aooi^ov  AN    25  fjfj,(£Qoig  ye  xoi   auf  Ras.)     29  Eneoxaxa,    o% 

wohl  auf  Ras.     11,  2  e&sXovxfj  mit  r\  verändert  in  i  von  V2     18  xcixtjgsi 

in  xax/jEi  verändert    20  avibg  V,  avxbv  IMBA     23  (sie)  avxclj  I     27  axio- 

Qt 
ygeupiag     28   ava&tjvai      12,  9  nach  6iö  -f-  J//     18  (päoewg     13,  22    nach 

toi 
Sccvßäxojv  -f- evaoyetg   34  «?)  7i£()2,  am  Rande  ovy  V2  14,  3/4  ^eV  ye  xäg  14  ya- 

Xrjvbv  34  TiQOfXTj&Eiav  am  Rande  V2  15,  7  nach  nXsove&ag  +  Elvat  20  noo- 

9v/bt(bxaxa  24  iW eloiel  27  ETiE^ovoiatg  16,13  ohog]  oig  20  evxcü  r'  ayuov 
21  dt'f^we*  /?cov  22  tpv  (öi  etwas  undeutlich),  xb  y.i\x^  24  [ZEyaXrjvbv 
V1,    yaXi)v£iov    am    Rande  V2     17,  1  nagrjxoXoid-EL     29  t']  t£     31  oio^a- 

V 

Xalöv  xe  18,  16  t?/j>  <C  von  £vyj]v .  22  «vr?/  <T  aXovoylöa  naxgix^v  xcb- 
axavxivog  26  tzXtj&ei  28  ov/li  31t'  19, 14  7rpirr<m£  mit  t  wahrsch.  aus??  20,1 
jugv.  xa  yaonowxa  2x*  5nao£i6oi  IS&ewv  25  <pt>?/y]  <pvX?jv  21,8  d-Eoar]fXETa 

y  V2 

16  ovvEoxafxevov    32  Evxaoaiov  22,5  (nicht  6)  xovxo  6h  nXayiov  xEgwg.  xov 

17  öTQa.xo7iai6(i)v  26  e616(xox6vxe  mit  o  aus  w  oder  f  29  t//s]  toFc  34  <feö>  am 
Rande  V2     23,  1  wQfAäxo      3  rai;r#]  xavxr\v     6  t«<?  steht  in  V     11  Tf)  t 

13  T£$  <C  16  tov  T£  (xv^a  avxyg  22  a?'jxyt]xöv  25  rots  xoiovxotg  VI 
24,  5  rd>(v  eras.)  rv^avj'w     10  o  rv(>.  M  (nicht  V)  A     12  onavr\     15   07iAt- 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  ßj 

£ero  (ob  Spiritus,  unsicher)     25,  1  zä]  zag    6  /nwvöEOjg  zov  ze  d-eooeßovq 

7  xaza  zu  avzä  1(3  avzöv  auch  in  V  25  dtj\  öfjra  26,  8  av/j.  12  ^//d'  13  /uSjZ 
17  Tf]  de  VIM      27,  3  öwaazEtag  mit  g  verändert  in  tc;  von  V2    4  xcc&a- 
goziQiov   5  tieqioqiQezo   7  eixptjcuvü/biava   13  r/).EV&Eoov,  was  über  ov  steht, 

unklar  28,  2  mich  //er  -f-  7«P  9  (XEzaölöoot  13  ijvz^älwg  20  xaxEoza- 
fitvoq  VI  29,  6  xivJjoeiev  7  rot"  <C  12  a<pQaivovvzu)v  mit  ov  auf  Ras. 
13  vneQßokFj      30,  8  d'      15    rot?    (dies  V2    am  Rande)    t^?   t'  ixx?.i]o(ag 

31,  13  et#  17  ^t*'  «vra>  #tö  32,  3  za  steht  in  V  6  nach  ßaoifaxcvv  -f-  oI'xojv 
19  öiöaoxaUa  25  xoivoj]  xatiagal  28  aigoivzo  33,  7  (pv).axhg  11  ?J  zrof? 
eVu  zovzoig  zov  19  tieoiooi^ezo  20  7i«vra  27  iveyeiQEi  28  ftixgcc  34,  7  Tror ' 

8  xazrjoyE  IMBA,  (xEzi'igyEZo  V  (durch  Versehen  aus  Z.  10  hierher  versetzt) 
IG  TtLfiE^g  mit  t  auf  Ras.  20  tö»v  <C  VI  35,  8  (Aaxoöv  12  etzivoel\ 
tceqivoel  13  xöftag  19  7i£Qi?.Tj(p&i'vza)v  23  öixatojzäzrj  23  rot?  roTc  zoaox- 
zoiq     26  eyygü(poiq  VI     27  yoioziaibv 

36,  4  Exlt]aiwv  im  In      10  7re()i  -J-  auch  vor  tov  ygiozov  am  T.     37,3 

svofto&i-zt]  am  T.  6  ixrjovzze  am  T.  10  tü>v  +  vor  nalaiwv  im  In.  u.  am  T. 

w  V'-' 

17  aziiA(i)&kvz(ov  am  T.     23  xlrjoordfxov  im  In.     25  r«  <C  im  In.     38,3  7ifc- 

oatvhOEiQ  im  In.  u.  am  T.  7  amiyogEiEZO  im  In.  u.  am  T.  10  evai'ßELOv 
im  In.  u.  am  T.     IG  7re(n    roü    naznog  xwvozccvzlvov  ozl  aii),ü&Eog  am  T. 

21  toi>c]  roi;  am  T.  29  fpcozlöavza  im  In.,  (pojzioavza  am  T.  29  nkaro- 
(Xbvovq  im  In.  39,  1  ro  (nicht  ra)  im  In.  u.  am  T.  3  7rep£  <  vor  <aeAt- 
rmvtwi'  am  T.  4  EygnxpEv  (nicht  l'yoaxpE)  auch  am  T.  5  rov  <C  vor  imox. 
im  In.  8  öioQ&cboazo  am  T.  13  nagalvEOig  am  T.  16  ÖLaßaivELV  ist 
nicht  in  V,  sondern  in  N. 

40,  8  r«s  im'  avzöv  ixxh/alag  41,  11  öioy/utov  11  ißd?J.Ezo  auch 
in  V  20  710AA;)  —  (fi/.ana  42,  4  noi&o/uerog  15  xaMuEJiiaig  15  £<>//- 
gziquov  24  zorzo  43,  5  7r«(>ü>r]  7ia()'  oj>  19  fif-z*  bÖLÖtooav  21  aiu- 
ßovXt'jQ    23  (b</>#ai]  a>£    25  xEXQazr\xbzag    25  ra  <C  vor  ar^rtr.     44,  3  erra 

9  avvEipaivEv  >/  vlxij  11  ioyvEi  12  exxoizovg  2G  &a>(K>vvTOg  45, 1  *are;r/)(>er(> 

18  örpar/«>;  4B,  28 «Jühjci  47,  12  nan it  29  ov/i  48, 2  ntnoiipxo  10  fiataiwv 
{/.ävzHov  23  xvoLozäztjv  49, 14  wio]  v-if^  26  av£7tf()6aarot;g  50,  7  dwpeca,  aber 
scheint  öloqeokxi  gewesen  zu  sein  25  </  j  ).<:tioizo  auch  V  28  tfe  31  exiozo/./; 
xiovazavzlvov  xcorozairiror  (sie)  51,12  zw.  toi"  u.  ftsy&Xov  3 Buchst,  aus- 
radiert 21  tfarf/tf»/  25 <f J  52,2  rvy%ctvovr«5  11  «Je  to  &#  53,5(5'  20rovroi 
züi  2G  (V  2S  oviS'  54,  1  roü  toi>q  2  .-inofhfu^it-Iiu  9  ßovktvztxfJQ 
14  oix})oEöL  17  xazi'yovai  55,  3  ot  xat  t«j  am  Rande  \  -  obcixais  V  '■ 
G  loig  <!  vor  örjpooloiq  9  atjÖElag  9  ft  Je  ^a^  r/;^:  auch  in  V  10  otoro- 
nfve'ovTf^  V1,  7ie0<5vre^  am  Rande  V-  25  ij  A/ror  </"/«»/;  V-  am  Bande,  '} 
öoiX/jv  vv/uiplotg  V1  2G  tafdov  56,6  Äfv&fpoi»  57.  10  ffV/tCTtrf(Fij  1_  iV<- 
xauxv  IG  ()''  li>  rorror  r<>  *o(:re7r  22  dbroAAv/U^VC<  58,  11  f&  L2  I :&  ' 
—  etv/-5     13  ei?  t/)v  öbonoitUiv]  tu  tijvöe  .io/.in'ay     17  xaÜEOiäai     20  reür 


1)  Diesmal    (vgl.  oben  S.  59)    verzeichne   ich  zu   11,  24    42   die  Ab- 
weichungen des  Y   auch  in  Bezug  auf  Elision  und  -r. 


ß2  !•  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin- Schriften  etc. 

zoiovzwv  auch  in  V  24  d'  25  zccjueiov  59, 4  to  övvazbv  4  azv%7/oovoi 
10  xa&ogäzai  I  12  r)(püviGE  ze  xal  öle<p&eiqe'  zwv  6'  17  ßaüeog  60,  7 
pivof.Qtt  8  jM^r'  9  neQLEQyeiaiq  17  tieoielxev,  das  erste  e  aus  et  20  vor 
dem  folgenden  Cap.  mit  Semiuncialen  ßaGiXiojg  eulgzoXi]  tieqI  zrjg  züv 
exxXtjglwv  olxodofxfjg  21  evaeßeiu)  28  toC  #eov  tov  ^fy.  61,  3  ETzavoyg- 
S-ovg&ccl  4  fx8it,ov  5  avzbg  {xal  <C)  dm  tfov  10  re  <C  (nicht  tw)  10  or<a 
31  ävörjzog  (nicht  avövrjtog)  62,  1  ay#()a>7roi/]  ovvov  17  eptnodov  17  dm 
zovzoig  27  xazaßQOx&iOag  30  xazEzazzEV  V1,  (Ji>v  über  ;mr  V2  63,  3 
^V  V1,  von  V2  verändert  in  f}>>  10  06  ßa^ßapoi'  oi  11  ipiXavw  35  ßeßana- 
xequv  36  (Tcu]  (7ov  64,  1  (jlvgeqol  15  d-vfxrjöelav  anocpegojvzaL  18  (nicht 
20)  (>0£  20  o*oi~  65,  8  avibv  16  evevotjgev  19  av«y^«^tv  20  gltiexqv- 
xpaaQ-ai  30  fuxgäg  66,  1  ran'  xaX&v]  ßaoiXeojQ  15  (XEGoig  zolq  zd>v 
20  anavzaxov  22  //££££  29  ta/v  <C  vor  aAg£.  67,  3  vor  Cap.  64  mit 
Uncialen    (wie  Einleit.  X    angegeben)   iniazoXr)  ßaGiXsojg    11  ovvaQfjiwaai 

12  t?/£  -j-  vor  öiavolag  14  E7i7]Qd)/j.rjv  32  tt?  #ara  rcüv  68,  4  nXeiovaq 
5  Ö€lo9cci  7  £q)OQcc&r]  10  appwyov  11  TtQvzavrjV  17  fivrjozeiei  25  d' 
69 ,  4  syxXltiv  10  avziGozalrj  V1 ,  avzioza'irj  am  Rande  V2  14  £f 
orcorfc-poi;]  TtQÖzsQOV  V  18  7t£pt]  i>7r£p  70,  1  fXEyäXov  <C  2  aAA^Aovs 
5  aoeßTj    8  (pQOvyixwv    12  ai;roi>s]  «v    16  fts    31  #«2  [t^v  <C]  tov  vö/uov 

gel 
71,1  iiÖBLCov     3  yiVEzat     11  f//w     12  vixofxiöalojv     13  d/j/uoi  rjörj     15  «»>£- 
XEZlgev    27  d'    29  öq^v)  vofj-yv  (sie) 

72,  10  TiQoohza^ev  yeveod-ai  xovGzavzlvog   am  T.      18  Evakßeiov  im 
In.  u.  am  T.     23  GWEGziäÜt]  im  In.  u.  am  T,     73,  5  ^ueoft  t???  olxovfxevrjg 

am  T.  12  o7ro§  im  In.  13  das  erste  #cu  <C  am  T.  15  wxoöofieiod-ai 
am  T.  22  tov  etclgxotiov  leqogoXv[zü)V  syQacpev  am  T.  29  //  +  vor  exxXi\- 
ola  am  T.  74,  12  «ym? -f- vor  iXsvrjg  am  T.  17  xojközavxivovnöXei  im 
In.  u.  am  T.  17  ojxoöofxrjGEV  im  In.  22  oixoöopirjS-ELGrjg  am  T.  24  tvffs- 
/te*ov  im  In.  75, 1  TiEQiaiQEGig  im  In.  u.  am  T.  6  ijXlov^tiöXel  (sie)  im  In. 
u.  am  T.      10,  12  u.  15  EvaeßEtov    im  In.  u.  am  T.      10  xaiGaplag    am  T 

20  ixXrjüiav  im  In. 

76,  2  zagäxovg     3  d-vfirjÖEiag     3  «  <  vor   tw  #fä»     4  xazioXtyÖQEi 

13  &EQcmovzag  17  eö/j/hevojv  22  *eu  <C  vor  xaivozkgag  7  7,  2  fXEyaXo- 
TiQETifi     11  of    15   öiEXEtixnavEv     16  roi>£  -f-  vor  fvVoi'Q  alle  HSS     18  rai>- 

zaXioj  21  agnäyEL  24  tkxzqo  **  fxovfiEvajv  27  xazaXäfiipavzag  78,  6  eVa- 
ßQWÖ/uEvog  (wie  im  Texte)  .  16  o.7ieqqijuevov  24  f7it  tov  ögäxovza  u<piv 
zbv  (pEvyovza  79,  1  «/Uo  +  vor  xaxbv  9  nach  «pycrA.  +  zr«£  ExxXrjolag 
VI  10  ^sv  <C  11  nXavojjUEVovg  steht  in  V  23  t/)j>  -f-  vor  «vrog  VI 
28  TtooaxaXovf/Evog  29  owr/yEipE  33  cri;^  80,  6  nach  ozetpavov  +  otov 
Tiva    10  rt    12  naXaiozivovg    18  ai>ra)v]  avzbg    81,  16  nag^Eaav    18  oty^ 

Ol 

22  de  25  aXovQyiöoq  öh  nvQQccmrjg  28  xaXXcoitiG^EVog  82,  14  (Tfi'ayw^ 
28  xaXXcoTtiofxEvog  82,  14  awaywv  19  tdfi^  <C  22  aQ&t'iorig  37  ovvEQyia 
83,  9  äßcpiXoyiag]  ä/Li<pißoXtag  84,  4  yiy.vußEvov  10  re  15  ygacpfj  25  T£  27 
&Qtlox£ia  V,  ExxXrjGia  M  85,  6  t//i>  t^s  10  ä9e/Lirjzco  86,  2  fj.rf6£^iä  10  oatw- 
TTyro?    18  rofTo     87,  6  ayiwzrizi    9  de/6(>^«i     10  ?fai  #£7ar  <  V    21  ^pf- 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  ß3 

Xä&t  23  xaS-apozazov  27  vTCOziO-LftEvog  88,  2  xorjzt'iQiov  4  äXXJjXovg 
8  öjv]  ü)  9  e 1  xcc  (wie  im  Texte)  9  <paivoizo  10  ou  ro^  (wie  im  Texte 
31  rj  <  89,  13  naXaicxivojv  14  CEoojGoXv/uoig  90,  11  tfar*  avxfjg  älrfteia^ 
15  rov  öeSrjXojfti'vov  (wie  im  Texte)  22  xa&aiQElxo  23  nach  o&  ////v  -h  d'  VI 
91,10  öfjfiaottai  11  TtgoGZE&ELfXbvog  12  tcüv  e&vüjv  xwv  30  e7r2  xogovxw  I 
(wie  Socr.)  32  niGxig  steht  in  V  92,  7  ov]  ev  16  dgccxüXiarw  17  r« 
to>v  i.a(A7iQoxüxa)v  faccQyjwv  ßtQti  18  xl]V  (pQovziöa  syxEzsiQfjG&aL  19  i-piqQ 
igovGiag  xai  tvasßelag  22  xi/zitoxsQn  ze  eivac  xal  ygrjGi/btMZEQa  25  [xezu- 
veyßfjvcu  93,  3  #]  ^  7  <pvkä£rj  25  nafifiEyi^Ei  26  xazEGZQLofXfzsvog 
94,  34  etceqeiöovzo  18  avzLXQvq  19  nach  ßaoiXEiov  +  o&oi;  VI  22  eV 
d-i'vÖE  TtQOiövziov  25  re  25  avlioi  31  de  95,  2  tc/.j'i&tj  (xal  <j  7ro**. 
2  e^dvai  12  eoyw  18  Xoylu)  32  oixoöofiaTg  32  axQOQEiatg  96,  3  nach 
xaxi'yEL  -\-xovg  4  &£iaG<x>xag  9  edovero  23  ßExäXXov  26  (pvzwoav  97,5 
xaxt'XvGE  9  alrid-rj  15  dXtGxov  16  v7i£Q<pvü>g  19  ov#]  ^77  30  naXcuGzivuyv 
98,  6  )/v]  ^v  16  xaxsiXelcpei  20  xccxeipyaofu'vov  VIB1  21  doxft  25  ra  <C 
27  KoarfareiWcrac;]  GzpcczEvojuevag,  am  Rande  tfocm  V2  99,  9  7ZE7ioieio&ai 
25  aitövoia  100,  22  ivayäv  (wie  im  Texte)  23  fiVGEQÖiv  25  rw  <  27/28  :raö« 
Tt5  ngayßEv    101,  3  TiQooyyoQEvoEv    7  tov  <C    20  d'  //]  d?7    28  a<piEQOvfXEvojv 

102,  2  nh'jd-EL  2  fxoQfiolvxia  5  A/ai>  7  azgazoTiEÖiag  10  Eni&aQOovvzEg  13  <pa»- 
(>«v  (wie  im  Texte)    13  tfiy*    19  c'!/Ao  23  juezeli]   25  nolv(p£yy£i  30  Xav&av cjv 

a  <°V~  o  *      ■ 

103,  5  TtoV.tj  ze  gazönri  ÖtEcpÜOQÜGL   6  yirwdes   8  xE\piya[ioi    9  ajioGzüzr] 

11  «v  (neue  Zeile)  eadoaJv  15  d//ra]  d/)  VI  25  oAeT//par  avzixgvg  27  &v£jJ>Uü 
tov  ä?.7jd-(3g  104,15  xazEyivojoxov  19  r/  qvtccov  zcc,  vonV2  verändert  in  77  prrrtür 
t«  22  /xccXioza  27  axozivöv  30  e'ö-vcy  105,  8  TiQorjy/ntvog  VI  10  tiqovzqe- 
niv  iE     21  d-Vfjtrjösiaiq     100,  5  (nicht  4)  to^  rot?    27  ÖQ&wg  <.     28  £0;?- 

erfou     107,  2  eo-nv  Sv  V1,  loirS    Sv  V2     4   ^d»v      11   y«  <     108,  10  0 

+  vor  dt'  üQ&/)v  22  dia<poQ(i)v  109,  5  EVGEßEio)  6  ijötoza  zt)v]  n XtjpEozdzijv 
9  nccgadüGEi  10  wc]  ort  16  dg]  re  23  o  Druckfehler  statt  o  25/26  /?a- 
oiXbwg  {'tikjzoXij  ngbg  z*)v  iv  avzioy  ovvoöov  sowohl  in  V  als  auch  in  I  30 
u.  110,  13  EvoEßEÜo  110,  10  EvoißEtov  16  (fvXaxzalav  19  xaiaaniag  20  «pe- 
Qovgiov  steht  in  V  23  rovade]  zovgze  29  övacpy^ov  tpvkov]  iigwXov 
111,  17  voovztavot  22  oi)v  +  vor  vyiaiv  22  öiijvsxf}]  öix/jv  exr]  28  ///a/- 
veo&e  30  av&Q(»7it'a)i>  31  der]  d^  112,  0  *cd  <  8  bniazQEqlaq  11  nooa- 
ayoQEvojAEv  18  ayiwtijxi  21  Gyt]juaz(X(Jüv  29  y5  113,  1  |U^T£  üftcüTurcü 
2  ad-t-ui}za.  4  kyxov(xaza  13  kninh'aiog,  g  später  zw.  a  u.  r  eingefügt. 
114,  4  steht  am  Rande  im  In.  4  &£tG(0Gig  im  In.  4  xcc2  steht  auch  am 
T.  5  eV]  ^y  im  In.  5  yp/jf/azi  x,  (=  ^at)  ölxaig  im  In.  12  rw  im  In.  u. 
am  T.  23  (T-Tcid//  de  im  In.  115,  3  n>  +  vor  eV  elö.  im  In.  n.  am  T. 
6  tiqogevxeg&cu  im  In.  12  ix&Xvoev  im  In.  u.  am  T.  15  tn  im  Ind.  11. 
am  T.  25  nach  ^//er^Cero  -\-  xwvGZUvzlvog  am  T.  26  8  über  d.T  Zeile  am 
T.  27  eWyoai/'e  (-ev  am  T.)  28  eboeßsiov,  aber  e/  in  /  verändert  im  In. 
20  y^ovtv  [xovev  auf  K;is.  im  hO    30  u.  31,  116,1  u.  16    evaeßetov  am  T. 

116,  3  e'noy/'ov    im    T.      16  oi'ri'c;-/    am  T.      30    GVyxeXMQitß&W    MD    T. 

30  anhiGXEiav  am  T.      117,  1—2  fehlt    am  T..    TOn    dem    unteren   Rande 


64 


1.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


des  Blattes  ist  freilich  ziemlich  viel  abgeschnitten  worden.  6  Wortfolge 
lavzw  Eiq  zoupty  im  In.  6  7igoojxo6öfj.rjG£v  im  In.  u.  am  T.  15  Eiq  xojv- 
GiavzivovnoXiv  im  In.  u.  am  T.     19  GZQazönai6ov  am.  T. 

118,  8  (ziva):    zbv  YI      17  naQEGXEva^Ev     23  olxrjzoQaq]   xz?'jzogaq 
119,  4  zb  mit  6  aus  d    6  xzrj/uaza]  xq/j/ucczcc  34  evexa  120,4  sxovzfj  7  ahXLov 

9  d']  de  9  xal  <C  12  sgvS-alvEzo  13  olq  de  (sßevov  —  /uEiEiyov  <.)  xqüöeok; 
IMBA  13  sßalvov  31  id-vtj  121,  1  in  zig  steht  q  auf  Ras.  15  dyiojzdzov 
16  (nicht  15^  eyu)  25  axgaKpvfj  122,  2  dxt]Xl6ozov  19  v^ZV  I,  ^afv 
VMBA  22  dÜE^zoiq  25  «7rodo#?/<Je*s  123,  13  Evoza^fj  21  ttvarera- 
uevov  30  axEipezo  124,  25  tze6lov  mit  e  aus  «t  125,  16  ro]  rw  22  Trpotf- 
oulXel  126,  8  Wortfolge  #cu  avzbq  eltj  14  Wortfolge  vöfxoiq  ze  25  xccd-aQ- 
d-r)artq  34  nach  naXaiol  -\~  vößoi  127,10  xccS-üjokujusvccl  17  ^«7tfira]  /<rec7ri 
27  %QiGziavüJv  28  7CQO(p?]zo(pövzeq  128.  10  av/z  12  in  toj>  ist  o  aus  w 
12  y5  ow  18  EJiaygvnvovq  auch  in  I  23  nag^xot]  TiQoarjxoi  32  £7u 
.fitQovq  32  ev&£v6y  129,  2  6ixaiozt]glov  15  6vG/ua&£iq  15  XExocpojjuevoi 
16  xazoj/.iywQovvzEq  28  /btoftcpfjv]  [/.oQtyfjv  30  erre]  Et  130.  4  vo/u/jgeis 
6  in  jtzot  steht  o  auf  Ras.  18  u.  19  rore  30  rov  +  vor  rjfxhEQov  131,  5  d-vfirj- 
ÖEiaq  6  £vx£&()ä(p&cu  Szöv]zcüv  9  fjLEzaQvQ-^iL^ovza  12  (pvXd&i  20  dvzäS-EixEV 

20  Ttävzcoq  25  zsyvijzäv  31  (pqovzijgeiev  132,2  avÜEvzEiaq  7  cpvXd^Ei  10  nach 

auro    ein  Buchst,    ausradiert     15  naXcuGzivcov:    so  accentuiert  hier  u.  im 

oV2 
folgenden     17  dnocpav&EiGa     24  evvXij     26  sniXEXevaavzoq     133,  1  tceqLöoi 

5  de  <  7  EGzoJza  av/u  14  d(fu:oojGi*v  20  gzqcczöticu6ov  134,26  nagayEroj- 
fXEvoL  135,  10  a7twdovreg  11  tcqo&vIgtjze  22  #eoü  reoP.a/as]  ^D  veoXiaq 
136,  2  rt>()«i>wj>  4  ElXixQivia  15  nav6ealav  31  TigoGyojvrjGUftEV  137,8  av- 
toZs]  rols  12  6(ozr/Qi  17  a.7iE(fEVEv  23  de  <C  25  näXai  yd/uovq]  naXaizd- 
zovq  ze  28  ÜEuwoiq  28  d<pogiGfXEvoiq  30  tö>j>]  tov  138,  16  nach  eixtceI- 
Qovq  -f-  avvovq  20  ngoGEU^tfEi  139,  17  gaößaXcäov  21  das  zweite  t>/S 
mit  >/  auf  Ras.  1  28  tö/v]  tov  31  cpiXdXri&Eq  140,  9  Enix^öiov  17  epeo#ou] 
cclqeg&cu  29  rov  <C  141,  14  6öptazt  17  6ofidztov  27  xaT«<popov  142,21 
de  22  rafrov  23  uqolglv  24  Enwvoifjiov  26  de]  d'  28  dnoQvxpao&ai 
143,  2  in  7iQ(5zov  steht  o  auf  Ras.  aus  a>     6  6upwvzi  ze  xal     16  vöfirjf/a 

21  (nicht  20)  ye  statt  re  21  EVEpninXazo  22  u.  23  de  25  GZQOfjLvfj  29  in 
Efjiavzöv    ist    e    nicht    ursprünglich      144,  1    GZQazonal6cov      1   za^lagyoi 

10  {£ni<L)  avzfjq  6f]  zfjq  I  12  d'  auch  in  V  26  Xo/ayoyoX  145,  10  7iept- 
GZOi*/r\Gdii£voi  22  *at  -f-  vor  ^er«  YI  146,  5  de  6  in  tiqojzigzov  ist  ö> 
aus  o  24  \xEZY\Qixalq  29  .ozrjyoq  31  d'  147,  5  na^nXri&Elq  7  dn£6L- 
6a)Gav  8  EVÖEL^äfxEvoL  12  (nicht  13)  to  YMB  statt  tö>  11  mit  a>g  o()«v 
beginnt  Cap.  öä     21  tb?,    am  Rande  og  Y2     29  ixapdzzovzo     30  iyxExa- 

XvfJLEVOV 

151,  6  6iOQd-a)GaG&ai  im  In.  8  urspr.  GWEGzdGiai  im  In.  8  et]  ^ 
im  In.  10  ra  steht  auch  im  In.  13  avzf\q  im  In.,  avz^v  am  T.  16  6ei- 
xvvfitva  im  In.  152,  9  gioni}  am  T.  19  7teot  (zfjq  <)  Egv&galaq  aißiX- 
Xr\q  I  19  u.  23  ipid-aiaq  am  T.  19  dxQOGZLylörj  im  In.  24  gojfiaiazr] 
am  T.  26  (xezecpqccgev  am  T.  29  p<r'  /9epy .  —  30  juvGzr'jQiov  fehlt  nicht 
am  T.     6  dvzanööooLV  auch  am  T.     7  avQtXXuavov  am  T. 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  (;.> 

154,  7  nach   d-prjöXEiaq   d-eöj   leerer  Raum    für    etwa  5  Buchst.,    am 

X  T 

Rande  £  8  nach  exäaxov  eine  Zeile  leer  gelassen,  am  Rande  £  9  in  tzooo. 
ayoQEväßEVoq  steht  q  vielleicht  auf  Ras.  11  nach  ovoiaq  +  ai'xioq  13  a\ 
xa  18  dvoi'yx/.ijTov  155,11  exzeIolzo  14  de  <C  14  am  Bande  t//i>  ixxXrjalav 
V2  18  #]  et  32  ovvticcqou.  15<!,3  xayaS-OEQyov  3  tp&syyofiiviu  steht  in  V 
3  ai>r//  1  7  imvolaq  13  yiyvofibvtjq  23  azor/Eicov  wie  es  scheint  aus 
arayvcov     157,  1  igaiQi'zojq    5  löyoiq    6  #ü     30  nooalaßujv      158,  8  yt"- 

vgrca  16  roirwv  22  re  <C  23  ocroy  7rore  «vu<jov  24  nlri&vovxoq  26  «vev- 
oiaxovxo  28  ETiino&eq  150,  12  avr>/  16  //  <C  vor  ElijtaQfjLtvrj  20  u.  26  *«r' 
el/MXQfJt.  29  jjfris]  ^rt£  KJÖ,  6  alaX^aviav  7  (äevxol  (nicht  (lEixa)  VI  7  cpavEgo- 
xeqov  29  %ojQriyovorjq  28  diaötoy^ai  33  re  H>1,  9  EmxEQÖr/q  20  avröv  27  e'cf- 
ozazaiozfjq  162,  2  anoXavorj  5  ^  +  vor  vvxxeqlvij  12  xEyxpiv  xiQqiv 
Druckfehler)  I  12  xöotuov  xe  xal  13  /uExa^v  ye  15  oixoöofja'jV  xe  vamv 
xai  xaxaoxEvt/v  2tixf}q]xiq  16)5,  5  anoxQvnxEzat  7  <p9EiQE<J&ai  8  ETirjx-v 
9  7ra/£<«j>]  m'Z,cov  20  dtetAev  23  öFjkov  ozl  23  Tiapa]  7re(n  104,  3  äv&QOjnloiq 
3  (XEßOQipiOfjiEvaq  12  to  ^uey]  d  //h>  18  TiEiad-fjq  20  äox?]orj  24  evzv/ogl 
30  ^)^(7i  165,  5  av&QVDTTa&EZq  30  rofg  afAvfjzoiq  I  l('»G,  5  ano*m  fXTio/uctL 
11  t?/.?'  <    12  ylvovxat  15  €%ovoi  16  e/a>]  eya»  19  7rare(>«]  aoa    22  xofxxpia 

26  EmuiXcovxai  107,  10  kavzov  11  ndvta  15  de  22  <pQovt]/uojzr:zo>v 
32  d5     1(>S,  12  xov  &Eov  TiQÖvoia     20  #a9-ddf>v]  #a#'  oAor     23  e/u//-/ccv(oaxo 

27  aiykiEoaa  169,  4  ävü-QLOTtivr]  5  avov  5  öiöaoxullav  9  ixoTixiav 
16  re  19  dVr«]  oAa  24  Evzv/Jaq  ^ezüöISolev  25  xaQnbv  mit  o  wohl 
aus  o>  25  yLEzaoyövzEq  170,  19  t>7io  rcöv  eo;#(W7rwv]  vnavmv  23  dtae- 
xa&tozazo      171,  9  ro/  air^sl  zoiccvxrjq     12  nach  TiHpQayfXEVTj  -\-  ih'oQaxL 

13  azE(pävovq  15  nQoO-i'ftwq  •<  18  u.  19  re  <  172,  10  oßOXQÖnovq  11  ye'- 
Aotov  15  öia(fü(>(üv  26  nach ipe&i&i  +  /U&y  30  evO-^vöe  173,4d'  6  in  ebf€- 
X&avofAtvojv  steht  /#    auf  Ras.      12  (iövojv  de]  fiovov  (de  <C)      24  yikoiov 

TCC 

25  Ecpiarjq  30  x«  175,  5  avxovq  17**,  6  jj-Exa/xElElv  8  rov  <  8  /«o- 
rot  t//l;  13,14  nach  /u?]öt{/.iav  -f-  d'  15  äeiöiov  17  re  <  19  exeuo 
23  Excpvvxa  27  in  igakeup&elotjQ  steht  das  erste  et  auf  Ras.  28  ßofidiv 
29  aovpQiovq  17  7,  18  o,,-  roaoör«»v  —  20  ytvtG&aL  •<  23  e^o/oi 
25  #«r«  178,  14  xaD-aiQE&Eioriq  22  nach  äwctfiiv  leerer  Raum  für  etwa 
6  Imchst.,  weil  das  Pergament  beschädigt  ist  35  rrodoo»:  170.  1  nach 
tcqöo&ev  +  xazax(jiihirtc<      6  öijXov  an      8  iyvS-aia     21  7r«pet>*>]  tt«^'  <•;)• 

27  iyxavoq  ISO,  8  <5A^  11  t/;  15  7iore  181,  7  :\>v0-(ct«r  7  oißvXXccv 
(aber  182,  1  o/r>Y//.^r)  12  «A>/,'>e/a  VI  15  verd«^  lSi».  I  ä^1  a^2 
{-'7i<yr  vgvvxai  11  beginnt  Cap.  *'  25  re  188,  7  xoAax«MFta*aWfa 
11  ^^/ai  17  GnaQyav  &oet  rc  i'rtntj)  I  19  r  itmea  taöuor  184,  5  &u- 
de/^/«  5  igiöofiivag  2\)  a/.oal  30  tovr*  eaziv  185, 13  evye  15  e^rcjAraev 
18  rcAovv  xaZ  -f-  vor  nöXe/xov  26  rorr'  .''of<r  lxi.l  iüjToixoioiv  2  awo- 
.i/o>'    4  TioüijOE  fihv    23  i)ro/  yc*(iroi     24  eVy«Ti/s     ^s7.  1  igv9ala    7  ;(    /; 

14  ijdoi'i'j  1SS.  14  «/ßf fnßi'arc;.'.  In  rorc  'htcoftlvorq  «rror;-  ror»  //ev 
ovj1  iS/j/iaovq  18  at>im-|  arrovq  189,8  ;(  34  £<fH  9  /^  de  19  ','ro/  19  ^»i- 
ktj/iftiv&v    21  ev/aoiGTo)'    27  eV«S     100.  22  La  avvjjwyafc  7/  auf  Ras.  von 

Texte  und  Uutersuchmigen  etc.  3t5,  4.  "> 


ß5  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

3  Buchst.  I     24  öiayüyt]  I     30  vs/LiofitVTjg]  /ucuvofttviiQ     191,  6  das  zweite 

eczcu]  elgeö&e  16  9-vjuqdsiav  19  navxo'nov  23  yovv]  yag  23  cpaytä 
24  altbvLOV  27  /LtsyäXoiQ  I  192,  4  Gv/ußoXscov  12  TCQonaQaonEvaCßi  17  to- 
aavxrjv    21  ?utccvevü)v]  Xcczqevcov     27  nach  r^g  +  T£. 

Aus  dem  somit  berichtigten  und  bereicherten  Apparate  läßt 
sich  Verschiedenes  für  den  Text  gewinnen.  Aber  ich  will  mich 
nicht  darauf  beschränken,  nur  diese  Fälle  anzuführen,  sondern 
überhaupt  alle  Beiträge  zur  Textgestaltung,  die  entweder 
durch  Zeugnisse  der  HSS  oder  durch  Conjecturen  gewonnen 
worden  sind  oder  sich  gewinnen  lassen,  vortragen,  vorkommen- 
den Falls  auch  verfehlte  Vorschläge  besprechen.  Was  sich  in 
den  Nachträgen  zu  der  Ausgabe  findet,  soll  auch  z.  T.  hier 
notiert  oder  besprochen  werden.  Die  Überlieferung  ist  überhaupt 
so    schlecht,    daß    der  Text   noch  an  vielen  Stellen  unsicher  ist. 

4,  12  6  fehlt  vor  Kojvördvriog  im  Index  des  V;  der  Ar- 
tikel ist  in  der  Tat  gegen  den  Sprachgebrauch  und  darum  zu 
streichen.  —  5,  11  rwv  vor  Iv  'haXia  ist  mit  Recht  von  V2 
(im  Index)  gestrichen  worden.  Der  Artikel,  der  auch  in  den 
übrigen  HSS  fehlt,  würde  einen  Sinn  geben,  der  nicht  zu  der 
Darstellung  des  Eusebius  passt;  denn  Eusebius  weiss  nur  von 
Heeren  des  Maxentius  in  Italien.  Es  ist  auch  nicht  in  dem  be- 
treffenden Cap.  die  Rede  von  der  Besiegung  aller  Heere  des 
Maxentius  in  Italien.  Er  hatte  ja  noch  ein  Heer  in  Rom  übrig, 
wovon  in  dem  folgenden  Capitel  gesprochen  wird.  —  Nach 
örgarsvf/drwv  -\-  vjtb  Kcovöravrlvov  V  —  5  ,  15  evg)QOövvT] 
V.  —  5,  20  OJtmq  xcu  rcov  dcpgovojv  r}v£i%ero:  dies  ist  die  von 
V 1  im  Index  gewollte  Lesart  und  die  der  übrigen  HSS.  Für 
A(pQ(ov  spricht  die  Lesart  des  V  am  Textrande  des  Cap.  44, 
wo  der  Schreiber  unmittelbar  vor  seinen  Augen  dcpgcov  fand. 
Aber  durch  aqiQovmv  kommt  der  Inhalt  .  des  ganzen  Capitels 
besser  zum  Ausdruck;  vgl.  29,  12  rr\g  rwv  dcpgaivovrov  fiavlag. 
—  5,  22  MagifiLvov]  Ma^iy.tavov  Val.  —  5,  26  xal  «<  V.  — 
6,  2  rovg  +  vor  Xaovg  V. 

7,  12  rov  ftaxagiov  avrolg  övvovra  ßaöilea  habe  ich 
statt  .  .  avrfj  .  .  geschrieben.  In  der  Aussprache  waren  beide 
=  aftisinonta.  Für  meine  Conjectur  sprechen  Z.  20  avrolg 
&  r^ilv  övvovra  u.  Z.  25  avrcp  &ecp  övvovöav,  welche  Stellen 
andererseits  gegen  avrm  (reflexivisch  =  rcp  Xoycp),  was  Mancini 
vorschlägt,    sprechen.      Das  avrolg    övvovra    Z.  12    ist  =    »bei 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  67 

diesen  Orten  weilen«.  Im  Osten  und  im  Westen,  über  der 
ganzen  Erde  und  im  Himmel  sieht  die  Rede  (der  Redner) 
den  Kaiser. 

8,  20  xal  ol  [ilv  [oxiayQacpiaiq]  xr\goyyxov  ygarprjq  av&töiv 
Hkl,  xal  ol  fiev  OxLaygarpiaq  xrjgoymov  ygacprjq  ava&lfitvoL 
Mancini.  Die  Änderung  von  av&eoiv ,  das  Eusebius  ganz  ge- 
läufig ist  (vgl.  den  Index)  in  äva&tf/svoL  ist  zu  gewaltsam.  Da- 
durch würde  auch  ävdgsixsZa  oy^uara,  das  begrifflich  auch  zu 
dem  Vorigen  gehört,  nachschleppen  und  die  in  den  drei  Dativen 
(av&eöiv,  yXvcpalc,  xvgßsoi)  liegende  Symmetrie  zerstört  werden. 

8,  30  xa  JtgcjxoXsia  rcov  tjzaftlojv  tvfrtvöe  xgoagga- 
ßcovlCsrai.  Das  jtgmroleia  in  V2  und  den  übrigen  HSS  be- 
deutet »Erstling«,  »den  ersten  Anteil«,  bezeichnet  also  einen 
Gegenstand  und  ist  darum  passender  als  jigortZsta  V1,  »Ein- 
weihungsopfer«,  »Anfang«,  was  eine  Handlung  ausdrückt.  S. 
209,  24 ff  findet  man  denselben  Gedanken,  wobei  Eusebius  das 
Wort  jtQooi[tiov ,  »Vorrede«,  »Vorspiel«  verwendet  mit  Bezug 
auf  <lie  nach  den  irdischen  Feiern  folgenden  himmlischen 
Feiern  (211,  9). 

9,  16  tovtcov  6h  (sc.  rgicov  öexaöcov  jtegtoöcov)  ÖLxXaöiovi 
(sc.  negtoöcp)  ttjv  ev  av&gcojioiq  xegLoglöaq  Ccorjv.  Die  Lesart 
ÖLJtlaoiovi  V  1  ist  viel  besser  als  öuzlaGiov  der  übrigen  HSS.  Von 
derselben  Sache  139,  15  rrjq  Cmqq  dficpl  rov  öijtXaoiova  (V, 
öinlaGiov  die  übrigen  HSS)  ygbvov.  —  Ich  glaube  jetzt  mit 
WencÜand  (er  citiert  16,  2  u.,  22S,  8,  an  welcher  letztgenannten 
Stelle  indessen  ßlov  unmöglich  ist),  daß  rov  Jtavrbc  avrcp  ßlov 
echt  ist. 

12,  9  öib  +  ö?j  V.  —  13,  22  evagyeiq  +  vor  cevroxnxaq 
(wohl  nicht  Glossem?)  V.  —  14,  3  ol  [livtol  zag  V.  —  14.  L6 
ya)j)vtjv\  yalrjvbv  V. 

15,  0  tjTLdtvraq  reo  Xoyo}  vavra  (Pasquati  statt  tcc)  ///} 
ajtb  yocov  tur]ö3  £§  döixov  jrleove£,iaq  slvcxl  (-f-  V)  xageöxevaö- 
fitva.  —  15,  18  ßaöLÄeicov  oixcop  kann  richtig  sein,  vgL  94,  s 
u.  19.  —  15,  27  xolq  vjt  avrbv  ßaöiltxotq  axaöiv  &§  enremp 
oixeiojv  (Ltygt  xal  tojv  ex  e§ovoiiug  unyorrmr  algtotcog  xooxa- 
fteiö/jg.  Wenn  man  hiermit  49,  23  kx  £§ovöiaq  oRqbgiv  xage- 
yovoa  vergleicht,  kann  man  kaum  zweifeln,  daß  es  itr/oi  xiu  T(:ji% 
agyovxa>v  Ix  t^ovolaq  cägiGBmq  xgova&elörjq  heißen  maß.  — 16, 2 1 
Jii^/p've  ßlov  V.  —  17,  1  rragfjxoXovfrst  V.  —  17.  IT  fiiüoq  avvoiq 

ö* 


68  !•  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  ConstaEtin-Schriften  etc. 

wie  13,  25  fieöog  rovxoig.  Wenn  von  Personen  die  Rede  ist ,  steht 
fieöog  nicht  als  Attribut,  wie  hier  in  den  HSS  (jieöoig  avrolc).  —  20, 
17  ra  aloia  djiayysXXofievwv:  die  mediale  Form  läßt  lieber  enay- 
ysXXofievwv  vermuten,  wie  Wendlaüd  vorgeschlagen  hat.  — 
20,  25  <pv7]v]  (pvXrjv  V.  —  21,  16  6vve<jxay.evov  V  —  (21,  17 
im  Apparate  lies  öwatpfreiöav). 

22,  13  Jtgbq  avrolc  —  vg>aöfiarog  ob  Glossem?  —  22,  20 
&ea>v]  freov  Hkl.  —  23,  1  coQftäro  V.  —  23,  6  zag  steht  in  V. 
—  23,  12  vgl.  oben  S.  53.  —  28,  25  rolg  roiovroig  VI.  —  24,  28 
mg  +  av  fordert  der  Sprachgebrauch.  —  25,  6  Mcovöeooq  rov  rs 
&eo6eßovc  'Eßgaicov  yivovq  V.  —  25,  8  xara  ra  avra  V.  — 
26,  12  u.  13  fi?](f  —  ^rjö\  —  26,  17  öiaggrjörjv  re  (nicht  6h 
wie  in  VIM)  ist  richtig,  (vgl.  auch  219,  14).  —  26,  21  xareig- 
yaöfievrjg  rwv  sm  'Pcofirjg  öeöfjfioouvfisvcov  ev  ronop  HSS  ist 
nicht  unmöglich.   —  27,  16  öia  rifirjg  aycov  ist  richtig. 

27,  29  ff  evegyenxbv  nageyjcov  eavrov,  rolc  fihv  .  .  Jtgovvoei, 
rolg  ö  .  .  Jtagelys  rag  %og?]yiag'  .  .  rag  evjroilag  .  .  ütageymv, 
rolg  [iev  [yag  nicht  aus  V  aufzunehmen]  .  .  eöcogelro,  rovg  öh  .  . 
szlfia.  —  28,  13  raXXwg  HSS  richtig.  —  28,  23  <nö(av)el.  — 
29,  7  rov  <C  (wie  in  V),  vgl.  Index  v.  ßaoiXevc.  —  31,  8  vjto- 
xgivof/evoc  V  wahrsch.  richtig,  vjtoxogi^ousvog  die  übrigen 
HSS.  —  31,  28  fiovojg  ovrco(g)  HSS,  nicht  gerade  unmöglich  (vgl. 
Index  v.  fiovoc),  aber  \ibvov  ovrcog  doch  wahrscheinlicher.  — 
32,  3  ra  steht  in  V.  —  32,  6  nach  ßaoiXixwv  olxmv  V.  — 
32,  30  Wendland  verbindet  evyoov  .  .  oregrjöag.  —  33,  27 
evsyÜQEi  V  ist  richtig  (vgl.  Index  v.  b/yeigem).  —  34-,  1  inter- 
pungiere  rjyelro,  rovg.  —  34,  7  jtor.  —  34,  20  rwv  <C  VI, 
mit  Recht,  vgl.  34,  4;  35,  24.  —  35,  8  pazgbv  steht  in  V.  — 
35,  12  ejtivoel]  jiegivoel  V  wohl  in  den  Text  aufzunehmen.  — 
35,  26  eyygd(poig  VI.  —  35,  28  ravr  egyoig  fia&cbv  o  Aixirioc, 
aXX  ov  mag  er egoig  axoij  jrvfro/ievoc:  Der  Dativ  Jtag  er  egoig 
(V,  exegcov  die  übrigen  HSS)  der  Symmetrie  und  des  Gleichklangs 
wegen  (egyoig). 

37,  10  rwv  -\-  vor  jtaXaiwv  V.  —  38,  3  Jtagaireoeig  V.  — 
38,  7  djTTjyogevero  V.  —  38,  29  (pwrloavra  V1. 

40,  8  rag  vji  avrbv  exxX?)Oiac  rov  freov  jcoXeiieiv:  Accu- 
sativ  (V)  ist  richtig,  vgl.  Index  jcoXefiew.  —  40,  18  vgl.  oben 
S.  53.  —  41,  19  öelv  nicht  zu  streichen.  Dieser  Pleonasmus  von 
öelv  ist  von  Pasqnali  (Gott.  Gel.  Anz.    1909,  S.  282-285)   und 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  69 

Scbwartz  (Index  zu  der  KG.  »Pleonasmus«)  mit  Beispielen  er- 
härtet worden.  Hier  kommt  özlv  ganz  unverständlich  vor, 
aber  es  gibt  Übergangsfälle,  die  zeigen,  wie  sich  dieser  Gebrauch 
entwickelt  hat.    Mancinis  Cjt.  6tj  ist  unmöglich. 

•43,  2  Wie  schon  in  den  Nachträgen  angegeben,  ist  der 
im  Apparat  vorgeführte  Anderungsvorschlag  zu  streichen  (vgl. 
Iudex  oiöa).  —  43,  28  lies,  wie  in  Nachtr.,  ejn^örj)  öl  xa 
öxoaxicoxixa  ovfißoX/jg  i)jcxexo  JtQOxaxrjQ^t  (xs)  . .,  evOavxa  örj . . 

44,  9  övv£(patvev  (auch  V)  rj  vlxrj.  —  44,  12  eyxglxovg  auch 
12,  22  (V  hier:  exxglxovg).  —  45,  18  öxgaxiäg  Pasquali  (öxgaxtag 
V)  wird  richtig  sein.  —  46,  3  xaxa  ßaga&gcov  verteidigt  Wend- 
land mit  Recht,  außer  durch  das  im  Index  v.  ßagad-gov  angeführte 
Beispiel  63,  20  durch  78,  12  xara  ßv&ov.  —  48,  2  jiejioirjvxo 
V.  —  48,  10  fiaralcop]  [tavTsrnv  V.  —  49,  3  aXXrjXovg  (wie  Nachtr.) 
besser  als  aXXr)Xotg  (vgl.  Index  v.  ifißXtJtco).  —  49,  23  xolg  falsch 
hinzugefügt  (vgl.  Index  e§ovola  gegen  Ende).  —  50,  8  re]  lies 
6h;  örjfioc  öh  steht  im  Gegensatze  zu  50,  6  xoöavxa  {uev  xy 
kxxXrjöla.  —  50,  25  cpvXaxxoixo  VMBA. 

50,  29  Jilöxscog  (wie  Index  u.  Nachtr.,  vgl.  auch  91,  17)  V 
ist  richtig.  Was  diese  Stelle  inhaltlich  betrifft,  soll  nach  Cri- 
vellucci  und  Mancini  (Riv.  di  Fil.  1905  S.  336  —  337)  gerade 
die  Angabe  des  Eusebius,  daß  das  Original  des  Edictes  in  Caesarea 
aufbewahrt  sei,  geeignet  sein  den  Verdacht  zu  wecken,  daß  das 
Dokument  verfälscht  ist.  Aber  es  ist  ja  ganz  natürlich,  daß 
Eusebius  diesen  Umstand  erwähnte,  er,  der  ja  gewisse  Briefe 
augenscheinlich  nur  deshalb  in  die  Vita  aufnahm,  weil  sie  sich 
auf  Palästina  und  ihn  selbst  bezogen.     Vgl.    121.  6. 

Wie  in  den  Nachtr.  angegeben,  müssen  folgende  Conjecturen 
aufgenommen  werden:  52,  25  txaoxoi  (statt  txaoxog)  tvgavxo, 
vgl.  Index  txaöxog.  53,  23  t^aigexcog.  55,  2  töjv  dxojrcoxaxcov, 
vgl.  55,  2.  —  55,  6  xag  jrgbg  [xolg  <[  VF]  ötj{uooioig.  —  Wie 
in  Nachtr.:  5G,  13  xfj  yvcifty  (r/y  braucht  nicht  gestrichen  zu 
werden).  50,  19  xolg  tyyvxegco ,  wie  FHL.  57,  9  of/oXoyen- 
avxovg  (statt  avxolg). 

57,  12  öixaiav,  das  Pasquali  fordert,  hat  di«4  beste  handschrift- 
liche Gewähr.  58,  4  xavxa  <<  FHL  (diese  1ISS  haben  ja  über- 
haupt die  ursprünglichere,  knappere  Form).  —  59.  2  ort  fmiiOra. 
Ob,  wie  in  Nachtr.,  xa  [taXioxa  zu  lesen,  ist  nicht  gam  sicher. 
vgl.  122,  27.  —  59,  17  i^ovoiav  öiömoiv  axaCav.    Nachtr.  wohi 


7()  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

mit  Recht  ajtaöiv,  denn  ein  Dativ  ist  erforderlich,  und  ein  be- 
tontes ajiaöav  wäre  nicht  am  Platze.  —  60,  3  Ob  xcov  -f-  vor 
ttjv  8JiaQ%.  (wie  in  Nachtr.),  ist  nicht  ganz  sicher.  —  60,  20 
Als  Überschrift  einzufügen:  Baöilicoq  hüiiöxolr]  jisqI  x?]q  xcov 
hxxlr\Otcov  olxodoftijq  V. 

60,  30  ?]  auch  vor  a[iaQxr}[ia6L  mit  Theodoret  und  Socrates 
zu  schreiben,  ist  abzuraten.  Durch  cpbßoq  oder  ajtiöxla  sind  die 
Christen  in  aftaQxrjfiaxa  geraten 1.  —  60,  30  xb  ovxcoq  ov  kommt 
ursprünglicher  vor  als  xbv  ovrcoq  ovxa  (Theodoret)  oder  das 
noch  weiter  ausgeführte  xbv  ovxcoq  ovxa  &eov  (Socr.)  —  61,  4 
slq  fislC,ov  av^etv,  was  Wil.  fordert,  steht  in  V,  aber  elq  [idCova 
hat  auch  Theodoret.  —  61,  10  xe  <C  V,  wahrsch.  mit  Eecht. 

61,  15  Wie  in  Nachtr.  2.oyi(x)c6xsQov,  vgl.  Index  u.  Eus. 
Praep.  Ev.  16  a.  —  61,  17  Die  in  Nachtr.  vorgeschlagene  Änder- 
ung von  [i£xa2.7]<pfrel6av  in  ^exaßXrjdüOav  wird  unnötig  sein; 
vgl.  Eus.  KG.  X,  5,  1  (S.  883,  21)  ex  xr\q  'Pcofiaicov  cpcov7]q 
fi£xal7]<pfr£i6aq  eg^velaq. 

In  folgenden  Fällen  ist  in  Übereinstimmung  mit  V  zu  lesen: 

62,  16    statt    äv&Qcojzov:    ovoavov.    62,  27    xaxaßoox&iGaq  (VI). 

63,  36  öov  (statt  6oi).  64,  15  aJtocptgcovxat  (gute  Belege  bei 
Pasquali  S.  269).  65,  16  evevorjöev.  66,  1  statt  xcov  xalcov. 
ßaöiXecoq  (V,  xov  ßaöLlecoq  I).  66, 15  ev  avzolq  fieöoiq  xolq.  66,  20 
anavxaypv.  67,  3  Als  Überschrift:  'EjnoroXrj  ßaöilecoq.  67,  12 
xrjq  öcavoiaq.  67,  32  xfj  xaxa  xcov  (bestätigende  Beispiele  bei 
Pasquali  S.  269).  68,  5  öelG&cu.  69,  18  vJthg  (statt  jtegt). 
70,  12  av  (statt  avxovq).  71,  13  örj  fioi  ?}ö?].  71,  29  vofirjv  V 
(statt   OQflTjv). 

72,  16   o   ist   zu   streichen   vor   Kcovöxavxlvoq.   —    72,  23 


1)  Durch  die  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Professor  L.  Parmentier 
habe  ich  die  Aushängebogen  seiner  neuen  Aasgabe  der  KG  des  Theodoret 
benutzen  können.  Dadurch  ist  es  mir  möglich  geworden,  zu  den  Lesarten 
des  Theodoret  (u.  Socrates)  entschiedener  Stellung  zu  nehmen,  als  es  früher 
möglich  war  (vgl.  Einl.  XXV).  Ich  werde  also  auch  einige  von  Parmen- 
tier in  den  Text  des  Theodoret  aufgenommene  Lesarten  besprechen.  Mau 
darf  sich  nämlich  damit  nicht  begnügen,  einerseits  den  Text  der  Eusebius- 
HSS  und  andererseits  den  der  Theodoret-HSS  zu  reconstruieren,  sondern 
es  gilt  diejenige  griechische  Form  der  Constantinakten,  die  sie  ursprüng- 
lich hatten,  herzustellen.  Die  Sache  steht  nicht  hier  wie  z.  B.  bei 
Bibelcitaten. 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  71 

ovveöTiadrj  V.  —  74,  1  xov  vaov  <C,  wie  Nachtr.  74,  17  /fcoy- 
öxavxivovnblei  V.  —  74,  22  olxodo£tri&eiG7]g,  wie  V  am  T.  — 
75,  6  ^HXtovjxblei  V. 

76,  13  xovg  &£QaJievrag  IMBA  kommt  ursprünglicher  vor 
(vgl.  41,  9;  255,  15)  als  xovg  &eodjiovxag  (sie)  V.  —  77,  lb' 
das  in  allen  HSS  vor  evvovq  stehende  xovg  kann  schwerlich 
richtig  sein.  —  78,  1  lies  xi  vecoxeQOV  //  xo  &av(ia,  wie  in 
Nachtr.  —  78,  24  ejtl  xbv  öodxovxa  öcpiv  xbv  öxoXcbv,  exl  xbv 
ögdxovxa  ocpiv  xbv  (pevyovxa  V. 

79,  1  aXXo  V  +  vor  xaxbv.  —  79,  9  xag  exxXr]ölag  VI  + 
vor  ex  f/axQov.  —  79,  11  die  Cjt.  von  Wil.  jrXavojfievovg  wird 
durch  V  bestätigt.  —  79,  23  xr/v  +  vor  «vros  VI.  —  80,  6  nach 
Oxtcpavov  -f-  oiov  xiva  V.  —  80,  18  ob  avxbg  xe  Sjhxvov  o 
jtdvv  ßocofievog  nach  V,  oder  avxcov  xe  2ji<xvcov  xxX,  vermag 
ich  nicht  zu  entscheiden;  das  letztere  scheint  besser  im  Zu- 
sammenhange zu  passen.     81,  16  JtaQrjeoav  nach  VI. 

81,  24  Zafixnäv  (XafiJiobv  V)  fiev  ojö  jieo  cpcoxbg  (laQfictQvyaiq 
et-aGxodjixcov  JteoißoXfjv  dZovoylöog  öh  (VI)  nvQCDJiolg  (oder 
jtvQoojtrjg)  xaxaXafiJtbfievog  dxxlöi,  xqvöov  xe  .  .  xoüfjoviievog. 
Dies  der  Text  der  HSS.  Zum  Vergleich  hatte  ich  8,  1  u.  22,  7 
herangezogen  und  danach  den  Text  ziemlich  stark  verändert. 
Ich  glaube  jetzt,  daß  man  mit  der  Veränderung  von  dem  Accu- 
sativ  XafuiQctv  jieQißoXrjv  in  den  Dativ  XafiJtQu  jteQißoXrj  (infolge 
der  schwachen  Aussprache  von  schließendem  v  oft  verwechselt) 
auskommen  kann.  Ich  schreibe  also:  Xa/ujzQa  fiev  olöjreg  tycoroj 
fiaQyaQvyalg  e^aöxQaJtxcov  JteQißoX?],  aXovQyiöog  de  jtvQOjrolg 
xaxaXafijtofievog  axxlöi,  xqvöov  xe  .  .  xoöfiovftevog. 

83,  9  Jtavxa  avröeöfjov  d/KpiXoylag  (IMBA)  v6tuoiq  eiQf/v?jg 
ejtiXvoaöOai:  sie  waren  durch  Wortstreit  an  einander  geraten, 
aber  sollten  Frieden  schließen  (vgl.  82,  24;  83,  l);  d'KfißoXiag 
»dubitatio«,  das   in   V   steht,   paßl    nicht. 

83,  18  6  ßaoiXivg  Theodoret;  der  Artikel  ist  gegen  Eusebs 
Sprachgebrauch.  —  83,  19  darf  nicht  mit  den  HSS  des  Theod. 
JictQ  Ixdoxov  xdytuaxog  gelesen  werden,  sondern  nach  y\vn  BBS 
des  Eus.  u.  Socr.  exaxiQov,  wie  83,  L6.  —  83,20  ovr/jys  Theod. 
Socr.  richtig,  övvrjyaye  Eus.  falsch.  —  84.  21  Die  Lesarten  bei 
Theod.  veranlassen  Parmentier  wohl  mit  Recht  zovxov  ye  xqo 
jtavv co v  zu  vermuten.  —  84.  2  I  ob  hegeoq  +  vor  ov%  oiov  xe 
mit   Theod.   u.    Socr.    ursprünglich    oder    Glossem?    —    84.  27 


72  I«  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

&Q?]6x£ia  auch  in  V.  —  84,  29  Ixvyyavov  6vtujtage6v  bei 
Theod.  corrumpiert  in  xvyydvmv  övtujiagcov .  das  sich  nicht 
construieren  läßt.  —  85,  7  Xoycp:  XoyiOficp  Theod.  A,  wahrsch. 
richtig  (vgl.  unten  87,  2).  —  85,  13  aygi  auch  sonst  überall, 
nicht  fttygt,  wie  bei  Theod.  —  85,  14  axxalvsö&ai:  das 
daraus    bei   Theod.    Socr.    corrumpierte    syyiveö&ai   unmöglich. 

—  85,  18  öW8iörjö£cog  zweifelhaft,  ovvri&üaq  Jülicher  (vgl.  85,9) 
gut,  aber  zu  unähnlich;  das  von  Wendl.  vorgeschlagene  övve&löecog 
wohl  sonst  nicht  belegt;  wenn  man  ändern  muß,  bleibe  ich  bei 
meinem  früheren  Vorschlage  owöiöscog.  —  85,  21  eöxt  . .  dxo- 
jtcoxaxov  Ixdvovg  avyüv ,  cog  ovx  fjfisv  Ixavoi.  Bei  Theod. 
etrjftev,  vielleicht  richtig  als  Ausdruck  für  den  lateinischen 
Conjunctiv ;  eine  ähnliche  Construction  ist  mir  sonst  un- 
bekannt. Vgl.  doch  132,  1.  —  85,  19  xs  xal  jtaxgoxxoviav  ist 
wohl  bei  Theod.  ausgefallen,  vgl.  86,  19.  —  85,  24  ojctj  öav 
Eus.  nach  dem  sonstigen  Sprachgebrauch  (vgl.  öctv  in  dem  Fol- 
genden); Ötlov  av  Theod.  —  85,  24  aJtdyrj  Theod.:  Praesens 
von    iterativer  Handlung    richtig;  bei  Eus.  in  dydyyi  verdorben. 

—  85,  25  cog  öi]  (ör]  A,  6  et  VMB)  richtig,  cog  ael  Theod.  Socr. 
und  (nach  Socr.!)  I  passt  nicht.  —  85,  28  ob  ovg  ösivrjv  jtXavrjv 
roOslv  conoXoyi)xai  Eus.  oder  di  .  .  cofioXoyrjvxai  Theod.  Socr.? 

86,  2  iv  [irjöevog  6luowx?]xc  Theod.  Socr.  (u.  I)  kommt  mir 
ursprünglicher  vor,  in  nullius  rei  similitudine,  als  Iv  fii]Ö£{uia 
0H0i0X7]xi  VMBA.  —  86,  9  hv  kvi  jtvsvfiaxi  .  .  fraXjtsxat.  So 
kommt  iv  wohl  nicht  bei  Constantin  vor;  tvl  jtvevfiaxi  wird 
richtig  sein.  —  86,  22  xaxa  xr\v  Icoav  xojicov,  cov  tvsxev  Theod. 
Socr.  (u.  I)  Genet.  Plur.  (nach  den  vorangehenden  xojtcovl) 
ganz  falsch  statt  ov  evsxsv  VMBA.  —  87,  2  ojteg  xcä  o  dxgißr/g 
Xoyog  düiaixüv  öoxslv,  ratio;  besser  Xoyiöfibg  Theod.  com- 
putatio;  vgl.  oben  85,  7;  Gegeninstanz  doch  87,  13.  —  87,  9 
x  ovx  cov  ovv  ovx  cog  lybvxcov  Eus.,  ist  bei  Theod.  Socr.  in  .  . 
o vx cog  öxotyovvxcov  corrumpiert  worden.  Wenigstens  wüßte 
ich  nicht  einen  solchen  Ausdruck  zu  belegen.  —  87,  9  xyv 
xov  &eov  %a.QLV  xal  frslav  cog  aXrj&cog  evxoXrjv  Eus.  Statt  xov 
&eov  (wegen  des  gleich  folgenden  ftsiav  sehr  bedenklich)  Theod., 
Socr.  (u.  1)  mitKecht  ovgdviov  oder  ovgaviav.  —  87,  20  notwendig 
vfiextgag  wie  Socr.  (nicht  ^uexegag). 

87,  27  vjton&efievog  V  besser  als  vjio&efisvog  IMBA.  — 
88,  9  cpaivoixo  V.  —  88,  10  ov  xolg  steht  auch  in  V.  — 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  73 

89,  32  Aug.  Heisenberg:  Grabeskirche  und  Apostelkirche 
Leipzig  1908,  übersetzt  ösivov  oq  aXrjfrcoq  rarpscova  tyvycov 
vexQcov  elöoolcov  I  S.  17.  »Ein  schreckliches  wahres  Seelenbe- 
gräbnis toter  Götzenbilder«,  S.  210  »einen  wahrhaft  schreck- 
lichen Kirchhof  toter  Götzen«  und  erklärt  den  Ausdruck  in 
dieser  Weise:  »Das  ist  bildlich  gesprochen  in  dem  Sinne,  daß 
die  Seelen  der  Menschen,  die  dort  den  Götzen  opfern,  dadurch 
den  Tod  (in  religiös  christlichem  Sinne)  finden«.  Dieser  Auf- 
fassung kann  ich  nicht  beitreten.  Erwin  Rhode  Psyche  I 
S.  130  ff  führt  Fälle  vor,  daß  die  als  Wohnort  gewisser  Götter 
gedachten  Höhlen  später  (von  christlichen  Gegnern  der  alten 
Religion)  als  deren  Gräber  bezeichnet  wurden.  Die  Vorstellung, 
daß  ein  Gott  begraben  liege  an  einer  Stelle  der  Erde,  begegne 
öfter  in  Überlieferungen  semitischer,  auch  bisweilen  anderer 
nichtgriechischer  Völker.  Es  wird  u.  A.  Adonis  genannt.  Daß 
die  Seelen  der  Verstorbenen  als  in  den  Gräbern  wohnend  be- 
trachtet wurden,  ist  ja  allbekannt.  Eusebius  will  also  sagen, 
daß  ein  Tempel  über  dem  Platze  aufgeführt  wurde,  wo  die 
Seelen  der  verstorbenen  (kraftlosen)  Götter  ihre  Grabstätte 
hatten:  »Grabplatz  der  Seelen  der  toten  Götter«.  Dies  stimmt 
gut  zu  der  Annahme  Heisenbergs,  daß  es  sich  um  ein  ur- 
sprüngliches Adonis-Grab  handelt.  Die  Worte  vbxqcöv  döcolcov 
hatte  ich  mit  Unrecht  eingeklammert.  Vgl.  00,  22:  100,  1; 
102,  21. 

90,  15  rbv  Ö£Ö?]}.coiubvov  auch  V.  —  90,  23  nach  ov  iujV 
-\-  6    VI.  —  91,  22  nach  rmv  h&vwv  -j-   twv  V. 

91,  30  kxel  rooovTcp  Vales.  ist  entschieden  richtig:  wenn 
man  tJtl  toöovtov  schreibt,  fehlt  die  verbindende  Oonjanction 
und  Im  toöovtov  vjieoßcdvsi,  döco  ist  eine  sehr  zweifelhafte 
Oonsl  ruetion.  —  91,  32  xlöxiq  auch  in  V.  — 91,  32  övvtöTtjxiv 
Wil.,  aber  övvsöT?]xtvac  HSS  deutet  auf  Ovve'öxrjXi  v  eivai,  das 
bei  Theod.  steht  und  in  den  Text  aufzunehmen  ist.  9*2.  I 
nach  fiovog  -f-  zötl  Theod.,  kaum  ursprünglich.  —  92.  5  oxi  p 
kjztiötj  jiaöiv  sivat  void^co  (pavsQov.  kxelvo  Theod.  Keines 
Relativ  +  (Amjunction  ganz  sprachwidrig;  oxeq  6  ovv  .  . 
hcelVO  Eus.  richtig.  —  92,  1.")  xcd  jtkji  utv  r/~j  ti7>v  rol/ar 
tytQOecoc;  ...  Z.  21  rreol  de  tcov  xtovcov  Bus.  richtig,  fiev  <C 
Theod. 

92,  10   AoaxilXiavcö   auch  V.  —  92,    1<>    ta    t<7)v   XapxQo- 


74  !•  A.  Heikel,  Krit,  Beitr.  z.  d.  Constantin- Schriften  etc. 

xdx cov  ijcagxiojv  fiegrj  V,  xd  xmv  exagxtojv  fiigr]  IMBA;  es 
muß  xa  xmv  lafutgoxaxwv  ejiagxoov  (TheocL  Socr.)  heißen.  — 
92,  19  oöajteg  siq  xr)v  olxoöofirjv  V  ursprünglicher  als  oöa  Jtegl 
xtjv  oix.  Theod.  Socr.  (u.  I).  —  92,  22,  23,  26  müssen  wohl  die 
nach  spätgriechischem  Sprachgebrauch  (vgl.  neugriechisch!)  ein- 
gedrungenen Comparative  mit  Superlativen  ersetzt  werden.  — 
92,  28  6i  txigaq  xivoq  Eus.  wahrscheinlichere  Wortfolge  als  öid 
xivoq  exigaq  Theod. 

92,  27  ff  schreibt  Parmentier  und  verteidigt  es  ausführlich 
in  Revue  Archeologique  1909  11  p.  42 — 51  *:  xr)v  de  xrjq  ßaöiXixrjq 
xafidgav  jtoxsgov  laxcovagiav  r\  6ia  xivoq  Ixzgaq  egyaölaq 
ysveöfrai  öoxu,  jiagd  öov  yvcövai  ßovkofiai  (d  ydg  laxcnvagla 
(lillot  üvai,  övvrjöExai  xalxgvöw  xallcojriö&rjvai  xb  XeiJiOfisvov), 
iva  r\  67]  6öwx?]q  .  .  yvwgiöfrrjvai  jzoir)or]  .  .  a  xal  Jigbq  6(is 
Ev&ewq  dvsvsyxslv  öjiovöaöov.  Parmentier  legt  Gewicht  darauf ,  daß 
in  den  HSS,  auch  Eus.  VB,  nach  ZeiJtofievov  ein  Punkt  am  oberen 
Rande  der  Zeile  steht,  während  nach  xallwjziö&7]vai  sich 
keine  Interpunction  findet,  und  weiter,  daß  xb  Xsijcojjsvov,  Iva 
eine  sonst  unbekannte  Construction  bietet.  —  Dagegen  ist  erstens 
zu  bemerken,  daß  der  Interpunction  der  HSS  keine  entscheidende 
Bedeutung  beizulegen  ist,  und  daß  die  genannte  Construction 
doch  dem  beim  Übergänge  zum  letzten  Teil  der  Rede  gebräuch- 
lichen lateinischen  reliquum  est  oder  restat  ut  entsprechen 
kann.  Entscheidend  für  die  Sache  ist  doch  der  Umstand,  daß 
xb  Xsijtbfxsvov  bei  der  Textgestaltung  Parmentiers  sowohl  un- 
griechisch (statt  to  loiJibv)  als  unbegreiflich  ist,  denn  es  ist 
ja  von  der  Vergoldung  der  getäfelten  Decke  selbst  (nicht  nur  von 
der  Vergoldung  der  Seitenschiffe)  die  Rede,  und  das  kann  doch 
nicht  mit  xb  leutofisvov  ausgedrückt  werden.  Vgl.  94,  9  u.  13. 
—  Es  gibt  auch  keinen  guten  logischen  Sinn,  wenn  man  sagt:  »Ich 
will  erfahren,  wie  die  Decke  sein  soll,  damit  du  meldest,  wie 
viele  Arbeiter  und  Künstler  und  wie  große  Kosten  nötig  sind«.  — 
Aber  wenn  man  mit  Valesius  xb  XsiJtofievov  iv  liest,  »du  mußt 
also  melden,  wie  viele  Arbeiter  usw.«,  ist  dies  eine  Rekapitu- 
lation der  vorangehenden  Darstellung  (92,  19  ff).  Hieran  schließt 
sich  auch  ganz  natürlich  (93,4)  mit  xal . .  dvsvsyxslv  öjcovödör]  xxX. 


1)  Die  Bekanntschaft   mit    dem  Aufsatze    verdanke  ich  der  Freund- 
lichkeit des  Herrn  Prof.  Parmentier. 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio. 


<  o 


(Eus.,  a  xal  GJtovöaöov  Theod.  Socr.,  falsch)  die  weitere  Er- 
innerung an  die  auch  früher  (92,  22  u.  27)  besprochenen  Säulen, 
den  Marmor  und  die  Decke.  Mit  xaXXojtiod-fjvai  (93,  2)  ist  die 
eigentliche  Auseinandersetzung  zu  Ende;  ro  Zttjtofievov  leitet 
den  zusammenfassenden  Abschluss  ein.  Auch  135,  4  ff  findet 
sich  eine  ähnliche  Rekapitalution  am  Ende  eines  Constantin- 
briefes.  —  93,  4  nach  %Qsia  folgt  hei  Theod.  durch  einen  leicht 
begreiflichen  Fehler  a,  und  dies  a  hat  die  Veränderung  von 
ojrovödör]  in  öjtovöaoov  (nach  dem  Muster  92,  23  u.  24)  nach 
sich  gezogen.  Jenes  «  hat  nichts,  worauf  es  sich  beziehen 
könnte.  Nach  der  bei  Eus.  vorkommenden  Lesart  ist  dagegen 
alles  natürlich  und  klar. 

93,25  slg  xadagov  al&Qiov.  Heisenberg  fordert  mit  Recht 
ald-£Q<x  (oder  wie  Mommert  atQa),  vgl.  141,20;  KG.  X,  4,39,  S. 
874,  22  —  94,  1  rrjg  olxo dokalag  <  Nachtr.  als  Glossem  zu  ov 
sc  xov  egyov  93,  29. 

94,  11  Das  ganz  sonderbare  avaydcov  läßt  sich  wohl  als 
»im  oberen  Stockwerk  befindlich«  begreifen  durch  den  Gegen- 
satz zu  xarayeicop,  das  wieder  99,  4  in  der  Bedeutung  »auf  der 
Erde  befindlich«  belegt  ist. 

94,  12  JiaQaöraöeg  nach  Heisenberg  S.  34  ff  »Seitenwände«, 
»durchbrochene  Wände«. 

94,  19  nach  ßaoUeiov  -f-  olxov  VI,  wie  Z.  8.  —  95,  32 
olxoöofialg  steht  in  V,  ist  wohl  darum  dem  olxoöouiaig  vorzu- 
ziehen, das  auch  in  der  Bedeutung  »Bauten«  (doch  wohl  nicht 
bei  Eus.)  belegt  ist.  —  96,  9  iöqveto  V. 

96,  21  nach  ££oQtag  +  VJtofielpavraq  (vgl.  49.  15)  WendL, 
aber,  wie  mir  scheint,  unnötig. 

97,  5  xaxiXvös  V,  aber  xartlve  ist  fast  angemessener.  — 
97.  19  statt  ovx  ist  aus  V  fitj  aufzunehmen.  —  98,  3  lieber 
aörtog,  vgl.  24,  1.  -  98.  21  öoxel  V.  —  98,  25  rr.  fehlt  in 
V  vor  xax  kyd-Qwv.  —  101.  9  xal  Ocozrjgt  ))ua>v  <  (wie 
Nachtr.);  es  ist  ganz  unmöglich  in  diesem  Zusammenhange.  — 
101,  11  lies  JtQOöfjxov  (wie  Nachtr.».  xQOOrjxev  BSS.  —  102.  2 
ist  es  nicht  nötig,  vh]  zu  streichen.  —  102.  19  aXlwq    aXXo  \  . 

103,  9  (Dg  sv  avoficp  xal  axQOCxavy  %a>Q€p\  WendL  will 
hier  und  2L7,  7  axQoöTaTtjTcp  schreiben,  aber  ein  adjektivisches 
a.Y{)oöraT?jg  läßt  sich  doch  denken  wie  axatq,  aotxoq  usw.  — 
103,  15  töjrc]  6?i  VI. 


76  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Ccmstantin- Schriften  etc. 

103,  21  jcoXvg  r\v  6  .  .  JtXavog  V,  jtoXXrj  r\v  o  .  .  JtXavr] 
I,  jioXvg  rjv  6  (rj  A)  üiXavr\  MBA.  Die  Lesart  des  V  ist  offen- 
bar die  ursprüngliche;  das  geht  auch  aus  dem  gleich  folgenden 
ejt  avrw  xrX  und  aus  104,  4  hervor,  wo  der  öalficov  ausdrück- 
lich als  JtXavog  bezeichnet  wird.  JtXavog  bedeutet  hier  und  an 
den  vielen  Stellen,  wo  es  in  Dem.  ev.  vorkommt,  »Gaukler« 
»Betrüger«.  Damit  läßt  sich  aber  jisqI  tov  KiXlxcov  daifiova 
schlechterdings  nicht  vereinigen;  aber  diese  Worte  ohne  weiteres 
auszuscheiden  (wie  ich  Nachtr.  vorgeschlagen)  geht  auch  nicht 
an,  da  eine  Ortsangabe  hier  ebenso  gut  erforderlich  ist  wie  103, 
4;  105,  2.  Ganz  undenkbar  wäre  nicht  6  toov  öoxrjöiootpcov 
jteqI  toov  KiXlxcov  öalficov  JtXavog,  wo  jzeol  toov  KiXlxcov  eine 
Umschreibung  für  den  Genetiv  wäre:  »Der  kilikische  Betrüger- 
Dämon  der  Dunkelmänner. 

105,8  Jioorjyftevog  steht  auch  in  V.  — 106,  1  dvaxivr\&evToov 
Pluralis  unter  Einwirkung  ven  JtoXefilcov  läßt  sich  verteidigen 
(vgl.  233,  21,  wo  emxeiQovVTog  nicht  zu  ändern  ist).  —  106,  13 
statt  ava&rjöofiai,  lies,  wieNachtr.,  djio&rjöofiai  »bei  Seite  legen«. 

—  106,  27  ob  oQ&cog  mit  V  zu  streichen  wegen  des  Z.  28  folgenden 
og&jj?  —  106,  28  iQ^ö&at  V.  —  108,  6  6  +  vor  öi  oQfrrjvV. 
108,  22  öiacpogcov  V.  —  109,  10  statt  des  unter  Einwirkung 
des  gleich  folgenden  cog  entstandenen  cog  am  Satzanfange  lies 
mit  V  ort.  —  109,  16  de]  rs  V.  —  109,  25  rtjv  ev  'Avtiox^Ik 
V.  —  110,  20  dgefrovöiov  steht  in  V. 

Schreibe  mit  V  115,  3  xo  -f-  vor  ev  elöcoX.,  115,  27  ejteygaxpe. 
117,  6  Jtgocoxoöo^öev,  117,  15  elg  KcovöTavTivovjtoXiv. 

118,  8  statt  TLva  ist  tov  aus  VI  einzusetzen.  —  118,  11 
ejiaQXixwv  ist  richtig,  vgl.  oben  S.  53.  —  118,  19  nach  toov 
-f-  yovv  (Nachtr.)  —  118,  23  olxrJTogag]  xtrjTOQag  V.  —  119,  6 
XTTJfiara]  XQWaTa  V.  —  120,  9  xal  <C  auch  V.  —  120,  12 
vielleicht  egv&alveTo  mit  V.  Doch  läßt  V  immer  das  zweite 
q  in  diesem  Wortstamme  aus;  vgl.  oben  die  Lesarten  zu 
152,  19  ff. 

121,  14  öiödöxaXov  —  &eov  kann  nicht  mit  dem  mit 
yvcogl^co  endenden  Satze  verbunden  werden  (wie  bei  Parmentier). 

—  121,  15  dyimxdzov  freov  hat  sowohl  Theod.  als  V,  aber  der 
Superlativ  rührt  wohl  aus  der  vorangehenden  Zeile  her:  xr\v 
ayKDrdrrjv  d-gtjöxelav.  —  121,  17  ßeßalaig  (Parmentier)  unwahr- 
scheinlicher   als  ßeßaloig.  —  122,  11  tovtov  (tov  V)  eva  &ebv 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  77 

Eus.  schwerlich  richtig,  denn  von  einer  Vielgötterei  im  Gegen- 
satz zu  dem  christlichen  Gotte  ist  hier  nicht  die  Rede;  tlvai 
Theod.  scheint  richtig  zu  sein.  122,  10  rolg  Jiaoa  rovxoig  ra 
ofioia  ^rjXovöL  nach  einer  gewöhnlichen  Brachylogie  =  rolg 
(aus  ol)  rolg  (aus  ra)  jzclqcc  tovxotg  ra  ofcoia  &/2.ovOi  »denen, 
welche  betreiben,  was  dem  ähnlich  ist,  was  bei  jenen  (unter  der 
Regierung  jener)  geschehen  ist«.  Statt  rolg  Jzaga  xovroig  steht 
bei  Theod.  tJtaoaTovg  rolg,  was  ich  weder  verstehen,  noch  con- 
struieren  kann.  —  122,  23  txjtQu^dvroyv  entspricht  gut  dem 
lateinischen  conficere  »niedermachen«,  »aufreiben«  und  ist 
hier  angemessener  als  das  matte  IxraQa^dvrmv  Theod.  —  122, 
26  cog  ort  ist  hier  nicht  Conjunction,  sondern  ein  verstärkendes 
Adverb  zu  dem  Superlativ  xaXltoxa,  gerade  wie  123,  3;  es 
muß  dann  Z.  27  fyetv  (nicht  ty**)  heißen.  —  122,  30-123,  3 
tovtov  rov  xaxaXoyov  ließe  sich  zur  Not  mit  jjdtöQ-ai  dxovovra 
construieren ,  obgleich  das  eine  kaum  zu  rechtfertigende  Ver- 
bindung wäre,  aber  das  folgende  oxav  —  xoGixJjrai  wäre  in 
diesem  Falle  völlig  sinnlos.  Es  ist  also  tovtoj  reo  xaraXoyqy 
.  .  xtxoöfirjrai  zu  lesen. 

123,  5  lese  ich  jetzt  statt  IIPA&N  (=  jicczega  deov)  Eus. 
I1PAON  (=  jroaov)  Theod.,  was  eine  viel  natürlichere  Verbindung 
ergibt.  123,  7  nach  aofioölcoc;  muß  notwendig  (wie  Wil.  vor- 
geschlagen) der  Dativ  stehen.  Die  falsche  Verbindung  t?/s  savrov 
statt  %}]  obnvrov  hat  den  Genetiv  (piXavdQcojriag  hervorgerufen.  — 
123,  20  jQa(p£öl)ai  nicht,  wie  in  Nachtr.,  auszuscheiden.  Wir  haben 
hier  nur  ein  Beispiel  des  bei  Eusebius  gewöhnlichen  Pleonasmus  des 
Ausdrucks  (vgl.  Einleitung  S.  L11I  ganz  oben).  — 124, 9  interpun- 
giere,  wie  in  Nachtr.,  öoovcpoooi  rs  jvlötoi,  oco^arocpvXccxeg  .  . 
xaücojrlcofitrot. 

124,  27  aXx7]a  Nachtr.  —  125,  1(>  o>  wird  durch  den  stilis- 
tischen Bau  des  Sa+zcomplexes  geschützt.  WendL  will  nach 
tieXXommv  etwa  öorijoa  hinzufügen.  —  125,  22  txsrrjQixalg  wird 
hier  u.  146,  24  richtig  sein;  ixerrjoiog  ist  Adj.  zweier  Endungen. 
—  126,  8  Wortfolge  xa\  avtoq  ih,  V.  —  126,  14  Wortfolge 
vouoi.c  re  V.  —  12(>,  34  nach  jraXatoi  -f-  vopot  V.  —  126,  34 
öiadoyjj-  ist  richhi;-;  <li  i  aus  Sozom.  citierte  Stelle  ist  nicht  her- 
beizuziehen. -  127.  1<>  xad-wOKDuivai  V.  —  127.  IT  xaxeira] 
xdjti  nach  V.  \vi  i  Pasquali  (S.  27-1)  mit  Rechl  fordert.  —  12S, 
12    /j^iooTo  Medium    nicht   zu  andern,    komm!   auch  bei  Herod. 


78  I«  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

u.  Tragikern   vor.  —  128,  13    yovv  V.  —  128,  32    kjtl   [ilqovq 

V  (wie  auch  Wendl.  vorgeschlagen). 

128,  33  wenn  svfrsv  6*  zu  ändern  ist,  muß  man  svrev&ev 
ö*  schreiben  (vgl.  129,  2),  nicht  kvQ-ivöe.  —  129,  15  dvö/xa&eig 
V.  —  129 ,  24  ist  avtovg  mit  V  zu  schreiben  (statt  avxolg) 
wie  Pasquali  bemerkt.  Ein  Objekt  ist  nötig.  —  130,  29  rbv  + 
vor  7C/kU8T8QOV  V.  —  131,  6  die  Orthographie   svTE&od(p&aL    aus 

V  aufzunehmen.  —  131,  20  ist  zu  lesen:  mg  jidvTcag  (V)  exsiös 
(=illic),  jtolXrjV  (Theod.  Socr.  A)  lafißavovzmv  (Eus.,  Xaßovxmv 
Theod.  Socr.  falsch)  av^r\6tv.  —  132,  17  djzocpav&tiöa  V.  — 
132,  26  sjcixsZsvovrog  IMBA,  von  iterativer  Handlung  besser 
als  aJuxsÄevöavTog  V.  —  132,  27  xa  <C  (wie  Index  u.  Nachtr.). 

133,  .26  jcagtlvcu]   vielleicht    nagitvai,  denn  e^elvai  (Z.  25) 

—  jtaoüvai  (Z.  26)  klingt  schlecht.  —  134,  8  Wenn  man  statt 
d$img  (Eus.)  dva^Lmg  (Theod.)  schreibt,  wird  der  Sinn  zerstört. 
Constantin  will  sagen:  ich  möchte  nicht  einen  so  starken  Aus- 
druck verwenden,  daß  ich  sage,  daß  ihre  Handlungsweise  ihres 
Lebens  würdig  ist.  —  134,  11  xal  (Theod.)  vor  jzlrjomoai  ein- 
zufügen, ist  aus  stilistischen  Gründen  untunlich.  —  134,  14  tmg 
Eus.  viel  besser  als  mg  Theod. 

134,  17 — 19  xal  v^lv  avxolg  .  .  ov  zrjg  Tvyovörjg  alriov 
(sc.  töxac,  was  aus  eörtv  Z.  17  zu  entnehmen  ist)  evöo^lag  »et 
vobis  ipsis  non  mediocris  causa  (erit)  laudis«  scheint 
untadelhaft  zu  sein  und  wegen  des  Dativs  besser  als  a^iov 
(Theod.):  »et  vobis  ipsis  non  mediocri  dignum  erit  laude«:  a^tov 
wahrsch.  durch  das  etwas  ähnlich  klingende  evöo^iaq  hervor- 
gerufen. 

135,  10  ob  das  durch  Theod.  u.  IMBA  bezeugte  Medium 
özaöia^ofisvocg  ursprünglich  ist?  —  135, 22  &eov]  yov  (=  Xqiötov) 
V,  ob  richtig?  —  136,  24  jtscpLXoöo(prjfisvmv  V  vielleicht  vor- 
zuziehen (so  Jülicher),  vgl.  128,  22;  jtecpiAoxaZrjjjtvmv  IMBA.  — 

—  137,  6  t]  <3>  (wie  Nachtr.)  vgl.  Z.  5  (ihv.  —  137,  17 
djctfpsvev  (==  djtecpaivev)  V,  djibfpaivev  I,  und  darum  dies  Pas- 
quali, wohl  mit  Eecht.  —  138,  17  nach  ef/jteiQovg  +  avtovg 
V.  —  139,  6  qyef/oveg  xal  von  Valesius  hinzugefügt,  aber 
unnötig. 

139,  24  lies  ol  rrjg  6<pmv  xaxiag  r?]V  ßaötZemg  sjcsyodcpovTO 
dve^txaxiav  alrlav,  also  nach  den  HSS  mit  Hinzufügung 
von    airiav    aus    N.    —    139,   31    cpiXaXtj&eg    Druckfehler    für 


III.  Textkritische  Beiträge  zu  der  Vita  und  der  Oratio.  ,  li 

<piXahjdeq.  —  142,  18  sv  xovxoiq  bvxa,  in  Nachtr.  ohne  hin- 
reichenden Grund  ausgeschieden,  ein  gewöhnlicher  Eusebianischer 
Pleonasmus. 

143,  6  xs  -j-  vor  xal  V.  —  143,  9  ojzsq  zu  ergänzen  wenig 
rätlich,  da  Eus.  sehr  selten  das  Relativum  mit  jzsq  hat;  lieber, 
wie  Nachtr.,  o  jzoisZv  (nach  iisxaöyslv  ausgefallen!)  —  144,  1 
es  muß  mit  V  xa^laQXOt  heißen,  wie  144,  25  u.  145,  32.  —  144. 
11  osßaöfilaq:  dies  Adjektiv  scheint  sonst  bei  Eus.  zweier  End- 
ungen zu  sein.  —  145,  3  sv  avxw  (tc5)  rov  jcavxbq  jiQOtysoovxi 
xmv  ßaötXslcov  oixw v,  vgl.  oben  S.  54.  —  145,  13  xbv  <C  vor 
ßaöUsa  (Nachtr.).  —  145,  22  nach  ös  +  xal  V.  —  146.  24 
IxsxrjQLxalq  V,  vgl.  125,  22.  —  148,  7  xrjv  sxxXrjölav,  Accusativ 
richtig,  vgl.  13,  24;  40,  8  (vgl.  oben  S.  68). 

154,  2  xr\lavys6xiQov  ist  richtig.  —  154,  11  nach  ovoiaq 
-j-  alxioq  V.  —  154,  13  a]  xcc  V.  —  154,  15  vielleicht  jtaQ 
sxaoxa  aus  V  aufzunehmen,  vgl.  163,  9/10.  —  155,  1  m[i6x)]X02 
s^aigsxov  Wendl.  kaum  richtig;  s^cdosxoq  kommt  nicht  in 
schlechter  Bedeutung  vor,  vgl.  Index.  —  156,  10/11  sv  o)  sxxs- 
lolxo  V,  wrahrsch.  richtig. 

Zu  155,  12  bemerkt  Wendland:  »sjisxtjÖsvs  ist  auch  un- 
möglich; wenn  man  dies  hinter  avsxQSJts  umstellt  und  die 
Interpunktion  ändert,  wäre  jeder  Anstoss  beseitigt«.  Aber  dies 
ist  zu  gewaltsam,  und  ein  Chiasmus  wie  sxxZrjoiav  jzoq&ovoo. 
avixQSJis,  snsxr]ösvs  [ös  fehlt  in  allen  HSS,  auch  in  V]  xr\v 
olxslav  ösiöiöaifiovlav  ist  dem  Verfasser  ganz  fremd.  Untadel- 
haft  scheint  mir  die  Verbindung  sjisxtjösvs  -f-  Particip,  wie 
jzsinaoficu  oder  öjtovöaCco  -f-  Particip.  dvsxgeqps  (so  Nachträge 
statt  avtxQSJzs  HSS)  »sie  suchte  die  eigene  heidnische  Religion 
zu  stärken«  scheint  auch  ganz  passend  zu  sein.  Dagegen  wäre 
sjisxtjösvs  xtjv  olxslav  ÖFiöiöaifioviav  »sie  übte  (betrieb  die  eigene 
heidnisch«'  Religion«  viel  zu  schwach.  —  158,  H>  die  Form 
(ZEf/tafitisvotq  vielleicht  ans  V  aufzunehmen. 

158.  L2  statt  jtofia  habe  ich  öTopa  geschrieben.  Das  Vor- 
bild der  Stelle  ist  Plat.  Phädr.  2431).  Sokrates  hat  von  Eros 
unpassende  Reden  gehört;  er  will  daher  xorlfim  /*o~;<>  olov 
aXftvgav  äxo/jv  ajzoxlvoaotiai:  sein  Gehör  ist  sozusagen  salzig 
geworden.  Hier  hat  der  Verf.  Unziemendes  gesprochen  [er  hat 
von  den  Götzen  gesprochen).  Sein  Mnnd  ist  sozusagen  QrtxsQ) 
salzig  geworden.     Ein  Getränk  mit    einem  Getränk    abzuspülen, 


80  I«  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

das  wäre  ein  sonderbarer  Ausdruck.  Das  Gehör,  den  Mund 
(oder,  wie  bei  Athenaeus,  salzige  Worte)  kann  man  abspülen 
(oder  wegspülen).     Die  Conjectur   öxofia  ist  notwendig. 

158,  24  jth]dvovroq  steht  in  V.  —  159,  16  lies  //  xoivvv 
(r\  <C  V)  elyagfievrj.  —  159,  25  Jtav  xe  statt  jtdvxa  der  HSS 
ist  notwendig,  denn  itdvxa  hier  als  »durchaus«  zu  fassen,  ist  ganz 
unmöglich;  es  müßte  wenigstens  nach  jiwq  stehen.  Auch  läßt 
sich  das  Vorangehende  sprachlich  nicht  als  einen  condizionalen 
Vordersatz  vertretend  construieren.  —  160,  4  xoi  (d~eia)  ovöia 
wie  Nachtr.  —  160,  7  [levxot  VI  (ftevxa  im  App.  Druckfehler!) 
161, 9  ejuxegjtr}g\  ejtixegörjg  V.  —  161,  20  avxcöv  richtig  {avxbv  V), 
vgl.  Z.  22  cov  xov  löyov.  —  161,  32  {reöjtiCovöa  von  einer 
fortdauernden  Handlung  richtig,  frsojtiGaöa  V.  —  162,  o?)  -\-  vor 
vvxxegivrj  (mit  V) ,  sonst  nichts  zu  ändern.  —  162,  13  nach 
fiexa^v  -f-  ye  V.  —  162,  15  lies  mit  V  Jigbg  yecogylav  olxoöo[ir}v 
xe  vacov  xal  xaxaöxevrjv  (dies  =  Hausgerät),  schlecht  stilisiert, 
aber  schwerlich  corrupt.  —  161,  3  fiefiogcpcoyevag  V.  —  165,  30 
äyvrjxovq  fehlerhafter  Accent  im  Texte.  —  166,  11  xrjg  <C  VI 
(in  den  übrigen  HSS  hier  Lücke).  —  166,  19  jtaxega]  ocoxjjga 
VI.  —  168,  11  xov  &eov  JiQovoia  V  (jtgovoia  auch  Wendl.). 
—  169,  19  ovxa]  oXa  V1M.  —  169,  24  ovvxvyjag  wahrsch. 
richtig,  evxvyiag  V.  —  169,  25  fiexeyovxeg]  fiexaöxovxeg  V, 
wohl  besser.  —  170,  19  in  av&gconwv  V.  —  170,  23  dne- 
xadioxaxo  V.  —  171,  9  xot  avxr]g  richtig,  xoiavxt/g  V  unbe- 
greiflich. —  171,  12  nach  jizxpQa.yy.ivri  -\-  &G>gaxt  V.  —  172,  26 
eged-L^ei  +  aev  V. 

172,  30  ev&evöe  (Wil.)  steht  auch  in  V.  —  173,  25  xal  xa 
ys]  [irjxL  ye  vgl.  oben  S.  55.  —  175,  29  ?]]  ei  Wendl.,  sehr  zweifel- 
haft. —  176,  8  nach  ydg  +  xot  V.  —  176,  14  nach  fi?]6ekulav 
+  6\  V.  —  176,  17  xe  <  V.  —  176,  19  exelvo  VIM.  —  176, 
23  excpivxa  V.  —  177,  24  xrjg  e^oyoDxdx^g  [leyalo^vylag 
egyaxrjg  (»ein  Ausüber  der  ausgezeichnetsten  Großmut«)  ist 
untadelhaft,  vgl.  egy.  xmv  xaXcov  Xen. ,  egy.  äötxiag  NT. 
Lc.  13,  27.  Wendl.  vergleicht  127,  15  (wo  indessen  xov  xgeix- 
xovog  =  »Gott«  steht)  und  will  egdöx?]g  schreiben.  —  178,  9 
vgl.  oben  S.  262.  —  178,  14  xa{ratge^elo?]g  V.  —  179,  1  nach 
jigoG&ev  -\-  xaxaxgi&evxa  V.  —  181,  15  ipevöcög  V.  —  183, 
3  vgl.  oben  S.  331.  —  183,  IS  ff  vgl.  oben  S.  34.  —  184,  2  vgl. 
oben  S.  34  u.  55.  —  184,4  ayvoia  Wendl.  richtig.  —  184, 13  ff  vgl. 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  s  ] 

hier  oben  zu  183,18  (S.  34).  — 184,  27  avtiuivov  aus  V  aufzunehmen. 

—  184,  29  vgl.  oben  S.  35.  —  185, 18  nach  utvQyovg  xal  -\-  Jilovv 
xal  V.  —  186,  10  vg.  oben  S.  30.  —  186,  13  vgl.  oben  S.  36. 

—  186,  24  kQyanjq  V,  vielleicht  richtig.  —  187,  10  ff  vgl.  oben 
S.  37.  —  188,  2  jiQog  xalq]  JtQoo&tv  Wendl.  —  188,  14  äxa- 
rajtavöTcog  steht  in  V.  —  188,  15/16  rovg  &so)/uevovg  avzovg  * 
xovg  fiev  ovv  örjfilovg  V.  —  189,  19  tjtol  steht  in  V.  —  190,  27 
tJiOTviaxo  richtig.  —  190,  30  veftofisvrjg  nach  dem  gleich  vor- 
angehenden ejzLV£HO[ibvov  wohl  nicht  möglich  und  darum 
ficuvofitvrjg  (obgleich  etwas  befremdend!)  aus  V  aufzunehmen.  — 
192,  12  JiQOJiaQaoxsvdC.ei  V.  —  192,  21  XiTavevcov]  XaxQtvcov 
V,  aber  der  Zusammenhang  fordert  lixavbvoiv.  —  192,  27  nach 

TTJg    -\-    TS    V. 


IV  Die  Komposition  der  Lans  Constantini. 
Was  ergibt  sich  aus  der  Theophanie  für  den  Text 

der  Lans? 

Meine  Auffassung  von  dem  Verhältnisse  der  beiden  Teile 
der  TQiaxovTaerrjQLxog  oder  Laus  (richtiger  Laudes)  Constantini 
genannten  Schrift  zu  einander  habe  ich  in  der  Einleitung  zu 
meiner  Ausgabe  (C1V — CV1)  in  folgender  Weise  angegeben. 

Die  Cap.  I — X  sind  ein  in  sich  abgeschlossenes  Ganzes:  eine 
religiöse  Verherrlichung  der  dreißigjährigen  Regierung  Con- 
stantins.  Dieser  Abschnitt  bildet  den  eigentlichen 'Xoyoq  tqkx- 
xovTaeT)]Qix6g  *,  den  Eusebius  im  kaiserlichen  Palaste  in  Con- 
stantinopel  vorgetragen  hat.  —  Daß  mit  Cap.  XI  eigentlich 
eine  neue  Schrift  anhebt,  geht  u.  a.  daraus  hervor,  daß.  während 
in  Cap.  I — X  von  Constantin  immer  in  dritter  Person  (außer  212.  1) 
die  Rede  ist,  Constantin  in  Cap.  XI  und  Will  durchgehend 
in  zweiter  Person  angeredet  wird.  Die  Cap.  XI — Will  sind  in 
Palaestina  geschrieben.  Der  Ton  in  den  beiden  Teilen  ist  ein 
verschiedener. 

Diese  Gesichtspunkte  sind  auch  von  anderen  Forschern  auf- 
genommen worden.    Aber  über  das  Verhältnis,  in  dem  die  beiden 


1)  Warum  die  Rede  in  Panly-Wissowaa  Realenc.  durchgehend  rote- 
TtjQtxög  genannt  wird,  verstehe  ich  nicht. 

Texte  und  Untersuchungen  etc.  30,  4.  0 


82  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

Teile  zu  einander  stehen,  sind  abweichende  Ansichten  ausge- 
sprochen worden.  Es  sind  die  beiden  Teile  als  zwei  vollständig 
selbständige  Schriften  bezeichnet  worden. 

Die  Handschriften  geben  uns  folgendes  Bild.  Vor  dem 
Prologe  (AXX*  ovx  eyco  xrX.)  steht  in  HN  IJgoXoyog  xcöv  eig 
Kmvoxavxlvov  STtaivcDV.  In  der  unzuverlässigen  HS  I  fehlt 
der  ganze  Prolog.  Vor  Cap.  I  (IlavrjyvQig  fiev  avx/j  xxX.)  steht 
in  allen  dreien  HSS:  Evoeßlov  xov  IJa{ug:iXov  dg  Kmvoxav- 
xlvov xov  ßaoiXia  xgtaxovxasx?]Qixog. 

Mit  dem  X.  Capitel.  mit  dem  Worte  xaxaXaftßaveofrai 
(223,  22),  endet  die  HS  I.  In  der  HS  H  steht  an  jener  Stelle 
xgiaxovxasxrjQixog.  worauf  ein  lerer  Raum  folgt,  und  dann 
steht  mit  großen  Uncialen  EvGsßlov  xov  jratug)iXov  '  ßaoiXrxog. 
K",   der  sonst  einen  fortlaufenden  Text  bietet,    hat  hier  Absatz. 

N  endet  259,  31  mit  jtäoi  xolg  t&veöi,  H  259,  32  mit  jtgo- 
xtjqvxxcqv,    darauf   folgt  -f-  evoeßlov    xov  JictftcfiXov  ßaöiXixbg. 

Man  darf  hieraus  den  Schluss  ziehen,  daß  die  Librarii  an- 
nehmen, daß  zwei  Schriften  vorliegen,  die  erste  xoiaxovxasxrjQi- 
xog,  die  zweite  ßaötXixog  benannt.  Was  den  Prolog  betrifft, 
scheint  derselbe  als  zu  den  beiden  Schriften  gehörig  betrachtet 
worden  zu  sein.  Beide  Teile  werden  wohl  mit  dem  Ausdruck 
Ijzaivoi  (Lobschriften)  zusammengefaßt.  Möglich  wäre  jedoch, 
daß  der  Prolog  zum  xQiaxovxaex?]Qix6g  gezählt  wird,  obgleich 
es  in  diesem  Falle  schwer  ist  zu  verstehen,  warum  der  Titel 
xoiaxovxatxriQix.bg  erst  nach  dem  Prologe  steht,  wenn  dieser 
nur  zum  xQiaxovxaexr]Qixbg  gehört. 

Da  nun  die  HSS  die  zweite  Schrift  ßaocXixbg  nennen,  so 
machen  sie  sich  eines  Irrtums  schuldig.  Der  Ausdruck  stammt 
aus  den  Anfangsworten  des  Cap.  XI:  <PtQS  6?]  oot ,  Nrx?/xd 
MtyiGTE  Kmvoxavxlve.  Xoycov  ajtoQQ?]xcov  (jvrjoetg  Iv  reo  ßaoi- 
Xixco  xcpÖt  dku<pl  rov  jiatußaotXta>g  xmv  oXojv  ovyyQamiaxi 
jraQa&cvtiefra.  »Laß  mich  nun  dir,  großer  C,  Einführungen 
in  geheimnisvolle  Lehren  in  dieser  von  dem  Allkönig  des 
Weltalls  handelnden  Königsschrift  hinsetzen  (beifügen)«.  Dies 
hat  ein  Herausgeber  oder  Librarius  auf  die  hier  folgende 
Schrift  bezogen,  gerade  wie  einige  Gelehrten  das  noch  tun. 
Aber  die  Cap.  XI  —  XVIII  handeln  nicht  von  dem  Allkönig 
des  Weltalls  (o  JtafißaöiXevg  xwv  oXcov),  oder  von  dem 
König    (Kaiser,     ßaöiXevg);     der    Titel    ßaotXixog     Xoyog    oder 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  83 

ßaöiXixbv  avyygafjf/a  wäre  für  diese  Capitel  ganz  irreführend, 
denn  deren  wesentlicher  Inhalt  bezieht  sich  auf  die  Erscheinung 
Christi  auf  Erden.  Dagegen  passt  die  Benennung  ßaöiXixog 
vortrefflich  auf  die  erste  Hälfte  unserer  Schrift.  Der  Verfasser 
will  sprechen  (S.  196,  8):  dpcpl  ßaoiXtiag  avT^g,  dfitpi  xe  ßaöt- 
Xtcog  xov  dvcorazco,  öoQVfpooiag  rs  d-elag  aucpl  rbv  jtdvxcov 
ßaöiXta,  xov  rs  xa&y  rj^ag  ßaöcXixov  jiaQaöslyfiazog.  Die  Dar- 
stellung will  eine  Lobpreisung  des  (ttyag  ßaoiXevg  (196,  14  ff), 
d.  h.  Gottes  sein.  Diesen  großen  König,  so  heißt  es  197,  7,  preist 
unser  siegreicher  König  und  betrachtet  ihn  als  Ursache  seiner 
Königsmacht.  Nach  dem  Vorbilde  der  höchsten  Königsgewalt 
des  Logos  lenkt  der  gottgeliebte  König  alle  Erdenbewohner 
(199,  1  ff).  Der  Logos  Gottes  ist  der  Mitkönig  des  Vaters  (199,  4). 
(Konstantin,  der  einzige  unter  denen,  die  die  römische  Königs- 
gewalt innegehabt,  von  dem  Allkönig  Gott  mit  drei  Dekaden 
liegierungszeit  geehrt,  bringt  dem  König  des  Weltalls  Opfer 
(199,  :>2ff).  Den  Namen  König  trägt  im  wahren  Sinne  des 
Wortes  der,  welcher  durch  königliche  Tugenden  in  seiner  Seele 
ein  Bild  des  jenseitigen  Königreichs  geformt  hat. 

Mit  diesen  Citaten  ist  der  Inhalt  der  Cap.  I — X  nicht  ausge- 
schöpft, aber  die  Grundgedanken  sind  damit  angegeben.  cO  fieyag 
ßaötXsvg,  o  ßaoiXevg  tcdv  oXcov  oder  entsprechende  Ausdrücke  be- 
gegnen uns  sehr  oft;  vgl.  außer  an  den  oben  angeführten  Stellen  noch 
196,26;  L97, 4;  198, 15; 200, 5; 201,3; 201, 22;  202, 2; 203, 27; 204,12; 
204, 18;  204, 29;  206,  L0;  208, 22;  209, 7;  211,  L4;  212,3;  213,20;  213, 
31; 215, 2; 215, 16; 215, 31; 216, 24; 217,  L0; 218, 21; 219, 5; 219, 24; 
222,26;  222,31  u.  Wl\  22:;,  15.  Das  Adjektiv  ßaoiXix^  kommt 
sehr  oft  vor  (z.  T.  in  auffallender  Weise)  vgl,  /..  B.  196.  L5  oi 
ßaOiXixol  JialÖEg  (die  Priester);  197.  1  ßaOiXixol  orxoi:  199. 
29;  200,  3;  199,  6  ßaoiXixalg  djioQQoiaig:  2on.  6  ßaölXixrjv 
tyvyi)v\  200,  1  1  xod^soi  ßaoiXixalg:  200.  25  ßaoiXixu^  9-QOVog', 
2<>i>.  27  TtjV  jiqqjttjv  z7jg  ßaöi/.ixFjj:  jtsqioöov  ötxaöa  tov  ßaOi- 
Xixov  xolvcovov  djrt(ptjv£  xX/jqov:  201.  11  Csvylrjv  ßaötXixov 
rzfrgijtjiov;  201,  23  JaoiXixJiJ.  k§ovolaq\  201,  28  voptoq  ßaOiXtxoq 
usw..  im  Ganzen  ',\2  Fälle,  ßaoiXsvg  und  ßaoiXtia  sind  sehr 
wohnlich. 

Wenn  wir  dies  im  Auge  behalten,  werden  wir  nicht  umhin 

können  anzuerkennen,  daß  Eusebius  sich  auf  die  Cap.  I — X  lu- 

zieht,  wenn  er  am  Anfang  des  Cap.   XI   (223,  24]   sagt:    h*    t<:> 

6* 


84  1.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

ßaoiXixdp  tcqÖs  afigil  zov  jtajjßaöilecog  rcov  olcov  ovyyQafifiavi. 

Wollen  wir  für  die  erste  Hälfte  des  als  Ganzen  zQiaxovzae- 
zr\Qixbg  benannten  Buches  einen  speciellen  Titel  wählen,  so  wird 
dieser  ßaöilixog  (sc.  Xoyog)  heißen. 

Die  Cap.  XI  ff  handeln  nicht  von  dem  allmächtigen  König, 
sondern  von  dem  Logos  Gottes  und  seiner  Wirksamkeit  auf 
Erden.  Infolge  davon  kommen  Ausdrücke,  wo  Gott  als  jtau- 
ßaöilsvg  oder  ähnlich  bezeichnet  wird,  nur  in  8  oder  9  Fällen 
vor,  und  nur  6  Beispiele  mit  ßaöiXixoc.  Die  Cap.  XI — XVIII 
umfassen  doch  acht  Seiten  mehr  als  die  Cap.  I — X.  Cap.  XI — 
XVIII  bilden  nicht  ein  selbständiges  Ganzes.  Der  Anfang  <PtQ£ 
örj  weist  auf  etwas  Vorangehendes  hin.  Dieser  Ausdruck  wird 
in  der  Weise  verwandt,  daß  es  bedeutet:  »jene  Sache  ist  klar«, 
»jene  Sache  verhält  sich  so«,  »so  ist  es«;  »laß  mich  also  nun«. 
Vgl.  hier  241,  16;  256,  1  (<piQe  örj  HS  H). 

Man  hat  angedeutet,  daß  ovyyQafi(ua  sich  nicht  auf  eine 
Rede  beziehen  könnte.  Aber  ovyyQafifia  bezeichnet  jedes  Prosa- 
werk im  Gegensatz  von  jtobjfia;  vgl.  Plato  Leges  810  B 
övyyQafJfictTa  xaza  Xoyov  tiQ?]^tva.  Isoer.  ad  Nicocl.  7  (16  b) 
xwv  fisra  [itzgov  jioirjfiazcov  xal  zebv  xazccXoyaötjv  ovy- 
yQa(ikuaz(X)v ;  vgl.  auch  41  (23  b);  Isoer.  ep.  ad  Dionys.  5 
(405  c)  wird  eine  geschriebene  Rede  mit  övyygafifia  bezeichnet: 
ovyygafifiarog  dxQoccxrjg. 

Abweichend  von  meiner  früheren,  durch  die  handschrift- 
lichen Angaben  beeinflusste  Auffassung  betrachte  ich  den  Prolog 
als  von  Anfang  an  für  den  ursprünglichen  Teil,  d.  h.  für  die 
Rede,  abgefasst.  Für  die  Rede  war  ein  prunkvoller  Prolog  am 
Platze,  und  das  uns  überlieferte  Stück  enthält  nichts,  was  nicht 
zu  der  Rede  passen  würde,  oder  was  sich  bestimmt  auf  den 
zweiten  Teil  bezöge. 

Der  Anschluss  der  Cap.  XI — XVIII  an  das  Vorangehende 
ist  nicht  besonders  glücklich.  Aber  in  ähnlicher  Weise  ist 
Eusebius  verfahren,  als  er  an  die  ein  abgerundetes  Ganzes 
bildenden  Bücher  I— III  der  Theophanie  noch  B  IV — V  mit 
starker  Benutzung  seiner  früheren  Arbeiten  anschloss.  Hier 
hat  er  auch  einer  abgeschlossenen  Schrift  ein  auf  Grund  eines 
früheren  Werkes  ausgearbeitetes  Anhängsel  gegeben. 

Der  Anschluss  dieser  kleinen  Theophanie  oder  Theophania 
ad  Constantinum  ist  jedoch  sowohl  durch  innere  als  äußere  Gründe 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  85 

motiviert.  Da  die  Rede  die  Geheimlehre,  d.  h.  die  christliche 
Lehre  von  Gott  enthielt,  war  es  nicht  unnatürlich,  daran  eine 
Darstellung  der  Geheimlehre  von  dem  Sohne  Gottes  zu  fügen.  — 
Die  Hede  ist  zur  Verherrlichung  des  dreißigjährigen  Regierungs- 
jubiläums Constantins  geschrieben  und  in  Constantinopel  gehalten 
worden.  Aber  die  Feier  (vgl.  Eusebii  Vita  Const.  S.  136,  26; 
1 37,  11)  war  durch  die  glanzvolle  Einweihung  der  Grabeskirche 
in  .Jerusalem  eingeleitet  worden;  von  dieser  wird  auch  Cap.  IX 
(S.  221,  14  ff)  gesprochen.  Als  Eusebius  von  den  Festlichkeiten 
in  Constantinopel  mit  seiner  Rede,  worin  er  Constantin  in  über- 
schwenglichen Worten  als  christlichen  Kaiser  gepriesen  hatte,  in 
die  Heimat  zurückkehrte,  fand  er,  daß  in  Palaestina  und  Jerusalem 
(224,  5)  böswillige  Heiden  die  großen  Werke  Constantins  in  Pa- 
lästina und  besonders  die  Erbauung  der  Grabeskirche  verhöhnten 
und  es  als  eines  großen  Königs  unwürdig  bezeichneten  (224,  15 ff), 
verstorbene  Menschen  in  solcher  Weise  zu  verehren. 

Unter  diesen  Umständen  war  es  ganz  natürlich,  daß  Euse- 
bius der  Lobrede  über  Constantin  eine  Apologie  hinzufügte, 
worin  er  nicht  nur  die  Verläumder  widerlegte,  sondern  auch 
das  Werk  Constantins  als  groß  und  preiswürdig  erwies.  Sowohl 
in  Bezug  auf  die  Veranlassung  als  dem  Inhalt  nach  schließen 
sich  also  die  beiden  Teile  an  einander.  Beide  beziehen  sich  in 
etwas  umfassenderem  Sinne  auf  die  Tricennalfeier  Constantins 
und  tragen  darum  gemeinsam  den  Titel  TQiaxovTaerrjQixOQ  (sc. 
2.6yog). 

Da  Eusebius  an  die  zu  Ehren  Constantins  gehaltene  Rede 
noch  eine  Abhandlung  anschloss,  war  es  natürlich,  daß  er  diese 
niii  einer  Ansprache  an  Constantin  und  gewissermaßen  mit  einer 
Entschuldigung  anhob. 

Wie  verhalten  sich  aber  die  Angaben  des  Eusebius  Vita  C. 
IV,  46  (S.  136,  28 ff)  zu  diesen  aus  der  Schrift  selbst  gewonnenen 
Resultaten?  Eusebius  berichtet  uns  folgendes:  »Wie  beschaffen 
der  Erlöser-Tempel,  wie  beschaffen  die  Erlöser-Grotte,  wie  be- 
schaffe!] die  Zierden  des  Kaisers  und  die  vielen  in  Gold,  Silber 
und  kostbaren  Edelsteinen  ausgeführten  Weihgeschenke  waren, 
habe  ich  nach  Vermögen  in  einer  besonderen  Schrift  dargestellt, 
die  ich  dem  Kaiser  selbst  gewidmet.  Diese  Abhandlung  will 
ich  zu  gelegener  Zeit  nach  dem  vorliegenden  Werke  publieieren, 
und  zugleich  damit  den  TQiaxovrasTTjQtxoq  vereinigen,  den  ich 


86 


I.  A.  Heikel,  Krifc.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


etwas  später,  nach  der  nach  dem  Kaiser  genannten  Stadt  eine 
Reise  unternehmend,  im  Beisein  des  Kaisers  selbst  vortrug,  jetzt 
zum  zweitenmale  im  kaiserlichen  Palaste  den  Allkönig  Gott 
preisend«. 

Daß  die  ersten  von  den  soeben  citierten  Worten  sich  auf  den 
zweiten  Teil  Cap.  XI — XVIII  unserer  Schrift  bezögen,  scheint  mir 
undenkbar.  Freilich  drückt  sich  Eusebius  in  der  Vita  in  hoch- 
trabenden Worten  aus,  aber  es  ist  doch  von  einer  detaillierten 
Beschreibung  der  Grabeskirche,  der  Grabesgrotte  und 
deren  Ausschmückung  die  Rede,  und  von  einer  solchen  findet 
sich  in  jenen  Capiteln  keine  Spur.  Sie  bilden  ja  auch  nicht  die 
Hauptschrift,  und  I — X  nicht  den  Anhang,  wie  man  jedoch  nach 
jener  Auffassung  der  Worte  Eusebs  annehmen  müßte.  Die  Ab- 
handlung über  die  Grabeskirche  ist  offenbar  verloren  gegangen. 
Eusebius  sagt  keineswegs,  daß  sie  an  die  Vita  angefügt  werden 
sollte.  Wenn  dies  der  Fall  wäre,  würde  Eusebius  zuerst  130, 
2 ff  sagen,  daß  er  die  Rede  tov  xmv  aylmv  ovlXoyov  der 
Vita  anschließen  wollte  (fiera  tt]v  jzaQovöav  vjto&soiv  t£,rjq 
Ixüvov  ovvdipa)),  hier  wieder,  daß  er  die  Schrift  von  der  Grabes- 
kirche anfügen  will.  Aber  das  bedeuten  nicht  die  Worte  (136, 
31  ff)  ov  6t)  loyov  xaxa  xaigov  fiera  ir\v  jtagovoav  xrjg 
YQCKprjg  vjro&töiv  sxdqoofieda,  sondern  sie  sagen,  daß  er  bei 
Gelegenheit  die  Schrift  nach  Herausgabe  der  Vita  edieren  will. 
Man  kann  nicht  sagen,  daß  sie  »hinter  der  Vita  publicieren« 
bedeuten,  denn  dies  wäre  an  und  für  sich  ein  sonderbarer  Aus- 
druck, und  wenn  noch  xaza  xaigov  hinzukommt,  würde  es  noch 
wunderlicher  werden:  »bei  passender  Gelegenheit  hinter  der  Vita 
publicieren«!  Eine  Rede  an  die  heil.  Versammlung  finden  wir  in 
den  HSS  der  Vita  angefügt,  aber  die  Laus  steht  nirgends  hinter 
der  Vita. 

Nur  eine  Schwierigkeit  bringt  meine  Auffassung  mit  sich. 
Eusebius  spricht  von  dem  TQiaxovTaerrjQLxoQ  in  solcher  Weise, 
als  ob  dieser  nur  die  in  Constantinopel  gehaltene  Rede  enthielte. 

Dies  läßt  sich  indessen  so  erklären,  daß  Eusebius  a  potiore 
parte  nur  von  der  eigentlichen  Rede  spricht.  Er  hatte  keine 
besondere  Veranlassung,  in  diesem  Zusammenhange  von  einer 
Abhandlung  zu  reden,  die  in  der  Hauptsache  nur  eine  verkürzte 
»Theophanie«  ist  und  nur  zum  geringsten  Teil  sich  auf  Con- 
stantin  persönlich  bezieht. 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  87 

So  wie  die  Cap.  XI — XVIII  jetzt  vorliegen,  schließen  sie 
sich  an  die  Cap.  1 — X  unmittelbar  an  und  sind  als  eine  selb- 
ständige Schrift  nicht  denkbar. 


Der  Text  der  Laus  gründet  sich  auf  die  HSS  Parisinus 
1431  (H)  und  Marcianus  350  (N)  und  für  die  Cap.  I— X  auf  Mos- 
coviensis  50  (I).  H,  der  aus  dem  XI.  Jahrh.  stammt,  hat  sich 
von  willkürlichen  Änderungen  frei  gehalten,  aber  ist  sonst  ziem- 
lich reich  an  Fehlern.  N,  aus  dem  XIII.  Jahrhundert,  muß,  wie 
besonders  aus  der  Darstellung  oben  S.  49 — 56  hoffentlich  klar 
geworden  ist,  in  Anbetracht  der  Willkür  des  Librarius  mit  großer 
Vorsicht  benutzt  werden.  Dasselbe  ist  noch  mehr  der  Fall  mit 
der  Moskauerhandschrift  (XI.  oder  XII.  Jahrh.),  die  durchgehend 
als  eine  besondere  Textesrecension  anzusehen  ist. 

Aus  der  Übereinstimmung  zweier  von  diesen  HSS  gegen 
die  dritte,  kann  man  keine  Schlüsse  in  Bezug  auf  die  Lesart 
der  Vorlage  ziehen.  Besonders  I  ist  so  stark  überarbeitet,  daß 
dieser  HS  keine  Ausschlag  gebende  Stimme  zuerkannt  werden 
kann,  sei  es,  daß  sie  mit  H  oder  mit  N  geht.  Aber  wenn  diese 
beiden  dieselbe  Lesart  bieten,  liegt  eine  gewisse  Wahrschein- 
lichkeit   vor,    daß    diese    aus  der  gemeinsamen  Vorlage  stammt. 

Da  ich  im  Februar  1910  in  Venedig  eine  Nachcollation 
des  N  unternahm,  will  ich,  bevor  ich  weiter  gehe,  hier  folgende 
Nachträge,  Berichtigungen  und  Verdeutlichungen  des  Apparats 
(von  Kleinigkeiten  ist  abgesehen  worden)  hinsetzen,  obgleich  für 
den  Text  nichts  Neues  dabei  herauskommt. 

10(>,S  zekstcav]  zeleüovN  13  E<pccip(b/uE&a  N  199,12  avrovl,  avvijv 
UN  200,13  xöouov]  xöauov  N  32  iteiiov  7tQO<prjvwv  N  201, 16  (nicht  15 
ze  <  N  202,  15  abifjq]  av  zrjq  N  22  Xtttstde  zag  övr.  N  203,  S  zovzi 
20S.  26  in  iviavoiwv  steht  ia>v  auf  Ras.  in  N  (nicht  in  I)  209,  11 
zov  <  N  28  nach  /ur]v<öi>  über  der  Zeile  (T  N  211,  30  nach  vnocr/t'otig 
-f-  niozevo^iev  N  212,  14  ob  otouazi  oder  (lieher)  ouj/naoi  undeutlich  N 
21  S-vtjzwv  HIN  213,  IG  yavwfrfäovQ  IX  214.  2  &a/.dzTt,g  auch  in  N 
216,  3  7iE7Z?MOiut'ra\  in  7t67ZOiTjfj.£vai  das  N  hat.  ist  oirj  auf  Ras.  9  »/of- 
avvQL  N  211),  24  (nicht.  23)  ovnr.rtor  1  ovvt'or  N  220.  32  nach  uovov 
+  ßaoiXiox;  IN  221,  21  tcqwztjq  Vales.,  ngb  ttjq  HSS  31  zcc  über  der 
Zeile  (nicht  <)  N  225,  28  ytvrfösToiv  N  31  oi-JauJ,  N  226,  20  zov 
zovzo  TTottjTov  xal  6r\ixwvoyov  N  227.  14  <T  (nicht  6h)  N  231.  26  ti'&eia 
H,  ei&ia  N  232,  21  (nicht  22)  steht  ei  in  ei  de  oir&ezog  auf  Ras.  in  N 
233,  9  öioXov  N    238,  20  zotig  N    243.  24  rc  (t*),  nicht  r«,  BSS    24(i.  12 


88  1.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

tö  9vrjzöv  tw  öaväro)]  zw  9vt]T(v  d-avdxo)  N  248,  4  tüjv  -f-  vor  clv&qoj- 
Ttojv  N  29  enaQyJaq  xal  <  HN  250,  2  aizidJv]  ahlcov  N  23  de]  ö?)  N 
253,  8  snl  zfjq  xcc&'  olr\q  N  13  avögoxv.  (ze  <)  *«2  aj>£p.  N  254,  21  cty 
r«]  d/Jra  N  256,  23  xaz  lg/v  o  ovo  iv  N  259,  1  &v  naiöa  N  6  ßaaiksv 
(nicht  ßaadEvg)  N. 

In  vielen  Fällen  ist  es  uns  indessen  möglich,  auf  Grund  eines 
äußeren  Zeugnisses  anzugeben,  ob  H  oder  X  die  ursprüngliche 
Lesart  bewahrt  hat,  nämlich  durch  die  Heranziehung  der  Theo- 
phanie,  die  oft  zu  Gunsten  von  H  entscheidet.  Der  Text  der 
Theophanie  ist  auch  sonst  ein  gutes  Hilfsmittel  bei  der  Fest- 
stellung des  Textes  der  Laus.  Nur  sind  dabei  viele  Umstände 
in  Betracht  zu  ziehen. 

Eine  große  Ungelegenheit  liegt  darin,  daß  —  mit  Ausnahme 
von  einigen  Fragmenten l  —  die  Theophanie  nur  in  syrischer 
Übersetzung  bewahrt  ist.  Bei  deren  Benutzung  ist  große 
Umsicht  von  nöten.  Ich  hatte  mich  der  englichen  Über- 
setzung des  Herausgebers  des  syrischen  Originals,  Samuel 
Lees,  aus  dem  Jahre  1843,  bedienen  müssen.  Durch  die  Ar- 
beiten von  Hugo  Gressman  (vgl.  oben  S.  2)  ist  diese  Übersetz- 
ung weit  überholt  worden  und  eine  in  ganz  anderer  Weise 
nutzbare  Grundlage  für  die  Feststellung  des  Textes  der  Laus 
geschaffen  worden.  Mit  Bezug  hierauf  muß  der  Text  der  Laus 
an  einer  Anzahl  von  Stellen  revidiert  werden. 

Methodisch  ist  aber  bei  einem  Vergleiche  des  Textes  der 
Theophanie  mit  dem  der  Laus  Folgendes  zu  beachten. 

Die  Theophanie  ist  das  ursprünglichere  Werk.  Die  Laus 
gibt  davon  einen  stellenweise  stark  überarbeiteten  Auszug. 

Wenn  Th.  Sätze,  Ausdrücke  und  Wörter  enthält,  die  in 
L.  fehlen,  muß  man  darum  keineswegs  schließen,  daß  in  L.  etwas 
ausgefallen  ist.  Es  müssen  sehr  starke  Gründe  vorliegen,  bevor 
man  den  Text  der  Laus  aus  der  Th.  suppliert.  —  Wenn  Th. 
wiederum  eine  kürzere  Fassung  aufweist,  L.  eine  vollere,  darf 
man  nicht  gleich  an  Glossemen  in  L.  denken.  Es  muß  auch  in 
diesem  Falle  beiden  Texten  ihre  Eigenart  bewahrt  werden.  Aber  in 
dem  Falle,  daß  nur  durch  Hinzufügung  eines  Wortes  oder  Aus- 
druckes aus  Th.  der  Text  der  Laus  einen  Sinn  bekommt,  oder 
im  Gegenteil  die  Weglassung  eines  Wortes    oder   einer  Phrase. 


1)  Diese  sind  von  Greßmann  in  Eusebius  Bd.  III  neu  herausgegeben 
worden. 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  s«.  | 

nach  dem  Vorbilde  der  Th.,  den  Text  der  Laus  von  einem 
störenden  Elemente  befreit,  ist  es  berechtigt,  dem  Text  der  Th. 
die  Führung  zu  überlassen. 

Wenn  der  Text  der  Laus  in  anderer  Beziehung  korrupt  ist, 
muß  man  untersuchen,  ob  es  wahrscheinlich  ist,  daß  ihm  dieselbe 
Form  zu  Grunde  liegt,  die  uns  Th.  bietet.  Wo  dies  der  Fall 
zu  sein  scheint,  ist  der  Text  der  Laus  nach  der  Th.  zu  verbessern, 
sofern  dies  richtig  zu  sein  scheint. 

Aber  ist  es  denkbar,  daß  Th.  und  L.  gemeinsame  Textfehler 
enthalten?  A  priori  klingt  dies  nicht  wahrscheinlich. 

L.  ist  ja  eine  neue  verbesserte  Ausgabe  von  Partieen  der 
Th.,  und  der  Verfasser  hat  doch  nicht  Fehler  aus  dem  alten  Text 
in  den  neuen  hinübergeschleppt.  Ganz  ausgeschlossen  ist  dies 
doch  nicht,  und  es  ist  auch  modernen  Verfassern  passiert,  daß 
sie  Druckfehler  und  störende  Sinnfehler  von  einer  alten  Ausgabe 
in  eine  neue  haben  übergehen  lassen.  Bei  der  Art,  in  welcher 
Eusebius  sich  selbst  plagiiert,  und  bei  dem  Ausschreiben  und  der 
Vervielfältigung  der  Bücher  durch  Scribae  muß  man  noch  mehr 
mit  solchen  Möglichkeiten  rechnen. 

Die  Theophanie  weist  in  ihrem  Verhältnisse  zu  dem  älteren 
Werke  der  Dem.  ev.  einen  ganz  deutlichen  Fall  von  Über- 
nahme eines  Fehlers  auf.  Dem.  ev.  hat  Lib.  III  Cap.  7.  12. 
S.  2<>:5.  \)  (Dind.)  pua  jrQoöd?]xr]  ^t^sojg  statt  [iiäg  jrQ00^?jX)] 
JJ^tojc;,  und  derselbe  Fehler  kehrt  Theoph.  wieder.  Dem.  ev. 
Lib.  III  Cap.  7,  26,  S.  206,  2s  (Diud.)  ist  vielleicht  ein  anderer 
Fall.  Qaöiov  Ijiolovvto.  wofür  auch  Syr.  spricht,  ist  entschieden 
falsch.     Ich  vermute  hQaöiovQjovvTo. 

Ich  bezweifle  auch  nicht,  daß  Eist.  EecL  VIII.  hi.  4  (S. 
7<.»o.  r>)  rov  jtavToc,  oyxov  töjv  oco  iiarcov  fehlerhaft  ist,  statt 
GaQxcov  (vgl.  Plat.  Leg.  959C).  Derselbe  Fehler  ist  in  die  Vita 
S.  34,  1.')  verschleppt  worden.  Zur  Stütze  des  GCCQXmv  citiert 
Wendl.  ausserdem  11  Makk.  '.».  (.».  »für  Eusebius  wie  für  andere 
ein  beliebtes  Muster  für  die  Schilderung  des  Endes  der  Gottes- 
feinde«. 33,  5  hat  Vita  mit  KG.  S.  :>»)7.  (>  den  Fehler  x äöav 
rjfiEQov  statt  jräoav  dv7]{iEQov  gemein  (vgL  Einl.  XXXI  u.  21  1.  1  .">  . 

Bei  solchen  Beispielen  ist  es  jedoch  nicht  absolut  nötig  anzu- 
nehmen, daß  ein  Fehler  aus  dem  einen  Werke  in  das  andere  über- 
gegangen ist.  Die  Schreiber  der  landen  Texte  haben  durch  Zufall 
denselben  Leicht  verstandlichen  Fehler  begehen  können,  was  be- 


90  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

sonders   bei    den    oben    zuerst   und  zuletzt  genannten  Beispielen 
eine  völlig  plausible  Erklärung  wäre. 

Weon  in  beiden  Texten  dasselbe  Glossem  vorzukommen 
scheint,  läßt  es  sich  denken,  daß  der  Verf.  es  nicht  nötig  fand, 
ein  nützliches  Glossem  zu  tilgen.  Mechanisches  Abschreiben 
kann  auch  die  Verschuldung  tragen.  Das  Fehlen  eines  Wortes 
oder  eines  Ausdruckes  in  beiden  Texten  kann  auf  Unaufmerk- 
samkeit des  Verfassers  oder  seines  Sekretärs  bei  der  Besorgung 
der  neuen  Ausgabe  beruhen.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  Euse- 
bius,  wenn  er  sich  selbst  plagiierte  und  dabei  stilistische  Ände- 
rungen unternahm,  die  Correcturen  in  einem  Exemplare  des 
älteren  Werkes  einführte  oder  sie  mit  einem  solchen  Exemplare 
in  der  Hand  diktierte,  aber  nicht  den  Text  mit  eigener  Hand 
wieder  abschrieb. 

Diese  und  andere  Erklärungsgründe  lassen  sich  anführen  ; 
aber  derartige  Fälle  möchte  man  doch  am  liebsten  als  seltene 
Ausnahmen  betrachten.  Man  muß  alle  Vorsicht  beobachten, 
bevor  man  gegen  das  übereinstimmende  Zeugnis  beider  Texte 
streicht,  hinzufügt  oder  ändert,  damit  man  nicht  Eusebius  selbst 
ändere.  Es  gibt  aber  in  der  Laus  Stellen,  wo  man  sich  gegen 
die  doppelte  Überlieferung  der  Th.  und  L.  sträuben  muß. 

Ich  gehe  zu  Einzelheiten  über  und  bespreche  dabei  auch 
solche  Stellen,  die  nicht  durch  die  Überlieferung  in  der  Theo- 
phanie  berührt  werden. 

196,  6  ZQTjGflol ,  OVX  £X  tUCiVTSl(XQ  .  .  cpcoTog  6°  (sc.  eg) 
tJiLJtvolaq  ev&tov  jrQOöJtsq)cov?]iU£voi,  wie  in  den  Nachtr.  corri- 
giert  ist.  HSS  sjrwtvolcag.  198,  23  in  o  jtqocdv  avrov  /jovoyevrjg 
Xoyoc  ist  jzqocov  nicht  zu  ändern,  wie  mit  Hinweisung  auf  2*25.  2<> 
schon  in  den  Nachträgen  angedeutet  worden  ist. 

200,  15  Die  Auffassung  Pasqualis  wird  richtig  sein:  ovx, 
der  HSS  soll  nicht  gestrichen  werden,  aber  Z.  17  ist  mit  N 
nach  xatv  ein  d*  einzusetzen.  203,  9  xovx  slösvat  ist  nicht  zu 
streichen.  Pasquali  erklärt  richtig,  daß  rovr  sich  auf  den  Mensch 
bezieht,  von  dem  Z.  8  rovrol  ro  tcoov  gebraucht  wird:  uöevat 
ist  ganz  passend.  »Er  brachte  zu  Stande,  daß  der  Mensch  allein 
unter  den  Tieren  das  Herrschen  und  Beherrschtwerden  ver- 
stand«. 203,  11  6  tcdv  Jtalöcov  .  .  jtar?]Q  wird  mit  Kecht  von 
Pasquali  beanstandet;  er  schreibt  6  tcqv  Jtavrcov  jiaxr\Q. 

205,  3  ttjv  tb  yag  av&Q<njccov  agxrjv  $vr\xov  xal  jtQOöxaiQOV 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  91 

ßiov  (iixQav  xal  oliyoxQoviov  IjiLöraölav  ovöav  OQa  ov  ftaxQcö 
xQuxxova  T7/g  aljro/.cov  rj  jioi^itvmv  rj  ßovxoXcov  agyrjQ,  [lalXov 
de  xal  tQyojötOrsQav  r]  övöxoXcortQav  frQefifjaTcov  fiyüTcu.  Diese 
Lesart  der  HSS  ist  richtig,  wenn  nur  övöxoXmrbQav,  das  durch 
das  vorangehende  tQymöeöTtQav  hervorgerufen  ist,  nach  dem 
Vorschlage  von  Valesius  in  övOxoXooztQOiv  verändert  wird.  »Er 
betrachtet  vielmehr  die  Herrschaft  über  die  Menschen  als  eine 
mühseligere  oder  als  eine  über  schwerere  Zöglinge  auszuübende«. 

208,  13  fängt  der  Satz  mit  av&Qwjzog  an,  welches  Wort 
dann  vor  den  folgenden  mit  q>  beginnenden  Relativsätzen  wieder- 
holt wird,  in  der  Th.  an  der  ersten,  zweiten  und  vierten  Stelle, 
in  der  L.  an  der  zweiten  [und  sechsten  Stelle,  welcher  Abschnitt 
in  Th.  ganz  fehlt].  Was  hier  ursprünglich  ist,  ist  nicht  zu  ent- 
scheiden. Eis  ist  darum  wohl  am  sichersten,  die  beiden  av&gamoq 
in  L.,  obgleich  stilistisch  störend,  stehen  zu  lassen.  208,  18  das 
von  N  bezeugte  {iadtjfiarcjv  wird  auch  durch  Syr.  geschützt. 

209,  26  toQTJj  reXelmv  i$  aQi&iiwv  ovyxHtitvr],  (öexaömv), 
TQiaöcov  [iovaöcov  rs  TQuiXaöiovwv.  Ohne  den  von  mir  ge- 
machten Zusatz  gewinnen  wir  nicht  die  Zahl  »dreißig«.  Die 
folgende  Darstellung  handelt  außerdem  ausführlich  von  eben 
diesen  Zahlen:  1,  3,  10. 

210,  22  {iovaÖ£Q  yovv  avt-t/Qeiöcu  xaxa  ovvfreoiv  rolc,  dexa 
jrsQioQiCovrai'  {irjTtQa  ravr?]v  xal  JD^aloQov  (HI,  Jtt/t-aicoQOP 
N)  T£  xal  (t£  xal  H,  <[  IN)  jcsgiygapi/v  XT?]6ait£rai  ojüjuq 
tv  jtSQLÖQouco  xafjjtrrjQa  Jtegi&tovöiv.  Die  Stelle  wird  damit 
nicht  geheilt,  daß  man  statt  des  unbegreiflichen  jrrj^aiogov  das 
Wort  Jtrjytjv  hinsetzt.  Abgesehen  davon,  daß  es  schwer  ver- 
ständlich ist,  Avie  ein  so  einfaches  Wort  wie  jrt]y//v  in  der  W«  ise 
corrumpiert  werden  könnte,  paßt  jttjyijv  in  den  Zusammenhang 
ebenso  wenig  wie  fir/rtga.  Denn  »10«  kann  unmöglich  als  die 
Mutter  der  Einheiten  bezeichnet  werden;  S.  209,  28  winl  ja 
ausdrücklich  gesagt  (.lovac  ////r//(>  dgithiuor.  Wilamowitz  hat 
ogov,  das  mit  jcegiygacpijv  gut  zusammenpaßt,  vorgeschlagen, 
und  die  Wort«»  itr/rtga  ravTtjv  xa)  Jtfjgat  mit  Recht  als 
corrupt  bezeichnet.  Weiter  sind  wir  nicht  bisher  gekommen. 
Als  unsichere  Verniuf jung  schlage  ich  vor:  u?)t  Irtgav  //  Tttvvrjp 
jtrj^loQov  t£  xal  jrsgiygacp?']».  Das  früher  nicht  belegte  Wort 
Jtrj^loQOq  (eig.  Adjeciiv).  das  etwa  mit  Muvn/.ptahl«  übersetzt 
werden     könnte,     wird    durch     folgende     Analogieen    verteidigt 


92 


I.  A.  Heikel.  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 


(außer  durch  die  Homerischen  gr/^rjvojQ  und  Q^^vooirj),  die  aus 
Stephanus  Thes.  geholt  sind:  'Ptj&ßiog,  QT]t-ixsXevd-og,  Qtjgivoog. 
grjt-io&svrjg,  Q?]§i(pXocog}  Qrj^lcpQcov,  QYj^iyßmv,  auch  Xrj^utvgsTog. 
213,  4  in  Syr.  voegäg  -f-  vor  ovoiag,  aber  das  Attribut 
ist  keineswegs  nötig,  im  Gegenteil  sogar  störend,  da  nur  von 
der  Existenz  der  Seele,  nicht  von  deren  Wesen  die  Rede  ist. 
Es  liegt  also  gar  kein  Grund  vor,  einen  Ausfall  in  L.  anzunehmen, 
statt  eines  absichtlichen  Wegiassens. 

213,  10  wird  die  von  mir  als  wahrscheinlich  bezeichnete 
Athetierung  von  Wil.  [rjöovr]  d-ebg  rj\  durch  das  Vorkommen 
in  Syr.  zurückgewiesen,  trotz  der  sehr  störenden  Wiederholung: 
Z.  10  ftebg  .  .  ?}  tcov  oagxcov  rjöovr}  —  u.  Z.  12  d-ebg  r\  tovtcov 
(sc.  tcov  öcof/azcov)  ijöovrj,  die  man  kaum  Eusebius  zumuten  wollte. 
—  In  Syr.  folgt  nach  r)  TQocpr)  +  »ein  Gott  der  Same,  der  in 
die  Erde  fällt«,  und  dann  folgt:  »ein  Gott  der  Trieb  dieses 
(Samens)«.  Daß  dies  auch  in  L  gestanden  hat,  kann  man  nicht 
behaupten;  aber  der  Ausdruck  {rebg  ?}  TQO(pr),  &sbg  i)  tovtcov 
ßldöTTj,  ist  eigentümlich.  Vielleicht  schrieb  Eusebius  in  der 
Laus:  &sbg  r)  tcov  öjrsQftaTcov  ßXaöT?],  &ebg  r)  tcov  dxgo- 
ögvcov  cpvr\. 

214,  23  ovtco<^  in  Syr.,  aber  25  ovtco  +  Syr.  (Lees  »ever«, 
ovjtco  scheint  also  unrichtig  zu  sein).    215,  25  vgl.  Vita  S.  119,  23. 

217,  7  sv  dvofico  xal  ajtgoöT  a.T7]  ycogm.  Wendland  will  hier 
und  in  der  Vita  103,  9  djtgoöTaTrjTop  lesen.  Wenn  diese  Änder- 
ung notwendig  ist,  hätten  wir  auch  hier  einen  Fall,  wo  ein  Fehler 
aus  dem  älteren  Texte  (dem  der  Laus)  in  den  jüngeren  (den  der 
Vita)  oder  aus  der  gemeinsamen  Vorlage,  der  diese  Episode 
behandelte,  in  beide  Texte  übergegangen  ist.  Vgl.  doch  oben 
S.  75.  Das  unmittelbar  vorausgehende  avoficp  hat  den  Aus- 
druck hervorgerufen:  ein  Platz  ohne  Gesetz  und  ohne  Gebieter. 

218 ,  5  ßcoftolg  xal  .  dyaXfiaöcv  (in  dieser  Ordnung)  Syr. 
(contra  Lee)  tTificov  tol  jiöltqkx  {tol  JiaTQia  Syr.).  219,  18  ftrjö 
aXxrjg  (nicht  aXxfj)  GcofictTcov  Tag  IXniöag  etidjrTSiv,  Index  und 
Nachtr.  220,  25  fila  guir)  (statt  f/ia  guiij)  Wendl.  richtig. 
224,  26  ov  örj  övyyvojfirjg  d^icov  T7]g  diia&iac  ov  ijlovov  aXXa 
xal  JtdvTa  JcejrXavrjfievov  scheint  mir  ohne  Zusatz  ganz  un- 
t adelhaft  zu  sein:  »nicht  nur  diesem  vergibt  er  seine  Unwissen- 
heit, sondern  jedem  Irregehenden«. 

226,  2  ogbcpovg  xai  Toiyovg  xal  Tag  ev  TOVToig  JtoXvygco- 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantiui  etc.  93 

[iovq  xal  JioZvavfrüg  ygacpag  ZQVOOtpoga  rs  dato  dl aar a 
xal  Ud-mv  ylv<pdg  vJitQEXJiZTjTTOVTai,,  »goldtragende  Bilder«, 
so  ganz  passend  die  HS  H;  in  N  dagegen  und  Syr.  yovGoQocpa, 
aber  weder  »Kunstwerke  (Bilder)  mit  goldenem  Dache«  (N), 
noch  »Stickereien  mit  goldenem  Dache«  (Syr.)  ist  hier  denkbar. 
Das  Zusammentreffen  in  dem  Fehler  ist  eigentümlich.  Der  Schrei- 
ber der  Vorlage  des  Syr.  und  der  des  N  haben  sich  beide  ver- 
lesen.   In  H  aber  kommen  Conjecturen  nicht  vor. 

226,  20  Die  Conjectur  fifjöh  ftrjv  oder  (ir]  ht]v  (statt  ^v^fir/v 
HSS)  durch  Syr.  rechtfertigt. 

227,  1  Da  es  im  ganzen  Satze  von  den  Zugehörigkeiten 
des  Weisen  und  Verständigen  (rov  Gocpov  xal  EJiiGTrjfiovoc) 
die  Bede  ist,  macht  sich  hier  rov  (pilooocpov  sehr  störend. 
Das  Wort  ist  indessen  sowohl  durch  Syr.  als  durch  die  HSS 
der  L.  vertreten.  Ob  ein  altes  aus  der  Th.  mitgeschlepptes 
Glossem?  Diese  ganze  Partie  ist  ja  wörtlich  von  der  Th.  ge- 
nommen. 

227,  13  ol  Ie q sioi  loyoi  HSS;  ob  IbqoI,  wie  oft,  oder  früot, 
wie  229,  25?  Die  Corruptel  scheint  mir  mehr  auf  &£loi  zu  deuten. 
Syr.  entscheidet  nicht.  227,  25  eI  ydg  dt]  avra  xair'tavra  rcc  rov  xoG- 
fiov  (lEQrj,  . .  ajtEQ  Ig  aXoyov  ovviOTfjxe  (pvGeoiq . .,  (fj  +  Val.)  sl  (iia 
tolc  JtäöLV  vjtöxsirai  ovola . .,  dfwgcpog  te  xal  areiöeog . .,  jto&ev 
av  eIjtol  rtg  rov  ev  avzij  xoofiop  EPVjidoyEip  avT?j;  Die  Periode 
ist  mit  dem  Zusätze  des  ?]  vor  ei  ganz  in  Ordnung.  Größere 
Änderungen  sind  nicht  von  nöten. 

228,  11  r?jg  <p{raQT7jg  xal  dloyiOTov:  diese  Lesart  der 
HSS  wird  durch  Syr.  verteidigt.  228,  L3  vlq  hp  exäöTijq 
rjfjEQaq  xal  ojgag  rag  tovtojp  ysptotig  xai  mgaq  xarsgya^ETai. 
Das  spätere  wgag  durch  das  frühere  hervorgerufen.  Syr.  Bpricht 
für  TQOJiag  Gressm.  228,  29  vrjxrwp  L-ri-rotjOE  cpvoip.  »Syr. 
scheint  den  Artikel  {tijv)  gelesen  zu  haben«. 

229,  7.  Auch  in  diesem  aus  derTh.  wörtlich  übernommenen 
Abschnitte  scheint  ein  sowohl  dem  Syr.  als  den  HSS  der  Laus  ge- 
meinsamer Fehler  vorzuliegen:  (israQQV&fllCEi  xavrolcoq  tote 
ijep  .ojQalotg  avfreöiv,  tote  öe  oy/jucccx  rrai'Toioig.  tote  ös 
oöimlc  ijdtlaiG,  tote  öh  xagjröjv  ivaXXaxrovCaiq  Öia<poQcUq, 
tote  öe  t(j  ysvoei  jxavTodajtag  axokavoi tq  .ngr/air.  —  G/tjUaOL 
»Gestalten«  ist  ganz  unklar  in  diesem  Zusammenhange;  ygcöuaot 
»Farben«  würde  vorzüglich  passen;  dieser  Begriff  liegt  nicht  in 


94  I-  A.«  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

wgalotg  av&eötv,  das  nur  verschiedene  Arten  von  Blumen  be- 
zeichnet. Es  wird  gesagt,  daß  die  wohl  bewässerte  Erde  den 
Menschen  Folgendes  bietet:  schöne  Blumen,  wechselnde  Farben, 
angenehme  Gerüche,  verschiedene  Früchte  und  dem  Geschmack 
allerlei  Genüsse. 

229,  15  avrbv  rbv  jtavqyefiova  xal  r?]v  ayevvrjrov  xal 
avwrarw  6vvafiiv  xdroj  ßaXXovreg  enl  yrjv  xal  ömiiara,  vXr\ 
re  (p&agrjj  ovfiJtXs^avrsg,  so  nach  den  HSS,  aber  gegen  Syr., 
der  den  Dativ  hat,  Gressmann  (denn  es  gibt  eine  Hyle,  aber  viele 
Körper,  vgl.  227,  4;  229,  23;  241,  26  Gressm.). "  230,  3  &sog 
(nicht  &sov)  Xoyog  auch  Syr.  (contra  Lee). 

230,  8  steht  nach  ßaöcXavg  die  Conjunction  6h  sowohl  in  den 
HSS  als  Syr.  Dieser  Fehler  (es  sind  nämlich  230,  7  o  fthv  .  . 
vovg  und  230,  9  Xoyog  6b  Gegensätze)  scheint  aus  der  Th.  zu 
stammen,  obgleich  ein  zufälliges  Zusammentreffen  in  dem  Fehler 
nicht  ausgeschlossen  ist. 

230,  11  aQQTjrm  Xoym  xal  6vvdfisi  dxarovofidorq)  < 
Theoph.  gr.  und  Syr.;  die  Worte  passen  auch  nicht  gut.  231,  13 
xal  (ist    avrbv  ist  in  Syr.,  also  nicht  verdächtig. 

231,  19   ovrog  [lovoysvrjg  &ebg  Ix  freov  ysyevvrjfievog  Xoyog 

(vielleicht  am  deutlichsten  ohne  Interpunktion)  fasse  ich  so  auf: 
.»dieser  ist  der  eingeborene  Gott  aus  Gott  geborene  Logos«. 
ftsog  Xoyog  ist  ein  Begriff,  wozu  ^ovoysvrjg  Attribut  ist. 
Gressm.:  ovrog  {lovoyevrjg,  &sbg  ix  frsov  ysysvvrjfisvog  Xoyog. 
Da  Syr.  dies  nicht  verstand  und  fiovoy.  &ebg  ihm  anstössig  war, 
ergänzte  er  freov  vlog  (nach  fiovoysvrjg)  Gressm. 

232,  21  nach  der  HS  H:  ovo'  dovv&erog  ytvoiro  xal 
Irtoov  özoito  av  roh  övv&rjöovrog  avrrjv.  Syr.  ovo  (av) 
ovv&erog  .  .  »und  nicht  ist  sie  zusammengesetzt,  so  daß  sie 
eines  anderen  nicht  bedarf,  der  sie  zusammensetzt«.  Es  scheint 
also,  daß  ovo"  in  der  Th.  stand  und  daraus  in  den  Text  der  L. 
herübergenommen  wurde.  Es  ist  doch  fast  gewiss,  dass  ovo 
fehlerhaft  ist,  und  daß  N  es  mit  Hecht  in  ei  6s  övv&srog  cor- 
rigierte. 

£32,  22  ov6^  av  (HSS  und  nach  Gressmann,  contra  Lee, 
auch  Syr.)  jtoXvf/egr]g  ovöa  vjzdgxoi  av  &eia.  Das  av  ist  schwer- 
lich richtig.  Es  liegt  auch  hier  ein  der  Th.  und  L.  gemeinsamer 
Fehler  vor.    Valesius  hat  mit  av  offenbar  das  Richtige  getroffen. 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  95 

233,  8  Das  von  Wil.  supplierte  ö*  fehlt  in  Syr.  233,  10 
Die  Übersetzung  Lees  falsch,  Änderung  nicht  angebracht.  233. 
17  tva  xqtj  -\-  vibv  Hkl  im  Index,  aber  nach  Syr.  (Gressm.)  soll 
lieber  yivvr\y.a  oder  Ixyovov  ergänzt  werden. 

233,  21  Es  ist  bedenklich  Ijcr/eiQovvxog ,  das  nicht  nur 
von  den  HSS  der  L.,  sondern  auch  von  der  Dem.  ev.  geboten 
wird,  in  tJtixscQovvxa  zu  ändern,  da  eine  Attraktion  nach  dem 
vorausgehenden  naivo[ihvov  xqojtov  nahe  liegt  und  nicht  ganz 
unlogisch  ist. 

233,  2S  fivQiojv  tJtiOxrjfiag  nach  der  HS  H  u.  Dem.  ev. 
»Kenntnisse  in  vielen  Dingen«,  ist  viel  besser  als  fivQtag  hüii- 
öxr'/fiag,  das  N  hat.  Eine  Corruption  von  {ivgiaq  in  ftvoloiv  ist 
ganz  unwahrscheinlich.  Dass  Syr.  fivQiac  gelesen  habe,  ist  nicht 
ganz  sicher. 

233,  29  laxoixrjg  Iv  xs  {uafrr]{iaoi  xal  xolg  xaxa  yeioa 
jtQooxTjösxac  »wird  ein  Führer  der  Heilkunde  in  Lehre  und  in 
Werken  der  Hände«  (Theorie  der  Heilkunst  und  Chirurgie),  so 
richtig  Gressmann. 

234,  6  aX£  ovx  HSS,  Syr.  (contra  Lee).  234,  8  Die  Con- 
jectur  [lovov  durch  Syr.  gestützt.  234.  21  evagyi]  xw  jtavxi 
auch  Syr.     235,  8  xpvyalg  HSS,  Syr.  (contra  Lee). 

235,  21  xdi  ovöh  [it%Qi  xovxmv  eöxi/öav.  oiös  xal  so  die 
HS  H,  und  auf  dieselbe  Lesart  deutet  »sie  vielmehr«  Syr.  Diese 
unbehülfliche,  aber  wahrscheinlich  ursprüngliche  Lesart,  die  ich  in 
otds  öh  xal  verbessern  möchte,  ist  von  N  in  alXa  xal  verändert, 
wie  es  sonst  im  Folgenden  heißt,  z.  ß.  235,  25.  236,  4  usw.  Z. 
29  haben  wir  auch  öl:  xal  ovöh  fie%gi  xovtcov  eöXTjöav,  ejtl 
itilZov  d'av$ovx£Q  .  .  .  ol'ös  (auch  in  Syr.  und  darum  nicht  zu 
tilgen)  sd-lmöav. 

23(>.  12  frrjZeicöv  xvjrovg  xal  äggtvcov  dvögcöv  oy/jucrt:. 
—  dvögcöv.  das  sowohl  durch  Syr.  als  durch  die  HSS  der  L  über- 
liefert ist,  ist  durchaus  unmöglich;  also  ein  aus  der  Tb.  oder  aus 
der  gemeinsamen  Vorlage  der  Th,  und  der  L.  hinübergenom- 
menes Glossem. 

23(>.  ls  avxolq  H,  avxoi-  N.  aber  Syr.  avrol.  was  das  er- 
träglichste ist.  23(>,  20  aach  fyeihcvöavzo  +  »und  benutzten 
dann  eben  sie  als  Helfer  wider  den  Irrtum  der  Götter,  die  sie 
gemacht  hatten.  (Syr.)  ist  vielleicht  in  L.  ausgefallen..  230.  25 
— 27  lies:  ol  6h  (Syr..  contra  Lee    u/)r\/r  auf  Grund  d<  s  fikv  inH) 


96  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

.  .  ovx  (Syr.)  nicht  zu  tilgen.    236,  31  nicht  MsZixag&ov,  sondern 
MeXxa&aQov  oder  Milxa&gov  Syr.    237,  2  rbfroi  hat  Syr.    237,  5 

dt)  H,  öh  N,  »also«  (nicht  »but«)  Syr. 

237,  11  Ein  (unbedeutender)  gemeinsamer  Fehler  der  Th. 
und   der   L.    ist    öiöaöxalla    statt    ötöaöxalsla. 

237,  12  die  Conjectur  sjitvorjöavrsg  gestützt  durch  Syr. 
237,  31  die  Conjectur  jtaZöag  (Vales.)  auch  =  Syr.  238,  5  gixpag 
-f-  tavrov    Syr.,   notwendige   Ergänzung.     238,  31    öovuaTrjvoi 

=  Syr. 

239,  10 — 14  mit  Hilfe  des  Syr.  so  zu  lesen  (vgl.  Gressni.): 
rgiaxoolovg  Iregovg.  o  öh  xrjg  Pcofiaixrjg  loroglac  övyyga<pevg, 
Aiovvoiog  xb  ovofia ,  rov  Ata  xal  tov  'AjzolXwva  airrjoai 
avd-Qcojtod-vöiag  ev  lxalia  naget  rmv  xalovftevcov  Aßogtytvmv 
(prjoi.  rovg  alrrjO-ivtag  ouv  xagjtmv  {U£v  äjrdvrojv  rb  laypg 
ajiottvöai  rolg  &eoZg. 

242,  5  ayaXfia  wird  durch  Syr.  verteidigt.  242,  12  rt  < 
Syr.  und  darum  wohl  nicht  zu  supplieren. 

242,  21  jitörevexat  axpv%og  Xvga  rt&aosvetv  rovg  ftrjgag 
xal  örj  xal  ra  ösvöga  xal  (so  Syr.,  xal  <C  HSS  der  L)  rag 
(prjyovg  fisraßd^ASiv  fiovotxfj  sixovra:  »es  wird  geglaubt,  daß 
die  seelenlose  Leier  die  Tiere  bändigt  und  sogar  die  Bäume 
(und)  Eichen  versetzt,  indem  sie  der  Musik  weichen«.  Die 
Verbindung  »Bäume  Eichen«,  oder  »Bäume  und  Eichen«  ist  un- 
möglich. Es  ist  aber  nicht  ra  öevöga  ein  Glossem  (was  ich 
auf  Grund  von  Lees  Übersetzung  annahm),  sondern  wie  dxovra 
zeigt,  und  wie  die  Stilistik  forciert,  ist  öavöga  echt,  rag  (prjyovg 
eine  erklärende  Notiz  dazu.  Auch  hier  haben  wir  also  einen  der 
Th.  und  der  L.  gemeinsamen  Fehler.  —  Syr.  scheint  übrigens 
die  ganze  Stelle  falsch  verstanden  zu  haben. 

242,  32  nach  Gressmann  ist  der  Satz  nicht  mit  jtageZxev, 
sondern  mit  (dem  ungefähr  gleichbedeutenden)  jtageoxsva&v 
zu  ergänzen.  244,  24  habe  ich  ovfiiprjoag  conjiciert,  Gressm. 
schlägt  övvdipag  vor,  Th.  gr.  oweipfjöag,  die  HSS  övfiiprjpiöag, 
welchen  Wortformen  meine  Vermutug  sich  mehr  nähert.  244,  26 
avxog  =  Theoph.  gr.,  avrbv  HSS. 

245,  14  rov  Jtavzog  ögdfiarog  alöyJLöTr\v  Jioir}öaö&at  xr\v 
rov  ßiov  xaxaöTgo(p7]v  L.  und  Syr.,  rov  Jtavxbg  ögaftatog  <  Th. 
gr.   Die  Ausdrücke  rov  jtavzog  ögdfiarog  xaxaöxgo(pr\  und  tov 


IV.  Die  Komposition  der  Laus  Constantini  etc.  «)7 

ßlov  xaraöTQoyr)  sind  beide  ganz  passend,  aber  neben  einander 
können  sie  nicht  stehen,  rov  ßlov  ist  ein  der  Th.  und  der  L. 
gemeinsames  Glossem. 

246,  11  XQr\6inr\v  bei  Migne  (Mai),  XQuöincoq  HSS,  Th.  gr., 
Syr.  246,  12  jtagaölöovg —  fravdzov  fehlt  nicht  in  Th.  gr. 
246,  13  fiaxgov  auch  Th.  gr.  249,  12  k&vwv  =  Syr.,  Ix&qcdv 
HSS.  249,  22  xal  +  auch  Syr.  249,  24  dlrjdäg  HSS,  Syr.,  also 
nicht  zu  ändern. 

250,  4  (rj  'Ponuaiwv  aQX?i)  [itXXovöa  oöov  ovjtco  xal  avrcöv 
dyQi  xmv  dxQwv  rrjg  oixovutvrjg  tg)djtT£6&ai.  axQt  hat  auch 
Syr.  gelesen,  aber  ob  Syr.  auch  ecpdjtTSö&cu  gelesen?  »Es 
sollte  aber  bald  bis  an  die  Enden  der  Erde  reichen«  Gressm. 
axQt  ist  zu  streichen;  man  kann  auch  nicht  deutsch  sagen:  »bis 
an  selbst  die  Enden  berühren«.  Oder  ist  £q)ixkö&at  statt  Icpd- 
jtzeö&cu  zu  schreiben? 

250.  7  to  <  auch  Syr.  251,  23  ötöaöxaXla  H  (N  hat  hier 
Lücke),  Syr.,  es  muß  aber  öiöaöxaXeZa  heißen,  vgl.  oben  zu 
237,  11.  252,  11  Wendl.  fordert  nach  der  Hist.  eccl.  Zeh/Vog 
statt  XeXrjO-ojg). 

254.  21)  ojq  jtagaxcoQSlv  reo  xoXefiovfitvcp  xal  vatra  öovreg 
avrq>  rfl  &e6rtjTc  ovvoaoXoyelv  ovyxcoQsiv  re  xal  tjurgejistv 
ravavTia  rolg  jiqIp  reroXiirjUtvoiq.  Das  Richtige  scheint  avzov 
rfi  &£ot?]ti  zu  sein. 

255.  3  rmv  sjtojvvfiiojv  HSS,  r?jg  exoJvt\ulag  Vales.,  und 
so  wahrsch.  Syr.  255.  7  nach  Syr.  (Gressm.)  ist  zu  schreiben: 
xal  aveveoDöaro  avxa,  ro  öi]  rov  Xoyov  fitytorov  fravfia.  255. 
1^  d*  <i  Hkl.  »o0'  hat  Syr.  zweifellos  gelesen;  doch  muß  es 
Falsch  sein«  Gressm.  255.  T8  Wil.,  so  auch  Syr.  256.  24 
Ig  aXslag  ntxayayüv  (-f-  dg  Gressm.  nach  Syr.)  x?]r  doy/jr. 
256,  21)  xo  öl  richtig  nach  Syr.  258,  5  ivQ-Qmxoq  HSS.  falsch, 
a&Qowg  oder  dttooav  Gressm.  nach  Syr. 

258,  27  —  259.  2  in  nahem  Anschluß  an  Syr.  and  die 
HSS  ist  die  Stelle  vielleicht  so  zu  lesen:  tovto  St'ror  aX?]fra)g 
xal  jtaoaöo^ov  xal  tv  tuovov  xbv  ßlov  (Syr..  ßQoxov  HSS)  dv- 
})qwjiojv  tvtjvoysvai  [xal,  -f-  HSS,  Syr.]  T<>r  [Syr.  to  X.  tov 
H)  /.tovov  Ig  alwvoq  dX/jOd)^  xatöa  fteov  roig  (+  Syr.  txi 
yijg  aj<pfrai.  In  den  HSS  die  Wortfolge:  alrftäfq  xatöa  Jteot; 
uovov  Ig  aiwvoq. 

Texte  und  Untersuchungen  etc.  B6,4.  7 


98  1-  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Sclariften  etc. 

V  Die  Capitelindices. 

Der  Wortvorrat  der  Indices  weicht  so  erheblich  von  dem 
in  den  Schriften  des  Eusebius  Gebräuchlichen  ab,  daß  es  einem 
mit  der  Sprache  des  Eusebius  Vertrauten  gleich  auffallen    muß. 

Schwierig  ist  es  dagegen,  mit  voller  Evidenz  zu  beweisen, 
daß  die  Indices  von  Eusebius  nicht  herrühren  können,  da  die 
meisten  der  bei  Eusebius  nicht  vorkommenden  Wörter  bei  un- 
gefähr gleichzeitigen  christlichen  Schriftstellern,  wenigstens  ver- 
einzelt,  angetroffen  werden. 

Wenn  aber  eine  Anzahl  der  in  den  Indices  stehenden  Wörter 
sonst  erst  aus  byzantinischer  Zeit  belegt  sind,  oder  wenn  sie 
gewöhnliche  Begriffe  ausdrücken,  für  welche  Eusebius  andere 
Wörter  verwendet,  liegt  doch  eine  große  Wahrscheinlichkeit 
vor,  daß  die  Indices  nicht  von  dem  Verfasser  des  Textes 
stammen. 

Ich  habe  bei  der  unten  stehenden  Zusammenstellung  fol- 
gende Lexica  benutzt:  Liddell  and  Scott,  Sophocles,  Stephanus- 
Dindorf,  du  Cange,  weiter  die  Wortregister  in  den  Berliner 
Ausgaben  von  Eusebii  Hist.  eccl.,  Theoph.,  c.  Marc,  et  Eccles. 
theol.,  Vita  Const.  etc.  und  meinen  Zettelindex  zu  Dem.  ev. 

aJtodvofiai  4,  11  »die  Regierung  niederlegen«.  In  dieser 
Bedeutung  finde  ich  für  das  Wort  nur  das  Citat  Theoph.  29 
Aixiviavhc,  .  .  djtedv&?]  vjio  KcovöTavTtvov:  also  c.  800  n.  Chr. 

djioöTQazsvofiac  6,  3  »den  Militärdienst  verlassen«.  Aus 
älterer  Zeit  wird  nur  App.  Civ.  5,  26  citiert.  Andere  Bildungen 
aus  dem  Stamme  djioöTQCtT  sind  byzantinisch  und  neugriechisch. 

y-Qacpixoq  151,  24  »der  heil.  Schrift  (gehörig)«.  In  dieser 
Bedeutung  kommt  das  Wort  vereinzelt  bei  den  Kirchenvätern 
vor,  aber  dem  Eusebius  ist  das  Wort  fremd. 

dcofiaTovQyla  74,  1:  wird  in  keinem  Lexicon  citiert;  es  ist 
wahrscheinlich  ein  junges  Wort. 

exyQaOLQ  5,  4;  73,  31;  73,  32;  74,  1;  74,  3;  74,  5;  74,  6 
»Beschreibung«:  ein,  wie  man  sieht,  dem  Verf.  der  Indices  ganz 
geläufiges  Wort,  aber  in  dieser  Bedeutung  Eusebius  fremd.  In 
der  kritisch  unsicheren  Stelle  136,  24  scheint  es  »Auseinander- 
setzung« zu  bedeuten. 


V.  Die  Capitelindices.  99 

Evötßiog:  daß  Eusebius  im  Index  mit  Namen  genannt  wird, 
während  er  im  Texte  selbst  in  Überschriften  in  erster  Person 
von  sich  spricht  (109,  3;  130,  28;  Hist.  eccl.  VII  I),  ist  be- 
fremdend, und  116,  16  Evosßlov  rov  xavxa  ovyyociipavTog 
palst  eigentlich  nur  in  dem  Munde  eines  anderen.  (Die  Anfangs- 
worte des  Herodotischen  Geschichtswerkes  sind  eine  Titelangabe 
und  hiermit  nicht  zu  vergleichen). 

Noch  auffallender  ist  der  Ausdruck  3,  17  otl  (lovaq  rag 
KcovoravTivov  vvv  Iötoqtjos  dscxpiZelg  Jtga^sig:  Subjekt  ist 
Eusebius  (Evotßiog),  das  V  in  der  am  Rande  des  Textes  stehenden 
Inhaltsangabe  hat.  Tempus  Praeteritum  hätte  Eusebius  selbst 
nicht  verwenden  können. 

xoyx7]  73,  27  ist  bei  den  Byzantinern  (seit  dem  6:ten  Jahrb.  i 
ein  gewöhnliches  Wort  für  das,  was  Eus.  92.  27  xafiana  »Decke 
der  Kirche«  nennt. 

laßaoov  5,  4:  txcpoaöcg  ozavQeiöovg  orj/ieiov,  ojisq  vvv 
ol  'Pcoftcüoc  Xaßaoov  xakovöiv.  So  konnte  sich  Eusebius  un- 
möglich ausdrücken,  sondern  ein  Kommentator  (der  Verfasser 
der  Indices)  sagt,  daß  das  von  Eus.  beschriebene  Feldzeichen 
jetzt  ( zur  Zeit  des  Kommentators)  von  den  Römern  (=  lateinischen 
Verfassern)  labarum  genannt  wird.  Den  Griechen  ist  das  Wort 
fast  gänzlich  fremd. 

(lEöavZtog  74,  6  »Hofraum«.  Diese  Form  scheint  nur  bei 
Lexikographen     vorzukommen.      Soph.    Lex.    citicrt    doch    Philo 

II  :\2l.  33. 

ouo/j>ytoj  114,  15  o.  slg:  sonst  nicht  belegte  Construction, 
ist  dem  Eusebius  nicht  zuzutrauen. 

jiQOXOJtr)    114,  1  xQoxojtalq   alcouaxcov  »Avancement«;  in 

dieser  Bedeutung  wohl  sonst  nicht   bekannt. 

ox/jvcofta  117,  2o  »Leiche«;  in  dieser  Bedeutung  nur  aus 
Byzantinern  belegt.     Eusebius  sagt  ox/jvog. 

avvagiq  75,  L8;  1  U>.  l(i:  117.  2.*>  »Zusammenkunft«,  ein  bei 
christlichen  Schriftstellern  nicht  ungewöhnliches  Wort,  doch  dem 
Wörtvorrate  des  Eusebius  nicht  angehörig. 

(ptXoXQlGTOq    1,   10    Eusebius   fremd:   er  hat   (pijLo&Eoq. 

ajore:  eine  solche  Verwendung  von  cSare,  wie  die  38,  I  I 
u.   111.  21   vorkommende,  kenne  ieh  aus  Eus.  nicht. 

Im  Cod.  V  Fol.  ;>  zu  unterst  steht  folgende  auf  den  Anfang 

7* 


100  I.  A.  Heikel,  Krit.  Beitr.  z.  d.  Constantin-Schriften  etc. 

von  I,  3  sich  beziehende  Bemerkung,  die  ganz  in  derselben 
Weise  geschrieben  ist  wie  die  Capitelindices:  6[i  ort  6  avrog 
vovg  rrjg  XQTjöewq  jcaga  jtavrwv  rmv  jiqcov  Sih/jtraL.  was  un- 
möglich von  Eusebius  herrühren  kann,  aber  gut  für  den  Ver- 
fasser der  Indices  paßt,  der  der  kirchlichen  Literatur  nicht 
unkundig  war,  was  er  dadurch  beweist,  daß  er  in  Fällen,  wo 
Eusebius  aus  rhetorischen  Rücksichten  es  angemessen  findet, 
die  Namen  der  Personen,  von  denen  er  spricht,  unerwähnt  zu 
lassen,  diese  Namen  anzugeben  weiß. 


(Fortsetzung  von  der  zweiten  Umschlagseite.) 

EuseblUS.     Die  Kirchengeschichte.    Drei  Teile  (vollständig).        M.  45 — 

—  Das  Onomastikon  der  biblischen  Ortsnamen,  mit  der  lateinischen 
Übersetzung  des  Hieronymus.  Hrsg.  von  E.  Klostermann.  Mit  Ein- 
leitung, doppeltem  Register  und  einer  Karte  von  Palästina.  (153/8  Bogen) 
1904.  [Eusebius  Werke  Bd.  III,  i]    M.    8  — 

—  Die  Theophanje.  Die  griechischen  Bruchstücke  und  Übersetzung 
der  syrischen  Überlieferung.  Hrsg.  v.  H.  Gressmann.  Mit  Einleitg. 
u.  vierf.  Reg.   (155/8  Bg).    1904.  [Eusebius  Werke  Bd.  III,  2]  M.    9.50 

—  Gegen  Marcell.  Über  die  kirchliche  Theologie.  Die  Fragmente  Marcells. 
Hrsg.  von  Erich  Klostermann.  Mit  Einleitung  und  dreifachem 
Register.     (18  Bogen.)    1906.        [Eusebius  Werke  Bd.  IV]     M.    9  — 

Hegemonius.  Acta  Archelai.  Herausgegeben  von  Charles  Henry  Beeson. 
Mit  Einleitung  und  vierfachem  Register.  (ll7/8  Bogen).  1906.    M.  6 — 

Buch  HenOCh.  Herausgeg.  von  Joh.  Flemming  und  L.  Radermacher. 
Mit  Einleitung  und  vierfachem  Register.  (11 1/4  Bogen).  1901.     *M.  5.50 

Hippolyt.  Kommentar  zum  Buche  Daniel  und  die  Fragmente  d.  Kom- 
mentars zum  Hohenliede.  Herausg.  v.  G.  N.  Bonwetsch.  —  Kleine 
exegetische  und  homiletische  Schriften.  Herausgeg.  von  H.  Achelis. 
(253/4  u.  20  Bogen).    1897.  [Hippolytus  Werke  Bd.  I]    M.  18  — 

Koptisch  -gnOSÜSChe  Schriften.  Die  Pistis  Sophia.  Die  beiden  Bücher 
des  Jeü.  Unbekanntes  altgnostisches  Werk.  Herausgegeben  von 
Carl  Schmidt.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register.  (27 i/2 
Bogen).     1905.  [Koptisch-gnostische    Schriften  Bd.  IJ     M.  13.50 

Oracula  Sibyllina.  Bearbeitet  von  Joh.  Geffcken.  Mit  Einleitung  und 
doppeltem  Register.    (I8V2  Bogen).     1902.  M.  9.50 

Origeties.  Schrift  vom  Martyrium  (exhortatio).  —  Die  acht  Bücher  gegen 
Celsus.  —  Die  Schrift  vom  Gebet  (de  oratione).  Herausg.  von 
P.  Koetschau.  Mit  Einleitung  und  dreifachem  Register.  (292/s  und 
345/s  Bogen).  1899.  [Origenes  Werke  Bd.  I/II]  M.  28  — 

—  Jeremiahomilien.  —  Klageliederkommentar.  —  Erklärung  der  Samuel- 
und  Königsbücher.  Hrsg.  v.  E.  Klostermann.  Mit  Einleitg.  u. 
dreif.  Reg.   (25V4  Bogen).    1901.    [Origenes  Werke  Bd.  III]     M.  12.50 

—  Der  Johanneskommentar.  Hrsg.  v.  E.  Preuschen.  Mit  Einleitg. 
u.  vierf.  Reg.  (48 y2  Bogen).  1903.  [Origenes  Werke  Bd.  IV]     M.  24.50 

Gebunden  in  geschmackvolle  Halbfranxbänds  je  M.  2.50  mehr. 
*Voiläufig  nur  in  Interimskartonage  zu  50  Pf.;  Eusebius  III  1/2  in  1  Band  geb. 

Im  Druck  befinden  sich: 

Philostorgius'  Kirchengeschichte  bearbeitet  von  J.  Bidez  in  Gent. 
Die  Chronik  des  Eusebius  in  armenischer  Übersetzung.     Von 
J.  Karst  in  Strassbttrg  i.  Eis. 

In   Vorbereitung  sind: 

Die  Chronik  des  Hieronymus  bearbeitet   von  R.  Helm  in  Rostock. 
Origenes'  liegt  ag/üv  bearbeitet  von  P.   Koi  r-ni\r   in  Weimar. 

Leipzig.  2»  £•  Ifymvidb&fcfyt  Q£ud5#<mbfung. 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER 

ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

ARCHIV  FÜR  DIE  VON  DER  KIRCHENVÄTER-COMMISSION 

DER  KGL.  PREÜSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN  UNTERNOMMENE 

AUSGABE  DER  ÄLTEREN  CHRISTLICHEN  SCHRIFTSTELLER 

HERAUSGEGEBEN  VON 

ADOLF  HAMACK  und  CAEL  SCHMIDT 

DRITTE  REIHE,  SECHSTER  BAND,  HEFT  4 

DER  GANZEN  REIHE  XXXVI,  4 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'sche  BUCHHANDLUNG 

1911 


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I  ORONTO  -  5,  CANADA 

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